Reinkarnation und Emisch und etisch: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Reinkarnation''' bedeutet, dass ein individuelles [[Geist|geistiges]] [[Wesen]] im Zug seiner Entwicklung mehrmals zu [[physisch]]en Daseinsformen heruntersteigt, zwischen denen jeweils eine rein geistige Existenz liegt. Das [[Schicksal]] in späteren irdischen [[Inkarnation]]en wird dabei wesentlich mitbestimmt durch die Taten in früheren Erdenleben.  
'''Emisch''' und '''Etisch''' ({{EnS|''Emic'' and ''etic''}}) sind in den [[Kultur]]- und [[Sozialwissenschaft]]en gebräuchliche Begriffe, die 1954 von dem von dem amerikanischen Linguisten [[Wikipedia:Kenneth Pike|Kenneth Pike]] geprägt wurden, um damit zwei gegensätzliche Perspektiven zu charakterisieren, unter denen man kulturelle [[System]]e oder [[Soziale Gemeinschaft|soziale Gemeinschaften]] [[wissenschaft]]lich-[[Methode|methodisch]] betrachten kann.


== Allgemein-biologische Grundlage ==
'''Emisch''' bedeutet, dass man dabei die ''Innenperspektive'', die Perspektive eines Insiders annimmt, d. h. eines Menschen, der der betreffenden Kultur oder Gemeinschaft angehört. Dieser Standpunkt ist weder neutral noch objektiv und allgemeinverbindlich, eröffnet aber meist erst einen wirklichen Einblick in das eigentliche [[Wesen]] der betreffenden Kultur oder Gemeinschaft.


Das Reinkarnationsgesetz gilt nicht nur für den [[Mensch]]en, sondern auch die [[Planeten]] sind der Reinkarnation unterworfen; jede [[Planetenkette]] entwickelt sich durch sieben aufeinanderfolgende planetare [[Weltentwicklungsstufen]]. [[Seele]]nwesen, die über keinen individuellen [[Geist]] verfügen, sondern einer [[Gruppenseele]] angehören, wie etwa die [[Tier]]e, unterliegen nicht der Reinkarnation.  
'''Etisch''' ist die ''Außenperspektive'', d. h. heißt, dass man den möglichst neutralen Standpunkt eines Outsiders, also eines außenstehenden Beoabachters einnimmt und dadurch leichter objektive und allgemeinverbindliche Erkenntnisse gewinnen kann. Hier lässt sich vor allem die Beziehung zu anderen kulturellen Systemen leichter mit einem freien Blick ins Auge fassen.


== Wiedergeburt als Phänomen innerhalb der Menschheitsentwickelung ==
Beide Blickpunkte können wichtige Erkenntnisse liefern, haben aber auch ihre spezifischen Einseitigkeiten.


Die Tatsache, dass der Mensch '''wiederholte Erdenleben''' durchmacht, ist nur für eine bestimmte Zeitspanne der [[Erdentwicklung|irdischen Entwicklung]] gültig. Die Folge der Reinkarnationen hat in der [[Lemuria|lemurischen Zeit]] begonnen und wird am Beginn der [[Sechste Wurzelrasse|sechsten Wurzelrasse]] wieder aufhören. Der [[Mensch]] wird dann in ein geistigeres Dasein übertreten und nicht mehr unmittelbar an einen [[Physischer Leib|physischen Körper]] gebunden sein.
Besonders schwierig ist die wissenschaftliche Erfassung [[esoterisch]]er Systeme. Ohne tiefgehende Insiderkenntnisse wird man sie kaum in ihrer eigentlichen Bedeutung erfassen können. Anderseits muss auch objektiv betrachtet werden, wie sie sich wirkend in ihre Umgebung hineinstellen. [[Arthur Versluis]] (* 1959) von der [[Wikipedia:Michigan State University|Michigan State University]], der sich intensiv mit Esoterikforschung auf wissenschaftlichem Niveau beschäftigt, hat vorgeschlagen, beide Betrachtungsweisen zu einem „mitfühlenden Empirismus“ ({{EnS|sympathetic empiricism}}) zusammenzuführen.


== Überlieferte Kenntnis der Wiedergeburt ==
{{Zitat|Mit "mitfühlendem Empirismus" hingegen beziehe ich mich auf eine Zwischenstellung, die
das Beste aus ''emischen'' und ''etischen'' Ansätzen vereint. Im Bereich der westlichen Esoterik, wie
allgemeiner noch in allen Religionsstudien, ist es wichtig, einerseits die Tugenden der
Gelehrsamkeit, die einen Standard der Objektivität anstrebt, und andererseits die Tugenden eines
Ansatzes, der versucht, das Thema einfühlsam zu verstehen, es sozusagen von innen her zu verstehen, in ein ausgewogenes Gleichgewicht bringt. Anthropologen haben seit langem die Bedeutung des Ausgleichs von ''etic'' und ''emic'' verstanden, einerseits in eine Kultur einzutreten, um sie zu verstehen, andererseits aber auch den Status des Beobachters und des Analytikers beizubehalten. Wenn es das Laster einer zu ''emischen'' Position ist, zum Apologeten zu werden, so ist es das Laster einer zu ''etischen'' Position noch etwas größer: man scheitert daran, zu verstehen und zu vermitteln, was man eigentlich studiert. Wenn das Laster des extrem emischen Ansatzes die zu große Sympathie ist, so ist es beim extrem ''etischen'' Ansatzes die Ignoranz und Feindseligkeit gegenüber dem Subjekt, sogar wenn sie unter der Maske einer gelehrsamen Neutralität erscheint.|ref=<ref>Im englischen Original:
:„By “sympathetic empiricism,” on the other hand, I am referring to an intermediate position that incorporates the best of both emic and etic approaches. In the field of Western esotericism, as in that of religious studies more generally, it is important to balance on the one hand the virtues of scholarship that strives to achieve a standard of objectivity, and on the other hand the virtues of an approach that seeks to sympathetically understand one’s subject, to understand it from the inside out, so to speak. Anthopologists have long understood the importance of balancing etic and emic approaches, of on the one hand entering into a culture in order to understand it while on the other hand retaining the status of observer and analyst. If the vice of a too emic position is that of becoming an apologist, the vice of a too etic position is if anything greater: a failure to understand and accurately convey what one is studying. If the vice of the extreme emic approach is too great a sympathy, that of the extreme etic approach is ignorance of and hostility to one’s subject, even if under the guise of a studied neutrality.“ (Arthur Versluis: ''What is Esoteric? Methods in the Study of Western Esotericism'' [http://www.esoteric.msu.edu/VolumeIV/Methods.htm])</ref><ref>vgl. auch: Arthur Versluis: ''Methods in the Study of Esotericism, Part II. Mysticism and the Study of Esotericism'' [http://www.esoteric.msu.edu/VolumeV/Mysticism.htm]</ref>}}


=== Altertum ===
== Literatur ==


In den altorientalischen Kulturen, wo man noch ein sehr starkes Bewusstsein vom geistigen Ursprung des Menschen hatte, wurde die Wiederverkörperung und das irdische Dasein überhaupt als vorwiegend leidvoll empfunden. [[Buddha]] hat die Ursachen dieses Leidens aufgezeigt, die ihre Wurzeln in dem [[Begierde|begierdevollen]] Haften an der sinnlichen Welt haben, und mit dem von gelehrten [[Achtgliedriger Pfad|achtgliedrigen Pfad]] den Weg gewiesen, das [[Rad der Wiedergeburten]] anzuhalten und für immer in ein rein geistiges Dasein zurückzukehren. Wenn sich künftig einmal die Reihe der irdischen Geburten des Menschen ihrem Ende zuneigt, wird der [[Buddhismus]] in zeitgemäß erneuerter Form wieder von großer Bedeutung werden, denn dieser Prozess, durch den der Mensch dann in eine neue Daseinsform übertreten wird, kann nur dann zum Heil des Menschen ablaufen, wenn er selbst geistig aktiv und bewusst daran mitwirkt.
* Headland, Thomas; Pike, Kenneth; Harris, Marvin (eds): ''Emics and Etics: The Insider/Outsider Debate'', Sage (1990)
* Jardine, Nick: ''Etics and Emics (Not to Mention Anemics and Emetics) in the History of the Sciences'' (2004), ''History of Science'', 42: 261–278 [http://hos.sagepub.com/content/42/3/261.refs?patientinform-links=yes&legid=sphos;42/3/261]
* [[Wikipedia:Gerhard Kubik (Musikethnologe)|Gerhard Kubik]]: ''Emics and Etics Re-Examined, Part 1: Emics and Etics: Theoretical Considerations.'' In: ''African Music,'' Vol. 7, No. 3, 1996, S. 3–10
* {{Literatur | Autor = Theodor Lewandowski | Titel = Linguistisches Wörterbuch | Auflage = 4., neu bearbeitete | Verlag = Quelle & Meyer | Ort = Heidelberg | Jahr = 1985 | ISBN = 3-494-02050-7 | Kapitel = Stichwort: emische Analyse }}
* {{Literatur | Autor = [[Wikipedia:Kenneth Lee Pike|Kenneth Lee Pike]] | Titel = Language in Relation to a Unified Theory of Structure of Human Behavior | Reihe = Janua Linguarum, Series Maior | Band = Band 24 | Verlag = Mouton | Ort = Den Haag | Auflage = 2. | Jahr = 1967 }}
* [[Arthur Versluis]]: ''Magic and Mysticism: An Introduction to Western Esoteric Traditions'', Rowman & Littlefield Publishers 2007, ISBN 978-0742558366


Erst in der [[Urpersische Kultur|urpersischen Kultur]] und namentlich im [[Christentum]] erkannte man den besonderen Wert des irdischen Daseins für die geistige Entwicklung des Menschen. Damit trat aber auch das Wissen um die wiederholten Erdenleben in den Hintergrund und das Bewusstsein richtete sich immer mehr auf das einzelne irdische Leben des Menschen. In der christlichen Lehre wird daher die Reinkarnationsidee weitgehend abgelehnt, obwohl sie keineswegs unvereinbar mit der biblischen Überlieferung ist. Als das Wissen um die Wiederverkörperung verloren ging, verlor man auch sehr bald das Bewusstsein für das rein geistige vorirdische Dasein des Menschen vor der Geburt, das für [[Platon]] noch von ganz zentraler Bedeutung war, und richtete das Augenmerk viel stärker auf das [[Leben nach dem Tod]].
== Einzelnachweise ==


=== Der Gedanke in der europäischen Neuzeit ===
<references />


Einzelne abendländische Denker, wie z.B. [[Lessing]], haben den Reinkarnationsgedanken wieder aufgegriffen, weil sie eingesehen haben, dass der Mensch in einem einzelnen Erdenleben unmöglich alle geistigen Entwicklungsmöglichkeiten ausschöpfen kann, die das irdische Dasein bietet. Anders als die altorientalischen Weisen sehen sie in der Wiedergeburt weniger ein schreckliches Schicksalsverhängnis, sondern vielmehr die damit verbundenen gewaltigen geistigen Entwicklungschancen. Insbesondere wird es durch die Wiederverkörperung auch jenen Menschen, die bereits in vorchristlicher Zeit gelebt haben, möglich, sich mit dem auf die Erde herabgestiegenen und seit dem im Erdenkreis wirkenden [[Christus]] zu verbinden.
[[Kategorie:Kultur]] [[Kategorie:Sozialwissenschaften]] [[Kategorie:Esoterik]]
 
== Äußerer Ablauf des Lebens und Sterbens ==
 
Als Faustregel für die Zeit, die zwischen zwei [[Inkarnation]]en liegt, gilt, dass sich der Mensch etwa zweimal in jeder [[Kulturepochen|Kulturepoche]], die jeweils 2160 Jahre dauern (siehe -> [[Platonisches Weltenjahr]]) inkarniert, einmal als [[Mann]] und einmal als [[Frau]]. Diese Regel ist aber kein ehernes Gesetz, sondern wird häufig durchbrochen. Nicht immer wechseln einander in strenger Folge männliche und weibliche Inkarnationen ab; allerdings folgen einander niemals mehr als sieben gleichgeschlechtliche Wiederverkörperungen. Auch die Zeit, die zwischen zwei Inkarnationen liegt, schwankt beträchtlich. Heute liegen zwischen den einzelnen Erdenleben oft nur wenige Jahrzehnte.
 
=== Beispiele aus dem 17. bis 20. Jahrhundert ===
 
Durch Gesichtsvergleiche und geisteswissenschaftliche Vertiefung sind in der letzten Zeit Versuche gemacht worden, eine größere Zahl von Menschen durch mehrere Leben zu verfolgen, die sie teils immer wieder gemeinsam durchgemacht haben. So hat sich für [[Rudolf Steiner]] ergeben, dass er vor seinem Leben von 1861 bis 1925 schon als Rembrandt Harmensz van Rijn und [[Johann Wolfgang von Goethe]] lebte; besondere Klarheit wird darüber erreicht, indem man auch die Menschen um ihn herum wieder auftauchen sieht. So hat er seine Frau Saskia van Uylenburkh in Friederike Brion und ein weiteres Leben später in [[Anna Eunike]] wiedergetroffen. Rembrandts zweite Frau, Hendrickje Stoffels, taucht in Christiane Vulpius und [[Marie Steiner]] wieder auf. Käthchen Schönkopf stirbt und wird als [[Marie Lang]] wiedergeboren, Friederike Oeser als [[Marie Eugenie delle Grazie]], Lili Schönemann als [[Rosa Mayreder]], Schiller als [[Emil Bock]], Hölderlin als [[Albert Steffen]], Herder als [[Friedrich Rittelmeyer]], Fichte als [[Friedrich Nietzsche]], Novalis als [[Herman Grimm]]. Ähnlich stellt sich allmählich eine frühere gemeinsame Inkarnation um Christus heraus, als Rudolf Steiner und Herman Grimm - Jesus und Johannes der Täufer - mit Rittelmeyer und Bock - Peter und Paul - die katholische Kirche begründeten. Fürs Ende des 20. Jahrhunderts hat Rudolf Steiner in seinen [[GA237|Esoterischen Betrachtungen karmischer Zusammenhänge]] eine neue gemeinsame Verkörperung seiner selbst und seiner Freunde und Mitarbeiter angekündigt.
 
Aber nicht nur in anthroposophischen, sondern auch anderen gut dokumentierten gesellschaftlichen Bereichen kann man das gemeinsame Wiederkommen beobachten. So scheint eine Gruppe deutscher Spitzenpolitiker des mittleren 19. Jahrhunderts im 20. zum zweiten Mal aufgetreten zu sein: der Freiherr vom Stein weist Ähnlichkeiten mit Adenauer auf, die eigentlich nicht zu erklären sind, wenn man nicht hinnehmen will, er sei wiedergeboren worden. Seine Nachfolger Erhard und Kiesinger haben ebenfalls schon einmal gelebt: Erhard  als Ludwig XIV., Kiesinger als der Reichskanzler Hardenberg. Die Stein-Hardenbergschen Reformen leben nach dem Zusammenbruch 1945 vertieft wieder auf, als der moderne humane deutsche Rechtsstaat aufgebaut wird. Die SPD-Nachfolger Brandt, Schmidt, Kohl und Merkel hauchen dagegen eher dem Fürsten Metternich und andren monarchistischen Individuen neues Leben ein. Sie haben sich, stärker als ihre CDU-Vorgänger der Notzeit, mit Ausbau, internationalem Ausgleich und der Befestigung staatlicher Macht abgegeben.
 
== Zusammenhänge zwischen aufeinanderfolgenden Leben ==
 
Auch dafür, wie die nächste Inkarnation beschaffen sein wird, gibt es gewisse Grundregeln. Für seine nächste irdische Verkörperung wählt sich der Mensch jenes Elternpaar, dass ihm die geeignetsten physischen Organe für seine geistigen Anlagen darbieten kann. Allerdings bleibt oft eine gewisse Kluft zwischen den geistigen Bedürfnissen und der vererbten physischen Natur bestehen. Wie sich der Mensch im Erdenleben verhält, prägt die [[Physiognomie]] und besonders die [[Schädel]]bildung des nächsten Lebens. Die Taten, die er vollbracht hat, wirken vom [[Oberes Devachan|oberen Devachan]] aus und bestimmen den Ort und die weiteren physischen Verhältnisse für die nächste Wiedergeburt. Was der Mensch durch sein [[Temperament]] und seine bleibenden Gewohnheiten und Fähigkeiten dem [[Unteres Devachan|unteren Devachan]] eingeliedert hat, bestimmt den [[Ätherleib]] der nächsten Inkarnation. Und was er an [[Gedanke]]n und [[Gefühl]]en der [[Astralwelt]] eingeschrieben hat, baut den [[Astralleib]] für das nächste irdische Dasein auf. 
 
== Individuum und Volksseele ==
 
Nur selten erscheint der Mensch in mehreren aufeinanderfolgenden Inkarnationen innerhalb der selben [[Volk]]sgemeinschaft. Eine gewisse Ausnahme machen dabei die mitteleuropäischen Völkerschaften. Hängt der Mensch einem ausgeprägten [[Nationalismus]] an und richtet in seinem Erdenleben einen ganz besonderen Haß gegen ein anderes Volk, so liegt das daran, dass sich unterbewusst sein höheres Selbst schon sehr entschieden mit gerade diesem Volk verbunden hat und sich dort reinkarnieren wird.
 
[[Kategorie:Reinkarnation und Karma]]

Version vom 21. Februar 2018, 00:16 Uhr

Emisch und Etisch (eng. Emic and etic) sind in den Kultur- und Sozialwissenschaften gebräuchliche Begriffe, die 1954 von dem von dem amerikanischen Linguisten Kenneth Pike geprägt wurden, um damit zwei gegensätzliche Perspektiven zu charakterisieren, unter denen man kulturelle Systeme oder soziale Gemeinschaften wissenschaftlich-methodisch betrachten kann.

Emisch bedeutet, dass man dabei die Innenperspektive, die Perspektive eines Insiders annimmt, d. h. eines Menschen, der der betreffenden Kultur oder Gemeinschaft angehört. Dieser Standpunkt ist weder neutral noch objektiv und allgemeinverbindlich, eröffnet aber meist erst einen wirklichen Einblick in das eigentliche Wesen der betreffenden Kultur oder Gemeinschaft.

Etisch ist die Außenperspektive, d. h. heißt, dass man den möglichst neutralen Standpunkt eines Outsiders, also eines außenstehenden Beoabachters einnimmt und dadurch leichter objektive und allgemeinverbindliche Erkenntnisse gewinnen kann. Hier lässt sich vor allem die Beziehung zu anderen kulturellen Systemen leichter mit einem freien Blick ins Auge fassen.

Beide Blickpunkte können wichtige Erkenntnisse liefern, haben aber auch ihre spezifischen Einseitigkeiten.

Besonders schwierig ist die wissenschaftliche Erfassung esoterischer Systeme. Ohne tiefgehende Insiderkenntnisse wird man sie kaum in ihrer eigentlichen Bedeutung erfassen können. Anderseits muss auch objektiv betrachtet werden, wie sie sich wirkend in ihre Umgebung hineinstellen. Arthur Versluis (* 1959) von der Michigan State University, der sich intensiv mit Esoterikforschung auf wissenschaftlichem Niveau beschäftigt, hat vorgeschlagen, beide Betrachtungsweisen zu einem „mitfühlenden Empirismus“ (eng. sympathetic empiricism) zusammenzuführen.

„Mit "mitfühlendem Empirismus" hingegen beziehe ich mich auf eine Zwischenstellung, die das Beste aus emischen und etischen Ansätzen vereint. Im Bereich der westlichen Esoterik, wie allgemeiner noch in allen Religionsstudien, ist es wichtig, einerseits die Tugenden der Gelehrsamkeit, die einen Standard der Objektivität anstrebt, und andererseits die Tugenden eines Ansatzes, der versucht, das Thema einfühlsam zu verstehen, es sozusagen von innen her zu verstehen, in ein ausgewogenes Gleichgewicht bringt. Anthropologen haben seit langem die Bedeutung des Ausgleichs von etic und emic verstanden, einerseits in eine Kultur einzutreten, um sie zu verstehen, andererseits aber auch den Status des Beobachters und des Analytikers beizubehalten. Wenn es das Laster einer zu emischen Position ist, zum Apologeten zu werden, so ist es das Laster einer zu etischen Position noch etwas größer: man scheitert daran, zu verstehen und zu vermitteln, was man eigentlich studiert. Wenn das Laster des extrem emischen Ansatzes die zu große Sympathie ist, so ist es beim extrem etischen Ansatzes die Ignoranz und Feindseligkeit gegenüber dem Subjekt, sogar wenn sie unter der Maske einer gelehrsamen Neutralität erscheint.“[1][2]

Literatur

  • Headland, Thomas; Pike, Kenneth; Harris, Marvin (eds): Emics and Etics: The Insider/Outsider Debate, Sage (1990)
  • Jardine, Nick: Etics and Emics (Not to Mention Anemics and Emetics) in the History of the Sciences (2004), History of Science, 42: 261–278 [3]
  • Gerhard Kubik: Emics and Etics Re-Examined, Part 1: Emics and Etics: Theoretical Considerations. In: African Music, Vol. 7, No. 3, 1996, S. 3–10
  •  Theodor Lewandowski: Linguistisches Wörterbuch. 4., neu bearbeitete Auflage. Quelle & Meyer, Heidelberg 1985, ISBN 3-494-02050-7, Stichwort: emische Analyse.
  •  Kenneth Lee Pike: Language in Relation to a Unified Theory of Structure of Human Behavior (= Janua Linguarum, Series Maior. Band 24). 2. Auflage. Mouton, Den Haag 1967.
  • Arthur Versluis: Magic and Mysticism: An Introduction to Western Esoteric Traditions, Rowman & Littlefield Publishers 2007, ISBN 978-0742558366

Einzelnachweise

  1. Im englischen Original:
    „By “sympathetic empiricism,” on the other hand, I am referring to an intermediate position that incorporates the best of both emic and etic approaches. In the field of Western esotericism, as in that of religious studies more generally, it is important to balance on the one hand the virtues of scholarship that strives to achieve a standard of objectivity, and on the other hand the virtues of an approach that seeks to sympathetically understand one’s subject, to understand it from the inside out, so to speak. Anthopologists have long understood the importance of balancing etic and emic approaches, of on the one hand entering into a culture in order to understand it while on the other hand retaining the status of observer and analyst. If the vice of a too emic position is that of becoming an apologist, the vice of a too etic position is if anything greater: a failure to understand and accurately convey what one is studying. If the vice of the extreme emic approach is too great a sympathy, that of the extreme etic approach is ignorance of and hostility to one’s subject, even if under the guise of a studied neutrality.“ (Arthur Versluis: What is Esoteric? Methods in the Study of Western Esotericism [1])
  2. vgl. auch: Arthur Versluis: Methods in the Study of Esotericism, Part II. Mysticism and the Study of Esotericism [2]