Individualität und Persönlichkeit und Genetik: Unterschied zwischen den Seiten

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Die geistige '''Individualität''' des [[Mensch]]en schreitet im Zuge ihrer Entwicklung durch [[Reinkarnation|wiederholte Erdenleben]] hindurch. In jedem dieser einzelnen Erdenleben offenbart sie sich dabei als ganz spezifische, unverwechselbare '''Persönlichkeit'''. Die [[Persona]], die Persönlichkeit, ist die zunächst vergängliche Hüllennatur, mit der sich der unvergängliche Wesenskern für seine [[irdisch]]e [[Inkarnation]] umgibt und ihr seine einzigartige Prägung durch eine lebenslange '''Persönlichkeitsentwicklung''' gibt. Mit Recht wird aus [[christlich]]er Perspektive darauf hingewiesen, dass erst Individualität und Persönlichkeit zusammen den ''ganzen'' [[Mensch]]en ausmachen und dass das [[Erlösung]]swerk [[Christi]], das in seinem vollen Umfang erst durch das [[Mysterium von Golgatha]] ermöglicht wurde, eben diesen ''ganzen'' Menschen umfasst. Zur Hüllennatur des Menschen zählen seine [[leib]]lichen [[Wesensglieder]], also [[physischer Leib]], [[Ätherleib]] und [[Astralleib]], und auch die [[Seele|seelischen]] Wesensglieder, insofern sie der Vergänglichkeit anheimfallen. Vergänglich ist die [[Empfindungsseele]], die [[Verstandes- oder Gemütsseele]] und jener Teil der [[Bewusstseinsseele]], der nur auf die [[sinnliche Welt]] gerichtet ist. Jener Teil der Bewusstseinsseele, der sich auf die [[geistige Welt]] richtet, wird in den ewigen Wesenskern des Menschen aufgenommen, der aus seinen höheren, geistigen Wesensgliedern, also aus [[Geistselbst]] ([[Manas]]), [[Lebensgeist]] ([[Buddhi]]) und dem [[Geistesmensch]]en ([[Atma]]),  besteht. Das [[Ich]] des Menschen bildet die Grenzlinie zwischen der Hüllennatur und seinem ewigen Wesenskern. Während seines Erdenlebens arbeitet das Ich an der Vergeistigung seiner Hüllennatur - und was das Ich derart vergeistigen kann, wird schließlich in den ewigen Wesenskern des Menschen aufgenommen. Durch die [[Auferstehung des Leibes]] in Form der vollständig vergeistigten [[Leibeshüllen]] ist erst für den ganzen, Individualität ''und'' Persönlichkeit umfassenden Menschen die vollkommene [[Unsterblichkeit]] gewonnen, die sich erst mit der vollständigen Vergeistigung des [[Physischer Leib|physischen Leibes]] zum [[Geistesmensch]]en vollendet. Damit hat sich eine vollständige [[Umstülpung]] des ganzen Menschenwesens vollzogen, durch die sich das Innerste, das [[Ich]] bzw. die Individualität nach außen gewendet hat und damit zugleich selbst zur unsterblichen [[Persona]] geworden ist, deren innersten Kern die auferstandene vergeistigte physische Leiblichkeit bildet. Erst damit ist die volle, nach {{B|1 Mos|1|26}} intendierte [[Gottebenbildlichkeit]] des Menschen verwirklicht, die ihn zu einem individualisierten, mit [[Freiheit]] begabten Bild [[Gott]]es macht, der als [[Trinität]] [[Vater]], [[Sohn]] und [[Heiliger Geist|Heiligen Geist]] in [[Wesenseinheit]] umfasst, so wie dann das menschliche Ich den Geistesmenschen, den Lebensgeist und das Geistselbst umgreift und dadurch erst ''ganzer'' Mensch wird.
[[Datei:4 Kittens.jpg|miniatur| Die [[Rekombination (Genetik)|Rekombination]] der elterlichen Gene führt zu unterschiedlichen [[Phänotyp]]en innerhalb eines [[Wurf (Fortpflanzung)|Wurfes]].]]
Die '''Genetik''' (moderne Wortschöpfung zu [[Griechische Sprache|griechisch]] γενεά ''geneá'' ‚Abstammung‘, γένεσις ''génesis'' ‚Ursprung‘)<ref>Vgl. [http://www.perseus.tufts.edu/cgi-bin/ptext?doc=Perseus%3Atext%3A1999.04.0057%3Aentry%3D%2321880 genetikós] in: Henry George Liddell, Robert Scott, ''A Greek-English Lexicon'', at Perseus</ref><ref>Vgl. [http://www.perseus.tufts.edu/cgi-bin/ptext?doc=Perseus%3Atext%3A1999.04.0057%3Aentry%3D%2321873 génesis] in: Henry George Liddell, Robert Scott, ''A Greek-English Lexicon'', at Perseus</ref> oder '''Vererbungslehre''' ist die Wissenschaft von der [[Vererbung (Biologie)|Vererbung]] und ein Teilgebiet der [[Biologie]]. Sie befasst sich mit den Gesetzmäßigkeiten und materiellen Grundlagen der Ausbildung von erblichen [[Merkmal]]en und der Weitergabe von Erbanlagen ([[Gen]]en) an die nächste [[Generation]].


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Das Wissen, dass individuelle Merkmale über mehrere Generationen hinweg weitergegeben werden, ist relativ jung; Vorstellungen von solchen natürlichen Vererbungsprozessen prägten sich erst im 18. und frühen 19. Jahrhundert aus. Als Begründer der Genetik (zunächst als einen quantifizierbaren Zusammenhang zwischen den Generationen herstellende Transmissionsgenetik) gilt der [[Augustinerorden|Augustinermönch]] und Hilfslehrer [[Gregor Mendel]], der in den Jahren 1856 bis 1865 im Garten seines Klosters systematisch [[Kreuzung (Genetik)|Kreuzungsexperimente]] mit Erbsen durchführte und diese [[Statistik|statistisch]] auswertete. So entdeckte er die später nach ihm benannten [[Mendelsche Regeln|Mendelschen Regeln]], die in der Wissenschaft allerdings erst im Jahr 1900 rezipiert und bestätigt wurden. Der heute weitaus bedeutendste Teilbereich der Genetik ist die [[Molekulargenetik]], die sich mit den molekularen Grundlagen der Vererbung befasst. Aus ihr ging die [[Gentechnik]] hervor, in der die Erkenntnisse der Molekulargenetik praktisch angewendet werden.
"Fassen wir nun einmal richtig das Wesen der Persönlichkeit ins Auge. Wir haben im Grunde genommen vier menschliche Hüllen, die aber nicht etwa wie Zwiebelschalen vorzustellen sind: den physischen Leib, den Ätherleib, den Astralleib und darinnen dasjenige, was sich der Mensch selbst erarbeitet, seinen veredelten Astralleib, das, woran das Ich des Menschen schon gearbeitet hat. Diese vier Hüllen haben wir. Darin steckt aber erst der unvergängliche ewige Wesenskern des Menschen, die sogenannte geistige Dreiheit: Manas, Buddhi, Atma — Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmensch. Diese gehen von Erdenleben zu Erdenleben und gehen dann zu höheren Daseinsstufen hinauf. Die letzte äußere Hülle ist dasjenige, was in der Persönlichkeit zum Ausdruck kommt. Sie hat noch eine andere Bedeutung und die hat sie immer mehr in der Menschheitsentwickelung erhalten. Wenn wir in die alten Zeiten zurückgehen, finden wir, daß die Menschen in den früheren Jahrhunderten immer weniger auf die Individualität gaben, dafür wurde die Persönlichkeit immer mächtiger und mächtiger. Man verwechselt heute leicht die Begriffe von Individualität und Persönlichkeit. Die Individualität ist das Ewige, das sich von Erdenleben zu Erdenleben hindurchzieht. Persönlichkeit ist dasjenige, was der Mensch in einem Erdenleben zu seiner Ausbildung bringt. Wenn wir die Individualität studieren wollen, so müssen wir auf den Grund der menschlichen Seele sehen, wollen wir die Persönlichkeit studieren, so müssen wir sehen, wie sich der Wesenskern auslebt. Der Wesenskern wird in das Volk, in den Beruf hineingeboren. Das alles bestimmt die innere Wesenheit, das verpersönlicht sie. Bei einem Menschen, der noch auf untergeordneter Stufe der Entwicklung ist, wird man wenig von der Arbeit an seinem Inneren bemerken können. Die Ausdrucksweise, die Art der Gesten und so weiter ist eben so, wie er sie von seinem Volke hat. Diejenigen sind aber die fortgeschrittenen Menschen, die sich die Ausdrucksweise und Gesten aus ihrem Inneren heraus geben. Je mehr das Innere des Menschen an seinem Äußeren arbeiten kann, desto höher entwickelt das den Menschen.


Man könnte nun sagen, so kommt also die Individualität in der Persönlichkeit zum Ausdruck. Derjenige, der seine eigenen Gesten, seine eigene Physiognomie, selbst in seinem Handeln und in bezug auf die Umgebung einen eigenartigen Charakter hat, hat eine ausgesprochene Persönlichkeit. Geht das nun beim Tode alles verloren für später? Nein, das geht es nicht. Das Christentum weiß ganz genau, daß das nicht der Fall ist. Was man unter der Auferstehung des Fleisches oder der Persönlichkeit versteht, ist nichts anderes als die Erhaltung des Persönlichen in alle folgenden Inkarnationen hinein. Was der Mensch als Persönlichkeit errungen hat, bleibt ihm, weil es einverleibt ist der Individualität und diese es fortträgt in die folgenden Inkarnationen. Haben wir aus unserem Leib etwas gemacht, was einen eigenartigen Charakter hat, so steht dieser Leib, diese Kraft, die da gearbeitet hat, wieder auf. So viel wir an uns selbst gearbeitet haben, so viel wir aus uns selbst gemacht haben, ist unverloren an uns. Diese Erkenntnis dem Menschen ganz zum Bewußtsein zu bringen, das ist etwas, was noch nicht geschehen ist. Das wird durch die Theosophie geschehen." {{Lit|{{G|54|398ff}}}}
== Etymologie ==
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Das Adjektiv „genetisch“ wurde schon um 1800 von [[Johann Wolfgang von Goethe]] in dessen Arbeiten zur [[Morphologie (Biologie)|Morphologie]] der Pflanzen und in der Folgezeit häufig in der [[Romantik|romantischen]] [[Naturphilosophie]] sowie in der [[Deskription|deskriptiven]] [[Embryologie]] verwendet.<ref>[[Ilse Jahn]], Rolf Löther, Konrad Senglaub (Hrsg.): ''Geschichte der Biologie'', 2. Aufl., VEB Gustav Fischer Verlag, Jena 1985, S. 284 und 413</ref> Anders als heute meinte man damit eine „Methode'“ („genetische Methode“) der Untersuchung und Beschreibung der Individualentwicklung ([[Ontogenese]]) von Organismen. Das Substantiv „Genetik“ gebrauchte erstmals William Bateson 1905 zur Bezeichnung der neuen Forschungsdisziplin.


Als geistige Individualität lebt der Mensch im Reich der [[Geister der Weisheit]]; die [[Liebe]], das eigentliche Ziel des Erdendaseins, kann der Mensch aber nur als irdische Persönlichkeit entwickeln. Das [[Persönlichkeitsgefühl]] musste durch viele [[Inkarnation]]en hindurch heranreifen. Die Früchte dieser Entwicklung werden in vergeistigter Form in die ewige geistige Individualität des Menschen aufgenommen. Dass dies in rechter Weise geschehen kann, ist der Tatsache zu verdanken, dass sich der [[Christus]] durch das [[Mysterium von Golgatha]] mit der [[Erdenentwicklung]] fest verbunden hat.
In Deutschland wurde bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts der Ausdruck „Erbbiologie“ bedeutungsgleich gebraucht, zumeist zur Unterscheidung der „Erbbiologie des Menschen“ ([[Humangenetik]]) von der allgemeinen Genetik. Die Bezeichnung „Humangenetik“ war dabei in Deutschland bereits um 1940 etabliert. Damit wurde ein Rückzug auf wissenschaftlich gebotene Grundlagenforschung angezeigt, während „Rassenhygiene“ angewandte Wissenschaft darstellte.<ref>Peter Weingart, Jürgen Kroll, Kurt Bayertz: ''Rasse, Blut und Gene. Geschichte der Eugenik und Rassenhygiene in Deutschland''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1992, S. 557 f.</ref> Nach 1945 verschwanden die Bezeichnungen „Erbbiologie“ sowie „Rassenhygiene“ allmählich aus dem wissenschaftlichen Sprachgebrauch.


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== Teilbereiche ==
"Wenn wir zu diesem Zwecke noch einmal zurückblicken auf die vorhergehende Verkörperung unserer Erde, den alten Mond, dann stellt sich uns, wenn wir uns diesen Menschen auf dem alten Mond vor die Seele rücken, dieser Mensch so dar, daß er seinen physischen Leib, seinen Ätherleib, seinen astralischen Leib, aber noch nicht sein persönliches Ich hat, wie er es erst auf der Erde jetzt hat. Wenn wir nun den Bewußtseinszustand eines solchen Mondmenschen untersuchen, so ist dieser in der Tat ein ganz radikal anderer als der Bewußtseinszustand des Erdenmenschen. Der Zustand des Erdenmenschen drückt sich wirklich in dem aus, was man nennen könnte die Persönlichkeit. Mit diesem Wort ist viel zur Charakteristik des Erdenmenschen gesagt; denn eine Persönlichkeit gab es auf dem alten Mond noch nicht. Wir haben gesehen, daß sich erst auf der Erde diese Persönlichkeit nach und nach ganz herausgebildet hat, und daß in alten Zeiten sich der Mensch noch viel mehr als ein Glied einer ganzen Zusammengehörigkeit fühlte. Selbst wenn wir gar nicht weit zurückgehen in den Gegenden, wo wir selbst wohnen, ja selbst wenn wir zurückgehen in die ersten nachchristlichen Jahrhunderte, so finden wir da noch letzte Nachklänge eines uralten Bewußtseins. Der alte Cherusker, der alte Sugambrer, Heruler, Brukterer fühlte sich noch nicht in demselben Maße als ein persönlicher Mensch wie der heutige Mensch, sondern er fühlte sich als ein Glied seines Stammes. Und wenn er «Ich» sagte, so bedeutete dieses Ich noch etwas durchaus anderes, als es heute bedeutet. Heute meint der Mensch, wenn er sein Ich ausspricht, das Wesen seiner Persönlichkeit, wie es sozusagen in seiner Haut eingeschlossen ist. Damals fühlte der Mensch sich gegenüber seinem Stamme so, wie ein Glied sich an unserem Organismus fühlt. Er fühlte sich in erster Linie als Sugambrer, Heruler, Brukterer, Cherusker, und erst in zweiter Linie als ein persönliches Ich. Viele Zustände in dieser alten Zeit werden Sie besser begreifen, wenn Sie diese radikale Änderung der Persönlichkeit ins Auge fassen, wenn Sie sich klarmachen, daß zum Beispiel gewisse Formen der Blutrache, der Familienrache, der Stammesrache ihre vollständige Erklärung finden in dem gemeinsamen Bewußtsein des Stammes, in dem Bewußtsein einer Art von Gruppenseele. Die Menschen empfanden sich eben als Gruppen von gemeinsamem Blut, wodurch eine Tötung an dem ganzen Stamme des Mörders gerächt wurde wie an ihm selbst. Und wenn wir noch weiter zurückgehen bis in die klassische alttestamentliche Zeit, in die Zeit des jüdischen Volkes, so wissen wir, daß der einzelne Jude sich durchaus als ein Glied des ganzen jüdischen Volkes fühlte, daß er, wenn er «Ich» aussprach, sich nicht als Repräsentant seines persönlichen Ichs fühlte, sondern daß er das Blut des ganzen jüdischen Volkes fühlte, wie es in den Generationen herabgeströmt ist seit dem Vater Abraham: «Ich und der Vater Abraham sind eins!» In diesem Bewußtsein fühlte sich der Angehörige des Volkes geborgen und gewürdigt. Er fühlte diese Gruppenseele im Blut weit hinauf, bis zum Vater Abraham. Und wenn wir noch weiter zurückgehen in urferne Zeiten der Erde, so finden wir das Gruppenseelenhafte noch viel deutlicher ausgeprägt. Da erinnert sich der Einzelne gedächtnismäßig an das, was die Vorfahren getan haben, bis zu dem Urahn hinauf. Jahrhunderte hinauf reicht die Erinnerung des Nachkommen.
[[Datei:Jug Ear Heredity.jpg|miniatur|Weitergabe phänotypischer Merkmale: Vater und Sohn mit Haarwirbel und [[Abstehende Ohren|Otapostasis]]]]


In unserer Zeit erinnert sich der Mensch unter gewöhnlichen Verhältnissen nicht mehr an das, was sein Vater getan hat, wenn er es nicht gesehen hat. Er erinnert sich nicht mehr an das, was seine Ahnen erlebt haben. Sein Gedächtnis umfaßt nur sein eigenes Leben. In alten Zeiten erinnerte sich der Mensch innerlich durch sein Gedächtnis nicht nur an das, was er selbst erlebt hatte, sondern auch an das, was seine Ahnen erlebt hatten, mit denen er gemeinsamen Blutes war, nicht weil er es wußte, sondern weil das Gedächtnis sich fortpflanzte über die Geburt hinaus. Und wir wissen, daß das Alter der alten Patriarchen, des Adam und der nachfolgenden Ahnen des jüdischen Volkes, ursprünglich nichts anderes zu bedeuten hatte als die Länge des Gedächtnisses, wie weit man sich erinnerte in der Ahnenreihe hinauf. Warum lebten Adam und die anderen Patriarchen so lange? Weil man nicht die einzelne Persönlichkeit bezeichnete, sondern weil man sich so weit erinnerte durch die Generationen hindurch, wie man sich heute an seine eigene Jugend erinnert. Das bezeichnete man mit einem gemeinschaftlichen Ausdruck. Die Persönlichkeit kam gar nicht in Betracht. Man erinnerte sich nicht nur an das, was man in seiner Kindheit erlebt hatte, sondern man erinnerte sich, was der Vater in seiner Kindheit erlebt hatte, was der Großvater erlebt hatte, und so durch Jahrhunderte hindurch; und den Inhalt dieser Erinnerung faßte man als eine Einheit zusammen und nannte es meinetwillen «Adam» oder «Noah» und dergleichen. Die abgeschlossene Persönlichkeit hatte in den Urzeiten noch keineswegs den Wert, den sie heute hat; sondern das Gedächtnis reichte über Vater, Mutter, Großvater und so weiter hinaus; und so weit, wie es reichte, gebrauchte man einen gemeinschaftlichen Namen. Das ist etwas, was für die gegenwärtige materialistische Weltanschauung plump und phantastisch aussieht; aber es ist das doch etwas, was eine gründliche Seelenkunde, die mit den Tatsachen zu rechnen weiß, aus den Tiefen der Tatsachen heraus konstatieren muß. Da kommen wir schon auf unserer Erde dahin, daß der Mensch eine Art von Gruppenbewußtsein hatte, das seiner Gruppenseele anhaftete. Würden wir zurückgehen bis zum alten Mond, wo der Mensch nicht ein so begrenztes, im Gruppenbewußtsein eingebettetes Ich hatte, sondern wo er überhaupt noch kein Ich hatte, wo er noch aus physischem Leib, Ätherleib und astralischem Leib bestand, da würden wir finden, daß das Bewußtsein auf diesem alten Mond nicht ein kleineres war, sondern gewaltige, große Gruppen umfaßte, daß in der Tat umfassende Gruppenseelen dem Menschengeschlecht des Mondes zugrunde lagen. Diese Gruppenseelen des Mondes, die sozusagen die einzelnen Mondmenschen nur wie ihre Glieder hinstellten auf dem Mond, waren weise Seelen. Wir haben ja auch die Tiergruppenseelen auf der Erde beschrieben, und haben dabei auch die Weisheit als ein hervorstechendes Merkmal gefunden. Diese Gruppenseelen des Mondes haben dazumal unserem Planeten in seiner vorhergehenden Verkörperung jene Weisheit eingepflanzt, die wir heute kennen und bewundern. Und wenn wir heute bewundern, wie jedes Knochenstück, wie Herz und Gehirn, wie jedes Pflanzenblatt durchzogen und durchtränkt ist von Weisheit, dann wissen wir, daß jene Weisheit von den Gruppenseelen, die in der Atmosphäre des alten Mondes waren, herunterträufelte - wie die Wolken heute den Regen herunterträufeln lassen - und sich eingliederte allen Wesen, die sie als Anlage aufnahmen und sie wieder herausbrachten, als sie nach dem Pralaya auf der Erde wieder entstanden. Also weisheitsvolle, umfassende Gruppenseelen waren auf dem Mond vorhanden.
* Die von Mendel begründete ''klassische'' Genetik untersucht, in welchen Kombinationen die Gene bei [[Kreuzung (Genetik)|Kreuzungsexperimenten]] bei den Nachkommen auftreten ([[Mendelsche Regeln]]) und wie das die Ausprägung bestimmter [[phänotyp]]ischer [[Merkmal]]e beeinflusst. Zur klassischen Genetik gehört darüber hinaus die [[Zytogenetik]], die im [[lichtmikroskop]]ischen Größenbereich die Anzahl, Gestalt und Struktur der [[Chromosom]]en als Träger der genetischen [[Information]] untersucht.
* Die Molekulargenetik – ein Teilgebiet der [[Molekularbiologie]] – untersucht die [[Molekül|molekularen]] Grundlagen der Vererbung: die Struktur der molekularen Träger der Erbinformation (gewöhnlich [[Desoxyribonukleinsäure|DNA]], bei manchen [[Viren]] [[Ribonukleinsäure|RNA]]), die Vervielfältigung dieser Makromoleküle ([[Replikation]]) und die dabei auftretenden Veränderungen des Informationsgehalts ([[Mutation]]en, [[Rekombination (Genetik)|Rekombination]]) sowie die Realisierung der Erbinformation im Zuge der [[Genexpression]] ([[Transkription (Biologie)|Transkription]] und [[Translation (Biologie)|Translation]]). Zur Molekulargenetik gehört des Weiteren als angewandter Bereich die [[Gentechnik]].
* Die [[Populationsgenetik]] und die [[Ökologische Genetik]] untersuchen genetische Strukturen und Prozesse auf der Ebene von Populationen und von anderen ökologischen Einheiten (z.&nbsp;B. ganzen Lebensgemeinschaften).
* Die [[Epigenetik]] beschäftigt sich mit der Weitergabe von Eigenschaften auf die Nachkommen, welche nicht auf Abweichungen in der DNA-[[Nukleotidsequenz|Sequenz]] zurückgehen, sondern auf vererbbare Änderungen der [[Genregulation]].


Wenn wir auf dem alten Mond nach einer Eigenschaft suchen würden, die wir heute auf unserer Erde in immer größerem Maßstabe mit dem Fortschreiten der Erdentwickelung finden, so würden wir diese Eigenschaft bei den Mondwesen nicht finden. Diese Eigenschaft ist die Liebe, der Trieb, welcher die Wesen aus freiem Willen zueinander-führt. Liebe ist die Mission unseres Erdenplaneten. Daher nennen wir im Okkultismus den Mond auch den «Kosmos der Weisheit» und die Erde den «Kosmos der Liebe». Und wie wir heute, auf der Erde stehend, die ihr eingegliederte Weisheit bewundern, so werden die Wesen des Jupiter einstmals Wesen gegenüberstehen, aus denen ihnen die Liebe entgegenduften wird. Herausschmecken und herausriechen werden sie sozusagen die Liebe aus den Wesen, die um sie herum sind. So wie uns auf der Erde die Weisheit entgegenleuchtet, so wird auf dem Jupiter den Jupiterwesen entgegenduften, was aus der reinen Geschlechtsliebe bis zu der spinozistischen Gottesliebe hier auf der Erde als Liebe sich entwickelt. Herausduften wird es, wie heute die Pflanzen in den verschiedenen Aromas duften. So werden die Grade der Liebe herausströmen als jener Duft, der aufsteigen wird aus dem Kosmos, den wir als Nachfolger unserer Erde den Jupiter genannt haben. So ändern sich die Verhältnisse im Laufe der Evolution, und immer, wenn irgendein Fortschritt in der Evolution stattfindet, nehmen die Wesen daran teil. Dann steigen die Wesen, die mit der betreffenden planetarischen Entwickelungsstufe verknüpft sind, zu immer höherer Ent-wickelungsstufe hinan. Heute sind die Menschen, die auf der Erde leben, sozusagen die Werkzeuge der Liebesentwickelung; vorher hat das Tierreich diese verschiedenen Formen der Liebe als zurückgebliebene Formen entwickelt, und insofern als die Liebe bei den Tieren herauskommt, würde eine einfache Betrachtung zeigen, daß das alles Vorstufen der menschlichen, der immer mehr sich vergeistigenden Liebe sind. Wie der Mensch auf der Erde das Werkzeug der Liebesentwickelung ist, so wird er, wenn er sich bis zum Jupiter hin entwickelt haben wird, zur Aufnahme einer noch höheren Eigenschaft fähig sein. So wurden auch diejenigen Wesen, die aus dem Umkreis des Mondes die Weisheit herunterträufelten, einer höheren Entwickelung fähig, indem der Mond Erde wurde; sie stiegen höher hinauf. Diese Wesen, die dazumal die Macht hatten, Weisheit einträufeln zu lassen in die Mondwesen, waren ja ganz genau dieselben, welche an jenem Punkt der Erdentwickelung, als die Sonne aus der Erde sich herausbewegte, so weit waren, daß sie mit der Sonne herausgehen und die Sonne zu ihrem Schauplatz machen konnten. Die Wesenheiten, die auf dem Monde die Geister der Weisheit, der herabträufelnden Weisheit waren - es sind das andere Geister der Weisheit als die, welche in Verbindung mit dem Saturn genannt worden sind -, diese Geister, oder wenigstens eine große Anzahl von ihnen, wählten sich die Sonne zu ihrem Schauplatz. Nur diejenige Wesenheit, welche man als Jahve oder Jehova bezeichnet, die auf dem Monde zuletzt die volle Reife erlangt hat, wurde der Herr der Form auf der Erde, der Regierer der Mondkräfte.
== Geschichte ==
=== Übersicht ===
* ''1866'' – [[Gregor Mendel]] veröffentlichte seine ''Versuche über Pflanzen-Hybriden'', die aber kaum beachtet wurden.
* ''1869'' – [[Friedrich Miescher]] isolierte aus Zellkernen das „Nuclein“, dessen Aufbau und Funktion zunächst rätselhaft blieb.
* ''1889'' – [[Richard Altmann]] identifizierte die „[[Nucleinsäuren|Nucleinsäure]]“ und eine basische Proteinfraktion als Bestandteile des Nucleins.
* ''1900'' – [[Hugo de Vries]], [[Carl Correns]] und [[Erich Tschermak]] bestätigten Mendels Entdeckungen.
* ''1903'' – [[Chromosom]]en wurden als Träger der [[Erbinformation]] erkannt ([[Walter Sutton]]).
* ''1906'' – [[William Bateson]] prägte den Begriff ''Genetik''.
* ''1907'' – [[Thomas Hunt Morgan]] wählte die [[Taufliege]] ''[[Drosophila melanogaster]]'' als Versuchstier.
* ''1909'' – [[Wilhelm Johannsen]] prägte den Begriff ''[[Gen]]''.
* ''1927'' – Auslösung künstlicher [[Mutation]]en durch [[Röntgenstrahlung]] ([[Hermann Joseph Muller]])
* ''1928'' – Erste Beschreibung der [[Transformation (Genetik)|Transformation]] durch [[Frederick Griffith]] ([[Griffiths Experiment]])
* ''1931'' – [[Zellbiologie|Zytologische]] Aufklärung des [[Crossing-over]] ([[Barbara McClintock]], [[Harriet B. Creighton]], [[Curt Stern]])
* ''1940'' – [[George Beadle]] und [[Edward Tatum]] formulierten die [[Ein-Gen-ein-Enzym-Hypothese]].
* ''1943'' – Das [[Luria-Delbrück-Experiment]] belegte, dass Mutationen in dem Sinn zufällig sind, dass sie keine Umweltreaktionen darstellen.  
* ''1944'' – [[Oswald Avery]], [[Colin MacLeod]] und [[Maclyn McCarty]]: [[Transformation (Genetik)|Transformation]] von Bakterien durch [[Desoxyribonukleinsäure|DNA]]
* ''1950'' – [[Erwin Chargaff]] zeigte mit den [[Chargaff-Regeln]], dass die vier [[Nukleotid]]e in paarweise gleicher Häufigkeit in der DNA vorkommen: [A]&nbsp;=&nbsp;[T] und [C]&nbsp;=&nbsp;[G].
* ''1951'' – McClintock berichtete erstmals über [[Transposon|springende Gene]], stieß aber auf komplettes Unverständnis.
* ''1952'' – Das [[Hershey-Chase-Experiment]] zeigte, dass die genetische Information von [[Bakteriophage]]n in der DNA gespeichert ist.
* ''1953'' – [[James Watson]] und [[Francis Crick]] postulierten die [[Doppelhelix]]-Struktur der DNA.
* ''1957'' – Nachweis der semikonservativen [[Replikation]] der DNA und des [[Crossing-over]] durch [[James Herbert Taylor]] ([[Taylor-Experiment (Genetik)|Taylor-Experiment]])
* ''1958'' – Nachweis der semikonservativen [[Replikation]] der DNA durch [[Meselson-Stahl-Versuch|Meselson und Stahl]]
* ''1958'' – Crick postulierte das „[[Zentrales Dogma der Molekularbiologie|Zentrale Dogma]]“ der Molekulargenetik.
* ''1961'' – [[François Jacob]] und [[Jacques Monod (Biologe)|Jacques Monod]] stellten das [[Operon]]-Konzept vor
* ''1961'' bis ''1965'' – [[Entschlüsselung|Dechiffrierung]] des [[Genetischer Code|genetischen Codes]] ([[Marshall Warren Nirenberg]] und [[Heinrich Matthaei]])
* ''1969'' – [[Jonathan Beckwith]] gelang als erstem die Isolierung eines einzelnen Gens (aus ''[[E. coli]]'').
* ''1969'' – [[Werner Arber]], [[Daniel Nathans]] und [[Hamilton Othanel Smith]] entdeckten die [[Restriktionsenzyme]].
* ''1975'' – [[DNA-Sequenzierung]] ([[Frederick Sanger]], [[Allan Maxam]], [[Walter Gilbert]])
* ''1977'' – [[Intron]]-[[Exon]]-Struktur eukaryotischer Gene
* ''1983'' – [[Kary Mullis]] entwickelte die [[Polymerase-Kettenreaktion]] (PCR) zur Vervielfältigung von DNA.
* ''1995'' – Das erste [[Prokaryoten|prokaryotische]] [[Genom]] (von ''[[Haemophilus influenzae]]'') wurde sequenziert.
* ''1997'' – Das erste [[Eukaryoten|eukaryotische]] Genom, das der [[Bäckerhefe]] ''Saccharomyces cerevisiae'', ist sequenziert
* ''2003'' – Als Resultat des [[Humangenomprojekt]]es steht die Referenzsequenz des menschlichen Genoms zum Download im Internet bereit


Nun haben wir aber schon von anderen Wesenheiten gesprochen, die nicht die volle Entwickelung des Mondes bis zu Ende durchgemacht hatten, die sozusagen stehengeblieben waren mitten drinnen zwischen Menschen und Götterdasein. Wir haben sie in der mannigfaltigsten Weise charakterisiert. Wir haben darauf aufmerksam gemacht, daß die Sonne in einem gewissen Stadium ihrer Entwickelung Venus und Merkur aus sich herausgespalten hat, um diesen Wesen einen Schauplatz zu geben, der für sie geeignet ist. Wir haben auch schon besprochen, wie sich an der fortschreitenden Entwickelung der Menschen Wesenheiten beteiligt haben, die, wie die Venus- und Merkurwesenheiten, für die Menschheit die großen Lehrer in den Mysterien geworden sind. Heute wollen wir von einem anderen Gesichtspunkt aus dieses Bild ergänzen.
=== Vorgeschichte ===
Schon in der [[Antike]] versuchten Menschen die Gesetzmäßigkeiten der [[Zeugung]] und die Ähnlichkeiten zwischen Verwandten zu erklären, und einige der im antiken Griechenland entwickelten Konzepte blieben bis in die [[Neuzeit]] gültig oder wurden in der Neuzeit wieder aufgegriffen.<ref>Jahn et al., S. 56–59</ref><ref>[[Erna Lesky]]: ''Die Zeugungs- und Vererbungslehren der Antike und ihr Nachwirken.'' Wiesbaden 1951 (= ''Akademie der Wissenschaften und der Literatur [zu Mainz]: Abhandlungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse [1950]'', 19, S. 1–201).</ref> So lehrte der griechische Philosoph [[Alkmaion (Philosoph)|Alkmaion]] um 500&nbsp;v.&nbsp;Chr., dass die Zeugung der Nachkommen durch die Zusammenwirkung des männlichen und des weiblichen „[[Sperma|Samens]]“ geschehe. Sein [[Postulat]] eines weiblichen Samens fand in der damaligen [[Naturphilosophie]] und später auch in der [[Hippokrates von Kos|hippokratischen]] Medizin allgemeine Anerkennung. Davon abweichend behaupteten [[Hippon]] und [[Anaxagoras]], dass nur der Mann zeugungsfähigen Samen bilde und dass der weibliche Organismus den Keim nur ernähre. Die Bildung des Samens erfolgte laut Alkmaion im Gehirn, von wo aus er durch die [[Blutgefäß|Adern]] in den [[Hoden]] gelange. Demgegenüber erklärten Anaxagoras und [[Demokrit]], dass der gesamte Organismus zur Bildung des Samens beitrage, – eine Ansicht, die als [[Pangenesistheorie]] über 2000 Jahre später von [[Charles Darwin]] erneut vertreten wurde. Auch die Überlegungen des Anaxagoras, wonach alle Körperteile des Kindes bereits im Samen (Sperma) vorgebildet seien, traten als [[Präformationslehre]] in der Neuzeit wieder auf. In der Antike wurden diese frühen Lehren weitgehend abgelöst durch die Ansichten des [[Aristoteles]] ([[De generatione animalium]]), wonach das Sperma aus dem Blut entsteht und bei der Zeugung nur immateriell wirkt, indem es Form und Bewegung auf die durch den weiblichen Organismus bereitgestellte flüssige Materie überträgt.<ref>Jahn et al., S. 68–71</ref> Die Entwicklung des Keims beschrieb Aristoteles als [[Epigenese]], wonach im Gegensatz zur Präformation die verschiedenen Organe nacheinander durch die Einwirkung des väterlichen Formprinzips ausgebildet werden. Neben der geschlechtlichen Zeugung kannte Aristoteles auch die [[Parthenogenese]] (Jungfernzeugung) sowie die (vermeintliche) [[Urzeugung]] von Insekten aus faulenden Stoffen.


Angedeutet haben wir schon, daß, wenn diejenigen Kräfte und Wesenheiten, die mit der Sonne herausgestiegen sind aus der Erde, in ihrer ursprünglichen Weise mit der Erde verbunden geblieben wären, der Mensch sich in einem raschen Tempo hätte entwickeln müssen, das er nicht hätte aushaken können. Er hätte überhaupt nicht zu seiner Entwickelung kommen können, wenn die Geister der Weisheit mit der Erde verbunden geblieben wären, wie sie mit dem Mond verbunden waren. Sie mußten sich entfernen und von außen einwirken, wenn der Mensch das richtige Zeitmaß in seiner Entwickelung haben sollte. Der Mensch würde sonst, kaum daß er geboren ist, gleich wieder alt sein; er würde ein zu rasches Tempo in seiner Entwickelung durchmachen. Auch in einer anderen Weise kann ich Ihnen das anschaulich machen.
Der Aristoteles-Schüler [[Theophrastos von Eresos|Theophrastus]] postulierte eine ''transmutatio frumentorum'' und nahm an, dass sich Getreidearten zu ihrer Wildform zurückverwandeln können. Zudem unterschied er männliche und weibliche Pflanzen bei der Dattelpalme.<ref>Hans-Peter Kröner: ''Genetik.'' 2005, S. 468.</ref>


Diese Geister, die sich selbst bis zum Sonnendasein hinaufentwickelt haben, haben kein Interesse daran, daß der Mensch stufenweise durch die verschiedenen Lebensalter, durch das Kindesalter, Jugendalter, reifes Alter, Greisenalter geht und in der Körperlichkeit langsam und allmählich irdische Erfahrungen sammelt. Sie haben nur ein Interesse an der vollkommenen Entwickelung zur Geistigkeit. Würden sie mit der Erde verbunden geblieben sein, so waren die Körper in einer gewissen Weise verkümmert, verbrannt worden. Ohne die Früchte aus der Eroberung des Erdendaseins zu zeitigen, wäre der Geist einer raschen Entwickelung entgegengegangen und der Mensch wäre alles dessen verlustig gegangen, was er auf dem Schauplatz der Erde lernen kann. Vor allem würde die Einprägung der Liebe in die kosmische Entwickelung verborgen geblieben sein. Damit die Liebe sich auf der Erde entwickeln konnte, mußte zunächst der Körper auf einer primitiven Stufe entwickelt sein. Die Liebe mußte in der niedersten Form als geschlechtliche Liebe angelegt werden, um sich durch die verschiedenen Stufen hinauf zu entwickeln, und zuletzt, wenn die Erde in ihrer Vollendung in ihrer letzten Epoche angekommen ist, wird die Liebe veredelt emporgehoben, zur rein geistigen Liebe sich im Menschen ausprägen. Alle niedere Liebe ist Schulung für die höhere Liebe. Der Erdenmensch soll die Liebe in sich ausbilden, um sie am Ende seiner Entwickelung der Erde zurückgeben zu können; denn alles, was im Mikrokosmos entwickelt wird, wird dem Makrokosmos zuletzt eingegossen. Der Fortschritt des Menschen wird eine Fortentwickelung des Makrokosmos. Die Weisheit, die in den Mondmenschen eingeströmt ist, leuchtet dem Erdenmenschen entgegen als Weisheit, die seinen Bau durchdringt. Die Liebe, die während der Erde in den Menschen stufenweise eingepflanzt wird, sie wird den Jupiterwesen entgegenduften aus dem ganzen Reiche des Jupiter. Diesen Weg müssen die einzelnen kosmischen Kräfte machen.
Vererbung war bis in das 18. Jahrhundert ein juristischer Begriff und fand für natürliche Vorgänge keine Anwendung. Denn Ähnlichkeiten zwischen Verwandten wurden ausreichend über jeweils spezifische lokale Faktoren und die Lebensweise des Individuums erklärt: über das Klima, die Ernährung, die Art der Betätigungen usw. Wie gewisse Merkmale unter Nachkommen blieben auch diese Faktoren für die Nachkommen in der Regel konstant. Irreguläre Merkmale konnten dann entsprechend auf irreguläre Einflüsse bei der Zeugung oder der Entwicklung des Individuums zurückgeführt werden. Erst mit dem zunehmenden internationalen Verkehr und zum Beispiel der Anlage von exotischen Gärten wurde ein Wahrnehmungsraum dafür geschaffen, dass es vom Individuum und seinem jeweiligen Ort ablösbare, natürliche Gesetze geben müsse, die sowohl die Weitergabe von regulären als auch zuweilen eine Weitergabe von neu erworbenen Eigenschaften regeln.<ref>[[Hans-Jörg Rheinberger]], Staffan Müller-Wille: ''Vererbung. Geschichte und Kultur eines biologischen Konzepts.'' Frankfurt am Main 2009</ref>


So also war der Ausgangspunkt unserer Erdenmission — die Einprägung der Liebe - gewissermaßen vor folgende zwei Richtungen gestellt: Die Geister der Weisheit, die Schöpfer der Weisheit, die auf dem Monde den Erdenreichen die Weisheit eingeströmt haben, waren auf der Erde für sich selber, als Geister der Weisheit, uninteressiert an der physischen Leiblichkeit des Menschen. Sie haben, insofern sie nur für die Weisheit interessiert waren, die besondere Erdenmission an die Geister der Liebe abgegeben, die eine andere Klasse sind und die als Geister der Liebe zunächst auch fähig waren, eine Zeitlang mit auf der Sonne sich zu entwickeln. Auf diese Weise haben wir zweierlei in der Entwickelung der Erde: eine Einströmung der Liebe, die sozusagen neu auftritt, und eine Einströmung von Weisheit, die von außen wirkt, weil die Geister, die sich vorzugsweise für Weisheit interessieren, auf den Sonnenschauplatz sich zurückgezogen haben. Das ist sehr wichtig, daß wir dieses Zusammenwirken der Geister der Weisheit und der Geister der Liebe richtig fassen, denn es drückt sich ein unendlich wichtiger Gegensatz aus in diesem Zusammenwirken der Geister der Weisheit und der Geister der Liebe. Wenn ich jetzt in menschliche Sprache umsetzen will, was da geschah, so drückt sich dieser Gegensatz dadurch aus, daß die Geister der Weisheit den einzelnen Menschen zwischen Geburt und Tod, wie er sich da entwickelt, ganz überlassen den Geistern der Liebe und für sich das Regiment der Individualität übernehmen, die durch die verschiedenen Persönlichkeiten im Laufe der Reinkarnationen durchgeht.
[[Datei:Preformation.GIF|miniatur|Präformistische Darstellung des [[Spermium]]s von [[Nicolas Hartsoeker]], 1695]]
Der Begriff der [[Fortpflanzung]] oder [[Reproduktion]], in dessen Kontext von Vererbung im biologischen Sinn gesprochen werden kann, kam erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts auf.<ref>[[François Jacob]]: ''Die Logik des Lebenden – Von der [[Urzeugung]] zum genetischen Code.'' Frankfurt am Main 1972, S. 27 f.</ref> In früheren Jahrhunderten galt die „Zeugung“ eines Lebewesens als ein [[Schöpfung]]sakt, der grundsätzlich eines göttlichen Eingriffs bedurfte und im Rahmen des Präformismus vielfach als Teilaspekt der Erschaffung der Welt betrachtet wurde. Dabei unterschied man die Zeugung durch den Samen (Sperma) im Mutterleib von der [[Spontanzeugung|Urzeugung]], durch welche niedere Tiere (etwa Würmer, Insekten, Schlangen und Mäuse) aus toter Materie hervorzugehen schienen.<ref>Jacob, S. 32 f.</ref> Die „Samenzeugung“ betrachtete man als Eigenheit des Menschen und der höheren Tiere, welche zu ihrer Ausbildung eines Mutterleibs bedürfen. Erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts setzte sich, vor allem aufgrund der Experimente [[Francesco Redi]]s, die Einsicht durch, dass Würmer, Insekten und andere niedere Tiere nicht aus toter Materie entstehen, sondern von gleichartigen Tieren gezeugt werden. Nun betrachtete man die Zeugung nicht mehr als Schöpfungsakt, sondern verlegte diesen in die Zeit der Erschaffung der Welt, bei der, wie man annahm, alle zukünftigen Generationen von Lebewesen zugleich ineinandergeschachtelt erschaffen wurden. Die Zeugung war somit nur noch eine Aktivierung des längst vorhandenen Keims, der sich dann zu einem voll ausgebildeten Organismus entfaltete. Strittig war dabei, ob die Keime durch das weibliche oder durch das männliche Geschlecht weitergegeben werden, ob sie also im Ei oder im „Samentierchen“ eingeschachtelt sind. Beide Ansichten hatten ihre Anhänger (Ovisten und Animalkulisten), bis die Entdeckung der [[Parthenogenese|Jungfernzeugung]] bei der [[Blattläuse|Blattlaus]] durch [[Charles Bonnet]] 1740 den Streit zugunsten der Ovisten entschied.<ref>Jacob, S. 72</ref>


Jetzt haben Sie, wenn Sie sich den Menschen in seiner Ganzheit vorstellen, auseinandergelegt, unter welchen zwei Regimentern der Mensch steht in der kosmischen Regierung. Was der Mensch zwischen Geburt und Tod ist, was er da in sich entwickelt, weil er in einer Leiblichkeit lebt, was ihn sozusagen so recht zu einem Wesen macht, das mit seinen zwei Beinen hier auf dem Erdengrund steht, das steht unter dem Regiment der Geister der Liebe. Was sich hindurchzieht durch die Persönlichkeiten als die bleibende Individualität, was mit dem Menschen geboren wird, stirbt, wieder geboren wird, wieder stirbt und so weiter, das steht in einer gewissen Beziehung unter dem Regiment der Geister der Weisheit. Nun dürfen Sie aber wiederum nicht schabionisieren und sagen: Du behauptest also, die menschliche Individualität stünde unter dem Einfluß der Geister der Weisheit, und die menschliche Persönlichkeit stünde unter dem der Geister der Liebe. Wenn man schabionisieren würde, dann käme wiederum ein bloßer Unsinn heraus. Denn Begriffe sind nur dann gültig, wenn man sie in ihrer Relativität begreift, wenn man weiß, daß jeder Begriff seine zwei Seiten hat. Nur wenn Sie der Meinung wären, daß dieses eine Leben zwischen Geburt und Tod bedeutungslos wäre für alle folgenden Leben, dann dürften Sie so schabionisieren. Wenn Sie sich aber vor Augen halten, was von mir immer betont worden ist, daß die Früchte jedes einzelnen Erdenlebens, also die Früchte alles dessen, was unter dem Einfluß der Geister der Liebe gewonnen wird, einströmen in alle Entwickelung, in das, was die Geister der Weisheit leiten, und wenn Sie auf der anderen Seite sich klar sind, daß alles unter der Kraft der Geister der Weisheit hervorgeht, was im menschlichen Leibe ist bis zum astralischen Leib hin — wir haben ja auch schon beschrieben, wie die auf der Erde gemachten Erfahrungen umgebildet und umgestaltet werden müssen -, so wirken auf des Menschen Wesenheit, weil er einen physischen Leib, einen Ätherleib und einen astralischen Leib hat, doch wieder die Geister der Weisheit. Und weil das, was der Mensch als Persönlichkeit unter dem Element der Liebe entwickelt, wenn er es einmal entwickelt hat, bleibend wird für seine Individualität, so wirken wiederum auf dem Umweg der Weisheit die Geister der Liebe hinein in das, was im einzelnen menschlichen Leben entwickelt wird. So wirken sie zusammen. Dann ist das Regiment dieser Geister in der Weise wieder getrennt, daß alles, was Persönlichkeit ist, unmittelbar, direkt dem Regiment der Liebe untersteht, und alles, was zwischen Geburt und Tod vorgeht, indirekt dem Element der Weisheit untersteht.
Neben der sehr populären Präformationslehre, die 1625 durch [[Giuseppe degli Aromatari]] (1587–1660) ins Spiel gebracht worden war, gab es im 17. Jahrhundert auch renommierte Anhänger der an Aristoteles anknüpfenden Epigenesislehre, namentlich [[William Harvey]] und [[René Descartes]]. Deren Ansichten galten jedoch als antiquiert und wurden als unwissenschaftlich verworfen, da sie immaterielle Wirkprinzipien voraussetzten, während der Präformismus rein mechanistisch gedacht werden konnte und zudem durch die Einführung des Mikroskops einen starken Auftrieb erfuhr.<ref>Jahn et al., S. 218–220 und 231</ref>


So sehen wir, wie des Menschen Persönlichkeit und des Menschen Individualität in verschiedenen Richtungen und Strömungen drinnen sind. Wichtig ist das aus dem folgenden Grunde: Hätten diejenigen Geister der Weisheit, die jetzt gemeint sind, sozusagen das Regiment sich angemaßt, so würde jene sprudelnde, vehemente Entwickelung eingetreten sein, die man auch charakterisieren könnte, indem man sagt: der Mensch würde in einer einzigen Inkarnation alle mögliche Vervollkommnung von allen Inkarnationen zusammengedrängt erlebt haben. So aber wurde das, was die Geister der Weisheit geben sollten, verteilt auf die ganzen aufeinanderfolgenden Inkarnationen auf der Erde. Man drückt das im Okkultismus durch ein ganz bestimmtes Wort aus. Wären die Geister der Weisheit in der Entwickelung geblieben, so hätte der Mensch durch alle Entwickelungsstufen hindurch, körperlich sich verbrennend, sich schnell zur Geistigkeit entwickelt. So aber verzichteten die Geister der Weisheit darauf, den Menschen zu einer solchen vehementen Entwickelung zu bringen. Sie gingen weg von der Erde, um sie zu umkreisen, um die Zeiten, die sonst vehement abgelaufen wären, zu mäßigen, maßvoll zu machen. Man sagt daher im Okkultismus, daß diese Geister der Weisheit «Geister der Umlaufszeiten» wurden. In aufeinanderfolgenden Umlaufszeiten, die geregelt sind durch den Gang der Gestirne, wurden des Menschen aufeinanderfolgende Inkarnationen geregelt. Die Geister der Weisheit wurden Geister der Umlaufszeiten. Sie wären fähig gewesen, den Menschen von der Erde hinwegzuheben durch ihre weisheitsvolle Macht; aber die Menschen hätten darauf verzichten müssen, die Früchte zu zeitigen, die nur innerhalb der Zeit reifen können. Die Früchte der Liebe, der Erdenerfahrung, wären nicht zu gewinnen gewesen. Diejenigen Geheimnisse, welche Wesenheiten haben und beherzigen müssen, um die Früchte der Liebe, der Erdenerfahrung zu zeitigen, waren diesen Geistern der Umlaufszeiten verborgen. Deshalb heißt es in der Schrift: «Sie verhüllten ihr Antlitz vor dem mystischen Lamm!» Denn das «mystische Lamm» ist der Sonnengeist, der das Geheimnis hat, nicht nur die Geister hinwegzuheben von der Erde, sondern die Leiber von der Erde zu erlösen, sie zu vergeistigen, nachdem sie durch die vielen Inkarnationen hindurchgegangen sind. Der Besitzer des Liebesgeheimnisses, das ist der Sonnengeist, den wir den Christus nennen; und weil er nicht nur ein Interesse hat an der Individualität, sondern unmittelbar an jeder einzelnen Persönlichkeit der Erde, nennen wir ihn deshalb das «große Opfer der Erde» oder das «mystische Lamm».
Die Vorstellung der Präformation herrschte bis in das 19. Jahrhundert hinein vor, obwohl es durchaus Forschungsergebnisse gab, die nicht mit ihr in Einklang gebracht werden konnten. Großes Erstaunen riefen die Versuche zur [[Regeneration (Biologie)|Regeneration]] bei [[Salamander]]n, [[Süßwasserpolypen]] und anderen Tieren hervor. Polypen kann man fein zerhacken, und jedes Teilstück entwickelt sich, wie [[Abraham Trembley]] 1744 beschrieb, innerhalb von zwei bis drei Wochen zu einem kompletten Tier. In den Jahren 1744 bis 1754 veröffentlichte [[Pierre-Louis Moreau de Maupertuis]] mehrere Schriften, in denen er aufgrund von Beobachtungen bei Tieren und Menschen, wonach beide Eltern Merkmale an ihre Nachkommen weitergeben können, die Präformationslehre kritisierte und ablehnte. Entsprechende Beobachtungen publizierte auch [[Joseph Gottlieb Kölreuter]] (1761), der als Erster [[Kreuzung (Genetik)|Kreuzungen]] verschiedener Pflanzenarten studierte. Und [[Caspar Friedrich Wolff]] beschrieb 1759 minutiös die Entwicklung des Embryos im Hühnerei aus völlig undifferenzierter Materie. Trotz der Probleme, die derartige Forschungen aufwarfen, geriet die Präformationslehre jedoch erst im frühen 19. Jahrhundert durch die [[Embryologie|embryologischen]] Untersuchungen von [[Christian Heinrich Pander]] (1817) und [[Karl Ernst von Baer]] (1828) ins Wanken, bei denen diese die Bedeutung der [[Keimblatt|Keimblätter]] aufklärten und allgemein gültige Gesetzmäßigkeiten der [[Embryogenese]] der Tiere aufzeigten.<ref>Jacob, S. 74–79; Jahn et al., S. 232–249</ref>


So wurden die einen die Geister der Umlaufszeiten und regelten die aufeinanderfolgenden Inkarnationen. Der Christus wurde der Mittelpunkt, insofern die einzelnen Persönlichkeiten der Menschen geheiligt und geläutert werden sollten. Alles, was der Mensch aus der einzelnen Persönlichkeit als Frucht hineinbringen kann in die Individualität, erlangt er dadurch, daß er einen Zusammenhang hat mit dem Christus-Wesen. Das Hinschauen, das Sich-verbunden-Fühlen mit dem Christus-Wesen läutert und veredelt die Persönlichkeit. Wäre die Erdentwickelung verlaufen ohne die Erscheinung des Christus, so wäre der Leib des Menschen, wenn wir den Ausdruck umfassend gebrauchen, böse geblieben; er hätte sich mit der Erde verbinden müssen und wäre für immer der Materialität verfallen. Und wenn trotzdem die Geister der Weisheit nicht darauf verzichtet hätten, den Menschen gleich im Anfange der eigentlichen Erdentwickelung zu vergeistigen, so hätte folgendes eintreten können: Entweder hätten die Geister der Weisheit sogleich bei Beginn der Erdentwickelung - also in der lemu-rischen Zeit — den Menschen herausgerissen aus dem Leib, ihn einer raschen geistigen Entwickelung entgegengeführt und seinen Leib rasch verbrannt; dann hätte die Erde niemals ihre Mission erfüllen können. Oder die Geister der Weisheit hätten gesagt: Das wollen wir nicht; wir wollen, daß sich der Leib des Menschen voll entwickle; aber wir selber haben daran kein Interesse, also überlassen wir das dem Spätgeborenen, dem Jehova, der ist der Herr der Form! Dann wäre der Mensch mumifiziert worden, wäre vertrocknet. Der Leib des Menschen aber wäre mit der Erde verbunden geblieben; er wäre niemals einer Vergeistigung entgegengegangen.
Mit der Etablierung der von [[Matthias Jacob Schleiden]] (1838), [[Theodor Schwann]] (1839) und [[Rudolf Virchow]] (1858) entwickelten Allgemeinen [[Zelltheorie]] wurde deutlich, dass die Gründe für die Ähnlichkeit von Eltern und Nachkommen in der [[Zelle (Biologie)|Zelle]] lokalisiert sein müssen. Alle Organismen bestehen aus Zellen, Wachstum beruht auf der Vermehrung der Zellen durch [[Zellteilung|Teilung]], und bei der [[Geschlechtliche Fortpflanzung|geschlechtlichen Fortpflanzung]], die bei Vielzellern der Normalfall ist, vereinigen sich je eine [[Gamet|Keimzelle]] beiderlei Geschlechts zu einer [[Zygote]], aus welcher durch fortwährende Teilung und [[Differenzierung (Biologie)|Differenzierung]] der neue Organismus hervorgeht.<ref>Jacob, S. 123–139</ref>


Beide Wege wurden nicht gewählt; sondern damit ein Gleichgewicht eintreten konnte zwischen den Geistern der Weisheit und dem Letztgeborenen des Mondes, dem Herrn der Form, der der Ausgangspunkt für das Schaffen des Mondes ist, wurde eine Mittellage geschaffen; und diese Mittellage bereitete vor die Erscheinung des Christus, der über die Weisheit erhaben ist, vor dem die Geister der Weisheit ihr Antlitz in Demut verhüllen, und der dadurch, daß die Menschen sich immer mehr mit seinem Geiste erfüllen und durchdringen, die Menschen erlösen wird. Und wenn die Erde selbst an dem Punkte anlangt, wo der Mensch sich voll vergeistigt haben wird, dann wird nicht ein trockener Ball herausfallen aus der Evolution, sondern es wird der Mensch durch das, was er aus der Entwickelung hat herausholen können, seine sich immer mehr veredelnde Menschenform der vollständigen Vergeistigung entgegenführen. Und wir sehen, wie die Menschen sich vergeistigen. Wenn wir uns die ursprünglichen Menschenkörper der lemurischen Zeit ansehen würden - ich werde niemals in einem öffentlichen Vortrag diese lemurischen Menschenkörper beschreiben! -, so würden wir finden, daß sie sich uns an der äußersten Grenze der Häßlichkeit stehend darstellen. Erst allmählich bildet sich der menschliche Körper in der Form, wie wir ihn heute kennen. Und immer veredelter und veredelter treten die Menschen auf, indem sie von der Liebe immer mehr und mehr gereinigt werden. Aber auch über das heutige Menschenantlitz wird sich der Mensch hinausentwickeln. Wie sich der Menschenleib immer mehr vergeistigt hat seit der lemurischen Rasse, so wird sich auch das menschliche Antlitz immer mehr vergeistigen. Wir sind heute in der fünften Rasse. Wie sich jetzt schon im menschlichen Antlitz das Gute und Edle, das in der Seele lebt, ausprägt, so wird in der sechsten Rasse des Menschen Antlitz leuchten von innerer Güte. Eine ganz andere Physiognomie wird der Mensch dann haben, so daß man an der äußeren Gestalt erkennen wird, wie gut und wie edel er ist, und erkennen wird man an dem Antlitz, was für innere seelische Eigenschaften in dem Menschen sind; und immer mehr wird sich das, was an Edelmut und Güte in der Menschenseele enthalten ist, der menschlichen Physiognomie einprägen, bis am Ende der Erdenzeit das Leibliche des Menschen ganz durchdrungen ist vom Geistigen und sich ganz und gar abheben wird von denen, die an der Materialität hängen geblieben sind, die das Abbild des Bösen darstellen werden, die zurückbleiben auf dem mineralischen Standpunkt. Das ist das, was kommen wird, und was man das «Jüngste Gericht» nennt, die Scheidung von Guten und Bösen. Es ist die Vergeistigung des menschlichen Körpers oder, wie man es populär nennt, die «Auferstehung des Fleisches». Man muß diese Dinge nur verstehen mit dem gesunden Sinn aus dem Okkultismus heraus; dann kann gar kein Angriff gegen sie geführt werden. Die Aufklärerei wird allerdings nicht verstehen können, daß das, was Materie ist, einmal etwas anderes werden könnte als Materie. Was im besten Sinne des Wortes genannt werden könnte der «Wahnsinn der Materialität», das wird sich niemals vorstellen können, daß das Materielle sich einmal vergeistigen könnte, das heißt, daß einmal so etwas eintreten wird, was man nennt die Vergeistigung, die Auferstehung des Fleisches. Aber die Dinge sind so, und so ist der Gang der Erdentwickelung, und so ergibt sich der Sinn der Erdentwickelung und die Stellung des Christus innerhalb der Erdentwickelung.
=== Klassische Genetik ===


Wenn wir bloß auf alles dasjenige sehen würden, was wir bis jetzt in Betracht gezogen haben innerhalb unserer heutigen Darstellung, dann würde sich uns ein eigentümliches Bild unserer Erdentwickelung ergeben. Dieses Bild würde so sein, daß in der Tat die Waage gehalten würde zwischen den Geistern der Form und den Geistern, die die Geister der Umlaufszeiten geworden sind, den eigentlichen Geistern des Lichtes. Dadurch, daß der Christus von dem Mysterium von Golgatha an die künftige Erdentwickelung zu führen hat, wären diese in der Gleichgewichtslage, und ein sukzessiver Aufstieg würde in der Tat das sein, was da kommen würde. Aber so einfach ist die Sache wiederum nicht. Wir wissen, daß Geister zurückgeblieben sind, Geister, die die volle Reife der Weisheitsentwickelung nicht erlangt hatten, die daher kein Interesse daran haben, ihr Regiment abzutreten an die Strömung der Liebe. Diese Geister wollten fortwirken und weiter die Weisheit einströmen lassen. Sie wirkten auf den Menschen und sie haben deshalb nicht etwa unfruchtbar auf der Erde gewirkt. Sie haben den Menschen die Freiheit gebracht. Hat das Christus-Prinzip die Liebe gebracht, so haben diese Geister, die wir die luziferischen Geister nennen, dem Menschen die Freiheit gebracht, die Freiheit der Persönlichkeit. Sie gaben dem Menschen die Möglichkeit, zwischen Gut und Böse zu wählen. Auch das Zurückbleiben gewisser Geister hat seine sehr gute Seite, und alles, ob Vorschreiten oder Zurückbleiben, ist göttlicher Natur. So gab es also Geister der Umlaufszeiten, welche die fortschreitenden Inkarnationen leiteten, das, was als die Individualität durch alle Inkarnationen hindurchgeht; so gab es Geister der Liebe unter der Führung des Christus-Prinzips, welche diese Individualität so vorbereiteten, daß die Persönlichkeit nach und nach übergehen kann in ein Reich der Liebe. Wenn wir das große Ideal, das uns als ein Reich der Liebe vorschwebt, charakterisieren wollen, so können wir das in folgender Weise tun.
Die Gesetzmäßigkeiten der Vererbung blieben lange im Unklaren. Schon in den Jahren 1799 bis 1823 führte [[Thomas Andrew Knight]] – wie einige Jahrzehnte später [[Gregor Mendel]] – Kreuzungsexperimente mit Erbsen durch, bei denen er bereits die Erscheinungen der [[Dominanz (Genetik)|Dominanz]] und der Aufspaltung von Merkmalen beobachtete.<ref>Jahn et al., S. 417 und 691</ref> 1863 publizierte [[Charles Naudin]] (1815–1899) die Ergebnisse seiner Kreuzungsexperimente mit zahlreichen Pflanzengattungen, wobei er das sehr gleichartige Aussehen aller Pflanzen der ersten Tochtergeneration und die „extreme Verschiedenartigkeit der Formen“ in den folgenden Generationen konstatierte und damit weitere bedeutende Aspekte der fast zeitgleichen Erkenntnisse Mendels vorwegnahm, aber im Unterschied zu Mendel keine [[Statistik|statistische]] Auswertung durchführte.<ref>Jahn et al., S. 418 f.</ref>


Heute ist noch in den weitesten Kreisen der gründliche Irrtum verbreitet, daß das Wohl und Heil der einzelnen Persönlichkeit möglich sei ohne das Wohl und Heil aller anderen Persönlichkeiten der Erde. Wenn auch die Menschen das nicht direkt zugeben, praktisch ist doch alles darauf gebaut, daß so, wie wir heute leben, der Einzelne auf Kosten der anderen lebt, und der Glaube ist weit verbreitet, daß das Wohl des Einzelnen unabhängig ist von dem Wohl der anderen. Die zukünftige Entwickelung wird die volle Gemeinschaft des Geistes entwickeln, das heißt, auf dem Jupiter wird der Glaube zu herrschen beginnen, daß es kein Wohl und Heil des Einzelnen gibt ohne das Wohl und Heil aller übrigen, und zwar eben das gleiche Wohl und Heil aller übrigen Einzelnen. Das Christentum bereitet diese Anschauung vor, und es ist dazu da, sie vorzubereiten. Eine Gemeinsamkeit hat sich auf der Erde zunächst ergeben durch die Liebe, die an das Blut gebunden ist. Dadurch war der pure Egoismus überwunden. Das Christentum hat nun die Aufgabe, in den Menschen diejenige Liebe zu entzünden, die nicht mehr an das Blut gebunden ist, das heißt, sie sollen die reine Liebe finden lernen, wo das Wohl und das Heil des Einzelnen gar nicht gedacht wird ohne das Wohl und das Heil des anderen. Das Reich der Liebe wird sich so darstellen, daß, wie zuerst die Blutsverwandtschaft die Menschen aneinanderband, nun der Mensch in jedem Menschen den Verwandten sehen wird, ohne Rücksicht auf das gemeinsame Blut. Das ist in den Worten angedeutet: «Wer nicht verläßt Vater und Mutter, Weib und Kind, Bruder und Schwester, der kann nicht mein Jünger sein.» Alles andere ist kein wirkliches Christentum. So können wir die Hinentwickelung des Menschen zu einem höheren Zustand charakterisieren. Aber die Hinentwickelung zu einem solchen Zustand geschieht in Zyklen, nicht sukzessive. Sie können sich durch eine einfache Betrachtung diese Zyklen klarmachen.
[[Datei:Gregor Mendel.png|miniatur|[[Gregor Mendel]]]]
Der entscheidende Durchbruch gelang dann Mendel mit seinen 1856 begonnenen Kreuzungsversuchen, bei denen er sich auf ''einzelne Merkmale'' konzentrierte und die erhaltenen Daten ''statistisch auswertete''. So konnte er die grundlegenden Gesetzmäßigkeiten bei der Verteilung von Erbanlagen auf die Nachkommen ermitteln, die heute als [[Mendelsche Regeln]] bezeichnet werden. Diese Entdeckungen, die er 1866 publizierte, blieben jedoch zunächst in der Fachwelt fast unbeachtet und wurden erst im Jahr 1900 von [[Hugo de Vries]], [[Carl Correns]] und [[Erich Tschermak]] wiederentdeckt und aufgrund eigener Versuche bestätigt.


Sehen Sie, wie in der ersten Epoche der nachatlantischen Zeit eine Kultur, die brahmanische Kultur, aufgeht, ihren Höhepunkt erreicht und wieder in Dekadenz kommt, wie sie ihren Höhepunkt erlangt auf dem Gebiete der Flucht aus der Materialität, in der sie ihre Erlösung sucht, wie sie aber wieder zurückgehen muß, weil sie ihre Kultur gesucht hat auf dem Gebiete der Nichtanerkennung der Materie. Sie sehen dann, wie ein neuer Zyklus eintritt in der altpersischen Kultur, wie die altpersische Kultur den Erdball erobert dadurch, daß sie die Materie anerkennt, allerdings als eine dem Menschen widerstrebende Macht, die der Mensch durch seine Arbeit bezwingt; und wiederum erreicht diese Kultur ihren Höhepunkt, und versinkt in Dekadenz. Aber eine neue Kultur steigt herauf, die ägyptisch-chaldäisch-assyrisch-babylonische, die nicht mehr bloß die Materie anerkennt, sondern die die Materie durchdringt mit menschlicher Intelligenz, wo die Bahnen der Sterne erforscht werden, wo Bauten aufgeführt werden gemäß dem, was man aus der Sternenweisheit gewonnen hatte, indem menschliche Bebauungen der Erde nach Gesetzen der Geometrie angelegt werden. Die Materie ist jetzt nicht mehr bloß eine widerstrebende Macht, sondern sie wird umgegossen und umgeformt zu dem Geistigen. Die Pyramiden sind ein Abbild von dem, was der Mensch aus den Sternen ersah. Und wir gehen weiter hinüber, nachdem die ägyptisch-chaldäisch-assyrisch-babylonische Kultur in Dekadenz geraten ist, zu der griechisch-lateinischen Kultur, wo der Mensch in der griechischen Kunst die Materie so umgestaltet hat, daß er sein eigenes Abbild in sie hineingeformt hat, wo der Mensch zur Überwindung der Materie durch die Schönheit gelangt. Das war früher nicht der Fall, daß, wie in der griechischen Plastik, griechischen Baukunst und Dramatik, der Mensch sein eigenes Abbild in die Materie hineinprägt. Die menschliche Persönlichkeit wird als der höchste Ausdruck der Schönheit in der griechischen Kunst verherrlicht. Und mit der römischen Kultur sehen wir hinzukommen den Rechtsbegriff der Persönlichkeit. Es ist auch nur wieder eine ganz verkehrte Gelehrsamkeit - ein einziger Blick eines verständigen Menschen kann das erkennen -, die da sagt, daß es früher auch schon den Rechtsbegriff gegeben hätte. Das Gesetzbuch des Hammurabi ist etwas ganz anderes, als das, was in Rom geschaffen worden ist als Jurisprudenz. Das ist ein eigentlich römisches Produkt, denn die Jurisprudenz tauchte da auf, wo die einzelne Persönlichkeit sich auch im Recht ihr Abbild schafft; da ist der Mensch ganz auf die eigene Persönlichkeit gestellt. Man studiere und vergleiche das Testament im römischen Recht mit dem, was im Gesetzbuch des Hammurabi zu finden ist, wo die Persönlichkeit des Menschen ganz in eine Theokratie hineingestellt war. Der «römische Bürger» ist ein neues Element in dem Entwickelungszyklus der Menschheit. Noch tiefer herab in die Materie muß der Mensch in der fünften, in der germanischen Kultur; die Überwindung der Naturkräfte, die Triumphe der Technik, sie sind die Folge davon. Doch sind wir über den tiefsten Punkt dieser Entwickelung etwas hinweg. Und ein neuer Zyklus ist derjenige, der dann da sein wird, wenn die Menschen das, was sich heute als Theosophie zeigt, ganz ergriffen haben werden. Wir sehen, wie jeder Zyklus in der Kultur seinen Gipfel erreicht und wieder heruntersinkt, und wie jeder neue Zyklus die Aufgabe hat, die Kultur weiterzubringen. .. [Lücke im Text.]
Einen radikalen Umbruch der Vorstellungen von der Vererbung brachte die Keimbahn- oder [[Keimplasmatheorie]] mit sich, die [[August Weismann]] in den 1880er Jahren entwickelte.<ref>Jacob, S, 232–235</ref> Schon seit dem [[Altertum]] galt es als selbstverständlich, dass Merkmale, welche die Eltern während ihres Lebens erworben haben, auf die Nachkommen übertragen werden können. Nach [[Jean-Baptiste de Lamarck]], in dessen [[Evolutionstheorie]] sie eine bedeutende Rolle spielte, wird diese Ansicht heute als [[Lamarckismus]] bezeichnet. Doch auch [[Charles Darwin]] postulierte in seiner [[Pangenesistheorie]], dass der ganze elterliche Organismus auf die Keimzellen einwirke – unter anderem sogar indirekt durch [[Telegonie (Genetik)|Telegonie]]. Weismann unterschied nun zwischen der [[Keimbahn]], auf der die Keimzellen eines Organismus sich von der Zygote herleiten, und dem Soma als der Gesamtheit aller übrigen Zellen, aus denen keine Keimzellen hervorgehen können und von denen auch keine Einwirkungen auf die Keimbahn ausgehen. Diese Theorie war allerdings anfangs sehr umstritten.<ref>Jahn et al., S. 410–412</ref>


... Die feste Gleichgewichtslage gibt dem Menschen die Sicherheit, daß er erlöst werden kann von der Erde; und das Auf- und Abstreben ist das, was wir das Streben nach der eigentlichen Freiheit nennen, was die luziferischen Geister der Menschheit eingeprägt haben. So wirken in dem Weltengange zusammen das Christus-Prinzip und die luziferischen Geister und bedingen die Kultur. Es macht nichts, daß man in den ersten Zeiten des Christentums das luziferische Prinzip ausschloß, und die Menschen nur auf das Christus-Prinzip hingewiesen worden sind. Die Menschheit wird schon wieder dazu kommen, sich die Freiheit zu erobern in der vollen Hingabe an das Christus-Prinzip; denn das Christus-Prinzip ist so umfassend, daß nur der es erfassen kann, der es auf der Stufe der höchsten Weisheit zu umspannen versucht.
[[Datei:Hugo de Vries.jpg|miniatur|links|[[Hugo de Vries]]]]
Mit seinem zweibändigen Werk ''Die Mutationstheorie'' (1901/03) führte de Vries den bis dahin in der [[Paläontologie]] gebräuchlichen Begriff „[[Mutation]]“ in die Vererbungslehre ein. Nach seiner Auffassung handelte es sich bei Mutationen um umfassende, sprunghafte Veränderungen, durch welche eine neue [[Art (Biologie)|Art]] entstehe. Dabei stützte er sich auf seine Studien an [[Nachtkerzen]], bei denen eine „in allen ihren Organen“ stark veränderte Pflanze aufgetreten war, deren Merkmale sich als erbkonstant erwiesen und die er daher als neue Art (''Oenothera gigas'') beschrieb. (Später stellte sich heraus, dass ''„Oe. gigas“'' im Unterschied zu den [[Diploidie|diploiden]] Ausgangspflanzen [[Tetraploidie|tetraploid]] war und somit – aus heutiger Sicht – der Sonderfall einer [[Genommutation]] (Autopolyploidie) vorlag.) Dieser Befund stand im Widerspruch zu der an [[Charles Darwin]] anschließenden [[Evolutionstheorie]], die das Auftreten geringfügiger Veränderungen voraussetzte, und das war einer der Gründe, warum der „[[Mutationismus|Mendelismus]]“ sich zeitweilig im Widerstreit mit dem damals noch nicht allgemein akzeptierten [[Darwinismus]] befand.


Blicken wir zurück in die vorchristlichen Zeiten. Da finden wir, wie die Religionen da sind als die Vorbereitung für das Christentum. Wir sehen bei den Indern und Persern wohl Religionen, aber Religionen, die geeignet sind für das betreffende Volk, aus dem sie herausgeboren sind. Es sind nationale, Stammes-, Rassenreligionen, die mit dem Volk auftreten, aus dem sie entstanden sind, beschränkt in ihrem inneren Wesen, weil sie in einer gewissen Weise noch hervorgehen aus den Gruppenseelen und mit ihnen verbunden sind. Mit der Christus-Religion tritt in die Menschheitsentwickelung ein Element ein, das so recht das Element der Erdenentwickelung ist. In den ersten Zeiten ist das Christentum so, daß es allerdings sofort alle früheren Religionsprinzipien durchbricht. Schroff stellt es sich entgegen dem Satz: «Ich und der Vater Abraham sind eins.» Zuerst stellt es sich dem entgegen, daß man sich mit irgend etwas, was nur menschliche Gruppe ist, als Einheit fühlen kann; vielmehr muß sich die Seele, die in jeder Persönlichkeit wohnt, mit dem ewigen Weltengrunde, der der «Vater» genannt wird, und der in jeder Seele wohnt, eins fühlen können, und das drückt es aus in dem Satz: «Ich und der Vater sind eins.» Und gegenüber dem Alten Testament, das beginnt mit den Worten: «Am Anfang war das Licht», stellt das Christentum als das Neue Testament die Worte hin: «Im Ur-beginne war das Wort!» Damit war einer der größten Fortschritte der Menschheitsentwickelung gegeben. Denn bei dem Licht, das hervortritt, spricht man, soweit man von Licht sprechen kann, von etwas äußerlich Sichtbarem. Daher enthalten die alten Urkunden eine Genesis, die das Physische als eine Offenbarung des Lichtes hinstellt. Das «Wort» aber ist das, was aus dem Inneren des Wesens hervorkommt. Und ehe alle Offenbarung des Lichtes gekommen war, war das vom Menschen, «was da war, was da ist, was da sein wird» - das will sagen das, was mit dem innersten Wesen des Menschen gemeint ist. Im Urbeginn war nicht das Licht, sondern war das Wort. Das Johannes-Evangelium ist ein Dokument, das nicht neben die anderen gestellt werden darf; sondern das die anderen Urkunden erweitert von dem Zeitlichen zu dem Ewigen. So steht das Christentum da nicht als eine Religion, die eine Stammesreligion wäre, sondern es steht da als eine Menschheitsreligion, wenn es richtig verstanden wird. Indem der Christ sich eins fühlt mit dem «Vater», steht Seele der Seele gegenüber, gleichgültig welchem Stamme sie angehört. So werden alle Schranken fallen müssen unter den Einwirkungen des Christentums, und der Jupiterzustand muß vorbereitet werden unter den Einwirkungen dieses Prinzips. Daher hat das Christentum begonnen als Religion, denn die Menschheit war auf Religion gebaut. Religion aber ist etwas, was im Laufe der Mensch-heitsentwickelung abgelöst werden muß durch Weisheit, durch Erkenntnis. Insofern Religion auf Glauben gebaut ist und nicht von der vollen Erkenntnis durchglüht ist, ist sie etwas, was im Laufe des Menschheitsfortschrittes abgelöst werden muß. Und während der Mensch früher glauben mußte, um zum Wissen zu kommen, wird in Zukunft volle Erkenntnis leuchten, und der Mensch wird wissen und von da aus aufsteigen zur Anerkennung der höchsten geistigen Welten. Von der Religion entwickelt sich die Menschheit zu der von der Liebe wieder durchglühten Weisheit. Erst Weisheit, dann Liebe, dann von der Liebe durchglühte Weisheit.
In den Jahren um die Jahrhundertwende untersuchten etliche Forscher die unterschiedlichen Formen der [[Chromosom]]en und deren Verhalten bei [[Zellteilung]]en. Aufgrund der Beobachtung, dass gleich aussehende Chromosomen paarweise auftreten, äußerte [[Walter Sutton]] 1902 als erster die Vermutung, dass dies etwas mit den ebenfalls gepaarten Merkmalen und deren „Spaltung“ in den Untersuchungen von Mendel und seinen Wiederentdeckern zu tun haben könne.<ref>Jahn et al., S. 463</ref> Im Anschluss daran formulierte [[Theodor Boveri (Biologe)|Theodor Boveri]] 1904 die [[Chromosomentheorie der Vererbung]], wonach die Erbanlagen an die Chromosomen gebunden sind und deren Verhalten bei der [[Meiose]] und [[Befruchtung]] den Mendelschen Regeln entspricht.<ref>Jahn & al., S. 463 f.</ref>


Nun können wir fragen: Wenn aber die Religion aufgehen wird in der Erkenntnis, wenn dem Menschen nicht mehr nach der alten Form Religion gegeben sein wird, daß er bloß dem Glauben nach auf die Weisheit hingewiesen sein wird, welche die Evolution leitet, wird dann auch das Christentum nicht mehr sein? Keine andere Religion wird sein, die auf bloßen Glauben gebaut ist. Das Christentum wird bleiben, denn das Christentum ist zwar in seinem Anfang Religion gewesen, aber das Christentum ist größer als alle Religion! Das ist die Rosenkreuzerweisheit. Umfassender war das religiöse Prinzip des Christentums in seinem Anfange als das religiöse Prinzip aller anderen Religionen. Aber das Christentum ist noch größer als das religiöse Prinzip selbst. Wenn die Glaubenshüllen fortfallen werden, wird es Weisheitsform sein. Es kann ganz und gar die Glaubenshüllen abstreifen und Weisheitsreligion werden, und dazu wird Geisteswissenschaft helfen, die Menschen vorzubereiten. Die Menschen werden ohne die alten Religions- und Glaubensformen leben können, aber sie werden nicht leben können ohne das Christentum; denn das Christentum ist größer als alle Religion. Das Christentum ist dazu da, alle Religionsformen zu sprengen, und das, was als Christentum die Menschen erfüllt, das wird noch sein, wenn die Menschenseelen hinausgewachsen sind über alles bloße religiöse Leben." {{lit|{{G|102|99ff}}}}
[[Datei:Sexlinked inheritance white.jpg|miniatur|Vererbung der Augenfarbe bei ''[[Drosophila]]''. Abbildung aus ''The Physical Basis of Heredity'' (1919)]]
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Eine sehr folgenreiche Entscheidung war die Wahl von [[Taufliegen]] als Versuchsobjekt durch die Arbeitsgruppe um [[Thomas Hunt Morgan]] im Jahre 1907, vor allem weil diese in großer Zahl auf kleinem Raum gehalten werden können und sich sehr viel schneller vermehren als die bis dahin verwendeten Pflanzen. So stellte sich bald heraus, dass es auch geringfügige Mutationen gibt, auf deren Grundlage allmähliche Veränderungen innerhalb von Populationen möglich sind (Morgan: ''For Darwin'', 1909). Eine weitere wichtige Entdeckung machte Morgans Team etwa 1911, als man die schon 1900 von Correns publizierte Beobachtung, dass manche Merkmale meist zusammen vererbt werden ([[Genkopplung]]), mit Untersuchungen der Chromosomen verband und so zu dem Schluss kam, dass es sich bei den Koppelungsgruppen um Gruppen von Genen handelt, welche auf demselben Chromosom liegen. Wie sich weiter herausstellte, kann es zu einem Austausch von Genen zwischen homologen Chromosomen kommen ([[Crossing-over]]), und aufgrund der relativen Häufigkeiten dieser intrachromosomalen [[Rekombination (Genetik)|Rekombinationen]] konnte man eine lineare Anordnung der Gene auf einem Chromosom ableiten ([[Genkarte]]). Diese Erkenntnisse fasste Morgan 1921 in ''The Physical Basis of Heredity'' und 1926 programmatisch in ''The Theory of the Gene'' zusammen, worin er die Chromosomentheorie zur Gentheorie weiterentwickelte.
 
Diese Theorie war schon während ihrer allmählichen Herausbildung sehr umstritten. Ein zentraler Streitpunkt war die Frage, ob die Erbanlagen sich ausschließlich im [[Zellkern]] oder auch im [[Zytoplasma]] befinden. Vertreter der letzteren Ansicht waren u.&nbsp;a. Boveri, Correns, [[Hans Driesch]], [[Jacques Loeb]] und [[Richard Goldschmidt]]. Sie postulierten, dass im Kern nur relativ geringfügige Erbfaktoren bis hin zu Artmerkmalen lokalisiert seien, während Merkmale höherer systematischer Kategorien ([[Gattung (Biologie)|Gattung]], [[Familie (Biologie)|Familie]] usw.) durch das Plasma vererbt würden. Der entschiedenste Vertreter der Gegenseite war Morgans ehemaliger Mitarbeiter [[Hermann Joseph Muller]], der in ''The Gene as the Basis of Life'' (1929) die im Kern lokalisierten Gene als die Grundlage des Lebens überhaupt bezeichnete und die Bedeutung des Plasmas als sekundär einstufte.
 
Muller war es auch, der 1927 erstmals von der Erzeugung von Mutationen durch [[Röntgenstrahlung]] berichtete, wodurch die genetische Forschung nicht mehr darauf angewiesen war, auf spontan auftretende Mutationen zu warten. Der von de Vries, Morgan, Muller und Anderen vertretenen Ansicht der Zufälligkeit der Mutationen stand das u.&nbsp;a. von [[Paul Kammerer]] und [[Trofim Denissowitsch Lyssenko]] verfochtene Postulat gegenüber, dass Mutationen „gerichtet“ und qualitativ durch Umwelteinflüsse bestimmt seien.
 
=== Populationsgenetik ===
Nach dem allgemeinen Bekanntwerden von Mendels mathematisch exakter Beschreibung des [[Vererbung (Biologie)#Dominant-rezessive Vererbung|dominant-rezessiven Erbgangs]] im Jahr 1900 wurde die Frage diskutiert, ob [[rezessiv]]e Merkmale in natürlichen [[Population (Biologie)|Populationen]] allmählich verschwinden oder auf Dauer erhalten bleiben.<ref>Jahn et al., S. 468 f.</ref> Hierzu fanden der deutsche Arzt [[Wilhelm Weinberg]] und der britische Mathematiker [[Godfrey Harold Hardy]] 1908 fast gleichzeitig eine Formel, die das Gleichgewicht dominanter und rezessiver Merkmale in Populationen beschreibt. Diese Entdeckung wurde jedoch unter Genetikern zunächst kaum beachtet. Erst 1917 führte [[Reginald Punnett]] das von ihm so genannte „Hardy-Gesetz“ in die Populationsforschung ein, was ein wichtiger Beitrag zur Begründung der [[Populationsgenetik]] als eigenständigem Forschungszweig in den 1920er Jahren war. Weinbergs Beitrag wurde sogar erst 1943 von [[Curt Stern]] wiederentdeckt, der die Formel daraufhin in „[[Hardy-Weinberg-Gleichgewicht|Hardy-Weinberg-Gesetz]]“ umbenannte.
 
Die Grundlagen der Populationsgenetik wurden parallel von [[Sewall Wright]], [[Ronald Aylmer Fisher|Ronald A. Fisher]] und [[J. B. S. Haldane]] entwickelt.<ref>Jahn et al., S. 482–484</ref> Sie erkannten, dass Vererbungsvorgänge in der Natur sinnvollerweise auf der Ebene von Populationen zu betrachten sind, und formulierten dafür die theoretischen Grundlagen (Haldane: ''A Mathematical Theory of Natural and Artificial Selection'', 1924–1932; Fisher: ''The Genetical Theory of Natural Selection'', 1930; Wright: ''Evolution in Mendelian Populations'', 1931).
 
=== Die Erbsubstanz ===
Seit 1889 ([[Richard Altmann]]) war bekannt, dass Chromosomen aus „[[Nukleinsäuren|Nucleinsäure]]“ und basischem Protein bestehen. Über deren Aufbau und Funktion konnte jedoch lange Zeit nur spekuliert werden. 1902 postulierten [[Emil Fischer]] und [[Franz Hofmeister]], dass Proteine [[Polypeptid]]e seien, also lange Ketten von [[Aminosäuren]]. Das war zu diesem Zeitpunkt allerdings noch sehr spekulativ. Als 1905 die ersten Analysen der Aminosäuren-Zusammensetzung von Proteinen publiziert wurden, erfassten diese lediglich ein Fünftel des untersuchten Proteins, und die Identifikation aller 20 proteinogenen Aminosäuren zog sich bis 1935 hin. Dagegen war bei der Nukleinsäure schon 1903 klar ([[Albrecht Kossel]]), dass sie neben Zucker und Phosphat lediglich fünf verschiedene [[Nukleinbasen]] enthält. Erste Analysen der Basenzusammensetzung durch [[Hermann Steudel]] ergaben 1906, dass die vier hauptsächlich vorhandenen Basen zu annähernd gleichen Anteilen enthalten sind. Daraus schloss Steudel (1907), dass die Nukleinsäure „ein relativ einfach gebauter Körper sei“<ref>H. Steudel, Hoppe-Seyler's Z. Physiol. Chem. 53 (1907), S. 18, zitiert nach [[Peter Karlson]]: ''100 Jahre Biochemie im Spiegel von [[Hoppe-Seyler's Zeitschrift für Physiologische Chemie]]'', dito Bd. 358 (1977), S. 717–752, Zitat S. 747</ref>, dem man keine anspruchsvollen Funktionen beimessen könne. Dies etablierte sich als Lehrmeinung, die bis in die 1930er Jahre gültig blieb, und auf dieser Grundlage betrachtete man nicht die Nukleinsäure(n), sondern die Proteine als „Erbsubstanz“.
 
Zu der Einsicht, dass es sich gerade umgekehrt verhält und die Nukleinsäure [[Desoxyribonukleinsäure|DNA]] als Erbsubstanz angesehen werden muss, führten die Experimente der Arbeitsgruppe von [[Oswald Avery]] zur [[Transformation (Genetik)|Transformation]] von [[Pneumokokken]] (1944)<ref>[[Oswald Avery|Oswald T. Avery]] et al.: ''Studies on the chemical nature of the substance inducing transformation of pneumococcal types. Inductions of transformation by a desoxyribonucleic acid fraction isolated from pneumococcus type III.'' In: ''J Exp Med.'' Band 79, Nr. 2, 1944, S. 137–158.</ref> und das [[Hershey-Chase-Experiment]] von 1952 mit [[Bakteriophage]]n. Außerdem zeigte [[Erwin Chargaff]] 1950, dass die vier [[Nukleotide]], aus denen die DNA besteht, nicht zu gleichen, sondern zu ''paarweise'' gleichen Anteilen enthalten sind. Zusammen mit [[Kristallstrukturanalyse|Röntgenstrukturanalyse]]-Daten von [[Rosalind Franklin]] war das die Grundlage für die Entwicklung des [[Doppelhelix]]-Strukturmodells der DNA durch [[James Watson]] und [[Francis Crick]] 1953.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
[[wikipedia:Individualisierung|Individualisierung]]
* {{WikipediaDE|Genetik}}
 
== Literatur ==
* François Jacob: ''La logique du vivant: Une histoire de l'hérédité.'' Gallimard, Paris 1971, deutsch: ''Die Logik des Lebenden.'' Fischer, Frankfurt am Main 1972, Neuausgabe 2002
* Wilfried Janning, Elisabeth Knust: ''Genetik.'' 2. Aufl., Thieme, Stuttgart 2008
* William S. Klug, Michael R. Cummings, Charlotte A. Spencer: ''Genetik.'' 8. Aufl., Pearson Studium, München 2007
* Hans-Peter Kröner: ''Genetik.'' In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 468–475
* Katharina Munk (Hrsg.): ''Taschenlehrbuch Biologie: Genetik'', Thieme, Stuttgart 2010
* Hans-Jörg Rheinberger, Staffan Müller-Wille: ''Vererbung – Geschichte und Kultur eines biologischen Konzepts'', Fischer, Frankfurt am Main 2009


==Literatur==
== Weblinks ==
#Rudolf Steiner: ''Die Welträtsel und die Anthroposophie'', [[GA 54]] (1983)
* [http://www.schule-bw.de/unterricht/faecher/biologie/dna/ Deutsche Fassung von "DNA from the Beginning" des Dolan DNA Learning Center]
#Rudolf Steiner: ''Das Hereinwirken geistiger Wesenheiten in den Menschen'', [[GA 102]], Sechster Vortrag, Berlin, 24. März 1908
* [http://learn.genetics.utah.edu/ Genetic Science Learning Center – University of Utah] (engl.), Gewinner des ''Science Prize for Online Resources in Education''.<ref>Louisa A. Stark, Kevin Pompei: ''Making Genetics Easy to Understand.'' In: ''[[Science]]'', Band 327, Nr. 5965, S. 538–539, {{DOI|10.1126/science.1183029}}</ref>
* Michael Stang: [http://www.deutschlandfunk.de/datenschutz-gehackte-gene.740.de.html?dram:article_id=299344 deutschlandfunk.de: ''Gehackte Gene'']. Deutschlandfunk, ''Wissenschaft im Brennpunkt'', 3. Oktober 2014. Zum Datenschutz der „genetischen Privatsphäre“


{{GA}}
== Einzelnachweise ==
<references />


== Weblinks ==
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* [http://hispanoteca.eu/Lexikon%20der%20Linguistik/i/INDIVIDUUM%20%20%20Individuo.htm Individuum] in [http://hispanoteca.eu/Lexikon%20der%20Linguistik/Eingangsseite/Lexikon%20der%20Linguistik-Diccionario%20de%20Ling%C3%BC%C3%ADstica%20-%20%C3%8Dndice.htm Lexikon der Linguistik]
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* {{UTB-Philosophie|Thomas Blume|440|Individuum}}
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Version vom 22. Februar 2018, 06:29 Uhr

Die Rekombination der elterlichen Gene führt zu unterschiedlichen Phänotypen innerhalb eines Wurfes.

Die Genetik (moderne Wortschöpfung zu griechisch γενεά geneá ‚Abstammung‘, γένεσις génesis ‚Ursprung‘)[1][2] oder Vererbungslehre ist die Wissenschaft von der Vererbung und ein Teilgebiet der Biologie. Sie befasst sich mit den Gesetzmäßigkeiten und materiellen Grundlagen der Ausbildung von erblichen Merkmalen und der Weitergabe von Erbanlagen (Genen) an die nächste Generation.

Das Wissen, dass individuelle Merkmale über mehrere Generationen hinweg weitergegeben werden, ist relativ jung; Vorstellungen von solchen natürlichen Vererbungsprozessen prägten sich erst im 18. und frühen 19. Jahrhundert aus. Als Begründer der Genetik (zunächst als einen quantifizierbaren Zusammenhang zwischen den Generationen herstellende Transmissionsgenetik) gilt der Augustinermönch und Hilfslehrer Gregor Mendel, der in den Jahren 1856 bis 1865 im Garten seines Klosters systematisch Kreuzungsexperimente mit Erbsen durchführte und diese statistisch auswertete. So entdeckte er die später nach ihm benannten Mendelschen Regeln, die in der Wissenschaft allerdings erst im Jahr 1900 rezipiert und bestätigt wurden. Der heute weitaus bedeutendste Teilbereich der Genetik ist die Molekulargenetik, die sich mit den molekularen Grundlagen der Vererbung befasst. Aus ihr ging die Gentechnik hervor, in der die Erkenntnisse der Molekulargenetik praktisch angewendet werden.

Etymologie

Das Adjektiv „genetisch“ wurde schon um 1800 von Johann Wolfgang von Goethe in dessen Arbeiten zur Morphologie der Pflanzen und in der Folgezeit häufig in der romantischen Naturphilosophie sowie in der deskriptiven Embryologie verwendet.[3] Anders als heute meinte man damit eine „Methode'“ („genetische Methode“) der Untersuchung und Beschreibung der Individualentwicklung (Ontogenese) von Organismen. Das Substantiv „Genetik“ gebrauchte erstmals William Bateson 1905 zur Bezeichnung der neuen Forschungsdisziplin.

In Deutschland wurde bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts der Ausdruck „Erbbiologie“ bedeutungsgleich gebraucht, zumeist zur Unterscheidung der „Erbbiologie des Menschen“ (Humangenetik) von der allgemeinen Genetik. Die Bezeichnung „Humangenetik“ war dabei in Deutschland bereits um 1940 etabliert. Damit wurde ein Rückzug auf wissenschaftlich gebotene Grundlagenforschung angezeigt, während „Rassenhygiene“ angewandte Wissenschaft darstellte.[4] Nach 1945 verschwanden die Bezeichnungen „Erbbiologie“ sowie „Rassenhygiene“ allmählich aus dem wissenschaftlichen Sprachgebrauch.

Teilbereiche

Weitergabe phänotypischer Merkmale: Vater und Sohn mit Haarwirbel und Otapostasis

Geschichte

Übersicht

Vorgeschichte

Schon in der Antike versuchten Menschen die Gesetzmäßigkeiten der Zeugung und die Ähnlichkeiten zwischen Verwandten zu erklären, und einige der im antiken Griechenland entwickelten Konzepte blieben bis in die Neuzeit gültig oder wurden in der Neuzeit wieder aufgegriffen.[5][6] So lehrte der griechische Philosoph Alkmaion um 500 v. Chr., dass die Zeugung der Nachkommen durch die Zusammenwirkung des männlichen und des weiblichen „Samens“ geschehe. Sein Postulat eines weiblichen Samens fand in der damaligen Naturphilosophie und später auch in der hippokratischen Medizin allgemeine Anerkennung. Davon abweichend behaupteten Hippon und Anaxagoras, dass nur der Mann zeugungsfähigen Samen bilde und dass der weibliche Organismus den Keim nur ernähre. Die Bildung des Samens erfolgte laut Alkmaion im Gehirn, von wo aus er durch die Adern in den Hoden gelange. Demgegenüber erklärten Anaxagoras und Demokrit, dass der gesamte Organismus zur Bildung des Samens beitrage, – eine Ansicht, die als Pangenesistheorie über 2000 Jahre später von Charles Darwin erneut vertreten wurde. Auch die Überlegungen des Anaxagoras, wonach alle Körperteile des Kindes bereits im Samen (Sperma) vorgebildet seien, traten als Präformationslehre in der Neuzeit wieder auf. In der Antike wurden diese frühen Lehren weitgehend abgelöst durch die Ansichten des Aristoteles (De generatione animalium), wonach das Sperma aus dem Blut entsteht und bei der Zeugung nur immateriell wirkt, indem es Form und Bewegung auf die durch den weiblichen Organismus bereitgestellte flüssige Materie überträgt.[7] Die Entwicklung des Keims beschrieb Aristoteles als Epigenese, wonach im Gegensatz zur Präformation die verschiedenen Organe nacheinander durch die Einwirkung des väterlichen Formprinzips ausgebildet werden. Neben der geschlechtlichen Zeugung kannte Aristoteles auch die Parthenogenese (Jungfernzeugung) sowie die (vermeintliche) Urzeugung von Insekten aus faulenden Stoffen.

Der Aristoteles-Schüler Theophrastus postulierte eine transmutatio frumentorum und nahm an, dass sich Getreidearten zu ihrer Wildform zurückverwandeln können. Zudem unterschied er männliche und weibliche Pflanzen bei der Dattelpalme.[8]

Vererbung war bis in das 18. Jahrhundert ein juristischer Begriff und fand für natürliche Vorgänge keine Anwendung. Denn Ähnlichkeiten zwischen Verwandten wurden ausreichend über jeweils spezifische lokale Faktoren und die Lebensweise des Individuums erklärt: über das Klima, die Ernährung, die Art der Betätigungen usw. Wie gewisse Merkmale unter Nachkommen blieben auch diese Faktoren für die Nachkommen in der Regel konstant. Irreguläre Merkmale konnten dann entsprechend auf irreguläre Einflüsse bei der Zeugung oder der Entwicklung des Individuums zurückgeführt werden. Erst mit dem zunehmenden internationalen Verkehr und zum Beispiel der Anlage von exotischen Gärten wurde ein Wahrnehmungsraum dafür geschaffen, dass es vom Individuum und seinem jeweiligen Ort ablösbare, natürliche Gesetze geben müsse, die sowohl die Weitergabe von regulären als auch zuweilen eine Weitergabe von neu erworbenen Eigenschaften regeln.[9]

Präformistische Darstellung des Spermiums von Nicolas Hartsoeker, 1695

Der Begriff der Fortpflanzung oder Reproduktion, in dessen Kontext von Vererbung im biologischen Sinn gesprochen werden kann, kam erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts auf.[10] In früheren Jahrhunderten galt die „Zeugung“ eines Lebewesens als ein Schöpfungsakt, der grundsätzlich eines göttlichen Eingriffs bedurfte und im Rahmen des Präformismus vielfach als Teilaspekt der Erschaffung der Welt betrachtet wurde. Dabei unterschied man die Zeugung durch den Samen (Sperma) im Mutterleib von der Urzeugung, durch welche niedere Tiere (etwa Würmer, Insekten, Schlangen und Mäuse) aus toter Materie hervorzugehen schienen.[11] Die „Samenzeugung“ betrachtete man als Eigenheit des Menschen und der höheren Tiere, welche zu ihrer Ausbildung eines Mutterleibs bedürfen. Erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts setzte sich, vor allem aufgrund der Experimente Francesco Redis, die Einsicht durch, dass Würmer, Insekten und andere niedere Tiere nicht aus toter Materie entstehen, sondern von gleichartigen Tieren gezeugt werden. Nun betrachtete man die Zeugung nicht mehr als Schöpfungsakt, sondern verlegte diesen in die Zeit der Erschaffung der Welt, bei der, wie man annahm, alle zukünftigen Generationen von Lebewesen zugleich ineinandergeschachtelt erschaffen wurden. Die Zeugung war somit nur noch eine Aktivierung des längst vorhandenen Keims, der sich dann zu einem voll ausgebildeten Organismus entfaltete. Strittig war dabei, ob die Keime durch das weibliche oder durch das männliche Geschlecht weitergegeben werden, ob sie also im Ei oder im „Samentierchen“ eingeschachtelt sind. Beide Ansichten hatten ihre Anhänger (Ovisten und Animalkulisten), bis die Entdeckung der Jungfernzeugung bei der Blattlaus durch Charles Bonnet 1740 den Streit zugunsten der Ovisten entschied.[12]

Neben der sehr populären Präformationslehre, die 1625 durch Giuseppe degli Aromatari (1587–1660) ins Spiel gebracht worden war, gab es im 17. Jahrhundert auch renommierte Anhänger der an Aristoteles anknüpfenden Epigenesislehre, namentlich William Harvey und René Descartes. Deren Ansichten galten jedoch als antiquiert und wurden als unwissenschaftlich verworfen, da sie immaterielle Wirkprinzipien voraussetzten, während der Präformismus rein mechanistisch gedacht werden konnte und zudem durch die Einführung des Mikroskops einen starken Auftrieb erfuhr.[13]

Die Vorstellung der Präformation herrschte bis in das 19. Jahrhundert hinein vor, obwohl es durchaus Forschungsergebnisse gab, die nicht mit ihr in Einklang gebracht werden konnten. Großes Erstaunen riefen die Versuche zur Regeneration bei Salamandern, Süßwasserpolypen und anderen Tieren hervor. Polypen kann man fein zerhacken, und jedes Teilstück entwickelt sich, wie Abraham Trembley 1744 beschrieb, innerhalb von zwei bis drei Wochen zu einem kompletten Tier. In den Jahren 1744 bis 1754 veröffentlichte Pierre-Louis Moreau de Maupertuis mehrere Schriften, in denen er aufgrund von Beobachtungen bei Tieren und Menschen, wonach beide Eltern Merkmale an ihre Nachkommen weitergeben können, die Präformationslehre kritisierte und ablehnte. Entsprechende Beobachtungen publizierte auch Joseph Gottlieb Kölreuter (1761), der als Erster Kreuzungen verschiedener Pflanzenarten studierte. Und Caspar Friedrich Wolff beschrieb 1759 minutiös die Entwicklung des Embryos im Hühnerei aus völlig undifferenzierter Materie. Trotz der Probleme, die derartige Forschungen aufwarfen, geriet die Präformationslehre jedoch erst im frühen 19. Jahrhundert durch die embryologischen Untersuchungen von Christian Heinrich Pander (1817) und Karl Ernst von Baer (1828) ins Wanken, bei denen diese die Bedeutung der Keimblätter aufklärten und allgemein gültige Gesetzmäßigkeiten der Embryogenese der Tiere aufzeigten.[14]

Mit der Etablierung der von Matthias Jacob Schleiden (1838), Theodor Schwann (1839) und Rudolf Virchow (1858) entwickelten Allgemeinen Zelltheorie wurde deutlich, dass die Gründe für die Ähnlichkeit von Eltern und Nachkommen in der Zelle lokalisiert sein müssen. Alle Organismen bestehen aus Zellen, Wachstum beruht auf der Vermehrung der Zellen durch Teilung, und bei der geschlechtlichen Fortpflanzung, die bei Vielzellern der Normalfall ist, vereinigen sich je eine Keimzelle beiderlei Geschlechts zu einer Zygote, aus welcher durch fortwährende Teilung und Differenzierung der neue Organismus hervorgeht.[15]

Klassische Genetik

Die Gesetzmäßigkeiten der Vererbung blieben lange im Unklaren. Schon in den Jahren 1799 bis 1823 führte Thomas Andrew Knight – wie einige Jahrzehnte später Gregor Mendel – Kreuzungsexperimente mit Erbsen durch, bei denen er bereits die Erscheinungen der Dominanz und der Aufspaltung von Merkmalen beobachtete.[16] 1863 publizierte Charles Naudin (1815–1899) die Ergebnisse seiner Kreuzungsexperimente mit zahlreichen Pflanzengattungen, wobei er das sehr gleichartige Aussehen aller Pflanzen der ersten Tochtergeneration und die „extreme Verschiedenartigkeit der Formen“ in den folgenden Generationen konstatierte und damit weitere bedeutende Aspekte der fast zeitgleichen Erkenntnisse Mendels vorwegnahm, aber im Unterschied zu Mendel keine statistische Auswertung durchführte.[17]

Gregor Mendel

Der entscheidende Durchbruch gelang dann Mendel mit seinen 1856 begonnenen Kreuzungsversuchen, bei denen er sich auf einzelne Merkmale konzentrierte und die erhaltenen Daten statistisch auswertete. So konnte er die grundlegenden Gesetzmäßigkeiten bei der Verteilung von Erbanlagen auf die Nachkommen ermitteln, die heute als Mendelsche Regeln bezeichnet werden. Diese Entdeckungen, die er 1866 publizierte, blieben jedoch zunächst in der Fachwelt fast unbeachtet und wurden erst im Jahr 1900 von Hugo de Vries, Carl Correns und Erich Tschermak wiederentdeckt und aufgrund eigener Versuche bestätigt.

Einen radikalen Umbruch der Vorstellungen von der Vererbung brachte die Keimbahn- oder Keimplasmatheorie mit sich, die August Weismann in den 1880er Jahren entwickelte.[18] Schon seit dem Altertum galt es als selbstverständlich, dass Merkmale, welche die Eltern während ihres Lebens erworben haben, auf die Nachkommen übertragen werden können. Nach Jean-Baptiste de Lamarck, in dessen Evolutionstheorie sie eine bedeutende Rolle spielte, wird diese Ansicht heute als Lamarckismus bezeichnet. Doch auch Charles Darwin postulierte in seiner Pangenesistheorie, dass der ganze elterliche Organismus auf die Keimzellen einwirke – unter anderem sogar indirekt durch Telegonie. Weismann unterschied nun zwischen der Keimbahn, auf der die Keimzellen eines Organismus sich von der Zygote herleiten, und dem Soma als der Gesamtheit aller übrigen Zellen, aus denen keine Keimzellen hervorgehen können und von denen auch keine Einwirkungen auf die Keimbahn ausgehen. Diese Theorie war allerdings anfangs sehr umstritten.[19]

Hugo de Vries

Mit seinem zweibändigen Werk Die Mutationstheorie (1901/03) führte de Vries den bis dahin in der Paläontologie gebräuchlichen Begriff „Mutation“ in die Vererbungslehre ein. Nach seiner Auffassung handelte es sich bei Mutationen um umfassende, sprunghafte Veränderungen, durch welche eine neue Art entstehe. Dabei stützte er sich auf seine Studien an Nachtkerzen, bei denen eine „in allen ihren Organen“ stark veränderte Pflanze aufgetreten war, deren Merkmale sich als erbkonstant erwiesen und die er daher als neue Art (Oenothera gigas) beschrieb. (Später stellte sich heraus, dass „Oe. gigas“ im Unterschied zu den diploiden Ausgangspflanzen tetraploid war und somit – aus heutiger Sicht – der Sonderfall einer Genommutation (Autopolyploidie) vorlag.) Dieser Befund stand im Widerspruch zu der an Charles Darwin anschließenden Evolutionstheorie, die das Auftreten geringfügiger Veränderungen voraussetzte, und das war einer der Gründe, warum der „Mendelismus“ sich zeitweilig im Widerstreit mit dem damals noch nicht allgemein akzeptierten Darwinismus befand.

In den Jahren um die Jahrhundertwende untersuchten etliche Forscher die unterschiedlichen Formen der Chromosomen und deren Verhalten bei Zellteilungen. Aufgrund der Beobachtung, dass gleich aussehende Chromosomen paarweise auftreten, äußerte Walter Sutton 1902 als erster die Vermutung, dass dies etwas mit den ebenfalls gepaarten Merkmalen und deren „Spaltung“ in den Untersuchungen von Mendel und seinen Wiederentdeckern zu tun haben könne.[20] Im Anschluss daran formulierte Theodor Boveri 1904 die Chromosomentheorie der Vererbung, wonach die Erbanlagen an die Chromosomen gebunden sind und deren Verhalten bei der Meiose und Befruchtung den Mendelschen Regeln entspricht.[21]

Vererbung der Augenfarbe bei Drosophila. Abbildung aus The Physical Basis of Heredity (1919)

Eine sehr folgenreiche Entscheidung war die Wahl von Taufliegen als Versuchsobjekt durch die Arbeitsgruppe um Thomas Hunt Morgan im Jahre 1907, vor allem weil diese in großer Zahl auf kleinem Raum gehalten werden können und sich sehr viel schneller vermehren als die bis dahin verwendeten Pflanzen. So stellte sich bald heraus, dass es auch geringfügige Mutationen gibt, auf deren Grundlage allmähliche Veränderungen innerhalb von Populationen möglich sind (Morgan: For Darwin, 1909). Eine weitere wichtige Entdeckung machte Morgans Team etwa 1911, als man die schon 1900 von Correns publizierte Beobachtung, dass manche Merkmale meist zusammen vererbt werden (Genkopplung), mit Untersuchungen der Chromosomen verband und so zu dem Schluss kam, dass es sich bei den Koppelungsgruppen um Gruppen von Genen handelt, welche auf demselben Chromosom liegen. Wie sich weiter herausstellte, kann es zu einem Austausch von Genen zwischen homologen Chromosomen kommen (Crossing-over), und aufgrund der relativen Häufigkeiten dieser intrachromosomalen Rekombinationen konnte man eine lineare Anordnung der Gene auf einem Chromosom ableiten (Genkarte). Diese Erkenntnisse fasste Morgan 1921 in The Physical Basis of Heredity und 1926 programmatisch in The Theory of the Gene zusammen, worin er die Chromosomentheorie zur Gentheorie weiterentwickelte.

Diese Theorie war schon während ihrer allmählichen Herausbildung sehr umstritten. Ein zentraler Streitpunkt war die Frage, ob die Erbanlagen sich ausschließlich im Zellkern oder auch im Zytoplasma befinden. Vertreter der letzteren Ansicht waren u. a. Boveri, Correns, Hans Driesch, Jacques Loeb und Richard Goldschmidt. Sie postulierten, dass im Kern nur relativ geringfügige Erbfaktoren bis hin zu Artmerkmalen lokalisiert seien, während Merkmale höherer systematischer Kategorien (Gattung, Familie usw.) durch das Plasma vererbt würden. Der entschiedenste Vertreter der Gegenseite war Morgans ehemaliger Mitarbeiter Hermann Joseph Muller, der in The Gene as the Basis of Life (1929) die im Kern lokalisierten Gene als die Grundlage des Lebens überhaupt bezeichnete und die Bedeutung des Plasmas als sekundär einstufte.

Muller war es auch, der 1927 erstmals von der Erzeugung von Mutationen durch Röntgenstrahlung berichtete, wodurch die genetische Forschung nicht mehr darauf angewiesen war, auf spontan auftretende Mutationen zu warten. Der von de Vries, Morgan, Muller und Anderen vertretenen Ansicht der Zufälligkeit der Mutationen stand das u. a. von Paul Kammerer und Trofim Denissowitsch Lyssenko verfochtene Postulat gegenüber, dass Mutationen „gerichtet“ und qualitativ durch Umwelteinflüsse bestimmt seien.

Populationsgenetik

Nach dem allgemeinen Bekanntwerden von Mendels mathematisch exakter Beschreibung des dominant-rezessiven Erbgangs im Jahr 1900 wurde die Frage diskutiert, ob rezessive Merkmale in natürlichen Populationen allmählich verschwinden oder auf Dauer erhalten bleiben.[22] Hierzu fanden der deutsche Arzt Wilhelm Weinberg und der britische Mathematiker Godfrey Harold Hardy 1908 fast gleichzeitig eine Formel, die das Gleichgewicht dominanter und rezessiver Merkmale in Populationen beschreibt. Diese Entdeckung wurde jedoch unter Genetikern zunächst kaum beachtet. Erst 1917 führte Reginald Punnett das von ihm so genannte „Hardy-Gesetz“ in die Populationsforschung ein, was ein wichtiger Beitrag zur Begründung der Populationsgenetik als eigenständigem Forschungszweig in den 1920er Jahren war. Weinbergs Beitrag wurde sogar erst 1943 von Curt Stern wiederentdeckt, der die Formel daraufhin in „Hardy-Weinberg-Gesetz“ umbenannte.

Die Grundlagen der Populationsgenetik wurden parallel von Sewall Wright, Ronald A. Fisher und J. B. S. Haldane entwickelt.[23] Sie erkannten, dass Vererbungsvorgänge in der Natur sinnvollerweise auf der Ebene von Populationen zu betrachten sind, und formulierten dafür die theoretischen Grundlagen (Haldane: A Mathematical Theory of Natural and Artificial Selection, 1924–1932; Fisher: The Genetical Theory of Natural Selection, 1930; Wright: Evolution in Mendelian Populations, 1931).

Die Erbsubstanz

Seit 1889 (Richard Altmann) war bekannt, dass Chromosomen aus „Nucleinsäure“ und basischem Protein bestehen. Über deren Aufbau und Funktion konnte jedoch lange Zeit nur spekuliert werden. 1902 postulierten Emil Fischer und Franz Hofmeister, dass Proteine Polypeptide seien, also lange Ketten von Aminosäuren. Das war zu diesem Zeitpunkt allerdings noch sehr spekulativ. Als 1905 die ersten Analysen der Aminosäuren-Zusammensetzung von Proteinen publiziert wurden, erfassten diese lediglich ein Fünftel des untersuchten Proteins, und die Identifikation aller 20 proteinogenen Aminosäuren zog sich bis 1935 hin. Dagegen war bei der Nukleinsäure schon 1903 klar (Albrecht Kossel), dass sie neben Zucker und Phosphat lediglich fünf verschiedene Nukleinbasen enthält. Erste Analysen der Basenzusammensetzung durch Hermann Steudel ergaben 1906, dass die vier hauptsächlich vorhandenen Basen zu annähernd gleichen Anteilen enthalten sind. Daraus schloss Steudel (1907), dass die Nukleinsäure „ein relativ einfach gebauter Körper sei“[24], dem man keine anspruchsvollen Funktionen beimessen könne. Dies etablierte sich als Lehrmeinung, die bis in die 1930er Jahre gültig blieb, und auf dieser Grundlage betrachtete man nicht die Nukleinsäure(n), sondern die Proteine als „Erbsubstanz“.

Zu der Einsicht, dass es sich gerade umgekehrt verhält und die Nukleinsäure DNA als Erbsubstanz angesehen werden muss, führten die Experimente der Arbeitsgruppe von Oswald Avery zur Transformation von Pneumokokken (1944)[25] und das Hershey-Chase-Experiment von 1952 mit Bakteriophagen. Außerdem zeigte Erwin Chargaff 1950, dass die vier Nukleotide, aus denen die DNA besteht, nicht zu gleichen, sondern zu paarweise gleichen Anteilen enthalten sind. Zusammen mit Röntgenstrukturanalyse-Daten von Rosalind Franklin war das die Grundlage für die Entwicklung des Doppelhelix-Strukturmodells der DNA durch James Watson und Francis Crick 1953.

Siehe auch

Literatur

  • François Jacob: La logique du vivant: Une histoire de l'hérédité. Gallimard, Paris 1971, deutsch: Die Logik des Lebenden. Fischer, Frankfurt am Main 1972, Neuausgabe 2002
  • Wilfried Janning, Elisabeth Knust: Genetik. 2. Aufl., Thieme, Stuttgart 2008
  • William S. Klug, Michael R. Cummings, Charlotte A. Spencer: Genetik. 8. Aufl., Pearson Studium, München 2007
  • Hans-Peter Kröner: Genetik. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 468–475
  • Katharina Munk (Hrsg.): Taschenlehrbuch Biologie: Genetik, Thieme, Stuttgart 2010
  • Hans-Jörg Rheinberger, Staffan Müller-Wille: Vererbung – Geschichte und Kultur eines biologischen Konzepts, Fischer, Frankfurt am Main 2009

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. genetikós in: Henry George Liddell, Robert Scott, A Greek-English Lexicon, at Perseus
  2. Vgl. génesis in: Henry George Liddell, Robert Scott, A Greek-English Lexicon, at Perseus
  3. Ilse Jahn, Rolf Löther, Konrad Senglaub (Hrsg.): Geschichte der Biologie, 2. Aufl., VEB Gustav Fischer Verlag, Jena 1985, S. 284 und 413
  4. Peter Weingart, Jürgen Kroll, Kurt Bayertz: Rasse, Blut und Gene. Geschichte der Eugenik und Rassenhygiene in Deutschland. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1992, S. 557 f.
  5. Jahn et al., S. 56–59
  6. Erna Lesky: Die Zeugungs- und Vererbungslehren der Antike und ihr Nachwirken. Wiesbaden 1951 (= Akademie der Wissenschaften und der Literatur [zu Mainz]: Abhandlungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse [1950], 19, S. 1–201).
  7. Jahn et al., S. 68–71
  8. Hans-Peter Kröner: Genetik. 2005, S. 468.
  9. Hans-Jörg Rheinberger, Staffan Müller-Wille: Vererbung. Geschichte und Kultur eines biologischen Konzepts. Frankfurt am Main 2009
  10. François Jacob: Die Logik des Lebenden – Von der Urzeugung zum genetischen Code. Frankfurt am Main 1972, S. 27 f.
  11. Jacob, S. 32 f.
  12. Jacob, S. 72
  13. Jahn et al., S. 218–220 und 231
  14. Jacob, S. 74–79; Jahn et al., S. 232–249
  15. Jacob, S. 123–139
  16. Jahn et al., S. 417 und 691
  17. Jahn et al., S. 418 f.
  18. Jacob, S, 232–235
  19. Jahn et al., S. 410–412
  20. Jahn et al., S. 463
  21. Jahn & al., S. 463 f.
  22. Jahn et al., S. 468 f.
  23. Jahn et al., S. 482–484
  24. H. Steudel, Hoppe-Seyler's Z. Physiol. Chem. 53 (1907), S. 18, zitiert nach Peter Karlson: 100 Jahre Biochemie im Spiegel von Hoppe-Seyler's Zeitschrift für Physiologische Chemie, dito Bd. 358 (1977), S. 717–752, Zitat S. 747
  25. Oswald T. Avery et al.: Studies on the chemical nature of the substance inducing transformation of pneumococcal types. Inductions of transformation by a desoxyribonucleic acid fraction isolated from pneumococcus type III. In: J Exp Med. Band 79, Nr. 2, 1944, S. 137–158.
  26. Louisa A. Stark, Kevin Pompei: Making Genetics Easy to Understand. In: Science, Band 327, Nr. 5965, S. 538–539, doi:10.1126/science.1183029


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