Bereitschaftspotential

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Das Bereitschaftspotential nach der Publikation von H. H. Kornhuber und L. Deecke (1965; Abb. 1, S. 4)

Das Bereitschaftspotential oder kurz BP (eng. readiness potential, kurz RP) ist ein mittels EEG von der Kopfhaut ableitbares negatives elektrisches Potential, das kurz vor willkürlichen Bewegungen in bestimmten Arealen der Großhirnrinde erregt wird, vor allem im prämotorischen und supplementär-motorischen Cortex und im Gyrus cinguli.

Das Bereitschaftspotential wurde 1964 von dem deutschen Hirnforscher Hans Helmut Kornhuber (1928-2009) gemeinsam mit seinem damaligen Dissertanten Lüder Deecke (* 1938) entdeckt und im folgenden Jahr publiziert[1]. Da das BP mit etwa 10-15 µV verglichen mit anderen Gehirnaktivitäten relativ schwach ist, musste es aus einer großen Reihe von Versuchen durch Rückwärtsanalyse der gespeicherten Daten per Computer ermittelt werden. Kornhuber und Deecke führten dazu 94 Versuche mit 12 gesunden Versuchspersonen durch und mittelten die an drei Elektroden gemessenen Werte. Bei jedem Versuch wurden zwischen 100 bis 500 Einzelbewegungen registriert. Die Versuchsperson wurde meist aufgefordert, die Bewegungen nicht rhythmisch, sondern in unregelmäßigen Abständen mit Pausen von mehr als 15 Sekunden auszuführen. Das BP beginnt etwa 0,4 bis 4 Sekunden vor der Bewegung flach anzusteigen und erreicht seinen Höhepunkt auf der zur Bewegungshand kontralateralen Seite meist etwa 50 msec (zwischen 30-90 msec) nach Beginn der Bewegung. Das ipsilaterale Potential erreicht durchschnittlich nur 75% des kontralateren.

„Die typischen corticalen Potentialschwankungen (Abb. 1-5) sind manchmal schon nach 20 Willkürbewegungen wenigstens andeutungsweise zu sehen. Oft findet man erst bei mehr als 100 Bewegungen einen genügend glatten Null-Versuch und eine verwertbare Kurve. Willkürbewegungen der Hand oder des Fußes geht regelmäßig ein langsam anwachsendes Oberflächen-negatives Potential voraus, das durchschnittlich (mit großer Streuung) 1-1,5 sec vor der Muskelaktivitiät beginnt und eine Höhe von durchschnittlich etwa 10 bis 15 v erreicht. Diese flach ansteigende negative Welle vor der Bewegung wird im folgenden auch „Bereitschaftspotential“ genannt.“ (Lit.: Kornhuber/Deeker, S. 4[1])

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Hans H. Kornhuber, Lüder Deecke: Hirnpotentialänderungen bei Willkürbewegungen und passiven Bewegungen des Menschen: Bereitschaftspotential und reafferente Potentiale. In: Pflügers Arch 284, 1965, S. 1–17; doi:10.1007/BF00412364 online