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(Foto von der Neuinszenierung von Rudolf Steiners Mysteriendramen an der Goetheanum-Bühne 2010. Foto: Jochen Quast [http://www.goetheanum-buehne.ch/fileadmin/buehne/galerie/07_09_10/Die_Mysteriendramen_2010/_MG_7530.jpg])
 
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'''Pantheismus''' ( {{ELSalt|πᾶν}} ''pán'' „alles“ und {{lang|el|θεός}} ''theós'' „Gott“) bedeutet, die [[Gottheit]] bzw. „das Göttliche“ in allen Erscheinungen der [[Welt]] zu sehen (''Allgottglaube''). Somit vertritt der Pantheismus die Ansicht, dass das Universum gleichbedeutend mit Gott sei.
Foto von der Neuinszenierung von [[Rudolf Steiner]]s [[Mysteriendramen]] an der [[Goetheanum]]-Bühne 2010.


Der „Pantheismus“ ist nicht mit dem „[[Animismus]]“ zu verwechseln, der die [[Seele|Beseeltheit]] aller (oder bestimmter) Naturerscheinungen annimmt und vor allem in [[Naturreligion]]en vorkommt. Ferner hat er inhaltlich nichts mit dem Begriff „[[Wikipedia:Pantheon|Pantheon]]“ zu tun (auch wenn beide Begriffe dieselben sprachlichen Wurzeln besitzen), der die Gesamtheit aller Götter in [[Polytheismus|polytheistischen]] Religionen oder ein Kultgebäude zur Verehrung der Götter bezeichnet.
Foto: Jochen Quast [http://www.goetheanum-buehne.ch/fileadmin/buehne/galerie/07_09_10/Die_Mysteriendramen_2010/_MG_7530.jpg]
 
== Wesen und Verbreitung ==
 
Anhänger des Pantheismus glauben an keinen persönlichen oder personifizierten Gott; sie sehen die ganze Welt vom [[Makrokosmos|Makro-]] bis zum [[Mikrokosmos]] als „göttlich“ an. Ein Vertreter des Pantheismus war [[Baruch Spinoza]], der seine Sicht auf die Formel Substanz = Gott = Natur (''Deus sive natura,'' „Gott oder die Natur“) reduzierte. Auch viele Erscheinungsformen des [[Atheismus]] sind eigentlich pantheistisch, da das ''gottlose'' Weltbild mit religiösen Gehalten versehen wird.
 
{{GZ|Viele Menschen huldigen einem sogenannten Pantheismus. Dieser
Pantheismus besteht - Sie wissen, ich habe öfters diesen Pantheismus
zurückgewiesen - im wesentlichen darin, daß die Menschen sagen:
Wir suchen überall den Geist. - Geist, Geist, Geist ist alles, und damit
befriedigen sie sich. Pantheismus — manche nennen ihn heute auch
Panpsychismus, weil sie den Theismus nicht haben wollen -, ich erläutere
das gewöhnlich dadurch, daß ich sage: Der Mensch, der das
für die Sinneswelt machen würde, der würde nicht besonders weit kommen.
Denn wenn er auf eine Wiese geht und sagt: Blume, Blume,
Blume, so ist das eben eine Abstraktion für alles. Er will nicht sagen:
Lilie, Tulpe und so weiter. Aber das wäre ganz dasselbe, wenn er da
nur immer sagen würde: Blume, Blume, Blume, Blume, als wenn man
sagen würde: Geist, Geist, Geist, Geist. Aber das finden die Menschen
durchaus nötig, immer nur Geist, Geist, Geist zu sagen; und sie weisen
es doch ab, wenn man von wirklichen Geistern, von Angeloi, Archangeloi,
Archai redet, so wie von einzelnen geistigen Wesenheiten, die ihr
bestimmtes, ihr konkretes geistiges Dasein haben, wie man von einzelnen
Wesenheiten der Sinneswelt redet. Aber es liegt gewissermaßen
etwas im menschlichen Geiste, das dahin zielt, so pantheistisch zu
denken, sich alles, alles zu vereinfachen, überall den abstraktesten
Gedanken zu suchen.|176|135f}}
 
Der Pantheismus ist eher keine [[Religion]], als eine [[Weltanschauung]], und kennt keine [[Religionsstifter]], bekennende [[Religionsgemeinschaft]]en, [[Heilige Schrift|heiligen Schriften]], [[Institution]]en, [[Ritual]]e oder [[Dogma|Dogmen]]. Auch sind die [[Konfession|konfessionell]] religiösen Ver- und Gebote teils unvereinbar mit den Naturgesetzen, die der Pantheismus auf ein „Gott“ genanntes Höchstes Gesetz zurückzuführen sucht, so [[Platon]] im Begriff des „[[Demiurg]]en“ und [[Aristoteles]] in dem des „Unbewegten Bewegers“. Verschiedene Vertreter des Pantheismus haben durchaus unterschiedliche Hypothesen und Theorien entwickelt.
 
Vor allem im [[Hinduismus]] werden bestimmte Lehren als Ausprägungen des Pantheismus auf religiöser Ebene angesehen, beispielsweise der allumfassende [[Brahman (Philosophie)|Brahman]] aus allen unveränderlichen Ichs ([[Atman]]). Diese finden sich sowohl in jeder [[Materie]] als auch in allen Lebewesen. Die Mystiker selbst wehren sich meist gegen die Gleichsetzung von Mystik und Pantheismus, da eine philosophische Idee niemals die [[mystische Erfahrung]] ersetzen und umfassend erklären könne (vgl. [[Mystik]], [[Philosophia perennis]]).
 
Auch im Islam und im besonderen im [[Sufismus]] ([[Islam|islamische]] [[Mystik]]) finden sich Ausprägungen des Pantheismus auf religiöser Ebene. Als Belege dazu finden sich Zitate des Propheten Mohammed, z.B: "Ich (Gott) war ein verborgener Schatz. Darum erschuf ich die Welt, damit sie mich suchen und finden würde". Belege hierzu finden sich auch im Koran. So heißt es zum Beispiel in Sure 02:115: "Gott ist des Westens und des Ostens, wohin ihr auch blickt, überall ist Gottes Angesicht". In Sure 112:02 heißt es: "Allah (Gott) ist allumfassend". In Sure 17:44 heißt es: "Die sieben Himmel und die Erde und alle, die in ihnen leben preisen Allah. Es gibt überhaupt nichts, was Ihn (Allah) nicht preisen würde". In Sure 16:52 heißt es: "Ihm (Allah) gehört alles, was im Himmel und auf Erden ist". In Sure 24:41-42 heißt es: "Hast du denn nicht gesehen, alle Wesen preisen Allah, die im Himmel und auf Erden sind, ebenso die Vögel, wenn sie ihre Schwingen ausbreiten. Jedes existierende Wesen weiß, wie es Allah seiner Art entsprechend anbeten und preisen kann und nur Allah weiß Bescheid über das, was sie tun und Allah hat die Herrschaft über die Himmel und die Erde und bei Allah wird schließlich alles enden". In Sure 13:13 heißt es: "Der Donner preist Allah".
 
Besonders der 1240 in Damaskus gestorbene Mystiker [[Ibn Arabi]] gilt im Islam als einer der Hauptvertreter der pantheistischen Koranexegese. Als ein weiterer wichtiger Vertreter der pantheistischen islamischen Mystik gilt auch der 1273 in Konya gestorbene [[Dschalal ad-Din ar-Rumi]]. 
 
Pantheistisches Gedankengut kann man auch bei [[Johann Wolfgang Goethe]] nachweisen (beispielsweise im ''[[Wikipedia:Die Leiden des jungen Werthers|Werther]]'' oder im ''[[Faust I|Faust]]''). In der [[Romantik]] und dem [[Wikipedia:Biedermeier|Biedermeier]] war der Pantheismus sehr verbreitet, vor allem unter Künstlern wie z. B. [[Wikipedia:Caspar David Friedrich|Caspar David Friedrich]], [[Wikipedia:Leopold Schefer|Leopold Schefer]], [[Wikipedia:Hermann von Pückler-Muskau|Hermann von Pückler-Muskau]], [[Friedrich Theodor Vischer]].
 
== Kritik ==
 
Kritisch zum Pantheismus äußerte sich u. a. der Philosoph [[Arthur Schopenhauer]] (1788–1860). Er nannte den Pantheismus eine [[wikipedia:Euphemismus|Euphemie]] für [[Atheismus]]. Er schrieb:
 
{{Zitat|Ein unpersönlicher Gott ist gar kein Gott, sondern bloß ein missbrauchtes Wort, ein Unbegriff, eine ''[[contradictio in adjecto]]'', ein [[Schiboleth]] für Philosophieprofessoren, welche, nachdem sie die Sache haben aufgeben müssen, mit dem Worte durchzuschleichen bemüht sind.|Arthur Schopenhauer|Parerga und Paralipomena I<ref>''Parerga und Paralipomena I'', 1. Teilband (S. 131 im Diogenes-Taschenbuch)</ref>}}
 
[[Wikipedia:Jean Guitton|Jean Guitton]] urteilte, dass auch jeder Atheismus eigentlich eine Form von Pantheismus sei, da der Gottesbegriff ''irgendwie'' in die [[Welt]] hinein gelegt werde.
 
== Bedeutende Vertreter ==
 
Die Variationen in der Begriffsbedeutung kommen auch in der uneindeutigen Zuordnung einzelner Vertreter bzw. Personen, die oft im Zusammenhang mit pantheistischen Positionen genannt werden, zum Ausdruck. Die wichtigsten Vertreter sind:
 
[[Giordano Bruno]] - [[Albert Einstein]] - [[Wikipedia:Caspar David Friedrich|Caspar David Friedrich]] - [[Johann Wolfgang von Goethe]] - [[Ernst Haeckel]] - [[Wikipedia:Hermann von Pückler-Muskau|Hermann von Pückler-Muskau]] - [[Wikipedia:Leopold Schefer|Leopold Schefer]] - [[Baruch Spinoza]] - [[Wikipedia:Timothy Sprigge|Timothy Sprigge]] - [[Platon]]<ref>T. L. S. Sprigge u.&nbsp;a., ''Pantheism'', Hegeler Institute, La Salle, Illinois: 1997 (in: ''The monist'', Bd. 80, Nr. 2 (April), 1997)</ref> - [[Friedrich Theodor Vischer]] - [[Wikipedia:Willy Hellpach|Willy Hellpach]]
 
Goethe bevorzugte bekanntlich nicht Kant, sondern Spinoza als einen Philosophen, dessen Lehre seinem Verständnis des Menschen und der Natur, und ihrem Verhältnis, besser entsprach, als diejenige [[Kant]]s, wie sie Goethe und [[Schiller]], hauptsächlich über die Lektüre von Kants "Kritik der Urteilskraft", wahrnahmen. Rudolf Steiner beurteilte Goethes Weltanschauung als eine christliche. Von daher scheinen sich Pantheismus und Christentum, in entsprechendem Sinn aufgefaßt, nicht zu widersprechen.
 
== Verwandte Konzepte ==
 
Eine erweiterte Form des Pantheismus, die sich jedoch in manch grundlegender Hinsicht von diesem unterscheidet, ist der [[Panentheismus]], eine [[Synthese]] aus bestimmten Elementen von Pantheismus und [[Theismus]]. Ein anderes abgeleitetes Konzept ist Pandeismus, das Pantheismus mit [[Deismus]] kombiniert.
 
== Siehe auch ==
 
* [[Agnostizismus]]
* [[Alleinheit]]
* [[Panpsychismus]]
 
== Literatur ==
 
* [[Rudolf Steiner]]: ''Menschliche und menschheitliche Entwicklungswahrheiten. Das Karma des Materialismus.'', [[GA 176]] (1982), ISBN 3-7274-1760-9 {{Vorträge|176}}
 
{{GA}}
 
== Weblinks ==
{{wiktionary}}
 
* [http://www.pantheismus.de/ Pantheismus bei www.pantheismus.de]
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/pantheism/}}
* [http://www.pantheism.net/ World Pantheist Movement] (englisch)
* [http://www.we-are-all-one.net/ Personal account & explanation of classical pantheism] (englisch)
* [http://www.pantheism.net/paul/index.htm Scientific Pantheism site] (englisch)
* [http://plato.stanford.edu/entries/pantheism/ Stanford Encyclopedia of Philosophy entry] (englisch)
* [http://naturyl.humanists.net/panaware/ Pantheist Awareness Network] (englisch)
 
== Einzelnachweise ==
 
<references />
 
[[Kategorie:Philosophisch-theologische Grundhaltung|R]]
[[Kategorie:Weltanschaulicher -ismus]]
[[Kategorie:Weltanschauung]]
[[Kategorie:Pantheismus|!]]
{{Wikipedia}}

Version vom 13. Mai 2010, 18:51 Uhr

Foto von der Neuinszenierung von Rudolf Steiners Mysteriendramen an der Goetheanum-Bühne 2010.

Foto: Jochen Quast [1]