Weihnachtstagung und Authades: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Die Weihnachtstagung zur Begründung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft 1923/1924''' fand vom 24. Dezember 1923 bis zum 1. Januar 1924 in [[Wikipedia:Dornach SO|Dornach]] statt, nachdem schwerwiegende Probleme innerhalb der [[Anthroposophische Gesellschaft|Anthroposophischen Gesellschaft]] und eine wachsende äußere Gegnerschaft eine grundlegende Reorganisation/Neukonstituierung der Gesellschaft notwendig erscheinen ließen. In dem am 24. Dezember 1923 um 11 Uhr 15 vormittags gehaltenen Eröffungsvortrag umriss [[Rudolf Steiner]] die Gesinnung, aus der heraus die Anthroposophische Gesellschaft erneuert werden sollte:
'''Authades''' ({{ELSalt|αυθαδες}} „der Eigen-Willige, Selbstgefällige“, von {{polytonisch|αὐτός}} autós „selbst“ und {{polytonisch|ἡδονή}} hēdonḗ „Lust, Genuss, Begierde“) entspricht in einigen Versionen des vor allem aus der [[Pistis Sophia]] bekannten [[Gnosis|gnostischen]] [[Sophia (Gnosis)|Sophia-Mythos]] dem [[Demiurg]]en [[Jaldabaoth]], dem Schöpfer und Beherrscher der [[materiell]]en [[Äon (Gnosis)|Äonen]]. Anders als Jaldabaoth steht er allerdings hierarchisch etwas höher als [[Sophia (Gnosis)|Sophia]] und wurde entsprechend auch nicht von ihr erschaffen. Eifersüchtig wacht er darüber, dass sich Sophia nicht dem göttlichen Licht zuwendet. Die [[Dämon]]en, die seine Diener sind, rauben der Sophia die göttlichen Lichtfunken, schmücken sich selbst damit und gaukeln ihr dadurch vor, Wesen der wahren göttlichen Welt zu sein.


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[[Kategorie:Gnosis]]
"Anknüpfen wollen wir heute an dasjenige, woran wir so sehr
gern angeknüpft hätten schon 1913. Da wollen wir den Faden wiederum
aufnehmen, meine lieben Freunde, und wollen als obersten
Grundsatz in unsere Seelen einschreiben für die anthroposophische
Bewegung, die ihre Hülle haben soll in der Anthroposophischen
Gesellschaft, daß alles in ihr geistgewollt ist, daß sie sein will eine
Erfüllung desjenigen, was die Zeichen der Zeit mit leuchtenden
Lettern zu den Herzen der Menschen sprechen.
 
Nur wenn wir in dieser Art die anthroposophische Bewegung in
uns selbst zu unserer tiefsten Herzensangelegenheit machen können,
wird die Anthroposophische Gesellschaft bestehen. Wenn wir
das nicht können, wird sie nicht bestehen. Denn das wichtigste von
allem, was hier getan werden soll in diesen Tagen, ist zu tun in Ihrer
aller Herzen, meine lieben Freunde. Was wir sagen und hören, wir
werden es nur in der rechten Weise zum Ausgangspunkt für die Entwickelung
der anthroposophischen Sache machen, wenn unser
Herzblut dafür zu schlagen fähig ist. Und aus diesem Grunde eigentlich,
meine lieben Freunde, haben wir Sie hierher gerufen, um im
echten anthroposophischen Sinne eine Harmonie von Herzen hervorzurufen.
Und wir geben uns der Hoffnung hin, daß gerade dieser
Appell in der rechten Weise verstanden werden könne." {{Lit|{{G|260|35f}}}}
</div>
 
Die Grundsteinlegung der [[Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft|Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft]] erfolgte am 25. Dezember 1923 um 10 Uhr vormittags, indem [[Rudolf Steiner]] den Grundstein, der von nun an das geistige Fundament der erneuerten Gesellschaft bilden sollte, in Form des [[Grundsteinspruch]]es - als eine der Gegenwart gemäße Fassung des alten Mysterienwortes: «[[Erkenne dich selbst!]]» - in die Herzen der Mitglieder legte {{Lit|{{G|260|60ff}}}}.
 
In den am 1. Januar 1924 gesprochenen Abschiedsworten charakterisierte Rudolf Steiner eindringlich das Zukunftsziel des anthroposophischen Strebens:
 
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"Und hier in
Dornach muß eine Stätte sein, wo für diejenigen Menschen, die es
hören wollen, gesprochen werden kann von allen wichtigen, unmittelbaren
Erlebnissen in der geistigen Welt. Hier muß eine Stätte
sein, wo die Kraft gefunden wird, nicht bloß in ausspintisierender,
dialektisch-empirischer Wissenschaftlichkeit der Gegenwart hinzu-
deuten darauf, daß es da oder dort solche kleinen Spuren des Geistigen
gibt, sondern wenn Dornach seine Aufgabe erfüllen will, dann
muß hier offen von dem, was in der geistigen Welt vorgeht geschichtlich,
was in der geistigen Welt vorgeht als Impulse, die dann
in das natürliche Dasein hineingehen und die Natur beherrschen,
es muß in Dornach von wirklichen Erlebnissen, von wirklichen
Kräften, von wirklichen Wesenheiten der geistigen Welt der Mensch
hören können. Hier muß die Hochschule der wirklichen Geisteswissenschaft
sein." {{Lit|{{G|260|275f}}}}
</div>
 
In diesem Sinn begründete Rudolf Steiner im Anschluss an die Weihnachtstagung die [[Freie Hochschule für Geisteswissenschaft]]. In der Hochschularbeit soll die [[geistige Welt]], die in der [[Anthroposophie]] zunächst in [[Idee]]nform beschrieben wird, durch höhere Ausdrucksformen dargestellt werden, die unmittelbar der geistigen Welt selbst entlehnt sind. Rudolf Steiner erneuerte damit die von ihm von [[Wikipedia:1904|1904]] bis zum Ausbruch des [[Wikipedia:Erster Weltkrieg|1. Weltkriegs]] [[Wikipedia:1914|1914]] in drei Klassen geführte [[Esoterische Schule]], die aber nun in zeitgemäßer Form nicht mehr als Geheimschule, sondern im vollen Licht der Öffentlichkeit geführt werden sollte, und erweiterte sie zugleich um künstlerische und wissenschaftliche Sektionen. Die von Rudolf Steiner im Rahmen der Hochschule gehaltenen esoterischen [[Klassenstunden]] sind mittlerweile in [[GA 270]] in vollem Umfang veröffentlicht:
 
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{|left
|-
|Band I:
|1. - 9. Stunde  {{Vorträge|270a}}
|-
|Band II:
|10. - 19. Stunde {{Vorträge|270b}}
|-
|Band III:
|7 Wiederholungsstunden, 4 Einzelstunden in Prag, Bern und London (2) {{Vorträge|270c}}
|-
|Band IV:
|Tafelband [http://anthrowiki.at/images/9/90/GA_270i.pdf pdf]
|-
|}
</div>
 
== Literatur ==
 
#Rudolf Steiner: ''Die Weihnachtstagung zur Begründung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft 1923/24'', [[GA 260]] (1994), ISBN 3-7274-2602-0 {{Vorträge|260}} {{Vorträge1|147}}
#Rudolf Steiner: ''Die Konstitution der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. Der Wiederaufbau des Goetheanum'', [[GA 260a]] (1987), ISBN 3-7274-2606-3 {{Vorträge|260a}} {{Vorträge1|148}}
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Unterweisungen für die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum 1924'', [[GA 270]] I-IV (1999),  ISBN 3-7274-2700-0
#Rudolf Steiner: ''Der Meditationsweg der Michaelschule in neunzehn Stufen''. Rudolf Steiners esoterisches Vermächtnis aus dem Jahre 1924, Perseus Vlg. Basel 2011 ISBN 978-3-907564-79-0
#Rudolf Steiner: ''Der Meditationsweg der Michaelschule, Ergänzungsband''. Die Wiederholungsstunden in Prag, Bern, London und Dornach, Perseus Vlg., Basel 2011 ISBN ISBN 978-3-907564-87-5
 
 
{{GA}}
 
[[Kategorie:Anthroposophische Gesellschaft]] [[Kategorie:Weihnachtstagung]]

Version vom 21. Dezember 2016, 19:39 Uhr

Authades (griech. αυθαδες „der Eigen-Willige, Selbstgefällige“, von αὐτός autós „selbst“ und ἡδονή hēdonḗ „Lust, Genuss, Begierde“) entspricht in einigen Versionen des vor allem aus der Pistis Sophia bekannten gnostischen Sophia-Mythos dem Demiurgen Jaldabaoth, dem Schöpfer und Beherrscher der materiellen Äonen. Anders als Jaldabaoth steht er allerdings hierarchisch etwas höher als Sophia und wurde entsprechend auch nicht von ihr erschaffen. Eifersüchtig wacht er darüber, dass sich Sophia nicht dem göttlichen Licht zuwendet. Die Dämonen, die seine Diener sind, rauben der Sophia die göttlichen Lichtfunken, schmücken sich selbst damit und gaukeln ihr dadurch vor, Wesen der wahren göttlichen Welt zu sein.