Der Wohlstand der Nationen und Sigismund Bacstrom: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Joachim Stiller
(Die Seite wurde neu angelegt: „miniatur|Titelseite von Adam Smith' Hauptwerk (1776) '''Der Wohlstand der Nationen''' (vollständiger engl. Titel: ''A…“)
 
imported>Joachim Stiller
 
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Wealth of Nations title RZ.jpg|miniatur|Titelseite von Adam Smith' Hauptwerk (1776)]]
[[Datei:Sigismund Bacstrom signature.jpg|miniatur|Unterschrift Bacstroms]]
'''Der Wohlstand der Nationen''' (vollständiger engl. Titel: ''An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations'') ist das am 9. März 1776 erschienene Hauptwerk des schottischen [[Ökonom]]en [[Adam Smith]]. Es entstand als Kontrapunkt zum bis dahin wirtschaftspolitisch vorherrschenden [[Merkantilismus]] wie er von den damaligen europäischen Großmächten praktiziert wurde. Smiths Werk gilt als das grundlegende Werk der [[Wirtschaftswissenschaft]], welche sich erst in der Folgezeit als eigenständige Wissenschaftsdisziplin etablierte, und markiert sowohl den Beginn der [[Klassische Nationalökonomie|klassischen Nationalökonomie]] als auch parallel des [[Wikipedia:Wirtschaftsliberlaismus|Wirtschaftsliberalismus]].


Smith entwickelt in seinem Werk keine eigene geschlossene Theorie. ''Der Wohlstand der Nationen'' ist zum Großteil als Zusammenfassung der wirtschaftstheoretischen Erkenntnisse zahlreicher liberaler Vordenker zu verstehen. Es erfuhr ein großes Echo durch nachfolgende Ökonomen wie [[David Ricardo]], [[Thomas Robert Malthus]] und [[Karl Marx]]. Heute ist das Werk vorrangig durch die Metapher der [[Unsichtbare Hand|unsichtbaren Hand]] (und dem damit behaupteten Prinzip) bekannt, obwohl diese tatsächlich nur nebenbei von Smith erwähnt wurde.
'''Sigismund Bacstrom''' (geboren um 1750; gestorben 1805) war ein weitgereister [[Wikipedia:Schiffsarzt|Schiffsarzt]], Zeichner, sowie Autor und Übersetzer [[Alchemie|alchemistischer]] und [[Rosenkreuzer|rosenkreuzerischer]] Schriften. Seine Zeichnungen von Orten und Menschen, denen er auf seinen Reisen begegnete, zeigen eher den mit Präzision arbeitenden Chirurgen und den Wissenschaftler mit Sinn für das Detail als den ausgebildeten Künstler.<ref>Douglas Cole: ''Sigismund Bacstrom's Northwest Coast Drawings and an Account of his Curious Career''. In: ''BC Studies Journal'' Nr. 46, Sommer 1980, S. 61.</ref> Für die Entwicklung des [[Okkultismus]] in England ist er von Bedeutung durch die sogenannte '''Bacstrom-Society''', eine rosenkreuzerische Gruppe, deren Existenz nicht ganz gesichert ist, die aber als Vorläufer der ''[[Societas Rosicruciana in Anglia]]'' und damit weiterer moderner hermetischer und rosenkreuzerischer Bewegungen gilt.<ref name="Lamprecht">Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer.'' Göttingen 2004, S. 60{{f}}</ref>
Zudem wird das Zitat meist aus dem eigentlichen Kontext gerissen. Smith bezog sich mit seinem Begriff der "invisible hand" lediglich auf die Unterstützung der heimischen Industrie ("the support of domestic industry") im Gegensatz zum Import von Gütern. Er sagt in diesem Zusammenhang, dass der Unternehmer im Zuge der Unterstützung der heimischen Industrie durch die Maximierung des Gesamteinkommens, basierend auf seiner unternehmerischen Tätigkeit, nur nach seinem eigenen Profit strebe und nicht nach der Förderung des Gemeinwohls, welche lediglich ein Nebeneffekt seiner Gewinnmaximierung sei.<ref>Smith, Adam (1776), An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations - Book IV, Chapter II, Of Restraints upon the Importation from Foreign Countries of such Goods as can be Produced at Home, IV.2.9; "But the annual revenue of every society is always precisely equal to the exchangeable value of the whole annual produce of its industry, or rather is precisely the same thing with that exchangeable value. As every individual, therefore, endeavours as much as he can both to employ his capital in the support of domestic industry, and so to direct that industry that its produce may be of the greatest value; every individual necessarily labours to render the annual revenue of the society as great as he can. He generally, indeed, neither intends to promote the public interest, nor knows how much he is promoting it. By preferring the support of domestic to that of foreign industry, he intends only his own security; and by directing that industry in such a manner as its produce may be of the greatest value, he intends only his own gain, and he is in this, as in many other cases, led by an invisible hand to promote an end which was no part of his intention. Nor is it always the worse for the society that it was no part of it. By pursuing his own interest he frequently promotes that of the society more effectually than when he really intends to promote it. I have never known much good done by those who affected to trade for the public good. It is an affectation, indeed, not very common among merchants, and very few words need be employed in dissuading them from it."</ref> Heute verwendet man diese Wendung in der [[Neoklassische Theorie|neoklassischen Sichtweise]] jedoch für jedwede Art der Rechtfertigung einer Deregulierung der Märkte, um den Unternehmen möglichst viele Freiheiten zu gewähren.


== Inhalt ==
== Erste Reisen ==
Der Wohlstand der Nationen ist in fünf Bücher unterteilt:
# Von den Ursachen für die Steigerung der produktiven Kräfte der [[Arbeit (Philosophie)|Arbeit]] und von der Regel, nach der ihr Produkt unter die verschiedenen Klassen des Volkes natürlicherweise verteilt wird
# Natur, Ansammlung und Einsatz des Kapitals
# Die unterschiedliche Zunahme des Wohlstandes in einzelnen Ländern
# Systeme der [[Politische Ökonomie|Politischen Ökonomie]]
# Die Finanzen des Landesherrn oder des Staates


Das Werk behandelt z.&nbsp;B. die grundlegenden Wirkungsmechanismen der verschiedenen [[Markt|Märkte]], der [[Geld]]wirtschaft, der [[Produktionsfaktor]]en und des [[Außenhandel]]s.
Über Bacstroms frühe Jahre ist nur wenig bekannt. Der Name ist vermutlich schwedisch, er soll aber in Deutschland geboren sein. Er behauptete, an der [[Wikipedia:Universität Straßburg|Universität Straßburg]] als Arzt, Chirurg und Chemiker ausgebildet worden zu sein. Von 1763 bis 1770 diente er als Schiffsarzt in der niederländischen Marine und lebte anschließend in England.


In diesem Werk geht Smith speziell auf [[Arbeitsteilung]] in entstehenden Manufakturen ein und begründet seine Theorien am Beispiel der Stecknadelproduktion in Südengland.<ref>Smith, Adam (1776), An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations, Band 1, Nachdruck von 1981, Indianapolis, Indiana, USA, S. 14f., ISBN 0-86597-006-8</ref>
Von 1772 bis 1775 war er Sekretär des Naturforschers [[Wikipedia:Joseph Banks|Joseph Banks]], den er auf einer Forschungsreise nach [[Wikipedia:Island|Island]] begleitete. Anschließend arbeitete er bis 1779 für den mit Banks befreundeten britischen Seeoffizier [[Wikipedia:William Kent (Kapitän)|William Kent]] (1751–1812). In den folgenden 10 Jahren machte er als Schiffsarzt  mindestens sechs Reisen, darunter zwei Fahrten auf [[Wikipedia:Walfänger|Walfänger]]n nach [[Wikipedia:Spitzbergen (Inselgruppe)|Spitzbergen]], sowie auf Handelsschiffen nach [[Wikipedia:Guinea|Guinea]] und [[Wikipedia:Jamaika|Jamaika]]. Über seine zweite Reise nach Spitzbergen 1780 verfasste Bacstrom einen Bericht, der 1799 im ''[[Wikipedia:Philosophical Magazine|Philosophical Magazine]]'' abgedruckt wurde.<ref>''Account of a voyage to Spitsbergen in the year 1780.'' In: ''The Philosophical magazine.'' Series 1, Bd. 4 Nr. 14 (1799), S. 139–152, {{DOI|10.1080/14786449908677046}}.</ref>
In Bezug auf dieses Beispiel wird Smith meistens lediglich zur Begründung der Vorteilhaftigkeit dieser Form der Arbeitsteilung zitiert. Hingegen wird selten darauf hingewiesen, dass Smith in seinem Buch ebenso vor den dramatischen Konsequenzen dieser Effektivierung der Arbeitsprozesse, nämlich einer Verdummung der Arbeiter durch die ständige Wiederholung der immer selben Handgriffe, warnt.<ref>Smith, Adam (1776), An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations -  Chapter I: On the Expenses of the Sovereign or Commonwealth, Part III: On the Expense of Public Works and Public Institutions, Article II: On the Expense of the Institutions for the Education of Youth ; 
"The man whose whole life is spent in performing a few simple operations, of which the effects are perhaps always the same, or very nearly the same, has no occasion to exert his understanding or to exercise his invention in finding out expedients for removing difficulties which never occur. He naturally loses, therefore, the habit of such exertion, and generally becomes as stupid and ignorant as it is possible for a human creature to become. The torpor of his mind renders him not only incapable of relishing or bearing a part in any rational conversation, but of conceiving any generous, noble, or tender sentiment, and consequently of forming any just judgement concerning many even of the ordinary duties of private life... But in every improved and civilized society this is the state into which the labouring poor, that is, the great body of the people, must necessarily fall, unless government takes some pains to prevent it."</ref>


== Übersetzungen, kommentierte Ausgaben ==
Ende der 1780er Jahre fand Bacstrom einen namentlich nicht bekannten Förderer, der ihm ein aufwendiges Laboratorium in [[Wikipedia:Marylebone|Marylebone]] für die Durchführung [[Naturphilosophie|naturphilosophischer]] Experimente einrichtete. Nach dem Tod seines Mäzens 1789 war Bacstrom erneut ohne Einkommen. Schließlich erhielt er das Angebot, bei einer von einer Gruppe Londoner Kaufleute finanzierten Handelsreise um die Welt als Schiffsarzt und Drogenkundiger teilzunehmen. Ziel der Reise war es, ''Cortex peruvianus'' ([[Wikipedia:Chinarinde|Chinarinde]]) und andere wertvolle Naturprodukte zu gewinnen. Außerdem sollte Bacstrom  für Banks auf der Reise, die über [[Wikipedia:Kap Hoorn|Kap Hoorn]], [[Wikipedia:Nootka Sound|Nootka Sound]], [[Wikipedia:Qing-Dynastie|China]] und [[Wikipedia:Südostasien|Südostasien]] führen sollte, naturkundliche Proben und Präparate  sammeln.<ref>Douglas Cole: ''Sigismund Bacstrom's Northwest Coast Drawings and an Account of his Curious Career''. In: ''BC Studies Journal'' Nr. 46, Sommer 1980, S. 62{{ff}}</ref>
Erstmals in die deutsche Sprache übertragen wurde das Werk 1776 und 1778 in zwei Bänden von Johann Friedrich Schiller, einem Cousin des Dichters Friedrich Schiller. Später brachte der Göttinger Historiker und Ökonom [[Georg Friedrich Sartorius]] (1765–1828) eine gedrängte Darstellung von Smiths Lehren unter dem Titel „Handbuch der Staatswirthschaft“ (Berlin: Unger, 1796) heraus, wodurch er sich um die Verbreitung des Werkes verdient machte. Später erschienen weitere Übersetzungen, u.a. von [[Christian Garve]] (1742–1798) und [[Max Stirner]] (1806–1856). Eine moderne Fassung ist die 2009 erschienene Übersetzung von Franz Stöpel. <ref>ISBN 978-3-86150-955-4 </ref> Eine Übersicht über die deutschen Übersetzungen gibt [[Harald Hagemann]].<ref>[http://eet.pixel-online.org/files/research_papers/GE/German%20editions%20of%20Smith's%20Wealth%20of%20Nations.pdf PDF]</ref>


== Siehe auch ==
== Pazifikreise ==
 
[[Datei:Sealing camp, Cape Horn, Jackal and Prince Lee Boo.jpg|miniatur|Jagdlager auf der ''Isla de los Estados'' mit ''Jackal'' und ''Prince Lee Boo'']]
 
Für die Reise wurden drei Schiffe bereitgestellt, nämlich die ''Butterworth'', eine ehemals französische [[Wikipedia:Fregatte|Fregatte]] mit 392 t, eine große [[Wikipedia:Schaluppe|Schaluppe]] ''Jackal'' (manchmal auch ''Jackall'' oder ''Jack Hall'') und eine kleinere Schaluppe namens ''Prince Lee Boo'', alle unter dem Kommando von Kapitän William Brown. Ende 1791 segelten die Schiffe von England ab und landeten im März 1792 auf der [[Wikipedia:Isla de los Estados|Isla de los Estados]] vor [[Wikipedia:Kap Hoorn|Kap Hoorn]], wo man Seehunde jagte und deren Speck auskochte.
 
Im Juni segelte man über den Pazifik zu den [[Wikipedia:Marquesas|Marquesas]] und erreichte im Juli [[Wikipedia:Vancouver Island|Vancouver Island]] und den dortigen Handelsstützpunkt bei [[Wikipedia:Nootka Sound|Nootka Sound]] vor der Westküste Nordamerikas.
 
Am 15. Oktober verließ Bacstrom dort die ''Butterworth'', nachdem er nach seinen Angaben von Kapitän und Offizieren schlecht behandelt worden war.<ref>„on account of the ill and mean usage I received from Capt. W. Brown and his Officers.“ Zitiert in: Douglas Cole: ''Sigismund Bacstrom's Northwest Coast Drawings and an Account of his Curious Career''. In: ''BC Studies Journal'' Nr. 46, Sommer 1980, S. 66.</ref>
Nachdem er kurze Zeit Gast der spanischen Garnison in Nootka gewesen war, konnte er auf der ''Three Brothers'', einer [[Wikipedia:Brigg|Brigg]] aus Newcastle, seine Reise fortsetzen. Zusammen mit dem [[Wikipedia:Schoner|Schoner]] ''Prince William Henry'' segelte man weiter nach [[Wikipedia:Haida Gwaii|Haida Gwaii]] und zur Südküste Alaskas in der Nähe des heutigen [[Wikipedia:Sitka|Sitka]]. Auf dieser Reise entstanden zahlreiche Zeichnungen Bacstroms.
 
[[Datei:The wife and child of Hatzia a chief in Port Rose South End of Queen Charlotte's Island circa 1793.JPG|miniatur|Frau und Kind eines Häuptlings auf Haida Gwaii, ca. 1793.]]
[[Datei:Cunnyha an Indian Chief on the North-Side of Queen Charlotte's Island, N.W. Coast of America,.JPG|miniatur|Haida-Häuptling mit Otterpelz und Seemannshosen]]
 
Nachdem er nach Nootka Sound zurückgekehrt war, setzte Bacstrom als Schiffsarzt auf der unter amerikanischer Flagge segelnden Brigg ''Amelia'' die Reise mit dem Ziel China fort. Vor [[Wikipedia:Macau|Macau]] wurde das Schiff jedoch von dem britischen [[Wikipedia:Kreuzer (Schiffstyp)|Kreuzer]] ''HMS Lion'' aufgebracht, und es wurde anhand der Schiffspapiere festgestellt, dass die ''Amelia'' eigentlich ein französisches Schiff war. Dementsprechend wurde sie als Kriegsbeute eingezogen und Bacstrom fand sich im südchinesischen [[Wikipedia:Guangdong|Guangdong]] gestrandet.
 
Schließlich fand er erneut einen Posten als Schiffsarzt, diesmal an Bord der ''Warren Hastings'', einem unter [[Wikipedia:Republik Genua|genuesischer]] Flagge segelndem ehemaligen [[Wikipedia:Ostindienfahrer|Ostindienfahrer]] von 600 t mit britischem Kapitän und einer aus 13 Nationen zusammengewürfelten Crew, die um das [[Wikipedia:Kap der Guten Hoffnung|Kap der Guten Hoffnung]] nach [[Wikipedia:Ostende|Ostende]] fahren sollte. Doch unter Führung des französischen [[Wikipedia:Nautischer Offizier|Ersten Offiziers]] meuterten die Franzosen, Spanier, Portugiesen und Italiener in der Mannschaft und brachten das Schiff in ihre Gewalt. Bacstrom wurde zusammen mit anderen unter Deck eingeschlossen. Dann segelte das Schiff nach [[Wikipedia:Mauritius|Mauritius]], wo es zusammen mit der Ladung als französische Kriegsbeute eingezogen wurde.
 
Nach 6 Monaten Aufenthalt auf Mauritius gelang es Bacstrom, eine Passage auf einem nach [[Wikipedia:New York City|New York]] bestimmten amerikanischen Schiff zu kaufen, aber dieses wurde erneut von einem britischen Kriegsschiff auf den [[Wikipedia:Virgin Islands|Virgin Islands]] aufgebracht und Schiff und Ladung wurden eingezogen. Mit Hilfe des britischen Gouverneurs  George Leonhard erreichte Bacstrom schließlich am 23. Juli 1795 London, 4 Jahre und 8 Monate nachdem er von dort aufgebrochen war.<ref>Douglas Cole: ''Sigismund Bacstrom's Northwest Coast Drawings and an Account of his Curious Career''. In: ''BC Studies Journal'' Nr. 46, Sommer 1980, S. 67</ref>
 
== Alchemie und Rosenkreuz ==
 
Während seines Aufenthalts in Mauritius soll Bacstrom am 12. September 1794 von einem ''Comte Louis de Chazal'' in eine Bruderschaft von [[Rosenkreuzer]]n aufgenommen worden sein. Ein entsprechendes Dokument ist in einer Abschrift Frederick Hockleys (1809–1885) erhalten. Es enthält ein nach 14 Punkten gegliedertes Versprechen an die Bruderschaft und ist von Bacstrom und ''Du Chazel, F.R.C.''<ref>Die Schreibweise schwankt.</ref> unterzeichnet.<ref>[http://nrs.harvard.edu/urn-3:DIV.LIB:div00677 Copy of the Admission of Sigismund Bacstrom into the Fraternity of Rosicrucians by the Comte de Chazal, transcribed by Frederick Hockley, 1839], Andover-Harvard Theological Library at [[Wikipedia:Harvard Divinity School|Harvard Divinity School]], Cambridge, Massachusetts</ref><ref name="Lamprecht"/> Dieser ''Comte de Chazal'' soll zum Zeitpunkt der Einweihung Bacstroms McLean zufolge 96 Jahre alt gewesen sein, seine alchemistischen Kenntnisse sollen ihm 1740 in Paris vermittelt worden sein und John W. Hamilton Jones deutet in der Einführung zu Bacstroms ''Alchemical Anthology'' an, dass der Lehrer Chazals kein anderer als der [[Graf von Saint Germain]] gewesen sein soll.<ref name="McLean"/>
 
Nach seiner Rückkehr nach London verdiente Bacstrom seinen Lebensunterhalt durch den Verkauf von Drucken und Zeichnungen von seinen Reisen sowie als Autor esoterischer Texte. Er übersetzte lateinische, deutsche und französische alchemistische Werke ins Englische und wirkte auf die Mitglieder der ''[[Societas Rosicruciana in Anglia]]'' wie Hockley und auf die [[Theosophie]] des 19. Jahrhunderts. So publizierte [[Helena Petrovna Blavatsky]] Bacstroms Übersetzung der ''Aurea catena Homeri'' (''Golden Chain of Homer'') 1891 in der theosophischen Zeitschrift ''[[Lucifer (Zeitschrift)|Lucifer]]''. Nach Adam McLean soll Alexander Tilloch (1759–1825), der Begründer des ''Philosophical Magazine'', in dem 1799 auch der Reisebericht Bacstroms erschienen war, ein Schüler von Bacstrom gewesen sein. McLean gibt das Zulassungsdokument Tillochs in seinem Artikel wieder, das fast wörtlich mit dem entsprechenden Dokument Bacstroms übereinstimmt, wodurch es wahrscheinlicher wird, dass die als ''Bacstrom-Society'' bekannte Gruppe von Rosenkreuzern in England um 1800 tatsächlich existierte.<ref name="Lamprecht"/> Bemerkenswert bei diesem Dokument ist, wie auch McLean feststellt, das 4. Versprechen, in dem versichert wird, Frauen nicht von der Einweihung auszuschließen,
 
{{Zitat|as there is no distinction of sexes in the spiritual world, neither amongst the blessed Angels nor among the rational immortal spirits of the Human race
|Übersetzung=da es in der geistigen Welt keinen Unterschied der Geschlechter gibt, keinen unter den gesegneten Engeln noch unter den vernunftbegabten Geistern der menschlichen Rasse}}
 
wobei auf das Beispiel würdiger Frauen verwiesen wird. Namentlich werden genannt: [[Wikipedia:Semiramis|Semiramis]], Königin von Ägypten(!), die Prophetin [[Wikipedia:Mirjam (Prophetin)|Mirjam]], [[Wikipedia:Perenelle Flamel|Perenelle]], die Frau von [[Nicholas Flamel]], und außerdem eine Leona Constantia, „Äbtissin von Clermont“, die im Jahr 1736 als ''Soror Rosae Crucis'' aufgenommen worden sein soll.<ref>Arthur Edward Waite: ''The real history of the Rosicrucians founded on their own manifestoes, and on facts and documents collected from the writings of initiated brethren.'' London 1887, S. 410{{f}}, [http://www.sacred-texts.com/sro/rhr/rhr31.htm online].</ref>
 
[[Datei:Lectorium Waite Logo.jpg|miniatur|„Philosophisches Siegel“ der Bacstrom-Society]]
[[Datei:New symbol Lectorium Rosicrucianum.jpg|miniatur|Emblem des Lectorium Rosicrucianum]]
Auffällig ist auch die Ähnlichkeit des bei Waite abgebildeten „Philosophischen Siegels“ von Bacstroms ''Society of Rosicrucians'' (Dreieck und Quadrat einem Kreis einbeschrieben) mit dem heute vom [[Lectorium Rosicrucianum]] verwendeten Emblem.<ref name="Lamprecht"/><ref>Arthur Edward Waite: ''The real history of the Rosicrucians founded on their own manifestoes, and on facts and documents collected from the writings of initiated brethren.'' London 1887, S. 414.</ref>
 
Dem Zirkel Bacstroms in London sollen auch der Arzt und Astrologe Ebenezer Sibly (1751–ca. 1799) und der General Charles Rainsford (1728–1809) angehört haben. Über Frederick Hockley gelangte Arbeiten und Übersetzungen Bacstroms vermutlich in die Hände von William Alexander Ayton (1816–1909), [[William Wynn Westcott]] und [[Samuel Liddell MacGregor Mathers]] und hatten damit Einfluss auf die Lehren des ''[[Hermetic Order of the Golden Dawn]]'', der wiederum die Entwicklung des westlichen Okkultismus im 20. Jahrhundert maßgeblich beeinflusste.<ref name="McLean">Adam McLean: ''Bacstrom's Rosicrucian Society.'' In: ''Hermetic Journal'' Nr. 6 (1979).</ref>
 
Eine Sammlung der Manuskripte Bacstroms und anderer alchemistischer Schriften war seit 1923 im Besitz von [[Manly Palmer Hall]]. Nach dessen Tod 1990 wurden sie an das [[Wikipedia:J. Paul Getty Museum|J. Paul Getty Museum]] in [[Wikipedia:Malibu (Kalifornien)|Malibu]] verkauft.<ref>Joscelyn Godwin: ''Hall, Manly Peter.'' In: Wouter J. Hanegraaff (Hg.): ''Dictionary of gnosis & Western esotericism.'' Brill, Leiden 2006, ISBN 978-90-04-15231-1, S. 456.</ref> Eine Bibliographie der Hallschen Sammlung erschien 1986.<ref>Ron C. Hogart: ''Alchemy. A comprehensive bibliography of the Manly P. Hall Collection of books and ms. including related material on Rosicrucianism and the writings of Jacob Boehme.'' Philos. Research Soc., Los Angeles 1986, ISBN 0-89314-542-4.</ref> Digitalisate der Manuskripte sind im [[Wikipedia:Internet Archive|Internet Archive]] verfügbar.
 
== Schriften ==
* ''Account of a voyage to Spitsbergen in the year 1780.'' Philadelphia 1810. Erstdruck in: ''The Philosophical magazine.'' Series 1, Bd. 4 Nr. 14 (1799), S. 139–152, {{DOI|10.1080/14786449908677046}}.
* ''Bacstrom's Alchemical Anthology.'' Hgg. mit einer Einführung von John W. Hamilton Jones. John M. Watkins, London 1960.
* ''Compendium.'' 2 Teile. AMORC, San Jose CA 1993.
 
;Übersetzungen
* [[Wikipedia:Anton Joseph Kirchweger|Anton Joseph Kirchweger]]: ''Aurea catena Homeri. The golden chain of Homerus, that is, A description of nature and natural things.'' Sapere Aude Metaphysical Republishers, San Francisco 1983.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Smith, Adam (1776), ''An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations.'', Band 1, Nachdruck von 1981, Indianapolis, Indiana, USA, S. 14f., ISBN 0-86597-006-8
* Smith, Adam (1776), ''An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations.'', Band 2, Nachdruck von 1981, Indianapolis, Indiana, USA, ISBN 0-86597-007-6
* Smith, Adam (1776), ''Untersuchung über das Wesen und die Ursachen des Volkswohlstandes'', übersetzt von F. Stöpel, bearbeitet von R. Prager, Berlin 1906,  Band 1-2: https://archive.org/details/untersuchungbe1v2smit, Band 3-4: https://archive.org/details/untersuchungbe3v4smit


''Voll-Faksimile-Ausgabe''
* Douglas Cole: ''Sigismund Bacstrom's Northwest Coast Drawings and an Account of his Curious Career''. In: ''BC Studies Journal'' Nr. 46, Sommer 1980, S. 61–86, [http://ojs.library.ubc.ca/index.php/bcstudies/article/view/1057 PDF].
* ''An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations'', Vol. I/ Vol. II. Printed for W. Strahn; and T. Cadell, in the Strand, 1776; erschienen im IDION-Verlag, München 1976 (als Vorlage diente eine sich in der [[Universitätsbibliothek Heidelberg]] befindende Originalausgabe).
* John Frazier Henry: ''Early Maritime Artists of the Pacific Northwest Coast, 1741-1841.'' University of Washington Press, Seattle & London 1984.
* [[Wikipedia:Harald Lamprecht|Harald Lamprecht]]: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-525-56549-6, S. 60{{f}}
* Adam McLean: ''Bacstrom's Rosicrucian Society.'' In: ''Hermetic Journal'' Nr. 6 (1979), [http://www.levity.com/alchemy/bacstrm1.html online].
* Thomas Vaughan: ''Soft Gold: The Fur Trade and Cultural Exchange on the Northwest Coast of America.'' Oregon Historical Society Press, Portland OR 1982.


== Sekundärliteratur ==
== Weblinks ==
* Föllinger, Sabine: ''Der Einfluß der stoischen Philosophie auf die Grundlagen der modernen Wirtschaftstheorie bei Adam Smith.'' In: Barbara Neymeyr, Jochen Schmidt, Bernhard Zimmermann (Hrsg.): ''Stoizismus in der europäischen Philosophie, Literatur, Kunst und Politik. Eine Kulturgeschichte von der Antike bis zur Moderne.'' Band 2. de Gruyter, Berlin u. a. 2008, ISBN 978-3-11-020405-6, S. 1063–1079.
{{commonscat|Sigismund Bacstrom}}
* Harold B. Jones: ''Marcus Aurelius, the Stoic Ethic, and Adam Smith.'' In: ''Journal of Business Ethics.'' Bd. 95, Nr. 1, 2010, S. 89–96, {{doi|10.1007/s10551-009-0349-9}}.
* [http://nrs.harvard.edu/urn-3:DIV.LIB:div00677 Copy of the Admission of Sigismund Bacstrom into the Fraternity of Rosicrucians by the Comte de Chazal, transcribed by Frederick Hockley, 1839], Andover-Harvard Theological Library at [[Wikipedia:Harvard Divinity School|Harvard Divinity School]], Cambridge, Massachusetts
* Adam Smith für Anfänger: Der Wohlstand der Nationen - Eine Lese-Einführung von Helen Winter und Thomas Rommel, dtv, München 1999, ISBN 3-423-350708-0
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/sozialwissenschaft_adamsmith.pdf Adam Smith für Anfänger: Der Wohlstand der Nationen - Eine Besprechung der Leseeinführung von Helen Winter und Thomas Rommel] PDF


== Weblinks ==
== Einzelnachweise ==
{{Wikisource|en:The Wealth of Nations|The Wealth of Nations (Das vollständige Werk in englischer Sprache)}}
* [http://metalibri.wikidot.com/title:an-inquiry-into-the-nature-and-causes-of-the-wealth-of-nations:smith-a ''The Wealth of Nations''] at [http://metalibri.wikidot.com MetaLibri Digital Library]
* [http://metalibri.wikidot.com/title:theory-of-moral-sentiments:smith-a ''The Theory of Moral Sentiments''] at [http://metalibri.wikidot.com MetaLibri Digital Library]
<!-- * [http://www.rrz.uni-hamburg.de/RRZ/R.Tiwari/papers/unsichtbare-hand.pdf Adam Smith'
Ansatz zum Freihandel] (PDF-Datei; 131&nbsp;kB)
Link funktioniert nicht mehr :-(  -->


== Fußnoten ==
<references />
<references />


{{SORTIERUNG:Wohlstand Der Nationen}}
{{Normdaten|TYP=p|GND=144058839|LCCN=|NDL=|VIAF=169959388}}
[[Kategorie:Literarisches Werk]]
 
[[Kategorie:Sachliteratur]]
{{SORTIERUNG:Bacstrom, Sigismund}}
[[Kategorie:Wirtschaftswissenschaft]]
[[Kategorie:Mediziner]]
[[Kategorie:Wirtschaftstheorie]]
[[Kategorie:Alchemist]]
[[Kategorie:Rosenkreuzer]]
[[Kategorie:Autor (Rosenkreuzer)]]
[[Kategorie:Autor (Alchemie)]]
[[Kategorie:Zeichner]]
[[Kategorie:Geboren im 18. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Gestorben 1805]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 10. November 2018, 23:43 Uhr

Unterschrift Bacstroms

Sigismund Bacstrom (geboren um 1750; gestorben 1805) war ein weitgereister Schiffsarzt, Zeichner, sowie Autor und Übersetzer alchemistischer und rosenkreuzerischer Schriften. Seine Zeichnungen von Orten und Menschen, denen er auf seinen Reisen begegnete, zeigen eher den mit Präzision arbeitenden Chirurgen und den Wissenschaftler mit Sinn für das Detail als den ausgebildeten Künstler.[1] Für die Entwicklung des Okkultismus in England ist er von Bedeutung durch die sogenannte Bacstrom-Society, eine rosenkreuzerische Gruppe, deren Existenz nicht ganz gesichert ist, die aber als Vorläufer der Societas Rosicruciana in Anglia und damit weiterer moderner hermetischer und rosenkreuzerischer Bewegungen gilt.[2]

Erste Reisen

Über Bacstroms frühe Jahre ist nur wenig bekannt. Der Name ist vermutlich schwedisch, er soll aber in Deutschland geboren sein. Er behauptete, an der Universität Straßburg als Arzt, Chirurg und Chemiker ausgebildet worden zu sein. Von 1763 bis 1770 diente er als Schiffsarzt in der niederländischen Marine und lebte anschließend in England.

Von 1772 bis 1775 war er Sekretär des Naturforschers Joseph Banks, den er auf einer Forschungsreise nach Island begleitete. Anschließend arbeitete er bis 1779 für den mit Banks befreundeten britischen Seeoffizier William Kent (1751–1812). In den folgenden 10 Jahren machte er als Schiffsarzt mindestens sechs Reisen, darunter zwei Fahrten auf Walfängern nach Spitzbergen, sowie auf Handelsschiffen nach Guinea und Jamaika. Über seine zweite Reise nach Spitzbergen 1780 verfasste Bacstrom einen Bericht, der 1799 im Philosophical Magazine abgedruckt wurde.[3]

Ende der 1780er Jahre fand Bacstrom einen namentlich nicht bekannten Förderer, der ihm ein aufwendiges Laboratorium in Marylebone für die Durchführung naturphilosophischer Experimente einrichtete. Nach dem Tod seines Mäzens 1789 war Bacstrom erneut ohne Einkommen. Schließlich erhielt er das Angebot, bei einer von einer Gruppe Londoner Kaufleute finanzierten Handelsreise um die Welt als Schiffsarzt und Drogenkundiger teilzunehmen. Ziel der Reise war es, Cortex peruvianus (Chinarinde) und andere wertvolle Naturprodukte zu gewinnen. Außerdem sollte Bacstrom für Banks auf der Reise, die über Kap Hoorn, Nootka Sound, China und Südostasien führen sollte, naturkundliche Proben und Präparate sammeln.[4]

Pazifikreise

Jagdlager auf der Isla de los Estados mit Jackal und Prince Lee Boo

Für die Reise wurden drei Schiffe bereitgestellt, nämlich die Butterworth, eine ehemals französische Fregatte mit 392 t, eine große Schaluppe Jackal (manchmal auch Jackall oder Jack Hall) und eine kleinere Schaluppe namens Prince Lee Boo, alle unter dem Kommando von Kapitän William Brown. Ende 1791 segelten die Schiffe von England ab und landeten im März 1792 auf der Isla de los Estados vor Kap Hoorn, wo man Seehunde jagte und deren Speck auskochte.

Im Juni segelte man über den Pazifik zu den Marquesas und erreichte im Juli Vancouver Island und den dortigen Handelsstützpunkt bei Nootka Sound vor der Westküste Nordamerikas.

Am 15. Oktober verließ Bacstrom dort die Butterworth, nachdem er nach seinen Angaben von Kapitän und Offizieren schlecht behandelt worden war.[5] Nachdem er kurze Zeit Gast der spanischen Garnison in Nootka gewesen war, konnte er auf der Three Brothers, einer Brigg aus Newcastle, seine Reise fortsetzen. Zusammen mit dem Schoner Prince William Henry segelte man weiter nach Haida Gwaii und zur Südküste Alaskas in der Nähe des heutigen Sitka. Auf dieser Reise entstanden zahlreiche Zeichnungen Bacstroms.

Frau und Kind eines Häuptlings auf Haida Gwaii, ca. 1793.
Haida-Häuptling mit Otterpelz und Seemannshosen

Nachdem er nach Nootka Sound zurückgekehrt war, setzte Bacstrom als Schiffsarzt auf der unter amerikanischer Flagge segelnden Brigg Amelia die Reise mit dem Ziel China fort. Vor Macau wurde das Schiff jedoch von dem britischen Kreuzer HMS Lion aufgebracht, und es wurde anhand der Schiffspapiere festgestellt, dass die Amelia eigentlich ein französisches Schiff war. Dementsprechend wurde sie als Kriegsbeute eingezogen und Bacstrom fand sich im südchinesischen Guangdong gestrandet.

Schließlich fand er erneut einen Posten als Schiffsarzt, diesmal an Bord der Warren Hastings, einem unter genuesischer Flagge segelndem ehemaligen Ostindienfahrer von 600 t mit britischem Kapitän und einer aus 13 Nationen zusammengewürfelten Crew, die um das Kap der Guten Hoffnung nach Ostende fahren sollte. Doch unter Führung des französischen Ersten Offiziers meuterten die Franzosen, Spanier, Portugiesen und Italiener in der Mannschaft und brachten das Schiff in ihre Gewalt. Bacstrom wurde zusammen mit anderen unter Deck eingeschlossen. Dann segelte das Schiff nach Mauritius, wo es zusammen mit der Ladung als französische Kriegsbeute eingezogen wurde.

Nach 6 Monaten Aufenthalt auf Mauritius gelang es Bacstrom, eine Passage auf einem nach New York bestimmten amerikanischen Schiff zu kaufen, aber dieses wurde erneut von einem britischen Kriegsschiff auf den Virgin Islands aufgebracht und Schiff und Ladung wurden eingezogen. Mit Hilfe des britischen Gouverneurs George Leonhard erreichte Bacstrom schließlich am 23. Juli 1795 London, 4 Jahre und 8 Monate nachdem er von dort aufgebrochen war.[6]

Alchemie und Rosenkreuz

Während seines Aufenthalts in Mauritius soll Bacstrom am 12. September 1794 von einem Comte Louis de Chazal in eine Bruderschaft von Rosenkreuzern aufgenommen worden sein. Ein entsprechendes Dokument ist in einer Abschrift Frederick Hockleys (1809–1885) erhalten. Es enthält ein nach 14 Punkten gegliedertes Versprechen an die Bruderschaft und ist von Bacstrom und Du Chazel, F.R.C.[7] unterzeichnet.[8][2] Dieser Comte de Chazal soll zum Zeitpunkt der Einweihung Bacstroms McLean zufolge 96 Jahre alt gewesen sein, seine alchemistischen Kenntnisse sollen ihm 1740 in Paris vermittelt worden sein und John W. Hamilton Jones deutet in der Einführung zu Bacstroms Alchemical Anthology an, dass der Lehrer Chazals kein anderer als der Graf von Saint Germain gewesen sein soll.[9]

Nach seiner Rückkehr nach London verdiente Bacstrom seinen Lebensunterhalt durch den Verkauf von Drucken und Zeichnungen von seinen Reisen sowie als Autor esoterischer Texte. Er übersetzte lateinische, deutsche und französische alchemistische Werke ins Englische und wirkte auf die Mitglieder der Societas Rosicruciana in Anglia wie Hockley und auf die Theosophie des 19. Jahrhunderts. So publizierte Helena Petrovna Blavatsky Bacstroms Übersetzung der Aurea catena Homeri (Golden Chain of Homer) 1891 in der theosophischen Zeitschrift Lucifer. Nach Adam McLean soll Alexander Tilloch (1759–1825), der Begründer des Philosophical Magazine, in dem 1799 auch der Reisebericht Bacstroms erschienen war, ein Schüler von Bacstrom gewesen sein. McLean gibt das Zulassungsdokument Tillochs in seinem Artikel wieder, das fast wörtlich mit dem entsprechenden Dokument Bacstroms übereinstimmt, wodurch es wahrscheinlicher wird, dass die als Bacstrom-Society bekannte Gruppe von Rosenkreuzern in England um 1800 tatsächlich existierte.[2] Bemerkenswert bei diesem Dokument ist, wie auch McLean feststellt, das 4. Versprechen, in dem versichert wird, Frauen nicht von der Einweihung auszuschließen,

„as there is no distinction of sexes in the spiritual world, neither amongst the blessed Angels nor among the rational immortal spirits of the Human race“

„da es in der geistigen Welt keinen Unterschied der Geschlechter gibt, keinen unter den gesegneten Engeln noch unter den vernunftbegabten Geistern der menschlichen Rasse“

wobei auf das Beispiel würdiger Frauen verwiesen wird. Namentlich werden genannt: Semiramis, Königin von Ägypten(!), die Prophetin Mirjam, Perenelle, die Frau von Nicholas Flamel, und außerdem eine Leona Constantia, „Äbtissin von Clermont“, die im Jahr 1736 als Soror Rosae Crucis aufgenommen worden sein soll.[10]

„Philosophisches Siegel“ der Bacstrom-Society
Emblem des Lectorium Rosicrucianum

Auffällig ist auch die Ähnlichkeit des bei Waite abgebildeten „Philosophischen Siegels“ von Bacstroms Society of Rosicrucians (Dreieck und Quadrat einem Kreis einbeschrieben) mit dem heute vom Lectorium Rosicrucianum verwendeten Emblem.[2][11]

Dem Zirkel Bacstroms in London sollen auch der Arzt und Astrologe Ebenezer Sibly (1751–ca. 1799) und der General Charles Rainsford (1728–1809) angehört haben. Über Frederick Hockley gelangte Arbeiten und Übersetzungen Bacstroms vermutlich in die Hände von William Alexander Ayton (1816–1909), William Wynn Westcott und Samuel Liddell MacGregor Mathers und hatten damit Einfluss auf die Lehren des Hermetic Order of the Golden Dawn, der wiederum die Entwicklung des westlichen Okkultismus im 20. Jahrhundert maßgeblich beeinflusste.[9]

Eine Sammlung der Manuskripte Bacstroms und anderer alchemistischer Schriften war seit 1923 im Besitz von Manly Palmer Hall. Nach dessen Tod 1990 wurden sie an das J. Paul Getty Museum in Malibu verkauft.[12] Eine Bibliographie der Hallschen Sammlung erschien 1986.[13] Digitalisate der Manuskripte sind im Internet Archive verfügbar.

Schriften

  • Account of a voyage to Spitsbergen in the year 1780. Philadelphia 1810. Erstdruck in: The Philosophical magazine. Series 1, Bd. 4 Nr. 14 (1799), S. 139–152, doi:10.1080/14786449908677046.
  • Bacstrom's Alchemical Anthology. Hgg. mit einer Einführung von John W. Hamilton Jones. John M. Watkins, London 1960.
  • Compendium. 2 Teile. AMORC, San Jose CA 1993.
Übersetzungen
  • Anton Joseph Kirchweger: Aurea catena Homeri. The golden chain of Homerus, that is, A description of nature and natural things. Sapere Aude Metaphysical Republishers, San Francisco 1983.

Literatur

  • Douglas Cole: Sigismund Bacstrom's Northwest Coast Drawings and an Account of his Curious Career. In: BC Studies Journal Nr. 46, Sommer 1980, S. 61–86, PDF.
  • John Frazier Henry: Early Maritime Artists of the Pacific Northwest Coast, 1741-1841. University of Washington Press, Seattle & London 1984.
  • Harald Lamprecht: Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-525-56549-6, S. 60 f.
  • Adam McLean: Bacstrom's Rosicrucian Society. In: Hermetic Journal Nr. 6 (1979), online.
  • Thomas Vaughan: Soft Gold: The Fur Trade and Cultural Exchange on the Northwest Coast of America. Oregon Historical Society Press, Portland OR 1982.

Weblinks

Commons: Sigismund Bacstrom - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Douglas Cole: Sigismund Bacstrom's Northwest Coast Drawings and an Account of his Curious Career. In: BC Studies Journal Nr. 46, Sommer 1980, S. 61.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Lamprecht: Neue Rosenkreuzer. Göttingen 2004, S. 60 f.
  3. Account of a voyage to Spitsbergen in the year 1780. In: The Philosophical magazine. Series 1, Bd. 4 Nr. 14 (1799), S. 139–152, doi:10.1080/14786449908677046.
  4. Douglas Cole: Sigismund Bacstrom's Northwest Coast Drawings and an Account of his Curious Career. In: BC Studies Journal Nr. 46, Sommer 1980, S. 62 ff.
  5. „on account of the ill and mean usage I received from Capt. W. Brown and his Officers.“ Zitiert in: Douglas Cole: Sigismund Bacstrom's Northwest Coast Drawings and an Account of his Curious Career. In: BC Studies Journal Nr. 46, Sommer 1980, S. 66.
  6. Douglas Cole: Sigismund Bacstrom's Northwest Coast Drawings and an Account of his Curious Career. In: BC Studies Journal Nr. 46, Sommer 1980, S. 67
  7. Die Schreibweise schwankt.
  8. Copy of the Admission of Sigismund Bacstrom into the Fraternity of Rosicrucians by the Comte de Chazal, transcribed by Frederick Hockley, 1839, Andover-Harvard Theological Library at Harvard Divinity School, Cambridge, Massachusetts
  9. 9,0 9,1 Adam McLean: Bacstrom's Rosicrucian Society. In: Hermetic Journal Nr. 6 (1979).
  10. Arthur Edward Waite: The real history of the Rosicrucians founded on their own manifestoes, and on facts and documents collected from the writings of initiated brethren. London 1887, S. 410 f., online.
  11. Arthur Edward Waite: The real history of the Rosicrucians founded on their own manifestoes, and on facts and documents collected from the writings of initiated brethren. London 1887, S. 414.
  12. Joscelyn Godwin: Hall, Manly Peter. In: Wouter J. Hanegraaff (Hg.): Dictionary of gnosis & Western esotericism. Brill, Leiden 2006, ISBN 978-90-04-15231-1, S. 456.
  13. Ron C. Hogart: Alchemy. A comprehensive bibliography of the Manly P. Hall Collection of books and ms. including related material on Rosicrucianism and the writings of Jacob Boehme. Philos. Research Soc., Los Angeles 1986, ISBN 0-89314-542-4.


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Sigismund Bacstrom aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.