Libertas und Kyrillisches Alphabet: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
(Die Seite wurde neu angelegt: „mini|Die Freiheit ([[Wikipedia:Arnold Böcklin|, 1891)]] Datei:American Silver Eagle, obverse, 2004.jpg|mini|Freihei…“)
 
imported>Joachim Stiller
 
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Böcklin Die Freiheit 1891.jpg|mini|Die Freiheit ([[Wikipedia:Arnold Böcklin|Arnold Böcklin]], 1891)]]
{{Infobox Schrift
[[Datei:American Silver Eagle, obverse, 2004.jpg|mini|Freiheitsgöttin auf dem [[Wikipedia:American Silver Eagle|American Silver Eagle]]]]
|Schrift        = Kyrillisches Alphabet
|Typ            = [[Alphabet]]
|Erfinder      =
|Jahr          =
|Sprachen      =
|Zeitraum      = Mitte des 10. Jahrhunderts
|Regionen      =
|Offiziell      =
|Fam1          = [[Wikipedia:Phönizische Schrift|Phönizische Schrift]]
|Fam2          = [[Griechisches Alphabet]]
|Fam3          = [[Wikipedia:Glagolitische Schrift|Glagolitische Schrift]]
|Abgeleitet    =
|Verwandt      = [[Lateinisches Alphabet]]<br />[[Wikipedia:Koptische Schrift|Koptische Schrift]]<br />[[Wikipedia:Armenisches Alphabet|Armenisches Alphabet]]<br />[[Wikipedia:Glagolitische Schrift|Glagolitische Schrift]]
|Besonderheiten =
|Unicode        = U+0400–U+052F<br />U+2DE0–U+2DFF<br />U+A640–U+A69F
|ISO15924      = Cyrl<br />Cyrs <small>(altkirchenslawische Variante)</small>
|Beispiel      = [[Datei:Cyrillicalphabet.jpg|250px|Das Kyrillische Alphabet]]
}}


Die Göttin '''Libertas''' ({{laS|''Freiheit''}}) ist in der [[Römische Religion|römischen Mythologie]] die [[Personifikation]] der [[Freiheit]].
Die '''kyrillische Schrift''' ist eine [[Wikipedia:Buchstabenschrift|Buchstabenschrift]], die in zahlreichen, vor allem [[Wikipedia:Ostslawische Sprachen|ost-]] und [[Wikipedia:Südslawische Sprachen|südslawischen Sprachen]] in [[Europa]] und [[Asien]] verwendet wird. Sie ist nach [[Wikipedia:Kyrill von Saloniki|Kyrill von Saloniki]] (826–869) benannt, der jedoch nicht Kyrillisch selbst, sondern die ihr vorausgehende [[Wikipedia:glagolitische Schrift|glagolitische Schrift]] entworfen hat. Man nennt die kyrillische Schrift auch '''Kyrilliza''' (Кирилица, Кириллица, ''Ćirilica''/Ћирилица) oder '''Asbuka''' (<span lang="sr">азбука</span>; transliteriert ''Azbuka''), nach den ersten beiden Buchstaben des [[Wikipedia:Altkyrillisches Alphabet|altkyrillischen Alphabets]].


Ursprünglich war sie neben ''Civitas'' ([[Wikipedia:Römisches Bürgerrecht|Bürgerrecht]]) und ''Familia'' ([[Wikipedia:Familienstand|Familienstand]]) Voraussetzung für die persönliche [[Wikipedia:Rechtsfähigkeit|Rechtsfähigkeit]] des römischen Bürgers. Verlor der Bürger die „Freiheit“, etwa durch Kriegsgefangenschaft oder durch Todesurteil, erlitt er damit eine ''Capitis deminutio maxima'' (größte Personenstandsänderung). Er wurde zum Sklaven erniedrigt und fortan als Sache betrachtet. Libertas wurde in dieser Zeit auf Münzen als schöne, reichgeschmückte Frau dargestellt.
== Geschichte ==
=== Entstehung ===


Gegen Ende der [[Wikipedia:Römische Republik|Römischen Republik]] wandelten sich ihre Attribute möglicherweise in ein Zepter und einen ''[[Wikipedia:Pileus (Kleidung)|Pileus]]'', einen von freigelassenen Sklaven aufgesetzten Hut. Während des nachfolgenden [[Wikipedia:Prinzipat|Prinzipat]]s ging ihre Stellung vom individuellen auf einen allgemein-staatlichen Freiheitsbegriff über. Nach heutiger Auffassung wurde dieser zusammen mit [[Wikipedia:Securitas (Mythologie)]] vom Kaiser bestimmt.
Obwohl anerkannt ist, dass [[Wikipedia:Kyrill und Method|Kyrill und Method]] als Urheber der [[Wikipedia:Glagolitische Schrift|glagolitischen Schrift]] gelten können, ist die Urheberschaft des kyrillischen Alphabetes immer noch Gegenstand akademischer Diskussion. Sie trägt zwar den Namen Kyrills, entstand jedoch nach heutiger Auffassung erst um die Mitte des 10. Jahrhunderts in [[Wikipedia:Geschichte Bulgariens#Erstes Bulgarisches Reich|Ostbulgarien]] am Hofe der bulgarischen [[Wikipedia:Zar|Zaren]] in [[Wikipedia:Weliki Preslaw|Preslaw]]. Eine Urheberschaft von Kyrill und Method, die ein Jahrhundert früher lebten, wäre somit ausgeschlossen.


Libertas-Tempel wurden auf den beiden römischen Hügeln [[Wikipedia:Aventin|Aventin]] und dem [[Wikipedia:Palatin (Rom)|Palatin]] gefunden. Auf dem Palatin baute [[Wikipedia:Publius Clodius Pulcher|Clodius]] einen Libertas-Tempel auf dem Fundament der [[Wikipedia:Römische Villa|Villa]] [[Wikipedia:Marcus Tullius Cicero|Ciceros]], seines politischen Widersachers.<ref>{{Literatur|Autor = Wilfried Stroh|Titel = Cicero. Redner, Staatsmann, Philosoph|Reihe=Beck'sche Reihe |Band = Band 2440|Auflage = 2., durchgesehene |Verlag = C.H. Beck|Ort = München|Jahr = 2008|Seiten = 46|ISBN = 978-3-406-56240-2}}</ref> Dies sollte ein Symbol für die Befreiung der Republik von Cicero sein, der in seinem [[Wikipedia:Consulat|Konsulat]] 63 v. Chr. ohne ordentlichen Prozess die [[Wikipedia:Catilinarische Verschwörung|Catilinarier]] hinrichten ließ.
Die Zuschreibung an [[Wikipedia:Clemens von Chrid|Clemens von Ohrid]], einen im westlichen Teil des Bulgarischen Reiches tätigen Schüler [[Wikipedia:Kyrill von Saloniki|Kyrills von Saloniki]], ist zwar weit verbreitet, jedoch legendenhaft und nicht zu beweisen. Eine entsprechend gedeutete Nachricht in der ''Legenda Ochridica'' bedeutet tatsächlich wohl nur, dass er die glagolitische Schrift reformiert hat.


Porträts der Libertas zieren viele Münzen, beispielsweise die [[Wikipedia:Fünfrappenstück|Fünf-]], [[Wikipedia:Zehnrappenstück|Zehn-]] und [[Wikipedia:Zwanzigrappenstück|Zwanzigrappenmünzen]] der [[Wikipedia:Schweiz|Schweiz]] und diverse Münzen aus den [[Wikipedia:US-Dollar|USA]].
Die meisten Buchstaben wurden aus dem [[Griechisches Alphabet|griechischen Alphabet]] (in seiner [[Wikipedia:Byzantinisches Reich|byzantinischen]] Schriftform) übernommen oder von ihm abgeleitet. Für Laute, die im Griechischen nicht vorkamen, wurden Zeichen aus der glagolitischen Schrift ([[Wikipedia:Glagolitische Schrift|Glagoliza]]) zugrunde gelegt, die um 862 vom Slawenlehrer Konstantin, der später den Namen Kyrill annahm, entwickelt worden war.
 
Es gibt keine einzige mittelalterliche Quelle, die das Alphabet als „kyrillisch“ bezeichnet oder aber Kyrill von Saloniki als Schöpfer dieser Schrift erwähnt. Als erwiesen gilt, dass das Alphabet seine erste Verbreitung durch [[Wikipedia:Konstantin von Preslaw|Konstantin von Preslaw]] fand, Schüler von [[Wikipedia:Kyrill und Method|Kyrills Bruder Method]] und einer der bedeutendsten Vertreter der sogenannten [[Wikipedia:Schule von Preslaw|Literarischen Schule von Preslaw]] (bulg. Преславска книжовна школа). Er war um 900 Bischof in der bulgarischen Hauptstadt Preslaw. Von seinen altbulgarischen Texten, die kyrillisch gefasst sind, sind heute mehr als 40 Schriften bekannt. Sein bedeutendstes Werk ist das „Belehrende Evangelium“ (um 893–894), dessen Einführung&nbsp;– das „Alphabetische Gebet“&nbsp;– durch eine russische Abschrift aus dem 12. Jahrhundert bekannt ist. Das Werk von Konstantin von Preslaw gilt als eine der ältesten kyrillischen Schriften.
 
=== Älteste Inschriften ===
 
Eine der ersten erhaltenen Steininschriften auf Kyrillisch ist die Inschrift auf dem Fragment eines Grabkreuzes aus dem 9. oder 10. Jahrhundert, das einst das Grab von Ana markierte. Ana war die jüngste Tochter des bulgarischen Herrschers [[Wikipedia:Boris&nbsp;I.|Boris&nbsp;I.]] (852–889) und die Schwester seiner Thronfolger [[Wikipedia:WladimirRassate|Wladimir Rassate]] (889–893) und [[Wikipedia:Simeon I. (Bulgarien)|Simeon&nbsp;I.]] (893–927). Die zweisprachige Inschrift erzählt auf [[Wikipedia:Altbulgarisch|Altbulgarisch]] in kyrillischer Schreibweise und auf [[Wikipedia:Griechische Sprache|Griechisch]], dass „der Diener Gottes Ana verstorben ist. Im Monat Oktober am neunten Tag verstarb der Gottesdiener Ana“.
 
Eine weitere erhaltene Inschrift aus dieser Zeit auf Kyrillisch ist die Grabinschrift eines hohen Amtsträgers am Hofe des bulgarischen Zaren [[Wikipedia:Simeon I. (Bulgarien)|Simeon I.]] (893–927) mit dem Namen Mostitsch (bulg. Мостич). Die Grabinschrift wurde 1952 von Prof. Stancho Waklinow (1921–1978) bei archäologischen Feldforschungsarbeiten in der sogenannten Mostitsch-Kirche (auch als Mostitsch-Kloster bekannt) in der Innenstadt des alten Verwaltungszentrums [[Wikipedia:Weliki Preslaw|Preslaw]] gefunden. Die Forscher gehen heute davon aus, dass das steinerne Monument in den 950er-, spätestens in den 960er-Jahren geschaffen wurde.
 
Diesem Denkmal kommt zentrale Bedeutung auch deshalb zu, weil es das erste erhaltene Monument ist, das die Verwendung des kaiserlichen Titels [[Wikipedia:Zar|Zar]] historisch belegt. Die Grabinschrift wird mit weiteren steinernen Monumenten aus der Zeit zwischen dem 9. und dem 10. Jahrhundert im [[Wikipedia:Archäologisches Museum Weliki Preslaw|Archäologischen Museum Weliki Preslaw]] aufbewahrt.
 
== Anmerkung ==
 
Leider ist die Buchstabentafel für das AnthroWiki zu komplex.
 
== Siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Kyrillisches Alphabet}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{Roscher|2,2|2031|2034|Libertas|[[Wikipedia:Georg Wissowa|Georg Wissowa]]}}
* August Leskien: ''Handbuch der altbulgarischen (altkirchenslavischen) Sprache. Grammatik – Texte – Glossar.'' 10. von Johannes Schröpfer mit Verbesserungen und Ergänzungen versehene Auflage. Winter, Heidelberg 1990, ISBN 3-533-00615-8 (''Indogermanische Bibliothek.'' Reihe 1: ''Lehr- und Handbücher'').
* Chaim Wirszubski: ''Libertas als politische Idee im Rom der späten Republik und des frühen Prinzipats''. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1967. (Dissertation, Cambridge, 1946)
* Hartmut Trunte: ''Altkirchenslavisch.'' 5. Auflage. Sagner, München 2003, ISBN 3-87690-480-3 (''Словѣньскъи ѩзыкъ. Ein praktisches Lehrbuch des Kirchenslavischen in 30 Lektionen. Zugleich eine Einführung in die slavische Philologie.'' Bd. 1 = ''Slavistische Beiträge.'' 264 = ''Studienhilfen.'' Bd. 1).
* {{LIMC|6|278|284|Libertas|Rainer Vollkommer}}
* Gerhard Podskalsky: ''Theologische Literatur des Mittelalters in Bulgarien und Serbien 865–1459.'' C.&nbsp;H.&nbsp;Beck, 2000, ISBN 3-406-45024-5
* {{DNP|7|144|145|Libertas|Eliane Stoffel}}
* Florin Curta: ''Southeastern Europe in the Middle Ages, 500-1250'', Cambridge University Press, 2006, ISBN 0-521-81539-8
* Ivan G. Iliev: ''Kurze Geschichte des kyrillischen Alphabets''. Plovdiv, 2015, [https://www.academia.edu/31909544/Kurze_Geschichte_des_kyrillischen_Alphabets]
* Ivan G. Iliev: ''Short History of the Cyrillic Alphabet'' [http://www.ijors.net/issue2_2_2013/articles/iliev.html]
* Paul Cubberley: ''“The Slavic Alphabets” and later finalized and spread by disciples Kliment and Naum in Ohrid and Preslav schools of Tsar Boris’ Bulgaria''. In: Daniels, Bright (Hrsg.): ''The World’s Writing Systems''. Oxford University Press, 1996, ISBN 0-19-507993-0.
* Eleonora Gallucci: [http://www.europaorientalis.it/uploads/files/2001%20n.1/2001%20n.1.3.pdf ''Ucitel’noe Evangelie di Costantino di Preslav (IX-X sec.). Tradizione testuale, redazioni, fonti greche''.] In: ''Europa Orientalis'', XX, 2001, S. 49–138 (Belehrendes Evangelium von Konstantin von Preslaw.; PDF; 5,1&nbsp;MB)
* Philipp Ammon: [http://sjani.ge/sjani-17/ფილიპპ%20ამონი.pdf ''Tractatus slavonicus''.] In: ''Sjani (Thoughts) Georgian Scientific Journal of Literary Theory and Comparative Literature'', N 17, 2016, S. 248–56


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
{{Commons|Cyrillic alphabet|Kyrillisches Alphabet}}
 
* Sebastian Kempgen: [http://kodeks.uni-bamberg.de/AKSL/AKSL.Schrift.htm Kodeks-Server] (deutsch / englisch)
== Einzelnachweise ==
* [http://www.omniglot.com/writing/cyrillic.htm Omniglot] (englisch)
<references />
* [http://transliteration.eki.ee/ Transliteration of Non-Roman Scripts] – Umfangreiche Sammlung von Transliterationsvorschriften für verschiedene Sprachen und Alphabete
* Unicode Code Charts: [http://www.unicode.org/charts/PDF/U0400.pdf ''Cyrillic''] (PDF; 263&nbsp;kB), [http://www.unicode.org/charts/PDF/U0500.pdf ''Cyrillic Supplement''] (PDF; 124&nbsp;kB)
* [http://www.lorem-ipsum.info/_russian Typografischer Blindtext-Generator für Russisch]
* [http://tastatur.da.ru/ Russische Tastaturbelegung für deutsche Tastaturen]
* [http://www.translit.cc/ Direkte Umschrift Lateinisch–Kyrillisch, mit Rechtschreibkontrolle] (auf dem Englischen basierende Umschrift ohne diakritische Zeichen)
* [http://podolak.net/de/transliteration CyrAcademisator] Online-Transliteration und Konversion für ISO&nbsp;9, wissenschaftlich, ISO/R 9, ALA-LC (diakritisch), GOST 7.79B, Deutsch (Duden), Dänisch (Sprognævn) und Translit. Altkyrillische Buchstaben werden erkannt können per virtueller Tastatur eingegeben werden.
* [http://www.russki-mat.net/trans.htm Tabelle, die insbesondere die speziellen Morsezeichen für kyrillische Buchstaben enthält]
* Bulgarisches „Gesetz zur Transliteration“ [[s:bg:Закон за транслитерацията|Закон за транслитерацията]] vom 13. März 2009 (bulgarisch) auf Wikisource [in Wirklichkeit eine ans Englische angelehnte Transkription]
* [http://www.russischesalphabet.com/ Russisches Alphabet] – 33 Buchstaben und 330 Beispielwörter mit Audioaufnahmen


[[Kategorie:Römische Mythologie]]
[[Kategorie:Kyrillische Schrift]]
[[Kategorie:Weibliche Gottheit]]
[[Kategorie:Kyrillisches Schriftzeichen|!101]]
[[Kategorie:Kyrillisches Alphabet|!]]
[[Kategorie:Schriftzeichen]]
[[Kategorie:Alphabet]]
[[Kategorie:Russisch]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 8. September 2018, 18:16 Uhr

Kyrillisches Alphabet
Schrifttyp Alphabet
Sprachen
Verwendungszeit Mitte des 10. Jahrhunderts
Abstammung Phönizische Schrift
 → Griechisches Alphabet
  → Glagolitische Schrift
   → Kyrillisches Alphabet
Verwandte Lateinisches Alphabet
Koptische Schrift
Armenisches Alphabet
Glagolitische Schrift
Unicode-Block

U+0400–U+052F
U+2DE0–U+2DFF
U+A640–U+A69F

ISO 15924 Cyrl
Cyrs (altkirchenslawische Variante)
Das Kyrillische Alphabet

Die kyrillische Schrift ist eine Buchstabenschrift, die in zahlreichen, vor allem ost- und südslawischen Sprachen in Europa und Asien verwendet wird. Sie ist nach Kyrill von Saloniki (826–869) benannt, der jedoch nicht Kyrillisch selbst, sondern die ihr vorausgehende glagolitische Schrift entworfen hat. Man nennt die kyrillische Schrift auch Kyrilliza (Кирилица, Кириллица, Ćirilica/Ћирилица) oder Asbuka (азбука; transliteriert Azbuka), nach den ersten beiden Buchstaben des altkyrillischen Alphabets.

Geschichte

Entstehung

Obwohl anerkannt ist, dass Kyrill und Method als Urheber der glagolitischen Schrift gelten können, ist die Urheberschaft des kyrillischen Alphabetes immer noch Gegenstand akademischer Diskussion. Sie trägt zwar den Namen Kyrills, entstand jedoch nach heutiger Auffassung erst um die Mitte des 10. Jahrhunderts in Ostbulgarien am Hofe der bulgarischen Zaren in Preslaw. Eine Urheberschaft von Kyrill und Method, die ein Jahrhundert früher lebten, wäre somit ausgeschlossen.

Die Zuschreibung an Clemens von Ohrid, einen im westlichen Teil des Bulgarischen Reiches tätigen Schüler Kyrills von Saloniki, ist zwar weit verbreitet, jedoch legendenhaft und nicht zu beweisen. Eine entsprechend gedeutete Nachricht in der Legenda Ochridica bedeutet tatsächlich wohl nur, dass er die glagolitische Schrift reformiert hat.

Die meisten Buchstaben wurden aus dem griechischen Alphabet (in seiner byzantinischen Schriftform) übernommen oder von ihm abgeleitet. Für Laute, die im Griechischen nicht vorkamen, wurden Zeichen aus der glagolitischen Schrift (Glagoliza) zugrunde gelegt, die um 862 vom Slawenlehrer Konstantin, der später den Namen Kyrill annahm, entwickelt worden war.

Es gibt keine einzige mittelalterliche Quelle, die das Alphabet als „kyrillisch“ bezeichnet oder aber Kyrill von Saloniki als Schöpfer dieser Schrift erwähnt. Als erwiesen gilt, dass das Alphabet seine erste Verbreitung durch Konstantin von Preslaw fand, Schüler von Kyrills Bruder Method und einer der bedeutendsten Vertreter der sogenannten Literarischen Schule von Preslaw (bulg. Преславска книжовна школа). Er war um 900 Bischof in der bulgarischen Hauptstadt Preslaw. Von seinen altbulgarischen Texten, die kyrillisch gefasst sind, sind heute mehr als 40 Schriften bekannt. Sein bedeutendstes Werk ist das „Belehrende Evangelium“ (um 893–894), dessen Einführung – das „Alphabetische Gebet“ – durch eine russische Abschrift aus dem 12. Jahrhundert bekannt ist. Das Werk von Konstantin von Preslaw gilt als eine der ältesten kyrillischen Schriften.

Älteste Inschriften

Eine der ersten erhaltenen Steininschriften auf Kyrillisch ist die Inschrift auf dem Fragment eines Grabkreuzes aus dem 9. oder 10. Jahrhundert, das einst das Grab von Ana markierte. Ana war die jüngste Tochter des bulgarischen Herrschers Boris I. (852–889) und die Schwester seiner Thronfolger Wladimir Rassate (889–893) und Simeon I. (893–927). Die zweisprachige Inschrift erzählt auf Altbulgarisch in kyrillischer Schreibweise und auf Griechisch, dass „der Diener Gottes Ana verstorben ist. Im Monat Oktober am neunten Tag verstarb der Gottesdiener Ana“.

Eine weitere erhaltene Inschrift aus dieser Zeit auf Kyrillisch ist die Grabinschrift eines hohen Amtsträgers am Hofe des bulgarischen Zaren Simeon I. (893–927) mit dem Namen Mostitsch (bulg. Мостич). Die Grabinschrift wurde 1952 von Prof. Stancho Waklinow (1921–1978) bei archäologischen Feldforschungsarbeiten in der sogenannten Mostitsch-Kirche (auch als Mostitsch-Kloster bekannt) in der Innenstadt des alten Verwaltungszentrums Preslaw gefunden. Die Forscher gehen heute davon aus, dass das steinerne Monument in den 950er-, spätestens in den 960er-Jahren geschaffen wurde.

Diesem Denkmal kommt zentrale Bedeutung auch deshalb zu, weil es das erste erhaltene Monument ist, das die Verwendung des kaiserlichen Titels Zar historisch belegt. Die Grabinschrift wird mit weiteren steinernen Monumenten aus der Zeit zwischen dem 9. und dem 10. Jahrhundert im Archäologischen Museum Weliki Preslaw aufbewahrt.

Anmerkung

Leider ist die Buchstabentafel für das AnthroWiki zu komplex.

Siehe auch

Literatur

  • August Leskien: Handbuch der altbulgarischen (altkirchenslavischen) Sprache. Grammatik – Texte – Glossar. 10. von Johannes Schröpfer mit Verbesserungen und Ergänzungen versehene Auflage. Winter, Heidelberg 1990, ISBN 3-533-00615-8 (Indogermanische Bibliothek. Reihe 1: Lehr- und Handbücher).
  • Hartmut Trunte: Altkirchenslavisch. 5. Auflage. Sagner, München 2003, ISBN 3-87690-480-3 (Словѣньскъи ѩзыкъ. Ein praktisches Lehrbuch des Kirchenslavischen in 30 Lektionen. Zugleich eine Einführung in die slavische Philologie. Bd. 1 = Slavistische Beiträge. 264 = Studienhilfen. Bd. 1).
  • Gerhard Podskalsky: Theologische Literatur des Mittelalters in Bulgarien und Serbien 865–1459. C. H. Beck, 2000, ISBN 3-406-45024-5
  • Florin Curta: Southeastern Europe in the Middle Ages, 500-1250, Cambridge University Press, 2006, ISBN 0-521-81539-8
  • Ivan G. Iliev: Kurze Geschichte des kyrillischen Alphabets. Plovdiv, 2015, [1]
  • Ivan G. Iliev: Short History of the Cyrillic Alphabet [2]
  • Paul Cubberley: “The Slavic Alphabets” and later finalized and spread by disciples Kliment and Naum in Ohrid and Preslav schools of Tsar Boris’ Bulgaria. In: Daniels, Bright (Hrsg.): The World’s Writing Systems. Oxford University Press, 1996, ISBN 0-19-507993-0.
  • Eleonora Gallucci: Ucitel’noe Evangelie di Costantino di Preslav (IX-X sec.). Tradizione testuale, redazioni, fonti greche. In: Europa Orientalis, XX, 2001, S. 49–138 (Belehrendes Evangelium von Konstantin von Preslaw.; PDF; 5,1 MB)
  • Philipp Ammon: Tractatus slavonicus. In: Sjani (Thoughts) Georgian Scientific Journal of Literary Theory and Comparative Literature, N 17, 2016, S. 248–56

Weblinks

Commons: Kyrillisches Alphabet - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Kyrillisches Alphabet aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.