Ernst Müller und Politik: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Ernst Mueller.jpg|thumb|Ernst Müller]]
[[Datei:Systemtheorie Luhmann b.png|mini|Systemtheorie [[Luhmann]]s]]
'''Ernst Müller''' (* [[Wikipedia:21. November|21. November]] [[Wikipedia:1880|1880]] in [[Wikipedia:Miroslav (Stadt)|Mißlitz]], [[Wikipedia:Mähren|Mähren]]; † [[Wikipedia:5. August|5. August]] [[Wikipedia:1954|1954]] in [[Wikipedia:London|London]]) war ein [[Wikipedia:österreich|österreich]]ischer [[Wikipedia:Zionist|Zionist]] und [[Anthroposoph]].  
'''Politik''' bezeichnet die Regelung der Angelegenheiten eines [[wikipedia:Gemeinwesen|Gemeinwesen]]s durch verbindliche Entscheidungen.<ref>Dieter Fuchs/Edeltraud Roller: ''Politik.'' In: Dieter Fuchs/Edeltraud Roller (Hrsg.): ''Lexikon Politik. Hundert Grundbegriffe.'' Reclam, Stuttgart 2009, S.&nbsp;205-209.</ref> Sehr allgemein kann jegliche Einflussnahme, Gestaltung und Durchsetzung von Forderungen und Zielen in privaten oder öffentlichen Bereichen als Politik bezeichnet werden.<ref>[http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/politiklexikon/18019/politik Politik.] In: Klaus Schubert/Martina Klein: Das Politiklexikon. 5., aktualisierte Auflage, Dietz, Bonn 2011. Zuletzt abgerufen am 6. Februar 2015</ref> Zumeist bezieht sich der Begriff nicht auf das Private, sondern auf die [[wikipedia:Öffentlichkeit|Öffentlichkeit]] und das Gemeinwesen im Ganzen. Dann können das öffentliche Leben der [[wikipedia:Bürger|Bürger]], Handlungen und Bestrebungen zur Führung des Gemeinwesens nach innen und außen sowie Willensbildung und Entscheidungsfindung über Angelegenheiten des Gemeinwesens als Politik beschrieben werden.<ref>Vgl. [[wikipedia:Manfred G. Schmidt (Politikwissenschaftler)|Manfred G. Schmidt]]: ''Politik.'' In: Manfred G. Schmidt: ''Wörterbuch zur Politik.'' Zweite, vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 2004, S.&nbsp;538&nbsp;f.</ref> Im engeren Sinne bezeichnet Politik die Strukturen ([[wikipedia:Polity|Polity]]), Prozesse ([[wikipedia:Politics|Politics]]) und Inhalte ([[wikipedia:Policy|Policy]]) zur Steuerung politischer Einheiten, zumeist [[Staat]]en, nach innen und ihrer Beziehungen zueinander.


== Leben ==
In der [[wikipedia:Politikwissenschaft|Politikwissenschaft]] hat sich allgemein die Überzeugung durchgesetzt, dass Politik „die Gesamtheit aller Interaktionen definiert, die auf die autoritative [durch eine anerkannte [[wikipedia:Gewalt#Politik und Politikwissenschaft|Gewalt]] allgemein verbindliche] Verteilung von Werten [materielle wie Geld oder nicht-materielle wie Demokratie] abzielen“.<ref>Frank Schimmelfennig: ''Internationale Politik''. Verlag Ferdinand Schöningh GmbH & Co. KG, Paderborn 2010, S. 19-21.</ref>
Der in seiner mährischen Geburtsregion aufgewachsene Müller schrieb schon als Schüler in jüdischen Zeitungen, wobei er Partei für den Zionismus ergriff. 1897 begegnete er in [[Wikipedia:Brünn|Brünn]] erstmals [[Wikipedia:Theodor Herzl|Theodor Herzl]]. 1998 maturierte er in Brünn mit Auszeichnung und begann danach in Wien ein Jura-Studium, das er aber nach einer schweren Krise abbrach. Nach einem Aufenthalt in einer Kaltwasserheilanstalt nach Wien zurückgekehrt, studierte er [[Wikipedia:Philosophie|Philosophie]], [[Wikipedia:Mathematik|Mathematik]] und [[Wikipedia:Naturwissenschaft|Naturwissenschaft]]en. 1903 erhielt er die Lehrbefähigung als Gymnasiallehrer und 1905 promovierte er bei [[Laurenz Müllner]] und [[Wikipedia:Friedrich Jodl|Friedrich Jodl]] an der [[Wikipedia:Universität Wien|Universität Wien]] mit einer Arbeit über "Bewusstseinsprobleme".
Politisches Handeln kann durch folgenden Merksatz charakterisiert werden: „Soziales Handeln, das auf Entscheidungen und Steuerungsmechanismen ausgerichtet ist, die allgemein verbindlich sind und das Zusammenleben von Menschen regeln“.<ref>Thomas Bernauer et al.: ''Einführung in die Politikwissenschaft''. Studienkurs Politikwissenschaft. Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2009, S. 32.</ref>
== Wortherkunft ==
Der Ausdruck Politik wurde, mit Umwegen über das [[Latein]]ische (''politica'', ''politicus''), nach {{ELSalt|Πολιτικά}} (''politiká'') gebildet. Dieses Wort bezeichnete in den [[wikipedia:Stadtstaat|Stadtstaat]]en des [[wikipedia:Antikes Griechenland|antiken Griechenlands]] alle diejenigen Tätigkeiten, Gegenstände und Fragestellungen, die das Gemeinwesen – und das hieß zu dieser Zeit: die [[wikipedia:Polis|Polis]] – betrafen. Entsprechend ist die wörtliche Übersetzung von ''politiká'' anzugeben als „Dinge, die die Stadt betreffen“ bzw. die „politischen Dinge“. In dieser Bedeutung ist „Politik“ vergleichbar mit dem römischen Begriff der ''[[wikipedia:res publica|res publica]]'', aus dem der moderne Terminus der „[[wikipedia:Republik|Republik]]“ hervorgegangen ist. Eine begriffsgeschichtlich besonders prominente Verwendung fand das Wort als Titel eines Hauptwerks des antiken Philosophen [[Aristoteles]], der ''[[wikipedia:Politik (Aristoteles)|Politik]]''.


Schon 1900 hatte Ernst Müller in Wien [[Wikipedia:Martin Buber|Martin Buber]] kennengelernt und schrieb seither regelmäßig für das von Buber redigierte zionistische Zentralorgan [[Wikipedia:Die Welt (Zionismus)|Die Welt]]. 22-jährig leitete Müller dann die Redaktion der zionistischen Jugendzeitschrift „Unsere Hoffnung“. Zu dieser Zeit war er [[Wikipedia:Samuel Hugo Bergmann|Samuel Hugo Bergmann]] begegnet, einem Klassenkameraden und Freund von [[Wikipedia:Franz Kafka|Franz Kafka]], der später Philosophieprofessor und [[Wikipedia:Rektor|Rektor]] der [[Wikipedia:Hebräische Universität in Jerusalem|Hebräischen Universität]] in Jerusalem wurde.<ref>[http://www.info3.de/ycms/printartikel_228.shtml Hans-Jürgen Bracker: Humanistischer Zionismus. In: Info 3]</ref>
== Politikbegriffe ==
{| class="wikitable"
|+Beispiele bekannter Politikdefinitionen
! style="width: 8em;" | Kategorie
! Definition
|-
!Macht
|{{Zitat|Politik ist die Summe der Mittel, die nötig sind, um zur Macht zu kommen und sich an der Macht zu halten und um von der Macht den nützlichsten Gebrauch zu machen|Autor=[[wikipedia:Niccolò Machiavelli|Machiavelli]], um 1515}}
{{Zitat|Die politische Wissenschaft … lässt sich als derjenige Spezialzweig der Sozialwissenschaften definieren, der sachlich-kritisch den Staat unter seinem Machtaspekt sowie alle sonstigen Machtphänomene unter Einbeziehung sonstiger Zielsetzungen insoweit untersucht, wie diese Machtphänomene mehr oder weniger unmittelbar mit dem Staat zusammenhängen.|Autor=[[wikipedia:Ossip K. Flechtheim|Ossip K. Flechtheim]], 1958: S.70}}
{{Zitat|Politik ist das Streben nach Machtanteil oder nach Beeinflussung der Machtverteilung…|Autor=[[Max Weber]], 1919}}
|-
!Staat
|{{Zitat|Politik ist die Lehre von den Staatszwecken und den besten Mitteln (Einrichtungen, Formen, Thätigkeiten) zu ihrer Verwirklichung.|Quelle=[[wikipedia:Brockhaus Enzyklopädie|Brockhaus]], 1903, Bd. 13: S.236}}
{{Zitat|Politik ist der Komplex sozialer Prozesse, die speziell dazu dienen, das Akzept administrativer (Sach-) Entscheidungen zu gewährleisten. Politik soll verantworten, legitimieren und die erforderliche Machtbasis für die Durchsetzung der sachlichen Verwaltungsentscheidungen liefern.|Autor=[[Niklas Luhmann]]}}
|-
!Führung
|{{Zitat|Unter Politik verstehen wir den Begriff der Kunst, die Führung menschlicher Gruppen zu ordnen und zu vollziehen.|Autor=[[wikipedia:Arnold Bergstraesser|Arnold Bergstraesser]], 1961}}
{{Zitat|Politik ist die Führung von Gemeinwesen auf der Basis von Machtbesitz.|Autor=Werner Wilkens, 1975}}
|-
!Hierarchie / Herrschaft
|{{Zitat|Beziehungen der Überordnung und Unterordnung und ihre Auswirkungen auf das Verhalten der Menschen zu untersuchen (ist das Ziel der Politikwissenschaft).|Autor=Georges Burdeau, 1964: S.61}}
|-
!Ordnung
|{{Zitat|Politik ist Kampf um die rechte Ordnung.|Autor=[[wikipedia:Otto Suhr|Otto Suhr]], 1950}}
|-
!Frieden
|{{Zitat|Der Gegenstand und das Ziel der Politik ist der Friede … der Friede ist die politische Kategorie schlechthin.|Autor=[[wikipedia:Dolf Sternberger|Dolf Sternberger]], 1961: S.18}}
|-
!Freiheit
|{{Zitat|Politische Wissenschaft ist die Wissenschaft von der Freiheit.|Autor=[[wikipedia:Franz Neumann (Politikwissenschaftler)|Franz Neumann]], 1950}}
|-
!Demokratie
|{{Zitat|Praktisch-kritische politische Wissenschaft zielt auf eine politische Theorie, die die Befunde der Gesellschaftskritik integriert. Im Begriff der Demokratie gewinnt sie einen Leitbegriff für die Analyse der politisch relevanten Herrschaftsstrukturen der Gesellschaft.|Autor=Jörg Kammler, 1968: S.20}}
|-
!Konsens
|{{Zitat|Politik ist die Gesamtheit aller Aktivitäten zur Vorbereitung und Herstellung gesamtgesellschaftlich verbindlicher und/oder am Gemeinwohl orientierter und der ganzen Gesellschaft zugute kommender Entscheidungen.|Autor=[[wikipedia:Thomas Meyer (Politikwissenschaftler)|Thomas Meyer]]}}
|-
!Konflikt
|{{Zitat|Politik (ist) gesellschaftliches Handeln, … welches darauf gerichtet ist, gesellschaftliche Konflikte über Werte verbindlich zu regeln.|Autor=[[wikipedia:Gerhard Lehmbruch|Gerhard Lehmbruch]], 1968: S.17}}
{{Zitat|Politik ist die autoritativ (von Regierenden, von Herrschenden) verfügte Verteilung von materiellen und immateriellen Werten in der Gesellschaft.|Autor=[[wikipedia:David Easton|David Easton]], 1954/1964}}
|-
!Kampf
|{{Zitat|Politik ist der Kampf um die Veränderung oder Bewahrung bestehender Verhältnisse.|Autor=[[wikipedia:Christian Graf von Krockow|Christian Graf von Krockow]], 1976}}
|-
!Klassenkampf
|{{Zitat|Politik (ist) der alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens durchdringende Kampf der Klassen und ihrer Parteien, der Staaten und der Weltsysteme um die Verwirklichung ihrer sozialökonomisch bedingten Interessen und Ziele.|Quelle=Wörterbuch der marxistisch-leninistischen Soziologie 1969: S.340}}
|}


Ab 1906 lehrte Müller für ein Jahr an einem Gymnasium in Ungarisch-Brod  (Mähren). 1907 ging er nach Palästina, wo er am neu gegründeten  hebräischen Gymnasium in Jaffa lehrte, das er aber wegen ständiger interner Zwistigkeiten bereits ein halbes Jahr später wieder verließ. Für die nächsten  anderthalb Jahre hielt er sich mit Privatstunden und dem Unterricht an einer Landwirtschaftsschule über Wasser.
Die Menge der kontroversen Politikbegriffe und -definitionen kann dabei in drei Dimensionen sortiert werden, ohne dass diese sich untereinander ausschlössen. ''(--> Hauptartikel [[wikipedia:Politik|Politik]])''.


1909 kehrte Ernst Müller nach Wien zurück, wo ihn sein Bruder Edmund in die [[Theosophie|theosophische]] Gemeinschaft um Frau Reif-Busse einführte, aus der später der erste Zweig der [[Anthroposophische Gesellschaft|Anthroposophischen Gesellschaft]] in Wien hervorging.  
== Rudolf Steiner über Politik ==
{{GZ|Das Politische ist in der Weltgeschichte ein sekundäres Produkt.
Das beruht lediglich darauf, daß die primitiven, vielleicht höchst
unsympathischen, aber ganz ehrlichen [[Macht]]verhältnisse allmählich
die Form des Krieges unter den Menschen angenommen haben. Man
kann zwar nicht sagen, der Krieg sei die Fortsetzung der Politik
nur mit anderen Mitteln, aber die Politik ist der ins Geistige übertragene moderne Krieg. Denn dieser Krieg beruht darauf, daß man
den Gegner täuscht, daß man irgendwelche Situationen herbeiführt,
die ihn täuschen. Jede Umgehung im Kriege, alles Mögliche, was
nicht direkte offene Angriffe sind, beruhen auf einer Täuschung des
Gegners. Und der Feldherr wird sich um so größere Verdienste zuschreiben, je besser es ihm gelingt, den Feind zu täuschen. Das ist, übertragen aufs Geistige, die Politik. Sie finden ganz dieselben
Kategorien in der Politik darin. Wenn man von der Politik redet, so möchte man sagen: Es müßte danach gestrebt werden, daß die Politik in allem überwunden wird, selbst in der Politik. Wir haben nämlich im Grunde genommen erst
dann eine wirkliche Politik, wenn sich alles das, was auf politischem
Felde spielt, in [[recht]]lichen Formen abspielt. Dann haben wir aber eben
den [[wikipedia:Rechtsstaat|Rechtsstaat]].|341|41f.}}


1910 hörte Ernst Müller in Wien [[Rudolf Steiner]]s [[Vortragszyklus]] über [[Makrokosmos und Mikrokosmos]] und hatte auch einige persönliche Gespräche mit Steiner. Noch im selben Jahr wirkte er in [[Wikipedia:Münschen|Münschen]] an der Uraufführung von Rudolf Steiners erstem [[Mysteriendrama]] ''[[Die Pforte der Einweihung]]'' mit. Auf Anregung Steiners begann sich Müller mit den mathematischen Untersuchungen von [[Oskar Simony]] zur Verallgemeinerung der Rechenoperationen zu beschäftigen. In der Folge studierte er  Simonys Arbeiten zur [[Wikipedia:Topologie (Mathematik)|Topologie]] der Knoten und gefalteten Bänder und deren Zusammenhang mit den [[Wikipedia:Primzahlen|Primzahlen]].
== Einzelnachweise ==
 
1911 wurde Müller [[Wikipedia:Bibliothekar|Bibliothekar]] und später Vizedirektor der umfangreichen Bibliothek der [[Wikipedia:Israelitische Kultusgemeinde Wien|Israelitischen Kultusgemeinde Wien]]. Das waren ideale Voraussetzungen für seine Studien zur jüdischen [[Esoterik]], [[Mystik]] und insbesondere zur [[Kabbala]], von wo er die Brücke zu dem anthroposophisch vertieften Christentum zu schlagen vermochte. Darüber hinaus interessierte sich Müller auch für die [[Wikipedia:Sprachwissenschaft|Sprachwissenschaft]]en.
 
Während des [[Wikipedia:Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] diente Müller als Verpflegungsoffizier ohne Kampfeinsatz zuerst in Baja in [[Wikipedia:Ungarn|Ungarn]] und später in Zelenika an der Boka Kotorska in [[Wikipedia:Montenegro|Montenegro]].
 
In den 20iger Jahren drohten latente [[Wikipedia:Antisemitismus|antisemitische]] Untertöne Ernst Müller immer wieder der Anthroposophischen Gesellschaft zu entfremden, wovor er nur durch seinen Freund [[Hans Erhard Lauer]] bewahrt wurde.
 
1924 wurde Ernst Müller Mitglied der [[Erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft|Ersten Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft]].
 
Nach dem [[Wikipedia:Anschluss (Österreich)|Anschluss Österreichs an das [[Wikipedia:Deutsches Reich|Deutsche Reich]] [[Wikipedia:Emigration|emigrierte]] Ernst Müller am 21. Juni 1939, vor allem durch die Hilfe [[George Adam]]s, über die Schweiz weiter nach [[Wikipedia:London|London]], wo er in bescheidenen Verhältnissen lebte. Von Krankheit beschwert, verbrachte er hier seine letzten Lebensjahre. Bis zuletzt widmete er sein Leben der Verbindung von [[Judentum]], [[Christentum]] und [[Anthroposophie]].
 
==Werke==
* ''Der Sohar und seine Lehre'', Einleitung in die Gedankenwelt der Kabbalah, Löwit, Berlin Wien 1920 
* ''Buch der Einheit'' von Abraham ibn Esra. Aus dem Hebräischen, Welt-Verlag, Berlin  1921
 
==Weblinks==
* {{biographie|883}}
*[http://www.david.juden.at/kulturzeitschrift/61-65/62-Riemer.htm Nathanael Riemer: Ein Wanderer zwischen den Welten – 50sten Todesjahr von Ernst Müller. In: David. Jüdische Kulturzeitschrift.]
* {{DNB-Portal|120544679}}
 
==Einzelnachweise==
<references/>
<references/>


{{DEFAULTSORT:Muller, Ernst}}
== Siehe auch ==
[[Kategorie:Anthroposoph]]
*{{wikipediaDE|Politik}}
[[Kategorie:Person des Zionismus]]
*{{wikipediaDE|Politisches System}}
[[Kategorie:Österreicher]]
[[Kategorie:Geboren 1880]]
[[Kategorie:Gestorben 1954]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Personendaten
== Weblinks ==
|NAME=Müller, Ernst
* [http://www.themen-der-zeit.de/content/Anthroposophie_und_Politik.744.0.html Ulrich Rösch: Anthroposophie und Politik]
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=österreichischer Zionist und Anthroposoph
|GEBURTSDATUM=21. November 1880
|GEBURTSORT=[[Miroslav (Stadt)]]
|STERBEDATUM=5. August 1954
|STERBEORT=[[London]]
}}


{{Wikipedia}}
{{GA}}
{{wikipedia}}
[[Kategorie:Soziales Leben]][[Kategorie:Recht]][[Kategorie:Staat]]

Version vom 25. November 2016, 13:58 Uhr

Systemtheorie Luhmanns

Politik bezeichnet die Regelung der Angelegenheiten eines Gemeinwesens durch verbindliche Entscheidungen.[1] Sehr allgemein kann jegliche Einflussnahme, Gestaltung und Durchsetzung von Forderungen und Zielen in privaten oder öffentlichen Bereichen als Politik bezeichnet werden.[2] Zumeist bezieht sich der Begriff nicht auf das Private, sondern auf die Öffentlichkeit und das Gemeinwesen im Ganzen. Dann können das öffentliche Leben der Bürger, Handlungen und Bestrebungen zur Führung des Gemeinwesens nach innen und außen sowie Willensbildung und Entscheidungsfindung über Angelegenheiten des Gemeinwesens als Politik beschrieben werden.[3] Im engeren Sinne bezeichnet Politik die Strukturen (Polity), Prozesse (Politics) und Inhalte (Policy) zur Steuerung politischer Einheiten, zumeist Staaten, nach innen und ihrer Beziehungen zueinander.

In der Politikwissenschaft hat sich allgemein die Überzeugung durchgesetzt, dass Politik „die Gesamtheit aller Interaktionen definiert, die auf die autoritative [durch eine anerkannte Gewalt allgemein verbindliche] Verteilung von Werten [materielle wie Geld oder nicht-materielle wie Demokratie] abzielen“.[4] Politisches Handeln kann durch folgenden Merksatz charakterisiert werden: „Soziales Handeln, das auf Entscheidungen und Steuerungsmechanismen ausgerichtet ist, die allgemein verbindlich sind und das Zusammenleben von Menschen regeln“.[5]

Wortherkunft

Der Ausdruck Politik wurde, mit Umwegen über das Lateinische (politica, politicus), nach griech. Πολιτικά (politiká) gebildet. Dieses Wort bezeichnete in den Stadtstaaten des antiken Griechenlands alle diejenigen Tätigkeiten, Gegenstände und Fragestellungen, die das Gemeinwesen – und das hieß zu dieser Zeit: die Polis – betrafen. Entsprechend ist die wörtliche Übersetzung von politiká anzugeben als „Dinge, die die Stadt betreffen“ bzw. die „politischen Dinge“. In dieser Bedeutung ist „Politik“ vergleichbar mit dem römischen Begriff der res publica, aus dem der moderne Terminus der „Republik“ hervorgegangen ist. Eine begriffsgeschichtlich besonders prominente Verwendung fand das Wort als Titel eines Hauptwerks des antiken Philosophen Aristoteles, der Politik.

Politikbegriffe

Beispiele bekannter Politikdefinitionen
Kategorie Definition
Macht

„Politik ist die Summe der Mittel, die nötig sind, um zur Macht zu kommen und sich an der Macht zu halten und um von der Macht den nützlichsten Gebrauch zu machen“

Machiavelli, um 1515

„Die politische Wissenschaft … lässt sich als derjenige Spezialzweig der Sozialwissenschaften definieren, der sachlich-kritisch den Staat unter seinem Machtaspekt sowie alle sonstigen Machtphänomene unter Einbeziehung sonstiger Zielsetzungen insoweit untersucht, wie diese Machtphänomene mehr oder weniger unmittelbar mit dem Staat zusammenhängen.“

Ossip K. Flechtheim, 1958: S.70

„Politik ist das Streben nach Machtanteil oder nach Beeinflussung der Machtverteilung…“

Max Weber, 1919
Staat

„Politik ist die Lehre von den Staatszwecken und den besten Mitteln (Einrichtungen, Formen, Thätigkeiten) zu ihrer Verwirklichung.“

Brockhaus, 1903, Bd. 13: S.236

„Politik ist der Komplex sozialer Prozesse, die speziell dazu dienen, das Akzept administrativer (Sach-) Entscheidungen zu gewährleisten. Politik soll verantworten, legitimieren und die erforderliche Machtbasis für die Durchsetzung der sachlichen Verwaltungsentscheidungen liefern.“

Führung

„Unter Politik verstehen wir den Begriff der Kunst, die Führung menschlicher Gruppen zu ordnen und zu vollziehen.“

„Politik ist die Führung von Gemeinwesen auf der Basis von Machtbesitz.“

Werner Wilkens, 1975
Hierarchie / Herrschaft

„Beziehungen der Überordnung und Unterordnung und ihre Auswirkungen auf das Verhalten der Menschen zu untersuchen (ist das Ziel der Politikwissenschaft).“

Georges Burdeau, 1964: S.61
Ordnung

„Politik ist Kampf um die rechte Ordnung.“

Otto Suhr, 1950
Frieden

„Der Gegenstand und das Ziel der Politik ist der Friede … der Friede ist die politische Kategorie schlechthin.“

Dolf Sternberger, 1961: S.18
Freiheit

„Politische Wissenschaft ist die Wissenschaft von der Freiheit.“

Franz Neumann, 1950
Demokratie

„Praktisch-kritische politische Wissenschaft zielt auf eine politische Theorie, die die Befunde der Gesellschaftskritik integriert. Im Begriff der Demokratie gewinnt sie einen Leitbegriff für die Analyse der politisch relevanten Herrschaftsstrukturen der Gesellschaft.“

Jörg Kammler, 1968: S.20
Konsens

„Politik ist die Gesamtheit aller Aktivitäten zur Vorbereitung und Herstellung gesamtgesellschaftlich verbindlicher und/oder am Gemeinwohl orientierter und der ganzen Gesellschaft zugute kommender Entscheidungen.“

Konflikt

„Politik (ist) gesellschaftliches Handeln, … welches darauf gerichtet ist, gesellschaftliche Konflikte über Werte verbindlich zu regeln.“

Gerhard Lehmbruch, 1968: S.17

„Politik ist die autoritativ (von Regierenden, von Herrschenden) verfügte Verteilung von materiellen und immateriellen Werten in der Gesellschaft.“

David Easton, 1954/1964
Kampf

„Politik ist der Kampf um die Veränderung oder Bewahrung bestehender Verhältnisse.“

Klassenkampf

„Politik (ist) der alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens durchdringende Kampf der Klassen und ihrer Parteien, der Staaten und der Weltsysteme um die Verwirklichung ihrer sozialökonomisch bedingten Interessen und Ziele.“

– Wörterbuch der marxistisch-leninistischen Soziologie 1969: S.340

Die Menge der kontroversen Politikbegriffe und -definitionen kann dabei in drei Dimensionen sortiert werden, ohne dass diese sich untereinander ausschlössen. (--> Hauptartikel Politik).

Rudolf Steiner über Politik

„Das Politische ist in der Weltgeschichte ein sekundäres Produkt. Das beruht lediglich darauf, daß die primitiven, vielleicht höchst unsympathischen, aber ganz ehrlichen Machtverhältnisse allmählich die Form des Krieges unter den Menschen angenommen haben. Man kann zwar nicht sagen, der Krieg sei die Fortsetzung der Politik nur mit anderen Mitteln, aber die Politik ist der ins Geistige übertragene moderne Krieg. Denn dieser Krieg beruht darauf, daß man den Gegner täuscht, daß man irgendwelche Situationen herbeiführt, die ihn täuschen. Jede Umgehung im Kriege, alles Mögliche, was nicht direkte offene Angriffe sind, beruhen auf einer Täuschung des Gegners. Und der Feldherr wird sich um so größere Verdienste zuschreiben, je besser es ihm gelingt, den Feind zu täuschen. Das ist, übertragen aufs Geistige, die Politik. Sie finden ganz dieselben Kategorien in der Politik darin. Wenn man von der Politik redet, so möchte man sagen: Es müßte danach gestrebt werden, daß die Politik in allem überwunden wird, selbst in der Politik. Wir haben nämlich im Grunde genommen erst dann eine wirkliche Politik, wenn sich alles das, was auf politischem Felde spielt, in rechtlichen Formen abspielt. Dann haben wir aber eben den Rechtsstaat.“ (Lit.:GA 341, S. 41f.)

Einzelnachweise

  1. Dieter Fuchs/Edeltraud Roller: Politik. In: Dieter Fuchs/Edeltraud Roller (Hrsg.): Lexikon Politik. Hundert Grundbegriffe. Reclam, Stuttgart 2009, S. 205-209.
  2. Politik. In: Klaus Schubert/Martina Klein: Das Politiklexikon. 5., aktualisierte Auflage, Dietz, Bonn 2011. Zuletzt abgerufen am 6. Februar 2015
  3. Vgl. Manfred G. Schmidt: Politik. In: Manfred G. Schmidt: Wörterbuch zur Politik. Zweite, vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 2004, S. 538 f.
  4. Frank Schimmelfennig: Internationale Politik. Verlag Ferdinand Schöningh GmbH & Co. KG, Paderborn 2010, S. 19-21.
  5. Thomas Bernauer et al.: Einführung in die Politikwissenschaft. Studienkurs Politikwissenschaft. Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2009, S. 32.

Siehe auch

Weblinks

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.
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