imported>Odyssee |
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| Die '''Erdenprobe''', die [[Rudolf Steiner]] im Gegensatz zur [[Feuerprobe|Feuer]]-, [[Wasserprobe|Wasser]]- und [[Luftprobe]] in seiner Schrift «[[Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?]]» ([[GA 10]]) nicht erwähnt, war die erste Probe im Aufnahmeritual für den ersten Grad der [[Esoterische Schule|erkenntniskultischen Abteilung der Esoterischen Schule]], die er von 1904 - 1914 führte. Sie offenbart das Urgeheimnis der [[irdisch]]en [[Inkarnation]] des [[Mensch]]en, durch die er sich fest mit dem [[Mittelpunkt der Erde]] verknüpft, womit auch ein Gang durch die [[Unterwelt]], durch die [[[Hölle]], verbunden ist.
| | == Beschreibung == |
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| Der Kandidat wurde im Aufnahmeritual zuerst in spiraligem Kreis in einen Raum, die ''Kammer des Nachdenkens'', geführt, der die Hölle darstellte; dann hörte er das Fallen von Ketten und das Zufallen eines Schlosses. Dann sprach der Myste aus dem Osten zu ihm:
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| {{GZ|Du Seele, du bist an dem Orte, wo der Sehnsucht deiner Seele Erfüllung
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| werden kann. Du bist in deiner eigenen Welt. Du wirst
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| fortan nie wieder mit deinem Blicke auf eine Schöpfung stoßen,
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| welche nicht aus deiner eigenen Seele stammt. Du wirst ganz in
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| deiner eigenen Welt leben und wirst alleiniger Herr in ihr sein
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| können. Doch wisse, daß du in alle Ewigkeiten hinein in deiner
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| isolierten Welt leben wirst. Nichts aber auch von alle dem, was
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| dir lieb und teuer geworden ist in der Welt, in welche ich dich geführt
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| habe, wirst du jemals wiederfinden können. Du wirst in
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| Ewigkeiten nichts erfahren von Wesen, welche du lieb gewonnen
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| hast, denen du gerne helfen wolltest. Sie werden niemals ferner
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| das geringste von dir erfahren können. Du wirst in aller Zukunft
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| von nichts als nur von dir selber wissen. Und erkenne so auch das
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| Schweigen, die Einsamkeit, die dich endlos von außen umgeben
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| werden. Und wisse, daß je weiter du nur in dir leben wirst, desto
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| furchtbarer wird dein Leben sein. Du wirst in eine leere zukünftige
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| Ewigkeit schauen, in welcher du nichts als deine eigene Wesenheit
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| wirst genießen können! Dies Leben mit dem Ausblick in die
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| Ewigkeit wird schreckensvoller, je weiter du ihm so entgegenlebst.
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| Dazu hat dich deine Neigung zu meinem Gegner verurteilt;
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| die Richter meines furchtbaren Totengerichtes haben nur in
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| Worte gebracht, wozu sich deine Seele selbst verurteilt hat. —|265|175f}}
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| Nach einer Originalhandschrift von [[Marie Steiner]] heißt es:
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| {{GGZ|Ihr sitzet sinnbildlich in der Kammer des Nachdenkens, dies zum
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| Zeichen dafür, daß ihr in diesem Augenblicke einen tiefen Blick in
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| euer Inneres, in den Mittelpunkt eures Wesens tun sollt, denn derjenige,
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| der den okkulten Pfad betritt, muß sich klar werden, daß er in
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| bezug auf seine Empfindungen, Gefühle, Meinungen und Willensimpulse
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| alles aus dem tiefsten Mittelpunkt seines eigenen Wesens hervorholen
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| muß. Nur derjenige Mensch, der so den festen Stützpunkt
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| in sich selber findet, kann ein Bürger unseres Erdenplaneten sein.
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| Dadurch wird der Mittelpunkt seines Wesens mit dem Mittelpunkt
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| seines Planeten fest verbunden und er findet mit der Erdenmission
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| zusammen seine eigene Entwickelung. Bei allen Verrichtungen des
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| Lebens muß der okkult Strebende aus eignem freien Empfinden,
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| Fühlen, Denken und Wollen seine Impulse holen. Dies durch einen
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| tiefen Blick in euer Inneres euch klarzumachen und noch einmal
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| reiflich nachzudenken darüber, ob ihr bei eurem gefaßten Entschlüsse
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| bleiben wollt, in unsre Gemeinschaft aufgenommen zu werden,
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| sitzet ihr symbolisch in dieser Kammer des Nachdenkens. Es
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| wird eine kurze Zeit vollkommener Stille um euch herum sein, da
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| sollt ihr über diese beiden Dinge mit euch zu Rate gehen. Dann wird
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| ein langer Hammerschlag die Stille unterbrechen und wenn ihr bei
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| eurem Vorsatze beharrt, werdet ihr mir auf meine Frage mit einem
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| deutlich vernehmbaren Ja antworten.|265|207f}}
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| {{GGZ|Ihr sitzet nun symbolisch in der Hölle. Dies zum Zeichen dafür, daß
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| in das Leben hineinragen die Kräfte des Leides, des Schmerzes, des
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| Bösen ebenso wie die des Idealen, der Freude, des Guten. Wer den
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| okkulten Pfad betritt, muß sich klar machen, daß er diesen Kräften
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| der Hölle ebenso unbefangen entgegentreten muß, wie den Kräften
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| des Himmels. Frei nach dem Guten kann nur derjenige streben, der
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| auch das Böse wählen kann. Daß ihr euch klar macht, daß euer Weg
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| auch über die Kräfte der Hölle führt - [dazu] ist dieses sinnbildliche
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| Sitzen in der Hölle.|265|208}}
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| {{GGZ|Das Sitzen in der Kammer des Nachdenkens und in der Hölle wird
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| symbolisch die Erdenprobe genannt, weil die Seele in ihrem gegenwärtigen
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| materiellen Dasein sich fest mit dem Mittelpunkt der Erde
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| verknüpft wissen soll. Das folgende Wandeln durch die wasserfreie
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| Luft erinnert sinnbildlich an die Luftprobe der Menschheit und jetzt
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| seid ihr im Sinnbild erinnert an die große Wasserprobe der Menschheit
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| während der atlantischen Zeit. Alle Religionen und Weltanschauungen,
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| die auf die okkulte Weisheit gebaut waren, haben sich
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| im Sinnbild der Wassertaufe oder Wasserprobe die Erinnerung an
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| diese große Wasserprobe der Menschheit erhalten.|265|211}}
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| Die wohl umfassendste Darstellung der mit der Erdenprobe verbundenen Höllenfahrt gab wohl [[Dante Alighieri]] im „[[Inferno]]“, dem ersten Teil seiner «[[Göttliche Komödie|Göttlichen Komödie]]».
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| Auch der [[Prophet]] [[Jona]] hatte die Erdenprobe zu bestehen. Wie die Schilderung im [[Wikipedia:Altes Testament|Alten Testament]] deutlich zeigt, wurde er während seiner dreitägigen [[Einweihung]] in die [[Unterwelt]] geführt. Der Fisch, von dem Jona verschlungen wird, repräsentiert hier die ganze [[Erde (Planet)|Erde]], die von dem gewaltigen Meer der [[Astralwelt]] umtost wird.
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| {{Zitat|1 Der Herr aber schickte einen großen Fisch, der Jona verschlang. Jona war drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches
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| 2 und er betete im Bauch des Fisches zum Herrn, seinem Gott:
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| 3 In meiner Not rief ich zum Herrn und er erhörte mich. Aus der Tiefe der Unterwelt schrie ich um Hilfe und du hörtest mein Rufen.
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| 4 Du hast mich in die Tiefe geworfen, in das Herz der Meere; mich umschlossen die Fluten, all deine Wellen und Wogen schlugen über mir zusammen.
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| 5 Ich dachte: Ich bin aus deiner Nähe verstoßen. Wie kann ich deinen heiligen Tempel wieder erblicken?
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| 6 Das Wasser reichte mir bis an die Kehle, die Urflut umschloss mich<ref>Ein Hinweis auf die ebenfalls zu bestehende [[Wasserprobe]].</ref>; Schilfgras umschlang meinen Kopf.
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| 7 Bis zu den Wurzeln der Berge, tief in die Erde kam ich hinab; ihre Riegel schlossen mich ein für immer. Doch du holtest mich lebendig aus dem Grab herauf, Herr, mein Gott.
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| 8 Als mir der Atem schwand, dachte ich an den Herrn und mein Gebet drang zu dir, zu deinem heiligen Tempel.
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| 9 Wer nichtige Götzen verehrt, der handelt treulos.
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| 10 Ich aber will dir opfern und laut dein Lob verkünden. Was ich gelobt habe, will ich erfüllen. Vom Herrn kommt die Rettung.
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| 11 Da befahl der Herr dem Fisch, Jona ans Land zu speien.|Jona|{{BB|Jon|2|1-11}}}}
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| Tatsächlich ist die Erdenprobe in ihrer höchsten Form auch mit einer tieferen Erkenntnis des [[Erdinneres|Erdinneren]] verbunden. Dass die Einweihung Jonas tatsächlich in diesem Sinn zu verstehen ist, wird aus den Worten des [[Christus]] deutlich, in denen er seine bevorstehende [[Höllenfahrt]] vorverkündet, durch die er drei Tage im ''Herzen der Erde'' sein werde, und die er mit der Geschichte Jonas verglich (vgl. auch {{Litt|Baan, S. 81ff}}).
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| {{Zitat|40 Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein.|[[Matthäusevangelium]]|{{BB|Mt|12|40|LUT}}}}
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| {{Panorama|Jona-Calixtus-Katakombe-Rom-Grabkammer-25.jpg|1000|Darstellung der Einweihung des Jona in der Grabkammer 25 der [[Wikipedia:Calixtus-Katakombe|Calixtus-Katakombe]] in [[Wikipedia:Rom|Rom]]:<br />Rechts wird Jona über Bord geworfen und schon von dem Fisch erwartet, der hier einem [[drachen]]artigen Meeresungeheuer, dem [[Leviathan]], gleicht; im mittleren Bild wird Jona am dritten Tag von dem Meeresdrachen wieder ausgespien; links ruht Jona unter dem Rizinusstrauch {{Bibel|Jon|4|1-11}}.}}
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| == Anmerkungen == | |
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| <references />
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| == Literatur ==
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| #Bastiaan Baan, Conrad Schaefer (Übers.): ''Alte und neue Mysterien: Von der Seelenprüfung zur Lebenseinweihung'', Urachhaus Verlag, Stuttgart 2010, ISBN 978-3825176426
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| #Rudolf Steiner: ''Zur Geschichte und aus den Inhalten der erkenntniskultischen Abteilung der Esoterischen Schule von 1904 bis 1914'', [[GA 265]] (1987), ISBN 3-7274-2650-0 {{Vorträge|265}}
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| {{GA}}
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| [[Kategorie:Theosophie]] [[Kategorie:Anthroposophie]] [[Kategorie:Schulungsweg]] [[Kategorie:Esoterische Schule]]
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