Parmenides und Strategiespiel: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Parmenides.jpg|thumb|Porträtbüste des Parmenides, angefertigt vermutlich im 3. Jh. v. Chr. nach Metrodoros von Lampsakos (Epikureer)]]
Ein '''Strategiespiel''' ist ein Spiel, in dem eine langfristige Planung des Vorgehens im Spiel entscheidend ist. Häufig enthalten Strategiespiele dabei keine oder nur sehr geringe Glücks- oder Zufallselemente.
[[Datei:Sanzio 01 Parmenides.jpg|miniatur|Parmenides in [[Wikipedia:Raphael Santi|Raphaels]] Fresko ''[[Wikipedia:Die Schule von Athen|Die Schule von Athen]]'' (1510-1511)]]


'''Parmenides aus Elea''' ({{ELSalt|Παρμενίδης}}; * um 520/515 v. Chr.; † um 460/455 v. Chr.) war einer der bedeutendsten griechischen Philosophen aus der Zeit der [[Wikipedia:Vorsokratiker|Vorsokratiker]] und lebte in der von Griechen begründeten süditalienischen Stadt [[Wikipedia:Elea|Elea]]. Sein Freund und Schüler war [[Zenon von Elea]]. Im Zentrum von Parmenides Lehre und auch aller anderen [[Wikipedia:Eleaten|Eleaten]] stand die ''Unveränderlichkeit des [[Sein]]s''; alle [[Veränderung]], alles [[Werden]] und [[Vergehen]], ist ihm nur [[Schein]], entspringend dem Wahn der Sterblichen.
Strategiespiele sind u. a. Forschungsgegenstand der [[Spieltheorie]]; diese wird in Mathematik und [[Ökonomie]] angewendet.


In seinem Gedicht [http://www.zeno.org/Philosophie/M/Parmenides+aus+Elea/Fragmente/Aus%3A+%C3%9Cber+die+Natur Über die Natur] schildert Parmenides, wie er mit einem Rossegespann, geleitet von Mädchen, bis vor das von [[Dike]], der Göttin der [[Gerechtigkeit]], bewachte Tor geführt wird, wo sich die Pfade des Tages und der Nacht scheiden. Er wird eingelassen und soll hier durch der Göttin "verläßliches Reden und Denken" alles erfahren, "der wohlgerundeten Wahrheit unerschütterliches Herz und der Sterblichen Wahngedanken, denen verläßliche Wahrheit nicht innewohnt."<ref>''Die Fragmente der Vorsokratiker''. Griechisch und Deutsch von Hermann Diels. 1. Band, Berlin 1922, S 150</ref> So erfährt er zunächst:
Im Unterschied zur klassischen [[Entscheidungstheorie]] beschreibt die Spieltheorie Entscheidungssituationen, in denen der Erfolg des Einzelnen nicht nur vom eigenen Handeln, sondern auch von den Aktionen anderer abhängt ([[Interdependenz|interdependente]] Entscheidungssituation).


{{Zitat|Dies ist nötig zu sagen und zu denken, daß [nur] das [[Sein|Seiende]] existiert. Denn seine [[Existenz]] ist möglich, die des Nichtseienden dagegen nicht; das heiß' ich Dich wohl zu beherzigen.|Parmenides|Über die Natur, Fragment 6<ref>Diels, S 153</ref>}}
== Beschreibung ==
Bei reinen Strategiespielen (Spiele ohne Zufallselemente) kann man prinzipiell in jeder Spielsituation das Ergebnis bei perfektem Spiel aller Spieler ausrechnen. Praktisch sind die Spiele dagegen häufig zu komplex, um sie zu berechnen. Strategiespiele erfordern von den Spielern, ein möglichst den gesamten Spielverlauf umfassendes Vorgehen zu entwickeln. Anders als bei purer Taktik (der Entscheidung von Fall zu Fall) geht es nicht nur darum, den vorangegangenen Spielzug beziehungsweise den nachfolgenden in seine Überlegungen einzubeziehen, sondern mehrere Spielzüge im Voraus zu denken, Strukturen der Spielsituation zu erfassen und deren langfristige Auswirkungen vorher zu planen.


[[Rudolf Steiner]] bemerkt zum [[Denken]] des Parmenides:
Das bei uns bekannteste Strategiespiel ist das [[Brettspiel]] [[Schach]]. Andere traditionelle Spiele sind [[Damespiel|Dame]], [[Mancala]] und [[Go (Spiel)|Go]]. In der [[Spieltheorie]] zählen zufallslose Strategiespiele ohne verdeckte Elemente, wie etwa gleichzeitige Züge, zu den [[Spiel mit perfekter Information|Spielen mit perfekter Information]].


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Nach den klassischen Spielen wurden seit den 1950er Jahren vor allem im angelsächsischen Sprachraum zahlreiche [[Konfliktsimulationsspiel]]e und [[Tabletop]]spiele entwickelt, die zur Kategorie der Strategiespiele zählen. In Europa entstanden vor allem seit den 1990er Jahren [[Kartenspiel|Karten-]] und Brettspiele, die ebenfalls dieser Kategorie zugeordnet werden. Beispiele dafür sind [[Euphrat & Tigris]] von [[Reiner Knizia]] und [[Puerto Rico (Spiel)|Puerto Rico]] von [[Andreas Seyfarth]], die beide mit dem [[Deutscher Spiele Preis|Deutschen Spiele Preis]] ausgezeichnet wurden, sowie viele abstrakte Zwei-Personen-Spiele, wie zum Beispiel die der Reihe [[Gipf-Projekt|Gipf]] von Kris Burm.
"Parmenides sieht in der äußeren Natur, welche die Sinne betrachten, das Unwahre, Täuschende; in der [[Einheit]], dem Unvergänglichen, das der Gedanke ergreift, allein das Wahre." {{Lit|{{G|018|57}}}}
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{{Zitat|Denken und des Gedankens Ziel ist ein und dasselbe; denn nicht ohne das Seiende, in dem es sich ausgesprochen findet, kannst Du das Denken antreffen. Es gibt ja nichts und wird nichts anderes geben außerhalb des Seienden, da es ja das Schicksal an das unzerstückelte und unbewegliche Wesen gebunden hat. Darum muß alles leerer Schall sein, was die Sterblichen [in ihrer Sprache] festgelegt haben, überzeugt, es sei wahr: Werden sowohl als Vergehen, Sein sowohl als Nichtsein, Veränderung des Ortes und Wechsel der leuchtenden Farbe.|Parmenides|Über die Natur, Fragment 8<ref>Diels, S 157</ref>}}
Der logische Hintergrund und die Beschreibung der Möglichkeiten und des Verhaltens der Spieler wird mit Hilfe der Spieltheorie beschrieben. Des Weiteren existiert für den Computer ein ganzes Genre an [[Computer-Strategiespiel|Strategiespielen]].


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Das bisher einzige ''reine '' Strategiespiel, das den [[Spiel des Jahres|Spielepreis ''Spiel des Jahres'']] gewinnen konnte, war 1981, das von [[Sid Sackson]] entwickelte Brettspiel [[Focus (Spiel)|Focus]]. Vergleicht man die beiden Spielepreise „Spiel des Jahres“ und „Deutscher Spiele Preis“, so schneiden Strategiespiele bei letzterem meistens besser ab, da hier die Vorschläge von Spielern, die sich intensiv mit Spielen beschäftigen, eingehen, während beim „Spiel des Jahres“ die Jury besonders die Spielbarkeit für Familien und einen niedrigschwelligen schnellen Einstieg berücksichtigt.
Man wird die Bedeutung dieser Weltanschauung,
die man die eleatische nennt (Parmenides und [[Zenon]] sind
aus Elea), erkennen, wenn man den Blick darauf lenkt,
daß ihre Träger mit der Ausbildung des Gedanken-Erlebens
so weit fortgeschritten sind, daß sie dieses Erleben zu
einer besonderen Kunst, zur sogenannten [[Dialektik]] gestaltet
haben. In dieser «Gedanken-Kunst» lernt sich die
Seele in ihrer Selbständigkeit und inneren Geschlossenheit
erfühlen. Damit wird die Realität der Seele als das empfunden,
was sie durch ihr eigenes Wesen ist, und als was
sie sich dadurch fühlt, daß sie nicht mehr, wie in der Vorzeit,
das allgemeine Welt-Erleben mitlebt, sondern in sich
ein Leben - das Gedanken-Erleben - entfaltet, das in ihr
wurzelt, und durch das sie sieb eingepflanzt fühlen kann
in einen rein geistigen Weltengrund. Zunächst kommt
diese Empfindung noch nicht in einem deutlich ausgesprochenen
Gedanken zum Ausdruck; man kann sie aber als
Empfindung lebendig in diesem Zeitalter fühlen an der
Schätzung, welche ihr zuteil wird. Nach einem «Gespräche»
Piatos wurde von Parmenides dem jungen Sokrates gesagt:
er solle von Zenon die Gedankenkunst lernen, sonst müßte
ihm die Wahrheit ferne bleiben. Man empfand diese «Gedankenkunst» als eine Notwendigkeit für die Menschenseele,
die an die geistigen Urgründe des Daseins herantreten
will." {{Lit|{{G|018|57}}}}
</div>


Zuletzt vergleicht Parmenides die Vollkommenheit des Seins mit der vollkommenen Gestalt einer Kugel:
== Abgrenzung zum Taktik-Spiel ==
Eine [[Strategie (Spieltheorie)|Strategie]] ist ein längerfristig ausgerichtetes, planvolles Anstreben einer vorteilhaften Lage oder eines Ziels. Taktik bezeichnet im Allgemeinen konkrete Aspekte und Berechnungen, beispielsweise wird darunter beim [[Schach]] eine situative, wenige Züge umfassende Kombination mit [[Wikipedia:Taktik (Schach)|schachtaktischen]] Elementen, wie beispielsweise [[Wikipedia:Abzug (Schach)|Abzug]], [[Wikipedia:Doppelangriff (Schach)|Doppelangriff]] oder [[Wikipedia:Fesselung (Schach)|Fesselung]], verstanden. Eine solche Kombination stellt konkrete Drohungen auf und zielt auf konkrete Vorteile, wie Figurenverlust oder Stellungsnachteil. Derartige Pläne können im Normalfall nicht langfristig entworfen werden, sondern müssen von den Spielern während des Spiels gesucht werden.


{{Zitat|Aber da eine letzte Grenze vorhanden, so ist [das Seiende] abgeschlossen nach allen Seiten hin, vergleichbar der Masse einer wohlgerundeten Kugel, von der Mitte nach allen Seiten hin gleich stark. Es darf ja nicht da und dort etwa größer oder schwächer sein. Denn da gibt es weder ein Nichts, das eine Vereinigung aufhöbe, noch kann ein Seiendes irgendwie hier mehr, dort weniger vorhanden sein als das Seiende, da es ganz unverletzlich ist. Denn [der Mittelpunkt,] wohin es von allen Seiten gleichweit ist, zielt gleichmäßig auf die Grenzen.|Parmenides|Über die Natur, Fragment 8<ref>Diels, S 157-158</ref>}}
Eine Strategie ist dagegen auf die Beeinflussung des ganzen Spielverlaufs angelegt und entscheidet, welche [[Schacheröffnung|Eröffnung]] ein Spieler wählt. Denn je nach Eröffnung ändert das Spiel grundsätzlich seine Richtung und der Spieler kann so einen Spieltyp anstreben (beispielsweise offener Schlagabtausch oder vorsichtiges Manövrieren), in der er sich stärker fühlt, oft ohne dass dies eigentlich messbar wäre.


== Anmerkungen ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Strategiespiel}}


<references/>
== Literatur ==
 
* Alexander Mehlmann: ''Strategische Spiele für Einsteiger - Eine verspielt-formale Einführung in Methoden, Modelle und Anwendungen der Spieltheorie.'' (Reihe: Mathematik für Einsteiger). Vieweg + Teubner, 2007, ISBN 978-3-8348-0174-6.
==Literatur==
#Rudolf Steiner: ''Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriß dargestellt'', [[GA 18]] (1985), ISBN 3-7274-0180-X {{Schriften|018}}
 
{{GA}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.di.fc.ul.pt/~jpn/gv/ World of Abstract Games (WAG)] (englisch)


* {{Zeno-Werk|Philosophie/M/Parmenides+aus+Elea/Fragmente/Aus%3A+Über+die+Natur|Über die Natur}}
{{Normdaten|TYP=s|GND=4248624-5}}


[[Kategorie:Strategiespiele|!]]
[[Kategorie:Spielart]]


[[Kategorie:Philosoph]] [[Kategorie:Biographie]] [[Kategorie:Mann]]
{{Wikipedia}}

Version vom 29. Mai 2018, 16:14 Uhr

Ein Strategiespiel ist ein Spiel, in dem eine langfristige Planung des Vorgehens im Spiel entscheidend ist. Häufig enthalten Strategiespiele dabei keine oder nur sehr geringe Glücks- oder Zufallselemente.

Strategiespiele sind u. a. Forschungsgegenstand der Spieltheorie; diese wird in Mathematik und Ökonomie angewendet.

Im Unterschied zur klassischen Entscheidungstheorie beschreibt die Spieltheorie Entscheidungssituationen, in denen der Erfolg des Einzelnen nicht nur vom eigenen Handeln, sondern auch von den Aktionen anderer abhängt (interdependente Entscheidungssituation).

Beschreibung

Bei reinen Strategiespielen (Spiele ohne Zufallselemente) kann man prinzipiell in jeder Spielsituation das Ergebnis bei perfektem Spiel aller Spieler ausrechnen. Praktisch sind die Spiele dagegen häufig zu komplex, um sie zu berechnen. Strategiespiele erfordern von den Spielern, ein möglichst den gesamten Spielverlauf umfassendes Vorgehen zu entwickeln. Anders als bei purer Taktik (der Entscheidung von Fall zu Fall) geht es nicht nur darum, den vorangegangenen Spielzug beziehungsweise den nachfolgenden in seine Überlegungen einzubeziehen, sondern mehrere Spielzüge im Voraus zu denken, Strukturen der Spielsituation zu erfassen und deren langfristige Auswirkungen vorher zu planen.

Das bei uns bekannteste Strategiespiel ist das Brettspiel Schach. Andere traditionelle Spiele sind Dame, Mancala und Go. In der Spieltheorie zählen zufallslose Strategiespiele ohne verdeckte Elemente, wie etwa gleichzeitige Züge, zu den Spielen mit perfekter Information.

Nach den klassischen Spielen wurden seit den 1950er Jahren vor allem im angelsächsischen Sprachraum zahlreiche Konfliktsimulationsspiele und Tabletopspiele entwickelt, die zur Kategorie der Strategiespiele zählen. In Europa entstanden vor allem seit den 1990er Jahren Karten- und Brettspiele, die ebenfalls dieser Kategorie zugeordnet werden. Beispiele dafür sind Euphrat & Tigris von Reiner Knizia und Puerto Rico von Andreas Seyfarth, die beide mit dem Deutschen Spiele Preis ausgezeichnet wurden, sowie viele abstrakte Zwei-Personen-Spiele, wie zum Beispiel die der Reihe Gipf von Kris Burm.

Der logische Hintergrund und die Beschreibung der Möglichkeiten und des Verhaltens der Spieler wird mit Hilfe der Spieltheorie beschrieben. Des Weiteren existiert für den Computer ein ganzes Genre an Strategiespielen.

Das bisher einzige reine Strategiespiel, das den Spielepreis Spiel des Jahres gewinnen konnte, war 1981, das von Sid Sackson entwickelte Brettspiel Focus. Vergleicht man die beiden Spielepreise „Spiel des Jahres“ und „Deutscher Spiele Preis“, so schneiden Strategiespiele bei letzterem meistens besser ab, da hier die Vorschläge von Spielern, die sich intensiv mit Spielen beschäftigen, eingehen, während beim „Spiel des Jahres“ die Jury besonders die Spielbarkeit für Familien und einen niedrigschwelligen schnellen Einstieg berücksichtigt.

Abgrenzung zum Taktik-Spiel

Eine Strategie ist ein längerfristig ausgerichtetes, planvolles Anstreben einer vorteilhaften Lage oder eines Ziels. Taktik bezeichnet im Allgemeinen konkrete Aspekte und Berechnungen, beispielsweise wird darunter beim Schach eine situative, wenige Züge umfassende Kombination mit schachtaktischen Elementen, wie beispielsweise Abzug, Doppelangriff oder Fesselung, verstanden. Eine solche Kombination stellt konkrete Drohungen auf und zielt auf konkrete Vorteile, wie Figurenverlust oder Stellungsnachteil. Derartige Pläne können im Normalfall nicht langfristig entworfen werden, sondern müssen von den Spielern während des Spiels gesucht werden.

Eine Strategie ist dagegen auf die Beeinflussung des ganzen Spielverlaufs angelegt und entscheidet, welche Eröffnung ein Spieler wählt. Denn je nach Eröffnung ändert das Spiel grundsätzlich seine Richtung und der Spieler kann so einen Spieltyp anstreben (beispielsweise offener Schlagabtausch oder vorsichtiges Manövrieren), in der er sich stärker fühlt, oft ohne dass dies eigentlich messbar wäre.

Siehe auch

Literatur

  • Alexander Mehlmann: Strategische Spiele für Einsteiger - Eine verspielt-formale Einführung in Methoden, Modelle und Anwendungen der Spieltheorie. (Reihe: Mathematik für Einsteiger). Vieweg + Teubner, 2007, ISBN 978-3-8348-0174-6.

Weblinks


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Strategiespiel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.