Kapital und Yama (Todesgott): Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Michael.heinen-anders
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:GA296 064.jpg|thumb|400px|[[Kapital]] - [[Arbeit]] - [[Ware]]: Der Strom der Wirtschaftswerte in neuer Form bei [[Rudolf Steiner]]. {{GZ||296|64}}]]
[[Datei:Bruxelles Yama Mongolie 02 10 2011.jpg|mini|300px|Yama, Bronzestatute aus der Mongolei (19. Jahrhundert)]]


Das '''Kapital''' (von [[Latein|lat.]] ''caput'', "Kopf") ist der [[Geist]] des [[Wirtschaftsleben]]s. Durch das Kapital ragt das [[Geistesleben]] in das Wirtschaftsleben organisierend herein.
'''Yama''' ({{SaS|यम|Yama}}, in [[Wikipedia:Indien|Indien]] auch: Yama-[[Wikipedia:Raja|rāja]] ({{lang|sa|यमराज}}, dt. „König Yama“); in chinesischer Schreibung {{zh|kurz=|t=閻羅王|p=Yanluowang}}, kurz: {{zh|kurz=|c=閻}}, alternativ auch: {{zh|kurz=|t=閻魔}}, {{zh|kurz=|t=閻羅王}}, {{zh|kurz=|c=閻摩羅}}, {{zh|kurz=|t=閻老}}<ref>[[Wikipedia:William Edward Soothill|William Edward Soothill]] und [[Wikipedia:Lewis Hodous|Lewis Hodous]]: ''A Dictionary of Chinese Buddhist Terms with Sanskrit and English Equivalents …''; London 1937 (Kegan Paul, Trench, Trubner)</ref>; [[Wikipedia:Umschrift nach Wylie|tibetisch]]: gshin rje) verkörpert den [[Wikipedia:Hinduismus|hinduistischen]] Gott des Todes und den „Dharmaraja“, den Herrn des [[Dharma]], der Rechtschaffenheit.


{{GZ|Man kann im sozialen Lebendigen niemals verhindern, daß als selbstverständ­liche Begleiterscheinung des [[Arbeit]]ens der individuellen menschlichen Fähigkeiten '''Kapital''' entstehe, daß privates [[Eigentum an Produktions­mitteln]] sich herausbilde. Wenn jemand sich als Leitender einem Pro­duktionszweige widmet, und er auch ganz gerecht die erzeugten Pro­dukte teilt mit den handwerklich Mitarbeitenden, der soziale Organis­mus würde gar nicht bestehen können, wenn nicht als Begleiterscheinung [[Kapital]] auftreten würde, das der Einzelne besitzt, ebenso wie er das besitzt, was er für seinen eigenen Gebrauch benötigt, was er so pro­duziert, daß er es (z.B. gegen [[Geld]]) eintauschen will für seinen eigenen Gebrauch.
''Yama'' wird im japanischen als ''Enma'' bezeichnet, nach der japanischen Aussprache der chinesischen Schriftzeichen {{zh|kurz=|t=閻魔|p=Yanmo}} zur phonetischen Wiedergabe von Yama. Üblicher ist jedoch die sinngemäße Wiedergabe von Yama-rāja als ''Enma-ō'' ({{lang|ja|閻魔王}}, dt. „König Yama“), neben dessen phonetischer Wiedergabe ''Enma-raja'' ({{lang|ja|閻魔羅闍}}), sowie ''Enma-daiō'' ({{lang|ja|閻魔大王}}, dt. „Großer König Yama“) für Sanskrit ''Yama-mahārāja''. Kurzformen sind ''Enmara'' ({{lang|ja|閻魔羅}}), ''Enra-ō'' ({{lang|ja|閻羅王}}), und ''En'' ({{lang|ja|閻}}).


Aber ebensowenig wie man denken kann, ob man nicht essen soll, weil man doch wieder hungrig wird, ebensowenig kann man darüber nachdenken, wie jegliche [[Kapitalbildung]] für immer verhindert wer­den soll. Man kann nur darüber nachdenken, wie dieses [[Kapital]] sich wiederum verwandeln muß in einem anderen Zeitpunkte, was aus ihm werden muß. Sie können nicht, ohne den sozialen Organismus in seiner Lebensfähigkeit zu untergraben, die [[Kapitalbildung]] verhindern wollen, Sie können nur wollen, daß das, was sich als [[Kapital]] bildet, nicht schädlich werde innerhalb des gesunden sozialen Organismus.
Für das Glaubensleben der Hindus spielt er kaum eine Rolle, die [[Mythologie]] dagegen kennt unzählige Geschichten, in denen er erscheint um sein Opfer zu holen. Yama ist ursprünglich eine vedische Gottheit, die die Unterwelt regiert (und selbst noch nach Erleuchtung strebt<ref>vgl. [[Wikipedia:Majjhimanikāya|Majjhimanikāya]] 130:186</ref>). Leben und Tod sind in ihm (und seinem Palast) vereint. Besuchern der Unterwelt teilt Yama mit, welchen der fünf (sechs) Schicksalspfade er zu beschreiten hat, basierend auf seinem [[Karma]] d.h. der Summe seiner guten und schlechten Taten.


Was in solcher Art gefordert werden muß für die Gesundung des sozialen Organismus, ist nur im dreigliedrigen sozialen Organismus möglich. Denn nur im dreigliedrigen sozialen Organismus kann ebenso wie im menschlichen natürlichen Organismus das eine Glied im entgegengesetzten Sinne arbeiten wie das andere Glied. Es liegt im individuellen Interesse, daß ein Glied da ist im sozialen Orga­nismus, in dem die individuellen menschlichen [[Fähigkeiten]] zum Aus­druck kommen; es liegt aber in jedermanns Interesse, daß diese individuellen menschlichen Fähigkeiten nicht im Laufe der Zeit zum Schaden des Organismus sich umgestalten. Innerhalb des wirtschaft­lichen Kreislaufes wird sich immer [[Kapital]] bilden. Belassen Sie es im wirtschaftlichen Kreislauf, so führt es zu unbegrenzter [[Besitzanhäu­fung]]. Was durch die individuellen menschlichen Fähigkeiten sich als [[Kapital]] ansammelt, kann nicht in der wirtschaftlichen Sphäre belassen werden; es muß in die [[Rechtssphäre]] übergeleitet werden. Denn in dem Augenblick, wo der Mensch für das von ihm allein oder in Gemeinschaft Erzeugte mehr erwirbt als er verbraucht, in dem Augenblicke also, wo er [[Kapital]] ansammelt, ist sein Besitz ebenso­wenig eine [[Ware]], wie die menschliche [[Arbeitskraft]] eine [[Ware]] ist. Besitz ist ein Recht. Denn Besitz ist nichts anderes, als das ausschließ­liche Recht, eine Sache - sagen wir Grund und Boden oder ein Haus oder dergleichen - mit Hinwegweisung aller anderen zu be­nützen, über irgendeine Sache mit Hinwegweisung aller anderen zu verfügen. Alle anderen Definitionen des Besitzes sind unfruchtbar für das Verstehen des sozialen Organismus. In dem Augenblicke, wo der Mensch Besitz erwirbt, muß dieser innerhalb des rein politischen Staates, innerhalb des Rechtsstaates verwaltet werden. Aber der Staat darf nicht selbst erwerben, sonst würde er selbst Wirtschafter. Er hat es nur überzuleiten in den [[Geistiger Organismus|geistigen Organismus]], wo die individuellen Fähigkeiten der Menschen verwaltet werden. Heute wird ein solcher Prozeß nur mit den Gütern vollzogen, die unserer Zeit als die min­dersten gelten. Für diese gilt bereits, was ich jetzt ausgeführt habe. Für die wertvollen Güter gilt es nicht. Wenn heute einer etwas geistig produziert, sagen wir, ein sehr bedeutendes Gedicht, ein bedeutendes Werk als Schriftsteller, als Künstler, so kann er ja das Erträgnis bis 30 Jahre nach seinem Tode seinen Nachkommen vererben; dann geht es als [[freies Gut]] nicht auf seine Nachkommen, sondern auf die allge­meine [[Menschheit]] über. 30 Jahre nach seinem Tode kann man einen Schriftsteller in beliebiger Weise nachdrucken. Das entspringt einem ganz gesunden Gedanken, dem Gedanken, daß der Mensch auch das, was er in seinen individuellen Fähigkeiten hat, der [[Sozietät]] verdankt. Geradeso wie man nicht auf einer einsamen Insel, sondern nur im Zusammenhang mit den Menschen sprechen lernen kann, so hat man seine individuellen [[Fähigkeiten]] auch nur innerhalb der [[Sozietät]], - gewiß auf Grundlage des Karmas, aber das muß entwickelt werden durch die [[Sozietät]]. Die Früchte der individuellen Tätigkeit müssen wiederum an die [[Sozietät]] zurückfallen. Der Einzelne hat sie nur eine Zeitlang zu verwalten, weil es für den sozialen Organismus besser ist, wenn er sie verwaltet. Man kennt das, was man hervor­gebracht hat, selber am besten, daher kann man es zunächst auch am besten selber verwalten. Diese für die heutige [[Menschheit]] mindersten, nämlich die geistigen Güter, werden also in einer gewissen Weise unter Berücksichtigung des Zeitbegriffes sozial taxiert.
== Hinduismus ==
[[File:Yama, God Of Death.jpg|thumb|300px|Indische Darstellung des Totengottes Yama]]
Yama, Sohn von [[Vivasvat]], gilt als der erste Sterbliche, der in die himmlische Welt gelangte. Er weist den Menschen den Weg zu den Göttern. <ref>Gerhard J. Bellinger, ''Knaurs Lexikon der Mythologie'', Knaur, München 1999, ''Yama'' </ref>Die [[Wikipedia:Ikonographie|Ikonographie]] stellt ihn als reichgeschmückten König dar, meist von grüner Farbe, seltener schwarz, in rotem Gewand. Er trägt eine mächtige Keule sowie ein Seil mit sich, mit dem er seine Opfer einfängt und bindet, manchmal ein Schwert und einen Schild. Diese Attribute sind auch geistig zu deuten: Die Schlinge etwa bindet an den [[Samsara|Kreislauf der Wiedergeburten]], das Schwert wird in der Hindu-Literatur oft als „Schwert der Erkenntnis“ bezeichnet. Yamas charakteristisches Begleittier ist der schwarze Büffel ''([[Mahisha]])'', oft begleiten ihn zwei Hunde mit vier furchterregenden Augen und großen Nasenlöchern. Sie durchstreifen die Welt immer auf der Suche nach den Seelen der Toten. <ref>Storm, Rachel, ''Enzyklopädie der östlichen Mythologie'', Reichelsheim 2000, ''Yama''</ref>Der Büffel als vielschichtiges Symbol, etwa des geistigen Todes, der Unwissenheit und allen Übels, ist ein häufiges Motiv in hinduistischen Darstellungen.


Einige kapitalistisch aussehende Zuhörer sollen neulich in Bern wütend geworden sein bei meinem Vortrage - so wurde mir be­richtet -, als ich sagte: Warum sollte denn zum Beispiel ein Gesetz unmöglich sein, das den Kapitalbesitzer verpflichtet, so und so viel Jahre nach seinem Tode sein [[Kapital]] zur freien Verwaltung einer [[Korporation]], der [[Geistige Organisation|geistigen Organisation]], des geistigen Teiles des sozialen Organismus zuzuweisen? Man kann sich gewiß verschiedene Arten, ein konkretes Recht festzusetzen, ausdenken. Aber wenn man heute den Menschen zumuten würde, auf etwas zurückzukommen, was in der alten hebräischen Zeit rechtens war: nach einer bestimmten Zeit die Güterverteilung neu vorzunehmen, - so würden sie das heute als etwas Unerhörtes ansehen. Was ist aber die Folge davon, daß die Menschen das als etwas Unerhörtes ansehen? Die Folge ist, daß diese Menschheit in den letzten viereinhalb Jahren zehn Millionen Menschen getötet, achtzehn Millionen zu Krüppeln gemacht hat, und daß sie sich anschickt, weiteres nach dieser Richtung zu tun. Besonnen­heit in solchen Dingen ist denn doch vor allen Dingen notwendig. Es ist tatsächlich nichts Unbedeutendes, wenn verlangt wird, daß zum Begreifen des sozialen Organismus der [[Zeit]]begriff herangezogen wird.|189|125ff}}
In den [[Veden]] ist er der Gott der Toten und der Zeit ''(kala)'', sowie Gott und Herrscher der Unterwelt, bei dem die Geister der Verstorbenen wohnen. Er selbst war der Sohn der Sonne ([[Surya]]), sowie der Bruder des [[Manu (Hinduismus)|Manu]] und der [[Ashvins]] und Zwillingsbruder der ''[[Yami (Mythologie)|Yami]]'' oder [[Yamuna]]. Sie werden im [[Rigveda]] als das erste Menschenpaar beschrieben. Sie gilt auch als seine Frau oder Geliebte. Gemeinsam werden sie manchmal in [[Yab-Yum|Yab-Yum-Pose]] dargestellt. Yama wollte in den Himmel zu den Göttern emporsteigen und wurde daher von den Göttern sterblich gemacht. In späterer [[Brahmanismus|brahmanischer]] Zeit ist Yama verheiratet mit ''[[Wikipedia:Dhumorna|Dhumorna]]'' ("Rauchfahne"), die das Feuer bei der [[Leichenverbrennung]] symbolisiert.  <ref>Gerhard J. Bellinger, ''Knaurs Lexikon der Mythologie'', Knaur, München 1999, ''Yama'' </ref> In späterer brahmanischer Mythologie ist er einer der acht [[Wikipedia:Lokapala|Lokapāla]]s, Wächter des Südens und Herrscher über das ''Yamadevaloka,'' dabei Richter über die Toten.<ref>Soothill, William; Hodous, Louis; A Dictionary of Chinese Buddhist Terms ...; 閻羅王</ref>


Damit spricht Rudolf Steiner in einer sehr elementaren Weise an, dass das gebildete [[Kapital]] nach einer gewissen Zeit des privaten Gebrauchs an die Allgemeinheit zurückfallen muss - und zwar: in die Verwaltung durch ein [[Glied des geistigen Organismus]], welches wiederum das [[Kapital]] an einen weiteren Fähigen zum erneuten wirtschaftlichen Gebrauche übergibt. Voraussetzung hierzu ist aber die Einführung eines neuen Rechtssubjekts, nämlich desjenigen der [[Kapitalneutralisierung]]. Das [[Kapital]] wird da am besten wirken, wo es den rein privaten, egoistischen Interessen entzogen ist, ja, wo das [[Kapital]] gewissermaßen "sich selbst gehört".
Entscheidet in der Philosophie die Folgen der Taten, [[Karma]], als was ein Individuum wiedergeboren wird, tritt in der Mythologie Yama als Richter der Verstorbenen auf, belohnt und straft. Darum ist er auch „Dharmaraja“, Herr der Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit. Sein Buchhalter und Diener ist ''[[Wikipedia:Chitragupta|Chitragupta]]'', der über die guten und schlechten Taten der Menschen Buch führt und selbst als Totenrichter auftritt. <ref> Gerhard J. Bellinger, ''Knaurs Lexikon der Mythologie'', Knaur, München 1999, ''Yama''</ref>


{{GZ|Das kann sich nicht
Eine der bekanntesten ist die [[Wikipedia:Savitri und Satyavan|Geschichte von Savitri]], die den Tod überlisten und mit ihrer Weisheit und Reinheit den geliebten Gatten aus seiner Macht befreien konnte. Das Thema ähnelt sehr dem griechischen ''Orpheus in der Unterwelt'', doch im Gegensatz zu diesem kann die Königstochter ihren Liebsten dem Tod wieder abtrotzen. Sie hatte den armen Prinzen Satyavan als Gatten gewählt, der aber nach einer Weissagung in genau einem Jahr sterben würde. Am vorherbestimmten Tag brach der Geliebte bei einem Spaziergang zusammen und Yama kam auf seinem Büffel herbei. Die Prinzessin folgte Yama und bat um das Leben von Satyavan. Doch die Antwort war deutlich: „Du darfst mich um alles bitten, nur nicht um sein Leben.“ Zwei Wünsche gewährte der Todesgott der Unglücklichen: er machte ihren blinden Schwiegervater sehend und versprach männliche Nachkommen für ihren eigenen Vater. Dann verlangte Savitri, sie wolle Mutter werden von hundert Söhnen. Selbst das konnte Yama zusagen. Doch nun stellte sie die entscheidende Frage: „Wie kann ich Söhne haben, wenn mein Mann gestorben ist?“ Damit musste der Tod sich geschlagen geben und Satyavan öffnete seine Augen wie nach einem langen Schlaf.
ergeben in einem Wirtschaftsleben, dessen Impuls die Rentabilität
des Kapitalbesitzes ist, sondern allein in einem
solchen, das die Werte der Erzeugnisse aus den sich ausgleichenden
Konsum- und Produktionsverhältnissen der
sozialen Gesamtheit regeln kann. Eine solche soziale Gemeinschaft
ist aber nur möglich, wenn die speziellen Berufs-,
Konsum- und Produktionsinteressen ihren Ausdruck finden
in Assoziationen, die aus den einzelnen Zweigen des
Wirtschaftslebens selbst hervorgehen und die in der Gesamtgliederung
des Wirtschaftskörpers sich miteinander verständigen.
Aus den speziellen Interessen der einzelnen Wirtschaftszweige
werden sich die Einzelassoziationen ergeben;
in dem Zusammenschluß dieser Assoziationen und in dem
Zentralverwaltungskörper, der sich aus den Wirtschaftsinteressen
herausgliedern wird, werden die sozialen Impulse
der Güterwertbildung liegen können. Man kann einen
einzelnen Betrieb nicht sozialisieren, denn die Sozialisierung
kann nur darin liegen, daß die Güterwertbildung, mit der
ein einzelner Betrieb in dem Gesamtwirtschaftsleben drinnensteht,
nicht unsozial wirkt. Durch eine in dieser Richtung
liegende wahre Sozialisierung wird dem Kapitalsystem
völlig diejenige Grundlage entzogen, durch die es als Privatbesitz
schädlich wirkt. (Die besondere Gestaltung des
Kapitalwesens in dem gesunden dreigliederigen Organismus
habe ich in meinem Buche «Die Kernpunkte der sozialen
Frage» geschildert.) Es sollte doch klar sein, daß man
das Kapital nicht «abschaffen» kann, insofern es in nichts
anderem besteht als in den für die soziale Gemeinschaft
arbeitenden Produktionsmitteln. Schädlich wirkt nicht das
Kapital, sondern seine Verwaltung aus den Privatbesitzverhältnissen
heraus, wenn diese Privatbesitzverhältnisse
die soziale Struktur des Wirtschaftskörpers von sich abhängig
machen können. Geht diese Struktur auf die gekennzeichnete
Art aus dem wirtschaftlichen Assoziationswesen
hervor, dann wird dem Kapital jede Möglichkeit entzogen,
antisozial zu wirken. Eine solche soziale Struktur wird
stets verhindern, daß der Kapitalbesitz sich loslöst von dem
Verwalten der Produktionsmittel und zum Strebensimpuls
derer wird, die nicht durch Anteilnahme an dem Wirtschaftsprozeß
ihr Leben gestalten wollen, sondern ohne
Anteilnahme aus diesem heraus. Man kann allerdings einwenden,
daß für diejenigen, die am Wirtschaftsprozeß mitarbeiten,
nichts herauskommen würde, wenn man die Erwerbungen
der Nichtarbeitenden «aufteilen» würde. Das
besticht, weil es richtig ist, und es verhüllt doch die Wahrheit,
weil seine Richtigkeit für die Gestaltung des sozialen
Organismus keine Bedeutung hat. Denn nicht darauf beruht
die Schädlichkeit der nichtarbeitenden Rentenbesitzer, daß
sie ein verhältnismäßig Weniges den Arbeitenden entziehen,
sondern darauf, daß sie durch die Möglichkeit, arbeitsloses
Einkommen zu erzielen, dem ganzen Wirtschaftskörper ein
Gepräge geben, das antisozial wirkt. Derjenige ganze Wirtschaftskörper
ist etwas anderes, in dem arbeitsloses Einkommen
unmöglich ist, als der andere, in dem ein solches
erzeugt werden kann, wie ein menschlicher Organismus
etwas anderes ist, bei dem sich an keiner Stelle ein Geschwür
bilden kann, als ein solcher, in dem sich das Ungesunde
in einer Geschwürbildung an einer Stelle entlädt.|024|214ff}}


== Kapital und Geistesleben ==
In einer der wichtigsten [[Upanishaden]], der ''[[Katha-Upanishad]]'', ist Yama der Lehrende. Die Rahmenhandlung berichtet über [[Wikipedia:Naciketas|Naciketas]], den Sohn eines [[Brahmane]]n: Der Bub kommt zu Yama. Weil er ihn aber nicht antrifft muss er drei Tage und drei Nächte warten und Yama gewährt ihm als Entschädigung für seine Verletzung des Gastrechts drei Wünsche. Der Bub verlangt, das Geheimnis von Leben und Tod zu erfahren. Yama will ihn mit allerlei anderen verlockenden Vorschlägen ablenken, denn "... es ist schwer diese Wahrheit zu begreifen." Doch letztlich lässt er sich von der Ernsthaftigkeit des Buben überzeugen und lehrt ihn den Inhalt der ''Katha-[[Upanishaden|Upanishad]]'', von [[Atman]] und [[Brahman (Philosophie)|Brahman]] sowie vom Wesen des Todes und der Wiederkehr.
<!-- == Hinayāna ==
Um die Bedrohlichkeit der Höllen (jigoku, ,,unterirdisches Gefängnis")
anschaulicher zu machen, versehen sie die frühen Buddhisten mit Namen
und beschreiben ausdrucksvoll verschiedenste Foltermethoden.
<ref> Zum Hinayāna-Verständnis siehe [[Milindapañha]] 67,4; zu den Boten Yamas [[Anguttara-Nikāya]] III, 35.</ref> -->


{{GZ|Das [[Geistesleben]], wie ich es meine, ist in meinen «Kernpunkten
== China und Japan ==
der Sozialen Frage» so geschildert, daß es werden muß zum
[[Bild:Nariaiji2559.jpg|thumb|right|Japanische Schnitzerei]]
Regulator gerade des Kapitals. Dann wird das, was für die neuere
Das Bild von Yama als „Richter“ findet sich früh in chinesischer Literatur, z.B. im ''Ming pao chi'' (冥報 記<ref>engl.: Gjertson, Donald Edward; A study and translation of the Ming-pao chi: a T'ang Dynasty collection of Buddhist tales; Stanford, Univ., Diss., 1975</ref>) des [[Tang Lin]] (*600; 唐 臨). Er ist der einzige hinduistische Gott, der, in unveränderter Funktion, in die chinesische Mythologie übernommen wurde. Das Bildliche der Erzählungen ist deutlich dem Irdischen entnommen. Yama hat eine Schar von Boten (使鬼), die - wie auch er - selbst der Vergeltung bzw. Bestrafung unterliegend, in seinem Namen die Menschen herbescheiden. Ihr Atem ist für Menschen tödlich. Das über die Unterwelt Berichtete ist in den Einzelheiten sehr verschieden. Doch gewisse Züge kehren immer, bzw. häufig wieder: weit ist der Weg; fern und dunkel das Land; „wie wenn man im Nebel geht, ist es“; Boten stehen plötzlich da und holen den Geladenen mit sich fort; steil ist der Hang, tief und dunkel das Wasser. Endlich taucht das Amt auf. Riesig ist die Anlage: Tore und Mauern und fern wieder Tore und Mauern. Ort an Ort zeigt sich Qual, Strafe, Marter. Man wird vor den Richter geführt. Zittern ergreift die Seele. Oftmals geschieht es, dass der Richter fragt: „Was hast Du Gutes getan?“ und der Gerufene antwortet meist: „Arm und gering war mein Haus und Leben; einzig das Wort des Überirdischen Wissens ließ ich nicht ab zu singen.“ – „Vortrefflich, vortrefflich!“ ruft der Richter und seufzt tief auf in vor innerer Bewunderung und schickt die Gerufenen wieder ins Leben zurück. — Riesig ist der Betrieb. Aller angestrebten Genauigkeit zum Trotz, laufen bei solch großem Rechtsorganismus natürlich auch Versehen mitunter: mancher wird fälschlich herbestellt.
Entwicklung notwendig ist, die Anhäufung von Kapital oder Produktionsmitteln,
durch den Geist - der es durchleuchtet, wenn der
Geist in seiner Freiheit, in seiner Fruchtbarkeit, in seinem Fortschreiten
von Generation zu Generation neu sich bilden wird -,
dann wird das Kapital durch den Geist auch das in sich tragen, was
zum Beispiel [[Wikipedia:John Maynard Keynes|Keynes]] und andere vermissen: Moralität. Und dann
wird im Wirtschaftsleben nicht ein auf Egoismus und nur Selbsterwerb
gestellter Kapitalismus leben, dann wird ein geistdurchtränkter
Kapitalismus leben, eben aus Einsicht in die Welt- und
Menschheits- und Daseinsnotwendigkeiten, und wird im Sinne der
im neuen Geistesleben erzogenen Menschen wirken.|335|498}}


{{GZ|Nehmen wir eine bestimmte Tatsache. Nicht wahr, der Protestantismus
Vielleicht entwickelte sich zugleich mit der Erfahrung des riesigen, chinesischen Rechtsorganismus, der über Provinzen, Völker und Rassen hinwegreichte, das religiös-metaphysische Karma-Erlebnis. Nun haben in China Amt und Gericht es selten an Belobigungen, Ehrenpforten, öffentlichen Auszeichnungen fehlen lassen; allein ebenso dringt der Chinese, in vielem dem Römer verwandt, auf strenges Recht. Viele wahre und übertreibend-unwahre Geschichten sind darüber im Westen im Umlauf. Auch geht die natürliche Inklination des Rechts, vollends in alter Zeit, zum Strafrechte hin. Das „(von Hunden bewachte oder hundsmäßige) Erdgefängnis,“ wie die Hölle chinesisch-japanisch heißt ist vom „Amt“ schwer zu trennen (Dieses „Amt,“ von dem fast alle diesbezüglichen Erzählungen sprechen, wird zunächst gleichsam olympisch, vom chinesischen Olymp her gesehen). Wenn nun heute noch dem Europäer vor chinesischem Kerker graust, wenn der Anblick der Strafjustiz ihm Schaudern einflößt, wie mag das alles oftmals in alter Zeit gewesen sein! Von der Hölle war es zeitweise nicht viel verschieden. Und man erzählte davon!<ref>Hermann Bohner; ''Legenden ...;'' {{Webarchiv | url=http://freenet-homepage.de/ryoiki/nr_htm/nr_einl_05.html | wayback=20090804053520 | text=Nihon Ryoiki: Quellen: Legenden aus der Frühzeit des japanischen Buddhismus}} (mit ausführlichen klassischen Fundstellenangaben)</ref>
ist einmal entstanden. In den Geschichtsbüchern wird es ja sehr
häufig so erzählt, daß der [[Wikipedia:Johann Tetzel|Tetzel]] herumgezogen ist innerhalb Mitteleuropas,
und daß die Leute entrüstet waren über den Ablaßverkauf
und dergleichen. Aber das war es nicht allein, das ist nur die Oberflächenansicht.
Die Hauptsache, die dahinter stak, war die Tatsache,
daß es in Genua ein Bankhaus gab, in dessen Auftrag, nicht im Auftrag
des Papstes, dieser Ablaßkrämer in Deutschland herumzog, denn
dieses Bankhaus hatte dem Papst für seine anderen Bedürfnisse den
Kredit gewährt. Die ganze Geschichte war eine kapitalistische Unternehmung.
An diesem Beispiel einer kapitalistischen Unternehmung des
Ablaßhandels, wo eben auch mit Geistigem sogar gehandelt worden
ist, an diesem Beispiel können Sie studieren, oder besser gesagt, wenn
man da anfängt zu studieren, kommt man allmählich darauf, daß
schließlich alle Kapitalmacht zurückgeht auf die übermacht des Geistigen.
Und so ist es. Studieren Sie, wie das Kapital eigentlich zu seiner
Macht gekommen ist, so finden Sie überall die übermacht des Geistigen.
Nicht wahr, wer schlau ist, wer findig ist, der hat eine größere
Macht als derjenige, der nicht schlau, der nicht findig ist. Und auf diese
Art entsteht gerechtfertigter-, aber auch ungerechtfertigterweise vieles,
was Zusammenscharrung des Kapitals ist. Das muß berücksichtigt werden,
wenn man ins Auge faßt den Kapitalbegriff. Bei solchen realen
Studien kommt man dahinter, daß Kapital auf Entfaltung der geistigen
Macht beruht, und daß zu den Grund- und Bodenrechten, zu
den Erobererrechten, von anderer Seite hinzugekommen ist die Macht
des alten theokratischen Geistes. Von der alten Kirche ist viel von dem
ausgegangen, was dann übergegangen ist eigentlich in den modernen
Kapitalismus. Es gibt einen geheimen Zusammenhang zwischen der
modernen kapitalistischen Macht und der Macht der alten Kirche. Und
das alles hat sich in einem Kuddelmuddel zusammengezogen in den
modernen Machtstaat. Da drinnen finden Sie die Oberreste der alten
Theokratie, die Überreste der alten Eroberungen.|330|412f}}


[[Joachim Stiller]] bringt alles oben Gesagte in unmittelbarer Anlehnung an [[Wilhelm Schmundt]] und [[Joseph Beuys]], auf folgende einfache Formel:
Das buddhistische Konzept eines „Richters“, sowie von Paradies und Hölle war für Japan neu. Es kam jedoch schon mit den frühesten buddhistischen Lehren nach Japan. Enra ist aber kein „Richter“ im herkömmlichen Sinne, sondern lediglich der Walter des Gesetzes von (karmischer) Ursache und Wirkung, ohne das auch er nicht existiert. Buddhistische Höllen, die in acht Abstufungen existieren, sind immer nur Fegefeuer.<ref>Zur "Beschreibung" der Schlimmsten (''Avici''-Hölle; 阿鼻獄) vgl.: Reischauer, A. K.; Genshin's Ojo Yoshu, Transactions Asiatic Soc Japan II. Ser. (Dec. 1930) S 40-6</ref>


'''Fähigkeiten = Kapital ([[Stiller]])'''
Schon in der um 800 entstandenen Sammlung des [[Nihon Ryōiki]] finden sich mehrere Legenden<ref>[{{Toter Link|inline=ja|url=http://freenet-homepage.de/ryoiki/nr_htm/nr_fs01/nr_fs01_30.html}} I, 30 (Hölle detailliert)]; II, 5, 7, 24, 25; III, 9, 22, 23, 35</ref> in denen ''Enra'' (oder ''Emma'') eine Rolle spielt und Höllenqualen eindrucksvoll geschildert werden.
 
[[Wikipedia:Ksitigarbha|Ksitigarbha]] (jp.: Jizō Bosatsu) ein [[Bodhisattva]] – seit dem 4. Jahrhundert im Mahāyāna nachweisbar, aber anfangs nicht sehr populär – ist identisch mit Enra. Besonders, basierend auf den Lehren Eshin's (= [[Genshin]], 942-1017), wird er hauptsächlich, aber nicht ausschließlich innerhalb der [[Tendai-shū|Tendai]]- und [[Shingon]]-Schulen, mit einer jährlichen ''Jizō''-Beichte verehrt.<ref>Visser, Marianus de; The Bodhisattva Ti-tsang (Jizō) in China and Japan; S 120-</ref>
 
== Tibetischer Buddhismus ==
[[Bild:Yama tibet.jpg|thumb|Yama in tibetischer Darstellung]]
Im [[Wikipedia:Buddhismus in Tibet|tibetisch-buddhistischen]] Mythos hat der zornvolle Aspekt des Weisheits-Buddha [[Manjushri]] [[Wikipedia:Yamantaka|Yamantaka]] Yama unterworfen und ihn zu einem [[Wikipedia:Dharmapala|Beschützer des Dharma]] gemacht. Aufgrund der besonderen Beziehung [[Wikipedia:Tsongkhapa|Tsongkhapa]]s zu Manjuschri ist er in der [[Wikipedia:Gelug|Gelug]]-Schule von großer Bedeutung. Seine Gefährtin ist [[Wikipedia:Chamunda|Chamundi]].<ref>[http://www.thangka.de/Gallery-2/Wrathful/5-33/yama-0.htm Dharmapala Thangka Centre über Yama]</ref>
In der Kunst wird Yamantaka gewöhnlich auf einem Ochsen reitend oder stehend gezeigt, der auf Yama trampelt.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kapital}}
* [[Yama|Yama]]s (und [[Niyama]]s) sind Gebote im [[Yoga]]
* [[Kapitalismus]]
* [[Jigoku]] / ([[Diyu]]): buddhistische Unterwelt


== Literatur ==
== Literatur ==
* Anneliese und Peter Keilhauer: ''Die Bildsprache des Hinduismus. Die indische Götterwelt und ihre Symbolik''. 2. Auflage. DuMont Reiseverlag, Ostfildern 1983, ISBN 3770113470 (10), ISBN 978-3770113477 (13)
* [[Wikipedia:Hermann Bohner|Hermann Bohner]]: ''Legenden aus der Frühzeit des japanischen Buddhismus''. (Nihon Ryōiki 日本霊異記); Tōkyō 1934 ([[Wikipedia:Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens|OAG]])
* [[Wikipedia:Alex Wayman|Alex Wayman]]: ''Studies in Yama and Māra;'' in: Indo-Iranian Jnl, Vol III (1959), Nr. 1, S 44-73
* Gerhard J. Bellinger, ''Knaurs Lexikon der Mythologie'', Knaur, München 1999, ''Yama''
* Storm, Rachel, ''Enzyklopädie der östlichen Mythologie'', Reichelsheim 2000, ''Yama'' 
== Weblinks ==
* [http://tencoo.fc2web.com/jinja/xenma.htm Photos von Enma in japanischen Schreinen und Tempeln]
* {{Commonscat|Yama|{{PAGENAME}}}}
== Referenzen ==
<references/>


* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Kernpunkte der sozialen Frage in den Lebensnotwendigkeiten der Gegenwart und Zukunft'', [[GA 23]], Dornach 1976 ISBN 978-3-7274-6061-6 {{Schriften|023}}
{{Normdaten|TYP=p|GND=120043203|VIAF=54968844}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Aufsätze über die Dreigliederung des sozialen Organismus und zur Zeitlage 1915 – 1921'', [[GA 24]] (1982), ISBN 3-7274-0240-7; '''Tb 667''', ISBN 978-3-7274-6670-0 {{Schriften|024}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die soziale Frage als Bewußtseinsfrage'', [[GA 189]], Dornach 1980 ISBN 3-7274-1890-7 {{Vorträge|189}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Neugestaltung des sozialen Organismus'', [[GA 330]] (1983), ISBN 3-7274-3300-0 {{Vorträge|330}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Krisis der Gegenwart und der Weg zu gesundem Denken'', [[GA 335]] (2005), ISBN 3-7274-3350-7 {{Vorträge|335}}
* [[Michael Heinen-Anders]]: ''Aus anthroposophischen Zusammenhängen'', Norderstedt 2010
* Themenheft Die Drei: ''Die Zähmung des Geldes - Aufgaben einer modernen Kapitalwirtschaft'', Themenheft Nr. 2, 2007, [http://diedrei.org/hefte-anzeigen/inhalt/heft-2-2007.html]
* [[Christoph Strawe]]: ''Marx heute - Was bleibt von der Mehrwerttheorie? Zur Problematik des Marx‘schen Kapitalbegriffs'', Sozialimpulse 01/08, 2008, S. 13-20, [http://www.sozialimpulse.de/fileadmin/sozialimpulse/pdf/Was_bleibt_von_der_Mehrwerttheorie.pdf PDF]
* Stephan Eisenhut: ''Kapital und Postmaterialismus. Die materialistische Kapitalauffassung bei Karl Marx und in der neoliberalen Wirtschaftskultur der Gegenwart im Vergleich mit der postmaterialistischen Kapitaltheorie Rudolf Steiners'', 2006, [http://www.dreigliederung.de/essays/2006-03-002.html PDF]


{{GA}}
[[Kategorie:Hinduismus]]
[[Kategorie:Indische Gottheit]]
[[Kategorie:Tibetische Gottheit]]
[[Kategorie:Tibetische Mythologie]]
[[Kategorie:Männliche Gottheit]]
[[Kategorie:Totengottheit]]
[[Kategorie:Unterweltsgottheit]]


[[Kategorie:Marxistische Wirtschaftstheorie]]
[[Kategorie:Wirtschaftswissenschaften]]
[[Kategorie:Kapital|!101]]
{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 24. August 2015, 09:54 Uhr

Yama, Bronzestatute aus der Mongolei (19. Jahrhundert)

Yama (skrt. यम Yama , in Indien auch: Yama-rāja (यमराज, dt. „König Yama“); in chinesischer Schreibung 閻羅王, Yanluowang, kurz: , alternativ auch: 閻魔, 閻羅王, 閻摩羅, 閻老[1]; tibetisch: gshin rje) verkörpert den hinduistischen Gott des Todes und den „Dharmaraja“, den Herrn des Dharma, der Rechtschaffenheit.

Yama wird im japanischen als Enma bezeichnet, nach der japanischen Aussprache der chinesischen Schriftzeichen 閻魔, Yanmo zur phonetischen Wiedergabe von Yama. Üblicher ist jedoch die sinngemäße Wiedergabe von Yama-rāja als Enma-ō (閻魔王, dt. „König Yama“), neben dessen phonetischer Wiedergabe Enma-raja (閻魔羅闍), sowie Enma-daiō (閻魔大王, dt. „Großer König Yama“) für Sanskrit Yama-mahārāja. Kurzformen sind Enmara (閻魔羅), Enra-ō (閻羅王), und En ().

Für das Glaubensleben der Hindus spielt er kaum eine Rolle, die Mythologie dagegen kennt unzählige Geschichten, in denen er erscheint um sein Opfer zu holen. Yama ist ursprünglich eine vedische Gottheit, die die Unterwelt regiert (und selbst noch nach Erleuchtung strebt[2]). Leben und Tod sind in ihm (und seinem Palast) vereint. Besuchern der Unterwelt teilt Yama mit, welchen der fünf (sechs) Schicksalspfade er zu beschreiten hat, basierend auf seinem Karma d.h. der Summe seiner guten und schlechten Taten.

Hinduismus

Indische Darstellung des Totengottes Yama

Yama, Sohn von Vivasvat, gilt als der erste Sterbliche, der in die himmlische Welt gelangte. Er weist den Menschen den Weg zu den Göttern. [3]Die Ikonographie stellt ihn als reichgeschmückten König dar, meist von grüner Farbe, seltener schwarz, in rotem Gewand. Er trägt eine mächtige Keule sowie ein Seil mit sich, mit dem er seine Opfer einfängt und bindet, manchmal ein Schwert und einen Schild. Diese Attribute sind auch geistig zu deuten: Die Schlinge etwa bindet an den Kreislauf der Wiedergeburten, das Schwert wird in der Hindu-Literatur oft als „Schwert der Erkenntnis“ bezeichnet. Yamas charakteristisches Begleittier ist der schwarze Büffel (Mahisha), oft begleiten ihn zwei Hunde mit vier furchterregenden Augen und großen Nasenlöchern. Sie durchstreifen die Welt immer auf der Suche nach den Seelen der Toten. [4]Der Büffel als vielschichtiges Symbol, etwa des geistigen Todes, der Unwissenheit und allen Übels, ist ein häufiges Motiv in hinduistischen Darstellungen.

In den Veden ist er der Gott der Toten und der Zeit (kala), sowie Gott und Herrscher der Unterwelt, bei dem die Geister der Verstorbenen wohnen. Er selbst war der Sohn der Sonne (Surya), sowie der Bruder des Manu und der Ashvins und Zwillingsbruder der Yami oder Yamuna. Sie werden im Rigveda als das erste Menschenpaar beschrieben. Sie gilt auch als seine Frau oder Geliebte. Gemeinsam werden sie manchmal in Yab-Yum-Pose dargestellt. Yama wollte in den Himmel zu den Göttern emporsteigen und wurde daher von den Göttern sterblich gemacht. In späterer brahmanischer Zeit ist Yama verheiratet mit Dhumorna ("Rauchfahne"), die das Feuer bei der Leichenverbrennung symbolisiert. [5] In späterer brahmanischer Mythologie ist er einer der acht Lokapālas, Wächter des Südens und Herrscher über das Yamadevaloka, dabei Richter über die Toten.[6]

Entscheidet in der Philosophie die Folgen der Taten, Karma, als was ein Individuum wiedergeboren wird, tritt in der Mythologie Yama als Richter der Verstorbenen auf, belohnt und straft. Darum ist er auch „Dharmaraja“, Herr der Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit. Sein Buchhalter und Diener ist Chitragupta, der über die guten und schlechten Taten der Menschen Buch führt und selbst als Totenrichter auftritt. [7]

Eine der bekanntesten ist die Geschichte von Savitri, die den Tod überlisten und mit ihrer Weisheit und Reinheit den geliebten Gatten aus seiner Macht befreien konnte. Das Thema ähnelt sehr dem griechischen Orpheus in der Unterwelt, doch im Gegensatz zu diesem kann die Königstochter ihren Liebsten dem Tod wieder abtrotzen. Sie hatte den armen Prinzen Satyavan als Gatten gewählt, der aber nach einer Weissagung in genau einem Jahr sterben würde. Am vorherbestimmten Tag brach der Geliebte bei einem Spaziergang zusammen und Yama kam auf seinem Büffel herbei. Die Prinzessin folgte Yama und bat um das Leben von Satyavan. Doch die Antwort war deutlich: „Du darfst mich um alles bitten, nur nicht um sein Leben.“ Zwei Wünsche gewährte der Todesgott der Unglücklichen: er machte ihren blinden Schwiegervater sehend und versprach männliche Nachkommen für ihren eigenen Vater. Dann verlangte Savitri, sie wolle Mutter werden von hundert Söhnen. Selbst das konnte Yama zusagen. Doch nun stellte sie die entscheidende Frage: „Wie kann ich Söhne haben, wenn mein Mann gestorben ist?“ Damit musste der Tod sich geschlagen geben und Satyavan öffnete seine Augen wie nach einem langen Schlaf.

In einer der wichtigsten Upanishaden, der Katha-Upanishad, ist Yama der Lehrende. Die Rahmenhandlung berichtet über Naciketas, den Sohn eines Brahmanen: Der Bub kommt zu Yama. Weil er ihn aber nicht antrifft muss er drei Tage und drei Nächte warten und Yama gewährt ihm als Entschädigung für seine Verletzung des Gastrechts drei Wünsche. Der Bub verlangt, das Geheimnis von Leben und Tod zu erfahren. Yama will ihn mit allerlei anderen verlockenden Vorschlägen ablenken, denn "... es ist schwer diese Wahrheit zu begreifen." Doch letztlich lässt er sich von der Ernsthaftigkeit des Buben überzeugen und lehrt ihn den Inhalt der Katha-Upanishad, von Atman und Brahman sowie vom Wesen des Todes und der Wiederkehr.

China und Japan

Japanische Schnitzerei

Das Bild von Yama als „Richter“ findet sich früh in chinesischer Literatur, z.B. im Ming pao chi (冥報 記[8]) des Tang Lin (*600; 唐 臨). Er ist der einzige hinduistische Gott, der, in unveränderter Funktion, in die chinesische Mythologie übernommen wurde. Das Bildliche der Erzählungen ist deutlich dem Irdischen entnommen. Yama hat eine Schar von Boten (使鬼), die - wie auch er - selbst der Vergeltung bzw. Bestrafung unterliegend, in seinem Namen die Menschen herbescheiden. Ihr Atem ist für Menschen tödlich. Das über die Unterwelt Berichtete ist in den Einzelheiten sehr verschieden. Doch gewisse Züge kehren immer, bzw. häufig wieder: weit ist der Weg; fern und dunkel das Land; „wie wenn man im Nebel geht, ist es“; Boten stehen plötzlich da und holen den Geladenen mit sich fort; steil ist der Hang, tief und dunkel das Wasser. Endlich taucht das Amt auf. Riesig ist die Anlage: Tore und Mauern und fern wieder Tore und Mauern. Ort an Ort zeigt sich Qual, Strafe, Marter. Man wird vor den Richter geführt. Zittern ergreift die Seele. Oftmals geschieht es, dass der Richter fragt: „Was hast Du Gutes getan?“ und der Gerufene antwortet meist: „Arm und gering war mein Haus und Leben; einzig das Wort des Überirdischen Wissens ließ ich nicht ab zu singen.“ – „Vortrefflich, vortrefflich!“ ruft der Richter und seufzt tief auf in vor innerer Bewunderung und schickt die Gerufenen wieder ins Leben zurück. — Riesig ist der Betrieb. Aller angestrebten Genauigkeit zum Trotz, laufen bei solch großem Rechtsorganismus natürlich auch Versehen mitunter: mancher wird fälschlich herbestellt.

Vielleicht entwickelte sich zugleich mit der Erfahrung des riesigen, chinesischen Rechtsorganismus, der über Provinzen, Völker und Rassen hinwegreichte, das religiös-metaphysische Karma-Erlebnis. Nun haben in China Amt und Gericht es selten an Belobigungen, Ehrenpforten, öffentlichen Auszeichnungen fehlen lassen; allein ebenso dringt der Chinese, in vielem dem Römer verwandt, auf strenges Recht. Viele wahre und übertreibend-unwahre Geschichten sind darüber im Westen im Umlauf. Auch geht die natürliche Inklination des Rechts, vollends in alter Zeit, zum Strafrechte hin. Das „(von Hunden bewachte oder hundsmäßige) Erdgefängnis,“ wie die Hölle chinesisch-japanisch heißt ist vom „Amt“ schwer zu trennen (Dieses „Amt,“ von dem fast alle diesbezüglichen Erzählungen sprechen, wird zunächst gleichsam olympisch, vom chinesischen Olymp her gesehen). Wenn nun heute noch dem Europäer vor chinesischem Kerker graust, wenn der Anblick der Strafjustiz ihm Schaudern einflößt, wie mag das alles oftmals in alter Zeit gewesen sein! Von der Hölle war es zeitweise nicht viel verschieden. Und man erzählte davon![9]

Das buddhistische Konzept eines „Richters“, sowie von Paradies und Hölle war für Japan neu. Es kam jedoch schon mit den frühesten buddhistischen Lehren nach Japan. Enra ist aber kein „Richter“ im herkömmlichen Sinne, sondern lediglich der Walter des Gesetzes von (karmischer) Ursache und Wirkung, ohne das auch er nicht existiert. Buddhistische Höllen, die in acht Abstufungen existieren, sind immer nur Fegefeuer.[10]

Schon in der um 800 entstandenen Sammlung des Nihon Ryōiki finden sich mehrere Legenden[11] in denen Enra (oder Emma) eine Rolle spielt und Höllenqualen eindrucksvoll geschildert werden.

Ksitigarbha (jp.: Jizō Bosatsu) ein Bodhisattva – seit dem 4. Jahrhundert im Mahāyāna nachweisbar, aber anfangs nicht sehr populär – ist identisch mit Enra. Besonders, basierend auf den Lehren Eshin's (= Genshin, 942-1017), wird er hauptsächlich, aber nicht ausschließlich innerhalb der Tendai- und Shingon-Schulen, mit einer jährlichen Jizō-Beichte verehrt.[12]

Tibetischer Buddhismus

Yama in tibetischer Darstellung

Im tibetisch-buddhistischen Mythos hat der zornvolle Aspekt des Weisheits-Buddha Manjushri Yamantaka Yama unterworfen und ihn zu einem Beschützer des Dharma gemacht. Aufgrund der besonderen Beziehung Tsongkhapas zu Manjuschri ist er in der Gelug-Schule von großer Bedeutung. Seine Gefährtin ist Chamundi.[13] In der Kunst wird Yamantaka gewöhnlich auf einem Ochsen reitend oder stehend gezeigt, der auf Yama trampelt.

Siehe auch

Literatur

  • Anneliese und Peter Keilhauer: Die Bildsprache des Hinduismus. Die indische Götterwelt und ihre Symbolik. 2. Auflage. DuMont Reiseverlag, Ostfildern 1983, ISBN 3770113470 (10), ISBN 978-3770113477 (13)
  • Hermann Bohner: Legenden aus der Frühzeit des japanischen Buddhismus. (Nihon Ryōiki 日本霊異記); Tōkyō 1934 (OAG)
  • Alex Wayman: Studies in Yama and Māra; in: Indo-Iranian Jnl, Vol III (1959), Nr. 1, S 44-73
  • Gerhard J. Bellinger, Knaurs Lexikon der Mythologie, Knaur, München 1999, Yama
  • Storm, Rachel, Enzyklopädie der östlichen Mythologie, Reichelsheim 2000, Yama

Weblinks

Referenzen

  1. William Edward Soothill und Lewis Hodous: A Dictionary of Chinese Buddhist Terms with Sanskrit and English Equivalents …; London 1937 (Kegan Paul, Trench, Trubner)
  2. vgl. Majjhimanikāya 130:186
  3. Gerhard J. Bellinger, Knaurs Lexikon der Mythologie, Knaur, München 1999, Yama
  4. Storm, Rachel, Enzyklopädie der östlichen Mythologie, Reichelsheim 2000, Yama
  5. Gerhard J. Bellinger, Knaurs Lexikon der Mythologie, Knaur, München 1999, Yama
  6. Soothill, William; Hodous, Louis; A Dictionary of Chinese Buddhist Terms ...; 閻羅王
  7. Gerhard J. Bellinger, Knaurs Lexikon der Mythologie, Knaur, München 1999, Yama
  8. engl.: Gjertson, Donald Edward; A study and translation of the Ming-pao chi: a T'ang Dynasty collection of Buddhist tales; Stanford, Univ., Diss., 1975
  9. Hermann Bohner; Legenden ...; Nihon Ryoiki: Quellen: Legenden aus der Frühzeit des japanischen Buddhismus (Memento vom 4. August 2009 im Internet Archive) (mit ausführlichen klassischen Fundstellenangaben)
  10. Zur "Beschreibung" der Schlimmsten (Avici-Hölle; 阿鼻獄) vgl.: Reischauer, A. K.; Genshin's Ojo Yoshu, Transactions Asiatic Soc Japan II. Ser. (Dec. 1930) S 40-6
  11. Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: @1@2Vorlage:Toter Link/freenet-homepage.deI, 30 (Hölle detailliert); II, 5, 7, 24, 25; III, 9, 22, 23, 35
  12. Visser, Marianus de; The Bodhisattva Ti-tsang (Jizō) in China and Japan; S 120-
  13. Dharmapala Thangka Centre über Yama


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Yama (Todesgott) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.