Nidanas und Lex Bos: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Nidanas''' (von [[Sanskrit|skrt.]] ''nidana'' = Strick, Schlinge), die '''Zwölfgliedrige Kette des Bedingten Entstehens''' bzw. die '''Zwölf Glieder abhängigen Entstehens''', sind nach [[Buddhismus|buddhistischer]] Lehre die '''zwölf Karmakräfte''' die den [[Mensch]]en immer wieder zu einer neuen Geburt ins [[physisch]]e Dasein herabziehen. Sie sind eng verflochten bzw. überschneiden sich mit den fünf [[Skandhas]], d.h. mit den fünf wesentlichen Faktoren, die den [[Karma|karmisch]] bedingten Charakter der [[Persönlichkeit]] ausmachen.  
'''Alexander Hector Bos''' oder '''Lex Bos''' war ein niederländischer Sozialwissenschaftler und [[Organisationsentwicklung|Organisationsentwickler]]. Er wurde 1925 in Janeber auf [[wikipedia:Java|Java]] geboren und verstarb 2005<ref>http://www.trialog-gmbh.de/Urteilsbildung/page18</ref> (2006<ref>http://www.trias-neustadt.de/urteilsbildung-2013.pdf</ref>) in [[wikipedia:Zeist|Zeist]] (Niederlande). Nach einem Studium der Soziologie in Amsterdam und achtjähriger beruflicher Tätigkeit in einem Beratungsbüro für Betriebseffizienz/-rationalisierung kam er (Jahr) ins von [[Bernard Lievegoed]] begründete [[NPI]] (Niederländisches pädagogisches Institut) und arbeitete dort 33 Jahre als Unternehmensberater bis zu seiner Pensionierung. Auch nach der Pensionierung blieb er im und für das Institut tätig.<ref>http://www.dreigliederung.de/essays/1994-06-007.html</ref> Bos war Mitbegründer der [[Triodos-Bank]] in Zeist.


#  [[avidya]]            = Unwissenheit
== Werk ==
#  [[sanskara]]          = die organisierenden Tendenzen (entspricht dem vierten der [[Skandhas]])
Bos kannte die Anthroposophie von seinem Elternhaus her und beschäftigte sich schon während seines Soziologiestudiums intensiv mit Fragen der [[Soziale Dreigliederung|sozialen Dreigliederung]]. Ein Ergebnis davon ist seine Lehre von der [[Dynamische Urteilsbildung|Dynamischen Urteilsbildung]], die auch Gegenstand seiner Dissertation war, und die entsprechende Praxis im Rahmen von Organisationsberatung.  
#  [[vijnana]]          = Bewußtsein (gleich dem fünften der [[Skandhas]])
#  [[nama rupa]]      = Namen und Form (''rupa'' entspricht dem ersten der [[Skandhas]])
#  shadayadana ([[Wikipedia:Pali|Pali]] salāyatana)  =  was der Verstand aus der Sache macht; auch als die ''sechs Sinnestore'' bezeichnet, umfassend Augen (Sehen), Ohren (Hören), Nase (Riechen), Zunge (Schmecken), Körper (Tasten) und Geist (Denken)
#  sparsha          =  Berührung mit dem Dasein
[[vedana]]           =  [[Gefühl]] bzw. [[Empfindung]] (identisch mit dem zweiten der [[Skandhas]])
#  [[trishna]]            =  Durst nach Dasein
#  [[upadana]]         =  Behagen im Dasein
#  [[bhava]]            = Geburt
#  jati                = was zur Geburt gedrängt hat
#  jaramarana    = was von dem Erdendasein befreit; nämlich Alter und Tod, Schmerz und Klagen, Leid, Betrübnis und Verzweiflung.


Ausführlich wird diese zwölfgliedrige Kette des Bedingten Entstehens im ''Vinayapitaka'' (Mahāvagga) von Buddha selbst nach seinem vollkommenen Erwachen dargestellt:
Das Konzept der dymnamischen Urteilsbildung wurde von Bos in den siebziger Jahren weiter entwickelt. Als Mitarbeiter des NPI "konnte er tagtäglich die Herausforderung erleben, stimmige und funktionierende Urteile zur Basis eines sachgerechten Handelns werden zu lassen. Mit der Grundlage der dynamischen Urteilsbildung war er in der Lage, seinen Kunden einen funktionierenden Ausgangspunkt für dynamische Prozessgestaltung zu geben".<ref>http://www.trialog-gmbh.de/Urteilsbildung/page18</ref>


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"In den Niederlanden, in der Schweiz und in Skandinavien wird sein Modell etwa seit 1980 in Ausbildungen für Organisationsberatung, Mediation und Supervision gelehrt und überwiegend mündlich tradiert, über die Beratungspraxis vieler Berater breitete es sich aus"<ref>http://www.christine-scharlau.de/baechtold_supersaxo.htm</ref>. Bos war auch in Südamerika beratend tätig.
Zu jener Zeit weilte der Erhabene Buddha bei Uruvelā am Ufer des Flusses Nerañjarā am Fuße des Bodhibaumes, zum ersten Male vollkommen erleuchtet. Da saß der Erhabene sieben Tage lang am Fusse des Bodhibaumes mit gekreuzten Beinen, das Glück der Befreiung geniessend.
Und der Erhabene überdachte während der ersten Nachtwache in seinem Geiste vorwärts und rückwärts die Kette des bedingten Entstehens:  


"Aus dem Nichtwissen entstehen die Geistesregungen, aus den Geistesregungen das Bewusstsein, aus dem Bewusstsein Name und Form, aus Name und Form der sechsfache Sinnenbereich, aus dem sechsfachen Sinnenbereich die Berührung (Bewusstseinseindruck), aus der Berührung die Empfindung, aus der Empfindung der Durst, aus dem Durst das Anhaften (Ergreifen), aus dem Anhaften das Werden (Entstehen), aus dem Werden die Geburt, aus der Geburt Alter, Tod, Kummer, Trauer, Unheil, Mißstimmung und Verzweiflung. So verhält es sich mit dem Ursprung dieser ganzen Masse von Leid.
Aus Bos Feder stammen eine Reihe von bedeutenden Beiträgen zur Gestaltung von sozialem Zusammenleben und -arbeiten in Institutionen und Organisationen im Sinne der sozialen Dreigliederung. So wendete er für die Analyse von Gruppendynamik und ihre Verbesserung eine Dreiheit analog Geistesleben - Rechtsleben - Wirtschaftsleben auf die Phänomene Ideenbildung, Äußerung (Brainstorming, kreative Beiträge), Gesprächsführung (Thema, Moderation, persönlicher Umgang) und Gruppenziel (ein zu erbringendes Resultat für andere Menschen, die nicht der Gruppe angehören) an. Unternehmen beriet er in Anlehnung an das Dreiphasen-Modell der Organisationsentwicklung, wie es von Bernard Lievegoed entwickelt wurde.
Durch das gänzliche Aufhören und Verschwinden des Nichtwissens nun hören die Geistesregungen auf, durch das Aufhören der Geistesregungen das Bewusstsein, durch das Aufhören des Bewusstseins Name und Form, durch das Aufhören von Name und Form der sechsfache Sinnenbereich, durch das Aufhören des sechsfachen Sinnenbereichs die Berührung, durch das Aufhören der Berührung die Empfindung, durch das Aufhören der Empfindung der Durst, durch das Aufhören des Durstes das Anhaften, durch das Aufhören des Anhaftens der Werdeprozess, durch das Aufhören des Werdeprozesses die Geburt, durch das Aufhören der Geburt Alter, Tod, Kummer, Trauer, Unheil, Mißstimmung und Verzweiflung. So verhält es sich mit dem Aufhören dieser ganzen Masse von Leiden."
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Die ''Nidanas'' gliedern sich in drei Gruppen, die den seelischen [[Wesensglieder]]n des [[Mensch]]en entsprechen. Die ersten 4 ''Nidanas'' haften an der [[Bewusstseinsseele]], die mittleren vier an der [[Verstandesseele]] und die letzten vier an der [[Empfindungsseele]]. Letztere sind beim [[Tier]] ebenso vorhanden wie beim Menschen.
Hervorzuheben ist, daß Lex Bos auch mit dem Bild des [[gemischter König|gemischten Königs]] arbeitete. Es gibt den gemischten König nicht nur im Großen, als [[Einheitsstaat]], sondern auch im Kleinen, im [[Mikrosozial]]en. Eine jede Entmischung im Kleinen ist gewissermaßen etwas, was die drei befreiten bzw. zu befreienden Könige, den goldenen, silbernen und ehernen König, stärkt, ihnen Nahrung zuführt, - und kann damit ein Beitrag sein auch zur "großen" Dreigliederung des sozialen Organismus, sofern gewisse andere Voraussetzungen einer adäquaten Einordnung in das größere Ganze, zumindest in der Zukunft, gegeben sind (vgl. [[Soziale Plastik]]<ref>Werner Breimhorst hält die (sinnvolle) Anwendbarkeit des Dreigliederungskonzepts auf der mikro- und makrosozialen Ebene für nicht möglich, glaubt aber doch an evolutionäre Möglichkeiten einer Förderung der (makrosozialen) Dreigliederung im Kleinen, allerdings ''nicht'' dreigegliedert! In Beuys Konzept der sozialen Plastik sind solche Wege aber ja schon mitenthalten. Ein Beitrag im Hinblick auf das Ziel der Dreigliederung des gesellschaftlichen Ganzen im Sinne der sozialen Plastik kann sich als selbst dreigegliedert verstehen, muß es aber nicht. Zwar scheint die Idee der sozialen Plastik andererseits in Beliebigkeit zu münden. Das ist aber kein Argument für soziales Künstlertum, sondern eines für die Dreigliederungs''theoretiker''. Deren Aufgabe mag es sein, die Dreigliederungsidee vor der Gefahr des Beliebigen im Sinne von Ausgedachtem zu bewahren. Sylvain Coiplet sieht bei den sog. Organisationsberatern eine Tendenz, sich jeweils eine eigene Dreigliederung auszudenken. Und warum dann auch nicht ein vier- oder fünfgegliedertes Maßnahmekonzept? Unter solche Kritik dürfte allerdings dann wohl auch die [[Sozialorganik]] von [[Herbert Witzenmann]] fallen, die sich auf eine Interpretation des Nationalökonomischen Kurses (GA 340) stützt. Witzenmann entwickelt u.a. einen Rechtsbegriff, der nicht von dem formalen Recht der heutigen Rechtsstaaten ausgeht, das noch auf dem alten römischen Recht beruhe und überwinden werden müsse. Witzenmann präsentiert jedoch nach seinem eigenen Verständnis nichts Ausgedachtes, sondern Ansichten, die sich der Sache nach auf Ausssagen Rudolf Steiners gründen, und zudem auch durch die eigene Forschung im Sinne einer goetheanistischen Phänomenologie belegt seien. (Wie ja übrigens auch [[Wilhelm Schmundt]] glaubt, wissenschaftlich vorzugehen.) (Sylvain Coiplet: ''Die soziale Dreigliederung oder - Wie werden Einrichtungen menschlich''?, 2003 {{HT16|http://www.dreigliederung.de/essays/2003-03-001.html}} ; Werner Breimhorst: ''Mesodreigliederung'', 2005 {{HT16|http://www.forum-dreigliederung.de/alsodrei/g10.html#5.2}}).</ref>.)


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{{LZ|Ich will versuchen das Unternehmen gesund zu machen und ich weiß, daß ein Unternehmen nur gesund ist, wenn es drei Organsysteme hat, die jedes für sich gesund sind und sich gegenseitig anerkennen und stützen. (...) Aber die sind oft unterentwickelt oder so funktionsunfähig (...) Oder vermischt ..., daß sie sich gegenseitig wie ein gemischter König [hemmen, Red.], so in Goethes' Märchen ja? Ein gemischter König, wo sie sich gegenseitig [er]lähmen. Aber trotzdem sind die drei immer da, sei es gemischt oder unterentwickelt oder korrumpiert oder wie auch [immer]. Also man braucht niemals etwas einzuführen, man braucht nur zu befreien, zu gliedern oder auf eigene Beine zu stellen. Und dann erscheint allmählich die Dreigliederung.|Lex Bos, Interview 1994}}
"In der indischen Esoterik unterscheidet man zwölf Kräfte, die den Menschen wieder ins physische Dasein ziehen. Die erste dieser Kräfte ist: Avidya = Unwissenheit. Avidya ist, was uns in das physische Dasein wieder hineinzieht, aus dem einfachen Grunde, weil wir erst dann unsere Mission auf der Erde erfüllt haben, wenn wir alles Wissen herausgezogen haben. Wir haben unsere irdische Mission dagegen nicht vollendet, solange wir noch nicht alles wissen, was wir als Wissen aus dem physischen Dasein herausziehen sollen.


Nach Avidya ist das nächste, was uns zurückzieht, alles, was auf der Erde dadurch enthalten ist, daß wir es selbst gemacht haben und deshalb zu unserer Organisation gehört. Wenn ein Maurer zum Beispiel hier an einem Dom gebaut hat, ist das ein Teil seiner selbst geworden. Die zwei Dinge ziehen sich dann gegenseitig an. Was eine organisierende Tendenz für den Urheber hat, das Werk Leonardo da Vincis ebensogut wie das kleinste Werk hier, bildet ein Organ im Menschen, und daher kommt er wieder zurück. Dies alles zusammen, was der Mensch getan hat, nennt man Sanskara oder organisierende Tendenzen, die den Menschen aufbauen. Das ist es, was ihn als zweites zurückzieht.
Man muß dabei allerdings darauf achten, nicht die [[makrosozial]]e Dreigliederung in ein Unternehmen oder eine Schule hineinzuprojizieren, als tauchte dort die Dreigliederung des sozialen Organismus in der gleichen Weise auf, - als wäre eine Waldorfschule ein kleines Abbild, eine Miniaturausgabe der Gesellschaft.


Nun kommt das dritte. Bevor der Mensch in irgendeine Inkarnation eingetreten ist, hat er nichts gewußt von einer Außenwelt. Das Selbstbewußtsein hat erst mit der ersten Inkarnation angefangen; vorher war der Mensch nicht selbstbewußt. Er mußte erst die Außendinge auf dem physischen Plan wahrnehmen, ehe er das Selbstbewußtsein entwickeln konnte. So wahr den Menschen das, was er getan hat, zurückzieht auf den physischen Plan, so wahr zieht ihn auch das Wissen von den Dingen zurück. Das Bewußtsein ist eine neue Kraft, die ihn an das bindet, was hier ist. Das ist das dritte, was den Menschen hineinzieht in ein neues Erdenleben. Dieses dritte heißt: Vijnana = Bewußtsein.
{{LZ|Kaum eine andere Vorstellung steht dem Verständnis der Steinerschen Idee einer „freien“ Waldorfschule so im Weg wie die populäre Meinung, bei einem „Schulorganismus“ handle es sich um den sozialen Organismus im Sinn der sozialen Dreigliederung, weshalb sich auch alle drei Glieder (Geistesleben, Rechtsleben und Wirtschaftsleben) in der Schulverwaltung wiederfinden müssten. Der Begriff „Mikro-“ bzw. „Meso-Dreigliederung“ ist dabei nur eine von vielen Facetten derselben Vorstellung, auf die das soziale Denken (und in der Folge leider auch die soziale Praxis) in vielen anthroposophischen Einrichtungen häufig zurückzuführen ist. Dabei ist die Fehlinterpretation der sozialen Dreigliederung als Gliederung der einzelnen Institution keineswegs neu - schon Rudolf Steiner musste sich mit ihr auseinandersetzen.|Johannes Mosmann, Die Überwindung der Utopie einer dreigegliederten Waldorfschule, 2015}}


Bis dahin sind wir noch sehr intim innerhalb der Menschenseele geblieben. Als viertes tritt nun auf, was dem Bewußtsein von außen entgegentritt, was ohne den Menschen zwar da war, was er aber erst mit seinem Bewußtsein kennengelernt hat. Dies war ohne sein früheres Dasein da, schließt sich aber erst auf, nachdem sein Bewußtsein es aufgeschlossen hat. Es ist die Trennung zwischen Subjekt und Objekt, oder wie der Sanskritist sagt, die Trennung zwischen Name und Form = Namarupa. Dadurch ist der Mensch beim äußeren Objekt angelangt. Das zieht ihn als viertes zurück, zum Beispiel die Erinnerung an ein Wesen, an das er sich geheftet hat.
Wenn man in einem Unternehmen den Wirtschaftsaspekt seiner Dreigliederung aufsucht, ist darunter nicht zu verstehen, daß das Unternehmen im Kleinen eine Wirtschaft habe, wie es die gesamte Weltwirtschaft im Verhältnis zu Rechtsleben/Staat und Geistesleben ist. Der Wirtschaftsaspekt ist die Warenproduktion, die eine ''Beziehung'' zur Gesamtwirtschaft bedeutet. Nur im Falle einer autarken Hauswirtschaft, einem [[wikipedia:Oikos|Oikos]], könnte man eine Analogie von Gesamtwirtschaft und Wirtschaftsaspekt eines Unternehmens haben. Rudolf Steiner kritisierte ein diesbezügliches Mißverständnis, bezogen auf die Anthroposophische Gesellschaft, scharf:


Das nächste ist, was wir am äußeren Objekt als Vorstellung bilden; zum Beispiel das Bild eines Hundes ist die bloße Vorstellung, die dem Maler aber das Wesentliche ist. Es ist alles, was der Verstand aus der Sache macht: Shadayadana.
{{LZ|Man hat gar nichts verstanden von dem, was ich über die soziale Frage gesprochen habe, wenn man denkt, unsere Gesellschaft hier könne man wie eine Sekte dreigliedern! ... Wollen Sie denn gar nicht verstehen, daß man sich heute nicht in egoistischer, wenn auch gruppenegoistischer Weise abschließen kann und das andere alles unberücksichtigt lassen! Sie wirtschaften doch mit der anderen Wirtschaft des hiesigen Territoriums. Sie beziehen doch Ihre Milch, Käse, Gemüse, dasjenige, was Sie brauchen, von einem Wirtschaftskörper, von dem Sie sich doch nicht isolieren können! Sie können doch wahrhaftig die Zeit nicht reformieren dadurch, daß Sie sich aus dieser Zeit herauslösen. Mir kommt es vor, wenn jemand eine solche Gesellschaft wie diese, zu einem Wirtschaftskörper machen will, geradeso wie wenn einer eine große Familie hat und sagt: Ich beginne jetzt in meiner Familie die Dreigliederung. Diese Ideen sind zu ernst, zu umfassend, sie dürfen nicht in das Kleinlich-Bourgeoise der verschiedenen Sektierereien, die es immer gegeben hat, hineingezerrt werden. Sie müssen im Zusammenhang mit der ganzen Menschheit gedacht werden. Das mit Bezug auf das Wirtschaftsleben. Sie würden sich ja ganz abschließen vom wirklichen praktischen Denken mit Bezug auf den Wirtschaftskreislauf der Welt, wenn Sie eine gruppenegoistische Wirtschaft für eine Sekte einrichten wollen. Und das Rechtsleben: Gründen Sie einmal innerhalb unserer Gesellschaft den Rechtsstaat! Wenn Sie etwas stehlen, wird es ganz und gar bedeutungslos sein, wenn hier drei Leute zusammentreten und urteilen über dieses Stehlen. Es wird das äußere Gericht Sie schon in Anspruch nehmen und urteilen. In bezug auf den Rechtsstaat werden Sie sich aus der äußeren Organisation wahrhaftig nicht herausziehen können!| Rudolf Steiner, GA 190, S.210-211, 3/1980, 14.04.1919, zitiert nach Mosmann, e.d.}}


Nun geht es noch weiter herunter in das Irdische. Die Vorstellung führt uns zu dem, was wir die Berührung mit dem Dasein nennen = Sparsha. Wer am Objekt hängt, steht auf der Stufe von Namarupa. Wer sich Bilder macht, steht auf der Stufe von Shadayadana. Wer aber unterscheidet zwischen Sympathischem und Unsympathischem, der wird zu dem Schönen lieber kommen als zu dem Unschönen. Dies nennt man die Berührung mit dem Dasein = Sparsha.
Bei Institutionen des Geisteslebens wie Schulen (zum Unterschied zu Wirtschaftsunternehmen s. [[Organisation]]) kommt der Aspekt hinzu, daß diese keine Leistungen wie Wirtschaftsunternehmen nach außen abliefern, sondern die Arbeit eine Innenrichtung hat. Solch ein Innenverhältnis kann es auch im Mikrosozialen geben. Nicht jede Gruppendynamik, wie sie Lex Bos dreigegliedert beschreibt, hat mit dem Wirtschaftsaspekt einen Bezug im Sinne einer Outputintention für Gruppenfremde. Wenn das Ziel der Gruppendynamik beispielsweise die Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls ist (ein Rechtsaspekt), dann ist das gleichbedeutend mit einer Innenrichtung des Gruppenziels. Das Produkt verläßt die Gruppe nicht, sondern verbleibt in der Gruppe. Die Auswirkung auf Wirtschaftliches der Gesamtgesellschaft ergibt sich dann später und indirekt. Wie ja auch Schulen keine Waren produzieren, sondern Kindern für ihre Erziehung einen Lebensraum bieten. Erst später, außerhalb der Schule werden diese Menschen dann als Erwachsene wirtschaftlich oder auf andere Weise produktiv.


Etwas anderes als diese Berührung mit der Außenwelt ist aber noch das, was sich dabei im Inneren regt als das innere Gefühl. Jetzt trete ich selbst in Aktion, verbinde mein Gefühl mit der einen oder anderen Sache. Das ist ein neues Element. Es zieht den Menschen weiter hinein, man nennt es Vedana = das Gefühl.
== Nachweise ==
<references />


Durch Vedana entsteht nun wiederum etwas ganz Neues, nämlich der Durst nach Dasein. Die Kräfte, die den Menschen ins Dasein zurückziehen, erwachen immer mehr in ihm selbst. Die oberen Kräfte zwingen mehr oder weniger alle Menschen, sie sind nicht individuell. Zuletzt aber kommen ganz persönliche Kräfte, die ihn wieder in das Irdische hineinziehen. Das ist das achte: Trishna = Durst nach Dasein.
== Werke (Auswahl) ==
Noch subjektiver als der Durst nach Dasein ist etwas, das man nennt: Upadana = Behagen im Dasein. Bei Upadana hat der Mensch etwas mit dem Tier gemeinsam, er empfindet es nur etwas geistiger, und die Aufgabe des Menschen ist es, dieses grobe Seelenelement zu vergeistigen.
*''Was ist Dreigliederung des sozialen Organismus?'', 2. Aufl., Verlag am Goetheanum, 2. überarb. Aufl. 1992 (1984), ISBN 3-7235-0362-4, {{IT|16|http://d-nb.info/930251490/04|Inhaltsverzeichnis}}
 
*''Leitbilder für Sozialkünstler'', Zwanzig Vorträge über Sozialpädagogik aus anthroposophischer Sicht, Verlag am Goetheanum, 1996, ISBN 9783723509579, [http://www.vamg.ch/Detailansicht.5992.0.html?tt_products%5Bproduct%5D=187 Inhaltsangabe]
Dann kommt das individuelle Dasein selbst, die ganze frühere Inkarnation, wenn er schon einmal da war: Bhava = das individuelle Dasein, die Kraft der ganzen Totalität der vorherigen Inkarnation. Die vorherige Inkarnation zieht ihn hinein in das Dasein.
*''Zwölf Drachen im Kampf gegen soziale Initiativen'', Verlag am Goetheanum, 3. Aufl. 2016, ISBN 3723506445
 
*''Christus Wirken im Sozialen'', (Geisteswissenschaftliche Vorträge), Verlag am Goetheanum, 1996, ISBN 3723509444
Damit haben wir eigentlich die Stufen der Nidanas bis zu der Stufe der individuellen Geburt zurückgeführt. Der Esoteriker unterscheidet nun noch zwei Stufen, die über die Zeit des individuellen Daseins hinausgehen. Er unterscheidet da ein Vorstadium, das zur Geburt gedrängt hat, bevor der Mensch jemals inkarniert war. Dies nennt man: Jati = was vor der Geburt zur Geburt gedrängt hat.
*''Das Unterste zuoberst: Über Hierarchie, Gleichwertigkeit und Dienst-Leistung im sozialen Leben'', Trialog-Verlag 2010, Übersetzung Kerstin Andersson, ISBN 978-3-939231-00-4, {{IT|16|http://d-nb.info/103391973x/04|Inhaltsverzeichnis}} Inhaltsvereichnis ; Einleitung S. 7-8: [https://books.google.de/books?id=LE7Nhez9gogC&pg=PA7&lpg=PP1&focus=viewport&hl=de google-view]
 
Mit dem in die Geburt Gedrängtwerden ist zugleich etwas anderes verbunden. Tatsächlich wird uns mit der Geburt schon der Keim des Verfalls mitgegeben, das Streben, aus der individuellen Geburt wieder herauszukommen. Wir sind interessiert daran, daß dieses unser Erdendasein wieder zerfällt und wir befreit werden, alt werden und sterben können = Jaramarana. Das sind die zwölf Nidanas, die wie Stricke wirken und uns immer wieder ins Dasein zurückziehen. (Nidana bedeutet ja Strick, Schlinge.) Es sind drei Gruppen, die zusammengehören:
 
{|align="center" width="400px"
|-
! erste Gruppe !! zweite Gruppe !! dritte Gruppe
|-
| <poem>
Avidya
Sanskara
Vijnana
Namarupa
</poem>
| <poem>
Shadayadana
Sparsha
Vedana
Trishna
</poem>
| <poem>
Upadana
Bhava
Jati
Jaramarana
</poem>
|}
 
Die Seele hat drei Glieder: Die Bewußtseinsseele als höchstes Glied,
dann die Verstandesseele und die Empfindungsseele. Die erste Gruppe
der Nidanas von Avidya bis Namarupa haftet an der Bewußtseinsseele; die zweite Gruppe haftet an der Verstandesseele, und die dritte
von Upadana bis Jaramarana haftet an der Empfindungsseele.
Vijnana ist das Charakteristische für die Bewußtseinsseele; Shadayadana
für die Verstandesseele, und die letzteren vier sind verbunden
mit der Empfindungsseele. Diese letzten vier sind beim Tier ebenso
vorhanden wie beim Menschen." {{Lit|{{G|093a|118ff}}}}
</div>


== Literatur ==
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Grundelemente der Esoterik'', [[GA 93a]] (1976)
*Adriaan Bekman, Peter Blom, Lex Bos et al.: ''Lex Bos - ein Lebensbild. Form kann Freiheit schaffen'', Flensburger Hefte Nr. 89, 2005, ISBN 3935679246, {{IT|16|http://www.flensburgerhefte.de/uploads/tx_ttproducts/datasheet/89-DCSIN.pdf|Inhaltsverzeichnis}} Inhaltsverzeichnis ; [http://www.flensburgerhefte.de/hefte-und-buecher/einzelansicht.html?tt_products%5Bproduct%5D=99 Rezension]
 
*Johannes Mosmann: ''Die Überwindung der Utopie einer dreigegliederten Waldorfschule'', 2015 {{HT16|http://www.dreigliederung.de/essays/2015-06-001.html}}
{{GA}}
*Sylvain Coiplet: ''Die soziale Dreigliederung oder - Wie werden Einrichtungen menschlich''?, 2003 {{HT16|http://www.dreigliederung.de/essays/2003-03-001.html}} (Kritik)
[[Kategorie:Soziales Leben]][[Kategorie:Soziale Dreigliederung]][[Kategorie:Sozialwissenschaft]]
*Werner Breimhorst: ''Mesodreigliederung'', 2005 {{HT16|http://www.forum-dreigliederung.de/alsodrei/g10.html#5.2}} (Kritik)


== Weblinks ==
== Weblinks ==
#[http://www.buddhismus-schule.de/inhalte/glieder.html 12 Glieder abhängigen Entstehens]
*{{HT16|http://www.dreigliederung.de/essays/1994-06-007.html}} Interview 1994


[[Kategorie:Reinkarnation und Karma]] [[Kategorie:Buddhismus]]
[[Kategorie:Soziale Dreigliederung (Person)]][[Kategorie:Autor]][[Kategorie:Organisationstheorie]][[Kategorie:Anthroposoph]]

Version vom 25. August 2016, 10:41 Uhr

Alexander Hector Bos oder Lex Bos war ein niederländischer Sozialwissenschaftler und Organisationsentwickler. Er wurde 1925 in Janeber auf Java geboren und verstarb 2005[1] (2006[2]) in Zeist (Niederlande). Nach einem Studium der Soziologie in Amsterdam und achtjähriger beruflicher Tätigkeit in einem Beratungsbüro für Betriebseffizienz/-rationalisierung kam er (Jahr) ins von Bernard Lievegoed begründete NPI (Niederländisches pädagogisches Institut) und arbeitete dort 33 Jahre als Unternehmensberater bis zu seiner Pensionierung. Auch nach der Pensionierung blieb er im und für das Institut tätig.[3] Bos war Mitbegründer der Triodos-Bank in Zeist.

Werk

Bos kannte die Anthroposophie von seinem Elternhaus her und beschäftigte sich schon während seines Soziologiestudiums intensiv mit Fragen der sozialen Dreigliederung. Ein Ergebnis davon ist seine Lehre von der Dynamischen Urteilsbildung, die auch Gegenstand seiner Dissertation war, und die entsprechende Praxis im Rahmen von Organisationsberatung.

Das Konzept der dymnamischen Urteilsbildung wurde von Bos in den siebziger Jahren weiter entwickelt. Als Mitarbeiter des NPI "konnte er tagtäglich die Herausforderung erleben, stimmige und funktionierende Urteile zur Basis eines sachgerechten Handelns werden zu lassen. Mit der Grundlage der dynamischen Urteilsbildung war er in der Lage, seinen Kunden einen funktionierenden Ausgangspunkt für dynamische Prozessgestaltung zu geben".[4]

"In den Niederlanden, in der Schweiz und in Skandinavien wird sein Modell etwa seit 1980 in Ausbildungen für Organisationsberatung, Mediation und Supervision gelehrt und überwiegend mündlich tradiert, über die Beratungspraxis vieler Berater breitete es sich aus"[5]. Bos war auch in Südamerika beratend tätig.

Aus Bos Feder stammen eine Reihe von bedeutenden Beiträgen zur Gestaltung von sozialem Zusammenleben und -arbeiten in Institutionen und Organisationen im Sinne der sozialen Dreigliederung. So wendete er für die Analyse von Gruppendynamik und ihre Verbesserung eine Dreiheit analog Geistesleben - Rechtsleben - Wirtschaftsleben auf die Phänomene Ideenbildung, Äußerung (Brainstorming, kreative Beiträge), Gesprächsführung (Thema, Moderation, persönlicher Umgang) und Gruppenziel (ein zu erbringendes Resultat für andere Menschen, die nicht der Gruppe angehören) an. Unternehmen beriet er in Anlehnung an das Dreiphasen-Modell der Organisationsentwicklung, wie es von Bernard Lievegoed entwickelt wurde.

Hervorzuheben ist, daß Lex Bos auch mit dem Bild des gemischten Königs arbeitete. Es gibt den gemischten König nicht nur im Großen, als Einheitsstaat, sondern auch im Kleinen, im Mikrosozialen. Eine jede Entmischung im Kleinen ist gewissermaßen etwas, was die drei befreiten bzw. zu befreienden Könige, den goldenen, silbernen und ehernen König, stärkt, ihnen Nahrung zuführt, - und kann damit ein Beitrag sein auch zur "großen" Dreigliederung des sozialen Organismus, sofern gewisse andere Voraussetzungen einer adäquaten Einordnung in das größere Ganze, zumindest in der Zukunft, gegeben sind (vgl. Soziale Plastik[6].)

„Ich will versuchen das Unternehmen gesund zu machen und ich weiß, daß ein Unternehmen nur gesund ist, wenn es drei Organsysteme hat, die jedes für sich gesund sind und sich gegenseitig anerkennen und stützen. (...) Aber die sind oft unterentwickelt oder so funktionsunfähig (...) Oder vermischt ..., daß sie sich gegenseitig wie ein gemischter König [hemmen, Red.], so in Goethes' Märchen ja? Ein gemischter König, wo sie sich gegenseitig [er]lähmen. Aber trotzdem sind die drei immer da, sei es gemischt oder unterentwickelt oder korrumpiert oder wie auch [immer]. Also man braucht niemals etwas einzuführen, man braucht nur zu befreien, zu gliedern oder auf eigene Beine zu stellen. Und dann erscheint allmählich die Dreigliederung.“ (Lit.: Lex Bos, Interview 1994)

Man muß dabei allerdings darauf achten, nicht die makrosoziale Dreigliederung in ein Unternehmen oder eine Schule hineinzuprojizieren, als tauchte dort die Dreigliederung des sozialen Organismus in der gleichen Weise auf, - als wäre eine Waldorfschule ein kleines Abbild, eine Miniaturausgabe der Gesellschaft.

„Kaum eine andere Vorstellung steht dem Verständnis der Steinerschen Idee einer „freien“ Waldorfschule so im Weg wie die populäre Meinung, bei einem „Schulorganismus“ handle es sich um den sozialen Organismus im Sinn der sozialen Dreigliederung, weshalb sich auch alle drei Glieder (Geistesleben, Rechtsleben und Wirtschaftsleben) in der Schulverwaltung wiederfinden müssten. Der Begriff „Mikro-“ bzw. „Meso-Dreigliederung“ ist dabei nur eine von vielen Facetten derselben Vorstellung, auf die das soziale Denken (und in der Folge leider auch die soziale Praxis) in vielen anthroposophischen Einrichtungen häufig zurückzuführen ist. Dabei ist die Fehlinterpretation der sozialen Dreigliederung als Gliederung der einzelnen Institution keineswegs neu - schon Rudolf Steiner musste sich mit ihr auseinandersetzen.“ (Lit.: Johannes Mosmann, Die Überwindung der Utopie einer dreigegliederten Waldorfschule, 2015)

Wenn man in einem Unternehmen den Wirtschaftsaspekt seiner Dreigliederung aufsucht, ist darunter nicht zu verstehen, daß das Unternehmen im Kleinen eine Wirtschaft habe, wie es die gesamte Weltwirtschaft im Verhältnis zu Rechtsleben/Staat und Geistesleben ist. Der Wirtschaftsaspekt ist die Warenproduktion, die eine Beziehung zur Gesamtwirtschaft bedeutet. Nur im Falle einer autarken Hauswirtschaft, einem Oikos, könnte man eine Analogie von Gesamtwirtschaft und Wirtschaftsaspekt eines Unternehmens haben. Rudolf Steiner kritisierte ein diesbezügliches Mißverständnis, bezogen auf die Anthroposophische Gesellschaft, scharf:

„Man hat gar nichts verstanden von dem, was ich über die soziale Frage gesprochen habe, wenn man denkt, unsere Gesellschaft hier könne man wie eine Sekte dreigliedern! ... Wollen Sie denn gar nicht verstehen, daß man sich heute nicht in egoistischer, wenn auch gruppenegoistischer Weise abschließen kann und das andere alles unberücksichtigt lassen! Sie wirtschaften doch mit der anderen Wirtschaft des hiesigen Territoriums. Sie beziehen doch Ihre Milch, Käse, Gemüse, dasjenige, was Sie brauchen, von einem Wirtschaftskörper, von dem Sie sich doch nicht isolieren können! Sie können doch wahrhaftig die Zeit nicht reformieren dadurch, daß Sie sich aus dieser Zeit herauslösen. Mir kommt es vor, wenn jemand eine solche Gesellschaft wie diese, zu einem Wirtschaftskörper machen will, geradeso wie wenn einer eine große Familie hat und sagt: Ich beginne jetzt in meiner Familie die Dreigliederung. Diese Ideen sind zu ernst, zu umfassend, sie dürfen nicht in das Kleinlich-Bourgeoise der verschiedenen Sektierereien, die es immer gegeben hat, hineingezerrt werden. Sie müssen im Zusammenhang mit der ganzen Menschheit gedacht werden. Das mit Bezug auf das Wirtschaftsleben. Sie würden sich ja ganz abschließen vom wirklichen praktischen Denken mit Bezug auf den Wirtschaftskreislauf der Welt, wenn Sie eine gruppenegoistische Wirtschaft für eine Sekte einrichten wollen. Und das Rechtsleben: Gründen Sie einmal innerhalb unserer Gesellschaft den Rechtsstaat! Wenn Sie etwas stehlen, wird es ganz und gar bedeutungslos sein, wenn hier drei Leute zusammentreten und urteilen über dieses Stehlen. Es wird das äußere Gericht Sie schon in Anspruch nehmen und urteilen. In bezug auf den Rechtsstaat werden Sie sich aus der äußeren Organisation wahrhaftig nicht herausziehen können!“ (Lit.: Rudolf Steiner, GA 190, S.210-211, 3/1980, 14.04.1919, zitiert nach Mosmann, e.d.)

Bei Institutionen des Geisteslebens wie Schulen (zum Unterschied zu Wirtschaftsunternehmen s. Organisation) kommt der Aspekt hinzu, daß diese keine Leistungen wie Wirtschaftsunternehmen nach außen abliefern, sondern die Arbeit eine Innenrichtung hat. Solch ein Innenverhältnis kann es auch im Mikrosozialen geben. Nicht jede Gruppendynamik, wie sie Lex Bos dreigegliedert beschreibt, hat mit dem Wirtschaftsaspekt einen Bezug im Sinne einer Outputintention für Gruppenfremde. Wenn das Ziel der Gruppendynamik beispielsweise die Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls ist (ein Rechtsaspekt), dann ist das gleichbedeutend mit einer Innenrichtung des Gruppenziels. Das Produkt verläßt die Gruppe nicht, sondern verbleibt in der Gruppe. Die Auswirkung auf Wirtschaftliches der Gesamtgesellschaft ergibt sich dann später und indirekt. Wie ja auch Schulen keine Waren produzieren, sondern Kindern für ihre Erziehung einen Lebensraum bieten. Erst später, außerhalb der Schule werden diese Menschen dann als Erwachsene wirtschaftlich oder auf andere Weise produktiv.

Nachweise

  1. http://www.trialog-gmbh.de/Urteilsbildung/page18
  2. http://www.trias-neustadt.de/urteilsbildung-2013.pdf
  3. http://www.dreigliederung.de/essays/1994-06-007.html
  4. http://www.trialog-gmbh.de/Urteilsbildung/page18
  5. http://www.christine-scharlau.de/baechtold_supersaxo.htm
  6. Werner Breimhorst hält die (sinnvolle) Anwendbarkeit des Dreigliederungskonzepts auf der mikro- und makrosozialen Ebene für nicht möglich, glaubt aber doch an evolutionäre Möglichkeiten einer Förderung der (makrosozialen) Dreigliederung im Kleinen, allerdings nicht dreigegliedert! In Beuys Konzept der sozialen Plastik sind solche Wege aber ja schon mitenthalten. Ein Beitrag im Hinblick auf das Ziel der Dreigliederung des gesellschaftlichen Ganzen im Sinne der sozialen Plastik kann sich als selbst dreigegliedert verstehen, muß es aber nicht. Zwar scheint die Idee der sozialen Plastik andererseits in Beliebigkeit zu münden. Das ist aber kein Argument für soziales Künstlertum, sondern eines für die Dreigliederungstheoretiker. Deren Aufgabe mag es sein, die Dreigliederungsidee vor der Gefahr des Beliebigen im Sinne von Ausgedachtem zu bewahren. Sylvain Coiplet sieht bei den sog. Organisationsberatern eine Tendenz, sich jeweils eine eigene Dreigliederung auszudenken. Und warum dann auch nicht ein vier- oder fünfgegliedertes Maßnahmekonzept? Unter solche Kritik dürfte allerdings dann wohl auch die Sozialorganik von Herbert Witzenmann fallen, die sich auf eine Interpretation des Nationalökonomischen Kurses (GA 340) stützt. Witzenmann entwickelt u.a. einen Rechtsbegriff, der nicht von dem formalen Recht der heutigen Rechtsstaaten ausgeht, das noch auf dem alten römischen Recht beruhe und überwinden werden müsse. Witzenmann präsentiert jedoch nach seinem eigenen Verständnis nichts Ausgedachtes, sondern Ansichten, die sich der Sache nach auf Ausssagen Rudolf Steiners gründen, und zudem auch durch die eigene Forschung im Sinne einer goetheanistischen Phänomenologie belegt seien. (Wie ja übrigens auch Wilhelm Schmundt glaubt, wissenschaftlich vorzugehen.) (Sylvain Coiplet: Die soziale Dreigliederung oder - Wie werden Einrichtungen menschlich?, 2003 Volltext ; Werner Breimhorst: Mesodreigliederung, 2005 Volltext).

Werke (Auswahl)

  • Was ist Dreigliederung des sozialen Organismus?, 2. Aufl., Verlag am Goetheanum, 2. überarb. Aufl. 1992 (1984), ISBN 3-7235-0362-4, Inhaltsverzeichnis
  • Leitbilder für Sozialkünstler, Zwanzig Vorträge über Sozialpädagogik aus anthroposophischer Sicht, Verlag am Goetheanum, 1996, ISBN 9783723509579, Inhaltsangabe
  • Zwölf Drachen im Kampf gegen soziale Initiativen, Verlag am Goetheanum, 3. Aufl. 2016, ISBN 3723506445
  • Christus Wirken im Sozialen, (Geisteswissenschaftliche Vorträge), Verlag am Goetheanum, 1996, ISBN 3723509444
  • Das Unterste zuoberst: Über Hierarchie, Gleichwertigkeit und Dienst-Leistung im sozialen Leben, Trialog-Verlag 2010, Übersetzung Kerstin Andersson, ISBN 978-3-939231-00-4, Inhaltsverzeichnis Inhaltsvereichnis ; Einleitung S. 7-8: google-view

Literatur

  • Adriaan Bekman, Peter Blom, Lex Bos et al.: Lex Bos - ein Lebensbild. Form kann Freiheit schaffen, Flensburger Hefte Nr. 89, 2005, ISBN 3935679246, Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis ; Rezension
  • Johannes Mosmann: Die Überwindung der Utopie einer dreigegliederten Waldorfschule, 2015 Volltext
  • Sylvain Coiplet: Die soziale Dreigliederung oder - Wie werden Einrichtungen menschlich?, 2003 Volltext (Kritik)
  • Werner Breimhorst: Mesodreigliederung, 2005 Volltext (Kritik)

Weblinks

  • Volltext Interview 1994