Waschmittel

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Unter dem Sammelbegriff Waschmittel werden Gemische verschiedener Substanzen in flüssiger, gelartiger oder pulverförmiger Art bezeichnet, die zum Reinigen von Textilien verwendet werden. Sie enthalten waschaktive Substanzen, welche in der Lage sind, Verunreinigungen von Textilien zu lösen.

Verschiedene Waschmittel der Marke Linux
Baukasten-Waschmittel

Geschichte

Von der Antike bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts

Der Anfang des Waschens bestand wahrscheinlich nur aus der Nutzung des Wascheffekts des reinen Wassers, der durch Reiben, Schlagen und Treten der Wäschestücke verstärkt wurde. Homer beschreibt in der Odyssee, wie Nausikaa und ihre Gespielinnen die Wäsche am Strand waschen und zum Bleichen in die Sonne legen.

Im alten Rom war eine erste Art von Waschmittel in Nutzung. Man sammelte Urin, vergor ihn unter Ammoniak-Bildung und wusch damit die Wäsche.

Die Sumerer gelten als das älteste Kulturvolk, von dem überliefert ist, wie man aus Holzasche und Öl eine seifenähnliche Substanz herstellen kann. Keilschriftaufzeichnungen berichten vom Weben, Walken und Waschen von Wollstoffen. Es ist ein detailliertes Rezept überliefert, in welchem Verhältnis Holzasche und Öl vermischt werden müssen. Dabei handelt es sich gleichzeitig um die ersten Aufzeichnungen von chemischen Reaktionen.

Auch von den Ägyptern, Galliern und Germanen ist die Verseifung von Fetten und Ölen bekannt. Allerdings sind solche Seifen wohl eher in der Kosmetik und als Heilmittel genutzt worden. Erst der griechisch-römische Arzt Galenos (130–200 n. Chr.) macht auf die Reinigungswirkung von Seife aufmerksam.

Weitere Berichte über Seife und ihre Nutzung sind rar. Karl der Große (747–814 n. Chr.) förderte im fränkischen Reich das Handwerk der Seifensieder. Die Araber, Spanier, Italiener und Franzosen brachten die Seifensiederei zur Hochblüte, da der Ölbaum als Rohstoffquelle entdeckt wurde. Ab dem 14. Jahrhundert gab es in Deutschland Seifensieder-Zünfte. Die Seife war aber weiterhin ein Luxusartikel. Erst die Entdeckung der technischen Herstellung (Leblanc-Verfahren und Solvay-Verfahren) von Soda, das für die Verseifung von Fetten benötigt wird, machte Seife billiger.

Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts wird Seife immer mehr in „selbsttätigen“ Waschmitteln in Kombination mit anderen Komponenten eingesetzt. Neben der Seife enthielten diese Gerüststoffe (Builder), und zwar vor allem Soda (Natriumcarbonat), Wasserglas (Natriumsilicat) und Natriumperborat. Diese Substanzen ersparten die umständliche Rasenbleiche. Der Markenname Persil der Firma Henkel, 1907 eingeführt, dokumentiert das durch seinen Namen: Per von Perborat und Sil von Silikat.

Bereits 1914 brachte der Chemiker Otto Röhm das Spezialwaschmittel „Burnus“ mit enthaltenen Pankreasenzymen[1] auf den Markt.[2] Eiweißgebundene Verunreinigungen setzen sich bei höheren Waschtemperaturen auf der Wäsche fest und können nur durch intensives Reiben entfernt werden, die Behandlung mit eiweißlösenden Enzymen ersetzt die intensive mechanische Bearbeitung der Wäsche, das Wäschewaschen war nicht mehr so kräfteraubend, die Kleidung wurde nicht mehr so schnell abgenutzt und zudem lösten sich die Flecken auch im kalten Wasser, was Brennmaterial und Seife zu sparen half.[3]

Ab 1960 wurde auch die Wäsche immer mehr von der Handwäsche auf Maschinenwäsche umgestellt, was durch technischen Fortschritt möglich wurde. Dadurch wurde auch eine Umstellung der Waschmittelzusammensetzung notwendig. Unter anderem musste die Wasserhärte-Empfindlichkeit verbessert werden. Denn die Bildung von Kalkseifen, Verbindungen von Seife mit Erdalkalimetallen, mindert die Waschkraft, macht die Wäsche hart und lässt sie schneller verschleißen.

Allmählich änderten sich auch die Rohstoffe, aus denen die Seifen hergestellt wurden. In Deutschland waren lange Talge die Fettgrundlage, später kamen auch Palmöl und Kokosöl hinzu (siehe dazu Oleochemie). Mit der Zeit wurden jedoch die Produkte immer mehr auf Basis von Kohle und Erdöl hergestellt. Ein Vorläufer waren die Türkischrotöle. 1834 wurde von dem Chemiker Friedlieb Ferdinand Runge aus Schwefelsäure und Olivenöl ein „sulfoniertes Öl“ hergestellt, das zuerst in der Buchdruckerei Anwendung fand. Ein Fabrikant aus Schottland kaufte das Verfahren und wandte es unter Nutzung des dort billigeren Rizinusöls an. Dabei entstand ein Sulfo-Rizinoleat, das sehr gute benetzende Wirkung hatte und besonderes in der Baumwollfärberei genutzt wurde. Auch wenn diese Chemikalie nicht für die Reinigung eingesetzt wurde, war damit die Nutzung der Sulfogruppe anstelle der wasserhärteempfindlichen Carboxygruppe erkannt.

Entwicklung moderner Waschmittel ab den 1930ern

Fewa war das erste vollsynthetische Waschmittel der Welt.

Der Name Tenside für grenzflächenaktive Substanzen wurde 1964 von dem Chemiker Götte vorgeschlagen, der bei der Firma Henkel arbeitete.

Im Jahr 1932 erfand der aus Württemberg stammende Chemiker Heinrich Gottlob Bertsch bei der Chemnitzer H. Th. Böhme AG das erste Feinwaschmittel mit Namen Fewa, was zugleich das erste vollsynthetische Waschmittel der Welt war.[4] Da das Produkt so extrem erfolgreich war, mussten bis 1938 in Chemnitz drei neue Betriebsanlagen in Betrieb genommen werden. Schon 1935 wurde das Produkt in die Chemnitzer Firma Böhme-Fettchemie GmbH ausgelagert und gehörte ab da zum Henkel-Konzern.

In den 1950er Jahren wurde die klassische Seife immer mehr durch das Tetrapropylenbenzolsulfonat (TPS) ersetzt, das auf petrochemischer Basis hergestellt wurde. Dies führte zur Schaumbildung und zur Sauerstoffarmut in den Gewässern, da TPS nur ungenügend abbaubar war. Verstärkt wurde dieser Effekt durch die Verbreitung von Waschmaschinen in den Haushalten und dadurch, dass es unüblich wurde, die Wäsche an Großwäschereien zu geben. Eine allgemeine Überdosierung war die Folge. Bald trat aber die biologische Abbaubarkeit als ein neues Kriterium in den Vordergrund:

Am 5. September 1961 wurde das Detergentiengesetz[5] verabschiedet; in Kraft trat es Ende 1964. Dazu gehört die am 1. Dezember 1962 die Detergentienverordnung. Ab 1. Oktober 1964 sollten Wasch- und Reinigungsmittel nur Tenside enthalten dürfen, die zu mindestens 80 % biologisch abbaubar seien. Anstelle des schwer abbaubaren, verzweigten TPS wurden immer mehr lineare Alkylbenzolsulfonate (z. B. Natriumdodecylbenzolsulfonat) eingesetzt.

Um Tenside in ihrer Wirkung zu unterstützen, wurde zur Wasserenthärtung hauptsächlich Pentanatriumtriphosphat eingesetzt. In den letzten Jahren haben anorganische Ionenaustauscher, wie zum Beispiel Zeolith A, die eine Überdüngung der Gewässer durch Phosphate verhindern, Bedeutung erlangt. Sie wurden 1972 bei Henkel von Milan Schwuger und Heinz-Gerd Smolka erfunden und erste phosphatfreie Waschmittel mit Zeolith A kamen 1977 auf den Markt. Es kamen weitere Substanzen hinzu, die die Waschwirkung verbesserten.

Mit der Erstfassung des Wasch- und Reinigungsmittelgesetzes (WRMG) aus dem Jahr 1987, der Europäischen Detergenzienverordnung aus 2005 und der Neufassung des WRMG von 2007 wurden die Anforderungen an die biologische Abbaubarkeit von Tensiden weiter erhöht. Der Anteil an petrochemisch hergestellten Tensiden nahm ab und der Anteil an oleochemisch hergestellten Tensiden aus nachwachsenden Rohstoffen inzwischen auf 50 % zu.[6][7]

Zeittafel (20. Jahrhundert)

  • 1907 wurde in Deutschland das erste moderne Waschmittel mit Namen Persil von Henkel produziert.[8] Der Name setzte sich aus NatriumPERborat und SILikat zusammen.
  • 1932 erfand Heinrich Bertsch in Chemnitz das erste vollsynthetische Waschmittel der Welt: Fewa
  • 1960 wurden die biologisch leicht abbaubaren Tenside eingeführt, um die starke Schaumbildung in Flüssen und an Wehren zu vermindern.
  • 1968 begann die weitverbreitete Verwendung von Enzymen in Waschmitteln. Diese sorgen für den schnelleren Abbau von Eiweiß, Fett und Stärke.
  • 1986 entlasteten neue phosphatfreie Waschmittel (erfunden 1972) die überdüngten Gewässer.
  • 1992 begann die Einführung von Color-Waschmitteln für bunte Wäsche. Diese enthalten keine Bleiche und vermindern die Farbübertragung zwischen den einzelnen Wäschestücken.
  • 1994 kamen neue Superkonzentrat-Waschmittel auf den Markt, von denen man nur die Hälfte der üblichen Dosierung benötigt. Auf diese Weise werden die Gewässer vor übermäßigen Mengen an Füllsalzen geschützt.

Arten

Verschiedene Typen von Waschmitteln werden nach Inhaltsstoffen und dem Bereich der möglichen Waschtemperatur unterschieden:

  • Vollwaschmittel (auch Universalwaschmittel oder Kochwaschmittel genannt) sind für alle Temperaturbereiche (20 °C bis 95 °C), die meisten Textilien und Waschverfahren geeignet.
  • Buntwaschmittel (auch Colorwaschmittel genannt) sind für Waschtemperaturen von 20 °C bis 60 °C.
  • Feinwaschmittel sind für die Waschtemperatur von 30 °C und für Handwäsche geeignet. Sie enthalten keine Bleichmittel und optische Aufheller, dafür aber verstärkt Enzyme und Seife. Höhere Temperaturen zerstören die enthaltenen Enzyme.
  • Spezialwaschmittel für Wolle, Seide, Daunen, Sport- und Membrantextilien sind in der Regel für niedrige Temperaturen geeignet.
  • Baukastenwaschmittel bestehen aus den einzelnen Komponenten eines Vollwaschmittels, die individuell dosiert werden können.

Pflegekennzeichen für Textilien

Die Kleidungsstücke unterscheiden sich durch die Arten der Fasern (Polyamide, Polyester, Polyacryl, Polyurethan, Wolle, Baumwolle, Leinen, Seide) und durch die Arten der Färbung der Textilfaser (der Farbstoff kann ionisch oder durch eine chemische Bindung mit der Faser verknüpft werden). Daher ist für jeden Waschvorgang sowohl die Temperatur wie auch das verwendete Reinigungsmittel von nicht unerheblicher Bedeutung. Insbesondere Naturwolle oder Seide dürfen meist nur durch Handwäsche gereinigt werden. Seit 1961 wurden daher für jedes Wäschestück Textiletiketten mit Angaben zur Wasch- und Pflegebehandlung eingenäht.

Der Waschbottich mit der Zahl in der Mitte steht für die maximal verwendbare Temperatur in Grad Celsius beim Waschvorgang. Diese Temperatur sollte beim Waschvorgang nicht überschritten werden. Ein kleiner Balken unter dem Waschbottich steht für den Schonwaschgang.

Allgemeine Inhaltsstoffe von Waschmitteln

Alle Waschmittel enthalten folgende Komponenten:

Vollwaschmittel

Vollwaschmittel (auch Universalwaschmittel oder Kochwaschmittel) sind meist pulverförmige Waschmittel für Textilien. Sie sind für alle Temperaturbereiche (20 °C bis 95 °C), die meisten Textilien und Waschverfahren geeignet. Vollwaschmittel verlieren jedoch an Bedeutung zugunsten von Buntwaschmitteln. Die zur Wäsche benötigte Menge an Vollwaschmittel wird neben dem Verschmutzungsgrad der Wäsche von der Wasserhärte bestimmt. In Gegenden mit hoher Wasserhärte werden somit zwangsläufig viele Inhaltsstoffe überdosiert. (siehe dazu Absatz Baukastenwaschmittel)

Zusätzliche Inhaltsstoffe

  • Bleichmittel entfernen nicht auswaschbare, farbige Verschmutzungen, z. B. von Früchten oder Blut. Es sind Bleichmittel auf Wasserstoffperoxidbasis, wie z. B. Natriumperborat. Sie wirken besonders gut bei hohen Waschtemperaturen.
  • Bleichaktivatoren erhöhen die Wirksamkeit der Bleichmittel bei niedrigen Temperaturen. Hierfür kommen N-Acetylverbindungen zum Einsatz, die mit Peroxiden Anionen der Peressigsäure bilden, die dann als eigentliches Bleichmittel wirken. Als N-Acetylverbindung wird im Wesentlichen Tetraacetylethylendiamin (TAED) verwendet.
  • Optische Aufheller sind fluoreszierende Stoffe, die Weißes weißer erscheinen lassen. Bei farbigen Textilien kann sich durch die Aufheller der Farbeindruck verändern.
  • Bleichstabilisatoren verhindern den unkontrollierten Zerfall der Bleichmittel während der Lagerung und beim Einsatz des Waschmittels. Omnipräsente Spuren von Schwermetallen fördern die schnelle Freisetzung des Sauerstoffs. Phosphonate können die Schwermetalle binden.
  • Konservierungsmittel sind bei pulverförmigen Waschmitteln nicht nötig, da mikrobakterieller Befall wegen Wassermangels kaum vorkommt.

Inhaltsstoffe flüssiger Vollwaschmittel

Neben den oben aufgezählten Inhaltsstoffen werden in flüssigen Vollwaschmitteln auch andere Stoffe verwendet.

Buntwaschmittel

Buntwaschmittel sind pulverförmige oder flüssige Waschmittel für Textilien. Sie sind meist für den Temperaturbereich von 20 °C bis 60 °C und für die meisten Textilien und Waschverfahren geeignet. Colorwaschmittel sollen die wechselseitige Verfärbung von Textilien verhindern. Bei schlecht gefärbten, preisgünstigen Textilien besteht jedoch die Möglichkeit der Verfärbung. Bestimmte Polymere und Eisen- und Mangan-Komplexe, Enzyme in Colorwaschmitteln verhindern die Übertragung von Farbstoffen.

Buntwaschmittel haben gegenüber von Vollwaschmitteln an Marktanteilen gewonnen. Im Jahr 2004 lag der Marktanteil bereits bei 28 %[12] und 2008 in Deutschland wertmäßig bei 33 %.[13]

Inhaltsstoffe

Über die normalen Inhaltsstoffe eines Waschmittels hinaus enthalten Buntwaschmittel:

  • Farbübertragungsinhibitoren zum Schutz der Farbe der Textilien. Sie vermeiden das Abfärben auf andere Textilien während des Waschvorgangs.

Im Gegensatz zu Vollwaschmitteln sind in Buntwaschmitteln folgende Substanzen in der Regel nicht vorhanden:

Feinwaschmittel

Feinwaschmittel für empfindliche Stoffe enthalten, im Gegensatz zu Vollwaschmitteln, keine Aufheller und Bleichmittel. Einige Feinwaschmittel wirken ohne Enzyme (wie beispielsweise Cellulase) und sind sinnvoll bei Textilien, die aus Cellulose­fasern bestehen oder diese beinhalten, wie etwa Baumwolle, Viskose oder Lyocell.[14] Die Verwendung spezieller Feinwaschmittel für Schwarzes bzw. dunkle Kleidung brachte bei einem Test der Stiftung Warentest keinen Vorteil gegenüber einem herkömmlichen Fein- oder Buntwaschmittel.[15]

Baukastenwaschmittel

Baukastenwaschmittel bestehen meistens aus drei wesentlichen Bestandteilen eines Vollwaschmittels, die Bestandteile werden einzeln in einem Beutel oder Karton angeboten.

  1. Der Enthärter gewährleistet die Anpassung an die jeweilige örtliche Wasserhärte.
  2. Das Basiswaschmittel ohne Bleichmittel entspricht einem Feinwaschmittel und wird nach dem Verschmutzungsgrad der Wäsche dosiert.
  3. Das Bleichmittel (oder auch: Fleckensalz) wird nur bei starker Verschmutzung und bleichbarer Wäsche zudosiert. Es macht aus dem Basispulver ein Vollwaschpulver.
  4. Ergänzt werden diese Mittel durch extra erhältliche Spezial-Fleckenentferner, die in der Regel vor dem Waschvorgang eingesetzt werden und zum Teil auf Basis von in üblichen Waschmitteln zugesetzten Enzymen arbeiten – wenn Allergiker sie nicht vertragen, können sie daher bei einem Baukastensystem weggelassen werden.

Der Vorteil eines Baukastenwaschmittels besteht – wie bei anderen Baukastensystemen – in einer höheren Anpassungsfähigkeit, hier konkret in einer bedarfsgerechten Dosierbarkeit: Vollwaschmittel müssen bei hartem Wasser höher dosiert werden, um mehr Enthärter bereitzustellen. Dabei werden zwangsläufig auch die umweltbelastenden waschaktiven Substanzen höher dosiert, ohne dass dies für die Reinigungsleistung notwendig wäre. Baukastenwaschmittel sind hier, da der Wasserenthärter unabhängig vom Basiswaschmittel höher dosiert werden kann, umweltfreundlicher.

Ganz ähnlich wird bei Verwendung eines Baukastensystems das Fleckensalz – angesichts der Tatsache, dass der überaus größte Teil der Wäsche heutzutage nur noch aus leicht verschmutzter Wäsche besteht – nur bei großflächig stark verschmutzter Wäsche (wie etwa Baby-Wäsche oder Kleidung in 'Schmutzberufen') zugesetzt.

Waschmittel für bestimmte Wasserhärten

Seit 2013 gibt es auch Waschpulver, die gezielt für die drei Härtebereiche konzipiert wurden. Hier wird – ähnlich wie bei Baukastensystemen – nur soviel Enthärter und Waschmittel dosiert, wie es die lokale Härte des Wassers erfordert.

Wasch-/Weichspül-Kombinationen

Einige pulverförmige Vollwaschmittel enthalten Substanzen, die die Wäsche im letzten Spülgang auch weich machen sollen, so dass ein zusätzlicher Weichspüler entbehrlich wird. Vorteil ist, dass kein separates Mittel gekauft und dosiert werden muss. Nachteilig ist, dass der weichspülende Effekt immer eintritt – auch dort, wo er nicht erwünscht ist, z. B. bei Kragen oder Manschetten von Hemden oder bei Gardinenstoffen.

Tandem-System

Die zielgerichtete Anwendung von kompakten Vollwaschmitteln im Verbund mit kompakten Buntwaschmitteln wird gelegentlich als Tandem-System bezeichnet. Dabei kommt das kompakte Vollwaschmittelpulver für weiße Wäsche und bei hohen Temperaturen, das kompakte Buntwaschmittel für bunte Wäsche zum Einsatz. Allgemein kommen diese Pulverwaschmittel ohne das Stellmittel Natriumsulfat aus. Laut Umweltbundesamt reicht die Umweltverträglichkeit kompakter Buntwaschmittel an die von Baukastenwaschmitteln heran.

Funktionswaschmittel

Funktionswaschmittel werden für die Reinigung, Pflege, Imprägnierung und Werterhaltung der unterschiedlichsten technischen Fasern benutzt. Hauptsächlich kommen sie bei der Pflege von Sporttextilien zum Einsatz und sollen helfen, die Lebensdauer der Funktionstextilien zu erhöhen. Funktionswaschmittel gibt es für Textil-Membranen, Microfasern, Daunenfüllungen sowie als Hygiene-Spüler für Funktionsunterwäsche.

Kontroversen

Marktbeherrschung

Der Waschmittelmarkt in Europa wurde von 2002 bis 2005 von einem Waschmittelkartell dominiert, in dem die drei in Europa marktführenden Konzerne Procter & Gamble (vertreibt Ariel, Lenor, Dash und Vizir), Unilever (vertreibt Coral und Skip) und Henkel (vertreibt Persil, Weißer Riese, Spee und Terra) Absprachen zu Preisen und Marktanteilen getroffen hatten. Henkel zeigte dies 2008 dem deutschen Kartellamt an. Die EU-Kommission verurteilte Procter & Gamble zu 211,2 Millionen und Unilever zu 104 Millionen Euro Strafe.[16]

Umweltschutz

Alle Reinigungsmittel gelangen nach der Verwendung in die Kanäle bzw. Kläranlagen und Fließgewässer und verursachen dort Kosten oder Umweltschäden. Phosphate werden nicht in allen Kläranlagen abgetrennt, nicht alle Tenside werden zu 100 % biologisch abgebaut.

Bei der Dosierung der Waschmittel wird zu wenig auf die Menge und den Verschmutzungsgrad der zu waschenden Textilien eingegangen. Die Dosierung wird den Konsumenten überlassen, obwohl es technisch möglich wäre, dies von den Waschmaschinen erledigen zu lassen. Unklare Anweisungen, unterschiedliche Wirkstoff-Konzentrationen bei verschiedenen Produkten, fehlende Standardisierung und Unkenntnis der Wasserhärte und absichtliche Mehrzugaben führen oft zu nicht sinnvollen Überdosierungen. Vielfach wird den „Empfehlungen“ der Waschmittelanbieter blind vertraut. Deren Interessen (Mehrverkauf durch vorgegebene „quasi vorgeschriebene“ Mengen) stehen hier im Gegensatz zu den Notwendigkeiten der Umweltschutzvorsorge.

Auf der anderen Seite stehen dem informierten Verbraucher einfache Maßnahmen zur Verfügung, um den Chemie-Eintrag in die Umwelt um bis zu 60 % zu reduzieren, insbesondere durch den Einsatz eines Baukastensystems (wie weiter oben beschrieben) als Waschmittel.[17]

Verbleiben von Waschmittelresten in der Kleidung

Waschmittel werden nicht zu hundert Prozent aus der Kleidung herausgewaschen (siehe dazu auch unter Waschmaschine). Dies betrifft vor allem allergisch reagierende Personen, ist aber auch für Küchentextilien (Strudeltücher, mitzukochende Tücher zum Kochen von Serviettenknödeln usw.) zu beachten.

Waschmittelreste im Hausstaub

Lineare Alkylbenzolsulfonate als Bestandteile von Waschmitteln gehören mengenmäßig zu den bedeutendsten Schadstoffen im Hausstaub. Sie wurden 2004 bei einer Untersuchung des Österreichischen Umweltbundesamtes in Mengen zwischen 37 und 660 Milligramm pro Kilogramm Hausstaub gefunden.[18]

Waschmittelreste in der Waschmaschine

Die neue Generation der Waschmaschinen arbeitet besonders umweltschonend. Es wird sowohl Energie als auch Wasser gespart. Durch die geringe Waschtemperatur und die geringen Wassermengen lagern sich jedoch Waschmittelreste leicht in der Waschmaschine an und bilden den Nährboden für Keime. Waschmaschinenhersteller empfehlen daher einen regelmäßigen Waschgang bei maximaler Temperatur und ohne Wäsche.[19]

Siehe auch

Literatur

Ältere Literatur

  • W. Kling: Physik und Chemie des Waschens. In: Angewandte Chemie. 62(13/14), 1950, S. 305–311, ISSN 1521-3757.
  • A. von Segesser: Seife, Waschmittel und Syndets, Beitrag in der Neuen Zürcher Zeitung vom 11. Juni 1952
  • H. G. Hauthal: Moderne Waschmittel. In: Chemie in unserer Zeit. 26. Jahrg. Nr. 6, 1992, S. 293–303, ISSN 0009-2851.

Aktuelle Literatur

  • Herrmann G. Hauthal, Günter Wagner: Reinigungs- und Pflegemittel im Haushalt. Chemie, Anwendung, Ökologie und Verbrauchersicherheit. 2. Auflage. Verlag für Chemische Industrie Ziolkowsky, Augsburg 2007, ISBN 978-3-87846-265-1.
  • Herbert Sommerfeld, Klaus-Peter Berndt, Erich Schäfer (Hrsg.): Chemikalien im Haushalt. Wasch- und Reinigungsmittel, Kosmetika, Anstrichmittel, Pflanzenschutzmittel und Insektizide, Klebstoffe, Verpackungen. (= Studienmaterialien des weiterbildenden Studiums „Umweltschutz für Bildung und Hauswirtschaft“). Universität Potsdam/ Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, 1993, ISBN 3-929757-14-1.
  • Günter Wagner: Waschmittel: Chemie, Umwelt, Nachhaltigkeit. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Wiley-VCH, Weinheim 2010, ISBN 978-3-527-32678-5.
  • Michaela Wilke: Waschmittel. Von der Seife zum konfektionierten Pulver. In: Naturwissenschaftliche Rundschau. 10, 57, 2004, S. 544–555, ISSN 0028-1050.

Weblinks

 Wiktionary: Waschmittel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Waschmittel - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Gentechnik und Enzymtechnologie (Memento vom 6. Juni 2014 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis) (PDF; 3,9 MB).
  2. Unternehmensgeschichte Burnus-Gruppe.
  3. Burnus – Das Waschmittel auf Enzymbasis bei evonik.de.
  4. Kannst du waschen, Johanna? In: sz-online.de. 8. Mai 2003, abgerufen am 4. August 2015.
  5. Gesetz über Detergentien in Wasch- und Reinigungsmitteln (BGBl. I S. 1653).
  6. Molekulare Enzymtechnologie: umweltfreundliche Biotenside. vom 11. März 2010, abgerufen am 6. April 2010.
  7. 7,0 7,1 Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR): Marktstudie Nachwachsende Rohstoffe. Gülzow 2006, als PDF-Datei.
  8. ABC der Deutschen Erfindungen. Reportage von Dorothee Ott und Kristine von Soden. Hessischer Rundfunk, 23. Dezember 2010.
  9. B. Fabry: Tenside. In: Chemie in unserer Zeit. 25. Jahrg. 1991, Nr. 4, S. 214, ISSN 0009-2851
  10. uni-paderborn.de: Die Enthärtung des Wassers, abgerufen am 4. April 2013.
  11. test 02/2012, Waschmittel: Pulver ist besser. Untersuchung der Stiftung Warentest, abgerufen am 11. Dezember 2012.
  12. F. P. Lang: Neue Farbpflegeadditive für Waschmittel. In: SÖFW-Journal. 131, Nr. 10, 2005, S. 28.
  13. Günter Wagner: Waschmittel. 4., überarb. Auflage. John Wiley & Sons, 2011, ISBN 978-3-527-63540-5, S. 179.
  14. Waschmittel – Feinwaschmittel auf hauswirtschaft.info, abgerufen am 21. März 2013.
  15. Waschmittel für Dunkles: Zu viel schwarze Magie. In: Test.de. 29. März 2001.
  16. EU verhängt Millionenstrafe gegen Waschmittelkartell. In: Tagesschau online. 13. April 2011, abgerufen am 13. April 2011.
  17. Ökologisch Waschen. Abruf: 21. Januar 2012.
  18. M. Uhl, P. Hohenblum, S. Scharf, C. Trimbacher: Hausstaub – Ein Indikator für Innenraumbelastung. (PDF; 2,7 MB). Umweltbundesamt, Wien 2004, S. 6.
  19. Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF): Stinkende Waschmaschinen - WISO - ZDFmediathek - ZDF Mediathek. (Nicht mehr online verfügbar.) In: www.zdf.de. Archiviert vom Original am 6. Januar 2017; abgerufen am 3. August 2016. i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.zdf.de


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