Vere Gordon Childe

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Vere Gordon Childe, ca. 1930er Jahre

Vere Gordon Childe (* 14. April 1892 in North Sydney, Australien; † 19. Oktober 1957 in den Blue Mountains, New South Wales) war ein australischer Archäologe und Anthropologe, der als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Archäologen des 20. Jahrhunderts gilt. Sein Werk hat die moderne Archäologie und Anthropologie maßgeblich geprägt und beeinflusst.

Leben

Gordon Childe wurde am 14. April 1892 in Sydney, Australien geboren. Er studierte Klassische Philologie, Geschichte und Archäologie an der University of Sydney und später an der University of Oxford, wo er bei Sir Arthur Evans, dem Entdecker des minoischen Palastes von Knossos, studierte. Nach seinem Studium arbeitete Childe als Kurator am Ashmolean Museum in Oxford und später als Dozent an der University of Edinburgh.

Im Jahr 1927 wurde Childe zum Direktor des Instituts für Archäologie der University of London ernannt. Während seiner Zeit in London entwickelte er eine Theorie über die Entstehung der menschlichen Zivilisation und prägte den Begriff "Neolithische Revolution", um den Übergang von der Lebensweise als Jäger und Sammler zur sesshaften Landwirtschaft zu beschreiben. Er schrieb mehrere Bücher, darunter "Man Makes Himself" (1936) und "What Happened in History" (1942), die seine Theorie ausführlich darlegten.

Childe war auch politisch aktiv und trat der Kommunistischen Partei Großbritanniens bei. Er unterstützte die Gewerkschaftsbewegung und engagierte sich für soziale Gerechtigkeit und eine gerechtere Verteilung des Wohlstands. Seine politischen Ansichten brachten ihm jedoch auch Kritik ein und führten dazu, dass er von einigen seiner Kollegen und der Öffentlichkeit angegriffen wurde.

Childe starb am 19. Oktober 1957 in Blue Moutains, New South Wales, Australien. Trotz einiger Kontroversen, die seine politischen Ansichten mit sich brachten, bleibt er als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Archäologen und Anthropologen des 20. Jahrhunderts in Erinnerung.

Werk

Gordon Childe gilt als einer der Begründer der modernen Archäologie und Anthropologie. Seine Theorie der "Neolithischen Revolution" beschrieb den Übergang von der Lebensweise als Jäger und Sammler zur sesshaften Landwirtschaft als einen grundlegenden Wandel in der menschlichen Gesellschaft und Kultur. Er argumentierte, dass dieser Wandel zur Entstehung von Städten, komplexen sozialen Strukturen und Regierungsformen sowie zur Entwicklung von Kunst, Handwerk und Religion führte.

Childe war auch ein wichtiger Verfechter der Kulturgeschichte, einer Theorie, die die kulturellen und gesellschaftlichen Faktoren bei der Entstehung und Entwicklung von Zivilisationen betont. Er betonte die Bedeutung der Technologie, der Wirtschaft und der sozialen Organisation bei der Entstehung von Zivilisationen und argumentierte, dass diese Faktoren miteinander verflochten sind und sich gegenseitig beeinflussen.

Childe schrieb über viele verschiedene Kulturen und Zivilisationen, darunter die minoische Kultur, die Ägypter, die Sumerer und die Indus-Kultur. Seine Bücher, darunter "The Dawn of European Civilization" (1925), "The Bronze Age" (1930) und "The Danube in Prehistory" (1929), sind immer noch wichtige Beiträge zur Archäologie und Anthropologie.

Siehe auch

Literatur

  • Grahame Clark (Hrsg.): Contributions to prehistoric archaeology, offered to Professor V. Gordon Childe in honour of his sixty-fifth birthday. Museum of archaeology and erhnology, Cambridge 1956.
  • Peter Gathercole: Childe, (Vere) Gordon (1892–1957). Oxford Dictionary of National Biography, Oxford University Press, 2004.
  • Peter Gathercole, Terence H. Irving, Gregory Melleuish (Hrsg.): Childe and Australia. Archaeology, politics and ideas. University Press, London 1995, ISBN 0-7022-2613-0.
  • Sally Green: Prehistorian. A biography of V. Gordon Childe. Moonraker Press, Bradford-on-Avon 1989, ISBN 0-239-00206-7.
  • David R. Harris (Hrsg.): The archaeology of V. Gordon Childe. Contemporary perspectives. Proceedings of the V. Gordon Childe Centennial Conference held at the Institute of Archaeology, University College London, 8-9 May 1992 under the auspices of the Institute of Archaeology and the Prehistoric Society. UCL Press, London 1994, ISBN 1-85728-220-5.
  • Barbara McNairn: The method and theory of V. Gordon Childe. Economic, social and cultural interpretations of prehistory. University Press, Edinburgh 1989, ISBN 0-85224-389-8.
  • Linda Manzanilla (Hrsg.): Estudios sobre las revoluciones neolítica y urbana. University Press, Mexiko-Stadt 1988, ISBN 968-36-0693-8.
  • Derek J. Mulvaney: V. G. Childe. 1892–1957, S. 93–94 (Sonderdruck)
  • Bruce G. Trigger: Gordon Childe, revolutions in archaeology. Thames & Hudson, London 1980, ISBN 0-500-05034-1.
  • Ulrich Veit: Gustaf Kossina und V. Gordon Childe: Ansätze zu einer theoretischen Grundlegung der Vorgeschichte. In: Saeculum 45, 3/4, 1984, S. 326–363.
  • Bernard Wailes (Hrsg.): Craft specialization and social evolution. In memory of V. Gordon Childe. University Press, Philadelphia 1996, ISBN 0-924171-43-X.
  • David Graeber und David Wengrow 2022: Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit. Klett-Cotta, Stuttgart. ISBN 978-3-608-98508-5. (Englischer Originaltitel: The Dawn of Everything. A New History of Humanity.)

Weblinks

Commons: V. Gordon Childe - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
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