Gott und Sage: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:God2-Sistine Chapel.png|mini|500px|[[Wikipedia:Michelangelo|Michelangelo]]: ''Gott erschafft Adam'', Deckenfresko, [[Wikipedia:Sixtinische Kapelle|Sixtinische Kapelle]] (1508-1512)]]
Eine '''Sage''' (von {{ahd|saga|Gesagtes}}) ist eine anfangs nur mündlich überlieferte Schilderung von [[urbild]]lichen [[Übersinnliche Welt|übersinnlichen]] Ereignissen, die aber, insbesondere bei den Heldensagen und anders als bei den zeitlich unbestimmten [[Märchen]] („Es war einmal ...“), oft auf konkrete historische Begebenheiten bezogen werden, deren geistigen Hintergrund sie darstellen. Thematisch gliedern sich die Sagen in '''Göttersagen''' ([[Mythen]]), '''Heldensagen''' und '''Volkssagen'''.  
[[Datei:S. Andrea della Valle 029.JPG|mini|350px|[[Wikipedia:Cristoforo Roncalli|Cristoforo Roncalli]]: ''Der Erzengel Gabriel in Gegenwart des Ewigen Vaters'' (17. Jahrhundert, [[Wikipedia:Sant’Andrea della Valle|Sant’Andrea della Valle]], [[Wikipedia:Rom|Rom]])]]
[[File:Damian. The Ancient of Days.jpg|thumb|''[[Der Alte der Tage]]'', Fresco in Ubisa (Georgien), 14. Jahrhundert]]
[[Datei:Trinity by Jeronimo Cosida.jpg|miniatur||Gemälde von [[WikipediaEN:Jerónimo Cosida|Jerónimo Cosida]] mit [[latein]]ischem Text, der übersetzt lautet:<br /> Der [[Vater (Trinität)|Vater]] ist nicht der [[Sohn]], der Sohn ist nicht der [[Heiliger Geist|Heilige Geist]], der Hl. Geist ist nicht der Vater; innerer Text: Der Vater ist Gott; der Sohn ist Gott; der Hl. Geist ist Gott.]]
[[Datei:YHWH Goya.jpg|mini|[[Wikipedia:Francisco de Goya|Francisco de Goya]]: ''Der Name Gottes'' ([[JHWH]]), Detail aus dem Deckenfresko der Basílica del Pilar (1772)]]
[[Datei:Sun god Ra2.svg|mini|Der [[ägyptisch]]e [[Sonnengott]] [[Re]] mit Falkenkopf und [[Was-Zepter]], auf dem Kopf die [[Sonnenscheibe]] mit der [[Uräusschlange]]]]


Das Wort '''Gott''' ([[mittelhochdeutsch|mhd.]], [[althochdeutsch|ahd.]] ''got'', [[Gotische Sprache|got.]] ''guth'', [[Englische Sprache|engl.]] ''god'', [[Schwedische Sprache|schwed.]] ''Gud'', abgleitet von  [[Germanische Sprachen|germ.]] ''*guda-'' „Gott“ = „Anrufung“), ist im [[Germanische Sprachen|germanischen Sprachraum]] entstanden als allgemeine Bezeichnung für erhabene [[geistige Wesen]].
{{GZ|Zunächst leben die Sagen in irgendeinem Volke, und sie werden
exoterisch, äußerlich-wörtlich genommen. Dann beginnt der Unglaube
an diese wörtliche Auffassung der Sagen, und es versuchen
die Gebildeten eine symbolische, eine sinnbildliche Deutung der Sagen.
Hinter diesen zwei Deutungen stecken aber noch fünf andere
Deutungen; denn jede Sage hat sieben Deutungen. Die dritte ist diejenige,
wo Sie in der Lage sind, die Sagen wiederum in einer gewissen
Weise wörtlich zu nehmen.|93|47}}


== Götter und Gottheiten ==
{{GZ|Dasjenige, was Mythe war, sah der Eingeweihte während
dieses Ganges in die geistige Welt. Das vermochte er den anderen
Menschen nun zu sagen, indem er es in die Mythen und Sagen
kleidete.|106|145}}


Als '''Götter''' oder '''Gottheiten''' werden in der Regel [[Wesenheit]]en der ersten und zweiten [[Hierarchie]] bezeichnet. Ursprünglich hatte das Wort ''Gott'' sächliches Geschlecht, da es männliche und weibliche Gottheiten gleichermaßen umfasste. Heute wird der Singular ''Gott'' vor allem als Bezeichnung für das [[Vater (Trinität)|Vaterprinzip]] der göttlichen [[Trinität]] verwendet.
{{GZ|Durch Sagen und Mythen haben sich ja in früheren Zeiten die
Wissenden zu dem Volke über die tiefsten Wahrheiten ausgesprochen.
Wenn man damals den Menschen, die da lebten, wo heute
Nord- und Mitteleuropa ist, solche Begriffe beigebracht hätte, wie
wir sie jetzt in der theosophischen Weltanschauung bekommen, so
würden die Menschen von dazumal nichts davon gehabt haben.
Die Weisen sprachen zu jedem Volk und Zeitalter so, wie das Volk
und das Zeitalter sie verstehen konnte. Sie gingen dabei immer aus
von dem Gesetz der Wiederverkörperung oder Reinkarnation.|92|147}}


{{GZ|In jener Zeit war es nicht so wie in unserer Zeit, wo so leicht einem
{{GGZ|Zu der Mysterieneinweihung gehörte nicht
eingewendet wird, wenn man von geistigen Dingen spricht: Du
nur die Einweihung in die Wahrheiten der Gegenwart, sondern
sprichst viel von Volksgeist oder Zeitgeist oder sonst von geistigen
auch in die der Vergangenheit und der Zukunft. Immer gehörte
Tatsachen, aber du redest so wenig von Gott. - Die Leute merken
dazu die Apokalyptik. Die Siegfried-Sage ist lange Zeit die Apokalypse
nicht, warum man nicht von Gott redet: weil kein menschlicher Begriff
des nordischen Volkes gewesen. Diese Sage ist nicht
wirklich umfassen kann dasjenige, in dem wir leben, weben und
Dichtung, die irgendwie im Volk entstanden ist aus einzelnen
sind. Auch hierin existieren Anschauungen, die zum Teil sehr interessant
Stücken, wie man sich das in der Philologie vorstellt. Das Volk
sind. Als ich in einer Stadt jüngst einen öffentlichen Vortrag hielt
dichtet nicht. Das kann nur jemand sagen, der keine Ahnung davon
und, wie das so üblich geworden ist, Fragen zum Beantworten aufgegeben
hat, wie es in der Seele eines Volkes zugeht. Die Sagen sind
wurden, stellte ein Mensch eine sehr kluge Frage. Er fragte
nichts anderes als Wiedergaben dessen, was in den Krypten der
nämlich: Ja, wenn man doch logischerweise einen Gegenstand dadurch
Mysterien sich vollzogen hat. Was man in der Sage hat, ist nichts
erkennt, daß man ihn als Objekt anschaut, dadurch, daß man ihm
anderes als die Wiedergabe von Mysterienvorgängen. Einen solchen
gegenübertreten kann - wenn wir ein objektives Bild von einem Gegenstand,
Vorgang, für den man im Süden das Wort «Mysterium» hatte,
den wir in uns haben, wie den Augapfel, nicht haben können
nannte man im Norden eine «Maere», woraus das Wort «Märchen» für die kleineren Vorgänge dann entstanden ist. «Uns ist in
aus dem Grunde, weil wir ihn nicht anschauen können -, wie verhält
alten maeren wunders vil geseit». «Wunders» ist nichts anderes als
es sich dann mit der Behauptung mancher Mystiker, daß man von
ein «Zeichen», ein Zeichen für Dinge, die als Vorgänge auf höheren
Gott abrücken müsse, um ihn als Objekt betrachten zu können?
Planen anzusehen sind.


Gewiß haben manche Mystiker die Behauptung aufgestellt, man
Die nordische Sagenwelt ist deshalb so interessant, weil sie
müsse von Gott abrücken, um sich ihm gegenüberzustellen. Die Frage
etwas darstellt, was Sie in der ganzen südlichen Sagenwelt nicht
war klug, aber sie muß nur so beantwortet werden, daß man sagt: Du
finden können. Was die südlichen Völkerschaften in ihrer Sagenwelt
magst von Gott abrücken soviel du willst, aber du bleibst doch in dem
darstellen, bedeutet immer einen Aufstieg; sie haben immer
Gott drinnen, du kannst nicht aus dem Gott heraus. - Manche Logik
etwas aufgenommen, etwas bekommen, was zu einer höheren Stufe
ist recht logisch, aber sie ist auch sehr kurzlogisch.
hinaufführt. Die indischen, persischen, babylonischen, chaldäischen
 
Völker und die, welche sie abgelöst haben, haben zwar auch
In den Zeiten, wo die Menschen dem Geistigen noch näher standen,
tragische Gestalten; ich erinnere nur an die Chronos-Sage. Aber
da hatte man noch ein Gefühl der Ehrerbietung für das Göttliche, in
hier im Norden ist das Tragische am meisten ausgebildet, weil diese
dem wir leben und weben und sind, das nicht immer mit Namen benannt
Völker lange warten mußten. Es war eine lang dauernde, vorbereitende
werden soll, und deshalb bediente sich das althebräische Altertum,
Kultur mit einer hohen Initiation, die - und das ist das
um den Namen nicht auszusprechen, des Ausdrucks: «Das Angesicht
Wichtige - eine Kultur war, die so weit hinunterging, daß der Initiierte
Jahves.» Angesicht ist beim Menschen dasjenige, was er nach
der Mensch war. Der Initiierte der Inder ist der Bodhisattva,
außen wendet, wodurch er sich offenbart. Es ist nicht das Ganze
dann sind es die Rishis, später bei den Griechen sind die Initiierten
des Menschen. Man erkennt ihn nach seiner Innerlichkeit an den
die Sonnensöhne wie Herakles und Achilles. Dann erst,
Zügen des Antlitzes, aber man vermißt sich doch deshalb nicht,
nachdem die Stufenleiter der Initiierten so weit heruntergegangen
von dem ganzen Menschen zu sprechen, wenn man sein Angesicht
war, kam der initiierte Mensch hier im Norden, dem nur das eine
meint.
fehlte, nämlich das, was der Christus ist, der Gott-gewordene
 
Mensch. Der Mensch im Norden tritt uns in wartender Haltung
Deshalb nannte man damals Michael «das Angesicht Jahves», nannte
entgegen; er ist verwundbar an der Stelle, wo das Christentum
viel lieber den Stellvertreter, durch den sich, wie in einem der Menschheit
einsetzen muß.|92|91f}}
zugewendeten Antlitz, Jahve oder Jehova der Menschheit kundgab.
Man nannte auch in vertrauten Kreisen viel lieber den Stellvertreter,
als daß man von Jahve selbst sprach.|152|67f}}
 
== Gott ist Geist ==
 
Im [[Johannesevangelium]] sagt der [[Christus]] zur [[Wikipedia:Samariter|Samariter]]in am [[Wikipedia:Jakobsbrunnen|Jakobsbrunnen]]:
 
{{Zitat|vor=|nach=|Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.|[[Johannes-Evangelium]]|{{BB|Joh|4|24|LUT}}}}
 
Gott ist [[Geist]] und als solcher die reine, vollkommene [[Wirklichkeit]]. Er verleiht daher allen [[materiell]]en und [[immateriell]]en [[Ding]]en und [[Wesen]] ihr [[Sein]], denn er ist das [[ens a se]], das ''Sein-aus-sich-selbst''. Er ist „reiner Akt“ ([[actus purus]]) im Sinn der [[Akt und Potenz]]-Lehre des [[Aristoteles]]<ref>Vgl. Aristoteles: ''Metaphysik.'', XI 7, 1072b ff. nach Regenbogen, Arnim, Uwe Meyer: ''Wörterbuch der philosophischen Begriffe.'' Meiner, Hamburg 2005: ''actus purus.''</ref>. Sein unendliches Potential entfaltet sich nicht schrittweise nach und nach, sondern ist immer schon restlos verwirklich. Er ist die vollkommene [[Ewigkeit]] ohne Anfang und ohne Ende. Nur für ihn gilt im vollsten Sinn: „[[Ich bin, der ich bin]]“ {{Bibel|2. Mos|3|14|LUT}}. Seine Eigenschaften und seine Handlungen sind identisch mit seinem Wesen, und zu seinem Wesen (''Wie-Sein'') gehört unablösbar seine Existenz (''Da-Sein''). Geschaffene Wesen haben hingegen stets auch nicht realisierte Möglichkeiten, sowohl bezüglich ihrer Unvollkommenheiten wie ihrer Vollkommenheiten.
 
== Gotteserkenntnis ==
 
Nach [[Thomas von Aquin]] (* um 1225; † 1274) kann der [[Mensch]] zwar durch seine [[Vernunft]] erkennen, ''dass'' Gott ist, nicht aber ''was'' Gott ist. Letztere Erkenntnis ist auch den [[Hierarchien|Engelwesen]], obwohl sie höher stehen als der Mensch, nicht zugänglich, sondern bleibt Gott allein vorbehalten.
 
{{Zitat|Es gibt aber in dem, was wir von Gott bekennen, zwei Weisen von
Wahrheit. Einiges nämlich über Gott ist wahr, was über jede Fähigkeit
der menschlichen Vernunft hinausgeht, z. B. daß Gott dreifaltig und
einer zugleich ist; anderes ist wahr, wozu auch die natürliche Vernunft
gelangen kann, z. B. daß Gott ist, daß Gott einer ist und anderes dieser
Art, was ja auch die Philosophen, geleitet vom Licht der natürlichen
Vernunft, von Gott durch Beweise dargelegt haben.|[[Thomas von Aquin]]|''Summa contra gentiles'' I,3}}
 
Nach [[Johannes Scottus Eriugena]] (9. Jh.) weiß auch Gott selbst nicht ''was'' er ist, da er selbst grenzenlos und jenseits jeder Bestimmbarkeit ist und alles in ihm in ungeschiedener [[Ganzheit]] in [[Das Eine|Eins]] zusammenfällt. Dieses „Nichtwissen“ ist aber zugleich die höchste und wahre [[Weisheit]], das unbegreifliche und unendliche [[Wissen]] Gottes selbst:
 
{{Zitat|Wenn wir sagen, Gott wisse nicht, was er sei, wollen wir
damit wohl. etwas Anderes andeuten, als dass er sich. in
keinem von Allem, was ist, begreife? Denn wie könnte
er in ihm selber Etwas erkennen, was in ihm selber nicht
sein kann? Sind doch die Gründe Alles dessen, was Gott
in sich selber, d. h. der Vater im Sohne, geschaffen hat,
ungetheilt in ihm Eins; sie gestatten keine Bestimmung
der eigenthtimlichen Bestandheiten durch eigenthümliche
Unterschiede oder zufällige Bestimmungen, indem sie dergleichen
nur in ihren Wirkungen, nicht aber in ihnen
selber zulassen. Was ist dann aber von der unaussprechlichen
und unbegreiflichen Natur selber zu halten? Wer
möchte darin etwas durch eine Grenze Bestimmtes, im
Raume Ausgedehntes, in Theile Getrenntes, aus Bestandheiten
und zufälligen Bestimmungen Zusammengesetztes
denken? Das göttliche Nichtwissen ist also die höchste
und wahre Weisheit.|Johannes Scottus Eriugena|''Über die Einteilung der Natur''|ref=<ref>Johannes Scotus Erigena, Ludwig Noack (Übers.): ''Über die Eintheilung der Natur'', Verlag von L. Heimann, Berlin 1870, Erste Abtheilung, S. 209 [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/bibliothek/Philosophie/Johannes_Scotus_Erigena/Johannes_Scotus_Erigena_Ueber_die_Einteilung_der_Natur.pdf#page=216&view=Fit]</ref>}}
 
== Der Gott der Philosophen ==
 
{{GZ|Man kann sich in verschiedenen Philosophien umsehen
und kann bei den Philosophen suchen nach der Art, wie sie zu dem
Gottesbegriffe kommen. Es müssen dann selbstverständlich solche
Philosophen sein, die geistige Tiefe genug haben, um sich eben von
der Welt überzeugen zu lassen, daß man von einem Göttlichen,
das die Welt durchdringt, sprechen kann. Im 19. Jahrhundert
braucht nur ''[[Hermann Lotze|Lotze]]'' genommen zu werden, der in seiner Religionsphilosophie
etwas zu schaffen suchte, was im Einklang steht mit seiner
übrigen Philosophie. Aber es könnten auch andere Philosophen genommen
werden, die eben wirklich tief genug waren, um sozusagen
auch eine Religionsphilosophie zu haben. Eine Eigentümlichkeit wird
man bei allen diesen Philosophen finden, eine ganz bestimmte Eigentümlichkeit.
Ja, zu dem Göttlichen dringen diese Philosophen mit
ihren Erwägungen aus dem physischen Plane denkend vor; sie denken
nach, forschen auf philosophische Art, kommen darauf, wie es gerade
bei Lotze der Fall ist, daß die Erscheinungen und Wesen der Welt
zusammengehalten werden von einem göttlichen Grund, der alles
durchwebt und alles in eine gewisse Harmonie bringt. Wenn man
aber näher auf solche Religionsphilosophien eingeht, so haben sie
immer eine Eigentümlichkeit. Man kommt eben zu einem göttlichen
Wesen, das alles durchtränkt und durchzieht, und wenn man dieses
göttliche Wesen sich näher ansieht, diesen Gott der Philosophen, so
kommt man darauf, daß es ungefähr der Gott ist, den die hebräische
oder namentlich die christliche Religion den Vatergott nennt, Gottvater.
Dazu kann die Philosophie kommen. Sie kann die Natur betrachten
und tief genug sein, um nicht in hohlköpf iger materialistischer
Weise alles Göttliche abzuleugnen, sie kann zu dem Göttlichen kommen,
kommt aber dann zu dem Vatergott. Man kann ganz genau,
wenn man die Philosophen verfolgt, zeigen, daß zu etwas anderem
die bloße Philosophie als denkende Philosophie überhaupt nicht führen
kann, als zu einem monotheistischen Vatergott. Wenn bei einzelnen
Philosophen, bei Hegel zum Beispiel und anderen, der Christus auftritt,
so ist er nicht aus der Philosophie heraus - das läßt sich nachweisen -,
er ist aus der positiven Religion herübergenommen. Die Leute
haben gewußt, daß die positive Religion den Christus hat, dann konnten
sie ihn besprechen. Der Unterschied ist der, daß man den Vatergott
in der Philosophie finden kann; Christus kann man mit keiner
Philosophie durch denkende Betrachtung finden. Das ist ganz unmöglich.|153|138f}}
 
== Der unbekannte Gott ==
 
In [[Gnosis|gnostischen]] Schriften wird oft von dem «[[Unbekannter Gott|unbekannten Gott]]» gesprochen. Der unbekannte, unermessliche, unergründliche und unbegrenzte Gott oder Vater überragt alle Sphären und ist für die Gnostiker der geheime Mittelpunkt der Welt und die Quelle alles [[Sein]]s, vergleichbar dem [[Ain Soph]] ({{HeS|אין סוף|nicht endlich}}) der [[Kabbala|Kabbalisten]]. Im [[Apokryphon des Johannes]] wird [[Johannes (Apostel)|Johannes]] von dem [[Christus]] ausführlich über das [[Wesen]] des «[[Unbekannter Vater|unbekannten Vaters]]» belehrt:
 
{{Zitat|Die Einheit ist eine Einherrschaft, über der nichts ist. Er ist der, der existiert als Gott und Vater des Alls, der Unsichtbare, der über dem All ist, der existiert als Unvergänglichkeit und als reines Licht, in das kein Auge blicken kann. Er ist der unsichtbare Geist, in bezug auf den es nicht passend ist, sich ihn als Gott oder etwas ähnliches vorzustellen. Denn er ist mehr als Gott, da es keinen über ihm gibt, denn niemand ist Herr über ihn. Denn er existiert nicht in irgendeiner Untergeordnetheit, denn alles existiert in ihm.<br>
 
Denn er ist der, der sich selbst befestigt. Er ist ewig, denn er braucht nichts. Denn er ist die ganze Vollendung. Er brauchte nichts, daß er vollkommen werde durch es; vielmehr ist er immer gänzlich vollkommen im Licht. Er ist unbegrenzbar, da es keinen, der vor ihm ist, gibt, der ihn begrenzt. Er ist unergründbar, da es dort keinen, der vor ihm ist, gibt, um ihn zu ergründen. Er ist unmeßbar, da es keinen, der vor ihm ist, gab, um ihn zu messen. Er ist unsichtbar, da keiner ihn gesehen hat. Er ist ewig, da er ewiglich existiert. Er ist unaussprechbar, da keiner in der Lage war, ihn zu begreifen, um dann über ihn zu reden. Er ist unbenennbar, da dort keiner ist, der vor ihm ist, um ihn zu benennen.  Er ist das unmeßbare Licht, das rein, heilig und gereinigt ist. Er ist unaussprechbar, indem er vollkommen ist in der Unvergänglichkeit. Er ist nicht in Vollkommenheit noch in Seligkeit noch in Göttlichkeit, sondern er ist weitaus vorzüglicher. Er ist weder körperlich noch ist er unkörperlich. Er ist weder groß noch ist er klein. Es gibt keine Art und Weise zu sagen: Wie groß ist er? Oder: Was ist seine Art? denn keiner ist in der Lage, ihn zu erkennen. Er gehört nicht zu den Existierenden, sondern er ist weitaus vorzüglicher, nicht als ob er an sich vorzüglicher wäre, sondern dieses, was das Seine ist, ist vorzüglicher.  Er hat keinen Anteil, weder an den Äonen noch an Zeit. Denn wer nämlich Anteil hat an einem Äon, diesen haben andere bereitet. Man hat ihn nicht in eine Zeit eingeschlossen, denn er empfängt nicht von jemand anderem, denn es würde empfangen werden als Anleihe.<br>
 
Denn der, der über allen steht,  hat keinen Mangel, damit er empfange von ihm. Denn er ist der, der erwartungsvoll auf sich selbst blickt in seinem Licht.<br>
 
Denn er ist groß. Zu ihm gehört eine unermeßliche Reinheit. Er ist Ewigkeit, die Ewigkeit gibt. Er ist Leben, das Leben gibt.<br>
 
Er ist ein Seliger, der Seligkeit gibt. Er ist Erkenntnis, die Wissen gibt. Er ist Güte, die Güte gibt. Er ist Erbarmen, das Erbarmen und Rettung gibt. Er ist Gnade, die Gnade gibt.<br>
 
Nicht weil er es besitzt, sondern weil er das unmeßbare unbegreifbare Licht gibt.<br>
 
Wie soll ich sprechen mit dir über ihn? Denn sein Äon ist unvergänglich, er schweigt und existiert im Schweigen, indem er ruht und
vor allen Dingen ist. Denn er ist das Haupt aller Äonen, und er ist der, der ihnen Stärke gibt in seiner Güte. Denn wir wissen nicht die unaussprechbaren Dinge, und wir wissen nicht, was unmeßbar ist außer ihm, der aus ihm offenbar geworden ist, nämlich aus dem Vater. Er nämlich ist es, der es uns allein gesagt hat. Denn er ist der, der sich anblickt in seinem Licht, welches ihn umgibt, das ist die Quelle des lebendigen Wassers. Und er ist es, der allen Äonen gibt. Und in jeder Gestalt nimmt er sein Bild wahr, indem er es in der Quelle des Geistes sieht.|Apokryphon des Johannes|''Der unbekannte Vater'' [http://www.gerd-albrecht.de/Die%20Gnostischen%20Schriften/Das%20Apokryphon%20des%20Johannes.htm]}}
 
== Missdeutung Gottes als Engel oder als das eigene höhere Selbst ==
 
Was gemeinhin als Gott angesprochen wird, ist allerdings oft nur der eigne führende [[Engel]] oder das [[Höheres Selbst|höhere Selbst]] des [[Mensch]]en.
 
{{GZ|Denn das, wovon man in Wirklichkeit redet, wenn man
heute vielfach von seinem Gott spricht, das ist der einzelne Engel
oder gar das eigene Selbst in der Zeit zwischen dem letzten Tode und
der jetzigen Geburt.|181|353}}
 
{{GZ|Wenn man für die Vorstellung all die Begriffe durchgeht, welche sich
solche Menschen von ihrem Gotte machen - was ist denn in solchen
Begriffen ausgeführt? Nichts anderes als das Wesen eines Engels, eines
Angelos, und all diejenigen Menschen, welche davon sprechen, daß sie
unmittelbar von ihrer Seele zu Gott aufschauen, schauen nur zu einem
Engel auf. Und suchen Sie sich alle Beschreibungen - wenn sie noch so
erhaben klingen - solcher Menschen auf, so werden Sie finden: sie beschreiben
nichts anderes als einen Engel, und dasjenige, was diese Menschen
sagen, ist nichts anderes als die Forderung, man solle sich unter
Gott nichts Höheres vorstellen als einen Engel. Das zum Beispiel, was
man heute den modernen protestantischen Gott nennt und über den
gerade von protestantischer Seite so viel geredet wird, ist ein Angelos,
ist nichts anderes. Denn nicht darauf kommt es an, ob man sich einbildet,
man finde den Weg zu dem höchsten Gotte, sondern darauf
kommt es an, wozu man wirklich den Weg findet. Und man findet auf
diese Weise nur den Weg zu seinem Angelos. Ich sage: zu ''seinem'' Angelos,
denn das ist wichtig.|172|178f}}
 
{{GGZ|Die Angeloi sind dazu
berufen, die einzelne menschliche Individualität hindurchzuführen
durch die wiederholten Erdenleben.
Dann kommen wir herunter bis zum Menschen selber. Der Mensch,
so wie er heute auf der Erde ist, erinnert sich nur an sein Erdenleben
hier im physischen Leib. Das Gedächtnis der Engel geht viel weiter,
denn nur dadurch, daß es viel weiter geht, können sie die wiederholten
Erdenleben der Menschen lenken und leiten. Nicht einmal richtig aber
stellt sich der moderne Theologe den Engel vor, weil der moderne Theologe
schon diese Eigenschaft wegläßt von dem Engel, daß er die menschliche
Individualität durch die wiederholten Erdenleben durchleitet.
Wenn wir ins Auge fassen, daß wir, indem wir den Erzengeln gegenüberstehen,
es erst bei den Erzengeln zu tun haben mit Wesenheiten, die
menschliche Zusammenhänge regieren, und bei den Zeitgeistern mit
Wesenheiten, die menschliche Zusammenhänge über lange Zeiträume
hindurch regieren, daß wir es bei den Engeln zu tun haben mit Wesenheiten,
die wesentlich das Leben des einzelnen Menschen regieren, dann
werden wir nicht verkennen, wenn wir das im Auge behalten, daß es
ein verborgener Egoismus ist von den Menschen, unmittelbar zu dem
Gotte sich erheben zu wollen, denn sie wollen sich in Wahrheit - obwohl
sie das nicht zugeben - nur zu ihrem Gotte, zu ihrem eigenen
Engel erheben.
 
Das hat eine große praktische Bedeutung, das ist von einer großen
Wichtigkeit, denn es trägt einen gewissen Keim in sich. Es trägt den
Keim in sich, daß die Menschen von dem einen Gotte sprechen, aber
daß es nur eine Phantasterei ist, daß sie von dem einen Gotte sprechen.
Denn in Wahrheit, indem die Menschen sich dieser Phantasterei hingeben,
spricht jeder von seinem eigenen Gotte, nämlich von seinem
Engel. Und die Folge davon muß sein, daß im Laufe der Zeit jeder
Mensch seinen eigenen Gott, nämlich seinen eigenen Engel verehrt. Und
wir sehen schon, wie stark der Drang der Menschen ist, daß jeder seinen
eigenen Gott verehrt. Das Zusammenfinden der Menschen in denjenigen
Göttern, die allen gemeinsam sind, ist ein sehr geringes geworden
in der neueren Zeit. Das Pochen eines jeden auf seinen eigenen Gott
hat sich als etwas ganz besonders Hervorstechendes herausgestellt.
Das Menschengeschlecht wird atomisiert. Es bleibt gewissermaßen nur
das Wort «Gott» noch übrig, das für die Menschen einer Sprache
gemeinsam lautet, aber unter diesem einen Worte stellt sich jeder etwas
anderes vor, nämlich seinen eigenen Engel. Und er kommt nicht einmal
hinauf bis zu dem Erzengel, welcher menschliche Gemeinschaften
leitet.|172|180f}}
 
{{GGZ|Indem der Mensch eigentlich
nur zu seinem Engel aufblickt, das sich aber nicht gesteht, sondern
glaubt, er blicke zu dem Gotte auf - während er nicht einmal zu einem
Erzengel aufblickt -, betäubt er durch diese unwahre Vorstellung in
einem gewissen Sinne seine Seele. Und diese Betäubung der Seele ist ja
heute allgemein vorhanden. Aber wenn man die Seele betäubt, dann ist
das für unsere heutige Menschheitsentwickelung außerordentlich verhängnisvoll.
Denn durch die Betäubung der Seele wird das Ich heruntergedrückt,
heruntergetrübt, und dann schleichen sich die anderen Mächte,
die nicht in der Seele wirken sollen, in diese Seele ein. Das heißt, es
schleicht sich an die Stelle des Engels, den man zunächst verehren wollte,
den man aber umtauft zu «Gott», der luziferische Angelos ein, und man
kommt allmählich dazu, nicht den Engel zu verehren, sondern den luziferischen
Angelos.|172|181}}
 
{{GZ|Die Religionen haben Schuld,
die religiösen Bekenntnisse, indem sie das Bewußtsein der Menschen trüben
und an die Stelle Gottes einen Engel setzen, für den sich dann substituiert
der luziferische Engel, der ihm entspricht. Und dieser luziferische
Engel wird den Menschen alsbald in den Materialismus hineinführen.
Das ist der geheimnisvolle Zusammenhang zwischen den hochmütigen,
egoistischen Religionsbekenntnissen, welche nichts hören wollen von
dem, was über einem Engel steht, sondern in maßlosem Hochmut sagen,
daß sie von «Gott» sprechen, während sie nur von einem Engel sprechen,
und von dem noch nicht einmal vollständig. Dieser maßlose Hochmut,
der noch oftmals als Demut angesprochen wird, er ist es, welcher letzten
Endes den Materialismus hat hervorbringen müssen. Wenn wir dies
bedenken, dann sehen wir einen bedeutungsvollen Zusammenhang:
Durch die fälschliche Umdeutung eines Engels zu Gott entsteht in der
Menschenseele der Hang zum Materialismus. Und es liegt ein unbewußter
Egoismus zugrunde, der sich darinnen äußert, daß der Mensch
es verschmäht, aufzusteigen zu der Erkenntnis der geistigen Welt, der
sich auch darinnen äußert, daß der Mensch sozusagen nur aus sich heraus
den Zusammenhang mit seinem Gotte unmittelbar zu finden meint.|172|182}}
 
{{GZ|Nun, die Menschen weisen es ab, wenn wir vom Standpunkte der
Geisteswissenschaft aus davon sprechen, daß über uns andere Wesenheiten
sind, die Angeloi, Archangeloi, Archai und so weiter, so
daß wir eine Hierarchie von geistigen Wesenheiten schauen, und
daß der Weg weit hinauf ist zu dem, was das höchste Göttliche ist.
Diese erkenntnismäßige Bescheidenheit wollen die Menschen der
Gegenwart nicht haben. Sie drücken es oftmals so aus, daß sie sagen:
Sie wollen keine Vermittlung haben zwischen sich und dem Gotte,
sie wollen immer sich direkt, unmittelbar an den allerhöchsten Gott
wenden. Es handelt sich aber nicht darum, was man glaubt über ein
solches Hinwenden, sondern darum handelt es sich, was man in
seiner Seele wirklich tut, was man in seiner Seele wirklich erlebt.
 
Nehmen Sie alles das, was Ihnen heute ein Prediger irgendeiner
anerkannten Religionsgemeinschaft über das Göttliche vorbringt,
was er redet über das Göttliche. Worauf bezieht sich das, wenn man
nun nicht nach seinen Worten geht, sondern nach der Wirklichkeit?
Es bezieht sich auf zweierlei. Entweder bezieht sich das, wovon er
redet, auf kein höheres Wesen als auf seinen Engel, der als leitende
Wesenheit über jedem einzelnen von uns steht. Er betet diesen Engel
an, er nennt ihn den höchsten Gott. Derjenige, der weiß, was
Worte wirklich für einen Inhalt haben können, der weiß, daß alles,
was in den modernen Predigten gesagt wird von Gott, niemals auf
irgendeinen höheren Gott als auf einen Engel sich bezieht oder,
wenn nicht auf einen Engel, so noch auf etwas anderes. Geht man
nämlich der Frage nach, woher denn das eigentlich stammt, was solche
Menschen fühlen, die von ihrem Gotte sprechen, die von ihrem
Gotte predigen in ihren Kirchen, die oftmals sogar vorgeben, ein
Gotteserlebnis in ihren Seelen zu haben, wie es manche Menschen
der Gegenwart tun - sie nennen sich dann mit einem gewissen
Hochmut «evangelisierte Menschen» und dergleichen -, von welchen
Impulsen in ihren Seelen solche Menschen ausgehen, der
kommt zu folgendem: Solche Menschen fühlen in ihren Seelen den
Impuls ihres eigenen Wesens, wie sich dieses Wesen entwickelt hat
in einer rein geistigen Umgebung zwischen dem letzten Tode und
der Geburt. Dieses geistige Wesen, das sich zwischen dem letzten
Tode und unserer Geburt in uns entwickelt hat, das ist jetzt in unserem
Leibe, das hat unseren Leib bezogen. Vieles von dem, in dem
wir jetzt leben, kommt nur aus diesem Wesen, aus diesem vorgeburtlichen
Wesen. Dieses vorgeburtliche Wesen fühlt der Mensch
als ein Geistiges; dieses vorgeburtliche Wesen ist es, mit dem er sich
vereinigt fühlt. Ja sogar sogenannte Theosophen der verschiedensten
Richtungen haben den Menschen immer wieder und wiederum
vorgesagt, um ihnen so etwas geistig Honigsüßes zu geben, es käme
darauf an, daß sich der Mensch mit seinem Gotte in sich vereinigt.
Aber das, was da der Mensch fühlt, indem er sich angeblich mit seinem
Gotte vereinigt, das ist er selbst, das ist nur sein geistig-seelisches
Wesen in der Zeit zwischen dem letzten Tode und der letzten Geburt.
Und das, wovon zahlreiche Pastoren und Priester sprechen,
wenn sie von dem Gott, den sie in ihrer Seele fühlen, sprechen, ist
nichts anderes, als daß sie ihr eigenes Ich ahnen, nicht wie es sich
hier im physischen Leibe, in der physischen Umgebung entwickelt,
sondern wie es sich in der geistigen Welt entwickelt hat zwischen
Tod und Geburt. Das empfinden sie, und dann fangen sie an zu
beten. Und was beten sie an? Sich selber.|182|86f}}


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Gottheit}}
* {{WikipediaDE|Kategorie:Sage}}
* {{WikipediaDE|Gott}}
* {{WikipediaDE|Sage}}
* {{WikipediaDE|Legende}}
* {{WikipediaDE|Märchen}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Rudolf Steiner]]: ''Vorstufen zum Mysterium von Golgatha '', [[GA 152]] (1990), ISBN 3-7274-1520-7 {{Vorträge|152}}
#Rudolf Steiner: ''Die okkulten Wahrheiten alter Mythen und Sagen'', [[GA 92]] (1999), ISBN 3-7274-0920-7 {{Vorträge|092}}
* Rudolf Steiner: ''Inneres Wesen des Menschen und Leben zwischen Tod und neuer Geburt'', [[GA 153]] (1997), ISBN 3-7274-1530-4 {{Vorträge|153}}
#Rudolf Steiner: ''Die Tempellegende und die Goldene Legende '', [[GA 93]] (1991), ISBN 3-7274-0930-4 {{Vorträge|093}}
* Rudolf Steiner: ''Das Karma des Berufes des Menschen in Anknüpfung an Goethes Leben'', [[GA 172]] (2002), ISBN 3-7274-1720-X {{Vorträge|172}}
#Rudolf Steiner: ''Ägyptische Mythen und Mysterien'', [[GA 106]] (1992), ISBN 3-7274-1060-4 {{Vorträge|106}}
* Rudolf Steiner: ''Erdensterben und Weltenleben. Anthroposophische Lebensgaben. Bewußtseins-Notwendigkeiten für Gegenwart und Zukunft'', [[GA 181]] (1991), ISBN 3-7274-1810-9 {{Vorträge|181}}
* Rudolf Steiner: ''Der Tod als Lebenswandlung'', [[GA 182]] (1996), ISBN 3-7274-1820-6 {{Vorträge|182}}


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Version vom 14. Januar 2019, 13:10 Uhr

Eine Sage (von ahd. saga „Gesagtes“) ist eine anfangs nur mündlich überlieferte Schilderung von urbildlichen übersinnlichen Ereignissen, die aber, insbesondere bei den Heldensagen und anders als bei den zeitlich unbestimmten Märchen („Es war einmal ...“), oft auf konkrete historische Begebenheiten bezogen werden, deren geistigen Hintergrund sie darstellen. Thematisch gliedern sich die Sagen in Göttersagen (Mythen), Heldensagen und Volkssagen.

„Zunächst leben die Sagen in irgendeinem Volke, und sie werden exoterisch, äußerlich-wörtlich genommen. Dann beginnt der Unglaube an diese wörtliche Auffassung der Sagen, und es versuchen die Gebildeten eine symbolische, eine sinnbildliche Deutung der Sagen. Hinter diesen zwei Deutungen stecken aber noch fünf andere Deutungen; denn jede Sage hat sieben Deutungen. Die dritte ist diejenige, wo Sie in der Lage sind, die Sagen wiederum in einer gewissen Weise wörtlich zu nehmen.“ (Lit.:GA 93, S. 47)

„Dasjenige, was Mythe war, sah der Eingeweihte während dieses Ganges in die geistige Welt. Das vermochte er den anderen Menschen nun zu sagen, indem er es in die Mythen und Sagen kleidete.“ (Lit.:GA 106, S. 145)

„Durch Sagen und Mythen haben sich ja in früheren Zeiten die Wissenden zu dem Volke über die tiefsten Wahrheiten ausgesprochen. Wenn man damals den Menschen, die da lebten, wo heute Nord- und Mitteleuropa ist, solche Begriffe beigebracht hätte, wie wir sie jetzt in der theosophischen Weltanschauung bekommen, so würden die Menschen von dazumal nichts davon gehabt haben. Die Weisen sprachen zu jedem Volk und Zeitalter so, wie das Volk und das Zeitalter sie verstehen konnte. Sie gingen dabei immer aus von dem Gesetz der Wiederverkörperung oder Reinkarnation.“ (Lit.:GA 92, S. 147)

„Zu der Mysterieneinweihung gehörte nicht nur die Einweihung in die Wahrheiten der Gegenwart, sondern auch in die der Vergangenheit und der Zukunft. Immer gehörte dazu die Apokalyptik. Die Siegfried-Sage ist lange Zeit die Apokalypse des nordischen Volkes gewesen. Diese Sage ist nicht Dichtung, die irgendwie im Volk entstanden ist aus einzelnen Stücken, wie man sich das in der Philologie vorstellt. Das Volk dichtet nicht. Das kann nur jemand sagen, der keine Ahnung davon hat, wie es in der Seele eines Volkes zugeht. Die Sagen sind nichts anderes als Wiedergaben dessen, was in den Krypten der Mysterien sich vollzogen hat. Was man in der Sage hat, ist nichts anderes als die Wiedergabe von Mysterienvorgängen. Einen solchen Vorgang, für den man im Süden das Wort «Mysterium» hatte, nannte man im Norden eine «Maere», woraus das Wort «Märchen» für die kleineren Vorgänge dann entstanden ist. «Uns ist in alten maeren wunders vil geseit». «Wunders» ist nichts anderes als ein «Zeichen», ein Zeichen für Dinge, die als Vorgänge auf höheren Planen anzusehen sind.

Die nordische Sagenwelt ist deshalb so interessant, weil sie etwas darstellt, was Sie in der ganzen südlichen Sagenwelt nicht finden können. Was die südlichen Völkerschaften in ihrer Sagenwelt darstellen, bedeutet immer einen Aufstieg; sie haben immer etwas aufgenommen, etwas bekommen, was zu einer höheren Stufe hinaufführt. Die indischen, persischen, babylonischen, chaldäischen Völker und die, welche sie abgelöst haben, haben zwar auch tragische Gestalten; ich erinnere nur an die Chronos-Sage. Aber hier im Norden ist das Tragische am meisten ausgebildet, weil diese Völker lange warten mußten. Es war eine lang dauernde, vorbereitende Kultur mit einer hohen Initiation, die - und das ist das Wichtige - eine Kultur war, die so weit hinunterging, daß der Initiierte der Mensch war. Der Initiierte der Inder ist der Bodhisattva, dann sind es die Rishis, später bei den Griechen sind die Initiierten die Sonnensöhne wie Herakles und Achilles. Dann erst, nachdem die Stufenleiter der Initiierten so weit heruntergegangen war, kam der initiierte Mensch hier im Norden, dem nur das eine fehlte, nämlich das, was der Christus ist, der Gott-gewordene Mensch. Der Mensch im Norden tritt uns in wartender Haltung entgegen; er ist verwundbar an der Stelle, wo das Christentum einsetzen muß.“ (S. 91f)

Siehe auch

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Die okkulten Wahrheiten alter Mythen und Sagen, GA 92 (1999), ISBN 3-7274-0920-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Die Tempellegende und die Goldene Legende , GA 93 (1991), ISBN 3-7274-0930-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Ägyptische Mythen und Mysterien, GA 106 (1992), ISBN 3-7274-1060-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.