Spekulation (Philosophie): Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 14. Februar 2020, 13:30 Uhr

Spekulation (von latein speculari, „beobachten“) ist eine philosophische Denkweise zu Erkenntnissen zu gelangen, indem man über die herkömmliche empirische oder praktische Erfahrung hinausgeht und sich auf das Wesen der Dinge und ihre ersten Prinzipien richtet. Der griechische Begriff "theoria" (griech. θεωρία „Betrachtung, Anschauung, Einsicht“; ursprünglich „Gottesschau“) wurde im Lateinischen durch "speculatio" übersetzt und bedeutete gleichzeitig auch "contemplatio".

Umgangssprachlich wird der Ausdruck Spekulation abwertend so verwendet, dass man etwas behauptet, was man nicht belegen kann, dem also die rationale Basis fehlt.

Augustinus

Augustinus deutete den Begriff in bewusster Abgrenzung zur Tradition um: Unter Berufung auf (1 Kor 13,12 LUT) leitete er ihn von "speculum" (Spiegel) ab. In der Spekulation erblicke der Mensch die Wahrheit wie in einem dunklen Spiegel. Dieser Spiegel ist aufgrund des Sündenfalls verdunkelt, und der Mensch selbst stelle als geistiges Wesen und als Abbild Gottes den Spiegel dar, der durch gläubige Hinwendung zu Gott heller werden kann. Der Begriff wird hier mit Elementen der neuplatonischen Emanationslehre überformt.

Scholastik

In der Scholastik wird die Spekulation als Erkenntnis der Dinge in Gott durch die Begriffe des Denkens zur Form des Erkennens schlechthin. Das menschliche, diskursive Denken kann auf höchste Begriffe (Transzendentalien) zurückgeführt werden, wodurch es Anteil am intuitivem göttlichen Denken erlangen kann. Daher spielt in der Scholastik das formale Verfahren (Syllogismus) eine große Rolle, durch das der Mensch das Wesen der Dinge zwar nicht unmittelbar, aber auf vermittelte Weise begreift.

Ockham

Nach der Überwindung des Universalienstreits wurde durch Wilhelm von Ockham dem scholastischen Verständnis der Spekulation die Basis entzogen. Er setzte an die Stelle der Vermittlung des Erkennens über die Teilhabe an der göttlichen Intuition die unmittelbare intuitive Erkenntnis der Einzeldinge, die zu sinnlichen Wahrnehmung parallel verläuft. Damit bereitete Ockham den neuzeitlichen Empirismus vor, welcher in starken Kontrast zur Spekulation tritt.

Kant

Kant steht in der Tradition der empiristischen Sichtweise. Bei ihm wird unter spekulativer Vernunft eine Art transzendente Vernunft im Gegensatz zum immanenten Naturgebrauch verstanden. Diese Spekulation kann nach Kant keine Erkenntnisse schaffen, was nur die immanente Vernunft kann.

Hegel

Im Deutschen Idealismus begann eine Rehabilitation des Spekulationsbegriffs. Für Hegel ist die Spekulation ein zentraler Begriff seiner Dialektik.

Das räsonierende Denken Kants bleibe noch ganz in der Subjekt-Objekt-Spaltung verhaftet. Hegel definiert so den Unterschied der Begriffe Verstand und Vernunft.

Zur Vernunft wird das philosophische Denken erst durch die spekulative Erweiterung des Verstandes. Besonders anschaulich wird dieser Unterschied in den Vorlesungen zur Religionsphilosophie deutlich gemacht. Der ontologische Gottesbeweis wird von Kant kritisiert, weil das tatsächliche Vorhandensein die Definition (gegenüber dem nur vorgestellten) nicht vergrößert.

Dies ist aus Sicht Hegels aber nur eine quantitative Sichtweise. Im spekulativen Denken wird das Denken um eine qualitative Komponente erweitert (es schlägt um, vergleiche auch: Dialektische Grundgesetze).

Whitehead

Die organische Philosophie Alfred North Whiteheads wird von ihm selbst als spekulativ bezeichnet. Zu einem solchen spekulativen Denken gelangt man, wenn man von eigenen speziellen und perspektivistischen Betrachtungsweisen absieht.

Stiller

Joachim Stiller lehhnt jede Form von Spekulation kategorisch ab. Für ihn ist Spekulation nur die "Kinderkrankheit jeglicher Philosophie".


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