Rudolf Virchow: Unterschied zwischen den Versionen

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Rudolf Virchow war das einzige Kind des Schivelbeiner Landwirts und Stadtkämmerers ''Carl Christian Siegfried Virchow'' (1785–1864) und dessen Ehefrau ''Johanna Maria geb. Hesse'' (1785–1857), einer Schwester des Baurates [[w:Ludwig Ferdinand Hesse|Ludwig Ferdinand Hesse]].
Rudolf Virchow war das einzige Kind des Schivelbeiner Landwirts und Stadtkämmerers ''Carl Christian Siegfried Virchow'' (1785–1864) und dessen Ehefrau ''Johanna Maria geb. Hesse'' (1785–1857), einer Schwester des Baurates [[w:Ludwig Ferdinand Hesse|Ludwig Ferdinand Hesse]].


Ab 1839 studierte Rudolf Virchow Medizin in Berlin. Vom 26. Oktober 1839 bis zum 1. April 1843 war er dort Angehöriger des [[Pépinière|Medicinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelm-Instituts]].<ref>[https://books.google.de/books?id=Co2NBwAAQBAJ&pg=PA20&lpg=PA20&dq=Rudolf+Virchow+stammliste&source=bl&ots=41fDlH7wE9&sig=P4yyarge5a03dzb-DXoUg58opec&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwif-aS2647MAhWF_SwKHXk5AqAQ6AEIHDAA#v=onepage&q=Rudolf%20Virchow%20stammliste&f=false Stammliste der KWA]</ref> Mit einer pathologischen Doktorarbeit bei [[Johannes Müller (Biologe)|Johannes Müller]] wurde er 1843 von der [[w:Humboldt-Universität zu Berlin|Friedrich-Wilhelms-Universität]] zum [[w:Dr. med.|Dr. med.]] [[w:Promotion (Doktor)|promoviert]].<ref>Dissertation: ''De rheumate praesertim cornea''.</ref> Anschließend arbeitete er in der [[Prosektur]] der [[w:Charité|Charité]]. 1845 beschrieb er die [[w:Leukämie|Leukämie]], deren Namen er prägte. Sein Staatsexamen bestand er 1846. 1847 [[w:Habilitation|habilitierte]] er sich und begann mit seinem Freund [[w:Benno Reinhardt|Benno Reinhardt]] die Herausgabe des ''Archivs für pathologische Anatomie und Physiologie und für klinische Medicin'', das bis heute, inzwischen als ''[[w:Virchows Archiv|Virchows Archiv]]'', in über 450 Bänden erschienen ist.
Ab 1839 studierte Rudolf Virchow Medizin in Berlin. Vom 26. Oktober 1839 bis zum 1. April 1843 war er dort Angehöriger des [[w:Pépinière|Medicinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelm-Instituts]].<ref>[https://books.google.de/books?id=Co2NBwAAQBAJ&pg=PA20&lpg=PA20&dq=Rudolf+Virchow+stammliste&source=bl&ots=41fDlH7wE9&sig=P4yyarge5a03dzb-DXoUg58opec&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwif-aS2647MAhWF_SwKHXk5AqAQ6AEIHDAA#v=onepage&q=Rudolf%20Virchow%20stammliste&f=false Stammliste der KWA]</ref> Mit einer pathologischen Doktorarbeit bei [[Johannes Müller (Biologe)|Johannes Müller]] wurde er 1843 von der [[w:Humboldt-Universität zu Berlin|Friedrich-Wilhelms-Universität]] zum [[w:Dr. med.|Dr. med.]] [[w:Promotion (Doktor)|promoviert]].<ref>Dissertation: ''De rheumate praesertim cornea''.</ref> Anschließend arbeitete er in der [[Prosektur]] der [[w:Charité|Charité]]. 1845 beschrieb er die [[w:Leukämie|Leukämie]], deren Namen er prägte. Sein Staatsexamen bestand er 1846. 1847 [[w:Habilitation|habilitierte]] er sich und begann mit seinem Freund [[w:Benno Reinhardt|Benno Reinhardt]] die Herausgabe des ''Archivs für pathologische Anatomie und Physiologie und für klinische Medicin'', das bis heute, inzwischen als ''[[w:Virchows Archiv|Virchows Archiv]]'', in über 450 Bänden erschienen ist.


Im Jahr 1848 war Virchow in die [[w:Deutsche Revolution 1848/1849|Märzrevolution]] verwickelt, überwarf sich aber auch durch seine Analyse der Fleckfieber-Epidemie in Oberschlesien mit der Preußischen Regierung.<ref>{{Literatur |Autor=Christian Andree |Titel=Rudolf Virchow. Leben und Ethos eines großen Arztes |Verlag=Langen-Müller |Ort=München |Datum=2002 |ISBN= |Seiten=51-52}}</ref> Er fordert als Konsequenz der Seuche „''volle und unumschränkte Demokratie''“, sowie „''Bildung mit ihren Töchtern Freiheit und Wohlstand''.“<ref>{{Literatur |Autor=Heinrich Schipperges |Titel=Rudolf Virchow. Dargestellt von Heinrich Schipperges |Verlag=Rowohlt |Ort=Reinbek bei Hamburg |Datum=1994 |ISBN= |Seiten=17}}</ref> Dadurch wurde seine Stellung in Berlin unhaltbar. Mehrere Universitäten, darunter die [[w:ETH Zürich|ETH Zürich]], boten ihm einen [[w:Lehrstuhl|Lehrstuhl]] an. Virchow nahm den Ruf der [[w:Julius-Maximilians-Universität Würzburg|Julius-Maximilians-Universität Würzburg]] als Nachfolger Bernhard Mohrs und Lehrstuhlinhaber für Pathologische Anatomie an. Dem Ministerium hatte er zuvor versichert, sich von der „politischen Arena“ zurückzuziehen.<ref>Heinz Otremba: ''Rudolf Virchow: Begründer der Zellularpathologie. Eine Dokumentation.'' Echter-Verlag, Würzburg 1991, S. 15–19</ref> Ab November 1849 las er Allgemeine Pathologie<ref>[[w:Emil Kugler|Emil Kugler]]: ''Die Vorlesungen Rudolf Virchows über allgemeine pathologische Anatomie in Würzburg.'' Gustav Fischer, Jena 1930.</ref> und Pathologische Anatomie sowie Geschichte der Medizin.<ref>[[w:Robert Herrlinger|Robert Herrlinger]]: ''Die Entwicklung des medizinhistorischen Unterrichts an der Julius-Maximilians-Universität.'' Mitteilungen aus dem Georg Sticker-Institut für Geschichte der Medizin an der Universität Würzburg, Heft 1 (März 1957), S. 1–8; S. 4</ref><ref>Ernst Werner Kohl: ''Virchow in Würzburg.'' Königshausen & Neumann, Würzburg 1976 (= ''Würzburger medizinhistorische Forschungen.'' Band 6). ISBN 3-921456-05-3.</ref> In Hinblick auf die medizinischen Publikationen war Würzburg Virchows produktivste Zeit. Er befasste sich unter anderem mit [[w:Thrombose|Thrombose]]n und [[Zelle (Biologie)|Zellen]].<ref>Catherine N. Bagot, Roopen Arya: ''[http://www3.interscience.wiley.com/cgi-bin/fulltext/121401943/HTMLSTART Virchow and his triad: a question of attribution.]'' [[Br J Haematol]]. 2008 Oct;143(2):180-90. Epub 2008 Sep 6. PMID 18783400</ref> 1850 heiratete er Ferdinande Amalie Rosalie Mayer, die Tochter des Geh. Sanitätsrats [[Karl Wilhelm Mayer]]. In Würzburg entwickelte Virchow seine Lehre von der [[Zellularpathologie]], die er zunächst in einem Aufsatz formulierte.<ref>Rudolf Virchow: ''Cellular-Pathologie.'' In: ''Virchows Archiv.'' Band 8, 1855, S. 3–39.</ref>
Im Jahr 1848 war Virchow in die [[w:Deutsche Revolution 1848/1849|Märzrevolution]] verwickelt, überwarf sich aber auch durch seine Analyse der Fleckfieber-Epidemie in Oberschlesien mit der Preußischen Regierung.<ref>{{Literatur |Autor=Christian Andree |Titel=Rudolf Virchow. Leben und Ethos eines großen Arztes |Verlag=Langen-Müller |Ort=München |Datum=2002 |ISBN= |Seiten=51-52}}</ref> Er fordert als Konsequenz der Seuche „''volle und unumschränkte Demokratie''“, sowie „''Bildung mit ihren Töchtern Freiheit und Wohlstand''.“<ref>{{Literatur |Autor=Heinrich Schipperges |Titel=Rudolf Virchow. Dargestellt von Heinrich Schipperges |Verlag=Rowohlt |Ort=Reinbek bei Hamburg |Datum=1994 |ISBN= |Seiten=17}}</ref> Dadurch wurde seine Stellung in Berlin unhaltbar. Mehrere Universitäten, darunter die [[w:ETH Zürich|ETH Zürich]], boten ihm einen [[w:Lehrstuhl|Lehrstuhl]] an. Virchow nahm den Ruf der [[w:Julius-Maximilians-Universität Würzburg|Julius-Maximilians-Universität Würzburg]] als Nachfolger Bernhard Mohrs und Lehrstuhlinhaber für Pathologische Anatomie an. Dem Ministerium hatte er zuvor versichert, sich von der „politischen Arena“ zurückzuziehen.<ref>Heinz Otremba: ''Rudolf Virchow: Begründer der Zellularpathologie. Eine Dokumentation.'' Echter-Verlag, Würzburg 1991, S. 15–19</ref> Ab November 1849 las er Allgemeine Pathologie<ref>[[w:Emil Kugler|Emil Kugler]]: ''Die Vorlesungen Rudolf Virchows über allgemeine pathologische Anatomie in Würzburg.'' Gustav Fischer, Jena 1930.</ref> und Pathologische Anatomie sowie Geschichte der Medizin.<ref>[[w:Robert Herrlinger|Robert Herrlinger]]: ''Die Entwicklung des medizinhistorischen Unterrichts an der Julius-Maximilians-Universität.'' Mitteilungen aus dem Georg Sticker-Institut für Geschichte der Medizin an der Universität Würzburg, Heft 1 (März 1957), S. 1–8; S. 4</ref><ref>Ernst Werner Kohl: ''Virchow in Würzburg.'' Königshausen & Neumann, Würzburg 1976 (= ''Würzburger medizinhistorische Forschungen.'' Band 6). ISBN 3-921456-05-3.</ref> In Hinblick auf die medizinischen Publikationen war Würzburg Virchows produktivste Zeit. Er befasste sich unter anderem mit [[w:Thrombose|Thrombose]]n und [[Zelle (Biologie)|Zellen]].<ref>Catherine N. Bagot, Roopen Arya: ''[http://www3.interscience.wiley.com/cgi-bin/fulltext/121401943/HTMLSTART Virchow and his triad: a question of attribution.]'' [[Br J Haematol]]. 2008 Oct;143(2):180-90. Epub 2008 Sep 6. PMID 18783400</ref> 1850 heiratete er Ferdinande Amalie Rosalie Mayer, die Tochter des Geh. Sanitätsrats [[w:Karl Wilhelm Mayer|Karl Wilhelm Mayer]]. In Würzburg entwickelte Virchow seine Lehre von der [[Zellularpathologie]], die er zunächst in einem Aufsatz formulierte.<ref>Rudolf Virchow: ''Cellular-Pathologie.'' In: ''Virchows Archiv.'' Band 8, 1855, S. 3–39.</ref>


Virchow kehrte 1856 nach Berlin zurück und übernahm das neu geschaffene Ordinariat für Pathologie sowie seine alte Stellung als [[Prosektor]] an der Charité. Im selben Jahr veröffentlichte er seine Erkenntnisse über die Thrombose im Rahmen seiner ''Gesammelten Abhandlungen zur Wissenschaftlichen Medicin''.<ref>Catherine N. Bagot, Roopen Arya: ''[http://www3.interscience.wiley.com/cgi-bin/fulltext/121401943/HTMLSTART Virchow and his triad: a question of attribution.]''</ref> Diese Arbeit beeinflusste das Denken über Bluterkrankungen und deren Entstehung. Die Faktoren bei der Entstehung einer Thrombose wurden später als [[w:Virchow-Trias|Virchow-Trias]] bekannt.
Virchow kehrte 1856 nach Berlin zurück und übernahm das neu geschaffene Ordinariat für Pathologie sowie seine alte Stellung als [[Prosektor]] an der Charité. Im selben Jahr veröffentlichte er seine Erkenntnisse über die Thrombose im Rahmen seiner ''Gesammelten Abhandlungen zur Wissenschaftlichen Medicin''.<ref>Catherine N. Bagot, Roopen Arya: ''[http://www3.interscience.wiley.com/cgi-bin/fulltext/121401943/HTMLSTART Virchow and his triad: a question of attribution.]''</ref> Diese Arbeit beeinflusste das Denken über Bluterkrankungen und deren Entstehung. Die Faktoren bei der Entstehung einer Thrombose wurden später als [[w:Virchow-Trias|Virchow-Trias]] bekannt.
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Im Jahr 1858 erschien sein Buch ''Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre''. Die darin ausgearbeitete Theorie besagt, dass Krankheiten auf Störungen der Körperzellen basieren. Dies leitete er aus seinen vor allem in Würzburg durchgeführten Untersuchungen ab, die ergaben, dass alle Zellen aus Zellen und nicht, wie zuvor angenommen, aus einem unförmigen Urschleim (Blastem) entstehen.<ref>[[w:Hans-Werner Altmann|Hans-Werner Altmann]]: ''1850 bis 1950 – ein ereignisreiches Jahrhundert Würzburger Pathologiegeschichte.'' In: ''Tempora mutantur et nos? Festschrift für Walter M. Brod zum 95. Geburtstag. Mit Beiträgen von Freunden, Weggefährten und Zeitgenossen.'' Hrsg. von [[w:Andreas Mettenleiter|Andreas Mettenleiter]], Akamedon, Pfaffenhofen 2007, S. 399–403; hier: S. 399</ref><ref>Anne-Marie Mingers: ''Berühmte Wissenschaftler in Würzburg und ihre Beiträge zur Hämostaseologie.'' In: ''Würzburger medizinhistorische Mitteilungen'' 8, 1990, S. 73–83; hier: S. 75</ref> Der Grundsatz von Virchows Zelltheorie lautet seit 1855 ''Omnis cellula e cellula'', was übersetzt bedeutet: „Jede Zelle [geht] aus einer Zelle [hervor].“
Im Jahr 1858 erschien sein Buch ''Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre''. Die darin ausgearbeitete Theorie besagt, dass Krankheiten auf Störungen der Körperzellen basieren. Dies leitete er aus seinen vor allem in Würzburg durchgeführten Untersuchungen ab, die ergaben, dass alle Zellen aus Zellen und nicht, wie zuvor angenommen, aus einem unförmigen Urschleim (Blastem) entstehen.<ref>[[w:Hans-Werner Altmann|Hans-Werner Altmann]]: ''1850 bis 1950 – ein ereignisreiches Jahrhundert Würzburger Pathologiegeschichte.'' In: ''Tempora mutantur et nos? Festschrift für Walter M. Brod zum 95. Geburtstag. Mit Beiträgen von Freunden, Weggefährten und Zeitgenossen.'' Hrsg. von [[w:Andreas Mettenleiter|Andreas Mettenleiter]], Akamedon, Pfaffenhofen 2007, S. 399–403; hier: S. 399</ref><ref>Anne-Marie Mingers: ''Berühmte Wissenschaftler in Würzburg und ihre Beiträge zur Hämostaseologie.'' In: ''Würzburger medizinhistorische Mitteilungen'' 8, 1990, S. 73–83; hier: S. 75</ref> Der Grundsatz von Virchows Zelltheorie lautet seit 1855 ''Omnis cellula e cellula'', was übersetzt bedeutet: „Jede Zelle [geht] aus einer Zelle [hervor].“


Von 1859 bis zu seinem Tod war Virchow Mitglied der [[Berliner Stadtverordnetenversammlung]]. Dort setzte er sich für den Bau von [[w:Krankenhaus|Krankenhäusern]], [[w:Halle (Architektur)#Markthalle|Markthallen]] und einem hygienischen [[w:Schlachthof|Schlachthof]] (den 1881 errichteten [[w:Zentralvieh- und Schlachthof|Zentralvieh- und Schlachthof]]) ein. Das wichtigste Projekt war die von ihm und Stadtrat [[w:Arnold Marggraff|Arnold Marggraff]] vorangetriebene Planung einer modernen [[w:Kanalisation|Kanalisation]] für die Stadt.
Von 1859 bis zu seinem Tod war Virchow Mitglied der [[w:Berliner Stadtverordnetenversammlung|Berliner Stadtverordnetenversammlung]]. Dort setzte er sich für den Bau von [[w:Krankenhaus|Krankenhäusern]], [[w:Halle (Architektur)#Markthalle|Markthallen]] und einem hygienischen [[w:Schlachthof|Schlachthof]] (den 1881 errichteten [[w:Zentralvieh- und Schlachthof|Zentralvieh- und Schlachthof]]) ein. Das wichtigste Projekt war die von ihm und Stadtrat [[w:Arnold Marggraff|Arnold Marggraff]] vorangetriebene Planung einer modernen [[w:Kanalisation|Kanalisation]] für die Stadt.


1861 war er Gründungsmitglied und Vorsitzender der [[w:Deutsche Fortschrittspartei|Deutschen Fortschrittspartei]]. Sein Ziel war die „Freiheit mit ihren Töchtern Bildung und Wohlstand“. Er plädierte für eine [[Liberalismus|liberale]] Gesellschaft und eine soziale Medizin, die auf dem Boden naturwissenschaftlicher [[Aufklärung]] stehen sollte. Aber er wollte eine Distanz gegenüber unbewiesenen Hypothesen in der Popularisierung der Naturwissenschaften wahren und wendete sich damit gegen den deutschen Darwinisten [[Ernst Haeckel]].<ref>{{Literatur |Autor=Andreas W. Daum |Titel=Wissenschaftspopularisierung im 19. Jahrhundert. Bürgerliche Kultur, naturwissenschaftliche Bildung und die deutsche Öffentlichkeit, 1848-1914 |Auflage=2., erg. Aufl. |Verlag=Oldenbourg |Ort=München |Datum=2002 |ISBN= |Seiten=65-82, 127-129, 133-136, 445-447, 514.}}</ref>
1861 war er Gründungsmitglied und Vorsitzender der [[w:Deutsche Fortschrittspartei|Deutschen Fortschrittspartei]]. Sein Ziel war die „Freiheit mit ihren Töchtern Bildung und Wohlstand“. Er plädierte für eine [[Liberalismus|liberale]] Gesellschaft und eine soziale Medizin, die auf dem Boden naturwissenschaftlicher [[Aufklärung]] stehen sollte. Aber er wollte eine Distanz gegenüber unbewiesenen Hypothesen in der Popularisierung der Naturwissenschaften wahren und wendete sich damit gegen den deutschen Darwinisten [[Ernst Haeckel]].<ref>{{Literatur |Autor=Andreas W. Daum |Titel=Wissenschaftspopularisierung im 19. Jahrhundert. Bürgerliche Kultur, naturwissenschaftliche Bildung und die deutsche Öffentlichkeit, 1848-1914 |Auflage=2., erg. Aufl. |Verlag=Oldenbourg |Ort=München |Datum=2002 |ISBN= |Seiten=65-82, 127-129, 133-136, 445-447, 514.}}</ref>


Ab 1862 saß er im [[w:Preußisches Abgeordnetenhaus|Preußischen Abgeordnetenhaus]]. Von 1880 bis 1893 war Virchow zugleich Mitglied des [[w:Reichstag (Deutsches Kaiserreich)|Deutschen Reichstags]]. Ab 1884 setzte er sich als Mitglied der Fraktion der [[w:Deutsche Freisinnige Partei|Deutschen Freisinnigen Partei]] besonders für den Aufbau einer staatlichen [[w:Medizinische Grundversorgung|medizinischen Grundversorgung]] ein. Politisch war er bereits 1862 ein entschiedener Gegner des preußischen Ministerpräsidenten und ab 1871 auch Reichskanzlers [[w:Otto von Bismarck|Otto von Bismarck]], wurde von ihm 1865 sogar zu einem [[w:Duell|Duell]] gefordert, das er allerdings mit den Worten ablehnte, es sei keine zeitgemäße Art der Diskussion.<ref>[https://www.welt.de/print-welt/article574997/Er-reizte-Bismarck-bis-aufs-Blut.html Welt.de: Er reizte Bismarck bis aufs Blut]</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Petra Lennig |url=https://www.dhm.de/archiv/ausstellungen/gruenderzeit/exposes/Lennig%20-%20Das%20verweigerte%20Duell%20-%20Bismarck%20gegen%20Virchow.pdf |titel=Das verweigerte Duell: Bismarck gegen Virchow |hrsg=www.dhm.de |zugriff=2017-03-25 |format=PDF}}</ref> Virchow setzte sich für die [[kommunale Selbstverwaltung]] und für [[w:Minderheitenschutz|Minderheitenrechte]] ein, darunter für die zahlenmäßig starke polnische Volksgruppe in Preußen, und bekämpfte entschieden aufkommende [[Antisemitismus|antisemitische]] Tendenzen. Von [[w:Kolonialpolitik|Kolonialpolitik]] hielt er nichts.
Ab 1862 saß er im [[w:Preußisches Abgeordnetenhaus|Preußischen Abgeordnetenhaus]]. Von 1880 bis 1893 war Virchow zugleich Mitglied des [[w:Reichstag (Deutsches Kaiserreich)|Deutschen Reichstags]]. Ab 1884 setzte er sich als Mitglied der Fraktion der [[w:Deutsche Freisinnige Partei|Deutschen Freisinnigen Partei]] besonders für den Aufbau einer staatlichen [[w:Medizinische Grundversorgung|medizinischen Grundversorgung]] ein. Politisch war er bereits 1862 ein entschiedener Gegner des preußischen Ministerpräsidenten und ab 1871 auch Reichskanzlers [[w:Otto von Bismarck|Otto von Bismarck]], wurde von ihm 1865 sogar zu einem [[w:Duell|Duell]] gefordert, das er allerdings mit den Worten ablehnte, es sei keine zeitgemäße Art der Diskussion.<ref>[https://www.welt.de/print-welt/article574997/Er-reizte-Bismarck-bis-aufs-Blut.html Welt.de: Er reizte Bismarck bis aufs Blut]</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Petra Lennig |url=https://www.dhm.de/archiv/ausstellungen/gruenderzeit/exposes/Lennig%20-%20Das%20verweigerte%20Duell%20-%20Bismarck%20gegen%20Virchow.pdf |titel=Das verweigerte Duell: Bismarck gegen Virchow |hrsg=www.dhm.de |zugriff=2017-03-25 |format=PDF}}</ref> Virchow setzte sich für die [[w:kommunale Selbstverwaltung|kommunale Selbstverwaltung]] und für [[w:Minderheitenschutz|Minderheitenrechte]] ein, darunter für die zahlenmäßig starke polnische Volksgruppe in Preußen, und bekämpfte entschieden aufkommende [[Antisemitismus|antisemitische]] Tendenzen. Von [[w:Kolonialpolitik|Kolonialpolitik]] hielt er nichts.


Das von Virchow erkannte Prinzip der Thromboseursache und die Theorie der Zellularpathologie waren entscheidend für die Ablösung der zuvor in der Medizin angewandten [[w:Krasenlehre]], welche Krankheiten auf eine ungleichmäßige Mischung der Körpersäfte zurückführt, und damit der seit der Antike bestehenden [[Humoralpathologie]] durch eine moderne, naturwissenschaftlich begründete Pathologie und Pathophysiologie.<ref>Anne-Marie Mingers, S. 75 f.</ref><ref>[[Axel W. Bauer]]: ''Ursachen oder Motive? Das Dilemma der medizinischen Forschungen zwischen naturwissenschaftlicher und hermeneutischer Methode.'' In: ''Würzburger medizinhistorische Mitteilungen.'' Band 17, 1998, S. 53–63, hier: S. 54–56 (''Rudolf Virchow und Hermann Helmholtz als Repräsentanten der naturwissenschaftlichen Methode in der Medizin des 19. Jahrhunderts'').</ref><ref>Vgl. auch Rudolf Virchow: ''Die naturwissenschaftliche Methode und die Standpunkte in der Therapie.'' In: ''Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie und für klinische Medizin.'' Band 2, 1849, S. 3–37.</ref>
Das von Virchow erkannte Prinzip der Thromboseursache und die Theorie der Zellularpathologie waren entscheidend für die Ablösung der zuvor in der Medizin angewandten [[w:Krasenlehre]], welche Krankheiten auf eine ungleichmäßige Mischung der Körpersäfte zurückführt, und damit der seit der Antike bestehenden [[Humoralpathologie]] durch eine moderne, naturwissenschaftlich begründete Pathologie und Pathophysiologie.<ref>Anne-Marie Mingers, S. 75 f.</ref><ref>[[Axel W. Bauer]]: ''Ursachen oder Motive? Das Dilemma der medizinischen Forschungen zwischen naturwissenschaftlicher und hermeneutischer Methode.'' In: ''Würzburger medizinhistorische Mitteilungen.'' Band 17, 1998, S. 53–63, hier: S. 54–56 (''Rudolf Virchow und Hermann Helmholtz als Repräsentanten der naturwissenschaftlichen Methode in der Medizin des 19. Jahrhunderts'').</ref><ref>Vgl. auch Rudolf Virchow: ''Die naturwissenschaftliche Methode und die Standpunkte in der Therapie.'' In: ''Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie und für klinische Medizin.'' Band 2, 1849, S. 3–37.</ref>


Virchow arbeitete auch als Medizinhistoriker. Zudem war er als Publizist aktiv und gab mehrere Zeitschriften heraus. Bis zu seinem Tod besuchte er regelmäßig das aufstrebende [[w:Solbad|Solbad]] [[w:Bad Dürkheim|Dürkheim]] zur Traubenkur und war mit dem dortigen Bezirksarzt Veit Kaufmann freundschaftlich verbunden. Virchow prägte im Jahre 1870 den Begriff des [[w:Kunstfehler|Kunstfehler]]s als „Verstoß gegen die anerkannten Regeln der Heilkunst infolge eines Mangels an gehöriger Aufmerksamkeit oder Vorsicht“.<ref>Rudolf Virchow, ''Kunstfehler der Ärzte, Aktenstücke des Reichstags des Norddeutschen Bundes'', Anlage 3 zu Nr. 5, 1870, S. XII-XV</ref> Der Begriff des Kunstfehlers betrifft in der Gerichtspraxis Verstöße gegen allgemein anerkannte Regeln der ärztlichen Wissenschaft ({{laS|''[[w:Lege artis|Lege artis]]''}}), also „solche Versehen, die in der Regel auf Nichtwissen oder mangelhafter Kenntnis, weniger auf Nichtkönnen oder gar auf bloßer Unaufmerksamkeit beruhen“.<ref>[https://books.google.de/books?id=du18BwAAQBAJ&pg=PA17&lpg=PA17&dq=rg+kunstfehler&source=bl&ots=HFBLVopEvk&sig=IfTWjSb-EFGFFqBEMwNoWlEHIe8&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjf0-mSnIPSAhUJshQKHb9FAi8Q6AEIGjAA#v=onepage&q=rg%20kunstfehler&f=false F. v. Neureiter/F. Pietrusky/E. Schütt, ''Handwörterbuch der gerichtlichen Medizin und naturwissenschaftlichen Kriminalistik'', 1940, S. 17]</ref> Virchow blieb 46 Jahre bis zu seinem Tod in Berlin. Er baute die vorhandene pathologisch-anatomische Sammlung aus, und ab dem 27. Juni 1899 konnte diese, nun mit über 20.000 Ausstellungsstücken<ref>Petra Lennig, [[Manfred Dietel]]: ''Pathologie-Museum, Charité.'' In: [[w:Werner E. Gerabek|Werner E. Gerabek]], Bernhard D. Haage, [[w:Gundolf Keil|Gundolf Keil]], Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1113–1115.</ref> versehen, im neu errichteten ''Pathologischen Museum'' – dem heutigen [[w:Berliner Medizinhistorisches Museum|Berliner Medizinhistorischen Museum]] an der Charité – von der interessierten Öffentlichkeit besichtigt werden.
Virchow arbeitete auch als Medizinhistoriker. Zudem war er als Publizist aktiv und gab mehrere Zeitschriften heraus. Bis zu seinem Tod besuchte er regelmäßig das aufstrebende [[w:Solbad|Solbad]] [[w:Bad Dürkheim|Dürkheim]] zur Traubenkur und war mit dem dortigen Bezirksarzt Veit Kaufmann freundschaftlich verbunden. Virchow prägte im Jahre 1870 den Begriff des [[w:Kunstfehler|Kunstfehler]]s als „Verstoß gegen die anerkannten Regeln der Heilkunst infolge eines Mangels an gehöriger Aufmerksamkeit oder Vorsicht“.<ref>Rudolf Virchow, ''Kunstfehler der Ärzte, Aktenstücke des Reichstags des Norddeutschen Bundes'', Anlage 3 zu Nr. 5, 1870, S. XII-XV</ref> Der Begriff des Kunstfehlers betrifft in der Gerichtspraxis Verstöße gegen allgemein anerkannte Regeln der ärztlichen Wissenschaft ({{laS|''[[w:Lege artis|Lege artis]]''}}), also „solche Versehen, die in der Regel auf Nichtwissen oder mangelhafter Kenntnis, weniger auf Nichtkönnen oder gar auf bloßer Unaufmerksamkeit beruhen“.<ref>[https://books.google.de/books?id=du18BwAAQBAJ&pg=PA17&lpg=PA17&dq=rg+kunstfehler&source=bl&ots=HFBLVopEvk&sig=IfTWjSb-EFGFFqBEMwNoWlEHIe8&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjf0-mSnIPSAhUJshQKHb9FAi8Q6AEIGjAA#v=onepage&q=rg%20kunstfehler&f=false F. v. Neureiter/F. Pietrusky/E. Schütt, ''Handwörterbuch der gerichtlichen Medizin und naturwissenschaftlichen Kriminalistik'', 1940, S. 17]</ref> Virchow blieb 46 Jahre bis zu seinem Tod in Berlin. Er baute die vorhandene pathologisch-anatomische Sammlung aus, und ab dem 27. Juni 1899 konnte diese, nun mit über 20.000 Ausstellungsstücken<ref>Petra Lennig, [[w:Manfred Dietel|Manfred Dietel]]: ''Pathologie-Museum, Charité.'' In: [[w:Werner E. Gerabek|Werner E. Gerabek]], Bernhard D. Haage, [[w:Gundolf Keil|Gundolf Keil]], Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1113–1115.</ref> versehen, im neu errichteten ''Pathologischen Museum'' – dem heutigen [[w:Berliner Medizinhistorisches Museum|Berliner Medizinhistorischen Museum]] an der Charité – von der interessierten Öffentlichkeit besichtigt werden.


Virchow, der auch zu Schriftstellern und Verlegern sowie Wissenschaftlern außerhalb des medizinischen Bereichs rege Kontakte<ref>Christian Andree: ''Welches Verhältnis hatte Rudolf Virchow zu zeitgenössischen Dichtern, Künstlern, Verlegern und Editoren? Versuch einer Annäherung über die Korrespondenzpartner.'' Teil I in: ''Licht der Natur. Medizin in Fachliteratur und Dichtung.'' Festschrift für Gundolf Keil zum 60. Geburtstag. Hrsg. von Josef Domes, Werner Gerabek, Bernhard D. Haage, Christoph Weißer und Volker Zimmermann, Göppingen 1994, S. 1–20; Teil II in: ''Würzburger medizinhistorische Mitteilungen'' 12, 1994, S. 259–286</ref> pflegte, blieb bis ins hohe Alter aktiv und arbeitete unermüdlich. Auf dem Weg zu einem Vortrag stürzte er am 4. Januar 1902 beim Aussteigen aus der noch fahrenden Straßenbahn und brach sich den Oberschenkelhals. Von den Folgen dieses Unfalls erholte er sich nicht mehr.<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-10932954.html spiegel Nr. 14 5. April 1999]</ref><ref>Vgl. auch [[w:Werner Körte (Mediziner)|Werner Körte]]: ''Rudolf Virchows Unfall und Krankheit.'' In: ''Berliner Klinische Wochenschrift.'' 1902.</ref> Er starb acht Monate nach seinem Unfall am 5.&nbsp;September&nbsp;1902 in Berlin.
Virchow, der auch zu Schriftstellern und Verlegern sowie Wissenschaftlern außerhalb des medizinischen Bereichs rege Kontakte<ref>Christian Andree: ''Welches Verhältnis hatte Rudolf Virchow zu zeitgenössischen Dichtern, Künstlern, Verlegern und Editoren? Versuch einer Annäherung über die Korrespondenzpartner.'' Teil I in: ''Licht der Natur. Medizin in Fachliteratur und Dichtung.'' Festschrift für Gundolf Keil zum 60. Geburtstag. Hrsg. von Josef Domes, Werner Gerabek, Bernhard D. Haage, Christoph Weißer und Volker Zimmermann, Göppingen 1994, S. 1–20; Teil II in: ''Würzburger medizinhistorische Mitteilungen'' 12, 1994, S. 259–286</ref> pflegte, blieb bis ins hohe Alter aktiv und arbeitete unermüdlich. Auf dem Weg zu einem Vortrag stürzte er am 4. Januar 1902 beim Aussteigen aus der noch fahrenden Straßenbahn und brach sich den Oberschenkelhals. Von den Folgen dieses Unfalls erholte er sich nicht mehr.<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-10932954.html spiegel Nr. 14 5. April 1999]</ref><ref>Vgl. auch [[w:Werner Körte (Mediziner)|Werner Körte]]: ''Rudolf Virchows Unfall und Krankheit.'' In: ''Berliner Klinische Wochenschrift.'' 1902.</ref> Er starb acht Monate nach seinem Unfall am 5.&nbsp;September&nbsp;1902 in Berlin.

Version vom 7. April 2019, 08:30 Uhr

Porträt von Rudolf Virchow, Lithographie von Georg Engelbach

Rudolf Ludwig Karl Virchow (* 13. Oktober 1821 in Schivelbein/Hinterpommern, Provinz Pommern; † 5. September 1902 in Berlin) war ein deutscher Pathologe, Anthropologe, Prähistoriker und Politiker. Als liberaler Politiker der Deutschen Fortschrittspartei und der Deutschen Freisinnigen Partei stand er in höchstem Ansehen. Mit seiner Zellularpathologie begründete die moderne Pathologie und vertrat eine sozial orientierte, materialistisch-naturwissenschaftlich geprägte Medizin, deren Grenzen er sich aber bewusst war.

„... selbst ein Arzt und Professor, der gar nicht angeklagt werden kann, daß er nicht etwa richtig in der heutigen Medizin drinnen gestanden wäre, das war der Professor Virchow in Berlin, der auch von der Freisinnigen Partei ein richtiger Liberaler genannt worden ist; aber in bezug auf das Kurieren hat er doch folgendes gestehen müssen: Wenn ein Arzt heute noch in unserer Medizin darauf hinweisen kann, daß er hundert Leute kuriert hat, so muß man eigentlich sagen, von diesen hundert wären fünfzig auch ohne ihn gesund geworden, und zwanzig Prozent, die wären, auch wenn er ganz andere Mittel angewendet hätte, auch gesund geworden. So daß also siebzig Prozent nicht auf die heutige Medizin kommen, sondern höchstens dreißig Prozent. So hat es Virchow, der ganz in der heutigen Medizin drinnen war, ausgerechnet.“ (Lit.:GA 349, S. 31)

Leben

Rudolf Virchow war das einzige Kind des Schivelbeiner Landwirts und Stadtkämmerers Carl Christian Siegfried Virchow (1785–1864) und dessen Ehefrau Johanna Maria geb. Hesse (1785–1857), einer Schwester des Baurates Ludwig Ferdinand Hesse.

Ab 1839 studierte Rudolf Virchow Medizin in Berlin. Vom 26. Oktober 1839 bis zum 1. April 1843 war er dort Angehöriger des Medicinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelm-Instituts.[1] Mit einer pathologischen Doktorarbeit bei Johannes Müller wurde er 1843 von der Friedrich-Wilhelms-Universität zum Dr. med. promoviert.[2] Anschließend arbeitete er in der Prosektur der Charité. 1845 beschrieb er die Leukämie, deren Namen er prägte. Sein Staatsexamen bestand er 1846. 1847 habilitierte er sich und begann mit seinem Freund Benno Reinhardt die Herausgabe des Archivs für pathologische Anatomie und Physiologie und für klinische Medicin, das bis heute, inzwischen als Virchows Archiv, in über 450 Bänden erschienen ist.

Im Jahr 1848 war Virchow in die Märzrevolution verwickelt, überwarf sich aber auch durch seine Analyse der Fleckfieber-Epidemie in Oberschlesien mit der Preußischen Regierung.[3] Er fordert als Konsequenz der Seuche „volle und unumschränkte Demokratie“, sowie „Bildung mit ihren Töchtern Freiheit und Wohlstand.“[4] Dadurch wurde seine Stellung in Berlin unhaltbar. Mehrere Universitäten, darunter die ETH Zürich, boten ihm einen Lehrstuhl an. Virchow nahm den Ruf der Julius-Maximilians-Universität Würzburg als Nachfolger Bernhard Mohrs und Lehrstuhlinhaber für Pathologische Anatomie an. Dem Ministerium hatte er zuvor versichert, sich von der „politischen Arena“ zurückzuziehen.[5] Ab November 1849 las er Allgemeine Pathologie[6] und Pathologische Anatomie sowie Geschichte der Medizin.[7][8] In Hinblick auf die medizinischen Publikationen war Würzburg Virchows produktivste Zeit. Er befasste sich unter anderem mit Thrombosen und Zellen.[9] 1850 heiratete er Ferdinande Amalie Rosalie Mayer, die Tochter des Geh. Sanitätsrats Karl Wilhelm Mayer. In Würzburg entwickelte Virchow seine Lehre von der Zellularpathologie, die er zunächst in einem Aufsatz formulierte.[10]

Virchow kehrte 1856 nach Berlin zurück und übernahm das neu geschaffene Ordinariat für Pathologie sowie seine alte Stellung als Prosektor an der Charité. Im selben Jahr veröffentlichte er seine Erkenntnisse über die Thrombose im Rahmen seiner Gesammelten Abhandlungen zur Wissenschaftlichen Medicin.[11] Diese Arbeit beeinflusste das Denken über Bluterkrankungen und deren Entstehung. Die Faktoren bei der Entstehung einer Thrombose wurden später als Virchow-Trias bekannt.

Im Jahr 1858 erschien sein Buch Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Die darin ausgearbeitete Theorie besagt, dass Krankheiten auf Störungen der Körperzellen basieren. Dies leitete er aus seinen vor allem in Würzburg durchgeführten Untersuchungen ab, die ergaben, dass alle Zellen aus Zellen und nicht, wie zuvor angenommen, aus einem unförmigen Urschleim (Blastem) entstehen.[12][13] Der Grundsatz von Virchows Zelltheorie lautet seit 1855 Omnis cellula e cellula, was übersetzt bedeutet: „Jede Zelle [geht] aus einer Zelle [hervor].“

Von 1859 bis zu seinem Tod war Virchow Mitglied der Berliner Stadtverordnetenversammlung. Dort setzte er sich für den Bau von Krankenhäusern, Markthallen und einem hygienischen Schlachthof (den 1881 errichteten Zentralvieh- und Schlachthof) ein. Das wichtigste Projekt war die von ihm und Stadtrat Arnold Marggraff vorangetriebene Planung einer modernen Kanalisation für die Stadt.

1861 war er Gründungsmitglied und Vorsitzender der Deutschen Fortschrittspartei. Sein Ziel war die „Freiheit mit ihren Töchtern Bildung und Wohlstand“. Er plädierte für eine liberale Gesellschaft und eine soziale Medizin, die auf dem Boden naturwissenschaftlicher Aufklärung stehen sollte. Aber er wollte eine Distanz gegenüber unbewiesenen Hypothesen in der Popularisierung der Naturwissenschaften wahren und wendete sich damit gegen den deutschen Darwinisten Ernst Haeckel.[14]

Ab 1862 saß er im Preußischen Abgeordnetenhaus. Von 1880 bis 1893 war Virchow zugleich Mitglied des Deutschen Reichstags. Ab 1884 setzte er sich als Mitglied der Fraktion der Deutschen Freisinnigen Partei besonders für den Aufbau einer staatlichen medizinischen Grundversorgung ein. Politisch war er bereits 1862 ein entschiedener Gegner des preußischen Ministerpräsidenten und ab 1871 auch Reichskanzlers Otto von Bismarck, wurde von ihm 1865 sogar zu einem Duell gefordert, das er allerdings mit den Worten ablehnte, es sei keine zeitgemäße Art der Diskussion.[15][16] Virchow setzte sich für die kommunale Selbstverwaltung und für Minderheitenrechte ein, darunter für die zahlenmäßig starke polnische Volksgruppe in Preußen, und bekämpfte entschieden aufkommende antisemitische Tendenzen. Von Kolonialpolitik hielt er nichts.

Das von Virchow erkannte Prinzip der Thromboseursache und die Theorie der Zellularpathologie waren entscheidend für die Ablösung der zuvor in der Medizin angewandten w:Krasenlehre, welche Krankheiten auf eine ungleichmäßige Mischung der Körpersäfte zurückführt, und damit der seit der Antike bestehenden Humoralpathologie durch eine moderne, naturwissenschaftlich begründete Pathologie und Pathophysiologie.[17][18][19]

Virchow arbeitete auch als Medizinhistoriker. Zudem war er als Publizist aktiv und gab mehrere Zeitschriften heraus. Bis zu seinem Tod besuchte er regelmäßig das aufstrebende Solbad Dürkheim zur Traubenkur und war mit dem dortigen Bezirksarzt Veit Kaufmann freundschaftlich verbunden. Virchow prägte im Jahre 1870 den Begriff des Kunstfehlers als „Verstoß gegen die anerkannten Regeln der Heilkunst infolge eines Mangels an gehöriger Aufmerksamkeit oder Vorsicht“.[20] Der Begriff des Kunstfehlers betrifft in der Gerichtspraxis Verstöße gegen allgemein anerkannte Regeln der ärztlichen Wissenschaft (lat. Lege artis), also „solche Versehen, die in der Regel auf Nichtwissen oder mangelhafter Kenntnis, weniger auf Nichtkönnen oder gar auf bloßer Unaufmerksamkeit beruhen“.[21] Virchow blieb 46 Jahre bis zu seinem Tod in Berlin. Er baute die vorhandene pathologisch-anatomische Sammlung aus, und ab dem 27. Juni 1899 konnte diese, nun mit über 20.000 Ausstellungsstücken[22] versehen, im neu errichteten Pathologischen Museum – dem heutigen Berliner Medizinhistorischen Museum an der Charité – von der interessierten Öffentlichkeit besichtigt werden.

Virchow, der auch zu Schriftstellern und Verlegern sowie Wissenschaftlern außerhalb des medizinischen Bereichs rege Kontakte[23] pflegte, blieb bis ins hohe Alter aktiv und arbeitete unermüdlich. Auf dem Weg zu einem Vortrag stürzte er am 4. Januar 1902 beim Aussteigen aus der noch fahrenden Straßenbahn und brach sich den Oberschenkelhals. Von den Folgen dieses Unfalls erholte er sich nicht mehr.[24][25] Er starb acht Monate nach seinem Unfall am 5. September 1902 in Berlin.

Virchow war Protestant, äußerte sich in der Öffentlichkeit allerdings auch kirchenkritisch.[26] Dass jeder Einzelne allerdings an das glauben könne, was ihm beliebe, war für Virchow ein Ausdruck des Humanen. Er kann nicht als Gegner des Glaubens an einen Gott verstanden werden, denn für ihn gehörte dies zur menschlichen Existenz dazu, was zu tolerieren sei.[27] Der Ausspruch „Tausende von Leichen seziert, dabei aber keine Spur der menschlichen Seele gefunden zu haben“, wird Virchow zwar oft zugesprochen, allerdings wehrte er sich selbst am 22. Februar 1877 im preußischen Abgeordnetenhaus gegen diesen Vorwurf, so etwas gesagt zu haben.[28] Nach seinem Leichenbegängnis entbrannte in den Reihen der evangelischen Kirche ein Streit darüber, ob es statthaft war, sich des „nach gläubiger Anschauung unzweifelhaft Verdammten“ anzunehmen und ihm ein christliches Begräbnis auszurichten.[29] Zur Leichenfeier hatten sich Tausende von Trauergästen eingefunden, um ihm die letzte Ehre zu erweisen.[30]

Siehe auch

Schriften (Auswahl)

Cellularpathologie, Zweite Auflage, 1859
  • De rheumate praesertim corneae Dissertation (lat.)
  • Die öffentliche Gesundheitspflege. In: Die Medicinische Reform. Band 1, Nr. 5, 1848, S. 21–22; Nr. 7, S. 37–40; Nr. 8, S. 45–47; Nr. 9, S. 53–56.
  • Die Einheitsbestrebungen in der wissenschaftlichen Medicin. Berlin 1849.
  • Untersuchungen über die Entwicklung des Schädelgrundes im gesunden und kranken Zustand und über den Einfluß desselben auf die Schädelform, Gesichtbildung und Gehirnbau. Berlin 1857.
  • Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin 1858. (Digitalisat und Volltext) (2. Auflage, Berlin 1859)
  • Goethe als Naturforscher und in besonderer Beziehung auf Schiller. Eine Rede von Rudolf Virchow. Berlin 1861.
  • Canalisation oder Abfuhr? 1869.
  • Menschen- und Affenschädel. Vortrag, gehalten am 18. Februar 1869 im Saale des Berliner Handwerker-Vereins. Berlin 1870.
  • Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Verlag von August Hirschwald, 1871 (online digital, dort auch weitere digitalisierte Schriften).
  • Die Urbevölkerung Europas. Berlin 1874.
  • Gesammelte Abhandlungen auf dem Gebiete der öffentlichen Medicin und der Seuchenlehre. 2 Bände. Berlin 1879.
  • Gegen den Antisemitismus. 1880.
  • Die Gründung der Berliner Universität und der Uebergang aus dem philosophischen in das naturwissenschaftliche Zeitalter. Rede am 3. August 1893 in der Aula der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, gehalten von dem zeitigen Rector Rudolf Virchow. Verlag August Hirschwald, Berlin 1893.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Rudolf Virchow aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
  1. Stammliste der KWA
  2. Dissertation: De rheumate praesertim cornea.
  3.  Christian Andree: Rudolf Virchow. Leben und Ethos eines großen Arztes. Langen-Müller, München 2002, S. 51-52.
  4.  Heinrich Schipperges: Rudolf Virchow. Dargestellt von Heinrich Schipperges. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1994, S. 17.
  5. Heinz Otremba: Rudolf Virchow: Begründer der Zellularpathologie. Eine Dokumentation. Echter-Verlag, Würzburg 1991, S. 15–19
  6. Emil Kugler: Die Vorlesungen Rudolf Virchows über allgemeine pathologische Anatomie in Würzburg. Gustav Fischer, Jena 1930.
  7. Robert Herrlinger: Die Entwicklung des medizinhistorischen Unterrichts an der Julius-Maximilians-Universität. Mitteilungen aus dem Georg Sticker-Institut für Geschichte der Medizin an der Universität Würzburg, Heft 1 (März 1957), S. 1–8; S. 4
  8. Ernst Werner Kohl: Virchow in Würzburg. Königshausen & Neumann, Würzburg 1976 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Band 6). ISBN 3-921456-05-3.
  9. Catherine N. Bagot, Roopen Arya: Virchow and his triad: a question of attribution. Br J Haematol. 2008 Oct;143(2):180-90. Epub 2008 Sep 6. PMID 18783400
  10. Rudolf Virchow: Cellular-Pathologie. In: Virchows Archiv. Band 8, 1855, S. 3–39.
  11. Catherine N. Bagot, Roopen Arya: Virchow and his triad: a question of attribution.
  12. Hans-Werner Altmann: 1850 bis 1950 – ein ereignisreiches Jahrhundert Würzburger Pathologiegeschichte. In: Tempora mutantur et nos? Festschrift für Walter M. Brod zum 95. Geburtstag. Mit Beiträgen von Freunden, Weggefährten und Zeitgenossen. Hrsg. von Andreas Mettenleiter, Akamedon, Pfaffenhofen 2007, S. 399–403; hier: S. 399
  13. Anne-Marie Mingers: Berühmte Wissenschaftler in Würzburg und ihre Beiträge zur Hämostaseologie. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 8, 1990, S. 73–83; hier: S. 75
  14.  Andreas W. Daum: Wissenschaftspopularisierung im 19. Jahrhundert. Bürgerliche Kultur, naturwissenschaftliche Bildung und die deutsche Öffentlichkeit, 1848-1914. 2., erg. Aufl. Auflage. Oldenbourg, München 2002, S. 65-82, 127-129, 133-136, 445-447, 514..
  15. Welt.de: Er reizte Bismarck bis aufs Blut
  16. Petra Lennig: - Das verweigerte Duell - Bismarck gegen Virchow.pdf Das verweigerte Duell: Bismarck gegen Virchow. (PDF) www.dhm.de, abgerufen am 25. März 2017.
  17. Anne-Marie Mingers, S. 75 f.
  18. Axel W. Bauer: Ursachen oder Motive? Das Dilemma der medizinischen Forschungen zwischen naturwissenschaftlicher und hermeneutischer Methode. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 17, 1998, S. 53–63, hier: S. 54–56 (Rudolf Virchow und Hermann Helmholtz als Repräsentanten der naturwissenschaftlichen Methode in der Medizin des 19. Jahrhunderts).
  19. Vgl. auch Rudolf Virchow: Die naturwissenschaftliche Methode und die Standpunkte in der Therapie. In: Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie und für klinische Medizin. Band 2, 1849, S. 3–37.
  20. Rudolf Virchow, Kunstfehler der Ärzte, Aktenstücke des Reichstags des Norddeutschen Bundes, Anlage 3 zu Nr. 5, 1870, S. XII-XV
  21. F. v. Neureiter/F. Pietrusky/E. Schütt, Handwörterbuch der gerichtlichen Medizin und naturwissenschaftlichen Kriminalistik, 1940, S. 17
  22. Petra Lennig, Manfred Dietel: Pathologie-Museum, Charité. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1113–1115.
  23. Christian Andree: Welches Verhältnis hatte Rudolf Virchow zu zeitgenössischen Dichtern, Künstlern, Verlegern und Editoren? Versuch einer Annäherung über die Korrespondenzpartner. Teil I in: Licht der Natur. Medizin in Fachliteratur und Dichtung. Festschrift für Gundolf Keil zum 60. Geburtstag. Hrsg. von Josef Domes, Werner Gerabek, Bernhard D. Haage, Christoph Weißer und Volker Zimmermann, Göppingen 1994, S. 1–20; Teil II in: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 12, 1994, S. 259–286
  24. spiegel Nr. 14 5. April 1999
  25. Vgl. auch Werner Körte: Rudolf Virchows Unfall und Krankheit. In: Berliner Klinische Wochenschrift. 1902.
  26.  Virchow, Rudolf: Sämtliche Werke. Bd. 33. Abt. II. Politik. Politische Tätigkeit im Preußischen Abgeordnetenhaus 14. Februar 1870 bis 13. Dezember 1874 sowie dazugehörige Dokumente. 33, Bern 1997, S. 375 und 476.
  27.  Andree, Christian: Rudolf Virchow (1821–1902) im Spannungsfeld von Glauben, Kirche und Staat. Wer war Rudolf Virchow wirklich?. In: Jahrbuch für Schlesische Kirchengeschichte.. Bd. 84/85, 2005/2006, Würzburg 2006, S. 111.
  28.  Virchow, Rudolf: Sämtliche Werke. Bd. 34. Abt. II. Politik. Politi-sche Tätigkeit im Preußischen Abgeordnetenhaus 6. Februar 1875 bis 2. März 1877. 34, Berlin 1999, S. 540-541.
  29. Neues Wiener Journal, 28. September 1902, S. 9 [1]
  30. Bericht über das Begräbnis in: Neue Freie Presse, 10. September 1902, S. 6 f. [2]