Viren und Populäre Sammelgebiete: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
 
imported>Joachim Stiller
(Die Seite wurde neu angelegt: „<!-- Achtung: bitte nicht wahllos etwas hinzufügen, nur weil DU es sammelst. Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit! --> Es gibt ungezählte…“)
 
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Influenza virus particle color.jpg|mini|Aufbau eines Influenzavirus: Nachträglich eingefärbtes [[w:Transmissionselektronenmikroskop|TEM]]-Bild mit Membranproteinen (rot), Virusmembran (weiß), Lumen (braun) und Ribonukleoproteinen (violett)]]
<!-- Achtung: bitte nicht wahllos etwas hinzufügen, nur weil DU es sammelst. Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit! -->
[[Datei:Vis2.jpg|mini|Schematische Darstellung eines [[w:Coronaviridae|Coronavirus]]]]
Es gibt ungezählte Dinge, die gesammelt werden. Dazu zählen etwa historische [[Aktie]]n und Wertpapiere, [[Ansichtskarte]]n, [[Anstecknadel]]n, [[Antiquität]]en, [[Aufkleber]], [[Autogramm]]karten, [[Automobil]]e (insbesondere [[Oldtimer]]), [[Modellautomobil|Auto-]] oder [[Modelleisenbahn|Eisenbahnmodelle]], [[Banknote]]n, [[Sammeln von Brauereiwerbemitteln|Brauereiwerbemittel]] nebst [[Bierdeckel]]n/Bierfilzen, [[Bierdose]]n oder -flaschen, [[Humpen|Bierkrügen]], [[Blechspielzeug]] (z.&nbsp;B. [[Schuco]]-Autos), [[Briefmarke]]n, [[Briefbogen|Briefpapier]], [[Buch|Bücher]], [[Bügeleisen]], [[Comic]]s, [[Fotografie]]n, [[Feuerzeug]]e (z.&nbsp;B. [[Zippo]]s), [[Gemälde]], [[Grafik]]en, [[Handtasche]]n, [[Kamera]]s (insbesondere [[Leica Camera|Leicas]]), [[Keramik]], Flaschen-[[Kronkorken]], [[Lesezeichen (Buch)|Lesezeichen]], [[Militaria]], [[Mineral]]ien und [[Fossilien]], [[Modellauto]]s, [[Münzen sammeln|Münzen]] und [[Medaille]]n, [[Musikinstrument]]e, [[Porzellan]], [[Radio]]s, [[Sammelalbum|Sammelbilder]], [[Schallplatte]]n, [[Schmetterlinge]], [[Schmuck|Schmuck]], [[Schuh]]e, [[Schreibmaschine]]n, [[Serviette]]n, [[Spardose]]n, Spielzeug, [[Spielwürfel]], [[Streichholzschachtel]]n, [[Telefonkarte]]n, [[Uhren]], Figuren aus [[Überraschungsei]]ern, [[Waffe]]n, [[Zeitung]]en und [[Zigarettenbild]]er.
[[Datei:Coronaviruses 004 lores.jpg|mini||[[w:Elektronenmikroskop|Elektronenmikroskop]]ische Aufnahme von [[w:Coronaviridae|Coronaviren]]]]
[[Datei:Zika virus capsid.png|mini|[[Kapsid]] des [[w:Zikavirus|Zikavirus]]]]
[[Datei:Bluetongue virus.gif|mini|[[w:Blauzungenvirus|Blauzungenvirus]] im [[w:Transmissionselektronenmikroskopie|Elektronenmikroskop]]. Die Markierung entspricht 50&nbsp;nm]]
 
'''Viren''' (Singular: ''das'' Virus, außerhalb der [[Fachsprache]] auch ''der'' Virus; [[Latein|lat.]] ''{{lang|la|virus}}'' „Schleim, Saft, [[Gift]]“)<ref>Duden online: ''[http://www.duden.de/rechtschreibung/Virus Virus, das oder der]''</ref> sind [[Infektion|infektiöse]] Partikel, die sich als [[Virion]]en außerhalb von [[Zelle (Biologie)|Zellen]] (extrazellulär) durch Übertragung verbreiten, aber als Viren nur innerhalb einer geeigneten [[Wirt (Biologie)|Wirtszelle]] (intrazellulär) vermehren können. Sie selbst bestehen nicht aus einer Zelle. Alle Viren enthalten das Programm (einige Viren auch weitere Hilfskomponenten) zu ihrer Vermehrung und Ausbreitung, besitzen aber weder eine eigenständige [[Replikation]] noch einen eigenen [[Stoffwechsel]] und sind deshalb auf den Stoffwechsel einer Wirtszelle angewiesen. Daher sind sich '''Virologen''' weitgehend darüber einig, Viren nicht zu den Lebewesen zu rechnen. Man kann sie aber zumindest als „dem Leben nahestehend“ betrachten, denn sie besitzen allgemein die Fähigkeit zur Replikation und [[Evolution]].<ref>Karin Mölling: ''Supermacht des Lebens. Reisen in die erstaunliche Welt der Viren.'' 1. Auflage, Beck, München 2015, ISBN 978-3-406-66969-9.</ref>
 
Von den tatsächlichen [[Lebewesen]] sind bislang etwa 1,8 Millionen verschiedene [[rezent]]e [[Art (Biologie)#Artenzahl|Arten]] bekannt, vermutlich existieren sehr viel mehr. Zu jeder Art könnte es mehrere Virenarten geben, die an diese Art angepasst sind.<ref>[http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-13966-2011-10-05.html ''Zehntausende unbekannte Viren im Abwasser].'' Auf: ''scinexx.de'' vom 6. Oktober 2011, zuletzt abgerufen am 17. September 2014.</ref> Bislang sind jedoch lediglich um die 3.000 Virenarten identifiziert worden ([[Virusklassifikation]]).<ref>Paul G. Cantalupo et al.: ''Raw Sewage Harbors Diverse Viral Populations.'' In: ''mBio'' Bd. 2, Nr. 5, e00180-11, {{DOI|10.1128/mBio.00180-11}} ([http://mbio.asm.org/content/2/5/e00180-11.full.pdf+html Volltext als PDF-Datei]).</ref> Viren befallen Zellen von [[Eukaryoten]] ([[Pflanzen]], [[Pilze]], alle [[Tiere]] einschließlich des [[Mensch]]en) und [[Prokaryoten]] ([[Bakterien]] und [[Archaeen]]). Viren, die Prokaryoten als Wirte nutzen, werden [[Bakteriophagen]] genannt; für Viren, die speziell Archaeen befallen, wird aber teilweise auch die Bezeichnung [[Archaeophagen]] verwendet.<ref>T. A. McAllister et al.: "Ruminant Nutrition Symposium: Use of genomics and transcriptomics to identify strategies to lower ruminal methanogenesis", in: Acsess DL, 2015  [https://dl.sciencesocieties.org/publications/jas/abstracts/93/4/1431] [[doi:10.2527/jas.2014-8329]]</ref><ref>[http://www.shmoop.com/microorganisms-viruses/phages.html Shmoop Biology: Phages] Shmoop University, 2016</ref>
 
Die Wissenschaft, die sich mit Viren und [[Virusinfektion]]en beschäftigt, ist die [[Virologie]].
 
== Geistige Ursachen Ursachen für den Ausbruch und Verlauf von Infektionskrankheiten ==
{{Siehe auch|Infektionskrankheit}}
 
Eine '''Virusinfektion''' ist, wie bei allen [[Infektionskrankheit]]en, egal ob es sich dabei um eine [[Bakterien|bakterielle]] oder virale [[Infektion]] handelt, nicht nur von der [[Pathogenität]] und Verbreitung des Erregers abhängig, sondern vor allem auch von der [[Konstitution]] des befallenen [[Organismus]]. [[Psychisch]]e Ursachen und das [[Karma]] des [[Mensch]]en spielen hier aus [[Anthroposophie|anthroposophischer]] Sicht eine wesentliche Rolle und geben den Krankheitserregern überhaupt erst die Möglichkeit, sich zu entfalten. Diese sind also mehr [[Symptom]] als Ursache der [[Krankheit|Erkrankung]]. Bedeutsam ist namentlich die von [[Ahriman]] geschürte [[Angst]], insbesondere wenn sie ganze [[Volk|Völker]] ergreift und unbewusst in die folgende [[Inkarnation]] hinüberwirkt.
 
[[Krankheitserreger]] entstehen durch den Einfluss von [[luzifer]]ischen und [[ahriman]]ischen [[Widersachermächte]]n. Viren sind keine eigenständigen [[Lebewesen]], sondern im Prinzip tote [[Zelle (Biologie)|Zell]]- bzw. [[Zellkern]]-Fragmente, die sich bereits dem [[kristall]]inen [[mineral]]ischen Zustand annähern. Damit handelt es sich hier um eine überwiegend [[ahriman]]ische Erscheinung.
{{#lst:Infektionskrankheit|Infektion}}
 
== Erforschungsgeschichte ==
Erst seit dem späten 19. Jahrhundert sind Viren als eigene biologische Einheit bekannt. Die Beschreibungen von Viruskrankheiten sind aber sehr viel älter, ebenso die ersten Behandlungsmethoden. Aus [[Mesopotamien]] ist ein Gesetzestext aus der Zeit um 1780 v. Chr. überliefert, der von der Bestrafung eines Mannes handelt, dessen wahrscheinlich von [[Tollwut]] befallener Hund einen Menschen beißt und dadurch tötet ([[Codex Ešnunna|Codex Eschnunna]] §§ 56 und 57). Aus [[Ägyptische Hieroglyphen|ägyptischen Hieroglyphen]] sind Darstellungen bekannt, die vermutlich die Folgen einer [[Poliomyelitis|Polio]]-Infektion zeigen.
 
Die Bezeichnung „Virus“ wurde zum ersten Mal von [[Aulus Cornelius Celsus|Cornelius Aulus Celsus]] im ersten Jahrhundert v. Chr. verwendet. Er bezeichnete den [[Speichel]], durch den [[Tollwut]] übertragen wurde, als „giftig“. Im Jahr 1882 führte der Deutsche [[Adolf Mayer (Agronom)|Adolf Mayer]] bei Experimenten mit der [[Tabakmosaikkrankheit]] erstmals unwissentlich eine virale Erregerübertragung (Transmission) durch, indem er den Pflanzensaft [[Infektion|infizierter]] Pflanzen auf gesunde Pflanzen übertrug und bei diesen so ebenfalls die Krankheit auslöste.
 
Diese Übertragung war bereits im 18. Jahrhundert mit dem Wort Virus assoziiert. So beschreibt die Londoner [[The Times|Times]] in einem Nachruf auf einen Arzt dessen Virusinfektion: Beim Zunähen einer sezierten Leiche hatte er sich in die Hand gestochen, {{lang|en|“which introduced some of the virus matter, or, in other words, inoculated him with putridity”}} (wobei ein wenig Virussubstanz übertragen wurde, oder anders gesagt, ihm wurde Fäulnis eingeimpft).<ref>''Death of the Rev. Dr. Peckwell'' in: ''The Times'' vom 23. August 1787, S. 2.</ref>
 
[[Dmitri Iossifowitsch Iwanowski|Dimitri Iwanowski]] wies unabhängig von Mayer im Jahr 1892 in einem Experiment nach, dass die Mosaikkrankheit bei [[Tabak (Gattung)|Tabakpflanzen]] durch einen Stoff ausgelöst werden kann, der durch [[Filtration (Trennverfahren)|Filtration]] mittels bakteriendichter Filter ([[Charles Chamberland|Chamberland]]-Filter) nicht entfernt werden konnte und dessen Partikel deshalb deutlich kleiner als Bakterien sein mussten.
Der erste Nachweis eines tierischen Virus gelang 1898 [[Friedrich Loeffler (Bakteriologe)|Friedrich Loeffler]] und [[Paul Frosch]], die das [[Maul-und-Klauenseuche-Virus]] entdeckten (siehe auch [[virologische Diagnostik]]). Die Größe vieler Viren wurde in den 1930er Jahren durch [[William Joseph Elford]] mit Methoden der [[Ultrafiltration]] bestimmt.
 
Der bislang älteste – indirekte – Beleg für eine durch Viren verursachte Erkrankung wurde aus den deformierten Knochen eines 150 Millionen Jahre alten, kleinen zweibeinigen Dinosauriers (''Dysalotosaurus lettowvorbecki'') abgeleitet, der im [[Museum für Naturkunde (Berlin)|Berliner Museum für Naturkunde]] verwahrt wird und Symptome von [[Osteodystrophia deformans]] aufweist, die auf eine Infektion mit [[Paramyxoviridae|Paramyxoviren]] zurückgeführt werden.<ref>Florian Witzmann et al.: ''Paget disease of bone in a Jurassic dinosaur.'' In: ''Current Biology.'' Band 21, Nr. 17, R647-R648, 2011, [[doi:10.1016/j.cub.2011.08.006]] ([http://www.cell.com/current-biology/fulltext/S0960-9822%2811%2900881-5 Volltext als PDF-Datei]).</ref>
 
== Eigenschaften ==
Viren haben keinen eigenen Stoffwechsel, denn sie besitzen kein [[Zytoplasma]], das ein Medium für Stoffwechselvorgänge darstellen könnte, und ihnen fehlen sowohl [[Ribosom]]en wie auch [[Mitochondrien]]. Daher können sie allein keine Proteine herstellen, keine Energie umwandeln und sich auch nicht selbst replizieren. Im Wesentlichen ist ein Virus also eine Nukleinsäure, auf der die Informationen zur Steuerung des Stoffwechsels einer Wirtszelle enthalten sind, insbesondere zur Replikation der Virus-Nukleinsäure und zur weiteren Ausstattung der Viruspartikel (Virionen). Die Replikation des Virus kann daher nur innerhalb der Wirtszelle erfolgen.
 
Viren kommen in zwei Erscheinungsformen vor:
* Erstens als [[Nukleinsäure]] ([[Desoxyribonukleinsäure|DNA]] oder [[RNA]]) in den Zellen des [[Wirt (Biologie)|Wirts]]. Die Nukleinsäure enthält die Informationen zu ihrer [[Replikation]] und zur [[Reproduktion (Biologie)|Reproduktion]] der zweiten Virusform. Die Wirtszelle repliziert die Nukleinsäure.
* Zweitens als [[Virion]], das aus den Wirtszellen ausgeschleust wird und eine Verbreitung auf andere Wirte ermöglicht.
 
=== Merkmale von Virionen ===
[[Datei:Virion.png|miniatur|Aufbau von [[Virion]]en]]
 
Ein Viruspartikel außerhalb von Zellen bezeichnet man als Virion (Plural Viria, Virionen). Virionen sind Partikel, die aus Nukleinsäuren, und zwar entweder [[Desoxyribonukleinsäure]]n (DNA) oder [[Ribonukleinsäure]]n (RNA), und meistens aus einer [[Protein]]-Hülle ([[Kapsid]]) bestehen. Letzteres fehlt jedoch z.&nbsp;B. beim [[Influenzavirus]], welches stattdessen ein [[Ribonucleoprotein]] aufweist. Einige Virionen sind zusätzlich von einer mit viralen [[Membranprotein]]en durchsetzten [[Lipiddoppelschicht]] umgeben, die als [[Virushülle]] bezeichnet wird. Viren, die vorübergehend bis zum Beginn der Replikationsphase zusätzlich zum Kapsid eine Virushülle aufweisen, werden als '''behüllt''' bezeichnet, Viren ohne derartige Hülle als '''unbehüllt'''. Einige Virionen besitzen andere zusätzliche Bestandteile.
 
Der Durchmesser von Virionen beträgt etwa 15 [[Nanometer|nm]] (beispielsweise [[Circoviridae]]) bis 440 nm ([[Megavirus chilensis]]). Virionen sind deutlich kleiner als Bakterien, jedoch etwas größer als [[Viroid]]e, welche weder ein Kapsid noch eine Virushülle besitzen.
 
Das Proteinkapsid kann unterschiedliche Formen haben, zum Beispiel [[ikosaeder]]förmig, isometrisch, [[Helix|helikal]] oder geschossförmig.
 
[[Serologie|Serologisch]] unterscheidbare Variationen eines Virus nennt man [[Serotyp]]en.
 
Virionen sind zur Verbreitung der Viren geeignet. Sie dringen ganz oder teilweise (mindestens ihre Nukleinsäure) in die Wirtszellen ein (infizieren sie) und die Virus-Nukleinsäure programmiert danach deren Stoffwechsel zur Vermehrung der Virus-Nukleinsäure und zur Produktion der anderen Virionen-Bestandteile um.
 
<gallery class="centered">
Datei:Adenovirus Kapsid 01.png|[[Adenovirus]], Modell vom Kapsid eines Virions
Datei:Kapsid Schema-01.png|Schema eines ikosaedrischen [[Kapsid|Viruskapsids]]
Datei:Conic capsid.png|Symmetrie eines konischen Viruskapsids
Datei:Bunyaviridae-Schema.png|[[Bunyaviridae]], Schema der Struktur
Datei:Lambda-Phage-01.png|Schematischer Querschnitt durch einen [[Lambda-Phage]]n (Virusfamilie [[Siphoviridae]])
Datei:Arenaviridae-Schema.png|Schema der Struktur von [[Arenaviridae]]
Datei:Virion influensa.jpg|Virion eines [[Influenzavirus]]
Datei:HI-virion-structure de.svg|[[HIV]]-Virion
</gallery>
 
=== Systematische Stellung ===
Viren sind im Wesentlichen bloße stoffliche Programme zu ihrer eigenen Reproduktion in Form einer Nukleinsäure. Sie besitzen zwar spezifische genetische Informationen, aber nicht den für ihre Replikation notwendigen [[Synthese (Chemie)|Synthese]]-Apparat. Ob Viren als [[Lebewesen]] bezeichnet werden können, ist abhängig von der [[Lebewesen#Einordnung der Viren|Definition von Leben]]. Eine allgemein anerkannte, unwidersprochene Definition gibt es bislang nicht. Die meisten Wissenschaftler stufen Viren nicht als Lebewesen ein – wobei die wissenschaftliche Diskussion noch nicht abgeschlossen ist,<ref>John B Carter, Venetia A Saunders: ''Virology: Principles and Applications.'' 1st edition, Wiley, Chichester UK 2007, ISBN 0-470-02387-2, S. 6.</ref> da beispielsweise bei der [[Genom]]größe des [[Cafeteria-roenbergensis-Virus]] eine Abgrenzung anhand der Größe des Genoms zu verwischen beginnt.<ref name="Fischer2010">{{cite journal |author=Matthias G. Fischer, Michael J. Allen, William H. Wilson, and Curtis A. Suttle|title=Giant virus with a remarkable complement of genes infects marine zooplankton|journal=[[Proceedings of the National Academy of Sciences]]|year=2010|doi=10.1073/pnas.1007615107}}</ref>
 
Viren werden normalerweise auch nicht zu den [[Parasit]]en gerechnet, weil Parasiten Lebewesen sind. Einige Wissenschaftler betrachten Viren dennoch als Parasiten, weil sie einen [[Wirt (Biologie)|Wirtsorganismus]] [[Infektion|infizieren]] und seinen Stoffwechsel für ihre eigene Vermehrung benutzen. Diese Forscher definieren Viren als „obligat intrazelluläre Parasiten“ (Lebensformen, die immer Parasiten innerhalb einer Zelle sind), die mindestens aus einem [[Genom]] bestehen und zur Replikation eine Wirtszelle benötigen. Man kann sich – unabhängig von der Klassifizierung als Lebewesen oder Nicht-Lebewesen – darauf einigen, dass das ''Verhalten'' von Viren dem von gewöhnlichen Parasiten sehr ähnlich ist. Viren können wie [[Prion]]en, funktionslose DNA-Sequenzen und [[Transposon]]s in diesem Sinne als „parasitär“ bezeichnet werden.
 
== Vermehrung und Verbreitung ==
[[Datei:Virus Replication large.svg|miniatur|Virusreplikation]]
{{WikipediaDE|Lytischer Zyklus |Lysogener Zyklus }}
 
Ein Virus selbst ist zu keinen [[Stoffwechsel]]vorgängen fähig, daher braucht es Wirtszellen zur [[Fortpflanzung]]. Der [[Replikation]]szyklus eines Virus beginnt im Allgemeinen, wenn sich ein Virion an ein [[Oberflächenprotein]] auf einer Wirtszelle anheftet (Adsorption), das vom Virus als [[Rezeptor (Biochemie)|Rezeptor]] verwendet wird. Bei Bakteriophagen erfolgt dies durch Injektion seines [[Genom|Erbmaterials]] in eine Zelle, bei [[Eukaryoten]] werden die Virionen durch [[Endozytose]] eingestülpt und durchdringen dann die [[Endosom]]enmembran, z. B. durch ein [[fusogenes Protein]]. Nach der Aufnahme muss ein Virion vor der Replikation erst von seinen Hüllen befreit werden (uncoating). Das Erbmaterial des Virus, seine Nukleinsäure, wird anschließend in der Wirtszelle vervielfältigt und die Hüllproteine sowie gegebenenfalls weitere Bestandteile der Virionen werden anhand der Gene des Virusgenoms ebenfalls von der Wirtszelle synthetisiert ([[Proteinbiosynthese]]/Genexpression).
So können in der Zelle neue Viren gebildet werden ([[Morphogenese]]), die als Virionen freigesetzt werden, indem entweder die [[Zellmembran]] aufgelöst wird ([[Lyse (Biologie)|Zell-Lyse]], lytische Virusvermehrung), oder indem sie ausgeschleust ([[Sezernierung|sezerniert]]) werden (Virusknospung, budding), wobei Teile der Zellmembran als Bestandteil der [[Virushülle]] mitgenommen werden. Mit Hilfe von [[Immunoevasine]]n wird die Immunabwehr des Wirtes unterdrückt. Die Anzahl an neugebildeten Virionen einer infizierten Wirtszelle wird als [[burst size]] (engl. für ‚Berstgröße‘) bezeichnet.
 
Eine weitere Möglichkeit ist der Einbau des Virus-Genoms in das des Wirtes ([[Provirus]]). Dies ist der Fall bei [[Temperenz|temperenten]] Viren, wie zum Beispiel dem [[Bakteriophage Lambda|Bakteriophagen ''Lambda'']].
 
Die Auswirkung der Virusvermehrung auf die Wirtszelle nennt man [[Zytopathischer Effekt|Zytopathischen Effekt]] (CPE). Es gibt verschiedene Arten des zytopathischen Effekts: [[Lyse (Biologie)|Zelllyse]], [[Pyknose]] ([[Poliovirus|Polioviren]]), [[Zellfusion]] ([[Masernvirus]], [[Herpes-simplex-Viren|HSV]], [[Parainfluenzavirus]]), [[intranucleäre Einschlüsse]] ([[Adenoviren]], [[Masernvirus]]), [[intraplasmatische Einschlüsse]] ([[Tollwutvirus]], [[Pockenviren|Pockenvirus]]).
 
Die Verbreitungswege von Viren sind vielfältig. So können humanpathogene Viren zum Beispiel über die Luft in Form von [[Tröpfcheninfektion]] (z. B. Grippeviren) oder über kontaminierte Oberflächen durch [[Schmierinfektion]] (z. B. [[Herpes simplex]]) übertragen werden. Bei Pflanzenviren erfolgt die Übertragung häufig durch Insekten oder auch durch mechanische Übertragung zwischen zwei Pflanzen, bzw. über kontaminierte Werkzeuge in der Landwirtschaft. Eine abstrakte Sicht auf die [[Epidemiologie|epidemiologische]] [[Enzymkinetik|Kinetik]] von Viren und anderen Krankheitserregern wird in der [[Theoretische Biologie|Theoretischen Biologie]] erarbeitet.
 
== Evolution ==
Aufgrund von [[Phylogenese|phylogenetischen]] Untersuchungen ist bekannt, dass Viren schon die frühen Vorfahren der Säugetiere infizieren konnten und sich im Verlauf der [[Evolution]] mit diesen gemeinsam weiterentwickelt haben. Andere Virusarten infizieren erst seit jüngerer Zeit menschliche [[Population (Biologie)|Populationen]].
 
=== Ursprung ===
Der Ursprung der Viren ist nicht bekannt. Die meisten Forscher nehmen heute an, dass es sich bei Viren nicht um Vorläufer des zellulären Lebens handelt, sondern um [[Gen]]e von Lebewesen, die sich aus Lebewesen lösten. Es werden noch immer mehrere Möglichkeiten diskutiert, wobei es im Prinzip zwei verschiedene Ansätze gibt:
* Viren sind sehr ursprünglich, entstanden noch vor der ersten Zelle schon in jener chemischen „[[Chemische Evolution|Ursuppe]]“, die auch die primitivsten Lebensformen hervorgebracht hat, und sind mit [[RNA]]-Genomen Überbleibsel der prä-DNA-Welt. Dieser Ansatz wurde beispielsweise von [[Félix Hubert d’Hérelle|F. d’Hérelle]] (1924) <!-- (Quellenpräzisierung erwünscht)--> und [[Salvador Edward Luria|S. Luria]] (1960)<ref>Salvador Edward Luria, [[James E. Darnell]]: ''General Virology.'' 3. Auflage, John Wiley & Sons, New York u.&nbsp;a. 1978, ISBN 978-0-471-55640-4.</ref> vertreten.
* Viren sind eine Art Schwundstufe von schon bei ihrer Entstehung existierenden vollständigen Organismen.
 
Daraus abgeleitet sind drei [[Theorie]]n formuliert worden.
 
# Abstammung von selbstreplizierenden [[Molekül]]en (Coevolution). Diese Theorie nimmt an, dass Entstehung und Evolution der Viren von den einfachsten Molekülen ausgingen, die überhaupt zur Selbstverdoppelung in der Lage waren. Anschließend hätten sich dann manche derartigen Moleküle schließlich zu Organisationseinheiten zusammengefunden, die man als Zellen ansehen kann. Parallel dazu gelang es anderen Molekülen, sich in Viruspartikeln zu verpacken, die sich parallel zu den Zellen weiterentwickelten und zu ihren Parasiten wurden.<ref>Luis P. Villarreal, Guenther Witzany: ''Viruses are essential agents within the roots and stem of the tree of life.'' In: ''Journal of Theoretical Biology.'' Bd. 262, Nr. 4, 2010, S. 698–710, {{doi|10.1016/j.jtbi.2009.10.014}}.</ref>
# Virusentstehung durch [[Degeneration]] ([[Parasiten|Parasit]]). Diese Theorie basiert auf dem schon oben dargestellten zweiten Möglichkeitsansatz, wonach die ersten Viren ursprünglich aus freilebenden Organismen wie beispielsweise [[Bakterien]] hervorgegangen sind, die langsam und kontinuierlich immer mehr von ihrer genetischen Information verloren haben, bis sie schließlich zu Zellparasiten wurden, die darauf angewiesen sind, dass eine Wirtszelle ihnen die verloren gegangenen Funktionen zur Verfügung stellt.
# Virusentstehung aus wirtszelleigenen RNA- oder DNA-Molekülen. Diese dritte und für die Forschung als am wahrscheinlichsten erscheinende Theorie besagt, dass Viren unmittelbar aus RNA- oder DNA-Molekülen der Wirtszelle entstanden sind. Diese selbständig gewordenen Nukleinsäuren haben zwar als das genetische Material der Viren die Fähigkeit erworben, sich unabhängig vom Genom der Wirtszelle oder ihrer RNA zu vermehren, sind aber letztlich doch Parasiten geblieben ([[Salvador Edward Luria|S. Luria]], 1960).<ref>Georg Löffler, Petro E Petrides (Hrsg.): ''Biochemie und Pathobiochemie'' (= ''Springer-Lehrbuch.'') 7., völlig neu bearbeitete Auflage, Springer, Berlin/ Heidelberg/ New York 2003, ISBN 3-540-42295-1.</ref><ref>David Moreira, Purificación López-García: ''Ten reasons to exclude viruses from the tree of life.'' In: ''[[Nature Reviews Microbiology]].'' Bd. 7, April 2009, S. 306–311, {{doi|10.1038/nrmicro2108}}.</ref> Beispiele von möglichen Übergangsformen sind [[Transposon]]s und [[Retrotransposon]]s.
 
=== Variabilität ===
Für eine Evolution eines Virus (bzw. irgendeines Gens) ist seine Variabilität und Selektion von Bedeutung. Die Variabilität ist (wie bei allen Organismen) durch Kopierfehler bei der Replikation des Erbgutes gegeben und dient unter anderem der [[Immunevasion]] und der Änderung des [[Wirtsspektrum]]s, während die [[Selektion (Evolution)|Selektion]] oft durch die (Immun)-Antwort des Wirtes durchgeführt wird.
 
Höher organisierte Lebewesen haben per [[Rekombination (Genetik)|Rekombination]] und [[Crossing-over]] bei der [[Fortpflanzung|geschlechtlichen Fortpflanzung]] eine sehr effektive Möglichkeit der [[Genetische Variabilität|genetischen Variabilität]] besonders in Richtung einer Umweltanpassung und damit Weiterentwicklung ihrer jeweiligen Art entwickelt. Virionen beziehungsweise Viren zeigen als überdauerungsfähige ''Strukturen'', die für ihre Vermehrung und damit auch Ausbreitung auf lebende Wirte angewiesen sind, ohne geschlechtliche Fortpflanzung allein mit ihrer [[Mutation]]sfähigkeit eine mindestens ebenbürtige Möglichkeit für eine genetische Variabilität.
 
Dabei ist es dann letztlich unerheblich, dass diese Mutationen im Genom der Viren im Grunde zuerst auf Kopierfehlern während der Replikation innerhalb der Wirtszellen beruhen. Was zählt, ist allein der daraus für die Arterhaltung resultierende positive Effekt der extremen Steigerung der Anpassungsfähigkeit. Während Fehler dieser Art zum Beispiel bei einer hochentwickelten Säugetierzelle zum [[Nekrose|Zelltod]] führen können, beinhalten sie für Viren sogar einen großen [[Selektion (Evolution)|Selektionsvorteil]] (siehe dazu Evolution).
 
Kopierfehler bei der Replikation drücken sich in [[Punktmutation]]en, also im Einbau von falschen Basen an zufälligen [[Genort]]en aus. Da Viren im Gegensatz zu den höherentwickelten Zellen nur über wenige oder keine Reparaturmechanismen verfügen, werden diese Fehler nicht korrigiert.
 
Sonderformen der genetischen Veränderung bei Viren werden beispielsweise bei den [[Influenza]]-Viren mit den Begriffen [[Antigendrift]] und [[Antigenshift]] (genetische Reassortierung) dort genau beschrieben.
 
== Wirtsreaktionen ==
Eine Infektion mit Viren erzeugt in ihren [[Wirt (Biologie)|Wirten]] verschiedene Formen der Abwehrreaktion. Viren werden ausschließlich intrazellulär repliziert, denn sie verwenden zur [[Replikation]] die dafür notwendigen Bausteine und [[Enzyme]] aus dem [[Cytosol]] einer Wirtszelle. Daher sind verschiedene intrazelluläre Abwehrmechanismen entstanden, die als Restriktions- oder [[Resistenz]]faktoren bezeichnet werden. Während [[Bakterien]] unter anderem das [[CRISPR]] und [[Restriktionsenzym]]e zur Abwehr von Bakteriophagen innerhalb einer Zelle verwenden, gibt es in [[Eukaryoten]] z.&nbsp;B. den [[Myxoviren|Myxovirus]]-Resistenzfaktor [[Mx1]], die [[Pattern-Recognition Receptor|PAMP-Rezeptoren]], den dsRNA-aktivierten [[Inhibitor]] der [[Translation (Biologie)|Translation]] ''DAI'', das [[Malignes Melanom|Melanom]]-Differenzierungs-Antigen 5 ([[MDA-5]]), die Oligoadenylatsynthase [[OAS1]], das [[Langerin]], das [[Tetherin]], das ''{{lang|en|SAM domain and HD domain 1}}''-Protein ([[SAMHD1]]), das [[RIG-I]], das [[APOBEC3]], das [[TRIM5alpha]], die [[Proteinkinase|Proteinkinase R]] und die [[RNA-Interferenz]].
 
In Tieren und insbesondere in Wirbeltieren hat sich darüber hinaus eine [[Immunantwort]] herausgebildet, die sich [[Adaptive Immunantwort|adaptiv]] an verändernde Viren anpasst und eine Gedächtniswirkung besitzt. Bei einer viralen Infektion besteht die Immunantwort in [[Säugetiere]]n aus einem [[Angeborene Immunantwort|angeborenen]] und einem [[Adaptive Immunantwort|erworbenen]] Anteil. Im Zuge der adaptiven Immunantwort entstehen [[Antikörper]] und [[Zytotoxische T-Zelle|zytotoxische T-Zellen]], die an einzelne Bestandteile des Virus ([[Antigen]]e) binden können und dadurch Viren und Virus-infizierte Zellen erkennen und beseitigen können.
 
== Einteilung ==
{{Hauptartikel|Virusklassifikation}}
 
=== Herkömmliche Virusklassifikation ===
Im Jahre 1962 wurde von [[André Lwoff]], [[Robert W. Horne]] und [[Paul Tournier]] entsprechend der von [[Carl von Linné]] begründeten binären Klassifikation der Lebewesen eine [[Taxonomie]] der Viren eingeführt, die folgende Stufen umfasst (Muster für Namensendungen der Taxa in Klammern):
 
:: [[Ordnung (Biologie)|Ordnung]] (…virales)
::: [[Familie (Biologie)|Familie]]  (…viridae)
:::: [[Unterfamilie]]  (…virinae)
::::: [[Gattung (Biologie)|Gattung]] oder Genus (…virus)
:::::: [[Art (Biologie)|Art]] oder Spezies (nach der hervorgerufenen <Krankheit> …virus)
 
Damit einher geht eine Zuordnung in Gruppen, die sich an den Wirten orientieren
# Bakterien und Archaeen (Befall durch Bakteriophagen/Archaeophagen)
# [[Algen]], [[Pilze]] und [[Protozoen]]
# Pflanzen (Befall auch durch [[Viroid]]e)
# Tiere, mit drei Untergruppen:
#* [[Wirbellose|wirbellose Tiere]] (Invertebraten)
#* [[Wirbeltiere]] (Vertebraten)
#* Vertreter beider Gruppen
 
Die meisten Viren gehören nur zu einer der obigen vier Gruppen, doch Virusarten der Familie [[Rhabdoviridae]] und [[Bunyaviridae]] können sowohl Pflanzen als auch Tiere infizieren. Einige Viren vermehren sich nur in Vertebraten, werden jedoch auch von Invertebraten mechanisch übertragen (siehe [[Vektor (Biologie)|Vektor]]), vor allem von [[Insekten]].  Viren, die auf die Nutzung von Genen anderer Viren („Mamaviren“) während der gemeinsamen Infektion einer Wirtszelle angewiesen sind, werden [[Virophagen]] genannt.
 
=== Virustaxonomie nach ICTV ===
<!-- {{Hauptartikel|Virusklassifikation#Virustaxonomie nach ICTV}} -->
Das [[International Committee on Taxonomy of Viruses]] (ICTV) hat ein Klassifizierungssystem entwickelt, um eine einheuitliche Unterteilung in Familien zu gewährleisten. Der neunte ICTV-Report definiert ein Konzept mit Virus-Spezies als unterstem [[Taxon]] in einem hierarchischen Systemn sich verzweigender Viren-Taxa.<ref>{{cite journal | last1 = Adams | first1 = MJ. | last2 = Lefkowitz | first2 = EJ. | last3 = King | first3 = AM. | last4 = Carstens | first4 = EB. | title = Recently agreed changes to the International Code of Virus Classification and Nomenclature | journal = Archives of Virology | volume = 158 | issue = 12 | pages = 2633–9 |date=Dezember 2013 | doi = 10.1007/s00705-013-1749-9 | pmid = 23836393 }}</ref>
 
Die taxonomische Struktur ist im Prinzip wie bei der herkömmlichen Virusklassifikation (siehe oben). Es gibt in diesem Vorschlag keine Definition von [[Unterart (Biologie)|Unterarten]] (Subspecies), [[Varietät (Biologie)|Stämmen]] (im Sinn von Varietäten, wie 'Bakterienstamm', englisch: strain) oder [[Isolation (Biologie)|Isolaten]].
 
Mit Stand von 2013 wurden sieben Ordnungen vorgeschlagen:
* ''[[Caudovirales]]''
* ''[[Herpesvirales]]''
* ''[[Ligamenvirales]]''
* ''[[Mononegavirales]]''
* ''[[Nidovirales]]''
* ''[[Picornavirales]]''
* ''[[Tymovirales]]''
 
=== Die Baltimore-Klassifikation ===
<!-- {{Hauptartikel|Virusklassifikation#Die Baltimore-Klassifikation}} -->
[[Datei:VirusBaltimoreClassification.svg|mini|350px|Die Baltimore-Klsassifizierung beruht darauf, ob das Virus-Genom als DNA oder RNA vorliegt und wie diese in [[mRNA]] umgesetzt wird]]
 
Die vom Nobelpreisträger und Biologen [[David Baltimore]] vorgeschlagene Klassifizierung basiert darauf, in welcher Form genau das Virusgenom vorliegt und wie daraus die Boten-RNA ([[mRNA]]) erzeugt wird. Das Virus-Genom kann in der Form von DNA oder RNA vorliegen, Einzelstrang (englisch: single-stranded, ss) oder Doppelstrang (englisch double-stranded, ds). Ein Einzelstrang kann als Original (englisch: sense, +) oder in komplementärer Form (englisch: antisense, −) vorliegen.
Unter Umständen wird zur Vervielfältigung ein RNA-Genom übergangsweise in DNA umgesetzt ([[Retroviren]]) oder umgekehrt ein DNA-Genom übergangsweise in RNA transkribiert ([[Pararetroviren]]); in beiden Fällen wird die RNA mit einer [[Reverse Transkriptase|Reversen Transkriptase]] (RT) in DNA zurückgeschrieben.
 
Die gesamte Virosphäre wird folgenden sieben Gruppen definiert:
 
* I:&nbsp;&nbsp; dsDNA-Viren (dazu [[Adenoviren]], [[Herpesviren]], [[Megavirales|Riesenviren]], [[Pockenviren]])
* II:&nbsp;      ssDNA-Viren (+ Strang) DNA (dazu [[Parvoviridae|Parvoviren]])
* III:            dsRNA-Viren (dazu [[Reoviren]])
* IV:            (+)ssRNA-Viren (+ Strang) RNA (dazu [[Picornaviren]], [[Togaviren]])
* V:&nbsp;&nbsp; (−)ssRNA-Viren (− Strang) RNA (dazu [[Orthomyxoviren]], [[Rhabdoviren]])
* VI:&nbsp;      ssRNA-RT-Viren (+ Strang) - RNA mit DNA-Zwischenstadium ([[Retroviren]])
* VII:          dsDNA-RT-Viren - DNA mit RNA-Zwischenstadium ([[Pararetroviren]], dazu [[Hepadnaviren]])
 
Moderne Virusklassifikationen benutzen eine Kombination von ICTV und Baltimore.
 
== Schreibweise der Virusartnamen ==
Der offizielle internationale, wissenschaftliche Name eines Virus ist die englischsprachige Bezeichnung, nach der sich stets auch die international gebräuchliche Abkürzung richtet, wie bei '' Lagos bat virus'' (LBV). Diese Abkürzung wird unverändert auch im Deutschen verwendet. Folgerichtig lautet die Abkürzung für die deutsche Virusbezeichnung ''Lagos-Fledermaus-Virus'' ebenfalls ''LBV''.
 
In den englischen Virusnamen wie zum Beispiel bei ''West Nile virus '' werden normalerweise keine Bindestriche benutzt und ''virus'' wird kleingeschrieben. Der Bindestrich taucht im Englischen nur bei [[Adjektiv]]en auf, also bei ''Tick-borne encephalitis virus'' oder ''Avian encephalomyelitis-like virus''.
 
Im Deutschen werden die Virusnamen teilweise [[Durchkopplung|mit Bindestrichen geschrieben]], also ''West-Nil-Virus'', ''Hepatitis-C-Virus'', ''Humanes Herpes-Virus'', ''Lagos-Fledermaus-Virus'', ''Europäisches Fledermaus-Lyssa-Virus'', teilweise auch zusammen.<ref>Susanne Modrow, Dietrich Falke, Uwe Truyen: ''Molekulare Virologie.'' 2. Auflage, Spektrum - Akademischer Verlag, Heidelberg/ Berlin 2003, ISBN 3-8274-1086-X.</ref><ref>Th. Mertens, O. Haller, H.-D. Klenk (Hrsg.): ''Diagnostik und Therapie von Viruskrankheiten – Leitlinien der Gesellschaft für Virologie.'' 2. Auflage, Elsevier/ Urban & Fischer, München 2004, ISBN 3-437-21971-5.</ref> Vor den Nummern von [[Subtyp]]en steht (wie im Englischen) ein [[Leerzeichen]], bei den Abkürzungen ein Bindestrich, z.&nbsp;B. ''Europäisches Fledermaus-Lyssa-Virus 1'' (EBLV-1), ''Herpes-simplex-Virus 1'' (HSV-1) und ''Humanes Herpes-Virus 1'' (HHV-1).<ref>Thomas Berg, Norbert Suttorp: ''Infektionskrankheiten.'' Thieme, Stuttgart 2004, ISBN 3-13-131691-8.</ref>
 
== Riesenviren ==
{{WikipediaDE|Nucleocytoplasmic large DNA viruses}}
 
== Antivirale Medikamente ==
Da Viren beziehungsweise Virionen im Gegensatz zu Bakterien keine Zellen sind, können sie auch nicht wie solche abgetötet werden. Es ist lediglich möglich, eine virale Infektion und die Virusvermehrung durch [[Virostatikum|Virostatika]] zu be- oder zu verhindern. Besonders die biochemischen Vermehrungsabläufe können von Virusart zu Virusart sehr unterschiedlich sein, was die Findung eines hemmenden oder unterbindenden Wirkstoffes erschwert.
 
Da die Vermehrung der Viren im Inneren von normalen Zellen stattfindet und sich dort sehr eng an die zentralen biochemischen Zellmechanismen ankoppelt, müssen die in Frage kommenden antiviralen Wirkstoffe entweder
* das Eindringen der Virionen in die Wirtszellen verhindern,
* in den Zellstoffwechsel zum Nachteil der Virusvermehrung eingreifen
* oder nach einer möglichen Virusvermehrung in den Zellen das Austreten der neuen Viren aus den Zellen unterbinden.
 
Andererseits müssen diese gesuchten Wirkstoffe jedoch auch für den Körperstoffwechsel, den Zellverband und/oder den internen Zellstoffwechsel insgesamt verträglich sein, da sonst nicht nur beispielsweise die Virusvermehrung in den Zellen zum Erliegen kommt, sondern schlimmstenfalls auch das (Zell-)Leben des gesamten behandelten Organismus.
 
Weil diese Bedingungen sehr schwer zu vereinbaren sind, sind die bisher entwickelten antiviralen Medikamente auch oft mit schweren [[Nebenwirkung]]srisiken verbunden. Diese Gratwanderung stellte die Medizin vor schwierige Aufgaben, die bislang meist ungelöst blieben.
 
Verschärft wird die Entwicklung von effektiven antiviralen Medikamenten außerdem durch die [[Resistenz]]entwicklung von Seiten der zu bekämpfenden Viren gegenüber einem einmal gefundenen, brauchbaren Wirkstoff, zu der sie auf Grund ihres extrem schnell ablaufenden Vermehrungszyklus und der biochemischen Eigenart dieser Replikation gut in der Lage sind.
 
== Therapie mit Viren ==
Aktuell wird verstärkt an [[Therapie]]n geforscht, bei denen Viren zur Heilung von Krankheiten eingesetzt werden. Diese Forschungen umfassen den Einsatz [[Viraler Vektor|viraler Vektoren]] unter anderem als [[onkolytische Viren]] zur Bekämpfung von [[Tumor]]en, als [[Phagentherapie]] zur gezielten Infektion und [[Lytischer Zyklus|Lyse]] von zum Teil [[Antibiotikaresistenz|antibiotikaresistenten]] [[Bakterien]], als [[Impfstoff]] zur [[Krankheitsprävention|Prophylaxe]] und Therapie von [[Infektionskrankheit]]en, zur Erzeugung von induzierten pluripotenten [[Stammzellen]]<ref>M. Stadtfeld et al.: ''Induced Pluripotent Stem Cells Generated Without Viral Integration.'' Auf: ''science-online'' vom 25. September 2008, {{doi|10.1126/science.1162494}}.</ref> oder zur [[Gentherapie]] von [[Gendefekt]]en.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Viren}}
* {{WikipediaDE|Sammeln}}
* {{WikipediaDE|Endogenes Retrovirus}}
* {{WikipediaDE|Extremophile}}
 
== Literatur ==
{{Glomer|stichwort-epidemien_1044_1582|Epidemien}}
* Feodor Lynen: ''Das Virusproblem.'' In: ''Angewandte Chemie'' Band 51. Nr. 13, 1938, {{ISSN|0044-8249}}, S. 181–185.
* Hans W. Doerr, Wolfram H. Gerlich (Hrsg.): ''Medizinische Virologie – Grundlagen, Diagnostik und Therapie virologischer Krankheitsbilder.'' Thieme, Stuttgart / New York 2002, ISBN 3-13-113961-7
* Walter Doerfler: ''Viren.'' Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a. M. 2002, ISBN 3-596-15369-7
* Dietrich Falke, Jürgen Bohl u.&nbsp;a.: ''Virologie am Krankenbett: Klinik, Diagnostik, Therapie.'' Springer, Heidelberg u. a. 1998, ISBN 3-540-64261-7. (mit Literaturangaben)
* Dietrich Falke, Jürgen Podlech: ''Viren.'' In: Karsten Brand, Peter Reuter (Hrsg.): ''Springer Lexikon Medizin.'' Springer, Berlin / Heidelberg / New York 2004, ISBN 978-3-540-20412-1, S. 2273–2282
* S. J. Flint, L. W. Enquist, V. R. Racaniello (Hrsg.): ''Principles of Virology.'' 2. Auflage, ASM Press, Washington DC 2003, ISBN 1-55581-259-7.
* Alfred Grafe: ''Viren – Parasiten unseres Lebensraumes.'' Springer, Berlin / Heidelberg / New York 1977, ISBN 3-540-08482-7
* David M. Knipe, Peter M. Howley et&nbsp;al. (Hrsg.): ''Fields’ Virology.'' 2 Bände, 5. Auflage, Lippincott Williams & Wilkins, Philadelphia 2007, ISBN 978-0-7817-6060-7 (Standardwerk der Virologie)
* Arnold J. Levine: ''Viren: Diebe, Mörder und Piraten.'' Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 1992, ISBN 3-86025-073-6.
* Susanne Modrow, [Dietrich Falke, Uwe Truyen: ''Molekulare Virologie. Eine Einführung für Biologen und Mediziner.'' (= ''Spektrum-Lehrbuch''). 2. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2002, ISBN 3-8274-1086-X.
* Stephen S. Morse: ''The Evolutionary Biology of Viruses.'' Raven Press, New York 1994, ISBN 0-7817-0119-8.
* Sven P. Thoms: ''Ursprung des Lebens: wie und wann entstand Leben auf der Erde? ...'' (= ''Fischer-Taschenbücher; Fischer kompakt.''). Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a.M. 2005, ISBN 3-596-16128-2.
* Luis P. Villarreal: ''Viruses and the Evolution of Life.'' ASM Press, Washington 2005, ISBN 978-1-55581-309-3.
* Ernst-Ludwig Winnacker: ''Viren: Die heimlichen Herrscher. Wie Grippe, Aids und Hepatitis unsere Welt bedrohen.'' Eichborn, Frankfurt a.M. 1999, ISBN 3-8218-1598-1.
* Gottfried Schuster: ''Viren in der Umwelt.'' Teubner, Stuttgart 1998, ISBN 3-519-00209-4.
* Dorothy H. Crawford: ''The invisible enemy: a natural history of viruses.'' Oxford Univ. Press, Oxford 2002, ISBN 0-19-856481-3.
* Brian W. Mahy: ''The dictionary of virology.'' Elsevier, Amsterdam 2008, ISBN 0-12-373732-X.
* Susanne Modrow: ''Viren: Grundlagen, Krankheiten, Therapien.'' [Eine allgemeinverständliche Einführung für medizinische Laien]. Beck, München 2001. ISBN 3-406-44777-5
* Sunit K. Singh (Hrsg.): ''Viral Infections and Global Change.'' [Über den Einfluss der Globalisierung und des Klimawandels auf die Verbreitung und Übertragung von Viren, speziell tropischen Viren]. Wiley Blackwell, Hoboken NJ 2014, ISBN 978-1-118-29787-2 (Print); ISBN 978-1-118-29809-1 (eBook)
{{#lst:Infektionskrankheit|Literatur}}
 
{{GA}}
 
== Weblinks ==
{{Wiktionary|Virus}}
{{Commonscat|Viruses|Viren}}
* [http://www.zytologie-online.net/viren-virus.php Viren: Aufbau, Spezifische Merkmale, Entwicklung, Zellbiologie, Unterscheidung zu Bakterien]
* [http://www.vu-wien.ac.at/i123/allgemeininfo.html Veterinärmedizinischen Universität Wien: Allgemeine Virologie]
* [http://www.ncbi.nlm.nih.gov/ICTVdb/ICTVdBintro.htm The Universal Virus Database] (englisch)
* [http://www.expasy.org/viralzone/ Viralzone] (Datenbank mit allen bekannten Viren, englisch)
* [http://science.howstuffworks.com/virus-human.htm HowStuffWorks.com: How Viruses Work] (englisch)
* [http://www.virology.wisc.edu/virusworld/viruslist.php?virus=174 Virusworld] (aus [[Kristallstrukturanalyse|Röntgenstrukturanalysen]] abgeleitete 3-D-Darstellungen von Viren, englisch)
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4063589-2|LCCN=sh/85/143833}}


[[Kategorie:Krankheitserreger]]
[[Kategorie:Sammeln|!102]]
[[Kategorie:Virologie]]
[[Kategorie:Populäre Sammelgebiete|!]]
[[Kategorie:Viren|!]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia|Sammeln}}

Version vom 25. Februar 2018, 08:46 Uhr

Es gibt ungezählte Dinge, die gesammelt werden. Dazu zählen etwa historische Aktien und Wertpapiere, Ansichtskarten, Anstecknadeln, Antiquitäten, Aufkleber, Autogrammkarten, Automobile (insbesondere Oldtimer), Auto- oder Eisenbahnmodelle, Banknoten, Brauereiwerbemittel nebst Bierdeckeln/Bierfilzen, Bierdosen oder -flaschen, Bierkrügen, Blechspielzeug (z. B. Schuco-Autos), Briefmarken, Briefpapier, Bücher, Bügeleisen, Comics, Fotografien, Feuerzeuge (z. B. Zippos), Gemälde, Grafiken, Handtaschen, Kameras (insbesondere Leicas), Keramik, Flaschen-Kronkorken, Lesezeichen, Militaria, Mineralien und Fossilien, Modellautos, Münzen und Medaillen, Musikinstrumente, Porzellan, Radios, Sammelbilder, Schallplatten, Schmetterlinge, Schmuck, Schuhe, Schreibmaschinen, Servietten, Spardosen, Spielzeug, Spielwürfel, Streichholzschachteln, Telefonkarten, Uhren, Figuren aus Überraschungseiern, Waffen, Zeitungen und Zigarettenbilder.

Siehe auch


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Sammeln aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.