Reinkarnation und Rudolf Steiner: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Reinkarnation''' oder '''Palingenese''' ([[Wikipedia:Altgriechische Sprache|altgriech.]], zusammengesetzt aus πάλιν, ''pálin'' „wiederum“, „abermals“ und γένεσις, ''génesis'' „Erzeugung“, „Geburt“) bedeutet, dass ein [[Individuum|individuelles]] [[Geist|geistiges]] [[Wesen]] im Zug seiner Entwicklung mehrmals zu [[physisch]]en Daseinsformen heruntersteigt, zwischen denen jeweils eine rein geistige Existenz liegt. Das [[Schicksal]] ([[Sanskrit|skrt.]] [[Karma]]) in späteren irdischen [[Inkarnation]]en wird dabei wesentlich mitbestimmt durch die Taten in früheren Erdenleben. Nach [[anthroposophisch]]er Auffassung ist es der [[Unsterblichkeit|unsterbliche]] individuelle [[Geist]], das [[Ich]] des [[Mensch]]en, das sich wiederverkörpert und, von Ausnahmefällen abgesehen<ref>Vgl. dazu das [[Prinzip der spirituellen Ökonomie]].</ref>, ''nicht'' die weitgehend vergängliche [[Seele]], die sich nach dem [[Tod]] bis auf einen unvergänglichen Rest in der allgemeinen [[Astralwelt]] zerstreut und für die nächste irdische Inkarnation neu und mit anderen Eigenschaften wieder aufgebaut werden muss. Die Lehre von der Reinkarnation des Geistes ist darum auch streng zu unterscheiden von  der [[Seelenwanderung]] oder [[Metempsychose]]. Der [[Leib]] unterliegt der [[Vererbung]], die [[Seele]] dem selbstgeschaffenen Schicksal und der [[Geist]] entwickelt sich durch die aufeinanderfolgenden Inkarnationen weiter.
[[Bild:Steiner1_dif.jpg|thumb|Rudolf Steiner (1861-1925). Er hat Eurythmie, Waldorfschule, Anthroposophie, Christengemeinschaft, biologisch-dynamische Landwirtschaft und einen neuen Baustil ins Leben gerufen]]
'''Rudolf Steiner''' (* 27. Februar 1861 in [[Wikipedia:Donji Kraljevec|Donji Kraljevec]] bei Cakovec, in der Zupanija Medjimerje, Österreich-Ungarn, heute [[Wikipedia:Kroatien|Kroatien]]; † 30. März 1925 in [[Wikipedia:Dornach SO|Dornach]] bei [[Wikipedia:Basel|Basel]]), österreichischer Anthroposoph


== Grundlagen ==
== Überblick über Steiners Schaffen ==


Ein klare [[Erkenntnis]] der Reinkarnation gab es nach [[Rudolf Steiner]] nur bis etwa [[1860 v. Chr.]] Danach war sie nur mehr als ein immer dumpfer werdendes, instinktives Gefühl vorhanden, das schließlich für weite Teile der [[Menschheit]], namentlich [[Europa]]s, ganz im Dunkel des [[Unterbewusstsein]]s verschwand. Das Bewusstsein für die Reinkarnation wieder zu wecken, war eine, wenn nicht ''die'' zentrale Lebensaufgabe, die sich Rudolf Steiner gesetzt hat. {{Lit|Meyer, Vorwort zur Neuauflage, II}}.
[[Bild:Goetheanum2.jpg|thumb|450px|Die Freie Hochschule für Geisteswissenschaften in Dornach bei Basel (Schweiz) mit ihren Nebengebäuden, von Steiner entworfen und als Grundstein eines freien Geisteslebens gedacht]]


<div style="margin-left:20px">
Steiner war [[Goethe]]-Forscher, Philosoph und [[Esoterik|Esoteriker]]. Er begründete die [[Anthroposophie]] als [[Geisteswissenschaft|Wissenschaft vom Geistigen]] und schuf mit der [[Eurythmie]] eine neue Bewegungskunst sowie mit dem [[Goetheanum]] in Dornach als einer unabhängigen Hochschule für Geisteswissenschaften und durch weitere Bauten einen neuen, organischen Architekturstil. In erheblichem Umfang gab er Anleitung für die [[Sprachgestalgung|Kunst der Rezitation und Deklamation]]. Die [[Waldorfschule]] ermöglicht ein natürlicheres Lernen, die [[biologisch-dynamische Landwirtschaft]] lebensvolle Ernährung, die [[Christengemeinschaft]] einen modernen Zugang zum Christentum, der Gedanke der [[Soziale Dreigliederung|Dreigliederung des sozialen Organismus]] soll Verquickungen des Geldes mit dem Recht, des Rechts mit dem Glauben und des Glaubens mit dem Geld verhindern. Gemeinsam mit [[Ita Wegman]] schuf Steiner die [[Anthroposophische Medizin|anthroposophisch erweiterte Medizin]]. Auch zu weiteren Künsten und zu den Naturwissenschaften hat er Fachleuten, meist auf deren Bitten hin, Anregungen gegeben.
"In vorchristlichen Zeiten ist die
Reinkarnation als Gefühl vorhanden gewesen, denn eine Erkenntnis
war sie nur vor dem Jahre 1860 vor dem Christentum; nach dem Jahre
1860 war sie im ganzen Ägypten, in vorderasiatischen, römischen Zeiten
nur ein instinktives Gefühl. Jetzt aber kommt die Zeit, wo die Anschauung
von dem Menschen als einem geistigen Wesen, das eine Entwickelung
durchmacht zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, ein
lebendiges Gefühl, eine lebendige Empfindung wird, wo man in der
Vorstellung leben muß von der überirdischen Bedeutung der Menschenseelen.
Denn ohne diese Vorstellung wird die Kultur der Erde ertötet.
Man wird nicht eine praktische Tätigkeit entfalten können in der Zukunft,
ohne daß man aufblicken kann zu der geistigen Bedeutung der
Tatsache, daß jeder Mensch ein geistiges Wesen ist." {{Lit|{{G|196|161f}}}}
</div>


Die [[Individualität]] des Menschen, sein [[Ich]], das sich durch seine einzigartige, unverwechselbare [[Biographie]] kundgibt, lässt sich weder aus der [[Vererbung]], noch aus äußeren Einflüssen, etwa durch die [[Erziehung]], erklären. 
== Leben ==


<div style="margin-left:20px">
=== Kindheit ===
"Als physischer Mensch stamme ich von anderen physischen Menschen ab, denn ich habe
dieselbe Gestalt wie die ganze menschliche Gattung. Die Eigenschaften der Gattung
konnten also innerhalb der Gattung durch Vererbung erworben werden. Als geistiger
Mensch habe ich meine eigene Gestalt, wie ich meine eigene Biographie habe. Ich kann
also diese Gestalt von niemand anderm haben als von mir selbst. Und da ich nicht mit
unbestimmten, sondern mit bestimmten seelischen Anlagen in die Welt eingetreten
bin, da durch diese Anlagen mein Lebensweg, wie er in der Biographie zum Ausdruck
kommt, bestimmt ist, so kann meine Arbeit an mir nicht bei meiner Geburt begonnen
haben. Ich muß als geistiger Mensch vor meiner Geburt vorhanden gewesen sein. In
meinen Vorfahren bin ich sicher nicht vorhanden gewesen, denn diese sind als geistige
Menschen von mir verschieden. Meine Biographie ist nicht aus der ihrigen erklärbar Ich
muß vielmehr als geistiges Wesen die Wiederholung eines solchen sein, aus dessen
Biographie die Meinige erklärbar ist. Der andere zunächst denkbare Fall wäre der, daß
ich die Ausgestaltung dessen, was Inhalt meiner Biographie ist, nur einem geistigen
Leben vor der Geburt (beziehungsweise der Empfängnis) verdanke. Zu dieser
Vorstellung hätte man aber nur Berechtigung, wenn man annehmen wollte, daß, was auf
die Menschenseele aus dem physischen Umkreis herein wirkt, gleichartig sei mit dem,
was die Seele aus einer nur geistigen Welt hat. Eine solche Annahme widerspricht der
wirklich genauen Beobachtung. Denn was aus dieser physischen Umgebung bestimmend
für die Menschenseele ist, das ist so, daß es wirkt wie ein später im physischen Leben
Erfahrenes auf ein in gleicher Art früher Erfahrenes. Um diese Verhältnisse richtig zu
beobachten, muß man sich den Blick dafür aneignen, wie es im Menschenleben wirksame
Eindrücke gibt, die so auf die Anlagen der Seele wirken wie das Stehen vor einer zu
verrichtenden Tat gegenüber dem, was man im physischen Leben schon geübt hat; nur
daß solche Eindrücke eben nicht auf ein in diesem unmittelbaren Leben schon Geübtes
auftreffen, sondern auf Seelenanlagen, die sich so beeindrucken lassen wie die durch
Übung erworbenen Fähigkeiten. Wer diese Dinge durchschaut, der kommt zu der
Vorstellung von Erdenleben, die dem gegenwärtigen vorangegangen sein müssen. Er
kann denkend nicht bei rein geistigen Erlebnissen vor diesem Erdenleben stehenbleiben. -
die physische Gestalt, die Schiller an sich getragen hat, die hat er von seinen Vorfahren
ererbt. Sowenig aber diese physische Gestalt aus der Erde gewachsen sein kann, sowenig
kann es die geistige Wesenheit Schillers sein. Er muß die Wiederholung einer andern
geistigen Wesenheit sein, aus deren Biographie die Seinige erklärbar wird, wie die
physische Menschengestalt Schillers durch menschliche Fortpflanzung erklärbar ist. - So
wie also die physische Menschengestalt immer wieder und wieder eine Wiederholung,
eine Wiederverkörperung der menschlichen Gattungswesenheit ist, so muß der geistige
Mensch eine Wiederverkörperung desselben geistigen Menschen sein. Denn als geistiger
Mensch ist eben jeder eine eigene Gattung.


Man kann gegen das hier Gesagte einwenden: das seien reine Gedankenausführungen;
Der Bub hat im heutigen [[Kroatien]] in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie das Licht der Welt erblickt. Sein Elternhaus war freigeistig, der Vater, Johann Steiner (1829-1910), ein Eisenbahnbeamter, zur Mutter Franziska Steiner, geborener Blie (1834-1918), ist der spätere Begründer einer weltumfassenden Bewegung bis in reifere Zeiten in einem liebevollen nachgerade kindlichen Verhältnis stehngeblieben.  
und man kann äußere Beweise verlangen, wie man sie von der gewöhnlichen
Naturwissenschaft her gewohnt ist. Dagegen muß gesagt werden, daß die
Wiederverkörperung des geistigen Menschen doch ein Vorgang ist, der nicht dem Felde
äußerer physischer Tatsachen angehört, sondern ein solcher, der sich ganz im geistigen
Felde abspielt. Und zu diesem Felde hat keine andere unserer gewöhnlichen Geisteskräfte
Zutritt als allein das Denken. Wer der Kraft des Denkens nicht vertrauen will, der kann
sich über höhere geistige Tatsachen eben nicht aufklären. - Für denjenigen, dessen
geistiges Auge erschlossen ist, wirken die obigen Gedankengänge genau mit
derselben Kraft, wie ein Vorgang wirkt, der sich vor seinem physischen Auge abspielt.
Wer einem sogenannten «Beweise», der nach der Methode der gewöhnlichen
naturwissenschaftlichen Erkenntnis aufgebaut ist, mehr Überzeugungskraft zugesteht als
den obigen Ausführungen über die Bedeutung der Biographie, der mag im gewöhnlichen
Wortsinn ein großer Wissenschaftler sein: von den Wegen der echt geistigen Forschung
ist er aber sehr weit entfernt." {{Lit|{{G|009|72ff}}}}
</div>


== Wiedergeburt als zeitlich begrenztes Phänomen innerhalb der Menschheitsentwickelung ==
Die Familie zog mehrmals um: [[1862]] nach [[Mödling]], ein Jahr später nach [[Pottschach]] und [[1869]] nach [[Neudörfl]]. Rudolf wurde von den Gleichaltrigen ausgeschlossen, ersetzte den Geschichtsunterricht durch [[Kant]]s [[Kritik der reinen Vernunft]]. Für den Ministranten gehörten die Mönche aus der Nachbarschaft zu den stärksten Kindheitseindrücken. Eine tiefe Auffassungsgabe verwandelte ihm Erlebnisse wie einen brennend vorbeirasenden Zugwaggon oder die innerliche Begegnung mit einer Tante, die sich das Leben genommen hatte, in Flammenzeichen. Er kam nur aufs Realgymnasium in [[Wiener Neustadt]].


Die Tatsache, dass der Mensch '''wiederholte Erdenleben''' durchmacht, ist nur für eine bestimmte Zeitspanne der [[Erdentwicklung|irdischen Entwicklung]] gültig. Die Folge der Reinkarnationen hat in der [[Lemuria|lemurischen Zeit]] begonnen und wird am Beginn der [[Sechste Wurzelrasse|sechsten Wurzelrasse]] wieder aufhören. Der [[Mensch]] wird dann in ein geistigeres Dasein übertreten und nicht mehr unmittelbar an einen [[Physischer Leib|physischen Körper]] gebunden sein.
[[Bild:SteineralsAbiturient.jpg|thumb|Rudolf Steiner als Abiturient]]


<div style="margin-left:20px">
=== Als Student in Wien ===
"Die Reinkarnation hat
in der lemurischen Zeit angefangen und wird im Beginne der sechsten
Rasse auch wiederum aufhören. Es ist nur eine gewisse Zeitspanne in
der irdischen Entwickelung, innerhalb welcher der Mensch sich wiederverkörpert.
Vorausgegangen war ein überaus geistiger Zustand, der
keine Wiederverkörperung nötig machte, und folgen wird wiederum
ein geistiger Zustand, der auch keine Wiederverkörperung bedingt." {{Lit|{{G|093|25}}}}
</div>


== Überlieferte Kenntnis der Wiedergeburt ==
An der Technischen Hochschule Wien studierte Steiner ab [[1879]] Biologie, Chemie, Physik und Mathematik. Letztere war für ihn durch ihre Unwiderlegbarkeit weltanschaulicher Rettungsanker und Hoffnungsschimmer. Der Student entdeckte [[Thomas von Aquin]] für sich, begeisterte sich für paranormale Wahrnehmungen und freundete sich mit seinem Germanistikprofessor [[Karl-Julius Schröer]] an. Erst in seinen Zwanzigern, gab er in Kürschners [[Deutsche Nationalliteratur|Deutscher Nationalliteratur]] [[Goethe]]s naturwissenschaftliche Schriften heraus und veröffentlichte in Zeitungen literarische Abhandlungen. Von [[1884]] bis [[1890]] verdiente er sich sein Studium durch die Tätigkeit als Privatlehrer eines als unbeschulbar geltenden [[hydrocephalus]]kranken Kindes in einer prominenten Wiener Familie, das später (nach Überzeugung der Mutter ermöglicht durch die pädagogische Leistung Steiners) Medizin studierte und Arzt wurde. Mit der Dichterin [[Marie Eugenie delle Grazie]] knüpfte er eine Freundschaft, [[Marie Lang]] vermittelte eine gleiche mit [[Rosa Mayreder]], aber auch mit Leuten aus dem Volk wie dem Kräutersammler [[Felix Koguzki]] kam er aus.


=== Hinduismus ===
=== Als Goetheforscher in Weimar ===


In den ältesten [[Wikipedia:Hinduismus|hinduistischen]] Schriften, den [[Veden]], wird die Reinkarnation noch nicht thematisiert. [[Himmel]] und [[Hölle]] sind hier die dauerhaften Aufenthaltsorte nach dem [[Tod]]. Erst in den ab etwa [[Wikipedia:800 v. Chr.|800 v. Chr.]] niedergeschriebenen [[Upanishaden]] wird die Lehre von Reinkarnation und [[Karma]] entwickelt, der [[Atma]], der unsterbliche Wesenskern des Menschen, unterworfen ist.
In [[Rostock]] promovierte Steiner [[1891]] mit [[Wahrheit und Wissenschaft]] zum Dr.phil., da er als ehemaliger Realgymnasiast in der [[k.u.k. Monarchie]] nicht promovieren konnte. [[1890]] übernahm er, auf Schröers Vorschlag, am [[Goethe-und-Schiller-Archiv]] in [[Weimar]] die Herausgabe der Naturwissenschaftlichen Schriften Goethes für die große [[Weimarer Ausgabe|Weimarer Goethe-Ausgabe]], die so genannte "Sophien-Ausgabe". Fern von jeder Buchgelehrsamkeit hält er in seinem Kommentar zwischen den Zeilen dazu an, sich meditativ in Goethes Weltsicht zu vertiefen und dessen Ansatz zu verinnerlichen, dass es rein biologische Gesetzmäßigkeiten gibt, welche sich nicht auf chemische oder physikalische Regeln zurückführen lassen – eine Sichtweise, ohne die sich seine späteren Ausführungen über Geisteswissenschaft im okkulten Sinne gar nicht würden denken lassen.


=== Buddhismus ===
Weimar war Steiners erste größere Reise, aber es brachte auch Kontakte: einen Umzug zu [[Anna Eunike]], die er später heiratete, Freundschaft mit [[Gabriele Reuter]], eine teils problematische Zusammenarbeit mit [[Nietzsche]]s Schwester, [[Elisabeth Förster-Nietzsche]], in deren [[Nietzsche-Archiv]] in Naumburg er vor dem umnachteten Philosophen stand, eine Begegnung mit [[Ernst Haeckel]], das Erlebnis [[Heinrich von Treitschke]]s als einer Autorität, die aus äußerlichen Gründen nur schwer kommunizieren konnte, vor allem aber die Zusammenarbeit an der Weimarer Ausgabe mit [[Herman Grimm]], der ihm durch seine Ehe mit einer Tochter [[Bettine von Arnim]]s einen unmittelbaren Zugang zu Goethes Welt schenkte, aber auf den Kollegen auch durch seinen Stil gewirkt hat.


In den altorientalischen Kulturen, wo man noch ein sehr starkes Bewusstsein vom geistigen Ursprung des Menschen hatte, wurde die Wiederverkörperung und das irdische Dasein überhaupt als vorwiegend leidvoll empfunden. [[Buddha]] hat die Ursachen dieses Leidens aufgezeigt, die ihre Wurzeln in dem [[Begierde|begierdevollen]] Haften an der sinnlichen Welt haben, und mit dem von gelehrten [[Achtgliedriger Pfad|achtgliedrigen Pfad]] den Weg gewiesen, das [[Rad der Wiedergeburten]] anzuhalten und für immer in ein rein geistiges Dasein zurückzukehren. Wenn sich künftig einmal die Reihe der irdischen Geburten des Menschen ihrem Ende zuneigt, wird der [[Buddhismus]] in zeitgemäß erneuerter Form wieder von großer Bedeutung werden, denn dieser Prozess, durch den der Mensch dann in eine neue Daseinsform übertreten wird, kann nur dann zum Heil des Menschen ablaufen, wenn er selbst geistig aktiv und bewusst daran mitwirkt.
[[1894]] veröffentlichte Steiner das – nach Ansicht seiner Anhänger epochale – [[Erkenntnistheorie|erkenntnismethodologische]] Grundlagenwerk "[[Die Philosophie der Freiheit]] – Seelische Beobachtungsresultate nach naturwissenschaftlicher Methode". Das Werk sagt in seinem Kerne aus, dass es eine innere Autorität gibt, die ganz von äußeren Befehlshabern unabhängig ist. Außerdem wiederholt es den Realismus [[Thomas von Aquin]]s, denn es setzt zunächst Einheit von Ding und Begriff voraus. Philosophische und sprachphilosophische Einflüsse hat hier nicht zuletzt [[Wilhelm Dilthey]] ausgeübt.  


=== Judentum ===
Ein Versuch, in Jena Professor zu werden, scheiterte.


Der [[Begriff]] ''Gilgul Neschamot'' ({{HeS|גִלְגּוּל נְשָמוֹת}}, wörtl. das ''Rollen der Seelen''), mit dem im [[Judentum]] die Reinkarnations- bzw. Seelenwanderungslehre bezeichnet wird, kommt zwar im [[Wikipedia:Tanach|Tanach]], der [[Hebräer|hebräischen]] [[Wikipedia:Bibel|Bibel]] nicht vor, wird aber in den Überlieferungen des [[Wikipedia:Talmud|Talmud]] an einzelnen Stellen kontrovers diskutiert und ist ein zentrales Element der [[Kabbala]], so etwa im [[Sefer ha-Bahir]] („Buch der Erleuchtung“), das als ältestes kabbalistisches Werk gilt, und in dem Ende des 13. Jahrhunderts weithin bekannten [[Sefer ha-Sohar]] („Buch des Glanzes“), das die Seelenwanderungslehre für eine Weile zum Allgemeingut des osteuropäischen [[Judentum]]s machte.
=== Lehrer in Berlin ===


In dem auf den Lehren [[Wikipedia:Rabbi|Rabbi]] [[Isaak Luria]]s (1534–1572) beruhendem [[Schaar ha-Gilgulim]] („Tor der Wiedergeburten“) werden umfassend und präzise die verwickelten Gesetzmäßigkeiten der kabbalistischen Wiedergeburtslehre im Sinne der [[Seelenwanderung]] beschrieben, wobei ausdrücklich auf einzelne Verse im [[Wikipedia:Tanach|Tanach]] verwiesen wird. Geschildert wird die Wiedergeburt von fünf verschiedenen Seelenteilen, die den höheren [[seelisch]]en und [[geist]]igen [[Wesensglieder]]n entprechen: [[Nephesch]] ([[Empfindungsseele]]), [[Ruach]] ([[Verstandes- und Gemütsseele]], [[Neschama]] ([[Bewusstseinsseele]]/[[Geistselbst]]), [[Chaya]] ([[Lebensgeist]]) und [[Yechida]] ([[Geistesmensch]]).
Zwischen [[1898]] und [[1900]] gab Steiner in Berlin das [[Magazin für Litteratur]] heraus und unterrichtete an der [[Arbeiterbildungsschule]]. Als er [[1902]] zusammen mit [[Marie von Sivers]] die Leitung der neugegründeten deutschen Sektion der [[Theosophische Gesellschaft|Theosophischen Gesellschaft]] übernahm, wurde die Rezeption der "Philosophie der Freiheit" in der philosophischen Fachwelt abgebrochen. Im gleichen Jahr publizierte Steiner seinen [[Spiritualität|spirituellen]] Zugang zu demjenigen, was seiner Ansicht nach die Grundelemente des Christentums sind, in [[Das Christentum als mystische Tatsache]], unabhängig von und teilweise im Widerspruch zu den bestehenden [[konfession]]ellen und [[Dogma|dogmatischen]] Traditionen der etablierten Theologie. In dem Werk [[Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten|Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?]] brach er [[1904]] mit der bislang gültigen [[Okkultismus|okkulten]] Tradition, dass spirituelle Schulung eines persönlichen Lehrers bedürfe, und stellte die Wege zur spirituellen Selbsterkenntnis und Selbstverwandlung auf einer [[Rationalismus|rationalen]] Grundlage dar, wie sie ihm zeitgemäß erschien. [[1904]] legte er in seinem Werk [[Theosophie]] und später in [[Die Geheimwissenschaft im Umriss]] ([[1909]]) u.a. durch Ausführungen über die [[Wesensglieder]] des Menschen, die Farben der [[Aura]] und die [[Planetenzustände]] der Erde den Ideengehalt der [[Anthroposophie]] dar. Aus seinen Aufgaben in der Theosophischen Gesellschaft entwickelte sich eine reiche [[Vortragstätigkeit]], bei der er als ein okkulter Alleswisser herumgezeigt wurde. Die Mitschriften der damals gegebenen und späterer ähnlicher Darstellungen, von ihrem Schöpfer zum größten Teil nicht geprüft, stellen das Mehr der Bände der [[Rudolf-Steiner-Gesamtausgabe]], deren Zahl bis heute auf über 400 gestiegen ist.


Auch heute noch ist die Wiedergeburtslehre im [[Wikipedia:Orthodoxes Judentum|orthodoxen Judentum]] weit verbreitet, namentlich bei den [[Wikipedia:Chassidim|Chassidim]], wo sie schon von dem Begründer der osteuropäischen chassidischen Bewegung, Rabbi [[Israel ben Elieser|Israel ben Elieser]] (1698–1760), ausgeht.
[[Bild:Steiner_1919.jpg|thumb|Rudolf Steiner (1919)]]
[[1913]] trennte sich die deutsche Sektion von der Theosophischen Gesellschaft, weil der christlich-anthroposophische Ansatz Rudolf Steiners und Marie von Sivers` in ihr mehr und mehr auf Missfallen gestoßen und [[1911]] von [[Annie Besant]] und [[Charles Leadbeater]] der Hinduknabe [[Jiddu Krishnamurti]] als Wiedergeburt Jesu und künftiger Weltenlenker verkündet worden war. Die [[Anthroposophische Gesellschaft]] wurde gegründet, der sich viele theosophische Gruppen im Ausland anschlossen. Im selben Jahr erfolgte die Grundsteinlegung für das [[Goetheanum]] in Dornach bei Basel, ein "Haus der Sprache" oder ein "Haus des Wortes", später die [[Freie Hochschule für Geisteswissenschaft]]. ''(Siehe auch: [[Christengemeinschaft]])''


=== Frühes Christentum ===
=== Dornach und das Goetheanum ===


Erstmals in der [[Urpersische Kultur|urpersischen Kultur]] und später namentlich im [[Christentum]] erkannte man den besonderen Wert des irdischen Daseins für die geistige Entwicklung des Menschen. Damit trat aber auch das Wissen um die wiederholten Erdenleben in den Hintergrund und das Bewusstsein richtete sich immer mehr auf das einzelne irdische Leben des Menschen. In der christlichen Lehre wird daher die Reinkarnationsidee weitgehend abgelehnt, obwohl sie keineswegs unvereinbar mit der biblischen Überlieferung ist. Einzelne Stellen im [[Wikipedia:Neues Testament|Neuen Testament]] weisen mehr oder weniger deutlich auf die Reinkarnation hin, am aller klarsten dort, wo der [[Christus]] [[Johannes der Täufer|Johannes den Täufer]] als den wiedergekommenen [[Elias]] bezeichnet, wobei er sich auf die [[Prophezeiung]] in {{B|Mal|3|23|LUT}} bezieht:
[[1914]] heiratete Steiner in Dornach seine Mitarbeiterin Marie von Sivers.


{{Zitat|23 Siehe, ich will euch senden den Propheten Elia, ehe der große und schreckliche Tag des HERRN kommt.|[[Wikipedia:Buch Maleachi|Buch Maleachi]]|{{BB||Mal|3|23|LUT}}}}
Die Anthroposophische Gesellschaft wuchs rasch, und 1913 begann in [[Dornach]] der Bau des ersten [[Goetheanum]]s als eines Theater- und Verwaltungsgebäudes für ihre jährlichen Treffen. Von Steiner entworfen, schafften daran zu einem großen Teil Freiwillige, die Fachkenntnisse oder auch bloß den Willen zu bieten hatten, etwas Neues zu lernen. Auf dem Gebiet der Plastik war [[Edith Maryon]] maßgeblich beteiligt. 1919 kam es hier zur weltweit ersten Aufführung des gesamten [[Faust]] von Goethe. In Dornach, in dem fast ununterbrochen der Kanonendonner zu hören war, arbeiteten während des Krieges herausragende Künstler aus sechzehn teils verfeindeten Ländern zusammen.


{{Zitat|7 Als sie fortgingen, fing Jesus an, zu dem Volk über Johannes zu reden: Was zu sehen seid ihr hinausgegangen in die Wüste? Ein Schilfrohr, das vom Wind bewegt wird?
==== Anthroposophische Architektur ====
8 Oder was zu sehen seid ihr hinausgegangen? Einen Menschen in weichen Kleidern? Siehe, die weiche Kleider tragen, sind in den Häusern der Könige.
9 Oder was zu sehen seid ihr hinausgegangen? Einen Propheten? Ja, ich sage euch: Er ist mehr als ein Prophet.
10 Dieser ist's, von dem geschrieben steht: »Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg vor dir bereiten soll.«
11 Wahrlich, ich sage euch: Unter allen, die von einer Frau geboren sind, ist keiner aufgetreten, der größer ist als Johannes der Täufer; der aber der Kleinste ist im Himmelreich, ist größer als er.
12 Aber von den Tagen Johannes des Täufers bis heute leidet das Himmelreich Gewalt, und die Gewalt tun, reißen es an sich.
13 Denn alle Propheten und das Gesetz haben geweissagt bis hin zu Johannes;
14 und wenn ihr's annehmen wollt: Er ist Elia, der da kommen soll.
15 Wer Ohren hat, der höre!|[[Matthäus-Evangelium]]|{{BB|Mt|11|7-15}}}}


Und ähnlich nach Enthauptung des Täufers, der dann bei [[Verklärung Christi]] auf dem [[Berg Tabor]] in seiner Geistgestalt gemeinsam mit [[Moses]] erscheint:
Auf dem Dornacher Hügel hat Steiner nicht nur das erste Goetheanum, das noch stark dem Jugendstil verpflichtet war, und dessen Nachfolgerbau, sondern zwischen diesen beiden auch noch einige andere Häuser und Bauwerke mit anderen Aufgaben errichtet, die stilistisch mehr und mehr zwischen dem Jugendstil und dem Kubismus vermitteln, bis sie in einen neuen Stil verschmelzen. Das [[Glashaus]] zeigt noch heute, wie das erste Goetheanum ausgesehen hat; [[Haus Duldeck]] steht zwischen dem alten und dem neuen Stil schon näher beim Nachfolgerbau. Ausführungen Steiners gibt es in [[Wege zu einem neuen Baustil]]. Der neue Stil wird bis heute durch anthroposophische Bauten, vor allem Waldorfschulen, weitergeführt. Während er selbst – das ''erste'' Goetheanum – vor allem von ''Antonio Gaudi'' beeinflusst ist, hat er durchs zweite selbst am stärksten auf ''Alvar Aalto'' gewirkt (Aalto-Theater, Essen/Finlandia-Halle, Helsinki).


{{Zitat|2 Und nach sechs Tagen nahm Jesus mit sich Petrus, Jakobus und Johannes und führte sie auf einen hohen Berg, nur sie allein. Und er wurde vor ihnen verklärt;
==== Die Eurythmie ====
3 und seine Kleider wurden hell und sehr weiß, wie sie kein Bleicher auf Erden so weiß machen kann.
4 Und es erschien ihnen Elia mit Mose, und sie redeten mit Jesus.
5 Und Petrus antwortete und sprach zu Jesus: Rabbi, hier ist für uns gut sein; wir wollen drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine.
6 Er wusste aber nicht, was er redete; denn sie waren verstört.
7 Und es kam eine Wolke, die überschattete sie. Und eine Stimme geschah aus der Wolke: Das ist mein lieber Sohn; den sollt ihr hören!
8 Und auf einmal, als sie um sich blickten, sahen sie niemand mehr bei sich als Jesus allein.
9 Als sie aber vom Berg herabgingen, gebot ihnen Jesus, dass sie niemandem sagen sollten, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn auferstünde von den Toten.
10 Und sie behielten das Wort und befragten sich untereinander: Was ist das, auferstehen von den Toten?
11 Und sie fragten ihn und sprachen: Sagen nicht die Schriftgelehrten, dass zuvor Elia kommen muss?
12 Er aber sprach zu ihnen: Elia soll ja zuvor kommen und alles wieder zurechtbringen. Wie steht dann geschrieben von dem Menschensohn, dass er viel leiden und verachtet werden soll?
13 Aber ich sage euch: Elia ist gekommen, und sie haben ihm angetan, was sie wollten, wie von ihm geschrieben steht.|[[Markus-Evangelium]]|{{BB|Mk|9|2-13}}}}


[[Origenes]] († 253/54), anfangs noch ein angesehener Kirchenlehrer, hielt die Reinkarnation durchaus für wahrscheinlich, namentlich in Bezug auf [[Jesus]]:
Die [[Eurythmie]], die ''Musik und Sprache durch Bewegung sichtbar macht,'' hatte in der Aufführungskunst von Dramen [[Edouard Schuré]]s durch [[Mieta Waller]] und [[Marie Steiner]] bereits Vorläufer. Steiner entwickelte sie zwischen [[1913]] und [[1924]] gemeinsam mit [[Lory Maier-Smits]].


{{Zitat|Konnte wohl der, welcher die Seelen in die Körper der Menschen herabsendet, ihn, der so Großes wagen, der so viele belehren und viele Menschen aus der Flut der Sünde zur Besserung zurückführen sollte, in einen Ursprung hineinstoßen, der schimpflicher war als alle, und ihn nicht einmal durch eine rechtmäßige Ehe in das Menschenleben einführen? Oder ist es nicht viel begründeter, dass eine jede Seele, wenn sie nach gewissen verborgenen Gesetzen - ich sage das aber jetzt im Sinne des Pythagoras, Plato und Empedokles, die Celsus oft angeführt hat - in einen Körper eingefügt wird, ihre Wohnung nach Würdigkeit und mit Rücksicht auf ihren früheren Charakter erhält? Es ist also wahrscheinlich, dass diese Seele, die bei ihrem Verweilen im Leben der Menschen mehr Nutzen gebracht hat als viele Menschen - um nicht anmaßend zu scheinen, wenn ich sagen würde "alle" -, eines Körpers bedurfte, der sich nicht nur unter den Menschenkörpern auszeichnete, sondern auch besser und edler als alle war.|Origenes|''Gegen Celsus (Contra Celsum)'' I,32 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel137-31.htm]}}
=== Ausgeweitetes öffentliches Wirken ===


Als das Wissen um die Wiederverkörperung verloren ging, verlor man auch sehr bald das Bewusstsein für das rein geistige vorirdische Dasein des Menschen vor der Geburt, das für [[Platon]] noch von ganz zentraler Bedeutung war, und richtete das Augenmerk viel stärker auf das [[Leben nach dem Tod]].
Steiner, der schon vor dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] durch esoterische Unterweisungen für [[Eliza von Moltke]] mit dem Neffen des Bismarck-Moltke, [[Helmuth Johannes Ludwig von Moltke]], zusammengekommen war, ab [[1906]] in ihm dem Chef des Generalstabes begegnend, hatte während des Krieges Kontakte zu einem guten Teil der wichtigsten deutschen Politiker und versuchte u.a., die Stellung eines offiziellen Darstellers der deutschen Sache in der Welt zu erlangen, was ihm von der deutschen Führung mit der Begründung nicht gewährt wurde, dass er ein Österreicher sei. Später sollte er für eine kurze Zeit stark in die Öffentlichkeit hinausgehn, das Berliner Sportstadion sah ihn als Redner, bis diese Episode wegen zunehmender Angriffe, vor allem der politischen Rechten, wieder ihr Ende fand. In der durch [[Alexander von Bernus]] begründeten anthroposophischen Zeitschrift [[Das Reich]] schrieb Steiner gemeinsam u.a. mit [[Alfred Kubin]] und [[Else Lasker-Schüler]].


Ein geläufiges, auch heute noch oft gebrauchtes Argument gegen die [[Seelenwanderung]]“ - gemeint ist die ''Reinkarnation'' - lieferte schon der frühchristliche [[Wikipedia:Kirchenvater|Kirchenvater]] [[Irenäus von Lyon]] († 202) in seiner Schrift ''Gegen die Häresien'':
=== Nach dem Ersten Weltkrieg ===
[[1919]] vertrat Rudolf Steiner den Gedanken einer [[Soziale Dreigliederung|Dreigliederung des sozialen Organismus]], die ein freies Geistesleben zwei unabhängigen Organisationen für Recht und Wirtschaft überordnet und die Staatsgrenzen aufhebt. Das System ist in [[Die Kernpunkte der sozialen Frage]] dargestellt. Er verfasste einen [[Aufruf an das deutsche Volk und an die Kulturwelt]], der die Idee voranbringen sollte und von prominenten Künstlern wie [[Hermann Bahr]], [[Hermann Hesse]] und [[Bruno Walter]] unterzeichnet wurde.


{{Zitat|Ihre Lehre aber von der Seelenwanderung wird dadurch widerlegt, daß sich die Seelen gar nicht mehr an das erinnern, was vordem gewesen ist. Wenn sie nämlich dazu ausgesandt wurden, um alles durchzumachen, dann müßten sie sich auch an das Vergangene erinnern können, um das Fehlende noch nachzuholen und nicht elendiglich immer um dasselbe sich abzumühen. Wenn sie deshalb auf die Erde kamen, dann konnte die Vereinigung mit dem Körper die Erinnerung und Erwägung der Vergangenheit nicht gänzlich auslöschen. Was nämlich jetzt die Seele, während der Körper schläft und ruht, bei sich sieht und im Traume erlebt, das teilt sie gemäß ihrer Erinnerung zum größten Teile dem Körper mit, und bisweilen erzählt einer wachend noch nach sehr langer Zeit, was er im Träume gesehen hat. So müßte sie sich auch dessen erinnern, was sie getan hat, bevor sie in den Körper kam. Wenn sie nämlich das, was sie während eines Augenblickes schaute und im Traume empfing, auch über den Traum hinaus noch weiß, nachdem sie sich dem Körper wieder mitgeteilt und in jedes Glied zerstreut hat, so müßte sie noch viel mehr das wissen, wo sie so lange Zeit und die ganze Ewigkeit des verflossenen Lebens gewesen ist.|Irenäus von Lyon|''Contra Haereses'' II 33,1 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel645.htm]}}
==== Der Goetheanum-Brand ====


Auch [[Tertullian]] bringt in seiner Schrift ''Über die Seele'' (III 28ff [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1909-27.htm]) eine Fülle von Argumenten gegen die [[Pythagoras|pythagoräische]] [[Seelenwanderung]]slehre vor, die aber auch er nicht klar von der Reinkarnation unterscheidet.
In der Silvesternacht 1922/23 brannte das Goetheanum in Dornach völlig nieder (die Versicherung hat Brandstiftung als Ursache anerkannt), die Grundsteinlegung für das zweite, größere Goetheanum erfolgte [[1924]], nachdem [[1923]] die [[Anthroposophische Gesellschaft]] als [[Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft]] neu begründet worden war.  


[[Wikipedia:Hieronymus (Kirchenvater)|Hieronymus]] († 420) sprach sich in einem Brief an ''Demetrias'' ebenfalls entschieden gegen die Reinkarnations- und Seelenwanderungslehre aus:
==== Die Waldorfschule ====


{{Zitat|Diese Art Leute hat nämlich die Gewohnheit, in allen Winkeln und ganz verstohlen ihre Ansichten an den Mann zu bringen und Gottes Gerechtigkeit ausklügeln zu wollen. „Warum“, so sprechen sie, „ist diese Seele in dieser Provinz geboren? Warum kommen die einen als Kinder christlicher Eltern zur Welt, während andere bei unzivilisierten und wilden Völkern ins Leben treten, die überhaupt keine Kenntnis von Gott haben?“ Wenn sie dann durch diesen Skorpionenstich harmlose Menschen verwundet und an der offenen Wunde sich weiter Raum geschaffen haben, dann streuen sie ihr Gift aus. „Glaubst du, daß ein kleines Kind, das kaum seine Mutter an ihrem Lachen und ihrem heiteren Gesichte erkennt, <ref>Vergil, Buc. IV 60.</ref> das bisher nichts Gutes und auch nichts Schlechtes getan hat, ohne eigene Schuld vom Teufel besessen oder von der Gelbsucht befallen wird und Leiden durchmachen muß, von denen nach unserer Erfahrung die Gottlosen verschont bleiben, während die Gotteskinder damit geplagt werden? Wenn aber“, so fahren sie fort, „Gottes Gerichte wahr und in sich selbst gerechtfertigt sind, <ref>{{B|Ps|18|10|LUT}}</ref> wenn ich also bei Gott keine Spur von Ungerechtigkeit finden kann, dann zwingt uns unsere Vernunft zu der Annahme, diese Seelen müssen schon einmal im Himmel existiert haben. Dort wurden sie wegen irgendwelcher früherer Fehler dazu verurteilt, in einem menschlichen Leibe gleichsam begraben zu werden, so daß wir in diesem Tränentale die Strafen einstiger Sünden abzubüßen haben. <ref>Origenes lehrte die Präexistenz der Seelen. Sie sind nach ihm gefallene Engel, welche zur Strafe in menschliche Leiber verbannt wurden.</ref> Deshalb spricht auch der Prophet: Bevor ich gedemütigt wurde, habe ich gesündigt. <ref>{{B|Ps|118|67|LUT}}</ref> Befreie meine Seele aus dem Kerker! <ref> Ebd. {{BB|Ps|141|8|LUT}}</ref> Hat er gesündigt, daß er vom Mutterschoß an blind war, oder taten es seine Eltern?“ <ref>{{B|Joh|9|2|LUT}}</ref> und ähnliches. Diese verderbliche und gottlose Lehre verbreitete sich einst in Ägypten und im Orient, <ref>In Ägypten war bis zum Jahre 399 der Patriarch Theophilus von Alexandrien eifriger Origenist, der von da an seine bisherigen Freunde, die origenistisch gesinnten Mönche der nitrischen Wüste, scharf bekämpfte. Im „Orient“ setzten sich Johannes von Jerusalem und Rufin für Origenes ein.</ref> und heute noch hat sie sozusagen in gewissen Natterhöhlen viele heimliche Anhänger. Sie vergiftet in jenen Gegenden die Reinheit des Glaubens und setzt sich einem Erbübel gleich in wenigen fest, um dann sehr viele anzustecken.|Hieronymus|''Briefe'' IIa 130,16 [https://www.unifr.ch/bkv/kapitel3105-16.htm]}}
[[1919]] entstand in Stuttgart eine erste [[Waldorfschule|Freie Waldorfschule]]. Sie war aus allgemeinbildenden Kursen für die Arbeiter der [[Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik]] herausgewachsen, die Steiner organisiert hatte, und hatte auch Impulse aus dem Bestreben erhalten, den modernen, verzweigten Arbeitsprozess für den einzelnen Schaffenden in der Waldorf-Astoria durch eine [[Betriebskunde]] übersehbarer zu machen. Die Arbeiter wollten ein Gleiches auch für ihre Kinder, und so entwickelte der Meister in Vortragsreihen und Lehrerbildungskursen die [[Waldorfpädagogik]], die genau auf die Entwicklungsstufen und geistigen Fähigkeiten und Bedürfnisse des Kindes auf seinem Weg zum erwachsenen Menschen abgestimmt ist. Von der Umsetzung war der Übervater allerdings bald schon ehrlich enttäuscht. Er hat das in einem Ergänzungskurs ganz unverhohlen ausgesprochen. Mit der Waldorfschule wurde auf einen [[Weltschulverein]] abgezielt. Ergänzt wurden die für sie gegebenen Hinweise durch einen [[Heilpädagogischer Kurs|heilpädagogischen Kurs]].  


=== Der Gedanke in der europäischen Neuzeit ===
==== Die Christengemeinschaft ====


Einzelne abendländische Denker, wie z.B. [[Gotthold Ephraim Lessing|Lessing]], haben den Reinkarnationsgedanken wieder aufgegriffen, weil sie eingesehen haben, dass der Mensch in einem einzelnen Erdenleben unmöglich alle geistigen Entwicklungsmöglichkeiten ausschöpfen kann, die das irdische Dasein bietet. Anders als die altorientalischen Weisen sehen sie in der Wiedergeburt weniger ein schreckliches Schicksalsverhängnis, sondern vielmehr die damit verbundenen gewaltigen geistigen Entwicklungschancen. Insbesondere wird es durch die Wiederverkörperung auch jenen Menschen, die bereits in vorchristlicher Zeit gelebt haben, möglich, sich mit dem auf die Erde herabgestiegenen und seit dem im Erdenkreis wirkenden [[Christus]] zu verbinden. So schreibt etwa Lessing in seinem religionsphilosophischen Hauptwerk "[[Die Erziehung des Menschengeschlechts]]":
[[1922]] gab Steiner 48 von [[Friedrich Rittelmeyer]] angeführten evangelischen Theologen, die ihn darum gebeten hatten, die äußeren Formen für eine anthroposophisch-christliche Sekte, die [[Christengemeinschaft]].  


<div style="margin-left:20px">
==== Die biologisch-dynamische Landwirtschaft ====
§ 92 Du hast auf deinem ewigen Wege so viel mitzunehmen! so viel Seitenschritte zu tun! - Und wie? wenn es nun gar so gut als ausgemacht wäre, daß das große langsame Rad, welches das Geschlecht seiner Vollkommenheit näher bringt, nur durch kleinere schnellere Räder in Bewegung gesetzt würde, deren jedes sein Einzelnes eben dahin liefert?


§ 93 Nicht anders! Eben die Bahn, auf welcher das Geschlecht zu seiner Vollkommenheit gelangt, muß jeder einzelne Mensch (der früher, der später) erst durchlaufen haben. - »In einem und eben demselben Leben durchlaufen haben? Kann er in eben demselben Leben
Ebenfalls 1924 gab Steiner in Koberwitz bei Breslau durch einen landwirtschaftlichen Kurs den Startschuss für die Entwicklung der [[biologisch-dynamische Landwirtschaft|biologisch-dynamischen Landwirtschaft]] sowie seine wichtigsten Anregungen für eine Erweiterung der Heilkunst auf der Grundlage seiner Weltanschauung. Dabei hat ihn die Ärztin [[Ita Wegman]] unterstützt, die ihn auch bis zu seinem Tod gepflegt hat.
ein sinnlicher Jude und ein geistiger Christ gewesen sein? Kann er in eben demselben Leben beide überholet haben?«


§ 94 Das wohl nun nicht! - Aber warum könnte jeder einzelne Mensch auch nicht mehr als einmal auf dieser Welt vorhanden gewesen sein?
== Neue Ansätze für die Naturwissenschaften ==


§ 95 Ist diese Hypothese darum so lächerlich, weil sie die älteste ist? weil der menschliche Verstand, ehe ihn die Sophisterei der Schule zerstreut und geschwächt hatte, sogleich darauf verfiel?
Wer Steiner Glauben teilt, Lebendes gehorche seinen eigenen Gesetzen, wird aufgeschlossen, um Dinge zu erforschen, die zwischen dem Lebendigen und dem Toten vermitteln, Brücken von dem einen zum andren schlagen. So haben vor allem [[Theodor Schwenk]] die [[Tropfenbildmethode]] zur Erforschung der Wassergüte und [[Ehrenfried Pfeiffer]] die Methode der [[Kupferchloridkristallisation]] zur Bestimmung der Qualität von Lebensmitteln entwickelt.


§ 96 Warum könnte auch Ich nicht hier bereits einmal alle die Schritte zu meiner Vervollkommnung getan haben, welche bloß zeitliche Strafen und Belohnungen den Menschen bringen können?
== Geistige Heimat und Zukunft ==


§ 97 Und warum nicht ein andermal alle die, welche zu tun, uns die Aussichten in ewige Belohnungen, so mächtig helfen?
Wie seine Kontakte mit Künstlern allerersten Ranges zeigen (so hat Steiner etwa für [[Wassily Kandinsky]], [[Christian Morgenstern]] und [[Joseph Beuys]] systematische weltanschauliche Anleitung gegeben), ist der Begründer der Anthroposophie im ''Ganzen'' der europäischen Kultur zuhause. Bei den von [[Gerhard Wehr]] bezeichneten Vorgängern wie [[Jakob Böhme]] handelt es sich nur um Vor''läufer.'' Der Grundzug, sich bewusst vor allem vom ''Materialismus'' abzugrenzen, dagegen stammt aus älterer Tradition. Hier ist [[Thomas von Aquin]] durch die Emanzipation der theologischen Wissenschaft von der Philosophie Steiners wichtigster Vorausverkünder, steht dieser in einer Reihe von Männern, die vom glühenden Erneuerer des Christentums, [[Bernhard von Clairvaux]], über Thomas, [[Francesco Petrarca]] als dessen moderneren Nachfolger in dem Beginnen einer Erneuerung, die ''das ganze Leben umfasst,'' Petrarcas wichtigste Verwirklicher ([[Leonardo da Vinci]], [[Rembrandt]]) und schließlich [[Goethe]] mit seiner hochgezüchteten ''Ruhe'' bis zu ihm führt, der durchs Bauen eine künstlerische Bedeutung erlangt hat, durch die er seinen Vorgängern im Führen und Begeistern der Menschen keine Schande antut. Bemerkungen bei Marie von Sivers lassen darauf zurückschließen, dass sie und ihr Mann auch dessen eigenes früheres Erdensein in [[Italien]] gesehen haben, das sie oft bereisten und auf seine Kunstwerke durchkämmten. Der Theaterkritiker und Zeitungsmann Steiner hat in seinen [[Wahrspruchworte|Wahrspruchworten]] und [[Mysteriendramen]] indessen auch einen eigenen literarischen [[Stil]] entwickelt, der ''ganz bewusst'' in abstrakten geistigen Bereichen verschwebt. [[Rosa Mayreder]] hat dies nach seinem Tod Goethes wirklichkeitsnahem Stil in [[Dichtung und Wahrheit]] gegenübergehalten. Ist der geistige Ursprung von Steiners Weltanschauung also so sehr allgemein nur ''ein Verbundensein mit den tiefsten und höchsten Werten der europäischen Kultur,'' dass den Anhängern 1919 auf seine Frage, wie man die neubegründete Schule, außer Waldorfschule, noch nennen könnte, nur "Kulturschule" einfiel und sich das eigentlich Besondere dieser Schulen noch heute nicht ''gefunden'' hat, obwohl es jeder ''spürt,'' so müssen auch die noch nicht gereiften Früchte seines Sinnstiftertums ganz in seinem Sinne nicht in einer eng begrenzten, wenn auch noch so geflissentlich weiterentwickelten weltanschaulichen Bewegung, sondern in einem möglichst ehrlichen und konstruktiven Weiterentwickeln der ''ganzen Weltkultur'' gesucht werden.


§ 98 Warum sollte ich nicht so oft wiederkommen, als ich neue Kenntnisse, neue Fertigkeiten zu erlangen geschickt bin? Bringe ich auf Einmal so viel weg, daß es der Mühe wieder zu kommen etwa nicht lohnet?
== Werke ==
Rudolf Steiner hat neben 20 Büchern eine Vielzahl von Schriften und Artikeln veröffentlicht und rund 5900 Vorträge im In- und Ausland gehalten. Ein Großteil der Vorträge ist in Mitschriften von Berufsstenographen und Vortragszuhörern erhalten geblieben. Sie erschienen zunächst häufig im Privatdruck und in Zeitschriften . Später begannen verschiedene Verlage (u.a. Philosophisch-anthroposophischer Verlag, Rudolf-Steiner Verlag) die Vorträge, Bücher im engeren Sinne wie auch die dazu gehörigen Wandtafelbilder zu edieren und publizieren.
[[Bild:Steiner1923.jpg|thumb|Rudolf Steiner (1923)]]


§ 99 Darum nicht? - Oder, weil ich es vergesse, daß ich schon da gewesen? Wohl mir, daß ich das vergesse. Die Erinnerung meiner vorigen Zustände, würde mir nur einen schlechten Gebrauch des gegenwärtigen zu machen erlauben. Und was ich auf itzt vergessen muß, habe ich denn das auf ewig vergessen?
:Wahrheit und Wissenschaft, [[1892]]
:Die Philosophie der Freiheit, [[1894]]
:Rätsel der Philosophie, [[1900]]
:Das Christentum als mystische Tatsache, [[1902]]
:Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten, [[1904]]
:Theosophie, [[1904]]
:Aus der Akasha-Chronik, [[1904]] - [[1908]], als Buch [[1939]]
:Die Geheimwissenschaft im Umriss, [[1909]]
:Das Johannesevangelium, [[1909]]
:Vier Mysteriendramen, [[1910]]-[[1913]]
:Wendepunkte des Geistelebens, [[1911]]
:Wege zu einem neuen Baustil, [[1914]]
:Vom Menschenrätsel, [[1916]]
:Von Seelenrätseln, [[1917]]
:Aufruf an das Deutsche Volk, [[1919]]
:Die Kernpunkte der sozialen Frage, [[1919]]
:Aufsätze über die Dreigliederung des sozialen Organismus, [[1919]]
:Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik, [[1919]]
:Geisteswissenschaft und Medizin, [[1920]]
:Westliche und östliche Weltgegensätzlichkeit, [[1922]]
:Über das Wesen der Bienen, [[1923]]
:Mein Lebensgang, [[1924]]
:Eurythmie als sichtbare Sprache, [[1924]]
:Das Initiatenbewusstsein, [[1924]]


§ 100 Oder, weil so zu viel Zeit für mich verloren gehen würde? - Verloren? - Und was habe ich denn zu versäumen? Ist nicht die ganze Ewigkeit mein?
== Aktuelle Bezüge ==
</div>
''Der größere Teil der Menschheit wird seinen Einfluß von '''Amerika''', von dem Westen herüber haben, und der geht ... jener Entwickelung entgegen, die heute sich erst in den idealistischen Spuren, gegenüber dem, was da kommt, in sympathischen Anfängen zeigt. Man kann sagen: Die Gegenwart hat es noch recht gut gegenüber dem, was da kommen wird, wenn die westliche Entwickelung immer mehr und mehr ihre Blüten treibt. Es wird gar nicht lange dauern, wenn man das '''Jahr 2000''' geschrieben haben wird, da wird nicht ein direktes, aber eine Art von '''Verbot''' für alles '''Denken''' von Amerika ausgehen, ein Gesetz, welches den Zweck haben wird, alles individuelle Denken zu '''unterdrücken.'''''


Gelegentlich erwähnt [[Rudolf Steiner]] auch die [[Wikipedia:1851|1851]] veröffentlichte preisgekrönte Arbeit von Gustav Widenmann: ''Gedanken über die Unsterblichkeit als Wiederholung des Erdenleben'' {{Lit|Widenmann 1851}}. Widenmann vergleicht darin den Gedanken der [[Auferstehung]], die er erst am Ende der Erdentwicklung für möglich hält, mit der Möglichkeit wiederholter Erdenleben, durch die der Mensch an der gesamten Erdentwicklung teilhaben kann.
Rudolf Steiner: Vortrag, Berlin, 4. April 1916


{{Zitat|Will man, abgesehen von der Wiederbelebung der menschlichen Stoffe,
''Dasjenige, was ein ewiges Friedensideal ist, das wird niemals durch ein Tröpfchen Blut erreicht, das hervorgerufen worden ist durch ein '''Kriegsinstrument'''. Das muss auf ganz andere Weise in die Welt gesetzt werden! Und sei es wer immer, der da sagt, er '''kämpfe für den Frieden''' und müsse deshalb '''Krieg''' führen, Krieg bis zur Vernichtung des Gegners, um Frieden zu haben, der lügt, wenn er sich dessen auch nicht bewusst ist, wer er auch immer sein möge.''
am Ende der jetzt laufenden Planetengeschichte, vor demselben ein Wiederkommen der menschlichen Individuen annehmen, wie die h. Schrift zum tausendjährigen Reich, oder wie Lessing den Menschen wiederholt an der Planetengeschichte Theil nehmen läßt, so bleibt hiefür nur eine zweite Möglichkeit, die Vermuthung nämlich, daß analog dem Wiederaustreten thierischer Individualitäten die in Gott ruhende menschliche
Individualkraft in spätern Zeiten sich mit lebendem menschlichem Gattungsstoff anderer Individuen verbindet, d. h.
von andern Eltern vielleicht in einem andern Volke oder Erdtheil in dies Erdenleben wieder herein geboren wird.
So hat ohne Zweifel Lessing das Wiederkommen verstanden, so mußte es Christus meinen, als er für sich aus
einer Andeutung des Propheten Maleachi die Vermuthung aussprach, der Täuser Iohannes sei der wiedergekommene
Elias.|Gustav Widenmann|''Gedanken über die Unsterblichkeit als Wiederholung des Erdenleben'' (1851), S. 40f}}


== Der Zeitraum zwischen den irdischen Inkarnationen ==
Rudolf Steiner: Vortrag, Dornach, 18. Dezember 1916


Als Faustregel für die Zeit, die zwischen zwei [[Inkarnation]]en liegt, gilt, dass sich der Mensch etwa zweimal, einmal als [[Mann]] und einmal als [[Frau]], in jeder [[Kulturepochen|Kulturepoche]], die jeweils 2160 Jahre dauern (siehe -> [[Platonisches Weltenjahr]]), inkarniert, also etwa alle 1000 Jahre. Darauf wird auch in den [[Wikipedia:Buch der Psalmen|Psalmen]] hingedeutet:
== Literatur ==
*Taja Gut: "Aller Geistesprozess ist ein Befreiungsprozess" - Der Mensch Rudolf Steiner, Pforte Verlag, [[2000]]
*Christoph Lindenberg: Rudolf Steiner - eine Biographie, Verlag Urachhaus, [[1999]]
*Johannes Hemleben: Rudolf Steiner in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Rowohlts Monographien 79, 151.-160. Tausend, Reinbek bei Hamburg [[1980]]


{{Zitat|3 Der du die Menschen lässest sterben und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder!
== Weblinks ==
4 Denn tausend Jahre sind vor dir / wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache.|[[Wikipedia:Altes Testament|Altes Testament]]|{{B|Ps|90|3-4|LUT}}}}
===Allgemein===
 
* http://www.rudolf-steiner.com- Website der Rudolf Steiner Nachlassverwaltung, Archiv und Verlag in Dornach.
Diese Regel ist aber kein ehernes Gesetz, sondern wird häufig durchbrochen. Nicht immer wechseln einander in strenger Folge männliche und weibliche Inkarnationen ab; allerdings folgen einander niemals mehr als sieben gleichgeschlechtliche Wiederverkörperungen. Auch die Zeit, die zwischen zwei Inkarnationen liegt, schwankt beträchtlich. Heute liegen zwischen den einzelnen Erdenleben oft nur wenige Jahrzehnte.
* http://www.goetheanum.org - Website des Goetheanum in Dornach.
 
* http://www.anthromedia.net - Übersicht über die anthroposophischen Tätigkeitsfelder.
== Zusammenhänge zwischen aufeinanderfolgenden Leben ==
* http://www.radio-anthroposophie.de - Blog zu Rudolf Steiner und aktuellen Entwicklungen in der Anthroposophie.
 
* http://www.rudolf-steiner.de - Weiterführende Information, Literaturdatenbank.
Auch dafür, wie die nächste Inkarnation beschaffen sein wird, gibt es gewisse Grundregeln. Für seine nächste irdische Verkörperung wählt sich der Mensch jenes Elternpaar, dass ihm die geeignetsten physischen Organe für seine geistigen Anlagen darbieten kann. Allerdings bleibt oft eine gewisse Kluft zwischen den geistigen Bedürfnissen und der vererbten physischen Natur bestehen. Wie sich der Mensch im Erdenleben verhält, prägt die [[Physiognomie]] und besonders die [[Schädel]]bildung des nächsten Lebens. Die Taten, die er vollbracht hat, wirken vom [[Oberes Devachan|oberen Devachan]] aus und bestimmen den Ort und die weiteren physischen Verhältnisse für die nächste Wiedergeburt. Was der Mensch durch sein [[Temperament]] und seine bleibenden Gewohnheiten und Fähigkeiten dem [[Unteres Devachan|unteren Devachan]] eingeliedert hat, bestimmt den [[Ätherleib]] der nächsten Inkarnation. Und was er an [[Gedanke]]n und [[Gefühl]]en der [[Astralwelt]] eingeschrieben hat, baut den [[Astralleib]] für das nächste irdische Dasein auf. 
*[http://www.izf-group.de/Wikka/HomePage/ Forschungsanregungen Steiners] - und Forschungsergebnisse Steiners
 
* http://www.antroposofi.no/historie/Motzstrase30%20Berlin.pdf "Rudolf Steiner, wohnten und wirkten hier 1903-1923", Motzstraße 30, Schöneberg, Berlin.
=== Metamorphose der menschlichen Gestalt in aufeinanderfolgenden Inkarnationen ===
 
In aufeinanderfolgenden Inkarnationen wandelt sich die Gestaltung der Leibesorganisation mit Ausnahme des Kopfes der einen Inkarnation in die Gestaltung der Hauptesorganisation der nächstfolgenden Inkarnation um.
 
<div style="margin-left:20px">
"Der
Mensch, wie wir ihn vor uns haben nach seiner Hauptesorganisation,
weist nach dem vorigen Erdenleben. - Wie unsere Intelligenz nach dem
fernen, urfernen vergangenen Sonnenleben weist, so weist unsere gegenwärtige
physische Hauptesorganisation mit der irdischen Artung der Erkenntnisfähigkeiten,
das heißt für die Hinorganisierung der Erkenntnisfähigkeiten
auf das Ich-Bewußtsein, zurück in unseren früheren Erdenlauf.
Ich habe schon früher darauf aufmerksam gemacht, was das menschliche
Haupt eigentlich ist. Schematisch können Sie sich folgendes
[[Datei:GA196_229.gif|center|600px]]
sagen: Der Mensch besteht aus dem Haupte und aus der übrigen Organisation.
- Sagen wir (siehe Zeichnung), das ist der jetzige Lebenslauf (Mitte), das ist der vorige Lebenslauf (links), das ist der folgende Lebenslauf (rechts). So können wir sagen: Das Haupt unseres gegenwärtigen
Lebenslaufes ist entstanden durch Metamorphose unserer übrigen
Leibesorganisation im vorhergehenden Lebenslauf, und unseren Kopf
vom vorigen Lebenslauf haben wir verloren. - Natürlich verstehe ich
da nicht - das ist ja handgreiflich - die physische Organisation, sondern
die Kräfte, die Formkräfte, die die physische Organisation wirklich hat.
Dasjenige, was wir außer der Hauptesorganisation, der Trägerin der
Erkenntnisfähigkeiten für das Ich, jetzt an uns tragen als übrige Menschenorganisation,
Rumpf mit Gliedmaßen, das wird Hauptesorganisation
unseres künftigen Erdenlebens.
 
[[Datei:GA199_216.gif|100px|left|Die übersinnliche [[Formgestalt]] des [[Physischer Leib|physischen Leibes]] erfüllt von [[Materie|materiellen]] Teilchen (Zeichnung aus [[GA 199]], S 216)]]
Sie alle tragen schon die Kräfte in sich, welche im Haupte konzentriert
sein werden in Ihrem späteren Erdenleben. Was Sie heute mit
Ihren Armen vollbringen, was Sie mit Ihren Beinen vollbringen, das
wird eingehen in die innere Organisation des Hauptes in Ihrem nächsten
Erdenleben.Und was an Kräften von Ihrem Haupte im nächsten Erdenleben
ausströmt, das wird Ihr Karma, Ihr Schicksal für das nächste
Erdenleben sein. Aber das, was da Ihr Schicksal im nächsten Erdenleben
sein wird, das wandert auf dem Umwege durch Ihre übrige Organisation,
durch die Sie sich hineinstellen ins Menschenleben heute, in Ihr
künftiges Hauptesleben hinüber." {{Lit|{{G|196|229f}}}}
 
<div style="margin-left:20px">
"Nun werden Sie sagen: Ja, aber der Mensch nimmt doch für das nächste Erdenleben seinen physischen Leib nicht mit, er legt ihn ja ab. — Das ist in bezug auf die Materie der Fall, aber ich möchte das noch einmal wiederholen, was ich vor einiger Zeit gesagt habe. Das was Sie eigentlich sehen als den physischen Leib in seiner Form, das ist ja nicht der physische Organismus des Menschen, das ist eben die Form (siehe Zeichnung). Und in diese Form ist nur hineingegliedert die Materie. Sie ist aufgefaßt von der
Form, und die Form ist etwas durchaus Geistiges, und diese Form meine ich, wenn ich jetzt von dem Einfluß des Geistgebietes auf den physischen Leib spreche. Das, was abgelegt wird, das sind ja nur die materiellen Teilchen, die eingegliedert sind. Die Form aber, die der Mensch hat, wird nicht abgelegt, sondern wirkt in das nächste Leben hinein - namentlich das, was der Mensch entwickelt durch die Behendigkeit und Beweglichkeit seiner Gliedmaßen, seiner Hände und Arme, seiner Füße und Beine - , das kommt in der Kopfbildung des nächsten Lebens zum Vorschein." {{Lit|{{G|199|216}}}}
</div>
 
== Erinnerung an frühere Erdenleben ==
 
<div style="margin-left:20px">
"Es wird gewöhnlich der Einwand gemacht, daß sich
der Mensch nicht erinnere an diese wiederholten Erdenleben.
Das betrifft nur das gewöhnliche Bewußtsein. In
dem Moment, wo die Intuition eintritt, wird eben dasjenige,
was durch die wiederholten Erdenleben abläuft,
genau ebenso innere Seelenanschauung, wie sonst die
Erinnerung innerhalb des einen Erdenlebens. So ist es
auch hier so, daß Anthroposophie nicht wie die gewöhnliche
Philosophie durch abstrakte Beweise zu ihren Ergebnissen
kommt, sondern dadurch, daß sie die Seele
erst vorbereitet zur höheren Erkenntnis und dann diese
Dinge durch Anschauung erkennt. Dadurch aber erweist
sich eben diese anthroposophische Erkenntnis zwar als
eine Fortsetzung derjenigen Erkenntnis, die wir heute in
der Naturwissenschaft haben, aber doch eben als eine
Fortsetzung, die wiederum in ganz anderer Weise arbeiten
muß als die bloße naturwissenschaftliche Erkenntnis, die
heute anerkannt ist." {{Lit|{{G|082|200}}}}
</div>
 
Im tiefen [[Schlaf]] gehen wir in der Zeit tatsächlich rückwärts bis zu unserer früheren [[Inkarnation]], nur werden uns diese [[Erlebnis]]se normalerweise nicht bewusst. Das gelingt erst, wenn wir durch [[geistige Schulung]] die [[Fähigkeit]] der [[Intuition]] erworben haben.
 
[[Datei:GA 234 107.gif|500px|center|Zeit und Schlaf]]
 
<div style="margin-left:20px">
"... da ist der Mensch in seiner gegenwärtigen Inkarnation. (Es wird gezeichnet,
rechts Mitte.) Wenn er Imagination entwickelt, so schaut
er seinen Ätherleib etwas vor die Geburt oder Empfängnis hingehend
(gelb); aber sein astralischer Leib führt ihn durch Inspiration hinein
in die ganze Zeit, die verflossen ist zwischen dem letzten Tode und
dieser Geburt (rot). Und die Intuition führt ihn in das vorangehende
Erdenleben zurück (gelb).
 
Wenn Sie nun schlafen, so bedeutet das nichts anderes, als daß Sie
das Bewußtsein, das sonst im physischen Leibe ist, zurückverlegen,
zurückführen, daß Sie mit ihm zurückkehren. Der Schlaf ist also eigentlich
ein Zurücklaufen in der Zeit zu dem, wovon ich Ihnen schon
gesagt habe, daß es dem gewöhnlichen Bewußtsein als vergangen erscheint,
aber doch da ist. Sie sehen, man muß auch da, wenn man wirklich
zum Erfassen des Geistigen kommen will, die Begriffe ändern
gegenüber den Begriffen, die man gewöhnt ist im physischen Leben
zu verwenden. Man muß also eigentlich sich bewußt werden, daß der
Schlaf jedesmal ein Zurückgehen ist in die Gefilde, die man durchgemacht
hat im vorirdischen Dasein, oder sogar ein Zurückgehen ist
in frühere Inkarnationen. Der Mensch erlebt tatsächlich während des
Schlafes, nur kann er es nicht erfassen, dasjenige, was früheren Inkarnationen
angehört, was er durchgemacht hat auch im vorirdischen Dasein.
 
Über den Zeitbegriff muß man eine völlige Begriffsmetamorphose
durchmachen; der muß ein ganz anderer werden. Wenn man daher an
jemanden die Frage stellt: Ja, wo ist er denn, wenn er schläft? - dann
muß man sagen: Er ist eigentlich in seinem vorirdischen Dasein oder
sogar zurückgekehrt zu früheren Erdenleben. - Populär ausgedrückt
sagt man eben: Der Mensch ist außerhalb seines physischen und seines
Ätherleibes. Das Reale dazu ist das, was ich Ihnen auseinandergesetzt
habe. Das ist, was sich darstellt als der rhythmische Wechselzustand
zwischen Wachen und Schlafen." {{Lit|{{G|234|107f}}}}
</div>
 
== Anfang und Ende der irdischen Inkarnationen des Menschen ==


<div style="margin-left:20px">
===Werke===
"Die Reinkarnation hat
* http://www.rudolf-steiner.com - Website des Rudolf Steiner Archivs mit Volltextrecherchemöglichkeit.
in der lemurischen Zeit angefangen und wird im Beginne der sechsten
* http://rudolf.steiner.home.att.net - Komplette Online-Edition der Schriften Rudolf Steiners (GA 1-28).
Rasse auch wiederum aufhören. Es ist nur eine gewisse Zeitspanne in
* http://www.anthroposophy.com/Steinerwerke/Steinerschriften.html - Grundlegende Werke Rudolf Steiners online.
der irdischen Entwickelung, innerhalb welcher der Mensch sich wiederverkörpert.
* http://www.dr-rudolf-steiner.de - Einige Ausgaben letzter Hand
Vorausgegangen war ein überaus geistiger Zustand, der
* http://www.datenbank-anthroposophie.de - Datenbank Anthroposophie [Privates Projekt].
keine Wiederverkörperung nötig machte, und folgen wird wiederum
ein geistiger Zustand, der auch keine Wiederverkörperung bedingt." {{Lit|{{G|093|25}}}}
</div>


=== Das Ende der irdischen Inkarnationen um das Jahr 5700 ===
===Anthroposophische Publikationen===
* [http://www.anthroposophy.com/ Anthroposophie]
* [http://www.anthroposophie-de.com/ Die anthroposophische Gesellschaft in Deutschland]
* [http://www.goetheanum.ch/ Das Goetheanum der Anthroposopischen Gesellschaft]
* [http://www.sab.org.br/ Sociedade Antroposófica no Brasil (portugiesisch, englisch)]
* [http://www.info3.de Info3 - Monatsmagazin für Spiritualität und Zeitfragen]
* [http://www.anthroposophie.net/ Forum für Anthroposophie, Waldorpädagogik und Goetheanistische Naturwissenschaft]


In späteren Vorträgen hat [[Rudolf Steiner]] den Zeitpunkt, in dem die irdischen Verkörperungen des Menschen enden werden, noch genauer angegeben. Im 6. Jahrtausend, etwa um das Jahr 5700, wird der Mensch durch seine natürliche leibgebundene Entwicklung nicht mehr bis zur [[Geschlechtsreife]] kommen - ein Phänomen, das nach Rudolf Steiner mit dem beständigen [[Jüngerwerden der Menschheit]] zusammenhängt. Die Menschen werden dann unfruchtbar werden und sich nicht mehr in [[Physischer Leib|physischen Leibern]] verkörpern können. Die Zeit der irdischen [[Inkarnation]]en ist dann vorbei.
===Kunstwissenschaftliche Publikationen===
* [http://www.ub.uni-konstanz.de/kops/volltexte/2004/1385/ Rudolf Steiner Design : Spiritueller Funktionalismus – Kunst] - Dissertation von Reinhold Johann Fäth


<div style="margin-left:20px">
===Goetheanistische Naturwissenschaft===
"Der gegenwärtige
* [http://www.izf-group.de Der IZF Group Verlag] - Forschungsprojekte zu Rudolf Steiner und Magazin
Mensch bleibt entwicklungsfähig bis in das siebenundzwanzigste
Jahr hinein. Er fängt dann an, gewissermaßen sich in seinem Seelisch-
Geistigen ganz zu emanzipieren von dem Physisch-Leiblichen. Emanzipieren
von dem Physisch-Leiblichen ist also etwas, was immer mehr
und mehr hereinrückt. Sie sehen daraus, daß einmal der Zeitpunkt kommen
wird, wo die Menschen nur entwickelungsfähig sein werden bis
zu ihrem vierzehnten Jahre, wo das Geschlechtsreifezeitalter aufhören
wird, eine Bedeutung zu haben in der menschlichen Entwickelung.
Das ist ein Zeitraum, der ganz gewiß eintreten wird. Die Geologen
mögen noch so lange Zeiträume berechnen für die Entwickelung des
Menschtums auf der Erde, für die Entwickelung der physischen Menschheit
der Erde; diese physische Menschheit auf der Erde wird sich nicht
länger entwickeln als bis zu dem Moment, wo diese obere Altersgrenze
bis in das vierzehnte, dreizehnte Lebensjahr heruntergerückt ist. Denn
von diesem Zeitpunkte an wird sich die physische Menschheit auf der
Erde nicht mehr entwickeln können. Die Frauen werden keine Kinder
mehr gebären. Dann wird es mit der physischen Menschheit auf der
Erde zu Ende gegangen sein." {{Lit|{{G|196|59f}}}}
</div>
 
Der Mensch wird dann in einer viel freieren Beziehung zur [[physisch]]en [[Erde (Planet)|Erde]] stehen; er wird gleichsam, wie sich [[Rudolf Steiner]] ausdrückt, ''"in den Wolken, im Regen, in Blitz und Donner rumoren"'' (siehe Zitat unten). Das Verhältnis des Menschen zur Erde wird dann ähnlich sein dem Zustand, in dem sich jetzt der Mensch im [[Leben zwischen Tod und neuer Geburt]] befindet. Diese regelrechte Entwicklung könnte allerdings durch den Einfluss [[Ahriman]]s gestört und der Mensch dadurch länger an die physische [[Verkörperung]] gefesselt werden. Eine fortschreitende Vertierung des Menschenwesen wäre die Folge:
 
<div style="margin-left:20px">
"Es wird ein Jahr kommen in der physischen Erdenentwickelung,
dieses Jahr wird, sagen wir, ungefähr das Jahr 5700 und
einiges sein, in diesem Jahre, oder um dieses Jahr herum, wird der
Mensch, wenn er seine richtige Entwickelung über die Erde hin
vollzieht, nicht mehr die Erde so betreten, daß er sich verkörpert in Leibern,
die von physischen Eltern abstammen. Ich habe öfters gesagt, die
Frauen werden in diesem Zeitalter unfruchtbar. Die Menschenkinder
werden dann nicht mehr in der heutigen Weise geboren, wenn die Entwickelung
über die Erde hin normal verläuft.
 
Über eine solche Tatsache darf man sich keinen Mißverständnissen
hingeben. Es könnte zum Beispiel auch folgendes eintreten: Es könnten
die ahrimanischen Mächte, welche unter dem Einfluß der gegenwärtigen
Menschenimpulse sehr stark werden, die Erdenentwickelung verkehren;
sie könnten die Erdenentwickelung in gewissem Sinne pervers machen.
Dadurch würde - gar nicht zum Menschenheile - über diese Jahre im
6. Jahrtausend hinaus die Menschheit in demselben physischen Leben
erhalten werden können. Sie würde nur sehr stark vertieren; aber sie
würde in diesem physischen Leben erhalten werden können. Das ist eine
der Bestrebungen der ahrimanischen Mächte, die Menschheit länger an
die Erde zu fesseln, um sie dadurch von ihrer Normalentwickelung abzubringen.
Aber wenn die Menschheit wirklich das ergreift, was in ihren
besten Entwickelungsmöglichkeiten liegt, so kommt einfach im 6. Jahrtausend
diese Menschheit zum Irdischen in eine Beziehung, die für weitere
zweieinhalb Jahrtausende so ist, daß der Mensch zwar noch mit der
Erde ein Verhältnis haben wird, aber ein Verhältnis, das sich nicht mehr
darin ausdrückt, daß physische Kinder geboren werden. Der Mensch
wird gewissermaßen als Geist-Seelenwesen - um es anschaulich auszudrücken,
will ich sagen: in den Wolken, im Regen, in Blitz und
Donner rumoren in den irdischen Angelegenheiten. Er wird gewissermaßen
die Naturerscheinungen durchvibrieren; und in einer noch späteren
Zeit wird das Verhältnis zum Irdischen noch geistiger werden.
 
Von allen diesen Dingen kann heute nur erzählt werden, wenn man
einen Begriff hat von dem, was geschieht zwischen dem Tode und einer
neuen Geburt. Obzwar nicht eine vollständige Gleichheit herrscht zwischen
der Art und Weise, wie der Mensch heute zwischen dem Tode und
einer neuen Geburt zu den irdischen Verhältnissen in Beziehung steht,
und der Art, wie er dann, wenn er sich gar nicht mehr physisch verkörpern
wird, dazu in Beziehung stehen wird, so ist doch eine Ähnlichkeit
vorhanden. Wir werden gewissermaßen, wenn wir verstehen, der
Erdenentwickelung ihren wirklichen Sinn zu geben, dann dauernd in
ein solches Verhältnis zu den irdischen Angelegenheiten kommen, wie
wir jetzt dazu bloß stehen, wenn wir zwischen dem Tod und einer
neuen Geburt leben. Es ist das jetzige Leben zwischen dem Tod und
einer neuen Geburt nur etwas, ich möchte sagen, geistiger, als es dann
sein wird, wenn der Mensch dauernd in diesen Verhältnissen sein wird."{{Lit|{{G|196|90f}}}}
</div>
 
== Individuum und Volksseele ==
 
Nur selten erscheint der Mensch in mehreren aufeinanderfolgenden Inkarnationen innerhalb der selben [[Volk]]sgemeinschaft. Eine gewisse Ausnahme machen dabei die mitteleuropäischen Völkerschaften. Hängt der Mensch einem ausgeprägten [[Nationalismus]] an und richtet in seinem Erdenleben einen ganz besonderen Haß gegen ein anderes Volk, so liegt das daran, dass sich unterbewusst sein höheres Selbst schon sehr entschieden mit gerade diesem Volk verbunden hat und sich dort reinkarnieren wird.
 
== Reinkarnation als kosmisches Phänomen ==
 
Das Reinkarnationsgesetz gilt nicht nur für den [[Mensch]]en, sondern auch die [[Planeten]] sind im weitesten Sinn der Reinkarnation unterworfen; jede [[Planetenkette]] entwickelt sich durch sieben aufeinanderfolgende planetare [[Weltentwicklungsstufen]]. [[Seele]]nwesen, die über keinen individuellen [[Geist]] verfügen, sondern einer [[Gruppenseele]] angehören, wie etwa die [[Tier]]e, unterliegen nicht der Reinkarnation.
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Reinkarnation|}}
* [[Seelenwanderung]]
* [[Gilgul Neschamot]]
 
== Anmerkungen ==
 
<references />
 
== Literatur ==
#[[Thomas Meyer]]: ''Rudolf Steiners „eigenste Mission“. Ursprung und Aktualität der geisteswissenschaftlichen Karmaforschung''. Perseus, Basel 2009, ISBN 978-3-907564-71-4
#Gustav Widenmann: ''Gedanken über die Unsterblichkeit als Wiederholung des Erdenleben'', Wien 1851 [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/bibliothek/Reinkarnation/Gustav_Widenmann_Gedanken_ueber_die_Unsterblichkeit_als_Wiederholung_des_Erdenlebens.pdf pdf]
# [[Wikipedia:Helmut Obst|Helmut Obst]]: ''Reinkarnation: Weltgeschichte einer Idee'', Verlag C.H.Beck 2009, ISBN 978-3406584244
# Till Arend Mohr: ''Kehret zurück, ihr Menschenkinder! Die Grundlegung einer christlichen Reinkarnationslehre'', Aquamarin Verlag 2004, ISBN 978-3894272753
#Rudolf Steiner: ''Theosophie. Einführung in übersinnliche Welterkenntnis und Menschenbestimmung '', [[GA 9]] (2003), ISBN 3-7274-0090-0 {{Schriften|009}}
#Rudolf Steiner: ''Damit der Mensch ganz Mensch werde'', [[GA 82]] (1994), ISBN 3-7274-0820-0 {{Vorträge|082}}
#Rudolf Steiner: ''Die Tempellegende und die Goldene Legende '', [[GA 93]] (1991), ISBN 3-7274-0930-4 {{Vorträge|093}}
#Rudolf Steiner: ''Geistige und soziale Wandlungen in der Menschheitsentwickelung'', [[GA 196]] (1992), ISBN 3-7274-1960-1 {{Vorträge|196}}
#Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaft als Erkenntnis der Grundimpulse sozialer Gestaltung'', [[GA 199]] (1985), ISBN 3-7274-1990-3 {{Vorträge|199}}
#Rudolf Steiner: ''Anthroposophie – Eine Zusammenfassung nach einundzwanzig Jahren'', [[GA 234]] (1994), ISBN 3-7274-2342-0 {{Vorträge|234}}
 
{{GA}}
 
== Weblinks ==


* [http://anthroposophie.byu.edu/aufsaetze/a103.pdf Rudolf Steiner: ''Reinkarnation und Karma''] - Vom Standpunkte der Naturwissenschaft notwendige Vorstellungen (1903)
{| style="border:1px solid #800080; background-color:#FFF0F9;padding:5px;font-size:95%;"
|Dieser Artikel basiert auf dem Artikel [http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Steiner Rudolf Steiner] aus der freien Enzyklopädie [http://de.wikipedia.org Wikipedia] und steht unter der [http://www.gnu.org/licenses/fdl.txt GNU Lizenz für freie Dokumentation]. In der Wikipedia ist eine [http://de.wikipedia.org/w/wiki.phtml?title=Rudolf_Steiner&amp;action=history Liste der Autoren] verfügbar.
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[[Kategorie:Biographie]]
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[[Kategorie:Philosoph|Steiner, Rudolf]]
[[Kategorie:Mann|Steiner, Rudolf]]


* [http://www.youtube.com/watch?v=CxqbkLZcSKY Grundlegung der christlichen Reinkarnationslehre] - ein Interview mit Dr. theol. Till Arend Mohr
<!-- Bitte nicht loeschen!
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[[Kategorie:Reinkarnation und Karma]]
{{Personendaten|
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Version vom 24. Oktober 2006, 15:41 Uhr

Rudolf Steiner (1861-1925). Er hat Eurythmie, Waldorfschule, Anthroposophie, Christengemeinschaft, biologisch-dynamische Landwirtschaft und einen neuen Baustil ins Leben gerufen

Rudolf Steiner (* 27. Februar 1861 in Donji Kraljevec bei Cakovec, in der Zupanija Medjimerje, Österreich-Ungarn, heute Kroatien; † 30. März 1925 in Dornach bei Basel), österreichischer Anthroposoph

Überblick über Steiners Schaffen

Die Freie Hochschule für Geisteswissenschaften in Dornach bei Basel (Schweiz) mit ihren Nebengebäuden, von Steiner entworfen und als Grundstein eines freien Geisteslebens gedacht

Steiner war Goethe-Forscher, Philosoph und Esoteriker. Er begründete die Anthroposophie als Wissenschaft vom Geistigen und schuf mit der Eurythmie eine neue Bewegungskunst sowie mit dem Goetheanum in Dornach als einer unabhängigen Hochschule für Geisteswissenschaften und durch weitere Bauten einen neuen, organischen Architekturstil. In erheblichem Umfang gab er Anleitung für die Kunst der Rezitation und Deklamation. Die Waldorfschule ermöglicht ein natürlicheres Lernen, die biologisch-dynamische Landwirtschaft lebensvolle Ernährung, die Christengemeinschaft einen modernen Zugang zum Christentum, der Gedanke der Dreigliederung des sozialen Organismus soll Verquickungen des Geldes mit dem Recht, des Rechts mit dem Glauben und des Glaubens mit dem Geld verhindern. Gemeinsam mit Ita Wegman schuf Steiner die anthroposophisch erweiterte Medizin. Auch zu weiteren Künsten und zu den Naturwissenschaften hat er Fachleuten, meist auf deren Bitten hin, Anregungen gegeben.

Leben

Kindheit

Der Bub hat im heutigen Kroatien in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie das Licht der Welt erblickt. Sein Elternhaus war freigeistig, der Vater, Johann Steiner (1829-1910), ein Eisenbahnbeamter, zur Mutter Franziska Steiner, geborener Blie (1834-1918), ist der spätere Begründer einer weltumfassenden Bewegung bis in reifere Zeiten in einem liebevollen nachgerade kindlichen Verhältnis stehngeblieben.

Die Familie zog mehrmals um: 1862 nach Mödling, ein Jahr später nach Pottschach und 1869 nach Neudörfl. Rudolf wurde von den Gleichaltrigen ausgeschlossen, ersetzte den Geschichtsunterricht durch Kants Kritik der reinen Vernunft. Für den Ministranten gehörten die Mönche aus der Nachbarschaft zu den stärksten Kindheitseindrücken. Eine tiefe Auffassungsgabe verwandelte ihm Erlebnisse wie einen brennend vorbeirasenden Zugwaggon oder die innerliche Begegnung mit einer Tante, die sich das Leben genommen hatte, in Flammenzeichen. Er kam nur aufs Realgymnasium in Wiener Neustadt.

Rudolf Steiner als Abiturient

Als Student in Wien

An der Technischen Hochschule Wien studierte Steiner ab 1879 Biologie, Chemie, Physik und Mathematik. Letztere war für ihn durch ihre Unwiderlegbarkeit weltanschaulicher Rettungsanker und Hoffnungsschimmer. Der Student entdeckte Thomas von Aquin für sich, begeisterte sich für paranormale Wahrnehmungen und freundete sich mit seinem Germanistikprofessor Karl-Julius Schröer an. Erst in seinen Zwanzigern, gab er in Kürschners Deutscher Nationalliteratur Goethes naturwissenschaftliche Schriften heraus und veröffentlichte in Zeitungen literarische Abhandlungen. Von 1884 bis 1890 verdiente er sich sein Studium durch die Tätigkeit als Privatlehrer eines als unbeschulbar geltenden hydrocephaluskranken Kindes in einer prominenten Wiener Familie, das später (nach Überzeugung der Mutter ermöglicht durch die pädagogische Leistung Steiners) Medizin studierte und Arzt wurde. Mit der Dichterin Marie Eugenie delle Grazie knüpfte er eine Freundschaft, Marie Lang vermittelte eine gleiche mit Rosa Mayreder, aber auch mit Leuten aus dem Volk wie dem Kräutersammler Felix Koguzki kam er aus.

Als Goetheforscher in Weimar

In Rostock promovierte Steiner 1891 mit Wahrheit und Wissenschaft zum Dr.phil., da er als ehemaliger Realgymnasiast in der k.u.k. Monarchie nicht promovieren konnte. 1890 übernahm er, auf Schröers Vorschlag, am Goethe-und-Schiller-Archiv in Weimar die Herausgabe der Naturwissenschaftlichen Schriften Goethes für die große Weimarer Goethe-Ausgabe, die so genannte "Sophien-Ausgabe". Fern von jeder Buchgelehrsamkeit hält er in seinem Kommentar zwischen den Zeilen dazu an, sich meditativ in Goethes Weltsicht zu vertiefen und dessen Ansatz zu verinnerlichen, dass es rein biologische Gesetzmäßigkeiten gibt, welche sich nicht auf chemische oder physikalische Regeln zurückführen lassen – eine Sichtweise, ohne die sich seine späteren Ausführungen über Geisteswissenschaft im okkulten Sinne gar nicht würden denken lassen.

Weimar war Steiners erste größere Reise, aber es brachte auch Kontakte: einen Umzug zu Anna Eunike, die er später heiratete, Freundschaft mit Gabriele Reuter, eine teils problematische Zusammenarbeit mit Nietzsches Schwester, Elisabeth Förster-Nietzsche, in deren Nietzsche-Archiv in Naumburg er vor dem umnachteten Philosophen stand, eine Begegnung mit Ernst Haeckel, das Erlebnis Heinrich von Treitschkes als einer Autorität, die aus äußerlichen Gründen nur schwer kommunizieren konnte, vor allem aber die Zusammenarbeit an der Weimarer Ausgabe mit Herman Grimm, der ihm durch seine Ehe mit einer Tochter Bettine von Arnims einen unmittelbaren Zugang zu Goethes Welt schenkte, aber auf den Kollegen auch durch seinen Stil gewirkt hat.

1894 veröffentlichte Steiner das – nach Ansicht seiner Anhänger epochale – erkenntnismethodologische Grundlagenwerk "Die Philosophie der Freiheit – Seelische Beobachtungsresultate nach naturwissenschaftlicher Methode". Das Werk sagt in seinem Kerne aus, dass es eine innere Autorität gibt, die ganz von äußeren Befehlshabern unabhängig ist. Außerdem wiederholt es den Realismus Thomas von Aquins, denn es setzt zunächst Einheit von Ding und Begriff voraus. Philosophische und sprachphilosophische Einflüsse hat hier nicht zuletzt Wilhelm Dilthey ausgeübt.

Ein Versuch, in Jena Professor zu werden, scheiterte.

Lehrer in Berlin

Zwischen 1898 und 1900 gab Steiner in Berlin das Magazin für Litteratur heraus und unterrichtete an der Arbeiterbildungsschule. Als er 1902 zusammen mit Marie von Sivers die Leitung der neugegründeten deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft übernahm, wurde die Rezeption der "Philosophie der Freiheit" in der philosophischen Fachwelt abgebrochen. Im gleichen Jahr publizierte Steiner seinen spirituellen Zugang zu demjenigen, was seiner Ansicht nach die Grundelemente des Christentums sind, in Das Christentum als mystische Tatsache, unabhängig von und teilweise im Widerspruch zu den bestehenden konfessionellen und dogmatischen Traditionen der etablierten Theologie. In dem Werk Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? brach er 1904 mit der bislang gültigen okkulten Tradition, dass spirituelle Schulung eines persönlichen Lehrers bedürfe, und stellte die Wege zur spirituellen Selbsterkenntnis und Selbstverwandlung auf einer rationalen Grundlage dar, wie sie ihm zeitgemäß erschien. 1904 legte er in seinem Werk Theosophie und später in Die Geheimwissenschaft im Umriss (1909) u.a. durch Ausführungen über die Wesensglieder des Menschen, die Farben der Aura und die Planetenzustände der Erde den Ideengehalt der Anthroposophie dar. Aus seinen Aufgaben in der Theosophischen Gesellschaft entwickelte sich eine reiche Vortragstätigkeit, bei der er als ein okkulter Alleswisser herumgezeigt wurde. Die Mitschriften der damals gegebenen und späterer ähnlicher Darstellungen, von ihrem Schöpfer zum größten Teil nicht geprüft, stellen das Mehr der Bände der Rudolf-Steiner-Gesamtausgabe, deren Zahl bis heute auf über 400 gestiegen ist.

Rudolf Steiner (1919)

1913 trennte sich die deutsche Sektion von der Theosophischen Gesellschaft, weil der christlich-anthroposophische Ansatz Rudolf Steiners und Marie von Sivers` in ihr mehr und mehr auf Missfallen gestoßen und 1911 von Annie Besant und Charles Leadbeater der Hinduknabe Jiddu Krishnamurti als Wiedergeburt Jesu und künftiger Weltenlenker verkündet worden war. Die Anthroposophische Gesellschaft wurde gegründet, der sich viele theosophische Gruppen im Ausland anschlossen. Im selben Jahr erfolgte die Grundsteinlegung für das Goetheanum in Dornach bei Basel, ein "Haus der Sprache" oder ein "Haus des Wortes", später die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft. (Siehe auch: Christengemeinschaft)

Dornach und das Goetheanum

1914 heiratete Steiner in Dornach seine Mitarbeiterin Marie von Sivers.

Die Anthroposophische Gesellschaft wuchs rasch, und 1913 begann in Dornach der Bau des ersten Goetheanums als eines Theater- und Verwaltungsgebäudes für ihre jährlichen Treffen. Von Steiner entworfen, schafften daran zu einem großen Teil Freiwillige, die Fachkenntnisse oder auch bloß den Willen zu bieten hatten, etwas Neues zu lernen. Auf dem Gebiet der Plastik war Edith Maryon maßgeblich beteiligt. 1919 kam es hier zur weltweit ersten Aufführung des gesamten Faust von Goethe. In Dornach, in dem fast ununterbrochen der Kanonendonner zu hören war, arbeiteten während des Krieges herausragende Künstler aus sechzehn teils verfeindeten Ländern zusammen.

Anthroposophische Architektur

Auf dem Dornacher Hügel hat Steiner nicht nur das erste Goetheanum, das noch stark dem Jugendstil verpflichtet war, und dessen Nachfolgerbau, sondern zwischen diesen beiden auch noch einige andere Häuser und Bauwerke mit anderen Aufgaben errichtet, die stilistisch mehr und mehr zwischen dem Jugendstil und dem Kubismus vermitteln, bis sie in einen neuen Stil verschmelzen. Das Glashaus zeigt noch heute, wie das erste Goetheanum ausgesehen hat; Haus Duldeck steht zwischen dem alten und dem neuen Stil schon näher beim Nachfolgerbau. Ausführungen Steiners gibt es in Wege zu einem neuen Baustil. Der neue Stil wird bis heute durch anthroposophische Bauten, vor allem Waldorfschulen, weitergeführt. Während er selbst – das erste Goetheanum – vor allem von Antonio Gaudi beeinflusst ist, hat er durchs zweite selbst am stärksten auf Alvar Aalto gewirkt (Aalto-Theater, Essen/Finlandia-Halle, Helsinki).

Die Eurythmie

Die Eurythmie, die Musik und Sprache durch Bewegung sichtbar macht, hatte in der Aufführungskunst von Dramen Edouard Schurés durch Mieta Waller und Marie Steiner bereits Vorläufer. Steiner entwickelte sie zwischen 1913 und 1924 gemeinsam mit Lory Maier-Smits.

Ausgeweitetes öffentliches Wirken

Steiner, der schon vor dem Ersten Weltkrieg durch esoterische Unterweisungen für Eliza von Moltke mit dem Neffen des Bismarck-Moltke, Helmuth Johannes Ludwig von Moltke, zusammengekommen war, ab 1906 in ihm dem Chef des Generalstabes begegnend, hatte während des Krieges Kontakte zu einem guten Teil der wichtigsten deutschen Politiker und versuchte u.a., die Stellung eines offiziellen Darstellers der deutschen Sache in der Welt zu erlangen, was ihm von der deutschen Führung mit der Begründung nicht gewährt wurde, dass er ein Österreicher sei. Später sollte er für eine kurze Zeit stark in die Öffentlichkeit hinausgehn, das Berliner Sportstadion sah ihn als Redner, bis diese Episode wegen zunehmender Angriffe, vor allem der politischen Rechten, wieder ihr Ende fand. In der durch Alexander von Bernus begründeten anthroposophischen Zeitschrift Das Reich schrieb Steiner gemeinsam u.a. mit Alfred Kubin und Else Lasker-Schüler.

Nach dem Ersten Weltkrieg

1919 vertrat Rudolf Steiner den Gedanken einer Dreigliederung des sozialen Organismus, die ein freies Geistesleben zwei unabhängigen Organisationen für Recht und Wirtschaft überordnet und die Staatsgrenzen aufhebt. Das System ist in Die Kernpunkte der sozialen Frage dargestellt. Er verfasste einen Aufruf an das deutsche Volk und an die Kulturwelt, der die Idee voranbringen sollte und von prominenten Künstlern wie Hermann Bahr, Hermann Hesse und Bruno Walter unterzeichnet wurde.

Der Goetheanum-Brand

In der Silvesternacht 1922/23 brannte das Goetheanum in Dornach völlig nieder (die Versicherung hat Brandstiftung als Ursache anerkannt), die Grundsteinlegung für das zweite, größere Goetheanum erfolgte 1924, nachdem 1923 die Anthroposophische Gesellschaft als Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft neu begründet worden war.

Die Waldorfschule

1919 entstand in Stuttgart eine erste Freie Waldorfschule. Sie war aus allgemeinbildenden Kursen für die Arbeiter der Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik herausgewachsen, die Steiner organisiert hatte, und hatte auch Impulse aus dem Bestreben erhalten, den modernen, verzweigten Arbeitsprozess für den einzelnen Schaffenden in der Waldorf-Astoria durch eine Betriebskunde übersehbarer zu machen. Die Arbeiter wollten ein Gleiches auch für ihre Kinder, und so entwickelte der Meister in Vortragsreihen und Lehrerbildungskursen die Waldorfpädagogik, die genau auf die Entwicklungsstufen und geistigen Fähigkeiten und Bedürfnisse des Kindes auf seinem Weg zum erwachsenen Menschen abgestimmt ist. Von der Umsetzung war der Übervater allerdings bald schon ehrlich enttäuscht. Er hat das in einem Ergänzungskurs ganz unverhohlen ausgesprochen. Mit der Waldorfschule wurde auf einen Weltschulverein abgezielt. Ergänzt wurden die für sie gegebenen Hinweise durch einen heilpädagogischen Kurs.

Die Christengemeinschaft

1922 gab Steiner 48 von Friedrich Rittelmeyer angeführten evangelischen Theologen, die ihn darum gebeten hatten, die äußeren Formen für eine anthroposophisch-christliche Sekte, die Christengemeinschaft.

Die biologisch-dynamische Landwirtschaft

Ebenfalls 1924 gab Steiner in Koberwitz bei Breslau durch einen landwirtschaftlichen Kurs den Startschuss für die Entwicklung der biologisch-dynamischen Landwirtschaft sowie seine wichtigsten Anregungen für eine Erweiterung der Heilkunst auf der Grundlage seiner Weltanschauung. Dabei hat ihn die Ärztin Ita Wegman unterstützt, die ihn auch bis zu seinem Tod gepflegt hat.

Neue Ansätze für die Naturwissenschaften

Wer Steiner Glauben teilt, Lebendes gehorche seinen eigenen Gesetzen, wird aufgeschlossen, um Dinge zu erforschen, die zwischen dem Lebendigen und dem Toten vermitteln, Brücken von dem einen zum andren schlagen. So haben vor allem Theodor Schwenk die Tropfenbildmethode zur Erforschung der Wassergüte und Ehrenfried Pfeiffer die Methode der Kupferchloridkristallisation zur Bestimmung der Qualität von Lebensmitteln entwickelt.

Geistige Heimat und Zukunft

Wie seine Kontakte mit Künstlern allerersten Ranges zeigen (so hat Steiner etwa für Wassily Kandinsky, Christian Morgenstern und Joseph Beuys systematische weltanschauliche Anleitung gegeben), ist der Begründer der Anthroposophie im Ganzen der europäischen Kultur zuhause. Bei den von Gerhard Wehr bezeichneten Vorgängern wie Jakob Böhme handelt es sich nur um Vorläufer. Der Grundzug, sich bewusst vor allem vom Materialismus abzugrenzen, dagegen stammt aus älterer Tradition. Hier ist Thomas von Aquin durch die Emanzipation der theologischen Wissenschaft von der Philosophie Steiners wichtigster Vorausverkünder, steht dieser in einer Reihe von Männern, die vom glühenden Erneuerer des Christentums, Bernhard von Clairvaux, über Thomas, Francesco Petrarca als dessen moderneren Nachfolger in dem Beginnen einer Erneuerung, die das ganze Leben umfasst, Petrarcas wichtigste Verwirklicher (Leonardo da Vinci, Rembrandt) und schließlich Goethe mit seiner hochgezüchteten Ruhe bis zu ihm führt, der durchs Bauen eine künstlerische Bedeutung erlangt hat, durch die er seinen Vorgängern im Führen und Begeistern der Menschen keine Schande antut. Bemerkungen bei Marie von Sivers lassen darauf zurückschließen, dass sie und ihr Mann auch dessen eigenes früheres Erdensein in Italien gesehen haben, das sie oft bereisten und auf seine Kunstwerke durchkämmten. Der Theaterkritiker und Zeitungsmann Steiner hat in seinen Wahrspruchworten und Mysteriendramen indessen auch einen eigenen literarischen Stil entwickelt, der ganz bewusst in abstrakten geistigen Bereichen verschwebt. Rosa Mayreder hat dies nach seinem Tod Goethes wirklichkeitsnahem Stil in Dichtung und Wahrheit gegenübergehalten. Ist der geistige Ursprung von Steiners Weltanschauung also so sehr allgemein nur ein Verbundensein mit den tiefsten und höchsten Werten der europäischen Kultur, dass den Anhängern 1919 auf seine Frage, wie man die neubegründete Schule, außer Waldorfschule, noch nennen könnte, nur "Kulturschule" einfiel und sich das eigentlich Besondere dieser Schulen noch heute nicht gefunden hat, obwohl es jeder spürt, so müssen auch die noch nicht gereiften Früchte seines Sinnstiftertums ganz in seinem Sinne nicht in einer eng begrenzten, wenn auch noch so geflissentlich weiterentwickelten weltanschaulichen Bewegung, sondern in einem möglichst ehrlichen und konstruktiven Weiterentwickeln der ganzen Weltkultur gesucht werden.

Werke

Rudolf Steiner hat neben 20 Büchern eine Vielzahl von Schriften und Artikeln veröffentlicht und rund 5900 Vorträge im In- und Ausland gehalten. Ein Großteil der Vorträge ist in Mitschriften von Berufsstenographen und Vortragszuhörern erhalten geblieben. Sie erschienen zunächst häufig im Privatdruck und in Zeitschriften . Später begannen verschiedene Verlage (u.a. Philosophisch-anthroposophischer Verlag, Rudolf-Steiner Verlag) die Vorträge, Bücher im engeren Sinne wie auch die dazu gehörigen Wandtafelbilder zu edieren und publizieren.

Rudolf Steiner (1923)
Wahrheit und Wissenschaft, 1892
Die Philosophie der Freiheit, 1894
Rätsel der Philosophie, 1900
Das Christentum als mystische Tatsache, 1902
Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten, 1904
Theosophie, 1904
Aus der Akasha-Chronik, 1904 - 1908, als Buch 1939
Die Geheimwissenschaft im Umriss, 1909
Das Johannesevangelium, 1909
Vier Mysteriendramen, 1910-1913
Wendepunkte des Geistelebens, 1911
Wege zu einem neuen Baustil, 1914
Vom Menschenrätsel, 1916
Von Seelenrätseln, 1917
Aufruf an das Deutsche Volk, 1919
Die Kernpunkte der sozialen Frage, 1919
Aufsätze über die Dreigliederung des sozialen Organismus, 1919
Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik, 1919
Geisteswissenschaft und Medizin, 1920
Westliche und östliche Weltgegensätzlichkeit, 1922
Über das Wesen der Bienen, 1923
Mein Lebensgang, 1924
Eurythmie als sichtbare Sprache, 1924
Das Initiatenbewusstsein, 1924

Aktuelle Bezüge

Der größere Teil der Menschheit wird seinen Einfluß von Amerika, von dem Westen herüber haben, und der geht ... jener Entwickelung entgegen, die heute sich erst in den idealistischen Spuren, gegenüber dem, was da kommt, in sympathischen Anfängen zeigt. Man kann sagen: Die Gegenwart hat es noch recht gut gegenüber dem, was da kommen wird, wenn die westliche Entwickelung immer mehr und mehr ihre Blüten treibt. Es wird gar nicht lange dauern, wenn man das Jahr 2000 geschrieben haben wird, da wird nicht ein direktes, aber eine Art von Verbot für alles Denken von Amerika ausgehen, ein Gesetz, welches den Zweck haben wird, alles individuelle Denken zu unterdrücken.

Rudolf Steiner: Vortrag, Berlin, 4. April 1916

Dasjenige, was ein ewiges Friedensideal ist, das wird niemals durch ein Tröpfchen Blut erreicht, das hervorgerufen worden ist durch ein Kriegsinstrument. Das muss auf ganz andere Weise in die Welt gesetzt werden! Und sei es wer immer, der da sagt, er kämpfe für den Frieden und müsse deshalb Krieg führen, Krieg bis zur Vernichtung des Gegners, um Frieden zu haben, der lügt, wenn er sich dessen auch nicht bewusst ist, wer er auch immer sein möge.

Rudolf Steiner: Vortrag, Dornach, 18. Dezember 1916

Literatur

  • Taja Gut: "Aller Geistesprozess ist ein Befreiungsprozess" - Der Mensch Rudolf Steiner, Pforte Verlag, 2000
  • Christoph Lindenberg: Rudolf Steiner - eine Biographie, Verlag Urachhaus, 1999
  • Johannes Hemleben: Rudolf Steiner in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Rowohlts Monographien 79, 151.-160. Tausend, Reinbek bei Hamburg 1980

Weblinks

Allgemein

Werke

Anthroposophische Publikationen

Kunstwissenschaftliche Publikationen

Goetheanistische Naturwissenschaft

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