Turing-Test und Janus (Mythologie): Unterschied zwischen den Seiten

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Der '''Turing-Test''', der von dem britisch [[Logik]]er, [[Mathematiker]] und [[Informatik]]er [[Alan Turing]] 1950 in seiner Arbeit „''Computing Machinery and Intelligence''“<ref>{{Literatur |Autor=Alan M. Turing |Titel=Computing Machinery and Intelligence |Hrsg= |Sammelwerk=[[Wikipedia:Mind (Zeitschrift)|Mind]] |Band=LIX |Nummer=236 |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=1950 |ISBN= |ISSN=0026-4423 |Seiten=433–460 |Kommentar=Grundlagenartikel der Künstlichen Intelligenz, schlägt den „Turing-Test“ zur Überprüfung der Denkfähigkeit einer Maschine vor |Online=[https://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/urn/urn:nbn:de:hbz:6:1-85465 PDF-Scan - OffPrint mit Autograph, Uni Münster], [https://academic.oup.com/mind/article/LIX/236/433/986238 PDF - MIND], [http://cogprints.org/499/1/turing.htm HTML-Transkription - CogPrints] |DOI=10.1093/mind/LIX.236.433}}</ref> eingeführt wurde, soll feststellen, ob eine [[Maschine]] ein [[Intelligenz|intelligentes]] [[Verhalten]] zeigt, das von dem eines [[Mensch]]en nicht unterscheidbar ist.  
[[Datei:Janus1.JPG|miniatur|300px|Büste des Janus ([[Wikipedia:Vatikanische Museen|Vatikanische Museen]], [[Wikipedia:Vatikanstadt|Vatikanstadt]]).]]
[[Datei:Rubens126.JPG|mini|300px|[[Wikipedia:Peter Paul Rubens|Peter Paul Rubens]]: ''Tempel des Janus'' (1635)]]
__NOTOC__
'''Janus''' ([[lat.]] ''Ianus''), nach dem der Monat [[Wikipedia:Januar|Januar]] benannt wurde, ist einer der ältesten [[Götter]] der [[Wikipedia:Römische Mythologie|römischen Mythologie]] und hat keine Entsprechung in der [[Griechische Mythologie|griechischen Mytholgie]]. Stets mit dem typischen '''Januskopf''' dargestellt, der aus zwei miteinander am Hinterhaupt verwachsenen [[Kopf|Köpfen]] besteht, blickt er als stets [[Gegenwart|Gegenwärtiger]] aus der Mitte seiner [[Ich-Kraft]] zugleich in die [[Vergangenheit]] und in die [[Zukunft]], zurück zum Ursprung und voraus auf die - mögliche - Vollendung. Der Bau des [[Wikipedia:Janustempel (Rom)|Janustempels]] in [[Wikipedia:Rom|Rom]], der ursprünglich ein Holzbau gewesen sein dürfte, den man unter [[Wikipedia:Augustus|Augustus]] durch einen Bronzeschrein ersetzte, wurde dem sagenhaften König [[Wikipedia:Numa Pompilius|Numa Pompilius]] zugeschrieben<ref>[[Livius]] ''Ab urbe condita'' 1, 19</ref>. Janus war ein Gott des [[Krieg]]es. Zur Zeit des [[Frieden]]s wurde sein Tempel geschlossen - was in den Jahren bis zu Kaiser [[Wikipedia:Augustus|Augustus]] nur zweimal geschah.  


== The Imitation Game - das Nachahmungs-Spiel ==
{{GZ|Sehen Sie, ich habe Ihnen gesagt, der alte Jude, der sein Altes Testament
verstanden hat, der hat gewußt, was es heißt: Gott hat dich durch
deine Nieren in der Nacht geplagt. - Damit wollte er ausdrücken die
Wirklichkeit dessen, was der Seele als bloße Träume erscheint. Gott hat
dich durch deine Nieren in der Nacht geplagt - so sagte er ja, denn er
hat gewußt: Da ist nicht nur ein Mensch, der durch seine Augen hinausguckt
in die äußere Welt, sondern da ist ein Mensch, der durch seine
Nieren hereindenkt und durch seine Leber hereinschaut in das Innere.


Für den Test entwarf Turing ein Spiel, das er „''The Imitation Game''“ (''Das Nachahmungs-Spiel'') nannte. An ihm nehmen drei Spieler teil, ein Mann A, eine Frau B und ein Fragesteller C. Der Fragesteller C befindet sich dabei in einem anderen Raum als die von ihm befragten Spieler A und B. Durch geschickte Fragestellungen, die als Text in [[Natürliche Sprache|natürlicher Sprache]] per [[Wikipedia:Fernschreiber|Fernschreiber]] übermittel werden, soll der Fragesteller C nun herausfinden, welcher der beiden Mitspieler die Frau ist. Die Antworten kommen ebenfalls per Fernschreiber. Der Mann A hat nun pikanterweise die Aufgabe, sich glaubhaft als Frau darzustellen. Diese Grundidee wird nun auf den Turing-Test übertragen, wobei aber der Spieler A durch einen Computer ersetzt wird.
Und das haben die alten Römer auch noch gewußt. Die haben gewußt,
daß es eigentlich doch zwei Menschen gibt: den einen, der durch
seine Augen so herausguckt, und dann den anderen, der in seinem
Bauche seine Leber hat und der in sein eigenes Innere hereinguckt. Nun
ist es allerdings so, daß man bei der Leber - man kann das an der Verteilung
der ganzen blauen Adern verfolgen - , wenn man den Ausdruck
gebrauchen will, sagen muß: Die guckt eigentlich nach hinten. Daher
kommt es auch, daß der Mensch so wenig von seinem Inneren wahrnimmt;
geradesowenig wie Sie das, was hinter Ihnen ist, wahrnehmen,
sowenig nimmt die Leber ganz bewußt wahr, was sie eigentlich anguckt.
Das haben die alten Römer gewußt. Nur haben sie es so ausgedrückt,
daß man nicht gleich darauf kommt. Sie haben sich vorgestellt:
Da hat der Mensch vorn einen Kopf, und im Unterkörper hat
er wiederum einen Kopf; der ist aber nur ein undeutlicher Kopf, der
guckt nach hinten. - Und dann haben sie die zwei Köpfe zusammengenommen
und haben so etwas gebildet (siehe Zeichnung): einen Kopf
mit zwei Gesichtern, von denen das eine nach hinten, das andere nach
vorne schaut. Solche Bildsäulen findet man heute noch, wenn man nach
Italien kommt. Man nennt sie Janusköpfe [...]


Der Turing-Test konzentriert sich dabei rein auf die [[intellekt]]uelle Kapazität der Maschine. Es geht um die grundlegende Frage: „Können Maschinen denken?“
[[Datei:GA347 097.gif|center|200px|Zeichnung aus GA 347, S. 97 (Tafel 4)]]


{{Zitat|Das neue Problem hat den Vorteil, dass es eine ziemlich scharfe Grenze zwischen den physischen und intellektuellen Fähigkeiten eines Menschen zieht. Kein Ingenieur oder Chemiker behauptet, ein Material herstellen zu können, das von der menschlichen Haut nicht zu unterscheiden ist. Es ist möglich, dass dies irgendwann geschehen könnte, aber selbst wenn diese Erfindung verfügbar ist, sollten wir das Gefühl haben, dass es wenig Sinn macht, zu versuchen, eine "denkende Maschine" menschlicher zu machen, indem man sie in solch ein künstliches Fleisch kleidet. Die Form, in der wir das Problem formuliert haben, spiegelt diese Tatsache in der Bedingung wider, die verhindert, dass der Fragesteller die anderen Konkurrenten sieht oder berührt oder ihre Stimmen hört.|Alan Turing|''Computing Machinery and Intelligence'', S. 2}}
Ja, nun, die Römer haben eben noch etwas gewußt durch ein gewisses
natürliches Denken, was die ganze spätere Menschheit nicht
gewußt hat, und worauf wir jetzt kommen, selbständig darauf kommen.
So daß man jetzt wieder wissen kann, daß die Römer nicht dumm
waren, sondern gescheit waren! Januskopf heißt Jänner, Januar. Warum
haben sie ihn denn just in den Zeitanfang des Jahres gesetzt? Das ist
auch noch ein besonderes Geheimnis.


Turing selbst hat nicht klar ausgesprochen, ob der Fragesteller weiß, dass nun einer der beiden Mitspieler eine Maschine ist. Gemäß der Standard-Interpretation des Turing-Tests nimmt man an, dass der Fragesteller nun herausfinden soll, welcher Mitspieler menschlich und welcher eine Maschine ist. Kann der Fragesteller C auch nach intensiver Befragung nicht klar entscheiden, ob A oder B die Maschine ist, hat diese den Turing-Test bestanden.
Ja, meine Herren, wenn man schon einmal so weit gekommen ist,
einzusehen, daß die Seele nicht nur im Kopfe, sondern auch in der
Leber und Niere arbeitet, dann kann man auch verfolgen, wie das
durch das Jahr hindurch verschieden ist. Wenn nämlich Sommer ist,
warme Jahreszeit, da ist es so, daß die Leber außerordentlich wenig
arbeitet. Da kommt die Leber und die Niere mehr in eine Art von seelischer
Schlaftätigkeit, verrichtet nur ihre äußerlichen körperlichen
Funktionen, weil der Mensch mehr an die Wärme der Außenwelt hingegeben
ist. Es fängt das im Inneren an, mehr Stillstand zu haben. Das
ganze Verdauungssystem ist im Hochsommer stiller als im Winter; aber
im Winter fängt dieses Verdauungssystem an, sehr geistig-seelisch zu
sein. Und wenn die Weihnachtszeit kommt, die Neujahrszeit, wenn der
Januar kommt und anfängt, da ist am stärksten die seelische Tätigkeit
in der Leber und in den Nieren drinnen.


== Kritik ==
Das haben die Römer auch gewußt. Deshalb haben sie den Menschen
Sehr oft wird unter Turing-Test ein Test verstanden, der nachweisen soll, wann eine Machine künstliches [[Bewusstsein]] erlangt hat. Das ist aber aus prinzipiellen Gründen unmöglich, denn dazu müsste man sich schon in das Innere der Maschine begeben und das Bewusstsein der Maschein selbst erfahren können, was aber nicht geht, wie [[Thomas Nagel]] in seinem berühmten Aufsatz „''How it is to be a bat''“ klargestellt hat. Unter der Prämisse, man wolle durch einen Turing-Test nachweisen, ob eine Maschine künstliches Bewusstsein hat, oder nicht, muss dem Turing-Test eine klare Absage erteilt werden. Wohl aber lässt sich zeigen, dass man eine Maschine bauen kann, die sich so verhält, „also ob“ sie ein Mensch wäre und deren Verhalten und Reaktionen von denen eines Menschen praktisch nicht mehr zu unterscheiden sind. Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, wann die Techniker so weit sein werden, und eine Machine bauen werden, die jeden beliebigen Turing-Test besteht. Dass sie dann allerdings immer noch über keinerlei Bewusstsein verfügt, sollte hinriechend deutlich geworden sein. Und selbst „wenn“ sie ein eigenes Bewusstsein hätte, wäre dieses Bewusstsein eben niemals nachweisbar. Machinen, speziell Androide, werden für den Menschen bis in alle Ewigkeit nur Androide, also Menschen zweiter Klasse bleiben. Das ist einfach ihr Schicksal auf diesem Planeten.
mit den zwei Gesichtern den Jännermenschen, den Januarmenschen
genannt.|347|96f}}


Um diese Problematik zu illustrieren, hat der US-amerikanische Philosoph [[John Searle]] das [[Gedankenexperiment]] des sog. „[[Chinesisches Zimmer|Chinesischen Zimmers]]“ entworfen. Searle stellt sich dabei einen geschlossenen Raum vor, in dem ein Mensch, der keinerlei Chinesisch versteht, in chinesischer Schrift gestellte Fragen anhand einer in seiner Muttersprache verfassten Anleitung mittels Kärtchen in chinesischer Schrift sinnvoll beantwortet. Personen außerhalb des Raums folgern daraus, dass der Mensch in dem Raum Chinesisch beherrscht, obwohl das gar nicht der Fall ist. Ebesowenig sei gewährleistet, dass digitale [[Computer]] allein dadurch [[Bewusstsein]] erlangen könnten, dass sie ein "passendes" [[Computerprogramm|Programm]] ausführen.
{{GZ|Die Römer haben den Mut
gefunden, da sie dem Kriege einen Gott gesetzt haben - den Janus -,
den Janustempel nur dann zu schließen, wenn Friede ist. Er wurde in
der Zeit von Numa Pompilius, unter dessen Regentschaft er ganz
geschlossen war, durch die ganzen 724 Jahre bis zum Kaiser Augustus
nur zweimal geschlossen. Aber die Römer haben den Mut gehabt, zu
unterscheiden bei ihrem Dienste für einen der obersten der Götter
zwischen Krieg und Frieden. Man frage sich, ob die heutige Zeit denselben
Mut aufbringen würde, vielleicht zu schließen die Friedensstätten,
die Stätten, die dem Frieden dienen sollten da, wo die ganze
Welt von Krieg entbrannt ist? Man würde erst dann von Mut
sprechen können, wenn so viel Schöpferkraft in der Gegenwart wäre,
daß man einen rechten Unterschied bemerken könnte an den Stätten,
wo von Frieden geredet wird, wenn dies in solchen Zeiten geschieht,
wie es die gegenwärtigen sind.|180|35f}}


Insofern sich die [[kosmische Intelligenz]] in der gesamten [[Natur]] in Form von [[Naturgesetz]]en widerspiegelt, ist auch diese insofern als intelligent anzusehen, als sie sich entsprechend der von der kosmischen Intelligenz repräsentierten [[Ordnung]] gestaltet und verhält, durch alle [[Naturreiche]] bis hinab in den [[anorganisch]]en Bereich, unabhängig davon, ob damit [[Bewusstsein]] und [[Einsicht]] verbunden ist oder nicht. In diesem Sinn können auch vom [[Mensch]]en entworfene tote bewusstlose [[Maschine]]n als „intelligent“ bezeichnet werden. Um ein bewusstes [[Denken]], das dem des Menschen annähernd vergleichbar wäre, handelt es sich dabei aber nicht.
== Siehe auch ==


Überdies ist die in [[elektronisch]]en Geräten verkörperte Intelligenz, kein reines Abbild der kosmischen Intelligenz, sondern [[ahrimanisch]]er Natur. Auf den Zusammenhang des [[Doppelgänger#Ahrimanische und luziferische Doppelgänger|ahrimanischen Doppelgängers]] mit den Kräften der [[Elektrizität]], die namentlich auch in unserem [[Nervensystem]] wirken, hat [[Rudolf Steiner]] nachdrücklich hingewiesen. In diesem Sinn bildet die mittlerweile weltweit per [[Internet]] vernetzte [[Computer]]welt einen mächtigen ''elektronischen Doppelgänger'', dessen Intelligenz nicht menschlich, sondern ahrimanisch ist. Es ist in unserem gegenwärtigen [[Bewusstseinsseelenzeitalter]] durchaus eine gewisse Notwendigkeit vorhanden, dass wir uns gerade mit diesen ''nicht''meschlichen Kräften auseinandersetzen müssen, um unser eigenes [[menschlich]]es Wesen klarer erkennen zu können. Den fundamentalen Unterschied zwischen der menschlichen Intelligenz und jeder anderen Art von Intelligenz zu erfassen - das ist der wahre Kernpunkt des „Turing-Tests“.
* {{WikipediaDE|Janus (Mythologie)}}


Dazu muss man erkennen, das sich das bewusste menschliche Denken nur in einem Wesen entfalten kann, das wie der Mensch die vier grundlegenden [[Wesensglieder]] [[physischer Leib]], [[Ätherleib]], [[Astralleib]] und [[Ich]] besitzt. Jedes dieser Wesensglieder ist in gewissem Sinn „intelligent“ - ganz besonders der physische Leib aufgrund seiner langen Entwicklungszeit, die er bereits hinter sich hat. Nur der allergeringste Teil dieser Intelligenz ist heute unserem Bewusstsein zugänglich. Und insofern diese dem Physischen innenwohnende Intelligenz maschinell in Tätigkeit gesetzt wird, kann sie durchaus die bewusste Intelligenz des Menschen übertreffen. In speziellen Teilbereichen ist das schon längst der Fall; man denke nur an das geradezu schwindelerregende Rechenvermögen selbst der einfachsten Computer. Der Zeitpunkt der [[Technologische Singularität|technologischen Singularität]], ab dem die physisch-maschinelle Intelligenz die - in diesem Punkt - gleichgeartete menschliche Intelligenz übersteigt, steht tatsächlich vor der Tür, doch ragt das menschliche Denken in allen anderen Bereichen unendlich weit darüber hinaus, da der Mensch auch Zugang zu der in den anderen Wesengliedern waltenden Intelligenz hat, die den nur auf physischer Grundlage laufenden Maschinen verschlossen bleibt.
== Literatur ==


Jedes der genannten Wesensglieder verfügt auch über ein ihm eigentümliches Bewusstsein, das beim physischen Leib sehr umfassend, aber äußerst dumpf ist. Das Bewusstsein des Ätherleibs ist zwar schon heller, enspricht aber immer noch unserem traumlosen [[Schlafbewusstsein]]. Im [[Astralleib]] steigt es bis zum [[Traumbewusstsein]] auf. Und erst durch das Ich erwacht das klare [[Selbstbewusstsein]], in dem das menschliche Denken, das auf dem geordneten Zusammenspiel aller Wesensglieder beruht, voll bewusst in Erscheinung treten. Das geschieht zunächst in Form jenes [[mental]]en Spiegelbildes, das wir aus unserem alltäglichen Denken kennen. Die eigentliche [[Wirklichkeit]] des Denkens eröffnet sich erst einer [[Schulungsweg|geistigen Schulung]], durch die das Ich auch die höheren geistigen Wesenglieder, zunächst insbesondere das [[Geistselbst]], entwickelt und bewusst mit ihnen umgehen kann. Denn Anfang dieses Weges hat [[Rudolf Steiner]] bereits in seiner «[[Philosophie der Freiheit]]» beschrieben. Dieser Weg führt systematisch zur Entfaltung des [[Reines Denken|reinen, sinnlichkeitsfreien Denkens]], in dem die erste Berührung mit der in allen [[Naturreiche]]n gestaltend wirkenden [[Ideenwelt]] stattfindet.
* Rudolf Steiner: ''Mysterienwahrheiten und Weihnachtsimpulse. Alte Mythen und ihre Bedeutung'', [[GA 180]] (1980), ISBN 3-7274-1800-1 {{Vorträge|180}}
* Rudolf Steiner: ''Die Erkenntnis des Menschenwesens nach Leib, Seele und Geist. Über frühe Erdzustände'', [[GA 347]] (1995), ISBN 3-7274-3470-8 {{Vorträge|347}}
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Ianus}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


[[Kategorie:Alan Turing]]
[[Kategorie:Römische Mythologie]]
[[Kategorie:Informatik]]
[[Kategorie:Künstliche Intelligenz]]
[[Kategorie:Philosophie des Geistes]]
[[Kategorie:Kognitionswissenschaft]]

Version vom 17. August 2018, 01:38 Uhr

Büste des Janus (Vatikanische Museen, Vatikanstadt).
Peter Paul Rubens: Tempel des Janus (1635)

Janus (lat. Ianus), nach dem der Monat Januar benannt wurde, ist einer der ältesten Götter der römischen Mythologie und hat keine Entsprechung in der griechischen Mytholgie. Stets mit dem typischen Januskopf dargestellt, der aus zwei miteinander am Hinterhaupt verwachsenen Köpfen besteht, blickt er als stets Gegenwärtiger aus der Mitte seiner Ich-Kraft zugleich in die Vergangenheit und in die Zukunft, zurück zum Ursprung und voraus auf die - mögliche - Vollendung. Der Bau des Janustempels in Rom, der ursprünglich ein Holzbau gewesen sein dürfte, den man unter Augustus durch einen Bronzeschrein ersetzte, wurde dem sagenhaften König Numa Pompilius zugeschrieben[1]. Janus war ein Gott des Krieges. Zur Zeit des Friedens wurde sein Tempel geschlossen - was in den Jahren bis zu Kaiser Augustus nur zweimal geschah.

„Sehen Sie, ich habe Ihnen gesagt, der alte Jude, der sein Altes Testament verstanden hat, der hat gewußt, was es heißt: Gott hat dich durch deine Nieren in der Nacht geplagt. - Damit wollte er ausdrücken die Wirklichkeit dessen, was der Seele als bloße Träume erscheint. Gott hat dich durch deine Nieren in der Nacht geplagt - so sagte er ja, denn er hat gewußt: Da ist nicht nur ein Mensch, der durch seine Augen hinausguckt in die äußere Welt, sondern da ist ein Mensch, der durch seine Nieren hereindenkt und durch seine Leber hereinschaut in das Innere.

Und das haben die alten Römer auch noch gewußt. Die haben gewußt, daß es eigentlich doch zwei Menschen gibt: den einen, der durch seine Augen so herausguckt, und dann den anderen, der in seinem Bauche seine Leber hat und der in sein eigenes Innere hereinguckt. Nun ist es allerdings so, daß man bei der Leber - man kann das an der Verteilung der ganzen blauen Adern verfolgen - , wenn man den Ausdruck gebrauchen will, sagen muß: Die guckt eigentlich nach hinten. Daher kommt es auch, daß der Mensch so wenig von seinem Inneren wahrnimmt; geradesowenig wie Sie das, was hinter Ihnen ist, wahrnehmen, sowenig nimmt die Leber ganz bewußt wahr, was sie eigentlich anguckt. Das haben die alten Römer gewußt. Nur haben sie es so ausgedrückt, daß man nicht gleich darauf kommt. Sie haben sich vorgestellt: Da hat der Mensch vorn einen Kopf, und im Unterkörper hat er wiederum einen Kopf; der ist aber nur ein undeutlicher Kopf, der guckt nach hinten. - Und dann haben sie die zwei Köpfe zusammengenommen und haben so etwas gebildet (siehe Zeichnung): einen Kopf mit zwei Gesichtern, von denen das eine nach hinten, das andere nach vorne schaut. Solche Bildsäulen findet man heute noch, wenn man nach Italien kommt. Man nennt sie Janusköpfe [...]

Zeichnung aus GA 347, S. 97 (Tafel 4)
Zeichnung aus GA 347, S. 97 (Tafel 4)

Ja, nun, die Römer haben eben noch etwas gewußt durch ein gewisses natürliches Denken, was die ganze spätere Menschheit nicht gewußt hat, und worauf wir jetzt kommen, selbständig darauf kommen. So daß man jetzt wieder wissen kann, daß die Römer nicht dumm waren, sondern gescheit waren! Januskopf heißt Jänner, Januar. Warum haben sie ihn denn just in den Zeitanfang des Jahres gesetzt? Das ist auch noch ein besonderes Geheimnis.

Ja, meine Herren, wenn man schon einmal so weit gekommen ist, einzusehen, daß die Seele nicht nur im Kopfe, sondern auch in der Leber und Niere arbeitet, dann kann man auch verfolgen, wie das durch das Jahr hindurch verschieden ist. Wenn nämlich Sommer ist, warme Jahreszeit, da ist es so, daß die Leber außerordentlich wenig arbeitet. Da kommt die Leber und die Niere mehr in eine Art von seelischer Schlaftätigkeit, verrichtet nur ihre äußerlichen körperlichen Funktionen, weil der Mensch mehr an die Wärme der Außenwelt hingegeben ist. Es fängt das im Inneren an, mehr Stillstand zu haben. Das ganze Verdauungssystem ist im Hochsommer stiller als im Winter; aber im Winter fängt dieses Verdauungssystem an, sehr geistig-seelisch zu sein. Und wenn die Weihnachtszeit kommt, die Neujahrszeit, wenn der Januar kommt und anfängt, da ist am stärksten die seelische Tätigkeit in der Leber und in den Nieren drinnen.

Das haben die Römer auch gewußt. Deshalb haben sie den Menschen mit den zwei Gesichtern den Jännermenschen, den Januarmenschen genannt.“ (Lit.:GA 347, S. 96f)

„Die Römer haben den Mut gefunden, da sie dem Kriege einen Gott gesetzt haben - den Janus -, den Janustempel nur dann zu schließen, wenn Friede ist. Er wurde in der Zeit von Numa Pompilius, unter dessen Regentschaft er ganz geschlossen war, durch die ganzen 724 Jahre bis zum Kaiser Augustus nur zweimal geschlossen. Aber die Römer haben den Mut gehabt, zu unterscheiden bei ihrem Dienste für einen der obersten der Götter zwischen Krieg und Frieden. Man frage sich, ob die heutige Zeit denselben Mut aufbringen würde, vielleicht zu schließen die Friedensstätten, die Stätten, die dem Frieden dienen sollten da, wo die ganze Welt von Krieg entbrannt ist? Man würde erst dann von Mut sprechen können, wenn so viel Schöpferkraft in der Gegenwart wäre, daß man einen rechten Unterschied bemerken könnte an den Stätten, wo von Frieden geredet wird, wenn dies in solchen Zeiten geschieht, wie es die gegenwärtigen sind.“ (Lit.:GA 180, S. 35f)

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Ianus - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Livius Ab urbe condita 1, 19