Mithras-Einweihung und Lex Bos: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Mithras-Kultrelief.jpg|thumb|Kultrelief des Mithras, Rom, 2. Jahrhundert.]]
'''Alexander Hector Bos''' oder '''Lex Bos''' war ein niederländischer Sozialwissenschaftler und [[Organisationsentwicklung|Organisationsentwickler]]. Er wurde 1925 in Janeber auf [[wikipedia:Java|Java]] geboren und verstarb 2005<ref>http://www.trialog-gmbh.de/Urteilsbildung/page18</ref> (2006<ref>http://www.trias-neustadt.de/urteilsbildung-2013.pdf</ref>) in [[wikipedia:Zeist|Zeist]] (Niederlande). Nach einem Studium der Soziologie in Amsterdam und achtjähriger beruflicher Tätigkeit in einem Beratungsbüro für Betriebseffizienz/-rationalisierung kam er (Jahr) ins von [[Bernard Lievegoed]] begründete [[NPI]] (Niederländisches pädagogisches Institut) und arbeitete dort 33 Jahre als Unternehmensberater bis zu seiner Pensionierung. Auch nach der Pensionierung blieb er im und für das Institut tätig.<ref>http://www.dreigliederung.de/essays/1994-06-007.html</ref> Bos war Mitbegründer der [[Triodos-Bank]] in Zeist.
Die '''Mithras-Einweihung''', die den Kern des '''Mithraskultes''' ([[Wikipedia:Mithraismus|Mithraismus]]) bildet, der in der [[Griechisch-Lateinische Kultur|Römerzeit]] über fast ganz [[Wikipedia:Europa|Europa]] verbreitet war, hat ihre ersten Wurzel in der [[Urpersische Kultur|urpersischen Zeit]]. Der Name Mithras geht auf den persischen Gott '''Mithra''' (von [[Wikipedia:Awestisch|awest.]] ''Vertrag'', ''Freundschaft'') zurück, der weitgehend identisch mit dem [[Wikipedia:Indische Mythologie|indischen Gott]] [[Wikipedia:Mitra (vedischer Gott)|Mitra]] ist. Obwohl sich der historische [[Zarathustra]] schon im 6. vorchristlichen Jahrhundert gegen die orgiastische Verehrung Mithras und gegen die blutigen Stieropfer gewandt hatte, wurde er von seinen Anhängern oft auch mit dem lichten [[Ahura Mazdao]] gleichgesetzt, dem der finstere [[Ahriman]] gegenübersteht; tatsächlich ist er ein Vermittler dieser beiden Prinzipien:


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== Werk ==
"Man weiß nicht, dass der Urperser das Bewusstsein hatte, dass man weder dem Ahriman noch dem Ormuzd allein folgen darf, sondern ihrem Zusammenwirken. Und ihr Zusammenwirken äußert sich in einer solchen Gestalt, wie es der Mithras war." {{Lit|GA 342, S 160f}}
Bos kannte die Anthroposophie von seinem Elternhaus her und beschäftigte sich schon während seines Soziologiestudiums intensiv mit Fragen der [[Soziale Dreigliederung|sozialen Dreigliederung]]. Ein Ergebnis davon ist seine Lehre von der [[Dynamische Urteilsbildung|Dynamischen Urteilsbildung]], die auch Gegenstand seiner Dissertation war, und die entsprechende Praxis im Rahmen von Organisationsberatung.  
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Die [[Wikipedia:Persische Mythologie|persische Mythologie]] zählt Mithra zu den etwa 28 [[Izards]] und sieht ihn als ''Herrn des Sonnenlichts'' und auch als einen der drei Totenrichter, die auf der [[Cinvat-Brücke]] die [[Seele]]n der [[Tote]]n wägen. Seine Geschwister sind [[Daena]] ([[Wikipedia:Awestisch|awest.]] ''Gesetz'', ''Religion''), die Göttin der religiösen Rituale und überhaupt alles „dessen, was offenbart worden ist”, und [[Rashnu]] (auch ''Rashnu razishta'', [[Wikipedia:Awestisch|awest.]] ''Rashnu der Gerechteste''), der Gott der [[Gerechtigkeit]] und Totenrichter wie Mithra selbst.
Das Konzept der dymnamischen Urteilsbildung wurde von Bos in den siebziger Jahren weiter entwickelt. Als Mitarbeiter des NPI "konnte er tagtäglich die Herausforderung erleben, stimmige und funktionierende Urteile zur Basis eines sachgerechten Handelns werden zu lassen. Mit der Grundlage der dynamischen Urteilsbildung war er in der Lage, seinen Kunden einen funktionierenden Ausgangspunkt für dynamische Prozessgestaltung zu geben".<ref>http://www.trialog-gmbh.de/Urteilsbildung/page18</ref>


Als Geburtstag des Mithra feierte man den 25. Dezember, den Abend der [[Wikipedia:Wintersonnenwende|Wintersonnenwende]] nach dem [[Wikipedia:Julianischer Kalender|Julianischen Kalender]] - eine Tradition, die später im Jahre 354 das Christentum übernahm, als das Weihnachtsfest auf dieses Datum festlegte wurde. [[Tod]] und [[Auferstehung]] des Mithras wurde zur [[Wikipedia:Frühlings-Tagundnachtgleiche|Frühlings-Tagundnachtgleiche]] gefeiert. Als Träger des [[Sol Invictus]], des ''unbesiegten Sonnengottes'', war ihm der ''dies solis'', der Sonntag, geweiht.
"In den Niederlanden, in der Schweiz und in Skandinavien wird sein Modell etwa seit 1980 in Ausbildungen für Organisationsberatung, Mediation und Supervision gelehrt und überwiegend mündlich tradiert, über die Beratungspraxis vieler Berater breitete es sich aus"<ref>http://www.christine-scharlau.de/baechtold_supersaxo.htm</ref>. Bos war auch in Südamerika beratend tätig.


Von den Römern wurde Mithras als ''Gott der staatlichen Ordnung'' angesehen und der Mithras-Kult war besonders bei den  [[Wikipedia:Römische Legion|Legionären]] sehr beliebt, aber auch andere Staatsdiener, Kaufleute und sogar Sklaven nahmen daran teil. Nur Frauen waren strikt ausgeschlossen. Der Kult weist eine deutlich kosmische Orientierung.
Aus Bos Feder stammen eine Reihe von bedeutenden Beiträgen zur Gestaltung von sozialem Zusammenleben und -arbeiten in Institutionen und Organisationen im Sinne der sozialen Dreigliederung. So wendete er für die Analyse von Gruppendynamik und ihre Verbesserung eine Dreiheit analog Geistesleben - Rechtsleben - Wirtschaftsleben auf die Phänomene Ideenbildung, Äußerung (Brainstorming, kreative Beiträge), Gesprächsführung (Thema, Moderation, persönlicher Umgang) und Gruppenziel (ein zu erbringendes Resultat für andere Menschen, die nicht der Gruppe angehören) an. Unternehmen beriet er in Anlehnung an das Dreiphasen-Modell der Organisationsentwicklung, wie es von Bernard Lievegoed entwickelt wurde.


Die persische Naturgöttin '''Mitra''', die als erste und höchste Mutter galt, war dem Mithras zur Seite gestellt. Sie ist vergleichbar der [[Wikipedia:Phönizier|phönizischen]] [[Wikipedia:Astarte|Astarte]], der [[Wikipedia:Griechen|griechischen]] [[Wikipedia:Aphrodite|Aphrodite]] oder der [[Wikipedia:Phrygier|phrygischen]] [[Wikipedia:Kybele|Kybele]].
Hervorzuheben ist, daß Lex Bos auch mit dem Bild des [[gemischter König|gemischten Königs]] arbeitete. Es gibt den gemischten König nicht nur im Großen, als [[Einheitsstaat]], sondern auch im Kleinen, im [[Mikrosozial]]en. Eine jede Entmischung im Kleinen ist gewissermaßen etwas, was die drei befreiten bzw. zu befreienden Könige, den goldenen, silbernen und ehernen König, stärkt, ihnen Nahrung zuführt, - und kann damit ein Beitrag sein auch zur "großen" Dreigliederung des sozialen Organismus, sofern gewisse andere Voraussetzungen einer adäquaten Einordnung in das größere Ganze, zumindest in der Zukunft, gegeben sind (vgl. [[Soziale Plastik]]<ref>Werner Breimhorst hält die (sinnvolle) Anwendbarkeit des Dreigliederungskonzepts auf der mikro- und makrosozialen Ebene für nicht möglich, glaubt aber doch an evolutionäre Möglichkeiten einer Förderung der (makrosozialen) Dreigliederung im Kleinen, allerdings ''nicht'' dreigegliedert! In Beuys Konzept der sozialen Plastik sind solche Wege aber ja schon mitenthalten. Ein Beitrag im Hinblick auf das Ziel der Dreigliederung des gesellschaftlichen Ganzen im Sinne der sozialen Plastik kann sich als selbst dreigegliedert verstehen, muß es aber nicht. Zwar scheint die Idee der sozialen Plastik andererseits in Beliebigkeit zu münden. Das ist aber kein Argument für soziales Künstlertum, sondern eines für die Dreigliederungs''theoretiker''. Deren Aufgabe mag es sein, die Dreigliederungsidee vor der Gefahr des Beliebigen im Sinne von Ausgedachtem zu bewahren. Sylvain Coiplet sieht bei den sog. Organisationsberatern eine Tendenz, sich jeweils eine eigene Dreigliederung auszudenken. Und warum dann auch nicht ein vier- oder fünfgegliedertes Maßnahmekonzept? Unter solche Kritik dürfte allerdings dann wohl auch die [[Sozialorganik]] von [[Herbert Witzenmann]] fallen, die sich auf eine Interpretation des Nationalökonomischen Kurses (GA 340) stützt. Witzenmann entwickelt u.a. einen Rechtsbegriff, der nicht von dem formalen Recht der heutigen Rechtsstaaten ausgeht, das noch auf dem alten römischen Recht beruhe und überwinden werden müsse. Witzenmann präsentiert jedoch nach seinem eigenen Verständnis nichts Ausgedachtes, sondern Ansichten, die sich der Sache nach auf Ausssagen Rudolf Steiners gründen, und zudem auch durch die eigene Forschung im Sinne einer goetheanistischen Phänomenologie belegt seien. (Wie ja übrigens auch [[Wilhelm Schmundt]] glaubt, wissenschaftlich vorzugehen.) (Sylvain Coiplet: ''Die soziale Dreigliederung oder - Wie werden Einrichtungen menschlich''?, 2003 {{HT16|http://www.dreigliederung.de/essays/2003-03-001.html}} ; Werner Breimhorst: ''Mesodreigliederung'', 2005 {{HT16|http://www.forum-dreigliederung.de/alsodrei/g10.html#5.2}}).</ref>.)


== Die Mithras-Legende und ihre symbolische Darstellung ==
{{LZ|Ich will versuchen das Unternehmen gesund zu machen und ich weiß, daß ein Unternehmen nur gesund ist, wenn es drei Organsysteme hat, die jedes für sich gesund sind und sich gegenseitig anerkennen und stützen. (...) Aber die sind oft unterentwickelt oder so funktionsunfähig (...) Oder vermischt ..., daß sie sich gegenseitig wie ein gemischter König [hemmen, Red.], so in Goethes' Märchen ja? Ein gemischter König, wo sie sich gegenseitig [er]lähmen. Aber trotzdem sind die drei immer da, sei es gemischt oder unterentwickelt oder korrumpiert oder wie auch [immer]. Also man braucht niemals etwas einzuführen, man braucht nur zu befreien, zu gliedern oder auf eigene Beine zu stellen. Und dann erscheint allmählich die Dreigliederung.|Lex Bos, Interview 1994}}
[[Bild:Mithrasrelief.jpg|thumb|left|300px|Mithraskultrelief aus dem 2./3. Jahrhundert, gefunden im Rheinland]]
Die Mythologie schildert, dass Mithras, der von einer Jungfrau in einer Felsenhöhle oder Grotte geboren wurde, vom Vatergott ausgesandt worden war, um die Welt und die Menschen vor ihrem Niedergang zu erretten. Bei seiner Geburt waren Hirten und Tiere anwesend. Meist wird Mithras als Jüngling dargestellt, der die charakteristische [[Wikipedia:phrygische Mütze|phrygische Mütze]] (ein Vorläufer der christlichen Bischofsmütze, der [[Wikipedia:Mitra (Bischofsmütze)|Mitra]]) trägt. Die Innenseite seines Mantels ist mit Sternen ausgeschmückt.  


[[Bild:Loewenkopf-Cherub.gif|thumb|150px|Löwenköpfige Menschengestalt, von der Schlange umwunden]]
Man muß dabei allerdings darauf achten, nicht die [[makrosozial]]e Dreigliederung in ein Unternehmen oder eine Schule hineinzuprojizieren, als tauchte dort die Dreigliederung des sozialen Organismus in der gleichen Weise auf, - als wäre eine Waldorfschule ein kleines Abbild, eine Miniaturausgabe der Gesellschaft.
Mithras verfolgt den [[Stier]], den die [[luziferisch]]e [[Schlange]] umwindet. Ein [[Skorpion]] sticht zugleich in die Hinterbeine des Stiers und ein Hund oder [[Wolf]] springt an ihm hoch und beißt ihn. Nach mancher Deutung handelt es sich dabei um den himmlischen Urstier [[Geush Urvan]] ([[Wikipedia:Awestisch|awest.]] ''Seele des Rindes''), der von [[Ahura Mazda]] zugleich mit dem Urmenschen [[Gayomart]] erschaffen worden war. Schließlich überwältigt Mithras den Stier und trägt ihn in seine Höhle, wo er ihn durch einen Dolchstoß in die Schulter tötet. Die Abbildungen zeigen, wie er dabei mit einem Bein auf dem Stier kniet, mit dem anderen stützt er sich ab. Die linke Hand reißt den Kopf des Stiers zurück, mit der Rechten sticht er zu. Mithras wendet dabei sein Gesicht vom Stier ab, ähnlich wie [[Wikipedia:Perseus (Mythologie)|Perseus]] bei der Tötung der [[Medusa]]. Aus dem Leib des Stiers sollen alle [[Tiere]] und [[Pflanzen]] hervorgegangen sein und aus seinem vergossenen [[Blut]] regeneriert sich alles [[Leben]] auf [[Erde (Planet)|Erden]] und alle [[Mensch]]en sind gesegnet.


Auf den bildlichen Darstellungen ist oft auch der unbesiegte Sonnengott ([[Sol Invictus]]) mit dem Strahlenkranz um das Haupt, ein [[Rabe]], ein [[Löwe]] und ein [[Kelch]] zu sehen, alles Symbole, die auf einzelne Stufen der Mithras-Einweihung und zugleich auch auf die entsprechenden [[Sternbild]]er und [[Himmelskörper]] hinweisen. Die [[Wikipedia:Plejaden (Astronomie)|Plejaden]], das berühmte Siebengestirn, soll am Himmel die Stelle bezeichnen, wo der tödliche Dolch des Mithras in den Stier eindrang.
{{LZ|Kaum eine andere Vorstellung steht dem Verständnis der Steinerschen Idee einer „freien“ Waldorfschule so im Weg wie die populäre Meinung, bei einem „Schulorganismus“ handle es sich um den sozialen Organismus im Sinn der sozialen Dreigliederung, weshalb sich auch alle drei Glieder (Geistesleben, Rechtsleben und Wirtschaftsleben) in der Schulverwaltung wiederfinden müssten. Der Begriff „Mikro-“ bzw. „Meso-Dreigliederung“ ist dabei nur eine von vielen Facetten derselben Vorstellung, auf die das soziale Denken (und in der Folge leider auch die soziale Praxis) in vielen anthroposophischen Einrichtungen häufig zurückzuführen ist. Dabei ist die Fehlinterpretation der sozialen Dreigliederung als Gliederung der einzelnen Institution keineswegs neu - schon Rudolf Steiner musste sich mit ihr auseinandersetzen.|Johannes Mosmann, Die Überwindung der Utopie einer dreigegliederten Waldorfschule, 2015}}


[[Bild:Mithras-Fresko Dura Europos.jpg|thumb|left|Mithras-Fresko im [[Wikipedia:Mithräum|Mithräum]] von [[Wikipedia:Dura Europos|Dura Europos]], datiert nach 168 und vor 256 n. Chr.]]
Wenn man in einem Unternehmen den Wirtschaftsaspekt seiner Dreigliederung aufsucht, ist darunter nicht zu verstehen, daß das Unternehmen im Kleinen eine Wirtschaft habe, wie es die gesamte Weltwirtschaft im Verhältnis zu Rechtsleben/Staat und Geistesleben ist. Der Wirtschaftsaspekt ist die Warenproduktion, die eine ''Beziehung'' zur Gesamtwirtschaft bedeutet. Nur im Falle einer autarken Hauswirtschaft, einem [[wikipedia:Oikos|Oikos]], könnte man eine Analogie von Gesamtwirtschaft und Wirtschaftsaspekt eines Unternehmens haben. Rudolf Steiner kritisierte ein diesbezügliches Mißverständnis, bezogen auf die Anthroposophische Gesellschaft, scharf:
Meist sind auch die zwei Fackelträger Cautes und Cautopates dargestellt, denen in der [[Wikipedia:Griechische Mythologie|Griechische Mythologie]] die Zwillinge [[Wikipedia:Kastor (Mythologie)|Kastor]] und [[Wikipedia:Pollux (Mythologie)|Pollux]] entsprechen. Cautes richtet die Fackel nach oben, Cautopates abwärts. Die Fackelträger, die mit gekreuzten Beinen abgebildet werden, sind wie Mithras gekleidet. In ihnen spiegelt sich der Gegensatz von [[Licht]] und [[Finsternis]], von [[Leben]] und [[Tod]], [[Gut]] und [[Böse]] und von [[Himmel]] und [[Hölle]] wider, der eine zentrale Stellung in der mithräischen Lehre hatte. Kosmologisch wird Cautes als Bild der [[Wikipedia:Frühlings-Tagundnachtgleiche|Frühlings-Tagundnachtgleiche]] gedeutet und Cautopates als Symbol der [[Wikipedia:Herbst-Tagundnachtgleiche|Herbst-Tagundnachtgleiche]].


Oft findet sich in den künstlerischen Darstellungen auch noch eine nackte, aufrecht stehende Menschengestalt mit vier Flügeln und Löwenkopf, um deren Leib sich spiralförmig eine Schlange windet. Sie wird als Bild [[Ahriman]]s gedeutet, des ''Herrn dieser Erde'', der in den Darstellungen auf dem Erdenglobus steht, in der Linken das Zepter als Zeichen der Macht hält und in der Rechten den Schlüssel zur [[Unterwelt]].
{{LZ|Man hat gar nichts verstanden von dem, was ich über die soziale Frage gesprochen habe, wenn man denkt, unsere Gesellschaft hier könne man wie eine Sekte dreigliedern! ... Wollen Sie denn gar nicht verstehen, daß man sich heute nicht in egoistischer, wenn auch gruppenegoistischer Weise abschließen kann und das andere alles unberücksichtigt lassen! Sie wirtschaften doch mit der anderen Wirtschaft des hiesigen Territoriums. Sie beziehen doch Ihre Milch, Käse, Gemüse, dasjenige, was Sie brauchen, von einem Wirtschaftskörper, von dem Sie sich doch nicht isolieren können! Sie können doch wahrhaftig die Zeit nicht reformieren dadurch, daß Sie sich aus dieser Zeit herauslösen. Mir kommt es vor, wenn jemand eine solche Gesellschaft wie diese, zu einem Wirtschaftskörper machen will, geradeso wie wenn einer eine große Familie hat und sagt: Ich beginne jetzt in meiner Familie die Dreigliederung. Diese Ideen sind zu ernst, zu umfassend, sie dürfen nicht in das Kleinlich-Bourgeoise der verschiedenen Sektierereien, die es immer gegeben hat, hineingezerrt werden. Sie müssen im Zusammenhang mit der ganzen Menschheit gedacht werden. Das mit Bezug auf das Wirtschaftsleben. Sie würden sich ja ganz abschließen vom wirklichen praktischen Denken mit Bezug auf den Wirtschaftskreislauf der Welt, wenn Sie eine gruppenegoistische Wirtschaft für eine Sekte einrichten wollen. Und das Rechtsleben: Gründen Sie einmal innerhalb unserer Gesellschaft den Rechtsstaat! Wenn Sie etwas stehlen, wird es ganz und gar bedeutungslos sein, wenn hier drei Leute zusammentreten und urteilen über dieses Stehlen. Es wird das äußere Gericht Sie schon in Anspruch nehmen und urteilen. In bezug auf den Rechtsstaat werden Sie sich aus der äußeren Organisation wahrhaftig nicht herausziehen können!| Rudolf Steiner, GA 190, S.210-211, 3/1980, 14.04.1919, zitiert nach Mosmann, e.d.}}


In den Legenden gibt es viele Parallelen, aber auch wesentliche Unterschiede zum [[Christentum]]. So ist eine Passionsgeschichte des Mithras nicht überliefert; nicht Mithras selbst opfert sich, sondern er opfert den Stier. Allerdings wird berichtet, dass Mithras, bevor er starb, mit 12 seiner Anhänger ein letztes [[Abendmahl]] hielt, dann begraben wurde und von den [[Tote]]n auferstand. Zur Zeit des Weltenendes [[Frasho-kereti]] ([[Wikipedia:Awestisch|awest.]] „Vorwärtsschaffen”, „Wundermachen”), das dem [[Jüngstes Gericht|Jüngsten Gerichts]] der christlichen Anschauung entspricht, werde Mithras wiederkehren, das [[Böse]] endgültig überwinden und die Toten zur [[Auferstehung]] führen.
Bei Institutionen des Geisteslebens wie Schulen (zum Unterschied zu Wirtschaftsunternehmen s. [[Organisation]]) kommt der Aspekt hinzu, daß diese keine Leistungen wie Wirtschaftsunternehmen nach außen abliefern, sondern die Arbeit eine Innenrichtung hat. Solch ein Innenverhältnis kann es auch im Mikrosozialen geben. Nicht jede Gruppendynamik, wie sie Lex Bos dreigegliedert beschreibt, hat mit dem Wirtschaftsaspekt einen Bezug im Sinne einer Outputintention für Gruppenfremde. Wenn das Ziel der Gruppendynamik beispielsweise die Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls ist (ein Rechtsaspekt), dann ist das gleichbedeutend mit einer Innenrichtung des Gruppenziels. Das Produkt verläßt die Gruppe nicht, sondern verbleibt in der Gruppe. Die Auswirkung auf Wirtschaftliches der Gesamtgesellschaft ergibt sich dann später und indirekt. Wie ja auch Schulen keine Waren produzieren, sondern Kindern für ihre Erziehung einen Lebensraum bieten. Erst später, außerhalb der Schule werden diese Menschen dann als Erwachsene wirtschaftlich oder auf andere Weise produktiv.


== Der Mithras-Tempel und die Kulthandlungen ==
== Nachweise ==
[[Bild:Mithraeum von Ostia.jpg|thumb|350px|[[Wikipedia:Mitreo delle Terme del Mitra|Mitreo delle Terme del Mitra]] - Das Mithräum von [[Wikipedia:Ostia|Ostia]] ([[Wikipedia:Italien|Italien]])]]
<references />
Die Mithras-Tempel, die [[Wikipedia:Mithräum|Mithräen]], waren meist unterirdisch angelegt, in den römischen Städten oft in den Kellerräumen von Privathäusern, oder als künstliche Höhlen in den Fels gehauen und wurden von den Römern als ''spelunca'' ([[Wikipedia:Latein|lat.]] Höhle) bezeichnet. Die meist rechteckigen und mit einem [[Wikipedia:Tonnengewölbe|Tonnengewölbe]] versehenen Tempelanlagen sollten an die jungfräuliche Geburt des Mithras in der Felsenhöhle erinnern. Das Deckengewölbe war oft mit Bildern des Sternenhimmels bemalt und hatte gelegentlich auch kleine Öffnungen, durch die Licht hereinfiel. Die Zeremonien fanden nicht öffentlich statt, sondern waren nur ausgewählten Mysterienschülern zugänglich, die zu strenger [[Geheimhaltung]] verpflichtet wurden. Die Aufnahme in den Mysterienkreis war mit einem Untertauch-Ritual ähnlich der [[Taufe]] verbunden. Da die einzelnen Mithrasgemeinden einen engen Kreis von selten mehr als zwei Dutzend Mitglieder umfassten, war der Kultraum verhältnismäßig klein. Dafür erhöhte sich die Zahl der Tempel in der Blütezeit des Kults immer mehr. Im 3. Jahrhundert soll es alleine in [[Wikipedia:Rom|Rom]] 800 Mithräen gegeben haben.


Der Tempeleingang lag im Westen und im Osten befand sich die [[Wikipedia:Apsis|Apsis]] mit dem [[Altar]], zu dem oft sieben Stufen führten, die den 7 Stufen der Mithras-Einweihung entsprachen. Oberhalb des Altars befand sich ein großes Steinrelief, eine Skulptur oder ein Wandgemälde, das die Szene der Stiertötung zeigte.
== Werke (Auswahl) ==
*''Was ist Dreigliederung des sozialen Organismus?'', 2. Aufl., Verlag am Goetheanum, 2. überarb. Aufl. 1992 (1984), ISBN 3-7235-0362-4, {{IT|16|http://d-nb.info/930251490/04|Inhaltsverzeichnis}}
*''Leitbilder für Sozialkünstler'', Zwanzig Vorträge über Sozialpädagogik aus anthroposophischer Sicht, Verlag am Goetheanum, 1996, ISBN 9783723509579, [http://www.vamg.ch/Detailansicht.5992.0.html?tt_products%5Bproduct%5D=187 Inhaltsangabe]
*''Zwölf Drachen im Kampf gegen soziale Initiativen'', Verlag am Goetheanum, 3. Aufl. 2016, ISBN 3723506445
*''Christus Wirken im Sozialen'', (Geisteswissenschaftliche Vorträge), Verlag am Goetheanum, 1996, ISBN 3723509444
*''Das Unterste zuoberst: Über Hierarchie, Gleichwertigkeit und Dienst-Leistung im sozialen Leben'', Trialog-Verlag 2010, Übersetzung Kerstin Andersson, ISBN 978-3-939231-00-4, {{IT|16|http://d-nb.info/103391973x/04|Inhaltsverzeichnis}} Inhaltsvereichnis ; Einleitung S. 7-8: [https://books.google.de/books?id=LE7Nhez9gogC&pg=PA7&lpg=PP1&focus=viewport&hl=de google-view]


Ähnlich wie die späteren christlichen [[Kirche]]n war der Innenraum des Tempels dreiteilig gegliedert. Der Mittelgang, die ''cella'', wurde zu beiden Seiten von steinernen Podien flankiert, wo das rituelle [[Abendmahl]] von [[Brot]] und [[Wasser]] oder [[Wein]] eingenommen wurde und von wo aus die Kultgemeinde die Zeremonien verfolgte, die mit Bekränzungen, Handauflegen, [[Weihrauch]]opfern oder der Bestreichung der [[Zunge]] mit [[Honig]] einhergingen. Auch der Gebrauch von Weihwasser war üblich. Tatsächliche blutige Stieropfer fanden in den dafür viel zu kleinen Tempeln nicht statt.
== Literatur ==
*Adriaan Bekman, Peter Blom, Lex Bos et al.: ''Lex Bos - ein Lebensbild. Form kann Freiheit schaffen'', Flensburger Hefte Nr. 89, 2005, ISBN 3935679246, {{IT|16|http://www.flensburgerhefte.de/uploads/tx_ttproducts/datasheet/89-DCSIN.pdf|Inhaltsverzeichnis}} Inhaltsverzeichnis ; [http://www.flensburgerhefte.de/hefte-und-buecher/einzelansicht.html?tt_products%5Bproduct%5D=99 Rezension]
*Johannes Mosmann: ''Die Überwindung der Utopie einer dreigegliederten Waldorfschule'', 2015 {{HT16|http://www.dreigliederung.de/essays/2015-06-001.html}}
*Sylvain Coiplet: ''Die soziale Dreigliederung oder - Wie werden Einrichtungen menschlich''?, 2003 {{HT16|http://www.dreigliederung.de/essays/2003-03-001.html}} (Kritik)
[[Kategorie:Soziales Leben]][[Kategorie:Soziale Dreigliederung]][[Kategorie:Sozialwissenschaft]]
*Werner Breimhorst: ''Mesodreigliederung'', 2005 {{HT16|http://www.forum-dreigliederung.de/alsodrei/g10.html#5.2}} (Kritik)


Als Zeichen seiner Würde trug der höchste Priester, der als ''Papa'' bezeichnet wurde, eine rote phrygische Mütze, ein rotes Gewand, einen Ring und einen Hirtenstab.  
== Weblinks ==
*{{HT16|http://www.dreigliederung.de/essays/1994-06-007.html}} Interview 1994


== Die 7 Stufen der Mithras-Einweihung ==
[[Kategorie:Soziale Dreigliederung (Person)]][[Kategorie:Autor]][[Kategorie:Organisationstheorie]][[Kategorie:Anthroposoph]]
Während sich die [[Eingeweihte]]n der [[Urindische Kultur|urindischen Zeit]] noch [[Hellsehen|hellseherisch]] des Ätherleibes bedienen konnten, war es in der urpersischen Zeit nur mehr möglich, den [[Astralleib]] dazu heranzuziehen. Dabei strahlte die damals noch gar nicht eigenständig ausgebildete [[Empfindungsseele]] die Wirkungen der [[luziferisch]]en [[Versuchung]] in den Astralleib zurück, die in ihrer Spiegelung von innen her aber als [[ahrimanisch]]e Wirkungen erlebt wurden. Es wurde darum in diesen [[Mysterien]], in denen man den Weg nach innen suchte, und die später die Mithras-Mysterien genannt wurden, besonderer Wert darauf gelegt, die Empfindungsseele auszubilden und zu reinigen {{Lit|GA 113, S 162ff}}. Auf diesem Wege wurde die geistige Grundlage für die dritte nachatlantische Kulturperiode, für die [[Ägyptisch-Chaldäische Kultur|ägyptisch-chaldäische Kultur]], gelegt, die die eigentliche [[Empfindungsseelenkultur]] war.
 
War die Empfindungsseele entsprechend ausgebildet und gereinigt, dann lernte der Mithras-Schüler allmählich durch seine [[Herz]]organisation sehr fein den Einfluss des Jahreslaufes auf sein [[Stoffwechsel-Gliedmaßen-System]] mitzuempfinden, das symbolisch durch den [[Stier]] dargestellt wurde:
 
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„Und die Gewalten, die durch den Stoffwechsel-Gliedmaßenmenschen wirken und nur gezähmt werden durch den oberen Menschen, diese Gewalten werden durch alles dasjenige angegeben, was da als Skorpion, als die Schlange figuriert um den Stier herum. Und der eigentliche Mensch in seiner Krüppelhaftigkeit sitzt oben mit der primitiven Macht, indem er mit dem Michael-Schwerte in den Hals des Stieres hineinstößt. Aber was da zu besiegen ist, das wusste
eben nur der, der in dieser Beziehung geschult war." {{Lit|GA 223, S 135ff}}
</div>
 
Indem der Geistesschüler so durch sein Herz auf sich selber zurückblickte, konnte er den Gang der [[Sonne]] durch den Tierkreis studieren und daraus Anweisungen dafür geben, was zu welcher Jahreszeit zu tun war.
 
In der Mithras-Einweihung wurden sieben Stufen unterschieden:
 
[[Bild:Sol Invictus-Neuenheim.jpg|thumb|300px|[[Sol Invictus]], Detail aus [[Mithras]]-Relief von Neuenheim. Badisches Landesmuseum Karlsruhe.]]
#Als '''Corax''' ([[Rabe]]) wurde der [[Eingeweihte]] des ersten Grades bezeichnet. Er ist ein Bote zwischen der [[Physische Welt|physischen]] und der [[Astralwelt|astralischen Welt]]. Das Sinnbild des Raben ist immer wieder in diesem Sinn gebraucht worden. Im [[Altes Testament|Alten Testament]] wird der [[Prophet]] [[Elias]] von den Raben versorgt. Raben sind die Boten [[Wotan]]s, die täglich über das Erdenrund fliegen und ihm berichten, was sie wahrgenommen haben. Auch der [[Kyffhäuser]]berg, in dem [[Barbarossa]] schläft, wird von Raben umkreist, die ihm Nachricht geben sollen, wenn die Stunde des Erwachens für ihn gekommen ist. Auch [[Mephistopheles]] in [[Goethe]]s [[Faust-Dichtung]] sendet zwei Raben als Boten aus.
#Als '''Nymphus''' (Bräutigam) oder [[Okkulter]] wird der zweite Grad bezeichnet. Er darf schon im inneren Heiligtum leben.
#Der '''Miles''' (Soldat), der [[Streiter]] ist der Eingeweihte des dritten Grades; er darf die okkulte Weisheit, die er in sich aufgenommen hat, vor der Welt vertreten. [[Lohengrin]] ist ein solcher Streiter.
#'''Leo''', der [[Löwe]], ist der vierte Grad der Einweihung. Er ist mit seinem Bewußtsein bis zur [[Stammesseele]] aufgestiegen ist. Daher rührt die Bezeichnung in der [[Bibel]]: ''Der Löwe aus dem Stamme Juda.''
#Der '''Perses''' ([[Perser]]) ist Eingeweihter des fünften Grades. Er ist mit seinem Bewusstsein bis zur [[Volksseele]] aufgestiegen und trägt daher den Namen seines Volkes; in der Mithras-Einweihung heißt er darum ''Perser'', in anderen Völkern entsprechend anders.
#Der '''Heliodromus''' (Sonnenläufer) oder [[Sonnenheld]], von den Römern [[Sol invictus]] ([[Wikipedia:Latein|lat.]] „der unbesiegte Sonnengott“) genannt, ist Eingeweihter des sechsten Grades. Er kann so wenig von seiner Bahn abweichen wie die Sonne selbst.
#Der '''Pater''' ([[Vater]]) ist die siebente Stufe und solchen Eingeweihten vorbehalten, die in ihrem Bewusstsein bis zur Vereinigung mit dem Urgeist gekommen sind.
 
Diesen sieben Einweihungsstufen wurden auch die [[Sieben Planeten|sieben Wandelgestirne]] [[Merkur]], [[Venus]], [[Mars]], [[Jupiter]], [[Saturn]], [[Sonne]] und [[Mond]] zugeordnet, durch deren [[Sphäre]]n die [[Seele]] durch die [[Einweihung]] oder im [[Leben nach dem Tod]] bis in die [[Tierkreis]]region geführt wird.
 
==Literatur==
#Rudolf Steiner: ''Kosmogonie'', [[GA 94]] (1979), S 261, München, 2. November 1906; für eine ausführlichere Darstellung der Mithras-Mysterien siehe ebd. S 208 ff., Berlin, 5. März 1906
#Rudolf Steiner: ''Der Orient im Lichte des Okzidents. Die Kinder des Luzifer und die Brüder Christi'', [[GA 113]] (1982), Achter Vortrag, München, 30. August 1909
#Rudolf Steiner: ''Der Jahreskreislauf als Atmungsvorgang der Erde und die vier großen Festeszeiten'', [[GA 223]] (1990), Achter Vortrag, Dornach, 30. September 1923
#Rudolf Steiner: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, I'', [[GA 342]] (1993)
 
{{GA}}
 
[[Kategorie:Schulungsweg]] [[Kategorie:Persische Mythologie]]

Version vom 25. August 2016, 10:41 Uhr

Alexander Hector Bos oder Lex Bos war ein niederländischer Sozialwissenschaftler und Organisationsentwickler. Er wurde 1925 in Janeber auf Java geboren und verstarb 2005[1] (2006[2]) in Zeist (Niederlande). Nach einem Studium der Soziologie in Amsterdam und achtjähriger beruflicher Tätigkeit in einem Beratungsbüro für Betriebseffizienz/-rationalisierung kam er (Jahr) ins von Bernard Lievegoed begründete NPI (Niederländisches pädagogisches Institut) und arbeitete dort 33 Jahre als Unternehmensberater bis zu seiner Pensionierung. Auch nach der Pensionierung blieb er im und für das Institut tätig.[3] Bos war Mitbegründer der Triodos-Bank in Zeist.

Werk

Bos kannte die Anthroposophie von seinem Elternhaus her und beschäftigte sich schon während seines Soziologiestudiums intensiv mit Fragen der sozialen Dreigliederung. Ein Ergebnis davon ist seine Lehre von der Dynamischen Urteilsbildung, die auch Gegenstand seiner Dissertation war, und die entsprechende Praxis im Rahmen von Organisationsberatung.

Das Konzept der dymnamischen Urteilsbildung wurde von Bos in den siebziger Jahren weiter entwickelt. Als Mitarbeiter des NPI "konnte er tagtäglich die Herausforderung erleben, stimmige und funktionierende Urteile zur Basis eines sachgerechten Handelns werden zu lassen. Mit der Grundlage der dynamischen Urteilsbildung war er in der Lage, seinen Kunden einen funktionierenden Ausgangspunkt für dynamische Prozessgestaltung zu geben".[4]

"In den Niederlanden, in der Schweiz und in Skandinavien wird sein Modell etwa seit 1980 in Ausbildungen für Organisationsberatung, Mediation und Supervision gelehrt und überwiegend mündlich tradiert, über die Beratungspraxis vieler Berater breitete es sich aus"[5]. Bos war auch in Südamerika beratend tätig.

Aus Bos Feder stammen eine Reihe von bedeutenden Beiträgen zur Gestaltung von sozialem Zusammenleben und -arbeiten in Institutionen und Organisationen im Sinne der sozialen Dreigliederung. So wendete er für die Analyse von Gruppendynamik und ihre Verbesserung eine Dreiheit analog Geistesleben - Rechtsleben - Wirtschaftsleben auf die Phänomene Ideenbildung, Äußerung (Brainstorming, kreative Beiträge), Gesprächsführung (Thema, Moderation, persönlicher Umgang) und Gruppenziel (ein zu erbringendes Resultat für andere Menschen, die nicht der Gruppe angehören) an. Unternehmen beriet er in Anlehnung an das Dreiphasen-Modell der Organisationsentwicklung, wie es von Bernard Lievegoed entwickelt wurde.

Hervorzuheben ist, daß Lex Bos auch mit dem Bild des gemischten Königs arbeitete. Es gibt den gemischten König nicht nur im Großen, als Einheitsstaat, sondern auch im Kleinen, im Mikrosozialen. Eine jede Entmischung im Kleinen ist gewissermaßen etwas, was die drei befreiten bzw. zu befreienden Könige, den goldenen, silbernen und ehernen König, stärkt, ihnen Nahrung zuführt, - und kann damit ein Beitrag sein auch zur "großen" Dreigliederung des sozialen Organismus, sofern gewisse andere Voraussetzungen einer adäquaten Einordnung in das größere Ganze, zumindest in der Zukunft, gegeben sind (vgl. Soziale Plastik[6].)

„Ich will versuchen das Unternehmen gesund zu machen und ich weiß, daß ein Unternehmen nur gesund ist, wenn es drei Organsysteme hat, die jedes für sich gesund sind und sich gegenseitig anerkennen und stützen. (...) Aber die sind oft unterentwickelt oder so funktionsunfähig (...) Oder vermischt ..., daß sie sich gegenseitig wie ein gemischter König [hemmen, Red.], so in Goethes' Märchen ja? Ein gemischter König, wo sie sich gegenseitig [er]lähmen. Aber trotzdem sind die drei immer da, sei es gemischt oder unterentwickelt oder korrumpiert oder wie auch [immer]. Also man braucht niemals etwas einzuführen, man braucht nur zu befreien, zu gliedern oder auf eigene Beine zu stellen. Und dann erscheint allmählich die Dreigliederung.“ (Lit.: Lex Bos, Interview 1994)

Man muß dabei allerdings darauf achten, nicht die makrosoziale Dreigliederung in ein Unternehmen oder eine Schule hineinzuprojizieren, als tauchte dort die Dreigliederung des sozialen Organismus in der gleichen Weise auf, - als wäre eine Waldorfschule ein kleines Abbild, eine Miniaturausgabe der Gesellschaft.

„Kaum eine andere Vorstellung steht dem Verständnis der Steinerschen Idee einer „freien“ Waldorfschule so im Weg wie die populäre Meinung, bei einem „Schulorganismus“ handle es sich um den sozialen Organismus im Sinn der sozialen Dreigliederung, weshalb sich auch alle drei Glieder (Geistesleben, Rechtsleben und Wirtschaftsleben) in der Schulverwaltung wiederfinden müssten. Der Begriff „Mikro-“ bzw. „Meso-Dreigliederung“ ist dabei nur eine von vielen Facetten derselben Vorstellung, auf die das soziale Denken (und in der Folge leider auch die soziale Praxis) in vielen anthroposophischen Einrichtungen häufig zurückzuführen ist. Dabei ist die Fehlinterpretation der sozialen Dreigliederung als Gliederung der einzelnen Institution keineswegs neu - schon Rudolf Steiner musste sich mit ihr auseinandersetzen.“ (Lit.: Johannes Mosmann, Die Überwindung der Utopie einer dreigegliederten Waldorfschule, 2015)

Wenn man in einem Unternehmen den Wirtschaftsaspekt seiner Dreigliederung aufsucht, ist darunter nicht zu verstehen, daß das Unternehmen im Kleinen eine Wirtschaft habe, wie es die gesamte Weltwirtschaft im Verhältnis zu Rechtsleben/Staat und Geistesleben ist. Der Wirtschaftsaspekt ist die Warenproduktion, die eine Beziehung zur Gesamtwirtschaft bedeutet. Nur im Falle einer autarken Hauswirtschaft, einem Oikos, könnte man eine Analogie von Gesamtwirtschaft und Wirtschaftsaspekt eines Unternehmens haben. Rudolf Steiner kritisierte ein diesbezügliches Mißverständnis, bezogen auf die Anthroposophische Gesellschaft, scharf:

„Man hat gar nichts verstanden von dem, was ich über die soziale Frage gesprochen habe, wenn man denkt, unsere Gesellschaft hier könne man wie eine Sekte dreigliedern! ... Wollen Sie denn gar nicht verstehen, daß man sich heute nicht in egoistischer, wenn auch gruppenegoistischer Weise abschließen kann und das andere alles unberücksichtigt lassen! Sie wirtschaften doch mit der anderen Wirtschaft des hiesigen Territoriums. Sie beziehen doch Ihre Milch, Käse, Gemüse, dasjenige, was Sie brauchen, von einem Wirtschaftskörper, von dem Sie sich doch nicht isolieren können! Sie können doch wahrhaftig die Zeit nicht reformieren dadurch, daß Sie sich aus dieser Zeit herauslösen. Mir kommt es vor, wenn jemand eine solche Gesellschaft wie diese, zu einem Wirtschaftskörper machen will, geradeso wie wenn einer eine große Familie hat und sagt: Ich beginne jetzt in meiner Familie die Dreigliederung. Diese Ideen sind zu ernst, zu umfassend, sie dürfen nicht in das Kleinlich-Bourgeoise der verschiedenen Sektierereien, die es immer gegeben hat, hineingezerrt werden. Sie müssen im Zusammenhang mit der ganzen Menschheit gedacht werden. Das mit Bezug auf das Wirtschaftsleben. Sie würden sich ja ganz abschließen vom wirklichen praktischen Denken mit Bezug auf den Wirtschaftskreislauf der Welt, wenn Sie eine gruppenegoistische Wirtschaft für eine Sekte einrichten wollen. Und das Rechtsleben: Gründen Sie einmal innerhalb unserer Gesellschaft den Rechtsstaat! Wenn Sie etwas stehlen, wird es ganz und gar bedeutungslos sein, wenn hier drei Leute zusammentreten und urteilen über dieses Stehlen. Es wird das äußere Gericht Sie schon in Anspruch nehmen und urteilen. In bezug auf den Rechtsstaat werden Sie sich aus der äußeren Organisation wahrhaftig nicht herausziehen können!“ (Lit.: Rudolf Steiner, GA 190, S.210-211, 3/1980, 14.04.1919, zitiert nach Mosmann, e.d.)

Bei Institutionen des Geisteslebens wie Schulen (zum Unterschied zu Wirtschaftsunternehmen s. Organisation) kommt der Aspekt hinzu, daß diese keine Leistungen wie Wirtschaftsunternehmen nach außen abliefern, sondern die Arbeit eine Innenrichtung hat. Solch ein Innenverhältnis kann es auch im Mikrosozialen geben. Nicht jede Gruppendynamik, wie sie Lex Bos dreigegliedert beschreibt, hat mit dem Wirtschaftsaspekt einen Bezug im Sinne einer Outputintention für Gruppenfremde. Wenn das Ziel der Gruppendynamik beispielsweise die Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls ist (ein Rechtsaspekt), dann ist das gleichbedeutend mit einer Innenrichtung des Gruppenziels. Das Produkt verläßt die Gruppe nicht, sondern verbleibt in der Gruppe. Die Auswirkung auf Wirtschaftliches der Gesamtgesellschaft ergibt sich dann später und indirekt. Wie ja auch Schulen keine Waren produzieren, sondern Kindern für ihre Erziehung einen Lebensraum bieten. Erst später, außerhalb der Schule werden diese Menschen dann als Erwachsene wirtschaftlich oder auf andere Weise produktiv.

Nachweise

  1. http://www.trialog-gmbh.de/Urteilsbildung/page18
  2. http://www.trias-neustadt.de/urteilsbildung-2013.pdf
  3. http://www.dreigliederung.de/essays/1994-06-007.html
  4. http://www.trialog-gmbh.de/Urteilsbildung/page18
  5. http://www.christine-scharlau.de/baechtold_supersaxo.htm
  6. Werner Breimhorst hält die (sinnvolle) Anwendbarkeit des Dreigliederungskonzepts auf der mikro- und makrosozialen Ebene für nicht möglich, glaubt aber doch an evolutionäre Möglichkeiten einer Förderung der (makrosozialen) Dreigliederung im Kleinen, allerdings nicht dreigegliedert! In Beuys Konzept der sozialen Plastik sind solche Wege aber ja schon mitenthalten. Ein Beitrag im Hinblick auf das Ziel der Dreigliederung des gesellschaftlichen Ganzen im Sinne der sozialen Plastik kann sich als selbst dreigegliedert verstehen, muß es aber nicht. Zwar scheint die Idee der sozialen Plastik andererseits in Beliebigkeit zu münden. Das ist aber kein Argument für soziales Künstlertum, sondern eines für die Dreigliederungstheoretiker. Deren Aufgabe mag es sein, die Dreigliederungsidee vor der Gefahr des Beliebigen im Sinne von Ausgedachtem zu bewahren. Sylvain Coiplet sieht bei den sog. Organisationsberatern eine Tendenz, sich jeweils eine eigene Dreigliederung auszudenken. Und warum dann auch nicht ein vier- oder fünfgegliedertes Maßnahmekonzept? Unter solche Kritik dürfte allerdings dann wohl auch die Sozialorganik von Herbert Witzenmann fallen, die sich auf eine Interpretation des Nationalökonomischen Kurses (GA 340) stützt. Witzenmann entwickelt u.a. einen Rechtsbegriff, der nicht von dem formalen Recht der heutigen Rechtsstaaten ausgeht, das noch auf dem alten römischen Recht beruhe und überwinden werden müsse. Witzenmann präsentiert jedoch nach seinem eigenen Verständnis nichts Ausgedachtes, sondern Ansichten, die sich der Sache nach auf Ausssagen Rudolf Steiners gründen, und zudem auch durch die eigene Forschung im Sinne einer goetheanistischen Phänomenologie belegt seien. (Wie ja übrigens auch Wilhelm Schmundt glaubt, wissenschaftlich vorzugehen.) (Sylvain Coiplet: Die soziale Dreigliederung oder - Wie werden Einrichtungen menschlich?, 2003 Volltext ; Werner Breimhorst: Mesodreigliederung, 2005 Volltext).

Werke (Auswahl)

  • Was ist Dreigliederung des sozialen Organismus?, 2. Aufl., Verlag am Goetheanum, 2. überarb. Aufl. 1992 (1984), ISBN 3-7235-0362-4, Inhaltsverzeichnis
  • Leitbilder für Sozialkünstler, Zwanzig Vorträge über Sozialpädagogik aus anthroposophischer Sicht, Verlag am Goetheanum, 1996, ISBN 9783723509579, Inhaltsangabe
  • Zwölf Drachen im Kampf gegen soziale Initiativen, Verlag am Goetheanum, 3. Aufl. 2016, ISBN 3723506445
  • Christus Wirken im Sozialen, (Geisteswissenschaftliche Vorträge), Verlag am Goetheanum, 1996, ISBN 3723509444
  • Das Unterste zuoberst: Über Hierarchie, Gleichwertigkeit und Dienst-Leistung im sozialen Leben, Trialog-Verlag 2010, Übersetzung Kerstin Andersson, ISBN 978-3-939231-00-4, Inhaltsverzeichnis Inhaltsvereichnis ; Einleitung S. 7-8: google-view

Literatur

  • Adriaan Bekman, Peter Blom, Lex Bos et al.: Lex Bos - ein Lebensbild. Form kann Freiheit schaffen, Flensburger Hefte Nr. 89, 2005, ISBN 3935679246, Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis ; Rezension
  • Johannes Mosmann: Die Überwindung der Utopie einer dreigegliederten Waldorfschule, 2015 Volltext
  • Sylvain Coiplet: Die soziale Dreigliederung oder - Wie werden Einrichtungen menschlich?, 2003 Volltext (Kritik)
  • Werner Breimhorst: Mesodreigliederung, 2005 Volltext (Kritik)

Weblinks

  • Volltext Interview 1994