imported>Odyssee |
imported>Joachim Stiller |
Zeile 1: |
Zeile 1: |
| [[Datei:BrocasAreaSmall.png|thumb|Die beiden Hauptkomponenten des Sprachzentrums: [[Broca-Areal]] (Sprachproduktion) und [[Wernicke-Areal]] (Sprachverständnis)]]
| | {{Vorlage:Seitenkategorien}} |
| [[Datei:Paul Broca.jpg|mini|Paul Broca]]
| | [[Kategorie:Verbrennung]] |
| [[Datei:C. Wernicke.jpg|mini|Carl Wernicke]]
| | [[Kategorie:Brandschutz]] |
| | | [[Kategorie:Brandlehre]] |
| Als '''Sprachzentren''' werden zusammenfassend jene [[Hirnareal]]e bezeichnet, die an der Produktion, der Verarbeitung und dem Verständnis der [[Sprache]] beteiligt sind. Die hauptsächlichen Zentren sind das [[Wikipedia:1861|1861]] von dem französischen Chirurgen [[Wikipedia:Paul Broca|Paul Broca]] (1824–1880) entdeckte '''Broca-Areal''', das der [[Sprachproduktion]] dient, und das erstmals [[Wikipedia:1874|1874]] von [[Wikipedia:Carl Wernicke|Carl Wernicke]] (1848–1905) beschriebene '''Wernicke-Areal''', welches für das [[Sprachverständnis]] von essentieller Bedeutung ist. Daneben sind auch weitere relativ weit verteilte Areale der [[Großhirnrinde]] und vermutlich auch subkortikale Regionen an der Sprachverarbeitung beteiligt.
| | [[Kategorie:Feuerwehr]] |
| | | [[Kategorie:Brand|!]] |
| Schädigungen des Broca-Areals können zu einer motorischen '''Aphasie''' {{ELSalt|ἀφασία}} ''aphasía'' „Sprachlosigkeit“) führen. Geschädigte können dann zwar Sprache noch weitgehend problemlos verstehen, können aber selbst nicht mehr oder nur mit großen Schwierigkeiten einigermaßen zusammenhängend sprechen (''Broca-Aphasie''). Anders ist es bei einer [[Läsion]] des Wernicke-Zentrums, die zu einer sensorischen Aphasie führt, die das Sprachverständnis beinträchtigt. Geschädigte können zwar gehörte [[Laute|Sprachlaute]] begrenzt nachahmen, produzieren aber nur ein „Kauderwelsch“, das ihnen selbst und ihren Zuhörern völlig unverständlich bleibt.
| |
| | |
| Die Entdeckung und Erforschung der [[neuronal]]en Grundlage der Sprache ist auch aus [[geisteswissenschaft]]licher Sicht höchst interessant. [[Rudolf Steiner]] würdigte die herausragende Leistung von Paul Broca in einem [[Wikipedia:1911|1911]] gehaltenen Vortrag wie folgt:
| |
| | |
| {{GZ|Es hätte im April dieses Jahres das fünfzigjährige Jubiläum für
| |
| eine höchst bedeutsame Entdeckung der modernen Wissenschaft
| |
| gefeiert werden können, welche, wenn sie richtig verstanden wird,
| |
| ein voller Beleg für die geisteswissenschaftliche Evolutionslehre
| |
| ist, ein Zeugnis dafür. Gefunden werden können die geisteswissenschaftlichen
| |
| Ergebnisse nur durch Hellsehen, bestätigt werden
| |
| können sie durch die Tatsachen, welche die äußere Wissenschaft
| |
| zutage fördert. Das fünfzigjährige Jubiläum jener bedeutungsvollen
| |
| Rede hätte gefeiert werden können, die Broca, der große Arzt
| |
| und Philosoph, in der Pariser anthropologischen Gesellschaft im
| |
| April des Jahres 1861 gehalten hat über das Sprachzentrum. Denn
| |
| was Broca geleistet hat, ist ein voller Beweis davon, daß in den
| |
| inneren Gesetzen des physischen Gehirns die Anlagen liegen für
| |
| jene Konfiguration, für jene Formung eines bestimmten Teils des
| |
| Gehirns, die zu dem Bewußtsein der Sprachkunst und auch zum
| |
| Verständnis der Sprachlaute führt. Als Broca im April 1861 gefunden
| |
| hatte, daß das Werkzeug des Sprechens in der dritten Stirnwindung
| |
| des Großhirns liegt und daß dieses Werkzeug in der
| |
| Ordnung sein muß, wenn der Mensch die Sprachlaute verstehen
| |
| will, und ebenso ein anderer Teil, wenn er sie aussprechen soll,
| |
| war ein wichtiger Fortschritt getan, der geisteswissenschaftlich
| |
| verwertet werden kann und ein Beleg für die geisteswissenschaftlichen
| |
| Tatsachen ist. Warum? Weil sich gerade daran, wie dieses
| |
| Sprachzentrum sich ausbildet, zeigt, daß die äußeren Bewegungen
| |
| des Menschen, die Bewegungen seiner Hände, also das, was der
| |
| Mensch halb unbewußt im Leben vollzieht, mitwirkt an der Konfiguration
| |
| dieses Sprachzentrums. Warum ist dieses Sprachzentrum
| |
| bei den Menschen auf der linken Seite besonders ausgebildet?
| |
| Weil der Mensch nach den bisherigen Kulturbedingungen die
| |
| rechte Hand besonders gebrauchte. So ist es der ätherische und
| |
| astralische Leib, der aus dem Unterbewußtsein die Gesten der
| |
| Hände ausführt, der hineinwirkt in das Gehirn und dieses formt.
| |
| Anschaulich lehren heute die Anthropologen, daß von außen herein
| |
| durch makrokosmische Welttätigkeit das Gehirn geformt wird.
| |
| Wenn dieser Teil verletzt oder gelähmt wird, dann gibt es keine
| |
| Sprachfähigkeit. Wenn darauf gesehen wird, daß, wenn die eine
| |
| Seite des Gehirns, die gewöhnlich durch unsere Rechtshändigkeit
| |
| stark ausgebildet ist, von der linken Seite aus entfesselt wird, was
| |
| zum Beispiel in der Kindheit noch möglich ist und in der späteren
| |
| Zeit nicht mehr, dann zeigt sich, daß wirklich von außen durch
| |
| systematisierte Tätigkeit das Gehirn so geformt werden kann, daß
| |
| es ein Sprachzentrum erhält in der dritten entsprechenden Hirnwindung
| |
| dann auf der rechten Seite. Müssen wir da nicht sagen:
| |
| Es ist das Irrtümlichste, was wir uns vorstellen können, wenn wir
| |
| denken, daß die Sprachfähigkeit durch Gehirnanlage gebildet
| |
| wird? - Nein, die Gehirnanlagen machen sie nicht, sondern der
| |
| Mensch in seiner Tätigkeit, die er entwickelt. Aus dem Makrokosmos
| |
| heraus bildet sich die Sprachfähigkeit im Gehirn. Das Sprachorgan
| |
| kommt von der Sprache, nicht die Sprache von dem Sprachorgan.
| |
| Das ist es, was durch diese bedeutsame physiologische
| |
| Tatsache des Broca gefunden worden ist. Dadurch, daß die Götter
| |
| oder Geister der Hierarchien den Menschen verholfen haben,
| |
| solche Tätigkeiten auszuführen, welche ihm seine Sprachzentren
| |
| schaffen, ist von außen das Sprachzentrum gebildet worden. Aus
| |
| der Sprache entsteht das Sprachzentrum, nicht umgekehrt.|129|214ff}}
| |
| | |
| Damit wird auch die heute fast ausschließlich anzutreffende einseitig [[Materialismus|materialistische]] Deutung der [[Neurowissenschaften|neurowissenschaftlichen]] Forschungsergebnisse entschieden relativiert. Nicht das [[Gehirn]] erzeugt primär die [[Sprache]], das [[Denken]] und andere [[kognitiv]]e Leistungen, sondern diese formen zuerst das im Kindesalter noch weitgehend [[Neuronale Plastizität|plastische]] und wenig strukturierte Gehirn durch den immer geschickter werdenden Gebrauch der [[Hände]], der Sprache und des [[Denken]]s aus und geben ihm seine [[individuell]]e Prägung. Das [[Ich]] des Kindes ist an dieser Bildung anfangs noch weitgehend unbewusst beteiligt. Je vollständiger die Gehirnstrukturen ausgebildet sind, desto stärker erwacht auch das [[Ich-Bewusstsein]], weil sich nun erst das Ich an dem von ihm selbt durchformten Gehirn ausreichend spiegeln kann.
| |
| | |
| Eine besondere Bedeutung für die [[geistige Entwicklung]] hat es, wenn man durch eine entsprechende [[Meditation|meditative]] [[Schulungsweg|Schulung]] die sprachbildenden Kräfte ähnlich wie das [[Denken]] vom physischen Werkzeug des [[Gehirn]]s loslösen kann:
| |
| | |
| {{GZ|Durch die Methode der Initiation erlangen wir einen Zustand,
| |
| durch den wir die Denkkraft frei bekommen von dem physischen Gehirn:
| |
| es wird dann nichts zerstört. Das erreichen wir in der Meditation,
| |
| Konzentration, Kontemplation.|150|61}}
| |
| | |
| {{GGZ|Wie wir die Denkkraft loslösen, so können wir auch die
| |
| Kraft loslösen, die wir zum sprachlichen Ausdruck verwenden. Die
| |
| materialistische Wissenschaft sagt, die motorischen Sprachorgane hätten
| |
| ihr Zentrum im sogenannten Brocaschen Sprachorgan. Aber nicht
| |
| das Brocasche Organ hat die Sprache gebildet, sondern diese hat jenes
| |
| gebildet.
| |
| | |
| Die Denkkraft wirkt zerstörend, die Sprache, die aus der sozialen
| |
| Umgebung kommt, wirkt aufbauend. Nun können wir diese Kraft, die
| |
| das Brocasche Organ aufbaut, loslösen. Das erreichen wir dadurch, daß
| |
| wir unsere Meditation durchtränken mit Gefühlswerten. Wenn ich meditiere:
| |
| Im Lichte strahlet Weisheit - , so spiegelt auch das keine äußere
| |
| Wahrheit, aber einen tiefen Sinn hat es, eine tiefe Bedeutung. Wenn wir
| |
| unser Gefühl damit durchdringen: Wir wollen leben mit dem ganzen
| |
| Lichte, das Weisheit strahlt - , dann fühlen wir, wie wir die Kraft ergreifen,
| |
| die sonst im Worte zum Ausdruck kommt, und die nun in unserer
| |
| Seele lebt. Wenn man vom goldenen Schweigen spricht, so bezieht
| |
| sich das darauf: Wir haben in unserer Seele eine Kraft, die das
| |
| Wort schafft. - Wir können sie ergreifen wie die Denkkraft. Dann
| |
| überwinden wir die Zeit, wie wir durch das Ergreifen der Denkkraft
| |
| den Raum überwinden. Was für das alltägliche Leben ein Erinnern ist
| |
| bis zur Kindheit, das dehnt sich dann aus über das vorgeburtliche Leben.
| |
| Das ist der Weg, um Erfahrungen zu bekommen über das Leben
| |
| vom letzten Tode bis zu unserer jetzigen Geburt, und zugleich der
| |
| Weg, die Entwickelung der Menschheit zu durchschauen. Wir durchschauen
| |
| die Kräfte, die die Evolution der Menschengeschichte leiten.|150|62f}}
| |
| | |
| == Siehe auch ==
| |
| * {{WikipediaDE|Sprachzentrum}}
| |
| * {{WikipediaDE|Broca-Areal}}
| |
| * {{WikipediaDE|Wernicke-Zentrum}}
| |
| | |
| == Literatur ==
| |
| | |
| #Rudolf Steiner: ''Weltenwunder, Seelenprüfungen und Geistesoffenbarungen'', [[GA 129]] (1992), ISBN 3-7274-1290-9 {{Vorträge|129}}
| |
| #Rudolf Steiner: ''Die Welt des Geistes und ihr Hereinragen in das physische Dasein'', [[GA 150]] (1980), ISBN 3-7274-1500-2 {{Vorträge|150}}
| |
| | |
| {{GA}}
| |
| | |
| [[Kategorie:Sprache]] [[Kategorie:Nervensystem]] [[Kategorie:Gehirn]] | |