Gnosis: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 30. Juli 2019, 18:44 Uhr

Avanzino Nucci: Petrus' Auseinandersetzung mit Simon Magus (1620)
Der bereits in der Apostelgeschichte erwähnte Simon Magus († 65 in Rom) gilt als erster historisch fassbarer Gnostiker und als erster Häretiker der Kirche.

Die Gnosis (von griech. γνῶσις, gnōsis, „[Er-]Kenntnis“), oft auch als Gnostizismus oder Gnostik bezeichnet, ist eine sehr heterogene synkretistische, weitgehend esoterisch gehaltene, weltabgewandte geistige Strömung, die ihre Blütezeit in der spätantiken Welt des 2. und 3. Jahrhunderts n. Chr. hatte und das alte Mysterienwissen mit dem philosophischen Denken der Antike und vielfach auch mit christlichem Gedankengut zu verbinden suchte. Rudolf Steiner nennt die Gnosis als eine der sieben Weltanschauungsstimmungen und ordnet sie der Saturnsphäre zu.

Der geistige Hintergrund der Gnosis

Großen Einfluss auf die Formulierung der gnostischen Lehren hatte der zur selben Zeit weit verbreitete Neuplatonismus, aber auch Teile der aristotelischen Lehre. Es gab christliche, jüdische, heidnische und zugleich meist stark hellenistisch geprägte Gnostiker, die sich selbst als Wissende bezeichneten und sich oft auf eigene unmittelbare geistige Erfahrungen beriefen. Wie viele antike Lehrer verbreiteten sie den okkulten Kern ihrer Lehre nicht oder nur selten öffentlich. Vielfach wurde die gnostische Mystik auch als Mathesis aufgefasst, weil sie mit der selben Gedankenklarheit wie die Mathematik nach geistiger Erkenntnis strebte.

Die Grundgedanken der Gnosis charakterisierte Hans Jonas sehr treffend so:

„Aus dem Nebel der Anfänge unseres Zeitalters taucht ein Schauspiel mythischer Gestalten auf, deren gewaltige, übermenschliche Konturen die Wände und die Decke einer zweiten Sixtinischen Kapelle bevölkern könnten. Ihr Antlitz und ihre Gebärden, die Rollen, die sie besetzen, das Drama, das sie aufführen, würden andere Bilder zum Vorschein bringen als die biblischen, mit denen die Phantasie des Betrachters aufgewachsen ist, und doch wären sie merkwürdig vertraut und auf beunruhigende Weise bewegend. Die Bühne wäre dieselbe, das Thema ebenso transzendent - die Erschaffung der Welt, das Schicksal des Menschen, Fall und Erlösung, die ersten und die letzten Dinge. Doch um wieviel zahlreicher wäre die Besetzung, um wieviel bizarrer die Symbolik und um wieviel extravaganter wären die Empfindungen! Nahezu die gesamte Handlung würde sich in der Höhe abspielen, im göttlichen Bereich oder in jenem der Engel oder Dämonen - ein Drama präkosmischer Personen in der Welt des übernatürlichen, auf welches das Drama des Menschen in der natürlichen Welt lediglich ein fernes Echo darstellt. Und dennoch wäre jenes transzendente Drama vor aller Zeit, das seine Darstellung in den Handlungen und Leidenschaften menschenähnlicher Gestalten findet, voller menschlicher Anziehungskraft: verführte Göttlichkeit, Unruhe, welche die gesegneten Äonen aufwühlt, Gottes irrende Weisheit, die Sophia, die zum Opfer ihrer eigenen Torheit wird, in die Leere und Dunkelheit ihres eigenen Schaffens hineinirrt, endlos suchend, klagend, leidend, bereuend, ihre Leidenschaft in die Materie, ihre Sehnsucht in die Seele hineingebärend; ein blinder, hochmütiger Schöpfer, der sich selbst für den Allerhöchsten hält und sein Zepter über die Schöpfung schwingt, die - wie er selbst - ein Erzeugnis des Mangels und der Unwissenheit ist; die im Labyrinth der Welt gefangene und verlorene Seele, die zu fliehen versucht, aber vor den Wächtern des kosmischen Gefängnisses, den furchtbaren Archonten, zurückschreckt; ein Retter aus dem jenseitigen Licht, der sich in die niedere Welt hineinwagt, die Finsternis erleuchtet, einen Weg eröffnet und die göttliche Verletzung heilt: eine Geschichte von Licht und Finsternis, Erkenntnis und Unwissenheit, Gelassenheit und Leidenschaft, Einbildung und Erbarmen - nicht in menschlichem Maßstab, sondern in jenem von ewigen Wesen, die nicht vor Leiden und Irrtum gefeit sind.“

Hans Jonas: Gnosis. Die Botschaft des fremden Gottes, S. 11f

Gnosis und die Offenbarung des Göttlichen durch die Empfindungsseele

Gnosis beruht auf der hellsichtigen Erforschung des Übersinnlichen, das der äußeren Welt zugrunde liegt. Der Gnosis-Forscher Hans Leisegang bemerkt dazu:

„Gnosis ist Erkenntnis des Übersinnlichen, das in und hinter der durch die Sinne des Körpers wahrnehmbaren Welt „in ewigem Geheimnis unsichtbar sichtbar“ als treibende Kraft alles Geschehens angenommen wird... Das Übersinnliche selbst aber wird als ein System von Ideen gedacht, die zugleich kosmische Kräfte sind und als persönliche göttliche Wesen, als Dämonen, Geister, Engel oder als Gestalten der heidnischnen und christlichen Mythen vorgestellt wurden, die das Schicksal der Welt und des Menschen in ihren Händen tragen.“

Hans Leisegang: Die Gnosis, S 1

Eugen Heinrich Schmitt charakterisiert das Wesen der Gnosis wie folgt:

„Gnosis ist vor Allem Anschauung der Thatsachen des eigenen Innern und durch diese und in diesen die Einsicht in den Zusammenhang der Stufenleiter aller Erscheinungen.“

E. H. Schmitt: Die Gnosis, Bd. 1, S. 9

Die Gnosis schöpfte, wie Rudolf Steiner aufgezeigt hat, aus den Kräften der Empfindungsseele, die ihre Blütezeit in der ägyptisch-chaldäischen Zeit hatte. Diese alte, tief esoterische Mysteriengnosis, die etwa vom 4. bis zum 1. Jahrtausend v. Chr. gepflegt wurde, blieb als gut gehütetes Geheimnis in den Mysterien beschlossen und ist äußerlich in ihrem wesentlichen Gehalt nicht überliefert. Sie beruhte auf intimen Seelenerlebnissen, die zwar erfahren, aber nicht in äußere Worte gefasst werden konnte - zumindest nicht in Worte, die heute noch verständlich wären. Zur Zeitenwende war bereits die Verstandesseele erwacht, mit der der tiefere Gehalt dieser alten Mysteriengnosis nur mehr schattenhaft erfasst werden konnte. Die Seelenerlebnisse, die ihren tieferen Inhalt bildeten, waren bereits verblasst. Ein Bild davon gibt die exoterisch überlieferte Gnosis, die sich letztlich nicht nachhaltig durchsetzen konnte, weil sie an ihre eigenen geistigen Wurzeln nicht mehr heranreichte und zugleich den neuen Anforderungen des Intellekts nicht mehr entsprach.

"Ein bedeutsamer Umschwung tritt ein, wenn sich die Empfindungsseele entfaltet. Die Offenbarung des Göttlichen durch die Sinne dämmert ab. An die Stelle tritt das Wahrnehmen der gewissermaßen entgöttlichten Sinneseindrücke, der Farben, Wärmezustände und so weiter. Im Innern offenbart sich das Göttliche in geistiger Form, in Bild-Ideen. Und der Mensch nimmt die Welt von zwei Seiten her wahr: von außen durch die Sinnes-Eindrücke, von innen durch die ideenhaften Geist-Eindrücke.

Der Mensch muß nun dazu kommen, die Geist-Eindrücke so bestimmt, so gestaltet wahrzunehmen, wie er vorher die durchgöttlichten Sinnes-Eindrücke wahrgenommen hat. - Solange das Zeitalter der Empfindungsseele waltet, kann er das. Denn aus seinem inneren Wesen steigen ihm die Ideenbilder in vollgestalteter Art auf. Er ist von innen erfüllt mit einem sinnlichkeitsfreien Geist-Inhalt, der ein Abbild des Welt-Inhaltes ist. Haben sich ihm früher die Götter im sinnlichen Kleide geoffenbart; sie offenbaren sich ihm jetzt im Geist-Kleide.

Das ist das Zeitalter der eigentlichen Entstehung und des Lebens der Gnosis." (Lit.: GA 26, S. 208)

Ein letzter Nachklang dieser Bild-Ideen lebte noch im Platonismus und im Neuplatonismus fort. Diese lebendig bildhaften Ideen konnten die Gnostiker zur Zeitenwende gut aufgreifen. Auch was Aristoteles über die Seele und über das Himmelsgebäude gesagt hatte, konnten sie aufgreifen, um ihre Lehren auszubauen, viel weniger jedoch den trockenen logischen Verstand.

"Die Gnosis besteht eigentlich darin, daß sich die Menschen, die Gnostiker werden, bewußt sind: Man kann zu demjenigen, in dem die Seele urständet, zu dem Geistigen nur kommen durch Erkenntnis, durch klare, helle, lichtvolle Erkenntnis. - Aber es war schon die Zeit, in welcher sich doch im Dunkeln vorbereitete der Intellektualismus, die Zeit, in der man den Intellektualismus als den Feind des menschlichen Seelenbezuges zum Geistigen betrachtete. Man sah gewissermaßen prophetisch in die Zukunft, wie der Intellektualismus heranrückt, man sah gewissermaßen schon dieses Kommen des Intellektualismus, der die Welt vollständig entgeistigen, vollständig entgöttlichen wollte, wie ich das gestern charakterisiert habe. Man sah das, und man fühlte sich dem Intellektualismus als einer Gefahr gegenüber. Man wollte mit allen Fasern festhalten an einem Geistigen, das nicht erfaßt wird von dem Intellektualismus." (Lit.: GA 343a, S. 269)

Dennoch haben viele Gegner die Gnosis als Ausfluss mehr oder weniger phantastischer theologischer Spekulationen missverstanden, weil sie ihren vornehmlich symbolisch-imaginativen Charakter nicht erfassen konnten.

Gnosis als letzter Rest alter Mondenweisheit

In der Gnosis lebten Reste jener alten Mondenweisheit, die noch von den Urlehrern der Menschheit stammte. Es handelt sich dabei um luziferische Engelwesenheiten, die einen Teil ihrer Menschheitsentwicklung bereits auf dem alten Mond absolviert hatten, aber - anders als die regulär fortgeschrittenen Engel - während der Erdentwicklung noch einiges vollenden mussten. (Lit.: GA 232, S. 131)

"Als das Mysterium von Golgatha da war, war auf der Erde verbreitet noch so viele Mondenweisheit, daß die alte Mondenweisheit als Gnosis, als Pistis Sophia - es ist ja alte Mondenweisheit - verstehen konnte, was der Christus bedeutet. Die alte Mondenweisheit war noch da, trat als Gnosis auf. Und die Gnosis war ja wesentlich ein Bestreben, den Christus in seiner ganzen Geistigkeit zu begreifen. Nun, die Gnosis ist ausgerottet worden. Der erste Akt zu jener Evolution, die hinging auf das temporäre Nichtverstehen des Mysteriums von Golgatha, ist die Ausrottung der Gnosis, fast - bis auf die [Darstellungen in den] Schriften der Gegner.

Nun stellen Sie sich vor, wenn von der heutigen Anthroposophie nur dasjenige bleiben würde, was die Gegner darüber geschrieben haben, dann werden Sie eine Vorstellung davon bekommen, was die Menschen durch äußere Erkenntnisse von der Gnosis eigentlich wissen. Sie wissen ja nichts als dasjenige, was die Gegner gesagt haben, und noch einiges in der Pistis Sophia-Schrift und so weiter, was sie nicht verstehen. Das wissen die Menschen über die Gnosis. Die Gnosis war eben noch, man möchte sagen, aus der alten Zeit eine Mondengabe an die ersten Jahrhunderte, vor allen Dingen an die vier ersten Jahrhunderte der christlichen Entwickelung; denn vom vierten Jahrhunderte ab wurde die Gnosis schon gar nicht mehr verstanden. Es war also dasjenige, was, wie man sagen könnte, aus der alten Mondenweisheit, aus dem Mondenlogos zu dem Sonnenlogos, der auf Erden angekommen war, zu dem Christus gesagt werden konnte. Wer diesen Zusammenhang kennt, kann eigentlich die Gnosis, die so viel verkannt wird, über die so sonderbare Dinge eigentlich gesagt werden in der Gegenwart, wirklich verstehen.

Aber dabei kann es nicht bleiben, denn die Erdenentwickelung muß weitergehen. Wir müssen wirklich vorrücken von der alten Mondenweisheit in eine neue Sonnenweisheit." (Lit.: GA 227, S. 255)

Eine verschollene Dichtung aus den ersten vier christlichen Jahrhunderten

„In mächtigen, gewaltigen Bildern wurde den Schülern der Mysterien der Zusammenhang des Menschen auf Erden mit dem Geistwesen der höheren Welten enthüllt. Und zur Zeit des Mysteriums von Golgatha waren immerhin noch, wenn auch weniger vorgeschrittene, als es die alten Mysterienschüler waren, aber es waren immerhin noch über die Gegenden Vorderasiens, Afrikas, des Südens von Europa einzelne Menschen, einzelne Persönlichkeiten verstreut, welche unter dem Namen der Gnosis - so ist er später bekanntgeworden - etwas bewahrten in ihrem Wissen, in ihrer Weisheit von den Dingen, die da eigentlich in der Erdenevolution, in der Menschheitsevolution vorgehen, und in die das Mysterium von Golgatha für die Erdbewohner in einer so mächtigen Weise hineingespielt hat. Aber diese Menschen, die noch die Geheimnisse der alten Mysterien kannten, waren von einer großen Sorge erfüllt. Sie wußten, daß eine Krisis für die Menschheit eintreten werde. Sie wußten, daß das menschliche Verständnis in der Zukunft nicht mehr zu dem hinaufreichen wird, wodurch man die eigentlichen tieferen Grundlagen der Evolution auf Erden und in der Menschheit versteht.

Und so kann man bei gewissen Persönlichkeiten der ersten vier christlichen Jahrhunderte das Erfülltsein mit einer gewissen Sorge wahrnehmen, mit einer Sorge, die nicht über Angelegenheiten der Erde sich erstreckte, sondern mit einer Sorge, die über die Angelegenheiten der ganzen Weltevolution ging: Wird die Menschheit auch wirklich sich reif machen und reif erscheinen, um dasjenige in sich aufzunehmen, was durch das Mysterium von Golgatha gekommen ist? Das war die große Frage der - ich möchte sagen — Nachfolger der alten Initiierten zur Zeit des Mysteriums von Golgatha in den ersten vier Jahrhunderten nach dem Mysterium von Golgatha. Und aus dem Kreise solcher in den ersten christlichen Jahrhunderten noch in das Christentum Eingeweihten ging zum Beispiel eine wunderbare Dichtung der ersten vier Jahrhunderte der christlichen Zeit hervor, eine wunderbare Dichtung, in der für die Menschheit zunächst hingestellt wurde das Eintreten des Christus auf der Erde, dann aber in ergreifenden Gestalten, ganz dramatisch - aber die Dichtung war eigentlich episch gehalten - in mächtigen Bildern die Menschen der Zukunft, der nächsten Zukunft hingestellt wurden, die mit ihrem Verständnisse nicht mehr hinaufreichen werden zu demjenigen, was sie verstehen sollten gerade zum Heil der Menschheitsevolution. Und nachdem in mächtigen Bildern gerade etwas von dem Sonnen-Ratschluß der Götter dargestellt war, den ich vorhin erwähnte, indem in ergreifender Weise geschildert wurde in diesem Epos das Heruntersteigen des Christus in den Menschen Jesus von Nazareth, war in einem dritten Teile geschildert, wie in einer neuen Metamorphose hereintreten sollte in die Menschheitsentwickelung ein Wiederaufleben des alten Demeter- und Isiswesens. Es ward geschildert, wie das Demeter- und Isiswesen geheiligt werden sollte in einer besonderen, gewaltig dargestellten Menschengestalt. Es wurde dargestellt wie etwas, das aus der Zukunft hereinspielen sollte, eine Art Gelöbnis der Menschheit.

Diese, ich möchte sagen, Dichterpriester der ersten vier christlichen Jahrhunderte stellten dar, wenigstens der Hervorragendste von ihnen, wie hereinspielen sollte in die weitere Erdenevolution ein gewisser Dienst, von all denjenigen geübt, welche zur Gelehrsamkeit, zum Geistesleben kommen sollten. Eine Art Sacrificium wurde hingestellt für denjenigen, der überhaupt in die Gelehrsamkeit, in das Geistesleben eintreten sollte.

In diesem Epos ist dann ein jüngerer Mensch geschildert, der sich hineinfinden soll in das ganze Erfassen dieser Menschheitsevolution dieser Zeit: geschildert, wie er aber in seinen jungen Jahren eine Art Marienkultus entfalten sollte als Übergang von seinen jüngeren Jahren zu seinen späteren Jahren. Diese kultische Haltung, die über jeden Gelehrten, gelehrt werdenden, weise werdenden Menschen eigentlich kommen müsse, wenn die Menschheit die Verbindung finden sollte mit dem, was durch das Mysterium von Golgatha in die Menschheit gekommen ist, dieses Sacrificium, das wurde in lebendigen Farben dargestellt. Eine mächtige, farbenreiche Dichtung entstand in den ersten vier christlichen Jahrhunderten. Und zu denjenigen, die mehr oder weniger in der Atmosphäre dieser Dichtung lebten, gehörten auch Malerpriester, welche allerdings in der einfachen, popularisierenden Weise des Malens, aber doch in mächtigen, zu Herzen gehenden Bildern auch malerisch diese Szenen darstellten.

Diese Dichtung hat es gegeben. Diese Dichtung ist mit alledem, was positiv von der Gnosis hergerührt hat, von der späteren Kirche ausgerottet worden. Man braucht sich ja nur daran zu erinnern, daß auch nur durch das, was man einen Zufall nennt, selbst aus der späteren Zeit die Schriften des Scotus Eriugena gerettet worden sind, und man wird es nicht mehr als etwas absolut Absurdes empfinden, wenn aus der Geistesforschung heraus davon gesprochen werden muß, daß die größte Dichtung, die das Neue Testament hervorgebracht hat, von der späteren Kirche einfach ausgerottet worden ist mit Stumpf und Stiel, so daß nichts mehr in den folgenden Jahrhunderten davon da war. Aber diese Dichtung hat es gegeben. Sie wurde ausgerottet mit all den allerdings einfachen, aber ergreifenden Malereien, die sich an jene Dichtung geschlossen haben. In diese Dichtung war auch hineingeheimnißt all die ungeheure Sorge, welche diese Nachfolger der alten Initiierten in den ersten christlichen Jahrhunderten gehabt haben. Ein ernst-elegischer Ton ging durch diese Dichtung.“ (Lit.:GA 227, S. 285ff)

Gnosis und Christentum

"Man würde zum Beispiel, wenn man verständig die Entwickelung der christlichen Dogmatik betrachtete, darauf kommen, daß diese christliche Dogmatik doch noch in etwas anderem wurzeln müsse als in irgendeiner bloßen Willkür oder dergleichen. Im Grunde wurzeln diese Dogmen alle in der Gnosis. Nur ist das Lebendige der Gnosis abgestreift worden und die abstrakten Gedanken und Begriffshülsen sind geblieben, so daß man in den Dogmen diesen lebendigen Ursprung nicht mehr erkennt. Dieser lebendige Ursprung liegt aber eigentlich in der Gnosis. Wenn Sie die Gnosis, soweit sie geisteswissenschaftlich studiert werden kann, wirklich verfolgen, dann wirft das einem auch ein gewisses licht auf die wenigen Dinge, die historisch übriggelassen worden sind von den Gegnern der Gnosis. Und dann sagen Sie sich wahrscheinlich: Diese Gnosis weist hin auf die ganz ausgebreitete, sehr konkrete atavistische Hellseherweltanschauung der alten Zeiten, die in ihren Resten noch ziemlich vorhanden war in der Zeit des ersten nachatlantischen Kulturzeitraumes, im zweiten schon weniger; dann, als im dritten die letzten Reste des alten Hellsehertums über die Welt verloren worden sind, sind sie eben in der Gnosis in einem wunderbaren Begriffssystem, das aber ganz außerordentlich bildlich ist, zutage getreten. Wer von diesem Punkte aus die Gnosis ansieht, wer in der Lage ist, auch nur historisch zurückzugehen zu den spärlichen Resten, die dann in der heidnischen Gnosis reichlicher als in der christlichen Literatur zutage gefördert werden können, der findet, daß in dieser Gnosis tatsächlich wunderbare Weisheits schätze schon da waren, eine Weisheit, die sich auf eine Welt bezog, von der die Menschen gegenwärtig überhaupt nichts wissen wollen. So daß es gar nicht zu verwundern ist, daß selbst gutmeinende Menschen mit der alten Gnosis nicht viel anzufangen wissen, etwa solche Menschen wie der Professor Jeremias in Leipzig, der ja willig wäre, auf die Dinge einzugehen; aber er kann keine Vorstellung erwerben, auf was sich eigentlich diese alten Begriffe beziehen, auf was es sich bezieht, wenn da gesprochen wird von einem geistigen Wesen Jaldabaoth, das in einem gewissen Hochmut sich aufgeworfen hätte zum Herrn der Welt, dann von seiner Mutter zurechtgewiesen worden wäre und so weiter. Solche mächtigen Bilder strahlen herein selbst aus dem historisch Aufbewahrten, solche mächtige Bilder wie dieses, wo wirklich Jaldabaoth sagt: Ich bin Vatergott, über mir ist niemand. - Und die Mutter erwidert: Lüge nicht, über dir ist der Vater von allem, der erste Mensch und des Menschen Sohn. - Da rief - so wird weiter erzählt - Jaldabaoth seine sechs Mitarbeiter, und sie sprachen: Laßt uns den Menschen machen nach unserem Bilde.

Da haben Sie einen merkwürdigen Dialog zwischen Jaldabaoth und seiner Mutter, und dann das Heranrufen der sechs andern Mitarbeiter, die zu dem Entschluß kommen: Laßt uns den Menschen machen nach unserem Bilde. - Aber solche Bilder, solche Imaginationen, die eigentlich ganz anschaulich sind, sie waren zahlreich und umfangreich vorhanden in dem, was als Gnosis herrschte. Man hat im Alten Testament eigentlich nur Reste: diejenigen Reste, die die jüdische Überlieferung behalten hat, von einer umfangreichen Bilderweisheit, die in der alten Gnosis enthalten war, vorzugsweise im Oriente lebte, deren Strahlen aber herüberwirkten ins Abendland, und die eigentlich erst im 3., 4. Jahrhundert für das Abendland mehr oder weniger verglommen sind, dann noch nachgewirkt haben bei den Waldensern und Katharern, aber doch verglommen sind." (Lit.: GA 187, S. 54f)

Der Unterschied zwischen Gnosis und esoterischem Christentum

"Das, was in der Sonne an innerer Kraft liegt, die Kraft der Logosliebe, nahm physische Menschengestalt an in dem Leibe des Jesus von Nazareth. Denn so wie ein anderer äußerer Gegenstand, wie ein anderes Wesen, so mußte dem Menschen auf der Erde für sein Sinnesbewußtsein der Gott in leibhaftiger Gestalt entgegentreten. Was ist daher diese Wesenheit, die uns im Beginne unserer Zeitrechnung als der Christus Jesus entgegentrat? Sie ist nichts anderes als die Verkörperung des Logos, der sechs anderen Elohim, denen vorbereitend der eine, der Jahve-Gott vorangegangen ist. Und diese eine Gestalt des Jesus von Nazareth, in welcher der Christus oder der Logos inkarniert war, bringt daher das, was früher immer nur von der Sonne auf die Erde herniederströmte, was nur im Sonnenlichte enthalten ist, sie bringt es in das Menschenleben, in die Menschheitsgeschichte selbst hinein: «Der Logos ward Fleisch». Das ist das, worauf das Johannes-Evangelium den größten Wert legt.

Und es mußte der Schreiber des Johannes-Evangeliums gerade auf diese Tatsache den größten Wert legen. Denn wahr ist es: Nachdem einige der eingeweihten Christus-Schüler verstanden hatten, um was es sich handelt, da traten auch andere auf, die das nicht im vollen Maße verstehen konnten, - die zwar voll verstanden, daß allem Materiellen, allem, was uns stofflich entgegentritt, ein Seelisch- Geistiges zugrunde liegt; was sie aber nicht begreifen konnten, war, daß sich in einem einzelnen Menschen für die physisch-sinnliche Welt physisch sichtbar der Logos selbst einmal verfleischlichte. Das konnten sie nicht verstehen. Dadurch unterscheidet sich das, was uns in den ersten christlichen Jahrhunderten als die « Gnosis » entgegentritt, von dem wahren esoterischen Christentum. Der Schreiber des Johannes- Evangeliums hat mit kräftigen Worten darauf hingewiesen: Nein, nicht sollt ihr ansehen den Christus als übersinnliches, unsichtbar bleibendes Wesen, das allem Stofflichen zugrunde liegt, sondern ihr sollt Wert darauf legen, daß das Wort Fleisch geworden ist, daß es unter uns gewohnet hat! Das ist der feine Unterschied zwischen dem esoterischen Christentum und der ursprünglichen Gnosis. Die Gnosis kennt den Christus ebenso wie das esoterische Christentum, aber nur als eine geistige Wesenheit, und sieht höchstens in dem Jesus von Nazareth einen mehr oder weniger an diese geistige Wesenheit gebundenen menschlichen Verkünder. Sie will festhalten an dem unsichtbar bleibenden Christus. Dagegen ist das esoterische Christentum immer im Sinne des Johannes-Evangeliums gewesen, das auf dem festen Boden des Wortes stand:

«Und der Logos ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnet.»

Und derjenige, der da in der sichtbaren Welt war, ist eine wirkliche Verkörperung der sechs anderen Elohim, des Logos!" (Lit.: GA 103, S. 56f)

Wissen und Glauben

Gnosis - als religiöse Erkenntnis - wird schon im Neuen Testament angesprochen. Zum Volk spricht der Christus in Gleichnissen, doch seinen Jüngern offenbart er deren tieferen Sinn. So heißt es z.B. im Matthäus-Evangelium:

„10 Und die Jünger traten zu ihm und sprachen: Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen? 11 Er antwortete und sprach zu ihnen: Euch ist's gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu verstehen[1], diesen aber ist's nicht gegeben. 12 Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat. 13 Darum rede ich zu ihnen in Gleichnissen. Denn mit sehenden Augen sehen sie nicht und mit hörenden Ohren hören sie nicht; und sie verstehen es nicht. 14 Und an ihnen wird die Weissagung Jesajas erfüllt, die da sagt (Jes 6,9-10 EU): »Mit den Ohren werdet ihr hören und werdet es nicht verstehen; und mit sehenden Augen werdet ihr sehen und werdet es nicht erkennen. 15 Denn das Herz dieses Volkes ist verstockt: Ihre Ohren hören schwer und ihre Augen sind geschlossen, damit sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren, und ich ihnen helfe.« 16 Aber selig sind eure Augen, dass sie sehen, und eure Ohren, dass sie hören. 17 Wahrlich, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben begehrt, zu sehen, was ihr seht, und haben's nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben's nicht gehört.“

Matthäusevangelium: Mt 13,10-17 EU

Das Johannes-Evangelium, die Apokalypse des Johannes und besonders auch die Briefe des Paulus haben deutlich gnostische Züge. Und Clemens von Alexandria († vor 215/16) betonte ausdrücklich:

„Mehr aber als das Glauben ist das Erkennen, ebenso wie natürlich auch mehr als das Gerettetwerden ist, wenn man nach dem Gerettetwerden der höchsten Ehre gewürdigt wird.“

Clemens von Alexandrien: Teppiche (Stromateis) VI 14,109 [2]

Weiter sagte er über die Gnosis:

„1. Sodann versetzt sie den Menschen auch leicht in den göttlichen und heiligen Zustand, der der Seele verwandt[2] ist, und mit einem nur ihr eigenen Licht führt sie ihn durch die mystischen Entwicklungsstufen, bis sie ihn zu dem alles überragenden Ort der Ruhe gebracht und den, der "reinen Herzens"[3] ist, Gott "von Angesicht zu Angesicht"[4] mit klarem Wissen und mit vollem Verständnis zu schauen gelehrt hat.

2. Denn darin besteht wohl die Vollendung der gnostischen Seele, daß sie über alle Formen der Reinigung und des Gottesdienstes hinauskommt und sich mit dem Herrn vereinigt[5], wo sie in unmittelbarer Nähe unter ihm steht.

3. Der Glaube ist also sozusagen eine kurz zusammengefaßte Erkenntnis der wichtigsten Dinge, die Erkenntnis ein fester und sicherer Beweis der durch den Glauben angenommenen Lehren[6], da sie durch den Unterricht des Herrn auf dem Glauben aufgebaut wird[7] und uns zu unerschütterlicher Überzeugung und zu wissenschaftlicher Gewißheit führt.

4. Und, wie ich früher sagte[8], scheint mir eine erste heilbringende Veränderung die aus dem Heidentum zum Glauben, eine zweite aber die aus dem Glauben zur Erkenntnis zu sein; die letztere aber geht in Liebe über[9] und bringt dann das Erkennende und das Erkannte in ein nahes freundschaftliches Verhältnis[10].

5. Und vielleicht hat derjenige, der so weit gekommen ist, bereits hier unten den Zustand des "Engelgleichseins"[11] vorausgenommen und zu eigen. Jedenfalls wird er, wenn er die letzte und höchste im Fleisch erreichbare Stufe erstiegen hat, sich immer noch, wie es sich geziemt, nach dem Besseren hin verändern und darnach streben, durch die heilige Siebenzahl hindurch[12] in das Haus des Vaters[13] zu der wirklichen Wohnung des Herrn zu gelangen, wo er sozusagen ein feststehendes und ewig bleibendes, in jeder Hinsicht vollkommen unveränderliches Licht sein wird[14].“

Clemens von Alexandrien: Teppiche (Stromateis) VII 10,57 [3]

Darauf bezieht sich auch Rudolf Steiner:

"Wenn man heute davon spricht, daß Geisteswissenschaft etwas sein will, was sich durchaus in der Strömung des Christentums bewegt, was durchaus aus dem Christentum hervorblühen muß für unsere Zeit, da kommen zahlreiche Menschen - wir haben es ja erlebt, wir erleben ja diese Dinge - und sagen: Aufleben der alten Gnosis! - und vor der Gnosis, nun, da fängt eine große Zahl derjenigen, die heute das Christentum vertreten, an, sich zu bekreuzigen wie vor dem lebendigen Teufel. Aber Gnosis für die heutige Zeit ist Geisteswissenschaft, nur daß die fortgeschrittene, die heutige Gnosis etwas anderes ist als die Gnosis, die Klemens der Alexandriner gekannt hat. Dennoch aber, wie spricht sich Klemens der Alexandriner aus, als in der zweiten Hälfte des zweiten christlichen Jahrhunderts lebend? Er sagt: Glaube, gut, das ist das, wovon man ausgeht. - Der heutige kirchliche Bekenner will dabei stehen bleiben. Der Glaube ist schon Gnosis, sagt er, aber gedrängte Erkenntnis des Nottuenden, die Gnosis aber der bestätigende und festigende Nachweis des im Glauben Aufgenommenen, durch die Unterweisung des Herrn auf den Glauben gebaut, ihn fortführend zur wissenschaftlichen Unwiderleglichkeit und Erfaßbarkeit. - Da haben Sie das ausgesprochen für seine Zeit bei Klemens dem Alexandriner, was für die heutige Zeit verwirklicht werden muß. Da haben Sie es als eine Forderung des Christentums ausgesprochen, daß Gnosis, die heutige Geisteswissenschaft, sich lebendig hineinstellen muß gerade in die christliche Entwickelung. Der Stumpfling von heute sagt: Wissenschaft auf der einen Seite - die will er beschränken auf die äußeren Tatsachen -, Glaube auf der anderen Seite; der Glaube soll sich nicht in die Wissenschaft hineinmischen. Klemens von Alexandrien sagt: Dem Glauben wird die Gnosis gegeben, der Gnosis die Liebe, der Liebe das Erbe[15]. - Es ist dieses einer derjenigen Aussprüche, die zu dem Tiefsten überhaupt der Entwickelung des Menschengeistes gehören, weil er Zeugnis ablegt von einem tiefen Verbündnis mit dem geistigen Leben. Vom Glauben geht man aus; aber dem Glauben wird die Gnosis gegeben, das heißt das Wissen, die Erkenntnis. Und aus der lebendigen Erkenntnis, das heißt aus dem Untertauchen in die Dinge, fließt erst die rechte Liebe, und aus der rechten Liebe die Handhabung des Erbes des Göttlichen. Göttliches kann durch die Menschheit nur fließen, fortfließen, wie es im Urbeginn geflossen ist, wenn dem Glauben die Gnosis, der Gnosis die Liebe, der Liebe das Erbe gegeben werden. - Man muß solche Aussprüche auch so ansehen, daß man in ihnen sieht Zeugnisse für die Tiefe eines solchen Geistes." (Lit.: GA 175, S. 381f)

Im 1. Brief des Paulus an Timotheus[16] wird vor den Irrlehren der Gnosis («Erkenntnis») gewarnt:

„20 Timotheus, bewahre, was dir anvertraut ist. Halte dich fern von dem gottlosen Geschwätz und den falschen Lehren der sogenannten «Erkenntnis»! 21 Nicht wenige, die sich darauf eingelassen haben, sind vom Weg des Glaubens abgekommen. Die Gnade sei mit euch!“

1. Timotheus: 1 Tim 6,20-21 EU

Die frühen Kirchenväter rechneten vor allem mit den Menschen des Verstandesseelenzeitalters, denen der unmittelbare Einblick in die geistige Welt verwehrt ist. Das Streben nach höherer Erkenntnis gilt ihnen als eitel, ganz im Sinne der Worte, die der Christus dem zweifelnden Thomas entgegen hält: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ (Joh 20,29 EU) Das Wissen wird ersetzt durch den Glauben an die überlieferte und durch die Kirche bewahrte Offenbarung. So schreibt etwa Irenäus:

„Besser ist es also und nützlicher, in schlichter Einfalt wenig zu wissen und durch die Liebe Gott nahe zu kommen, als sich für gelehrt zu halten und bei vieler Erfahrung als ein Gotteslästerer erfunden zu werden, der sich einen andern Gott Vater gemacht hat. Darum ruft der hl. Paulus: „Wissenschaft bläst auf, Liebe erbaut“[17], nicht als ob er die wahre Gottesgelehrtheit tadelte, sonst würde er sich ja selbst anklagen, sondern weil er weiß, daß manche, mit falscher Wissenschaft sich spreizend, von der Liebe Gottes abgefallen sind, darob sich für vollkommen hielten und einen unvollkommenen Weltenmeister aufbrachten.“

Irenäus von Lyon: Contra Haereses II 26,1 [4]

Die Erkenntnis hat sich auf die sinnliche Welt zu beschränken:

„Wer aber gesunden Verstandes und geraden, frommen und wahrheitsliebenden Herzens ist, der wird eifrig erforschen, was Gott in die Gewalt der Menschen gegeben und unserer Kenntnis unterworfen hat, und wird darin fortschreiten und durch tägliche Übung leicht zu einer Wissenschaft von diesen Dingen gelangen. Hierzu gehören die, welche uns vor Augen liegen und was offen und mit unzweideutigen Ausdrücken in den Schriften niedergelegt ist.“

Irenäus von Lyon: Contra Haereses II 27,1 [5]

In der Enzyklika «Fides et Ratio» von Johannes Paul II. heißt es:

„37. Wenn man auf diese Annäherungsbewegung der Christen an die Philosophie hinweist, muß man freilich auch die vorsichtige Haltung erwähnen, die andere Elemente der heidnischen Kulturwelt, wie zum Beispiel die Gnosis, bei ihnen hervorriefen. Als praktische Weisheit und Lebensschule konnte die Philosophie leicht mit einer Erkenntnis höherer, esoterischer Art, die nur wenigen Vollkommenen vorbehalten war, verwechselt werden. Zweifellos denkt der hl. Paulus an diese Weise esoterischer Spekulationen, wenn er die Kolosser warnt: »Gebt acht, daß euch niemand mit seiner Philosophie und falschen Lehre verführt, die sich nur auf menschliche Überlieferung stützen und sich auf die Elementarmächte der Welt, nicht auf Christus berufen« Kol 2,8 EU. Die Worte des Apostels erscheinen äußerst aktuell, wenn wir sie auf die verschiedenen Formen der Esoterik beziehen, die heutzutage auch bei manchen Gläubigen, denen es am erforderlichen kritischen Sinn mangelt, um sich greifen. Dem Beispiel des hl. Paulus folgend erhoben andere Schriftsteller der ersten Jahrhunderte, im besonderen der hl. Irenäus und Tertullian, ihrerseits Vorbehalte gegen eine kulturelle Konzeption, die forderte, die Wahrheit der Offenbarung der Interpretation der Philosophen unterzuordnen.“

Johannes Paul II.: Fides et Ratio § 37 [6]

Mysterien-Gnosis und exoterische Gnosis

Mit den letzten verbliebenen Resten der Mysteriengnosis konnte noch der kosmische Christus erfasst werden, der sich mit der Jordan-Taufe in Jesus von Nazareth inkarniert hatte und dessen Herabkunft auch schon in den alten Mysterien erwartet worden war.

"Aber hinter alle dem stand die Mysterienwelt. In ihr wurde treu aufbewahrt, was von Gnosis aus dem Zeitalter der Empfindungsseele vorhanden war. Die Seelen wurden für dieses treuliche Aufbewahren geschult. Auf dem Wege der gewöhnlichen Entwickelung erstand die Verstandes- oder Gemütsseele. Durch besondere Schulung wurde die Empfindungsseele belebt. So gab es hinter dem gewöhnlichen Kulturleben gerade im Zeitalter der Verstandes- oder Gemütsseele ein reich entwickeltes Mysterienwesen.

In diesem lebten die Welt-Götter-Bilder auch insofern, als sie zum Inhalte eines Kultus gemacht wurden. Man schaut in das Innere dieser Mysterien und erblickt die Welt im Abbilde der wunderbarsten Kultusverrichtungen.

Die Menschen, die das erlebten, sie waren diejenigen, die auch das Mysterium von Golgatha, als es sich vollzog, in seinem tiefen kosmischen Zusammenhange durchschauten." (Lit.: GA 26, S. 209)

Die exoterische Gnosis hat ihren Ursprung vermutlich in den Randgebieten des Judentums, vermischt mit damals noch allgegenwärtigen späthellenistischen Elementen. Das Alte Testament bildet, in gnostischer Umdeutung, die wesentliche Grundlage der meisten gnostischen Systeme. Die Hebräische Sprache hat noch einen starken, aber unterschwelligen imaginativen Charakter, der den Gnostikern entgegenkam. Das gilt ganz besonders für die Tora, d.h. für die fünf Bücher Mose.

"Wenn diese Sprache, in der die ersten Partien der Bibel uns zunächst vorliegen, heute auch nicht mehr so wirkt, einstmals hat sie so gewirkt, daß, wenn ein Buchstabe durch die Seele lautete, ein Bild in ihr wachgerufen wurde. Vor der Seele dessen, der mit lebendigem Anteil die Worte auf sich wirken ließ, tauchten in einer gewissen Harmonie, ja in einer organischen Form Bilder auf, die sich vergleichen lassen mit dem, was der Seher heute noch sehen kann, wenn er von dem Sinnlichen zum Übersinnlichen vorschreitet. Man möchte sagen, die hebräische Sprache, oder besser gesagt die Sprache der ersten Partien der Bibel, war eine Art von Mittel, aus der Seele herauszurufen bildhafte Vorstellungen, welche nahe heranrückten an die Gesichte, die der Seher erhält, wenn er fähig wird, leibfrei zu schauen in die übersinnlichen Partien des Daseins." (Lit.: GA 122, S. 32)

Der jüdische Schöpfergott, der die äußere Schöpfung, die nach Ansicht der Gnostiker das Reich des Bösen war, wurde allerdings entschieden abgelehnt.

"Schon die Kirchenväter haben immer wieder festgehalten, daß die ersten Gnostiker aus dem Orient, näherhin aus dem samaritanisch-palästinischen Raum stammten und ihre Lehren der biblisch-jüdischen Überlieferung verpflichtet waren. Ein Großteil der älteren und neuen Originalschriften hat diese Angaben bestätigen können. Vor allem durch die koptischen Nag-Hammadi-Texte ist die These, daß die Mehrzahl der gnostischen Bildungen am Rande des Judentums entstanden sind, weitgehend erhärtet worden. Viele der Schriften lassen sich, wie wir gesehen haben, als Auslegungen oder Umschreibungen alttestamentlicher Texte verstehen, und auch sonst ist die Verwendung biblischen Materials auffällig, trotz der dabei oft zutage tretenden Polemik gegen die herkömmliche Sinngebung. Gerade daß man sich auch in der Abgrenzung gegen die offizielle Deutung der alttestamentlichen Überlieferung auf ebendiese Überlieferung beruft, zeigt, daß auch die Gnosis auf die Autorisierung durch die «Heilige Schrift» angewiesen ist." (Lit.: Rudolph, S 296)

Durch die Berührung mit dem Christentum entstand die christliche Gnosis, für die auch die frühchristlichen Schriften bedeutsam waren, die allmählich als Neues Testament kanonisiert wurden, aber auch viele Schriften, die heute zu den Apokryphen zählen. Im Gärungsprozess des frühen Christentums waren die Grenzen zwischen anerkannten und als häretisch empfundenen Lehrmeinungen noch sehr fließend. Schon die Lehren des Paulus, aber auch das Johannes-Evangelium und die Apokalypse des Johannes sind deutlich von gnostischen Elementen durchsetzt.

In der verborgenen Mysteriengnosis konnte man sich immer weniger zu Seelenerlebnissen erheben, in denen sich die tieferen geistigen Inhalte offenbaren sollten. Dieser Welt-Bild-Inhalt wurde darum von höheren Geistwesen als Gefühlsgehalt bewahrt, etwa in der Gralslegende, damit er im gegenwärtigen Zeitalter der Bewusstseinsseele für die Menschheit fruchtbar werden kann.

"In der esoterischen Mysteriengnosis wurden die Menschen immer unfähiger, sich zur Entfaltung der Empfindungsseele zu erheben. Es ging diese esoterische Weisheit immer mehr an die bloße Pflege der «Götter» über. Und das ist ein Geheimnis der geschichtlichen Entwickelung der Menschheit, daß in ihr gewissermaßen «göttliche Mysterien» von den ersten christlichen Jahrhunderten an bis ins Mittelalter wirkten.

In diesen «göttlichen Mysterien» bewahrten Engelwesen im irdischen Dasein, was Menschen nicht mehr bewahren konnten. So waltete die Mysterien-Gnosis, während man an der Ausrottung der exoterischen Gnosis arbeitete. Der Welt-Bild-Inhalt, der in der Mysterien-Gnosis auf geistige Art von geistigen Wesen bewahrt wurde, solange er im Werdegang der Menschheit wirken sollte: er konnte dem bewußten Begreifen der Menschenseele nicht erhalten werden. Aber der Gefühlsgehalt sollte bewahrt werden.

Und dieser sollte im rechten kosmischen Augenblicke der dazu vorbereiteten Menschheit gegeben werden, damit unter seiner Seelenwärme die Bewußtseins seele später auf neue Art in das Geistesreich eindringen könne. Geisteswesen haben so die Brücke gebaut zwischen dem alten Welt-Inhalt und dem neuen." (Lit.: GA 26, S. 210f)

Gnosis als luziferische Weisheit

Da die Gnosis auf die Kräfte der Empfindungsseele zurückgreifen, deren Blütezeit zur Zeitenwende längst vorrüber war, hat ihre Weisheit einen deutlich luziferischen Charakter, aus dem sich auch die weltflüchtige Lebenshaltung der Gnostiker erklärt. Luzifer erstrebt ja eine frühzeitig Vergeistigung des Menschen, wodurch aber viele essentielle Früchte des Erdenlebens nicht geerntet werden könnten.

"Wenn die alteren christlichen Lehrer noch Nachklänge der alten hellseherischen Begriffe anwandten, um das Mysterium von Golgatha zu erfassen, so blieben natürlich diese hellseherischen Begriffe ihrem eigentlichen Nerv nach den späteren Jahrhunderten unverständlich, und im Grunde genommen ist das, was man Gnosis nennt, gewöhnlich nichts anderes als das Nachklingen alter hellseherischer Begriffe. Man versuchte, mit alten hellseherischen Begriffen das Mysterium von Golgatha zu begreifen, und hellseherische Begriffe verstand man später nicht mehr, nur abstrakte Begriffe. Daher verkannte man dasjenige, was die Gnosis eigentlich wollte. Nun würde man aber die Sache sehr einseitig ansehen, wenn man einfach sagen würde: Da gab es also eine Gnosis, die hatte noch alte hellseherische Begriffe, die noch bis ins 1., 2., 3. Jahrhundert nach dem Mysterium von Golgatha hereingingen, und dann kamen die unverständigen Leute, die nicht fähig waren, die Gnostiker zu verstehen. - Das wäre sehr einseitig, so zu denken. In einem gewissen vollkommenen Sinne mit hellseherischen Begriffen zu arbeiten, gehört einer viel älteren Zeit an als der Zeit, in die das Mysterium von Golgatha hineinfiel, einer viel alteren Zeit. Und diese hellseherisch erfaßten Begriffe waren schon ganz luziferisch infiziert, das heißt: das alte hellseherisch-begriffliche Erfassen war schon luziferisch durchdrungen, und diese luziferische Durchdringung des alten hellseherischen Begriffssystems, das ist die Gnosis. Es mußte deshalb eine Art Reaktion gegen die Gnosis entstehen, weil die Gnosis eben die aussterbende alte hellseherische Begriffswelt war, die schon von Luzifer infizierte alte hellseherische Begriffswelt." (Lit.: GA 165, S. 201f)

"Allerdings ist es wahr, daß mit Sokrates auf der einen Seite ein großes Zeitalter der Menschheit angebrochen ist, das seine Kulmination gefunden hat im Übergang des 14. und 15. Jahrhunderts, daß aber dieses Zeitalter des Sokrates heute abgelaufen ist, richtig abgelaufen ist: denn das sokratische Zeitalter ist dasjenige, welches aus der früheren impulsiven Weisheit herausgenommen hat die bloße Logik, die bloße Dialektik. Dieses Herausnehmen der bloßen Logik, der bloßen Dialektik aus der alten hellseherischen Weisheit, das ist das Charakteristikum unserer abendländischen Kultur. Das hat auch dem Christentum sein Gepräge aufgedrückt; denn auch die Theologie des Abendlandes ist eine dialektische. Aber was als Dialektik, als bis zur Abstraktion filtrierte Geistigkeit in Griechenland aufgeht, geht eben zurück bis zu den Mysterien des Orients, und bei diesen Mysterien waren auch diejenigen, die eine Kultur begründet haben, welche dann zur chinesischen Kultur geworden ist, innerhalb derer sich inkarniert hat die Gestalt des Luzifer. Das darf man sich nicht verhehlen, daß Luzifer selber einmal in einem Leibe war, wie der Christus während der Zeit des Mysteriums von Golgatha in einem Leibe auf der Erde herumgewandelt ist. Aber man verkennt in philiströser Weise diese luziferische Inkarnation, wenn man wie eine Art Rührmichnichtan alles betrachten will, was von Luzifer ausgegangen ist. Von Luzifer ist ausgegangen zum Beispiel auch die Höhe der griechischen Kultur selber, die eigentliche alte Kunst, der Kunstimpuls der Menschheit, so wie wir selber ihn noch immer eigentlich betrachten. Nur ist das alles in Europa bis zur Phrase, bis zur Inhaltslosigkeit erstarrt. Und luziferische Weisheit war es, durch die zuerst das Christentum in Europa begriffen worden ist. Das ist das Bedeutsame, daß in der griechischen Weisheit, die sich herausgebildet hat als Gnosis, um das Mysterium von Golgatha zu begreifen, die alte luziferische Weisheit mitgewirkt hat, der alten Gnosis die Gestaltung gegeben hat. Es ist für die damalige Zeit der größte Sieg des Christentums gewesen, daß die Tatsache des Mysteriums von Golgatha sich gekleidet hat in das, was Luzifer der Erdenentwickelung gegeben hat. Aber während die Luzifer-Kultur, die also durch die reale Inkarnation des Luzifer der Menschheit übergeben worden ist, abflutet, flutet auf nach und nach, was die künftige Inkarnation des Ahriman auf der westlichen Erde vorbereitet." (Lit.: GA 195, S. 52f)

Gnosis und Anthroposophie

Die Anthroposophie wird von Außenstehenden oft als neognostische Strömung angesehen. Dieser Eindruck ist jedoch falsch. Zwar wird in beiden Fällen geistige Erkenntnis erstrebt, doch mit ganz unterschiedlichen Mitteln. Während die Gnostiker noch im heraufkommenden Verstandesseelenzeitalter nach der Zeitenwende aus den Kräften der Empfindungsseele zu schöpfen versuchten (siehe oben), was schon damals nicht mehr zeitgemäß war, arbeitet die Anthroposophie voll und ganz mit den Kräften der Bewusstseinsseele, die gegenwärtig entwickelt werden soll, doch versucht sie das Bewusstsein nicht nur auf die sinnliche Außenwelt, sondern auch auf die geistige Innenwelt zu richten, in der sich der Geistgehalt der Welt offenbaren kann.

"Die Anthroposophie kann nicht eine Erneuerung der Gnosis sein, denn diese hing an der Entfaltung der Empfindungsseele. Anthroposophie muß im Lichte der Michael-Tätigkeit aus der Bewußtseinsseele heraus ein Welt- und Christus-Verständnis auf neue Art entwickeln. Die Gnosis war die aus alter Zeit bewahrte Erkenntnisart, die das Mysterium von Golgatha bei seinem Eintritte am besten zum Menschenverständnisse bringen konnte." (Lit.: GA 26, S. 212)

"Derjenige, der nun wirklich eingeht bloß auf das, was in diesen Vorträgen geboten worden ist, der wird gar nicht in die Versuchung kommen, wenn er andererseits die Gnosis auch kennt, diese Anthroposophie, die durchaus mit neuen Erkenntnismitteln und Erkenntnismethoden auftritt und mit dem Bewußtsein der Menschheit der Gegenwart rechnet, irgendwie zusammenzuwerfen mit der Gnosis. Diese Anthroposophie arbeitet ja so, daß sie voraussetzt die naturwissenschaftliche Entwickelung der letzten Jahrhunderte. Die Gnosis rechnete natürlich nicht damit, denn ihr Dasein ging der naturwissenschaftlichen Entwickelung voraus." (Lit.: GA 82, S. 202f)

"Es hat zum Beispiel einmal eine Gnosis gegeben, von der eigentlich, außer der schwer verständlichen und wenig enthaltenden Pistis-Sophia-Schrift kaum etwas existiert. Alle die, welche heute über die Gnosis schreiben oder, da zur Zeit dieses Gebiet eine bedeutsame Rolle spielt, über sie urteilen, kennen die Gnosis wenig; sie glauben, daß sie etwas über die Gnosis erklären, wenn sie sagen, daß sie aus dem Griechentum hervorgegangen ist. Ich muß oft denken, wie es wäre, wenn das in bezug auf die Anthroposophie ebenso ginge, wenn sie nur durch die Gegner bekannt würde, und wenn es ginge, was manchmal viele wünschen, daß alle anthroposophischen Schriften verbrannt würden; dann würde man Anthroposophie so kennen, wie man heute die Gnosis kennt. Aber interessant ist es, daß heute von der Anthroposophie sehr viele Leute sagen, sie sei eine aufgewärmte Gnosis. Sie kennen die Anthroposophie nicht, weil sie sie nicht erkennen wollen, und sie kennen die Gnosis nicht, weil sie sie nicht erkennen können, denn es ist kein äußeres Dokument über sie da. Aber die Leute reden so. Es ist eine negative Instanz, die auch nach einer bestimmten Richtung deuten kann. Sie kann allerdings nur dahin deuten, daß der Mut und die Kraft da sein müssen, damit es der Anthroposophie einmal nicht so gehe, wie es der Gnosis geht, sondern daß es ihr so gehen möge, daß sie ihre Wirksamkeit entfalten kann." (Lit.: GA 310, S. 170f)

"Sie sehen es überall bei den Gegnern: das wird der Anthroposophie zur größten Sünde gerechnet, daß sie den Christus kosmologisch auffaßt. Da wird gesagt: Das ist ein Aufwärmen dessen, was einmal als gnostisches Christentum da war. - Nun wissen die Leute ja nicht, was gnostisches Christentum überhaupt ist. Denn außer einigem Wenigen, aus dem wenig zu entnehmen ist, wie die Pistis Sophia, ist ja die Gnosis der Nachwelt nur durch die Gegnerschriften bekanntgeworden. Gnosis kennt man eigentlich nicht. Man weiß nur durch die Gegnerschriften davon. Denken Sie einmal über die Frage nach: Wenn von der Anthroposophie nichts bekannt bleiben würde als die Schriften meiner heutigen Gegner, wenn alles vernichtet würde außer den Schriften meiner Gegner, wie man da Anthroposophie in der Nachwelt schildern würde!" (Lit.: GA 239, S. 234)

"Anthroposophie will durchaus keine Erneuerung dessen, was man als Gnosis bezeichnet, sein. Die Gnosis ist die letzte Phase der alten atavistischen Wissenschaft, während die Anthroposophie die erste Phase einer vollbewußten Wissenschaft darstellt. Es ist eine Verleumdung, wenn man beide zusammenwirft. Da ich das vorausgeschickt habe, darf ich doch sagen, daß jene Gnosis es zuerst war, welche versucht hat, das Mysterium von Golgatha zu verstehen. Und es war eine tiefe geistige Wissenschaft - wenn auch instinktiver, atavistischer Art —, welche dazumal versuchte, das Mysterium von Golgatha zu verstehen. Diese Gnosis, die dazumal ausgebreitet war, ist ja dann vollständig ausgerottet worden. Sie ist so vollständig ausgerottet worden, daß nur weniges in positiver Weise übrig geblieben ist, nur wenige Schriften, die noch dazu wenig besagen. Die allmählich ganz römisch gewordene Form des Christentums, die das Christentum durchsetzt hat mit den römischen Staatsbegriffen, hat dafür gesorgt, daß alles, was von der ersten Auffassung des durchgeistigten Christentums in der Gnosis vorhanden war, mit Stumpf und Stiel ausgerottet worden ist. Und wenn heute die Theologen von der Gnosis sprechen, kennen sie sie nur von den Gegnern." (Lit.: GA 342, S. 191f)

Quellen

Die Pistis Sophia (griech. Πίστις Σοφία; von πίστις: Glaube und σοφία: Weisheit) ist einer der wichtigsten koptisch-gnostischen Texte. Er gibt Lehrgespräche wieder, die der Christus nach seiner Auferstehung mit den Jüngern gehalten haben soll. Die Schrift ist besonders bedeutsam, weil sie, neben den «Zwei Büchern des Jeû» und den erst viel später aufgefundenen Nag-Hammadi-Schriften, eines der wenigen direkten Zeugnisse der antiken Gnosis ist, das nicht aus den teilweise sehr polemischen und entstellenden patristischen apologetischen Schriften gegen die als Häretiker verdammten Gnostiker stammt. Die Schriften der Kirchenväter bildeten lange Zeit die Hauptquelle für die Lehren der verschiedenen gnostischen Schulen.

Die Situation änderte sich durch die Nag-Hammadi-Schriften, die im Dezember 1945 in der Nähe des kleinen ägyptischen Ortes Nag Hammadi von ansässigen Bauern gefunden wurde. Sie sind eine reiche Sammlung von 47 unterschiedlichen frühchristlichen Texten hauptsächlich gnostischer Orientierung. Die meisten dieser Schriften waren bis dahin gar nicht oder nur in Fragmenten bekannt. Dazu gehört insbesondere das Thomasevangelium.

Hauptmerkmale

Hildegard von Bingen (1098 - 1179) beschreibt in ihrem Liber divinorum operum eine Schau von Mensch und Welt, die deutlich gnostische Züge trägt. Charakteristisch ist die Abriegelung der oberen von der unteren, irdisch-materiellen Welt durch einen dunklen Feuerkreis, der das Reich des gefallenen Luzifer ist. Außen umgeben wird er von einem doppelt so starken rötlichen Lichtkreis. Christus trägt das ganze Weltenrad in seinen Händen, über ihm ist das Antlitz des Vaters sichtbar. In der Mitte steht der Mensch, der den ganzen Makrokosmos umspannt.[18]

Auf dem Kongreß über die «Ursprünge des Gnostizismus» 1966 in Messina wurden folgende, allen gnostischen Systemen des 2. Jahrhunderts gemeinsame «zusammenhängende Charakteristika» genannt:

„... die Vorstellung von der Gegenwart eines göttlichen ‹Funkens› im Menschen ..., welcher aus der göttlichen Welt hervorgegangen und in diese Welt des Schicksals, der Geburt und des Todes gefallen ist und der durch das göttliche Gegenstück seiner selbst wiedererweckt werden muß, um endgültig wiederhergestellt zu sein. Diese Vorstellung ... gründet sich ontologisch auf die Anschauung von einer Abwärtsentwicklung des Göttlichen, dessen äußerster Rand (oftmals sophia oder ennoia genannt) schicksalhaft einer Krise anheimfallen und — wenn auch nur indirekt — diese Welt hervorbringen mußte, an welcher es dann insofern nicht desinteressiert sein kann, als es den göttlichen ‹Funken› (oft als pneuma, ‹Geist›, bezeichnet) wieder herausholen muß.“

Ursprünge des Gnostizismus: Messina 1966[19]

Gemeinsam ist den Gnostikern eine weitgehend weltabgewandte luziferische Geisteshaltung, die das Heil des Menschen darin sieht, sich von der Befleckung durch sinnlich-materielle Welt zu reinigen. Im Zentrum steht der „unbekannte Gott“, der sich aller Vorstellungskraft entzieht, umgeben von einer Fülle (Pleroma) von geistigen Wesen (Äonen), die er aus seinem unergründlichen Urgrund emaniert. Als unterster Äon erscheint die Sophia, durch deren Fall das Chaos als materielle Grundlage der äußeren Welt gebildet wird. Die äußere sinnlich-materielle Welt, der Kosmos, ist nicht die Schöpfung des unbekannten Gottes, sondern die einer untergeordneten Wesenheit, des Demiurgen, der negativ und sogar als gefallener Engel, als böser Widersacher empfunden wird (vgl. → Jaldabaoth) und seine Kräfte der Sophia geraubt hat. Der Mensch, weil er den «göttlichen Funken» des höchsten Göttlichen in sich trägt, steht höher als der Demiurg, der nur ein untergeordneter Schöpfergott ist, und der Mensch steht auch höher als die Engelwesen, die diesem dienen. Die Paradiesesschlange, die dem Menschen seine Göttlichkeit bewusst macht, indem sie ihn vom Baum der Erkenntnis essen lässt, wird in den verschiedenen gnostischen Lehren unterschiedlich, oft aber weitgehend positiv bewertet.

Der ethisch-religiöse Dualismus, wie ihn auch die Manichäer vertreten, der das Weltgeschehen als den Kampf von Gut und Böse, zwischen Licht und Finsternis, ansieht, ist auch für die Gnosis von zentraler Bedeutung. Die Materie ist Ausdruck des Bösen; sie ist das Reich der Finsternis, das dem göttlichen Licht entgegensteht. Die Wurzel des Bösen liegt in der durch die Finsternis bewirkten Unwissenheit, dem mangelnden Wissen von dem «unbekannten Gott». Erlösung kann nur durch Erkenntnis („Gnosis“) geschehen, die durch den Erlöser erweckt wird, der aus höchsten Höhen in die Finsternis herab- und anschließend wieder - beispielgebend für die wissend gewordenen Menschen - in die reine Geistwelt aufsteigt. Die ganze äußere Schöpfung - bis in die höchsten Sphären des sichtbaren Himmels - ist schlecht, weil sie der Finsternis verfallen ist. Mithin wird auch das körperliche Dasein als solches negativ beurteilt. Die christlichen Gnostiker wussten daher viel über das geistige Wesen des Christus zu sagen, konnten jedoch für die eigentliche Menschwerdung Gottes und für die Auferstehung, die aber der entscheidende Mittelpunkt des Christuswirkens ist, kein rechtes Verständnis entwickeln.

„Man geht nicht fehl, wenn man darunter eine aus mehreren Schulen und Richtungen bestehende dualistische Religion sieht, die zu Welt und damaliger Gesellschaft in einer betont ablehnenden Haltung stand und eine Befreiung («Erlösung») des Menschen eben aus den Zwängen des irdischen Seins durch die «Einsicht» in seine — zeitweise verschüttete — wesenhafte Bindung, sei es als «Seele» oder «Geist», an ein überirdisches Reich der Freiheit und der Ruhe verkündet hat.“

Kurt Rudolph: Die Gnosis, S 7

Mit der Verwerfung der ganzen äußeren Schöpfung und überhaupt aller äußeren Verhältnise übten die Gnostiker eine radikale Gesellschaftskritik, die in der gesamten antiken Welt beispiellos ist. Im Grunde wurden alle irdischen und überirdischen Herrschaftsstrukturen, die sich auf den Schöpfergott berufen, vollkommen verneint. Allerdings resultierte daraus kein «Reformmodell», denn es ging nicht darum, die äußere Welt zu verändern, sondern sie - letztlich - endgültig zu vernichten[20].

Christoph Markschies schlägt folgende Typologie zur Charakterisierung der «Gnosis» vor:

  1. Die Erfahrung eines vollkommen jenseitigen, fernen obersten Gottes;
  2. die unter anderem dadurch bedingte Einführung weiterer göttlicher Figuren oder Aufspaltung der vorhandenen Figuren in solche, die dem Menschen näher sind als der ferne oberste Gott;
  3. die Einschätzung von Welt und Materie als böser Schöpfung und eine dadurch bedingte Erfahrung der Fremdheit des Gnostikers in der Welt;
  4. die Einführung eines eigenen Schöpfergottes oder Assistenten; er wird mit der platonischen Tradition „Handwerker" - griechisch: „Demiurgós" - genannt und zum Teil nur als unwissend, zum Teil aber auch als böse geschildert;
  5. die Erklärung dieses Zustandes durch ein mythologisches Drama, in dem ein göttliches Element, das aus seiner Sphäre in eine böse Welt fällt, als göttlicher Funke in Menschen einer Klasse schlummert und daraus befreit werden kann;
  6. eine Erkenntnis („Gnosis") über diesen Zustand, die aber nur durch eine jenseitige Erlösergestalt zu gewinnen ist, die aus einer oberen Sphäre hinab- und wieder hinaufsteigt;
  7. die Erlösung durch die Erkenntnis des Menschen, „daß Gott (bzw. der Funke) in ihm ist" (TestVer NHC IX,3 p. 56,15-20), sowie schließlich
  8. eine unterschiedlich ausgeprägte Tendenz zum Dualismus, die sich im Gottesbegriff, in der Entgegensetzung von Geist und Materie und in der Anthropologie äußern kann.

(Lit.: Markschies, S 25f)

Frauengestalten in der Gnosis

Maria Magdalena mit dem auferstandenen Christus.

Frauengestalten kommt in den Lehren der Gnosis eine bedeutsame, teils positive, teils negative Rolle zu, etwa in Form der Ennoia oder der Barbelo und besonders auch in der zwiespältigen Stellung der Sophia oder Achamoth, durch deren Fall die materielle Welt der Finsternis entsteht. Für Simon Magus war Helena besonders bedeutsam und für Ptolemaios eine gewisse Flora. Eine Vermittlerin wichtiger Offenbarungen ist Maria Magdalena, die als Erste dem Auferstandenen begegnet war.

Im Gemeindeleben der Gnostiker sollen alle wichtigen Positionen auch von Frauen eingenommen worden sein, wogegen die Kirchenväter häufig abfällig polemisiert haben. So schreibt etwa Tertullian († um 220):

„Und selbst die häretischen Weiber, wie frech und anmaßend sind sie! Sie unterstehen sich, zu lehren, zu disputieren, Exorzismen vorzunehmen, Heilungen zu versprechen, vielleicht auch noch zu taufen.“

Tertullian: De praescriptione haereticorum 41 [7]

Frauen waren Lehrerinnen oder sogar Schulhäupter, wie z.B. Marcellina, waren als Prophetinnen und Missionarinnen tätig und führten kultische und magische Handlungen aus. Wie weit es eine tatsächliche Gleichstellung der Frau in einzelnen gnostischen Sekten gab, ist allerdings umstritten[21].

Kosmologie

Das kosmologische Weltbild der Ophiten, rekonstruiert von Hans Leisegang (Lit.: Leisegang, S 20f)

Die Kosmologie der Gnostiker orientiert sich am geozentrischen Weltbild der Antike. Im Mittelpunkt steht die Erde mit ihrem Luftkreis, umgeben von den sieben Planetensphären. Die Archonten, die dämonischen Beherrscher dieser Hebdomas (griech. εβδομάς, „Siebenheit“), bewirken die Schicksalsnotwendigkeit (Heimarmene) und gehören dem finsteren Reich der äußeren Schöpfung an. Auf die 7 Planetensphären folgt als «Achtheit» die Fixsternregion mit dem Tierkreis (δώδεκα, dodeka), die entweder noch zum finsteren Reich gezählt wird oder schon den Übergang zur geistigen Lichtsphäre mit den reinen Engelwesenheiten des Pleromas bildet. Der (böse) «Oberarchon», der von den meisten Gnostikern dem Demiurgen gleichgesetzt wird, thront entsprechend entweder in der siebenten Sphäre oder in der Achtheit. Bei den Ophiten umwindet Leviathan als Ouroborosschlange (von griech. οὐροβóρος „Schwanzfresser“) die Planetensphären und trennt sie von der Tierkreisregion; Leviathan ist hier zugleich der Herr und König der geschaffenen Welt und die Weltseele, die alle Dinge durchdringt.[22]

Der «unbekannte Gott»

Der unbekannte, unermessliche, unergründliche und unbegrenzte Gott oder Vater überragt alle Sphären und ist für die Gnostiker der geheime Mittelpunkt der Welt und die Quelle alles Seins, vergleichbar dem Ain Soph (hebr. אין סוף nicht endlich) der Kabbalisten. Im Apokryphon des Johannes wird Johannes von dem Christus ausführlich über das Wesen des «unbekannten Vaters» belehrt:

„Die Einheit ist eine Einherrschaft, über der nichts ist. Er ist der, der existiert als Gott und Vater des Alls, der Unsichtbare, der über dem All ist, der existiert als Unvergänglichkeit und als reines Licht, in das kein Auge blicken kann. Er ist der unsichtbare Geist, in bezug auf den es nicht passend ist, sich ihn als Gott oder etwas ähnliches vorzustellen. Denn er ist mehr als Gott, da es keinen über ihm gibt, denn niemand ist Herr über ihn. Denn er existiert nicht in irgendeiner Untergeordnetheit, denn alles existiert in ihm.

Denn er ist der, der sich selbst befestigt. Er ist ewig, denn er braucht nichts. Denn er ist die ganze Vollendung. Er brauchte nichts, daß er vollkommen werde durch es; vielmehr ist er immer gänzlich vollkommen im Licht. Er ist unbegrenzbar, da es keinen, der vor ihm ist, gibt, der ihn begrenzt. Er ist unergründbar, da es dort keinen, der vor ihm ist, gibt, um ihn zu ergründen. Er ist unmeßbar, da es keinen, der vor ihm ist, gab, um ihn zu messen. Er ist unsichtbar, da keiner ihn gesehen hat. Er ist ewig, da er ewiglich existiert. Er ist unaussprechbar, da keiner in der Lage war, ihn zu begreifen, um dann über ihn zu reden. Er ist unbenennbar, da dort keiner ist, der vor ihm ist, um ihn zu benennen. Er ist das unmeßbare Licht, das rein, heilig und gereinigt ist. Er ist unaussprechbar, indem er vollkommen ist in der Unvergänglichkeit. Er ist nicht in Vollkommenheit noch in Seligkeit noch in Göttlichkeit, sondern er ist weitaus vorzüglicher. Er ist weder körperlich noch ist er unkörperlich. Er ist weder groß noch ist er klein. Es gibt keine Art und Weise zu sagen: Wie groß ist er? Oder: Was ist seine Art? denn keiner ist in der Lage, ihn zu erkennen. Er gehört nicht zu den Existierenden, sondern er ist weitaus vorzüglicher, nicht als ob er an sich vorzüglicher wäre, sondern dieses, was das Seine ist, ist vorzüglicher. Er hat keinen Anteil, weder an den Äonen noch an Zeit. Denn wer nämlich Anteil hat an einem Äon, diesen haben andere bereitet. Man hat ihn nicht in eine Zeit eingeschlossen, denn er empfängt nicht von jemand anderem, denn es würde empfangen werden als Anleihe.

Denn der, der über allen steht, hat keinen Mangel, damit er empfange von ihm. Denn er ist der, der erwartungsvoll auf sich selbst blickt in seinem Licht.

Denn er ist groß. Zu ihm gehört eine unermeßliche Reinheit. Er ist Ewigkeit, die Ewigkeit gibt. Er ist Leben, das Leben gibt.

Er ist ein Seliger, der Seligkeit gibt. Er ist Erkenntnis, die Wissen gibt. Er ist Güte, die Güte gibt. Er ist Erbarmen, das Erbarmen und Rettung gibt. Er ist Gnade, die Gnade gibt.

Nicht weil er es besitzt, sondern weil er das unmeßbare unbegreifbare Licht gibt.

Wie soll ich sprechen mit dir über ihn? Denn sein Äon ist unvergänglich, er schweigt und existiert im Schweigen, indem er ruht und vor allen Dingen ist. Denn er ist das Haupt aller Äonen, und er ist der, der ihnen Stärke gibt in seiner Güte. Denn wir wissen nicht die unaussprechbaren Dinge, und wir wissen nicht, was unmeßbar ist außer ihm, der aus ihm offenbar geworden ist, nämlich aus dem Vater. Er nämlich ist es, der es uns allein gesagt hat. Denn er ist der, der sich anblickt in seinem Licht, welches ihn umgibt, das ist die Quelle des lebendigen Wassers. Und er ist es, der allen Äonen gibt. Und in jeder Gestalt nimmt er sein Bild wahr, indem er es in der Quelle des Geistes sieht.“

Apokryphon des Johannes: Der unbekannte Vater [8]

Das Pleroma

Der Begriff «Pleroma» umfasst für die Gnostiker die Gesamtheit aller geistigen Wesen und Äonen, die der «unbekannte Gott» emaniert hat. Im nachfolgenden Text identifiziert Steiner den Demiurg mit diesem «unbekannten Gott», der die Quelle alles Seins ist. In den meisten gnostischen Texten wird als Demiurg allerdings nur der untergeordnete, negativ bewertete Schöpfergott bezeichnet, der die äußere Welt der Finsternis bzw. der Materie hervorgebracht hat, also Jahve oder Jaldabaoth.

"Alles das, was sich da gewissermaßen nun erhebt - für die ältere Menschheit durchaus verständlich, für die spätere Menschheit nicht mehr verständlich -, was sich da erhebt auf der Grundlage desjenigen, was uns im Erdenleben sinnlich umgibt, das alles faßte man zusammen unter dem Ausdrucke Pleroma (siehe Schema). Das Pleroma ist also eine Welt, von individualisierten Wesen bevölkert, die sich erhebt über der Welt des Physischen. Gewissermaßen auf der untersten Stufe dieser Welt, dieser Pleroma-Welt, erscheint der durch Jahve oder Jehova ins Dasein gerufene Mensch. Auf der untersten Stufe dieses Pleromas ersteht eine Wesenheit, die eigentlich nicht in dem einzelnen Menschen, auch nicht etwa in einer Völkergruppe, sondern in der ganzen Menschheit lebt, die aber eine Erinnerung hat an die Abstammung vom Pleroma, vom Demiurgen, und wiederum zurückstrebt nach der Geistigkeit. Es ist das die Wesenheit Achamoth, mit der man in Griechenland eben das Hinaufstreben der Menschheit nach dem Geistigen andeutete. So daß also durch Achamoth ein wiederum Zurückstreben zu dem Geistigen vorhanden ist (roter Pfeil). Nun gliederte sich an diese Vorstellungswelt die andere an, daß der Demiurg dem Streben der Achamoth entgegengekommen ist und

Tafel 7
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einen sehr frühen Äon herabgeschickt hat, der sich mit dem Menschen Jesus vereinigte, damit das Streben der Achamoth in Erfüllung gehen könne. So daß in dem Menschen Jesus ein Wesen aus der Äon- Entwickelung steckt, das von viel höherer geistiger Wesenheit, von höherer geistiger Art als Jahve oder Jehova gedacht wurde (grüner Pfeil)." (Lit.: GA 225, S. 119f)

Gnosis und Neuplatonismus

Es gibt manche Gemeinsamkeiten zwischen der Gnosis und dem Neuplatonismus, vor allem wenn es um die Bedeutung der rein geistigen Weltbereiche geht. Auch die Neuplatoniker hatten eine ausgefeilte Emanationslehre. Womit sie aber nicht mitgehen konnten, war die Verteufelung der ganzen äußeren Welt. Für die Platoniker war der äußere Kosmos trotz seiner Trübung durch die Materie ein Ort der Schönheit und Ordnung, in der sich die Gesetze des ewigen Geistes widerspiegeln. Plotin, der führende Denker der Neuplatoniker, wandte sich daher entschieden gegen die weltverneinenden Lehren der Gnostiker.

„Das Vorhaben der Gnostiker ist, anders als die Philosophie, nicht rational. Plotin stellt die Lehre der Gnostiker als absurd, lächerlich und unvernünftig dar. Philosophie an sich ist eine rationale Beschäftigung. Daher sind die Gnostiker keine Philosophen, sondern sogar das Gegenteil.“

Johanna Brankaer: Die Gnosis, S 104

In seinen Enneaden schreibt Plotin «Gegen die Gnostiker oder gegen die welche sagen, der Weltbildner sei schlecht und die Welt sei schlecht»:

„Wer also die Natur der Welt tadelt, weiss nicht was er thut noch wieweit er sich in seiner Frechheit versteigt. Dies kommt aber daher, weil sie das Gesetz der Stufenfolge vom Ersten, Zweiten, Dritten u.s.f. bis zum Letzten nicht kennen, weil sie nicht wissen, dass man es den Dingen nicht vorwerfen darf, weil sie schlechter sind als das Erste, sondern geduldig sich in das Naturgesetz des Alls zu fügen hat, rüstig zum Ersten emporeilend und ablassend von der theatralischen Ausschmückung der eingebildeten Schrecken, welche das Sphärensystem der Welt verursachen soll, das im Gegentheil doch alles zu ihrem Heile fördert. Was liegt denn Furchtbares in diesen Sphären, wie sie es doch den Leuten einzureden suchen, die in philosophischen Untersuchungen nicht geübt sind und einer auf Bildung begründeten richtigen Erkenntniss entbehren? Wenn ihre Körper feurig sind, so braucht man sich deshalb nicht vor ihnen zu fürchten, da sie trotzdem das richtige Verhältniss zum All und zur Erde bewahren; auf ihre Seelen muss man blicken, durch die ja auch sie jedenfalls geehrt sein wollen. Und doch sind auch ihre Körper ausgezeichnet durch Grösse und Schönheit, sie tragen thätig und hülfreich mit bei zu dem, was gemäss der Natur entsteht, was niemals aufhören kann zu entstehen so lange es das Erste giebt, sie helfen das All ergänzen und sind grosse Theile des Alls. Wenn aber den Menschen gegenüber den andern lebendenWesen ein besonderer Werth zukommt, so in noch viel höherem Grade ihnen, die nicht zur Tyrannei im All vorhanden sind, sondern ihm seinen Schmuck und seine Ordnung verleihen.“

Plotin: Enneaden II 9,13

Rudolf Steiner über die Gnosis

Rudolf Steiner sagt über die Gnosis:

"In Griechenland gab es bis ins 4. Jahrhundert hinein Philosophen, welche daran arbeiteten, die alte ätherische Astronomie mit dem Christentum in Einklang zu bringen, und daraus entstand jene wahre Gnosis, welche durch das spätere Christentum gründlich ausgerottet worden ist, so daß nur einige Fragmente von den literarischen Proben dieser Gnosis übriggeblieben sind. Was wissen denn die heutigen Menschen, das sagte ich schon neulich, eigentlich über die Gnosis, von der sie in ihrer Torheit sagen, daß unsere Anthroposophie eine Aufwärmung dieser Gnosis sei. Selbst wenn sie es wäre, so könnten es diese Menschen gar nicht wissen, denn sie kennen von der Gnosis eben nur das, was in den abendländischen christlichen kritischen Schriften über die Gnosis steht. Die Zitate kennen sie, welche die Bekämpfer der Gnosis von ihr hinterlassen haben. Von der Gnosis ist ja kaum mehr vorhanden als nur dasjenige, was sich etwa durch folgenden Vergleich ausdrücken läßt: Denken Sie einmal, es gelänge dem Herrn von Gleich, alles auszurotten, was von der anthroposophischen Literatur da ist, und es bliebe nichts anderes als seine Zitate, und dann würde man später einmal konstruieren wollen diese Anthroposophie nach diesen Zitaten, dann würde man im Abendlande ungefähr das Verfahren haben, das man hat mit der Gnosis. Wenn also die Leute sagen, die neuere Anthroposophie ahme die Gnosis nach, so können sie, selbst wenn sie es täte, es ja nicht wissen, denn sie kennen die Gnosis nicht, sie kennen sie ja nur von den Gegnern!

Also in Athen namentlich war bis ins 4. Jahrhundert herein, ja noch länger, eine Weisheitsschule, welche sich bemühte, die alte ätherische Astronomie mit dem Christentum in Einklang zu bringen. Die letzten Reste dieser Anschauung von dem Hereinkommen des Menschen aus höheren Welten durch die Planetensphäre in die Erdensphäre, sie durchglänzen noch die Schriften des Origenes, glänzen noch durch selbst durch die Schriften der griechischen Kirchenväter. Man kann überall sehen, wie das da durchglänzt; und es glänzte namentlich durch die Schriften des wahren Dionysius des Areopagiten. Dieser Dionysius der Areopagite hinterließ ja eine Lehre, die eine reine Synthesis war zwischen der ätherischen Astronomie und demjenigen, was im Christentum lebte: daß sich die gewissermaßen in der Sonne astronomisch oder kosmisch lokalisierten Kräfte in dem Christus durch den Menschen Jesus von Nazareth in die Erdensphäre hineinbegeben haben, und daß damit eine gewisse Beziehung, die vorher nicht vorhanden war, zur Erde entstanden ist in bezug auf alle höheren Hierarchien, die Hierarchien der Engel, die Hierarchien der Weistümer, die Hierarchien der Throne, die Hierarchien der Seraphime und so weiter. Eine Durchdringung dieser Hierarchienlehre mit ätherischer Astronomie, das war es, was beim ursprünglichen Dionysius dem Areopagiten vorhanden war." (Lit.: GA 204, S. 71f)

"Wie konnte man diese Gnosis eigentlich charakterisieren? So etwa, wie man im 4. nachchristlichen Jahrhundert von der Gnosis hat sprechen können, so hätte man natürlich, sagen wir, ein halbes Jahrtausend vorher nicht sprechen können. Denn ein halbes Jahrtausend vorher waren noch instinktive alte Schauungen da, Erkenntnisse der übersinnlichen Welt, und man mußte von diesen Erkenntnissen der übersinnlichen Welt so sprechen, daß man sie beschrieb. Man hatte gewissermaßen immer im Hintergrunde einer solchen Beschreibung die reale geistige Welt, die bewußtseinspräsent war. Das hörte auf.

Aristoteles zum Beispiel ist gerade dadurch charakterisiert, daß für ihn diese Welt völlig nur noch eine Tradition war. Vielleicht hat er, wie ich schon sagte, einiges davon gewußt, aber im wesentlichen war sie für ihn Tradition. Aber das, was aus diesen geistigen Welten heraus an Timbre die Begriffe gehabt haben, das war noch vorhanden, und das ging eigentlich erst zugrunde im 3., 4. nachchristlichen Jahrhundert.

Augustinus hatte nichts mehr von der Gnosis. Da war sie bereits verschwunden. Die Gnosis ist also wesentlich, sagen wir, der abstrakte Bodensatz einer früher spirituellen Erkenntnis, der abstrakte Bodensatz, die bloßen Begriffe. Es waren Abstraktionen, die da lebten. Man kann sie schon bei Philo als Abstraktionen erkennen. Man kann sie auch bei den eigentlichen Gnostikern als Abstraktionen erkennen. Aber es waren Abstraktionen von einer einmal geschauten geistigen Welt. Für die Leute des 4. nachchristlichen Jahrhunderts lag die Sache schon so, daß sie überhaupt nichts mehr anzufangen wußten mit den Begriffen, die der Inhalt der Gnosis waren. Daher jener im Grunde genommen ganz und gar nicht auf eine Formel zu bringende Streit zwischen dem Arianismus und Athanasianismus. Nicht wahr, wie da gestritten, diskutiert worden ist, ob der Sohn gleicher Natur und Wesenheit mit dem Vater oder verschiedener Natur und Wesenheit mit dem Vater ist, das bewegt sich auf einem Gebiete, wo man schon den eigentlichen Inhalt der alten Begriffe verloren hatte. Man diskutierte gewissermaßen nur mehr mit Worten, nicht mehr mit den Vorstellungen." (Lit.: GA 206, S. 30f)

"Ich habe auseinandergesetzt, daß die Christus-Weisheit im Süden ausgerottet worden ist durch die Dogmatik, jene Christus-Weisheit, die vorhanden war durch die Gnosis, die ja selbst ausgerottet worden ist; denn was von der Gnosis geblieben ist, ist eigentlich nur eine ganz unbeträchtliche Summe von Fragmenten. Die Gnosis war ein Überrest von Urweisheit, der gewonnen war durch atavistisches Wissen über die geistigen Welten in alten Menschheitstagen. Und diese noch zur Zeit des Mysteriums von Golgatha vorhandene und bei den Gnostikern lebende Urweisheit, welche einen Überblick gab - wenn auch mit andern Namen - über dasjenige, was als Hierarchien der Weltenschöpfung zugrunde liegt, diese Urweisheit war imstande, sich einen Begriff, eine Idee zu machen von der Bedeutung des Christus. Mit der Gnosis ist auch die Möglichkeit verschwunden, die Christus-Wesenheit als kosmisches Wesen zu verstehen. An ihre Stelle ist die Dogmatik getreten, welche einige unverständliche Begriffe - Credo und dergleichen - über die Christus-Wesenheit fortgepflanzt hat.

Dasjenige, worauf es in den verflossenen Jahrhunderten ankam, ist nicht das Wissen über den Christus gewesen, sondern die Tatsache, daß der Christus sich nach der Erde gewendet und das Mysterium von Golgatha vollbracht hat. Ein wirkliches Verständnis der Christus-Wesenheit muß erst wiederum erobert werden durch die neuere Gnosis, die aber etwas ganz anderes ist als die alte Gnosis, durch die anthroposophisch geordnete, orientierte Geisteswissenschaft." (Lit.: GA 173, S. 243)

"Nun bildete sich dann aus dem Christentum dasjenige heraus, was Sie ja kennen als das Credo, als das Apostolikum, das dann so im 3., 4. Jahrhundert sich festsetzte und dann auch durch die Konzilien festgesetzt worden ist. Wenn man dies studiert, so wie es in der damaligen Zeit war, dann findet man schon heraus: Es ist im Grunde ein Sich-Wehren gegen die Gnosis, ein Ablehnen der Gnosis, weil man den luziferischen Faktor in der Gnosis verspürte. Die Gnosis neigt zu Luzifer hin, das heißt, zu einem einseitigen spirituellen Auffassen. Sie kann daher zu dem Vaterprinzip durchaus nicht kommen, kann es nicht ordentlich würdigen. Das Materielle wird ihr ein zu Verschmähendes, etwas, was sie nicht brauchen kann. Ihr gegenüber muß festgelegt werden: Ich glaube an Gott den Vater, den allmächtigen Vater - der erste Teil des Credos. Gegen die Verachtung des Materiellen ist dieser erste Teil des Credos gefaßt, so gefaßt, daß auch das Äußerliche, das mit Augen gesehen wird, als ein Göttliches, und gerade ein Göttliches, das aus dem Vaterprinzip hervorgeht, gefaßt wird.

Das zweite war: gegen die Gnosis festzulegen, daß es nicht bloß einen ätherischen Christus gab in der Zeit des Mysteriums von Golgatha, sondern daß dieser Christus wirklich verbunden war mit dem Menschen Jesus von Nazareth, nicht vermischt, aber verbunden. Es mußte also auf der einen Seite festgelegt werden, daß der Christus zusammenhing mit dem Geistigen, und auf der andern Seite, daß der Christus zusammenhing mit dem Jesus von Nazareth, der natürlichen Entwickelung auf der Erde, und daß, wenn sich das Leiden, das Sterben, das Auferstehen und alles das vollzogen hat, was noch geschehen wird in Anlehnung an das Mysterium von Golgatha, daß das nicht etwas ist, woran der Christus nicht teilnimmt, sondern daß er wirklich im Leibe leidet. Die Gnostiker mußten leugnen, daß der Christus im Leibe gelitten hat, weil er ja nicht mit dem Leibe verbunden war; es war nur ein Scheinleiden für die Gnostiker, wenigstens für gewisse Gnostiker. - Demgegenüber sollte festgestellt werden, daß der Christus mit dem Leib wirklich so verbunden war, daß er im Leibe litt. Also all die Ereignisse, die sich auf dem äußeren physischen Plan vollzogen hatten, sollten verbunden werden mit dem Christus. Daher: Ich glaube an Jesus Christus, den eingeborenen Sohn Gottes, geboren aus dem Heiligen Geist und Maria der Jungfrau, der gelitten hat unter Pontius Pilatus, gestorben ist, am dritten Tage auferstanden ist, der in den Himmel aufgefahren - das heißt: wieder geistig geworden - ist, der da sitzet zur Rechten des Vaters, zu richten die Lebendigen und die Toten.

Man kann nun sagen: Am nächsten kamen die Gnostiker noch dem Geiste, der zunächst als ein bloß Spirituelles anzusehen ist. Aber er ist ein Spirituelles insofern, als er zwar jetzt ein Spirituelles darstellt, aber sich allmählich verwirklichen muß im menschlichen Zusammenleben in dem sozialen Gebilde, das während der Jupiter-, Venus-, Vulkanzeit entsteht, wo der Heilige Geist sich verkörpert, jetzt nicht in einem einzelnen Menschen, sondern in der ganzen Menschheit, in der Konfiguration der Gesellschaft. Aber er ist jetzt erst im Anfang. Doch die Gnostiker konnten am ehesten verstehen, daß etwas nur spirituelles Dasein hat, nicht in das Materielle eingreift. Daher lag im Grunde genommen dem Gott der Gnostiker der Heilige Geist am allernächsten. Dies Christentum aber, das sich auf die Erde versetzen wollte, das nicht wollte, daß man den Geist verluziferisiert, in ihm nur etwas Spirituelles sieht, dies Christentum mußte jetzt auch den Glauben an den Geist festlegen als etwas, was mit dem Materiellen zusammenhängt: Ich glaube an den Heiligen Geist, an die heilige Kirche. - Das ist jetzt im Apostolikum darin, das heißt: die Kirche als ein großer physischer Leib des Heiligen Geistes. Dieses Christentum durfte auch nicht das Leben im Geiste als etwas bloß Innerliches betrachten, sondern mußte den Geist äußerlich realisiert haben durch die Sündenvergebung, indem die Kirche selber das Amt der Sündenvergebung und außerdem die Lehre von der fleischlichen Auferstehung übernahm: Ich glaube an den Heiligen Geist, an die heilige Kirche, an die Sündenvergebung, an des Fleisches Auferstehung.

So ist ja das Credo etwa im 4. Jahrhundert." (Lit.: GA 165, S. 215ff)

"Die Gnosis stellte sich vor, daß ein besonders entwickeltes Menschheitsindividuum, das von der geschichtlichen Forschung als Jesus von Nazareth bezeichnet wird, eine solche Reife hatte, daß in ihm in einem gewissen Zeitpunkte Bedingungen vorhanden waren, daß seine Seele aus der geistigen Welt unmittelbar aufnehmen konnte, was vorher aus der geistigen Welt Menschen nicht unmittelbar haben aufnehmen können. Von diesem Zeitpunkte also spricht die Gnosis, in dem sich die Seele eines auserlesenen Menschen reif fühlen konnte, eine bisher nicht mit der Menschheitsentwickelung verbundene Wesenheit in sich selber hereinzunehmen, nämlich den Christus. In der Bibel suchte die Gnosis die Darstellung dieses Hereinbrechens der Christus- Wesenheit in die Menschheitsentwickelung in jenem Ereignisse — wir mögen es heute ein symbolisches Ereignis oder wie immer nennen -, das als die Johannes-Taufe im Jordan auftrat. Durch diese Johannes-Taufe sei mit dem Jesus von Nazareth etwas ganz Besonderes geschehen [...]

Und was da aufgeht in der Seele des Jesus von Nazareth, was als ein völlig Neues auftritt und als ein Inneres in dem Jesus von Nazareth lebt, ein Leben lebt, welches dazu geführt hat, alle Kultur, die davon den Ausgangspunkt genommen hat, in ein neues Licht zu rücken, das, was ein solches Leben in das Innere des Jesus von Nazareth bringt, nannte die Gnosis den Christus. Damit war sich die Gnosis aber auch klar, daß mit diesem Christus, der nicht so ohne weiteres in einem äußeren einzelnen Menschen gesucht werden kann, sondern in dem, was da in einem äußeren Menschen als ein besonderes Innenwesen noch vorhanden war, etwas in die Menschheit als ein neuer Impuls hereingebrochen war, ein Impuls für etwas, was vorher nie da war, weil eben das, was der Jesus von Nazareth durch die drei Jahre von der Johannes- Taufe ab in sich trug, vorher mit der menschlichen Entwickelung nicht verbunden war." (Lit.: GA 61, S. 289ff)

"Deshalb ist es für die Menschen so schwierig, sich in die Gedanken der Gnosis hineinzuversetzen. Denn die Gnosis setzt wahrhaftig alles, was gar nicht irgendwie an das Materielle erinnert, zunächst an den Ausgangspunkt ihrer Weltbetrachtung. Vielleicht wird sich sogar ein Geist, der so recht in der Gegenwartsbildung drinnensteckt, eines leisen Lächelns nicht enthalten können, wenn ihm im Sinne der Gnosis zugemutet wird, zu denken, daß die Welt, in der er sich befindet, die er mit seinem Darwinismus so herrlich schön erklärt, daß diese Welt gar nichts zu tun haben soll mit dem, was in Wirklichkeit die Urgründe unserer Welt darstellt. Eines leisen Lächelns wird sich der heutige Mensch, der in der Gegenwartsbildung drinnensteckt, wirklich nicht enthalten können, wenn ihm zugemutet wird, zu denken, die Urgründe der Welt seien bei jenen Weltenwesen, zu denen überhaupt Begriffe zunächst nicht reichen, zu denen nichts reicht von all dem, was man heute aufwendet zum Weitenverständnis: In dem göttlichen Urvater liegt das, was der Weltengrund genannt werden kann. Und gleichsam von ihm ausgehend, ihm zur Seite, ist erst dasjenige, wozu die Seele sich hindurchringen kann, wenn sie abseits aller materialistischen Vorstellungen ein wenig nur ihr Tiefstes sucht: Schweigen, das unendliche Schweigen, in dem noch nicht Zeit und Raum ist, sondern nur Schweigsamkeit ist. Zu dem Paar des Urvaters der Welt und des Schweigens, das noch vor Raum und Zeit ist, schaute der Gnostiker auf, und dann ließ er hervorgehen gleichsam aus der Vermählung des Urvaters mit dem Schweigen andere — man kann sie ebensogut Welten wie Wesen nennen. Und aus diesen wieder andere und wieder andere und wieder andere, und so durch dreißig Stufen hindurch. Und auf der dreißigsten Stufe steht erst das, was unserem Gegenwartssinn vorliegt, und was mit dem Darwinismus so herrlich nach diesem Gegenwartssinn erklärt wird. Auf der dreißigsten Stufe steht es erst, eigentlich auf der einunddreißigsten; denn dreißig solche Wesenheiten, die man ebensogut Welten wie Wesenheiten nennen kann, gehen voran dieser Welt. Äon ist der Ausdruck, den man gewöhnlich annimmt für diese dreißig unserer Welt vorangehenden Wesenheiten oder Welten.

Man bekommt nur dann eine Vorstellung von dem, was mit dieser Äonenwelt gemeint ist, wenn man sich klar und deutlich sagt: Nicht nur das, was die Sinne wahrnehmen, was du deine Welt um dich herum nennst, gehört sozusagen der einunddreißigsten Welt an, sondern auch das, was du aufbringst als physischer Mensch mit deinen Gedanken als Erklärungen dieser Welt, gehört dieser einunddreißigsten Stufe an. Es ist ja noch leicht, sich abzufinden mit einer spirituellen Weltanschauung, wenn man sagt: Nun ja, die äußere Welt ist ja allerdings Maja, aber durch unser Denken dringen wir in die geistige Welt ein —, und wenn man dann die Hoffnung hat, daß dieses Denken wirklich hinaufkommen kann in die geistigen Welten. Das war aber nach der Ansicht der Gnostiker nicht der Fall. Dieses Denken gehört zum einunddreißigsten Äon, zur physischen Welt, nach der Ansicht der Gnostiker. So daß zunächst nicht nur der sinnlich wahrnehmende, sondern auch der denkende Mensch herausversetzt war aus den dreißig Äonen, die stufenweise aufwärts angeschaut werden können durch die geistige Entwicklung und die in immer größerer und größerer Vollkommenheit sich darstellen. Man braucht wirklich nur sich einmal hineinzuversetzen in das Lächeln, das einem heutigen, auf der Höhe seiner Zeit stehenden Monisten sich abringt, wenn man ihm zumutet, zu glauben: Dreißig Welten gehen voran, in denen etwas ganz anderes ist, als du selbst zu denken vermagst. — Das aber war die Anschauung der Gnostiker.

Und dann fragten sie sich: Wie ist es denn eigentlich in dieser Welt?

Wir wollen eine Weile davon absehen, was wir selbst über diese Welt gesagt haben im Sinne des Beginnes des zwanzigsten Jahrhunderts. Das, was ich jetzt sage, soll nicht für uns als irgendeine uns etwa überzeugende Ideenwelt dargestellt werden - in der Anthroposophie des zwanzigsten Jahrhunderts wird selbstverständlich die Gnosis zu überwinden sein —, aber wir wollen uns in diese Gnosis versetzen. Die umliegende Welt, auch mit dem, was der Mensch über sie denken kann, warum ist sie denn abgeschlossen von den dreißig Äonen? — Da muß man hinblicken, sagte sich der Gnostiker, auf den untersten, aber noch rein geistigen Äon. Was ist da vorhanden? Da ist vorhanden die göttliche Sophia, die göttliche Weisheit. In geistiger Art abstammend durch die 29 Stufen hindurch, zu dem höchsten Äon schaute sie hinauf innerhalb der geistigen Welt, zu dieser Reihe der geistigen Wesenheiten oder Welten. Aber es wurde ihr eines Tages, eines Weltentages, klar, daß sie etwas von sich auszusondern habe, wenn sie den freien Ausblick erhalten wollte in die geistige Welt der Äonen. Und sie sonderte von sich aus dasjenige, was in ihr vorhanden war als Begierde. Und das, was fortan nicht mehr in ihr vorhanden ist, in dieser göttlichen Sophia, in dieser göttlichen Weisheit, das irrt nunmehr herum in der Raumeswelt, das durchdringt alles Werden der Raumeswelt. Es lebt nicht nur in der Sinneswahrnehmung, es lebt auch im Menschendenken, lebt da mit der Sehnsucht nach der geistigen Welt, lebt aber doch wie ausgeworfen in die menschlichen Seelen. Gleichsam als die andere Seite, das Ebenbild, aber als das in die Außenseite geworfene Ebenbild der göttlichen Sophia lebt die Begierde, die in alles hineingeworfen ist, die Welt durchdringend: Achamod. Schaust du in deine Welt, ohne dich aufzuschwingen in die geistigen Welten, so schaust du in die begierdenerfüllte Welt von Achamod. Weil sie die von Begierden erfüllte Welt ist, deshalb kann sich in ihr zunächst nicht darstellen, was sich als Ausblick ergibt in die Welt der Äonen.

Weit, weit zurückliegend in der Welt der Äonen, erzeugt aus der reinen Geistigkeit der Äonen heraus, dachte sich die Gnosis, was sie nannte den Sohn des Vatergottes, und auch das, was sie nannte den reinen, Heiligen Geist. So daß wir in ihnen gleichsam eine andere Generationsreihe, eine andere Reihe der Entwickelung haben als diejenige, die dann zu der göttlichen Sophia geführt hat. Wie sich im physischen Leben in der Fortpflanzungsströmung die Geschlechter sondern, so sonderte sich einmal im Fortgang der Äonen, durchaus auf einer Hochstufe der geistigen Welt, eine andere Strömung heraus, die Strömung des vom Vater stammenden Sohngeistes und des Heiligen Geistes. So daß man fließend hat in der Welt der Äonen das, was auf der einen Seite zur göttlichen Sophia führte und auf der anderen Seite zum Sohngeist und Heiligen Geist. Wenn man hinaufgeht durch die Äonen, so begegnet man einmal einem Äon, von dem abstammt auf der einen Seite die Äonenfolge, die dann zur göttlichen Sophia hinführte, wie auf der anderen Seite die Äonenfolge, von der abstammen der Gottessohn und der Heilige Geist. Dann kommen wir hinauf zum Vatergott und dem göttlichen Schweigen.

Dadurch nun, daß die menschliche Seele mit Achamod versetzt ist in die materielle Welt, dadurch lebt in ihr im Sinne der Gnosis die Sehnsucht nach der geistigen Welt, lebt in ihr vor allen Dingen die Sehnsucht nach der göttlichen Sophia, nach der göttlichen Weisheit, von der sie aber durch ihr Erfülltsein mit Achamod getrennt ist. Dieses Gefühl der Trennung von der göttlichen Äonenwelt, dieses Gefühl, nicht in dem Göttlich-Geistigen zu sein, das wird nach der Anschauung der Gnostiker als die materielle Welt empfunden. Und abstammend von der göttlich-geistigen Welt, doch verbunden mit Achamod, erscheint der Gnosis das, was man nennen könnte, an die griechische Sprache sich anlehnend, den Weltenbaumeister, den Demiurgos. Dieser Demiurgos, dieser Weltenbaumeister, ist der eigentliche Durchschöpfer und Durcherhalter dessen, was von Achamod und dem Materiellen durchzogen ist. In seine Welt sind einverflochten die Menschenseelen. Die Menschenseelen sind einverflochten mit ihrer Sehnsucht zunächst nach der göttlichen Sophia, und in der Welt der Äonen erscheint rein göttlich- geistig, wie in der Ferne, der Gottessohn und der Heilige Geist, aber nur für den, der — im Sinne der Gnosis — sich erhebt über all das, in das hinein Achamod, die im Raume schweifende Begierde, einverleibt ist.

Warum ist in den Seelen, die in die Welt der Achamod versetzt sind, doch die Sehnsucht? Warum fühlen sie nach der Trennung von der göttlich-geistigen Welt die Sehnsucht nach der göttlichgeistigen Welt? Auch diese Frage legte sich die Gnosis vor, und sie sagte: Achamod ist herausgeworfen aus der göttlichen Weisheit, der göttlichen Sophia; aber bevor sie diese völlig materielle Welt wurde, in der der Mensch jetzt lebt, kam ihr wie eine kurze Überstrahlung ein Licht von dem Gottessohn, das gleich wieder verschwand. Das ist ein wichtiger Begriff der Gnostiker, daß Achamod, wie sie in den Menschenseelen lebt, ansichtig wurde in urferner Vergangenheit des Gotteslichtes, das ihr nur gleich wiederum entschwunden war. Aber die Erinnerung lebt jetzt in der Menschenseele, wie sehr sie auch verstrickt sein kann in die materielle Welt. In der Welt der Achamod lebe ich — so hätte eine solche Seele sagen können — in der materiellen Welt. Mit einer Hülle bin ich umgeben, die dieser materiellen Welt entnommen ist. Aber indem ich mich in mich versenke, lebt in mir eine Erinnerung auf. Das, was mich gefesselt hält an die materielle Welt, sehnt sich nach der göttlichen Sophia, nach der göttlichen Weisheit, weil das Wesen Achamod, das in mir lebt, einstmals überleuchtet worden ist von dem Gottessohn, der in der Welt der Äonen lebt. — Man mache sich diese Verfassung einer Seele, die sozusagen eine Schülerseele der Gnostiker war, einmal klar. Solche Seelen lebten; sie sind nicht eine hypothetische Konstruktion, sie lebten. Und die verständig schauenden Geschichtsforscher werden durch äußere Dokumente darauf kommen, daß zahlreiche solche Seelen gelebt haben in jener Zeit, von der wir eben sprechen." (Lit.: GA 149, S. 18ff)

Gnosis als Weltanschauungsstimmung

Die Gnosis ist auch eine der sieben grundlegenden Weltanschauungsstimmungen, die Rudolf Steiner unterschieden und den sieben Planetensphären zugeordnet hat; die Gnosis entspricht der Saturnsphäre.

"Man ist ein Gnostiker, wenn man daraufhin gestimmt ist, durch gewisse in der Seele selbst liegende Erkenntniskräfte, nicht durch die Sinne oder dergleichen, die Dinge der Welt kennenzulernen. Man kann ein Gnostiker sein und zum Beispiel eine gewisse Neigung haben, sich bescheinen zu lassen von dem Geistes-Tierkreisbilde, das wir hier als Spiritualismus bezeichnet haben. Dann wird man in seiner Gnostik tief hineinleuchten können in die Zusammenhänge der geistigen Welten.

Man kann aber auch zum Beispiel ein Gnostiker des Idealismus sein; dann wird man eine besondere Veranlagung haben, die Ideale der Menschheit und die Ideen der Welt klar zu sehen. Der Unterschied ist ja vorhanden zwischen dem einen und dem anderen Mensehen auch in bezug auf den Idealismus, den die beiden Menschen haben können. So ist der eine ein idealistischer Schwärmer, der immer davon redet, daß er Idealist ist, der nur immer das Wort Ideal, Ideal, Ideal im Munde führt, aber nicht viele Ideale kennt, der nicht die Fähigkeit hat, in scharfen Konturen und mit innerlichem Schauen wirklich die Ideale vor seine Seele zu rufen. Ein solcher unterscheidet sich dann von dem anderen, der nicht nur von Idealen redet, sondern die Ideale in seiner Seele so zu zeichnen weiß wie ein scharf hingemaltes Bild. Der letztere, der den Idealismus ganz konkret innerlich ergreift, so intensiv ergreift, wie man mit der Hand äußere Dinge ergreift, der ist auf dem Gebiete des Idealismus ein Gnostiker. Man könnte auch so sagen: Er ist überhaupt ein Gnostiker, aber er läßt sich insbesondere von dem Geistes-Tierkreisbilde des Idealismus bescheinen.

Es gibt Menschen, welche sich besonders stark bescheinen lassen von dem Weltanschauungsbilde des Realismus, die aber so durch die Welt gehen, daß sie durch die ganze Art, wie sie die Welt empfinden, wie sie der Welt gegenübertreten, den andern Menschen viel, viel sagen können von dieser Welt. Sie sind weder Idealisten noch Spirituaüsten; sie sind ganz gewöhnliche Realisten. Sie sind imstande, wirklich fein zu empfinden, was in der äußeren Realität um sie herum ist, sie sind fein empfänglich für die Eigentümlichkeiten der Dinge. Sie sind Gnostiker, richtige Gnostiker; nur sind sie Gnostiker des Realismus. Solche Gnostiker des Realismus gibt es, und manchmal sind Spirituaüsten oder Idealisten gar nicht Gnostiker des Realismus. Wir können sogar finden, daß Leute, die sich gute Theosophen nennen, durch eine Bildergalerie durchgehen und gar nichts zu sagen haben über die Bilder, während andere, die gar nicht Theosophen sind, die aber Gnostiker des Realismus sind, unendlich Bedeutungsvolles dadurch zu sagen wissen, daß sie mit ihrer ganzen Persönlichkeit in Berührung sind mit der ganzen Realität der Dinge. Oder wie viele Theosophen gehen hinaus in die Natur und wissen gar nicht das ganz Erhabene und Große der Natur mit der ganzen Seele aufzufassen: sie sind nicht Gnostiker des Realismus. Es gibt Gnostiker des Realismus.

Es gibt auch Gnostiker des Materialismus. Das sind allerdings sonderbare Gnostiker. Aber ganz in dem Sinne, wie man Gnostiker des Realismus ist, kann man Gnostiker des Materialismus sein; aber es sind das Menschen, die nur Sinn und Gefühl und Empfinden haben für alles Stoffliche, die das Stoffliche durch die unmittelbare Berührung kennenzulernen suchen, wie der Hund, der die Stoffe beriecht und dadurch intim kennenlernt und der eigentlich in bezug auf die materiellen Dinge ein ausgezeichneter Gnostiker ist.

Man kann Gnostiker sein für alle zwölf Weltanschauungsbilder. Das heißt, wenn wir die Gnosis richtig hineinstellen wollen, müssen wir es so machen, daß wir einen Kreis zeichnen und daß uns der ganze Kreis bedeutet: Die Gnosis kann herumwandeln durch alle zwölf Weltanschauungsbilder. Wie ein Planet die zwölf Tierkreisbilder durchwandelt, so kann die Gnosis alle zwölf Weltanschauungsbilder durchwandeln.

Allerdings wird die Gnosis die größten Dienste für das Heil der Seelen dann leisten, wenn die gnostische Stimmung angewendet wird für den Spiritualismus. Man könnte sagen: Die Gnosis ist im Spiritualismus so recht zu Hause. Sie ist da in «ihrem» Hause. Sie ist außer ihrem Hause in den anderen Weltanschauungsbildern. Logisch hat man nicht die Berechtigung zu sagen, es könnte keine materialistische Gnostik geben. Die Pedanten der Begriffe und Ideen werden mit solchen Dingen leichter fertig als die gesunden Logiker, die es etwas komplizierter haben. Man könnte zum Beispiel sagen: Ich will nichts anderes Gnosis nennen, als was in den Geist eindringt. Das ist eine willkürliche Begriffsbestimmung, ist ebenso willkürlich, wie wenn jemand sagen würde: Veilchen habe ich bis jetzt nur in Österreich gesehen, also nenne ich Veilchen nur das, was in Österreich wächst und die Veilchenfarbe hat, anderes nicht. Logisch ist es ebenso unmöglich zu sagen, Gnosis gebe es nur im Weltanschauungsbilde des Spiritualismus; denn Gnosis ist ein «Planet», der die Geistes-Sternbilder durchläuft." (Lit.: GA 151, S. 49ff)

Siehe auch

Literatur

Rudolf Steiner
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. γνωναι τα μυστηρια της βασιλειας των ουρανων gnonai ta mysteria tes basileias ton ouranon „zu wissen (erkennen) die Mysterien der Königreiche des Himmels“
  2. Vgl. Platon, Phaidon
  3. Vgl. Mt 5,8 EU
  4. Vgl. 1 Kor 13,12 EU
  5. Vgl. 1 Thess 4,17 EU
  6. Vgl. Strom. II 48,1
  7. Vgl. Strom. VII 20,2
  8. Vgl. Strom. VII 46,3
  9. § 57, 3 f. (bis hierher) ist Sacra Par. 268 Holl.
  10. Vgl. Strom. IV 53,1
  11. Vgl. Lk 20,36 EU
  12. Vgl. Strom. V 106,2-4; Exc. ex Theod. 63,1
  13. Vgl. Joh 14,2 EU
  14. Vgl. Strom. I 163,6
  15. Steiner zitiert nach Otto Willmann: Geschichte des Idealismus, Band 2, Seite 142 [1]
  16. Nach heute weit verbreiteter Meinung stammt der Brief nicht von Paulus selbst, sondern vermutlich von einem seiner Schüler; vgl dazu:
    Jürgen Roloff, Der erste Brief an Timotheus (EKK Bd. XV, hrsg. v. Hans-Josef Klauck, François Bovon et al.), Benziger: Zürich 1988, S. 23-28.
  17. 1 Kor 8,1 EU
  18. Leisegang, S 20-24
  19. zit. nach: Rudolph, S 65f
  20. vgl. Rudolph, S 284f
  21. vgl. Rudolph, S 229f und Brankaer, S 108ff
  22. vgl. Rudolph, S 76ff