Kreuz und Kirchenjahr: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Caspar David Friedrich Kreuz an der Ostsee.jpg|thumb|250px|[[Wikipedia:Caspar David Friedrich|Caspar David Friedrich]], ''Kreuz an der Ostsee'' (1815)]]
[[Datei:Bild z 81.jpg|thumb|hochkant|500px|Der Jahreskreis des Kirchenjahres aus anthroposophischer Sicht]]
Das '''Kreuz''' ([[Latein|lat.]]: ''crux'', davon: ''cruciare''&nbsp;= „quälen“, „peinigen“, „foltern“; {{ELSalt|σταυρός}} ''staurós'' „Holz, Kreuz“<ref>Das altphilologische "Griechisch-Deutsche Handwörterbuch Gemoll" nennt als Primärübersetzung ''Stamm'' und ''Kreuz'', das davon abgeleitete Verb [[Polytonisch|σταυρόω}} bedeutet „einen Pfahl einschlagen“, aber auch „kreuzigen“</ref>, seltener<ref>Als {{polytonisch|ξύλον}} („Holz“) wird das Kreuz nur im [[Johannesevangelium]], in der [[Wikipedia:Apostelgeschichte|Apostelgeschichte]] und besonders häufig in den [[Paulus von Tarsus|Briefen des Paulus]] bezeichnet.</ref> auch {{polytonisch|ξύλον}} ''xýlon'' „Holz“ bzw. auch „Baum, Pfahl, Balken“) ist ein seit ältesten Zeiten in verschiedenen Formen weit verbreitetes [[Symbol]] und insbesondere eines der hauptsächlichsten Symbole des [[Christentum]]s.


== Der geistige Hintergrund des Kreuz-Symbols ==
Als '''Kirchenjahr''' ({{laS|''annus ecclesiasticus''}} oder {{lang|la|''annus liturgicus''}}; auch '''liturgisches Jahr''' oder '''Herrenjahr''') bezeichnet man im [[Christentum]] eine jährlich wiederkehrende festgelegte Abfolge von christlichen Festen und Festzeiten, nach der sich vor allem die [[Gottesdienst]]praxis und [[Liturgie]] richten. Das Kirchenjahr beginnt nach katholischer wie evangelischer Tradition mit der [[Vesper (Liturgie)|Vesper]] am Vorabend des [[1. Sonntag im Advent|ersten Adventssonntags]]<ref>{{Internetquelle |autor=Julia Martin |url=https://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/das-bedeuten-die-vier-advenssonntage |titel=Das bedeuten die vier Adventssonntage |werk=[[katholisch.de]] |datum=2018-12-01 |zugriff=2019-01-05}}</ref>, die orthodoxen Kirchen beginnen es am 1. September, in Vorbereitung auf das Fest [[Mariä Geburt]] am 8. September.


Das Kreuz ist das grundlegende [[Symbol]] für den auf [[Erde (Planet)|Erden]] [[Inkarnation|inkarnierten]], [[geist]]begabten, von den Kräften des [[Makrokosmos]] durchströmten [[Mensch]]en.
Das Kirchenjahr besteht vor allem aus den zuerst um [[Ostern]], dann auch um [[Weihnachten]] herum gebildeten Festkreisen, die in der [[Christentumsgeschichte]] allmählich zu einem [[Jahr]]eszyklus vervollständigt wurden. Ihre Abfolge und ihr Umfang stimmen in [[Ostkirche|Ost-]] und Westkirchen in etwa überein, die wichtigsten Festdaten der [[Orthodoxes Christentum|orthodoxen]] Tradition unterscheiden sich aber von denen der [[Westkirche|katholischen]] und [[Protestantismus|evangelischen]] Tradition. Den Festzeiten sind bestimmte [[liturgische Farben]] zugeordnet.


<div style="margin-left:20px">
== Begriff ==
"Man muß selbstverständlich wissen, daß es
Der deutsche Begriff „Kirchenjahr“ ist erstmals 1589 bei [[Johannes Pomarius]], einem [[Luthertum|lutherischen]] Pastor, belegt. Er markiert die nach der [[Reformation]] beginnende Trennung von christlich-sakraler und profaner Zeitgliederung und Kalenderordnung. Zudem gab es seit Bildung des Begriffs immer verschiedene konfessionelle Varianten des Kirchenjahres.
sich beim Kreuzeszeichen zunächst um nichts anderes handelt, als daß
der Mensch sich hinstellt und seine Arme hinstreckt, ausbreitet, und
dann ist er das Kreuz. Von oben nach unten geht ein Strom des Daseins,
der den Menschen mit dem Makrokosmos verbindet, und durch
die ausgestreckten Hände auch. Das Kreuz ist das Zeichen für den
Menschen." {{Lit|{{G|180|168}}}}
</div>


In Form der [[Swastika]] ist das Kreuz auch ein Symbol für die sich drehenden [[Lotosblumen]] und insbesondere für das 4-blättrige [[Wurzelchakra]], in dem zusammengerollt in dreieinhalb Windungen die [[Kundalini-Schlange]], die als [[Shakti]] für die weibliche Urkraft des Universums steht, bewusstlos schläft. Einmal erweckt, kann sie zur höchsten Kraft der [[Liebe]] ''oder'' zur im höchsten Maß gesteigerten reinen [[Begierde]] werden.  
Auf Französisch hieß dieses im 17. Jahrhundert ''année chrétienne'', im späten 18. Jahrhundert ''année spirituelle'', im 19. Jahrhundert ''année liturgique;'' auf Englisch hieß es seit etwa 1790 ''Christian year'', heute wird meist vom ''liturgical year'' gesprochen. Verschiedene deutsche Theologen bevorzugten im 19. Jahrhundert die Begriffe ''Jahr des Heils'' oder ''Herrenjahr''.<ref name=jorns1998>{{TRE|18|575|599|Kirchenjahr|Klaus-Peter Jörns, Karl Heinrich Bieritz}}</ref>


Mit seinen vier [[Wikipedia:Rechter Winkel|rechten Winkeln]] und der darin gestaltend wirkenden [[Vier]]zahl ist es ein Symbol für die [[Erde (Planet)|Erdenwelt]], ihre [[Erdentwicklung|Entwicklung]] und ihre Festigkeit und [[Materie|materielle]] Verdichtung, die es dem [[Mensch]]en erst erlaubt, seine [[Aufrichtekraft]] zu entfalten und dadurch sein [[Ich]] zu entwickeln. In diesem Sinn ist es auch ein Symbol der auf Erden zu übenden [[Gerechtigkeit]], aber auch für die [[Leid]]en, die die in der [[irdisch]]en [[Materie]] [[Inkarnation|verkörperten]] [[Wesen]] erfahren müssen. Alle diese Aspekte des Kreuzes manifestieren und steigern sich in der zum Heil die ganze [[Menschheit]] geschehenen [[Kreuzigung]] des [[Christus]] auf [[Mysterium von Golgatha|Golgatha]].
== Entstehung ==
=== Vorgaben ===
Das fixe [[Tropisches Jahr|Sonnenjahr]], die beweglichen [[Mondphase]]n und die von beiden Zeitmetren abhängigen vegetativen Jahreszyklen führten im [[Alter Orient|Alten Orient]] zu verschiedenen [[Kalender]]einteilungen. Diese wurden im [[Judentum]] teils überlagert, teils durchbrochen von [[Liste jüdischer Feste|Kultfesten]], die sowohl an in der Natur wiederkehrende als auch an besondere innerzeitliche Ereignisse erinnerten. So beginnt das jüdische Hauptfest [[Pessach]] am [[Frühlingsvollmond]], feiert aber nicht primär den [[Frühlingsanfang]], sondern den [[Auszug aus Ägypten|Auszug]] der [[Hebräer]] aus der [[Sklaverei]] [[Ägypten]]s in das [[Gelobtes Land|Gelobte Land]] als Gottes auserwähltes Volk [[Israeliten|Israel]].


<div style="margin-left:20px">
Die strukturierenden Grunddaten des Kirchenjahres – Sonntage, Ostern und Weihnachten – orientieren sich an der [[Woche|Siebentagewoche]], am [[Jüdischer Kalender|jüdischen Festkalender]] und einigen solaren Fixdaten im Zusammenhang der [[Tagundnachtgleiche]]. Sie erhalten als Stationen einer offenbarten Heilsgeschichte einen neuen Sinn.
"Das höchste aller Symbole ist das Kreuz. Aus ihm kann man
die ganze Weltgeschichte schöpfen, und sogar die Naturwissenschaft könnte aus ihm aufgebaut werden." {{Lit|{{G|266b|46}}}}
</div>


[[Platon]] hat in seinem «[[Timaios]]» davon gesprochen, dass die [[Weltenseele]] an das Weltenkreuz geheftet ist, das die Gestalt des [[Wikipedia:Griechisches Alphabet|griechen Buchstabens]] [[Wikipedia:Chi|Chi (Χ)]] hat. Und ebenso ist die Menschenseele ans Kreuz geheftet, indem sie durch die drei Naturreiche hindurch muß<ref>Astronomisch gesehen ergibt sich das X-förmige [[Wikipedia:Chi|Chi]] aus dem [[Wikipedia:Himmelsäquator|Himmelsäquator]] und der um etwa 23,4° gegen diesen geneigten [[Wikipedia:Ekliptik|Ekliptik]].</ref>.
=== Der Sonntag ===
{{Siehe auch|Sonntag}}


<div style="margin-left:20px">
Die [[Alte Kirche|frühe Kirche]] feierte das [[Eucharistie|Herrenmahl]] wöchentlich. Zentraler Bezugspunkt für die [[Christ]]en in [[Urchristentum|frühchristlicher]] Zeit war dabei das Gedächtnis des [[Pascha-Mysterium]]s, des Erlösungswerks [[Jesus Christus|Christi]], d.&nbsp;h. seines Leidens und Sterbens für das [[Heil]] der Welt und seiner [[Auferstehung Jesu Christi|Auferstehung]] am dritten Tag, das in der Erwartung seiner [[Parusie|Wiederkunft]] als „[[Brotbrechen]]“ (Abendmahl/Eucharistie) gefeiert wurde. Daher wird der Sonntag – in Anlehnung an die neutestamentliche Anrede „[[Jesus Christus#Kyrios|Herr]]“ für Jesus Christus – „Tag des Herrn“ oder „Herrentag“ genannt. Liturgisch kann er als „Wochen-Ostern“ gedeutet werden.<ref>[[Hansjörg Auf der Maur]]: ''Feiern im Rhythmus der Zeit I. Herrenfeste in Woche und Jahr.'' Regensburg 1983, S. 129.</ref>
"Unter der Welt versteht
Platon Pflanze, Tier und Mensch. Die Pflanze ist es, die
senkrecht steht, umgekehrt zu ihr ist der Mensch, der den
Blick mit dem Haupte in den freien Weltenäther hinauswendet,
und der Querbalken ist das Tier. Das ist die Urform
des Kreuzes, die in den alten Zeiten und in allen Geheimschulen
bekannt war." {{Lit|{{G|56|122}}}}
</div>


Im Kreuzeszeichen [[symbol]]isiert sich die Summe der Kräfte, die gestaltend in den [[Natur]]reichen wirken. Der [[Mensch]] ist tatsächlich in gewissem Sinn die umgedrehte [[Pflanze]]; die Pflanze wird gestaltet durch die Kräfte, die von oben nach unten wirken, beim Menschen ist es umgekehrt. Die Kräfte, die das [[Tier]] gestalten, wirken hingegen in der horizontalen Richtung, und auch diese Kräfte nimmt der Mensch in sich auf. Dabei steigt er auf seinem [[Entwicklung]]sweg vom [[Schlafbewusstsein]] über das tierische [[Traumbewusstsein]] schließlich zum hellen [[Tagesbewusstsein]] auf, doch um den Preis, dass seine niedere, tierische Begierdennatur von nun an der einst keuschen Pflanzennatur einverwoben ist. Was die Pflanze an natürlicher, [[begierde]]freier Unschuld in sich trägt, muss sich der Mensch erst selbst erringen, indem er das Tier in sich bezwingt.
Als Folgetag des jüdischen [[Sabbat]]s war der Sonntag der erste, nicht der letzte Wochentag. So wie der Sabbat als arbeitsfreier Tag das Ziel der [[Schöpfung]] Gottes symbolisierte, so markierte der Sonntag für die Christen den Beginn der neuen Schöpfung, des [[Reich Gottes|Reiches Gottes]]. Die [[Liturgie]]erklärungen der [[Kirchenväter]] nehmen daher besonders Bezug auf den [[Gottesdienst|Sonntagsgottesdienst]]. Kaiser [[Konstantin der Große]] legte den Sonntag 321 gesetzlich als wöchentlichen Ruhetag fest, auch um das [[Christentum]] zur bevorzugten Religion zu erheben. Damit verdrängte der Sonntag den Sabbat und wurde zusammen mit dem Samstag im Alltagsbewusstsein zum „[[Wochenende]].<ref name=jorns1998/>


[[Datei:GA 101 250.gif|center|350px|Das Kreuzeszeichen als Summe von Kräften die die Naturreiche gestalten.]]
Das [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweite Vatikanische Konzil]] bezeichnete den Sonntag als „Ur-Feiertag“: „Der Herrentag ist Fundament und Kern des ganzen liturgischen Jahres.“<ref>Konstitution über die heilige Liturgie [[Sacrosanctum Concilium]], Nr. 106.</ref>


<div style="margin-left:20px">
=== Osterfestkreis ===
"Die wahre esoterische Bedeutung des Kreuzeszeichens ist eine Summe
{{Siehe auch|Fastensonntag|Sonntage der Osterzeit|Liste von Gedenk- und Aktionstagen#Vom Ostertermin abhängige Feste und Gedenktage|titel3=Vom Ostertermin abhängige Feste und Gedenktage}}
von Kräften. Die eine Kraftrichtung geht nach unten: das Pflanzenwesen
wird dirigiert von dieser Kraft. Beim Menschen ist sie
nach der entgegengesetzten Seite gerichtet. Das Tier hat sein Rückgrat
horizontal gerichtet, bei ihm zeigt sich die Kraft horizontal die
Erde umkreisend. Das seelische Prinzip steigt hinauf vom Pflanzendasein
zum Tierdasein, zum Menschendasein. Und Plato, der so oft
Dinge zum Ausdruck brachte, die der Einweihung entstammen,
sprach den schönen Satz aus: Die Weltenseele ist an den Weltenleib
gekreuzigt. - Das heißt, die Weltenseele geht durch Pflanze, Tier
und Mensch hindurch; sie ist gekreuzigt in den Kräften der drei Reiche:
Pflanzenreich, Tierreich und Menschenreich. Und wenn wir so
das Kreuz hineinschreiben in die drei Naturreiche, dann wird uns
das Kreuz zum Zeichen der Entwickelungsrichtung.


Nun sagte also der Lehrer zum Schüler: Du hast dir vorzustellen,
Der [[Ostersonntag]] war die christliche Variante des letzten Pessachtages: Dem Auszug aus Ägypten entsprach die in der [[Osternacht]] gefeierte Rettung Jesu und mit ihm aller Menschen aus dem Tod. In dieser Form wurde der Ostersonntag zum Ausgangs- und Mittelpunkt des Kirchenjahres. Er blieb lange Zeit das einzige christliche Jahresfest, bei dem auch die [[Taufe]] der [[Katechumenat|Katechumenen]] stattfand und der [[Märtyrer]] des vergangenen Jahres gedacht wurde.
wie die Pflanze ihren Kelch dem Sonnenstrahl entgegenstreckt, wie
die Fruchtorgane zur Reife kommen, wenn die Pflanze geküßt wird
vom Sonnenstrahl. - Die Entwicklung zum Menschen geschieht
dadurch, daß die reine keusche Pflanzensubstanz durchzogen wird
von Begierden, Instinkten und Leidenschaften. Dadurch erobert
sich der Mensch sein Bewußtsein, dadurch wird er zum Menschen,
daß er hindurchgeht durch die Tiernatur. Dadurch, daß der Mensch
in die reine Pflanzennatur die niedere Begierdennatur hineinverwoben
hat, ist er auf der anderen Seite aufgestiegen vom dumpfen
Pflanzenbewußtsein zum hellen Tagesbewußtsein." {{Lit|{{G|101|250f}}}}
</div>


Das Kreuz ist auch ein Symbol für die [[vier Elemente]], die zusammen die Erdenwelt aufbauen. Das ist auch eine der [[esoterisch]]en Deutungen der Kreuzesinschrif I.N.R.I., die exoterisch ausgelegt wird als ''"Jesus Nazarenus Rex Judaeorum"''. Andere Deutungen der [[Rosenkreuzer]] sind: ''"Igne Natura Renovatur Integra"'' (''Durch Feuer wird die reine Natur erneuert'') und ''"Igne Roris Nitrum Ivenitur"'' (''Durch Feuer wird das Salz des Taus gefunden'').  
Das [[Osterdatum]] wurde in der westlichen Tradition im Jahre 325 auf den Sonntag nach dem ersten Vollmond des Frühlings gelegt. Es fügte sich damit in die Sonntagsreihe ein und bildete einen zum Pessach analogen Festkreis aus. Dabei bereiteten viele christliche Gemeinden die Osterfeier seit dem 2. Jahrhundert mit zwei bis sechs Fastentagen vor. Im 4. Jahrhundert entstand im Westen das im Osten unbekannte [[Triduum Sacrum]], das den Abend des [[Gründonnerstag]]s, den [[Karfreitag]], [[Karsamstag]] und Ostersonntag umfasste. Es wurde analog zum sieben- oder achttägigen Pessach zur [[Heilige Woche|heiligen Woche]] erweitert, die vom Tag des Einzugs Jesu in [[Jerusalem]] ([[Palmarum]]) an den Verlauf der letzten Lebenstage Jesu bis zu seiner Auferstehung sinngemäß abbildete.


<div style="margin-left:20px">
Dem Osterfest folgte ebenfalls seit dem 4. Jahrhundert eine Woche, bei der die zu Ostern Neugetauften täglich die Eucharistie feierten und in der [[Apostel|apostolischen]] Lehre unterwiesen wurden. Sie endete mit dem [[Weißer Sonntag|Weißen Sonntag]], der seinen Namen vermutlich von den weißen Taufgewändern ableitet, die in der frühen Kirche von den in der [[Osternacht]] Getauften bis zu diesem Tag getragen wurden. Dieser „kleinen [[Oktav (Liturgie)|Oktav]]“ (Festwoche) wurde eine „große Oktav“ von sieben Wochen für die österliche Freudenzeit zur Seite gestellt.<ref>{{TRE|18|583||Kirchenjahr|Klaus-Peter Jörns, Karl Heinrich Bieritz}}</ref> Diese lief auf den [[Pfingstsonntag]] zu und umfasste mit ihm 50 Tage, analog zur Frist zwischen Pessach und [[Schawuot]] im jüdischen Kalender. Damit erhielt die Gabe des [[Heiliger Geist|Heiligen Geistes]], die nach {{B|Joh|20|22|EU}} zur Offenbarung des Auferstandenen gehört, gemäß dem zweiten Kapitel der [[Apostelgeschichte]] eine eigene liturgische Begehung. Zehn Tage vorher etablierte sich gemäß der 40-Tages-Angabe {{Bibel|Apg|1|3}} das [[Himmelfahrt]]sfest.
"[[Plato]] spricht davon, daß die Weltenseele an
das Kreuz des Weltenleibes gekreuzigt sei. Das Kreuz symbolisierte
die vier Elemente. Das Pflanzen-, Tier- und Menschenreich sind mit
den vier Elementen aufgebaut. Am Kreuze steht: [[Jam]] = das
[[Wasser]] = Jakobus; [[Nour]] = das [[Feuer]], das sich auf Christus selbst bezieht;
[[Ruach]] = die [[Luft]], Symbol für Johannes; und das vierte [[Jabeschah]]
= [[Erde (Element)|Erde]], Fels, für Petrus.


[[Datei:GA 093 150.gif|center|450px|Das Kreuz der vier Apostel und der vier Elemente.]]
Diese 40-Tage-Frist (''Quadragesima'') wurde dann auch auf die [[Fastenzeit]] vor Ostern übertragen, in der mit [[Gebet]], [[Buße (Religion)|Buße]] und [[Fasten]] der Passion Jesu gedacht wurde. Die Sonntage der Fastenzeit waren jedoch vom Fasten ausgenommen, da ihre Liturgie auf den Ostersonntag bezogen war. Darin erhielt sich die Erinnerung, dass das Kirchenjahr Abbild eines über-, nicht innerzeitlichen Geschehens ist, das auf Jesu Auferstehung zurück- und seine [[Parusie]] vorausblickt.<ref name=jorns1998/>


Am Kreuze steht also dasselbe, was in den Namen der [drei] Apostel
=== Weihnachtsfestkreis ===
ausgedrückt ist, während mit dem einen Namen «J.N.R.J.» Christus
Das Weihnachtsfest wurde in Rom seit etwa 330, in Konstantinopel seit etwa 380 am 25. Dezember gefeiert. Dieses Datum lag nahe der [[Sonnenwende|Wintersonnenwende]] und durchbrach den Sonntagsrhythmus. Grundgedanke war dabei, dass die [[Inkarnation]] des [[Sohn Gottes|Sohnes Gottes]] die Wende vom Tod zum Leben, von der Finsternis zum Licht eingeleitet habe. Dies sollte auch konkurrierende inner- und außerchristliche Vorstellungen abwehren: Christus sei kein unsterbliches Geistwesen (so sah ihn der [[Gnostizismus]]), sondern als Mensch sterblich und einmalig. Er und nicht die unbesiegbare Sonne ''([[Sol invictus]]'') sei der wahre Gott.
selbst gemeint ist. «Erde» ist das, wohin zunächst das Christentum
selbst gebracht werden sollte, zu jenem Tempel, wohin sich der
Mensch selbst gebracht hat, um für das Höhere eine Umhüllung zu
sein." {{Lit|{{G|093|149f}}}}
</div>


Schon die [[Urindische Kultur|urindischen]] [[Eingeweihter|Eingeweihten]], die in [[Vishva Karman]] den Abglanz des aus dem [[Sonne]]ndasein zur [[Erde (Planet)|Erde]] herabsteigenden [[Christus]] sahen, erlebten nahe ihrem Mittelpunkt ein Kreuz der Erde eingeschrieben und daran hängend einen [[männlich-weiblich]]en, [[hermaphrodit]]ischen [[Mensch]]en, der auf der rechten Seite das [[Symbol]] der [[Sonne]], auf der linken das des [[Mond]]es und auf dem übrigen Leib die ''Länder'' und ''Meere'' der Erde trug, darauf harrend, von dem [[Christus]] neu belebt zu werden. Die ganze Erde sollte dadurch vom bloßen [[Formzustand]] zum [[Lebenszustände|Leben]] übergehen. Die Form stammt von den [[Elohim]], den 7 [[Schöpfer]]götter der [[Wikipedia:Genesis|Genesis]], die Belebung dieser in der [[Schöpfung]] ersterbenden Form erfolgt durch den [[Christus]], der sich durch das [[Mysterium von Golgatha]] mit der Erde verbunden hat.
Wie das Osterdatum war auch das Weihnachtsdatum anhaltend umstritten. Jesu Geburt wurde von großen Teilen der Christenheit anfangs am selben Tag wie Pessach (15. Nisan), am 25. März (Frühlingsäquinoktium) oder am 6. Januar&nbsp;– dem heutigen Fest der [[Erscheinung des Herrn]]&nbsp;– gefeiert. Letzterer war im [[Römisches Reich|Römischen Reich]] auch der Beginn einer Äonenwende, die von der Geburt eines neuen Herrschers erwartet wurde. Darum verband sich mit Weihnachten das Bewusstsein einer neuen [[Ära]] analog zum heidnischen [[Goldenes Zeitalter|goldenen Zeitalter]], sodass das angenommene Geburtsjahr Jesu 525 mit dem Beginn einer neuen [[Christliche Zeitrechnung|Zeitrechnung]] identifiziert wurde.


<div style="margin-left:20px">
[[Ambrosius von Mailand]] und [[Gregor der Große]] verknüpften das in der Geburtsnacht Jesu erschienene Licht mit dem Licht der [[Osternacht]]; die Niedrigkeit seiner Geburt in [[Praesepe (Krippe)|Krippe]] und Stall deutete in der Liturgie bereits auf seinen [[Kreuzigung|Tod am Kreuz]] hin. Daher trat die Weihnachtszeit nicht in Konkurrenz zur Osterzeit, sondern wurde ihr als ihr Vorläufer zeitlich vorangestellt, sodass sie das Kirchenjahr eröffnete.
"Wenn das Geistesauge zurückblickt in alte
Zeiten, dann verschwindet die äußere Erdengestalt, wie sie sich den
physischen Sinnen darbietet, die ja nur Maja ist, und es stellt sich an
Stelle dessen etwas dar, was man vergleichen könnte mit der Form des
Menschen, aber nur mit dieser, mit der Gestalt des Menschen. Für den
geistigen Blick verwandelt sich die Erde - ich sage ausdrücklich die
Erde - aus der äußeren Majagestalt in die Erdengestalt des Menschen,
der in Kreuzesform die Arme ausgebreitet hat, der allerdings in dieser
Gestalt dann männlich-weiblich ist. Der Geistesforscher sieht die Erde
der Zeit, bevor Christus herabgestiegen war, in Kreuzesform, und zwar
wie einen Menschen. Wir werden da an das wunderbare Wort des Plato
erinnert, der es aus den Mysterien heraus gebildet hat, daß die Weltenseele
am Kreuze des Weltenleibes gekreuzigt ist. Das ist nichts anderes
als die Wiedergabe der Erscheinung, die sich dem geistigen Blick darbietet.
Der Christus am Kreuz starb; und dadurch ging die Erde von
der bloßen Form ins Leben über. Für die Zeit vor Christus stellt sich
dem geistigen Blick die Erde als bloße Form dar; für die nachchristliche
Zeit stellt sich die Erde dar als von dem Christus-Prinzip neu belebt.
Damals also, als das Christus-Prinzip in die Erde eingetreten ist, ist
etwas ähnliches geschehen wie bei der Mondentrennung; es ist in etwas,
was sonst Form geblieben wäre, Leben hineingetreten. Auf das Christus-
Ereignis wiesen - richtig betrachtet - alle alten Zeiten hin. Wie der
heutige Mensch zurückweist auf den Christus als auf ein Wesen, das
in einem bestimmten Zeitpunkt eingetreten ist in die Menschheitsentwickelung,
so wiesen die Eingeweihten der vorchristlichen Zeit
immer darauf hin, daß der Christus kommen werde; und sie zeigten
das, was auf den Christus hinwies, was gleichsam den Christus vorherverkündete.
Nichts hat den Christus mehr vorherverkündet als jene
gewaltige Erscheinung, die sich dem geistigen Blick unter gewissen Bedingungen darbot, für den die Erde in ihrer physischen Form verschwand und das Geistesauge hinblickte auf die Weltenseele gekreuzigt am Weltenleibe. In grauer indischer Vorzeit haben die Weisen erzählt, daß in dem Augenblicke, wenn ihnen der hellseherische Blick aufging, sie dann fanden tief, tief unter den Bergen der Erde, nahe dem Mittelpunkte der Erde, ein Kreuz, darauf einen männlich-weiblichen Menschen hängend, eingezeichnet auf der rechten Seite das Symbolum der Sonne, auf der linken Seite das Symbolum des Mondes, auf dem übrigen Leib die Länder und einzelnen Meeres- und Landesgestaltungen der Erde. Das war eine hellseherische Vision, welche die alten Weisen Indiens gehabt haben von jener Gestalt, die da wartete auf unsere Erde,
um belebt zu werden von dem Christus-Prinzip. Und diese alten Weisen
Indiens haben damit, daß sie hingewiesen haben auf die wichtigste
prophetische Voranzeige des Christus-Ereignisses, bewiesen, daß, wo
sie tiefer schauten, sie sagen konnten: Der Christus wird kommen, denn
das, was auf ihn hinweist, ist da. - Deshalb ist die älteste Weisheit da,
wo sie in die höchsten Regionen hinaufsteigt, Prophetie; sie blickt auf
etwas, was da kommen wird in der Zukunft. Alles das, was in der Zukunft
ist, ist Wirkung der Gegenwart. Was aber als geistig Bedeutsames
geschieht in der Zukunft, kann so sein Dasein bereits für den geistigen
Blick in der Gegenwart andeuten. Das Christus-Ereignis wurde nicht
etwa in äußerlich abstrakter Weise, es wurde für den geistigen Blick
angedeutet dadurch, daß für das Leben des Christus, das sich in einem
bestimmten Zeitpunkt mit dem Leben der Erde verband, sich vorher
die Form, die Gestalt der Weltenseele am Kreuze des Weltenleibes
darbot." {{Lit|{{G|113|68ff}}}}
</div>


[[Datei:Rosenkreuzoval.gif|thumb|200px|Rosenkreuz mit 7 roten Rosen]]
Im 5. Jahrhundert entwickelte sich die [[Advent]]szeit, zunächst als 40-tägige Fastenzeit vor dem Epiphaniasfest, beginnend am 11. November, der zugleich der [[Gedenktag]] des [[Martin von Tours|heiligen Martin]] war. Die vier Adventssonntage gingen dem Weihnachtsfest voran, wobei der 4. Advent mit dem 24. Dezember zusammenfallen konnte. So wurde die Weihnachtszeit mit dem lunar-beweglichen Osterfestkreis von 14 Wochen in die Sonntagsreihe eingefügt. Deshalb variiert der zeitliche Abstand zwischen den beiden höchsten Festen.
Diese Zusammenhänge bilden auch den Hintergrund der [[Rosenkreuz-Meditation]]. Bei fortgesetzter Meditation über das Symbol des [[Rosenkreuz]]es verwandeln sich die Farben in die Gegenfarben. Das schwarze Holz erhellt sich zum [[Weiß]]en, das von innerlicher [[Liebe]] strahlende [[Rot]] der Rosen wandelt sich zum [[Grün]] des nach außen wirkenden [[Leben]]s:


<div style="margin-left:20px">
=== Weitere Bestandteile ===
"Aber die Seele ist nicht ganz allein auf sich angewiesen auf
{{Siehe auch|Sonntage im Jahreskreis}}
diesem schweren Weg des Esoterikers; es gibt etwas, woran sie
sich halten kann. Etwas derartiges ist das Rosenkreuz. Wir sollen
es auf uns wirken lassen; wir sollen uns klar sein, daß das
Schwarz des Holzes darstellt unsere Leiblichkeit, die verhärtet
und verdorrt ist, daß wir unser niederes Ich, das sich identifiziert
mit der Leiblichkeit, ebenso dunkel und tot werden lassen
müssen, wie das Holz des Kreuzes tot ist. Dann wird das höhere,
geistige Ich so in uns wirken, wie sich das Schwarz des
Kreuzes zu hellen, strahlenden Lichtlinien umwandelt. In der
gleichen Weise wird das Rot der Rosen sich aus der Farbe der
innerlich wirkenden Liebe zum Grün umwandeln, der Farbe des
nach außen wirkenden Lebens." {{Lit|{{G|266b|97}}}}
</div>


Das Rosenkreuz steht im engen Zusammenhang mit dem bekannten [[Rosenkreuzerspruch]] «Ex deo nascimur - In  Christo morimur - Per spiritum sanctum reviviscimus»:
Gedenktage der [[Märtyrer]] wurden seit dem 2. Jahrhundert als Festtage neben dem Auferstehungsfest Jesu Christi in das Kirchenjahr aufgenommen. Dabei wurde der Todestag zum „Geburtstag“ (''dies natalis'') des jeweiligen [[Heilige]]n, mit dem er in das ewige Leben eintrat.<ref name=jorns1998/>


<div style="margin-left:20px">
Seit dem 5. Jahrhundert wurde das Kirchenjahr vor allem in Rom durch neue Elemente und Festdaten ergänzt und ausgestaltet:
"Es stellt sich die Entwicklung des Menschen in demjenigen Symbolum dar, welches gehört zu dem tief bedeutsamen '''Rosenkreuzerspruch'''
* der Sonntag nach Ostern wurde zum [[Weißer Sonntag|Weißen Sonntag]] (''Dominica in albis'');
(Gemeint sind die Worte: «Ex deo nascimur - In  Christo morimur - Per spiritum  sanctum reviviscimus) in dem [[Rosenkreuz|schwarzen Kreuz mit den roten Rosen]]. Es
* das Fest [[Christi Himmelfahrt]] erhielt eine eigene [[Vigil (Liturgie)|Vigil]], seit dem 10. Jahrhundert auch eine eigene [[Oktav (Liturgie)|Oktav]]
empfindet der Mensch dieses Symbolum als etwas Lebendiges, in
* [[Pfingsten]] wurde ebenfalls mit einer eigenen Oktav ausgezeichnet
welchem leben und weben die geistigen Kräfte, die ihn aufgebaut
* die Weihnachtszeit wurde durch Hinzufügung des [[Advent]]s zu einem eigenen Festkreis
haben so, wie er aus der Gottheit her ausgeboren ist. Dann aber
weiß er, daß weitere Entwickelung seiner Seele möglich ist durch  
Anstrengung seiner eigenen Kräfte. Er weiß, daß nicht nur sein
Blut rein werden soll wie der rote Pflanzensaft der Rosen, daß
auch das schwarze Kreuz sich umwandeln muß, indem er seine
Hüllennatur läutert  und  über das bloß Persönliche hinauswächst,
wenn er sich hingibt an etwas unendlich Gr ö ß e r e s.  Dann stirbt er
in dem Christus, und vor seiner Seele verwandelt sich das dunkle,
schwarze Kreuz in ein leuchtendes, strahlendes Kreuz. Die roten
Rosen erweitern sich zu einem unendlichen Kreise, wenn die
Seele sich immer mehr in den Makrokosmos einlebt, bis sie sich
selber als dieser Kreis empfindet. Im allumfassenden Makrokosmos erlebt sich dann der Mensch in einem neuen Dasein.
Dann, auf geheimnisvolle Weise, verwandeln sich die Farben
des Symbolums, die Rosen zeigen sich grün, das Kreuz weiß.
Ahnen kann die Seele nur die volle Bedeutung, indem sie empfindet die Kraft, welche ihr  entgegenströmt. Wie aus höheren Geistessphären ihr entgegenstrahlend schaut und erkennt die Seele dieses heilige Symbol. Streng und kraftvoll zeigt es sich als eine
Aufforderung  zur stetigen Arbeit, damit einmal erreicht werde
das große Ideal, welches ein jeder einzelne Mensch verwirklichen
kann, wenn er wiedergeboren wird in dem heiligen Geist." {{Lit|{{G|267|480}}}}
</div>


== Verschiedene christliche Kreuz-Formen ==
Seit der [[Spätantike]] bürgerte sich das Gedenken für die Verstorbenen des Vorjahres ein. Es wurde im 10. Jahrhundert auf den 2. November gelegt ([[Allerseelen]]), der auf das Hochfest [[Allerheiligen]] folgt. Ferner kam es zur Zunahme von [[Fest (Liturgie)|Festen]], die einzelne Lebensstationen Christi zum Inhalt haben, wie beispielsweise die [[Beschneidung des Herrn|Beschneidung]] und [[Namen-Jesu-Fest|Namengebung des Herrn]] am 1. bzw. 3. Januar, oder der [[Verklärung des Herrn]] am 6. August.


Im [[Urchristentum]] der ersten beiden Jahrhunderte nach Christus ist das Kreuz-Symbol noch nicht gebräuchlich, sondern vor allem das [[Staurogramm]] '''<big>⳨</big>''' und das [[Christusmonogramm]] (''Labarum'') '''<big>☧</big>''' und das [[Fisch (Christentum)|Fisch-Symbol]] ([[IXTHYS]]). Die erste Kreuzform war das T-förmige [[Taukreuz]], mit dem auch das '''koptische Henkelkreuz''' zusammenhängt, das dem ägyptischen [[Anch]] entspricht.
Zum Gedenken an die Auffindung und Erhöhung des heiligen Kreuzes wurden seit dem [[Frühmittelalter]] zwei Kreuzfeste in der Westkirche gefeiert: ([[Kreuzauffindung]]) am 6. März bzw. 3. oder 7. Mai, ([[Kreuzerhöhung]]) am 14. September.


Das bekannteste und in den [[Wikipedia:Lateinische Kirche|westlichen Kirchen]] verbreitetste christliche Kreuz ist das ab dem 4. Jahrhundert zur Zeit von Kaiser [[Wikipedia:Konstantin der Große|Konstantin dem Großen]] (324–337 n.&nbsp;Chr.) nachweisbare '''Lateinische Kreuz''' (auch '''Hochkreuz''' oder '''Passionskreuz'''), bei dem der Querbalken kürzer als der Längsbalken ist und diesen oberhalb der Mitte kreuzt und an den [[Kreuzigung|Kreuzestod]] erinnert. Das auf dem Kopf stehende lateinische Kreuz wird als '''Petruskreuz''' bezeichnet, das an den Märtyrertod des [[Apostel]]s [[Petrus]] gemahnt. Das '''Griechische Kreuz''', von dem sich auch das '''Tatzenkreuz''' der [[Templer]] ableitet, hat hingegen vier gleichlange Arme.
Ab dem [[Hochmittelalter]] fanden Feste, die bestimmte Glaubensgeheimnisse in den Mittelpunkt einer eigenen liturgischen Feier rücken, Aufnahme in das Kirchenjahr:
* [[Fronleichnam]]sfest (seit 1264)
* Dreifaltigkeitssonntag ([[Trinitatis]], allgemein verpflichtend seit 1334)
* [[Herz-Jesu-Fest]] (seit dem 15. Jahrhundert regional, seit 1856 in der ganzen Kirche)
* [[Christkönigsfest]] (seit 1926)


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Weitere Fest- und Gedenktage des Kirchenjahres gelten kirchengeschichtlichen Ereignissen, die für einzelne [[Konfession]]en, [[Ordensgemeinschaft]]en oder Gemeinden&nbsp;– etwa [[Kirchweihe]]feste&nbsp;– prägend wurden.
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Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wurden zunehmend Sonntage im Jahreskreis zusätzlich als [[Zwecksonntag]]e unter ein bestimmtes Motto gestellt oder einem bestimmten Anliegen gewidmet, etwa der [[Sonntag der Weltmission]] oder der [[Welttag der sozialen Kommunikationsmittel]]. Die Ursprünge des [[Erntedank]]festes liegen in den [[Quatember]]n, die Fast- und Abstinenztage waren, an denen aber nach alter Sitte auch Gott für die Gaben der Schöpfung gedankt wird. In Deutschland wurde das Erntedankfest oft an [[Erzengel Michael|Michaelis]] (29. September) begangen, während es seit dem 18. Jahrhundert „traditionell am Sonntag nach Michaelis oder am ersten Sonntag im Oktober begangen“ wurde.<ref>Karl-Heinrich Beiritz: ''Der Gottesdienst im Kirchenjahr''. In: [[Evangelisches Gottesdienstbuch]], Ergänzungsband, S. 182.</ref> Seit die beiden Zusammenschlüsse [[Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands|VELKD]] und [[Union Evangelischer Kirchen|UEK]] in der EKD 2006 ein ''Liturgisches Kalendarium'' beschlossen, wird in allen Westkirchen das Erntedankfest in der Regel am ersten Sonntag im Oktober begangen.
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* {{WikipediaDE|Kirchenjahr}}
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* {{WikipediaDE|Feiertage der Ostkirchen}}
* {{WikipediaDE|Liste der Kalendersysteme}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* Eckhard Bieger: ''Das Kirchenjahr entdecken & erleben. Entstehung, Bedeutung und Brauchtum der Festtage.'' St. Benno-Verlag, Leipzig o. J. (2006), ISBN 3-7462-2125-0.
* Karl-Heinrich Bieritz: ''Das Kirchenjahr. Feste, Gedenk- und Feiertage in Geschichte und Gegenwart.'' Beck, München 1998, ISBN 3-406-43947-0.
* Heinzgerd Brakmann: ''Jahr (kultisches) B. Christlich.'' In: ''Reallexikon für Antike und Christentum.'' Band 16. (1994), S. 1106–1118.
* Mathias Christiansen (Hrsg.): ''Almanach der frohen Botschaft. Ein Begleiter durch das Kirchenjahr.'' Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat, Münster 2006, ISBN 3-86582-219-3.
* ''Evangelisches Gottesdienstbuch.'' Taschenausgabe. Evangelische Haupt-Bibelgesellschaft, Berlin 2005, ISBN 3-7461-0141-7.
* {{TRE|18|575|599|Kirchenjahr|Klaus-Peter Jörns, Karl Heinrich Bieritz}}
* Dietz-Rüdiger Moser: ''Bräuche und Feste im christlichen Jahreslauf. Brauchformen der Gegenwart in kulturgeschichtlichen Zusammenhängen.'' Edition Kaleidoskop im Verlag Styria, Graz 1993, ISBN 3-222-12069-2.
* Martin Senftleben: ''Mit dem Kirchenjahr leben. Eine Handreichung für unsere Gottesdienste. Einführungen – Themen – Texte – Lieder.'' Sonnenweg-Verlag, Konstanz 1986, ISBN 3-7975-0342-3.
* Albert Ehrhard: ''Das griechische Kirchenjahr und der byzantinische Festkalender''. In: ders.: ''Überlieferung und Bestand der hagiographischen Literatur der griechischen Kirche'', Bd. 1. Hinrichs, Leipzig 1937, {{DNB|365573612}}, S. 25–53.
* Harald Buchinger: ''Zu Ursprung und Entwicklung des Liturgischen Jahres. Tendenzen, Ergebnisse und Desiderate heortologischer Forschung''. In: Liturgisches Jahrbuch 61 (2011), S. 207–240.
* Liborius Olaf Lumma: ''Feiern im Rhythmus des Jahres. Eine kurze Einführung in christliche Zeitrechnung und Feste.'' Pustet-Verlag, Regensburg, 2016, ISBN 978-3-7917-2771-4.
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/philosophie_religion_jahreskreis.pdf Der Jahreskries des Kirchenjahres] PDF


# Rudolf Steiner: ''Die Erkenntnis der Seele und des Geistes'', [[GA 56]] (1985), ISBN 3-7274-0560-0 {{Vorträge|056}}
== Weblinks ==
# Rudolf Steiner: ''Die Tempellegende und die Goldene Legende '', [[GA 93]] (1991), ISBN 3-7274-0930-4 {{Vorträge|093}}
{{Commonscat|Liturgical year|Kirchenjahr}}
# Rudolf Steiner: ''Mythen und Sagen. Okkulte Zeichen und Symbole'', [[GA 101]] (1992), ISBN 3-7274-1010-8 {{Vorträge|101}}
{{Wiktionary}}
# Rudolf Steiner: ''Der Orient im Lichte des Okzidents'', [[GA 113]] (1982), ISBN 3-7274-1130-9 {{Vorträge|113}}
# Rudolf Steiner: ''Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band II: 1910 - 1912'', [[GA 266b]], (1996), S. 46
# Rudolf Steiner: ''Seelenübungen, Band I'', [[GA 267]] (2001)
# [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/aesthetik_kreuz_universal1.pdf Das Kreuz als Universalzeichen I] PDF, [http://joachimstiller.de/download/aesthetik_kreuz_universal2.pdf Das Kreuz als Universalzeichen II] PDF


* [http://www.amen-online.de/kalender.html Ökumenischer Kalender] mit evangelischen, katholischen und orthodoxen Feiertagen
* [http://www.kath.de/Kirchenjahr katholischer Festkreis mit Informationen, ausführlich]
* [https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/kirchenjahr.php Festkreis der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland]
* [http://www.daskirchenjahr.de/ Umfangreiche Infos zu allen Sonn- und Festtagen; evangelisch]
* [http://www.festjahr.de/ Umfangreiche Infos zu allen Sonn- und Festtagen; katholisch]
* [https://www.theology.de/kirche/kirchenjahr/index.php Umfangreiche Infos zu allen Sonn- und Festtagen; überkonfessionell]
* [http://www.eucharistiefeier.de/lk/ Unendlicher liturgischer Kalender, katholisch] Abrufung des lit. Kalenders in verschiedenen Formaten
* [http://erzabtei-beuron.de/schott/index.php Schott-Messbuch, katholisch] Gebets- und Lesungstexte
* [http://www.inforel.ch/i10e12 Christentum: Kalender] auf der Seite von [http://www.inforel.ch INFOREL, Information Religion]
* [https://www.die-bibel.de/konkordanz/zentrale-texte/kirchliche-feste/ Bibeltexte zu den Festen im Kirchenjahr]
* [http://www.kirchenjahr.net/ Mitmachausstellung zum Kirchenjahr] für Kinder
* [https://kirchliche-feiertage-als-kultureller-reichtum.de/ Auf dem Weg durch das Kirchenjahr] (mit einer Grafik, die das Kirchenjahr linear darstellt: [https://www.kirchliche-feiertage-als-kultureller-reichtum.de/sites/default/files/Kirchenjahr_A5_01_0.pdf Stationen im Kirchenjahr])
* [https://www.kirche-im-wdr.de/nix/de/nc/startseite/makepdf/programuid/guten-rutsch-1/ "Guten Rutsch"]


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== Einzelnachweise ==
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== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Jahreskreis und Jahresfeste]]
[[Kategorie:Liturgie]]


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Version vom 6. Oktober 2020, 19:13 Uhr

Der Jahreskreis des Kirchenjahres aus anthroposophischer Sicht

Als Kirchenjahr (lat. annus ecclesiasticus oder annus liturgicus; auch liturgisches Jahr oder Herrenjahr) bezeichnet man im Christentum eine jährlich wiederkehrende festgelegte Abfolge von christlichen Festen und Festzeiten, nach der sich vor allem die Gottesdienstpraxis und Liturgie richten. Das Kirchenjahr beginnt nach katholischer wie evangelischer Tradition mit der Vesper am Vorabend des ersten Adventssonntags[1], die orthodoxen Kirchen beginnen es am 1. September, in Vorbereitung auf das Fest Mariä Geburt am 8. September.

Das Kirchenjahr besteht vor allem aus den zuerst um Ostern, dann auch um Weihnachten herum gebildeten Festkreisen, die in der Christentumsgeschichte allmählich zu einem Jahreszyklus vervollständigt wurden. Ihre Abfolge und ihr Umfang stimmen in Ost- und Westkirchen in etwa überein, die wichtigsten Festdaten der orthodoxen Tradition unterscheiden sich aber von denen der katholischen und evangelischen Tradition. Den Festzeiten sind bestimmte liturgische Farben zugeordnet.

Begriff

Der deutsche Begriff „Kirchenjahr“ ist erstmals 1589 bei Johannes Pomarius, einem lutherischen Pastor, belegt. Er markiert die nach der Reformation beginnende Trennung von christlich-sakraler und profaner Zeitgliederung und Kalenderordnung. Zudem gab es seit Bildung des Begriffs immer verschiedene konfessionelle Varianten des Kirchenjahres.

Auf Französisch hieß dieses im 17. Jahrhundert année chrétienne, im späten 18. Jahrhundert année spirituelle, im 19. Jahrhundert année liturgique; auf Englisch hieß es seit etwa 1790 Christian year, heute wird meist vom liturgical year gesprochen. Verschiedene deutsche Theologen bevorzugten im 19. Jahrhundert die Begriffe Jahr des Heils oder Herrenjahr.[2]

Entstehung

Vorgaben

Das fixe Sonnenjahr, die beweglichen Mondphasen und die von beiden Zeitmetren abhängigen vegetativen Jahreszyklen führten im Alten Orient zu verschiedenen Kalendereinteilungen. Diese wurden im Judentum teils überlagert, teils durchbrochen von Kultfesten, die sowohl an in der Natur wiederkehrende als auch an besondere innerzeitliche Ereignisse erinnerten. So beginnt das jüdische Hauptfest Pessach am Frühlingsvollmond, feiert aber nicht primär den Frühlingsanfang, sondern den Auszug der Hebräer aus der Sklaverei Ägyptens in das Gelobte Land als Gottes auserwähltes Volk Israel.

Die strukturierenden Grunddaten des Kirchenjahres – Sonntage, Ostern und Weihnachten – orientieren sich an der Siebentagewoche, am jüdischen Festkalender und einigen solaren Fixdaten im Zusammenhang der Tagundnachtgleiche. Sie erhalten als Stationen einer offenbarten Heilsgeschichte einen neuen Sinn.

Der Sonntag

Siehe auch: Sonntag

Die frühe Kirche feierte das Herrenmahl wöchentlich. Zentraler Bezugspunkt für die Christen in frühchristlicher Zeit war dabei das Gedächtnis des Pascha-Mysteriums, des Erlösungswerks Christi, d. h. seines Leidens und Sterbens für das Heil der Welt und seiner Auferstehung am dritten Tag, das in der Erwartung seiner Wiederkunft als „Brotbrechen“ (Abendmahl/Eucharistie) gefeiert wurde. Daher wird der Sonntag – in Anlehnung an die neutestamentliche Anrede „Herr“ für Jesus Christus – „Tag des Herrn“ oder „Herrentag“ genannt. Liturgisch kann er als „Wochen-Ostern“ gedeutet werden.[3]

Als Folgetag des jüdischen Sabbats war der Sonntag der erste, nicht der letzte Wochentag. So wie der Sabbat als arbeitsfreier Tag das Ziel der Schöpfung Gottes symbolisierte, so markierte der Sonntag für die Christen den Beginn der neuen Schöpfung, des Reiches Gottes. Die Liturgieerklärungen der Kirchenväter nehmen daher besonders Bezug auf den Sonntagsgottesdienst. Kaiser Konstantin der Große legte den Sonntag 321 gesetzlich als wöchentlichen Ruhetag fest, auch um das Christentum zur bevorzugten Religion zu erheben. Damit verdrängte der Sonntag den Sabbat und wurde zusammen mit dem Samstag im Alltagsbewusstsein zum „Wochenende“.[2]

Das Zweite Vatikanische Konzil bezeichnete den Sonntag als „Ur-Feiertag“: „Der Herrentag ist Fundament und Kern des ganzen liturgischen Jahres.“[4]

Osterfestkreis

Der Ostersonntag war die christliche Variante des letzten Pessachtages: Dem Auszug aus Ägypten entsprach die in der Osternacht gefeierte Rettung Jesu und mit ihm aller Menschen aus dem Tod. In dieser Form wurde der Ostersonntag zum Ausgangs- und Mittelpunkt des Kirchenjahres. Er blieb lange Zeit das einzige christliche Jahresfest, bei dem auch die Taufe der Katechumenen stattfand und der Märtyrer des vergangenen Jahres gedacht wurde.

Das Osterdatum wurde in der westlichen Tradition im Jahre 325 auf den Sonntag nach dem ersten Vollmond des Frühlings gelegt. Es fügte sich damit in die Sonntagsreihe ein und bildete einen zum Pessach analogen Festkreis aus. Dabei bereiteten viele christliche Gemeinden die Osterfeier seit dem 2. Jahrhundert mit zwei bis sechs Fastentagen vor. Im 4. Jahrhundert entstand im Westen das im Osten unbekannte Triduum Sacrum, das den Abend des Gründonnerstags, den Karfreitag, Karsamstag und Ostersonntag umfasste. Es wurde analog zum sieben- oder achttägigen Pessach zur heiligen Woche erweitert, die vom Tag des Einzugs Jesu in Jerusalem (Palmarum) an den Verlauf der letzten Lebenstage Jesu bis zu seiner Auferstehung sinngemäß abbildete.

Dem Osterfest folgte ebenfalls seit dem 4. Jahrhundert eine Woche, bei der die zu Ostern Neugetauften täglich die Eucharistie feierten und in der apostolischen Lehre unterwiesen wurden. Sie endete mit dem Weißen Sonntag, der seinen Namen vermutlich von den weißen Taufgewändern ableitet, die in der frühen Kirche von den in der Osternacht Getauften bis zu diesem Tag getragen wurden. Dieser „kleinen Oktav“ (Festwoche) wurde eine „große Oktav“ von sieben Wochen für die österliche Freudenzeit zur Seite gestellt.[5] Diese lief auf den Pfingstsonntag zu und umfasste mit ihm 50 Tage, analog zur Frist zwischen Pessach und Schawuot im jüdischen Kalender. Damit erhielt die Gabe des Heiligen Geistes, die nach Joh 20,22 EU zur Offenbarung des Auferstandenen gehört, gemäß dem zweiten Kapitel der Apostelgeschichte eine eigene liturgische Begehung. Zehn Tage vorher etablierte sich gemäß der 40-Tages-Angabe (Apg 1,3 EU) das Himmelfahrtsfest.

Diese 40-Tage-Frist (Quadragesima) wurde dann auch auf die Fastenzeit vor Ostern übertragen, in der mit Gebet, Buße und Fasten der Passion Jesu gedacht wurde. Die Sonntage der Fastenzeit waren jedoch vom Fasten ausgenommen, da ihre Liturgie auf den Ostersonntag bezogen war. Darin erhielt sich die Erinnerung, dass das Kirchenjahr Abbild eines über-, nicht innerzeitlichen Geschehens ist, das auf Jesu Auferstehung zurück- und seine Parusie vorausblickt.[2]

Weihnachtsfestkreis

Das Weihnachtsfest wurde in Rom seit etwa 330, in Konstantinopel seit etwa 380 am 25. Dezember gefeiert. Dieses Datum lag nahe der Wintersonnenwende und durchbrach den Sonntagsrhythmus. Grundgedanke war dabei, dass die Inkarnation des Sohnes Gottes die Wende vom Tod zum Leben, von der Finsternis zum Licht eingeleitet habe. Dies sollte auch konkurrierende inner- und außerchristliche Vorstellungen abwehren: Christus sei kein unsterbliches Geistwesen (so sah ihn der Gnostizismus), sondern als Mensch sterblich und einmalig. Er und nicht die unbesiegbare Sonne (Sol invictus) sei der wahre Gott.

Wie das Osterdatum war auch das Weihnachtsdatum anhaltend umstritten. Jesu Geburt wurde von großen Teilen der Christenheit anfangs am selben Tag wie Pessach (15. Nisan), am 25. März (Frühlingsäquinoktium) oder am 6. Januar – dem heutigen Fest der Erscheinung des Herrn – gefeiert. Letzterer war im Römischen Reich auch der Beginn einer Äonenwende, die von der Geburt eines neuen Herrschers erwartet wurde. Darum verband sich mit Weihnachten das Bewusstsein einer neuen Ära analog zum heidnischen goldenen Zeitalter, sodass das angenommene Geburtsjahr Jesu 525 mit dem Beginn einer neuen Zeitrechnung identifiziert wurde.

Ambrosius von Mailand und Gregor der Große verknüpften das in der Geburtsnacht Jesu erschienene Licht mit dem Licht der Osternacht; die Niedrigkeit seiner Geburt in Krippe und Stall deutete in der Liturgie bereits auf seinen Tod am Kreuz hin. Daher trat die Weihnachtszeit nicht in Konkurrenz zur Osterzeit, sondern wurde ihr als ihr Vorläufer zeitlich vorangestellt, sodass sie das Kirchenjahr eröffnete.

Im 5. Jahrhundert entwickelte sich die Adventszeit, zunächst als 40-tägige Fastenzeit vor dem Epiphaniasfest, beginnend am 11. November, der zugleich der Gedenktag des heiligen Martin war. Die vier Adventssonntage gingen dem Weihnachtsfest voran, wobei der 4. Advent mit dem 24. Dezember zusammenfallen konnte. So wurde die Weihnachtszeit mit dem lunar-beweglichen Osterfestkreis von 14 Wochen in die Sonntagsreihe eingefügt. Deshalb variiert der zeitliche Abstand zwischen den beiden höchsten Festen.

Weitere Bestandteile

Gedenktage der Märtyrer wurden seit dem 2. Jahrhundert als Festtage neben dem Auferstehungsfest Jesu Christi in das Kirchenjahr aufgenommen. Dabei wurde der Todestag zum „Geburtstag“ (dies natalis) des jeweiligen Heiligen, mit dem er in das ewige Leben eintrat.[2]

Seit dem 5. Jahrhundert wurde das Kirchenjahr vor allem in Rom durch neue Elemente und Festdaten ergänzt und ausgestaltet:

  • der Sonntag nach Ostern wurde zum Weißen Sonntag (Dominica in albis);
  • das Fest Christi Himmelfahrt erhielt eine eigene Vigil, seit dem 10. Jahrhundert auch eine eigene Oktav
  • Pfingsten wurde ebenfalls mit einer eigenen Oktav ausgezeichnet
  • die Weihnachtszeit wurde durch Hinzufügung des Advents zu einem eigenen Festkreis

Seit der Spätantike bürgerte sich das Gedenken für die Verstorbenen des Vorjahres ein. Es wurde im 10. Jahrhundert auf den 2. November gelegt (Allerseelen), der auf das Hochfest Allerheiligen folgt. Ferner kam es zur Zunahme von Festen, die einzelne Lebensstationen Christi zum Inhalt haben, wie beispielsweise die Beschneidung und Namengebung des Herrn am 1. bzw. 3. Januar, oder der Verklärung des Herrn am 6. August.

Zum Gedenken an die Auffindung und Erhöhung des heiligen Kreuzes wurden seit dem Frühmittelalter zwei Kreuzfeste in der Westkirche gefeiert: (Kreuzauffindung) am 6. März bzw. 3. oder 7. Mai, (Kreuzerhöhung) am 14. September.

Ab dem Hochmittelalter fanden Feste, die bestimmte Glaubensgeheimnisse in den Mittelpunkt einer eigenen liturgischen Feier rücken, Aufnahme in das Kirchenjahr:

Weitere Fest- und Gedenktage des Kirchenjahres gelten kirchengeschichtlichen Ereignissen, die für einzelne Konfessionen, Ordensgemeinschaften oder Gemeinden – etwa Kirchweihefeste – prägend wurden.

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wurden zunehmend Sonntage im Jahreskreis zusätzlich als Zwecksonntage unter ein bestimmtes Motto gestellt oder einem bestimmten Anliegen gewidmet, etwa der Sonntag der Weltmission oder der Welttag der sozialen Kommunikationsmittel. Die Ursprünge des Erntedankfestes liegen in den Quatembern, die Fast- und Abstinenztage waren, an denen aber nach alter Sitte auch Gott für die Gaben der Schöpfung gedankt wird. In Deutschland wurde das Erntedankfest oft an Michaelis (29. September) begangen, während es seit dem 18. Jahrhundert „traditionell am Sonntag nach Michaelis oder am ersten Sonntag im Oktober begangen“ wurde.[6] Seit die beiden Zusammenschlüsse VELKD und UEK in der EKD 2006 ein Liturgisches Kalendarium beschlossen, wird in allen Westkirchen das Erntedankfest in der Regel am ersten Sonntag im Oktober begangen.

Zu vielen weiteren Themen siehe auch

Siehe auch

Literatur

  • Eckhard Bieger: Das Kirchenjahr entdecken & erleben. Entstehung, Bedeutung und Brauchtum der Festtage. St. Benno-Verlag, Leipzig o. J. (2006), ISBN 3-7462-2125-0.
  • Karl-Heinrich Bieritz: Das Kirchenjahr. Feste, Gedenk- und Feiertage in Geschichte und Gegenwart. Beck, München 1998, ISBN 3-406-43947-0.
  • Heinzgerd Brakmann: Jahr (kultisches) B. Christlich. In: Reallexikon für Antike und Christentum. Band 16. (1994), S. 1106–1118.
  • Mathias Christiansen (Hrsg.): Almanach der frohen Botschaft. Ein Begleiter durch das Kirchenjahr. Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat, Münster 2006, ISBN 3-86582-219-3.
  • Evangelisches Gottesdienstbuch. Taschenausgabe. Evangelische Haupt-Bibelgesellschaft, Berlin 2005, ISBN 3-7461-0141-7.
  • Klaus-Peter Jörns, Karl Heinrich Bieritz: Kirchenjahr. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 18, de Gruyter, Berlin/New York 1989, ISBN 3-11-011613-8, S. 575–599.
  • Dietz-Rüdiger Moser: Bräuche und Feste im christlichen Jahreslauf. Brauchformen der Gegenwart in kulturgeschichtlichen Zusammenhängen. Edition Kaleidoskop im Verlag Styria, Graz 1993, ISBN 3-222-12069-2.
  • Martin Senftleben: Mit dem Kirchenjahr leben. Eine Handreichung für unsere Gottesdienste. Einführungen – Themen – Texte – Lieder. Sonnenweg-Verlag, Konstanz 1986, ISBN 3-7975-0342-3.
  • Albert Ehrhard: Das griechische Kirchenjahr und der byzantinische Festkalender. In: ders.: Überlieferung und Bestand der hagiographischen Literatur der griechischen Kirche, Bd. 1. Hinrichs, Leipzig 1937, DNB 365573612, S. 25–53.
  • Harald Buchinger: Zu Ursprung und Entwicklung des Liturgischen Jahres. Tendenzen, Ergebnisse und Desiderate heortologischer Forschung. In: Liturgisches Jahrbuch 61 (2011), S. 207–240.
  • Liborius Olaf Lumma: Feiern im Rhythmus des Jahres. Eine kurze Einführung in christliche Zeitrechnung und Feste. Pustet-Verlag, Regensburg, 2016, ISBN 978-3-7917-2771-4.
  • Joachim Stiller: Der Jahreskries des Kirchenjahres PDF

Weblinks

Commons: Kirchenjahr - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wiktionary: Kirchenjahr – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Julia Martin: Das bedeuten die vier Adventssonntage. In: katholisch.de. 1. Dezember 2018, abgerufen am 5. Januar 2019.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Klaus-Peter Jörns, Karl Heinrich Bieritz: Kirchenjahr. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 18, de Gruyter, Berlin/New York 1989, ISBN 3-11-011613-8, S. 575–599.
  3. Hansjörg Auf der Maur: Feiern im Rhythmus der Zeit I. Herrenfeste in Woche und Jahr. Regensburg 1983, S. 129.
  4. Konstitution über die heilige Liturgie Sacrosanctum Concilium, Nr. 106.
  5. Klaus-Peter Jörns, Karl Heinrich Bieritz: Kirchenjahr. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 18, de Gruyter, Berlin/New York 1989, ISBN 3-11-011613-8, S. 583.
  6. Karl-Heinrich Beiritz: Der Gottesdienst im Kirchenjahr. In: Evangelisches Gottesdienstbuch, Ergänzungsband, S. 182.


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