Urteil und Kategorie:Makroökonomie: Unterschied zwischen den Seiten

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Als '''Urteil''' ([[Latein|lat.]] ''iudicium'', {{ELSalt|αποφανσις}}, ''apophansis'', als Glied des Schlusses, ''propositio'' bzw. {{polytonisch|προτασις}}, ''protasis'' genannt) wird in der [[Logik]] die durch das [[Denken]] vollzogene Verbindung zweier [[Begriff]]e bezeichnet. Träger der [[Urteilskraft]] ist der [[Astralleib]] des [[Mensch]]en; diese erwacht darum auch erst etwa mit dem [[12. Lebensjahr]], wenn sich mit der nahenden [[Geschlechtsreife]] die Geburt des eigenständigen Astralleibs ankündigt. Eben weil das Urteil eigentlich im Astralleib sitzt und dieser nicht über ein ganz [[wach]]es, sondern über ein [[Traumbewusstsein]] verfügt, können Urteile sehr gut in die träumende [[Seele]] hinuntersteigen. Darauf ist in der [[Waldorfpädagogik]] besonders Rücksicht zu nehmen.
[[Kategorie:Volkswirtschaftslehre|K]]
 
[[Kategorie:Makroökonomie|!]]
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"Das Urteil entwickelt sich ja zunächst auch, selbstverständlich, im
vollwachenden Leben. Aber das Urteil kann schon hinuntersteigen in
die Untergründe der menschlichen Seele, da, wo die Seele träumt. Der
Schluß sollte nicht einmal in die träumende Seele hinunterziehen, sondern
nur das Urteil kann in die träumende Seele hinunterziehen. Also
alles, was wir uns als Urteil über die Welt bilden, zieht in die träumende
Seele hinunter.
 
Ja, was ist denn diese träumende Seele eigentlich? Sie ist mehr das
Gefühlsmäßige, wie wir gelernt haben. Wenn wir also im Leben Urteile
gefällt haben und dann über die Urteilsfällung hinweggehen und das
Leben weiterführen, so tragen wir unsere Urteile durch die Welt; aber
wir tragen sie im Gefühl durch die Welt. Das heißt aber weiter: das
Urteilen wird in uns eine Art Gewohnheit. Sie bilden die Seelengewohnheiten
des Kindes aus durch die Art, wie Sie die Kinder urteilen
lehren. Dessen müssen Sie sich durchaus bewußt sein. Denn der Ausdruck
des Urteils im Leben ist der Satz, und mit jedem Satze, den Sie
zu dem Kinde sprechen, tragen Sie ein Atom hinzu zu den Seelengewohnheiten
des Kindes. Daher sollte der ja Autorität besitzende
Lehrer sich immer bewußt sein, daß das, was er spricht, haften werde
an den Seelengewohnheiten des Kindes." {{Lit|{{G|293|137}}}}
</div>
 
== Zweifaches Umschmelzen geisteswissenschaftlicher Urteile ==
Bevor geisteswissenschaftliche Wahrheiten mitgeteilt werden können, müssen sie zweimal umgeschmolzen sein, was ein Prozeß sein kann, der sich über viele Jahre hinzieht:
 
<div style="margin-left:20px">
"Nun, ich möchte sagen, in demselben Geiste fortfahrend, aus dem
heraus ich dieses gesprochen habe, möchte ich heute zunächst einiges
vorbringen über die Bildung eines geisteswissenschaftlichen Urteils
überhaupt, ich meine eines solchen Urteils, das eine geisteswissenschaftliche
Wahrheit aussprechen will. Es berührt einen immer sehr eigentümlich,
wenn man merkt, wie wenig Gefühl vorhanden ist für den
Ernst, mit dem geisteswissenschaftliche Wahrheiten ausgesprochen
werden. Für das Aussprechen irgendeines Urteils innerhalb der alltäglichen
Welt, die man durch seine Sinne beobachtet, da gilt es, dieses
Urteil durch Beobachtung oder Logik in einem bestimmten Zeitpunkte
seines Lebens zu gewinnen. Und es ist voll berechtigt, wenn man durch
Beobachtung und Logik ein solches Urteil über Dinge der sinnlichen
oder der geschichtlichen Außenwelt gewonnen hat. Beim Geisteswissenschaftlichen
kann es eigentlich so nicht sein. Da genügt es nicht, einmal
sich der Bildung eines Urteils unterzogen zu haben, sondern da ist wesentlich
ein anderes notwendig. Da ist notwendig dasjenige, was ich die
zweimalige Umschmelzung des Urteils nennen möchte. Und diese Umschmelzung
geschieht in der Regel nicht nach kurzen Zeiträumen, sondern
meistens nach langen Zeiträumen. Man faßt irgendein Urteil nach
den gewöhnlichen Methoden, die Sie ja kennen aus meiner Darstellung
in «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» oder aus dem
zweiten Teil meiner «Geheimwissenschaft»; man gelangt, sage ich,
durch solche Methoden zu irgendeinem Urteil über geistige Vorgänge
oder geistige Wesenheiten. Man hat jetzt eigentlich die Verpflichtung,
dieses Urteil zunächst bei sich selbst zu behalten, es nicht auszusprechen.
Ja man hat sogar die innere Verpflichtung, dieses Urteil vor sich
selbst so zu behandeln, daß man es zunächst als eine bloße Tatsache
hinnimmt und ihm weder mit Zustimmung noch mit Ablehnung entgegenkommt.
Dann wird man nach einiger Zeit, vielleicht nach Jahren
erst, dazu kommen, in dem eigenen Seelenleben die erste Umschmelzung
dieses Urteils vorzunehmen, es zu vertiefen, ja es in vieler Beziehung
zu verwandeln. Es wird dieses Urteil, selbst wenn es inhaltlich
dasselbe bleibt nach dieser Umschmelzung, eine andere Nuance von
innerem Anteil, von innerer ihm zuerteilter Wärme zum Beispiel, annehmen.
Es wird unter allen Umständen nach dieser ersten Umschmelzung
sich in anderer Weise als beim ersten Fassen in das Seelenleben
einverleiben, und man wird nach dieser ersten Umschmelzung das Gefühl
haben: Du hast dich selber in einer gewissen Wei§e von dem Urteil
getrennt. - Wenn es zu der ersten Umschmelzung Jahre dauert, so kann
man ja auch nicht immerfort dieses Urteil in seiner Seele weiterwälzen.
Dieses Urteil geht natürlich ins Unbewußte hinunter. Dieses Urteil
führt unabhängig von dem Ich ein eigenes Leben. Das ist notwendig.
Solch ein Urteil muß unabhängig von dem eigenen Ich ein selbständiges
Leben führen. Man muß gewissermaßen ein solches Urteil leben
lassen, ohne daß man dabei ist. Dadurch schmilzt man aus dem Urteil
die Egoität heraus. Man übergibt es demjenigen, was in einem selber
objektiv ist, während beim ersten Beobachten und bei dem ersten
logischen Zusammenstellen des Urteils eben die Egoität, das eigene
Ich, immer mitwirkt und mitspielt. Und dann, wenn das Urteil zum
ersten Male - wie gesagt, vielleicht nach Jahren - umgeschmolzen ist,
dann wird man merken: Dieses Urteil kommt wieder, kommt einem
aus den Seelentiefen so zu, wie irgendeine Tatsache der Außenwelt.
Man hat es in der Zwischenzeit verloren gehabt, man findet es wieder.
Man findet es wieder so, daß es einem jetzt sagt: Du hast mich unvollkommen,
du hast mich vorerst vielleicht irrtümlich gefällt; ich habe
mich selber richtiggestellt. - Dieses Urteil wird der wahre Geisteswissenschafter
suchen, dieses Urteil, das sein eigenes Leben in der
menschlichen Seele entfaltet. Geduld, viel Geduld gehört zu einem
solchen Umschmelzen des Urteils, denn, wie gesagt, es ist oftmals erst
nach Jahren möglich, diese Umschmelzung herbeizuführen, und die
Gewissenhaftigkeit, die bei der Geisteswissenschaft entfaltet werden
muß, die verlangt eben durchaus, daß man nicht sich sprechen läßt,
sondern daß man die Dinge sprechen läßt.
 
Aber nun, meine lieben Freunde, wenn man ein Urteil also umgeschmolzen
hat, dann erlangt man gerade diesem umgeschmolzenen, ich
möchte sagen, aus der Objektivität wieder an einen herantretenden
Urteile gegenüber das starke Gefühl: Man ist mit diesem Urteil, trotzdem
man es sich objektiv hat wiedergeben lassen, dennoch in sich. Und
noch immer kann es durchaus so sein, daß man sich durchaus außerstande
fühlt, ein solches Urteil über eine geisteswissenschaftliche Angelegenheit
schon abzugeben. Denn man hat eben die Aufgabe, die
Dinge sprechen zu lassen und nicht sich sprechen zu lassen. Daher
wartet man auf die zweite Umschmelzung des Urteils, bis zu der es
unter Umständen wiederum Jahre dauern kann. So daß man also nach
der zweiten Umschmelzung des Urteils eine dritte Gestalt des Urteils
hat. Da wird man einen bedeutsamen Unterschied merken zwischen
dem, was vorgeht in dem Zeitraum zwischen der ersten Fassung des
Urteils und der ersten Umschmelzung, und zwischen der ersten Umschmelzung
und der zweiten Umschmelzung. Man wird nämlich merken,
daß man in einer verhältnismäßig leichten Weise zwischen dem
ersten Fassen und der ersten Umschmelzung das Urteil wiederum in
das Gedächtnis heraufbringen konnte. Zwischen der ersten Umschmelzung
und der zweiten Umschmelzung hat man die größte Mühe, das
Urteil wieder in Erinnerung zu bringen, denn es geht in tiefe, tiefe
Seelenuntergründe hinunter, in Seelenuntergründe, in die ein zunächst
an der Außenwelt leicht geschürztes Urteil gar nicht hinuntergeht. Ein
so umgeschmolzenes Urteil geht in tiefe Seelenuntergründe hinunter,
und da lernt man erst kennen, wenn man dann ein solches Urteil zwischen
der ersten Umschmelzung heraufbringen will in die Seele, wie es
oft eines Ringens bedarf, um ein solches Urteil ins Gedächtnis zu rufen.
Unter dem Urteile meine ich jetzt die Anschauung der ganzen Tatsache,
wenn es sich auf eine geisteswissenschaftliche Tatsache bezieht.
Und dann, wenn man das Urteil in der dritten Gestalt bekommt, dann
weiß man, dieses Urteil ist bei der Sache oder bei dem Vorgang gewesen,
auf den es sich bezieht oder auf die es sich bezieht. Das Urteil
zwischen dem ersten Fassen und der ersten Umschmelzung ist noch bei
einem selbst geblieben, aber zwischen dem ersten und zweiten Umschmelzen
ist das Urteil untergetaucht in die objektiv geistige Tatsache
oder die objektiv geistige Wesenheit, und man merkt: die Sache selber
gibt einem mit dieser dritten Gestalt das Urteil, das eben eine Anschauung
ist, zurück. Und jetzt erst fühlt man sich eigentlich gegenüber
den geisteswissenschaftlichen Tatsachen berufen, Mitteilung von
der Anschauung beziehungsweise dem Urteile zu machen. Mitteilung
macht man erst dann, wenn man diese zweifache Umschmelzung vollzogen
hat und dadurch die Gewißheit erhalten hat, daß dasjenige, was
man erst angeschaut hat in der ersten Fassung, durch die Seele selber
den Weg genommen hat zu den Tatsachen, zu den Dingen hin und von
diesen wiederum zurückgekommen ist. Ja, ein Urteil, das abgegeben
wird in gültiger Weise auf geisteswissenschaftlichem Gebiete, ein solches
Urteil hat man erst geschickt zu den Tatsachen oder Wesenheiten,
über die es sprechen will.
 
Sehen Sie, dem, was ich jetzt gesagt habe, wird man nicht fernestehen, wenn man über wesentliche und bedeutungsvolle geisteswissenschaftliche
Tatsachen die Darstellungen richtig auffaßt. Wenn man
freilich Zyklen so liest, wie man moderne Romane liest, dann wird
man nicht aus der Fassung selber erkennen, daß das Wesentliche, der
eigentliche Beweis in dieser zweimaligen Umschmelzung des Urteils
liegt. Und man wird dann sagen, das sei eine Behauptung, das sei kein
Beweis. Ja, ein anderer Beweis als das Erleben, aber das gewissenhafte
Erleben nach zweimaliger Umschmelzung des Urteils, ein anderer Beweis
kann für Geistiges nicht aufgezeigt werden. Denn das Beweisen
des Geistigen besteht in einem Erleben. Das Begreifen nicht. Das Begreifen
ist dem gesunden Menschenverstände nach einer hinlänglichen
Darstellung überall zugänglich. Aber diese hinlängliche Darstellung
muß die Möglichkeit geben, aus der Fassung der Sache eben dem gesunden
Menschenverstände alle Anhaltspunkte zu liefern, damit er aus
dieser Art der Darstellung sich überzeugen kann, daß durch das «Wie»
des gegebenen Urteils seine Wahrheit verbürgt ist.
 
Es macht immer einen höchst eigentümlichen Eindruck, wenn Leute
kommen und sagen: Geisteswissenschaftliche Wahrheiten sollen in derselben
Weise bewiesen werden, wie etwa Behauptungen über äußerlich
sinnliche Tatsachen. Menschen, die dies fordern, kennen eben noch gar
nicht den Unterschied zwischen dem, was eine Anschauung auf dem
geistigen Gebiet ist, und demjenigen, was eine Anschauung auf dem
Sinnes- oder gewöhnlichen historischen Gebiete ist. Derjenige, welcher
Anthroposophie kennenlernt, wird bemerken, wie die einzelne Wahrheit,
die vertreten wird, sich in den Zusammenhang der ganzen Anthroposophie
hineinstellt. Und er wird einfach in demjenigen, das er
im Zusammenhang kennengelernt hat, eine Bekräftigung einer neuen
Wahrheit finden, die er hört. Und wiederum: die neue Wahrheit wird
zurückwirken auf dasjenige, was er schon gehört hat. Und so ist mit
Anthroposophie bekannt werden ein fortwährendes Wachsen in der
Überzeugung von der Wahrheit der Anthroposophie. Von einer mathematischen
Wahrheit kann man im Augenblick überzeugt sein, aber
sie hat deshalb auch kein Leben. Das Anthroposophische ist Leben, daher
ist auch die Überzeugung nicht in einem Augenblick abgeschlossen,
das heißt, sie lebt, sie vergrößert sich fortwährend. Ich möchte sagen,
die anthroposophische Überzeugung ist zunächst ein Baby, wo man
noch ganz unsicher ist, wo man fast nur einen Glauben hat oder nur
einen Glauben hat; dann wächst sich diese Überzeugung, indem man
immer mehr und mehr kennenlernt, allmählich auch immer sicherer
und sicherer aus. Dieses Auswachsen der anthroposophischen Überzeugung
ist eben ein Zeuge von ihrer inneren Lebendigkeit." {{G|257|035}}ff.
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== Siehe auch ==
 
* {{Eisler|Urteil}}
* {{Kirchner|Urteil}}
 
== Literatur ==
 
#Rudolf Steiner: ''Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik'', [[GA 293]] (1992), ISBN 3-7274-2930-5 {{Vorträge|293}}
#Rudolf Steiner: ''Anthroposophische Gemeinschaftsbildung'', [[GA 257]] (1989), ISBN 3-7274-2570-9 {{Geschichte|257}} {{Vorträge1|144}}
{{GA}}
 
[[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Denken]] [[Kategorie:Logik]]

Version vom 31. Dezember 2020, 06:43 Uhr