Traumdeutung

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Traumdeutung bzw. Oneirologie (von griech. ὄνειρος, oneiros, „der Traum“) bezeichnet jene Tätigkeiten und weltanschaulichen Konzepte, die hinter den im Traum erlebten Bildern, Handlungen und Gefühlen jeweils eine bestimmte, meist wichtige symbolische Botschaft vermuten und versuchen, sie methodisch zu deuten. In der Antike wurde den Träumen eine göttliche oder dämonische Quelle zugeschrieben, die dem Menschen auf diesem Wege eine Botschaft übermittelte oder in Versuchung geführt haben soll, eine volkstümliche Auffassung, die auch die Grundlage der Oneiromantie bildet und von alttestamentlichen Traumdeutern wie Daniel praktiziert wurde. Seit dem Zeitalter der Aufklärung wird der Charakter des Traums als Überbringer von Botschaften philosophisch bezweifelt.

Traumsymbole und Traumdrama

Von Rudolf Steiner gibt es eine Aussage zur Traumdeutung (GA 234, 2. Zitat folgender Abschnitt) dahingehend, daß wenn schon ein Traum gedeutet werden soll, es weniger auf die Symbolik für sich allein ankomme, als viel mehr auf den Traum als Drama. Dies stimmt mit der Auffassung C.G. Jungs überein, der vier Phasen des Traumdramas unterscheidet (Exposition, Komplikation (Verwicklung), Kulmination/Peripetie, Lysis (Lösung)[1]. Darüber hinaus kann auch die Entwicklung in einer Serie von Träumen von Bedeutung sein.

Ausssagen Rudolf Steiners zur Traumdeutung

„Eine vollständige Umwandlung eines Vorstellungseindrucks geht in der menschlichen Seele vor sich, wenn dieser Vorstellungseindruck zwei bis drei Tage in der Seele geweilt hat. Man kann schon, ohne Geistesforscher zu sein, durch gewöhnliche, intimere Beobachtung des Seelenlebens sich von der Wahrheit des eben Gesagten überzeugen, allerdings auf einem Gebiete, das heutzutage nur oberflächlich ins Auge gefaßt wird, und besonders schief ins Auge gefaßt wird dadurch, daß sich eine gewisse, sehr nach dem Materiellen hindrängende Wissenschaftsrichtung der Gegenwart dieses Gebietes bemächtigt hat, nämlich die sogenannte analytische Psychologie oder Psychoanalyse. Doch darauf will ich nicht eingehen.Ich möchte aber darauf aufmerksam machen, daß derjenige, der das Traumleben wirklich beobachten kann, weiß, daß das unwillkürliche Heraufkommen von Träumen immer irgendwie zusammenhängt mit den Eindrücken der letzten Tage, eigentlich nur der letzten zwei bis drei Tage. Aber mißverstehen Sie mich nicht! Selbstverständlich kommen im Traum längst verflossene Ereignisse als Reminiszenzen herauf. Aber etwas anderes ist es, was diese längst verflossenen Ereignisse heraufruft. Wenn man genau den Traum beobachten kann, wird man immer sehen, daß irgendeine hervorrufende Vorstellung aus den letzten zwei bis drei Tagen da sein muß. Die ruft erst längst verflossene Ereignisse hervor. Durch zwei bis drei Tage haben die Eindrücke der Außenwelt die Kraft, Träume zu erzeugen. Das andere gliedert sich dann um sie herum. Wenn nicht eine solche aus den letzten zwei bis drei Tagen stammende Vorstellung den Traum erzeugen kann, kann er auch nicht entstehen.“ (Lit.:GA 67, S. 49f)

„So daß der Imaginierende – ich rede jetzt nur von ihm, er kann natürlich auch ein inspirierter, ein intuitiver Mensch sein – das Traumleben aus seiner eigenen Erfahrung sehr gut kennt. Aber ein Unterschied in der Auffassung gegenüber dem Traume ist doch vorhanden. Der Imaginierende empfindet den Traum als etwas, mit dem er sich verbindet, mit dem er in einem viel stärkeren Maße eins wird, als das durch das gewöhnliche Bewußtsein sein kann. Er vermag den Traum ernster zu nehmen. Und eigentlich berechtigt erst die Imagination, den Traum ernst zu nehmen, denn sie befähigt dazu, gewissermaßen hinter das Träumen zu sehen und am Traum aufzufassen vorzugsweise seinen dramatischen Fortgang, seine Spannungen und Lösungen, seine Katastrophen, seine Krisen, nicht so sehr den einzelnen Trauminhalt. Der einzelne Trauminhalt fängt einen bei der Imagination sogar an, weniger zu interessieren. Viel mehr interessiert einen, ob der Traum zu einer Krisis führt, zu einer Freude führt, ob er zu etwas führt, was einem leicht wird oder schwer wird und dergleichen. Dieser Verlauf, ich kann nur immer sagen, diese Dramatik des Traumes fängt an einen vorzugsweise zu interessieren, also gerade das, was oftmals das gewöhnliche Bewußtsein nicht interessiert. Man sieht hinter die Kulissen des Traumes. Und gerade diese Betrachtung des Traumes gibt für das imaginative Bewußtsein die stärksten Eindrücke, weil man in dem träumenden eigenen Wesen immer mehr und mehr verspürt, wie man da etwas in sich trägt, was in das nächste Erdenleben hinübergeht, was sich auswächst zwischen dem Tode und einer neuen Geburt und in das nächste Erdenleben hinüberwächst. Man lernt empfinden den Keim des nächsten Erdenlebens in dem Traum.“ (Lit.:GA 234, S. 133)

„Allmählich merkt man, daß das Traumleben einen regelmäßigeren Charakter annimmt. In diesem fließt zunächst die spirituelle Welt ein. Die Meditation ist der okkulte Schlüssel dazu. Man soll ein Büchlein sich anlegen, und morgens ganz kurz, mit ein paar Worten, charakteristische Träume aufschreiben. Dadurch erhält man Praxis im Behalten dessen, was aus den höheren Welten einem zufließt. Es ist dies die erste elementare Methode, durch die man später dazu kommt, daß man die spirituellen Erlebnisse durchbringt, d.h. daß sie in das helle Tagesbewußtsein hereinbrechen. Träume, die nur Reminiszenzen aus dem täglichen Leben sind, oder die auf körperlichen Zuständen (Kopfschmerz, Herzklopfen etc. etc.) beruhen, haben nur dann einen Wert, wenn sie sich in eine symbolische Form kleiden. Zum Beispiel wenn das klopfende Herz als ein kochender Ofen erscheint, oder das schmerzende Gehirn als Gewölbe, in dem Tiere kriechen etc. etc. Nur die Symbolik hat dabei Wert, nicht der Inhalt des Traumes. Denn die Form der Symbolik wird zuerst von der spirituellen Welt dazu benutzt, um uns überhaupt in die Kräfte der höheren Welten einzuführen. Man muß deswegen auf die Feinheiten dieser Symbolik achten. Ferner (kann) es gut sein, wenn man die Träume, die (einem) bewußt werden, mit den Erlebnissen des nächsten Tages vergleicht. Denn wahrscheinlich werden Ihre Träume in nicht sehr ferner Zeit etwas vorbedeutendes annehmen.“ (Lit.:GA 267, S. 87f)

Siehe auch

Literatur

  • Käthe Weizsäcker: Psychotherapie und Anthroposophie. Ich-Reifung durch imaginative Traumerkenntnis, Urachhaus 1986
  • Anton Kimpfler: Was verraten meine Träume? Geheimnisse unserer nächtlichen Existenz, Verlag am Goetheanum, Dornach 2000, ISBN 978-3723510797
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. C.G. Jung, Marie-Louise von Franz u.a. (1982) „Der Mensch und seine Symbole“, (6. Sonderausgabe) Olten, Waler-Verlag AG, S. 55 ff., ISBN 3530565016), C.G Jung: GW 8: Vom Wesen der Träume (1945), Lit.: Jung, Traum und Traumdeutung: Vom Wesen der Träume, S. 146f. (aus GW 8)
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