Drei-Welten-Lehre und Bhava Samadhi: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Roger Penrose 9560.JPG|mini|Sir [[Wikipedia:Roger Penrose|Roger Penrose]] (2011)]]
 
Die '''Drei-Welten-Lehre''' beruht auf der [[Ontologie|ontologischen]] Annahme von drei Welten und ist bereits in der klassischen [[Wikipedia:Griechische Philosophie|griechischen Philosophie]] vorgebildet, wo schon zwischen [[Physis]] ([[Leib]]), [[Psyche]] ([[Seele]]) und [[Logos]] ([[Geist]]) unterschieden wurde. Dem entspricht auch die von [[Rudolf Steiner]] formulierte [[Anthroposophie|anthroposophische]] Auffassung, wonach der [[Mensch]] eine [[Wesensglieder#Leib, Seele und Geist|dreigliedrige Wesenheit]] aus Leib, Seele und Geist sei:
 
{{GZ|Durch seinen Leib vermag sich der Mensch für den Augenblick mit den Dingen in
Verbindung zu setzen. Durch seine Seele bewahrt er in sich die Eindrücke, die sie
auf ihn machen; und durch seinen Geist offenbart sich ihm das, was sich die Dinge
selbst bewahren. Nur wenn man den Menschen nach diesen drei Seiten betrachtet,
kann man hoffen, Aufschluß über seine Wesenheit zu erhalten. Denn diese drei
Seiten zeigen ihn in dreifach verschiedener Art mit der übrigen Welt verwandt.
Durch seinen Leib ist er mit den Dingen verwandt, die sich seinen Sinnen von außen
darbieten. Die Stoffe der Außenwelt setzen diesen seinen Leib zusammen; die
Kräfte der Außenwelt wirken auch in ihm. Und wie er die Dinge der Außenwelt mit
seinen Sinnen betrachtet, so kann er auch sein eigenes leibliches Dasein
beobachten. Aber unmöglich ist es, in derselben Art das seelische Dasein zu
betrachten. Alles, was an mir leibliche Vorgänge sind, kann auch mit den leiblichen
Sinnen wahrgenommen werden. Mein Gefallen und Mißfallen, meine Freude und
meinen Schmerz kann weder ich noch ein anderer mit leiblichen Sinnen
wahrnehmen. Das Seelische ist ein Gebiet, das der leiblichen Anschauung
unzugänglich ist. Das leibliche Dasein des Menschen ist vor aller Augen offenbar;
das seelische trägt er als seine Welt in sich. Durch den Geist aber wird ihm die
Außenwelt in einer höheren Art offenbar. In seinem Innern enthüllen sich zwar die
Geheimnisse der Außenwelt; aber er tritt im Geiste aus sich heraus und läßt die
Dinge über sich selbst sprechen, über dasjenige, was nicht für ihn, sondern für sie
Bedeutung hat. Der Mensch blickt zum gestirnten Himmel auf: das Entzücken, das
seine Seele erlebt, gehört ihm an; die ewigen Gesetze der Sterne, die er im
Gedanken, im Geiste erfaßt, gehören nicht ihm, sondern den Sternen selbst an.
So ist der Mensch Bürger dreier Welten. Durch seinen Leib gehört er der Welt an,
die er auch mit seinem Leibe wahrnimmt; durch seine Seele baut er sich seine
eigene Welt auf; durch seinen Geist offenbart sich ihm eine Welt, die über die
beiden anderen erhaben ist.|9|27f|10}}
 
Der deutsche [[Logik]]er, [[Mathematiker]] und [[Philosoph]] [[Gottlob Frege]] unterschied in seiner [[Wikipedia:1918|1918]] veröffentlichten Schrift ''«Der Gedanke»'' die Welt der objektiven [[physisch]]en Gegenstände, die Welt des (menschlichen) [[Bewusstsein]]s, in der wir es mit subjektiven [[Vorstellung]]en zu tun hätten, und die Welt der [[an sich]] existierenden objektiven Gedankeninhalte, wie z.B. logische und mathematische Sätze. Diese objektiven Gedankeninhalte seien weder Dinge der Außenwelt, noch bloße Vorstellungen, wenngleich sie auch als solche im Bewusstsein erscheinen. Dennoch hätten sie eine eigenständige, vom Träger des Bewusstseins unanhängige Wirklichkeit:
 
{{Zitat|Ein drittes Reich muß anerkannt werden. Was zu diesem gehört, stimmt mit den Vorstellungen darin überein,
daß es nicht mit den Sinnen wahrgenommen werden kann, mit den Dingen aber darin, daß es keines Trägers
bedarf, zu dessen Bewußtseinsinhalte es gehört. So ist z. B. der Gedanke, den wir im pythagoreischen Lehrsatz
aussprachen, zeitlos wahr, unabhängig davon wahr, ob irgendjemand ihn für wahr hält. Er bedarf keines Trägers.
Er ist wahr nicht erst, seitdem er entdeckt worden ist, wie ein Planet, schon bevor jemand ihn gesehen hat, mit
andern Planeten in Wechselwirkung gewesen ist.<ref>Man sieht ein Ding, man hat eine Vorstellung, man faßt oder denkt einen Gedanken. Wenn man einen Gedanken faßt oder denkt, so schafft man ihn nicht, sondern tritt nur zu ihm, der schon vorher bestand, in eine gewisse Beziehung, die verschieden ist von der des Sehens eines Dinges und von der des Habens einer Vorstellung.</ref>|Gottlob Frege|''Der Gedanke'', S 69 }}
 
Eine Drei-Welten-Lehre vertrat insbesondere auch Sir [[Karl Raimund Popper]]. Die Welt der objektiven Gedankeninhalte, die er schlicht „Welt 3“ nennt, werde zwar vom [[Mensch]]en hervorgebracht, habe aber in der Folge eine eigene, von ihm unabhängige, objektive Existenz, wie es ähnlich auch [[Charles S. Peirce]] behauptet hatte. Das Bewusstsein vermittelt zwischen der physikalischen Welt und der „Welt 3“.
 
Für den [[England|englischen]] Mathematiker und [[Theoretische Physik|theoretischen Physiker]] Sir [[Wikipedia:Roger Penrose|Roger Penrose]] (* 1931) ist die primäre und höchste [[Wirklichkeit]] der [[platon]]isch-[[Mathematik|mathematische]] [[Logos]], von dem die Welt der uns gegebenen [[physikalisch]]en [[Realität]] nur eine kleine Teilmenge sei, da auch noch ganz andere Naturgesetze denkbar wären. Die Entstehung des [[Bewusstsein]]s, das zwischen diesen beiden, sehr komplex miteinander verwobenen Welten vermittelt, versucht Penrose durch [[Quantenmechanik|quantenmechanische]] Prozesse im hochentwickelten [[Nervensystem]] des [[Mensch]]en zu erklären. Für diese dritte Welt, die Welt des bewussten menschlichen Geistes, erscheint Penrose dabei die prinzipielle Möglichkeit, den Logos erkennen zu können, von besonderer Bedeutung.
 
== Die Drei-Welten-Kosmologie des Tengrismus ==
[[Datei:Schamanentrommel2.JPG|mini|Schematische Zeichnung einer [[Wikipedia:Schamanentrommel|Schamanentrommel]] mit der darauf dargestellten Grundsymbolik der tengristischen Drei-Welten-Kosmologie. Der senkrechte Pfeil symbolisiert den Weltenbaum, der in der Mitte der Welt steht und Unterwelt, irdische Welt und Himmel miteinander verbindet. Die oben vom Horizont nach unten weisenden kleinen Striche symbolisieren die [[Gnome|Erd]]- und [[Undinen|Wassergeister]].]]
 
{{Hauptartikel|Drei-Welten-Kosmologie}}
 
Im Mittelpunkt der [[Drei-Welten-Kosmologie]] des [[Schamanismus|schamanischen]] [[Tengrismus]] steht der ''nicht-personifizierte'' Himmelsgott '''Tengri''', der den „ewigen blauen Himmel“ ({{mnS|''Mönkh khökh Tengeri''}}), die ''obere Welt'', die [[Himmel]]swelt, repräsentiert.
 
In der ''mittleren Welt'' steht der [[Mensch]], der seine persönliche, in der [[Brust]] wohnende [[geist]]ige Kraft, das [[Windpferd]] ({{mnS|*хиймори, ''Chiimori''}}), so im Gleichgewicht zu halten sucht, dass er im harmonischen Einklang mit der [[Natur]] lebt, wobei ihm verschiedenste [[Naturgeister]] und [[Ahnen]] helfend zur Seite stehen, mit denen der [[Schamane]] in der durch [[Trance]] induzierten [[Ekstase]] verkehren und so auch böse Geister abwehren und [[Krankheit]]en heilen kann. Er ist der Mittler zwischen den Welten, die sich in einem ewigen geschlossenen Kreislauf bewegen.
 
Zu Füßen der Menschenwelt liegt die - ebenfalls ''nicht-personifizierte'' - fruchtbare [[Mutter Erde]] ({{mnS|''Gazar Eje''}}; {{trS|''Yer Ana''}}), die ''untere Welt'', die mit ihren Töchtern den Menschen trägt und nährt. Prächtig wachsende Bäume zeigen an, dass die Erdenmutter gut gestimmt und mit den Menschen zufrieden ist. Die unterirdische Welt, die [[Unterwelt]], in der auch die bösen Geister wohnen, wird von ''Erlik Khan'' ({{mnS|''Erleg Han''}}), einem Sohn des Himmelsgottes Tengri, beherrscht.
 
== Literatur ==
 
* [[Gottlob Frege]]: ''Der Gedanke: eine logische Untersuchung'', in: ''Beiträge zur Philosophie des deutschen Idealismus'' I, 2 (1918), S. 58 (69), in: Gottlob Frege: ''Logische Untersuchungen'', 3. Aufl. (1986) - ISBN 3-525-33518-0, S. 30 (43) ([http://www.gavagai.de/texte/Frege.pdf online]; PDF; 49&nbsp;kB)
* [[Karl Popper]]: ''Objektive Erkenntnis'', (1972)
* [[Karl Popper]], John C. Eccles: ''Das Ich und sein Gehirn'' (1977)
* [[Karl Popper]]: [http://www.tannerlectures.utah.edu/lectures/documents/popper80.pdf Three Worlds: The Tanner Lecture on Human Values at the University of Michigan, April 7, 1978] (PDF; 177&nbsp;kB).
* [[Karl Popper]]: ''Das offene Universum'' (1982)
* [[Karl Popper]]: ''Knowledge and the Body-Mind Problem'' (1994), dt. siehe Popper (2012)
* [[Karl Popper]]: ''Gesammelte Werke'', Band 12, ''Wissen und das Leib-Seele-Problem'', Tübingen, Mohr Siebeck (2012). Das Buch enthält in neuer Übersetzung ''Knowledge and the Body-Mind Problem'' (1994) und den Popperteil aus Karl R. Popper, John C. Eccles: ''Das Ich und sein Gehirn'' (1977), editorische Bemerkungen und ein Nachwort des Herausgebers mit einer Übersicht über ca. 40 weitere Arbeiten zur Dreiweltenlehre.
* Roger Penrose: ''The Emperor's New Mind. Concerning Computers, Minds, and the Laws of Physics.'' Oxford University Press, 1989, ISBN 0-14-014534-6.
** dt. Ausgabe: ''Computerdenken. Des Kaisers neue Kleider oder Die Debatte um Künstliche Intelligenz, Bewusstsein und die Gesetze der Natur.'' Spektrum der Wissenschaft, Heidelberg 1991, ISBN 3-8274-1332-X.
* Roger Penrose: ''Shadows of the Mind. A Search for the Missing Science of Consciousness.'' Oxford University Press, 1994, ISBN 0-19-853978-9.
** dt. Ausgabe: ''Schatten des Geistes. Wege zu einer neuen Physik des Bewusstseins.'' Spektrum, Heidelberg/ Berlin/ Oxford 1995, ISBN 3-86025-260-7.
* Roger Penrose: ''The Large, the Small and the Human Mind.'' Cambridge University Press, 1997, ISBN 0-521-56330-5.
** dt. Ausgabe: ''Das Große, das Kleine und der menschliche Geist.'' Spektrum, Heidelberg/ Berlin 2002
* [[Rudolf Steiner]]: ''Theosophie. Einführung in übersinnliche Welterkenntnis und Menschenbestimmung '', [[GA 9]] (2003), ISBN 3-7274-0090-0 {{Schriften|009}}
 
{{GA}}
 
== Einzelnachweise ==
<references/>
 
[[Kategorie:Erkenntnistheorie]]
[[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Ontologie]]

Aktuelle Version vom 29. August 2015, 22:22 Uhr

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