Wahrnehmung und Wesensglieder: Unterschied zwischen den Seiten

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{{Textbox|<poem>Den Sinnen hast du dann zu trauen,
<!-- [[Bild:Astral Body of the Average Man.jpg|thumb|Der Astralleib des Menschen, nach C. W. Leadbeater, ''Man Visible and Invisible'', 1902]]-->
Kein Falsches lassen sie dich schauen
[[Datei:GA 124 92.gif|mini|300px|Die vier grundlegenden Wesensglieder des Menschen.]]
Wenn dein Verstand dich wach erhält.
Mit frischem Blick bemerke freudig,
Und wandle, sicher wie geschmeidig,
Durch Auen reichbegabter Welt.
                <small>aus [[Goethe]]: ''[[s:Vermächtniß_(Goethe)|Vermächtnis]]''</small></poem>}}
Als '''Wahrnehmungen''' ({{ELSalt|αἴσθησις}} ''aísthēsis''; {{EnS|perception}}, von {{laS|''percipere''}} „wahrnehmen, erfassen, ergreifen, vernehmen“) bezeichnet [[Rudolf Steiner]] in seiner [[Philosophie der Freiheit]] die [[Empfindung]]sobjekte, wie sie dem Menschen durch unmittelbare [[Beobachtung]] gegeben sind. Nach allgemeinem Sprachgebrauch wird aber auch die '''Wahrnehmungstätigkeit''' selbst als ''Wahrnehmung'' bezeichnet. Gemeinsam werden beide, also die Wahrnehmungstätigkeit und der dadurch [[Phänomen|phänomenal]] erlebte [[Bewusstsein]]sinhalt, das sog. [[Perzept]], auch als [[Perzeption]] ({{laS|''perceptio''}}) bezeichnet. Wahrnehmungen beschränken sich nicht alleine auf die [[sinnliche Welt]], sondern man kann in gleichem Sinn auch von [[Seele|seelischen]] und [[Geist|geistigen]] Wahrnehmungen sprechen, z.B. wenn wir unsere eigenen [[Gefühl]]e oder [[Gedanke]]n wahrnehmen. Die [[Sinneswahrnehmung]] ist nur ein spezieller Fall der Wahrnehmung überhaupt.


== Wahrnehmung und Sinnesempfindung ==
Als '''Wesensglieder''' ({{EnS|members}} „Glieder“) werden in der [[Anthroposophie]] und [[Theosophie]] alle eigenständig ''erscheinenden'' Glieder bezeichnet, die das [[Wesen]] des [[Mensch]]en aufbauen. Dieses erschöpft sich nicht in dem [[sinnlich]] sichtbaren [[Physischer Leib|stofflichen Leib]], sondern verfügt noch über höhere, nur [[übersinnlich]] erfahrbare [[leib]]liche, [[seelisch]]e und [[geist]]ige Wesensglieder. Was so als Vielheit ''[[Erscheinung|erscheint]]'', bildet aber für die [[höhere Erkenntnis]] eine [[Ganzheit|Einheit]].
 
{{GZ|Daß in höherer Wirklichkeit eine Einheit
ist, was sich für die menschliche Erfahrung als Vielheit
von sieben Gliedern<ref>Je nach Gesichtspunkt kann das Wesen des Menschen sinnvollerweise auch in eine andere Anzahl von Wesensglieder auseinandergelegt werden.</ref> auseinanderlegt, das bleibt dadurch
unangefochten. Aber gerade dazu ist die höhere Erkenntnis
da: die Einheit in allem aufzuzeigen, was dem
Menschen wegen seiner körperlichen und geistigen Organisation
im unmittelbaren Erleben als Vielheit erscheint.|7|112}}
 
== Rudolf Steiners Bezeichnungen der Wesensglieder ==
 
In Bezug auf die herkömmlichen Bezeichnungen ergibt sich aus Steiners Werk folgende Einteilung der inneren und äußeren menschlichen Wesensschichten:
 
::::#[[Physischer Leib]] (Leichnam)
::::#[[Ätherleib]] (Bau)
::::#[[Astralleib]] (Sinne)
::::#[[Empfindungsseele]] (Gemüt)
::::#[[Verstandesseele]] (Verstand)
::::#[[Ich]] (Seele)
::::#[[Bewusstseinsseele]] (Gewissen)
::::#[[Geistselbst]] (Eigenart)
::::#[[Lebensgeist]] (Geschmack)
::::#[[Geistesmensch]] (Gott)
 
==Leib, Seele und Geist==
Einer ersten tiefergehenden Betrachtung zeigt sich der [[Mensch]] als dreigliedrige Wesenheit (→ [[Trichotomie]]), die sich in [[Leib]], [[Seele]] und [[Geist]] gliedert:
 
{{GZ|Warum erscheint dem Menschen die Welt in dieser dreifachen Art? Eine
einfache Betrachtung kann das lehren:
 
Ich gehe über eine mit Blumen bewachsene Wiese. Die Blumen künden mir
ihre Farben durch mein Auge. Das ist die Tatsache, die ich als gegeben
hinnehme. - Ich freue mich über die Farbenpracht. Dadurch mache ich die
Tatsache zu meiner eigenen Angelegenheit. Ich verbinde durch meine
Gefühle die Blumen mit meinem eigenen Dasein. Nach einem Jahre
gehe ich wieder über dieselbe Wiese. Andere Blumen sind da. Neue Freude
erwächst mir aus ihnen. Meine Freude vom Vorjahre wird als Erinnerung
auftauchen. Sie ist in mir; der Gegenstand, der sie angefacht hat, ist
vergangen. Aber die Blumen, die ich jetzt sehe, sind von derselben Art wie
die vorjährigen; sie sind nach denselben Gesetzen gewachsen wie jene. Habe
ich mich über diese Art, über diese Gesetze aufgeklärt, so finde ich sie in
den diesjährigen Blumen so wieder, wie ich sie in den vorjährigen erkannt
habe. Und ich werde vielleicht also nachsinnen: Die Blumen des Vorjahres
sind vergangen; meine Freude an ihnen ist nur in meiner Erinnerung
geblieben. Sie ist nur mit ''meinem'' Dasein verknüpft. Das aber, was ich im
vorigen Jahre an den Blumen erkannt habe und dies Jahr wieder erkenne, das
wird bleiben, solange solche Blumen wachsen. Das ist etwas, was sich mir
offenbart hat, was aber von meinem Dasein nicht in gleicher Art abhängig ist
wie meine Freude. Meine Gefühle der Freude bleiben in ''mir''; die Gesetze,
das Wesen der Blumen bleiben außerhalb meiner in der Welt.
 
So verbindet sich der Mensch immerwährend in dieser dreifachen Art mit
den Dingen der Welt. Man lege zunächst nichts in diese Tatsache hinein,
sondern fasse sie auf, wie sie sich darbietet. Es ergibt sich aus ihr, daß der
Mensch ''drei Seiten in seinem Wesen'' hat. Dies und nichts anderes soll hier
vorläufig mit den drei Worten ''Leib'', ''Seele'' und ''Geist'' angedeutet werden. Wer
irgendwelche vorgefaßten Meinungen oder gar Hypothesen mit diesen drei
Worten verbindet, wird die folgenden Auseinandersetzungen notwendig
mißverstehen müssen. Mit ''Leib'' ist hier dasjenige gemeint, wodurch
sich dem Menschen die Dinge seiner Umwelt offenbaren, wie in obigem
Beispiele die Blumen der Wiese. Mit dem Worte ''Seele'' soll auf das gedeutet
werden, wodurch er die Dinge mit seinem eigenen Dasein verbindet,
wodurch er Gefallen und Mißfallen, Lust und Unlust, Freude und Schmerz
an ihnen empfindet. Als ''Geist'' ist das gemeint, was in ihm offenbar wird,
wenn er, nach Goethes Ausdruck, die Dinge als «gleichsam göttliches
Wesen» ansieht. - In diesem Sinne besteht der Mensch aus ''Leib'', ''Seele'' und
''Geist''.|9|25ff|9}}
 
Durch seinen lebendigen Leib tritt der Mensch mit der irdischen Umwelt in Kontakt. Er ist der Träger der [[Sinnesorgane]] und des [[Gehirn]]s, mit deren Hilfe der Mensch die irdische Welt wahrnehmen, vorstellen und verstandesmässig erfassen kann. Nur durch seine leiblichen Organe kann sich der Mensch bewusst der sinnlichen Welt gegenüberstellen und von ihr unterscheiden. Dadurch erwacht sein [[Selbstbewusstsein]].
 
Der Leib, für sich selbst genommen, könnte allerdings gar kein Bewusstsein entwickeln. Er wäre alleine von bewusstlosen Lebensprozessen bestimmt, wie es etwa bei den Pflanzen der Fall ist. Dass überhaupt Bewusstsein entstehen kann, dazu bedarf es der Seele, die sich des Leibes als Werkzeug bedient, um mit seiner Hilfe die irdische Welt erkennen und verändern zu können. Erst durch die Seele fühlt sich der Mensch bewusst, freudvoll oder leidvoll, mit der Erdenwelt verbunden.
 
Nach der anderen Seite zu ist die Seele aber zugleich nach dem Geist hin orientiert, nach dem eigentlichen schöpferischen Prinzip. Die Seele nimmt mit Sympathie oder Antipathie an dem Geschaffenen teil; der Geist aber ist es, der die Welt des Geschaffenen überhaupt erst hervorbringt. Im Grossen ist es der unermüdlich schaffende Weltgeist, der die ganze Natur hervorgebracht und ihr ihre eigentümliche Struktur verliehen hat; im Kleinen hat aber auch der menschliche Geist, sein individuelles Ich, teil an diesem schaffenden Prinzip. Der Mensch wird dadurch in gewissem Sinn zum Schöpfer und Erzieher seiner selbst. Dadurch unterscheidet sich der Mensch vom Tier, das zwar auch eine Seele und damit auch Bewusstsein, aber kein Selbstbewusstsein hat. In Lust und Leid ist das Tier hilflos seinem Schicksal ausgeliefert und an die engen Schranken seiner arttypischen Prägung gebunden. Der Mensch hingegen kann zum bewussten schöpferischen Mitgestalter, ja zum Herren seines Schicksals werden. Er kann mit energischem Willen auch noch den schwersten Schicksalsschlägen einen tieferen Sinn abgewinnen und an ihnen reifen - und gerade daran erwacht sein Selbstbewusstsein ganz besonders.
 
In alten Zeiten kannte man diese Dreigliedrigkeit des menschlichen Wesens sehr genau. Dieses Wissen ging aber allmählich verloren. Schon auf dem Konzil von Konstantinopel von 869 wurde die Lehre von der Trichotomie (Dreigliedrigkeit) des Menschenwesens für ketzerisch erklärt, und es durfte seit dem nur mehr gelehrt werden, dass der Mensch aus Leib und Seele bestehe. Höchstens wurden der Seele noch einige geistige Fähigkeiten, etwa sein intelektuelles Denkvermögen, zugestanden. Man wollte dadurch die unüberbrückbare Kluft zwischen Gott und Mensch deutlich machen und den Menschen vor einem gefährlichen Hochmut bewahren - zugleich rückte man ihn dadurch aber näher an das Tier heran. Und während man in alten Zeiten davon überzeugt war, dass der Mensch ein Spross der göttlichen Welt ist, so begann man nun immer mehr an die Abstammung des Menschen vom Tier zu glauben, was ja heute noch immer den Kerngedanken der modernen Evolutionslehren bildet. Dabei ging auch das Wissen um die menschliche Seele immer mehr verloren, und heute richtet sich das allgemeine Bewusstsein hauptsächlich nur mehr auf den menschlichen Leib, dem man vielleicht noch einige seelische Eigenschaften zugesteht. Indem sich der Mensch so immer mehr auf sein leibliches Dasein in der physisch-sinnlichen Welt hin orientiert, erfährt zwar sein Selbstbewusstsein eine mächtige Anregung, zugleich verschwindet aber die Möglichkeit zu einer tiefergehenden Erkenntnis des menschlichen Wesens. Der Mensch erkennt sich zwar als Individuum, viel stärker als das jemals in der Vergangenheit der Fall war, aber er weiss nicht, was seine Individualität eigentlich ausmacht. Daraus resultieren oftmals schwere innere seelische Lebenskonflikte, die nur überwunden werden können, wenn man sich ein neues Bewusstsein für die dreigliedrige Natur des menschlichen Wesens erwirbt.
 
==Die grundlegenden Wesensglieder==
Das Menschenwesen lässt sich noch wesentlich differenzierter beschreiben, nämlich als 4-gliedrige, 7-gliedrige oder 9-gliedrige Wesenheit. Abgesehen von seinem Ich hat der Mensch ''diese'' Wesensglieder nur während des Erdenlebens; die [[Wesensglieder der Toten]] sind anders geartet.
 
Anders geartet sind auch die [[Wesensglieder der Elementarwesen]] und die [[Wesensglieder der Hierarchien]].
 
=== Vier Wesensglieder ===
 
[[Rudolf Steiner]] unterscheidet zunächst '''4 grundlegende Wesenglieder''' des [[Mensch]]en und geht damit über die heute gängige Anschauung, die nur den physischen Leib gelten lassen will, weit hinaus. Diese und die höheren [[#Die höheren seelischen und geistigen Wesensglieder|seelischen]] und [[#Die höheren seelischen und geistigen Wesensglieder|geistigen Wesensglieder]] entfalten sich in [[Siebenjahresperioden]]. Die grundlegenden Wesenglieder sind:
 
::# [[Physischer Leib]]
::# [[Ätherleib]], auch als Lebensleib oder Bildekräfteleib bezeichnet
::# [[Astralleib]], auch [[Trieb- und Empfindungsleib]] genannt
::# [[Ich]] bzw. der [[Ich-Träger]] als dessen äußerer [[leib]]licher Ausdruck
 
Die drei [[leib]]lichen Wesensglieder wurden bereits auf den der [[Erde (Planet)|Erde]] vorangegangenen [[Weltentwicklungsstufen|planetarischen Weltentwicklungsstufen]] verlangt. Auf der Erde kam dann das Ich hinzu.


<div style="margin-left:20px">
<div style="margin-left:20px">
"Bei dem Schwanken des Sprachgebrauches erscheint es mir geboten, dass ich mich mit meinem Leser über den Gebrauch eines Wortes verständige, das ich im folgenden anwenden muss. Ich werde die unmittelbaren Empfindungsobjekte, die ich oben genannt habe, insofern das bewusste Subjekt von ihnen durch Beobachtung Kenntnis nimmt, Wahrnehmungen nennen. Also nicht den Vorgang der Beobachtung, sondern das Objekt dieser Beobachtung bezeichne ich mit diesem Namen.
"Wir haben die Menschheitsentwickelung verfolgt durch die Saturn-,
Sonnen- und Mondentwickelung hindurch und stehen jetzt innerhalb
der Erdenentwickelung. Wir wissen, daß diese drei Stadien der Menschheitsentwickelung
der Ausbildung des physischen Leibes, des Atherleibes
und des Astralleibes des Menschen entsprechen und daß wir
jetzt innerhalb der Erdenentwickelung stehen, die da bedeutet die
Ausbildung des menschlichen Ich, soweit eben dieses Ich als ein Glied
der menschlichen Wesenheit ausgebildet werden soll. Von den verschiedensten
Gesichtspunkten aus haben wir diesen Menschen als ein
Ich charakterisiert, das von drei Hüllen umschlossen ist: von der astralischen
Hülle, entsprechend der Mondentwickelung, von der ätherischen
Hülle, entsprechend der Sonnenentwickelung, und von der physischen
Hülle, entsprechend der Saturnentwickelung. Etwas schematisch
können wir uns diesen Menschen in folgender Weise zeichnen:
[[Datei:GA 124 92.gif|center|300px|Die vier grundlegenden Wesensglieder des Menschen.]]
{{Lit|{{G|124|91f}}}}"
</div>


Ich wähle den Ausdruck Empfindung nicht, weil dieser in der Physiologie eine bestimmte Bedeutung hat, die enger ist als die meines Begriffes von Wahrnehmung. Ein Gefühl in mir selbst kann ich wohl als Wahrnehmung, nicht aber als Empfindung im physiologischen Sinne bezeichnen. Auch von meinem Gefühle erhalte ich dadurch Kenntnis, dass es Wahrnehmung für mich wird. Und die Art, wie wir durch Beobachtung Kenntnis von unserem Denken erhalten, ist eine solche, dass wir auch das Denken in seinem ersten Auftreten für unser Bewusstsein Wahrnehmung nennen können." {{Lit|{{G|4|63}}}}
Schon in den [[Ägyptische Mysterien|altägyptischen Mysterien]] war diese Gliederung des Menschenwesens bekannt. Die Wesensglieder wurden dort mit folgenden Ausdrücken bezeichnet:
</div>
 
:* [[Chat]], der physisch-stoffliche Körper
:* [[Ka]], die formschaffende Lebens- und Wachstumskraft
:* [[Ba]], der Seelenleib, in dem die körperorientierten Instinkte, Sinnesempfindungen, Leidenschaften und Triebe wirken
:* [[Ach]], das unsterbliche geistiges Urbild des Ba; entspricht dem Ich, das allerdings noch nicht vollständig in den Körper eingezogen ist, sondern gleichsam als höheres Ich über diesem schwebt.


Im Sinne Steiners muss man also deutlich zwischen Wahrnehmung und [[Empfindung]] ([[Sinnesempfindung]]) unterscheiden, wobei weiters zu beachten ist, dass die Wahrnehmung als [[Ganzes]] dem [[Bewusstsein]] zuerst gegeben ist; sie muss erst zergliedert werden, um zu den Empfindungen zu kommen. Primär haben wir es nämlich nicht mit einzelnen isolierten Empfindungen zu tun, sondern mit einer ganzen Gruppe miteinander verbundener Empfindungen.
Auch die [[Griechisch-Lateinische Kultur|Griechen]] und insbesondere [[Aristoteles]] kannten die übersinnlichen leiblichen und seelischen Wesensglieder des Menschen<ref name="Aristoteles">vgl. dazu besonders: ''De anima'', 2. Buch, Kap. 1-3</ref>:


<div style="margin-left:20px">
<div style="margin-left:20px">
"Wenn wir einem Gegenstand gegenübertreten,
"Die Griechen zum Beispiel haben nur
so ist das, was sich zuerst abspielt, die Empfindung. Wir
mit etwas anderen Worten das bezeichnet, was wir hier haben. Indem
bemerken eine Farbe, einen Geschmack oder Geruch, und diesen
sie das Seelische bezeichnen wollten, fingen sie an bei dem, was wir den
Tatbestand, der sich da zwischen Mensch und Gegenstand abspielt,
Lebensleib nennen, und nannten es [[Treptikon]]; was wir den Empfindungsleib
müssen wir zunächst als durch die Empfindung charakterisiert betrachten.
nennen, nannte man mit einem sehr bezeichnenden Ausdruck
Was in der Aussage liegt: Etwas ist warm, kalt und so weiter,
[[Aesthetikon]]; unsere Empfindungsseele bezeichnete man als [[Orektikon]],
ist eine Empfindung. Diese reine Empfindung haben wir aber eigentlich
die Verstandesseele als [[Kinetikon]], und was die Bewußtseinsseele ist,
im gewöhnlichen Leben gar nicht. Wir empfinden an einer
das kostbarste Gut, was sich der Mensch jetzt erwirbt, nannte man
roten Rose nicht nur die rote Farbe, sondern wenn wir in Wechselwirkung
[[Dianoetikon]]." {{Lit|{{G|114|133}}}}
treten mit den Gegenständen, so haben wir immer gleich
eine Gruppe von Empfindungen. Die Verbindung der Empfindungen
«Rot, Duft, Ausdehnung, Form» nennen wir «Rose». Einzelne
Empfindungen haben wir eigentlich nicht, sondern nur Gruppen
von Empfindungen. Eine solche Gruppe kann man eine «Wahrnehmung» nennen.
 
In der formalen Logik muß man scharf unterscheiden zwischen
Wahrnehmung und Empfindung. Wahrnehmung und Empfindung
sind etwas durchaus Verschiedenes. Die Wahrnehmung ist das erste,
was uns entgegentritt, sie muß erst zergliedert werden, um eine
Empfindung zu haben." {{Lit|{{G|108|198f}}}}
</div>
</div>


== Die äußere Wahrnehmung als Spiegelung am physischen Leib ==
Jedes dieser Wesensglieder hat sein eigenes [[Bewusstsein]], durch das es sich in der Welt orientiert, wovon uns selbst allerdings im wesentlichen nur das bewusst wird, was in den Bereich unseres Ichs fällt, während alles andere unterbewusst bleibt.


{{GZ|Wie kommt eigentlich
Wäre der physische Leib alleine sich selbst überlassen, herrschten im Menschenwesen also nur physikalische und chemische Prozesse, so wäre er sehr bald dem Zerfall anheimgegeben. Das ist nach dem Tod des Menschen der Fall, wenn der physische Leib von den höheren Wesensgliedern verlassen wird. Der Leichnam, der zurückbleibt, verwest. Während des irdischen Lebens des Menschen wird sein physischer Leib hingegen beständig geformt und erneuert durch den Lebensleib. [[Paracelsus]], der noch eine deutliche Ahnung von den höheren Wesengliedern des Menschen hatte, nannte den Ätherleib [[Archäus]]. Während der physische Leib vorwiegend von den lokalen irdischen Bedingungen abhängig ist, wird der Ätherleib wesentlich durch kosmische Gesetzmässigkeiten bestimmt, namentlich durch die lichthaften [[ätherisch|ätherischen]] Sonnenkräfte.
die äußere Wahrnehmung zustande? Nun, nicht wahr, da denken
die Menschen gewöhnlich - besonders Menschen, die sich sehr
gescheit dünken - , daß die äußere Wahrnehmung dadurch zustande
kommt, daß die Dinge draußen sind, der Mensch in seiner Haut
steckt, daß die äußeren Dinge einen Eindruck auf ihn machen, und
daß dadurch sein Gehirn ein Bild der äußeren Objekte und Formen
in seinem Innern erzeugt. Nun, es ist ganz und gar nicht so, sondern
es verhält sich ganz anders. In Wahrheit ist der Mensch gar nicht
drinnen innerhalb seiner Haut [mit seinem Geistig-Seelischen]; das
ist er gar nicht. Wenn der Mensch zum Beispiel dieses Rosen-Bukettchen
sieht, so ist er mit seinem Ich und Astralleib in der Tat da drinnen
in dem Bukettchen, und sein Organismus ist ein Spiegelungsapparat
und spiegelt ihm die Dinge zurück. Sie sind in Wahrheit immer
ausgebreitet über den Horizont, den Sie überschauen. Und im
Wachbewußtsein stecken Sie eben mit einem wesentlichen Teil Ihres
Ich und Astralleibes auch im physischen und ätherischen Leibe
drinnen. Der Vorgang ist nun wirklich so - ich habe das oft in Vorträgen
erwähnt - : Denken Sie sich, sie gingen in einem Zimmer herum,
in dem eine Anzahl von Spiegeln an den Wänden angebracht
wären. Sie können durch den Raum gehen. Wo Sie keinen Spiegel
haben, sehen Sie sich selber nicht. Sobald Sie aber an einen Spiegel
kommen, sehen Sie sich. Kommt eine Stelle ohne Spiegel, sehen Sie
sich nicht, und wenn wieder ein Spiegel da ist, sehen Sie sich wieder.
So ist es auch mit dem menschlichen Organismus. Er ist nicht der
Erzeuger der Dinge, die wir in der Seele erleben, er ist nur der Spiegelungsapparat.
Die Seele ist beisammen mit den Dingen da draußen,
zum Beispiel hier mit diesem Rosen-Bukettchen. Daß die Seele
das Bukettchen bewußt sieht, hängt davon ab, daß das Auge in Verbindung
mit dem Gehirnapparat der Seele das zurückspiegelt, womit
die Seele zusammenlebt. Und in der Nacht nimmt der Mensch
nicht wahr, weil er, wenn er schläft, Ich und Astralleib aus seinem
physischen und ätherischen Leib herauszieht, und diese dadurch aufhören,
ein Spiegelungsapparat zu sein. Das Einschlafen ist so, als ob
Sie einen Spiegel, den Sie vor sich hatten, wegnehmen. Solange Sie
in den Spiegel hineinsehen können, haben Sie Ihr eigenes Antlitz
vor sich; nehmen Sie den Spiegel weg, flugs ist nichts mehr da von
Ihrem Antlitz.


So ist der Mensch in der Tat mit dem seelisch-geistigen Wesen in
Der Ätherleib verleiht dem Menschenwesen seine sich lebendig erhaltende Gestalt. Dieses Lebensprinzip hat der Mensch mit der lebendig sprießenden und sproßenden Pflanzenwelt gemeinsam. Der Ätherleib kann dem Menschen aber nicht Bewusstsein, Trieb- und Empfindung verleihen. Dazu ist der Astralleib nötig, wie ihn auch die Tiere haben. Der kosmische Bezug ist beim Trieb- und Empfindungsleib noch ausgeprägter als beim Ätherleib, weshalb er auch als Sternenleib oder Astralleib bezeichnet wird; Paracelsus nennt ihn den [[Siderischer Leib|siderischen Leib]]. Da bei den Tieren der Astralleib das bestimmende Wesenglied ist, hängen sie innig mit den gestaltenden Kräften des [[Tierkreis|Tierkreises]] zusammen.
dem Teil der Welt, den er überschaut, und er sieht ihn dadurch bewußt,
daß ihn sein Organismus spiegelt. Und in der Nacht wird dieser
Spiegelungsapparat weggezogen, da sieht er nichts mehr. Der
Teil der Welt, den wir sehen, der sind wir selbst.


Das ist eines der schlimmsten Stücke der Maja, daß der Mensch
Das [[Selbstbewusstsein]] ist erst mit dem selbstständigen menschlichen Ich gegeben, über das die Tiere nicht verfügen. Das Ich ist der geistige Kern des Menschenwesens und gibt dem Menschen seine eigene unverwechselbare individuelle Prägung.  
glaubt, er stecke mit seinem Geistig-Seelischen in seiner Haut. Das
tut er nicht. In Wirklichkeit steckt er in den Dingen, die er sieht.
Wenn ich einem Menschen gegenüberstehe, so stecke ich in ihm
drinnen mit meinem Ich und Astralleib. Würde ich nicht meinen
Organismus ihm entgegenhalten, so würde ich ihn nicht sehen. Daß
ich ihn sehe, daran ist mein Organismus schuld, aber mit meinem
Ich und Astralleib stecke ich in ihm drinnen. Daß man das nicht so
ansieht, das gehört eben zu den, ich möchte sagen, verhängnisvollsten
Dingen der Maja.


So verschaffen wir uns eine Art Begriff, wie das Wahrnehmen
Während des wachen Erdenlebens des Menschen sind diese 4 Wesensglieder innig miteinander verbunden und durchdringen einander. Grundsätzlich aber sind sie eigenständiger, substanzieller, auf sich selbst gegründeter Natur und können bis zu einem gewissen Grad auch unabhängig voneinander existieren. Das zeigt sich schon während des Schlafes, wo sich Ich und Astralleib aus dem durch den Ätherleib belebten physischen Leib weitgehend herausheben. Mit dem [[Tod]] hebt sich auch noch der Ätherleib aus dem physischen Leib heraus und geht seine eigenen Wege. Er löst sich allerdings schon nach kurzer Zeit, etwa drei Tage nach dem Tod, in der allgemeinen Ätherwelt auf. Da während des Erdenlebens der physische Leib und der Ätherleib besonders fest aneinander gebunden sind und sich niemals für längere Zeit voneinander trennen dürfen (denn sonst tritt der Tod ein), kann man den belebten Leib als etwas Einheitliches auffassen und kommt dadurch zu einer Dreigliederung des Menschenwesens in [[Leib]], [[Seele]] und [[Geist]].
und das Erleben auf dem physischen Plan ist.|156|22f}}


Fälschlich wird zumeist angenommen, dass sich das, was wir als unser [[Ich]] bezeichnen, in unserem Körper befinde. Diesem Irrtum unterlag schon [[Descartes]], als er von der ''[[res cogitans]]'' sprach. Im Körper ist das Ich aber nicht zu finden, sondern nur dessen irreales Spiegelbild - gerade darauf gründet sich die [[Freiheit]] des [[Mensch]]en - denn ein Spiegelbild kann ihn zu nichts zwingen, hat keine [[Kausalität|kausale]] Macht. Unser wirkliches Ich lebt in der Außenwelt und ist dort unmittelbar mit den Wahrnehmungen verbunden. Darauf hat [[Rudolf Steiner]] schon in seinem 1911 gehaltenen [[Bologna-Vortrag]] hingewisen.
Auch der Astralleib löst sich grossteils, allerdings erst im Laufe einer längeren Zeitspanne, die etwa ein Drittel des vergangenen Erdenlebens ausmacht, in der erdnahen Astralwelt auf. Dabei werden alle seelischen Begierden ausgeschieden, die den Menschen noch an das vergangene irdische Leben fesseln. Es ist das eine Zeit der seelischen Läuterung, die nach der christlichen Terminologie auch als Fegefeuer bekannt ist, oder auch mit einem alten indischen Ausdruck [[Kamaloka]] genannt wird (kama = Begierde, loka = Ort).  


{{GZ|Nun glaubt eine vorurteilsvolle Psychologie, Seelenlehre, daß dieses
Nach dieser Läuterungszeit ist das menschliche Ich, der eigentliche individuelle Geist des Menschen, frei, den Weg durch die geistige Welt anzutreten, bis es sich nach kürzerer oder längerer Zeit wieder zu einer neuen irdischen Verkörperung bereit macht. Nach Massgabe schicksalsmässiger Notwendigkeiten umkleidet sich dann das menschliche Ich mit einem neuen Astralleib, einem neuen Ätherleib und endlich auch mit einem neuen physischen Leib.
Ich eigentlich im Menschen drinnensitzt; da, wo seine Muskeln sind,
sein Fleisch ist, seine Knochen sind und so weiter, da sei auch das
Ich drinnen. Wenn man das Leben nur ein wenig überschauen würde,
so würde man sehr bald wahrnehmen, daß es nicht so ist. Aber es ist
schwer, eine solche Überlegung heute vor die Menschen hinzubringen.
Ich habe es im Jahre 1911 schon versucht in meinem Vortrage auf dem
Philosophenkongreß in Bologna. Aber diesen Vortrag hat ja bis heute
keiner noch verstanden. Ich habe da versucht zu zeigen, wie es eigentlich
mit dem Ich ist. Dieses Ich liegt eigentlich in jeder Wahrnehmung,
das liegt eigentlich in alldem, was Eindruck auf uns macht. Nicht dadrinnen
in meinem Fleische und in meinen Knochen liegt das Ich, sondern
in demjenigen, was ich durch meine Augen wahrnehmen kann.
Wenn Sie irgendwo eine rote Blume sehen: in Ihrem Ich, in Ihrem
ganzen Erleben, das Sie ja haben, indem Sie an das Rot hingegeben
sind, können Sie ja das Rot von der Blume nicht trennen. Mit alldem
haben Sie ja zugleich das Ich gegeben, das Ich ist ja verbunden mit
Ihrem Seeleninhalt. Aber Ihr Seeleninhalt, der ist doch nicht in Ihren
Knochen! Ihren Seeleninhalt, den breiten Sie doch aus im ganzen
Raume. Also dieses Ich, das ist noch weniger als die Luft in Ihnen, die
Sie eben einatmen, noch weniger als die Luft, die vorher in Ihnen war.
Dieses Ich ist ja verbunden mit jeder Wahrnehmung und mit alldem,
was eigentlich im Grunde genommen außer Ihnen ist. Es betätigt sich
nur im Inneren, weil es aus dem Wahrnehmen die Kräfte hineinschickt.
Und ferner ist das Ich noch verbunden mit etwas anderem: Sie brauchen
nur zu gehen, das heißt, Ihren Willen zu entwickeln. Da allerdings
geht Ihr Ich mit, beziehungsweise das Ich nimmt an der Bewegung
teil, und ob Sie langsam schleichen, ob Sie laufen, ob Sie im
Kiebitzschritt sich bewegen oder irgendwie sich drehen und dergleichen,
ob Sie tanzen oder springen, das Ich macht alles das mit. Alles was an
Betätigung von Ihnen ausgeht, macht das Ich mit. Aber das ist ja auch
nicht in Ihnen. Denken Sie, es nimmt Sie doch mit. Wenn Sie einen
Reigen tanzen - glauben Sie, der Reigen ist in Ihnen? Der hätte ja gar
nicht Platz in Ihnen! Wie hätte der Platz? Aber das Ich ist dabei, das
Ich macht den Reigen mit. Also in Ihren Wahrnehmungen und in Ihrer
Betätigung, da sitzt das Ich. Aber das ist eigentlich gar nie in Ihnen
im vollen Sinne des Wortes, etwa so, wie Ihr Magen in Ihnen ist,
sondern das ist eigentlich immer etwas, dieses Ich, was im Grunde
außerhalb Ihrer ist. Es ist ebenso außerhalb des Kopfes, wie es außerhalb
der Beine ist, nur daß es im Gehen sich sehr stark beteiligt an
den Bewegungen, welche die Beine machen. Das Ich ist wirklich sehr
stark beteiligt an der Bewegung, welche die Beine machen. Der Kopf
aber, der ist an dem Ich weniger beteiligt.|205|219f}}


== Über die vermeintliche Subjektivität der Wahrnehmung ==
Die Entwicklung des Menschen im Laufe vieler Erdenleben besteht wesentlich darin, dass er immer mehr lernt, seine unteren Wesensglieder, die ihm zunächst naturhaft gegeben sind, durch die schöpferische geistige Kraft seines Ichs zu verwandeln und zum unverwechselbaren Ausdruck seiner geistigen Individualität zu gestalten. Diese Arbeit des Menschen an seinen Wesengliedern ist nur im irdischen Dasein möglich, und solange der Mensch seine geistigen Schöpferkräfte noch nicht so weit entwickelt hat, dass alle seine Wesenglieder aus der vollen bewussten Kraft seines Ichs geformt sind, wird er immer wieder zu neuen irdischen Inkarnationen herabsteigen müssen. Ist dieses ferne Ziel einmal erreicht, sind weitere irdische Verkörperungen nicht mehr nötig; der Mensch könnte daraus keinen geistigen Gewinn mehr ziehen, sondern wird die dann folgende Entwicklung in einem höheren, rein geistigen Daseinsbereich vollziehen.


Nach einer bis heute verbreiteten Ansicht wird den als Wahrnehmung gegebenen [[Sinnesqualitäten]], den [[Qualia]], namentlich den von [[John Locke]] so genannten [[Sekundäre Sinnesqualitäten|sekundären Sinnesqualitäten]], zu denen etwa [[Farben]], [[Töne]], [[Wärme]]-, [[Geschmack]]s- und [[Geruch]]eindrücke zählen (also die Sinnesmodalitäten der klassischen fünf Sinne), jeglicher [[objektiv]]e Charakter abgesprochen. Sie seien nur [[subjektiv]]e, durch die [[Sinnesorgane]] und das [[Gehirn]] bedingte Reaktionen auf äußere Reize, die als solche keine Ähnlichkeit mit den im [[Bewusstsein]] erlebten Sinnesqualitäten hätten. Untermauert wurde diese Ansicht wesentlich durch das von dem [[Biologe]]n [[Wikipedia:Johannes Müller (Biologe)|Johannes Müller]] [[Wikipedia:1826|1826]] aufgrund empirischer Untersuchungen formulierte [[Gesetz der spezifischen Sinnesenergien]], wonach jedes Sinnesorgan, egal durch welche Art von Reiz es erregt wird (etwa mechanisch, durch Licht, Elektrizität usw.), stets mit der ihm eigentümlichen [[Sinnesmodalität]] antwortet. So liefert etwa das Auge, egal wie es gereizt wird, stets nur Hell/Dunkel- und Farbeindrücke, das Ohr nur Töne bzw. Geräusche usw.  
Entwicklungsgeschichtlich haben die 4 Wesensglieder ein sehr unterschiedliches Alter und dadurch auch eine sehr unterschiedliche Entwicklungsreife erlangt. Der physische Leib ist seinem Ursprung nach das älteste aller Wesensglieder und daher auch in gewisser Weise am höchsten entwickelt. Man denke nur an den Wunderbau des menschlichen Gehirns oder des Knochengerüstes, wo mit gerinstem Materialaufwand höchste Tragefähigkeit und Stabilität erreicht wird. Auch der Ätherleib, der eine unglaubliche Fülle von Lebensprozessen harmonisch aufeinander abstimmt, ist sehr hoch entwickelt. Man vergleiche damit die oft chaotisch wütenden Triebe und Begierden, die in unserem Astralleib wirken, der ein viel geringeres entwicklungsgeschichtliches Alter hat und dadurch entsprechend unreif ist. Das allerjüngste und unvollendetste Wesensglied, das den Menschen aber erst zur einzigartigen Individualität macht, ist das menschliche Ich.


Diese Ansicht beruht nach [[Rudolf Steiner]] auf einem grundlegenden Irrtum. Im Wesen der Sinnesorgane liege es gerade, dass sie sich in ihrem Eigenwesen so weit zurücknehmen, dass sie gleichsam völlig durchsichtig für die objektiv gegebenen Wahrnehmungen sind. Und das gilt nicht nur für das [[Auge]], sondern für alle [[Sinne]]. Es sei eben überhaupt völlig verkehrt, davon auszugehen, dass die im Bewusstsein erlebte Wahrnehmung eine bloß subjektive Reaktion auf den objektiv gegebenen Reiz sei. Vielmehr reicht die Außenwelt durch die äußeren Sinnensorgane wie durch eine Anzahl von Golfen in unseren Organismus herein. Und da die ''menschlichen'' Sinnesorgane im Prinzip wie [[physik]]alische Apparate funktionieren, wird ihre Tätigkeit auch nicht durch das innere Leibesleben gestört, wie das bei den [[Tiere]]n noch vielfach der Fall ist:
Aufgrund seiner geistigen Natur ist das menschliche Ich unvergänglich, ewig, während sich die drei niederen Wesensglieder nach dem Tod weitgehend auflösen. Indem allerdings das menschliche Ich an der Vergeistigung seiner niederen Wesensglieder arbeitet, entreisst er diese, zumindest teilweise, der Vergänglichkeit. Es entstehen auf diese Weise höhere seelische und geistige Wesensglieder, die zwar substanziell von gleicher Art wie die niederen sind, ihrer geistigen Form nach aber reif sind, in ein rein geistiges, unvergängliches Dasein einzutreten. Einer differenzierteren geistigen Betrachtung zeigt sich dadurch der Mensch als 7- bzw. 9-gliedrige Wesenheit {{lit|{{G|13|}}, Kapitel ''Wesen der Menschheit'' und {{G|9|}}, Kapitel ''Das Wesen des Menschen''}}.


{{GZ|In den
=== Das Ich und der Astralleib machen das Erdenleben in Wahrheit nicht mit ===
Organen, die wir für die Sinne haben, ist etwas in den Menschenleib
hineingebaut, das von dem allgemeinen inneren
Leben dieses Menschenleibes bis zu einem gewissen Grade
ausgeschlossen ist. Symbolisch dafür können Sie das Beispiel
des Auges betrachten. Das Auge ist fast wie ein ganz
selbständiges Wesen in unseren Schädelorganismus hineingebaut,
hängt nur durch gewisse Organe mit dem Innern
des gesamten Organismus zusammen. Das Ganze könnte
im einzelnen geschildert werden, das ist aber für unsere
heutige Betrachtung nicht notwendig. Aber eine gewisse
Selbständigkeit liegt vor. Und solche Selbständigkeit liegt
in Wahrheit für alle Sinnesorgane vor. So daß, was eben
niemals berücksichtigt wird, bei der sinnlichen Wahrnehmung,
bei der sinnlichen Empfindung etwas ganz Besonderes
geschieht. Die sinnliche Außenwelt setzt sich durch
unsere Sinnesorgane in unsere eigenen Organe hinein fort.
Was da draußen durch Licht und Farbe geschieht, oder
besser gesagt, in Licht und Farbe vorgeht, das setzt sich
durch unser Auge so in unseren Organismus hinein fort,
daß das Leben unseres Organismus zunächst nicht daran
teilnimmt. Also Licht und Farbe kommen so in unser Auge,
daß das Leben des Organismus, ich möchte sagen, das Hereindringen
dessen, was draußen geschieht, nicht hindert.
Dadurch dringt wie in einer Anzahl von Golfen der Fluß
des äußeren Geschehens durch unsere Sinne bis zu einem
gewissen Teile in unseren Organismus ein. Nun nimmt an
dem, was da eindringt, zunächst teil die Seele, indem sie
das, was von außen unlebendig eindringt, selbst erst belebt.
Dies ist eine außerordentlich wichtige Wahrheit, die durch
die Geisteswissenschaft zutage tritt. Indem wir sinnlich
wahrnehmen, üben wir fortwährend Belebung desjenigen,
was aus dem Fluß der äußeren Ereignisse in unseren Leib
hinein sich fortsetzt. Die Sinnesempfindung ist ein wirkliches
lebendiges Durchdringen, ja sogar Beleben desjenigen,
was als Totes sich in unsere Organisation herein fortsetzt.
Dadurch aber habenfwir in der Sinnesempfindung wirklich
die objektive Welt unmittelbar in uns, und indem wir seelisch
sie verarbeiten, erleben wir sie. Dies ist der wirkliche
Vorgang, und das ist außerordentlich wichtig. Denn mit
Bezug auf die Sinnesempfindung läßt sich nicht sagen, daß
sie nur ein Eindruck ist, daß sie nur eine Wirkung von
außen ist; dasjenige, was äußerlich vorgeht, geht wirklich
bis in unser Inneres herein, leiblich, wird in die Seele aufgenommen
und mit Leben durchdrungen. In den Sinnesorganen
haben wir etwas, worinnen die Seele lebt, ohne
daß im Grunde unser eigener Leib darinnen unmittelbar
lebt. Man wird einmal auch naturwissenschaftlich den Vorstellungen,
die ich jetzt entwickelt habe, näher kommen,
wenn man vergleichend sich richtige Anschauungen bilden
wird über die Tatsache, daß bei gewissen Tierarten in den
Augen - und das wird man auf alle Sinne ausdehnen können
- gewisse Organe sind, die beim Menschen nicht mehr
sind. Das menschliche Auge ist einfacher als die Augen niederer
Tiere, ja sogar ihm sehr nahestehender Tiere. Wenn
man einmal sich fragen wird: Warum haben zum Beispiel
gewisse Tiere noch den sogenannten Fächer im Auge, ein
besonderes Organ aus Blutgefäßen, warum haben andere
den sogenannten Schwertfortsatz, wiederum ein Organ aus
Blutgefäßen? dann wird man darauf kommen, daß im tierischen
Organismus, indem diese Organe in die Sinne hereinragen,
das unmittelbare Leibesleben noch teilnimmt an
dem, was in den Sinnen sich abspielt als Fortsetzung der
Außenwelt. Daher ist die Sinneswahrnehmung des Tieres
durchaus nicht so, daß man sagen kann, das Seelische erlebt
unmittelbar die hereinragende Außenwelt. Denn das Seelische
in seinem Werkzeuge, dem Leib, durchdringt da noch
das Sinnesorgan; das leibliche Leben durchsetzt das Sinnesorgan.
Gerade dadurch aber, daß die menschlichen Sinne so
gestaltet sind, daß sie seelisch belebt werden, ist für denjenigen,
der die Sinnesempfindung wirklich in ihrer Wesenheit
erfaßt, klar, daß wir in der Sinnesempfindung äußere
Wirklichkeit haben. Dagegen kommt aller Kantianismus,
Schopenhauerianismus, alle moderne Physiologie nicht auf,
weil diese Wissenschaften noch gar nicht dazu geeignet sind,
ihre Begriffe bis zu einer regelrechten Auffassung der Sinnesempfindung
vordringen zu lassen. Erst indem das, was
sich im Sinnesorgan abspielt, in das tiefere Nervensystem,
das Gehirnsystem, aufgenommen wird, erst dadurch geht
es über in dasjenige, wo das Leibesleben unmittelbar eindringt,
und daher inneres Geschehen vor sich geht. So daß
der Mensch den Sinnenbezirk äußerlich hat, und innerhalb
dieses Sinnenbezirkes gleichsam die Zone gegenüber der
Außenwelt, wo diese Außenwelt rein an ihn herantreten
kann, insofern sie eben auf die Sinne wirken kann.|66|125ff}}


Die Unterscheidung zwischen subjektiv und objektiv ist nicht durch die Wahrnehmung, sondern erst durch das Denken gegeben - und dieses zeigt, dass die Eigenart der Sinnesorgane gerade darin besteht, dass sie sich in ihrem Eigenwesen soweit ausschalten, dass sie dem Bewusstsein den Zugang zu der objektiv gegebenen Wahrnehmung eröffnen.  
Unser [[wahres Ich]] und der [[Astralleib]] machen in Wahrheit das Erdenleben gar nicht mit, sondern bleiben in jenem Zeitpunkt stehen, als sie sich erstmals mit dem [[Physischer Leib|physischen Leib]] und dem [[Ätherleib]] verbunden haben. Im irdischen Leben erleben wir nur die Spiegelbilder von Ich und Astralleib. Im [[Schlaf]] kehren wir immer wieder zum Anfang unseres Erdenlebens zurück. Der Ätherleib bildet dabei die zeitliche Brücke, die die irdische Gegenwart mit dem Anfang unseres Erdendaseins verbindet. Nach dem [[Tod]] oder bei der [[Schulungsweg|geistigen Schulung]] zeigt sich das in Form des ätherischen [[Lebenstableau]]s.


{{LZ|Einen roten Apfel zu sehen
{{GZ|... wenn wir abends einschlafen, oder
heißt nicht, irgendeine Empfindung zu haben noch einen
auch bei Tag einschlafen - das macht keinen Unterschied, aber ich
Klang zu hören oder einen Geruch zu riechen. Man hat und
will nur vom nächtlichen Schlaf zunächst sprechen, den der anständige
fühlt Empfindungen in einem Teil seines Körpers, man
Mensch durchmacht -, so gehen wir jedesmal in der Zeit bis in
empfindet normalerweise jedoch nichts in seinen Augen,
denjenigen Abschnitt unseres Lebens zurück, der ganz im Anfange
wenn man etwas sieht, in seinen Ohren, wenn man etwas
unseres Erdendaseins liegt, ja wir gehen sogar noch jenseits unseres
hört, in seiner Nase, wenn man etwas riecht. Empfindungen
Erdendaseins zurück bis in das vorirdische Leben. In dieselbe Welt
können in Wahrnehmungsorganen gehabt werden. Die
gehen wir zurück, aus der wir heruntergestiegen sind, als wir durch
eigenen Augen können jucken, die eigenen Ohren wehtun –
die Konzeption, durch die Empfängnis einen Erdenleib bekommen
diese Empfindungen gehen jedoch nicht auf die Ausübung
haben. Wir bleiben gar nicht in demselben Zeitpunkte, in dem wir
des Wahrnehmungsvermögens zurück. Es kann sein, dass
wachend sind, sondern wir machen den ganzen Gang durch die Zeit
Empfindungen in Wahrnehmungsorganen gehabt werden
zurück. Wir sind im Momente des Einschlafens in demselben Zeitpunkte,
und von deren Gebrauch herrühren. Wenn man in ein
in dem wir waren, als wir, wenn ich mich so ausdrücken darf,
blendendes Licht schaut, hat man eine Blendungs-Empfindung und es tun einem manchmal die Augen weh;
von den Himmeln auf die Erde heruntergestiegen sind.|226|12f}}
wenn man ein sehr lautes Geräusch hört, hat man eine
Betäubungs-Empfindung. Weit entfernt davon, die
Wahrnehmung hervorzurufen, handelt es sich bei diesen
Empfindungen um Begleiterscheinungen der Wahrnehmung
und um Hindernisse für sie.|Bennett, Hacker 2010, S. 300f.}}


Der Reiz als solcher hat mit der objektiv gegebenen Wahrnehmungsqualität unmittelbar gar nichts zu tun, sondern schafft nur die Gelegenheit, dass diese wahrgenommen werden kann. So hat etwa die auf das Auge eintreffende [[elektromagnetische Welle]] spezifischer [[Wellenlänge]] unmittelbar ''nichts'' mit der erlebten Farbqualität zu tun, aber sie bildet zusammen mit dem Auge als Sinnesorgan die notwendige Voraussetzung dafür, dass die Farbe sinnlich wahrgenommen werden kann. Diese ist nicht weniger objektiv gegeben als die elektromagnetische Welle, die dem Bewusstsein gleichsam nur den Weg bahnt, sich mit der Farbe wahrnehmend zu verbinden. Das Auge ist aber ein Wahrnehmungsorgan für die Farben und ''nicht'' für die elektromagnetische Welle, denn diese wird durch das Auge eben gerade nicht wahrgenommen, sondern vollständig ausgeblendet. Darin liegt auch die Schwierigkeit, die [[Physik]]er zumeist mit [[Goethes Farbenlehre]] haben, denn diese beschäftigt sich unmittelbar mit den [[Farben]] und nicht mit den elektromagnetischen Wellen, die in der [[Physik]] mittels geeigneter Messinstrumente untersucht werden. Es ist sogar sehr charakteristisch für den [[Mensch]]en, dass er ''kein'' unmittelbares Wahrnehmungsorgan für elektromagnetische Vorgänge hat, sondern diese nur durch entsprechende [[Messgerät]]e indirekt registrieren kann.  
{{GGZ|Aber dieses Zurückgehen ist eigentlich auch nur etwas
Scheinbares, denn in Wirklichkeit sind wir mit dem Ich und dem
astralischen Leibe auch während des Tagwachens nicht herausgekommen
aus dem Zustande, in dem wir im vorirdischen Dasein waren.


{{GZ|Die angeführte Beobachtung beweist nur, daß der sinn- und geistbegabte Organismus die verschiedenartigsten Eindrücke in die Sprache der Sinne übersetzen kann, auf die sie ausgeübt werden. Nicht aber, daß der Inhalt jeder Sinnesempfindung auch nur im Innern des Organismus vorhanden ist. Bei einer Zerrung des Sehnervs entsteht eine unbestimmte, ganz allgemeine Erregung, die nichts enthält, was veranlaßt, ihren Inhalt in den Raum hinaus zu versetzen. Eine Empfindung, die durch einen wirklichen Lichteindruck entsteht, ist inhaltlich unzertrennlich verbunden mit dem Räumlich-Zeitlichen, das ihr entspricht. Die Bewegung eines Körpers und seine Farbe sind auf ganz gleiche Weise Wahmehmungsinhalt. Wenn man die Bewegung für sich vorstellt, so abstrahiert man von dem, was man noch sonst an dem Körper wahrnimmt. Wie die Bewegung, so sind alle übrigen mechanischen und mathematischen Vorstellungen der Wahrnehmungswelt entnommen. Mathematik und Mechanik entstehen dadurch, daß von dem Inhalte der Wahrnehmungswelt ein Teil ausgesondert und für sich betrachtet wird. In der Wirklichkeit gibt es keine Gegenstände oder Vorgänge, deren Inhalt erschöpft ist, wenn man das an ihnen begriffen hat, was durch Mathematik und Mechanik auszudrücken ist. Alles Mathematische und Mechanische ist an Farbe, Wärme und andere Qualitäten gebunden. Wenn der Physik nötig ist, anzunehmen, daß der Wahrnehmung einer Farbe Schwingungen im Raume entsprechen, denen eine sehr kleine Ausdehnung und eine sehr große Geschwindigkeit eigen ist, so können diese Bewegungen nur analog den Bewegungen gedacht werden, die sichtbar im Raume vorgehen. Das heißt, wenn die Körperwelt bis in ihre kleinsten Elemente bewegt gedacht wird, so muß sie auch bis in ihre kleinsten Elemente hinein mit Farbe, Wärme und andern Eigenschaften ausgestattet vorgestellt werden. Wer Farben, Wärme, Töne usw. als Qualitäten auffaßt, die als Wirkungen äußerer Vorgänge durch den vorstellenden Organismus nur im Innern desselben existieren, der muß auch alles Mathematische und Mechanische, das mit diesen Qualitäten zusammenhängt, in dieses Innere verlegen. Dann aber bleibt ihm für seine Außenwelt nichts mehr übrig. Das Rot, das ich sehe, und die Lichtschwingungen die der Physiker als diesem Rot entsprechend nachweist, sind in Wirklichkeit eine Einheit, die nur der abstrahierende Verstand voneinander trennen kann. Die Schwingungen im Raume, die der Qualität «Rot» entsprechen, würde ich als Bewegung sehen, wenn mein Auge dazu organisiert wäre. Aber ich würde verbunden mit der Bewegung den Eindruck der roten Farbe haben.
Sie sehen, wir müssen uns Ideen aneignen, wenn wir die Wahrheit
über diese Dinge erkennen wollen, die nicht gewöhnliche Ideen sind.
Wir müssen uns die Idee aneignen, daß Ich und astralischer Leib
überhaupt unsere Erdenentwickelung zunächst gar nicht mitmachen.
Sie bleiben im Grunde zurück, bleiben stehen, wo wir sind, wenn wir
uns anschicken, einen physischen und einen Ätherleib zu bekommen.|226|13}}


Die moderne Naturwissenschaft versetzt ein unwirkliches Abstraktum, ein aller Empfindungsqualitäten entkleidetes, schwingendes Substrat in den Raum und wundert sich, daß nicht begriffen werden kann, was den vorstellenden mit Nervenapparaten und Gehirn ausgestatteten Organismus veranlassen kann, diese gleichgültigen Bewegungsvorgänge in die bunte, von Wärmegraden und Tönen durchsetzte Sinnenwelt zu übersetzen. Du Bois-Reymond nimmt deshalb an, daß der Mensch wegen einer unüberschreitbaren Grenze seines Erkennens nie verstehen werde, wie die Tatsache: «ich schmecke Süßes, rieche Rosenduft, höre Orgelton, sehe Rot», zusammenhängt mit bestimmten Bewegungen kleinster Körperteile im Gehirn, welche Bewegungen wieder veranlaßt werden durch die Schwingungen der geschmack-, geruch-, ton- und farbenlosen Elemente der äußeren Körperwelt. «Es ist eben durchaus und für immer unbegreiflich, daß es einer Anzahl von Kohlenstoff-, Wasserstoff-, Stickstoff-, Sauerstoff- usw. Atomen nicht sollte gleichgültig sein, wie sie liegen und sich bewegen, wie sie lagen und sich bewegten, wie sie liegen und sich bewegen werden.» («Grenzen des Naturerkennens», Leipzig 1882, S.33f.) Es liegt aber hier durchaus keine Erkenntnisgrenze vor. Wo im Raume eine Anzahl von Atomen in einer bestimmten Bewegung ist, da ist notwendig auch eine bestimmte Qualität (z.B. Rot) vorhanden. Und umgekehrt, wo Rot auftritt, da muß die Bewegung vorhanden sein. Nur das abstrahierende Denken kann das eine von dem andern trennen. Wer die Bewegung von dem übrigen Inhalte des Vorganges, zu dem die Bewegung gehört, in der Wirklichkeit abgetrennt denkt, der kann den Übergang von dem einen zu dem andern nicht wieder finden.
{{GGZ|Nun werden Sie sagen: Aber wir haben doch unser Ich. Unser Ich
ist mit uns alt geworden. Unser astralischer Leib, unser Denken,
Fühlen und Wollen sind auch mit uns alt geworden. Wenn einer
sechzig Jahre alt geworden ist, so ist doch sein Ich auch sechzig Jahre
alt geworden. - Wenn wir in dem Ich, von dem wir täglich reden, unser
wahres, unser wirkliches Ich vor uns hätten, dann wäre der Einwand
berechtigt. Aber wir haben in dem Ich, von dem wir täglich reden, gar
nicht unser wirkliches Ich vor uns, sondern unser wirkliches Ich steht
am Ausgangspunkte unseres Erdenlebens. Unser physischer Leib wird,
sagen wir sechzig Jahre alt. Er spiegelt zurück, indem durch den
Ätherleib die Spiegelung vermittelt wird, immer von dem betreffenden
Zeitpunkt, in dem der physische Leib lebt, das Spiegelbild des
wahren Ichs. Dieses Spiegelbild des wahren Ichs, das wir in jedem
Augenblicke von unserem physischen Leibe zurückbekommen, das
in Wahrheit von etwas herrührt, das gar nicht ins Erdendasein mitgegangen
ist, sehen wir. Und dieses Spiegelbild nennen wir unser Ich.
Dieses Spiegelbild wird natürlich älter, denn es wird dadurch älter,
daß der Spiegelapparat, der physische Leib, allmählich nicht mehr so
frisch ist, wie er im frühen Kindesalter war, dann zuletzt klapperig
wird und so weiter. Aber daß das Ich, das eigentlich nur das Spiegelbild
des wahren Ichs ist, sich auch als alt zeigt, kommt nur davon, daß
der Spiegelungsapparat nicht mehr so gut ist, wenn wir mit dem
physischen Leibe alt geworden sind. Und der Ätherleib ist das, was
sich nun von der Gegenwart immer so hindehnt, wie perspektivisch,
nach unserem wahren Ich und nach unserem astralischen Leib, die
gar nicht in die physische Welt heruntergehen.


Nur was an einem Vorgang Bewegung ist, kann wieder von Bewegung abgeleitet werden; was dem Qualitativen der Farben- und Lichtwelt angehört, kann auch nur auf ein ebensolches Qualitatives innerhalb desselben Gebietes zurückgeführt werden. Die Mechanik führt zusammengesetzte Bewegungen auf einfache zurück, die unmittelbar begreiflich sind. Die Farbentheorie muß komplizierte Farbenerscheinungen auf einfache zurückführen, die in gleicher Weise durchschaut werden können. Ein einfacher Bewegungsvorgang ist ebenso ein Urphänomen, wie das Entstehen des Gelben aus dem Zusammenwirken von Hell und Dunkel. Goethe weiß, was die mechanischen Urphänomene für die Erklärung der unorganischen Natur leisten können. Was innerhalb der Körperwelt nicht mechanisch ist, das führt er auf Urphänomene zurück, die nicht mechanischer Art sind.|6|171ff}}
Deshalb sehen wir, wie ich das in den öffentlichen Vorträgen jetzt
schilderte, dieses ganze Tableau des Ätherleibes oder Zeitleibes. Das
ist dasjenige, was sich da ätherisch ausbreitet zwischen unserem gegenwärtigen
Augenblick, den nur der physische Leib mitmacht, und
unserem Ich, das eigentlich niemals der physischen Erdenwelt vollständig
angehört, sondern immer zurückbleibt, wenn wir uns so ausdrücken
dürfen, in den Himmelswelten.|226|14f}}


{{GZ|In Anbetracht solcher Fragen wie etwa der nach der
=== Die polare Anordnung der Wesensglieder im dreigliedrigen Organismus ===
«Subjektivität der Wahrnehmung», liegt in der jüngsten
philosophischen Entwickelung ein vielfaches Konfundieren
der Vorstellungen vor, ein Anhäufen von Begriffen,
die eher die Probleme verdunkeln und verknäueln, als
daß sie sie erhellen und zu einer gewissen Lösung führen
würden.


Es handelt sich nämlich in dem Augenblick, wo man
[[Datei:GA 317 30.6.1924.jpg|thumb|400px|Die polare Anordnung der Wesensglieder im dreigliedrigen Organismus]]
Fragen aufwerfen will, die das Verhältnis von Objekt und
Subjekt im Wahrnehmen vorstellend und erkenntnisgemäß
betreffen, immer darum, durch eine sorgfältigste Analyse
desjenigen, was der Tatbestand ist, darauf zu kommen,
wie die Fragen eigentlich gestellt werden müssen. Denn oft
werden schon die Fragen aus irrtümlich gerichteten Vorstellungen
falsch formuliert. Und so ist es vielfach mit den
Fragen nach der «Subjektivität der Wahrnehmung».
Da wurde auf die Schwierigkeit mit dem partiell Farbenblinden
hingedeutet, von dem vorausgesetzt ist, daß er
eine, sagen wir, grüne Landschaft anders sehe als der sogenannte
normal Sehende. In dieser Vorstellung des partiell
Farbenblinden liegt die Schwierigkeit vor: inwieweit
muß man dem, was nun auch der sogenannte normal Sehende,
ich sage ganz ausdrücklich: der sogenannte normal
Sehende, sieht, Subjektivität beimessen?


Nun, da handelt es sich darum, daß man sich zunächst
Die Anordnung der Wesensglieder im [[Kopf]]bereich ist gegensätzlich zur Anordnung im Stoffwechselbereich. Im [[Nerven-Sinnes-System]] liegt das [[Ich]] ganz innen, dann folgt der [[Astralleib]] und die äußere Hülle bilden der [[Ätherleib]] und der [[Physischer Leib|physische Leib]]. Im [[Stoffwechsel-Gliedmaßen-System]] ist es genau umgekehrt - da wendet sich das Ich ganz nach außen und der physische Leib bildet den innersten Kern. Das [[Rhythmisches System|rhythmische System]] vermittelt zwischen diesen beiden polaren Gegensätzen {{Lit|{{G|317|76ff}}}} ([[Heilpädagogischer Kurs]]).
das ganze Problem so vor Augen führen kann, daß es richtig
erscheint. «Richtig» bedeutet, daß die Art, wie man die
Elemente, die zur Problemstellung zusammengeführt werden
müssen, daß man dieses Wie des Zusammenführens in
der rechten Weise bewirkt. Nehmen Sie nur einmal an,
wenn irgend jemand sagt: Ja, die Außenwelt, die mir also,
sagen wir, in einer grünen Landschaft mit einer grünen
Tingierung erscheint, gibt mir Veranlassung dazu, nachzudenken,
ob nun die Qualität «grün» objektiv ist, ob ich
sie der Welt der Objektivität zuschreiben dürfe, oder ob
sie als subjektiv angesprochen werden müsse. — Dann muß
man sich, um überhaupt zur Problemstellung zu kommen,
solche Dinge überlegen, wie zum Beispiel dieses: Ja, wie
verhält sich nun die Sache, wenn ich irgend etwas, was
meinetwillen weiß oder gelb ist, durch eine grüne Brille
ansehe? Da sehen wir es grün tingiert. Ist das nun der
Sphäre der Objektivität zuzuschreiben, oder hat man da
von Subjektivität zu sprechen? Man wird sehr bald bemerken,
daß man ganz gewiß nicht dem, was da draußen
ist, dieses Grün, das ich durch eine grüne Brille sehe, wird
zuschreiben dürfen. Man wird nicht von Objektivität in
bezug auf die äußere Umwelt sprechen können. Aber man
wird doch auch ganz gewiß nicht davon sprechen können,
daß diese grüne Tingierung, die ich da herausbekommen
habe durch eine grüne Brille, auf irgend etwas Subjektivem
beruht. Sie ist durchaus gesetzmäßig objektiv bedingt,
ohne daß dasjenige, was ich hier als grün bezeichne, wirklich
grün ist.


Sie sehen, ich stelle damit, daß ich mir eine Vorstellung
<div style="margin-left:20px">
bilde, ich möchte sagen, das Problem in ein besonderes
"... in Wirklichkeit
Licht hin, wo ich dasjenige, was ganz gewiß nicht der
ist es so, daß wir in der Kopforganisation des Menschen dasjenige
Außenwelt angehört, doch objektiv, als auf objektive Art
haben, wo das Ich sich im Innern verbirgt, der Astralleib auch noch
entstanden nehmen muß; denn die Brille gehört nicht zu
verhältnismäßig sich im Innern verbirgt, und nach außen konfiguriert
mir, kann also ganz gewiß nicht in die Sphäre der Subjektivität
der physische Leib und der Ätherleib auftreten und die Form geben des
einbezogen werden. Solche Dinge könnten sogar
Antlitzes.
sophistisch erscheinen. Und dennoch sind solche Sophismen
sogar sehr häufig das, was einen darauf bringt, die Elemente,
die einen darauf führen sollen, die Fragen in entsprechender
Weise zu stellen, auch zusammenzubringen.


Man wird nämlich, wenn man solche scheinbaren Sophismen
Dagegen im Stoffwechsel-Gliedmaßensystem haben Sie die Sache
in der richtigen Weise durchschaut, die ganze Fadenscheinigkeit
so, daß eigentlich überall außen in der Wärme- und Drucksinnlichkeit
der Alltagsbegriffe «Subjekt» und «Objekt»,
des Organismus, überall außen vibriert das Ich, und vom Ich ausgehend
die allmählich in die moderne philosophische Betrachtung
vibriert nach innen der Astralleib, dann weiter drinnen wird es ätherisch,
hineingebracht worden sind, durchschauen. Und man wird,
und in den Röhrenknochen wird es physisch nach innen.
wenn man in eine richtige Fragestellung hineinkommt,
So daß wir zentrifugal, vom Ich zum physischen Leibe nach außen,
wohl immer mehr und mehr zu dem Weg, wie ich glaube,
die Anordnung in der Kopforganisation haben, zentripetal, von außen
geführt werden, den ich in meinen Schriften «Wahrheit
nach innen, vom Ich bis zum Physischen, die Stoffwechsel-Gliedmaßenorganisation
und Wissenschaft» und «Philosophie der Freiheit» eingeschlagen
angeordnet haben. Und fortwährend durcheinanderflutend,
habe, wo man überhaupt zunächst nicht den
so daß man gar nicht weiß: ist das von außen nach innen oder
Ausgangspunkt nimmt von den Begriffen «Subjekt» und
von innen nach außen, so ist die Anordnung im rhythmischen System
«Objekt», sondern wo man unabhängig von diesen Begriffen
dazwischen. Das rhythmische System ist halb Kopf, halb Stoffwechsel-Gliedmaßensystem. Wenn wir einatmen, ist es mehr Stoffwechsel-Gliedmaßensystem, wenn wir ausatmen ist es mehr Kopfsystem." {{Lit|{{G|317|78}}}}
etwas sucht, was über die Sphäre der Subjektivität
</div>
und Objektivität hinaus gelegen sein muß: das ist die
Funktion des Denkens.


Die Funktion des Denkens! Wenn man die Sache unabhängig
===Die inneren Rhythmen der Wesensglieder als Ausdruck kosmischer Verhältnisse===
durchschaut, erscheint einem das Denken eigentlich
Die Tätigkeit der menschlichen Wesensglieder ist durch spezifische zeitliche Rhythmen geprägt, die sich auch in äußeren kosmischen Rhythmen widerspiegeln. Die Kenntnis der Rhythmen ist besonders für die Heilkunst bedeutend, da das Krankheitsgeschehen vielfach nach diesen Rhythmen abläuft. Krankheiten resultieren aus einem disharmonischen Verhältnis der Wesensglieder zueinander, das durch den Heilprozess wieder harmonisiert werden muss.
über das Subjektive und Objektive durchaus hinausliegend.
Und damit hat man einen Ausgangspunkt gewonnen,
von dem aus man dann auch in entsprechender Weise
da geführt werden kann, wo es sich um das solche Schwierigkeiten
bietende Problem der «Subjektivität» und «Objektivität» handelt. Denn man wird dann dazu geführt
- und Sie werden diesen Weg in diesen meinen beiden
Büchern durchaus eingehalten finden -, nicht zu fragen:
Wie wirkt eine äußere «objektive» Welt auf irgendeine
«subjektive» Welt, für die etwa der Vermittler, sagen wir,
das Auge ist? - sondern man wird zu etwas ganz anderem
geführt. Man wird nämlich dazu geführt, sich zu fragen:
Wie ist denn die Tatsache der Sinne selber? Welche Wesenhaftigkeit
zeigt einem der Sinn? Also zum Beispiel die
Konstitution des Auges?


Man wird dann finden, daß in dem Problem, das man
<center>
sich so stellt, etwas zutage tritt, das ich jetzt, weil ich
{|class="wikitable" width="500px" |
kurz sein muß - es könnte natürlich in einer stundenlangen
|-
Erläuterung auch mit dem adäquaten Begriff umfaßt werden
! Wesensglied !! Rhythmus
-, durch einen Vergleich klarmachen will: Ich kann
|-
auch durch eine Brille schauen und dennoch die Umwelt so
|[[Ich]] 
sehen, wie das naive Bewußtsein sie als wirklich empfindet,
|'''Tagesrhythmus''' (Tag-/Nacht)
mit ihren Farbentingierungen, mit allen ihren Sinnesqualitäten.
|-
Ich muß nur durch eine farblos-durchsichtige
|[[Astralleib]] 
Brille schauen; ich darf nicht durch eine Brille schauen, die
|'''Wochenrhythmus''' (7 Tage)
mir die Außenwelt selber verändert. Und ich muß mich
|-
jetzt hineinfinden in den Unterschied zwischen einer die
|[[Ätherleib]] 
äußere Tingierung verändernden Brille und einer farblos
|'''Monatsrhythmus''' (4 x 7 = 28 Tage)
durchsichtigen Brille, die jede äußere Tingierung vermeidet.
|-
Von diesem Vergleich aus - wie gesagt, es könnten
|[[physischer Leib]] &nbsp;&nbsp;&nbsp;
langatmige Überlegungen anstelle des Vergleichs gesetzt
|'''Jahresrhythmus'''<br>&nbsp;&nbsp;&nbsp;männlich 12 x 28 Tage (1 Mondjahr)<br>&nbsp;&nbsp;&nbsp;weiblich 10 x 28 Tage (~ Dauer der Schwangerschaft)
werden - werde ich finden: wenn ich die Einrichtung des
|}
sogenannten normalen Auges nehme, habe ich in ihm eine
</center>
Einrichtung gegeben, die sich gerade als durchsichtig erweist,
die sich vergleichen läßt mit dem durchsichtig-farblosen
Glase. Ich finde nichts im normalen Auge, was darauf hinweist, daß die Außenwelt qualitativ in irgendeiner
Weise verändert wird. Aber ich muß diese Untersuchung
anstellen nicht mit den gewöhnlichen Begriffen, die ich im
alltäglichen Bewußtsein habe, sondern mit dem imaginativen
Bewußtsein, das wirklich in die Einrichtungen des
Auges eindringen kann.


Für das imaginative Bewußtsein ist ein sogenanntes normales
{{GZ|Wie das Ich in einer Zeit von vierundzwanzig Stunden
Auge ein durchsichtiges Organ. Ein Auge, das partiell
rhythmische Veränderungen durchmacht, die sich heute noch ausdrücken
farbenblind ist, das erweist sich für das imaginative
im Wechsel von Wachen und Schlafen, so der Astralleib in
Bewußtsein als in einer gewissen Weise vergleichbar mit
sieben mal vierundzwanzig Stunden. Solche rhythmische Veränderungen
einer farbigen Brille, als etwas, das allerdings eine Veränderung
sind beim Urmenschen in großer Lebendigkeit aufgetreten.
vornimmt in dem «Subjekt».
Es gehen also im astralischen Leibe rhythmische Veränderungen vor
sich, die in sieben Tagen ablaufen, und vom achten Tage an wiederholt
sich der Rhythmus. Tatsächlich taucht einen Teil der Zeit, in welcher
der Mensch diesen Rhythmus durchmacht, der astralische Leib in
einen allgemeinen Welten-Astralleib ein. Sonst ist er mehr außerhalb
dieses Welten-Astralleibes. Daraus können Sie sich eine Vorstellung
bilden, daß das, was als allgemeiner Astralleib und allgemeines Ich im
schlafenden Menschen auftritt, eine große Bedeutung für das Leben
des Menschen hat. Jenes Ich, in das er untertaucht im Schlafe, das in
der Nacht das Blut pulsieren macht, ist dasselbe, das in seinem Körper
wirkt während des Schlafes. Auch wenn er bei Tage schläft, taucht er
in dieses allgemeine Ich unter, und dadurch bringt er eine gewisse
Unregelmäßigkeit in seinen Rhythmus hinein, die in früheren Zeiten
zerstörend gewirkt haben würde, die heute aber nicht mehr so zerstörend
ist, weil sich in unserer Zeit das menschliche Leben in dieser Beziehung
bedeutend geändert hat. In denselben Teil des allgemeinen
Welten-Astralleibes, der den physischen Leib und den Ätherleib während
des Schlafes durchdringt, taucht während der sieben Tage der
menschliche Astralleib wirklich unter. Dadurch ändern sich die
inneren Gefühle und Empfindungen. Heute erregt das kaum die Aufmerksamkeit,
früher konnte das gar nicht außer acht gelassen werden.


So kommt man — indem man die Subjektivität aber in
Aber nicht nur das Ich und der Astralleib, sondern auch der Ätherleib
einer höheren Auffassung auffaßt - gerade darauf, die
macht ganz bestimmte rhythmische Veränderungen durch. Diese
Sinnesapparate im weitesten Umfange als dasjenige anzusehen,
spielen sich so ab, daß in vier mal sieben Tagen sozusagen sich der
was sich vergleichen läßt mit dem Durchsichtigen,
menschliche Ätherleib, symbolisch gesprochen, um seine eigene Achse
was gerade so eingerichtet ist, daß es die eigene Produktion
dreht, und er kehrt nach vier mal sieben Tagen zu denselben Vorgängen
der Sinnesqualitäten in sich aufhebt. Man lernt als
zurück, bei denen er am ersten Tage war. Ein ganz bestimmter
eine reine Phantasterei die Vorstellung erkennen, als ob
Rhythmus spielt sich hier in den vier mal sieben Tagen ab. Hier kommen
in diesem ideell Durchsichtigen - das gerade so eingerichtet
wir aber schon in ein Gebiet, von dem man ausführlicher
ist, daß es irgendeine Produktion der Sinnesqualitäten in
sprechen müßte, wenn alles verstanden werden sollte. Sie erinnern
sich aufhebt —, in diesem ideell durchsichtigen Sinnesapparat
sich, daß ich gesagt habe, der Ätherleib des Mannes ist weiblich, der
irgend etwas auftreten könnte, was Sinnesqualitäten
des Weibes männlich. Der Rhythmus ist schon nicht gleich für männlichen
erst hervorriefe, was zu etwas anderem da wäre als den
und weiblichen Ätherleib, aber wir wollen uns heute nicht näher
Sinnesqualitäten den Durchgang zu lassen.|76|44ff}}
darauf einlassen. Es sei nur hervorgehoben, daß sich ein solcher Rhythmus
abspielt, und zwar, sagen wir, wegen der Verschiedenheit bei
Mann und Weib in annähernd vier mal sieben Tagen.


In seinem [[Wikipedia:1911|1911]] gehaltenen, richtungsweisenden [[Bologna-Vortrag]] ergänzte Rudolf Steiner:
Damit sind wir aber noch nicht zu Ende. Auch im physischen Leib
wiederholen sich rhythmisch ganz bestimmte Vorgänge, so unwahrscheinlich
das auch dem heutigen Menschen erscheint, Sie sind heute
fast ganz verwischt, weil der Mensch unabhängig werden sollte von
gewissen Vorgängen, aber für den okkulten Beobachter sind sie doch
bemerkbar. Wenn der physische Leib ganz sich selbst überlassen wäre,
so würde dieser Rhythmus in zehn mal sieben mal vier Tagen beim
Weibe und in zwölf mal sieben mal vier Tagen beim Manne sich
abspielen. So würde er sich abspielen, wenn der Mensch heute noch
ganz allein den ihm eigenen Gesetzen seiner Rhythmen überlassen
wäre. Einmal war es in der Tat so, aber der Mensch ist freier geworden
von den ihn umgebenden kosmischen Einflüssen. So also haben
wir ein rhythmisches Ablaufen der Vorgänge in den vier Gliedern der
menschlichen Wesenheit. Sie können sich, wenn Sie wollen, jeden der
vier Rhythmen vorstellen wie einen Kreislauf. Es fällt heute freilich
dasjenige, was der Mensch zum Beispiel als Rhythmus in seinem physischen
Leib ausführen würde, wenn er ganz sich selbst überlassen
wäre, nur annähernd zusammen mit den äußeren physischen, rein
räumlichen Vorgängen, die diesem Rhythmus entsprechen, weil durch
die Zusammenschiebung der menschlichen Verhältnisse zugunsten der
menschlichen Freiheit sich diese Beziehungen zum Kosmos verändert
haben.|107|151ff}}


{{GZ|Für die Erkenntnistheorie unserer Zeit ist es immer
== Die leiblichen Wesensglieder ==
mehr zu einer Art Axiom geworden, daß in dem Bewußtseinsinhalte zunächst nur Bilder, oder gar nur «Zeichen»
(''Helmholtz'') des Transzendent-Wirklichen gegeben seien.
Es braucht hier nicht auseinandergesetzt zu werden, wie die
kritische Philosophie und die Physiologie («[[spezifische Sinnesenergien]]», Ansichten von ''Johannes Müller'' und seiner
Nachfolger) zusammengewirkt haben, um eine solche Vorstellung
zu einer scheinbar unabweislichen zu machen. Der
«naive Realismus», welcher in den Erscheinungen des Bewußtseinshorizontes
etwas anderes sieht als Repräsentanten
subjektiver Art für ein Objektives, galt in der philosophischen
Entwickelung des neunzehnten Jahrhunderts als
eine für alle Zeit überwundene Sache. Aus dem aber, was
dieser Vorstellung zu Grunde liegt, ergibt sich fast mit
Selbstverständlichkeit die Ablehnung des theosophischen
Gesichtspunktes. Dieser kann ja für den kritischen Standpunkt
nur als ein unmögliches Überspringen der im Wesen
des Bewußtseins liegenden Grenzen angesehen werden.
Wenn man eine unermeßlich große, scharfsinnige Ausprägung
von kritischer Erkenntnistheorie auf eine einfache
Formel bringen will, so kann man etwa sagen: Der kritische
Philosoph sieht in den Tatsachen des Bewußtseinshorizontes
zunächst Vorstellungen, Bilder oder Zeichen,
und eine mögliche Beziehung zu einem Transzendent-Äußeren
könne nur ''innerhalb'' des denkenden Bewußtseins
gefunden werden. Das Bewußtsein könne sich eben nicht
selber überspringen, könne nicht aus sich heraus, um in ein
Transzendentes unterzutauchen. Solch eine Vorstellung hat
in der Tat etwas an sich, was wie eine Selbstverständlichkeit
erscheint. Und dennoch - sie beruht auf einer Voraussetzung,
die man nur zu durchschauen braucht, um sie abzuweisen.
Es klingt ja fast paradox, wenn man dem subjektiven Idealismus, der sich in der gekennzeichneten Vorstellung
ausspricht, einen versteckten Materialismus vorwirft.
Und doch kann man nicht anders. Es möge, was hier
gesagt werden kann, durch einen Vergleich veranschaulicht
werden. Man nehme Siegellack und drücke darin mit einem
Petschaft einen Namen ab. Der Name ist mit allem, worauf
es bei ihm ankommt, von dem Petschaft in den Siegellack
übergegangen. Was nicht aus dem Petschaft in das
Siegellack hinüberwandern kann, ist das Metall des Petschafts.
Man setze statt Siegellack das Seelenleben des Menschen
und statt Petschaft das Transzendente. Es wird dann
sofort ersichtlich, daß man von einer Unmöglichkeit des
Herüberwanderns des Transzendenten in die Vorstellung
nur sprechen kann, wenn man sich den objektiven Inhalt
des Transzendenten nicht spirituell denkt, was dann in
Analogie mit dem vollkommen in das Siegellack herübergenommenen
Namen zu denken wäre. Man muß vielmehr
die Voraussetzung zum Behufe des kritischen Idealismus
machen, daß der Inhalt des Transzendenten in Analogie zu
denken sei zum Metall des Petschaftes. Das aber kann gar
nicht anders geschehen, als wenn man die versteckte materialistische
Voraussetzung macht, das Transzendente müsse
durch ein materiell gedachtes Herüberfließen in die Vorstellung
von dieser aufgenommen werden. In dem Falle,
daß das Transzendente ein spirituelles ist, ist der Gedanke
eines Aufnehmens desselben von der Vorstellung absolut
möglich.|35|136f}}


{{GZ|''[[Wikipedia:Hermann von Helmholtz|Helmholtz]]'' sagt: Was der Mensch
Die [[leib]]lichen Wesensglieder umfassen die Dreiheit von [[Physischer Leib|physischem Leib]], [[Ätherleib]] und [[Astralleib]]. Sie bilden die '''leiblichen Hüllen''' oder '''[[Leibeshüllen]]''', die das [[Ich]] während des [[irdisch]]en [[Leben]]s umgeben.
vor sich hat, ist aus seiner Organisation herausgesponnen. Was wir
von dem Ding wahrnehmen, ist nicht einmal ein Bild, sondern nur
ein Zeichen. Das Auge macht nur Wahrnehmungen an der Oberfläche.
Der Mensch ist ganz in seine Subjektivität eingesponnen. Das
Ding an sich bleibt unbekannt. - So mußte es werden. Der Nominalismus hat das Geistige hinter der Oberfläche verloren. Das menschliche
Innere ist entkräftet worden. Das innere Arbeiten wird rein
formal. Wenn der Mensch hinter die Wirklichkeit dringen will, so
gibt ihm sein Inneres keine Antwort. Das ganze philosophische
Denken des 19. Jahrhunderts findet sich da nicht heraus. ''[[Eduard von Hartmann|Hartmann]]''
zum Beispiel kommt über die Vorstellung nicht hinaus. Ein einfacher
Vergleich kann darüber aufklären. Ein Petschaft enthält den
Namen Müller. Es kann nichts, auch nicht das kleinste Stoffliche
vom Messing des Petschafts in den Siegellack kommen. Folglich
kann nichts Objektives aus dem Petschaft hinüberkommen; der Name
Müller muß sich aus dem Siegellack bilden. Der Denker ist der
Siegellack. Nichts geht über vom Objekt auf den Denker. Und doch
ist der Name Müller im Siegellack. So nehmen wir den Inhalt aus
der objektiven Welt heraus, dennoch ist es der wahre Inhalt, den wir
herausnehmen. Wenn man bloß das Materielle nimmt, ist es richtig:
es kommt nichts vom Siegellack ins Petschaft und umgekehrt. Sobald
man aber den Geist sieht, das höhere Prinzip, der das Objektive
und Subjektive umfassen kann, da geht der Geist ein und aus ins
Subjektive und Objektive. Der Geist trägt herüber alles aus der Objektivität
in die Subjektivität. Das Ich ist objektiv und subjektiv in
sich selbst. Das hat Fichte gezeigt.|108|194f}}


== Reine Wahrnehmung ==
==Die höheren seelischen und geistigen Wesensglieder==
=== «Das unmittelbar gegebene Weltbild» ===
=== Seelische Wesensglieder ===
Die '''reine Wahrnehmung''' ist nur solange gegeben, als sich der Mensch des [[Denken]]s enthält. Die Welt erscheint dann als zusammenhangloses Aggregat von [[Empfindungsobjekte]]n. Alles, die sinnliche Welt und ebenso seelische und geistige Erlebnisse, ja alle Träume, Visionen und Halluzinationen, sind uns zunächst als Wahrnehmung gegeben. Das nennt Steiner '''das unmittelbar gegebene Weltbild'''. In welchem Verhältnis sie zur Wirklichkeit stehen, ob wir es mit einem realen [[Sein]] oder bloßem Schein zu tun haben, darüber kann uns erst das [[Denken]] aufklären. Erst indem wir die Wahrnehmung denkend mit dem zugehörigen [[Begriff]] durchdringen, stoßen wir zur [[Wirklichkeit]] vor.
Im Zuge der menschheitlichen wie auch der individuellen menschlichen Entwicklung arbeitet der Mensch so an seinen niederen Wesensgliedern, dass sie immer mehr zum Ausdruck seiner Individualität werden. Diese Arbeit vollzieht sich auf erster Stufe noch nicht vollbewusst, aber es werden dadurch drei neue, seelische Wesensglieder ausgebildet: die [[Empfindungsseele]], die [[Verstandes- und Gemütsseele]] und die [[Bewusstseinsseele]]. Sie umgeben das Ich als '''seelische Hüllen'''. An ihrer Entwicklung sind geistige Wesenheiten beteiligt, die aus den [[Planetensphären]] wirken. Wesenheiten des [[Mars]] wirken in der Empfindungsseele, Wesenheiten des [[Merkur]] arbeiten an der Verstandesseele und Wesenheiten des [[Jupiter]] an der Bewusstseinsseele. WEsenheiten der [[Venus]] sind schließlich beteiligt, wenn sich das [[Geistselbst]] in die Bewusstseinsseele senkt:


<div style="margin-left:20px">
<div style="margin-left:20px">
"Ein solcher Anfang kann aber nur mit dem unmittelbar gegebenen Weltbilde gemacht werden, d.i. jenem Weltbilde, das dem Menschen vorliegt, bevor er es in irgendeiner Weise dem Erkenntnisprozesse unterworfen hat, also bevor er auch nur die allergeringste Aussage über dasselbe gemacht, die allergeringste gedankliche Bestimmung mit demselben vorgenommen hat. Was da an uns vorüberzieht, und woran wir vorüberziehen, dieses zusammenhanglose und doch auch nicht in individuelle Einzelheiten gesonderte (1) Weltbild, in dem nichts voneinander unterschieden, nichts aufeinander bezogen ist, nichts durch ein anderes bestimmt erscheint: das ist das unmittelbar Gegebene. Auf dieser Stufe des Daseins - wenn wir diesen Ausdruck gebrauchen dürfen - ist kein Gegenstand, kein Geschehnis wichtiger, bedeutungsvoller als ein anderer bzw. ein anderes. Das rudimentäre Organ des Tieres, das vielleicht für eine spätere, schon durch das Erkennen erhellte Stufe des Daseins ohne alle Bedeutung für die Entwicklung und das Leben desselben ist, steht gerade mit demselben Anspruch auf Beachtung da, wie der edelste, notwendigste Teil des Organismus. Vor aller erkennenden Tätigkeit stellt sich im Weltbilde nichts als Substanz, nichts als Akzidenz, nichts als Ursache oder Wirkung dar; die Gegensätze von Materie und Geist, von Leib und Seele sind noch nicht geschaffen. Aber auch jedes andere Prädikat müssen wir von dem auf dieser Stufe festgehaltenen Weltbilde fernhalten. Es kann weder als Wirklichkeit noch als Schein, weder als subjektiv noch als objektiv, weder als zufällig noch als notwendig aufgefasst werden; ob es «Ding an sich» oder bloße Vorstellung ist, darüber ist auf dieser Stufe nicht zu entscheiden. Denn dass die Erkenntnisse der Physik und Physiologie, die zur Subsummierung des Gegebenen unter eine der obigen Kategorien verleiten, nicht an die Spitze der Erkenntnistheorie gestellt werden dürfen, haben wir bereits gesehen.
"Wenn wir die Entwickelung des Menschen auf der
Erde verfolgen, so können wir auch sagen: Es entwickelt sich zuerst zu
den drei Bestandteilen, die vom Monde herübergebracht werden, die
Empfindungsseele hinzu, dann entsteht die Verstandesseele, und die
Bewußtseinsseele entsteht im Grunde genommen erst gegen das Ende
der atlantischen Zeit, als der Mensch zum erstenmal lernte, «Ich» zu
sich zu sagen. Da erst kann der Mensch lernen, bewußt von innen
heraus an den Gliedern seiner Wesenheit zu arbeiten. Wenn wir also den
Menschen einteilen in Leib, Seele und Geist, so haben wir die Seele wiederum
einzuteilen in Empfindungs-, Verstandes- und Bewußtseinsseele.
Die entwickeln sich erst nach und nach; die Bewußtseinsseele kann noch
keinen Einfluß haben, denn sie entsteht erst als das letzte. So müssen
diese Glieder auch wieder von außen angefacht werden. Dabei sind
nun wieder Wesenheiten von außen tätig, und zwar ist es so, daß der
Mars mit seinen Wesenheiten auf die Empfindungsseele wirkt. Als die
Verstandesseele entstehen soll, ist der Merkur schon abgespalten und
wirkt mit seinen Wesenheiten auf die Entstehung der Verstandesseele,
und der längst vorhandene Jupiter wirkt auf die Entstehung der Bewußtseinsseele.


Wenn ein Wesen mit vollentwickelter, menschlicher Intelligenz plötzlich aus dem Nichts geschaffen würde und der Welt gegenüberträte, so wäre der erste Eindruck, den letztere auf seine Sinne und sein Denken machte, etwa das, was wir mit dem unmittelbar gegebenen Weltbilde bezeichnen. Dem Menschen liegt dasselbe allerdings in keinem Augenblicke seines Lebens in dieser Gestalt wirklich vor; es ist in seiner Entwicklung nirgends eine Grenze zwischen reinem, passiven Hinauswenden zum unmittelbar Gegebenen und dem denkenden Erkennen desselben vorhanden. Dieser Umstand könnte Bedenken gegen unsere Aufstellung eines Anfangs der Erkenntnistheorie erregen." {{Lit|{{G|3|49ff|45}}}}
So haben Sie also in dem Seelischen des Menschen die Tätigkeit der
drei Weltkörper: das Walten des Mars in der Empfindungsseele, des
Merkur in der Verstandesseele, des Jupiter in der Bewußtseinsseele; und
indem das Geistselbst in die Bewußtseinsseele hineingedrängt wird,
ist die Venus mit ihren Wesenheiten tätig. Für die ersten Eingeweihten
ist auch wieder der Merkur tätig, so daß also die Merkurwesen eine
zweifache Tätigkeit ausüben: zunächst eine dem Menschen ganz unbewußte,
indem sie seine Verstandesseele entwickeln; sodann sind sie die
ersten Lehrer der Eingeweihten, wobei sie auf eine ganz bewußte Art
wirken." {{Lit|{{G|102|59f}}}}
</div>
</div>


Zu dem unmittelbar Gegebenen rechnet Rudolf Steiner auch [[Vorstellung]]en, [[Begriff]]e und [[Ideen]]. Sie existieren zwar grundsätzlich nur als Ergebnis eines [[Erkenntnis]]prozesses, erscheinen aber als gegeben, insofern sie nicht bewusst durch das ''eigene'' [[Denken]] [[aktuell]] hervorgebracht, sondern fertig dem [[Gedächtnis]] entnommen werden. Tatsächlich ist viel von dem, was uns alltägliches als '''Gegebenes''' erscheint, bereits reichlich mit Begriffen und Ideen durchsetzt, die wir uns im Lauf unseres Lebens erworben haben.  
Indem das menschliche Ich unbewusst den Astralleib, also die naturgegebenen Triebe und Empfindungen, verwandelt, entsteht die [[Empfindungsseele]], die sehr eng mit dem Astralleib verbunden bleibt und mit ihm in gewissem Sinn eine Einheit bildet. Durch die Empfindungsseele werden die sinnlichen Wahrnehmungen und die sich an diese anknüpfenden gefühlsmäßigen Empfindungen vermittelt.
 
Im Laufe des geistigen [[Schulungsweg]]s verwandelt sich die Empfindungsseele zur [[Intuitionsseele]], durch die das [[Bewusstsein]] nach und nach unmittelbar in anderen [[Geistige Wesen|geistigen Wesen]] zu erwachen beginnt.


Auch alle [[Illusion]]en und [[Halluzination]]en sind zunächst unmittbar gegeben; ihr wahrer Charakter enthüllt sich erst durch das Denken.
Durch die Verwandlung des Ätherleibs, der u.a. der Träger der menschlichen Temperamente, des Gedächtnisses und der festverwurzelten Lebensgewohnheiten ist, wird seelisch die [[Verstandes- oder Gemütsseele]] ausgestaltet. Das bewusste logische Denken beginnt damit zu erwachen und zugleich eine deutliche Empfindung des eigenen Ichs. Der Verstand reicht aber noch nicht an die wirklich im Geistigen begründeten ewigen Wahrheiten heran. Mit seiner Hilfe entwirft der Mensch selbstgeschaffene und logisch in sich stimmige Gedankenstrukturen, die ihm helfen, sich über sein Verhältnis zur Welt aufzuklären. Gerade durch diese bewusste eigene Verstandestätigkeit leuchtet die Ich-Empfindung sehr stark auf. Diese Verstandesstrukturen sind aber durchaus noch vom subjektiven Standpunkt des einzelnen Menschen bzw. von der in einem weiteren Kreis vertretenen Lehrmeinung, d.h. von einem erlernten Vorwissen, abhängig. Sie sind also prinzipiell niemals frei von Vorurteilen, auf die die weitere logische Beweisführung notwendig aufbauen muss. So entsteht, sofern kein Denkfehler vorliegt, zwar ein logisch richtiges, aber einseitiges Bild der Wirklichkeit. Man muss nur einen Blick auf die Philosophiegeschichte werfen, wo die unterschiedlichsten, oft diametral entgegengesetzten Standpunkte logisch stringent begründet wurden, um dessen gewahr zu werden.


{{GZ|In diesem unmittelbar gegebenen Weltinhalt ist nun alles
Durch geistige Schulung wandelt sich die Verstandes- und Gemütsseele zur [[Inspirationsseele]].
eingeschlossen, was überhaupt innerhalb des Horizontes
unserer Erlebnisse im weitesten Sinne auftauchen kann:
Empfindungen, Wahrnehmungen, Anschauungen, Gefühle,
Willensakte, Traum- und Phantasiegebilde, Vorstellungen,
Begriffe und Ideen.


Auch die Illusionen und Halluzinationen stehen auf dieser
Die [[Bewusstseinsseele]] wird durch die unterbewusste Arbeit des menschlichen Ichs am physischen Leib gebildet. Durch sie erst fühlt sich der Mensch als völlig eigenständiges Subjekt von der objektiven Außenwelt abgetrennt und ihr gegenübergestellt. Erst in der Bewusstseinsseele beginnen nun die ewigen Wahrheiten selbst durch die Vernunft unmittelbar zur menschlichen Seele zu sprechen. Die Vernunft ist die erste Form, durch die sich das Geistige selbst, unabhängig vom subjektiven Standpunkt des einzelnen Menschen, in der menschlichen Seele unmittelbar kundgibt. Durch die Vernuft versetzt sich der individuelle menschliche Geist in Einklang mit dem Weltgeist, wodurch die so erfahrenen Wahrheiten notwendig zugleich einen moralischen Charakter an sich tragen, denn alle Moral gründet letztlich auf dem harmonischen Zusammenwirken aller geistigen Kräfte. Diese ewigen sittlichen Wahrheiten dürfen aber nicht mit den einseitigen, oft sehr unterschiedlichen Moralregeln verwechselt werden, die da oder dort in den einzelnen Kulturkreisen vertreten werden und wurden.  
Stufe ganz gleichberechtigt da mit anderen Teilen des
Weltinhalts. Denn welches Verhältnis dieselben zu anderen
Wahrnehmungen haben, das kann erst die erkennende
Betrachtung lehren.|3|55|52}}


Die Grenze zwischen dem Gegebenen und dem Erkannten ist nach dem eben Gesagten nicht von vornherein fertig gegeben, sondern muss künstlich immer wieder neu gezogen werden. Wenn wir etwa einen Stein, ein Rose, einen Hund usw. als ''Stein'', ''Rose'' bzw. ''Hund'' wahrnehmen, so ist diese Wahrnehmung bereits mit den entspreche Begriffen durchsetzt. Diese Begriffe müssen wir erst aussondern, um zu dem der sinnlichen Wahrnehmung unmittelbar Gegebenen zu kommen.  
Durch geistige Schulung wird die Bewusstseinsseele allmählich zur [[Imaginationsseele]] umgebildet, durch die die [[Geistige Welt|geistige Welt]] in imaginativen Bildern sichtbar wird.


{{GZ|Die Grenze zwischen Gegebenem und
Ihrem Wesen nach sind diese drei Wesensglieder seelischer, d.h. astraler Natur. Die Verstandesseele, die durch die Arbeit am Ätherleib entsteht, ist also nicht etwa der verwandelte Ätherleib selbst, sondern der seelische Abdruck dieser Arbeit im Astralleib. Ähnlich gilt das auch für die Bewusstseinsseele, in der sich seelisch die Arbeit des Ichs am physischen Leib widerspiegelt; aber sie ist nicht der verwandelte physische Leib selbst.
Erkanntem wird überhaupt mit keinem Augenblicke der menschlichen Entwicklung
 
zusammenfallen, sondern sie muß künstlich gezogen werden. Dies aber kann auf
=== Geistige Wesensglieder ===
jeder Entwicklungsstufe geschehen, wenn wir nur den Schnitt zwischen dem, was ohne
Erst durch die bewusste Tätigkeit des Ichs können die niederen Wesensglieder so vergeistig werden, dass sie als neue geistige Wesensglieder der unsterblichen Individualität eingegliedert werden. Durch die bewusste Arbeit des Ichs am Astralleib wird dieser nach und nach zum [[Geistselbst]] verwandelt. Aus dem Ätherleib entsteht der [[Lebensgeist]], und aus dem physischen Leib der [[Geistesmensch]].
gedankliche Bestimmung vor dem Erkennen an uns herantritt, und dem, was durch
 
letzteres erst daraus gemacht wird, richtig führen.|3|48f|31}}
==== Die neungliedrige Wesenheit des Menschen ====
Der Mensch stellt sich dadurch zunächst als 9-gliedrige Wesenheit dar, wodurch ein noch differenzierteres Bild des in Leib, Seele und Geist gegliederten dreifaltigen Menschenwesens entworfen wird:
 
::::#[[Physischer Leib]] 
::::#[[Ätherleib]]
::::#[[Astralleib]]
::::#[[Empfindungsseele]]   
::::#[[Verstandes- oder Gemütsseele]] ([[Ich]])
::::#[[Bewusstseinsseele]]
::::#[[Geistselbst]] 
::::#[[Lebensgeist]]
::::#[[Geistesmensch]]
 
==== Die siebengliedrige Wesenheit des Menschen ====
Ebenso wie die Empfindungsseele eng verbunden mit dem Astralleib ist, so ist auch die Bewusstseinsseele mit dem Geistsselbst zu einer Einheit verwoben. Berücksichtigt man dies, und dass sich das Ich ganz besonders in der Verstandesseele ausdrückt, ergibt sich eine 7-gliedrigen Darstellung des Menschenwesens:
 
::::#[[Physischer Leib]]
::::#[[Ätherleib]]
::::#[[Trieb- und Empfindungsleib]] ([[Astralleib]])
::::#[[Ich]]
::::#[[Geistselbst]]
::::#[[Lebensgeist]]
::::#[[Geistesmensch]]
 
[[Paracelsus]] nennt diese sieben Stufen oder Grade erstens den [[Elementarischer Leib|elementarischen Leib]], zweitens den [[Archaeus]], [[Spiritus vitae]] oder [[Mumia]] und [[Lebenskraft]], drittens den [[Siderischer Leib|siderischen Menschen]], [[Evestrum]] oder astralen Leib, viertens den ''tierischen Geist'', fünftens die ''verständige Seele'', sechstens die ''Geistseele'' und siebentens ''den höheren Menschen des Olympi novi''.  
 
== Die hebräischen Bezeichnungen der Wesensglieder ==
 
Nach [[Rudolf Steiner]] waren in vorchristlicher Zeit bei König [[Salomo]] ([[Hebräische Sprache|hebr.]] {{He|שלמה}}, ''Schəlom:o'') alle Wesenglieder schon in hoher Vollkommenheit veranlagt. Davon sind zunächst die Bezeichnungen der 7 hauptsächlichen Wesensglieder genommen:


<div style="margin-left:20px">
<div style="margin-left:20px">
"Wir müssen uns vorstellen, dass ein Wesen mit vollkommen entwickelter menschlicher Intelligenz aus dem Nichts entstehe und der Welt gegenübertrete. Was es da gewahr würde, bevor es das Denken in Tätigkeit bringt, das ist der reine Beobachtungsinhalt. Die Welt zeigte dann diesem Wesen nur das bloße zusammenhanglose Aggregat von Empfindungsobjekten: Farben, Töne, Druck-, Wärme-, Geschmacks- und Geruchsempfindungen; dann Lust- und Unlustgefühle. Dieses Aggregat ist der Inhalt der reinen, gedankenlosen Beobachtung. Ihm gegenüber steht das Denken, das bereit ist, seine Tätigkeit zu entfalten, wenn sich ein Angriffspunkt dazu findet." {{Lit|{{G|4|62}}}}
"So hat denn dieser Vorfahre, den man gewöhnlich nur kennt unter
dem Namen «Schelomo», «Schlomo» oder «Salomo», die drei
Hauptnamen: [[Jedidjah]] ([[Geistesmensch]]), [[Kohelet]] ([[Lebensgeist]]), Salomo ([[Geistselbst]]); und er hat die vier Nebennamen [[Agur]] ([[Physischer Leib]]), [[Ben Jake]] ([[Ätherleib]]), [[Lamuel]] ([[Astralleib]]), [[Itiel]] ([[Ich]] bzw. Ich-Träger), weil diese Namen die vier Hüllen bedeuten, während die drei ersten Namen das göttliche
Innerliche bezeichnen. Sieben Namen hat für die althebräische Geheimlehre diese Persönlichkeit." {{Lit|{{G|116|83}}}}
</div>
</div>


Jaap Sijmons weist auf die Problematik dieses Begriffs des „unmittelbar Gegebenen“ hin:
Darüber hinaus gibt es in der [[Wikipedia:Tanach|hebräischen Bibel]] folgende Namen für die [[Seelische Wesensglieder|seelischen Wesensglieder]]: [[Nephesch]] ([[Empfindungsseele]]), [[Ruach]] ([[Verstandes- oder Gemütsseele]]) und [[Neschamah]] ([[Bewusstseinsseele]]) {{Lit|{{G|122|}}, München, 26. August 1910}}.
 
==Entwicklung der Wesensglieder==
===Im einzelnen Erdenleben===
 
Mit der eigentlichen Geburt wird erst der physische Leib als eigenständige Wesenheit geboren. Im Laufe des Lebens entfalten sich die höheren Wesensglieder in aufeinanderfolgenden [[Siebenjahresperioden|siebenjährigen Entwicklungsperioden]]. In alten Zeiten war diese stufenweise Entfaltung der höheren Wesensglieder in hohem Maß durch die im Menschen veranlagten natürlichen Entwicklungskräfte gewährleistet. Diese Kräfte versiegen aber immer mehr. Heute muß der Mensch seine Entwicklung verstärkt durch sein bewusstes geistiges Streben selbst in die Hand nehmen.
 
{| width="400px" align="center" |
|[[Physischer Leib|physischer Leib]]
|0 - 7 Jahre
|-
|[[Ätherleib]]
|7- 14 Jahre
|-
|[[Astralleib]]
|14 - 21 Jahre
|-
|[[Empfindungsseele]] 
|21 - 28 Jahre
|-
|[[Verstandes- oder Gemütsseele]] -> [[Ich]]
|28 - 35 Jahre
|-
|[[Bewusstseinsseele]]
|35 - 42 Jahre
|-
|[[Geistselbst]]
|42 - 49 Jahre
|-
|[[Lebensgeist]]
|49 - 56 Jahre
|-
|[[Geistesmensch]]
|56 - 63 Jahre
|}
 
Die Wesensglieder entwickeln sich während des ganzen Erdenlebens beständig weiter, allerdings mit sehr unterschiedlichen Geschwindigkeiten, die aber in ganzzahligen Verhältnissen zueinander stehen. Am schnellsten schreitet der physische Leib in seiner Entwicklung voran, am langsamsten das menschliche Ich {{lit|{{G|179|92ff}}}}:
 
{| width="300px" align="center"|
|Physischer Leib
|4:4 =  1
|-
|Ätherleib
|3:4 = 3/4
|-
|Astralleib
|2:4 = 1/2
|-
|Ich
|1:4 = 1/4
|}
 
===Im Lauf der Weltentwicklung===
Die Wesensglieder des Menschen entstanden bzw. entwickeln sich im Zuge der kosmischen Evolution durch die sieben planetarischen [[Weltentwicklungsstufen]].
 
Auf dem [[Alter Saturn|alten Saturn]] wurde die Grundlage des [[Physischer Leib|physischen Leibes]] geschaffen. Dieser war damals noch ein reiner [[Wärmeleib]]. Während der folgenden Entwicklungsstufen nahm der physische Leib eine immer dichtere Gestalt an. Auf der [[Alte Sonne|alten Sonne]] war er gasförmig, auf dem [[Alter Mond|alten Mond]] wurde er bis zum flüssigen Element verdichtet, um schließlich während unserer [[Erdentwicklung]] die feste Form anzunehmen. Aufgrund seiner langen Evolution hat der physische Leib bereits einen sehr hohen Vollkommenkeitsgrad erlangt.
 
Der [[Ätherleib]] wurde erst auf der alten Sonne geschaffen und war damals ganz aus den [[Lichtäther]]kräften gewoben. Auf dem alten Mond hat er zusätzlich die [[Klangäther]]kräfte in sich aufgenommen, und während der Evolution der Erde den [[Lebensäther]].
 
Auf dem alten Mond wurde der [[Astralleib]] des Menschen gebildet, der aufgrund seiner relativ kurzen Entwicklungszeit wenig ausgereift ist und noch viele niedere [[Trieb]]e und [[Begierde]]n enthält.
 
Mit diesen drei Wesensgliedern trat das Menschenwesen in die Erdentwicklung hinüber. Wären keine neuen Impulse hinzugekommen, so hätte sich nun zunächst nur mehr die [[Empfindungsseele]] als verfeinerter Teil des Astralleibes ausbilden können. Um die weitere Entwicklung zu verstehen, muss man wissen, dass sich die Erdentwicklung in zwei Hälften gliedert, die mit den gegenwärtigen Planeten [[Mars]] und [[Merkur]] in Beziehung stehen. Als die Erde noch im astralen Zustand war, wurde sie von den damals noch rein ätherischen Marskräften durchdrungen. Aus diesen Marskräften, die der Erde auch das Eisen brachten, das in das menschliche Blut aufgenommen wurde, entsprang der entscheidende Impuls, der zur Bildung der [[Verstandesseele]] führte, deren Entwicklung in der [[griechisch-römischen Kultur]]epoche kulminierte. Innerhalb der Verstandesseele beginnt das individuelle [[Ich]] des Menschen aufzuleuchten. Die [[Bewusstseinsseele]], die gegenwärtig ausgebildet wird, hängt eng mit den Merkurkräften zusammen. Wenn die Erde einmal wieder in den astralen Zustand übergegangen sein wird, werden die dann rein ätherischen Merkurkräfte ihre volle Wirkung entfalten. Durch den Einweihungsweg wird einiges von diesen Wirkungen schon jetzt in gewissem Sinne vorweggenommen. Die großen Eingeweihten, wie [[Buddha]], [[Hermes]] usw., waren daher [[Merkureingeweihte]].
 
Wenn der Mensch beginnt, vom Zentrum seines Ichs aus den Astralleib zu verwandeln, so bildet sich innerhalb der Bewusstseinsseele das [[Geistselbst]] ([[Manas]]) aus. Diese Entwicklung hat bereits begonnen, wird sich aber erst auf dem [[Neuer Jupiter|künftigen Jupiter]] (dem [[Neues Jerusalem|Neuen Jerusalem]], von dem in der [[Apokalypse]] des [[Johannes]] die Rede ist) vollenden.
 
Während des [[Neue Venus|künftigen Venuszustandes]] wird sich innerhalb des menschlichen Ichs der [[Lebensgeist]] ([[Buddhi]]) fertig ausgestalten, und auf dem zukünftigen [[Vulkan]] schließlich der [[Geistesmensch]] ([[Atma]]).
 
In der Beilage zu einem Brief an [[Marie von Sivers]] vom 25. November 1905 hat [[Rudolf Steiner]] diesen Entwicklungsgang durch folgende Skizze veranschaulicht:
 
[[Bild:Evolution.gif|center|600px|Die Entwicklung der Wesensglieder im Lauf der planetarischen Weltentwicklungsstufen]]
 
{{GZ|Wenn vom [[Physischer Leib|physischen Körper]] die Rede ist, haben die meisten eine
sehr unklare, verworrene Vorstellung von dem, was eigentlich der
physische Körper ist. Wir haben ja eigentlich nicht den rein physischen
Körper, sondern eine Zusammensetzung von dem physischen
Körper mit den höheren Kräften vor uns. Physisch ist auch ein Stück
Bergkristall. Aber das ist dem Wesen nach etwas ganz anderes, als das
menschliche Auge oder das Herz, die doch auch physisch sind. Das
Auge und das Herz sind Teile des physischen Körpers, aber vermischt
mit den höheren Gliedern des Menschen und dadurch wird im Physischen
etwas ganz anderes bewirkt als beim übrigen Physischen.
Sauerstoff und Wasserstoff haben wir auch im Wasser vor uns, aber
sie sehen da ganz anders aus, als wenn wir sie beide für sich sehen
oder für sich haben. Dann treten sie uns ganz anders entgegen. Im
Wasser haben wir eine Mischung der beiden vor uns. Was uns nun
im physischen Körper des Menschen entgegentritt, ist auch eine
Mischung aus dem Physischen mit dem Äther- und dem Astralkörper.
 
Das physische menschliche Auge ist ähnlich einer photographischen
Kamera, denn wie in der Kamera entsteht darin ein Bild der Umwelt.
Wenn man nun von dem physischen Auge alles abzieht, was in der
Kamera nicht entsteht, dann hat man erst das Spezifische des physischen
Auges. So muß man auch von dem ganzen physischen Körper
alles abziehen, was nicht rein physisch ist, dann hat man erst das, was
man im Okkultismus den physischen Körper nennt. Dieser kann unmittelbar
nicht leben, nicht denken, nicht fühlen. Da bleibt dann
übrig ein sehr weise eingerichteter äußerst komplizierter Automat,
ein rein physikalischer Apparat. Diesen ganz allein gab es nur auf der
[[Alter Saturn|Saturnstufe]] des menschlichen Daseins. Damals waren die Augen nicht
anders vorhanden denn als kleine Kameras. Was darin von der
Umwelt als Bild entworfen wurde, kam zum Bewußtsein einer Devawesenheit.
In der Mitte des Saturnkreislaufes waren die sogenannten
[[Asuras]] (die [[Archai]]) reif, den Apparat zu benutzen. Diese waren dazumal
auf der Stufe der Menschheit. Sie benutzten diesen Automaten
und die Bilder, die darin entstanden. Sie selbst waren nicht darinnen,
sondern außerhalb und benutzten nur die Bilder; ähnlich wie wir uns
jetzt photographischer Apparate bedienen können, um Bilder einer
Landschaft aufzunehmen. Der physische Körper des Menschen war
also dazumal ein von außen aufgeführter, architektonischer Aufbau
eines physikalischen Apparates. Das ist die erste Stufe des menschlichen
Daseins.
 
Die zweite Stufe der Ausbildung war die Durcharbeitung dieses
physikalischen Apparates mit dem [[Ätherleib]]. Da wurde er ein lebender
[[Organismus]]. Das drückte sich dann auch aus in der Konfiguration
des Körpers. Der Automat war aufgebaut aus einer ziemlich festen
undifferenzierten Masse, ähnlich wie heute eine Geleemasse ist, wie
ein weicher Kristall.<ref>In den Notizen von [[Marie Steiner]] heißt es: «...aufgebaut
aus einer undifferenzierten Geleemasse, wie mineralische Protoplasma».</ref> Im zweiten Kreislauf, in dem Sonnendasein,
wurde der physische Automat nun von dem Ätherkörper durchzogen.
In diesem Sonnenkreislauf entstand auch das [[Sonnengeflecht]]
(Solarplexus), das darnach benannt ist, weil das ein wirkliches Organ
ist, von dem heute nur noch Rudimente vorhanden sind. Es arbeitet
sich ein Nervensystem in den physikalischen Apparat hinein. Bei
den Pflanzen ist noch etwas Ähnliches vorhanden. Das ist die zweite
Stufe.
 
Aber diese Stufen sind nicht abgeschlossen; die Entwicklung geht
graduell weiter. Ein solches wirksames Agens ist das Sonnengeflecht
auch noch heute bei den Tieren, die kein Rückenmark ausbilden.
Alle wirbellosen Tiere sind noch einzelne Ausbildungen zurückgelassener
Stufen desjenigen, was früher veranlagt war. Die Wirbeltiere
hat der Mensch erst auf der Erde aus sich herausgesetzt. Früher war
der Mensch noch ähnlich organisiert wie heute etwa der Krebs. Der
Mensch ist heute über die damalige Stufe hinausgeschritten, während
der Krebs stehengeblieben ist. Überraschend ist es, daß das ganze
Innere des Krebses eine gewisse Ähnlichkeit mit dem menschlichen
Gehirn hat. Es gibt tatsächlich eine Ähnlichkeit zwischen der inneren
Krebsgestalt und dem menschlichen Gehirn. Auch der Krebs ist eingeschlossen
in eine harte Schale wie das menschliche Gehirn. Nachdem
der Mensch ein Rückenmark ausgebildet und die oberen Wirbel umgestaltet
hatte, warf er die harte Schale ab. Der Krebs hat sich nicht
weiter entwickelt. Er hat sich an die äußere Umgebung angepaßt
durch eine harte Schale, die ihm das sein mußte, was dem Menschen
die schützende Hülle der ganzen übrigen Körperlichkeit ist.
 
Die dritte Stufe ist die, auf der das Ganze umorganisiert wird
von dem hineinarbeitenden [[Astralleib]]. Das Umorganisieren ist verknüpft
mit der Ausbildung des [[Herz]]ens und dem Durchströmen mit
dem warmen [[Blut]]. Das Fischherz ist auf dem halben Wege stehengeblieben.<ref>Fische haben ein zweiteiliges
Herz, bestehend aus Vorhof (Atrium) und Herzkammer (Ventrikel) auf der
Bauchseite des Vorderkörpers. - [[Marie Steiner]] notierte: «Der Fisch ist wie ein halbes
Herz.»</ref> Das Herz wird gleichmäßig in dem Maße ausgebildet als
die innere Körperwärme zunimmt; das heißt nichts anderes als das
Einziehen des Astralen in den Körper hinein.


{{LZ|Indem Steiner den Anfang machen will mit der realen Voraussetzung
Das [[Rückenmark]] mit dem [[Gehirn]] ist das Organ des [[Ich]]. Dieses ist
der Erkenntnis im Bewusstsein (Erfahrung vor der Erkenntnis), verfehlt er gerade
von der dreifachen Schutzhülle des Astral-, Äther- und physischen
den Punkt, dass dies nicht ohne theoretische Voraussetzung möglich ist. Sieht man die
Leibes umgeben. Nachdem das Organ des Ich (Rückenmark und
Beispiele und Bestimmungen an, die Steiner gebraucht, angeblich nicht, um zu charakterisieren,
Gehirn) vorbereitet worden ist, legt sich das Ich in das bereitgemachte
sondern nur, um den Blick zu jener Grenze zu lenken, „wo sich das Erkennen
Bett hinein und Rückenmark und Gehirn treten als Organe des Ich in
an seinen Anfang gestellt sieht“ (GA 3\48), aber in Wirklichkeit doch den bestimmten
dessen Dienst.
Grenzbegriff des Unmittelbaren aufstellend, so ist klar, dass mit dem Unmittelbaren
nicht der einmalige Anfang alles Erkennens gemeint ist, sondern die durchgehende,
sich immer wieder zur weiteren Bestimmung aufdrängende Erfahrungsgrundlage, die
im Erkennen schon bearbeitet wird, jedoch deshalb darin nicht etwa verschwindet. Die
Empfindung von etwas ,Rotem‘ macht nicht einfach dem Begriff ,rot‘ Platz, als ob die
Erkenntnis der Farben uns zwar wissend, aber dennoch gleichsam farbenblind machen
würde. Die farbigen Eindrücke erhalten durch die Erkenntnis einen Zusammenhang.
Uns werden die Verhältnisse und gesetzmäßigen Modifikationen an ihnen klar usw.
Innerhalb des Erkennens kann man unterscheiden zwischen dem begrifflichen Teil
und dem nicht-begrifflichen, sobald man sich über die Begriffe im Klaren ist. Aus
den immer weiter vollziehbaren Erkenntnisakten, wobei jedes mal ein Etwas in Subjektstellung,
wenn auch schon von Begriffen durchsetzt, dem Denken entgegengesetzt
und zum Gegen-Stand weiterer Bestimmung gemacht wird, können wir ableiten, wie
das relative Verhältnis vom unmittelbar Gegebenen und der vermittelten Bestimmung
beschaffen ist. Dieses relative Verhältnis kann man extrapolieren. Aber man kann nicht
umgekehrt außerhalb seiner Erkenntnis einen Standort einnehmen. So ist der Realitätsgehalt
des Steiner'schen Begriffs des ,unmittelbar Gegebenen‘ zu erhärten durch
eine methodische Umkehrung, die schon im „künstlichen“ Gewinnen des Begriffs
des Unmittelbaren angelegt worden ist. Dadurch versetzen wir uns nicht an einen
Ort außerhalb des Erkennens, wohl aber an ,den voraussetzungslosesten Standpunkt‘
(Rickert). Denn dort hebt das Erkennen immer aufs Neue an, und dort wird es — wie
zu zeigen sein wird — geprüft.|Sijmons, S. 293f.}}


Wie Hartmut Traub<ref name="Traub"></ref> kritisch anmerkt, lässt Steiner die Frage offen, ob nicht bereits die Wahrnehmung selbst ein mehr oder weniger unbewusstes ''vorbegriffliches Erkenntnisvermögen'' darstellt. Für Steiner stellt sich allerdings ''diese'' Frage im Sinne seiner ''bewusstseins-phänomenologischen'' Methode nicht - und das zu Recht. ''Vorbewusste'' oder ''vorbegriffliche'' Prozesse ''als solche'' fallen für Steiner eben gerade ''nicht'' in den Bereich der eigentlichen [[Erkenntnis]] - hier liegt eine wesentliche Differenz Steiners zu Kant. Eine Erkenntnis ''derartiger'' Prozesse ist, wie Steiner klar gezeigt hat, ebenfalls nur durch die gedankliche Durchdringung entsprechender [[sinnlich]]er und [[seelisch]]er [[Beobachtung]]en (z.B. der neurophysiologischen und psychologischen Grundlagen der Sinneswahrnehmung) möglich, aber ''keinesfalls'' durch rein [[philosophisch]]e Erwägungen.
So setzt sich der vierfache Mensch zusammen. Das ist das [[Tetraktys|Quadrat der Pythagoreer]]:


{{GZ|Ich habe Ihnen gesprochen von der Konzeption meiner «Philosophie
# Das Rückenmark und das Gehirn sind das Organ des Ich.
der Freiheit». Diese «Philosophie der Freiheit» ist wirklich ein
# Das warme Blut und das Herz sind das Organ des Kama (Astralleib).
Versuch, in bescheidener Weise es bis zum reinen Denken zu treiben,
# Der Solarplexus (Sonnengeflecht) ist das Organ des Ätherkörpers.
bis zu jenem reinen Denken, in dem das Ich leben kann, in dem das
# Der eigentliche physische Körper ist ein komplizierter physikalischer Apparat.
Ich sich halten kann. Dann kann man, wenn man dieses reine Denken
auf diese Weise erfaßt hat, ein anderes anstreben. Man kann dann dieses
Denken, das man jetzt dem Ich läßt, dem sich frei und unabhängig in
freier Geistigkeit fühlenden Ich überläßt, man kann dann dieses reine
Denken von dem Wahrnehmungsprozesse ausschalten, und man kann
gewissermaßen, während man sonst im gewöhnlichen Leben, sagen
wir, die Farbe sieht, indem man sie zugleich mit dem Vorstellen durchdringt,
man kann die Vorstellungen herausheben aus dem ganzen Verarbeitungsprozeß
der Wahrnehmungen und kann die Wahrnehmungen
selber direkt in unsere Leiblichkeit hineinziehen.


Goethe war schon auf dem Wege. Er hat schon die ersten Schritte
So hat man den Menschen vierfach aufgebaut.
gemacht. Man lese im letzten Kapitel seiner Farbenlehre: «Die sinnlich-
sittliche Wirkung der Farbe», wie er bei jeder Wirkung etwas
empfindet, das zugleich tief sich vereinigt nicht bloß mit dem Wahrnehmungsvermögen,
sondern mit dem ganzen Menschen, wie er das
Gelbe, das Rote als attackierende Farbe empfindet, die gewissermaßen
ganz durch ihn durchdringt, ihn mit Wärme erfüllt, wie er ansieht das
Blaue und das Violette als diejenigen Farben, die einen gewissermaßen
aus sich selber herausreißen, als die kalten Farben. Der ganze Mensch
erlebt etwas bei der Sinneswahrnehmung. Die Sinneswahrnehmung
mit ihrem Inhalte geht unter in die Leiblichkeit und es bleibt gewissermaßen
darüber schweben das Ich mit dem reinen Gedankeninhalt.
Wir schalten das Denken aus, indem wir also intensiver als sonst, wo
wir den Wahrnehmungsinhalt durch die Vorstellungen abschwächen,
nun den ganzen Wahrnehmungsinhalt hereinnehmen und uns mit ihm
erfüllen. Wir erziehen uns in besonderer Weise zu einem solchen Erfüllen
unserer selbst mit dem Wahrnehmungsinhalte, wenn wir dasjenige,
wozu als zu einer Entartung der Orientale gekommen ist, das
symbolische Vorstellen, das bildliche Vorstellen, wenn wir das systematisch
treiben, wenn wir, statt daß wir im reinen Gedanken, im gesetzmäßig
logischen Gedanken den Wahrnehmungsinhalt auffassen,
nunmehr diesen Wahrnehmungsinhalt in Symbolen, in Bildern auffassen
und dadurch ihn gewissermaßen mit Umgehung der Gedanken
in uns hineinströmen lassen, wenn wir uns durchdringen mit all
der Sattheit der Farben, der Sattheit des Tones dadurch, daß wir nicht
begrifflich, daß wir symbolisch, bildlich zu unserer Schulung die Vorstellungen
innerlich erleben. Dadurch, daß wir nicht mit dem Gedankeninhalt,
wie es die Assoziations-Psychologie machen will, unser
Inneres durchstrahlen, sondern daß wir es durchstrahlen mit diesem
durch Symbole und Bilder angedeuteten Wahrnehmungsinhalt, dadurch
strömt uns von innen entgegen dasjenige, was in uns als ätherischer
Leib, astralischer Leib lebendig ist, dadurch lernen wir die Tiefe
unseres Bewußtseins und unserer Seele kennen. Man lernt wirklich das
Innere des Menschen auf diese Weise kennen, nicht durch jene schwafelnde
Mystik, die oftmals von nebulosen Geistern als ein Weg zum
inneren Gotte angegeben wird, die aber zu nichts anderem führt als
zu einer äußerlichen Abstraktion, bei der man doch, wenn man ein
ganzer, voller Mensch sein will, nicht stehenbleiben kann.


Will man den Menschen wirklich physiologisch erforschen, dann
Was wir jetzt beschrieben haben, das nennt man im Okkultismus
muß man mit Ausschaltung des Denkens auf diese Weise das bildhafte
wieder einen [[Wirbel]], etwas, das von außen hereinbaut und sich mit dem
Vorstellen nach innen treiben, so daß die Leiblichkeit des Menschen
vereinigt, was innen sich aufbaut. Physischer Körper, Äther- und
in Imaginationen darauf reagiert. Dies ist allerdings ein Weg,
Astralkörper haben den Menschen aufgebaut. Dann macht sich der
der in der abendländischen Entwickelung erst im Beginne ist, aber es
Punkt des Ich geltend, und dieses baut nun von innen heraus. Das
ist der Weg, der eingeschlagen werden muß, wenn demjenigen, was
sind die vier Teile des Menschen. So finden wir im Äußeren einen Abdruck
vom Oriente herüberströmt und was in die Dekadenz führen würde,
des viergliedrigen Menschen. Alle Weiterentwickelung ist eine
wenn es allein Geltung hätte, wenn dem etwas, das ihm gewachsen
solche, daß der Mensch von diesem Punkt des Ich aus bewußt alles
ist, entgegengestellt werden soll, so daß wir zu einem Aufstieg und
durchmacht, was er vorher schon unbewußt durchgemacht hat.|93a|88ff}}
nicht zu einem Niederstieg unserer Zivilisation kommen sollen.|322|104f}}


== Wahrnehmung und Vorstellung ==
== Planetenwirkungen und Wesensglieder ==


Von der objektiven Wahrnehmung streng zu unterscheiden ist die subjektiv gebildete [[Vorstellung]]:
Die zeitliche Entwicklung der Wesensglieder erfolgt in [[Siebenjahresperioden]]. Als menschlicher [[Mikrokosmos]] stehen sie dabei in vielfältiger Weise unter dem Einfluss des [[Makrokosmos]]. Richtet man die Aufmerksamkeit insbesondere auf die Wirkung der [[Planetensphären]], so ergibt sich folgender elementarer Zusammenhang, in dem sich die [[okkulte Reihenfolge der Planeten]] widerspiegelt:
 
{|width="600px" align="center" |
|[[Physischer Leib|physischer Leib]]
|
|0 - 7 Jahre
|[[Mond]]
|-
|[[Ätherleib]]
|
|7- 14 Jahre
|[[Merkur]]
|-
|[[Astralleib]]
|
|14 - 21 Jahre
|[[Venus]]
|-
|[[Empfindungsseele]]
|
|
|-
|[[Ich]]
|[[Verstandes- oder Gemütsseele]]
|21 - 42 Jahre
|[[Sonne]]
|-
|
|[[Bewusstseinsseele]]
|
|
|-
|[[Geistselbst]]
|
|42 - 49 Jahre
|[[Mars]]
|-
|[[Lebensgeist]]
|
|49 - 56 Jahre
|[[Jupiter]]
|-
|[[Geistesmensch]]
|
|56 - 63 Jahre
|[[Saturn]]
|}
 
Man darf diese Zuordnung jedoch nicht schematisch nehmen. Aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, der von der Erde bis hinauf zum [[Tierkreis]] und noch darüber hinaus bis zum sogenannten [[Kristallhimmel]] reicht, ergibt sich noch ein ganz anderer Zusammenhang: Während des ersten Lebensjahrsiebents arbeiten am Menschenwesen die Kräfte der [[Sonne]] und bilden seinen eigenständigen [[Ätherleib]] aus. Im zweiten Jahrsiebent kommen dazu die Kräfte des [[Mond]]es, die den [[Astralleib]] ausformen. Dann wirken bis etwa zum 21. Lebensjahr die schon viel feineren Kräfte der übrigen [[Planeten]] des [[Planetensystem]]s, die schon viel schwerer zu bemerken sind. Bis zum achtundzwanzigsten Lebensjahr wirken noch, kaum mehr beobachtbar, die Konstellationen der [[Fixstern]]e. Doch dann stößt die Entwicklung an eine feste Grenze, den zurecht so genannten [[Kristallhimmel]]. Von nun an kann der Mensch dem [[Kosmos]] keine Kräfte mehr für seine Entwicklung entnehmen, sondern muss von nun an selbsttätig das verarbeiten, was er bisher aufgenommen hat. Gerade dadurch aber kann der Mensch nun sein eigenständiges [[Ich]] jetzt erst so richtig entfalten.
 
{|width="700px" align="center" |
|[[Physischer Leib|physischer Leib]]
|0 - 7 Jahre
|[[Sonne]]
|-
|[[Ätherleib]]
|7- 14 Jahre
|[[Mond]]
|-
|[[Astralleib]]
|14 - 21 Jahre
|[[Planet]]en
|-
|[[Empfindungsseele]] 
|21 - 28 Jahre
|[[Fixstern]]e
|-
|[[Verstandes- oder Gemütsseele]] -> [[Ich]]
|28 - 35 Jahre
|[[Kristallhimmel]] als natürliche Entwicklungsgrenze
|-
|[[Bewusstseinsseele]]
|35 - 42 Jahre
|
|-
|[[Geistselbst]]
|42 - 49 Jahre
|
|-
|[[Lebensgeist]]
|49 - 56 Jahre
|
|-
|[[Geistesmensch]]
|56 - 63 Jahre
|
|}


<div style="margin-left:20px">
<div style="margin-left:20px">
"Was ist also die Wahrnehmung? Diese Frage ist, im allgemeinen gestellt, absurd. Die Wahrnehmung tritt immer als eine ganz bestimmte, als konkreter Inhalt auf. Dieser Inhalt ist unmittelbar gegeben, und erschöpft sich in dem Gegebenen. Man kann in bezug auf dieses Gegebene nur fragen, was es außerhalb der Wahrnehmung, das ist: für das Denken ist. Die Frage nach dem «Was» einer Wahrnehmung kann also nur auf die begriffliche Intuition gehen, die ihr entspricht. Unter diesem Gesichtspunkte kann die Frage nach der Subjektivität der Wahrnehmung im Sinne des kritischen Idealismus gar nicht aufgeworfen werden. Als subjektiv darf nur bezeichnet werden, was als zum Subjekte gehörig wahrgenommen wird. Das Band zu bilden zwischen Subjektivem und Objektivem kommt keinem im naiven Sinn realen Prozess, das heißt einem wahrnehmbaren Geschehen zu, sondern allein dem Denken. Es ist also für uns objektiv, was sich für die Wahrnehmung als außerhalb des Wahrnehmungssubjektes gelegen darstellt. Mein Wahrnehmungssubjekt bleibt für mich wahrnehmbar, wenn der Tisch, der soeben vor mir steht, aus dem Kreise meiner Beobachtung verschwunden sein wird. Die Beobachtung des Tisches hat eine, ebenfalls bleibende, Veränderung in mir hervorgerufen. Ich behalte die Fähigkeit zurück, ein Bild des Tisches später wieder zu erzeugen. Diese Fähigkeit der Hervorbringung eines Bildes bleibt mit mir verbunden. Die Psychologie bezeichnet dieses Bild als Erinnerungsvorstellung. Es ist aber dasjenige, was allein mit Recht Vorstellung des Tisches genannt werden kann. Es entspricht dies nämlich der wahrnehmbaren Veränderung meines eigenen Zustandes durch die Anwesenheit des Tisches in meinem Gesichtsfelde. Und zwar bedeutet sie nicht die Veränderung irgendeines hinter dem Wahrnehmungssubjekte stehenden «Ich an sich», sondern die Veränderung des wahrnehmbaren Subjektes selbst. Die Vorstellung ist also eine subjektive Wahrnehmung im Gegensatz zur objektiven Wahrnehmung bei Anwesenheit des Gegenstandes im Wahrnehmungshorizonte. Das Zusammenwerfen jener subjektiven mit dieser objektiven Wahrnehmung führt zu dem Missverständnisse des Idealismus: die Welt ist meine Vorstellung." {{Lit|{{G|4|98ff}}}}
"Nun sehen Sie, der Mensch ist also tätig in seinem Inneren in den ersten sieben Lebensjahren mit den Kräften der Sonne, in den zweiten sieben Lebensjahren mit den Kräften des Mondes. Die Sonnenkraft bleibt dabei, aber die Mondenkräfte mischen sich dazu. In den dritten sieben Lebensjahren, von der Geschlechtsreife bis hinein in die Zwanzigerjahre, werden die viel feineren Kräfte der übrigen Planeten des Planetensystems in die menschliche Wesenheit hinein aufgenommen. Da treten in der menschlichen Wesenheit auf die anderen planetarischen Kräfte in dem Wachstumsprozeß, und weil diese schwächer, viel schwächer wirken als Sonne und Mond auf den Menschen, deshalb sind auch die Dinge, die der Mensch dann in sich aufnimmt, viel weniger nach außen hin anschaulich. Wir merken nicht mehr so stark, wie im Anfang der Zwanzigerjahre - währenddem die planetarischen Kräfte zwischen dem vierzehnten und einundzwanzigsten Lebensjahr ungefähr noch im menschlichen Leibe zu tun haben -, wie im Beginn der Zwanzigerjahre diese Kräfte anfangen nun im Seelisch-Geistigen zu wirken. Es sind die Planetenkräfte, die anfangen zu wirken im Seelisch-Geistigen, und derjenige, der Einsicht hat, der sieht dann den Menschen so an, daß er in dieser merkwürdigen Umwandlung, die der Mensch erfährt im Anfang der Zwanzigerjahre, merkt: bis daher haben eben nur Sonne und Mond aus dem menschlichen Tun gesprochen, jetzt modifizieren diese Sonnen- und Mondenwirksamkeit die planetarischen Kräfte. Das grobe Verfahren der Menschen, das grobe Beobachten hat sogar recht wenig Sinn dafür, diese Umwandlung ins Auge zu fassen, aber sie ist da.
 
Nun sehen Sie, es ist schon wahr, daß für den, der den Menschen betrachtet in bezug auf Gesundheit und Krankheit, die Erkenntnis dieser Zusammenhänge notwendig ist. Denn, was wissen wir denn eigentlich vom Menschen, sagen wir in seinem elften oder zwölften Lebensjahr, wenn wir da nicht wissen, daß die Mondenkräfte in ihm arbeiten?
 
Nun aber wird im Inneren die Frage entstehen: Wie geht es weiter? Der Mensch muß später auch, wenn auch die zu erneuernden Teile immer geringer werden, er muß jetzt später auch die Dinge erneuern. Nun sehen Sie, bis zum einundzwanzigsten, zweiundzwanzigsten Jahr wirkt ja aufeinanderfolgend Sonne, Mond, das Planetensystem in das menschliche Wachstum hinein. Dann wirken bis zum achtundzwanzigsten Lebensjahr noch die Konstellationen der Fixsterne; das entzieht sich also schon sehr der Beobachtung. Erst mit der Mysterienweisheit schaut man das Hereinspielen des ganzen Fixsternhimmels in den Menschen zwischen dem Anfang seiner Zwanzigerjahre und dem Ende seiner Zwanzigerjahre. Dann wird die Welt hart. Sie will nicht mehr hereinarbeiten in den Menschen; die Welt wird hart. Von diesem eigentümlichen Verhältnis des Menschen zur Welt in seinem achtundzwanzigsten, neunundzwanzigsten Lebensjahre, daß die Welt hart wird, weiß die heutige Wissenschaft kaum mehr etwas. Aristoteles lehrte es noch dem Alexander, indem er ihm sagte: Dann stößt man als Mensch an den Kristallhimmel; der ist hart. - Damit gewinnt der Kristallhimmel, der außerhalb der Fixsternsphäre ist, für die menschliche Anschauung seine Bedeutung, seine Realität. Damit fängt man an einzusehen, daß der Mensch im Weltenall keine Kräfte mehr findet, wenn er Ende der Zwanzigerjahre ist, um zu erneuern. Warum sterben wir denn nicht mit achtundzwanzig Jahren? Diese Welt, die uns umgibt, die läßt uns eigentlich mit achtundzwanzig Jahren sterben. Es ist wahr, wer den Zusammenhang des Menschen mit der Welt sieht, der schaut jetzt mit dem Bewußtsein in die Welt hinaus: O Welt, du erhältst mich eigentlich nur bis zum Ende der Zwanzigerjahre! - Aber gerade indem man das einsieht, fängt man erst an, den Menschen recht zu verstehen in seiner Wesenheit." {{Lit|{{G|318|59f}}}}
</div>
</div>


== Siehe auch ==
In seinem [[Heilpädagogischer Kurs|Heilpädagogischen Kurs]] hat [[Rudolf Steiner]] noch eine weitere Perspektive aufgezeigt, wobei er wieder vom Zusammenhang der [[Wesensglieder]] mit den [[Planetensphären]] ausgeht, diesmal aber auch die beiden äußeren [[Planet]]en [[Uranus]] und [[Neptun]] einbezieht:
* {{WikipediaDE|Kategorie:Wahrnehmung}}
* {{WikipediaDE|Wahrnehmung}}
* {{WikipediaDE|Sinneslehre Rudolf Steiners}}
* {{WikipediaDE|Sinn (Wahrnehmung)}}
* {{WikipediaDE|Kategorie:Sinnesorgan}}
* {{WikipediaDE|Sinnesorgan}}


== Literatur ==
{|align="center" width=400px
|-
|[[Geistesmensch]]
|[[Bild:Neptun.gif|20px|Neptun]]
|[[Neptun]]
|-
|[[Lebensgeist]]
|[[Bild:Uranus.gif|20px|Uranus]]
|[[Uranus]]
|-
|[[Geistselbst]]
|[[Bild:Saturn.gif|20px|Saturn]]
|[[Saturn]]
|-
|[[Bewusstseinsseele]]
|[[Bild:Jupiter.gif|20px|Jupiter]]
|[[Jupiter]]
|-
|[[Verstandesseele]]
|[[Bild:Mars.gif|20px|Mars]]
|[[Mars]]
|-
|[[Empfindungsseele]]
|[[Bild:Venus.gif|20px|Venus]]
|[[Venus]]
|-
|[[Empfindungsleib]]
|[[Bild:Merkur.gif|20px|Merkur]]
|[[Merkur]]
|-
|[[Ätherleib]]
|[[Bild:Mond.gif|20px|Mond]]
|[[Mond]]
|-
|[[Physischer Leib]]
|[[Bild:Sonne.gif|20px|Sonne]]
|[[Sonne]]
|}


*Rudolf Steiner: ''Wahrheit und Wissenschaft'', [[GA 3]] (1980), ISBN 3-7274-0030-7 {{Schriften|003}}
<div style="margin-left:20px">
*Rudolf Steiner: ''Die Philosophie der Freiheit'', [[GA 4]] (1995) {{Schriften|004}}
"Nehmen Sie den Menschen einmal. Wir gliedern ihn ja, indem wir auf diejenige Gliederung schauen, welche mehr vom ätherischen Prinzip aus die ganze Wesenheit organisiert, wir gliedern ihn ja in den physischen Leib, den ätherischen Leib, den Empfindungsleib, den wir in Zusammenhang bringen mit der Empfindungsseele, die Verstandesseele, was die Griechen Kraftseele nennen, die Bewußtseinsseele, und hier kommen wir zu Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmensch. Nun sehen Sie, wenn man diese Glieder der menschlichen Natur ansieht, so stellen sie sich zunächst heraus als etwas, was in relativer Selbständigkeit betrachtet werden muß und den Menschen zusammensetzt. Aber eigentlich ist die Zusammensetzung bei jedem Menschen eine andere: Der eine hat ein bißchen mehr Kraft im Ätherleib, dafür weniger im physischen Leib, der andere ein bißchen mehr Kraft in der Bewußtseinsseele und so weiter, das hängt zusammen. In alldem steckt dann ja der Mensch mit seiner eigentlichen Individualität drinnen, die durch die wiederholten Erdenleben durchgeht, der diesen ganzen Zusammenhang erst vom Freiheitsprinzip aus in eine individuelle Regulierung bringen muß. Aber dasjenige, was vom Kosmischen herkommt, hängt so am Menschen, daß dem Physischen entspricht die stärkste Sonnenwirkung, die überhaupt auf die Menschen einen starken Einfluß hat. Dem ätherischen Leibe entsprechen die stärksten Mondwirkungen, dem Empfindungsleib die stärksten Merkurwirkungen, der Empfindungsseele die stärksten Venuswirkungen. Der Verstandesseele entsprechen die stärksten Marswirkungen, der Bewußtseinsseele die Jupiterwirkungen, dem Geistselbst der Saturn. Und das, was heute beim Menschen noch nicht entwickelt ist, das kommt im Uranus und Neptun zur Geltung, das sind ja die Vagabunden, die sich unserem Planetensystem später zugesellt haben, bei ihnen haben wir also die planetarischen Einflüsse zu suchen, die eigentlich unter normalen Verhältnissen auf die Geburtskonstellation nicht einen sehr starken Einfluß haben." {{Lit|{{G|317|171f}}}}
*Rudolf Steiner: ''Goethes Weltanschauung'', [[GA 6]] (1990), ISBN 3-7274-0060-9; '''Tb 625''', ISBN 978-3-7274-6250-4 {{Schriften|006}}
</div>
*Rudolf Steiner: ''Philosophie und Anthroposophie'', [[GA 35]] (1984), ISBN 3-7274-0350-0 {{Vorträge|035}}
*Rudolf Steiner: ''Die befruchtende Wirkung der Anthroposophie auf die Fachwissenschaften'', [[GA 76]] (1977), ISBN 3-7274-0760-3 {{Vorträge|076}}
*Rudolf Steiner: ''Die Beantwortung von Welt- und Lebensfragen durch Anthroposophie'', [[GA 108]] (1986), ISBN 3-7274-1081-7 {{Vorträge|108}}
*Rudolf Steiner: ''Okkultes Lesen und okkultes Hören'', [[GA 156]] (2003), ISBN 3-7274-1561-4 {{Vorträge|156}}
*Rudolf Steiner: ''Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist – Erster Teil'', [[GA 205]] (1987), ISBN 3-7274-2050-2 {{Vorträge|205}}
*Rudolf Steiner: ''Grenzen der Naturerkenntnis'', [[GA 322]] (1981), ISBN 3-7274-3220-9 {{Vorträge|322}}
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/philosophie_grundriss1_anthropologie.pdf Spirituelle Anthrolopologie] PDF


;Kritik
== Wesensglieder und Nervensystem ==


* Bernhard Kallert: ''Die Erkenntnistheorie Rudolf Steiners. Der Erkenntnisbegriff des objektiven Idealismus'', Verlag freies Geistesleben, Stuttgart 1960, ISBN 978-3-7725-0612-3
<div style="margin-left:20px">
* Gerhard Hahn: ''Die Freiheit der Philosophie. Eine Fundamentalkritik der Anthroposophie'', Licet Verlag Göttingen 1995, ISBN 978-3980422505
"Im sympathischen Nervensystem, das die Verdauungsorgane durchsetzt, waltet vornehmlich der ätherische Leib. Die Nervenorgane, die da in Betracht kommen, sind von sich aus vorzüglich nur lebende Organe. Die astralische und die Ich-Organisation wirken auf sie nicht innerlich organisierend, sondern von außen. Daher ist der Einfluß der in diesen Nervenorganen wirksamen Ich- und astralischen Organisation ein starker. Affekte und Leidenschaften haben eine dauernde, bedeutsame Wirkung auf den Sympathikus. Kummer, Sorgen richten dieses Nervensystem allmählich zugrunde. Das Rückenmarks-Nervensystem mit allen seinen Verzweigungen ist dasjenige, in welches die astralische Organisation vorzüglich eingreift. Es ist daher der Träger dessen, was im Menschen seelisch ist, der Reflexvorgänge, nicht aber dessen, was im Ich, in dem selbstbewußten Geiste vorgeht. Die eigentlichen Gehirnnerven  sind diejenigen, die der Ich-Organisation unterliegen. Bei ihnen treten die Tätigkeiten der ätherischen und astralischen Organisation zurück." {{Lit|{{G|27|41}}}}
* Hartmut Traub: ''Philosophie und Anthroposophie. Die philosophische Weltanschauung Rudolf Steiners - Grundlegung und Kritik'', Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2011, ISBN 9783170220195
</div>
* Jaap Gerhard Sijmons: ''Phänomenologie und Idealismus: Struktur und Methode der Philosophie Rudolf Steiners'', Schwabe Verlag, Basel 2008, ISBN 978-3796522635
 
== Siehe auch ==


{{GA}}
* [[Wesensglieder der Hierarchien]]
* [[Wesensglieder der Elementarwesen]]
* [[Wesensglieder der Toten]]


== Einzelnachweise ==
==Literatur==


<references>
*Rudolf Steiner: ''Die Mystik im Aufgange des neuzeitlichen Geisteslebens und ihr Verhältnis zur modernen Weltanschauung'', [[GA 7]] (1990), ISBN 3-7274-0070-6; '''Tb 623''', ISBN 978-3-7274-6230-6 {{Schriften|007}}
*Rudolf Steiner: ''Theosophie'', [[GA 9]] (1904) {{Schriften|009}}
*Rudolf Steiner: ''Die Geheimwissenschaft im Umriß'', [[GA 13]] (1910) {{Schriften|013}}
*Rudolf Steiner/Ita Wegman: ''Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen'', [[GA 27]] (1991) {{Schriften|027}}
*Rudolf Steiner: ''Bewusstsein, Leben, Form. Grundprinzipien der geisteswissenschaftlichen Kosmologie'', [[GA 89]] (2001) {{Vorträge|089}}
*Rudolf Steiner: ''Grundelemente der Esoterik'', [[GA 93a]] (1987), ISBN 3-7274-0935-5 {{Vorträge|093a}}
*Rudolf Steiner: ''Das Hereinwirken geistiger Wesenheiten in den Menschen'', [[GA 102]] (2001), ISBN 3-7274-1020-5 {{Vorträge|102}}
*Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Menschenkunde'', [[GA 107]] (1988) {{Vorträge|107}}
*Rudolf Steiner: ''Das Lukas-Evangelium'', [[GA 114]] (2001), ISBN 3-7274-1140-6 {{Vorträge|112}}
*Rudolf Steiner: ''Der Christus-Impuls und die Entwickelung des Ich-Bewußtseins'', [[GA 116]] (1982) {{Vorträge|116}}
*Rudolf Steiner: ''Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte'', [[GA 122]] (1984) {{Vorträge|122}}
*Rudolf Steiner: ''Exkurse in das Gebiet des Markus-Evangeliums'', [[GA 124]] (1995), ISBN 3-7274-1240-2 {{Vorträge|124}}
*Rudolf Steiner: ''Geschichtliche Notwendigkeit und Freiheit. Schicksalseinwirkungen aus der Welt der Toten.'', [[GA 179]] (1977) {{Vorträge|179}}
*Rudolf Steiner: ''Menschenwesen, Menschenschicksal und Welt-Entwickelung'', [[GA 226]] (1988), ISBN 3-7274-2260-2 {{Vorträge|226}}
*Rudolf Steiner: ''Heilpädagogischer Kurs'', [[GA 317]] (1995) {{Vorträge|317}}
*Rudolf Steiner: ''Das Zusammenwirken von Ärzten und Seelsorgern. Pastoral-Medizinischer Kurs.'', [[GA 318]] (1994) {{Vorträge|118}}
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/zahlenmystik_viergliederung_menschlicher_organismus.pdf Die Viergliederung des Menschen] PDF
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/zahlenmystik_siebengliederung_menschlicher_organismus.pdf Der siebengliedrige Mensch] PDF
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/zahlenmystik_siebengliederung_uebersicht.pdf Der siebengliedrige Mensch (Übersicht)] PDF


<ref name="Traub">"Steiner ist es offenbar gänzlich entgangen, dass die Wahrnehmung ein vorbegriffliches Erkenntnisvermögen ist, das nach eigenen Gesetzen, den Wahrnehmungsgesetzen, Gestalten und Beziehungen in Raum und Zeit organisiert. Für Kant ist die Wahrnehmung deshalb eben auch ein Vermögen der Synthesis. Ihr vorgelagert liegen die noch elementareren „Synopsen" der Sinne. Nur stehen diese Syntheseleistungen, insbesondere die der Wahrnehmung, nicht unmittelbar unter der Einheit des Verstandes, das heißt der transzendentalen [[Apperzeption]], sondern unter der Einheit der Formen sinnlicher Anschauung. In ihnen durchläuft die Einbildungskraft das „Mannigfaltige der Anschauung“ und fasst es in „[[Apprehension]]ssynthesen“ zu sinnlichen Gestalten und Vorstelllungen zusammen ([http://korpora.zim.uni-duisburg-essen.de/kant/aa04/076.html AA IV, 76]). Es ist Steiners bleibendes und für seine Erkenntnistheorie verhängnisvolles Missverständnis, zu glauben, dass sich jenseits der Welt tätigen Denkens und Erkennens unmittelbar der gähnende Abgrund des unvermittelten und jede Unterscheidung verschlingenden Chaos auftue. Verhängnisvoll ist dieses Missverständnis deshalb, weil durch die Unkenntnis dieser in sich differenzierten und komplexen Theorie der Wahrnehmung den begrifflichen Synthese- und Konstitutionsleistungen einerseits eine Erklärungslast im Hinblick auf Erkenntnisse aufgetragen wird, die ihre Möglichkeiten bei weitem überschreitet, und die lichtvolle und durchaus geordnete Welt sinnlicher Wahrnehmung in Raum und Zeit andererseits in der differenzlosen Nacht eines undurchdringlichen Tohuwabohus versinkt." {{Lit|Traub [2011], S 75f}}
{{GA}}
</ref>


</references>
== Einzelnachweise ==
<references/>


{{Audioartikel|Wesensglieder.ogg}}


[[Kategorie:Philosophie]]
[[Kategorie:AnthroWiki:Exzellent]]
[[Kategorie:Erkenntnistheorie]]
[[Kategorie:Grundbegriffe]]  
[[Kategorie:Physiologie]]
[[Kategorie:Wesensglieder|!]]
[[Kategorie:Psychologie]]  
[[Kategorie:Siebengliederung des Menschen|!]]
[[Kategorie:Wahrnehmungsphysiologie]]
[[Kategorie:Mensch|101]]
[[Kategorie:Wahrnehmung|!]]
[[Kategorie:Wahrnehmen]]
[[Kategorie:Seelenleben]]
[[Kategorie:Seelenkräfte|301]]
[[Kategorie:Seelenleben]]
[[Kategorie:Seele]]
[[Kategorie:Sinne|401]]
[[Kategorie:Nerven-Sinnes-System]]

Version vom 6. Juli 2018, 07:10 Uhr

Die vier grundlegenden Wesensglieder des Menschen.

Als Wesensglieder (eng. members „Glieder“) werden in der Anthroposophie und Theosophie alle eigenständig erscheinenden Glieder bezeichnet, die das Wesen des Menschen aufbauen. Dieses erschöpft sich nicht in dem sinnlich sichtbaren stofflichen Leib, sondern verfügt noch über höhere, nur übersinnlich erfahrbare leibliche, seelische und geistige Wesensglieder. Was so als Vielheit erscheint, bildet aber für die höhere Erkenntnis eine Einheit.

„Daß in höherer Wirklichkeit eine Einheit ist, was sich für die menschliche Erfahrung als Vielheit von sieben Gliedern[1] auseinanderlegt, das bleibt dadurch unangefochten. Aber gerade dazu ist die höhere Erkenntnis da: die Einheit in allem aufzuzeigen, was dem Menschen wegen seiner körperlichen und geistigen Organisation im unmittelbaren Erleben als Vielheit erscheint.“ (Lit.:GA 7, S. 112)

Rudolf Steiners Bezeichnungen der Wesensglieder

In Bezug auf die herkömmlichen Bezeichnungen ergibt sich aus Steiners Werk folgende Einteilung der inneren und äußeren menschlichen Wesensschichten:

  1. Physischer Leib (Leichnam)
  2. Ätherleib (Bau)
  3. Astralleib (Sinne)
  4. Empfindungsseele (Gemüt)
  5. Verstandesseele (Verstand)
  6. Ich (Seele)
  7. Bewusstseinsseele (Gewissen)
  8. Geistselbst (Eigenart)
  9. Lebensgeist (Geschmack)
  10. Geistesmensch (Gott)

Leib, Seele und Geist

Einer ersten tiefergehenden Betrachtung zeigt sich der Mensch als dreigliedrige Wesenheit (→ Trichotomie), die sich in Leib, Seele und Geist gliedert:

„Warum erscheint dem Menschen die Welt in dieser dreifachen Art? Eine einfache Betrachtung kann das lehren:

Ich gehe über eine mit Blumen bewachsene Wiese. Die Blumen künden mir ihre Farben durch mein Auge. Das ist die Tatsache, die ich als gegeben hinnehme. - Ich freue mich über die Farbenpracht. Dadurch mache ich die Tatsache zu meiner eigenen Angelegenheit. Ich verbinde durch meine Gefühle die Blumen mit meinem eigenen Dasein. Nach einem Jahre gehe ich wieder über dieselbe Wiese. Andere Blumen sind da. Neue Freude erwächst mir aus ihnen. Meine Freude vom Vorjahre wird als Erinnerung auftauchen. Sie ist in mir; der Gegenstand, der sie angefacht hat, ist vergangen. Aber die Blumen, die ich jetzt sehe, sind von derselben Art wie die vorjährigen; sie sind nach denselben Gesetzen gewachsen wie jene. Habe ich mich über diese Art, über diese Gesetze aufgeklärt, so finde ich sie in den diesjährigen Blumen so wieder, wie ich sie in den vorjährigen erkannt habe. Und ich werde vielleicht also nachsinnen: Die Blumen des Vorjahres sind vergangen; meine Freude an ihnen ist nur in meiner Erinnerung geblieben. Sie ist nur mit meinem Dasein verknüpft. Das aber, was ich im vorigen Jahre an den Blumen erkannt habe und dies Jahr wieder erkenne, das wird bleiben, solange solche Blumen wachsen. Das ist etwas, was sich mir offenbart hat, was aber von meinem Dasein nicht in gleicher Art abhängig ist wie meine Freude. Meine Gefühle der Freude bleiben in mir; die Gesetze, das Wesen der Blumen bleiben außerhalb meiner in der Welt.

So verbindet sich der Mensch immerwährend in dieser dreifachen Art mit den Dingen der Welt. Man lege zunächst nichts in diese Tatsache hinein, sondern fasse sie auf, wie sie sich darbietet. Es ergibt sich aus ihr, daß der Mensch drei Seiten in seinem Wesen hat. Dies und nichts anderes soll hier vorläufig mit den drei Worten Leib, Seele und Geist angedeutet werden. Wer irgendwelche vorgefaßten Meinungen oder gar Hypothesen mit diesen drei Worten verbindet, wird die folgenden Auseinandersetzungen notwendig mißverstehen müssen. Mit Leib ist hier dasjenige gemeint, wodurch sich dem Menschen die Dinge seiner Umwelt offenbaren, wie in obigem Beispiele die Blumen der Wiese. Mit dem Worte Seele soll auf das gedeutet werden, wodurch er die Dinge mit seinem eigenen Dasein verbindet, wodurch er Gefallen und Mißfallen, Lust und Unlust, Freude und Schmerz an ihnen empfindet. Als Geist ist das gemeint, was in ihm offenbar wird, wenn er, nach Goethes Ausdruck, die Dinge als «gleichsam göttliches Wesen» ansieht. - In diesem Sinne besteht der Mensch aus Leib, Seele und Geist.“ (Lit.:GA 9, S. 25ff)

Durch seinen lebendigen Leib tritt der Mensch mit der irdischen Umwelt in Kontakt. Er ist der Träger der Sinnesorgane und des Gehirns, mit deren Hilfe der Mensch die irdische Welt wahrnehmen, vorstellen und verstandesmässig erfassen kann. Nur durch seine leiblichen Organe kann sich der Mensch bewusst der sinnlichen Welt gegenüberstellen und von ihr unterscheiden. Dadurch erwacht sein Selbstbewusstsein.

Der Leib, für sich selbst genommen, könnte allerdings gar kein Bewusstsein entwickeln. Er wäre alleine von bewusstlosen Lebensprozessen bestimmt, wie es etwa bei den Pflanzen der Fall ist. Dass überhaupt Bewusstsein entstehen kann, dazu bedarf es der Seele, die sich des Leibes als Werkzeug bedient, um mit seiner Hilfe die irdische Welt erkennen und verändern zu können. Erst durch die Seele fühlt sich der Mensch bewusst, freudvoll oder leidvoll, mit der Erdenwelt verbunden.

Nach der anderen Seite zu ist die Seele aber zugleich nach dem Geist hin orientiert, nach dem eigentlichen schöpferischen Prinzip. Die Seele nimmt mit Sympathie oder Antipathie an dem Geschaffenen teil; der Geist aber ist es, der die Welt des Geschaffenen überhaupt erst hervorbringt. Im Grossen ist es der unermüdlich schaffende Weltgeist, der die ganze Natur hervorgebracht und ihr ihre eigentümliche Struktur verliehen hat; im Kleinen hat aber auch der menschliche Geist, sein individuelles Ich, teil an diesem schaffenden Prinzip. Der Mensch wird dadurch in gewissem Sinn zum Schöpfer und Erzieher seiner selbst. Dadurch unterscheidet sich der Mensch vom Tier, das zwar auch eine Seele und damit auch Bewusstsein, aber kein Selbstbewusstsein hat. In Lust und Leid ist das Tier hilflos seinem Schicksal ausgeliefert und an die engen Schranken seiner arttypischen Prägung gebunden. Der Mensch hingegen kann zum bewussten schöpferischen Mitgestalter, ja zum Herren seines Schicksals werden. Er kann mit energischem Willen auch noch den schwersten Schicksalsschlägen einen tieferen Sinn abgewinnen und an ihnen reifen - und gerade daran erwacht sein Selbstbewusstsein ganz besonders.

In alten Zeiten kannte man diese Dreigliedrigkeit des menschlichen Wesens sehr genau. Dieses Wissen ging aber allmählich verloren. Schon auf dem Konzil von Konstantinopel von 869 wurde die Lehre von der Trichotomie (Dreigliedrigkeit) des Menschenwesens für ketzerisch erklärt, und es durfte seit dem nur mehr gelehrt werden, dass der Mensch aus Leib und Seele bestehe. Höchstens wurden der Seele noch einige geistige Fähigkeiten, etwa sein intelektuelles Denkvermögen, zugestanden. Man wollte dadurch die unüberbrückbare Kluft zwischen Gott und Mensch deutlich machen und den Menschen vor einem gefährlichen Hochmut bewahren - zugleich rückte man ihn dadurch aber näher an das Tier heran. Und während man in alten Zeiten davon überzeugt war, dass der Mensch ein Spross der göttlichen Welt ist, so begann man nun immer mehr an die Abstammung des Menschen vom Tier zu glauben, was ja heute noch immer den Kerngedanken der modernen Evolutionslehren bildet. Dabei ging auch das Wissen um die menschliche Seele immer mehr verloren, und heute richtet sich das allgemeine Bewusstsein hauptsächlich nur mehr auf den menschlichen Leib, dem man vielleicht noch einige seelische Eigenschaften zugesteht. Indem sich der Mensch so immer mehr auf sein leibliches Dasein in der physisch-sinnlichen Welt hin orientiert, erfährt zwar sein Selbstbewusstsein eine mächtige Anregung, zugleich verschwindet aber die Möglichkeit zu einer tiefergehenden Erkenntnis des menschlichen Wesens. Der Mensch erkennt sich zwar als Individuum, viel stärker als das jemals in der Vergangenheit der Fall war, aber er weiss nicht, was seine Individualität eigentlich ausmacht. Daraus resultieren oftmals schwere innere seelische Lebenskonflikte, die nur überwunden werden können, wenn man sich ein neues Bewusstsein für die dreigliedrige Natur des menschlichen Wesens erwirbt.

Die grundlegenden Wesensglieder

Das Menschenwesen lässt sich noch wesentlich differenzierter beschreiben, nämlich als 4-gliedrige, 7-gliedrige oder 9-gliedrige Wesenheit. Abgesehen von seinem Ich hat der Mensch diese Wesensglieder nur während des Erdenlebens; die Wesensglieder der Toten sind anders geartet.

Anders geartet sind auch die Wesensglieder der Elementarwesen und die Wesensglieder der Hierarchien.

Vier Wesensglieder

Rudolf Steiner unterscheidet zunächst 4 grundlegende Wesenglieder des Menschen und geht damit über die heute gängige Anschauung, die nur den physischen Leib gelten lassen will, weit hinaus. Diese und die höheren seelischen und geistigen Wesensglieder entfalten sich in Siebenjahresperioden. Die grundlegenden Wesenglieder sind:

  1. Physischer Leib
  2. Ätherleib, auch als Lebensleib oder Bildekräfteleib bezeichnet
  3. Astralleib, auch Trieb- und Empfindungsleib genannt
  4. Ich bzw. der Ich-Träger als dessen äußerer leiblicher Ausdruck

Die drei leiblichen Wesensglieder wurden bereits auf den der Erde vorangegangenen planetarischen Weltentwicklungsstufen verlangt. Auf der Erde kam dann das Ich hinzu.

"Wir haben die Menschheitsentwickelung verfolgt durch die Saturn-, Sonnen- und Mondentwickelung hindurch und stehen jetzt innerhalb der Erdenentwickelung. Wir wissen, daß diese drei Stadien der Menschheitsentwickelung der Ausbildung des physischen Leibes, des Atherleibes und des Astralleibes des Menschen entsprechen und daß wir jetzt innerhalb der Erdenentwickelung stehen, die da bedeutet die Ausbildung des menschlichen Ich, soweit eben dieses Ich als ein Glied der menschlichen Wesenheit ausgebildet werden soll. Von den verschiedensten Gesichtspunkten aus haben wir diesen Menschen als ein Ich charakterisiert, das von drei Hüllen umschlossen ist: von der astralischen Hülle, entsprechend der Mondentwickelung, von der ätherischen Hülle, entsprechend der Sonnenentwickelung, und von der physischen Hülle, entsprechend der Saturnentwickelung. Etwas schematisch können wir uns diesen Menschen in folgender Weise zeichnen:

Die vier grundlegenden Wesensglieder des Menschen.
Die vier grundlegenden Wesensglieder des Menschen.

(Lit.: GA 124, S. 91f)"

Schon in den altägyptischen Mysterien war diese Gliederung des Menschenwesens bekannt. Die Wesensglieder wurden dort mit folgenden Ausdrücken bezeichnet:

  • Chat, der physisch-stoffliche Körper
  • Ka, die formschaffende Lebens- und Wachstumskraft
  • Ba, der Seelenleib, in dem die körperorientierten Instinkte, Sinnesempfindungen, Leidenschaften und Triebe wirken
  • Ach, das unsterbliche geistiges Urbild des Ba; entspricht dem Ich, das allerdings noch nicht vollständig in den Körper eingezogen ist, sondern gleichsam als höheres Ich über diesem schwebt.

Auch die Griechen und insbesondere Aristoteles kannten die übersinnlichen leiblichen und seelischen Wesensglieder des Menschen[2]:

"Die Griechen zum Beispiel haben nur mit etwas anderen Worten das bezeichnet, was wir hier haben. Indem sie das Seelische bezeichnen wollten, fingen sie an bei dem, was wir den Lebensleib nennen, und nannten es Treptikon; was wir den Empfindungsleib nennen, nannte man mit einem sehr bezeichnenden Ausdruck Aesthetikon; unsere Empfindungsseele bezeichnete man als Orektikon, die Verstandesseele als Kinetikon, und was die Bewußtseinsseele ist, das kostbarste Gut, was sich der Mensch jetzt erwirbt, nannte man Dianoetikon." (Lit.: GA 114, S. 133)

Jedes dieser Wesensglieder hat sein eigenes Bewusstsein, durch das es sich in der Welt orientiert, wovon uns selbst allerdings im wesentlichen nur das bewusst wird, was in den Bereich unseres Ichs fällt, während alles andere unterbewusst bleibt.

Wäre der physische Leib alleine sich selbst überlassen, herrschten im Menschenwesen also nur physikalische und chemische Prozesse, so wäre er sehr bald dem Zerfall anheimgegeben. Das ist nach dem Tod des Menschen der Fall, wenn der physische Leib von den höheren Wesensgliedern verlassen wird. Der Leichnam, der zurückbleibt, verwest. Während des irdischen Lebens des Menschen wird sein physischer Leib hingegen beständig geformt und erneuert durch den Lebensleib. Paracelsus, der noch eine deutliche Ahnung von den höheren Wesengliedern des Menschen hatte, nannte den Ätherleib Archäus. Während der physische Leib vorwiegend von den lokalen irdischen Bedingungen abhängig ist, wird der Ätherleib wesentlich durch kosmische Gesetzmässigkeiten bestimmt, namentlich durch die lichthaften ätherischen Sonnenkräfte.

Der Ätherleib verleiht dem Menschenwesen seine sich lebendig erhaltende Gestalt. Dieses Lebensprinzip hat der Mensch mit der lebendig sprießenden und sproßenden Pflanzenwelt gemeinsam. Der Ätherleib kann dem Menschen aber nicht Bewusstsein, Trieb- und Empfindung verleihen. Dazu ist der Astralleib nötig, wie ihn auch die Tiere haben. Der kosmische Bezug ist beim Trieb- und Empfindungsleib noch ausgeprägter als beim Ätherleib, weshalb er auch als Sternenleib oder Astralleib bezeichnet wird; Paracelsus nennt ihn den siderischen Leib. Da bei den Tieren der Astralleib das bestimmende Wesenglied ist, hängen sie innig mit den gestaltenden Kräften des Tierkreises zusammen.

Das Selbstbewusstsein ist erst mit dem selbstständigen menschlichen Ich gegeben, über das die Tiere nicht verfügen. Das Ich ist der geistige Kern des Menschenwesens und gibt dem Menschen seine eigene unverwechselbare individuelle Prägung.

Während des wachen Erdenlebens des Menschen sind diese 4 Wesensglieder innig miteinander verbunden und durchdringen einander. Grundsätzlich aber sind sie eigenständiger, substanzieller, auf sich selbst gegründeter Natur und können bis zu einem gewissen Grad auch unabhängig voneinander existieren. Das zeigt sich schon während des Schlafes, wo sich Ich und Astralleib aus dem durch den Ätherleib belebten physischen Leib weitgehend herausheben. Mit dem Tod hebt sich auch noch der Ätherleib aus dem physischen Leib heraus und geht seine eigenen Wege. Er löst sich allerdings schon nach kurzer Zeit, etwa drei Tage nach dem Tod, in der allgemeinen Ätherwelt auf. Da während des Erdenlebens der physische Leib und der Ätherleib besonders fest aneinander gebunden sind und sich niemals für längere Zeit voneinander trennen dürfen (denn sonst tritt der Tod ein), kann man den belebten Leib als etwas Einheitliches auffassen und kommt dadurch zu einer Dreigliederung des Menschenwesens in Leib, Seele und Geist.

Auch der Astralleib löst sich grossteils, allerdings erst im Laufe einer längeren Zeitspanne, die etwa ein Drittel des vergangenen Erdenlebens ausmacht, in der erdnahen Astralwelt auf. Dabei werden alle seelischen Begierden ausgeschieden, die den Menschen noch an das vergangene irdische Leben fesseln. Es ist das eine Zeit der seelischen Läuterung, die nach der christlichen Terminologie auch als Fegefeuer bekannt ist, oder auch mit einem alten indischen Ausdruck Kamaloka genannt wird (kama = Begierde, loka = Ort).

Nach dieser Läuterungszeit ist das menschliche Ich, der eigentliche individuelle Geist des Menschen, frei, den Weg durch die geistige Welt anzutreten, bis es sich nach kürzerer oder längerer Zeit wieder zu einer neuen irdischen Verkörperung bereit macht. Nach Massgabe schicksalsmässiger Notwendigkeiten umkleidet sich dann das menschliche Ich mit einem neuen Astralleib, einem neuen Ätherleib und endlich auch mit einem neuen physischen Leib.

Die Entwicklung des Menschen im Laufe vieler Erdenleben besteht wesentlich darin, dass er immer mehr lernt, seine unteren Wesensglieder, die ihm zunächst naturhaft gegeben sind, durch die schöpferische geistige Kraft seines Ichs zu verwandeln und zum unverwechselbaren Ausdruck seiner geistigen Individualität zu gestalten. Diese Arbeit des Menschen an seinen Wesengliedern ist nur im irdischen Dasein möglich, und solange der Mensch seine geistigen Schöpferkräfte noch nicht so weit entwickelt hat, dass alle seine Wesenglieder aus der vollen bewussten Kraft seines Ichs geformt sind, wird er immer wieder zu neuen irdischen Inkarnationen herabsteigen müssen. Ist dieses ferne Ziel einmal erreicht, sind weitere irdische Verkörperungen nicht mehr nötig; der Mensch könnte daraus keinen geistigen Gewinn mehr ziehen, sondern wird die dann folgende Entwicklung in einem höheren, rein geistigen Daseinsbereich vollziehen.

Entwicklungsgeschichtlich haben die 4 Wesensglieder ein sehr unterschiedliches Alter und dadurch auch eine sehr unterschiedliche Entwicklungsreife erlangt. Der physische Leib ist seinem Ursprung nach das älteste aller Wesensglieder und daher auch in gewisser Weise am höchsten entwickelt. Man denke nur an den Wunderbau des menschlichen Gehirns oder des Knochengerüstes, wo mit gerinstem Materialaufwand höchste Tragefähigkeit und Stabilität erreicht wird. Auch der Ätherleib, der eine unglaubliche Fülle von Lebensprozessen harmonisch aufeinander abstimmt, ist sehr hoch entwickelt. Man vergleiche damit die oft chaotisch wütenden Triebe und Begierden, die in unserem Astralleib wirken, der ein viel geringeres entwicklungsgeschichtliches Alter hat und dadurch entsprechend unreif ist. Das allerjüngste und unvollendetste Wesensglied, das den Menschen aber erst zur einzigartigen Individualität macht, ist das menschliche Ich.

Aufgrund seiner geistigen Natur ist das menschliche Ich unvergänglich, ewig, während sich die drei niederen Wesensglieder nach dem Tod weitgehend auflösen. Indem allerdings das menschliche Ich an der Vergeistigung seiner niederen Wesensglieder arbeitet, entreisst er diese, zumindest teilweise, der Vergänglichkeit. Es entstehen auf diese Weise höhere seelische und geistige Wesensglieder, die zwar substanziell von gleicher Art wie die niederen sind, ihrer geistigen Form nach aber reif sind, in ein rein geistiges, unvergängliches Dasein einzutreten. Einer differenzierteren geistigen Betrachtung zeigt sich dadurch der Mensch als 7- bzw. 9-gliedrige Wesenheit (Lit.: GA 13, Kapitel Wesen der Menschheit und GA 9, Kapitel Das Wesen des Menschen).

Das Ich und der Astralleib machen das Erdenleben in Wahrheit nicht mit

Unser wahres Ich und der Astralleib machen in Wahrheit das Erdenleben gar nicht mit, sondern bleiben in jenem Zeitpunkt stehen, als sie sich erstmals mit dem physischen Leib und dem Ätherleib verbunden haben. Im irdischen Leben erleben wir nur die Spiegelbilder von Ich und Astralleib. Im Schlaf kehren wir immer wieder zum Anfang unseres Erdenlebens zurück. Der Ätherleib bildet dabei die zeitliche Brücke, die die irdische Gegenwart mit dem Anfang unseres Erdendaseins verbindet. Nach dem Tod oder bei der geistigen Schulung zeigt sich das in Form des ätherischen Lebenstableaus.

„... wenn wir abends einschlafen, oder auch bei Tag einschlafen - das macht keinen Unterschied, aber ich will nur vom nächtlichen Schlaf zunächst sprechen, den der anständige Mensch durchmacht -, so gehen wir jedesmal in der Zeit bis in denjenigen Abschnitt unseres Lebens zurück, der ganz im Anfange unseres Erdendaseins liegt, ja wir gehen sogar noch jenseits unseres Erdendaseins zurück bis in das vorirdische Leben. In dieselbe Welt gehen wir zurück, aus der wir heruntergestiegen sind, als wir durch die Konzeption, durch die Empfängnis einen Erdenleib bekommen haben. Wir bleiben gar nicht in demselben Zeitpunkte, in dem wir wachend sind, sondern wir machen den ganzen Gang durch die Zeit zurück. Wir sind im Momente des Einschlafens in demselben Zeitpunkte, in dem wir waren, als wir, wenn ich mich so ausdrücken darf, von den Himmeln auf die Erde heruntergestiegen sind.“ (Lit.:GA 226, S. 12f)

„Aber dieses Zurückgehen ist eigentlich auch nur etwas Scheinbares, denn in Wirklichkeit sind wir mit dem Ich und dem astralischen Leibe auch während des Tagwachens nicht herausgekommen aus dem Zustande, in dem wir im vorirdischen Dasein waren.

Sie sehen, wir müssen uns Ideen aneignen, wenn wir die Wahrheit über diese Dinge erkennen wollen, die nicht gewöhnliche Ideen sind. Wir müssen uns die Idee aneignen, daß Ich und astralischer Leib überhaupt unsere Erdenentwickelung zunächst gar nicht mitmachen. Sie bleiben im Grunde zurück, bleiben stehen, wo wir sind, wenn wir uns anschicken, einen physischen und einen Ätherleib zu bekommen.“ (S. 13)

„Nun werden Sie sagen: Aber wir haben doch unser Ich. Unser Ich ist mit uns alt geworden. Unser astralischer Leib, unser Denken, Fühlen und Wollen sind auch mit uns alt geworden. Wenn einer sechzig Jahre alt geworden ist, so ist doch sein Ich auch sechzig Jahre alt geworden. - Wenn wir in dem Ich, von dem wir täglich reden, unser wahres, unser wirkliches Ich vor uns hätten, dann wäre der Einwand berechtigt. Aber wir haben in dem Ich, von dem wir täglich reden, gar nicht unser wirkliches Ich vor uns, sondern unser wirkliches Ich steht am Ausgangspunkte unseres Erdenlebens. Unser physischer Leib wird, sagen wir sechzig Jahre alt. Er spiegelt zurück, indem durch den Ätherleib die Spiegelung vermittelt wird, immer von dem betreffenden Zeitpunkt, in dem der physische Leib lebt, das Spiegelbild des wahren Ichs. Dieses Spiegelbild des wahren Ichs, das wir in jedem Augenblicke von unserem physischen Leibe zurückbekommen, das in Wahrheit von etwas herrührt, das gar nicht ins Erdendasein mitgegangen ist, sehen wir. Und dieses Spiegelbild nennen wir unser Ich. Dieses Spiegelbild wird natürlich älter, denn es wird dadurch älter, daß der Spiegelapparat, der physische Leib, allmählich nicht mehr so frisch ist, wie er im frühen Kindesalter war, dann zuletzt klapperig wird und so weiter. Aber daß das Ich, das eigentlich nur das Spiegelbild des wahren Ichs ist, sich auch als alt zeigt, kommt nur davon, daß der Spiegelungsapparat nicht mehr so gut ist, wenn wir mit dem physischen Leibe alt geworden sind. Und der Ätherleib ist das, was sich nun von der Gegenwart immer so hindehnt, wie perspektivisch, nach unserem wahren Ich und nach unserem astralischen Leib, die gar nicht in die physische Welt heruntergehen.

Deshalb sehen wir, wie ich das in den öffentlichen Vorträgen jetzt schilderte, dieses ganze Tableau des Ätherleibes oder Zeitleibes. Das ist dasjenige, was sich da ätherisch ausbreitet zwischen unserem gegenwärtigen Augenblick, den nur der physische Leib mitmacht, und unserem Ich, das eigentlich niemals der physischen Erdenwelt vollständig angehört, sondern immer zurückbleibt, wenn wir uns so ausdrücken dürfen, in den Himmelswelten.“ (S. 14f)

Die polare Anordnung der Wesensglieder im dreigliedrigen Organismus

Die polare Anordnung der Wesensglieder im dreigliedrigen Organismus

Die Anordnung der Wesensglieder im Kopfbereich ist gegensätzlich zur Anordnung im Stoffwechselbereich. Im Nerven-Sinnes-System liegt das Ich ganz innen, dann folgt der Astralleib und die äußere Hülle bilden der Ätherleib und der physische Leib. Im Stoffwechsel-Gliedmaßen-System ist es genau umgekehrt - da wendet sich das Ich ganz nach außen und der physische Leib bildet den innersten Kern. Das rhythmische System vermittelt zwischen diesen beiden polaren Gegensätzen (Lit.: GA 317, S. 76ff) (Heilpädagogischer Kurs).

"... in Wirklichkeit ist es so, daß wir in der Kopforganisation des Menschen dasjenige haben, wo das Ich sich im Innern verbirgt, der Astralleib auch noch verhältnismäßig sich im Innern verbirgt, und nach außen konfiguriert der physische Leib und der Ätherleib auftreten und die Form geben des Antlitzes.

Dagegen im Stoffwechsel-Gliedmaßensystem haben Sie die Sache so, daß eigentlich überall außen in der Wärme- und Drucksinnlichkeit des Organismus, überall außen vibriert das Ich, und vom Ich ausgehend vibriert nach innen der Astralleib, dann weiter drinnen wird es ätherisch, und in den Röhrenknochen wird es physisch nach innen. So daß wir zentrifugal, vom Ich zum physischen Leibe nach außen, die Anordnung in der Kopforganisation haben, zentripetal, von außen nach innen, vom Ich bis zum Physischen, die Stoffwechsel-Gliedmaßenorganisation angeordnet haben. Und fortwährend durcheinanderflutend, so daß man gar nicht weiß: ist das von außen nach innen oder von innen nach außen, so ist die Anordnung im rhythmischen System dazwischen. Das rhythmische System ist halb Kopf, halb Stoffwechsel-Gliedmaßensystem. Wenn wir einatmen, ist es mehr Stoffwechsel-Gliedmaßensystem, wenn wir ausatmen ist es mehr Kopfsystem." (Lit.: GA 317, S. 78)

Die inneren Rhythmen der Wesensglieder als Ausdruck kosmischer Verhältnisse

Die Tätigkeit der menschlichen Wesensglieder ist durch spezifische zeitliche Rhythmen geprägt, die sich auch in äußeren kosmischen Rhythmen widerspiegeln. Die Kenntnis der Rhythmen ist besonders für die Heilkunst bedeutend, da das Krankheitsgeschehen vielfach nach diesen Rhythmen abläuft. Krankheiten resultieren aus einem disharmonischen Verhältnis der Wesensglieder zueinander, das durch den Heilprozess wieder harmonisiert werden muss.

Wesensglied Rhythmus
Ich Tagesrhythmus (Tag-/Nacht)
Astralleib Wochenrhythmus (7 Tage)
Ätherleib Monatsrhythmus (4 x 7 = 28 Tage)
physischer Leib     Jahresrhythmus
   männlich 12 x 28 Tage (1 Mondjahr)
   weiblich 10 x 28 Tage (~ Dauer der Schwangerschaft)

„Wie das Ich in einer Zeit von vierundzwanzig Stunden rhythmische Veränderungen durchmacht, die sich heute noch ausdrücken im Wechsel von Wachen und Schlafen, so der Astralleib in sieben mal vierundzwanzig Stunden. Solche rhythmische Veränderungen sind beim Urmenschen in großer Lebendigkeit aufgetreten. Es gehen also im astralischen Leibe rhythmische Veränderungen vor sich, die in sieben Tagen ablaufen, und vom achten Tage an wiederholt sich der Rhythmus. Tatsächlich taucht einen Teil der Zeit, in welcher der Mensch diesen Rhythmus durchmacht, der astralische Leib in einen allgemeinen Welten-Astralleib ein. Sonst ist er mehr außerhalb dieses Welten-Astralleibes. Daraus können Sie sich eine Vorstellung bilden, daß das, was als allgemeiner Astralleib und allgemeines Ich im schlafenden Menschen auftritt, eine große Bedeutung für das Leben des Menschen hat. Jenes Ich, in das er untertaucht im Schlafe, das in der Nacht das Blut pulsieren macht, ist dasselbe, das in seinem Körper wirkt während des Schlafes. Auch wenn er bei Tage schläft, taucht er in dieses allgemeine Ich unter, und dadurch bringt er eine gewisse Unregelmäßigkeit in seinen Rhythmus hinein, die in früheren Zeiten zerstörend gewirkt haben würde, die heute aber nicht mehr so zerstörend ist, weil sich in unserer Zeit das menschliche Leben in dieser Beziehung bedeutend geändert hat. In denselben Teil des allgemeinen Welten-Astralleibes, der den physischen Leib und den Ätherleib während des Schlafes durchdringt, taucht während der sieben Tage der menschliche Astralleib wirklich unter. Dadurch ändern sich die inneren Gefühle und Empfindungen. Heute erregt das kaum die Aufmerksamkeit, früher konnte das gar nicht außer acht gelassen werden.

Aber nicht nur das Ich und der Astralleib, sondern auch der Ätherleib macht ganz bestimmte rhythmische Veränderungen durch. Diese spielen sich so ab, daß in vier mal sieben Tagen sozusagen sich der menschliche Ätherleib, symbolisch gesprochen, um seine eigene Achse dreht, und er kehrt nach vier mal sieben Tagen zu denselben Vorgängen zurück, bei denen er am ersten Tage war. Ein ganz bestimmter Rhythmus spielt sich hier in den vier mal sieben Tagen ab. Hier kommen wir aber schon in ein Gebiet, von dem man ausführlicher sprechen müßte, wenn alles verstanden werden sollte. Sie erinnern sich, daß ich gesagt habe, der Ätherleib des Mannes ist weiblich, der des Weibes männlich. Der Rhythmus ist schon nicht gleich für männlichen und weiblichen Ätherleib, aber wir wollen uns heute nicht näher darauf einlassen. Es sei nur hervorgehoben, daß sich ein solcher Rhythmus abspielt, und zwar, sagen wir, wegen der Verschiedenheit bei Mann und Weib in annähernd vier mal sieben Tagen.

Damit sind wir aber noch nicht zu Ende. Auch im physischen Leib wiederholen sich rhythmisch ganz bestimmte Vorgänge, so unwahrscheinlich das auch dem heutigen Menschen erscheint, Sie sind heute fast ganz verwischt, weil der Mensch unabhängig werden sollte von gewissen Vorgängen, aber für den okkulten Beobachter sind sie doch bemerkbar. Wenn der physische Leib ganz sich selbst überlassen wäre, so würde dieser Rhythmus in zehn mal sieben mal vier Tagen beim Weibe und in zwölf mal sieben mal vier Tagen beim Manne sich abspielen. So würde er sich abspielen, wenn der Mensch heute noch ganz allein den ihm eigenen Gesetzen seiner Rhythmen überlassen wäre. Einmal war es in der Tat so, aber der Mensch ist freier geworden von den ihn umgebenden kosmischen Einflüssen. So also haben wir ein rhythmisches Ablaufen der Vorgänge in den vier Gliedern der menschlichen Wesenheit. Sie können sich, wenn Sie wollen, jeden der vier Rhythmen vorstellen wie einen Kreislauf. Es fällt heute freilich dasjenige, was der Mensch zum Beispiel als Rhythmus in seinem physischen Leib ausführen würde, wenn er ganz sich selbst überlassen wäre, nur annähernd zusammen mit den äußeren physischen, rein räumlichen Vorgängen, die diesem Rhythmus entsprechen, weil durch die Zusammenschiebung der menschlichen Verhältnisse zugunsten der menschlichen Freiheit sich diese Beziehungen zum Kosmos verändert haben.“ (Lit.:GA 107, S. 151ff)

Die leiblichen Wesensglieder

Die leiblichen Wesensglieder umfassen die Dreiheit von physischem Leib, Ätherleib und Astralleib. Sie bilden die leiblichen Hüllen oder Leibeshüllen, die das Ich während des irdischen Lebens umgeben.

Die höheren seelischen und geistigen Wesensglieder

Seelische Wesensglieder

Im Zuge der menschheitlichen wie auch der individuellen menschlichen Entwicklung arbeitet der Mensch so an seinen niederen Wesensgliedern, dass sie immer mehr zum Ausdruck seiner Individualität werden. Diese Arbeit vollzieht sich auf erster Stufe noch nicht vollbewusst, aber es werden dadurch drei neue, seelische Wesensglieder ausgebildet: die Empfindungsseele, die Verstandes- und Gemütsseele und die Bewusstseinsseele. Sie umgeben das Ich als seelische Hüllen. An ihrer Entwicklung sind geistige Wesenheiten beteiligt, die aus den Planetensphären wirken. Wesenheiten des Mars wirken in der Empfindungsseele, Wesenheiten des Merkur arbeiten an der Verstandesseele und Wesenheiten des Jupiter an der Bewusstseinsseele. WEsenheiten der Venus sind schließlich beteiligt, wenn sich das Geistselbst in die Bewusstseinsseele senkt:

"Wenn wir die Entwickelung des Menschen auf der Erde verfolgen, so können wir auch sagen: Es entwickelt sich zuerst zu den drei Bestandteilen, die vom Monde herübergebracht werden, die Empfindungsseele hinzu, dann entsteht die Verstandesseele, und die Bewußtseinsseele entsteht im Grunde genommen erst gegen das Ende der atlantischen Zeit, als der Mensch zum erstenmal lernte, «Ich» zu sich zu sagen. Da erst kann der Mensch lernen, bewußt von innen heraus an den Gliedern seiner Wesenheit zu arbeiten. Wenn wir also den Menschen einteilen in Leib, Seele und Geist, so haben wir die Seele wiederum einzuteilen in Empfindungs-, Verstandes- und Bewußtseinsseele. Die entwickeln sich erst nach und nach; die Bewußtseinsseele kann noch keinen Einfluß haben, denn sie entsteht erst als das letzte. So müssen diese Glieder auch wieder von außen angefacht werden. Dabei sind nun wieder Wesenheiten von außen tätig, und zwar ist es so, daß der Mars mit seinen Wesenheiten auf die Empfindungsseele wirkt. Als die Verstandesseele entstehen soll, ist der Merkur schon abgespalten und wirkt mit seinen Wesenheiten auf die Entstehung der Verstandesseele, und der längst vorhandene Jupiter wirkt auf die Entstehung der Bewußtseinsseele.

So haben Sie also in dem Seelischen des Menschen die Tätigkeit der drei Weltkörper: das Walten des Mars in der Empfindungsseele, des Merkur in der Verstandesseele, des Jupiter in der Bewußtseinsseele; und indem das Geistselbst in die Bewußtseinsseele hineingedrängt wird, ist die Venus mit ihren Wesenheiten tätig. Für die ersten Eingeweihten ist auch wieder der Merkur tätig, so daß also die Merkurwesen eine zweifache Tätigkeit ausüben: zunächst eine dem Menschen ganz unbewußte, indem sie seine Verstandesseele entwickeln; sodann sind sie die ersten Lehrer der Eingeweihten, wobei sie auf eine ganz bewußte Art wirken." (Lit.: GA 102, S. 59f)

Indem das menschliche Ich unbewusst den Astralleib, also die naturgegebenen Triebe und Empfindungen, verwandelt, entsteht die Empfindungsseele, die sehr eng mit dem Astralleib verbunden bleibt und mit ihm in gewissem Sinn eine Einheit bildet. Durch die Empfindungsseele werden die sinnlichen Wahrnehmungen und die sich an diese anknüpfenden gefühlsmäßigen Empfindungen vermittelt.

Im Laufe des geistigen Schulungswegs verwandelt sich die Empfindungsseele zur Intuitionsseele, durch die das Bewusstsein nach und nach unmittelbar in anderen geistigen Wesen zu erwachen beginnt.

Durch die Verwandlung des Ätherleibs, der u.a. der Träger der menschlichen Temperamente, des Gedächtnisses und der festverwurzelten Lebensgewohnheiten ist, wird seelisch die Verstandes- oder Gemütsseele ausgestaltet. Das bewusste logische Denken beginnt damit zu erwachen und zugleich eine deutliche Empfindung des eigenen Ichs. Der Verstand reicht aber noch nicht an die wirklich im Geistigen begründeten ewigen Wahrheiten heran. Mit seiner Hilfe entwirft der Mensch selbstgeschaffene und logisch in sich stimmige Gedankenstrukturen, die ihm helfen, sich über sein Verhältnis zur Welt aufzuklären. Gerade durch diese bewusste eigene Verstandestätigkeit leuchtet die Ich-Empfindung sehr stark auf. Diese Verstandesstrukturen sind aber durchaus noch vom subjektiven Standpunkt des einzelnen Menschen bzw. von der in einem weiteren Kreis vertretenen Lehrmeinung, d.h. von einem erlernten Vorwissen, abhängig. Sie sind also prinzipiell niemals frei von Vorurteilen, auf die die weitere logische Beweisführung notwendig aufbauen muss. So entsteht, sofern kein Denkfehler vorliegt, zwar ein logisch richtiges, aber einseitiges Bild der Wirklichkeit. Man muss nur einen Blick auf die Philosophiegeschichte werfen, wo die unterschiedlichsten, oft diametral entgegengesetzten Standpunkte logisch stringent begründet wurden, um dessen gewahr zu werden.

Durch geistige Schulung wandelt sich die Verstandes- und Gemütsseele zur Inspirationsseele.

Die Bewusstseinsseele wird durch die unterbewusste Arbeit des menschlichen Ichs am physischen Leib gebildet. Durch sie erst fühlt sich der Mensch als völlig eigenständiges Subjekt von der objektiven Außenwelt abgetrennt und ihr gegenübergestellt. Erst in der Bewusstseinsseele beginnen nun die ewigen Wahrheiten selbst durch die Vernunft unmittelbar zur menschlichen Seele zu sprechen. Die Vernunft ist die erste Form, durch die sich das Geistige selbst, unabhängig vom subjektiven Standpunkt des einzelnen Menschen, in der menschlichen Seele unmittelbar kundgibt. Durch die Vernuft versetzt sich der individuelle menschliche Geist in Einklang mit dem Weltgeist, wodurch die so erfahrenen Wahrheiten notwendig zugleich einen moralischen Charakter an sich tragen, denn alle Moral gründet letztlich auf dem harmonischen Zusammenwirken aller geistigen Kräfte. Diese ewigen sittlichen Wahrheiten dürfen aber nicht mit den einseitigen, oft sehr unterschiedlichen Moralregeln verwechselt werden, die da oder dort in den einzelnen Kulturkreisen vertreten werden und wurden.

Durch geistige Schulung wird die Bewusstseinsseele allmählich zur Imaginationsseele umgebildet, durch die die geistige Welt in imaginativen Bildern sichtbar wird.

Ihrem Wesen nach sind diese drei Wesensglieder seelischer, d.h. astraler Natur. Die Verstandesseele, die durch die Arbeit am Ätherleib entsteht, ist also nicht etwa der verwandelte Ätherleib selbst, sondern der seelische Abdruck dieser Arbeit im Astralleib. Ähnlich gilt das auch für die Bewusstseinsseele, in der sich seelisch die Arbeit des Ichs am physischen Leib widerspiegelt; aber sie ist nicht der verwandelte physische Leib selbst.

Geistige Wesensglieder

Erst durch die bewusste Tätigkeit des Ichs können die niederen Wesensglieder so vergeistig werden, dass sie als neue geistige Wesensglieder der unsterblichen Individualität eingegliedert werden. Durch die bewusste Arbeit des Ichs am Astralleib wird dieser nach und nach zum Geistselbst verwandelt. Aus dem Ätherleib entsteht der Lebensgeist, und aus dem physischen Leib der Geistesmensch.

Die neungliedrige Wesenheit des Menschen

Der Mensch stellt sich dadurch zunächst als 9-gliedrige Wesenheit dar, wodurch ein noch differenzierteres Bild des in Leib, Seele und Geist gegliederten dreifaltigen Menschenwesens entworfen wird:

  1. Physischer Leib
  2. Ätherleib
  3. Astralleib
  4. Empfindungsseele
  5. Verstandes- oder Gemütsseele (Ich)
  6. Bewusstseinsseele
  7. Geistselbst
  8. Lebensgeist
  9. Geistesmensch

Die siebengliedrige Wesenheit des Menschen

Ebenso wie die Empfindungsseele eng verbunden mit dem Astralleib ist, so ist auch die Bewusstseinsseele mit dem Geistsselbst zu einer Einheit verwoben. Berücksichtigt man dies, und dass sich das Ich ganz besonders in der Verstandesseele ausdrückt, ergibt sich eine 7-gliedrigen Darstellung des Menschenwesens:

  1. Physischer Leib
  2. Ätherleib
  3. Trieb- und Empfindungsleib (Astralleib)
  4. Ich
  5. Geistselbst
  6. Lebensgeist
  7. Geistesmensch

Paracelsus nennt diese sieben Stufen oder Grade erstens den elementarischen Leib, zweitens den Archaeus, Spiritus vitae oder Mumia und Lebenskraft, drittens den siderischen Menschen, Evestrum oder astralen Leib, viertens den tierischen Geist, fünftens die verständige Seele, sechstens die Geistseele und siebentens den höheren Menschen des Olympi novi.

Die hebräischen Bezeichnungen der Wesensglieder

Nach Rudolf Steiner waren in vorchristlicher Zeit bei König Salomo (hebr. שלמה, Schəlom:o) alle Wesenglieder schon in hoher Vollkommenheit veranlagt. Davon sind zunächst die Bezeichnungen der 7 hauptsächlichen Wesensglieder genommen:

"So hat denn dieser Vorfahre, den man gewöhnlich nur kennt unter dem Namen «Schelomo», «Schlomo» oder «Salomo», die drei Hauptnamen: Jedidjah (Geistesmensch), Kohelet (Lebensgeist), Salomo (Geistselbst); und er hat die vier Nebennamen Agur (Physischer Leib), Ben Jake (Ätherleib), Lamuel (Astralleib), Itiel (Ich bzw. Ich-Träger), weil diese Namen die vier Hüllen bedeuten, während die drei ersten Namen das göttliche Innerliche bezeichnen. Sieben Namen hat für die althebräische Geheimlehre diese Persönlichkeit." (Lit.: GA 116, S. 83)

Darüber hinaus gibt es in der hebräischen Bibel folgende Namen für die seelischen Wesensglieder: Nephesch (Empfindungsseele), Ruach (Verstandes- oder Gemütsseele) und Neschamah (Bewusstseinsseele) (Lit.: GA 122, München, 26. August 1910).

Entwicklung der Wesensglieder

Im einzelnen Erdenleben

Mit der eigentlichen Geburt wird erst der physische Leib als eigenständige Wesenheit geboren. Im Laufe des Lebens entfalten sich die höheren Wesensglieder in aufeinanderfolgenden siebenjährigen Entwicklungsperioden. In alten Zeiten war diese stufenweise Entfaltung der höheren Wesensglieder in hohem Maß durch die im Menschen veranlagten natürlichen Entwicklungskräfte gewährleistet. Diese Kräfte versiegen aber immer mehr. Heute muß der Mensch seine Entwicklung verstärkt durch sein bewusstes geistiges Streben selbst in die Hand nehmen.

physischer Leib 0 - 7 Jahre
Ätherleib 7- 14 Jahre
Astralleib 14 - 21 Jahre
Empfindungsseele 21 - 28 Jahre
Verstandes- oder Gemütsseele -> Ich 28 - 35 Jahre
Bewusstseinsseele 35 - 42 Jahre
Geistselbst 42 - 49 Jahre
Lebensgeist 49 - 56 Jahre
Geistesmensch 56 - 63 Jahre

Die Wesensglieder entwickeln sich während des ganzen Erdenlebens beständig weiter, allerdings mit sehr unterschiedlichen Geschwindigkeiten, die aber in ganzzahligen Verhältnissen zueinander stehen. Am schnellsten schreitet der physische Leib in seiner Entwicklung voran, am langsamsten das menschliche Ich (Lit.: GA 179, S. 92ff):

Physischer Leib 4:4 = 1
Ätherleib 3:4 = 3/4
Astralleib 2:4 = 1/2
Ich 1:4 = 1/4

Im Lauf der Weltentwicklung

Die Wesensglieder des Menschen entstanden bzw. entwickeln sich im Zuge der kosmischen Evolution durch die sieben planetarischen Weltentwicklungsstufen.

Auf dem alten Saturn wurde die Grundlage des physischen Leibes geschaffen. Dieser war damals noch ein reiner Wärmeleib. Während der folgenden Entwicklungsstufen nahm der physische Leib eine immer dichtere Gestalt an. Auf der alten Sonne war er gasförmig, auf dem alten Mond wurde er bis zum flüssigen Element verdichtet, um schließlich während unserer Erdentwicklung die feste Form anzunehmen. Aufgrund seiner langen Evolution hat der physische Leib bereits einen sehr hohen Vollkommenkeitsgrad erlangt.

Der Ätherleib wurde erst auf der alten Sonne geschaffen und war damals ganz aus den Lichtätherkräften gewoben. Auf dem alten Mond hat er zusätzlich die Klangätherkräfte in sich aufgenommen, und während der Evolution der Erde den Lebensäther.

Auf dem alten Mond wurde der Astralleib des Menschen gebildet, der aufgrund seiner relativ kurzen Entwicklungszeit wenig ausgereift ist und noch viele niedere Triebe und Begierden enthält.

Mit diesen drei Wesensgliedern trat das Menschenwesen in die Erdentwicklung hinüber. Wären keine neuen Impulse hinzugekommen, so hätte sich nun zunächst nur mehr die Empfindungsseele als verfeinerter Teil des Astralleibes ausbilden können. Um die weitere Entwicklung zu verstehen, muss man wissen, dass sich die Erdentwicklung in zwei Hälften gliedert, die mit den gegenwärtigen Planeten Mars und Merkur in Beziehung stehen. Als die Erde noch im astralen Zustand war, wurde sie von den damals noch rein ätherischen Marskräften durchdrungen. Aus diesen Marskräften, die der Erde auch das Eisen brachten, das in das menschliche Blut aufgenommen wurde, entsprang der entscheidende Impuls, der zur Bildung der Verstandesseele führte, deren Entwicklung in der griechisch-römischen Kulturepoche kulminierte. Innerhalb der Verstandesseele beginnt das individuelle Ich des Menschen aufzuleuchten. Die Bewusstseinsseele, die gegenwärtig ausgebildet wird, hängt eng mit den Merkurkräften zusammen. Wenn die Erde einmal wieder in den astralen Zustand übergegangen sein wird, werden die dann rein ätherischen Merkurkräfte ihre volle Wirkung entfalten. Durch den Einweihungsweg wird einiges von diesen Wirkungen schon jetzt in gewissem Sinne vorweggenommen. Die großen Eingeweihten, wie Buddha, Hermes usw., waren daher Merkureingeweihte.

Wenn der Mensch beginnt, vom Zentrum seines Ichs aus den Astralleib zu verwandeln, so bildet sich innerhalb der Bewusstseinsseele das Geistselbst (Manas) aus. Diese Entwicklung hat bereits begonnen, wird sich aber erst auf dem künftigen Jupiter (dem Neuen Jerusalem, von dem in der Apokalypse des Johannes die Rede ist) vollenden.

Während des künftigen Venuszustandes wird sich innerhalb des menschlichen Ichs der Lebensgeist (Buddhi) fertig ausgestalten, und auf dem zukünftigen Vulkan schließlich der Geistesmensch (Atma).

In der Beilage zu einem Brief an Marie von Sivers vom 25. November 1905 hat Rudolf Steiner diesen Entwicklungsgang durch folgende Skizze veranschaulicht:

Die Entwicklung der Wesensglieder im Lauf der planetarischen Weltentwicklungsstufen
Die Entwicklung der Wesensglieder im Lauf der planetarischen Weltentwicklungsstufen

„Wenn vom physischen Körper die Rede ist, haben die meisten eine sehr unklare, verworrene Vorstellung von dem, was eigentlich der physische Körper ist. Wir haben ja eigentlich nicht den rein physischen Körper, sondern eine Zusammensetzung von dem physischen Körper mit den höheren Kräften vor uns. Physisch ist auch ein Stück Bergkristall. Aber das ist dem Wesen nach etwas ganz anderes, als das menschliche Auge oder das Herz, die doch auch physisch sind. Das Auge und das Herz sind Teile des physischen Körpers, aber vermischt mit den höheren Gliedern des Menschen und dadurch wird im Physischen etwas ganz anderes bewirkt als beim übrigen Physischen. Sauerstoff und Wasserstoff haben wir auch im Wasser vor uns, aber sie sehen da ganz anders aus, als wenn wir sie beide für sich sehen oder für sich haben. Dann treten sie uns ganz anders entgegen. Im Wasser haben wir eine Mischung der beiden vor uns. Was uns nun im physischen Körper des Menschen entgegentritt, ist auch eine Mischung aus dem Physischen mit dem Äther- und dem Astralkörper.

Das physische menschliche Auge ist ähnlich einer photographischen Kamera, denn wie in der Kamera entsteht darin ein Bild der Umwelt. Wenn man nun von dem physischen Auge alles abzieht, was in der Kamera nicht entsteht, dann hat man erst das Spezifische des physischen Auges. So muß man auch von dem ganzen physischen Körper alles abziehen, was nicht rein physisch ist, dann hat man erst das, was man im Okkultismus den physischen Körper nennt. Dieser kann unmittelbar nicht leben, nicht denken, nicht fühlen. Da bleibt dann übrig ein sehr weise eingerichteter äußerst komplizierter Automat, ein rein physikalischer Apparat. Diesen ganz allein gab es nur auf der Saturnstufe des menschlichen Daseins. Damals waren die Augen nicht anders vorhanden denn als kleine Kameras. Was darin von der Umwelt als Bild entworfen wurde, kam zum Bewußtsein einer Devawesenheit. In der Mitte des Saturnkreislaufes waren die sogenannten Asuras (die Archai) reif, den Apparat zu benutzen. Diese waren dazumal auf der Stufe der Menschheit. Sie benutzten diesen Automaten und die Bilder, die darin entstanden. Sie selbst waren nicht darinnen, sondern außerhalb und benutzten nur die Bilder; ähnlich wie wir uns jetzt photographischer Apparate bedienen können, um Bilder einer Landschaft aufzunehmen. Der physische Körper des Menschen war also dazumal ein von außen aufgeführter, architektonischer Aufbau eines physikalischen Apparates. Das ist die erste Stufe des menschlichen Daseins.

Die zweite Stufe der Ausbildung war die Durcharbeitung dieses physikalischen Apparates mit dem Ätherleib. Da wurde er ein lebender Organismus. Das drückte sich dann auch aus in der Konfiguration des Körpers. Der Automat war aufgebaut aus einer ziemlich festen undifferenzierten Masse, ähnlich wie heute eine Geleemasse ist, wie ein weicher Kristall.[3] Im zweiten Kreislauf, in dem Sonnendasein, wurde der physische Automat nun von dem Ätherkörper durchzogen. In diesem Sonnenkreislauf entstand auch das Sonnengeflecht (Solarplexus), das darnach benannt ist, weil das ein wirkliches Organ ist, von dem heute nur noch Rudimente vorhanden sind. Es arbeitet sich ein Nervensystem in den physikalischen Apparat hinein. Bei den Pflanzen ist noch etwas Ähnliches vorhanden. Das ist die zweite Stufe.

Aber diese Stufen sind nicht abgeschlossen; die Entwicklung geht graduell weiter. Ein solches wirksames Agens ist das Sonnengeflecht auch noch heute bei den Tieren, die kein Rückenmark ausbilden. Alle wirbellosen Tiere sind noch einzelne Ausbildungen zurückgelassener Stufen desjenigen, was früher veranlagt war. Die Wirbeltiere hat der Mensch erst auf der Erde aus sich herausgesetzt. Früher war der Mensch noch ähnlich organisiert wie heute etwa der Krebs. Der Mensch ist heute über die damalige Stufe hinausgeschritten, während der Krebs stehengeblieben ist. Überraschend ist es, daß das ganze Innere des Krebses eine gewisse Ähnlichkeit mit dem menschlichen Gehirn hat. Es gibt tatsächlich eine Ähnlichkeit zwischen der inneren Krebsgestalt und dem menschlichen Gehirn. Auch der Krebs ist eingeschlossen in eine harte Schale wie das menschliche Gehirn. Nachdem der Mensch ein Rückenmark ausgebildet und die oberen Wirbel umgestaltet hatte, warf er die harte Schale ab. Der Krebs hat sich nicht weiter entwickelt. Er hat sich an die äußere Umgebung angepaßt durch eine harte Schale, die ihm das sein mußte, was dem Menschen die schützende Hülle der ganzen übrigen Körperlichkeit ist.

Die dritte Stufe ist die, auf der das Ganze umorganisiert wird von dem hineinarbeitenden Astralleib. Das Umorganisieren ist verknüpft mit der Ausbildung des Herzens und dem Durchströmen mit dem warmen Blut. Das Fischherz ist auf dem halben Wege stehengeblieben.[4] Das Herz wird gleichmäßig in dem Maße ausgebildet als die innere Körperwärme zunimmt; das heißt nichts anderes als das Einziehen des Astralen in den Körper hinein.

Das Rückenmark mit dem Gehirn ist das Organ des Ich. Dieses ist von der dreifachen Schutzhülle des Astral-, Äther- und physischen Leibes umgeben. Nachdem das Organ des Ich (Rückenmark und Gehirn) vorbereitet worden ist, legt sich das Ich in das bereitgemachte Bett hinein und Rückenmark und Gehirn treten als Organe des Ich in dessen Dienst.

So setzt sich der vierfache Mensch zusammen. Das ist das Quadrat der Pythagoreer:

  1. Das Rückenmark und das Gehirn sind das Organ des Ich.
  2. Das warme Blut und das Herz sind das Organ des Kama (Astralleib).
  3. Der Solarplexus (Sonnengeflecht) ist das Organ des Ätherkörpers.
  4. Der eigentliche physische Körper ist ein komplizierter physikalischer Apparat.

So hat man den Menschen vierfach aufgebaut.

Was wir jetzt beschrieben haben, das nennt man im Okkultismus wieder einen Wirbel, etwas, das von außen hereinbaut und sich mit dem vereinigt, was innen sich aufbaut. Physischer Körper, Äther- und Astralkörper haben den Menschen aufgebaut. Dann macht sich der Punkt des Ich geltend, und dieses baut nun von innen heraus. Das sind die vier Teile des Menschen. So finden wir im Äußeren einen Abdruck des viergliedrigen Menschen. Alle Weiterentwickelung ist eine solche, daß der Mensch von diesem Punkt des Ich aus bewußt alles durchmacht, was er vorher schon unbewußt durchgemacht hat.“ (Lit.:GA 93a, S. 88ff)

Planetenwirkungen und Wesensglieder

Die zeitliche Entwicklung der Wesensglieder erfolgt in Siebenjahresperioden. Als menschlicher Mikrokosmos stehen sie dabei in vielfältiger Weise unter dem Einfluss des Makrokosmos. Richtet man die Aufmerksamkeit insbesondere auf die Wirkung der Planetensphären, so ergibt sich folgender elementarer Zusammenhang, in dem sich die okkulte Reihenfolge der Planeten widerspiegelt:

physischer Leib 0 - 7 Jahre Mond
Ätherleib 7- 14 Jahre Merkur
Astralleib 14 - 21 Jahre Venus
Empfindungsseele
Ich Verstandes- oder Gemütsseele 21 - 42 Jahre Sonne
Bewusstseinsseele
Geistselbst 42 - 49 Jahre Mars
Lebensgeist 49 - 56 Jahre Jupiter
Geistesmensch 56 - 63 Jahre Saturn

Man darf diese Zuordnung jedoch nicht schematisch nehmen. Aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, der von der Erde bis hinauf zum Tierkreis und noch darüber hinaus bis zum sogenannten Kristallhimmel reicht, ergibt sich noch ein ganz anderer Zusammenhang: Während des ersten Lebensjahrsiebents arbeiten am Menschenwesen die Kräfte der Sonne und bilden seinen eigenständigen Ätherleib aus. Im zweiten Jahrsiebent kommen dazu die Kräfte des Mondes, die den Astralleib ausformen. Dann wirken bis etwa zum 21. Lebensjahr die schon viel feineren Kräfte der übrigen Planeten des Planetensystems, die schon viel schwerer zu bemerken sind. Bis zum achtundzwanzigsten Lebensjahr wirken noch, kaum mehr beobachtbar, die Konstellationen der Fixsterne. Doch dann stößt die Entwicklung an eine feste Grenze, den zurecht so genannten Kristallhimmel. Von nun an kann der Mensch dem Kosmos keine Kräfte mehr für seine Entwicklung entnehmen, sondern muss von nun an selbsttätig das verarbeiten, was er bisher aufgenommen hat. Gerade dadurch aber kann der Mensch nun sein eigenständiges Ich jetzt erst so richtig entfalten.

physischer Leib 0 - 7 Jahre Sonne
Ätherleib 7- 14 Jahre Mond
Astralleib 14 - 21 Jahre Planeten
Empfindungsseele 21 - 28 Jahre Fixsterne
Verstandes- oder Gemütsseele -> Ich 28 - 35 Jahre Kristallhimmel als natürliche Entwicklungsgrenze
Bewusstseinsseele 35 - 42 Jahre
Geistselbst 42 - 49 Jahre
Lebensgeist 49 - 56 Jahre
Geistesmensch 56 - 63 Jahre

"Nun sehen Sie, der Mensch ist also tätig in seinem Inneren in den ersten sieben Lebensjahren mit den Kräften der Sonne, in den zweiten sieben Lebensjahren mit den Kräften des Mondes. Die Sonnenkraft bleibt dabei, aber die Mondenkräfte mischen sich dazu. In den dritten sieben Lebensjahren, von der Geschlechtsreife bis hinein in die Zwanzigerjahre, werden die viel feineren Kräfte der übrigen Planeten des Planetensystems in die menschliche Wesenheit hinein aufgenommen. Da treten in der menschlichen Wesenheit auf die anderen planetarischen Kräfte in dem Wachstumsprozeß, und weil diese schwächer, viel schwächer wirken als Sonne und Mond auf den Menschen, deshalb sind auch die Dinge, die der Mensch dann in sich aufnimmt, viel weniger nach außen hin anschaulich. Wir merken nicht mehr so stark, wie im Anfang der Zwanzigerjahre - währenddem die planetarischen Kräfte zwischen dem vierzehnten und einundzwanzigsten Lebensjahr ungefähr noch im menschlichen Leibe zu tun haben -, wie im Beginn der Zwanzigerjahre diese Kräfte anfangen nun im Seelisch-Geistigen zu wirken. Es sind die Planetenkräfte, die anfangen zu wirken im Seelisch-Geistigen, und derjenige, der Einsicht hat, der sieht dann den Menschen so an, daß er in dieser merkwürdigen Umwandlung, die der Mensch erfährt im Anfang der Zwanzigerjahre, merkt: bis daher haben eben nur Sonne und Mond aus dem menschlichen Tun gesprochen, jetzt modifizieren diese Sonnen- und Mondenwirksamkeit die planetarischen Kräfte. Das grobe Verfahren der Menschen, das grobe Beobachten hat sogar recht wenig Sinn dafür, diese Umwandlung ins Auge zu fassen, aber sie ist da.

Nun sehen Sie, es ist schon wahr, daß für den, der den Menschen betrachtet in bezug auf Gesundheit und Krankheit, die Erkenntnis dieser Zusammenhänge notwendig ist. Denn, was wissen wir denn eigentlich vom Menschen, sagen wir in seinem elften oder zwölften Lebensjahr, wenn wir da nicht wissen, daß die Mondenkräfte in ihm arbeiten?

Nun aber wird im Inneren die Frage entstehen: Wie geht es weiter? Der Mensch muß später auch, wenn auch die zu erneuernden Teile immer geringer werden, er muß jetzt später auch die Dinge erneuern. Nun sehen Sie, bis zum einundzwanzigsten, zweiundzwanzigsten Jahr wirkt ja aufeinanderfolgend Sonne, Mond, das Planetensystem in das menschliche Wachstum hinein. Dann wirken bis zum achtundzwanzigsten Lebensjahr noch die Konstellationen der Fixsterne; das entzieht sich also schon sehr der Beobachtung. Erst mit der Mysterienweisheit schaut man das Hereinspielen des ganzen Fixsternhimmels in den Menschen zwischen dem Anfang seiner Zwanzigerjahre und dem Ende seiner Zwanzigerjahre. Dann wird die Welt hart. Sie will nicht mehr hereinarbeiten in den Menschen; die Welt wird hart. Von diesem eigentümlichen Verhältnis des Menschen zur Welt in seinem achtundzwanzigsten, neunundzwanzigsten Lebensjahre, daß die Welt hart wird, weiß die heutige Wissenschaft kaum mehr etwas. Aristoteles lehrte es noch dem Alexander, indem er ihm sagte: Dann stößt man als Mensch an den Kristallhimmel; der ist hart. - Damit gewinnt der Kristallhimmel, der außerhalb der Fixsternsphäre ist, für die menschliche Anschauung seine Bedeutung, seine Realität. Damit fängt man an einzusehen, daß der Mensch im Weltenall keine Kräfte mehr findet, wenn er Ende der Zwanzigerjahre ist, um zu erneuern. Warum sterben wir denn nicht mit achtundzwanzig Jahren? Diese Welt, die uns umgibt, die läßt uns eigentlich mit achtundzwanzig Jahren sterben. Es ist wahr, wer den Zusammenhang des Menschen mit der Welt sieht, der schaut jetzt mit dem Bewußtsein in die Welt hinaus: O Welt, du erhältst mich eigentlich nur bis zum Ende der Zwanzigerjahre! - Aber gerade indem man das einsieht, fängt man erst an, den Menschen recht zu verstehen in seiner Wesenheit." (Lit.: GA 318, S. 59f)

In seinem Heilpädagogischen Kurs hat Rudolf Steiner noch eine weitere Perspektive aufgezeigt, wobei er wieder vom Zusammenhang der Wesensglieder mit den Planetensphären ausgeht, diesmal aber auch die beiden äußeren Planeten Uranus und Neptun einbezieht:

Geistesmensch Neptun Neptun
Lebensgeist Uranus Uranus
Geistselbst Saturn Saturn
Bewusstseinsseele Jupiter Jupiter
Verstandesseele Mars Mars
Empfindungsseele Venus Venus
Empfindungsleib Merkur Merkur
Ätherleib Mond Mond
Physischer Leib Sonne Sonne

"Nehmen Sie den Menschen einmal. Wir gliedern ihn ja, indem wir auf diejenige Gliederung schauen, welche mehr vom ätherischen Prinzip aus die ganze Wesenheit organisiert, wir gliedern ihn ja in den physischen Leib, den ätherischen Leib, den Empfindungsleib, den wir in Zusammenhang bringen mit der Empfindungsseele, die Verstandesseele, was die Griechen Kraftseele nennen, die Bewußtseinsseele, und hier kommen wir zu Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmensch. Nun sehen Sie, wenn man diese Glieder der menschlichen Natur ansieht, so stellen sie sich zunächst heraus als etwas, was in relativer Selbständigkeit betrachtet werden muß und den Menschen zusammensetzt. Aber eigentlich ist die Zusammensetzung bei jedem Menschen eine andere: Der eine hat ein bißchen mehr Kraft im Ätherleib, dafür weniger im physischen Leib, der andere ein bißchen mehr Kraft in der Bewußtseinsseele und so weiter, das hängt zusammen. In alldem steckt dann ja der Mensch mit seiner eigentlichen Individualität drinnen, die durch die wiederholten Erdenleben durchgeht, der diesen ganzen Zusammenhang erst vom Freiheitsprinzip aus in eine individuelle Regulierung bringen muß. Aber dasjenige, was vom Kosmischen herkommt, hängt so am Menschen, daß dem Physischen entspricht die stärkste Sonnenwirkung, die überhaupt auf die Menschen einen starken Einfluß hat. Dem ätherischen Leibe entsprechen die stärksten Mondwirkungen, dem Empfindungsleib die stärksten Merkurwirkungen, der Empfindungsseele die stärksten Venuswirkungen. Der Verstandesseele entsprechen die stärksten Marswirkungen, der Bewußtseinsseele die Jupiterwirkungen, dem Geistselbst der Saturn. Und das, was heute beim Menschen noch nicht entwickelt ist, das kommt im Uranus und Neptun zur Geltung, das sind ja die Vagabunden, die sich unserem Planetensystem später zugesellt haben, bei ihnen haben wir also die planetarischen Einflüsse zu suchen, die eigentlich unter normalen Verhältnissen auf die Geburtskonstellation nicht einen sehr starken Einfluß haben." (Lit.: GA 317, S. 171f)

Wesensglieder und Nervensystem

"Im sympathischen Nervensystem, das die Verdauungsorgane durchsetzt, waltet vornehmlich der ätherische Leib. Die Nervenorgane, die da in Betracht kommen, sind von sich aus vorzüglich nur lebende Organe. Die astralische und die Ich-Organisation wirken auf sie nicht innerlich organisierend, sondern von außen. Daher ist der Einfluß der in diesen Nervenorganen wirksamen Ich- und astralischen Organisation ein starker. Affekte und Leidenschaften haben eine dauernde, bedeutsame Wirkung auf den Sympathikus. Kummer, Sorgen richten dieses Nervensystem allmählich zugrunde. Das Rückenmarks-Nervensystem mit allen seinen Verzweigungen ist dasjenige, in welches die astralische Organisation vorzüglich eingreift. Es ist daher der Träger dessen, was im Menschen seelisch ist, der Reflexvorgänge, nicht aber dessen, was im Ich, in dem selbstbewußten Geiste vorgeht. Die eigentlichen Gehirnnerven sind diejenigen, die der Ich-Organisation unterliegen. Bei ihnen treten die Tätigkeiten der ätherischen und astralischen Organisation zurück." (Lit.: GA 27, S. 41)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. Je nach Gesichtspunkt kann das Wesen des Menschen sinnvollerweise auch in eine andere Anzahl von Wesensglieder auseinandergelegt werden.
  2. vgl. dazu besonders: De anima, 2. Buch, Kap. 1-3
  3. In den Notizen von Marie Steiner heißt es: «...aufgebaut aus einer undifferenzierten Geleemasse, wie mineralische Protoplasma».
  4. Fische haben ein zweiteiliges Herz, bestehend aus Vorhof (Atrium) und Herzkammer (Ventrikel) auf der Bauchseite des Vorderkörpers. - Marie Steiner notierte: «Der Fisch ist wie ein halbes Herz.»
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