Handgelenk und Pferdezucht: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Joachim Stiller
 
imported>Joachim Stiller
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Handgelenk Schema.png|mini|270px|{{Handgelenkknochen-Legende}}]]
[[Datei:Two year old budjonny stallions in russia.jpg|mini|Junge [[Budjonny (Pferd)|Budjonny]]-Hengste in einem Zuchtbetrieb]]
[[Datei:Xray hand.jpg|mini|Röntgenaufnahme einer menschlichen Hand mit Beschriftung der [[Handwurzelknochen]]:<br />
[[Datei:Pferde Familie.JPG|mini|Pferde-Familie]]
A [[Os scaphoideum|Kahnbein]] (''Os scaphoideum'')<br />
B [[Mondbein]] (''Os lunatum'')<br />
C [[Dreiecksbein]] (''Os triquetrum'')<br />
D [[Erbsenbein]] (''Os pisiforme'')<br />
E [[Großes Vieleckbein]] (''Os trapezium'')<br />
F [[Kleines Vieleckbein]] (''Os trapezoideum'')<br />
G [[Kopfbein]] (''Os capitatum'')<br />
H [[Hakenbein]] (''Os hamatum'')]]
[[Datei:Gray336.png|mini|Handgelenk]]


Das '''Handgelenk''' ist das aus mehreren Teilgelenken zusammengesetzte [[Gelenk]] (''Articulatio composita'') an der [[Hand]] der [[Säugetiere]]. Bei den vierfüßigen [[Tier]]en wird es auch als '''Vorderfußwurzelgelenk''' bezeichnet. Es gehört neben den [[Fingergelenke]]n zu den Gelenken der Hand ([[Latein|lat.]] ''Articulationes manus'').
Unter '''Pferdezucht''' versteht man die geplante und durchdachte Vermehrung von [[Hauspferd|Pferden]] mit dem Ziel, Gesundheit, Leistungsvermögen und -bereitschaft und bestimmte Rassemerkmale zu erhalten oder zu verbessern. [[Waldemar Seunig]] formuliert schon 1943 als Zuchtziel: „Das vom Züchter zu erstrebende Ideal ist, ein Pferd zu schaffen von so vollkommener Gesundheit und Harmonie zwischen äußerem und innerem Leben, daß alle Kräfte frei bleiben für Wollen und Wirken im Dienste des Menschen.“<ref>Seunig, S. 244</ref>


Beim Menschen werden als Handgelenk das Gelenk zwischen [[Radius (Anatomie)|Speiche]] und [[Handwurzelknochen]] (''Articulatio radiocarpalis'', „[[Anatomische Lage- und Richtungsbezeichnungen#Generelle Lage- und Richtungsbezeichnungen|proximales]] Handgelenk“) sowie das zwischen den beiden Reihen der Handwurzelknochen (''Articulatio mediocarpalis'', „[[Distal (Anatomie)|distales]] Handgelenk“) bezeichnet.<ref>[http://www.gesundheit.de/roche/index.html?c=http://www.gesundheit.de/roche/ro15000/r15026.000.html Roche Medizin-Lexikon]</ref> Im weiteren Sinne werden auch die übrigen Gelenke der Handwurzel unter diesem Begriff eingeordnet, die als so genannte straffe oder Wackelgelenke (''[[Amphiarthrose]]n'') die beiden Hauptgelenke in ihrer Funktion unterstützen, allerdings nur einen geringen Bewegungsumfang zeigen. Bei den meisten Tieren gibt es auch eine Verbindung zwischen [[Ulna|Elle]] und den Handwurzelknochen (''Articulatio ulnocarpea''). Darüber hinaus zählt man die straffen Gelenke zwischen den einzelnen Handwurzelknochen (''Articulationes intercarpales'') sowie zwischen Handwurzel- und [[Mittelhandknochen]] (''Articulationes carpometacarpales'') generell zum Vorderfußwurzelgelenk (''Articulatio carpi'').<ref>Franz-Viktor Salomon: ''Knochenverbindungen.'' In: Franz-Viktor Salomon u. a. (Hrsg.): ''Anatomie für die Tiermedizin.'' Enke-Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-8304-1007-7, S. 110–147.</ref>
== Allgemeines ==
Da als Zuchtpferde nur Tiere eingesetzt werden sollten, die dem Zuchtziel der jeweiligen Rasse möglichst gut entsprechen, muss zunächst eine Auswahl erfolgen.
Auswahlkriterien können sein:
* Abstammung
* Exterieur/Interieur
* Eigenleistung
* Nachkommenleistung
* Gesundheit


Alle Teilgelenke wirken gemeinsam als funktionelle Einheit und ermöglichen Beugung (''[[Flexion]]'') Richtung Handinnenfläche (''Palmarflexion''), Streckung (''[[Extension (Medizin)|Extension]]'') Richtung Handrückseite (''Dorsalextension'') sowie Abspreizbewegungen (''[[Abduktion (Physiologie)|Abduktion]]'') Richtung [[Daumen]] (''Radialabduktion'') und Richtung [[Kleiner Finger|Kleinfinger]] (''Ulnarabduktion'').
== Geschichte der Pferdezucht ==
[[Datei:Byerly Turk.jpg|mini|Der [[Hengst|Zuchthengst]] [[Byerley Turk]] um 1700]]
Die Pferdezucht hat eine weit zurückreichende Historie und beginnt nach derzeitigem Wissensstand zwischen [[5000 v. Chr.]] und [[3000 v. Chr.]] etwa zeitgleich in verschiedenen Gebieten Europas, Asiens und Nordafrikas. Der Einsatz von Pferden steigerte vielfach die Beweglichkeit der sie nutzenden Völker. Die [[Domestizierung]] führte gleichzeitig zu einer stärkeren Vermischung der Pferderassen untereinander, da der Mensch stets bemüht war, aus den im nun größeren Aktionskreis vorgefundenen Rassen das ihm jeweils am besten erscheinende Zuchtmaterial zu verwenden. Es ist außerordentlich schwierig, den genauen Domestikationszeitpunkt festzulegen, da es nur wenige Anhaltspunkte gibt, an denen ein domestiziertes Pferd von einem Wildpferd unterschieden werden kann. So ist man normalerweise auf den Fund von Gebrauchsgegenständen wie [[Trense]]n und [[Reitsattel|Sätteln]] angewiesen. Haupteinsatzzwecke waren anfangs wohl der Transport von Lasten und die Fleischproduktion; bald kamen auch das Reiten und die Feldarbeit hinzu. Heute gibt es hunderte verschiedener [[Liste von Pferderassen|Pferderassen]], die mit dem Menschen nahezu alle Lebensräume erobert haben. Seit Mitte bis Ende des [[20. Jahrhundert]]s ist ein Rückgang der Artenvielfalt zu beobachten. Ursache dafür ist der Wegfall einer Reihe von Einsatzgebieten durch die fortschreitende [[Industrialisierung]].


== Proximales Handwurzelgelenk ==
Letzte Untersuchungen, die auf der Auswertung der [[MtDNA|mitochondrialen DNA]] von heutigen Hauspferden und von Fossilien ausgestorbener Rassen beruhen, deuten darauf hin, dass die Domestikation des Pferdes nicht an einem Ort, sondern unabhängig voneinander an mehreren Orten stattgefunden hat. Wesentliches Indiz hierfür ist die Breite der genetischen Variationen, die in beiden Testgruppen gleich groß ist. Bei nur einem Domestikationsort wäre bei den Hauspferden eine geringere genetische Variationsbreite zu erwarten gewesen. Zudem wurde bei diesen Tests festgestellt, dass einige der fossilen Funde näher mit heutigen Rassen verwandt waren als einige heutige Rassen untereinander.
Das der Körpermitte näher gelegene (proximale) Handwurzelgelenk bezeichnet beim Menschen die gelenkige Verbindung zwischen dem der Körpermitte entfernt gelegenen (distalen) Ende der Speiche (''Facies articularis carpi radialis'') und drei der proximalen  [[Handwurzelknochen]] (''Ossa carpalia''), dem [[Os scaphoideum|Kahnbein]] (''Os scaphoideum''), dem [[Mondbein]] (''Os lunatum'') und dem [[Dreiecksbein]] (''Os triquetrum''). Zudem ist die Zwischengelenkscheibe (''[[Triangulärer fibrokartilaginärer Komplex|Discus triangularis]]'') des distalen Speichen-Ellen-Gelenkes an der Gelenkbildung beteiligt, die zwischen den Handwurzelknochen und der Elle vermittelt. Bei den meisten Wirbeltieren stehen jedoch sowohl Elle (''Articulatio ulnocarpea'') als auch Speiche (''Articulatio radiocarpea'') mit den Handwurzelknochen in Verbindung.


An den Knorpelrändern der Knochen und an der Zwischengelenkscheibe ist eine dünne, schlaffe Gelenkkapsel befestigt, die durch zahlreiche einstrahlende [[Band (Anatomie)|Bänder]] verstärkt wird. Der Gelenkspalt ist unverzweigt und enthält manchmal Fettfalten (''Plicae synoviales'').
Im [[Deutsch-Französischer Krieg|Deutsch-Französischen Krieg]] von 1870/71 kamen ca. ein Drittel aller deutschen Pferde um, weil sie im Interesse der Beweglichkeit/Schnelligkeit der deutschen Armeen, eingesetzt worden waren. In der Folge einigten sich die deutschen Fürsten auf eine Rassenverteilung, um für den nächsten Krieg durch eine breite Streuung der kriegswichtigen Rassen gerüstet zu sein. Hierzu bekamen die staatlichen Gestüte das ''Hengstmonopol'', um in jedem deutschen Teilstaat vorrangig eine bestimmte Rassen zu züchten. Auch wenn das Hengstmonopol sich nicht durchsetzen ließ, so war es doch ca. die Hälfte der Pferde, die entsprechend gezüchtet werden konnten. Bei der [[Weltausstellung 1900]] in Paris konnten diese einheitlichen Rassen erstmals international präsentiert werden.<ref>[[Wikipedia:Arnd Krüger|Arnd Krüger]]: A Horse Breeder's Perspective: Scientific Racism in Germany. 1870 - 1933, in: N. FINZSCH & D. SCHIRMER (Hrsg.): ''Identity and Intolerance. Nationalism, Racism, and Xenophobia in Germany and the United States''. Cambridge: University Press 1998, 371 - 396.</ref>


Das proximale Handgelenk des Menschen ist funktionell betrachtet ein Ellipsoid- oder [[Eigelenk]] (''Articulatio ellipsoidea''), das zwei [[Freiheitsgrad#Beispiel: Gelenke|Freiheitsgrade]] besitzt:
Hieraus würde sich auch die starke [[Divergenz (Biologie)|Divergenz]] einiger heutiger [[Rasse (Züchtung)|Rassen]], wie [[Pony (Pferd)|Ponys]], [[Kaltblüter (Pferd)|Kaltblüter]] und [[Vollblüter]] erklären, da die Züchter zur unterschiedlichen Entwicklung der Rassen nicht nur den Domestikationszeitraum gehabt hätten, sondern auf das genetische Material bereits lange vorher existierender Rassen zurückgreifen konnten.
* Beugung (''Palmarflexion'', in Richtung Handfläche) bis zu circa 80° und Streckung (''Dorsalextension'', Richtung Handrücken) bis zu circa 70°
* Abspreizbewegungen (''[[Abduktion (Physiologie)|Abduktion]]'' oder ''[[Adduktion]]'') zur Speiche (''Radialabduktion'', eigentlich genauer ''Radialadduktion'', also zur Daumenseite hin) bis zu circa 20° bzw. zur Elle hin (''Ulnarabduktion'', zur Kleinfingerseite hin) bis zu circa 40°.


== Distales Handwurzelgelenk ==
Der Fachbegriff für [[Hengst|Deckhengste]] ist im Allgemeinen Beschäler oder Schälhengst, die auf einem [[Gestüt#Landgestüte|Landgestüt]] eingesetzten Hengste werden als Landbeschäler bezeichnet.
Das der Körpermitte entfernter gelegene Handwurzelgelenk (''Articulatio mediocarpalis'') – selten auch als mittleres Handwurzelgelenk bezeichnet, bei Tieren die mittlere Gelenketage des Vorderfußwurzelgelenks darstellend – zeigt einen in etwa s-förmigen Gelenkspalt zwischen der [[Proximal (Anatomie)|proximalen]] und [[Distal (Anatomie)|distalen]] Reihe der Handwurzelknochen. Es setzt sich aus den einzelnen Gelenken zwischen jeweils zwei benachbarten Knochen zusammen und wirkt funktionell mit den gelenkigen Verbindungen der Handwurzelknochen einer Reihe untereinander (''Articulationes intercarpales'') als Einheit. Die Gelenkkapsel ist auf der Handinnenfläche straff, hingegen auf der Handrückseite schlaff und bildet zahlreiche Fettfalten aus.


Das der Körpermitte entfernter gelegene Handgelenk ist ein verzahntes [[Scharniergelenk]] (''Articulatio ginglymus''). Der schematische Verlauf ist auf Abbildung II als rote Line dargestellt. Es ist in seinem Bewegungsausmaß durch seine gebogene Form sowie durch Bänder und Gelenkkapseln eingeschränkt. Es wirkt zusammen mit dem proximalen Handgelenk als funktionelle Einheit.
== Zuchtverfahren ==
=== Einkreuzung ===
Zu Beginn der Pferdezucht kann man kaum von einer systematischen Zucht heutiger Form sprechen. Es wurden schlicht die zur Verfügung stehenden Tiere nach Gefallen miteinander gekreuzt. Gerne wurden durch Handel oder Raubzüge aus entfernteren Gegenden stammende Tiere eingekreuzt. Das Endprodukt war eher zufällig. Die Rassen entsprachen weitgehend den im jeweiligen Gebiet vorgefundenen Naturrassen.


== Interkarpalgelenke ==
=== Reinzucht ===
Die Interkarpalgelenke (''Articulationes intercarpales'') bezeichnen die gelenkigen Verbindungen der Handwurzelknochen einer Reihe untereinander.
Beim [[Zucht#Reinzucht|Reinzuchtverfahren]] werden nur Tiere der gleichen Rasse miteinander angepaart. Man spricht in diesem Fall auch von einem geschlossenen [[Zuchtbuch]]. Rassen, die nach diesem Verfahren gezüchtet werden, haben meist eine konsolidierte Population. Das heißt, die meisten Tiere sind sich bezüglich Aussehen und Charaktereigenschaften recht ähnlich und es gibt verhältnismäßig wenige extreme Ausnahmen. Bei der Reinzucht gilt es für die Züchter, ein besonderes Augenmerk auf die Erhaltung der genetischen Vielfalt zu legen, da eine zu enge Blutführung auch zu nicht unerheblichen Gesundheitsproblemen führen kann. Die bekanntesten Rassen mit geschlossenen Zuchtbüchern sind das [[Vollblutaraber|Arabische Vollblutpferd]] (Rassekürzel »ox«), das [[Englisches Vollblut|Englische Vollblutpferd]] (Rassekürzel »xx«) und das [[Islandpferd]]. Auch einige [[Warmblüter (Pferd)|Warmblutrassen]] wie die [[Holsteiner]] oder die [[Trakehner]] haben nahezu geschlossene Zuchtbücher.


Die Interkarpalgelenke sind – wie die Karpometakarpalgelenke – so genannte Wackelgelenke (''[[Amphiarthrose]]n''), die durch zahlreiche Bandzüge so versteift sind, dass sie kaum beweglich sind. Die Gelenkkapsel ist von der Körpermitte näher gelegen schlaff und von der Körpermitte entfernter gelegen straff. Es handelt sich um so genannte Nebengelenke, welche die Verschieblichkeit der Handwurzelknochen untereinander erhöhen und damit die Beweglichkeit der benachbarten Hauptgelenke (''Articulatio radiocarpalis'' und ''Articulatio mediocarpalis'') steigern.
=== Veredlung ===
Die Veredlung einer Rasse durch Einzucht einiger weniger Individuen mit gewünschten Eigenschaften ist Standard in der Pferdezucht. So wurden in vielen Rassen Araber, Vollblüter oder [[Trakehner]] zur Veredlung eingesetzt. Im Gegensatz zur Einkreuzung wird der Veredler gezielt anhand gewünschter Eigenschaften ausgesucht.


Das Interkarpalgelenk zwischen dem [[Erbsenbein]] (''Os pisiforme'') und dem [[Dreiecksbein]] (''Os triquetrum''), das so genannte Erbsenbeingelenk (''Articulatio ossis pisiformis'' oder ''Articulatio ossis carpi accessorii'') ist ein eigenständiges Gelenk mit einer unabhängigen Gelenkkapsel und unabhängigen Gelenkspalt.
=== Kreuzung ===
Bei der Kreuzung wird, wie zum Beispiel beim [[Aegidienberger]], versucht, die Eigenschaften zweier Rassen zusammenzuführen. Die beiden Ursprungsrassen werden im Zuchtverlauf immer wieder zur [[Blutauffrischung]] und Verfestigung der Zuchtrichtung eingekreuzt. Es können selbstverständlich auch mehr als zwei Rassen die Ausgangspunkte der Kreuzung bilden, die Ausgangsrassen sollten dann aber bereits eine hohe Ähnlichkeit aufweisen, um ein zu starkes Aufspalten der neuen Zuchtlinie zu vermeiden. Beispiel für ein großflächiges Einkreuzungs-"Programm" war in der [[Renaissance]] und im [[Barock]] die Kreuzung einheimischer mittel- und nordeuropäischer Rassen mit [[Andalusier (Pferd)|spanischen Pferden]] (wobei hierbei meist einzelne, heute noch namentlich bekannte Hengste aus Spanien eingesetzt wurden, so dass man auch von Veredelung sprechen könnte), die zur Entwicklung von [[Lipizzaner]]n, [[Kladruber]]n, [[Frederiksborger]]n, [[Friese]]n, [[Neapolitaner (Pferd)|Neapolitanern]] und vermutlich auch dem [[Connemara-Pony]] geführt haben.


== Mittelhandgelenke ==
== Zucht im 21. Jahrhundert ==
=== Karpometakarpalgelenke ===
[[Datei:Dillenburg - Prinzenbau.jpg|mini|Hessisches Landgestüt Dillenburg]]
Die Karpometakarpalgelenke, die Verbindung der distalen Handwurzelknochen mit dem zweiten bis fünften Mittelhandknochen (''Articulationes carpometacarpales II–V'') werden beim Menschen nicht direkt dem Handgelenk zugeordnet, bei Tieren jedoch stets zum Vorderfußwurzelgelenk gerechnet. Sie sind – wie die Interkarpalgelenke – so genannte Wackelgelenke, die durch zahlreiche Bandzüge so versteift sind, dass sie kaum beweglich sind. Es handelt sich um Nebengelenke, welche die Verschieblichkeit zwischen den Handwurzelknochen und den Mittelhandknochen erhöhen und damit die Beweglichkeit der benachbarten Hauptgelenke (''Articulatio radiocarpalis'' und ''Articulatio mediocarpalis'') steigern.
Die Zucht im [[21. Jahrhundert]] ist überwiegend Privatengagement, da staatliche Institutionen die Kosten für eine reine Erhaltung nicht mehr tragen können. So gibt es zwar noch [[Landgestüt|Staatsgestüte]], aber der Großteil der Zuchttiere befindet sich in der Hand kleiner Privatzüchter, die sich den unterschiedlichsten Pferderassen verschrieben haben. Grundlagen für die Pferdezucht in Deutschland sind das [[Tierzuchtgesetz]] sowie die Verordnung über Leistungsprüfung und [[Zuchtwertschätzung|Zuchtwertfeststellung]] bei Pferden.


Das [[Daumensattelgelenk]] (''Articulatio carpometacarpalis pollicis'' oder auch ''Articulatio carpometacarpalis I'') bildet eine Ausnahme der fünf Karpometakarpalgelenke, da es im Gegensatz zu ihnen kein Wackelgelenk, sondern ein echtes und somit frei bewegliches Gelenk bildet. Es bezeichnet die gelenkige Verbindung zwischen dem [[Großes Vieleckbein|großen Vieleckbein]] (''Os trapezium'') und dem Mittelhandknochen des ersten [[Finger]]s, also des [[Daumen]]s (''Os metacarpale I'' oder ''Os metacarpale pollicis''). Es handelt sich um ein [[Sattelgelenk]] (''Articulatio sellaris'') und wird vor allem für die Gegenüberstellung (''[[Opposition (Anatomie)|Opposition]]'') des Daumens gegenüber den anderen Fingern benötigt und hat daher beim Menschen eine zentrale Bedeutung für das Greifen.
Wie andere Tiere auch werden Pferde mittlerweile nicht mehr nur auf natürlichem Wege ([[Natursprung]], [[Begattung]]), also durch das Zusammenführen von Hengst und Stute, vermehrt. Auch hier haben [[künstliche Besamung]] und [[Embryotransfer]] Einzug gehalten. Zur künstlichen Besamung ist zunächst Sperma erforderlich, das durch [[Absamung]] gewonnen wird. Das Sperma wird verdünnt, portioniert und tiefgekühlt. Diese Entwicklung wird teilweise kritisch betrachtet. Zu den Vorteilen der künstlichen Besamung zählen sicherlich die geringere Belastung der Tiere, da Transportwege entfallen und die Risiken von Verletzungen und Krankheitsübertragung minimiert werden, sowie die Kostenvorteile für den Züchter. Nachteilig sind zum einen die schlechteren Trächtigkeitserfolge bei Stuten, zum anderen besteht langfristig die Gefahr einer genetischen Verarmung, da gewisse offensiv vermarktete „Modehengste“ ihre Erbanlagen nun überdurchschnittlich oft weitergeben können.


=== Intermetakarpalgelenke ===
== Abstammung ==
Die Intermetakarpalgelenke (''Articulationes intermetacarpales'') sind die gelenkigen Verbindungen zwischen den Mittelhandknochen einer Reihe untereinander. Sie sind – wie die Interkarpalgelenke und die Karpometakarpalgelenke – Amphiarthrosen, die durch zahlreiche Bandzüge so versteift sind, dass sie kaum beweglich sind. Sie erhöhen die Verschieblichkeit der Mittelhandknochen untereinander und damit die Beweglichkeit der benachbarten Hauptgelenke (''Articulatio radiocarpalis'' und ''Articulatio mediocarpalis'').
Wegen des verhältnismäßig langen [[Generation]]enabstands des Pferdes sind für den Züchter meist [[Hengst]]e, die eine ganze [[Zuchtlinie]] begründen können, interessanter als [[Stute]]n, die selten mehr als sechs Nachkommen haben und dadurch ihre Merkmale nicht im selben Maße weitervererben können. Bestes Beispiel hierfür ist die [[Tierzucht|Zucht]] des [[Englisches Vollblut|Englischen Vollblüters]], bei der 95 % der Rasse auf lediglich einen Hengst zurückgeführt werden können.


== Bänder ==
Hierdurch bedingt werden, soweit auf den [[Stammbaum]] eines Pferdes Bezug genommen wird, meist drei Hengste aus dem Stammbaum erwähnt (siehe nachfolgende Grafik):
[[Datei:Handgelenk Schema Band.png|mini|Bandapparat des Handgelenkes (schematisch)]]
* der Vater, oftmals mit V abgekürzt (2)
[[Datei:Gray334.png|mini|Bandapparat des Handgelenkes (Ansicht von der Handinnenfläche aus)]]
* der Muttervater, oftmals mit MV abgekürzt (6)
[[Datei:Gray335.png|mini|Bandapparat des Handgelenkes (Ansicht vom Handrücken aus)]]
* der Mutter-Mutter-Vater, oftmals mit MMV abgekürzt (14)


Die einzelnen Gelenke des Handgelenkes werden durch eine Vielzahl von Bändern gestützt, die die Gelenkkapsel verstärken und Bewegungen führen. Für eine schematische Übersicht siehe Schemazeichnung II.
{| border="1" cellpadding="4" cellspacing="0" width="65%" style="margin:1em auto;"
|+ Muster einer [[Ahnentafel]] über vier [[Generation]]en:
|-
! width="25%" | I
! width="25%" | II
! width="25%" | III
! width="25%" | IV
|-
| rowspan="8" align="center"  | hier thematisiertes "Musterpferd" (1)
| rowspan="4" align="center" | '''Vater''' (2)
| rowspan="2" align="center" | Großvater väterlicherseits (4)
| align="center" | Urgroßvater (8)
|-
| align="center" | Urgroßmutter (9)
|-
| rowspan="2" align="center" | Großmutter väterlicherseits (5)
| align="center" | Urgroßvater (10)
|-
| align="center" | Urgroßmutter (11)
|-
| rowspan="4" align="center" | Mutterstute (3)
| rowspan="2" align="center" | '''Muttervater''' (Großvater mütterlicherseits, 6)
| align="center" | Urgroßvater (12)
|-
| align="center" | Urgroßmutter (13)
|-
| rowspan="2" align="center" | Großmutter mütterlicherseits (7)
| align="center" | '''Mutter-Mutter-Vater''' (Urgroßvater,14)
|-
| align="center" | Urgroßmutter (15)
|}


* Zwischen Unterarmknochen und den proximalen Handwurzelknochen vermitteln
Als verkürzte Form der Darstellung ist häufig die Schreibweise ''(Name des Vaters) x (Name des Muttervaters) x (Name des Mutter-Mutter-Vaters)'' zu finden. Bei ausführlichen Angaben oder soweit die Mutter herausgehoben werden soll, ist auch die Angabe ''(Name des Pferdes), von (Name des Vaters) aus der (Name der Mutter) von (Name des Muttervaters)'' zu finden.
** Seitenbänder
*** seitliches Ellenband (''Ligamentum collaterale carpi ulnare'') und
*** seitliches Speichenband (''Ligamentum collaterale carpi radiale''),
** Speichen-Hand-Bänder
*** ''Ligamentum radiocarpale palmare'' und
*** ''Ligamentum radiocarpale dorsale'',
** Ellen-Hand-Band (''Ligamentum ulnocarpale palmare'').
* Zwischen benachbarten Handwurzelknochen vermitteln
** Binnenbänder
*** [[Ligamentum carpi radiatum]]: Es bezeichnet einen Komplex aus Bändern (''Ligamentum radiocarpale palmare'', ''Ligamentum intercarpale palmare'' und ''[[Ligamentum carpometacarpale]]'') auf der Handinnenfläche, die vom Höcker des [[Kopfbein]]es (''Os capitatum'') ausgehen und alle [[Sehne (Anatomie)|Beugersehnen]] mit dem Mittelarmnerv (''[[Nervus medianus]]'') beherbergen,
*** ''Ligamentum pisohamatum'' und
** Flächenbänder (''[[Ligamentum intercarpale|Ligamenta intercarpalia]]'')
*** ''Ligamenta intercarpalia palmaria'',
*** ''Ligamenta intercarpalia dorsalia'' und
*** ''Ligamenta intercarpalia interossea''.
* Zwischen Handwurzel- und Mittelhandknochen (''[[Ligamentum carpometacarpale|Ligamenta carpometacarpalia]]'')
** ''Ligamentum pisometacarpale'',
** ''Ligamentum carpometacarpale palmare'' und
** ''Ligamentum carpometacarpale dorsale''.
* Quer über die Handwurzelknochen spannt sich das Karpalband (''[[Retinaculum flexorum]]'' oder auch ''Ligamentum carpi transversum''), das vom Haken des [[Hakenbein]]es (''Hamulus ossis hamati'') und dem [[Erbsenbein]] (''Os pisiforme'') zu dem Höcker des [[großes Vieleckbein|großen Vieleckbeines]] (''Tuberculum ossis trapezii'') und des [[Os scaphoideum|Kahnbeines]] (''Tuberculum ossis scaphoidei'') verläuft. Es schließt somit einen knöchern-bindegewebigen (osteofibrösen) Kanal, den [[Karpaltunnel]] (''Canalis carpi'').
* Auf der Handrückenseite verlaufen die Streckersehnen in der [[Sehnenscheide]] (oder auch Sehnenfächer genannt).


== Entwicklung ==
Die oben genannte Bedeutung des (Vater-)Hengstes zeigt sich oftmals auch in der Namensgebung der Pferde. So bestimmt sich der Anfangsbuchstabe des Zuchtnamens des Pferdes je nach Zuchtverband oftmals nach dem Anfangsbuchstaben des Namens des Vaters (häufigste Variante, insbesondere in Warmblutzuchten), nach dem Anfangsbuchstaben des Namens der Mutter oder aber nach dem Geburtsjahr.


Auf den ersten Blick scheinen die [[Obere Extremität|oberen Extremitäten]] des Menschen wenig mit den [[Brustflosse]]n der [[Fische]] gemeinsam zu haben, die Grundkonstruktion ist aber durchaus vergleichbar.
Hierbei kann sich der Zuchtname durchaus vom sonst üblichen Namen des Pferdes unterscheiden. So ging zum Beispiel der [[Holsteiner]] Hengst ''Caspar'' (Zuchtname, Anfangsbuchstabe C von seinem Vater [[Cassini I]]) im Turniersport unter dem Namen ''Eurocommerce Berlin''.<ref>[http://www.holsteiner-verband.de/cms/front_content.php?idcat=34 Liste des Holsteiner Zuchtverbandes zu privaten Hengststationen in Schleswig-Holstein]</ref> Ein einmal vergebener Zuchtname kann nicht mehr geändert werden.<ref>[http://www.pferd-aktuell.de/TOP-FN-Services/Pferdenamensuche/Tipps-zur-Suche/-.4540/Tipps-zur-Suche.htm Abschnitt "Der Unterschied zwischen Sport- und Zuchtname" bei der Pferdenamenssuche der Deutschen Reiterlichen Vereinigung]</ref>


Wie in Abbildung III zu sehen ist, sind Elle (1) und Speiche (2) im Verlauf der Entwicklung fast unverändert erhalten geblieben. Ebenso die [[Mittelhandknochen]] (''Ossa metacarpalia'') (3). Eine deutliche Reduzierung der Handwurzelknochen hat stattgefunden. Die der Körpermitte näher gelegene (proximale) Reihe der Handwurzelknochen ist punktiert. Die beim Menschen nicht mehr vorhandenen ''Centralia'' braun. Die der Körpermitte ferner gelegenen Handwurzelknochen (distale Reihe) sind schraffiert.<ref>Alfred Sherwood Romer, Thomas S. Parsons: ''Vergleichende Anatomie der Wirbeltiere.'' 5. Auflage. Paul Parey Verlag, Hamburg 1983, ISBN 3-490-21718-7.</ref>
Um die Bedeutung der Mutterstuten ebenfalls darzustellen, wurden insbesondere in der Holsteiner Zucht alle Stutenstämme durchnummeriert und werden entsprechend benannt.<ref>[http://www.holsteiner-stutenstaemme.com/de/deutschland.html Holsteiner Stutenstämme], www.holsteiner-stutenstaemme.com</ref> In der [[Trakehner]] Zucht beginnt der Name des Pferdes mit dem Anfangsbuchstaben der Mutter, und die Stutenstämme werden in Familien unterteilt, die jeweils den Namen der Linienbegründerin tragen und durch einen Familienschlüssel systematisiert werden, z.&nbsp;B. ''Familie der Blitzlicht 018B1''.<ref>[http://www.trakehner-verband.de/pferde/stuten.html Stutenstämme], Trakehner Verband</ref>


Bei Vögeln ist die Reduktion der Handwurzelknochen am weitesten fortgeschritten. Hier sind aus der proximalen Reihe lediglich ''Os carpi radiale'' und ''ulnare'' vorhanden, während die distale Reihe mit den Mittelhandknochen zum ''Carpometacarpus'' verwachsen ist (→ [[Vogelskelett]]). Daher kommen im Handgelenk bei Vögeln nur zwei Gelenketagen – zwischen Unterarm- und Handwurzelknochen sowie Handwurzelknochen und Carpometacarpus − vor.<ref>Franz-Viktor Salomon: ''Lehrbuch der Geflügelanatomie''. Gustav Fischer Verlag, Jena 1993, ISBN 3-334-60403-9.</ref>
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Pferdezucht}}
* {{WikipediaDE|Pferdesport}}
* {{WikipediaDE|Besamung}}
* {{WikipediaDE|Vererbung (Biologie)}}


== Erkrankungen ==
== Literatur ==
Eine der häufigste Erkrankungen der Handgelenke ist das [[Karpaltunnelsyndrom|Carpaltunnelsyndrom]] (CTS). Dabei ist der Mittelarmnerv (''[[Nervus medianus]]'') meist durch Druck geschädigt. Ursache können vorausgegangene handgelenksnahe [[Knochenbruch|Knochenbrüche]] (''Frakturen''), [[Rheuma|rheumatische Erkrankungen]] oder Überbeanspruchung ([[Computermaus]], Fahrradlenker etc.) sein. Allerdings findet sich oft auch keine bestimmbare Ursache. Die Schädigung des [[Nervus ulnaris]] im Bereich des Handgelenks ([[Loge-de-Guyon-Syndrom]]) ist deutlich seltener.
* Michael Schäfer: ''Handbuch Pferdebeurteilung''. Kosmos Verlag, 2000, ISBN 3-440-07237-1
* Waldemar Seunig: ''Von der Koppel bis zur Kapriole. Die Ausbildung des Reitpferdes''. Mit einem Nachwort von Bertold Schirg. 2. Nachdruck der Ausgabe Berlin 1943, Hildesheim usw. 2001 (''Documenta Hippologica''), ISBN 3-487-08348-5
* ''Richtlinien für Reiten und Fahren, Bd. 4, Haltung, Fütterung, Gesundheit und Zucht.'' Fn-Verlag, 2005, ISBN 3-88542-284-0
* [[Wikipedia:Wilhelm Bittorf|Wilhelm Bittorf]],  Fotos: Nik Wheeler: ''Pferde: Kein Platz für Mustangs im Wilden Westen?'' In: ''[[Wikipedia:GEO (Zeitschrift)|Geo-Magazin.]]'' Hamburg 1979, 4, S. 88–104. Informativer Erlebnisbericht: "Im Auftrag der US-Regierung werden jedes Jahr Hunderte wilder Pferde gefangen und Amerikanern zur Adoption freigegeben." {{ISSN|0342-8311}}


Die häufigste Schädigungen durch Verletzungen (''[[Trauma (Medizin)|Traumata]]'') sind ein gelenknaher Speichenbruch (''[[distale Radiusfraktur]]'') und ein [[Kahnbeinbruch|Bruch des Kahnbeins]]. Prinzipiell können alle Knochen des Handgelenks brechen oder bei [[Bänderriss]]en aus ihrem Gefüge geraten. Weitere Erkrankungen sind eine [[Sehnenscheidenentzündung]], ein [[Repetitive Strain Injury Syndrom|Repetitive-Strain-Injury-Syndrom]] und ein [[Ganglion (Überbein)|Ganglion]]. Eine [[Arthrose]] des Daumensattelgelenkes kommt recht häufig vor und wird als [[Rhizarthrose]] bezeichnet.
== Weblinks ==
 
{{Commonscat|Horse breeding|Pferdezucht}}
Bei Haushundwelpen kann als Entwicklungsstörung das [[Karpales Laxationssyndrom|Karpale Laxationssyndrom]] auftreten, das durch Über- oder Unterstreckung gekennzeichnet ist.
;Allgemein:
 
* [http://forum.europa.eu.int/irc/sanco/vets/info/data/semen/ms-sc-eq.html#GERMANY Liste der deutschen EU-Besamungsstationen]
== Untersuchungsmöglichkeiten ==
* [http://forum.europa.eu.int/irc/sanco/vets/info/data/breeding/br-eq.html#GERMANY Liste deutscher Pferdezuchtverbände]
Eine moderne [[Diagnose]]form ist neben der [[Computertomographie]] (CT) und [[Kernspintomographie]] (MRT), die [[Szintigraphie]], die Handgelenksspiegelung ([[Arthroskopie]]), die in [[Lokalanästhesie|örtlicher Betäubung]] bzw. Arm-(Plexus-brachialis)-Betäubung stattfinden kann. Letztere sollte nur an Zentren durchgeführt werden, an denen auch sofort eine entsprechende [[Therapie]] durchgeführt werden kann, sonst wird oft eine zweite [[Operation (Medizin)|Operation]] unter Narkose mit allen Risiken notwendig.
* [http://www.pferd-aktuell.de/pferdezucht/wissenschaft/ocd-forschungsprojekt/ocd OCD-Forschungsprojekt]
 
* [http://bundesrecht.juris.de/tierzg_2006/BJNR329410006.html juris:Tierzuchtgesetz (TierZG)]
== Siehe auch ==
* [http://www.sporthorse-data.com Datenbank für Sportpferde aller Rassen]  
* {{WikipediaDE|Handgelenk}}
* [http://www.hippologie.net/pferd_und_zucht/grundlagen/ Karin Purrucker-Ströh: ''Pferdezucht - theoretisch betrachtet''] auf www.hippologie.net


== Weblinks ==
;EU-Bestimmungen:
{{Commonscat|Wrists|Handgelenke}}
* [http://eur-lex.europa.eu/smartapi/cgi/sga_doc?smartapi!celexapi!prod!CELEXnumdoc&lg=DE&numdoc=31990L0427&model=guichett Grundlegende Richtlinien]
{{Wiktionary}}
* [http://eur-lex.europa.eu/smartapi/cgi/sga_doc?smartapi!celexapi!prod!CELEXnumdoc&lg=DE&numdoc=31992D0353&model=guichett Anerkennung von Zuchtorganisationen]
* [http://eur-lex.europa.eu/smartapi/cgi/sga_doc?smartapi!celexapi!prod!CELEXnumdoc&lg=DE&numdoc=31996D0078&model=guichett Eintragung in Zuchtbücher]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


[[Kategorie:Gelenke des Menschen]]
{{Normdaten|TYP=s|GND=4045524-5}}
[[Kategorie:Arm]]
 
[[Kategorie:Hand]]
[[Kategorie:Tier- und Pflanzenzucht]]
[[Kategorie:Tierzucht]]
[[Kategorie:Viehzucht]]
[[Kategorie:Zoologie]]
[[Kategorie:Tier]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 1. September 2020, 20:19 Uhr

Junge Budjonny-Hengste in einem Zuchtbetrieb
Pferde-Familie

Unter Pferdezucht versteht man die geplante und durchdachte Vermehrung von Pferden mit dem Ziel, Gesundheit, Leistungsvermögen und -bereitschaft und bestimmte Rassemerkmale zu erhalten oder zu verbessern. Waldemar Seunig formuliert schon 1943 als Zuchtziel: „Das vom Züchter zu erstrebende Ideal ist, ein Pferd zu schaffen von so vollkommener Gesundheit und Harmonie zwischen äußerem und innerem Leben, daß alle Kräfte frei bleiben für Wollen und Wirken im Dienste des Menschen.“[1]

Allgemeines

Da als Zuchtpferde nur Tiere eingesetzt werden sollten, die dem Zuchtziel der jeweiligen Rasse möglichst gut entsprechen, muss zunächst eine Auswahl erfolgen. Auswahlkriterien können sein:

  • Abstammung
  • Exterieur/Interieur
  • Eigenleistung
  • Nachkommenleistung
  • Gesundheit

Geschichte der Pferdezucht

Der Zuchthengst Byerley Turk um 1700

Die Pferdezucht hat eine weit zurückreichende Historie und beginnt nach derzeitigem Wissensstand zwischen 5000 v. Chr. und 3000 v. Chr. etwa zeitgleich in verschiedenen Gebieten Europas, Asiens und Nordafrikas. Der Einsatz von Pferden steigerte vielfach die Beweglichkeit der sie nutzenden Völker. Die Domestizierung führte gleichzeitig zu einer stärkeren Vermischung der Pferderassen untereinander, da der Mensch stets bemüht war, aus den im nun größeren Aktionskreis vorgefundenen Rassen das ihm jeweils am besten erscheinende Zuchtmaterial zu verwenden. Es ist außerordentlich schwierig, den genauen Domestikationszeitpunkt festzulegen, da es nur wenige Anhaltspunkte gibt, an denen ein domestiziertes Pferd von einem Wildpferd unterschieden werden kann. So ist man normalerweise auf den Fund von Gebrauchsgegenständen wie Trensen und Sätteln angewiesen. Haupteinsatzzwecke waren anfangs wohl der Transport von Lasten und die Fleischproduktion; bald kamen auch das Reiten und die Feldarbeit hinzu. Heute gibt es hunderte verschiedener Pferderassen, die mit dem Menschen nahezu alle Lebensräume erobert haben. Seit Mitte bis Ende des 20. Jahrhunderts ist ein Rückgang der Artenvielfalt zu beobachten. Ursache dafür ist der Wegfall einer Reihe von Einsatzgebieten durch die fortschreitende Industrialisierung.

Letzte Untersuchungen, die auf der Auswertung der mitochondrialen DNA von heutigen Hauspferden und von Fossilien ausgestorbener Rassen beruhen, deuten darauf hin, dass die Domestikation des Pferdes nicht an einem Ort, sondern unabhängig voneinander an mehreren Orten stattgefunden hat. Wesentliches Indiz hierfür ist die Breite der genetischen Variationen, die in beiden Testgruppen gleich groß ist. Bei nur einem Domestikationsort wäre bei den Hauspferden eine geringere genetische Variationsbreite zu erwarten gewesen. Zudem wurde bei diesen Tests festgestellt, dass einige der fossilen Funde näher mit heutigen Rassen verwandt waren als einige heutige Rassen untereinander.

Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 kamen ca. ein Drittel aller deutschen Pferde um, weil sie im Interesse der Beweglichkeit/Schnelligkeit der deutschen Armeen, eingesetzt worden waren. In der Folge einigten sich die deutschen Fürsten auf eine Rassenverteilung, um für den nächsten Krieg durch eine breite Streuung der kriegswichtigen Rassen gerüstet zu sein. Hierzu bekamen die staatlichen Gestüte das Hengstmonopol, um in jedem deutschen Teilstaat vorrangig eine bestimmte Rassen zu züchten. Auch wenn das Hengstmonopol sich nicht durchsetzen ließ, so war es doch ca. die Hälfte der Pferde, die entsprechend gezüchtet werden konnten. Bei der Weltausstellung 1900 in Paris konnten diese einheitlichen Rassen erstmals international präsentiert werden.[2]

Hieraus würde sich auch die starke Divergenz einiger heutiger Rassen, wie Ponys, Kaltblüter und Vollblüter erklären, da die Züchter zur unterschiedlichen Entwicklung der Rassen nicht nur den Domestikationszeitraum gehabt hätten, sondern auf das genetische Material bereits lange vorher existierender Rassen zurückgreifen konnten.

Der Fachbegriff für Deckhengste ist im Allgemeinen Beschäler oder Schälhengst, die auf einem Landgestüt eingesetzten Hengste werden als Landbeschäler bezeichnet.

Zuchtverfahren

Einkreuzung

Zu Beginn der Pferdezucht kann man kaum von einer systematischen Zucht heutiger Form sprechen. Es wurden schlicht die zur Verfügung stehenden Tiere nach Gefallen miteinander gekreuzt. Gerne wurden durch Handel oder Raubzüge aus entfernteren Gegenden stammende Tiere eingekreuzt. Das Endprodukt war eher zufällig. Die Rassen entsprachen weitgehend den im jeweiligen Gebiet vorgefundenen Naturrassen.

Reinzucht

Beim Reinzuchtverfahren werden nur Tiere der gleichen Rasse miteinander angepaart. Man spricht in diesem Fall auch von einem geschlossenen Zuchtbuch. Rassen, die nach diesem Verfahren gezüchtet werden, haben meist eine konsolidierte Population. Das heißt, die meisten Tiere sind sich bezüglich Aussehen und Charaktereigenschaften recht ähnlich und es gibt verhältnismäßig wenige extreme Ausnahmen. Bei der Reinzucht gilt es für die Züchter, ein besonderes Augenmerk auf die Erhaltung der genetischen Vielfalt zu legen, da eine zu enge Blutführung auch zu nicht unerheblichen Gesundheitsproblemen führen kann. Die bekanntesten Rassen mit geschlossenen Zuchtbüchern sind das Arabische Vollblutpferd (Rassekürzel »ox«), das Englische Vollblutpferd (Rassekürzel »xx«) und das Islandpferd. Auch einige Warmblutrassen wie die Holsteiner oder die Trakehner haben nahezu geschlossene Zuchtbücher.

Veredlung

Die Veredlung einer Rasse durch Einzucht einiger weniger Individuen mit gewünschten Eigenschaften ist Standard in der Pferdezucht. So wurden in vielen Rassen Araber, Vollblüter oder Trakehner zur Veredlung eingesetzt. Im Gegensatz zur Einkreuzung wird der Veredler gezielt anhand gewünschter Eigenschaften ausgesucht.

Kreuzung

Bei der Kreuzung wird, wie zum Beispiel beim Aegidienberger, versucht, die Eigenschaften zweier Rassen zusammenzuführen. Die beiden Ursprungsrassen werden im Zuchtverlauf immer wieder zur Blutauffrischung und Verfestigung der Zuchtrichtung eingekreuzt. Es können selbstverständlich auch mehr als zwei Rassen die Ausgangspunkte der Kreuzung bilden, die Ausgangsrassen sollten dann aber bereits eine hohe Ähnlichkeit aufweisen, um ein zu starkes Aufspalten der neuen Zuchtlinie zu vermeiden. Beispiel für ein großflächiges Einkreuzungs-"Programm" war in der Renaissance und im Barock die Kreuzung einheimischer mittel- und nordeuropäischer Rassen mit spanischen Pferden (wobei hierbei meist einzelne, heute noch namentlich bekannte Hengste aus Spanien eingesetzt wurden, so dass man auch von Veredelung sprechen könnte), die zur Entwicklung von Lipizzanern, Kladrubern, Frederiksborgern, Friesen, Neapolitanern und vermutlich auch dem Connemara-Pony geführt haben.

Zucht im 21. Jahrhundert

Hessisches Landgestüt Dillenburg

Die Zucht im 21. Jahrhundert ist überwiegend Privatengagement, da staatliche Institutionen die Kosten für eine reine Erhaltung nicht mehr tragen können. So gibt es zwar noch Staatsgestüte, aber der Großteil der Zuchttiere befindet sich in der Hand kleiner Privatzüchter, die sich den unterschiedlichsten Pferderassen verschrieben haben. Grundlagen für die Pferdezucht in Deutschland sind das Tierzuchtgesetz sowie die Verordnung über Leistungsprüfung und Zuchtwertfeststellung bei Pferden.

Wie andere Tiere auch werden Pferde mittlerweile nicht mehr nur auf natürlichem Wege (Natursprung, Begattung), also durch das Zusammenführen von Hengst und Stute, vermehrt. Auch hier haben künstliche Besamung und Embryotransfer Einzug gehalten. Zur künstlichen Besamung ist zunächst Sperma erforderlich, das durch Absamung gewonnen wird. Das Sperma wird verdünnt, portioniert und tiefgekühlt. Diese Entwicklung wird teilweise kritisch betrachtet. Zu den Vorteilen der künstlichen Besamung zählen sicherlich die geringere Belastung der Tiere, da Transportwege entfallen und die Risiken von Verletzungen und Krankheitsübertragung minimiert werden, sowie die Kostenvorteile für den Züchter. Nachteilig sind zum einen die schlechteren Trächtigkeitserfolge bei Stuten, zum anderen besteht langfristig die Gefahr einer genetischen Verarmung, da gewisse offensiv vermarktete „Modehengste“ ihre Erbanlagen nun überdurchschnittlich oft weitergeben können.

Abstammung

Wegen des verhältnismäßig langen Generationenabstands des Pferdes sind für den Züchter meist Hengste, die eine ganze Zuchtlinie begründen können, interessanter als Stuten, die selten mehr als sechs Nachkommen haben und dadurch ihre Merkmale nicht im selben Maße weitervererben können. Bestes Beispiel hierfür ist die Zucht des Englischen Vollblüters, bei der 95 % der Rasse auf lediglich einen Hengst zurückgeführt werden können.

Hierdurch bedingt werden, soweit auf den Stammbaum eines Pferdes Bezug genommen wird, meist drei Hengste aus dem Stammbaum erwähnt (siehe nachfolgende Grafik):

  • der Vater, oftmals mit V abgekürzt (2)
  • der Muttervater, oftmals mit MV abgekürzt (6)
  • der Mutter-Mutter-Vater, oftmals mit MMV abgekürzt (14)
Muster einer Ahnentafel über vier Generationen:
I II III IV
hier thematisiertes "Musterpferd" (1) Vater (2) Großvater väterlicherseits (4) Urgroßvater (8)
Urgroßmutter (9)
Großmutter väterlicherseits (5) Urgroßvater (10)
Urgroßmutter (11)
Mutterstute (3) Muttervater (Großvater mütterlicherseits, 6) Urgroßvater (12)
Urgroßmutter (13)
Großmutter mütterlicherseits (7) Mutter-Mutter-Vater (Urgroßvater,14)
Urgroßmutter (15)

Als verkürzte Form der Darstellung ist häufig die Schreibweise (Name des Vaters) x (Name des Muttervaters) x (Name des Mutter-Mutter-Vaters) zu finden. Bei ausführlichen Angaben oder soweit die Mutter herausgehoben werden soll, ist auch die Angabe (Name des Pferdes), von (Name des Vaters) aus der (Name der Mutter) von (Name des Muttervaters) zu finden.

Die oben genannte Bedeutung des (Vater-)Hengstes zeigt sich oftmals auch in der Namensgebung der Pferde. So bestimmt sich der Anfangsbuchstabe des Zuchtnamens des Pferdes je nach Zuchtverband oftmals nach dem Anfangsbuchstaben des Namens des Vaters (häufigste Variante, insbesondere in Warmblutzuchten), nach dem Anfangsbuchstaben des Namens der Mutter oder aber nach dem Geburtsjahr.

Hierbei kann sich der Zuchtname durchaus vom sonst üblichen Namen des Pferdes unterscheiden. So ging zum Beispiel der Holsteiner Hengst Caspar (Zuchtname, Anfangsbuchstabe C von seinem Vater Cassini I) im Turniersport unter dem Namen Eurocommerce Berlin.[3] Ein einmal vergebener Zuchtname kann nicht mehr geändert werden.[4]

Um die Bedeutung der Mutterstuten ebenfalls darzustellen, wurden insbesondere in der Holsteiner Zucht alle Stutenstämme durchnummeriert und werden entsprechend benannt.[5] In der Trakehner Zucht beginnt der Name des Pferdes mit dem Anfangsbuchstaben der Mutter, und die Stutenstämme werden in Familien unterteilt, die jeweils den Namen der Linienbegründerin tragen und durch einen Familienschlüssel systematisiert werden, z. B. Familie der Blitzlicht 018B1.[6]

Siehe auch

Literatur

  • Michael Schäfer: Handbuch Pferdebeurteilung. Kosmos Verlag, 2000, ISBN 3-440-07237-1
  • Waldemar Seunig: Von der Koppel bis zur Kapriole. Die Ausbildung des Reitpferdes. Mit einem Nachwort von Bertold Schirg. 2. Nachdruck der Ausgabe Berlin 1943, Hildesheim usw. 2001 (Documenta Hippologica), ISBN 3-487-08348-5
  • Richtlinien für Reiten und Fahren, Bd. 4, Haltung, Fütterung, Gesundheit und Zucht. Fn-Verlag, 2005, ISBN 3-88542-284-0
  • Wilhelm Bittorf, Fotos: Nik Wheeler: Pferde: Kein Platz für Mustangs im Wilden Westen? In: Geo-Magazin. Hamburg 1979, 4, S. 88–104. Informativer Erlebnisbericht: "Im Auftrag der US-Regierung werden jedes Jahr Hunderte wilder Pferde gefangen und Amerikanern zur Adoption freigegeben." ISSN 0342-8311

Weblinks

Commons: Pferdezucht - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
Allgemein
EU-Bestimmungen

Einzelnachweise

  1. Seunig, S. 244
  2. Arnd Krüger: A Horse Breeder's Perspective: Scientific Racism in Germany. 1870 - 1933, in: N. FINZSCH & D. SCHIRMER (Hrsg.): Identity and Intolerance. Nationalism, Racism, and Xenophobia in Germany and the United States. Cambridge: University Press 1998, 371 - 396.
  3. Liste des Holsteiner Zuchtverbandes zu privaten Hengststationen in Schleswig-Holstein
  4. Abschnitt "Der Unterschied zwischen Sport- und Zuchtname" bei der Pferdenamenssuche der Deutschen Reiterlichen Vereinigung
  5. Holsteiner Stutenstämme, www.holsteiner-stutenstaemme.com
  6. Stutenstämme, Trakehner Verband


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Pferdezucht aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.