Kapselfrucht und Korbblütler: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Joachim Stiller
 
imported>Joachim Stiller
 
Zeile 1: Zeile 1:
Als '''Kapselfrüchte''' bezeichnet man in der [[Botanik]] einen [[Frucht]]typ mit einem [[Fruchtknoten]] aus zwei oder mehreren verwachsenen [[Fruchtblatt|Fruchtblättern]] (Karpelle). Kapselfrüchte gehören zu den [[Streufrucht|Streufrüchten]], die sich öffnen (Dehiszenz) und so die [[Same (Pflanze)|Samen]] freisetzen. Die Öffnungsstellen oder -linien (Dehiszenzstellen oder -linien) sind im Fruchtknoten vorgebildet. Sie öffnen sich über die Verholzung oder Eintrocknung des [[Perikarp]]s. Dabei schrumpfen die entstehenden Klappen ([[Valven]]) und erweitern den sich in der [[Narbe (Botanik)|Narbenregion]] bildenden Spalt laufend, auch eine Krümmung der Klappen nach außen ist dadurch möglich. Die [[Columella]] verhindert ein völliges Zerfallen der Frucht, da sich die dort verwachsenen Scheidewänden (Septen) nicht trennen.<ref name="Troll">Wilhelm Troll: ''Praktische Einführung in die Pflanzenmorphologie; Zweiter Teil: Die blühende Pflanze''. Gustav Fischer Verlag, Jena 1957 S. 65f</ref> Folglich gehören Kapseln zu den Trockenfrüchten. Fleischige Kapseln treten vor allem in den Tropen auf, Beispiele der europäischen Flora sind die [[Springkräuter]] oder die [[Spindelsträucher]]. In Abgrenzung zu den üblichen trockenen Formen werden sie als '''Saftkapsel'''<ref>Troll: S. 68 </ref> bezeichnet. Kapselfrüchte kommen in fast allen [[Familie (Biologie)|Pflanzenfamilien]] vor, sie fehlen jedoch etwa bei den [[Rosengewächse]]n, den [[Schmetterlingsblütler]]n und den [[Korbblütler]]n.
<!-- Für Informationen zum Umgang mit dieser Vorlage siehe bitte [[Wikipedia:Taxoboxen]]. -->
{{Taxobox
| Taxon_Name      = Korbblütler
| Taxon_WissName  = Asteraceae
| Taxon_Rang      = Familie
| Taxon_Autor      = [[Wikipedia:Friedrich von Berchtold|Bercht.]] & [[Wikipedia:Jan Svatopluk Presl|J.Presl]]
| Taxon2_Name      = Asternartige
| Taxon2_WissName  = Asterales
| Taxon2_Rang      = Ordnung
| Taxon3_Name      = Euasteriden II
| Taxon3_Rang      = ohne
| Taxon4_Name      = Asteriden
| Taxon4_Rang      = ohne
| Taxon5_Name      = Kerneudikotyledonen
| Taxon5_Rang      = ohne
| Taxon6_Name      = Eudikotyledonen
| Taxon6_Rang      = ohne
| Bild            = Illustration_Chrysanthemum_leucanthemum0.jpg
| Bildbeschreibung = [[Wikipedia:Margarite|Margerite]] (''Leucanthemum vulgare''), [[Wikipedia:Asteroideae|Asteroideae]], <br /> Illustration: (2) zygomorphe Zungenblüte mit drei Kronzipfeln, (3),(4) und (5) radiärsymmetrische Röhrenblüte.
}}


[[Datei:Paulnownia Kapselfrucht geschlossen.JPG|mini|Kapselfrucht der [[Paulownia]] (geschlossen)]]
Die '''Korbblütler''' ('''Asteraceae''' oder '''Compositae'''), auch '''Korbblütengewächse''', '''Asterngewächse''' oder '''Köpfchenblütler''' genannt, sind die größte [[Familie (Biologie)|Familie]] der Ordnung der [[Wikipedia:Asternartige|Asternartige]]n (Asterales) innerhalb der [[Bedecktsamer|Bedecktsamigen Pflanzen]] (Magnoliopsida). Etwa 10 % der Arten der Magnoliopsida gehören zu den Asteraceae. Von der [[Blütenstand]]sform sind der deutsche Name Korbblütler und der botanische Name ''Compositae'' ([[Latein|lat.]] für ‚Zusammengesetzte‘) abgeleitet.


== Einteilung der Kapseln ==
Die Familie Asteraceae enthält etwa 1.600 bis 1.700 Gattungen mit etwa 24.000 [[Art (Biologie)|Arten]] und ist weltweit auf allen Kontinenten, außer [[Antarktika]], in allen [[Klimazone]]n vertreten. In [[Europa]] gehört sie zu den artenreichsten Pflanzenfamilien.
Die Benennung und weitere Unterteilung der Kapselfrüchte erfolgt über die Art der Öffnung.
[[Datei:Asteracea poster.jpg|mini|Vielfalt der Blütenkörbe bei den Asteraceae:<br />1. ''[[Anthemis tinctoria]]'' (Asteroideae),<br />2. ''[[Glebionis coronaria]]'' ([[Asteroideae]]),<br />3. ''[[Coleostephus myconis]]'' (Asteroideae),<br />4. ''[[Chrysanthemum]]'' spec. (Asteroideae),<br />5. ''[[Sonchus oleraceus]]'' ([[Cichorioideae]]),<br />6. ''[[Cichorium intybus]]'' (Cichorioideae),<br />7. ''[[Gazania rigens]]'' (Cichorioideae),<br />8. ''[[Tithonia rotundifolia]]'' (Asteroideae),<br />9. ''[[Calendula arvensis]]'' (Asteroideae),<br />10. '' [[Leucanthemum vulgare]]'' (Asteroideae),<br />11. '' [[Hieracium lachenalii]]'' (Cichorioideae),<br />12. ''[[Osteospermum ecklonis]]'' (Asteroideae)]]


== Porenkapsel und abgeleitete Formen ==
== Beschreibung ==
=== Porenkapsel ===
=== Erscheinungsbild und Blätter ===
'''Porenkapseln''', '''Lochkapseln''' oder '''porizide Kapseln'''<ref>Sitte et al.: S. 779</ref> sind nur in wenigen Gattungen zu finden, typisch sind sie vor allem für [[Löwenmäuler]] oder [[Glockenblumen]], bekanntestes Beispiel ist der [[Mohn]]. Die [[Valven]] lösen sich dabei nur sehr begrenzt nach unten ab, folglich ergeben sich keine vollständigen [[Dehiszenz]]linien, sondern pro [[Fruchtblatt]] genau eine scharf umrissene Öffnung in der Kapselwand, durch die Samen entlassen werden. Durch die Reste der [[Plazenta (Botanik)|Plazenta]] und der Karpellränder bleiben die Poren seitlich voneinander getrennt. Die Poren sind in einer Kreislinie um die Kapsel angeordnet.<ref>Troll: S. 69f</ref>
Es gibt überwiegend ein- bis zweijährige oder ausdauernde [[krautige Pflanze]]n-Arten, aber es gibt auch verholzende Arten: [[Halbstrauch|Halbsträucher]] und [[Strauch|Sträucher]], selten [[Lianen]] oder [[Baum|Bäume]]. Es gibt [[monokarp]]ische und [[Pollakanthe Pflanze|polykarpische]] Arten. Es gibt Arten in fast jedem [[Habitat]]typ, nur wenige Arten wachsen als echte [[Epiphyt]]en oder Wasserpflanzen. Bei einigen [[Taxon|Taxa]] enthalten die Pflanzen [[Milchsaft]].  


=== Rahmenkapsel ===
Die Anordnung der Blätter ist meist wechselständig, selten gegenständig oder quirlständig; sie sind oft zu einer grundständigen Rosette vereinigt. Die gestielten bis sitzenden [[Blatt (Pflanze)|Laubblätter]] besitzen selten einfache, oft fiederteilige bis gefiederte Blattspreiten. Sie sind krautig bis ledrig, manchmal sind sie in [[Dorn (Botanik)|Dornen]] umgewandelt. Der Blattrand ist glatt, gewellt, gelappt, gesägt, gezackt oder gezähnt. Es sind meist keine [[Nebenblätter]] vorhanden.
Bei der pentameren Frucht der Stachelmohnarten ist ein Übergang zum Fruchttyp Schote erkennbar. Lösen sich die Valven anfänglich nur wenig vom reifen Fruchtknoten ab, erinnert die Frucht an eine Porenkapsel aus fünf Fruchtblättern mit entsprechenden fünf Poren. Lösen sie sich mit zunehmender Fruchtreife weiter ab, so bleibt im [[distal (Anatomie)|distal]]en Bereich ein gerüstartiger Rahmen (Replum) zurück, man spricht daher von einer '''Rahmenkapsel'''.<ref>Troll: S. 70ff</ref>


=== Schote ===
=== Blütenstände ===
''Hauptartikel:'' [[Schote (Frucht)]]
In verschiedenen, unterschiedlich aufgebauten [[Blütenstand|Gesamtblütenständen]] zusammengefasst stehen auf mehr oder weniger unbeblätterten Blütenstandsschäften die Blütenkörbe oder sie stehen einzeln. Typisch für diese Familie sind die [[Korb (Blütenstand)|körbchenförmigen]] Blütenstände. Die [[Hüllblatt|Hüllblätter]] (Involucrum) umgeben die Blütenkörbchen und bilden einen ''Hüllkelch''. Die kegelig verlängerte oder abgeflachte [[Blütenachse|Blütenstandsachse]], der Blütenboden, das ''Blütenlager'' (Clinanthium, Phoranthium), der einzelnen Blüten, welche zusammen das Blütenkörbchen (Calathium, Anthodium) bilden, ist kahl und glatt oder behaart. Der Körbchenboden kann sitzende, schuppenförmige [[Tragblatt|Tragblätter]], die sogenannten [[Spreublatt|Spreublätter]] (Palea), besitzen. 


Die '''Schote''' der [[Kreuzblütler]] gilt zwar als eigenständiger Fruchttyp, ist aber eine Sonderform der Kapsel. Reduziert man die Rahmenkapsel auf zwei Fruchtblätter, so erhält man eine Schote. Ein Replum aus den vereinigten Karpellrändern und ihren Plazenten verbleibt hier, da sich die Valven vollständig ablösen. Eine [[falsche Scheidewand]] ist im Rahmen aufgespannt.<ref>Troll: S 69ff</ref> Diese Fruchtform wird auch als '''Fensterkapsel'''<ref name="Hoppe"> J. R. Hoppe: Vorlesungsskript Allgemeine Botanik Teil II http://www.biologie.uni-ulm.de/lehre/botanik/allgemeinebotanik_hoppe.pdf, abgerufen am 22. August 2008</ref> bezeichnet.
Die Blütenkörbe sehen wie Einzel[[blüte]]n aus und fungieren auch blütenökologisch als Gesamtheit zur Anlockung von Bestäubern. Es sind also [[Blume]]n, in denen viele, kleine Einzelblüten zusammengefasst sind, sie bilden also eine Scheinblüte ([[Pseudanthium]]). Am Rand des Blütenkörbchens angeordnete [[Zungenblüte]]n verstärken oft den Eindruck, dass es sich bei dem Blütenstand um eine einzige Blüte handelt. Ein Blütenkorb enthält je nach Art ein bis tausend Blüten. Die Blüten eines Blütenkorbes entwickeln sich und blühen von außen nach innen auf (zentripetal).


<gallery>
=== Blüten ===
Bild:Pavot.JPG|Porenkapsel einer [[Mohn]]pflanze.
[[Datei:Carduus flowerdiagram.png|mini|links|120px|[[Blütendiagramm]] von ''[[Carduus]]''.]]
Bild:Argemone.mexicana3web.jpg|Unreife Rahmenkapsel des [[Mexikanischer Stachelmohn|mexikanischen Stachelmohns]]. Die bläulichen Linien deuten den verbleibenden Rahmen an.
Die zwittrigen oder eingeschlechtigen [[Blüte]]n sind meist fünfzählig. Die [[Kelchblatt|Kelchblätter]] sind teilweise oder ganz reduziert, bei vielen Taxa sind sie zu einem charakteristischen Haarkranz oder seltener zu einem häutigen Saum umgebildet; dieser Flugapparat für die Frucht heißt [[Pappus (Botanik)|Pappus]]. Die [[Kronblatt|Kronblätter]] sind zu einer Röhre verwachsen. Es ist nur ein Kreis mit drei bis fünf [[Fruchtbarkeit|fertilen]] [[Staubblatt|Staubblättern]] vorhanden. Die [[Staubblatt|Staubfäden]] sind nur kurz. Die [[Staubblatt|Staubbeutel]] (Antheren) sind zu einer Röhre verwachsen und bilden ein typisches Merkmal der Familie. Zwei [[Fruchtblatt|Fruchtblätter]] sind zu einem unterständigen [[Fruchtknoten]] verwachsen. Die [[Griffel (Botanik)|Griffel]], mit immer zwei Griffelästen, schieben sich durch die [[Staubblatt|Antherenröhre]] und schieben dabei den [[Pollen]] aus der Röhre mit Fegehaaren, die sich an der Außenseite oder der Spitze der Griffel befinden. Erst danach wird die Narbe empfängnisfähig.
Bild:LunariaAnnua1.jpg|Reife Schötchen des [[Einjähriges Silberblatt|einjährigen Silberblatts]] mit (oben) und ohne Valven (unten). Die falsche Scheidewand (unten) glänzt silbrig.
</gallery>


== Deckelkapsel ==
Es gibt zwei grundsätzliche Blütenformen in der Familie: [[radiärsymmetrisch]]e [[Röhrenblüte]]n (Scheibenblüten) und [[zygomorph]]e Zungenblüten (Strahlenblüten). Je nach Unterfamilie sind beide Blütenformen zusammen oder nur eine davon vorhanden.
[[Datei:Plantago major fruit.jpg|mini|Deckelkapseln und Samen des [[Breitwegerich]]]]
Eine '''Deckelkapsel''', auch '''Pyxidium''' genannt, öffnet sich durch einen Deckel, der alle Samenkammern der Kapsel bedeckt. Deckelkapseln kommen in mindestens 17 Pflanzenfamilien vor, unter anderem den [[Fuchsschwanzgewächse]] (Amaranthaceae), [[Berberitzengewächse]] (Berberidaceae), [[Kürbisgewächse]] (Cucurbitaceae), [[Topffruchtbaumgewächse]] (Lecythidaceae), [[Myrtengewächse]] (Myrtaceae), [[Wegerichgewächse]] (Plantaginaceae) und der [[Nachtschattengewächse]] (Solanaceae).<ref>Richard W. Spjut: ''[http://www.worldbotanical.com/fruit_types.htm A Systematic Treatment of Fruit Types]'', The World Botanical Associates Web Page, abgerufen am 9. April 2008</ref> Durch eine zusätzliche Zäsur wird bei der fleischfressenden Art ''[[Genlisea hispidula]]'' noch ein [[Perikarp]]ring abgeschieden, weiterhin kann die Dehiszenzlinie schraubig verlaufen.<ref>Focko Weberling: ''Morphologie der Blüten und der Blütenstände''. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1981 S. 350</ref>


== Spaltkapsel ==
Die [[Blütenformel]] lautet <math>\star </math> oder <math>\downarrow K_{0 - \infty} \; C_{[(5)} A_{(5)]} \; G_{\overline{(2)}}</math>.
'''Spaltkapseln''' sind die häufigste Form der Kapselfrucht. Die Kapsel öffnet sich durch Längsrisse (Dehiszenzlinien), um die Samen zu entlassen. Häufig öffnet sich die Kapsel über die gesamte Länge der Fruchtwand. Die verschiedenen Öffnungsmöglichkeiten treten auch in Kombination auf. Da die Frucht nicht vollständig zerfällt, darf sie nicht als [[Spaltfrucht]] bezeichnet werden.


=== Ventrizide Kapsel ===
=== Früchte ===
Befinden sich die Öffnungslinien an der Bauchseite der einzelnen Karpelle, spricht man von einer '''bauchspaltigen''' oder '''ventriziden Kapsel'''. Dies kann nur bei apokarpen [[Gynoeceum]] aus nicht verwachsenen Fruchtblättern entstehen, da die Bauchseite der Fruchtblätter durch die Verwachsung verloren geht. Ein vollständig coenocarpes Gynoeceum kann keine ventriziden Kapseln bilden, ein nur teilweise verwachsenes Gynoeceum nur entsprechend dem apokarpen Anteil. Dieser kann, wie bei der [[Gemeine Pimpernuss|gemeinen Pimpernuss]], nur kurz sein oder, wie beim [[Diptam]], den coenokarpen Anteil an Größe übertreffen.<ref name="Hoppe" />
Die Frucht ist meist eine Sonderform einer Nuss, die [[Achäne]], meist mit einem [[Pappus (Botanik)|Pappus]], der in Form von Schuppen, Borsten oder Haaren ausgebildet sein kann.


<gallery>
[[Datei:Helianthus annuus pollen 1.jpg|mini|[[Pollen]]körner der [[Sonnenblume]] (''Helianthus annuus''). Die meisten Asteraceae werden von Insekten bestäubt; dabei hilft die stachelige Oberfläche, die ihnen Halt gibt.]]
Bild:Staphylea-pinnata-fruits.JPG|Kapsel der Pimpernuss mit kurzem, nicht verwachsenem Teil (unten)
Bild:Dictamnus albus seeds.jpg|Reife Kapsel des Diptam
</gallery>


=== Lokulizide Kapsel ===
== Synökologie ==
Platzen bei Reife die außengelegenen Mittelrippen jedes einzelnen Fruchtblattes auf, spricht man von einer '''rückenspaltigen''' oder '''dorsiziden Kapsel'''.<ref name="Hoppe" /><ref>Sitte et al: S.780</ref> Damit öffnen sich die samentragenden Fächer, genannt Loculamente oder Loculi<ref>Weberling: S. 152</ref> eines jeden Fruchtblattes einzeln. Hieraus resultiert der gebräuchlichere Begriff '''fachspaltige''' oder '''lokulizide Kapsel'''. Lokulizide (auch lucolicide) Kapseln treten bei [[Schwertlilien]], [[Narzissen]] und [[Nachtkerzen]] auf. Auch sehr viele [[Liliengewächse]] wie beispielsweise [[Tulpen]], [[Allium|Zwiebeln]], [[Lilien]] und [[Traubenhyazinthen]] haben solche Spaltkapseln.
Die [[Bestäubung]] erfolgt überwiegend durch Insekten oder durch den Wind.


=== Septizide Kapsel ===
Die Ausbreitungseinheit ([[Diaspore]]) ist die Achäne. Die Achänen werden entweder durch den Wind durch die Flughaare oder durch Tiere verbreitet. Zur Tierverbreitung bilden die Involukralblätter z.&nbsp;B. bei der Großen Klette (''Arctium lappa'') an der Spitze Haken aus, die sich im Fell von Säugetieren oder in der Kleidung von Menschen verhaken, um später an anderer Stelle wieder abzufallen. Dies ist eine spezielle Form der Zoochorie, die man [[Epizoochorie]] nennt.
[[Datei:CottonPlant.JPG|mini|Baumwollkapseln]]
Reißt die Kapsel entlang der Verwachsungsnähte damit an den Scheidewänden (Septen) der Fruchtblätter in Längsrichtung auf, so liegt eine '''scheidewandspaltige''' oder '''septizide Kapsel''' vor. Ein coenokarpes Gynoeceum kann die Samen nur dann freigeben, wenn ein kleiner parakarper Anteil vorhanden ist, da sich sonst keine klaffende Öffnung ergibt.<ref name="Hoppe" /> Septizide Kapseln kommen beim [[Johanniskraut]], bei der [[Alpenrose]] oder [[Orchideen]] vor. Die bekannteste septizide Kapsel ist die der [[Baumwolle]]. Aus Baumwollkapseln quellen bei der Öffnung viele einzellige [[Samenhaar]]e.


=== Septifrage Kapsel ===
== Inhaltsstoffe ==
Zusätzlich zu den Dehiszenzlinien längs der Fruchtblätter können Querbrüche an den Septen auftreten. Es bilden sich '''scheidewandbrüchige''' oder '''septifrage Kapseln'''. Diese Form der Dehiszenz tritt jedoch nur in Kombination mit einer Septizidie oder einer Lokulizidie auf.<ref>Weberling: S. 350</ref> Septizid-septifrage Kapseln sind bei der [[Herbstzeitlose]] zu finden, septifrag-loculizide Kapseln bei den [[Schwertlilien]] oder den [[Rosskastanien]].<ref name="Hoppe" />
Viele Arten sind reich an [[Ätherische Öle|ätherischen Ölen]], die sich in sehr charakteristischen Drüsenschuppen befinden. Oft wird als [[Reservestoff]] [[Inulin]] gebildet.
 
== Zur Nutzung siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Korbblütler}}
 
== Zur Entwicklungsgeschichte siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Korbblütler}}
 
== Zur Systematik siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Korbblütler}}


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kapselfrucht}}
* {{WikipediaDE|Korbblütler}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* Focko Weberling: ''Morphologie der Blüten und der Blütenstände.'' Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1981, ISBN 3-8001-3426-8.
* [http://www.mobot.org/MOBOT/Research/APweb/orders/asteralesweb.htm#Asteraceae Die Familie der Asteraceae] bei der [http://www.mobot.org/MOBOT/Research/APweb/welcome.html APWebsite] (Abschnitt Systematik und Beschreibung)
* Wilhelm Troll: ''Praktische Einführung in die Pflanzenmorphologie.'' Zweiter Teil: ''Die blühende Pflanze.'' Gustav Fischer Verlag, Jena 1957.
* [http://delta-intkey.com/angio/www/composit.htm Die Familie der Asteraceae] bei [http://delta-intkey.com/angio/ DELTA.] (Abschnitt Beschreibung)
* Theodore M. Barkley, Luc Brouillet & John L. Strother: Asteraceae in ''Flora of North America'', Volume 19, 20 und 21: [http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=1&taxon_id=10074 Online.] (Abschnitt Systematik und Beschreibung)
* [http://florabase.calm.wa.gov.au/browse/profile/22924 Die Familie der Asteraceae in der Western Australian Flora.] (Abschnitt Beschreibung)
* [http://www.biologie.uni-ulm.de/lehre/bestueb/asterace.htm Die Familie der Asteraceae in den Bestimmungsübungen der Uni-Ulm.]
* Thomas Schöpke, 2006: [http://www.pharmakobotanik.de/systematik/5_famili/astera-1.htm Beschreibung der Familie und Unterfamilien bei ''pharmakobotanik.de''.]
* Jose L. Panero & Vicki A. Funk: ''The value of sampling anomalous taxa in phylogenetic studies: major clades of the Asteraceae revealed.'', in ''Molecular Phylogenetics and Evolution'', 47, 2008, S. 757–782: [http://botany.si.edu/bdg/pdf/funkyarchive/funkypdf/2008_pr_Panero_Funk_Base-tree.pdf PDF]. {{DOI|10.1016/j.ympev.2008.02.011}}
* Vicki A. Funk, Alfonso Susanna, Tod F. Stuessy & Randall J. Bayer: ''Systematics, Evolution and Biogeography of the Compositae'', 2009. IAPT (International Association for Plant Taxonomy). ISBN 978-3-9501754-3-1 (Abschnitt Systematik und Beschreibung)
* Randy Bayer, Alfonso Delgado, Vicki Funk, Marinda Koekemoer & Christoph Oberprieler (Program committee): [http://www.compositae.org/ TICA = ''The International Compositae Alliance''.]
* J. Mauricio Bonifacino & Vicki A. Funk: ''Compositae Classification: Revisited, reevaluated, reeverythinged'': [http://www.compositae.org/pdf/Metatree_compositae_august_a.pdf Compositae-Metatree-Poster.] (PDF-Datei; 2,96&nbsp;MB)


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Capsule (fruit)|Fruchtkapseln}}
{{Commonscat|Asteraceae|Korbblütler}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


{{Navigationsleiste Früchte}}
{{Normdaten|TYP=s|GND=4165300-2}}
 
[[Kategorie:Früchte|204]]
[[Kategorie:Frucht|204]]
[[Kategorie:Streufrüchte|!104]]
[[Kategorie:Kapselfrüchte|!]]


{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Korbblütler|!]]

Version vom 22. Januar 2018, 15:47 Uhr

Korbblütler

Margerite (Leucanthemum vulgare), Asteroideae,
Illustration: (2) zygomorphe Zungenblüte mit drei Kronzipfeln, (3),(4) und (5) radiärsymmetrische Röhrenblüte.

Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Asteriden
Euasteriden II
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütler
Asteraceae
Bercht. & J.Presl

Die Korbblütler (Asteraceae oder Compositae), auch Korbblütengewächse, Asterngewächse oder Köpfchenblütler genannt, sind die größte Familie der Ordnung der Asternartigen (Asterales) innerhalb der Bedecktsamigen Pflanzen (Magnoliopsida). Etwa 10 % der Arten der Magnoliopsida gehören zu den Asteraceae. Von der Blütenstandsform sind der deutsche Name Korbblütler und der botanische Name Compositae (lat. für ‚Zusammengesetzte‘) abgeleitet.

Die Familie Asteraceae enthält etwa 1.600 bis 1.700 Gattungen mit etwa 24.000 Arten und ist weltweit auf allen Kontinenten, außer Antarktika, in allen Klimazonen vertreten. In Europa gehört sie zu den artenreichsten Pflanzenfamilien.

Vielfalt der Blütenkörbe bei den Asteraceae:
1. Anthemis tinctoria (Asteroideae),
2. Glebionis coronaria (Asteroideae),
3. Coleostephus myconis (Asteroideae),
4. Chrysanthemum spec. (Asteroideae),
5. Sonchus oleraceus (Cichorioideae),
6. Cichorium intybus (Cichorioideae),
7. Gazania rigens (Cichorioideae),
8. Tithonia rotundifolia (Asteroideae),
9. Calendula arvensis (Asteroideae),
10. Leucanthemum vulgare (Asteroideae),
11. Hieracium lachenalii (Cichorioideae),
12. Osteospermum ecklonis (Asteroideae)

Beschreibung

Erscheinungsbild und Blätter

Es gibt überwiegend ein- bis zweijährige oder ausdauernde krautige Pflanzen-Arten, aber es gibt auch verholzende Arten: Halbsträucher und Sträucher, selten Lianen oder Bäume. Es gibt monokarpische und polykarpische Arten. Es gibt Arten in fast jedem Habitattyp, nur wenige Arten wachsen als echte Epiphyten oder Wasserpflanzen. Bei einigen Taxa enthalten die Pflanzen Milchsaft.

Die Anordnung der Blätter ist meist wechselständig, selten gegenständig oder quirlständig; sie sind oft zu einer grundständigen Rosette vereinigt. Die gestielten bis sitzenden Laubblätter besitzen selten einfache, oft fiederteilige bis gefiederte Blattspreiten. Sie sind krautig bis ledrig, manchmal sind sie in Dornen umgewandelt. Der Blattrand ist glatt, gewellt, gelappt, gesägt, gezackt oder gezähnt. Es sind meist keine Nebenblätter vorhanden.

Blütenstände

In verschiedenen, unterschiedlich aufgebauten Gesamtblütenständen zusammengefasst stehen auf mehr oder weniger unbeblätterten Blütenstandsschäften die Blütenkörbe oder sie stehen einzeln. Typisch für diese Familie sind die körbchenförmigen Blütenstände. Die Hüllblätter (Involucrum) umgeben die Blütenkörbchen und bilden einen Hüllkelch. Die kegelig verlängerte oder abgeflachte Blütenstandsachse, der Blütenboden, das Blütenlager (Clinanthium, Phoranthium), der einzelnen Blüten, welche zusammen das Blütenkörbchen (Calathium, Anthodium) bilden, ist kahl und glatt oder behaart. Der Körbchenboden kann sitzende, schuppenförmige Tragblätter, die sogenannten Spreublätter (Palea), besitzen.

Die Blütenkörbe sehen wie Einzelblüten aus und fungieren auch blütenökologisch als Gesamtheit zur Anlockung von Bestäubern. Es sind also Blumen, in denen viele, kleine Einzelblüten zusammengefasst sind, sie bilden also eine Scheinblüte (Pseudanthium). Am Rand des Blütenkörbchens angeordnete Zungenblüten verstärken oft den Eindruck, dass es sich bei dem Blütenstand um eine einzige Blüte handelt. Ein Blütenkorb enthält je nach Art ein bis tausend Blüten. Die Blüten eines Blütenkorbes entwickeln sich und blühen von außen nach innen auf (zentripetal).

Blüten

Blütendiagramm von Carduus.

Die zwittrigen oder eingeschlechtigen Blüten sind meist fünfzählig. Die Kelchblätter sind teilweise oder ganz reduziert, bei vielen Taxa sind sie zu einem charakteristischen Haarkranz oder seltener zu einem häutigen Saum umgebildet; dieser Flugapparat für die Frucht heißt Pappus. Die Kronblätter sind zu einer Röhre verwachsen. Es ist nur ein Kreis mit drei bis fünf fertilen Staubblättern vorhanden. Die Staubfäden sind nur kurz. Die Staubbeutel (Antheren) sind zu einer Röhre verwachsen und bilden ein typisches Merkmal der Familie. Zwei Fruchtblätter sind zu einem unterständigen Fruchtknoten verwachsen. Die Griffel, mit immer zwei Griffelästen, schieben sich durch die Antherenröhre und schieben dabei den Pollen aus der Röhre mit Fegehaaren, die sich an der Außenseite oder der Spitze der Griffel befinden. Erst danach wird die Narbe empfängnisfähig.

Es gibt zwei grundsätzliche Blütenformen in der Familie: radiärsymmetrische Röhrenblüten (Scheibenblüten) und zygomorphe Zungenblüten (Strahlenblüten). Je nach Unterfamilie sind beide Blütenformen zusammen oder nur eine davon vorhanden.

Die Blütenformel lautet oder .

Früchte

Die Frucht ist meist eine Sonderform einer Nuss, die Achäne, meist mit einem Pappus, der in Form von Schuppen, Borsten oder Haaren ausgebildet sein kann.

Pollenkörner der Sonnenblume (Helianthus annuus). Die meisten Asteraceae werden von Insekten bestäubt; dabei hilft die stachelige Oberfläche, die ihnen Halt gibt.

Synökologie

Die Bestäubung erfolgt überwiegend durch Insekten oder durch den Wind.

Die Ausbreitungseinheit (Diaspore) ist die Achäne. Die Achänen werden entweder durch den Wind durch die Flughaare oder durch Tiere verbreitet. Zur Tierverbreitung bilden die Involukralblätter z. B. bei der Großen Klette (Arctium lappa) an der Spitze Haken aus, die sich im Fell von Säugetieren oder in der Kleidung von Menschen verhaken, um später an anderer Stelle wieder abzufallen. Dies ist eine spezielle Form der Zoochorie, die man Epizoochorie nennt.

Inhaltsstoffe

Viele Arten sind reich an ätherischen Ölen, die sich in sehr charakteristischen Drüsenschuppen befinden. Oft wird als Reservestoff Inulin gebildet.

Zur Nutzung siehe auch

Zur Entwicklungsgeschichte siehe auch

Zur Systematik siehe auch

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Korbblütler - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise