Hierarchien und Zeit: Unterschied zwischen den Seiten

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Als '''Hierarchien''' ([[Latein|lat.]] ''hierarchia'': „Rangordnung der Weihen“) werden in der [[christlich]]en Terminologie die an der Entwicklung der Welt beteiligten, gemäß ihres Entwicklungsgrades nach Rangstufen geordneten [[Geistige Wesen|geistigen Wesenheiten]] bezeichnet. Über ihnen steht die [[Trinität]] als die höchste Quelle der göttlichen [[Schöpferkraft]]. Die Hierarchien sind in ihrer geistigen Entwicklung dem [[Mensch]]en vorangeschritten und haben an seiner Entwicklung sowie an der [[Erdenentwicklung]] wesentlichen Anteil. Gemäß ihres geistigen Reifegrads lassen sie sich in verschiedene Gruppen einordnen. Im [[Anthroposophie|anthroposophischen]] Sprachgebrauch ist oft zusammenfassend von den ''Hierarchien'' die Rede, wenn die genannten Wesenheiten als Ganzes gemeint sind.
[[Datei:Titian - Allegorie der Zeit.jpg|mini|[[Wikipedia:Tizian|Tizian]]: „Allegorie der Zeit“ - Darstellung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft anhand der Lebensalter: Der Greis (Vergangenheit) blickt zurück, der Jüngling (die Zukunft) nach vorne; der Mann (die Gegenwart) wedet sich dem Betrachter zu.]]
[[Datei:Sanduhr.jpg|thumb|Die Sanduhr, ein einfaches [[Wikipedia:Messinstrument|Messinstrument]] und zugleich [[Symbol]] für die unaufhaltsam dahinfließende Zeit.]]
Die '''Zeit''' ({{ELSalt|Χρόνος}}, ''Chronos''; [[Latein|lat.]] ''Tempus'') erscheint uns ''heute'' im [[irdisch]]en [[Erleben]] als eine unaufhaltsame, unumkehrbare, lineare, von der [[Vergangenheit]] durch die [[Gegenwart]] in die [[Zukunft]] gerichtete Abfolge von Ereignissen. [[Arthur Stanley Eddington]] (1882-1944) dafür prägte im Jahre 1927 in den damals von ihm gehaltenen ''[[Wikipedia:Gifford Lectures|Gifford Lectures]]'' den Begriff '''Zeitpfeil'''<ref>Peter Coveney, Roger Highfield: ''Anti-Chaos. Der Pfeil der Zeit in der Selbstorganisation des Lebens.'' Rowohlt Verlag 1992, S. 19.</ref>. Demgegenüber lag den alten [[Mythologie]]n ein zyklisches Zeitmodell zugrunde, das seinen Ursprung im Erleben des [[Jahreslauf]]es hat. Eng verbunden mit dem Zeitbegriff ist der Begriff der '''Zeitlichkeit''' als Ausdruck der unaufhaltsamen [[Prozess#Reversible_und_irreversible_Prozesse|irreversiblen]] [[Veränderlichkeit]] und [[Vergänglichkeit]] der [[Physische Welt|physischen Welt]], die in einem durch beständiges [[Werden]] und [[Vergehen]] gekennzeichneten [[Entwicklung]]sprozess begriffen ist. Zeitlichkeit ist damit ein Gegenbegriff zur [[Ewigkeit]] und [[Unvergänglichkeit]] der höheren [[Geistige Welt|geistigen Welt]]. Im [[Altes Testament|Alten Testament]] wird die Zeitlichkeit und namentlich der [[Tod]] als Folge des [[Sündenfall]]s gedeutet.


== Überlieferung ==
Aus [[Anthroposophie|anthroposophischer]] Sicht hat das, was wir als Zeit erleben, seine wahre Ursache in dem Zusammenwirken einer Summe niederer und höherer [[Geistige Wesen|geistiger Wesen]].


Historisch ist die Lehre von den Engelhierarchien („Engel“ hier als Oberbegriff für geistige Wesen, nicht im engeren Sinne für die [[Engel|Angeloi]]) durch den Autor [[Dionysius Areopagita]] überliefert. Dionysius wird im Neuen Testament als erster Bischof Athens erwähnt (Apostelgeschichte des Lukas 17,34). Da die Niederschrift der mit seinem Namen versehenen Lehren jedoch erst im frühen 6. Jahrhundert erfolgte, vermutet die herkömmliche Forschung, dass ein unbekannter Autor jener Zeit der Urheber gewesen sei. Dieser habe den Namen des Dionysius Areopagita lediglich als Pseudonym benutzt (daher auch „Pseudo-Dionysius“ genannt).
== Augustinus über das Rätsel der Zeit ==
[[Datei:SunDialAiKhanoum.jpg|miniatur|200px|Antike Hohlkugel-[[Wikipedia:Sonnenuhr|Sonnenuhr]] ([[Wikipedia:Skaphe|Skaphe]]) zur Anzeige [[Wikipedia:Temporale Stunden|temporaler Stunden]]; der horizontal montierte [[Wikipedia:Gnomon|Gnomon]] (Schattenzeiger) ging verloren.]]


Nach [[Rudolf Steiner]] gehen die überlieferten Inhalte jedoch tatsächlich auf den in der Bibel erwähnten Dionysius Areopagita zurück:
{{Zitat|Was ist also die Zeit? Wenn mich niemand darnach fragt, weiß ich es, wenn ich es aber einem, der mich fragt, erklären sollte, weiß ich es nicht; mit Zuversicht jedoch kann ich wenigstens sagen, daß ich weiß, daß, wenn nichts verginge, es keine vergangene Zeit gäbe, und wem nichts vorüberginge, es keine zukünftige Zeit gäbe. jene beiden Zeiten also, Vergangenheit und Zukunft, wie kann man sagen, daß sie sind, wenn die Vergangenheit schon nicht mehr ist und die Zukunft noch nicht ist? Wenn dagegen die Gegenwart immer gegenwärtig wäre und nicht in die Vergangenheit Übergänge, so wäre sie nicht mehr Zeit, sondern Ewigkeit.|Augustinus|[[Wikipedia:Confessiones|Confessiones]] 11,14}}


<div style="margin-left:20px;">
== Der Doppelstrom der Zeit ==
"Die Lehre von den Göttern ist zuerst in ein System gebracht worden von dem Schüler des Apostels Paulus, Dionysius dem Areopagiten. Sie ist aber erst im 6. Jahrhundert aufgeschrieben worden. Die Gelehrten leugnen deshalb die Existenz des Dionysius Areopagita und sprechen von den Schriften des Pseudo-Dionysius, als ob man erst im 6. Jahrhundert alte Überlieferungen zusammengestellt habe. Der wahre Sachverhalt ist nur zu konstatieren durch das Lesen in der Akasha-Chronik. Die Akasha-Chronik aber lehrt, daß Dionysius wirklich in Athen gelebt hat, daß er von Paulus eingeweiht worden ist und von ihm den Auftrag erhalten hat, die Lehre von den höheren Geistwesen zu begründen und besonderen Eingeweihten zu erteilen. Gewisse hohe Lehren wurden damals niemals aufgeschrieben, sondern nur durch mündliche Tradition fortgepflanzt. Auch die Lehre von den Göttern wurde so von Dionysius seinen Schülern gegeben und von diesen wiederum weitergegeben. Der direkte Schüler wurde dann mit Absicht wieder Dionysius genannt, so daß der letzte, der die Lehre von den Göttern aufschrieb, einer in dieser Reihe war, die alle Dionysius genannt wurden.


Diese Lehre von den Göttern, wie sie Dionysius gegeben hat, umfaßt dreimal drei Glieder der göttlichen Wesenheiten...
In einem 1907 an [[Edouard Schuré]] geschriebenen Brief deutet [[Rudolf Steiner]] an, wie wesentlich und grundlegend für ihn die Beschäftigung mit dem [[Wesen]] der Zeit schon etwa ab dem 18. Lebensjahr war. Damals, im Jahr [[1879]], hatte er gerade maturiert und bereitete sich auf sein Studium vor. In dieser Zeit entwickelte Steiner eine klare Vorstellung vom '''Doppelstrom der Zeit''', wonach der äußeren, von der [[Vergangenheit]] in die [[Zukunft]] fließenden Zeit ein gegenläufiger Zeitstrom in der [[Astralwelt]] entgegen kommt. Beide Ströme kreuzen sich in der jeweiligen [[Gegenwart]] und dies sei die Bedingung für das [[Hellsehen|geistige Schauen]].  


Über den Seraphim stehen dann göttliche Wesenheiten von solcher Erhabenheit, dass das menschliche Fassungsvermögen nicht ausreicht, um sie zu begreifen. Nach der dritten Stufe folgt die vierte Hierarchie: Der Mensch, als der zehnte in der ganzen Reihe." {{lit|{{G|093a|97f}}}}
{{GZ|Sehr früh wurde ich auf Kant hingelenkt. Im fünfzehnten und sechzehnten
Jahre studierte ich Kant ganz intensiv, und vor dem Übergang
zur Wiener Hochschule beschäftigte ich mich intensiv mit den
orthodoxen Nachfolgern Kants, vom Anfange des 19. Jahrhunderts,
welche von der offiziellen Wissenschaftsgeschichte in Deutschland
ganz vergessen sind und kaum mehr genannt werden. Dann trat
hinzu ein eingehendes Vertiefen in Fichte und Schelling. In diese
Zeit fiel - und dies gehört schon zu den äußeren okkulten Einflüssen
- die völlige Klarheit über die Vorstellung der Zeit. Diese
Erkenntnis stand mit den Studien in keinem Zusammenhang und
wurde ganz aus dem okkulten Leben her dirigiert. Es war die
Erkenntnis, dass es eine mit der vorwärtsgehenden interferierende
rückwärtsgehende Evolution gibt - die okkult-astrale. Diese
Erkenntnis ist die Bedingung für das geistige Schauen.|262|15}}
 
Die Bezeichnung ''Doppelstrom der Zeit'' verwendete Rudolf Steiner in seinen Schriften und Vorträgen allerdings nicht explizit, sondern nur der Sache nach; sie findet sich einzig in einer Notizbucheintragung zu einem in [[Berlin]] am 4.Februar 1913 gehaltenen Vortrag {{Lit|{{BE|49/50|34}}}}.
 
In einem ebenfalls in Berlin am 17. Mai 1905 gehaltenen Vortrag sagte Steiner:
 
{{GZ|In jedem Zeitabschnitt ist Ihr Leben ein Durchschnitt von zwei
Strömungen, von denen die eine von der Zukunft nach der Gegenwart
geht und die andere von der Gegenwart nach der Zukunft.
Wo sich die Strömungen treffen, tritt eine Stauung ein. Alles, was
der Mensch noch vor sich hat, muß er als astralische Erscheinung
vor sich auftauchen sehen. Dieses ist etwas, was eine unglaublich
eindrückliche Sprache spricht.
 
Denken Sie sich, daß der Geheimschüler [an den Punkt seiner
Entwicklung kommt, wo er] hineinblicken soll in die astrale Welt,
wo ihm die Sinne aufgeschlossen werden, so daß er das, was er
noch bis zum Ablaufe der jetzigen Periode zu erleben haben
würde, als äußere Erscheinung in der astralen Welt rings um sich
auftauchen sehen würde. Das ist ein Anblick, der von ganz eindringlicher
Art für jeden Menschen ist. Wir müssen also sagen, es
ist eine wichtige Stufe im Verlauf der okkulten Schulung, daß dem
Menschen als astralisches Panorama, als astralische Erscheinung,
dasjenige entgegentritt, was er noch bis zur Mitte der sechsten
Wurzelrasse - denn bis dahin gehen unsere Inkarnationen - zu
erleben hat. Es erschließt sich ihm der Weg. Kein Geheimschüler
wird es anders [erleben], als daß er als äußere Erscheinung das
entgegentreten sieht, was er in der näheren Zukunft bis zur sechsten
Wurzelrasse [noch] vor sich hat.
 
Wenn der Schüler bis zur Schwelle vorgeschritten ist, dann tritt
an ihn die Frage heran: Willst Du dieses alles in der denkbar kürzesten
Zeit durchleben? Denn darum handelt es sich für denjenigen,
der die Einweihung empfangen will. Wenn Sie sich das
überlegen, so haben Sie Ihr eigenes zukünftiges Leben in einem
Moment als äußeres Panorama vor sich. Das ist wiederum dasjenige,
was uns die Anschauung des Astralischen charakterisiert.
Dies ist für den einen Menschen so, daß er sich sagt: Nein, da gehe
ich nicht hinein. Für den anderen dagegen ist es so, daß er sich
sagt: Ich muß hinein. Diesen Punkt der Entwickelung nennt man
die «Schwelle», die Entscheidung, und die Erscheinung, die man
da hat, sich selbst mit allem, was man noch zu erfahren und zu
erleben hat, die nennt man den «[[Hüter der Schwelle]]». Der Hüter
der Schwelle ist also nichts anderes als unser eigenes künftiges
Leben. Wir selbst sind es. Unser eigenes zukünftiges Leben liegt
hinter der Schwelle.|324a|38f}}
 
== Raum und Zeit existieren nicht abgesondert von den sinnlichen Dingen und Prozessen ==
 
In seinem [[1882]] an [[Friedrich Theodor Vischer]] gesandten Aufsatz «[[Einzig mögliche Kritik der atomistischen Begriffe]]» schrieb Steiner:
 
<div style="margin-left:20px">
„Eine große Anzahl falscher Vorstellungen ist namentlich durch die unrichtigen Begriffe von Raum und Zeit in Umlauf gekommen.“ {{Lit|{{BE|63|9}}}}
</div>
 
Verfehlt schien Steiner, [[Raum]] und Zeit als von den [[sinnlich]]en [[Ding]]en und [[Prozess]]en abgesonderte [[Entität]]en zu betrachten:
 
<div style="margin-left:20px">
„Der Raum, abgesehen von den Dingen der Sinnenwelt, ist ein Unding. Wie der
Raum nur etwas an den Gegenständen, so ist auch die Zeit nur an und mit den
Prozessen der Sinnenwelt gegeben. Sie ist denselben immanent. An sich sind beide
bloße Abstraktionen. Konkrete Gebilde der Sinnenwelt sind nur die sinnlichen
Dinge und Prozesse. Sie stellen Begriffe und Gesetze in Form äußeren Daseins vor.
Daher müssen sie in ihrer einfachsten Form Grundpfeiler der empirischen Naturlehre
sein. Die einfache sinnliche Qualität und nicht das Atom, die Grundtatsache
und nicht die hinterempirische Bewegung sind die Elemente derselben. Damit ist
ihr eine Richtung gegeben, welche die einzig mögliche ist. Wenn man sich darauf
stützt, wird man gar nicht versucht werden, von Grenzen des Erkennens zu sprechen,
weil man es nicht mit Dingen zu tun hat, denen man willkürliche negative
Merkmale wie übersinnlich und dergleichen beilegt, sondern mit wirklich gegebenen
konkreten Gegenständen.“ {{Lit|{{BE|63|10}}}}
</div>
 
== Zeit und Zeitlosigkeit ==
 
Die Tätigkeit der [[Hierarchien]] an sich ist zeitlos, so wie auch beim [[Mensch]]en die höchsten geistigen Vorgänge zeitlos sind. Es gäbe keine Zeit, wenn alle Wesen auf gleicher Entwicklungsstufe stünden. Von der Entstehung der Zeit kann man schwer reden, denn im Wort ''Entstehen'' ist schon der Zeitbegriff mit enthalten; man kann also nur über das [[Wesen]] der Zeit sprechen. Und das ergibt sich eben daraus, dass im Zeitlosen durchaus verschiedene Entwicklungsgrade möglich sind, die durch ihr Zusammenspiel die [[wesenhaft]]e Zeit möglich machen.
 
<div style="margin-left:20px">
"... die höchsten geistigen Vorgänge beim Menschen führen
zu dem Begriff, daß sie zeitlos verlaufen. Die Tätigkeiten der Hierarchien
sind zeitlos. - Von Zeit-Entstehen ist schwer zu reden: in dem
Worte «entstehen» ist schon der Begriff der Zeit enthalten; man
müßte eher sagen: das Wesen der Zeit, und darüber ist nicht so leicht
zu sprechen. Es gäbe keine Zeit, wenn alle Wesen auf gleicher Entwickelungsstufe
stehen würden. Durch das Zusammenwirken einer Summe
niederer und einer Summe höherer Wesen entsteht Zeit. Im Zeitlosen
sind verschiedene Entwickelungsgrade möglich; durch ihr
Zusammenspiel wird Zeit möglich." {{Lit|{{G|110|176}}}}
</div>
 
== Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ==
[[Datei:Eisenuhr USK.jpg|miniatur|Frühe Eisenuhr aus der Uhrensammlung Kellenberger, Winterthur/Schweiz]]
 
Die Vergangenheit erstrahlt [[Gedanke|gedanklich]] in der [[Schönheit]] des [[Licht]]s, in der [[Finsternis]] offenbart sich die [[Wille]]nskraft, die in die [[Zukunft]] führt,
 
<div style="margin-left:20px">
"Sie schauen hinaus in die Welt: Sie sind vom Licht umflossen. In
dem Lichte erstirbt eine vorzeitige Welt. Sie treten auf den harten Stoff
auf - die Stärke der Welt trägt Sie. In dem Lichte erstrahlt gedanklich
die Schönheit. In dem Erglänzen der Schönheit erstirbt die vorzeitige
Welt. Die Welt geht auf in ihrer Stärke, in ihrer Kraft, in ihrer Gewalt,
aber auch in ihrer Finsternis. In Finsternis geht sie auf, die zukünftige
Welt, im stofflich-willensartigen Elemente.
 
Wenn die Physiker einmal ernsthaft reden werden, dann werden
sie sich nicht jenen Spekulationen hingeben, in denen heute von den
Atomen und Molekülen gefaselt wird, sondern sie werden sagen: Die
äußere Welt besteht aus Vergangenheit, und im Inneren trägt sie nicht
Moleküle und Atome, sondern Zukunft. Und wenn man einmal sagen
wird: Uns erscheint strahlend die Vergangenheit in der Gegenwart,
und die Vergangenheit hüllt die Zukunft überall ein - , dann wird man
von der Welt richtig reden, denn die Gegenwart ist überall nur dasjenige,
was Vergangenheit und Zukunft zusammen wirken. Die Zukunft
ist dasjenige, was eigentlich in der Stärke des Stoffes liegt. Die
Vergangenheit ist dasjenige, was in der Schönheit des Lichtes erglänzt,
wobei Licht für alles Sich-Offenbarende gesetzt ist, denn natürlich,
auch was im Tone erscheint, was in der Wärme erscheint, ist hier unter
dem Lichte gemeint.
 
Und so kann sich der Mensch nur selber verstehen, wenn er sich
auffaßt als Zukunftskern, der umhüllt ist von dem, was ihm von der
[Tafel 10:unten] Vergangenheit herrührt, von der Lichtaura des Gedankens. Man kann
sagen: Geistig gesehen ist der Mensch Vergangenheit, wo er in seiner
Schönheitsaura erstrahlt, aber eingegliedert ist dieser Vergangenheitsaura, was als Finsternis sich beimischt dem Lichte, das aus der Vergangenheit
herüberstrahlt, und was in die Zukunft hinüberträgt. Das Licht
ist dasjenige, was aus der Vergangenheit herüberstrahlt, die Finsternis,
was in die Zukunft hinüberweist. Das Licht ist gedanklicher Natur,
die Finsternis ist willensartiger Natur." {{Lit|{{G|202|78f}}}}
</div>
 
=== Ahura Mazdao und Ahriman ===
 
<div style="margin-left:20px">
"So muß man qualitativ den Kosmos betrachten, nicht bloß quantitativ,
dann kommt man mit diesem Kosmos zurecht. Dann gliedert sich
aber auch hinein in diesen Kosmos ein fortwährendes Ersterben, ein
Ersterben der Vorzeit im Lichte, ein Aufgehen der Zukunft in der
Finsternis. Die alten Perser nannten aus ihrem instinktiven Hellsehen
heraus das, was sie als die ersterbende Vorzeit im Lichte fühlten,
Ahura Mazdao, was sie als die Zukunft im finstern Willen fühlten,
Ahriman." {{Lit|{{G|202|82f}}}}
</div>
 
== Physikalische und lebendige Zeit ==
 
Als grundlegende [[physikalische Größe]] hat die Zeit das [[Formelzeichen]] <math>t</math> und wird im [[SI-System]] in [[Sekunde]]n (s) angegeben. Die [[Physik]] beschreibt die Zeit als unumkehrbare Abfolge von Ereignissen, die nach den Gesetzen der [[Thermodynamik]] durch die Zunahme der [[Entropie]] bestimmt ist. Nach dem [[Kausalität]]sprinzip geht dabei stets die Ursache der Wirkung voran, weswegen nur die Zukunft von der Gegenwart aus kausal beeinflusst werden kann, die Vergangenheit aber unveränderlich ist. Nach der [[Relativitätstheorie]] wird allerdings die zeitliche Abfolge von relativ zueinander bewegten Beobachtern unterschiedlich gesehen und es gibt auch keine universelle Gleichzeitigkeit von Ereignissen, sondern nur eine [[Wikipedia:Relativität der Gleichzeitigkeit|Relativität der Gleichzeitigkeit]]. In der [[Quantenphysik]] gibt es starke Hinweise darauf, dass die Zeit im Bereich der [[Planck-Zeit]] (ca. 5,391·10<sup>-44</sup> s) kein [[Kontinuum (Physik)|Kontinuum]] mehr ist.
 
=== Zeitinvarianz ===
 
In der Physik geht man von der [[Homogenität]] der Zeit aus, nach der kein Zeitpunkt vor anderen besonders ausgezeichnet ist. Ein gegebenes System reagiert zu jedem beliebigen Zeitpunkt auf gleiche kausale Einflüsse auf gleiche gesetzmäßige Weise. Aus der damit verbundenen '''Zeitinvarianz''' der [[Naturgesetze]] folgt nach dem 1918 von [[Emmy Noether]] formulierten [[Noether-Theorem|Noether-Theorem]] der von [[Rudolf Steiner]] wiederholt kritisierte [[Energieerhaltungssatz]].
 
=== Entropie und Zeit ===
 
{{Hauptartikel|Entropie}}
 
Alle rein physikalischen Prozesse laufen so ab, dass dabei die Entropie des [[Universum]]s insgesamt gleich bleibt oder zunimmt. Damit wird zugleich die Richtung der Zeit festgelegt: Prozesse, bei denen die Entropie zunimmt, sind [[Irreversibler Prozess|irreversibel]], d.h. ''nicht umkehrbar'', und das gilt für fast alle [[real]] vorkommenden physikalischen Vorgänge. Die [[Zukunft]] ist somit dadurch definiert, dass in ihr die Entropie größer ist als in der [[Vergangenheit]]. Nur reversible, d.h. umkehrbare Prozesse sind gleichsam ''zeitlos''.
 
=== Absolute und relative Zeit ===
 
[[Datei:Prague - Astronomical Clock Detail 1.jpg|thumb|300px|Astronomische Uhr, Prag]]
Völlig untauglich aus geistiger Sicht ist der von [[Isaac Newton|Newton]] geprägte und zur Grundlage der [[Klassische Physik|klassischen Physik]] gewordene Begriff der ''absoluten Zeit'', die völlig unabhängig von allen äußeren Gegenständen völlig gleichförmig dahinfließen soll.
 
{{Zitat|Die absolute, wahre und mathematische Zeit verfließt an sich und vermöge ihrer Natur gleichförmig und ohne Beziehung auf irgendeinen äußeren Gegenstand.|Isaac Newton|''[[Wikipedia:Philosophiae Naturalis Principia Mathematica|Mathematische Prinzipien der Naturlehre]]''; London 1687}}
 
Dass dieser absolute Zeitbegriff selbst aus physikalischer Perspektive nicht haltbar ist, hat schon [[Albert Einstein]] durch seine 1905 veröffentlichte [[spezielle Relativitätstheorie]] gezeigt. [[Raum]] und Zeit sind hier nicht mehr unabhängig voneinander, sondern werden zum [[4D|vierdimensionalen]] [[Raumzeit|Raum-Zeit-Kontinuum]] verflochten. Absolut im Sinne der Relativitätstheorie ist nur die [[Lichtgeschwindigkeit]] im [[Vakuum]] '''c'''='''229.792.458''' [[Meter pro Sekunde|m/s]], die damit zur fundamentalen [[Naturkonstante]] wird - mit beachtlichen Folgen. Raum und Zeit werden dadurch zu relativen Projektionen, die vom [[Bewegung]]szustand des [[Beobachter]]s abhängen. Das führt zu [[Messung|messbaren]] [[Phänomen]]en wie der [[Längenkontraktion]] und [[Zeitdilatation]] und der vollständigen [[Äquivalenz von Masse und Energie]], die in der berühmten ''Einstein-Formel'' '''E'''='''mc<sup>2<sup>''' knapp zusammengefasst wird. Im Rahmen der von Einstein ab 1915 veröffentlichten [[Allgemeine Relativitätstheorie|allgemeinen Relativitätstheorie]] deutete er die [[Gravitation]] [[abstrakt]] als [[Geometrie|geometrische]] Eigenschaft der [[Wikipedia:Raumkrümmung|gekrümmten]] vierdimensionalen Raumzeit - wiederum mit bemerkenswerten Konsequenzen, die die Vorstellung eines ''statischen'' [[Universum]]s ins Wanken brachte. Die Lösungen der vereinfachten Feldgleichung ([[Friedmann-Gleichung]]) implizieren nämlich für eine [[materie]]erfüllte Welt eine Phase der [[Expansion des Universums]], die 1929 von [[Wikipedia:Edwin Hubble|Edwin Hubble]] auch tatsächlich entdeckt wurde, worauf die moderne [[Urknall]]theorie aufbaut.
 
=== Eigenzeit ===
 
{{Hauptartikel|Eigenzeit}}
 
Eine von den Dingen abgezogene und als absolut gesetzte Zeit ist nur eine leere [[Abstraktion]] ohne [[Wirklichkeit]]sgehalt. In Wahrheit hat jede sich [[leben]]dig entwickelnde [[Ganzheit]] ihre '''Eigenzeit'''. Diese ist in ihrem [[Wesen]] begründet ist und äußert sich durch die in ihr [[periodisch]] in geordneter Folge ablaufenden und sich dabei beständig [[Metamorphose|metamorphosierenden]] [[Prozess]]e.
 
<div style="margin-left:20px">
"Und damit komme ich dazu, daß im Grunde jede Entität, die
überhaupt betrachtet werden darf wie eine Totalität, eigentlich
ihre Zeit in sich trägt. Ein Stückchen [eines] unorganischen Körpers
kann ich für sich betrachten, ein Blatt nicht, weil es nur einen
Bestand hat am Baum. Ich muß also Rücksicht nehmen bei meiner
Betrachtung darauf, was ein in sich geschlossenes totales System
ist, was eine Totalität ist. Jede Totalität aber, die ich so betrachte,
hat die Zeit als etwas Immanentes in sich. So daß ich eigentlich
nicht viel übrig haben kann für die abstrakte Zeit, die noch außer
jedem Ding ist und [neben] der jedem Ding oder Verlauf immanenten
Zeit existiert. Wenn ich die Zeit, die von Anfang bis Ende
gehen soll, ins Auge fasse, kommt es mir gerade so vor, wie wenn
jemand den abstrakten Begriff für das einzelne Pferd bildet. Die
einzelnen Pferde sind in der äußeren Raumrealität da, aber um den
Begriff zu bekommen, muß ich ihm etwas anderes noch zuschreiben.
So ist es auch mit der Zeit. Die Frage: Ist die Zeit in sich
veränderlich oder nicht? - hat keinen wirklichen Inhalt, weil jedes
Totalsystem in seinem immanenten Sein seine [eigene] Zeit hat,
und seinen [eigenen] Geschwindigkeitsverlauf. Der Geschwindigkeitsverlauf
des Unorganischen oder des Lebensprozesses führt
zurück auf diese immanente Zeit.
 
Daher möchte ich eigentlich lieber als eine Relativitätstheorie,
die immer voraussetzt, daß man das eine Koordinatenachsensystem
auf das andere beziehen kann, eine Absolutitätstheorie begründen,
die davon ausgeht, überall zu erforschen, wo Totalsysteme
sind, von denen man sprechen darf, wie man sprechen darf von
der Totalität eines Organismus. Man kann nicht sprechen von der
Totalität der Silurperiode bei der Erde, sondern da muß man die
Silurperiode mit einer anderen [erdgeschichtlichen Periode] zu
einem Totalitätssystem zusammenfassen. Ebensowenig kann ich
von einem Menschenkopf sprechen als von einer Totalität, da gehört
das andere dazu.
 
In der Geologie beschreiben wir [je] eine Periode [für sich genommen]
nach der anderen, als wenn sie so eine Wirklichkeit
wäre. Sie ist es nicht. Sie ist nur eine Wirklichkeit mit dem Ganzen
der Erde, und zwar so, wie ein Organismus eine Wirklichkeit ist,
wo ich nicht eines herausreißen darf. Es käme vielmehr darauf an,
statt unsere Vorgänge zu beziehen auf Koordinatenachsensysteme,
sie auf ihre eigene innere Wirklichkeit zu beziehen, dann würden
wir zu Totalitätssystemen kommen. Und dann würden wir müssen
zu einer Art von Monadismus zurückkommen. Wir würden
überwinden diese Relativitätstheorie und würden zur Absolutitätstheorie
kommen." {{Lit|{{G|324a|143f}}}}
</div>
 
=== Zeitmessung ===
[[Datei:Atomicclock.jpg|thumb|200px|Atomuhr]]
Zeit ist nur in Relationen quantitativ zu erfassen, z.B. durch die Beziehung des [[irdisch]]en Geschehens auf die periodisch wiederkehrenden [[Kosmos|kosmischen]] Verhältnisse - aber diese kehren nie in genau gleicher Weise wieder und laufen auch nicht in einem starr gleichförmigen Takt, sondern sind innerhalb gewisser Grenzen lebendig beweglich. Damit ist zugleich die ganze Problematik der [[Wikipedia:Zeitmessung|Zeitmessung]] (Chronometrie) angesprochen. Zwar hat man heute mit den [[Wikipedia:Atomuhr|Atomuhren]] einen weitgehend starren Taktgeber gefunden, aber damit entfernt man sich von der Wirklichkeit, die den lebendigen Zeitphänomenen zugrunde liegt, nur noch mehr. Als '''Zeiteinheit''' ist im [[SI-Einheitensystem]] die [[Sekunde]] ([[Einheitenzeichen]] s) festgelegt. So lange man von einer gleichmäßigen [[Erdrotation]] ausging, wurde die Sekunde als der sechzigste Teil einer Minute des in 24 Stunden zu 60 Minuten eingeteilten Tages definiert. Seit 1967 ist eine Sekunde als das 9.192.631.770-Fache der [[Periodendauer]] jener [[Strahlung]] festgelegt, die dem Übergang zwischen den beiden [[Wikipedia:Hyperfeinstruktur#Anwendungen|Hyperfeinstrukturniveaus]] des [[Grundzustand]]es von [[Atom]]en des [[Nuklid]]s <sup>133</sup>Cs entspricht (''Atomsekunde'').
 
{{GZ|Denn wenn wir etwas auf der Erde feststellen, wenn wir mit noch so
genauen Präzisionsinstrumenten rechnen, von dem Himmel aus angesehen
ist es immer um ein paar Tage falsch, weil die Himmelszeit
anders als die Erdenzeit verläuft. Die Erdenzeit suchen wir möglichst
gleichmäßig verlaufen zu lassen. Das ist gar nicht der Fall mit der
Himmelszeit, die schneller und langsamer verläuft, weil sie in sich
lebendig ist. Wir Menschen selber machen die Erdenzeit tot, daher
verläuft sie ganz gleichmäßig.|226|105}}
 
=== Uhrzeit ===
[[Datei:World Time Zones Map.png|mini|hochkant=1.5|Weltkarte mit '''realen Zeitzonen''' als mehrheitlich ausgefranste Süd-Nord-Streifen gleicher Farbe]]
 
Zur Festlegung der ortsabhängigen '''Uhrzeit''' wird die Erdoberfläche in idealerweise 15° breite '''Zeitzonen''' eingeteilt. In der Praxis gibt es allerdings zahlreiche Abweichungen von dieser Regelung. Die auf den durch die Londoner [[w:Royal Greenwich Observatory|Sternwarte Greenwich]] gelegten [[Nullmeridian]] bezogene '''Weltzeit''', auch '''Universalzeit''' oder '''Erdzeit''' genannt, ist weltweit gültig. Diese [[w:Greenwich Mean Time|Greenwich Mean Time]] [[w:GMT|GMT]] wurde 1928 in die '''Universal Time''' ('''UT''') umgewandelt. Sie beruht auf der durch astronomische Beobachtungen gewonnenen mittleren [[Sonnenzeit]] und spiegelt die [[Erdrotation]] wider. Um auch die leichten Sschwankungen der Erdrotation zu berücksichtigen, wurde die Universal Time 1968 in mehrere Zeitsysteme (UT0, UT1 und UT2) aufgespalten. Die direkt auf den [[Phasenwinkel]] der [[Tag-Nacht-Grenze]] bezogen Variante UT1 wurde 1972 zur Referenzbasis der [[w:Koordinierte Weltzeit|Koordinierten Weltzeit]] ([[w:UTC|UTC]]).
 
=== Die Zeit als vierte Dimension ===
 
Anknüpfend an die Ideen des britischen [[Mathematik]]ers und [[Theosoph]]en [[Charles Howard Hinton]], die auch [[Albert Einstein]] in seiner [[Relativitätstheorie]] aufgegriffen hat, fasste [[Rudolf Steiner]] die Zeit als [[vierte Dimension]] auf. Anders jedoch als bei Einstein, der sich auf den ''äußeren'' physikalischen Zeitbegriff beschränkte, ist die Zeit für Steiner der symptomatische Ausdruck für die Erscheinung des [[Leben]]digen - aufgefaßt als vierte Dimension - in den drei Dimensionen des physikalischen Raumes. Nach Steiner sind alle Wesen, für die die Zeit eine ''innere'' Bedeutung hat, räumliche, sich gesetzmäßig verwandelnde Abbilder vierdimensionaler Wesen.
 
<div style="margin-left:20px">
"Indem die Pflanze wächst, durchbricht sie den dreidimensionalen
Raum. Jedes Wesen, das in der Zeit lebt, durchbricht die drei
[gewöhnlichen] Dimensionen. Die Zeit ist die vierte Dimension.
Sie steckt unsichtbar in den drei Dimensionen des gewöhnlichen
Raumes darinnen. Sie können sie aber nur durch hellseherische
Kraft wahrnehmen.
 
Ein bewegter Punkt erzeugt eine Linie; bewegt sich eine Linie,
so entsteht eine Fläche; und bewegt sich ein Fläche, so ensteht der
dreidimensionale Körper. Lassen wir nun den dreidimensionalen
Raum sich bewegen, so haben wir Wachstum [und Entwicklung].
Sie haben dadurch den vierdimensionalen Raum, die Zeit [hineinprojiziert
in den dreidimensionalen Raum als Bewegung, Wachstum,
Entwicklung].
 
[Die geometrische Betrachtung zum Aufbau der drei gewöhnlichen
Dimensionen] finden Sie fortgesetzt im wirklichen Leben.
Die Zeit steht senkrecht auf den drei Dimensionen, sie ist die vierte,
sie wächst. Wenn Sie die Zeit in sich lebendig machen, entsteht
die Empfindung. Vermehren Sie die Zeit in sich, bewegen Sie sie
in sich selbst, so haben Sie das empfindende Tierwesen, das in
Wahrheit fünf Dimensionen hat. Das Menschenwesen hat in
Wahrheit sechs Dimensionen." {{Lit|{{G|324a|98f}}}}
</div>
 
=== Materie und Zeit ===
 
Die Annahme einer ewigen, unzerstörbaren Materie, wie sie etwa von [[Isaac Newton]] postuliert wurde, beruht auf einem verfehlten [[Zeit]]begriff.
 
<div style="margin-left:20px">
"Aber nur einer
ganz verfehlten Auffassung des Zeitbegriffes verdankt der
Begriff der Materie seine Entstehung. Man glaubt die Welt
zum wesenlosen Schein zu verflüchtigen, wenn man der
veränderlichen Summe der Geschehnisse nicht ein in der Zeit
Beharrendes, ein Unveränderliches untergelegt dächte, das
bleibt, während seine Bestimmungen wechseln. Aber die
Zeit ist ja nicht ein Gefäß, in dem die Veränderungen sich
abspielen; sie ist nicht vor den Dingen und außerhalb derselben
da. Die Zeit ist der sinnenfällige Ausdruck für den
Umstand, daß die Tatsachen ihrem Inhalte nach voneinander
in einer Folge abhängig sind. Nehmen wir an, wir
hätten es mit dem wahrzunehmenden Tatsachenkomplex a1
b1 c1 d1 e1 zu tun. Von diesem hängt mit innerer Notwendigkeit
der andere Komplex a2 b2 c2 d2 e2 ab; ich sehe den
Inhalt dieses letzteren ein, wenn ich ihn ideell aus dem
ersteren hervorgehen lasse. Nun nehmen wir an, beide
Komplexe treten in die Erscheinung. Denn was wir früher
besprochen haben, ist das ganz unzeitliche und unräumliche
Wesen dieser Komplexe. Wenn a2 b2 c2 d2 e2 in der
Erscheinung auftreten soll, dann muß a1 b1 c1 d1 e1 ebenfalls
Erscheinung sein, und zwar so, daß nun a2 b2 c2 d2 e2
auch in seiner Abhängigkeit davon erscheint. D. h. die Erscheinung
a1 b1 c1 d1 e1 muß da sein, der Erscheinung a2 b2
c2 d2 e2 Platz machen, worauf diese letztere auftritt. Hier
sehen wir, daß die Zeit erst da auftritt, wo das Wesen einer
Sache in die Erscheinung tritt. Die Zeit gehört der Erscheinungswelt
an. Sie hat mit dem Wesen selbst noch nichts zu
tun. Dieses Wesen ist nur ideell zu erfassen. Nur wer diesen
Rückgang von der Erscheinung zum Wesen in seinen Gedankengängen
nicht vollziehen kann, der hypostasiert die
Zeit als ein den Tatsachen Vorhergehendes. Dann braucht
er aber ein Dasein, welches die Veränderungen überdauert.
Als solches faßt er die unzerstörbare Materie auf. Damit
hat er sich ein Ding geschaffen, dem die Zeit nichts anhaben
soll, ein in allem Wechsel Beharrendes. Eigentlich aber
hat er nur sein Unvermögen gezeigt, von der zeitlichen Erscheinung
der Tatsachen zu ihrem Wesen vorzudringen, das
mit der Zeit nichts zu tun hat. Kann ich denn von dem
Wesen einer Tatsache sagen: es entsteht oder vergeht? Ich
kann nur sagen, daß ihr Inhalt einen andern bedingt, und
daß dann diese Bedingung als Zeitenfolge erscheint. Das
Wesen einer Sache kann nicht zerstört werden; denn es ist
außer aller Zeit und bedingt selbst die letztere. Damit haben
wir zugleich eine Beleuchtung auf zwei Begriffe geworfen,
für die noch wenig Verständnis zu finden ist, auf
[[Wesen]] und [[Erscheinung]]. Wer die Sache in unserer Weise
richtig auffaßt, der kann nach einem Beweis von der Unzerstörbarkeit
des Wesens einer Sache nicht suchen, weil
die Zerstörung den Zeitbegriff in sich schließt, der mit dem
Wesen nichts zu tun hat.
 
Nach diesen Ausführungen können wir sagen: ''Das sinnenfällige Weltbild ist die Summe sich metamorphosierender Wahrnehmungsinhalte ohne eine zugrunde liegende Materie.''" {{Lit|{{G|1|272ff}}}}
</div>
 
=== Die Geschwindigkeit als eigentliche Wirklichkeit ===
 
Was wir im Erdenleben als Zeit empfinden, ist eine Täuschung; [[Wirklichkeit]] hat nur die [[Geschwindigkeit]]:
 
<div style="margin-left:20px">
"Ich habe davon gesprochen, daß die Zeit, so wie
wir sie erleben, eigentlich eine Täuschung ist, daß die Zeit in Wirklichkeit
etwas ganz anderes ist, als sie der Mensch erlebt, weil der
Mensch die Zeit nicht perspektivisch nimmt, so sagte ich dazumal.
Den Raum erlebt der Mensch schon perspektivisch; die ferneren
Bäume sieht er kleiner als die nahen Bäume. In Wirklichkeit ist auch
die Zeit ebenso perspektivisch zu sehen. Die in der Zeit entfernten
Ereignisse sind anders zu sehen als die in der Zeit nahen Ereignisse.
Es ist aber nur die Grundlage dafür, daß die Zeit wirklich das ist, als
was die Forscher aller Zeiten sie angesehen haben: die Zeit ist das
wichtigste Medium der menschlichen Täuschung. Wir denken uns,
daß zum Beispiel die Wesen der höheren Hierarchien auch so durch
die Zeit fließen, wie unser eigenes Seelenleben durch die Zeit fließt:
es ist keine Wahrheit darin. In Wahrheit liegt das Wesen der höheren
Hierarchien in abgeflossenen Zeiten, aber sie wirken herüber aus den
abgeflossenen Zeiten, wie im Raume von einem entfernten Orte man
herüberwirken kann, meinetwegen durch Lichtsignale oder so etwas,
auf in einem nahen Orte im Raume liegende Wesen. Die Zeit ist nicht
das, als was sie die Menschen ansehen, die Zeit ist auch nicht das, als
was sie solche Philosophen wie ''[[Immanuel Kant|Kant]]'' ansehen, sondern die Zeit ist in
ihrer Wirklichkeit etwas ganz anderes. Und das, was der Mensch als
Wirklichkeit ansieht, ist eben auch eine Maja, eine große Täuschung.
Vor allen Dingen bleibt immer das stehen, wovon wir glauben, indem
wir in der Zeit als Täuschung leben, daß es vergangen sei. Es bleibt
aber da; die Zeit wird wirklich zu etwas wie zu einem Raume. Und
man sieht auf die rückwärtigen Ereignisse so, wie man auf entfernte
Gegenstände im Raume sieht, wenn man wahrhaftig sieht. Die Zeit
ist eine Täuschung.
 
Und weiter weiß die Geisteswissenschaft, daß die Quellen zu andern
großen Täuschungen in menschlichen Weltanschauungen davon herrühren,
daß der Mensch in bezug auf die Zeit der Täuschung unterliegt.
Wenn unter Ihnen viele Physiker wären, würde ich selbst rein
physikalisch mich hier aussprechen können. Ich würde Ihnen an
physikalischen Formeln zeigen können, daß so, wie der Physiker die
Zeit - das t, wie er es bloß nennt - in die physikalischen Formeln einführt,
diese Zeit nur eine Zahl ist, also etwas ganz Unbekanntes, keine
Wirklichkeit, sondern ein reiner Schein ist. Ein Wirkliches ist immer
nur die Geschwindigkeit, aber die gerade sieht der Physiker als eine
Folge der Zeit an. Da Sie ja keine Physiker sind und sich wahrscheinlich
auf das Verständnis der Sache nicht einlassen werden, will auch
ich mich nicht weiter darauf einlassen.
 
Die Zeit ist Täuschung, das ist eine schwerwiegende Wahrheit,
weil die Zeit als Täuschung vielen andern Täuschungen des Lebens
zugrunde Hegt. So zum Beispiel sieht man alle Dinge falsch, wenn man
im geschichtlichen Leben die Zeit falsch anwendet. So denken etwa
die Menschen, in den ersten drei christlichen Jahrhunderten hätten
sich gewisse Dinge zugetragen, die seien jetzt vorbei. - In Wirklichkeit
müßten sie denken: Der Erzengel oder die Wesenheit aus der Hierarchie
der Archai, die dazumal die Ereignisse geleitet hat, ist noch da;
das wirkt in anderer Weise weiter. - Das Vergangensein ist nur eine
Täuschung. Es hängt viel davon ab, daß man gegenüber der geistigen
Wirklichkeit gerade den perspektivischen Charakter der Zeit kennenlernt,
daß man weiß, man muß sich über die Ereignisse im Zeitenlaufe
ebenso täuschen - während man das nicht glaubt -, wie man sich
über die Ereignisse im Raume täuscht, wenn man keine Perspektive
zugibt. Denken Sie einmal, wie groß die Täuschung wäre, wenn Sie
keine Perspektive zugeben würden, wenn Sie das Entfernte im Raume
als so wirksam auf sich selbst betrachten würden wie das Nahe. Sie
schauen auf einen fernen Berg hin. Von der Luft, die Sie umgibt,
hängt wesentlich Ihre Gesundheit ab; von der Luft auf dem fernen
Berge nicht, denn wollen Sie sie als gesundheitsfördernd haben, so
müssen Sie hingehen. Die Wirklichkeit hängt im wesentlichen, sobald
es um die Wirklichkeit im Leben sich handelt, mit der Perspektive zusammen.
So ist es aber auch mit Bezug auf die Zeit. Wir leben richtig
in der Gegenwart, wenn wir nicht glauben, daß die ferneren Ereignisse
der Vergangenheit ebenso gewogen werden können wie die nahen
Ereignisse. Wenn wir im dritten nachatlantischen Zeitraum die
ägyptisch-chaldäische Zeit betrachten und nur dasjenige ins Auge
fassen, was die Dokumente liefern, und sie so registrieren, wie sie die
Torengeschichte registriert, die Fable convenue, die sich eben heute
Geschichte nennt, dann machen wir den perspektivischen Fehler.
Denn es hat überhaupt für das heutige Leben gar keine Bedeutung,
was die Menschen äußerlich an Taten während der ägyptischen Zeit
gemacht haben, aber was die Engel und Erzengel und Archai gemacht
haben, das hat Bedeutung; das tritt aber nur in der perspektivisch gebildeten
Betrachtung hervor. Daher ist es ein Grundsatz, und nicht
nur heute, wo wir alle diese Dinge wiederentdecken müssen auf dem
Boden der Anthroposophie, sondern in allen Zeiten war es ein Grundsatz
für alle geistigen Forscher, daß die Zeit als solche eine Täuschung
ist, und niemals wurde von einem wirklichen Kenner der Wirklichkeit
mit der Zeit so gerechnet, daß sie für eine Wahrheit gehalten wurde,
daß sie selbst für eine wahre Wirklichkeit gehalten worden wäre." {{Lit|{{G|184|71ff}}}}
</div>
 
=== Zeitlinie und Zeitknäuel ===
 
Der alltägliche Zeitbegriff, nach dem die Zeit linear von der Vergangenheit über den Moment der Gegenwart in die Zukunft läuft, ist untauglich, um [[geist]]ige Zusammenhänge zu erfassen:
 
<div style="margin-left:20px">
"Ich will durch diesen Strich
andeuten, daß irgend etwas, was heute mit dem Menschen geschieht,
von den geistigen Wesen so ausgestaltet wird, daß das andere, was als
Ausgleichendes dazugehört, in dreitausend Jahren eintritt. Das ist der
normale Prozeß. Aber sehen Sie, im gewöhnlichen Leben kennt man
ja die Zeit nur sehr ungenau. Wie stellt man sich im gewöhnlichen Leben
die Zeit vor? Wie eine von der vergangenen Unendlichkeit durch
die Gegenwart in die Zukunft hineinlaufende Linie. So ungefähr stellt
man sich die Zeit vor, allerdings eine dicke Linie, nicht eine Linie, sondern
ein dickes Seil, denn sie enthält alles, was man überhaupt wahrnimmt
in der Welt, zugleich in jedem einzelnen Augenblick der Gegenwart.
Man stellt sie sich so vor, wenn man überhaupt sich etwas
vorstellt. Die meisten Menschen stellen sich das überhaupt gar nicht
vor. Geistig angesehen, ist die Sache nicht so. Und man lernt schwer
Verständnis finden für geistige Verläufe, die ja in allen physischen Verläufen
drinnen sind, wenn man sich die Zeit nur so vorstellen kann.
 
[[Datei:GA 318 44.gif|center|600px|Zeitlinie und Zeitknäuel]]
 
Aber die Zeit ist in der Realität nicht so, sondern der ganze Faden, den
ich da an die Tafel gezeichnet habe, der kann verwickelt zu einem
Knäuel werden. In diesem Knäuel ist die ganze Zeitlinie drinnen, die
dreitausend Jahre sind in einem Knäuel. Die Zeit kann sich verknäueln,
und wenn sie sich für irgendeine Evolution verknäuelt, diese Zeit, dann
kann der Knäuel eben in einem Menschen leben. Bei der heiligen Theresia
lebte eine verknäuelte Zeit in dem irdischen Leben. Das ist eigentlich
das Mysterium, daß Dinge, die sonst in dem Karma weit auseinanderrücken,
zusammengeschoben werden. (Siehe Zeichnung.)" {{Lit|{{G|318|44f}}}}
</div>
 
=== Die Zeit als lebendiger Organismus ===
 
Nur im [[physisch]]-[[sinnlich]]en Erleben ist die [[Gegenwart]] das einzig [[Real]]e. Aus der Perspektive der [[Höhere Welten|höheren Welten]] ist das Vergangene nicht einfach vergangen und das Zukünftige noch nicht da, sondern sie schließen sich zu einem lebendigen [[Zeitorganismus]] zusammen. Ein solcher in sich zusammenhängender Zeitorganismus ist der [[Ätherleib]] des [[Mensch]]en.
 
<div style="margin-left:20px">
"Bedenken Sie nur: Wie die
gewöhnlich gemeinte Wirklichkeit vor uns steht, ist ja
Raum und Zeit ineinander verwoben. Man kann solche
Dinge erst dann denken, wenn man auseinanderhält Raum
und Zeit. Im gewöhnlichen gegenständlichen Erkennen
haben Sie ja die Zeit überhaupt nicht gegeben. Sie messen
ja die Zeit durch lauter Raumgrößen, und Veränderungen
in den Raumgrößen sind die Erkennungsmittel für
dasjenige, was dann als Zeit gilt. Denken Sie sich doch
nur eine andere Zeitmessung. Sie messen sonst immer die
Zeit nach dem Raum. Das ist nicht der Fall in dem
Augenblick, wo Sie zum wirklichen Erleben der Zeit
übergehen. Das tun die Menschen zumeist unbewußt.
Eigentlich wird das Denken durch die imaginative Erkenntnis
ins Bewußtsein heraufgehoben. Ein wirklich
zeitliches Erleben aber haben Sie, wenn Sie zum Beispiel,
sagen wir, am 12. April 1922 um 4 Uhr 4 Minuten und
soundsoviel Sekunden ihr Seelenleben nehmen.
 
Wenn Sie dieses Ihr Seelenleben in diesem Augenblick
nehmen, so hat es einen zeitlichen Querschnitt. Sie
können nicht davon sprechen, daß da irgendein Raumesquerschnitt
innerhalb dieses zeitlichen Querschnittes ist.
Innerhalb dieses zeitlichen Querschnittes liegt nun aber
Ihre ganze zunächst irdische Vergangenheit drinnen, und
Sie müssen, wenn Sie schematisch zeichnen wollen, wenn
das der Strom Ihres Erlebens ist von a nach b, den
Querschnitt A bis B zeichnen. Sie können nicht anders,
 
[[Bild:GA082_233.gif|center|300px|zeitlicher Querschnitt]]
 
als Ihr gesamtes Erleben in diesen Querschnitt hinein
verlegen, und dennoch gibt es darin eine Perspektive. Sie
können sagen, zeitlich weiter zurückliegende Erlebnisse
bilden sich in geringerer Intensität ab als zeitlich nähere.
Das wirkt aber alles in dem einen Querschnitt drinnen.
So daß Sie andere Beziehungen herausbekommen, wenn
Sie die Zeit wirklich analysieren. Die Zeit können wir
überhaupt nur zu einer Vorstellung erheben, wenn wir
nicht die Analyse nehmen, die wir in der Physik gewohnt
sind, nach Raum-Erkenntnismitteln, sondern nur,
indem wir auf unser Seelenleben selbst reflektieren. In
Ihrem Seelenleben stecken Sie aber, wenn Sie auch nur
abstrakte Gedanken haben, in dem Zeitleib drinnen. Das
ist das Wichtige, daß man nun wirklich diesen Zeitleib
als einen Organismus aufzufassen in der Lage ist. Sehen
Sie, wenn Sie irgendwelche Indispositionen, sagen wir
durch diese oder jene Verdauungsstörung, im Magen
verspüren, so können Sie unter Umständen sehen, daß
auch ganz andere Gebiete Ihres Raumesorganismus dadurch
in Mitleidenschaft gezogen werden. Der Raumesorganismus
ist so, daß die einzelnen Gebiete räumlich
voneinander abhängig sind. Beim Zeitorganismus ist das
so, daß, trotzdem wir ein Später und ein Früher haben,
Später und Früher in organischer Weise zusammenhängen.
Ich drücke das manchmal so aus, daß ich sage:
Nehmen wir an, wir haben einen sehr alten Menschen.
Wir finden, wenn solch ein alter Mensch zu jüngeren
Leuten, zum Beispiel zu Kindern spricht, daß sein Zusprechen
an den Kindern abprallt, daß seine Worte gar
nichts für die Kinder sind. Und wir finden einen anderen
Menschen. Wenn der zu Kindern spricht, ist es etwas
ganz anderes. Seine Worte fließen von selbst in die
kindlichen Seelen ein. Wenn Sie nun studieren - man
studiert nur diese Dinge nicht, weil man sehr selten den
ganzen Menschen ins Auge faßt, man hält sozusagen
nicht so lange mit der Aufmerksamkeit still, daß man
zum Beispiel das beobachtet -, worauf das Segnende der
Kraft eines älteren Mannes oder einer alten Frau beruht,
so muß man manchmal zurückgehen in die erste Kindheit.
Soweit dehnt man die Beobachtung heute nicht aus.
Das muß die Anthroposophie machen. Da gehen Sie
zurück und werden finden: Wer im Alter segnen kann,
wer im Alter diese eigentümliche geistige Kraft in sich
hat, daß seine Worte wie Segen in jugendliche Menschen
einfließen, der hat in der Jugend beten gelernt. Ich drücke
das bildlich so aus: Gefaltete Hände in der Jugend werden
zu segnenden Händen im Alter.
 
Da haben Sie einen Zusammenhang zwischen demjenigen,
was als Einfluß auf andere Menschen im späteren
Alter wirkt und was in der ersten Kindheit, sagen
wir, an frommen Gefühlen und dergleichen in dem Leben
vorhanden war. Da ist ein organischer Zusammenhang
zwischen dem Früheren und dem Späteren. Und
nur wenn man den ganzen Menschen kennt, sieht man,
wie er unendlich viele solcher Zusammenhänge hat. Heute
stecken wir eben mit unserem ganzen Leben außerhalb
dieser Wirklichkeit. Wir bilden uns ein, daß wir ganz
strotzen von Wirklichkeit, aber wir sind Abstraktlinge
in unserer Lebenskultur. Wir achten nicht auf die wahre
Wirklichkeit. So achten wir zum Beispiel auf solche
Dinge nicht. Wir achten auch nicht darauf, daß wir,
wenn wir einem Kinde etwas beibringen, möglichst vermeiden
müssen, namentlich im Volksschulalter, ihm
scharfkonturierte Begriffe zu geben. Die sind wirklich so
für das spätere Alter, als wenn man die Glieder einschnüren
würde und sie nicht größer wachsen ließe. Was
wir dem Kinde überliefern, muß ein Organismus sein,
muß beweglich sein. Da kommen Sie nun allmählich an
das heran, was ich mit einem Organismus meine. Natürlich,
vollständig ist es nur möglich innerhalb der Imagination.
Aber man kommt trotzdem zu einer Vorstellung
von einem Organismus, wenn man sich nur klar darüber
ist, daß eben dasjenige, was im Menschen zeitlich verläuft,
sich nicht bezieht auf den Raumesorganismus, sondern
auf den Zeitorganismus. Nun sehen Sie, daß in der
Zeit eine Realität liegt. Sie können es wiederum aus der
Mathematik heraus entnehmen. Da hat es einmal eine
ganz nette Diskussion gegeben. Ich glaube, Ostwald war
es, der darauf aufmerksam gemacht hat - also kein Anhänger
der Geisteswissenschaft, sondern ein Mensch,
der nur nicht gerade Materialist ist -, daß die organischen
Prozesse, die in der Zeit verlaufen, nicht mit dem
mechanischen Prozeß umkehrbar sind. Nun ist es aber
so, daß man mit der gewöhnlichen Rechnung überhaupt
an die Zeitprozesse gar nicht herankommt. Sie bleiben
mit der gewöhnlichen Rechnung eigentlich immer außerhalb
der Zeitprozesse. Sie verfolgen nicht die Prozesse
als solche. Wenn Sie zum Beispiel in einer Formel für die
Mondfinsternis negative Größen einsetzen, so kriegen
Sie die weiter zurückliegenden Dinge, aber Sie bewegen
sich nicht mit den Dingen weg. Sie bewegen sich nur in
der Raumessphäre. Und so bekommt man auch nur
einen richtigen Begriff von dem, was eigentlich physischer
Leib des Menschen ist, wenn man trennen kann
vom Zeitlichen das Räumliche. Beim Menschen ist es
von fundamentaler Bedeutung, weil man überhaupt zu
keinem Verständnis kommt, wenn man nicht weiß, daß
bei ihm alles Zeitliche als Entität für sich verläuft, und
das Räumliche von dem Zeitlichen als von etwas Dynamischem
beherrscht wird, während bei einer Maschine
das Zeitliche nur eine Funktion ist desjenigen, was räumlich
wirkt. Das ist der Unterschied. Beim Menschen ist
das Zeitliche ein Reales, während beim Mechanismus das
Zeitliche nur eine Funktion des Raumes ist. Darauf
kommt es zuletzt hinaus." {{Lit|{{G|82|232ff}}}}
</div>
 
== Die Zeit in den höheren Welten ==
 
=== Der ätherische und der gegenläufige astralische Zeitstrom ===
 
[[Datei:GA 115 190.gif|thumb|400px|Das gegenwärtige [[Bewusstsein]] als Zusammenfluss der [[ätherisch]]en Strömung aus der Vergangenheit und der [[astralisch]]en Strömung aus der Zukunft ([[GA 115]], S 190)]]
Aus höherer Sicht ist es auch nicht richtig, dass die Zeit einseitig von der Vergangenheit in die Zukunft fließt. Das ist nur im [[Äther]]ischen der Fall. Auf dem [[Astralplan]] hingegen fließt die Zeit in umgekehrter Richtung:
 
<div style="margin-left:20px">
"Zum Beispiel sehen wir im Physischen zuerst die Henne und
dann das Ei. Im Astralischen sieht man umgekehrt erst das Ei und
dann die Henne, welche das Ei gelegt hat. Im Astralen bewegt sich
die Zeit zurück; erst sieht man die Wirkung und dann die Ursache.
Daher der prophetische Blick; niemand könnte künftige Ereignisse
voraussehen ohne dieses Rückwärtsgehen von Zeitereignissen." {{Lit|{{G|95|22}}}}
</div>
 
==== Zeit und Bewusstsein ====
Das [[Phänomen]] des menschlichen [[Bewusstsein]]s wird man nur verstehen, wenn man berücksichtigt
 
<div style="margin-left:20px">
"... daß der Strom des Seelenlebens
nicht nur von der Vergangenheit in die Zukunft, sondern auch
von der Zukunft in die Vergangenheit fließt, daß wir zwei Zeitströmungen
haben: das Ätherische, das in die Zukunft geht, während
dasjenige, was wir als Astralisches dagegen haben, von der Zukunft in
die Vergangenheit zurückfließt." {{Lit|{{G|124|64f}}}}
</div>
 
Alles [[Vorstellung]]smäßige hängt mit dem ätherischen Strom aus der Vergangenheit zusammen, alles Begehren, alle Wünsche, die Phänomene von [[Liebe]] und [[Hass]], alle [[Wille]]nsimpulse kommen uns mit dem astralischen Strom aus der Zukunft entgegen. Das Übereinanderschlagen dieser beiden Strömungen, der ätherischen und der astralischen, die gleichsam einen «Wirbel» bilden {{Lit|{{G|59|109}}}}, ''ist'' das gegenwärtig empfundene Bewusstsein {{Lit|{{G|115|190ff}}}}.
 
Aber nicht nur die Richtung, auch die [[Geschwindigkeit]] (s.o.) der verschiedenen [[Seelentätigkeiten]] ist sehr unterschiedlich. Die grundlegenden [[Wille]]nsimpulse verändern sich sehr viel langsamer als das dahineilende [[Denken]].
 
<div style="margin-left:20px">
"Unser seelisches Leben beruht darauf, daß zum
Beispiel das Denken, das Vorstellen, mit einer ganz anderen
Geschwindigkeit abläuft als das Fühlen, und dieses
wiederum mit einer ganz anderen Geschwindigkeit als das
Wollen. Diese Dinge - daß innerlich im Seelenleben verschiedene
ineinandergeschichtete Geschwindigkeiten sind -
bewirken gerade das innere Entstehen des Bewußtseins.
Bewußtsein entsteht nur da, wo irgend etwas sich stört.
Daher ist Bewußtsein sogar verwandt mit dem Tode:
weil der Tod das Leben stört." {{Lit|{{G|73|50}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Denn der Wille bewegt sich nämlich wesentlich
langsamer in der menschlichen Evolution als die Gedanken. Bitte,
fassen Sie das als eine sehr wichtige Wahrheit auf: Der Wille bewegt
sich viel langsamer als die Gedanken. So daß zum Beispiel bei den
Menschen, die sich mehr den allgemeinen Gewohnheiten überlassen
haben, die nicht dazumal gerade in den vierziger Jahren [des 19. Jahrhunderts] Rebellen
oder Revolutionäre waren, sondern die sich so mehr den allgemeinen
Gewohnheiten, den patriarchischen, biederen Gewohnheiten
der dreißiger, vierziger Jahre überlassen haben, diese Gewohnheiten
fortlebten bis in die Jahrzehnte, die ich jetzt meine. Aber die Gedanken
schritten weiter. Und dadurch treten fortwährend in der Evolution
Diskrepanzen auf zwischen dem Gedankenleben und dem
Willensleben, die nicht in allen Sphären des Lebens, aber in gewissen
Sphären des Lebens erscheinen." {{Lit|{{G|177|258}}}}
</div>
 
==== Zeit und Schlaf ====
 
[[Datei:GA 234 107.gif|500px|center|Zeit und Schlaf]]
 
Im [[Schlaf]] gehen wir in der Zeit rückwärts bis zu unserer früheren [[Inkarnation]].
 
<div style="margin-left:20px">
"... da ist der Mensch in seiner gegenwärtigen Inkarnation. (Es wird gezeichnet,
rechts Mitte.) Wenn er Imagination entwickelt, so schaut
er seinen Ätherleib etwas vor die Geburt oder Empfängnis hingehend
(gelb); aber sein astralischer Leib führt ihn durch Inspiration hinein
in die ganze Zeit, die verflossen ist zwischen dem letzten Tode und
dieser Geburt (rot). Und die Intuition führt ihn in das vorangehende
Erdenleben zurück (gelb).
 
Wenn Sie nun schlafen, so bedeutet das nichts anderes, als daß Sie
das Bewußtsein, das sonst im physischen Leibe ist, zurückverlegen,
zurückführen, daß Sie mit ihm zurückkehren. Der Schlaf ist also eigentlich
ein Zurücklaufen in der Zeit zu dem, wovon ich Ihnen schon
gesagt habe, daß es dem gewöhnlichen Bewußtsein als vergangen erscheint,
aber doch da ist. Sie sehen, man muß auch da, wenn man wirklich
zum Erfassen des Geistigen kommen will, die Begriffe ändern
gegenüber den Begriffen, die man gewöhnt ist im physischen Leben
zu verwenden. Man muß also eigentlich sich bewußt werden, daß der
Schlaf jedesmal ein Zurückgehen ist in die Gefilde, die man durchgemacht
hat im vorirdischen Dasein, oder sogar ein Zurückgehen ist
in frühere Inkarnationen. Der Mensch erlebt tatsächlich während des
Schlafes, nur kann er es nicht erfassen, dasjenige, was früheren Inkarnationen
angehört, was er durchgemacht hat auch im vorirdischen Dasein.
 
Über den Zeitbegriff muß man eine völlige Begriffsmetamorphose
durchmachen; der muß ein ganz anderer werden. Wenn man daher an
jemanden die Frage stellt: Ja, wo ist er denn, wenn er schläft? - dann
muß man sagen: Er ist eigentlich in seinem vorirdischen Dasein oder
sogar zurückgekehrt zu früheren Erdenleben. - Populär ausgedrückt
sagt man eben: Der Mensch ist außerhalb seines physischen und seines
Ätherleibes. Das Reale dazu ist das, was ich Ihnen auseinandergesetzt
habe. Das ist, was sich darstellt als der rhythmische Wechselzustand
zwischen Wachen und Schlafen." {{Lit|{{G|234|107f}}}}
</div>
 
=== Dauer und Vorsehung im Devachan und auf dem Buddhiplan ===
 
[[Bild:Serpiente alquimica.jpg|thumb|250px|Ouroboros aus einem [[alchemist]]ischen Manuskript als [[Symbol]] der zyklisch in sich selbst zurücklaufenden Zeit, der [[Ewigkeit]].]]
[[Bild:Mysteriendramensiegel_4.gif|thumb|250px|Siegelbild für das vierte Mysteriendrama nach dem Entwurf [[Rudolf Steiner]]s.]]
 
Im [[Devachan]], in der eigentlichen [[Geistige Welt|geistigen Welt]], herrschen hingegen [[Dauer]] und [[Vorsehung]], wobei letztere vom [[Buddhiplan]], der [[Welt der Vorsehung]], hereinwirkt:
 
<div style="margin-left:20px">
"In dem Augenblick, wo man in
die geistige Welt hineinschaut, ist es, wenn man in das Vergangene
hineinsieht, so, daß das Vergangene wie stehengeblieben ist. Das ist
noch da. Die Zeit wird zum Raume. Das Vergangene hört auf, unmittelbar
Vergangenes zu sein. Dann hört der Begriff der Notwendigkeit
auch auf einen Sinn zu haben. Man hat nicht ein Vergangenes,
ein Gegenwärtiges, ein Zukünftiges, sondern man hat ein Dauerndes.
Luzifer ist meinetwillen in der Mondenentwickelung so stehengeblieben,
wie einer stehenbleibt, der mit einem anderen gegangen ist, und
während der andere weitergeht, bleibt er, weil er zu bequem geworden
ist, oder weil er wunde Füße bekommen hat, stehen. So wenig derjenige,
der da stehengeblieben ist, mit dem Ort etwas zu tun hat, an
dem der andere angekommen ist nach einiger Zeit, so wenig hat Luzifer
direkt mit unserem Erdendasein etwas zu tun. Er ist eben im
Mondendasein stehengeblieben. Da steht er heute noch. In der geistigen
Welt können wir nicht sprechen von einem vergangenen, sondern
nur von einem dauernden Dinge. Der Luzifer ist so da, wie er damals
da war. Blickt man in die geistige Welt, so ändern sich alle Begriffe
von Notwendigem und Zufälligem, da herrscht Vorsehung." {{Lit|{{G|163|89f}}}}
</div>
 
Es ist nicht so, dass es in der [[Region der Dauer]] keine [[Bewegung]] gäbe. Das [[Wesen]] des [[Geist]]es, der der [[Ewigkeit]] angehört, ist rastlose unaufhörliche, zyklisch in sich selbst zurücklaufende Bewegung, die aber zugleich als absolute Ruhe empfunden wird, solange alle Wesen diese Bewegung gleichmaßen mitmachen. Erst wo Bewegungsunterschiede entstehen, weil nicht mehr alle Wesen dieses rastlose Tempo mitmachen können, wird die Bewegung auch als solche empfunden - und damit tritt die Zeit in Erscheinung.
 
==== Zeit und Reinkarnation ====
 
Die zyklisch in sich selbst zurücklaufende Zeit bestimmt auch das [[Reinkarnation]]sgeschehen.
 
<div style="margin-left:20px">
"Nicht
wahr, man sagt, weil man die Sache zunächst von der physischen Welt
ansieht, mit Recht: Der Mensch macht wiederholte Erdenleben durch.
- Das ist richtig. Aber warum macht er wiederholte Erdenleben
durch? Indem er hier zwischen Geburt und Tod lebt, lebt er ein gewisses
Stück Zeit durch. Dann geht er durch die Pforte des Todes in die
geistige Welt ein, macht einen Umkreis durch, kommt aber in dem
Umkreis wiederum auf dasselbe Stück Zeit zurück. Und immer wiederum,
wenn wir ein Leben durchleben, sind wir eigentlich an derselben
Weltstelle. Das ist sehr interessant! Im Reiche des Geistes herrscht
nicht eigentlich die Zeit, sondern die Dauer. Wir kommen wiederum
an dieselbe Stelle zurück. Wir wiederholen tatsächlich in denselben
Verhältnissen mit dem, was wir mittlerweile durchgemacht haben, an
derselben Stelle der Welt das Leben. Wir gehen immer wiederum zum
Ausgangspunkt zurück. Wir vollführen wirkliche Umkreise." {{Lit|{{G|168|216f}}}}
</div>
</div>


== Gliederung der Hierarchien ==
Und [[karmisch]] gesehen gibt es nicht nur den Zeitstrom aus der Gegenwart in die Zukunft
("Vergangenheitskarma"), sondern gleichzeitig auch die aus der Zukunft kommende [[karmisch]]e Vorwegnahme eines zukünftigen ("vorweggenommenes Karma") Geschehens.
 
== Der Ursprung der Zeit auf dem alten Saturn ==


Rudolf Steiner nennt – neben den von Dionysius Areopagita verwendeten – weitere Namen für die Hierarchien aus anderen okkulten Überlieferungen, die im Folgenden in Klammern hinzugefügt sind. Zu den Namen merkt er an:
Der [[Alter Saturn|alte Saturn]] war die erste Verkörperung unserer [[Erde (Planet)|Erde]] bzw. unseres ganzen [[Planetensystem]]s. Er ist aus der [[Region der Dauer]], der [[Ewigkeit]], hervorgetreten, die durch den [[Tierkreis]] repräsentiert wird. Die Zeit entstand erst im Laufe der Saturnentwicklung - darum wird der Saturn in der [[Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] als Chronos bezeichnet. Auf dem alten Saturn gab es noch keinen [[Raum]] im eigentlichen Sinn, alle räumlichen Schilderungen können hier nur einen vergleichsweisen Charakter haben.  


<div style="margin-left:20px;">  
<div style="margin-left:20px">
"Die Namen der Hierarchien sind keine Eigennamen, sondern Namen für gewisse Bewußtseinsstufen des großen Universums, und die Wesen rücken von einer Stufe zur anderen. [[Eliphas Lévi|Eliphas Levi]] hat das klar gesehen und betont, daß man es bei diesen Namen mit Rangstufen zu tun hat, mit Hierarchien." {{lit|{{G|093a|98}}}}
"Wenn wir also in urferne Vergangenheit zurückblicken, so
schauen wir auf den ersten Zustand unserer Erde, den des alten
Saturns, der im Anfange seines Daseins noch nicht einmal leuchtete.
Er war eine Art Wärmezustand. Sie hätten ihn nicht so
sehen können wie eine glänzende Kugel, sondern wenn Sie sich
dem Saturn genähert hätten, würden Sie in einen wärmeren
Raum hineingekommen sein, weil er eben bloß in einem Wärmezustand
war.
 
Nun könnte man fragen: Hat denn mit dem Saturn das Weltwerden
begonnen? Haben nicht andere Zustände vielleicht erst das
herbeigeführt, was Saturn geworden ist? Gingen dem Saturn nicht
noch andere Verkörperungen voran? — Es würde schwer sein, vor
den Saturn zurückzugehen, weil nämlich erst beim Saturn etwas
beginnt, ohne das wir gar nicht hinter den Saturn zurückgehen
können. Mit dem Saturn beginnt nämlich erst das, was wir Zeit
nennen. Vorher gab es andere Formen des Seins, das heißt, eigentlich
können wir gar nicht von vorher sprechen, weil noch keine
Zeit da war. Die Zeit hat auch einmal angefangen. Vor dem Saturn
gab es keine Zeit, da gab es nur Ewigkeit, Dauer. Da war alles
gleichzeitig. Daß die Vorgänge einander folgen, das trat erst mit
dem Saturn ein. In derjenigen Weltenlage, wo nur Ewigkeit, Dauer
ist, da gibt es auch keine Bewegung. Denn zur Bewegung gehört
Zeit. Da gibt es keinen Umlauf, da ist Dauer und Ruhe, wie man
auch sagt im Okkultismus: Da ist selige Ruhe in der Dauer. Das
ist der Ausdruck dafür. Selige Ruhe in der Dauer ging dem Saturnzustand
voran. Die Bewegung der Weltenkörper trat erst mit dem
Saturn ein, und man faßte die Bahn, die angedeutet wird durch die
zwölf Zeichen des Tierkreises, als Anzeichen dafür auf. Und während
ein Planet in einem solchen Sternbilde lief, sprach man von
einer Weltenstunde. Man betrachtete das als eine Weltenstunde.
Zwölf Weltenstunden, Tagstunden zwölf und Nachtstunden zwölf!
Einem jeden Weltenkörper, dem Saturn, der Sonne und dem Monde
wird zugezählt eine Aufeinanderfolge von Weltenstunden, die sich
zu Weltentagen gruppieren, und zuletzt so, daß von diesen zwölf
Zeiträumen sieben äußerlich wahrnehmbar sind und fünf mehr
oder weniger äußerlich unwahrnehmbar verlaufen. Man unterscheidet
daher sieben Saturnkreisläufe oder sieben große Saturntage
und fünf große Saturnnächte. Sie können auch sagen, fünf
Tage und sieben Nächte, denn der erste und letzte Tag sind Dämmerungstage.
Man ist gewohnt, solche sieben Kreisläufe, sieben
Weltentage «Manvantara» zu nennen und die fünf Weltennächte
«Pralaya»." {{Lit|{{G|104|60f}}}}
</div>
</div>


Folgt man der von Dionysius Areopagita gegebenen christlichen Terminologie, ergibt sich die folgende Einteilung der Hierarchien:
=== Die Zeit, wie wir sie heute kennen, entstand erst auf dem alten Mond ===
[[Datei:GA162_246.gif|thumb|400px|Wir haben ein altes Saturndasein (I), das ist umgeben von dem Kosmos; wir haben ein altes Sonnendasein (II), wiederum umgeben von dem Kosmos; wir haben ein altes Mondendasein (III), aber aus dem Mondendasein heraus sich schon entwickelnd eine Art Nebenplanet - das brauchen Sie ja nur in meiner «[[Geheimwissenschaft]]» nachzulesen -; und wir haben dann das Erdendasein (IV) so kennen gelernt, daß sich die Erde abtrennt vom Sonnendasein, und wiederum abtrennt vom Mondendasein.]]


===[[Trinität]]===
So wie wir heute die Zeit erleben, konnte man sie allerdings auf dem alten Saturn noch nicht erleben, auch nicht auf der [[Alte Sonne|alten Sonne]]; die in der Zeit verlaufenden Vorgängen, wie wir es heute kennen, entwickelten sich erst auf dem [[Alter Mond|alten Mond]]. Das war nämlich erst möglich, als sich der alte Mond als selbstständiger [[Himmelskörper]] von seiner damaligen Sonne (die noch nicht wie unsere heutige Sonne war, loslöste. Eine derartige Trennung hatte auf den früheren [[Weltentwicklungsstufen]] noch nicht stattgefunden. Zwar hatten sich auf den früheren planetarischen Entwicklungsstufen schon Himmelskörper vom Zentralgestirn abgelöst, doch spielte sich die eigentliche Entwicklung doch auf diesem Zentralgestirn selbst ab. Erst mit dem alten Mondendasein wurde das anders; erstmals wirkte nun das Zentralgestirn, die damalige Sonne, von außen auf den [[Planet]]en ein, auf dem sich die Wesen entwickelten, die damals ihre [[Menschheitsstufe]] durchmachten und sich dabei der [[Leibeshüllen]] bedienten, in denen sich ''unser'' [[Mensch]]sein vorbereitete.
[[Vater]] - [[Sohn]] - [[Heiliger Geist]]
===[[Erste Hierarchie]]===
*[[Seraphim]] (Geister der All-Liebe)
*[[Cherubim]] (Geister der Harmonien)
*[[Throne]] (Thronoi, [[Geister des Willens]])
===[[Zweite Hierarchie]]===
*[[Kyriotetes]] ([[Geister der Weisheit]], [[Herrschaften]])
*[[Dynameis]] (Dynamis, [[Geister der Bewegung]], Mächte, Mahat)
*[[Exusiai]] ([[Elohim]], [[Geister der Form]], [[Gewalten]]). Zu diesen gehört auch der alttestamentarische Gott [[Jahve]]. [[Christus]] ist der Regent der [[Elohim]], gehört aber der [[Trinität]] an. Auch für [[Allah]] liegt eine Subsummierung unter die [[Elohim]] nahe.
Rudolf Steiner führte hierzu aus: "Der Gott Mohammeds, Allah, Eloha, ist ein ahrimanischer Abklatsch oder Abglanz der elohistischen Wesenheiten, der Elohim, aber monotheistisch erfasst." (Lit.: GA 300a, S 130).


===[[Dritte Hierarchie]]===
<div style="margin-left:20px">
*[[Archai]] ([[Urengel]], [[Urbeginne]], [[Urkräfte]], [[Geister der Persönlichkeit]]). Dieser Stufe gehören auch die [[Geister der Finsternis]] und [[Asuras]] an - z.B. [[Satan]].
"Dadurch daß die Aufeinanderfolge
*[[Archangeloi]] ([[Erzengel]], [[Feuergeister]], Geister oder Söhne des Feuers, Erzboten)
des Werdens von Saturn, Sonne, Mond vor sich gegangen
*[[Angeloi]] ([[Engel]], Geister oder Söhne des Zwielichts, Geister der Dämmerung, Söhne des Lebens, Boten, Lunar Pitris)
ist, ist eigentlich erst eingetreten, und zwar während des Mondendaseins,
die Zeit in die Anschauungen, die der Mensch hat, und während
des Erdendaseins eigentlich erst der Raum. Wenn wir von Saturn,
Sonne und Mond sprechen, und dabei räumliche Vorstellungen
zu Hilfe nehmen, so reden wir wirklich nur bildlich, nur in Imaginationen,
und wir müssen uns durchaus bewußt sein, daß, wenn
wir von diesen drei Welten in Raumesvorstellungen sprechen, diese
Raumesvorstellungen so viel zu tun haben mit dem, was da früher
sich vollzogen hat, sagen wir, wie die Formen unserer Buchstaben
mit dem Sinn des Wortes. Wir dürfen nicht die heutigen Vorstellungen
als solche nehmen, sondern müssen sie als Zeichen, als Bilder
nehmen für dasjenige, was daraus folgt. Denn der Raum hat nur eine
Bedeutung für das, was sich innerhalb des Erdendaseins entwickelt,
und die Zeit hat eigentlich erst eine Bedeutung seit der Loslösung
des alten Mondes von der Sonne. Das ist der strikte Punkt, in welchem
sich ablöst der Mond, der alte, von der Sonne. Da erst ist es
möglich, von solchen in der Zeit verlaufenden Vorgängen zu sprechen,
wie wir heute davon sprechen." {{Lit|{{G|162|244f}}}}
</div>


== Die Offenbarung der Hierarchien in der Natur ==
== Zeitwesen ==
=== Die Archai als die eigentlichen Zeitwesen ===
 
Auf dem alten Saturn trat die wesenhafte Zeit, also die Gemeinschaft der Archai, in Erscheinung, indem die [[Throne]] ihre Willenssubstanz als [[Wärme]] den [[Cherubim]] hinopferten und dadurch die Evolution unseres ganzen [[Planetensystem]]s in Gang brachten. Das Zeitwesen und das Wärmewesen stehen dadurch in enger Beziehung zueinander. {{lit|{{G|132|9}}}} Auf die erste Verkörperung unseres Planetensystems folgten weitere. Unser gegenwärtiges [[Sonnensystem]] stellt die vierte Entwicklungsstufe dar, drei weitere werden noch kommen.
 
Gemäß der urpersischen Mythologie ist die ganze Schöpfung aus [[Zaruana Akarana]], der unerschaffenen Zeit, hervorgetreten.
 
=== Die [[Archangeloi]] als Boten der [[Urbeginne]] ===
Einen bestimmten [[Erzengel]] beispielsweise wird man nicht finden, wenn man ihn unmittelbar in der Gegenwart sucht. Man muss vielmehr in der Zeit zurückgehen, z.B. ins 15. Jahrhundert, denn sein [[Bewusstsein]] ist einer ganz bestimmten Zeit konzentriert, die nicht die jetzige ist. Darum nennt man die Erzengel auch «[[Archangeloi]]», denn sie sind Boten des Anfangs, der wesenhaften [[Urbeginne]], der Archai.


<div style="margin-left:20px">
<div style="margin-left:20px">
"Derjenige nun, dem zum Bewußtsein gekommen ist durch seherische
"Sie heißen «Engel des Anfangs», das heißt, sie
Forschung, daß innerhalb unserer Erde waltet im erdigen
sind immer an den Anfängen von Zeiträumen, sagen wir, wo Völker
Element das Wesen der Throne oder der Geister des Willens, im
entstehen, wo Völker zum ersten Mal in die Weltgeschichte eintreten,
Wässerigen das Wesen der Geister der Weisheit, im Luftförmigen
da sind sie mit ihrem vollen Bewußtsein, mit ihrem eigenen
das der Geister der Bewegung, im Wärmehaften das der Elohim,
Selbst vorhanden. Das bleibt in der übrigen Zeit vorhanden in den
der steigt allmählich auf zu der Erkenntnis, daß bei der Ballung der
Wirkungen. Die Wirkungen fließen in die Zeit hinein. Und will
Wolken, bei jenem eigenartigen, in unserem Erdenumkreise vor
man sie finden, so darf man nicht bloß in der Gleichzeitigkeit bleiben,
sich gehenden Wässerigwerden des Gasförmig-Wässerigen, am
sondern man muß aus der Zeit herausgehen, die Zeitanfänge
Werke sind jene Wesenheiten, die der Hierarchie der Cherubime
aufsuchen." {{Lit|{{G|156|68f}}}}
angehören. So sehen wir auf unser Festes, auf das, was wir als elementarisches
Erdendasein bezeichnen, und schauen in ihm ein
Durcheinanderwirken der Elohim mit den Thronen. Wir richten
den Blick aufwärts und sehen, wie in dem Luftförmigen, in dem
ja allerdings die Geister der Bewegung walten, wie da am Werke
sind die Cherubime, damit das Wässerige, das aus dem Bereiche der
Geister der Weisheit aufsteigt, sich zu Wolken ballen kann. Im Umkreise
unserer Erde walten ebenso wahr die Cherubime, wie da walten
innerhalb des elementarischen Daseins unserer Erde die Throne,
die Geister der Weisheit, die Geister der Bewegung. Und wenn
wir jetzt sehen das Weben und Wesen dieser Wolkenbildungen selber,
wenn wir das sehen, was gleichsam als ihr Tieferes verborgen
ist, was sich nur zuweilen kundgibt, so ist es der aus der Wolke herausdringende
Blitz und Donner. Das ist auch nicht etwas, was aus
dem Nichts herauskommt. Dieser Tätigkeit liegt für den Seher zugrunde
das Weben und Wesen derjenigen Geister der Hierarchien,
die wir als die Seraphime bezeichnen. Und damit haben wir, wenn
wir in unserem Erdenbereich bleiben, wenn wir bis zum nächsten
Umkreis gehen, alle einzelnen Stufen der Hierarchien gefunden." {{Lit|{{G|122|120f}}}}
</div>
</div>


==Siehe auch==
=== Zeitempfinden und Luzifer ===
[[Herrschaftsgebiete der Hierarchien]], [[Erzengel-Regentschaften]], [[Trinität]], [[Erste Hierarchie]], [[Zweite Hierarchie]], [[Dritte Hierarchie]], [[Vierte (zukünftige) Hierarchie]]
{{Textbox|„alles veloziferisch“|Goethe (1825)<ref>[[Johann Wolfgang Goethe]]: ''Sämtliche Werke. Briefe, Tagebücher und Gespräche, 40 Bde., Frankfurt/Main 1985-1999 (Frankfurter Ausgabe FA), S. 333 f.; vgl, auch: [[w:Manfred Osten|Manfred Osten]]: ''„Alles veloziferisch“ oder Goethes Entdeckung der Langsamkeit'', Wallstein Verlag 2013</ref>}}
Das Zeitempfinden ist durch den [[luziferisch]]en Einfluss bedingt, der im Menschen die Sehnsucht nach dem selbständigen Konzentriertsein in sich selbst hervorruft. Das ganze Spektrum des Zeiterlebens, das sich zwischen [[Ewigkeit]] ([[Christus]]) und [[Augenblick]] ([[Luzifer]]) ausspannt, ist das Ergebnis eines wesenhaften Zusammenwirkens {{Lit|{{G|138|79ff}}}}. Es macht keinen Sinn, von der Zeit im allgemeinen zu sprechen, sondern sie muss immer auf eine Wesengemeinschaft bezogen werden, die eine gemeinsame Entwicklung durchmacht. Für unser [[Planetensystem]], dem eine solche sich gemeinsam entwickelnde Wesensgemeinschaft zugrunde liegt, offenbart sich die wesenhafte Zeit durch die [[Hierarchien|Hierarchie]] der [[Archai]] ([[Urengel]], [[Urbeginne]]), die auf dem [[Alter Saturn|alten Saturn]] ihre [[Ich-Entwicklung]] durchmachten. Sie sind vom Urbeginn unserer Entwicklung die wesenhaft waltenden [[Zeitgeister]]. Wenn es in der [[Genesis]] heißt: ''Im Urbeginn schufen die Götter Himmel und Erde'' ([http://www.bibel-online.net/buch/01.1-mose/1.html#1,1 1 Moses 1,1]), dann wird mit dem Wort ''Urbeginn'' (oder ''Anfang'' nach anderen Übersetzungen) bereits auf die Archai hingewiesen. Ebenso wird mit den [[Schöpfungstage]]n auf eine Siebenzahl höchstentwickelter Zeitgeister verwiesen. Das hebräische Wort [[Jom]] (= ''Tag''), das hier verwendet wird, meint nicht das, was wir heute als Tag verstehen, sondern bezeichnet diese Archai.
 
== [[Sieben]] - die Zahl der Zeit ==
 
Die [[Zahl der Zeit]] ist die [[Sieben]]. Sie gibt einen geeigneten Leitfaden für alles, was sich im Zeitenlauf ''nacheinander'' entwickelt. Die Sieben kann daher auch als [[Zahl der Entwicklung]] aufgefasst werden:
 
:"Was in der Zeit verläuft, baut sich nach dem Gerüste der Siebenzahl auf; was sich wiederholt in verschiedenen Formen, das betrachtet man gut dadurch, daß man die Sieben zugrunde legt und die entsprechenden Gestaltungen dann aufsucht. - So ist es gut, sich zu sagen: Weil die Erde verschiedene Verkörperungen durchmacht, suchen wir ihre sieben Verkörperungen: Saturn, Sonne, Mond, Erde, Jupiter, Venus und Vulkan. Weil die menschlichen Kulturen sieben Verkörperungen durchmachen, suchen wir ihren Zusammenhang, indem wir wiederum die Siebenzahl zugrunde legen. - Wir gehen zum Beispiel zur ersten Kultur in der nachatlantischen Zeit. Die altindische Kulturperiode ist die erste, die zweite ist die urpersische, die dritte die chaldäisch-ägyptische, die vierte die griechisch-lateinische, die fünfte unsere eigene, und wir erwarten die zwei folgenden, welche als die sechste und siebente die unsere ablösen werden. Da haben wir wiederum die Siebenzahl in aufeinanderfolgenden Kulturverkörperungen zugrunde gelegt. Wir können aber auch in dem Karma eines Menschen uns zurecht finden, wenn wir zurückzublicken suchen auf seine drei vorhergehenden Inkarnationen. Wenn man die Inkarnation eines Menschen der Gegenwart nimmt und überblickt von dieser Gegenwart ausgehend die drei vorhergehenden Inkarnationen, dann ist es möglich, gewisse Schlüsse zu ziehen für die drei nächstfolgenden Inkarnationen. Die drei vorhergehenden Inkarnationen und die jetzige mit den drei folgenden geben wiederum sieben. So ist die Siebenzahl ein Leitfaden für alles zeitliche Geschehen." {{lit|{{G|113|175}}}}
 
Die dreifache Sieben, [[777|7-7-7]], gilt als [[Zahl der Vollendung]], weil nach 7*7*7 = 343 Entwicklungstufen das Ziel einer Entwicklungsreihe erreicht ist. Alles, was ''danach'' kommt, gehört bereits einer völlig neuen Entwicklungslinie an. Die Ausdrucksweise ''danach'' darf daher auch nur im uneigentlichen Sinn verstanden werden, denn man hat es dann bereits mit einem völlig neuen Zeitwesen zu tun, das nicht unmittelbar auf jenes bezogen werden kann, das sich bereits vollendet hat.
 
== Zitate ==
"Die Zeit kommt immer ovn oben und fließt nach unten." ([[Stiller|Stillers]] Mystik der Zeit)
 
"Für mich ist nicht die 7, wohl aber die 12 die Zahl von Zeit "und" Raum... Die 7 ist hingegen die "vollkommne Zahl." ([[Stiller|Stillers]] Zahlenmystik}
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Zeit}}
* {{WikipediaDE|Zeit}}
* {{WikipediaDE|Zeitpfeil|}}
* {{WikipediaDE|Philosophie der Zeit|}}


==Literatur==
==Literatur==
#Rudolf Steiner: ''Grundelemente der Esoterik'', [[GA 93a]] (1976), S 97f., Berlin, 8. Oktober 1905
 
#Rudolf Steiner: ''Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte'', [[GA 122]] (1984), ISBN 3-7274-1220-8 {{Vorträge|122}}
* [[Julius Thomas Fraser]]: ''Die Zeit: Vertraut und Fremd'', Birkhäuser-Verlag, Basel Boston Berlin 1988, ISBN 978-3764319908
#Rudolf Steiner: ''Lehrerkonferenzen, Bd. I'', [[GA 300a]]
* [[w:Manfred Osten|Manfred Osten]]: ''„Alles veloziferisch“ oder Goethes Entdeckung der Langsamkeit'', Wallstein Verlag 2013, ISBN 978-3835313866, eBook {{ASIN|B00E4SYQ8Q}}
#Hans-Werner Schroeder: Mensch und Engel. Die Wirklichkeit der Hierarchien, Fischer TB, Frankfurt a.M. 1982, S. 151
* [[John McTaggart Ellis McTaggart|John Ellis McTaggart]]: ''The Unreality of Time'', in: Mind, Volume XVII, Issue 4, 1 January 1908, pp. 457–474 {{doi|10.1093/mind/XVII.4.457}} [https://philpapers.org/go.pl?id=MCTTUO&u=https%3A%2F%2Fphilpapers.org%2Farchive%2FMCTTUO.pdf pdf]
* [[Alexander Unzicker]]: ''Die mathematische Realität: Warum Raum und Zeit eine Illusion sind'', Selbstverlag, 2019, ISBN 978-1713256168, eBook {{ASIN|B082PVP95T}}
* [[Hilary Putnam]]: ''Time and Physical Geometry'', in: The Journal of Philosophy, Vol. 64, No. 8 (Apr. 27, 1967) {{doi|10.2307/2024493}} [http://283403168925209589.weebly.com/uploads/9/3/3/0/9330952/putnam_1967.pdf pdf]
* [[Carlo Rovelli]]: ''Die Ordnung der Zeit'', Rowohlt Buchverlag 2018, ISBN 978-3498053994, eBook {{ASIN|B07CP2F7B7}}
* Carlo Rovelli: ''Und wenn es die Zeit nicht gäbe?: Meine Suche nach den Grundlagen des Universums'', Rowohlt Taschenbuch 2018, ISBN 978-3499633881, eBook {{ASIN|B077JL4RXP}}
* Georg Kniebe (Hrsg.), [[Gunther Hildebrandt]], Georg Maier: ''Was ist Zeit? Die Welt zwischen Wesen und Erscheinung'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2000, ISBN 978-3772518768
* Christoph J. Hueck: ''Evolution im Doppelstrom der Zeit: Die Erweiterung der naturwissenschaftlichen Entwicklungslehre durch die Selbstanschauung des Erkennens'', Verlag am Goetheanum, Dornach 2012, ISBN 978-3723514689
* Wilhelm Hoerner: ''Zeit und Rhythmus - Die Ordnungsgesetze der Erde und des Menschen'', 6. Auflage, Verlag Urachhaus, 2017, ISBN 978-3878382416
* Andreas Neider: ''Der Mensch und das Geheimnis der Zeit: Zum Verständnis der Zeit im Werk Rudolf Steiners'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2016, ISBN 978-3772519086; eBook ASIN [http://www.amazon.de/Mensch-das-Geheimnis-Zeit-Verst%C3%A4ndnis-ebook/dp/B01N97G2BO/ref=tmm_kin_swatch_0?_encoding=UTF8&qid=&sr= B01N97G2BO]
* [[Rudolf Steiner]]: ''Metamorphosen des Seelenlebens – Pfade der Seelenerlebnisse. Zweiter Teil'', [[GA 59]] (1984), ISBN 3-7274-0595-3 {{Vorträge|059}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Ergänzung heutiger Wissenschaften durch Anthroposophie'', [[GA 73]] (1987), ISBN 3-7274-0730-1 {{Vorträge|073}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Damit der Mensch ganz Mensch werde'', [[GA 82]] (1994), ISBN 3-7274-0820-0 {{Vorträge|082}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Vor dem Tore der Theosophie'', [[GA 95]] (1990), ISBN 3-7274-0952-5 {{Vorträge|095}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt'', [[GA 110]] (1981)
* [[Rudolf Steiner]]: ''Der Orient im Lichte des Okzidents. Die Kinder des Luzifer und die Brüder Christi.'', [[GA 113]] (1982), Neunter Vortrag, München, 31. August 1909
* [[Rudolf Steiner]]: ''Anthroposophie – Psychosophie – Pneumatosophie'', [[GA 115]] (2001), ISBN 3-7274-1150-3 {{Vorträge|115}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Exkurse in das Gebiet des Markus-Evangeliums'', [[GA 124]] (1995), ISBN 3-7274-1240-2 {{Vorträge|124}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Evolution vom Gesichtspunkte des Wahrhaftigen'', [[GA 132]] (1987), Erster Vortrag, Berlin, 31. Oktober 1911 {{Vorträge|132}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Von der Initiation. Von Ewigkeit und Augenblick. Von Geisteslicht und Lebensdunkel.'', [[GA 138]] (1986) {{Vorträge|138}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Okkultes Lesen und okkultes Hören'', [[GA 156]] (2003), ISBN 3-7274-1561-4 {{Vorträge|156}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Kunst- und Lebensfragen im Lichte der Geisteswissenschaft'', [[GA 162]] (2000), ISBN 3-7274-1620-3 {{Vorträge|162}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Zufall, Notwendigkeit und Vorsehung '', [[GA 163]] (1986), ISBN 3-7274-1630-0 {{Vorträge|163}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Verbindung zwischen Lebenden und Toten'', [[GA 168]] (1995), ISBN 3-7274-1680-7 {{Vorträge|168}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die spirituellen Hintergründe der äußeren Welt. Der Sturz der Geister der Finsternis'', [[GA 177]] (1999), ISBN 3-7274-1771-4 {{Vorträge|177}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Polarität von Dauer und Entwickelung im Menschenleben. Die kosmische Vorgeschichte der Menschheit.'', [[GA 184]] (2002), ISBN 3-7274-1840-0 {{Vorträge|184}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Brücke zwischen der Weltgeistigkeit und dem Physische des Menschen'', [[GA 202]] (1993), ISBN 3-7274-2020-0 {{Vorträge|202}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Menschenwesen, Menschenschicksal und Welt-Entwickelung'', [[GA 226]] (1988), ISBN 3-7274-2260-2 {{Vorträge|226}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Anthroposophie – Eine Zusammenfassung nach einundzwanzig Jahren'', [[GA 234]] (1994), ISBN 3-7274-2342-0 {{Vorträge|234}}
* [[Rudolf Steiner]], [[Marie Steiner-von Sivers]]: ''Briefwechsel und Dokumente 1901–1925'', 2., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage, [[GA 262]] (2002), ISBN 3-7274-2620-9 {{Briefe|262}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Das Zusammenwirken von Ärzten und Seelsorgern'', [[GA 318]] (1994), ISBN 3-7274-3181-4 {{Vorträge|318}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die vierte Dimension'', [[GA 324a]] (1995), ISBN 3-7274-3245-4 {{Vorträge|324a}}
* ''[[Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe]]'', Heft 49/50: ''Die Rechtfertigung der geistigen Wirklichkeit vor dem modernen Bewusstsein. Zum Gedenken des 50. Todestages von Rudolf Steiner'' {{BE|49/50}}
* ''[[Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe]]'', Heft 63: ''Rudolf Steiner über den Atomismus. Zwei Aufsätze aus dem Frühwerk'' {{BE|63}}


{{GA}}
{{GA}}


[[Kategorie:Geistige Wesen]] [[Kategorie:Hierarchien]]
==Weblinks==
* [http://www.anthroposophie.net/steiner/ga/bib_steiner_ga_110.htm GA 110: Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt] - Der gesamte Vortragszyklus online.
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Geistige Wesen]] [[Kategorie:Hierarchien]]
[[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Zeit|!]] [[Kategorie:Zeitempfinden]] [[Kategorie:Metaphysik]]
[[Kategorie:Mystik]]
[[Kategorie:Christliche Mystik]]
[[Kategorie:Relation|104]]

Version vom 22. März 2020, 12:55 Uhr

Tizian: „Allegorie der Zeit“ - Darstellung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft anhand der Lebensalter: Der Greis (Vergangenheit) blickt zurück, der Jüngling (die Zukunft) nach vorne; der Mann (die Gegenwart) wedet sich dem Betrachter zu.
Die Sanduhr, ein einfaches Messinstrument und zugleich Symbol für die unaufhaltsam dahinfließende Zeit.

Die Zeit (griech. Χρόνος, Chronos; lat. Tempus) erscheint uns heute im irdischen Erleben als eine unaufhaltsame, unumkehrbare, lineare, von der Vergangenheit durch die Gegenwart in die Zukunft gerichtete Abfolge von Ereignissen. Arthur Stanley Eddington (1882-1944) dafür prägte im Jahre 1927 in den damals von ihm gehaltenen Gifford Lectures den Begriff Zeitpfeil[1]. Demgegenüber lag den alten Mythologien ein zyklisches Zeitmodell zugrunde, das seinen Ursprung im Erleben des Jahreslaufes hat. Eng verbunden mit dem Zeitbegriff ist der Begriff der Zeitlichkeit als Ausdruck der unaufhaltsamen irreversiblen Veränderlichkeit und Vergänglichkeit der physischen Welt, die in einem durch beständiges Werden und Vergehen gekennzeichneten Entwicklungsprozess begriffen ist. Zeitlichkeit ist damit ein Gegenbegriff zur Ewigkeit und Unvergänglichkeit der höheren geistigen Welt. Im Alten Testament wird die Zeitlichkeit und namentlich der Tod als Folge des Sündenfalls gedeutet.

Aus anthroposophischer Sicht hat das, was wir als Zeit erleben, seine wahre Ursache in dem Zusammenwirken einer Summe niederer und höherer geistiger Wesen.

Augustinus über das Rätsel der Zeit

Antike Hohlkugel-Sonnenuhr (Skaphe) zur Anzeige temporaler Stunden; der horizontal montierte Gnomon (Schattenzeiger) ging verloren.

„Was ist also die Zeit? Wenn mich niemand darnach fragt, weiß ich es, wenn ich es aber einem, der mich fragt, erklären sollte, weiß ich es nicht; mit Zuversicht jedoch kann ich wenigstens sagen, daß ich weiß, daß, wenn nichts verginge, es keine vergangene Zeit gäbe, und wem nichts vorüberginge, es keine zukünftige Zeit gäbe. jene beiden Zeiten also, Vergangenheit und Zukunft, wie kann man sagen, daß sie sind, wenn die Vergangenheit schon nicht mehr ist und die Zukunft noch nicht ist? Wenn dagegen die Gegenwart immer gegenwärtig wäre und nicht in die Vergangenheit Übergänge, so wäre sie nicht mehr Zeit, sondern Ewigkeit.“

Augustinus: Confessiones 11,14

Der Doppelstrom der Zeit

In einem 1907 an Edouard Schuré geschriebenen Brief deutet Rudolf Steiner an, wie wesentlich und grundlegend für ihn die Beschäftigung mit dem Wesen der Zeit schon etwa ab dem 18. Lebensjahr war. Damals, im Jahr 1879, hatte er gerade maturiert und bereitete sich auf sein Studium vor. In dieser Zeit entwickelte Steiner eine klare Vorstellung vom Doppelstrom der Zeit, wonach der äußeren, von der Vergangenheit in die Zukunft fließenden Zeit ein gegenläufiger Zeitstrom in der Astralwelt entgegen kommt. Beide Ströme kreuzen sich in der jeweiligen Gegenwart und dies sei die Bedingung für das geistige Schauen.

„Sehr früh wurde ich auf Kant hingelenkt. Im fünfzehnten und sechzehnten Jahre studierte ich Kant ganz intensiv, und vor dem Übergang zur Wiener Hochschule beschäftigte ich mich intensiv mit den orthodoxen Nachfolgern Kants, vom Anfange des 19. Jahrhunderts, welche von der offiziellen Wissenschaftsgeschichte in Deutschland ganz vergessen sind und kaum mehr genannt werden. Dann trat hinzu ein eingehendes Vertiefen in Fichte und Schelling. In diese Zeit fiel - und dies gehört schon zu den äußeren okkulten Einflüssen - die völlige Klarheit über die Vorstellung der Zeit. Diese Erkenntnis stand mit den Studien in keinem Zusammenhang und wurde ganz aus dem okkulten Leben her dirigiert. Es war die Erkenntnis, dass es eine mit der vorwärtsgehenden interferierende rückwärtsgehende Evolution gibt - die okkult-astrale. Diese Erkenntnis ist die Bedingung für das geistige Schauen.“ (Lit.:GA 262, S. 15)

Die Bezeichnung Doppelstrom der Zeit verwendete Rudolf Steiner in seinen Schriften und Vorträgen allerdings nicht explizit, sondern nur der Sache nach; sie findet sich einzig in einer Notizbucheintragung zu einem in Berlin am 4.Februar 1913 gehaltenen Vortrag (Lit.: Beiträge 49/50, S. 34).

In einem ebenfalls in Berlin am 17. Mai 1905 gehaltenen Vortrag sagte Steiner:

„In jedem Zeitabschnitt ist Ihr Leben ein Durchschnitt von zwei Strömungen, von denen die eine von der Zukunft nach der Gegenwart geht und die andere von der Gegenwart nach der Zukunft. Wo sich die Strömungen treffen, tritt eine Stauung ein. Alles, was der Mensch noch vor sich hat, muß er als astralische Erscheinung vor sich auftauchen sehen. Dieses ist etwas, was eine unglaublich eindrückliche Sprache spricht.

Denken Sie sich, daß der Geheimschüler [an den Punkt seiner Entwicklung kommt, wo er] hineinblicken soll in die astrale Welt, wo ihm die Sinne aufgeschlossen werden, so daß er das, was er noch bis zum Ablaufe der jetzigen Periode zu erleben haben würde, als äußere Erscheinung in der astralen Welt rings um sich auftauchen sehen würde. Das ist ein Anblick, der von ganz eindringlicher Art für jeden Menschen ist. Wir müssen also sagen, es ist eine wichtige Stufe im Verlauf der okkulten Schulung, daß dem Menschen als astralisches Panorama, als astralische Erscheinung, dasjenige entgegentritt, was er noch bis zur Mitte der sechsten Wurzelrasse - denn bis dahin gehen unsere Inkarnationen - zu erleben hat. Es erschließt sich ihm der Weg. Kein Geheimschüler wird es anders [erleben], als daß er als äußere Erscheinung das entgegentreten sieht, was er in der näheren Zukunft bis zur sechsten Wurzelrasse [noch] vor sich hat.

Wenn der Schüler bis zur Schwelle vorgeschritten ist, dann tritt an ihn die Frage heran: Willst Du dieses alles in der denkbar kürzesten Zeit durchleben? Denn darum handelt es sich für denjenigen, der die Einweihung empfangen will. Wenn Sie sich das überlegen, so haben Sie Ihr eigenes zukünftiges Leben in einem Moment als äußeres Panorama vor sich. Das ist wiederum dasjenige, was uns die Anschauung des Astralischen charakterisiert. Dies ist für den einen Menschen so, daß er sich sagt: Nein, da gehe ich nicht hinein. Für den anderen dagegen ist es so, daß er sich sagt: Ich muß hinein. Diesen Punkt der Entwickelung nennt man die «Schwelle», die Entscheidung, und die Erscheinung, die man da hat, sich selbst mit allem, was man noch zu erfahren und zu erleben hat, die nennt man den «Hüter der Schwelle». Der Hüter der Schwelle ist also nichts anderes als unser eigenes künftiges Leben. Wir selbst sind es. Unser eigenes zukünftiges Leben liegt hinter der Schwelle.“ (Lit.:GA 324a, S. 38f)

Raum und Zeit existieren nicht abgesondert von den sinnlichen Dingen und Prozessen

In seinem 1882 an Friedrich Theodor Vischer gesandten Aufsatz «Einzig mögliche Kritik der atomistischen Begriffe» schrieb Steiner:

„Eine große Anzahl falscher Vorstellungen ist namentlich durch die unrichtigen Begriffe von Raum und Zeit in Umlauf gekommen.“ (Lit.: Beiträge 63, S. 9)

Verfehlt schien Steiner, Raum und Zeit als von den sinnlichen Dingen und Prozessen abgesonderte Entitäten zu betrachten:

„Der Raum, abgesehen von den Dingen der Sinnenwelt, ist ein Unding. Wie der Raum nur etwas an den Gegenständen, so ist auch die Zeit nur an und mit den Prozessen der Sinnenwelt gegeben. Sie ist denselben immanent. An sich sind beide bloße Abstraktionen. Konkrete Gebilde der Sinnenwelt sind nur die sinnlichen Dinge und Prozesse. Sie stellen Begriffe und Gesetze in Form äußeren Daseins vor. Daher müssen sie in ihrer einfachsten Form Grundpfeiler der empirischen Naturlehre sein. Die einfache sinnliche Qualität und nicht das Atom, die Grundtatsache und nicht die hinterempirische Bewegung sind die Elemente derselben. Damit ist ihr eine Richtung gegeben, welche die einzig mögliche ist. Wenn man sich darauf stützt, wird man gar nicht versucht werden, von Grenzen des Erkennens zu sprechen, weil man es nicht mit Dingen zu tun hat, denen man willkürliche negative Merkmale wie übersinnlich und dergleichen beilegt, sondern mit wirklich gegebenen konkreten Gegenständen.“ (Lit.: Beiträge 63, S. 10)

Zeit und Zeitlosigkeit

Die Tätigkeit der Hierarchien an sich ist zeitlos, so wie auch beim Menschen die höchsten geistigen Vorgänge zeitlos sind. Es gäbe keine Zeit, wenn alle Wesen auf gleicher Entwicklungsstufe stünden. Von der Entstehung der Zeit kann man schwer reden, denn im Wort Entstehen ist schon der Zeitbegriff mit enthalten; man kann also nur über das Wesen der Zeit sprechen. Und das ergibt sich eben daraus, dass im Zeitlosen durchaus verschiedene Entwicklungsgrade möglich sind, die durch ihr Zusammenspiel die wesenhafte Zeit möglich machen.

"... die höchsten geistigen Vorgänge beim Menschen führen zu dem Begriff, daß sie zeitlos verlaufen. Die Tätigkeiten der Hierarchien sind zeitlos. - Von Zeit-Entstehen ist schwer zu reden: in dem Worte «entstehen» ist schon der Begriff der Zeit enthalten; man müßte eher sagen: das Wesen der Zeit, und darüber ist nicht so leicht zu sprechen. Es gäbe keine Zeit, wenn alle Wesen auf gleicher Entwickelungsstufe stehen würden. Durch das Zusammenwirken einer Summe niederer und einer Summe höherer Wesen entsteht Zeit. Im Zeitlosen sind verschiedene Entwickelungsgrade möglich; durch ihr Zusammenspiel wird Zeit möglich." (Lit.: GA 110, S. 176)

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Frühe Eisenuhr aus der Uhrensammlung Kellenberger, Winterthur/Schweiz

Die Vergangenheit erstrahlt gedanklich in der Schönheit des Lichts, in der Finsternis offenbart sich die Willenskraft, die in die Zukunft führt,

"Sie schauen hinaus in die Welt: Sie sind vom Licht umflossen. In dem Lichte erstirbt eine vorzeitige Welt. Sie treten auf den harten Stoff auf - die Stärke der Welt trägt Sie. In dem Lichte erstrahlt gedanklich die Schönheit. In dem Erglänzen der Schönheit erstirbt die vorzeitige Welt. Die Welt geht auf in ihrer Stärke, in ihrer Kraft, in ihrer Gewalt, aber auch in ihrer Finsternis. In Finsternis geht sie auf, die zukünftige Welt, im stofflich-willensartigen Elemente.

Wenn die Physiker einmal ernsthaft reden werden, dann werden sie sich nicht jenen Spekulationen hingeben, in denen heute von den Atomen und Molekülen gefaselt wird, sondern sie werden sagen: Die äußere Welt besteht aus Vergangenheit, und im Inneren trägt sie nicht Moleküle und Atome, sondern Zukunft. Und wenn man einmal sagen wird: Uns erscheint strahlend die Vergangenheit in der Gegenwart, und die Vergangenheit hüllt die Zukunft überall ein - , dann wird man von der Welt richtig reden, denn die Gegenwart ist überall nur dasjenige, was Vergangenheit und Zukunft zusammen wirken. Die Zukunft ist dasjenige, was eigentlich in der Stärke des Stoffes liegt. Die Vergangenheit ist dasjenige, was in der Schönheit des Lichtes erglänzt, wobei Licht für alles Sich-Offenbarende gesetzt ist, denn natürlich, auch was im Tone erscheint, was in der Wärme erscheint, ist hier unter dem Lichte gemeint.

Und so kann sich der Mensch nur selber verstehen, wenn er sich auffaßt als Zukunftskern, der umhüllt ist von dem, was ihm von der [Tafel 10:unten] Vergangenheit herrührt, von der Lichtaura des Gedankens. Man kann sagen: Geistig gesehen ist der Mensch Vergangenheit, wo er in seiner Schönheitsaura erstrahlt, aber eingegliedert ist dieser Vergangenheitsaura, was als Finsternis sich beimischt dem Lichte, das aus der Vergangenheit herüberstrahlt, und was in die Zukunft hinüberträgt. Das Licht ist dasjenige, was aus der Vergangenheit herüberstrahlt, die Finsternis, was in die Zukunft hinüberweist. Das Licht ist gedanklicher Natur, die Finsternis ist willensartiger Natur." (Lit.: GA 202, S. 78f)

Ahura Mazdao und Ahriman

"So muß man qualitativ den Kosmos betrachten, nicht bloß quantitativ, dann kommt man mit diesem Kosmos zurecht. Dann gliedert sich aber auch hinein in diesen Kosmos ein fortwährendes Ersterben, ein Ersterben der Vorzeit im Lichte, ein Aufgehen der Zukunft in der Finsternis. Die alten Perser nannten aus ihrem instinktiven Hellsehen heraus das, was sie als die ersterbende Vorzeit im Lichte fühlten, Ahura Mazdao, was sie als die Zukunft im finstern Willen fühlten, Ahriman." (Lit.: GA 202, S. 82f)

Physikalische und lebendige Zeit

Als grundlegende physikalische Größe hat die Zeit das Formelzeichen und wird im SI-System in Sekunden (s) angegeben. Die Physik beschreibt die Zeit als unumkehrbare Abfolge von Ereignissen, die nach den Gesetzen der Thermodynamik durch die Zunahme der Entropie bestimmt ist. Nach dem Kausalitätsprinzip geht dabei stets die Ursache der Wirkung voran, weswegen nur die Zukunft von der Gegenwart aus kausal beeinflusst werden kann, die Vergangenheit aber unveränderlich ist. Nach der Relativitätstheorie wird allerdings die zeitliche Abfolge von relativ zueinander bewegten Beobachtern unterschiedlich gesehen und es gibt auch keine universelle Gleichzeitigkeit von Ereignissen, sondern nur eine Relativität der Gleichzeitigkeit. In der Quantenphysik gibt es starke Hinweise darauf, dass die Zeit im Bereich der Planck-Zeit (ca. 5,391·10-44 s) kein Kontinuum mehr ist.

Zeitinvarianz

In der Physik geht man von der Homogenität der Zeit aus, nach der kein Zeitpunkt vor anderen besonders ausgezeichnet ist. Ein gegebenes System reagiert zu jedem beliebigen Zeitpunkt auf gleiche kausale Einflüsse auf gleiche gesetzmäßige Weise. Aus der damit verbundenen Zeitinvarianz der Naturgesetze folgt nach dem 1918 von Emmy Noether formulierten Noether-Theorem der von Rudolf Steiner wiederholt kritisierte Energieerhaltungssatz.

Entropie und Zeit

Hauptartikel: Entropie

Alle rein physikalischen Prozesse laufen so ab, dass dabei die Entropie des Universums insgesamt gleich bleibt oder zunimmt. Damit wird zugleich die Richtung der Zeit festgelegt: Prozesse, bei denen die Entropie zunimmt, sind irreversibel, d.h. nicht umkehrbar, und das gilt für fast alle real vorkommenden physikalischen Vorgänge. Die Zukunft ist somit dadurch definiert, dass in ihr die Entropie größer ist als in der Vergangenheit. Nur reversible, d.h. umkehrbare Prozesse sind gleichsam zeitlos.

Absolute und relative Zeit

Astronomische Uhr, Prag

Völlig untauglich aus geistiger Sicht ist der von Newton geprägte und zur Grundlage der klassischen Physik gewordene Begriff der absoluten Zeit, die völlig unabhängig von allen äußeren Gegenständen völlig gleichförmig dahinfließen soll.

„Die absolute, wahre und mathematische Zeit verfließt an sich und vermöge ihrer Natur gleichförmig und ohne Beziehung auf irgendeinen äußeren Gegenstand.“

Isaac Newton: Mathematische Prinzipien der Naturlehre; London 1687

Dass dieser absolute Zeitbegriff selbst aus physikalischer Perspektive nicht haltbar ist, hat schon Albert Einstein durch seine 1905 veröffentlichte spezielle Relativitätstheorie gezeigt. Raum und Zeit sind hier nicht mehr unabhängig voneinander, sondern werden zum vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuum verflochten. Absolut im Sinne der Relativitätstheorie ist nur die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum c=229.792.458 m/s, die damit zur fundamentalen Naturkonstante wird - mit beachtlichen Folgen. Raum und Zeit werden dadurch zu relativen Projektionen, die vom Bewegungszustand des Beobachters abhängen. Das führt zu messbaren Phänomenen wie der Längenkontraktion und Zeitdilatation und der vollständigen Äquivalenz von Masse und Energie, die in der berühmten Einstein-Formel E=mc2 knapp zusammengefasst wird. Im Rahmen der von Einstein ab 1915 veröffentlichten allgemeinen Relativitätstheorie deutete er die Gravitation abstrakt als geometrische Eigenschaft der gekrümmten vierdimensionalen Raumzeit - wiederum mit bemerkenswerten Konsequenzen, die die Vorstellung eines statischen Universums ins Wanken brachte. Die Lösungen der vereinfachten Feldgleichung (Friedmann-Gleichung) implizieren nämlich für eine materieerfüllte Welt eine Phase der Expansion des Universums, die 1929 von Edwin Hubble auch tatsächlich entdeckt wurde, worauf die moderne Urknalltheorie aufbaut.

Eigenzeit

Hauptartikel: Eigenzeit

Eine von den Dingen abgezogene und als absolut gesetzte Zeit ist nur eine leere Abstraktion ohne Wirklichkeitsgehalt. In Wahrheit hat jede sich lebendig entwickelnde Ganzheit ihre Eigenzeit. Diese ist in ihrem Wesen begründet ist und äußert sich durch die in ihr periodisch in geordneter Folge ablaufenden und sich dabei beständig metamorphosierenden Prozesse.

"Und damit komme ich dazu, daß im Grunde jede Entität, die überhaupt betrachtet werden darf wie eine Totalität, eigentlich ihre Zeit in sich trägt. Ein Stückchen [eines] unorganischen Körpers kann ich für sich betrachten, ein Blatt nicht, weil es nur einen Bestand hat am Baum. Ich muß also Rücksicht nehmen bei meiner Betrachtung darauf, was ein in sich geschlossenes totales System ist, was eine Totalität ist. Jede Totalität aber, die ich so betrachte, hat die Zeit als etwas Immanentes in sich. So daß ich eigentlich nicht viel übrig haben kann für die abstrakte Zeit, die noch außer jedem Ding ist und [neben] der jedem Ding oder Verlauf immanenten Zeit existiert. Wenn ich die Zeit, die von Anfang bis Ende gehen soll, ins Auge fasse, kommt es mir gerade so vor, wie wenn jemand den abstrakten Begriff für das einzelne Pferd bildet. Die einzelnen Pferde sind in der äußeren Raumrealität da, aber um den Begriff zu bekommen, muß ich ihm etwas anderes noch zuschreiben. So ist es auch mit der Zeit. Die Frage: Ist die Zeit in sich veränderlich oder nicht? - hat keinen wirklichen Inhalt, weil jedes Totalsystem in seinem immanenten Sein seine [eigene] Zeit hat, und seinen [eigenen] Geschwindigkeitsverlauf. Der Geschwindigkeitsverlauf des Unorganischen oder des Lebensprozesses führt zurück auf diese immanente Zeit.

Daher möchte ich eigentlich lieber als eine Relativitätstheorie, die immer voraussetzt, daß man das eine Koordinatenachsensystem auf das andere beziehen kann, eine Absolutitätstheorie begründen, die davon ausgeht, überall zu erforschen, wo Totalsysteme sind, von denen man sprechen darf, wie man sprechen darf von der Totalität eines Organismus. Man kann nicht sprechen von der Totalität der Silurperiode bei der Erde, sondern da muß man die Silurperiode mit einer anderen [erdgeschichtlichen Periode] zu einem Totalitätssystem zusammenfassen. Ebensowenig kann ich von einem Menschenkopf sprechen als von einer Totalität, da gehört das andere dazu.

In der Geologie beschreiben wir [je] eine Periode [für sich genommen] nach der anderen, als wenn sie so eine Wirklichkeit wäre. Sie ist es nicht. Sie ist nur eine Wirklichkeit mit dem Ganzen der Erde, und zwar so, wie ein Organismus eine Wirklichkeit ist, wo ich nicht eines herausreißen darf. Es käme vielmehr darauf an, statt unsere Vorgänge zu beziehen auf Koordinatenachsensysteme, sie auf ihre eigene innere Wirklichkeit zu beziehen, dann würden wir zu Totalitätssystemen kommen. Und dann würden wir müssen zu einer Art von Monadismus zurückkommen. Wir würden überwinden diese Relativitätstheorie und würden zur Absolutitätstheorie kommen." (Lit.: GA 324a, S. 143f)

Zeitmessung

Atomuhr

Zeit ist nur in Relationen quantitativ zu erfassen, z.B. durch die Beziehung des irdischen Geschehens auf die periodisch wiederkehrenden kosmischen Verhältnisse - aber diese kehren nie in genau gleicher Weise wieder und laufen auch nicht in einem starr gleichförmigen Takt, sondern sind innerhalb gewisser Grenzen lebendig beweglich. Damit ist zugleich die ganze Problematik der Zeitmessung (Chronometrie) angesprochen. Zwar hat man heute mit den Atomuhren einen weitgehend starren Taktgeber gefunden, aber damit entfernt man sich von der Wirklichkeit, die den lebendigen Zeitphänomenen zugrunde liegt, nur noch mehr. Als Zeiteinheit ist im SI-Einheitensystem die Sekunde (Einheitenzeichen s) festgelegt. So lange man von einer gleichmäßigen Erdrotation ausging, wurde die Sekunde als der sechzigste Teil einer Minute des in 24 Stunden zu 60 Minuten eingeteilten Tages definiert. Seit 1967 ist eine Sekunde als das 9.192.631.770-Fache der Periodendauer jener Strahlung festgelegt, die dem Übergang zwischen den beiden Hyperfeinstrukturniveaus des Grundzustandes von Atomen des Nuklids 133Cs entspricht (Atomsekunde).

„Denn wenn wir etwas auf der Erde feststellen, wenn wir mit noch so genauen Präzisionsinstrumenten rechnen, von dem Himmel aus angesehen ist es immer um ein paar Tage falsch, weil die Himmelszeit anders als die Erdenzeit verläuft. Die Erdenzeit suchen wir möglichst gleichmäßig verlaufen zu lassen. Das ist gar nicht der Fall mit der Himmelszeit, die schneller und langsamer verläuft, weil sie in sich lebendig ist. Wir Menschen selber machen die Erdenzeit tot, daher verläuft sie ganz gleichmäßig.“ (Lit.:GA 226, S. 105)

Uhrzeit

Weltkarte mit realen Zeitzonen als mehrheitlich ausgefranste Süd-Nord-Streifen gleicher Farbe

Zur Festlegung der ortsabhängigen Uhrzeit wird die Erdoberfläche in idealerweise 15° breite Zeitzonen eingeteilt. In der Praxis gibt es allerdings zahlreiche Abweichungen von dieser Regelung. Die auf den durch die Londoner Sternwarte Greenwich gelegten Nullmeridian bezogene Weltzeit, auch Universalzeit oder Erdzeit genannt, ist weltweit gültig. Diese Greenwich Mean Time GMT wurde 1928 in die Universal Time (UT) umgewandelt. Sie beruht auf der durch astronomische Beobachtungen gewonnenen mittleren Sonnenzeit und spiegelt die Erdrotation wider. Um auch die leichten Sschwankungen der Erdrotation zu berücksichtigen, wurde die Universal Time 1968 in mehrere Zeitsysteme (UT0, UT1 und UT2) aufgespalten. Die direkt auf den Phasenwinkel der Tag-Nacht-Grenze bezogen Variante UT1 wurde 1972 zur Referenzbasis der Koordinierten Weltzeit (UTC).

Die Zeit als vierte Dimension

Anknüpfend an die Ideen des britischen Mathematikers und Theosophen Charles Howard Hinton, die auch Albert Einstein in seiner Relativitätstheorie aufgegriffen hat, fasste Rudolf Steiner die Zeit als vierte Dimension auf. Anders jedoch als bei Einstein, der sich auf den äußeren physikalischen Zeitbegriff beschränkte, ist die Zeit für Steiner der symptomatische Ausdruck für die Erscheinung des Lebendigen - aufgefaßt als vierte Dimension - in den drei Dimensionen des physikalischen Raumes. Nach Steiner sind alle Wesen, für die die Zeit eine innere Bedeutung hat, räumliche, sich gesetzmäßig verwandelnde Abbilder vierdimensionaler Wesen.

"Indem die Pflanze wächst, durchbricht sie den dreidimensionalen Raum. Jedes Wesen, das in der Zeit lebt, durchbricht die drei [gewöhnlichen] Dimensionen. Die Zeit ist die vierte Dimension. Sie steckt unsichtbar in den drei Dimensionen des gewöhnlichen Raumes darinnen. Sie können sie aber nur durch hellseherische Kraft wahrnehmen.

Ein bewegter Punkt erzeugt eine Linie; bewegt sich eine Linie, so entsteht eine Fläche; und bewegt sich ein Fläche, so ensteht der dreidimensionale Körper. Lassen wir nun den dreidimensionalen Raum sich bewegen, so haben wir Wachstum [und Entwicklung]. Sie haben dadurch den vierdimensionalen Raum, die Zeit [hineinprojiziert in den dreidimensionalen Raum als Bewegung, Wachstum, Entwicklung].

[Die geometrische Betrachtung zum Aufbau der drei gewöhnlichen Dimensionen] finden Sie fortgesetzt im wirklichen Leben. Die Zeit steht senkrecht auf den drei Dimensionen, sie ist die vierte, sie wächst. Wenn Sie die Zeit in sich lebendig machen, entsteht die Empfindung. Vermehren Sie die Zeit in sich, bewegen Sie sie in sich selbst, so haben Sie das empfindende Tierwesen, das in Wahrheit fünf Dimensionen hat. Das Menschenwesen hat in Wahrheit sechs Dimensionen." (Lit.: GA 324a, S. 98f)

Materie und Zeit

Die Annahme einer ewigen, unzerstörbaren Materie, wie sie etwa von Isaac Newton postuliert wurde, beruht auf einem verfehlten Zeitbegriff.

"Aber nur einer ganz verfehlten Auffassung des Zeitbegriffes verdankt der Begriff der Materie seine Entstehung. Man glaubt die Welt zum wesenlosen Schein zu verflüchtigen, wenn man der veränderlichen Summe der Geschehnisse nicht ein in der Zeit Beharrendes, ein Unveränderliches untergelegt dächte, das bleibt, während seine Bestimmungen wechseln. Aber die Zeit ist ja nicht ein Gefäß, in dem die Veränderungen sich abspielen; sie ist nicht vor den Dingen und außerhalb derselben da. Die Zeit ist der sinnenfällige Ausdruck für den Umstand, daß die Tatsachen ihrem Inhalte nach voneinander in einer Folge abhängig sind. Nehmen wir an, wir hätten es mit dem wahrzunehmenden Tatsachenkomplex a1 b1 c1 d1 e1 zu tun. Von diesem hängt mit innerer Notwendigkeit der andere Komplex a2 b2 c2 d2 e2 ab; ich sehe den Inhalt dieses letzteren ein, wenn ich ihn ideell aus dem ersteren hervorgehen lasse. Nun nehmen wir an, beide Komplexe treten in die Erscheinung. Denn was wir früher besprochen haben, ist das ganz unzeitliche und unräumliche Wesen dieser Komplexe. Wenn a2 b2 c2 d2 e2 in der Erscheinung auftreten soll, dann muß a1 b1 c1 d1 e1 ebenfalls Erscheinung sein, und zwar so, daß nun a2 b2 c2 d2 e2 auch in seiner Abhängigkeit davon erscheint. D. h. die Erscheinung a1 b1 c1 d1 e1 muß da sein, der Erscheinung a2 b2 c2 d2 e2 Platz machen, worauf diese letztere auftritt. Hier sehen wir, daß die Zeit erst da auftritt, wo das Wesen einer Sache in die Erscheinung tritt. Die Zeit gehört der Erscheinungswelt an. Sie hat mit dem Wesen selbst noch nichts zu tun. Dieses Wesen ist nur ideell zu erfassen. Nur wer diesen Rückgang von der Erscheinung zum Wesen in seinen Gedankengängen nicht vollziehen kann, der hypostasiert die Zeit als ein den Tatsachen Vorhergehendes. Dann braucht er aber ein Dasein, welches die Veränderungen überdauert. Als solches faßt er die unzerstörbare Materie auf. Damit hat er sich ein Ding geschaffen, dem die Zeit nichts anhaben soll, ein in allem Wechsel Beharrendes. Eigentlich aber hat er nur sein Unvermögen gezeigt, von der zeitlichen Erscheinung der Tatsachen zu ihrem Wesen vorzudringen, das mit der Zeit nichts zu tun hat. Kann ich denn von dem Wesen einer Tatsache sagen: es entsteht oder vergeht? Ich kann nur sagen, daß ihr Inhalt einen andern bedingt, und daß dann diese Bedingung als Zeitenfolge erscheint. Das Wesen einer Sache kann nicht zerstört werden; denn es ist außer aller Zeit und bedingt selbst die letztere. Damit haben wir zugleich eine Beleuchtung auf zwei Begriffe geworfen, für die noch wenig Verständnis zu finden ist, auf Wesen und Erscheinung. Wer die Sache in unserer Weise richtig auffaßt, der kann nach einem Beweis von der Unzerstörbarkeit des Wesens einer Sache nicht suchen, weil die Zerstörung den Zeitbegriff in sich schließt, der mit dem Wesen nichts zu tun hat.

Nach diesen Ausführungen können wir sagen: Das sinnenfällige Weltbild ist die Summe sich metamorphosierender Wahrnehmungsinhalte ohne eine zugrunde liegende Materie." (Lit.: GA 1, S. 272ff)

Die Geschwindigkeit als eigentliche Wirklichkeit

Was wir im Erdenleben als Zeit empfinden, ist eine Täuschung; Wirklichkeit hat nur die Geschwindigkeit:

"Ich habe davon gesprochen, daß die Zeit, so wie wir sie erleben, eigentlich eine Täuschung ist, daß die Zeit in Wirklichkeit etwas ganz anderes ist, als sie der Mensch erlebt, weil der Mensch die Zeit nicht perspektivisch nimmt, so sagte ich dazumal. Den Raum erlebt der Mensch schon perspektivisch; die ferneren Bäume sieht er kleiner als die nahen Bäume. In Wirklichkeit ist auch die Zeit ebenso perspektivisch zu sehen. Die in der Zeit entfernten Ereignisse sind anders zu sehen als die in der Zeit nahen Ereignisse. Es ist aber nur die Grundlage dafür, daß die Zeit wirklich das ist, als was die Forscher aller Zeiten sie angesehen haben: die Zeit ist das wichtigste Medium der menschlichen Täuschung. Wir denken uns, daß zum Beispiel die Wesen der höheren Hierarchien auch so durch die Zeit fließen, wie unser eigenes Seelenleben durch die Zeit fließt: es ist keine Wahrheit darin. In Wahrheit liegt das Wesen der höheren Hierarchien in abgeflossenen Zeiten, aber sie wirken herüber aus den abgeflossenen Zeiten, wie im Raume von einem entfernten Orte man herüberwirken kann, meinetwegen durch Lichtsignale oder so etwas, auf in einem nahen Orte im Raume liegende Wesen. Die Zeit ist nicht das, als was sie die Menschen ansehen, die Zeit ist auch nicht das, als was sie solche Philosophen wie Kant ansehen, sondern die Zeit ist in ihrer Wirklichkeit etwas ganz anderes. Und das, was der Mensch als Wirklichkeit ansieht, ist eben auch eine Maja, eine große Täuschung. Vor allen Dingen bleibt immer das stehen, wovon wir glauben, indem wir in der Zeit als Täuschung leben, daß es vergangen sei. Es bleibt aber da; die Zeit wird wirklich zu etwas wie zu einem Raume. Und man sieht auf die rückwärtigen Ereignisse so, wie man auf entfernte Gegenstände im Raume sieht, wenn man wahrhaftig sieht. Die Zeit ist eine Täuschung.

Und weiter weiß die Geisteswissenschaft, daß die Quellen zu andern großen Täuschungen in menschlichen Weltanschauungen davon herrühren, daß der Mensch in bezug auf die Zeit der Täuschung unterliegt. Wenn unter Ihnen viele Physiker wären, würde ich selbst rein physikalisch mich hier aussprechen können. Ich würde Ihnen an physikalischen Formeln zeigen können, daß so, wie der Physiker die Zeit - das t, wie er es bloß nennt - in die physikalischen Formeln einführt, diese Zeit nur eine Zahl ist, also etwas ganz Unbekanntes, keine Wirklichkeit, sondern ein reiner Schein ist. Ein Wirkliches ist immer nur die Geschwindigkeit, aber die gerade sieht der Physiker als eine Folge der Zeit an. Da Sie ja keine Physiker sind und sich wahrscheinlich auf das Verständnis der Sache nicht einlassen werden, will auch ich mich nicht weiter darauf einlassen.

Die Zeit ist Täuschung, das ist eine schwerwiegende Wahrheit, weil die Zeit als Täuschung vielen andern Täuschungen des Lebens zugrunde Hegt. So zum Beispiel sieht man alle Dinge falsch, wenn man im geschichtlichen Leben die Zeit falsch anwendet. So denken etwa die Menschen, in den ersten drei christlichen Jahrhunderten hätten sich gewisse Dinge zugetragen, die seien jetzt vorbei. - In Wirklichkeit müßten sie denken: Der Erzengel oder die Wesenheit aus der Hierarchie der Archai, die dazumal die Ereignisse geleitet hat, ist noch da; das wirkt in anderer Weise weiter. - Das Vergangensein ist nur eine Täuschung. Es hängt viel davon ab, daß man gegenüber der geistigen Wirklichkeit gerade den perspektivischen Charakter der Zeit kennenlernt, daß man weiß, man muß sich über die Ereignisse im Zeitenlaufe ebenso täuschen - während man das nicht glaubt -, wie man sich über die Ereignisse im Raume täuscht, wenn man keine Perspektive zugibt. Denken Sie einmal, wie groß die Täuschung wäre, wenn Sie keine Perspektive zugeben würden, wenn Sie das Entfernte im Raume als so wirksam auf sich selbst betrachten würden wie das Nahe. Sie schauen auf einen fernen Berg hin. Von der Luft, die Sie umgibt, hängt wesentlich Ihre Gesundheit ab; von der Luft auf dem fernen Berge nicht, denn wollen Sie sie als gesundheitsfördernd haben, so müssen Sie hingehen. Die Wirklichkeit hängt im wesentlichen, sobald es um die Wirklichkeit im Leben sich handelt, mit der Perspektive zusammen. So ist es aber auch mit Bezug auf die Zeit. Wir leben richtig in der Gegenwart, wenn wir nicht glauben, daß die ferneren Ereignisse der Vergangenheit ebenso gewogen werden können wie die nahen Ereignisse. Wenn wir im dritten nachatlantischen Zeitraum die ägyptisch-chaldäische Zeit betrachten und nur dasjenige ins Auge fassen, was die Dokumente liefern, und sie so registrieren, wie sie die Torengeschichte registriert, die Fable convenue, die sich eben heute Geschichte nennt, dann machen wir den perspektivischen Fehler. Denn es hat überhaupt für das heutige Leben gar keine Bedeutung, was die Menschen äußerlich an Taten während der ägyptischen Zeit gemacht haben, aber was die Engel und Erzengel und Archai gemacht haben, das hat Bedeutung; das tritt aber nur in der perspektivisch gebildeten Betrachtung hervor. Daher ist es ein Grundsatz, und nicht nur heute, wo wir alle diese Dinge wiederentdecken müssen auf dem Boden der Anthroposophie, sondern in allen Zeiten war es ein Grundsatz für alle geistigen Forscher, daß die Zeit als solche eine Täuschung ist, und niemals wurde von einem wirklichen Kenner der Wirklichkeit mit der Zeit so gerechnet, daß sie für eine Wahrheit gehalten wurde, daß sie selbst für eine wahre Wirklichkeit gehalten worden wäre." (Lit.: GA 184, S. 71ff)

Zeitlinie und Zeitknäuel

Der alltägliche Zeitbegriff, nach dem die Zeit linear von der Vergangenheit über den Moment der Gegenwart in die Zukunft läuft, ist untauglich, um geistige Zusammenhänge zu erfassen:

"Ich will durch diesen Strich andeuten, daß irgend etwas, was heute mit dem Menschen geschieht, von den geistigen Wesen so ausgestaltet wird, daß das andere, was als Ausgleichendes dazugehört, in dreitausend Jahren eintritt. Das ist der normale Prozeß. Aber sehen Sie, im gewöhnlichen Leben kennt man ja die Zeit nur sehr ungenau. Wie stellt man sich im gewöhnlichen Leben die Zeit vor? Wie eine von der vergangenen Unendlichkeit durch die Gegenwart in die Zukunft hineinlaufende Linie. So ungefähr stellt man sich die Zeit vor, allerdings eine dicke Linie, nicht eine Linie, sondern ein dickes Seil, denn sie enthält alles, was man überhaupt wahrnimmt in der Welt, zugleich in jedem einzelnen Augenblick der Gegenwart. Man stellt sie sich so vor, wenn man überhaupt sich etwas vorstellt. Die meisten Menschen stellen sich das überhaupt gar nicht vor. Geistig angesehen, ist die Sache nicht so. Und man lernt schwer Verständnis finden für geistige Verläufe, die ja in allen physischen Verläufen drinnen sind, wenn man sich die Zeit nur so vorstellen kann.

Zeitlinie und Zeitknäuel
Zeitlinie und Zeitknäuel

Aber die Zeit ist in der Realität nicht so, sondern der ganze Faden, den ich da an die Tafel gezeichnet habe, der kann verwickelt zu einem Knäuel werden. In diesem Knäuel ist die ganze Zeitlinie drinnen, die dreitausend Jahre sind in einem Knäuel. Die Zeit kann sich verknäueln, und wenn sie sich für irgendeine Evolution verknäuelt, diese Zeit, dann kann der Knäuel eben in einem Menschen leben. Bei der heiligen Theresia lebte eine verknäuelte Zeit in dem irdischen Leben. Das ist eigentlich das Mysterium, daß Dinge, die sonst in dem Karma weit auseinanderrücken, zusammengeschoben werden. (Siehe Zeichnung.)" (Lit.: GA 318, S. 44f)

Die Zeit als lebendiger Organismus

Nur im physisch-sinnlichen Erleben ist die Gegenwart das einzig Reale. Aus der Perspektive der höheren Welten ist das Vergangene nicht einfach vergangen und das Zukünftige noch nicht da, sondern sie schließen sich zu einem lebendigen Zeitorganismus zusammen. Ein solcher in sich zusammenhängender Zeitorganismus ist der Ätherleib des Menschen.

"Bedenken Sie nur: Wie die gewöhnlich gemeinte Wirklichkeit vor uns steht, ist ja Raum und Zeit ineinander verwoben. Man kann solche Dinge erst dann denken, wenn man auseinanderhält Raum und Zeit. Im gewöhnlichen gegenständlichen Erkennen haben Sie ja die Zeit überhaupt nicht gegeben. Sie messen ja die Zeit durch lauter Raumgrößen, und Veränderungen in den Raumgrößen sind die Erkennungsmittel für dasjenige, was dann als Zeit gilt. Denken Sie sich doch nur eine andere Zeitmessung. Sie messen sonst immer die Zeit nach dem Raum. Das ist nicht der Fall in dem Augenblick, wo Sie zum wirklichen Erleben der Zeit übergehen. Das tun die Menschen zumeist unbewußt. Eigentlich wird das Denken durch die imaginative Erkenntnis ins Bewußtsein heraufgehoben. Ein wirklich zeitliches Erleben aber haben Sie, wenn Sie zum Beispiel, sagen wir, am 12. April 1922 um 4 Uhr 4 Minuten und soundsoviel Sekunden ihr Seelenleben nehmen.

Wenn Sie dieses Ihr Seelenleben in diesem Augenblick nehmen, so hat es einen zeitlichen Querschnitt. Sie können nicht davon sprechen, daß da irgendein Raumesquerschnitt innerhalb dieses zeitlichen Querschnittes ist. Innerhalb dieses zeitlichen Querschnittes liegt nun aber Ihre ganze zunächst irdische Vergangenheit drinnen, und Sie müssen, wenn Sie schematisch zeichnen wollen, wenn das der Strom Ihres Erlebens ist von a nach b, den Querschnitt A bis B zeichnen. Sie können nicht anders,

zeitlicher Querschnitt
zeitlicher Querschnitt

als Ihr gesamtes Erleben in diesen Querschnitt hinein verlegen, und dennoch gibt es darin eine Perspektive. Sie können sagen, zeitlich weiter zurückliegende Erlebnisse bilden sich in geringerer Intensität ab als zeitlich nähere. Das wirkt aber alles in dem einen Querschnitt drinnen. So daß Sie andere Beziehungen herausbekommen, wenn Sie die Zeit wirklich analysieren. Die Zeit können wir überhaupt nur zu einer Vorstellung erheben, wenn wir nicht die Analyse nehmen, die wir in der Physik gewohnt sind, nach Raum-Erkenntnismitteln, sondern nur, indem wir auf unser Seelenleben selbst reflektieren. In Ihrem Seelenleben stecken Sie aber, wenn Sie auch nur abstrakte Gedanken haben, in dem Zeitleib drinnen. Das ist das Wichtige, daß man nun wirklich diesen Zeitleib als einen Organismus aufzufassen in der Lage ist. Sehen Sie, wenn Sie irgendwelche Indispositionen, sagen wir durch diese oder jene Verdauungsstörung, im Magen verspüren, so können Sie unter Umständen sehen, daß auch ganz andere Gebiete Ihres Raumesorganismus dadurch in Mitleidenschaft gezogen werden. Der Raumesorganismus ist so, daß die einzelnen Gebiete räumlich voneinander abhängig sind. Beim Zeitorganismus ist das so, daß, trotzdem wir ein Später und ein Früher haben, Später und Früher in organischer Weise zusammenhängen. Ich drücke das manchmal so aus, daß ich sage: Nehmen wir an, wir haben einen sehr alten Menschen. Wir finden, wenn solch ein alter Mensch zu jüngeren Leuten, zum Beispiel zu Kindern spricht, daß sein Zusprechen an den Kindern abprallt, daß seine Worte gar nichts für die Kinder sind. Und wir finden einen anderen Menschen. Wenn der zu Kindern spricht, ist es etwas ganz anderes. Seine Worte fließen von selbst in die kindlichen Seelen ein. Wenn Sie nun studieren - man studiert nur diese Dinge nicht, weil man sehr selten den ganzen Menschen ins Auge faßt, man hält sozusagen nicht so lange mit der Aufmerksamkeit still, daß man zum Beispiel das beobachtet -, worauf das Segnende der Kraft eines älteren Mannes oder einer alten Frau beruht, so muß man manchmal zurückgehen in die erste Kindheit. Soweit dehnt man die Beobachtung heute nicht aus. Das muß die Anthroposophie machen. Da gehen Sie zurück und werden finden: Wer im Alter segnen kann, wer im Alter diese eigentümliche geistige Kraft in sich hat, daß seine Worte wie Segen in jugendliche Menschen einfließen, der hat in der Jugend beten gelernt. Ich drücke das bildlich so aus: Gefaltete Hände in der Jugend werden zu segnenden Händen im Alter.

Da haben Sie einen Zusammenhang zwischen demjenigen, was als Einfluß auf andere Menschen im späteren Alter wirkt und was in der ersten Kindheit, sagen wir, an frommen Gefühlen und dergleichen in dem Leben vorhanden war. Da ist ein organischer Zusammenhang zwischen dem Früheren und dem Späteren. Und nur wenn man den ganzen Menschen kennt, sieht man, wie er unendlich viele solcher Zusammenhänge hat. Heute stecken wir eben mit unserem ganzen Leben außerhalb dieser Wirklichkeit. Wir bilden uns ein, daß wir ganz strotzen von Wirklichkeit, aber wir sind Abstraktlinge in unserer Lebenskultur. Wir achten nicht auf die wahre Wirklichkeit. So achten wir zum Beispiel auf solche Dinge nicht. Wir achten auch nicht darauf, daß wir, wenn wir einem Kinde etwas beibringen, möglichst vermeiden müssen, namentlich im Volksschulalter, ihm scharfkonturierte Begriffe zu geben. Die sind wirklich so für das spätere Alter, als wenn man die Glieder einschnüren würde und sie nicht größer wachsen ließe. Was wir dem Kinde überliefern, muß ein Organismus sein, muß beweglich sein. Da kommen Sie nun allmählich an das heran, was ich mit einem Organismus meine. Natürlich, vollständig ist es nur möglich innerhalb der Imagination. Aber man kommt trotzdem zu einer Vorstellung von einem Organismus, wenn man sich nur klar darüber ist, daß eben dasjenige, was im Menschen zeitlich verläuft, sich nicht bezieht auf den Raumesorganismus, sondern auf den Zeitorganismus. Nun sehen Sie, daß in der Zeit eine Realität liegt. Sie können es wiederum aus der Mathematik heraus entnehmen. Da hat es einmal eine ganz nette Diskussion gegeben. Ich glaube, Ostwald war es, der darauf aufmerksam gemacht hat - also kein Anhänger der Geisteswissenschaft, sondern ein Mensch, der nur nicht gerade Materialist ist -, daß die organischen Prozesse, die in der Zeit verlaufen, nicht mit dem mechanischen Prozeß umkehrbar sind. Nun ist es aber so, daß man mit der gewöhnlichen Rechnung überhaupt an die Zeitprozesse gar nicht herankommt. Sie bleiben mit der gewöhnlichen Rechnung eigentlich immer außerhalb der Zeitprozesse. Sie verfolgen nicht die Prozesse als solche. Wenn Sie zum Beispiel in einer Formel für die Mondfinsternis negative Größen einsetzen, so kriegen Sie die weiter zurückliegenden Dinge, aber Sie bewegen sich nicht mit den Dingen weg. Sie bewegen sich nur in der Raumessphäre. Und so bekommt man auch nur einen richtigen Begriff von dem, was eigentlich physischer Leib des Menschen ist, wenn man trennen kann vom Zeitlichen das Räumliche. Beim Menschen ist es von fundamentaler Bedeutung, weil man überhaupt zu keinem Verständnis kommt, wenn man nicht weiß, daß bei ihm alles Zeitliche als Entität für sich verläuft, und das Räumliche von dem Zeitlichen als von etwas Dynamischem beherrscht wird, während bei einer Maschine das Zeitliche nur eine Funktion ist desjenigen, was räumlich wirkt. Das ist der Unterschied. Beim Menschen ist das Zeitliche ein Reales, während beim Mechanismus das Zeitliche nur eine Funktion des Raumes ist. Darauf kommt es zuletzt hinaus." (Lit.: GA 82, S. 232ff)

Die Zeit in den höheren Welten

Der ätherische und der gegenläufige astralische Zeitstrom

Das gegenwärtige Bewusstsein als Zusammenfluss der ätherischen Strömung aus der Vergangenheit und der astralischen Strömung aus der Zukunft (GA 115, S 190)

Aus höherer Sicht ist es auch nicht richtig, dass die Zeit einseitig von der Vergangenheit in die Zukunft fließt. Das ist nur im Ätherischen der Fall. Auf dem Astralplan hingegen fließt die Zeit in umgekehrter Richtung:

"Zum Beispiel sehen wir im Physischen zuerst die Henne und dann das Ei. Im Astralischen sieht man umgekehrt erst das Ei und dann die Henne, welche das Ei gelegt hat. Im Astralen bewegt sich die Zeit zurück; erst sieht man die Wirkung und dann die Ursache. Daher der prophetische Blick; niemand könnte künftige Ereignisse voraussehen ohne dieses Rückwärtsgehen von Zeitereignissen." (Lit.: GA 95, S. 22)

Zeit und Bewusstsein

Das Phänomen des menschlichen Bewusstseins wird man nur verstehen, wenn man berücksichtigt

"... daß der Strom des Seelenlebens nicht nur von der Vergangenheit in die Zukunft, sondern auch von der Zukunft in die Vergangenheit fließt, daß wir zwei Zeitströmungen haben: das Ätherische, das in die Zukunft geht, während dasjenige, was wir als Astralisches dagegen haben, von der Zukunft in die Vergangenheit zurückfließt." (Lit.: GA 124, S. 64f)

Alles Vorstellungsmäßige hängt mit dem ätherischen Strom aus der Vergangenheit zusammen, alles Begehren, alle Wünsche, die Phänomene von Liebe und Hass, alle Willensimpulse kommen uns mit dem astralischen Strom aus der Zukunft entgegen. Das Übereinanderschlagen dieser beiden Strömungen, der ätherischen und der astralischen, die gleichsam einen «Wirbel» bilden (Lit.: GA 59, S. 109), ist das gegenwärtig empfundene Bewusstsein (Lit.: GA 115, S. 190ff).

Aber nicht nur die Richtung, auch die Geschwindigkeit (s.o.) der verschiedenen Seelentätigkeiten ist sehr unterschiedlich. Die grundlegenden Willensimpulse verändern sich sehr viel langsamer als das dahineilende Denken.

"Unser seelisches Leben beruht darauf, daß zum Beispiel das Denken, das Vorstellen, mit einer ganz anderen Geschwindigkeit abläuft als das Fühlen, und dieses wiederum mit einer ganz anderen Geschwindigkeit als das Wollen. Diese Dinge - daß innerlich im Seelenleben verschiedene ineinandergeschichtete Geschwindigkeiten sind - bewirken gerade das innere Entstehen des Bewußtseins. Bewußtsein entsteht nur da, wo irgend etwas sich stört. Daher ist Bewußtsein sogar verwandt mit dem Tode: weil der Tod das Leben stört." (Lit.: GA 73, S. 50)

"Denn der Wille bewegt sich nämlich wesentlich langsamer in der menschlichen Evolution als die Gedanken. Bitte, fassen Sie das als eine sehr wichtige Wahrheit auf: Der Wille bewegt sich viel langsamer als die Gedanken. So daß zum Beispiel bei den Menschen, die sich mehr den allgemeinen Gewohnheiten überlassen haben, die nicht dazumal gerade in den vierziger Jahren [des 19. Jahrhunderts] Rebellen oder Revolutionäre waren, sondern die sich so mehr den allgemeinen Gewohnheiten, den patriarchischen, biederen Gewohnheiten der dreißiger, vierziger Jahre überlassen haben, diese Gewohnheiten fortlebten bis in die Jahrzehnte, die ich jetzt meine. Aber die Gedanken schritten weiter. Und dadurch treten fortwährend in der Evolution Diskrepanzen auf zwischen dem Gedankenleben und dem Willensleben, die nicht in allen Sphären des Lebens, aber in gewissen Sphären des Lebens erscheinen." (Lit.: GA 177, S. 258)

Zeit und Schlaf

Zeit und Schlaf
Zeit und Schlaf

Im Schlaf gehen wir in der Zeit rückwärts bis zu unserer früheren Inkarnation.

"... da ist der Mensch in seiner gegenwärtigen Inkarnation. (Es wird gezeichnet, rechts Mitte.) Wenn er Imagination entwickelt, so schaut er seinen Ätherleib etwas vor die Geburt oder Empfängnis hingehend (gelb); aber sein astralischer Leib führt ihn durch Inspiration hinein in die ganze Zeit, die verflossen ist zwischen dem letzten Tode und dieser Geburt (rot). Und die Intuition führt ihn in das vorangehende Erdenleben zurück (gelb).

Wenn Sie nun schlafen, so bedeutet das nichts anderes, als daß Sie das Bewußtsein, das sonst im physischen Leibe ist, zurückverlegen, zurückführen, daß Sie mit ihm zurückkehren. Der Schlaf ist also eigentlich ein Zurücklaufen in der Zeit zu dem, wovon ich Ihnen schon gesagt habe, daß es dem gewöhnlichen Bewußtsein als vergangen erscheint, aber doch da ist. Sie sehen, man muß auch da, wenn man wirklich zum Erfassen des Geistigen kommen will, die Begriffe ändern gegenüber den Begriffen, die man gewöhnt ist im physischen Leben zu verwenden. Man muß also eigentlich sich bewußt werden, daß der Schlaf jedesmal ein Zurückgehen ist in die Gefilde, die man durchgemacht hat im vorirdischen Dasein, oder sogar ein Zurückgehen ist in frühere Inkarnationen. Der Mensch erlebt tatsächlich während des Schlafes, nur kann er es nicht erfassen, dasjenige, was früheren Inkarnationen angehört, was er durchgemacht hat auch im vorirdischen Dasein.

Über den Zeitbegriff muß man eine völlige Begriffsmetamorphose durchmachen; der muß ein ganz anderer werden. Wenn man daher an jemanden die Frage stellt: Ja, wo ist er denn, wenn er schläft? - dann muß man sagen: Er ist eigentlich in seinem vorirdischen Dasein oder sogar zurückgekehrt zu früheren Erdenleben. - Populär ausgedrückt sagt man eben: Der Mensch ist außerhalb seines physischen und seines Ätherleibes. Das Reale dazu ist das, was ich Ihnen auseinandergesetzt habe. Das ist, was sich darstellt als der rhythmische Wechselzustand zwischen Wachen und Schlafen." (Lit.: GA 234, S. 107f)

Dauer und Vorsehung im Devachan und auf dem Buddhiplan

Ouroboros aus einem alchemistischen Manuskript als Symbol der zyklisch in sich selbst zurücklaufenden Zeit, der Ewigkeit.
Siegelbild für das vierte Mysteriendrama nach dem Entwurf Rudolf Steiners.

Im Devachan, in der eigentlichen geistigen Welt, herrschen hingegen Dauer und Vorsehung, wobei letztere vom Buddhiplan, der Welt der Vorsehung, hereinwirkt:

"In dem Augenblick, wo man in die geistige Welt hineinschaut, ist es, wenn man in das Vergangene hineinsieht, so, daß das Vergangene wie stehengeblieben ist. Das ist noch da. Die Zeit wird zum Raume. Das Vergangene hört auf, unmittelbar Vergangenes zu sein. Dann hört der Begriff der Notwendigkeit auch auf einen Sinn zu haben. Man hat nicht ein Vergangenes, ein Gegenwärtiges, ein Zukünftiges, sondern man hat ein Dauerndes. Luzifer ist meinetwillen in der Mondenentwickelung so stehengeblieben, wie einer stehenbleibt, der mit einem anderen gegangen ist, und während der andere weitergeht, bleibt er, weil er zu bequem geworden ist, oder weil er wunde Füße bekommen hat, stehen. So wenig derjenige, der da stehengeblieben ist, mit dem Ort etwas zu tun hat, an dem der andere angekommen ist nach einiger Zeit, so wenig hat Luzifer direkt mit unserem Erdendasein etwas zu tun. Er ist eben im Mondendasein stehengeblieben. Da steht er heute noch. In der geistigen Welt können wir nicht sprechen von einem vergangenen, sondern nur von einem dauernden Dinge. Der Luzifer ist so da, wie er damals da war. Blickt man in die geistige Welt, so ändern sich alle Begriffe von Notwendigem und Zufälligem, da herrscht Vorsehung." (Lit.: GA 163, S. 89f)

Es ist nicht so, dass es in der Region der Dauer keine Bewegung gäbe. Das Wesen des Geistes, der der Ewigkeit angehört, ist rastlose unaufhörliche, zyklisch in sich selbst zurücklaufende Bewegung, die aber zugleich als absolute Ruhe empfunden wird, solange alle Wesen diese Bewegung gleichmaßen mitmachen. Erst wo Bewegungsunterschiede entstehen, weil nicht mehr alle Wesen dieses rastlose Tempo mitmachen können, wird die Bewegung auch als solche empfunden - und damit tritt die Zeit in Erscheinung.

Zeit und Reinkarnation

Die zyklisch in sich selbst zurücklaufende Zeit bestimmt auch das Reinkarnationsgeschehen.

"Nicht wahr, man sagt, weil man die Sache zunächst von der physischen Welt ansieht, mit Recht: Der Mensch macht wiederholte Erdenleben durch. - Das ist richtig. Aber warum macht er wiederholte Erdenleben durch? Indem er hier zwischen Geburt und Tod lebt, lebt er ein gewisses Stück Zeit durch. Dann geht er durch die Pforte des Todes in die geistige Welt ein, macht einen Umkreis durch, kommt aber in dem Umkreis wiederum auf dasselbe Stück Zeit zurück. Und immer wiederum, wenn wir ein Leben durchleben, sind wir eigentlich an derselben Weltstelle. Das ist sehr interessant! Im Reiche des Geistes herrscht nicht eigentlich die Zeit, sondern die Dauer. Wir kommen wiederum an dieselbe Stelle zurück. Wir wiederholen tatsächlich in denselben Verhältnissen mit dem, was wir mittlerweile durchgemacht haben, an derselben Stelle der Welt das Leben. Wir gehen immer wiederum zum Ausgangspunkt zurück. Wir vollführen wirkliche Umkreise." (Lit.: GA 168, S. 216f)

Und karmisch gesehen gibt es nicht nur den Zeitstrom aus der Gegenwart in die Zukunft ("Vergangenheitskarma"), sondern gleichzeitig auch die aus der Zukunft kommende karmische Vorwegnahme eines zukünftigen ("vorweggenommenes Karma") Geschehens.

Der Ursprung der Zeit auf dem alten Saturn

Der alte Saturn war die erste Verkörperung unserer Erde bzw. unseres ganzen Planetensystems. Er ist aus der Region der Dauer, der Ewigkeit, hervorgetreten, die durch den Tierkreis repräsentiert wird. Die Zeit entstand erst im Laufe der Saturnentwicklung - darum wird der Saturn in der griechischen Mythologie als Chronos bezeichnet. Auf dem alten Saturn gab es noch keinen Raum im eigentlichen Sinn, alle räumlichen Schilderungen können hier nur einen vergleichsweisen Charakter haben.

"Wenn wir also in urferne Vergangenheit zurückblicken, so schauen wir auf den ersten Zustand unserer Erde, den des alten Saturns, der im Anfange seines Daseins noch nicht einmal leuchtete. Er war eine Art Wärmezustand. Sie hätten ihn nicht so sehen können wie eine glänzende Kugel, sondern wenn Sie sich dem Saturn genähert hätten, würden Sie in einen wärmeren Raum hineingekommen sein, weil er eben bloß in einem Wärmezustand war.

Nun könnte man fragen: Hat denn mit dem Saturn das Weltwerden begonnen? Haben nicht andere Zustände vielleicht erst das herbeigeführt, was Saturn geworden ist? Gingen dem Saturn nicht noch andere Verkörperungen voran? — Es würde schwer sein, vor den Saturn zurückzugehen, weil nämlich erst beim Saturn etwas beginnt, ohne das wir gar nicht hinter den Saturn zurückgehen können. Mit dem Saturn beginnt nämlich erst das, was wir Zeit nennen. Vorher gab es andere Formen des Seins, das heißt, eigentlich können wir gar nicht von vorher sprechen, weil noch keine Zeit da war. Die Zeit hat auch einmal angefangen. Vor dem Saturn gab es keine Zeit, da gab es nur Ewigkeit, Dauer. Da war alles gleichzeitig. Daß die Vorgänge einander folgen, das trat erst mit dem Saturn ein. In derjenigen Weltenlage, wo nur Ewigkeit, Dauer ist, da gibt es auch keine Bewegung. Denn zur Bewegung gehört Zeit. Da gibt es keinen Umlauf, da ist Dauer und Ruhe, wie man auch sagt im Okkultismus: Da ist selige Ruhe in der Dauer. Das ist der Ausdruck dafür. Selige Ruhe in der Dauer ging dem Saturnzustand voran. Die Bewegung der Weltenkörper trat erst mit dem Saturn ein, und man faßte die Bahn, die angedeutet wird durch die zwölf Zeichen des Tierkreises, als Anzeichen dafür auf. Und während ein Planet in einem solchen Sternbilde lief, sprach man von einer Weltenstunde. Man betrachtete das als eine Weltenstunde. Zwölf Weltenstunden, Tagstunden zwölf und Nachtstunden zwölf! Einem jeden Weltenkörper, dem Saturn, der Sonne und dem Monde wird zugezählt eine Aufeinanderfolge von Weltenstunden, die sich zu Weltentagen gruppieren, und zuletzt so, daß von diesen zwölf Zeiträumen sieben äußerlich wahrnehmbar sind und fünf mehr oder weniger äußerlich unwahrnehmbar verlaufen. Man unterscheidet daher sieben Saturnkreisläufe oder sieben große Saturntage und fünf große Saturnnächte. Sie können auch sagen, fünf Tage und sieben Nächte, denn der erste und letzte Tag sind Dämmerungstage. Man ist gewohnt, solche sieben Kreisläufe, sieben Weltentage «Manvantara» zu nennen und die fünf Weltennächte «Pralaya»." (Lit.: GA 104, S. 60f)

Die Zeit, wie wir sie heute kennen, entstand erst auf dem alten Mond

Wir haben ein altes Saturndasein (I), das ist umgeben von dem Kosmos; wir haben ein altes Sonnendasein (II), wiederum umgeben von dem Kosmos; wir haben ein altes Mondendasein (III), aber aus dem Mondendasein heraus sich schon entwickelnd eine Art Nebenplanet - das brauchen Sie ja nur in meiner «Geheimwissenschaft» nachzulesen -; und wir haben dann das Erdendasein (IV) so kennen gelernt, daß sich die Erde abtrennt vom Sonnendasein, und wiederum abtrennt vom Mondendasein.

So wie wir heute die Zeit erleben, konnte man sie allerdings auf dem alten Saturn noch nicht erleben, auch nicht auf der alten Sonne; die in der Zeit verlaufenden Vorgängen, wie wir es heute kennen, entwickelten sich erst auf dem alten Mond. Das war nämlich erst möglich, als sich der alte Mond als selbstständiger Himmelskörper von seiner damaligen Sonne (die noch nicht wie unsere heutige Sonne war, loslöste. Eine derartige Trennung hatte auf den früheren Weltentwicklungsstufen noch nicht stattgefunden. Zwar hatten sich auf den früheren planetarischen Entwicklungsstufen schon Himmelskörper vom Zentralgestirn abgelöst, doch spielte sich die eigentliche Entwicklung doch auf diesem Zentralgestirn selbst ab. Erst mit dem alten Mondendasein wurde das anders; erstmals wirkte nun das Zentralgestirn, die damalige Sonne, von außen auf den Planeten ein, auf dem sich die Wesen entwickelten, die damals ihre Menschheitsstufe durchmachten und sich dabei der Leibeshüllen bedienten, in denen sich unser Menschsein vorbereitete.

"Dadurch daß die Aufeinanderfolge des Werdens von Saturn, Sonne, Mond vor sich gegangen ist, ist eigentlich erst eingetreten, und zwar während des Mondendaseins, die Zeit in die Anschauungen, die der Mensch hat, und während des Erdendaseins eigentlich erst der Raum. Wenn wir von Saturn, Sonne und Mond sprechen, und dabei räumliche Vorstellungen zu Hilfe nehmen, so reden wir wirklich nur bildlich, nur in Imaginationen, und wir müssen uns durchaus bewußt sein, daß, wenn wir von diesen drei Welten in Raumesvorstellungen sprechen, diese Raumesvorstellungen so viel zu tun haben mit dem, was da früher sich vollzogen hat, sagen wir, wie die Formen unserer Buchstaben mit dem Sinn des Wortes. Wir dürfen nicht die heutigen Vorstellungen als solche nehmen, sondern müssen sie als Zeichen, als Bilder nehmen für dasjenige, was daraus folgt. Denn der Raum hat nur eine Bedeutung für das, was sich innerhalb des Erdendaseins entwickelt, und die Zeit hat eigentlich erst eine Bedeutung seit der Loslösung des alten Mondes von der Sonne. Das ist der strikte Punkt, in welchem sich ablöst der Mond, der alte, von der Sonne. Da erst ist es möglich, von solchen in der Zeit verlaufenden Vorgängen zu sprechen, wie wir heute davon sprechen." (Lit.: GA 162, S. 244f)

Zeitwesen

Die Archai als die eigentlichen Zeitwesen

Auf dem alten Saturn trat die wesenhafte Zeit, also die Gemeinschaft der Archai, in Erscheinung, indem die Throne ihre Willenssubstanz als Wärme den Cherubim hinopferten und dadurch die Evolution unseres ganzen Planetensystems in Gang brachten. Das Zeitwesen und das Wärmewesen stehen dadurch in enger Beziehung zueinander. (Lit.: GA 132, S. 9) Auf die erste Verkörperung unseres Planetensystems folgten weitere. Unser gegenwärtiges Sonnensystem stellt die vierte Entwicklungsstufe dar, drei weitere werden noch kommen.

Gemäß der urpersischen Mythologie ist die ganze Schöpfung aus Zaruana Akarana, der unerschaffenen Zeit, hervorgetreten.

Die Archangeloi als Boten der Urbeginne

Einen bestimmten Erzengel beispielsweise wird man nicht finden, wenn man ihn unmittelbar in der Gegenwart sucht. Man muss vielmehr in der Zeit zurückgehen, z.B. ins 15. Jahrhundert, denn sein Bewusstsein ist einer ganz bestimmten Zeit konzentriert, die nicht die jetzige ist. Darum nennt man die Erzengel auch «Archangeloi», denn sie sind Boten des Anfangs, der wesenhaften Urbeginne, der Archai.

"Sie heißen «Engel des Anfangs», das heißt, sie sind immer an den Anfängen von Zeiträumen, sagen wir, wo Völker entstehen, wo Völker zum ersten Mal in die Weltgeschichte eintreten, da sind sie mit ihrem vollen Bewußtsein, mit ihrem eigenen Selbst vorhanden. Das bleibt in der übrigen Zeit vorhanden in den Wirkungen. Die Wirkungen fließen in die Zeit hinein. Und will man sie finden, so darf man nicht bloß in der Gleichzeitigkeit bleiben, sondern man muß aus der Zeit herausgehen, die Zeitanfänge aufsuchen." (Lit.: GA 156, S. 68f)

Zeitempfinden und Luzifer

„alles veloziferisch“
Goethe (1825)[2]

Das Zeitempfinden ist durch den luziferischen Einfluss bedingt, der im Menschen die Sehnsucht nach dem selbständigen Konzentriertsein in sich selbst hervorruft. Das ganze Spektrum des Zeiterlebens, das sich zwischen Ewigkeit (Christus) und Augenblick (Luzifer) ausspannt, ist das Ergebnis eines wesenhaften Zusammenwirkens (Lit.: GA 138, S. 79ff). Es macht keinen Sinn, von der Zeit im allgemeinen zu sprechen, sondern sie muss immer auf eine Wesengemeinschaft bezogen werden, die eine gemeinsame Entwicklung durchmacht. Für unser Planetensystem, dem eine solche sich gemeinsam entwickelnde Wesensgemeinschaft zugrunde liegt, offenbart sich die wesenhafte Zeit durch die Hierarchie der Archai (Urengel, Urbeginne), die auf dem alten Saturn ihre Ich-Entwicklung durchmachten. Sie sind vom Urbeginn unserer Entwicklung die wesenhaft waltenden Zeitgeister. Wenn es in der Genesis heißt: Im Urbeginn schufen die Götter Himmel und Erde (1 Moses 1,1), dann wird mit dem Wort Urbeginn (oder Anfang nach anderen Übersetzungen) bereits auf die Archai hingewiesen. Ebenso wird mit den Schöpfungstagen auf eine Siebenzahl höchstentwickelter Zeitgeister verwiesen. Das hebräische Wort Jom (= Tag), das hier verwendet wird, meint nicht das, was wir heute als Tag verstehen, sondern bezeichnet diese Archai.

Sieben - die Zahl der Zeit

Die Zahl der Zeit ist die Sieben. Sie gibt einen geeigneten Leitfaden für alles, was sich im Zeitenlauf nacheinander entwickelt. Die Sieben kann daher auch als Zahl der Entwicklung aufgefasst werden:

"Was in der Zeit verläuft, baut sich nach dem Gerüste der Siebenzahl auf; was sich wiederholt in verschiedenen Formen, das betrachtet man gut dadurch, daß man die Sieben zugrunde legt und die entsprechenden Gestaltungen dann aufsucht. - So ist es gut, sich zu sagen: Weil die Erde verschiedene Verkörperungen durchmacht, suchen wir ihre sieben Verkörperungen: Saturn, Sonne, Mond, Erde, Jupiter, Venus und Vulkan. Weil die menschlichen Kulturen sieben Verkörperungen durchmachen, suchen wir ihren Zusammenhang, indem wir wiederum die Siebenzahl zugrunde legen. - Wir gehen zum Beispiel zur ersten Kultur in der nachatlantischen Zeit. Die altindische Kulturperiode ist die erste, die zweite ist die urpersische, die dritte die chaldäisch-ägyptische, die vierte die griechisch-lateinische, die fünfte unsere eigene, und wir erwarten die zwei folgenden, welche als die sechste und siebente die unsere ablösen werden. Da haben wir wiederum die Siebenzahl in aufeinanderfolgenden Kulturverkörperungen zugrunde gelegt. Wir können aber auch in dem Karma eines Menschen uns zurecht finden, wenn wir zurückzublicken suchen auf seine drei vorhergehenden Inkarnationen. Wenn man die Inkarnation eines Menschen der Gegenwart nimmt und überblickt von dieser Gegenwart ausgehend die drei vorhergehenden Inkarnationen, dann ist es möglich, gewisse Schlüsse zu ziehen für die drei nächstfolgenden Inkarnationen. Die drei vorhergehenden Inkarnationen und die jetzige mit den drei folgenden geben wiederum sieben. So ist die Siebenzahl ein Leitfaden für alles zeitliche Geschehen." (Lit.: GA 113, S. 175)

Die dreifache Sieben, 7-7-7, gilt als Zahl der Vollendung, weil nach 7*7*7 = 343 Entwicklungstufen das Ziel einer Entwicklungsreihe erreicht ist. Alles, was danach kommt, gehört bereits einer völlig neuen Entwicklungslinie an. Die Ausdrucksweise danach darf daher auch nur im uneigentlichen Sinn verstanden werden, denn man hat es dann bereits mit einem völlig neuen Zeitwesen zu tun, das nicht unmittelbar auf jenes bezogen werden kann, das sich bereits vollendet hat.

Zitate

"Die Zeit kommt immer ovn oben und fließt nach unten." (Stillers Mystik der Zeit)

"Für mich ist nicht die 7, wohl aber die 12 die Zahl von Zeit "und" Raum... Die 7 ist hingegen die "vollkommne Zahl." (Stillers Zahlenmystik}

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Peter Coveney, Roger Highfield: Anti-Chaos. Der Pfeil der Zeit in der Selbstorganisation des Lebens. Rowohlt Verlag 1992, S. 19.
  2. Johann Wolfgang Goethe: Sämtliche Werke. Briefe, Tagebücher und Gespräche, 40 Bde., Frankfurt/Main 1985-1999 (Frankfurter Ausgabe FA), S. 333 f.; vgl, auch: Manfred Osten: „Alles veloziferisch“ oder Goethes Entdeckung der Langsamkeit, Wallstein Verlag 2013