Sophokles und Subkultur: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
 
imported>Joachim Stiller
(Die Seite wurde neu angelegt: „'''Subkultur''' ist eine soziologische Bezeichnung für die mehr oder weniger abweichende Kultur der Teilgruppe einer Gesellschaft (Soziol…“)
 
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Archeologico firenze, bronzi della Meloria, sofocle.JPG|mini|Sophokles]]
'''Subkultur''' ist eine [[Soziologie|soziologische]] Bezeichnung für die mehr oder weniger abweichende [[Kultur]] der Teilgruppe einer [[Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaft]]. Der Grad der Abweichung reicht von bloßen Modifikationen bis zu ausdrücklichen Gegenpositionen. Ursprünglich wurde der Begriff ''Subkultur'' im Rahmen der [[Kriminalsoziologie]] verwendet. Inzwischen wird er allgemeiner für die Bezeichnung unterschiedlicher Lebensstile gebraucht.
[[Datei:Giroust Oedipus at Colonus.JPG|mini|300px|Jean-Antoine-Théodore Giroust: ''Ödipus auf Kolonos'' (1788)]]


'''Sophokles''' ({{ELSalt|Σοφοκλῆς}} „der ob seiner Weisheit gerühmte“, von {{polytonisch|σοφία}} ''sophia'' „[[Weisheit]]“ und {{polytonisch|κλῆς}} ''kles'' „Ruhm“, etymologisch verwandt mit [[dt.]] Worten wie „Glanz“, „Glas“; * [[Wikipedia:497 v. Chr.|497]]/[[Wikipedia:496 v. Chr.|496 v. Chr.]] in [[Wikipedia:Kolonos|Kolonos]]; † [[Wikipedia:406 v. Chr.|406]]/[[Wikipedia:405 v. Chr.|405 v. Chr.]] in [[Wikipedia:Athen|Athen]]) war neben [[Aischylos]] und [[Euripides]] einer der bedeutendsten [[Griechen|griechischen]] [[Tragödie]]ndichter der [[Antike]].
Der Subkulturansatz basiert darauf, dass große soziale Systeme in unterschiedliche Subsysteme ausdifferenziert sind, die sich dadurch unterscheiden können, dass in ihnen unterschiedliche, nuancierte [[Soziale Norm|Normen]] gelten. Diese Normen können von denen des Gesamtsystems relativ stark abweichen. Dennoch bleibt eine Übereinstimmung bei einigen Basis-Normen, sonst wäre die subkulturelle Gruppe nicht Teil des Gesamtsystems. Werden viele Basis-Werte nicht geteilt, ist im Zusammenhang von Protestbewegungen von [[Gegenkultur]] und im Zusammenhang von [[Einwanderung|Migration]] von [[Kulturkonflikttheorie|Kulturkonflikten]] die Rede.


== Leben ==
== Begriffsgeschichte ==
Erstmals verwendet wurde das Wort „Subkultur“ (engl. ''subculture'') vom amerikanischen Soziologen [[Milton M. Gordon]], der ihn in den [[1940er|1940er-Jahren]] auf [[Ethnie|ethnische]] Gruppierungen (Viertelbildungen) in US-amerikanischen Städten bezog.<ref>[[Milton M. Gordon]]: [https://www.jstor.org/discover/10.2307/2572602?uid=3738840&uid=2&uid=4&sid=21104411059851 ''The Concept of the Sub-Culture and Its Application'']. In: ''Social Forces'' Vol. 26, No. 1 (Oktober 1947), S. 40–42</ref><ref>[[Bodo Mrozek]], ''Subkultur und Cultural Studies. Ein kulturwissenschaftlicher Begriff in zeithistorischer Perspektive''. In: Ders. und Alexa Geisthövel (Hrsg.), ''Popgeschichte''. Band 1: ''Konzepte und Methoden'', transcript, Bielefeld 2014, ISBN  978-3-8376-2528-8, S. 101–126, hier S. 104.</ref> Für eine Zeit lang blieb diese Verwendung die dominierende; so entwickelte [[Albert K. Cohen]] in den 1950er-Jahren auf Basis von Untersuchungen der ''[[Chicagoer Schule (Soziologie)|Chicagoer Schule der Soziologie]]'' (vor allem bezogen auf jugendliche, ethnisch homogene ''Street Gangs'') eine [[Mikrosoziologie|mikrosoziologische]] „Subkulturtheorie“. Demnach hatten solche abweichenden Gruppen eigene Normen entwickelt, die sich vor allem vom [[Wertesystem|Wertekanon]] der weißen [[Mittelschicht]] bewusst absetzten, dabei aber keineswegs emanzipatorische oder gar revolutionäre Absichten verfolgten, sondern teilweise eigene, oft eher [[archaisch]] anmutende Regeln aufstellten.


Sophokles wurde ~ 496 v. Chr. in Kolonos nahe Athen als Sohn des wohlhabenden Waffenschmiedes Sophilos geboren und genoss, hochbegabt für Tanz und Musik, eine ausgezeichnete Ausbildung. Bei der großen Feier anlässlich des Sieges über die Perser bei Salamis (480) führte der bildschöne Jüngling den Knabenchor an.  
Insbesondere im Umfeld der britischen ''[[Cultural Studies]]'' (u.&nbsp;a. [[Dick Hebdige]]) wurde der Begriff später auch auf die im England der 1960er-Jahre entstehenden, oft klassenspezifischen [[Jugendkultur]]en (z.&nbsp;B. [[Mod (Subkultur)|Mods]], [[Rocker (Subkultur)|Rocker]] oder [[Skinhead]]s, [[Hip-Hop (Subkultur)|Hip-Hopper]], [[Hippies]], später auch auf [[Punk]]s) angewendet und seit Anfang der 1990er-Jahre für [[Freetekno]]. Zu Beginn der 1970er-Jahre erschien in Deutschland das vielzitierte Buch ''Theorie der Subkultur'' von [[Rolf Schwendter]], in dem unter anderem „progressive“ (Hippies, Protestbewegung) und „regressive“ ([[Neonazi]]s) Subkulturen an den „Rändern“ der Hauptkultur verortet wurden – diese Ansichtsweise war jedoch stark von den damaligen oft idealisierenden und politisierenden Vorstellungen einer die Gesellschaft konterkarierenden und eventuell mittelfristig verändernden „Gegenkultur“ geprägt.


468 nahm Sophokles das erste Mal am Dichterwettkampf teil und errang sogleich den ersten Preis. Von den vermutlich 123 Stücken, die er verfasst hat, sind nur 7 Tragödien und das Fragment eines Satyrspiels erhalten. Seiner Ehe mit Nikostrate entstammte sein Sohn Iophon, der ebenfalls als Dichter zweimal im Wettkampf siegte. Hoch angesehen und beliebt in Athen, bekleidete Sophokles verschiedene hohe Staatsämter.  
Heute wird der Begriff der „Subkultur“ in der Wissenschaft seltener verwendet. Dies ist hauptsächlich deshalb der Fall, weil die Definition einerseits unklar ist – zumeist ist davon die Rede, dass eine Gruppe „weitgehend“ andere Normen als die Hauptkultur aufweist –, andererseits die meisten so bezeichneten Gruppen sich selbst abweichend auffassen. Der Begriff kann gerade wegen seines populären Gebrauches oft nur schwerlich wertfrei verwendet werden. So wird es immer noch bisweilen als ungewohnt empfunden, wenn er beispielsweise für ein Parlament oder auch für eine Konfessionsgruppe angewendet wird.


443 wurde er Schatzmeister des Attisch-Delischen Seebundes. Zusammen mit seinem Freund Perikles, dem großen Staatsmann und Feldherrn, war er für zwei Jahre als Stratege tätig.  
== Begriffsverwendungen ==
Ein deutliches Beispiel für Subkulturen, die durch sehr viele elementare Gemeinsamkeiten womöglich bis zur [[Ghettoisierung]] zusammengehalten werden und sich damit der Erfassung als bloße Szenen entziehen, sind religiöse (religiös-soziale) Minderheiten wie zum Beispiel der Katholizismus in England oder im Kulturkampf oder der Islam gegenwärtig in manchen Teilen Europas. Hier ist der um Wertfreiheit bemühte Subkulturbegriff effizient und offen für anschließende Studien auch intersubkultureller Beziehungen.<ref>Für den Katholizismus in der Schweiz: Urs Altermatt: ''Identität und Emanzipation einer konfessionellpolitischen Minderheit'', ZSK 73 (1979), S. 169–192 mit Erörterungen zum Begriff der Subkultur. Zur Anwendung kommt diese Begrifflichkeit in Altermatts ''Der Weg der Schweizer Katholiken ins Ghetto. Die Entstehungsgeschichte der nationalen Volksorganisationen im Schweizer Katholizismus 1848–1919.'' 3. Aufl. Zürich/Köln 1995.</ref>


Als Priester des athenischen Heilgottes Amynos richtete er in seinem Haus eine Kultstätte des [[Asklepios]] ein und wirkte auch als [[Medium]], durch das die Götter sprachen. Nach der gescheiterten Sizilischen Expedition (411) gehörte er der Zehnerkommission an, die die zerrütteten Staatsangelegenheiten wieder ordnen sollte.
Nur noch selten benutzt wird die Bezeichnung von [[Beruf]]sgruppen als „Subkulturen“. Am ehesten trifft die Bezeichnung auf [[Fahrendes Volk]] oder [[Schausteller]] zu, die nicht nur ihre Arbeit, sondern auch ihr Privatleben zum größten Teil in ihrer jeweiligen Gruppe verbringen; doch auch andere Berufsgruppen (z.&nbsp;B. [[Seeleute]], [[Diplomat]]en oder [[Klerus|Kleriker]]) tragen insoweit deutlich subkulturelle Züge.


Sophokles starb ~ 406 hochgeehrt über 90-jährig in Athen. Die Athener verherrlichten ihn als Heros „Dexion“ und Legenden um Leben und Tod des Sophokles entstanden.
Am ehesten den gängigen Auffassungen von „Subkultur“ entsprechen heute die Szenen der Konsumenten bestimmter harter [[Droge]]n ([[Junkie]]s) oder auch von Angehörigen [[Kriminalität|krimineller]] Berufe oder Netzwerke – diese Personen sind per Definition zu einem großen Teil ihres Alltags in die entsprechende Gruppe und ihre spezifischen Normen eingebunden.<ref>Vgl. die klassische Studie [[Edwin H. Sutherland]]s ''The professional thief''.</ref>


{{GZ|Sophokles, der einundneunzig Jahre alt geworden ist, hat mehr
Die Bezeichnung wird auf Gruppen aufgrund ihrer [[Sexuelle Orientierung|sexuellen Orientierung]] oder [[Sexualpräferenz]] angewandt, etwa für [[BDSM]] oder [[Homosexualität|Homosexuelle]]. [[Martin Dannecker]] und [[Reimut Reiche]] definierten 1973 die Subkultur folgendermaßen: „Alle Orte, an denen sich Homosexuelle nicht nur zufällig treffen, seien sie nun öffentlich zugänglich oder nicht.“<ref>{{Der Spiegel|ID=42645559|Titel=Bekennt, daß ihr anders seid|Autor=|Jahr=1973|Nr=11|Seiten=46|Datum=1973-03-12}}</ref>
als achtzig Dramen geschrieben, sieben davon sind erhalten! Kennt man
einen Menschen, der einundachtzig oder mehr Dramen geschrieben hat,
von denen nur sieben erhalten sind? Ist das nicht wörtlich wahr: ein
Buch mit sieben Siegeln? Wie kann jemand behaupten, nach dem, was
überliefert ist, das Griechentum zu kennen, wenn er sich einfach vorhalten
muß, vierundsiebzig Sophokleische Dramen, die die Griechen
entzückt, erhoben haben, sind nicht da? [...] einundneunzig Jahre alt ist er geworden, die Verwandten
haben so lange auf die Erbschaft warten müssen; da haben sie
gesucht, Zeugnisse zu bekommen, daß Sophokles schwachsinnig geworden
sei und nicht mehr sein eigenes Vermögen verwalten könne. Da
konnte er sich nicht anders retten, als daß er den «Ödipus auf Kolonos»
schrieb. Damit konnte er wenigstens beweisen, daß er noch nicht
schwachsinnig geworden war. Ob es bei heutigen Rezensenten nützen
würde, weiß ich nicht, damals hat es aber geholfen. Aber wer sich in
eine solche Tatsache hinein vertieft, in die Tragik des neunzigjährigen
Sophokles, der wird zu gleicher Zeit ermessen, wie schwer es ist, den
Weg zu finden zu einer menschlichen Individualität; wie diese menschliche
Individualität in komplizierter Weise mit den Weltenereignissen
zusammenhängt.|172|48f}}


== Vollständig erhaltene Werke ==
Zuweilen wurden auch ganze [[soziale Klasse]]n als Subkulturen bezeichnet. Diese Verwendung ist zu einem gewissen Grad plausibel, da die Mitglieder einer Klasse (z.&nbsp;B. [[Bauern]], [[Adel]], [[Bürgertum|Bourgeoisie]], [[Proletariat]]) eigene Werte, Normen und Verhaltensweisen entwickelt haben. Allerdings stellen diese sozialen Gruppen sozusagen ohnehin die „Grundbausteine“ der Gesellschaft dar, die zwar zum gegenwärtigen Zeitpunkt vorrangig von bürgerlichen Werten und Normen dominiert ist, in der aber schon immer auch abweichende Gepflogenheiten der [[Soziale Klasse|Unter- bzw. Oberklassen]] impliziert waren. Als Subkulturen im soziologischen Sinn können indes einzelne Berufsstände oder [[Kaste]]n innerhalb von Gesellschaften betrachtet werden, die selber keine [[Ständegesellschaft|Stände-]] oder Kastengesellschaften sind.


* [[Wikipedia:Antigone (Sophokles)|Antigone]], 442 v. Chr.
Nach wie vor häufig werden neben den oben genannten, zumeist über Musik und Kleidung definierten Jugendkulturen bzw. -szenen, wie z. B. [[Punk]] (siehe den Artikel [[Subkultur (Musik)]]), auch Gruppierungen als „Subkulturen“ bezeichnet, die eine bestimmte Sportart betreiben; Beispiele sind [[Wellenreiten|Surfer]] oder [[Skateboard]]er. Auch die [[Hacker]] als Phänomen des Computerzeitalters wurden zum Teil so benannt. Bei all diesen Gruppierungen ist zu beachten, dass ihre Aktivitäten immer nur einen (wenn auch zuweilen wesentlichen) Teil des Lebensvollzuges einnehmen und die Normen der Hauptkultur nach wie vor eine wichtige Bedeutung haben, weshalb im sozialwissenschaftlichen Sinne der Begriff ''[[Szene (Volkskunde)|Szene]]'' zutreffender ist als der der Subkultur.
* [[Wikipedia:König Ödipus|König Ödipus]], 429–425 v. Chr.
* [[Wikipedia:Ödipus auf Kolonos|Ödipus auf Kolonos]], 401 v. Chr. postum aufgeführt
* [[Wikipedia:Aias (Sophokles)|Aias]], 455–450 v. Chr.
* [[Wikipedia:Die Trachinierinnen|Die Trachinierinnen]], vor 442 v. Chr.
* [[Wikipedia:Elektra (Sophokles)|Elektra]], ca. 413 v. Chr.
* [[Wikipedia:Philoktetes (Drama)|Philoktetes]], 409 v. Chr.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Subkultur}}
* {{WikipediaDE|Subkultur}}


* {{WikipediaDE|Sophokles}}
== Literatur ==
* Mike Brake: ''Soziologie der jugendlichen Subkulturen. Eine Einführung.'' Campus, Frankfurt am Main/New York 1981, ISBN 3-593-32549-7.
* Albert K. Cohen: ''Kriminelle Jugend. Zur Soziologie jugendlichen Bandenwesens.'' Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1961.
* Jens Gehret (Hrsg.): ''Gegenkultur. Von Woodstock bis Tunix. Von 1969 bis 1981.'' 3. Auflage, MarGis, Asslar 1985, ISBN 3-921764-12-2.
* Joachim S. Hohmann: ''Homosexualität und Subkultur.'' 2. veränderte und erweiterte Auflage, Foerster, Frankfurt am Main/Berlin 1984, ISBN 3-922257-27-5.
* Walter Hollstein: ''Der Untergrund. Zur Soziologie jugendlicher Protestbewegungen.'' Luchterhand, Neuwied/Berlin 1969.
* Rolf Schwendter: ''Theorie der Subkultur.'' 4. Auflage mit einem neuen Nachwort, Europäische Verlags-Anstalt, Hamburg 1993, ISBN 3-434-46210-4.
* Laszlo A. Vaskovics: ''Subkulturen – ein überholtes analytisches Konzept?'' In: Max Haller und Hans-Joachim Hoffmann-Nowotny (Hrsg.), ''Verhandlungen des 24. Deutschen Soziologentags, des 11. Österreichischen Soziologentags und des 8. Kongresses der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie in Zürich 1988'', Campus, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-593-34156-5, S. 587–599 ([http://www.ssoar.info/ssoar/bitstream/handle/document/17923/ssoar-1989-vaskovics-subkulturen_-_ein_uberholtes_analytisches.pdf?sequence=1 Online-Version], PDF, abgerufen am 1. Juni 2015).
* Rolf Lindner: ''Subkultur. Stichworte zur Wirkungsgeschichte eines Konzepts.'' In: Boris Kerenski & Sergiu Stefanescu: ''Kaltland Beat. Neue deutsche Szene.'' Ithaka, Stuttgart 1999.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wikiquote|Sophokles}}
* Lemma: [http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/politiklexikon/18314/subkultur ''Subkultur''], Das Politiklexikon, Bundeszentrale für politische Bildung, abgerufen am 1. Juni 2015.
{{Wikisource|Sophokles}}
* Lemma: [http://filmlexikon.uni-kiel.de/index.php?action=lexikon&tag=det&id=5662 ''Subkultur''], Lexikon der Filmbegriffe, [[Christian-Albrechts-Universität zu Kiel]], abgerufen am 1. Juni 2015.
{{Wikisource|el:Σοφοκλής|Sophokles (griechisch)}}
* [http://www.reflecta.org/identitaeten-i-subkulturen/ ''Identitäten I – Subkulturen''], Reflecta, abgerufen am 5. September 2016.
{{Commonscat|Sophocles|Sophokles}}


{{Normdaten|TYP=p|GND=118615688|LCCN=n/79/127755|VIAF=101760867}}
== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:Literatur]]
{{Normdaten|TYP=s|GND=4058326-0}}
[[Kategorie:Dichter]]
[[Kategorie:Antike]]
[[Kategorie:Drama]]
[[Kategorie:Griechisch-Römische Kultur]]
[[Kategorie:Geboren 496 v. Chr.]]
[[Kategorie:Gestorben im 5. Jahrhundert v. Chr.]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Personendaten
[[Kategorie:Subkultur|!]]
|NAME=Sophokles
{{Wikipedia}}
|ALTERNATIVNAMEN=Σοφοκλῆς (griechisch)
|KURZBESCHREIBUNG=klassischer griechischer Dichter
|GEBURTSDATUM=496 v. Chr.
|GEBURTSORT=Athen
|STERBEDATUM=um 405 v. Chr.
|STERBEORT=Athen
}}

Version vom 28. Dezember 2021, 15:11 Uhr

Subkultur ist eine soziologische Bezeichnung für die mehr oder weniger abweichende Kultur der Teilgruppe einer Gesellschaft. Der Grad der Abweichung reicht von bloßen Modifikationen bis zu ausdrücklichen Gegenpositionen. Ursprünglich wurde der Begriff Subkultur im Rahmen der Kriminalsoziologie verwendet. Inzwischen wird er allgemeiner für die Bezeichnung unterschiedlicher Lebensstile gebraucht.

Der Subkulturansatz basiert darauf, dass große soziale Systeme in unterschiedliche Subsysteme ausdifferenziert sind, die sich dadurch unterscheiden können, dass in ihnen unterschiedliche, nuancierte Normen gelten. Diese Normen können von denen des Gesamtsystems relativ stark abweichen. Dennoch bleibt eine Übereinstimmung bei einigen Basis-Normen, sonst wäre die subkulturelle Gruppe nicht Teil des Gesamtsystems. Werden viele Basis-Werte nicht geteilt, ist im Zusammenhang von Protestbewegungen von Gegenkultur und im Zusammenhang von Migration von Kulturkonflikten die Rede.

Begriffsgeschichte

Erstmals verwendet wurde das Wort „Subkultur“ (engl. subculture) vom amerikanischen Soziologen Milton M. Gordon, der ihn in den 1940er-Jahren auf ethnische Gruppierungen (Viertelbildungen) in US-amerikanischen Städten bezog.[1][2] Für eine Zeit lang blieb diese Verwendung die dominierende; so entwickelte Albert K. Cohen in den 1950er-Jahren auf Basis von Untersuchungen der Chicagoer Schule der Soziologie (vor allem bezogen auf jugendliche, ethnisch homogene Street Gangs) eine mikrosoziologische „Subkulturtheorie“. Demnach hatten solche abweichenden Gruppen eigene Normen entwickelt, die sich vor allem vom Wertekanon der weißen Mittelschicht bewusst absetzten, dabei aber keineswegs emanzipatorische oder gar revolutionäre Absichten verfolgten, sondern teilweise eigene, oft eher archaisch anmutende Regeln aufstellten.

Insbesondere im Umfeld der britischen Cultural Studies (u. a. Dick Hebdige) wurde der Begriff später auch auf die im England der 1960er-Jahre entstehenden, oft klassenspezifischen Jugendkulturen (z. B. Mods, Rocker oder Skinheads, Hip-Hopper, Hippies, später auch auf Punks) angewendet und seit Anfang der 1990er-Jahre für Freetekno. Zu Beginn der 1970er-Jahre erschien in Deutschland das vielzitierte Buch Theorie der Subkultur von Rolf Schwendter, in dem unter anderem „progressive“ (Hippies, Protestbewegung) und „regressive“ (Neonazis) Subkulturen an den „Rändern“ der Hauptkultur verortet wurden – diese Ansichtsweise war jedoch stark von den damaligen oft idealisierenden und politisierenden Vorstellungen einer die Gesellschaft konterkarierenden und eventuell mittelfristig verändernden „Gegenkultur“ geprägt.

Heute wird der Begriff der „Subkultur“ in der Wissenschaft seltener verwendet. Dies ist hauptsächlich deshalb der Fall, weil die Definition einerseits unklar ist – zumeist ist davon die Rede, dass eine Gruppe „weitgehend“ andere Normen als die Hauptkultur aufweist –, andererseits die meisten so bezeichneten Gruppen sich selbst abweichend auffassen. Der Begriff kann gerade wegen seines populären Gebrauches oft nur schwerlich wertfrei verwendet werden. So wird es immer noch bisweilen als ungewohnt empfunden, wenn er beispielsweise für ein Parlament oder auch für eine Konfessionsgruppe angewendet wird.

Begriffsverwendungen

Ein deutliches Beispiel für Subkulturen, die durch sehr viele elementare Gemeinsamkeiten womöglich bis zur Ghettoisierung zusammengehalten werden und sich damit der Erfassung als bloße Szenen entziehen, sind religiöse (religiös-soziale) Minderheiten wie zum Beispiel der Katholizismus in England oder im Kulturkampf oder der Islam gegenwärtig in manchen Teilen Europas. Hier ist der um Wertfreiheit bemühte Subkulturbegriff effizient und offen für anschließende Studien auch intersubkultureller Beziehungen.[3]

Nur noch selten benutzt wird die Bezeichnung von Berufsgruppen als „Subkulturen“. Am ehesten trifft die Bezeichnung auf Fahrendes Volk oder Schausteller zu, die nicht nur ihre Arbeit, sondern auch ihr Privatleben zum größten Teil in ihrer jeweiligen Gruppe verbringen; doch auch andere Berufsgruppen (z. B. Seeleute, Diplomaten oder Kleriker) tragen insoweit deutlich subkulturelle Züge.

Am ehesten den gängigen Auffassungen von „Subkultur“ entsprechen heute die Szenen der Konsumenten bestimmter harter Drogen (Junkies) oder auch von Angehörigen krimineller Berufe oder Netzwerke – diese Personen sind per Definition zu einem großen Teil ihres Alltags in die entsprechende Gruppe und ihre spezifischen Normen eingebunden.[4]

Die Bezeichnung wird auf Gruppen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Sexualpräferenz angewandt, etwa für BDSM oder Homosexuelle. Martin Dannecker und Reimut Reiche definierten 1973 die Subkultur folgendermaßen: „Alle Orte, an denen sich Homosexuelle nicht nur zufällig treffen, seien sie nun öffentlich zugänglich oder nicht.“[5]

Zuweilen wurden auch ganze soziale Klassen als Subkulturen bezeichnet. Diese Verwendung ist zu einem gewissen Grad plausibel, da die Mitglieder einer Klasse (z. B. Bauern, Adel, Bourgeoisie, Proletariat) eigene Werte, Normen und Verhaltensweisen entwickelt haben. Allerdings stellen diese sozialen Gruppen sozusagen ohnehin die „Grundbausteine“ der Gesellschaft dar, die zwar zum gegenwärtigen Zeitpunkt vorrangig von bürgerlichen Werten und Normen dominiert ist, in der aber schon immer auch abweichende Gepflogenheiten der Unter- bzw. Oberklassen impliziert waren. Als Subkulturen im soziologischen Sinn können indes einzelne Berufsstände oder Kasten innerhalb von Gesellschaften betrachtet werden, die selber keine Stände- oder Kastengesellschaften sind.

Nach wie vor häufig werden neben den oben genannten, zumeist über Musik und Kleidung definierten Jugendkulturen bzw. -szenen, wie z. B. Punk (siehe den Artikel Subkultur (Musik)), auch Gruppierungen als „Subkulturen“ bezeichnet, die eine bestimmte Sportart betreiben; Beispiele sind Surfer oder Skateboarder. Auch die Hacker als Phänomen des Computerzeitalters wurden zum Teil so benannt. Bei all diesen Gruppierungen ist zu beachten, dass ihre Aktivitäten immer nur einen (wenn auch zuweilen wesentlichen) Teil des Lebensvollzuges einnehmen und die Normen der Hauptkultur nach wie vor eine wichtige Bedeutung haben, weshalb im sozialwissenschaftlichen Sinne der Begriff Szene zutreffender ist als der der Subkultur.

Siehe auch

Literatur

  • Mike Brake: Soziologie der jugendlichen Subkulturen. Eine Einführung. Campus, Frankfurt am Main/New York 1981, ISBN 3-593-32549-7.
  • Albert K. Cohen: Kriminelle Jugend. Zur Soziologie jugendlichen Bandenwesens. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1961.
  • Jens Gehret (Hrsg.): Gegenkultur. Von Woodstock bis Tunix. Von 1969 bis 1981. 3. Auflage, MarGis, Asslar 1985, ISBN 3-921764-12-2.
  • Joachim S. Hohmann: Homosexualität und Subkultur. 2. veränderte und erweiterte Auflage, Foerster, Frankfurt am Main/Berlin 1984, ISBN 3-922257-27-5.
  • Walter Hollstein: Der Untergrund. Zur Soziologie jugendlicher Protestbewegungen. Luchterhand, Neuwied/Berlin 1969.
  • Rolf Schwendter: Theorie der Subkultur. 4. Auflage mit einem neuen Nachwort, Europäische Verlags-Anstalt, Hamburg 1993, ISBN 3-434-46210-4.
  • Laszlo A. Vaskovics: Subkulturen – ein überholtes analytisches Konzept? In: Max Haller und Hans-Joachim Hoffmann-Nowotny (Hrsg.), Verhandlungen des 24. Deutschen Soziologentags, des 11. Österreichischen Soziologentags und des 8. Kongresses der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie in Zürich 1988, Campus, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-593-34156-5, S. 587–599 (Online-Version, PDF, abgerufen am 1. Juni 2015).
  • Rolf Lindner: Subkultur. Stichworte zur Wirkungsgeschichte eines Konzepts. In: Boris Kerenski & Sergiu Stefanescu: Kaltland Beat. Neue deutsche Szene. Ithaka, Stuttgart 1999.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Milton M. Gordon: The Concept of the Sub-Culture and Its Application. In: Social Forces Vol. 26, No. 1 (Oktober 1947), S. 40–42
  2. Bodo Mrozek, Subkultur und Cultural Studies. Ein kulturwissenschaftlicher Begriff in zeithistorischer Perspektive. In: Ders. und Alexa Geisthövel (Hrsg.), Popgeschichte. Band 1: Konzepte und Methoden, transcript, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-8376-2528-8, S. 101–126, hier S. 104.
  3. Für den Katholizismus in der Schweiz: Urs Altermatt: Identität und Emanzipation einer konfessionellpolitischen Minderheit, ZSK 73 (1979), S. 169–192 mit Erörterungen zum Begriff der Subkultur. Zur Anwendung kommt diese Begrifflichkeit in Altermatts Der Weg der Schweizer Katholiken ins Ghetto. Die Entstehungsgeschichte der nationalen Volksorganisationen im Schweizer Katholizismus 1848–1919. 3. Aufl. Zürich/Köln 1995.
  4. Vgl. die klassische Studie Edwin H. Sutherlands The professional thief.
  5.  Bekennt, daß ihr anders seid. In: Der Spiegel. Nr. 11, 1973, S. 46 (online).
Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Subkultur aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.