Griechische Klassik

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Griechische Klassik (früher auch Attische Philosophie) bezeichnet innerhalb der Geschichte der Philosophie die Zeit zwischen den Vorsokratikern und der hellenistisch-römischen Philosophie. Das Zentrum der Griechischen Klassik war Athen, sie dauerte in etwa von 420 v. Chr. bis 300 v. Chr. und fällt in die Epoche der Philosophie der Antike. Die wichtigsten Philosophen dieser Zeit waren Sokrates, Platon und Aristoteles. Weitere Vertreter waren Aischines von Sphettos, Xenophon und Diogenes von Sinope.

Sokrates

Hauptartikel: Sokrates
Büste des Sokrates, römische Kopie eines griechischen Originals, 1. Jahrhundert, Louvre, Paris

Sokrates (469 v. Chr.-399 v. Chr. in Athen) war ein für das abendländische Denken grundlegender griechischer Philosoph, der in Athen zur Zeit der Attischen Demokratie lebte und wirkte. Zur Erlangung von Menschenkenntnis, ethischen Grundsätzen und Weltverstehen entwickelte er die philosophische Methode eines strukturierten Dialogs, die er Maieutik („Hebammenkunst“) nannte.

Sokrates selbst hinterließ keine schriftlichen Werke. Die Überlieferung seines Lebens und Denkens beruht auf Schriften anderer, hauptsächlich seiner Schüler Platon und Xenophon. Sie verfassten sokratische Dialoge und betonten darin unterschiedliche Züge seiner Lehre. Jede Darstellung des historischen Sokrates und seiner Philosophie ist deshalb lückenhaft und mit Unsicherheiten verbunden.

Sokrates’ herausragende Bedeutung zeigt sich vor allem in seiner nachhaltigen Wirkung innerhalb der Philosophiegeschichte, aber auch darin, dass die griechischen Denker vor ihm heute als Vorsokratiker bezeichnet werden. Zu seinem Nachruhm trug wesentlich bei, dass er das gegen ihn verhängte Todesurteil wegen angeblich verderblichen Einflusses auf die Jugend sowie Missachtung der Götter akzeptierte und eine Fluchtmöglichkeit aus Respekt vor den Gesetzen nicht wahrnahm. Bis zur Hinrichtung durch den Schierlingsbecher beschäftigten ihn und die zu Besuch im Gefängnis weilenden Freunde und Schüler philosophische Fragen. Nahezu alle bedeutenden philosophischen Schulen der Antike haben sich auf Sokrates berufen. Michel de Montaigne nannte ihn im 16. Jahrhundert den „Meister aller Meister“

Aischines von Sphettos

Aischines von Sphettos (vermutlich zwischen 430 v. Chr. und 420 v. Chr. - nach 357/356 v. Chr.) war ein griechischer antiker Philosoph und ein Schüler des Sokrates.

Verschiedene antike Autoren haben Aischines insgesamt sieben Dialoge, vier Briefe und eine Gerichtsrede zugeschrieben. Mit Sicherheit später verfasst wurden drei der Briefe (an die Sokratiker Aristippos von Kyrene, Xenophon und Phaidon von Elis). Über den vierten Brief (an Dionysios II.), wie auch über die Gerichtsrede (einer Verteidigungsrede des Vaters des Feldherrn Phaiax) ist nichts bekannt, als dass sie Diogenes Laertios erwähnt.

Aristippos von Kyrene

Aristippos von Kyrene (altgriechisch Ἀρίστιππος ὁ Κυρηναίος Aristippos hò Kyrēnaíos, latinisiert Aristippus Cyrenaeus; * ungefähr 435 v. Chr. in Kyrene; † ungefähr 355 v. Chr.) war ein griechischer antiker Philosoph. Er gilt als Begründer der kyrenaischen Schule und des Hedonismus.

Aristippos war ein Schüler des Sokrates. Seine Schriften sind verloren; erhalten sind lediglich etliche Berichte über Leben und Lehre, sogenannte Testimonien.

Xenophon

Hauptartikel: Xenophon

Xenophon (zwischen 430 und 425 v. Chr. - nach 355 v. Chr.)[1] war ein antiker griechischer Politiker, Feldherr und Schriftsteller in den Bereichen Geschichte, Ökonomie und Philosophie. Er war ein Schüler des Sokrates.

Xenophons Werke, insbesondere die sokratischen Schriften und die Anabasis, waren unter anderem wegen ihrer nüchtern-klaren Sprache beliebt (er wurde unter anderem von Marcus Tullius Cicero gelesen und gelobt); er bleibt auch bis heute ein wichtiges Stilvorbild für das attische Griechisch. Da Xenophon teilweise Augenzeuge der berichteten Ereignisse war, ist er außerdem eine wichtige Quelle für die griechische Geschichte des 4. Jahrhunderts v. Chr. und hat in neuerer Zeit wieder das Interesse der Forschung erregt. Auch für die Philosophiegeschichte ist er von Bedeutung als kritische Ergänzung zur Darstellung des Sokrates in den Werken Platons. Seine Werke Hipparchikos und Über die Reitkunst werden heute vielfach als Grundlage der Hippologie gesehen. Die dort zu findenden Hinweise haben auch heute noch unverändert Gültigkeit.

Xenophon machte sich auch Gedanken zur Ökonomie, die er vor allem in zwei Büchern festhielt: Oeconomicus (Gespräch über die Haushaltsführung) und De Vectigalibus (Mittel und Wege, dem Staat Geld zu verschaffen). In diesen beschäftigt er sich mit den Prinzipien guter Haushaltsführung einerseits und andererseits mit der Wirtschaft Athens. Tomáš Sedláček sieht diese Werke als die allerersten eigenständigen Lehrbücher für Mikro- und Makroökonomie.

Platon

Hauptartikel: Platon
Römische Kopie eines griechischen Platonporträts, das wohl von Silanion stammt und nach dem Tod Platons in der Akademie aufgestellt wurde, Glyptothek München[2]

Platon 428/427 v.Chr.-348/427 v.Chr. war ein antiker griechischer Philosoph.

Er war Schüler des Sokrates, dessen Denken und Methode er in vielen seiner Werke schilderte. Die Vielseitigkeit seiner Begabungen und die Originalität seiner wegweisenden Leistungen als Denker und Schriftsteller machten Platon zu einer der bekanntesten und einflussreichsten Persönlichkeiten der Geistesgeschichte. In der Metaphysik und Erkenntnistheorie, in der Ethik, Anthropologie, Staatstheorie, Kosmologie, Kunsttheorie und Sprachphilosophie setzte er Maßstäbe auch für diejenigen, die ihm – wie sein Schüler Aristoteles – in zentralen Fragen widersprachen.

Im literarischen Dialog, der den Verlauf einer gemeinsamen Untersuchung nachvollziehen lässt, sah er die allein angemessene Form der schriftlichen Darbietung philosophischen Bemühens um Wahrheit. Aus dieser Überzeugung verhalf er der noch jungen Literaturgattung des Dialogs zum Durchbruch und schuf damit eine Alternative zur Lehrschrift und zur Rhetorik als bekannten Darstellungs- und Überzeugungsmitteln. Dabei bezog er dichterische und mythische Motive und Ausdrucksformen ein, um Gedankengänge auf spielerische, anschauliche Weise zu vermitteln. Zugleich wich er mit dieser Art der Darbietung seiner Auffassungen dogmatischen Festlegungen aus und ließ viele Fragen, die sich aus seinen Annahmen ergaben, offen bzw. überließ deren Klärung den Lesern, die er zu eigenen Anstrengungen anregen wollte.

Ein Kernthema ist für Platon die Frage, wie unzweifelhaft gesichertes Wissen erreichbar ist und wie man es von bloßen Meinungen unterscheiden kann. In den frühen Dialogen geht es ihm vor allem darum, herkömmliche und gängige Vorstellungen über das Erstrebenswerte und das richtige Handeln als unzulänglich oder unbrauchbar zu entlarven, um dem Leser den Schritt von vermeintlichem Wissen zu eingestandenem Nichtwissen zu ermöglichen. In den Schriften seiner mittleren Schaffensperiode versucht er mit seiner Ideenlehre eine zuverlässige Basis für echtes Wissen zu schaffen. Solches Wissen kann sich nach seiner Überzeugung nicht auf die stets wandelbaren Objekte der Sinneserfahrung beziehen, sondern nur auf unkörperliche, unveränderliche und ewige Gegebenheiten einer rein geistigen, der Sinneswahrnehmung unzugänglichen Welt, die „Ideen“, in denen er die Ur- und Vorbilder der Sinnendinge sieht. Der Seele, deren Unsterblichkeit er plausibel machen will, schreibt er Teilhabe an der Ideenwelt und damit einen Zugang zur dort existierenden absoluten Wahrheit zu. Wer sich durch philosophische Bemühungen dieser Wahrheit zuwendet und ein darauf ausgerichtetes Bildungsprogramm absolviert, kann seine wahre Bestimmung erkennen und damit Orientierung in zentralen Lebensfragen finden. Die Aufgabe des Staates sieht Platon darin, den Bürgern dafür optimale Voraussetzungen zu schaffen und Gerechtigkeit umzusetzen. Daher setzt er sich intensiv mit der Frage auseinander, wie die Verfassung eines Idealstaates diesem Ziel am besten dienen kann. In späteren Werken tritt die Ideenlehre teils in den Hintergrund, teils werden Probleme, die sich aus ihr ergeben, kritisch beleuchtet; im Bereich der Naturphilosophie und Kosmologie jedoch, dem sich Platon im Alter zuwendet, weist er den Ideen bei seiner Erklärung des Kosmos eine maßgebliche Rolle zu.

Platon gründete die Platonische Akademie, die älteste institutionelle Philosophenschule Griechenlands, von der aus sich der Platonismus über die antike Welt verbreitete. Das geistige Erbe Platons beeinflusste zahlreiche jüdische, christliche und islamische Philosophen auf vielfältige Weise. Auch der Aristotelismus als häufiger Ausgangspunkt für alternative Modelle im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit beruhte auf der Auseinandersetzung mit Platon.

In der Moderne wurde platonisches Gedankengut insbesondere von den Denkern der „Marburger Schule“ des Neukantianismus (Hermann Cohen, Paul Natorp) verwertet. Karl Popper griff Platons politische Philosophie an; sein Vorwurf, es handle sich um eine Form von Totalitarismus, löste im 20. Jahrhundert eine lang anhaltende Kontroverse aus.

Aristoteles

Hauptartikel: Aristoteles
Aristoteles-Büste, römische Kopie, nach einer Skulptur des Bildhauers Lysippos, Rom, Palazzo Altemps 8575

Aristoteles (384 v. Chr. - 322 v. Chr.) gehört zu den bekanntesten und einflussreichsten Philosophen der Geschichte. Sein Lehrer war Platon, doch hat Aristoteles zahlreiche Disziplinen entweder selbst begründet oder maßgeblich beeinflusst, darunter Wissenschaftstheorie, Logik, Biologie, Physik, Ethik, Staatstheorie und Dichtungstheorie. Aus seinem Gedankengut entwickelte sich der Aristotelismus. Aristoteles gründete nach Platons Tod eine eigene Philosophenschule, die Peripatetische Schule. Er war zwischenzeitlich auch Lehrer und Erzieher von Alexander dem Großen.

Verschiedene antike Verzeichnisse schreiben Aristoteles fast 200 Titel zu. Sofern die Angabe des Diogenes Laertios stimmt, hat Aristoteles ein Lebenswerk von über 445.270 Zeilen hinterlassen (wobei in dieser Zahl zwei der umfangreichsten Schriften – die Metaphysik und die Nikomachische Ethik – vermutlich noch nicht berücksichtigt sind). Nur etwa ein Viertel davon ist überliefert.

In der Forschung werden zwei Gruppen unterschieden: exoterische Schriften (die für ein breiteres Publikum veröffentlicht worden sind) und esoterische (die zum internen Gebrauch der Schule dienten). Alle exoterischen Schriften sind nicht oder nur in Fragmenten vorhanden, die meisten esoterischen überliefert. Die Schrift Die Verfassung der Athener galt als verloren und wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts in Papyrusform gefunden.

Die exoterischen Schriften bestanden vor allem aus Dialogen in der Tradition Platons, z. B. der Protreptikos – eine Werbeschrift für die Philosophie –, Untersuchungen wie Über die Ideen, aber auch propädeutische Sammlungen. Cicero lobt ihren „goldenen Fluss der Rede“. Die auch Pragmatien genannten esoterischen Schriften sind vielfach als Vorlesungsmanuskripte bezeichnet worden; gesichert ist dies nicht und für einige Schriften oder Abschnitte auch unwahrscheinlich. Weitgehend herrscht die Auffassung, dass sie aus der Lehrtätigkeit erwachsen sind. Weite Teile der Pragmatien weisen einen eigentümlichen Stil voller Auslassungen, Andeutungen, Gedankensprünge und Dubletten auf. Daneben finden sich jedoch auch stilistisch ausgefeilte Passagen, die (neben den Dubletten) deutlich machen, dass Aristoteles wiederholt an seinen Texten gearbeitet hat, und die Möglichkeit nahelegen, dass er an die Veröffentlichung mindestens einiger der Pragmatien gedacht hat. Aristoteles setzt bei seinen Adressaten große Vorkenntnisse fremder Texte und Theorien voraus. Verweise auf die exoterischen Schriften zeigen, dass deren Kenntnis ebenfalls vorausgesetzt wird.

Diogenes von Sinope

Hauptartikel: Diogenes von Sinope

Diogenes von Sinope (vermutlich um 410 v. Chr. - vermutlich 323 v. Chr.) war ein antiker griechischer Philosoph. Er zählt zur Strömung des Kynismus.

Sein Beiname „der Hund“ (kýōn) war ursprünglich vermutlich als auf seine Schamlosigkeit bezogenes Schimpfwort gemeint. Diogenes aber fand ihn passend und hat sich seither selbst so bezeichnet.

Diogenes soll freiwillig das Leben der Armen geführt und dies öffentlich zur Schau gestellt haben. Angeblich hatte er keinen festen Wohnsitz und verbrachte die Nächte an verschiedenen Orten, wie etwa öffentlichen Säulengängen. Als Schlafstätte soll ihm dabei gelegentlich ein Vorratsgefäß (píthos) gedient haben. Zu Diogenes’ Ausstattung gehörte laut Diogenes Laertios ein einfacher Wollmantel, ein Rucksack mit Proviant und einigen Utensilien sowie ein Stock, den er benutzt haben soll. Nach einer Anekdote soll er sogar seinen Trinkbecher und seine Essschüssel weggeworfen haben, als er Kinder aus den Händen trinken und Linsenbrei in einem ausgehöhlten Brot aufbewahren sah. Ernährt habe er sich von Wasser, rohem Gemüse, wild gewachsenen Kräutern, Bohnen, Linsen, Oliven, Feigen, einfachem Gerstenbrot und Ähnlichem.

Schulen und Strömungen

Während der griechischen Klassik kam es zu etlichen Schul- und Strömungsbildungen, die teilweise über die griechische Klassik hinaus Bestand hatten. Allerdings handelte es sich bei einigen der bereits von antiken Philosophiehistorikern so bezeichneten Schulen um nachträgliche, möglicherweise nicht historische Konstruktionen, die dazu dienten, mehrere Denker zu Gruppen zusammenfassen.

  • Megariker, 5. bis 3. Jahrhundert v. Chr., begründet von Euklid von Megara
  • Platonische Akademie, 4. Jahrhundert v. Chr. bis 6. Jahrhundert (mit Unterbrechungen und Neugründungen), begründet von Platon
  • Elisch-eretrische Schule, 4. bis 3. Jahrhundert v. Chr., begründet von Phaidon von Elis bzw. Menedemos von Eretria
  • Kyrenaiker, 4. bis 3. Jahrhunderts v. Chr., begründet von Aristippos von Kyrene
  • Kyniker, 4. Jahrhundert v. Chr. bis 5. Jahrhunderts (mit längeren Unterbrechungen), begründet von Antisthenes
  • Peripatos, 4. bis 1. Jahrhundert v. Chr., begründet von Aristoteles

Literatur

  • Klaus Döring: Sokrates, die Sokratiker und die von ihnen begründeten Traditionen. In: Hellmut Flashar (Hrsg.): Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike, Band 2/1, Schwabe, Basel 1998, ISBN 3-7965-1036-1, S. 139–364

Einzelnachweise

  1. Lebensdaten nach Klaus Döring: Xenophon. In: Hellmut Flashar: Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike, Band 2/1, Schwabe, Basel 1998, S. 182–200, hier: S. 183, 185.
  2. Zu den Kopievarianten des Platonporträts siehe Kopienkritik: Von römischen Kopien zu griechischen Originalen.


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