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Eine '''Wahrnehmungstäuschung''' liegt vor, wenn die [[subjekt]]ive [[Wahrnehmung]] nicht mit der [[objekt]]iv gegeben, äußeren, [[Wikipedia:physik|physik]]alisch konstatierbaren [[Realität]] übereinstimmt. Wie schon [[Goethe]] bemerkte und auch von [[Rudolf Steiner]] bekräftigt wird, handelt es sich dabei ''nicht'' eigentlich um eine '''Sinnestäuschung''', sondern vielmehr um eine falsche Beurteilung des sinnlich Erfahrenen aufgrund einer nicht der äußeren Realität angemessenen Verarbeitung der Sinnesdaten im [[Gehirn]]. Auch wenn man das Fehlurteil mit wachem [[Verstand]] durchschaut, lässt sich die erlebte Wahrnehmungstäuschung in der Regel nicht aufheben, da die Verarbeitung der Sinnesdaten in einem Bereich erfolgt, der unserem [[Bewusstsein]] kaum zugänglich ist. In Wahrheit handelt es sich also um eine fälschliche [[Vorstellung]]sbildung, die sich aber nicht oder kaum willkürlich beeinflussen lässt. Wahrnehmungstäuschungen können alle äußeren [[Sinne]] betreffen; am verbreitetsten sind [[Wikipedia:Optische Täuschung|optische]], [[Wikipedia:Akustische Täuschung|akustische]], [[Wikipedia:Haptische Täuschung|haptische]] und [[Wikipedia:Thermische Täuschung|thermische]] Täuschungen. | |||
Eng verwandt mit den Wahrnehmungstäuschungen im engeren Sinn, denen wir uns nicht entziehen können, selbst wenn wir sie durchschauen, sind die [[Illusion]]en. Auch sie beruhen auf einer verfälschten wirklichen Wahrnehmung und unterscheiden sich dadurch etwa von [[Halluzination]]en, denen keine augenblicklich gegebene äußere Wahrnehmung zugrunde liegt. Illusionen können sehr leicht entstehen, wenn unsere Urteilsfähigkeit durch mangelnde Sinnesdaten verunsichert wird. So kann etwa in der Dämmerung der Schatten eines Gegenstandes leicht als hingekauerte Gestalt verkannt werden. Illusionen können sich pathologisch bis zum [[Wahn]] steigern. Sie beruhen nach [[Rudolf Steiner]] auf einer fehlerhaften [[Gedächtnis]]bildung. Es werden dadurch Kräfte freigesetzt, die eigentlich erst in der nächsten irdischen [[Inkarnation]] wirksam werden sollten. Was wir in einer [[Inkarnation]] erleben und an Taten verrichten, prägt sich nämlich dem [[Gedächtnis]] ein, dessen organische Grundlage nach Steiner vor allem an der Oberfläche der inneren [[Organ]]e zu suchen ist. Wenn es sich dabei beispielsweise um die Erinnerung sehr abstrakter Gedanken handelt, so ist daran außerordentlich stark die [[Lunge]]noberfläche beteiligt. Diese Erinnerungen werden normalerweise in der Schädelformung der zukünftigen Inkarnation sichtbar. Werden diese formenden Kräfte allerdings schon in der gegenwärtigen Inkarnation freigesetzt, führen sie zu wahnhaften [[Illusion]]en, was man bei schweren Lungenerkrankungen oft bemerken kann. | |||
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#Rudolf Steiner: ''Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist – Erster Teil'', [[GA 205]] (1987), ISBN 3-7274-2050-2 {{Vorträge|205}} | |||
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Version vom 10. Februar 2017, 16:38 Uhr
Eine Wahrnehmungstäuschung liegt vor, wenn die subjektive Wahrnehmung nicht mit der objektiv gegeben, äußeren, physikalisch konstatierbaren Realität übereinstimmt. Wie schon Goethe bemerkte und auch von Rudolf Steiner bekräftigt wird, handelt es sich dabei nicht eigentlich um eine Sinnestäuschung, sondern vielmehr um eine falsche Beurteilung des sinnlich Erfahrenen aufgrund einer nicht der äußeren Realität angemessenen Verarbeitung der Sinnesdaten im Gehirn. Auch wenn man das Fehlurteil mit wachem Verstand durchschaut, lässt sich die erlebte Wahrnehmungstäuschung in der Regel nicht aufheben, da die Verarbeitung der Sinnesdaten in einem Bereich erfolgt, der unserem Bewusstsein kaum zugänglich ist. In Wahrheit handelt es sich also um eine fälschliche Vorstellungsbildung, die sich aber nicht oder kaum willkürlich beeinflussen lässt. Wahrnehmungstäuschungen können alle äußeren Sinne betreffen; am verbreitetsten sind optische, akustische, haptische und thermische Täuschungen.
Eng verwandt mit den Wahrnehmungstäuschungen im engeren Sinn, denen wir uns nicht entziehen können, selbst wenn wir sie durchschauen, sind die Illusionen. Auch sie beruhen auf einer verfälschten wirklichen Wahrnehmung und unterscheiden sich dadurch etwa von Halluzinationen, denen keine augenblicklich gegebene äußere Wahrnehmung zugrunde liegt. Illusionen können sehr leicht entstehen, wenn unsere Urteilsfähigkeit durch mangelnde Sinnesdaten verunsichert wird. So kann etwa in der Dämmerung der Schatten eines Gegenstandes leicht als hingekauerte Gestalt verkannt werden. Illusionen können sich pathologisch bis zum Wahn steigern. Sie beruhen nach Rudolf Steiner auf einer fehlerhaften Gedächtnisbildung. Es werden dadurch Kräfte freigesetzt, die eigentlich erst in der nächsten irdischen Inkarnation wirksam werden sollten. Was wir in einer Inkarnation erleben und an Taten verrichten, prägt sich nämlich dem Gedächtnis ein, dessen organische Grundlage nach Steiner vor allem an der Oberfläche der inneren Organe zu suchen ist. Wenn es sich dabei beispielsweise um die Erinnerung sehr abstrakter Gedanken handelt, so ist daran außerordentlich stark die Lungenoberfläche beteiligt. Diese Erinnerungen werden normalerweise in der Schädelformung der zukünftigen Inkarnation sichtbar. Werden diese formenden Kräfte allerdings schon in der gegenwärtigen Inkarnation freigesetzt, führen sie zu wahnhaften Illusionen, was man bei schweren Lungenerkrankungen oft bemerken kann.
"Wenn man nun dieses in der Lunge Aufgespeicherte nicht in der richtigen Weise beherrscht, dann wird es so ausgepreßt, wie ich gestern sagte, daß ein Schwamm ausgepreßt wird, und dann entstehen aus dem, was eigentlich erst in der nächsten Inkarnation kopfformend herauskommen sollte, vorzugsweise solche abnormen Erscheinungen, die man gewöhnlich als Zwangsgedanken bezeichnet oder auch in irgendeiner Weise als Illusionen. Es ist ein interessantes Kapitel einer höheren Physiologie, bei Lungenkranken zu studieren, welche merkwürdigen Vorstellungen da auftreten im Hochstadium der Lungenkrankheiten. Das hängt zusammen mit dem, was ich eben jetzt auseinandergesetzt habe, mit diesem Herauspressen der Gedanken. Die Gedanken, die da herausgepreßt werden, sind deshalb Zwangsgedanken, weil sie schon die formende Kraft in sich haben. Die Gedanken, die wir jetzt normal im Bewußtsein haben sollen, die dürfen nur Bilder sein, die dürfen nicht eine formende Kraft in sich haben, dürfen uns nicht zwingen. Durch die lange Zeit zwischen Tod und neuer Geburt, da zwingen sie, da sind sie Kausalitäten, da wirken sie dann formend. Jetzt dürfen sie uns nicht überwältigen, sie dürfen nur beim Übergang von einem Leben ins andere ihre Kraft ausüben." (Lit.: GA 205, S. 102f)
Literatur
- Rudolf Steiner: Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist – Erster Teil, GA 205 (1987), ISBN 3-7274-2050-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv. Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen. Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners. |