Nervensystem und Konstruktion: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:TE-Nervous system diagram-de.svg|thumb|350px|Übersicht über das menschliche Nervensystem]]
Die Grundlage jeder '''Konstruktion''' (von [[lat.]] ''construere'' „zusammenbauen, zusammenschichten“, aus ''con'' „zusammen“ und ''struere'' „aufbauen, schichten“) ist der systematische [[Gedanke|gedankliche]] Aufbau einer [[Sache]] bzw. eines Gedankengebäudes.  
Das '''Nervensystem''' gliedert sich in zwei Hauptbereiche, nämlich in das [[Somatisches Nervensystem|somatische Nervensystem]], das auf dem [[Alter Mond|alten Mond]] veranlagt wurde, und in das [[Vegetatives Nervensystem|vegetative Nervensystem]], das bereits auf der [[Alte Sonne|alten Sonne]] vorbereitet wurde. Das somatische (animalische) Nervensystem ist primär der unmittelbare physische Ausdruck des [[Astralleib]]s. Die [[Gehirnnerven]] unterliegen der [[Ich-Organisation]].  


Aufbau, Funktion und Entwicklung des Nervensystems wird von Fachwissenschaften wie der '''Neurobiologie''', '''Neurophysiologie''', '''Neuroanatomie''' und anderen [[Neurowissenschaften]] studiert. Die [[medizin]]ische Fachdisziplin, die sich mit den Funktionen, Erkrankungen und Heilungsmöglichkeiten des Nervensystems beschäftigt, ist die '''Neurologie'''.
Im engeren Sinn bedeutet '''Konstruieren''':


== Nervensystem und [[Wesensglieder]] ==
* In der [[Geometrie]] das [[Zeichnen]] einer [[Geometrische Figur|geometrischen Figur]].
* In der [[Architektur]] und [[Technik]] der Entwurf, die Planung und der Aufbau einer greifbaren Sachen bzw. die so gefertigte, zumeist aus passend vorgefertigten [[Teil]]en zusammengesetzte Sache.
* In der [[Sprachwissenschaft]] bzw. [[Grammatik]] die Zusammensetzung von [[Wörter]]n, [[Phrase]]n und [[Satz|Sätzen]] entsprechend der [[Syntax]] der jeweiligen [[Sprache]].


<div style="margin-left:20px">
== Begriffsbildung durch innerliches Konstruieren ==
"Im
sympathischen Nervensystem, das die Verdauungsorgane
durchsetzt, waltet vornehmlich der ätherische Leib. Die
Nervenorgane, die da in Betracht kommen, sind von sich
aus vorzüglich nur lebende Organe. Die astralische und die
Ich-Organisation wirken auf sie nicht innerlich organisierend,
sondern von außen. Daher ist der Einfluß der in diesen
Nervenorganen wirksamen Ich- und astralischen Organisation
ein starker. Affekte und Leidenschaften haben eine
dauernde, bedeutsame Wirkung auf den Sympathikus.
Kummer, Sorgen richten dieses Nervensystem allmählich
zugrunde.


Das Rückenmarks-Nervensystem mit allen seinen Verzweigungen
[[Begriffe]] werden durch innerliches '''Konstruieren''' gebildet. Im Gegensatz zum [[Gestaltung|Gestalten]], das einen [[Intuition|intuitiv]] [[ganzheit]]lichen Charakter hat, ist das begriffliche [[Denken]] [[diskursiv]], indem es von einem bestimmten [[Begriff]] zu einem bestimmten anderen [[Logik|logisch]] fortschreitet und das ganze Gedankengebilde Schritt für Schritt gedanklich lückenlos nachvollziehbar aus seinen Teilen aufbaut, wie es für eine [[wissenschaft]]liche Betrachtung unerlässlich ist.  
ist dasjenige, in welches die astralische Organisation
vorzüglich eingreift. Es ist daher der Träger dessen,
was im Menschen seelisch ist, der Reflexvorgänge, nicht
aber dessen, was im Ich, in dem selbstbewußten Geiste
vorgeht.


Die eigentlichen Gehirnnerven sind diejenigen, die der
{{GZ|Die Vorstellung steht mit der
Ich-Organisation unterliegen. Bei ihnen treten die Tätigkeiten
äußeren Wahrnehmung in Verbindung, der Begriff ist entstanden
der ätherischen und astralischen Organisation zurück." {{Lit|{{G|27|40f}}}}
durch inneres Konstruieren. Immer haben die Menschen so innerlich
</div>
konstruiert, die wirklich logisch dachten. So hat ''Kepler'', als er
seine Gesetze aufstellte, diese innerlich konstruiert, und er fand sie
dann in Harmonie mit der äußeren Wirklichkeit.


Dem widerspricht nicht, dass das [[Sympathisches Nervensystem|sympathische Nervensystem]] zugleich neben dem [[Blut]] den, allerdings völlig unterbewusst bleibenden, Hauptangriffspunkt für das menschliche [[Ich]] im [[Physischer Leib|physischen Leib]] bildet:
Der Begriff ist also nichts anderes als ein Gedankenbild, er hat seine
Genesis, seinen Ursprung im Gedanken. Eine äußere Illustration
ist nur eine Krücke, ein Hilfsmittel, um den Begriff anschaulich zu
machen. Nicht durch äußere Wahrnehmung wird der Begriff gewonnen,
er lebt zunächst nur in der reinen Innerlichkeit.


<div style="margin-left:20px">
Unsere heutige Geisteskultur ist in ihrem Denken eigentlich -
[[Datei:GA174 126.gif|left|100px|Zeichnung aus GA 174, S 126]]
außer in der Mathematik - noch nicht über das bloße Vorstellen
"Ich
hinausgekommen. Für den Geistesforscher ist es manchmal grotesk
will nun, um die Sache zu veranschaulichen,
zu sehen, wie wenig die Menschen hinausgekommen sind über das
ausgehen von dem, was wir als die
bloße Vorstellen. Die Menschen glauben meistens, der Begriff stamme
uns für die Erdenmenschheit bewußt angehende Wesenheit des Menschen anerkennen: von dem Ich. Ich bemerke ausdrücklich: Bei bildhaften Darstellungen
aus der Vorstellung und sei nur blasser, weniger inhaltsvoll als
kann man sehr leicht zu Mißverständnissen kommen, indem man früher Gesagtes
diese. Sie glauben zum Beispiel zum Begriff des Pferdes zu gelangen,
in scheinbarem Widerspruch findet mit
indem sie nacheinander große, kleine, braune, weiße und schwarze
später Gesagtem. Wer die Dinge genauer
Pferde in ihrer Wahrnehmung auftauchen sehen; und nun nehme
ansieht, wird schon bemerken, daß solche
ich mir - so urteilen die Menschen weiter - aus der Wahrnehmung
Widersprüche in Wahrheit nicht vorhanden sind.
dieser verschiedenen Pferde das allen Pferden Gemeinsame heraus
und lasse das Trennende weg, und so gewinne ich den Begriff des
Pferdes. - Man bekommt so aber nur eine abstrakte Vorstellung,
niemals aber gelangt man so im strengen Sinne des Wortes zu dem
Begriff des Pferdes. Ebensowenig kommt man zu einem Begriff
des Dreiecks, wenn mann alle Arten von Dreiecken nimmt, das
Gemeinsame nimmt und das Trennende wegläßt. Zu einem Begriff
des Dreiecks kommt man nur, wenn man sich innerlich konstruiert
die Figur dreier sich schneidender Linien. Mit diesem innerlich
konstruierten Begriff treten wir an das äußere Dreieck heran und
finden es dann mit dem innerlich konstruierten Bilde harmonierend.


Nehmen wir also zunächst an, wir hätten es zu tun mit der Ich-Natur des Menschen, mit jenem Gliede der menschlichen
Nur in bezug auf mathematische Dinge können die Menschen
Wesenheit, das wir als Ich bezeichnen.
unserer heutigen Kultur sich aufschwingen zum Begriff. Zum Beispiel
Diese Ich-Natur ist selbstverständlich
beweist man durch innerliche Konstruktion, daß die Winkelsumme
ganz übersinnlich; sie ist ja das Übersinnlichste, was wir zunächst haben, aber sie
im Dreieck gleich hundertachtzig Grad ist. Wenn aber einmal
wirkt durch das Sinnliche. Dasjenige, wodurch das Ich sich hauptsächlich im intellektualistischen
jemand anfängt, Begriffe auch anderer Dinge innerlich zu konstruieren,
Sinne in der menschlichen
so erkennt ein großer Teil unserer Philosophen das gar
physischen Natur auswirkt, ist das als das
nicht an. ''Goethe'' hat die Begriffe «Urpflanze», «Urtier» durch inneres
Gangliensystem bezeichnete Nervensystem, das Nervensystem, das
Konstruieren geschaffen; nicht das Verschiedene wurde nur weggelassen,
vom Sonnengeflecht ausgeht. Schematisch können wir dieses Nervensystem,
das Gleiche festgehalten, - wie vorhin am Beispiel des Pferdes
dieses Gangliensystem, dieses Sonnengeflechtsystem so (siehe
gesagt. Die Urpflanze und das Urtier sind solche innerliche Geisteskonstruktionen.
Zeichnung, schwarz) andeuten. Das entfaltet eine Tätigkeit, die ja
Aber wie wenige erkennen das heute an. Erst
zunächst mit dem, was man im materialistischen Sinne Nervenleben
wenn man durch innerliche Konstruktion sich den Begriff des Pferdes,
nennen könnte, nichts besonderes zu tun zu haben scheint. Dennoch ist
der Pflanze, des Dreiecks und so weiter aufbauen kann, und
es der eigentliche Angriffspunkt für die wirkliche Ich-Tätigkeit. Daß
wenn dies sich mit der äußeren Wahrnehmung deckt, erst dann
der Mensch, wenn er beginnt, okkult sich selbst zu schauen, das Zentrum
kommt man zum Begriff einer Sache. Die meisten Menschen wissen
des Ich im Haupte zu empfinden hat, das widerspricht dem nicht,
heute kaum mehr, worum es sich handelt, wenn man von begrifflichem
da wir es ja bei dem Ich-Gliede des Menschen zu tun haben mit etwas
Denken spricht.
Übersinnlichem, und der Punkt, in dem der Mensch das Ich erlebt, ein
anderer ist als der Angriffspunkt, durch den das Ich im Menschen vorzugsweise
wirkt.


Die Bedeutung des Wortes: Das Ich wirkt durch den Angriffspunkt
Nehmen wir einmal nicht mathematische Begriffe, und nehmen
des Sonnengeflechtes - muß man sich völlig klarmachen. Diese Bedeutung
wir auch nicht Goethes Organik, wo er in wahrhaft grandioser Weise
liegt in folgendem: Das Ich des Menschen selbst ist eigentlich mit
Begriffe geschaffen hat, sondern nehmen wir einmal den Begriff der
einem sehr dumpfen Bewußtsein ausgestattet. Der Ich-Gedanke ist
Tugend. Man kann ja eine blasse allgemeine Vorstellung von der Tugend
etwas anderes als das Ich. Der Ich-Gedanke ist gewissermaßen dasjenige,
haben. Will man aber zu einem Begriffe der Tugend kommen,
was als eine Welle heraufschlägt ins Bewußtsein, aber der Ich-
so muß man innerlich konstruieren, und man muß zu Hilfe nehmen
Gedanke ist nicht das wirkliche Ich. Das wirkliche Ich greift als bildsame
den Begriff der Individualität. Man muß den Begriff der Tugend so
Kraft durch das Sonnengeflecht in die ganze Organisation des
konstruieren, wie man den Begriff des Kreises konstruiert. Es ist einige
Menschen ein.
Mühe dazu notwendig, und es müssen verschiedene Elemente zusammengetragen
werden, aber es ist ebenso möglich, wie das Konstruieren
von mathematischen Begriffen. Die Moralphilosophen haben
stets versucht, einen sinnlichkeitsfreien Begriff der Tugend zu geben.
Es hat vor einiger Zeit einen Philosophen gegeben, der sich einen
sinnlichkeitsfreien Begriff der Tugend nicht vorstellen konnte, und
der diejenigen für Phantasten hielt, die derartiges behaupteten. Er erklärte,
wenn er an die Tugend denke, so stelle er sich die Tugend vor
als eine schöne Frau. Er trug also noch Sinnliches in den un-sinnlichen
Begriff hinein. Und weil er sich keinen sinnlichkeitsfreien Begriff
der Tugend vorstellen konnte, sprach er dies auch anderen ab.


Gewiß kann man sagen, das Ich verteilt sich über den ganzen Leib.
Vertiefen Sie sich in die Ethik von Herbart, so finden Sie, daß bei
Aber sein Hauptangriffspunkt, wo es besonders in die menschliche
ihm «Wohlwollen» und «Freiheit», diese ethischen Begriffe, nicht
Bildsamkeit, in die menschliche Organisation eingreift, ist das Sonnengeflecht,
dadurch gebildet sind, daß man das Gemeinsame nimmt und das
oder besser gesagt, weil alle die Zweigungen dazugehören, das
Trennende wegläßt, sondern er sagt zum Beispiel, das Wohlwollen
Gangliensystem, dieser im Unterbewußtsein lebende Nervenprozeß,
umfasse das Verhältnis zwischen den eigenen Willensimpulsen und
der sich im Gangliensystem abspielt. Da das Gangliensystem die ganze
den vorgestellten Willensimpulsen einer anderen Person. - Er gibt
Zirkulation des Blutes mitbedingt, so widerspricht das auch nicht der
also eine reine Begriffsbestimmung. So könnte man die ganze Moral
Tatsache, daß das Ich im Blute seinen Ausdruck hat. In diesen Dingen
durch reine Begriffe aufbauen wie die Mathematik, und wie es Goethe
muß man das Gesagte eben ganz genau nehmen. Es ist etwas anderes,
mit seiner Organik versuchte. Die allgemeine Vorstellung von
wenn gesagt wird: Das Ich greift durch das Gangliensystem in die Bildungskräfte
der Tugend darf also nicht verwechselt werden mit dem Begriff der
und in die ganzen Lebensverhältnisse des Organismus ein,
Tugend. Zu dem Begriff kommen die Menschen nach und nach auf
als wenn davon gesprochen wird, daß das Blut mit seiner Zirkulation
dem Wege innerlicher Konstruktion.|108|200ff}}
der Ausdruck für das Ich im Menschen ist. Die menschliche Natur ist
eben kompliziert." {{Lit|{{G|174|126ff}}}}
</div>
 
== Das Nervensystem als umgekehrte Pflanze ==
 
{{GZ|Wir sehen die Pflanze, die eine Richtung radial einhält. Das
ist dieselbe Richtung, welche wir als Mensch im wachenden Zustand
haben. Nur müssen wir uns klar sein, daß, insofern wir unsere Vertikalrichtung
mit der Vertikalrichtung des Pflanzenwachstums vergleichen,
wir beide nicht mit denselben Vorzeichen einsetzen dürfen,
sondern daß wir beide mit entgegengesetzten Vorzeichen einsetzen
müssen. Es gibt viele Gründe, die uns dazu zwingen, die Vertikalrichtung
des Menschen entgegengesetzt der vertikalen Wachstumsrichtung
der Pflanze einzusetzen. Es gibt viele Gründe. Ich will nur
auf denjenigen noch einmal hinweisen, den ich ja schon erwähnt habe.
Es ist der, daß der Pflanzenwachstumsprozeß, der mit der Ablagerung
des Kohlenstoffes endet, im Menschen aufgehoben wird,
daß der im Menschen gewissermaßen negativ gemacht werden muß.
Dasjenige, was die Pflanze in sich konsolidiert, das muß der Mensch
wegschaffen. Dieses und Ähnliches zwingt uns dazu, uns zu sagen:
Wenn wir die Richtung des Pflanzenwachstums so setzen, so müssen
wir die entsprechende Richtung beim Menschen in dieser Weise setzen
(Fig. 2).
 
[[Datei:GA323 304.gif|center|200px|Zeichnung aus GA 323, S. 304 (Fig. 2)]]
 
Nun handelt es sich um die Frage: Was haben wir in dieser Richtung eigentlich? Wir haben dasjenige in dieser Richtung,
was zusammenhängt mit unserem Wachstum von Jahr zu Jahr, solange
wir überhaupt wachsen, dasjenige, was also bei uns einen ähnlichen
Prozeß vorstellt wie bei der Pflanze. Wir kommen aber nur
zurecht, wenn wir uns vorstellen: Die Pflanze wächst von der Erde
radial nach aufwärts, nach dem Weltenraum; uns selbst müssen wir
aber so vorstellen, daß unserem physisch sichtbaren Wachstum ein
Überphysisch-Unsichtbares entgegenwächst, gewissermaßen von
oben nach unten in uns hineinwächst. Wir haben ein Verständnis
der menschlichen Gestalt in vertikaler Richtung dadurch zu suchen,
daß wir uns gewissermaßen vorstellen: Der Mensch wächst nach
oben, aber es wächst ihm entgegen eine Art unsichtbare Pflanzenbildung,
die ihre Wurzeln nach oben, nach dem Kopfe entwickelt, ihre
Blüten nach unten entwickelt. Es ist ein negativer Pflanzenbildungsprozeß,
der dem physischen Menschenbildungsprozeß entgegengesetzt
ist. In dieser Richtung (die beiden Pfeile) haben wir also zu suchen
gleichartige Bewegungen. So wie die Pflanze von der Erde wegwächst,
so haben wir uns vorzustellen, daß aus dem Weltenraum
heraus von der Sonne her diese überphysische Menschenpflanze dem
Mittelpunkt der Erde entgegenwächst. Und wir haben - wie gesagt,
ich kann jetzt nur die Richtung angeben, Sie können das durchaus
aus den empirischen Erscheinungen weiter verfolgen - in dem, was
da als eine gleich gerichtete Linie uns erscheint, eine Wachstumslinie,
nur das eine Mal positiv herausstrebend, das andere Mal negativ
zurückstrebend, wir haben in dem zu suchen die Verbindungslinie
zwischen Erde und Sonne. Sie werden sich das nicht anders vorstellen
können, das ist sogar eine ziemlich triviale Vorstellung, als daß Sie
zu gleicher Zeit darin zu suchen haben die Bewegungslinien sowohl
für die Erde wie für die Sonne. Wir haben also Bewegungslinien für
Erde und Sonne zu suchen in der Verbindung der beiden, aber so,
daß diese Linie eine Vertikallinie ergibt für die Oberfläche der Erde.|323|303ff}}
 
[[Datei:Cajal actx inter.jpg|mini|Zeichnung der neuronalen Vernetzung im [[Wikipedia:Auditiver Cortex|auditiven Cortex]] ([[Wikipedia:Santiago Ramón y Cajal|Santiago Ramón y Cajal]], 1898)]]
[[Datei:Carnegie Institution of Washington publication (1919) (19914315034).jpg|mini|Zum Vergleich: Schema des Wurzelgeflechts einer [[Pflanze]]<ref> John E. Weaver: ''The Ecological Relations of Roots'', Carnegie Institution of Washington, 1919, S. 72</ref>]]
 
{{GZ|Die Sache ist
nämlich umgekehrt bei der Pflanze und beim Menschen. Bei der Pflanze
ist es so, daß die Wurzel unten ist, die Blüte oben. Der Mensch ist nämlich
eine umgekehrte Pflanze. Dasjenige, was bei der Pflanze das Wurzelhafte
ist, das ist eigentlich im Kopf des Menschen, und was das
Blütenhafte ist, das ist mehr gegen den Unterleib zu. Das können Sie ja
schon an der äußeren Gestalt sehen. Der Mensch hat den Kopf oben, und die Befruchtungsorgane unten.
 
[[Datei:GA348 334.gif|center|150px|Zeichnung aus GA 348, S. 334]]
 
Die Pflanze hat die Wurzel unten,
wächst heraus, und die Blüte hat die Befruchtungsorgane. Die sind
oben. Das können Sie zum Beispiel daraus ersehen: Wenn Sie also einen
Menschen nehmen, und Sie stecken hier (beim Kopf) die Wurzel einer
entsprechend großen Pflanze herein, da den Stengel, die Blätter, so
kommen Sie mit der Blüte gerade just bis zu den Unterleibsorganen.
Da steckt nämlich eine ganze Pflanze drinnen in dem Menschen, nur
wächst sie von oben nach unten. Der Mensch ist auch in einer gewissen
Weise Pflanze...
 
Das ist aber so, daß es nicht nur bildlich so ausschaut, sondern diese
Pflanze ist auch wirklich im Menschen drinnen. Natürlich bildet sie
sich aus in Gemäßheit der menschlichen Gestalt. Aber nehmen Sie an,
ich zeichne da ordentlich diese Pflanze, gebe ihr eine ordentliche Wurzelknolle
und nachher die verschiedenen Stengel, also ich mache einen
richtigen Baum, der nur von oben nach unten geht, dann sich wieder
ein bißchen gipfelt, und jetzt lasse ich das ein bißchen abdörren, ein
bißchen immer sterben - da haben Sie das Nervensystem! Das ist nämlich
das Nervensystem. Das Nervensystem ist nämlich eine umgekehrte
Pflanze, die im Menschen drinnensteckt, und die nur immer ein bißchen
abstirbt.
 
Nun sehen Sie, jetzt weiß man: Die Pflanzen, die wachsen aus der
Erde heraus. Zuerst muß der Winter da sein, nachher kommt der Frühling
und der Sommer. Die locken die Pflanzen aus der Erde heraus, der
Frühling und der Sommer. Da drinnen in der Erde ist die Winterkraft.
 
[[Datei:GA348 335.gif|center|300px|Zeichnung aus GA 348, S. 335]]
 
Dadurch knollt sich die Pflanze, hat ihre Wurzelkraft. Dann kommt
die Sommerkraft; die Pflanze wird herausgelockt. Ja, das kommt alles
von der Erdenumgebung, daß die Pflanzen da herausgelockt werden.
Da sitzen die Metalle drin, sagen wir, da sitzt Kupfer drin. Die Sonne
konnte nichts anderes tun, als eine Pflanze, die in der Erde sitzt, herauslocken.
Dann wehrt sich die Pflanze gegen die Venuskräfte, wenn sie
einmal herausgelockt ist. Von der Winterkraft der Erde und der Sommerkraft
der ganzen Welt wächst zusammen diese Pflanze.
Ja, meine Herren, aber der Mensch muß ja diese Winterkraft im
Kopfe drinnen haben, denn bei ihm wächst ja immerfort das ganze
Jahr - zum Beispiel das kleine Kind kann das ganze Jahr durch geboren
werden -, bei ihm wächst immerfort diese Wurzel der Nerven nach unten, und der Mensch muß also diese Winterkraft im Winter und im
Sommer im Kopf haben.
 
[[Datei:GA348 336.gif|center|250px|Zeichnung aus GA 348, S. 336]]
 
Heute kann er im Sommer nicht von außen
die Winterkraft im Kopfe haben. Das heißt also, der Mensch muß einmal
in früheren Zeiten, als er noch so war, wie ich es Ihnen erzählt
habe, in dem Urbrei, in dem die Erde noch mit den anderen Planeten
war, diese Winterkraft aufgenommen haben und hat sie eben bis heute
vererbt. Also er hat die Winterkraft in seinem Kopfe aus sehr alten
Zeiten. Der Kopf des Menschen ist eigentlich in alten Zeiten schon gemacht
worden und bis heute so geblieben, wie er ist. Da kommen wir
wieder darauf, daß der Kopf des Menschen verwandt sein muß mit
demjenigen, was in alten Zeiten auf der Erde entstanden ist und heute
auf der Erde schon ganz verhärtet ist.
 
Nun, gehen Sie hinaus ins Urgebirge, in die Mittelschweiz, so finden
Sie da ganz besonders Granit und Gneis. In diesem Granit und Gneis
ist der wirksamste Stoff die Kieselsäure, die dann im Quarz für sich ist,
Kieselsäure, Kiesel. Das ist also der älteste Stoff der Erde auch. Das
muß verwandt sein mit den menschlichen Kopfkräften. Daher kann
man Kopfkrankheiten am leichtesten heilen, wenn man Heilmittel
macht aus Kiesel, weil man da dem Kopf des Menschen beikommt.
Denn in der Zeit, als der Kiesel noch eine besondere Rolle auf Erden
gespielt hat, noch im Urbrei drinnen war, nicht so hart war - heute ist
er hart in Granit und Gneis drinnen -, damals aber, als der Kiesel noch
wie Flüssigkeit dahinfloß, da sind die Kräfte, die heute im menschlichen
Kopfe sind, gebildet worden - die Winterkräfte - und haben
sich erhalten.|348|334ff}}
 
[[Datei:Scottobear - 051231 sun (by-sa).jpg|mini|300px|Blitz bei Sonnenuntergang ([[WikipediaEN:North Beach, Maryland|North Beach, Maryland, USA]])]]
 
{{GZ|Da wird man sagen, wenn einer den Blitz anschaut: Ist der Blitz nur
da oben? - O nein, der ist den ganzen Sommer hindurch, indem die
Pflanzen befruchtet werden, über die Wiesen, über die Wälder hin,
überall da ist der niedere Blitz. Und zum Schluß ist es ein Blitz, der in
uns immer vorgeht. Innerlich sind wir ganz durchsetzt von denselben
Erscheinungen, die wir manchmal sehen, wenn es blitzt, und unsere
Gedanken sind ein Aufblitzen in uns. Nur natürlich dasjenige, was
einmal als ein mächtiger Blitz erscheint, das verläuft ganz schwach in
unserem Denken. Jetzt werden Sie sich aber auch sagen können: Es hat
doch einen Sinn, zu sagen, wenn ich den Blitz anschaue, daß mir da die
Weltengedanken erscheinen, weil das dasselbe ist, wie das, was in mir
ist. - Man muß nur die Dinge nicht abergläubisch, sondern eben wissenschaftlich
betrachten...
 
Sie können heute noch so viel an Hochschulen
errichten: wenn Sie dahin gehen - dasjenige, was im Menschen wirkt,
wird Ihnen nicht erklärt. Aber zu gleicher Zeit wird Ihnen auch nicht
erklärt, wie eigentlich der Vorgang ist bei der Pflanzenbefruchtung.
Und beim hinaufsteigenden Nebel und herunterkommenden Regen
wird die Sache so erklärt, als ob das eigentlich nicht viel anders wäre,
als wenn auf dem Herde gekocht würde: daß aufsteigen die Dünste,
dann wieder herunterfallen. Das ist eben nicht so, sondern indem die
Dünste aufsteigen, kommen sie oben in ein Gebiet, wo sie befruchtet
werden vom Weltenall, und ein Beweis, daß sie befruchtet werden, ist
eben der Blitz. Und dann sieht man eben die Befruchtung, die sonst
auch geschieht.|350|230f}}
 
== Nervensystem und Gestaltbildung ==
 
Primär dient laut [[Rudolf Steiner]] das Nervensystem ''nicht'' dem [[Seele]]nleben, sondern es gehen von ihm die Kräfte aus, die den ganzen [[Organismus]] formen und gestalten. Erst sekundär wird es zum Werkzeug des [[Bewusstsein]]s und des [[Denken]]s, wenn ein Teil dieser Kräfte nicht mehr für die Durchformung des [[Leib]]es benötigt wird.
 
{{GZ|Mit diesem Sinnes-Nervensystem wird eigentlich in der Physiologie
Unfug getrieben. Verzeihen Sie, es ist nicht so bös gemeint, ich
will mich nur radikal aussprechen, damit wir uns besser verständigen.
Sie müssen natürlich alles mit dem bekannten grano salis nehmen,
aber wenn ich mich zu kompromißlerisch ausdrücke, dann
werden wir uns eigentlich weniger verstehen, also gestatten Sie,
daß ich mich radikal über die Dinge ausspreche. Im menschlichen
Organismus ist es für eine übersinnliche Betrachtung so, daß, wenn
wir auf irgendeine Funktion, die wir sinnenfällig-empirisch nachweisen
können, hinschauen, diese von einem höheren Gesichtspunkte
aus das sinnliche Abbild eines Geistigen ist. Der ganze menschliche
Organismus ist das sinnliche Abbild eines Geistigen. Aber so einfach,
wie man es sich in bezug auf das Sinnes-Nervensystem vorstellt, ist
die Wechselwirkung des Geistig-Seelischen und des Physisch-Organischen
im menschlichen Organismus wahrhaftig nicht. Sondern da
liegt das zugrunde, daß, wenn man nur auf die physische Organisation
des Menschen schaut, die Sache eben nicht so ist, wie man so
gerne annehmen möchte, daß gewissermaßen die physische Organisation
mit Ausnahme des Nervensystems und der Sinne ein Ganzes
bildet, und in diese Struktur nun das Nervensystem eingelagert ist,
um abgesondert nun zu dienen für das Seelische. Es ist natürlich
nicht in dieser Radikalität vorgestellt, aber wenn man dann dasjenige,
was man physiologisch als Theorie hat, der praktischen Betrachtung
zugrunde legt, so kommt es etwa schon auf das hinaus.
Daher besteht so wenig Möglichkeit, über dasjenige heute ein vernünftiges
Urteil zu fällen, was man oft funktionelle Krankheiten,
Nervenstörungen und so weiter nennt. Im menschlichen Organismus
ist eben nichts, was nicht zum ganzen Organismus gehört und in
Wechselwirkung steht mit anderen Organen. Es ist nicht ein abgesondertes
Nervensystem deshalb da, damit der Organismus sich
sonst versorgt, und ihm eingelagert ist — ich weiß nicht durch welche
Gottheit — das Nervensystem, damit er eine Seele sein kann. Suchen
Sie sich die Belege, Sie können sie im Handumdrehen finden! In
erster Linie, primär ist das Nervensystem dasjenige, wovon die gestaltenden,
die gestern genannten Rundungskräfte des menschlichen
Organismus ausgehen. Die Form Ihrer Nase, die Form Ihres ganzen
Organismus ist im Grunde genommen vom Nervensystem aus gestaltet.
Das Nierensystem strahlt die Kräfte des Stoffes radial aus,
und das Nervensystem ist da, um dem Organismus innerlich und
äußerlich seine Formen zu geben, hat zunächst überhaupt nichts mit
dem Seelischen zu tun, ist der Gestalter, der Former des menschlichen
Organismus innerlich und äußerlich; es ist der Plastiker. Und
schon in frühen Stadien der menschlichen individuellen Entwickelung
sondert sich gewissermaßen ein besonderer Teil der Nerventätigkeit
ab, den der Organismus nicht für sich verwendet zur Gestaltung,
und an den paßt sich das Seelische an — das ist sekundär —
und paßt sich immer mehr und mehr an. Und wenn man, ich
möchte sagen, dieses Herausreißen eines Stückes Nervenprozesses in
den ersten.kindlichen Jahren bemerkt und die Anpassung des seelischen
Lebens an diese Gestaltungsprinzipien, dann hat man eigentlich
erst den wirklichen empirischen Tatbestand. Es ist wirklich
keine Rede davon, daß das Nervensystem durch irgendein Konzil
der Götter in den Organismus des Menschen eingegliedert zu werden
brauchte und dem Willen-, Gefühls- und dem Gedankenleben zugrunde
zu liegen hat. Es ist gar keine Rede davon. Sondern das
Sinnes-Nervenleben wird geboren mit einer Art Hypertrophie, davon
wird etwas erspart, und an dieses Ersparte paßt sich dann die
seelische Tätigkeit an, während das Primäre im Nerven-Sinnessystem
das Gestaltende ist. Alle Organe sind aus dem Nerven-Sinnessystem
heraus gestaltet. Beginnen Sie, wenn Sie sich dieses empirisch verifizieren
wollen, zunächst mit den Sinnen, die in der Haut lokalisiert
sind, über die ganze Haut hin ausgebreitet sind, mit dem Wärmesinn,
mit dem Tastsinn, und versuchen Sie einmal zu sehen, wie durch diese
Sinne die gesamte Formung des menschlichen Organismus plastisch
ausgebildet wird, während durch andere Sinne spezielle Organe ausgestaltet
werden in ihrer Form. Sogar daß wir sehen, beruht darauf,
daß von der Gestaltungskraft, die ursprünglich von dem Sehtrakt
ausgeht für die Bildung der Gehirnorgane, etwas übrig bleibt, dem
sich dann dasjenige, was wir in der Sehkraft seelisch entwickeln,
anpaßt.|314|145ff}}
 
== Nerven und [[Bewusstsein]] ==
 
<div style="margin-left:20px">
"Das Empfindungsleben eines einfachen Wesens
ist also ein Abdruck des Kosmos, wie der Kristall ein Abdruck
seiner Form ist. Mit einem dumpfen Bewußtsein hat
man es in solch einfachem Lebewesen zu tun. Aber was
dieses Bewußtsein an größerer Dumpfheit hat, das ist auf
der anderen Seite ausgeglichen durch den größeren Umfang.
Der ganze Kosmos leuchtet in dem dumpfen Bewußtsein,
im Innern des Lebenswesens auf. Nun ist aber im Menschen
auch nichts anderes vorhanden als eine kompliziertere
Ausbildung derjenigen drei Leiber, die in dem einfachsten
empfindenden Lebewesen sich finden. Nehmen Sie den
Menschen und sehen Sie ab von seinem Blute, nehmen Sie
ihn als ein Wesen, das geformt ist von der Substanz der es
umgebenden physischen Welt, das ebenso wie die Pflanze
Säfte in sich enthält, die es zu lebendiger Substanz aufruft,
und in die es sich ein Nervensystem eingliedert. Dieses erste
Nervensystem ist das sogenannte sympathische. Das sympathische
Nervensystem im Menschen dehnt sich zu beiden
Seiten längs des Rückgrats aus, hat auf jeder Seite eine
Reihe von Knoten, verzweigt und verästelt sich und schickt
seine Fäden zu den verschiedenen Organen: Lunge, Verdauungswerkzeuge
und so weiter. Es ist durch Seitenstränge
mit dem Rückenmark verbunden.
 
Zunächst bedeutet dieses sympathische Nervensystem
das Empfindungsleben, das Ihnen eben geschildert worden
ist. Der Mensch kann aber mit seinem Bewußtsein nicht
hinunterreichen zu dem, was durch diese Nerven von den
Weltvorgängen abgespiegelt wird. Diese Nerven sind Ausdrucksmittel.
Und so, wie das Menschenleben aufgebaut ist
aus der umliegenden kosmischen Welt, so spiegelt sich wider
in dem sympathischen Nervensystem diese kosmische Welt.
Diese Nerven leben ein dumpfes Innenleben. Könnte der
Mensch untertauchen in dieses sympathische Nervensystem,
so würde er, wenn er sein oberes Nervensystem einschläferte,
wie in einem Lichtleben die großen Gesetze des Kosmos
walten und wirken sehen. Es gab beim Menschen der
Vorzeit ein heute überwundenes Hellsehen, welches man
erkennen kann, wenn durch besondere Vorgänge die Tätigkeit
des höheren Nervensystems ausgeschaltet und dadurch
das untere Bewußtsein freigemacht wird. Dann lebt der
Mensch in dem Nervensystem, das zum Spiegel für die
Welt um ihn herum wird, in einer eigenartigen Weise. Gewisse
niedere Tiere haben sich diese Stufe des Bewußtseins
allerdings erhalten und bewahren sie noch heute. Es ist also
ein dumpfes, dämmerhaftes Bewußtsein, aber es ist wesentlich
umfassender als das gegenwärtige Menschenbewußtsein.
Es spiegelt als dumpfes Innenleben eine weiterreichende
Welt, nicht bloß den kleinen Ausschnitt, den der heutige
Mensch wahrnimmt.
 
Für den Menschen tritt aber etwas anderes ein. Hat im
Laufe der Entwicklung bis zum sympathischen Nervensystem
der Kosmos ein Spiegelbild gefunden, so öffnet sich
auf dieser Stufe der Entwicklung das Wesen wieder nach
außen: dem sympathischen System gliedert sich das Rückenmark
ein. Das Rückenmark- und Gehirnsystem führt dann
hin zu den Organen, die mit der Außenwelt die Verbindung
herstellen. Wenn im Menschen die Bildung so weit ist, dann
ist er nicht mehr berufen, bloß die ursprünglichen Bildungsgesetze
des Kosmos in sich spiegeln zu lassen, sondern es
tritt das Spiegelbild selbst in ein Verhältnis zur Umgebung.
Wenn das sympathische Nervensystem sich zusammengegliedert
hat mit den höheren Teilen des Nervensystems,
so ist dies ein Ausdruck der vor sich gegangenen Umwandlung
des Astralleibes. Dieser lebt dann nicht mehr bloß das
kosmische Leben im dumpfen Bewußtsein mit, sondern er
fügt sein besonderes Innenleben zu diesem hinzu. Durch
das sympathische Nervensystem empfindet ein Wesen, was
außer ihm vorgeht, durch das höhere Nervensystem dasjenige,
was in ihm vorgeht. Und durch die höchste Form des
Nervensystems, die gegenwärtig in der allgemeinen Menschheitsentwicklung
zum Vorschein kommt, wird aus dem
höher gegliederten Astralleib wieder das Material entnommen,
um Bilder der Außenwelt, Vorstellungen, zu schaffen.
Der Mensch hat also die Fähigkeit verloren, die ursprünglichen
dumpfen Bilder der Außenwelt zu erleben; er empfindet
sein Innenleben und baut sich aus diesem seinem Innenleben
auf höherer Stufe eine neue Bilderwelt auf, die ihm
zwar ein kleineres Stück der Außenwelt spiegelt, aber in
hellerer, vollkommenerer Art." {{Lit|{{G|55|53ff}}}}
</div>
 
== Motorische und sensorische Nerven ==
 
{{Siehe auch|Nervenzelle#Der grundsätzlich sensorische Charakter der Nervenzellen|Nerven#Sensorische und motorische Nerven|titel1=Der grundsätzlich sensorische Charakter der Nervenzellen|titel2=Sensorische und motorische Nerven}}
 
[[Rudolf Steiner]] hat vielfach darauf hingewiesen, dass kein prinzipieller Unterschied zwischen den sog. '''sensorischen''' und den '''motorischen''' [[Nerven]] (auch '''Motoneurone''' genannt) bestehe; alle Nerven seien in Wahrheit [[sensorisch]].
 
{{GZ|Eine andere greuliche Vorstellung lebt in unserer offiziellen, das
heißt überall autoritativ geglaubten Wissenschaft. Diese Wissenschaft
nimmt teil an der götzendienerischen Anbetung alles dessen, was als
so hohe Kultur in der neueren Zeit heraufgezogen ist. Wie sollte nicht,
wenn sie etwas besonders geheimnisvoll ausdrücken will, diese moderne
Wissenschaft ihre Zuflucht zu dem nehmen, was sie jeweilig am
meisten anbetet. Nun also, so ist ihr das Nervensystem geworden zu
einer Summe von Telegraphenlinien, so ist ihr geworden die ganze
Nerventätigkeit des Menschen zu einem merkwürdig komplizierten
Telegraphenfunktionieren. Das Auge nimmt wahr, die Haut nimmt
mit wahr. Da wird zu der Telegraphenstation Gehirn durch sensitive
Nerven das hingeleitet, was von außen her wahrgenommen wird.
Dann sitzt dort im Gehirn ein, ich weiß nicht was für ein Wesen - ein
geistiges Wesen leugnet die neuere Wissenschaft ja ab -, durch ein
Wesen also, das zur Phrase geworden ist, weil man nichts Wirkliches
darin erblickt, wird das von den «sensitiven» Nerven Wahrgenommene
umgesetzt durch die «motorischen» Nerven in Willensbewegungen.
Und eingebleut wird dem jungen Menschen der Unterschied zwischen
sensitiven Nerven und motorischen Nerven, und aufgebaut wird auf
diesen Unterschied die ganze Anschauung über den Menschen.
 
Seit Jahren kämpfe ich gegen dieses Unding der Trennung zwischen
sensitiven und motorischen Nerven, erstens, weil dieser Unterschied
ein Unding ist, weil die sogenannten motorischen Nerven zu nichts
anderem da sind als zu dem, wozu die sensitiven Nerven auch da sind.
Ein sensitiver Nerv, ein Sinnesnerv, ist dazu da, daß er uns Werkzeug
ist, um das wahrzunehmen, was in unserer Sinnesorganisation vorgeht.
Und ein sogenannter motorischer Nerv ist kein motorischer
Nerv, sondern auch ein sensitiver Nerv; er ist nur dazu da, daß ich
meine eigene Handbewegung, daß ich meine Eigenbewegungen, die
aus anderen Gründen heraus kommen als aus den motorischen Nerven,
wahrnehmen kann. Motorische Nerven sind innere Sinnesnerven zur
Wahrnehmung meiner eigenen Willensentschlüsse. Damit ich das
Äußere, was sich in meinem Sinnesapparat abspielt, wahrnehme, dazu
sind die sensitiven Nerven da, und damit ich mir nicht ein unbekanntes
Wesen bleibe, indem ich selber gehe, schlage oder greife, ohne daß ich
etwas davon weiß, dazu sind die sogenannten motorischen Nerven da,
also nicht zur Anspannung des Willens, sondern zur Wahrnehmung
dessen, was der Wille in uns tut. Das Ganze, was aus der neueren
Wissenschaft geprägt worden ist aus dem vertrackten Verstandeswissen
unserer Zeit heraus, ist ein wirklich wissenschaftliches Unding.
Das ist der eine Grund, warum ich seit Jahren dieses Unding bekämpfe.|192|154f}}
 
Grundsätzlich bestätigt das etwa auch der international angesehene [[Anatom]] [[Johannes W. Rohen]]. Er betont dabei den mit [[Denken]] (bzw. [[Vorstellung|Vorstellen]]), [[Fühlen]] und [[Wollen]] zusammenhängenden [[Dreigliederung des menschlichen Organismus|dreigliedrigen Aufbau des menschlichen Organismus]] und betont, dass die Willensbetätigung unmittelbar mit dem [[Stoffwechsel]] zusammenhängt. Allerdings geht Rohen - im entscheidenden Gegensatz zu Rudolf Steiner - von einer „Steuerung“ der Muskelbewegungen durch das Nervensystem aus.
 
{{LZ|Die efferenten Nerven (Motoneurone), die über die
motorischen Endplatten direkt mit der Muskelmembran
verbunden sind, können durch Überträgerstoffe
(Acetylcholin usw.) den Natrium-Einstrom und damit
die intrazelluläre «Überschwemmung» mit Ca-Ionen
und nachfolgend die Kontraktion auslösen, sind damit
aber nicht die Ursache der Bewegung. Diese ist vielmehr
eine von den Stoffwechselvorgängen innerhalb
der Muskelzellen abhängige, eigenständige Leistung,
die vom Nervensystem geregelt und mit den Aktivitäten
des gesamten Bewegungssystems harmonisierend
in Einklang gebracht werden muss. Wenn z.B. eine
Muskelgruppe sich kontrahiert, muss eine andere dilatiert
werden, wenn es nicht zu Verkrampfungen oder
Bewegungsstörungen kommen soll. Das Nervensystem
hat in diesem Zusammenhang die Aufgabe, den
Fluss der Bewegungsenergien zu steuern und zu harmonisieren,
gewissermaßen Ordnung in das System zu
bringen, ähnlich wie beim Straßenverkehr die Signallampen
die Bewegungen der Verkehrsteilnehmer auslösen,
aber natürlich nicht verursachen. Die Ursache
der Bewegungen ist der Wille der Verkehrsteilnehmer,
ein bestimmtes Ziel zu erreichen; die Verkehrsregeln
und Signale dienen lediglich der Ordnung und Strukturierung
des Gesamtgeschehens.
 
Entsprechend ... muss man daher den der Bewegung zugrunde liegenden
Stoffwechselprozess als den eigentlichen Willensprozess,
den von den «motorischen» (efferenten) Motoneuronen ausgelösten Vorgang jedoch als einen
originär nervösen, d.h. informativen Prozess, ansehen.
Mithilfe der efferenten, direkt mit der Muskulatur
verbundenen Nerven können wir unsere Bewegungsvorstellungen
in relativ großem Umfang willkürlich
verwirklichen, nicht jedoch die Bewegung selbst ausführen.
Natürlich ist der Muskel gelähmt, wenn der Nerv
durchtrennt oder geschädigt wird, aber Bewegungsstörungen
oder Lähmungen können auch auftreten, wenn
die Stoffwechselprozesse innerhalb der Muskelzellen
Funktionsstörungen aufweisen.
 
Zwischen der «Willensseite» und der nervalen oder
«Vorstellungsseite» des Bewegungsgeschehens ist als
drittes, harmonisierendes und ausgleichendes Element
das Gefäßsystem, d.h. das rhythmische System
(Atmung und Kreislauf) eingeschaltet, wodurch seelisch
das Fühlen mit ins Spiel kommt. Jede Bewegung
enthält daher nicht nur eine informative oder
Vorstellungskomponente (Bewegungsbild) und ein
Willenselement (Kraft- und Energieeinsatz), sondern
auch eine Gefühlskomponente, durch die die Bewegung
erst im eigentlichen Sinne menschlich wird.|Rohen 2016, S. 245f.}}
 
Rohens Darstellung ist zwar mit dem gegenwärtig in den [[akademisch]]en [[Wissenschaft]]en vertretenen [[Menschenbild]] kompatibel, steht aber im ''wesentlichsten'' und für die [[Anthroposophie]] entscheidensten Punkt in direkter Opposition zu Rudolf Steiner. [[Gerhard Kienle]], der zunächst ähnliche Ansichten wie Rohen vertreten hatte, sagte dazu gegen Ende seines Lebens selbstktitisch:
 
{{Zitat|Inwieweit betreiben wir denn selbst Opposition gegen Rudolf Steiner? Diese Äußerungen Rudolf Steiners liegen jedem, der sich damit befaßt, schwer auf der Seele. Es gibt noch viele Rätsel, die gelöst werden müssen. Es heißt doch, daß man sich prüfen muß, ob nicht alles, was man selbst gemacht hat, vom Grundsatz her falsch ist. Diese Seelenprüfung rüttelt an den Grundfesten unseres Selbstbewußtseins. Wie kann man das Infragestellen aller eigenen Leistungen ohne Resignation ertragen? Rudolf Steiner verlangt, daß man die Erkenntnislage der naturwissenschaftlichen Medizin durchschaut, die Irrtümer aufdeckt und neue Konzepte entwickelt. Es müssen die anthropologischen und anthroposophischen Bilder des Menschen entsprechend dem Buch Von Seelenrätseln einander nähergebracht werden. Diese Leistungen zu erbringen, übersteigt den Rahmen unserer Persönlichkeit, man müßte ja Galilei, Paracelsus, Helmholtz und Virchow in einer Person sein! Aber genau dies - und noch mehr - erwartet Rudolf Steiner. Wer die Verhältnisse nüchtern anblickt, sieht sich in einer Zerreißprobe. Lebt man das aus, was man als die gewordene Persönlichkeit eben kann, dann gerät man in Opposition zu Rudolf Steiner, folgt man ihm, muß man über sich hinauswachsen - aber wie? Anthroposophisch-medizinische Forschung und das richtige Vertreten in der Öffentlichkeit gelingt uns doch wohl nur, soweit wir unter Aufbietung aller Anstrengungen die Grenzen unserer Persönlichkeit durchbrechen und den Verhältnissen etwas abringen, was eigentlich nicht geht.|[[Gerhard Kienle]]|''Anthroposophisch-medizinische Forschung und Öffentlichkeit'' (1982)|ref=<ref>[[Gerhard Kienle]]: ''Anthroposophisch-medizinische Forschung und Öffentlichkeit'', in: ''Mitteilungen aus der anthroposophischen Arbeit in Deutschland'', Nr. 143, Ostern 1983 [http://www.menschenkunde.com/pdf/ballmer/kienle_anthroposophisch-medizinische_forschung_und_oeffentlichkeit_selg.pdf pdf]</ref> }}
 
Auch [[Peter Wyssling]] kritisiert in seinem Buch ''Rudolf Steiners Kampf gegen die motorischen Nerven'' Rohens Darstellung scharf:
 
{{LZ|Der ganze Informations-Zauber der unvollständig „reduzierten“ Physiologie mit ihren
neurokognitiven Neuronen muss herhalten - damit Rohen seine Weisheit der Unterscheidung von
„Energieumsatz“ und „Steuerung“ als Anthroposophie verkaufen kann. Das zentrale Merkmal der
Polemik Steiners, die Abrogation der auslösenden Nervenfunktion, wird von niemand Geringerem
als dem Verfasser des Buches „Goetheanistische Gestaltlehre des Menschen“ ad absurdum geführt.
Rohen operiert mit der Argumentation, dass Wille und Vorstellen deshalb zu unterscheiden sind, weil
die Muskel-Energie ja nicht aus den motorischen Nerven stammen könne. Das hat zwar bis jetzt
niemand behauptet, leuchtet aber einer unkritischen Leserschaft sofort ein - man denkt automatisch,
dass die Wissenschaft diese Meinung vertrete. Das Problem wird aber damit auf ein Niveau
verlagert, worüber die Berufskollegen Rohens wohl nur den Kopf schütteln könnten. Zwischen [[Leonardo da Vinci]] und Gerhard Kienle kam bis jetzt niemand auf den Gedanken, dass die motorischen Nerven
die „Tankstelle“ der Muskeln sein könnten. Rohen arbeitet gegen Windmühlenflügel, um das Abc der
zweierlei Nervensorten nicht preisgeben zu müssen.|Wyssling, S. 258}}
 
Rudolf Steiner selbst hat jedenfalls einen Kompromiss mit der allgemein populären Meinung und mit der materialistischen Wissenschaft, die ihre Grundlage bildet, dezidiert ausgeschlossen:
 
{{GZ|Und immer
wieder und wieder ist mir die Sehnsucht entgegengetreten, das, was
heute aus der Wirklichkeit des Geistes heraus scharf geprägt werden
muß, weil die Zeit es fordert, zur trivialen Phrase populär zuzurichten,
damit die Menschen es doch verstehen können. Doch in dem Augenblick,
wo man anthroposophische Wahrheiten zu trivialen Phrasen
zuschneiden würde, da würden sie zu dem, was in der heutigen Zeit
so billig ist: sie würden zur Phrase werden, würden zur Phrase werden,
indem man sie zur Trivialität der Gasse oder zur Philistrosität der
heutigen Wissenschaft herunterwürdigte. Immer wieder bin ich ermahnt
worden, beides zu tun. Immer wieder hatte ich die Mühe,
beides nicht zu tun, weder zur trivialen Phrase der Gasse das Anthroposophische
herunterzudrücken - was man im heutigen Sinne popularisieren
nennt -, noch auch konnte ich den andern Mahnungen
folgen, für die wissenschaftlichen Leute so zu reden, daß sie es verstehen.
Diese Ermahnungen kamen ja vielfach an mich heran. Nun,
dann hätte ich so reden müssen, daß es ein Echo gefunden hätte bei
dem wissenschaftlichen Unsinn der Gegenwart.|192|158f}}
 
=== Die Nervenunterbrechungen bilden die Grenze zwischen physischem und geistigem Erleben ===
 
{{GZ|Auf eine Vorstellung habe ich öfters hingewiesen, öffentlich nun
auch in meinem Buch «[[Von Seelenrätseln]]»: Es ist eine gangbare naturwissenschaftliche
Vorstellung heute, daß man im Nervensystem - bleiben
wir zunächst beim Menschen, aber in ähnlicher Weise, nur in ähnlicher
Weise ist das auch beim Tiere gültig -, daß man im Nervensystem
unterscheidet zwischen sogenannten sensitiven Nerven, Sinnesnerven,
Wahrnehmungsnerven und motorischen Nerven. Schematisch kann das
nur so dargestellt werden, daß zum Beispiel irgendein Nerv, sagen wir
ein Tastnerv, die Tastempfindung hineinträgt bis zum Zentralorgan,
sagen wir bis zum Rückenmark (gelb), da mündet dasjenige, was da aus
der Peripherie des Leibes geleitet wird, in einem Horn des Rückenmarks.
Und dann geht von einem ändern Horn, Vorderhorn, der sogenannte
motorische Nerv aus, da wird wiederum weitergeleitet der
Willensimpuls (siehe Zeichnung S. 12).
 
[[Datei:GA179 012.gif|center|400px|Zeichnung aus GA 179, S. 12]]
 
Beim Gehirn ist das nur komplizierter dargestellt, so etwa, wie wenn
die Nerven eine Art Telegraphendrähte wären. Der Sinneseindruck,
der Hauteindruck wird bis zum Zentralorgan geleitet, dort wird gewissermaßen
der Befehl erteilt, daß eine Bewegung ausgeführt werden
soll. Eine Fliege setzt sich irgendwo auf einen Körperteil, das macht
einen Eindruck, das wird geleitet bis zum Zentralorgan; dort wird der
Befehl gegeben, die Hand bis zu der Stirne zu erheben und die Fliege
wird weggejagt. Es ist eine, schematisch angedeutet, sehr gangbare
Vorstellung. Künftigen Zeiten wird diese Vorstellung außerordentlich
komisch erscheinen, denn sie ist ja nur komisch für denjenigen, der die
Tatsache durchschaut. Aber es ist eine Vorstellung, von der heute ein
großer Teil der fachmännischen und fachmännischesten Wissenschaft
beherrscht ist. Sie können das nächstbeste Elementarbuch, das Sie über
solche Dinge unterrichtet, aufschlagen, und Sie werden finden, man
habe zu unterscheiden zwischen Sinneswahrnehmungsnerven und motorischen
Nerven. Und man wird besonders das urkomische Bild von
den Telegraphenleitungen - wie der Eindruck bis zum Zentralorgan
geleitet und dort der Befehl gegeben wird, daß die Bewegung entstehe -
gerade in populären Werken heute noch immer sehr verbreitet finden
können.
 
Die Wirklichkeit ist allerdings schwieriger zu durchschauen, als die
an die primitivsten Vorstellungen erinnernden Vergleichsvorstellungen
von den Telegraphendrähten. Die Wirklichkeit kann nur durchschaut
werden, wenn sie eben mit Geisteswissenschaft durchschaut wird. Daß
ein Willensimpuls erfolgt, hat mit einem solchen Vorgange, den man in
kindischer Weise so ausdrückt, als ob da irgendwo in einem materiellen
Zentralorgan ein Befehl erteilt würde, wirklich gar nichts zu tun. Die
Nerven sind nur da, um einer einheitlichen Funktion zu dienen, sowohl
diejenigen Nerven, die man heute sensitive Nerven nennt, wie auch
diejenigen, die man motorische Nerven nennt. Und ob nun im Rückenmark
oder im Gehirn der Nervenstrang durchbrochen ist, beides weist
auf dasselbe hin; im Gehirn ist er nur in komplizierterer Weise durchbrochen.
 
Diese Durchbrechung ist nicht deshalb da, damit durch die eine
Hälfte, wenn ich so sagen darf, von der Außenwelt etwas zum Zentralorgan
geleitet wird und dann, nachdem sie vom Zentralorgan durch
die andere Hälfte in einen Willen umgewandelt worden ist, weitergeleitet
würde. Diese Unterbrechung ist aus einem ganz ändern Grunde
da. Daß unser Nervensystem so gebaut und in dieser regelmäßigen
Weise durchbrochen ist, hat seinen Grund darin: An der Stelle, wo
unsere Nerven durchbrochen sind, da liegt im Abbilde im Menschen -
allerdings nur im körperlichen Abbilde einer komplizierten geistigen
Wirklichkeit — die Grenze zwischen physischem und geistigem Erfahren,
physischem und geistigem Erleben. Sie ist allerdings im Menschen
auf eine merkwürdige Weise enthalten. Sie ist so enthalten, daß
der Mensch mit der ihm zunächstliegenden physischen Welt in eine
solche Beziehung tritt, daß mit dieser Beziehung der Teil des Nervenstranges,
der bis zu jener Unterbrechung geht, etwas zu tun hat. Aber
der Mensch muß auch als seelisches Wesen eine Beziehung haben zu
seinem eigenen physischen Leib. Diese Beziehung, die er zu seinem
eigenen physischen Leib hat, ist durch den ändern Teil vermittelt. Wenn
ich eine Hand bewege, dadurch veranlaßt, daß ein äußerer Sinneseindruck
auf mich gemacht worden ist, dann liegt der Impuls, daß diese
Hand bewegt wird, vereinigt von der Seele mit dem Sinneseindruck,
schematisch dargestellt, schon bereits hier (siehe Zeichnung, a). Und
dasjenige, was geleitet wird, wird auf den ganzen sensitiven Nerven
und den sogenannten motorischen Nerven entlang geleitet von a bis
zu b. Das ist nicht so, daß der Sinneseindruck erst bis zu c geht und dann
von da aus einen Befehl gibt, damit b dazu veranlaßt werde - nein,
wenn ein Willensimpuls stattfindet, lebt das Seelische schon befruchtet
bei a und geht durch den ganzen unterbrochenen Nervenweg durch.
 
Es ist keine Rede davon, daß solche kindischen Vorstellungen, als
ob die Seele da irgendwo säße zwischen den sensitiven und motorischen
Nerven und wie ein Telegraphist die Eindrücke der Außenwelt empfangen
und dann Befehle aussenden würde, es ist keine Rede davon,
daß diese kindischen Vorstellungen irgendeiner auch wie immer gearteten
Wirklichkeit entsprechen würden. Diese kindische Vorstellung,
die wir immer hören, nimmt sich recht sonderbar komisch aus neben
der Forderung, man soll ja in der Naturwissenschaft nicht anthropomorphistisch
sein! Da fordern nun die Leute, man solle ja nicht anthropomorphistisch
sein und merken nicht, wie anthropomorphistisch sie
sind, wenn sie Worte gebrauchen wie: Ein Eindruck wird empfangen,
ein Befehl wird ausgegeben und so weiter. - Sie reden darauf los, ohne
auch nur eine Ahnung davon zu haben, was sie alles für mythologische
Wesen - wenn sie die Worte ernst nehmen würden - hineinträumen in
den menschlichen Organismus.
 
Nun entsteht aber die Frage: Warum ist der Nervenstrang unterbrochen?
— Er ist unterbrochen aus dem Grunde, weil wir, wenn er
nicht unterbrochen wäre, nicht eingeschaltet wären in den ganzen Vorgang.
Nur dadurch, daß gewissermaßen der Impuls an der Unterbrechungsstelle
überspringt - der gleiche Impuls, wenn es ein Willensimpuls
ist, geht schon von a aus -, dadurch sind wir selbst drinnen in
der Welt, dadurch sind wir bei diesem Impuls dabei. Würde er einheitlich
sein, würde hier nicht eine Unterbrechung sein, so wäre das ganze
ein Naturvorgang, ohne daß wir dabei wären.
 
Stellen Sie sich denselben Vorgang, den Sie bei einer sogenannten
Reflexbewegung haben, vor: Eine Fliege setzt sich Ihnen irgendwo hin,
der ganze Vorgang kommt Ihnen gar nicht voll zum Bewußtsein, aber
Sie wehren die Fliege ab. Dieser ganze Vorgang hat sein Analogen,
sein ganz gerechtfertigtes Analogen auf physikalischem Gebiete. Insofern
dieser Vorgang physikalische Erklärung herausfordert, muß diese
Erklärung nur etwas komplizierter sein als ein anderer physikalischer
Vorgang. Nehmen Sie an, Sie haben hier einen Kautschukball, Sie
stoßen hinein, Sie deformieren den Kautschukball: das geht wieder
heraus, richtet sich wieder her. Sie stoßen nochmals hinein; er stößt
wieder heraus. Das ist der einfache physikalische Vorgang: eine Reflexbewegung.
 
[[Datei:GA179 015.gif|center|300px|Zeichnung aus GA 179, S. 15]]
 
Nur ist kein Wahrnehmungsorgan eingeschaltet, nichts
Geistiges ist eingeschaltet. Schalten Sie hier etwas Geistiges ein (innerer
Kreis) und unterbrechen Sie hier (Zentrum), dann fühlt sich die Kautschukkugel
als ein Eigenwesen. Die Kautschukkugel müßte dann allerdings,
um sowohl die Welt wie sich zu empfinden, ein Nervensystem
einschalten. Aber das Nervensystem ist immer da, um die Welt in sich
zu empfinden, niemals irgendwie da, um auf der einen Seite des Drahtes
eine Sensation zu leiten und auf der ändern Seite des Drahtes einen
motorischen Impuls zu leiten.
 
Ich deute dieses an aus dem Grunde, weil dies, wenn es weiter verfolgt
wird, auf einen der zahlreichen Punkte hinführt, wo Naturwissenschaft
korrigiert werden muß, wenn sie zu Vorstellungen führen soll,
die einigermaßen der Wirklichkeit gewachsen sind. Die Vorstellungen,
die heute herrschen, sind eben weiter nichts als solche Vorstellungen,
die den Impulsen der Geister der Finsternis dienen. Im Menschen selber
ist die Grenze zwischen dem physischen Erleben und dem geistigen
Erleben.
 
Dieses Stück des Nervs, das ich rot bezeichnet habe, dient im
wesentlichen dazu, um uns hineinzustellen in die physische Welt, um
uns Empfindung zu vermitteln innerhalb der physischen Welt. Das
andere Stück des Nervs, das ich blau bezeichnet habe, dient im wesentlichen
dazu, um uns selbst uns empfinden zu lassen als Leib. Und
es ist kein wesentlicher Unterschied, ob wir eine Farbe außen bewußt
erleben durch den Strang a-c, oder ob wir innerlich ein Organ oder
eine Organlage oder dergleichen erleben durch den Strang d-b; das ist
im wesentlichen dasselbe. Das eine Mal erleben wir ein Physisches, das
nicht in uns zu sein scheint, das andere Mal erleben wir ein Physisches,
das in uns ist, das heißt innerhalb unserer Haut. Dadurch aber sind wir
eingeschaltet, daß wir bei einem Willensvorgang alles das erleben können,
was nicht nur außen ist, sondern auch was innerlich an uns ist.
Aber die Stärke der Wahrnehmung ist verschieden vermittelt durch
den Strang a-c und durch den Strang d-b. Dasjenige, was eintritt, ist
allerdings eine wesentliche Abschwächung der Intensität. Wenn wir
eine Vorstellung mit einem Willensimpuls zusammen formen in a, so
wird dieser Impuls von a aus weitergeleitet. Indem er von c auf d überspringt,
schwächt sich das Ganze so ab für unser Bewußtsein, für unser
bewußtes Erleben, daß wir das weitere, was wir nun in uns erleben, die
Hebung der Hand und so weiter, nur mit der geringen Intensität des
Bewußtseins erleben, die wir sonst auch im Schlafe haben. Wir sehen
das Wollen erst wiederum, wenn die Hand sich bewegt, wenn wir
wieder von einer andern Seite her eine Sensation haben.|179|11ff}}
 
{{GZ|Würde man im Menschen alle diejenigen Stellen sammeln, wo Nervenunterbrechungen
sind, und würde man das aufzeichnen, dann würde
man zeichnungsgemäß die Grenze bekommen zwischen dem Erleben in
der physischen Welt und dem Erleben aus einer höheren Welt heraus.
Daher kann ich auch folgendes Schema gebrauchen. Nehmen Sie einmal an - ich zeichne hier alle Nervenunterbrechungen schematisch
auf -, nehmen Sie an, da wäre der Kopf und da wäre ein Bein.
 
[[Datei:GA179 017.gif|center|400px|Zeichnung aus GA 179, S. 17]]
 
Nun
nehmen wir an, von hier aus ginge ein sogenannter Eindruck, und hier
wäre die Nervenunterbrechungsstelle «Gehen» erfolgt. Was real ist, ist
dann dieses: hier ist alles dasjenige, was der Mensch durch den Nerv
erlebt, wachend bei Tag erlebt; hier ist das, was der Mensch erlebt als
einen unterbewußten Willen, auch im Wachen schlafend erlebt. Und
alles dasjenige, was nun unter der Nervenunterbrechungsstelle liegt,
wird von der geistigen Welt heraus direkt gebildet, geschaffen.
Die Vorstellungen werden Ihnen, wenn Sie sie das erste Mal hören,
vielleicht etwas schwierig sein. Allein sie sollen in Ihnen auch die Vorstellung
hervorrufen, daß man ohne gewisse Schwierigkeiten in die
intimeren Dinge der Erkenntnis des Menschen doch nicht hineinkommen
kann.
 
Wenn Sie das so ansehen, daß hier (rot) alles dasjenige ist, was den
Menschen mit der physischen Welt verbindet, unter dieser Grenze alles
dasjenige, was den Menschen mit einer geistigen Welt verbindet, die
nur heute ein untergeordnetes physisches Abbild hat in ihm - wenn Sie
dies ins Auge fassen, dann können Sie eine andere Vorstellung damit
verbinden. Diese andere Vorstellung, die Sie damit verbinden sollen,
ist die folgende: Denken Sie sich einmal die Pflanzenweit. Die Pflanzen
wachsen aus der Erde heraus; aber sie würden nicht aus der Erde herauswachsen,
wenn sie nicht aus dem Kosmos herein Kräfte empfingen,
Kräfte, die mit dem Sonnenleben innig zusammenhängen, welche alles
das in Empfang nehmen, was von der Erde heraus gekraftet wird.
Lesen Sie, um das besser zu verstehen, noch einmal die Abhandlung über
«Das menschliche Leben vom Standpunkte der Geisteswissenschaft».
Zum Leben der Pflanzenwelt gehört dieses ganze Kosmische, das von
dem Kosmos herein vom Sonnenleben kommt, zusammen mit dem, was
von der Erde herauf kommt.
 
[[Datei:GA179 018.gif|center|400px|Zeichnung aus GA 179, S. 18]]
 
Dieses Zusammenwirken aber des Kosmischen mit demjenigen, was
tellurisch, was irdisch ist, das gehört überhaupt zum Leben, zum Dasein
innerhalb der physischen Welt, so wie wir sie aufzufassen haben. Und
dieselben Kräfte, die unter diesem Strich (siehe Zeichnung) aus der
Erde heraus auf die Pflanze wirken, zusammen mit der Samenkraft der
Pflanze - der Same wird ja auch in die Erde hineingetan -, diese selbe
Masse von Kräften derselben Art, die müssen Sie hier suchen, hier, wo
die roten Striche sind. Diesseits der Grenze, die ich schematisch angedeutet
habe, müssen Sie meinetwillen die Kräfte suchen, die Sie sonst
durch die Wurzeln von der Erde kommend für die Pflanzen suchen.
 
Der Mensch nimmt durch seine Augen, durch seine Ohren, namentlich
durch seine Haut, von der Erde in verfeinerter Art dasjenige auf,
was die Pflanze durch ihre Wurzeln aus dem Boden der Erde aufsaugt.
Die Pflanze ist ein Erdenwesen durch ihre Wurzeln. Der Mensch ist ein
Erdenwesen durch seine Nerven und durch dasjenige, was er als das
Irdische, das Tellurische aufnimmt durch seine Lungen, durch seine
Nahrung, die er von der Erde hereinbekommt. Alles das, was für die
Pflanze von der Erde kommt — nur daß die Pflanze die Wurzeln in die
Erde hineinversenkt -, nimmt der Mensch auf durch seine Organe, nur
daß er das in verfeinerter Weise aufnimmt, die Pflanze gröber durch
die Wurzeln.
 
Aber die Pflanze nimmt noch andere Kräfte auf. Die Pflanze nimmt
die Kräfte auf, welche ihr aus dem Sonnenreiche, aus dem himmlischen
Reiche — räumlich-himmlischen Reiche —, aus dem Kosmos zukommen.
Dieses Gebiet habe ich blau schraffiert: das sind die Kräfte, welche die
Pflanze aus dem Kosmos aufnimmt. Diese Kräfte sind von derselben
Art, wie die blau schraffierten Kräfte jenseits der Grenze, die ich angegeben
habe. Der Mensch zieht aus seinem Leibe heraus das, was die
Pflanze aus dem Kosmos hereinzieht. Von der Erde zieht der Mensch
verfeinert diejenigen Kräfte und Substanzen, welche die Pflanze durch
ihre Wurzeln vergröbert aus dem Boden zieht. Aus seinem Leibe heraus
zieht der Mensch dieselben Kräfte und Substanzen vergröbert, welche
die Pflanze verfeinert aus dem Kosmos zieht. Denn so, wie er sie heute
aus dem eigenen Leibe herauszieht, so sind sie nicht als Kräfte unmittelbar
gegenwärtig im Kosmos vorhanden, sondern sie sind so vorhanden
gewesen während der alten Mondenzeit. Von dieser hat sie der Mensch
bewahrt. Der Mensch nimmt durch das, was jenseits dieser Grenze im
hier gezeichneten blauen Teile enthalten ist, nicht unmittelbar aus der
Gegenwart wahr, sondern aus dem, was er durch die Vererbschaft der
alten Mondenzeit bewahrt hat. Er hat das Kosmische einer alten Zeit
in die Gegenwart hereingetragen. In seinem Leib hat der Mensch die
Mondenverhältnisse aufbewahrt. Und so sehen Sie, daß wir in einer
gewissen Weise kosmisch sind; sogar so mit dem Kosmos zusammenhängen,
daß wir in uns tragen ein Abbild desjenigen, was der Kosmos
draußen schon überwunden hat...
 
Und wenn man
weiß, wie alles das, was jenseits der Nervenunterbrechungen im Innern
des menschlichen Leibes liegt, mit dem mondartigen Wesen zusammenhängt,
dann wird man herausfinden können aus den Verwandtschaften
heraus, welche krankmachenden oder heilenden Kräfte im Kosmos und
im Erdenleben zu finden sind. Und wenn man wissen wird, in welcher
Weise das, was diesseits der Grenze liegt, so zusammenhängt mit den
Erdenverhältnissen, nur im verfeinerten Sinne, wie die Pflanze durch
ihre Bodenverhältnisse mit den Wurzeln zusammenhängt, dann wird
man die Beziehung zwischen Krankheit und Gesundheit und zwischen
dem Wesen gewisser Pflanzen wirklich in bewußter Art auffinden
können.|179|16ff}}
 
=== Der kosmische Ursprung des Denkens ===
 
Die laut Rudolf Steiner völlig falsche Unterscheidung motorischer und sensorischer Nerven, verbunden mit der Anschauung, dass das [[Gehirn]] die [[Gedanke]]n hervorbringe und zentral die [[Muskeln|Muskelbewegung]] steuere, macht es praktisch unmöglich, den wahren [[Kosmos|kosmischen]] Ursprung der Gedanken zu erkennen, die von den [[Hierarchien|geistigen Hierarchien]] ausgehen, welche sich gerade dadurch, dass sie sich in uns spiegeln, ihres eigenen [[Denken]]s bewusst werden. Eben gerade dadurch kann sich der [[Mensch]] durch [[Schulungsweg|geistige Schulung]] zum [[Bewusstsein|bewussten]] Erleben der der Hierarchien, d.h. der [[Geistige Welt|geistigen Welt]], erheben.
 
{{GZ|Die Welt ist ein Unendliches, qualitativ und quantitativ. Und ein
Segen wird es sein, wenn sich einzelne Seelen finden, die klar sehen
wollen gerade in bezug auf das, was in unserer Zeit so furchtbar auftritt
an sich überhebender Einseitigkeit, die ein Ganzes sein will. Ich
möchte sagen, mit blutendem Herzen spreche ich es aus: Das größte
Hindernis für eine Erkenntnis der Tatsache, wie eine vorbereitende
Arbeit der denkerischen Tätigkeit im Gehirn geübt wird, wie das
Gehirn dadurch zum Spiegel gemacht wird und das Seelenleben
zurückstrahlt - eine Tatsache, deren Erkenntnis unendliches Licht
auf viele andere physiologische Erkenntnisse werfen könnte -, das
größte Hindernis für die Erkenntnis dieser Tatsache ist die wahnsinnig
gewordene Physiologie der Gegenwart, welche da von zweierlei
Nerven spricht, von den motorischen und den sensitiven Nerven. Ich
habe auch diese Sache schon in manchen Vorträgen berührt. Um
diese überall in der Physiologie herumspukende Lehre hervorzubringen,
mußte tatsächlich die Physiologie vorher allen Verstand
verlieren. Dennoch ist das heute eine über die ganze Erde hin anerkannte
Lehre, die sich jeder wahren Erkenntnis von der Natur des
Gedankens und der Natur der Seele hindernd in den Weg legt.
Niemals wird der menschliche Gedanke erkannt werden können,
wenn die Physiologie ein solches Hindernis der Erkenntnis des Gedankens
bildet. Wir haben es aber so weit gebracht, daß eine haltlose
Physiologie heute jedes Lehrbuch der Psychologie, der Seelenkunde,
eröffnet und von sich abhängig macht. Damit versperrt man sich zugleich
den Weg zur Erkenntnis des kosmischen Gedankens.
 
Was der Gedanke im Kosmos ist, das lernt man erst erkennen,
wenn man erfühlt, was der Gedanke im Menschen ist, wenn man sich
in der Wahrheit dieses Gedankens fühlt, der als Gedanke mit dem
Gehirn nichts anderes zu tun hat, als daß er selber der Herr dieses
Gehirnes ist. Aber wenn man also den Gedanken in seiner Wesenheit
in sich selber als menschlichen Gedanken erkannt hat, dann
fühlt man sich schon mit diesem Gedanken im Kosmischen darinnen,
und unsere Erkenntnis von der wahren Natur des menschlichen
Gedankens weitet sich aus auch zur Erkenntnis der wahren
Natur des kosmischen Gedankens. Wenn wir richtig erkennen
lernen, wie wir denken, dann lernen wir auch erkennen, wie wir von
den Mächten des Kosmos gedacht werden. Ja, wir gewinnen sogar die
Möglichkeit, einen Blick in die Logik der Hierarchien hinein zu tun.
Die einzelnen Bestandteile der Urteile der Hierarchien, die Begriffe
der Hierarchien, ich habe sie Ihnen hingeschrieben. In den zwölf
Geistes-Tierkreiszeichen, in den sieben Weltanschauungsstimmungen
und so weiter liegen die Begriffe der Hierarchien. Und das,
was die Menschen sind, sind Urteile des Kosmos, die aus diesen Begriffen
hervorgehen. So fühlen wir uns in der Logik des Kosmos, das
heißt, real gefaßt, in der Logik der Hierarchien des Kosmos darinnen,
fühlen uns als Seelen in kosmischen Gedanken gebettet, wie wir den
kleinen Gedanken, den wir denken, in unserem Seelenleben gebettet
fühlen.
 
Meditieren Sie einmal über die Idee: «Ich denke meine Gedanken.
- Und ich bin ein Gedanke, der von den Hierarchien des Kosmos
gedacht wird. Mein Ewiges besteht darin, daß das Denken der
Hierarchien ein Ewiges ist. Und wenn ich einmal von einer Kategorie
der Hierarchien ausgedacht bin, dann werde ich übergeben - wie der
Gedanke des Menschen vom Lehrer an den Schüler übergeben wird -
von einer Kategorie an die andere, damit diese mich in meinem
ewigen, wahren Wesen weiter denke. So fühle ich mich drinnen in
der Gedankenwelt des Kosmos.»|151|82ff}}
 
=== Eingriff des Astralleibs in den Stoffwechselprozess ===
 
Tatsächlich entsteht die [[Wille]]nstätigkeit durch den unmittelbaren Eingriff des [[Astralleib]]s in das [[Stoffwechsel-Gliedmaßen-System]]; die sogenannten motorischen Nerven nehmen nur die daraus resultierende Bewegung bzw. die damit verbundenen [[Stoffwechsel]]vorgänge wahr.
 
{{GZ|Ich habe gestern gesagt, daß unsere physiologische Wissenschaft in einem furchtbaren Irrtum befangen ist, in dem Irrtum nämlich, daß es zweierlei Nerven gebe, motorische und sensitive, während in Wahrheit alles sensitive sind und kein Unterschied besteht zwischen motorischen und sensitiven Nerven. Die sogenannten motorischen Nerven sind nur dazu da, daß wir innerlich unsere Bewegungen wahrnehmen, das heißt, daß wir sensitiv sind mit Bezug auf das, was wir selbst als Men­schen tun. Geradeso wie der Mensch mit dem sensitiven Augennerv die Farbe sich vermittelt, so vermittelt er sich die eigene Beinbewegung durch die «motorischen» Nerven, die nicht da sind, um das Bein in Bewegung zu setzen, sondern um wahrzunehmen, daß die Bewegung des Beines ausgeführt werde.|192|172}}
 
{{GZ|Und in einem Bewegungsvorgang hat man es physisch
auch nicht mit etwas zu tun, dessen Wesenhaftes innerhalb
des Organismus liegt, sondern mit einer Wirksamkeit
des Organismus in den Gleichgewichts- und Kräfteverhältnissen,
in die der Organismus gegenüber der Außenwelt
hineingestellt ist. Innerhalb des Organismus ist dem Wollen
nur ein Stoffwechselvorgang zuzueignen; aber das durch
diesen Vorgang ausgelöste Geschehen ist zugleich ein Wesenhaftes
innerhalb der Gleichgewichts- und Kräfteverhältnisse
der Außenwelt; und die Seele übergreift, indem sie
sich wollend betätigt, den Bereich des Organismus und lebt
mit ihrem Tun das Geschehen der Außenwelt mit. Eine
große Verwirrung hat für die Betrachtung aller dieser Dinge
die Gliederung der Nerven in Empfindungs- und motorische
Nerven angerichtet. So fest verankert diese Gliederung
in den gegenwärtigen physiologischen Vorstellungen erscheint: sie ist nicht in der unbefangenen Beobachtung begründet.
Was die Physiologie vorbringt auf Grund der Zerschneidung
der Nerven, oder der krankhaften Ausschaltung
gewisser Nerven beweist ''nicht'', was auf Grundlage des
Versuches oder der Erfahrung sich ergibt, sondern etwas
ganz anderes. Es beweist, daß der Unterschied gar nicht besteht,
den man zwischen Empfindungs- und motorischen
Nerven annimmt. Beide Nervenarten sind vielmehr ''wesensgleich''.
Der sogenannte motorische Nerv dient ''nicht in dem Sinne'' der Bewegung wie die Lehre von dieser Gliederung es
annimmt, sondern ''als Träger der Nerventätigkeit'' dient er der
inneren Wahrnehmung desjenigen Stoffwechselvorganges,
der dem Wollen zugrunde liegt, geradeso wie der Empfindungsnerv
der Wahrnehmung desjenigen dient, was im Sinnesorgan
sich abspielt. Bevor nicht die Nervenlehre in
dieser Beziehung mit klaren Begriffen arbeitet, wird eine
richtige Zuordnung des Seelenlebens zum Leibesleben
nicht zustande kommen.|21|158f}}
 
{{GZ|Wodurch bewege ich meine Hand? Ich fasse zuerst den Gedanken:
Ich will die Hand bewegen. - Hätte ich bloß den Gedanken, so
würde der Gedanke zwar in mir leben, aber er würde nie eine
physische Hand in die Höhe bewegen können, geradesowenig, wie
der bloße Gedanke zum Beispiel eine Flasche in die Höhe heben
könnte. Wollen Sie die Flasche bewegen, so müßte zu dem Gedanken
noch eine Kraft hinzukommen, die der Vermittler ist zwischen
dem Gedanken und meinem physischen Körper. Und diese Kraft
nennen wir eine astralische Kraft. Das ist eine Kraft, wie es sie in
der astralen Welt gibt. Ich würde meinen Arm nicht bewegen können,
wenn nicht zwischen meinem Gedanken und meinem physischen
Körper, zu dem mein Arm gehört, in mir eine astrale Kraft
wäre, die den Vermittler bildet zwischen meinem Gedanken und
meinem physischen Körper, meinem physischen Arm. Es muß
zwischen meinem geistigen Selbst und meinem physischen Körper
ein Vermittler da sein, und dieser Vermittler ist von astralischer
Wesenheit. Ob ich mein Bein, meine Hand bewege, ob ich mein
Gehirn in Bewegung bringe, um Gedanken auszuhecken - mein
physischer Körper muß durch den astralischen Organismus verbunden
sein mit meinem Gedanken.|89|99f}}
 
{{GZ|Es ist in einer gewissen Weise mißlich, wenn man in
dieser Art einer, wie es scheint, so gut begründeten Anschauung,
wie der von den beiderlei Nerven, widersprechen muß;
allein dabei steht einem ja wenigstens das zu, daß bis jetzt
weder mit Bezug auf die Reaktion noch mit Bezug auf den
anatomischen Bau irgend jemand einen Unterschied gefunden
hat, der erheblich wäre, zwischen einem sensitiven und
einem motorischen Nerven. Sie sind mit Bezug auf alles
gleich. Wenn wir uns Übung in irgend etwas aneignen, dann
eignen wir uns diese Übung dadurch an, daß wir lernen,
durch unseren Willen die Stoffwechselvorgänge zu beherrschen.
Das ist dasjenige, was das Kind lernt, nachdem es
zuerst nach allen Richtungen zappelt und keine geregelte
Willensbewegung ausführt: die Stoffwechsel Vorgänge, wie
sie sich in ihren feineren Gliederungen abspielen, zu beherrschen.
Und wenn wir zum Beispiel Klavier spielen oder
ähnliche Fähigkeiten haben, dann lernen wir, die Finger in
einer gewissen Weise bewegen, die entsprechenden feineren
Stoffwechselvorgänge mit dem Willen beherrschen. Die sensitiven
Nerven, die aber die sonst sogenannten motorischen
Nerven sind, die merken es immer mehr und mehr, welches
der richtige Griff und die richtige Bewegung ist, denn diese
Nerven sind nur dazu da, um das, was im Stoffwechsel geschieht,
nachzufühlen. Ich möchte einmal jemand, der wirklich
seelisch-leiblich beobachten kann, fragen, ob er nicht bei
einer genaueren Selbstschau nach dieser Richtung fühlt, wie
er nicht motorische Nervenbahnen ausschleift, sondern wie
er lernt, die feineren Vibrationen seines Organismus, die er
durch den Willen hervorbringt, zu fühlen, wahrzunehmen,
dumpf vorzustellen. Es ist wirklich Selbstwahrnehmung,
die wir da üben. Wir haben es zu tun im ganzen Bereich
mit sensitiven Nerven. Es soll nur jemand einmal nach dieser
Richtung das Sprechen beobachten, wie es sich aus dem
Lallen beim Kinde entwickelt. Es beruht durchaus darauf,
daß der Wille in einen Sprechorganismus lernt einzugreifen.
Und was das Nervensystem lernt, ist nur die feinere Wahrnehmung
desjenigen, was als feinere Stoffwechselvorgänge
vorgeht.|66|138f}}
 
{{GZ|Man unterscheidet heute, wie ja genugsam bekannt ist, zwischen
den sogenannten sensitiven Nerven, die vom Zentrum zu den Sinnen
gehen sollen und die sinnlichen Wahrnehmungen vermitteln, und den
sogenannten motorischen Nerven, welche etwas zu tun haben sollen
mit dem Willen.
 
Es gibt in Wahrheit zwar anatomisch-physiologisch metamorphosierte
Nerven, aber es gibt nur einerlei Art von Nerven. Jeder Nerv
ist nur physischer Vorstellungsvermittler. Und diejenigen Nerven, die
wir heute motorische Nerven nennen, die sind in ihrer Funktion nicht
anders als die sogenannten sensitiven Nerven. Während der sensitive
Nerv zu den Sinnen geht, um die Außenwelt wahrzunehmen, geht der
sogenannte motorische Nerv, der auch nichts anderes ist als ein innerlicher
sensitiver Nerv, in das Innere und vermittelt die Wahrnehmungen,
die ich zum Beispiel habe, wenn ich ein Glied bewege, die ich
habe, wenn ich irgendwie eine innerliche unbewußte Bewegung auszuführen
habe. Der Nerv ist nur der Vermittler der Wahrnehmung für
irgend etwas Äußeres oder Inneres. Es gibt nicht zwei Arten von
Nerven, nicht sensitive und motorische Nerven. Meinetwillen, die
Terminologie ist mir dann einerlei, ob man sie dann sensitive oder
motorische nennt, das ist gleichgültig, aber nur einerlei Art und anatomisch-
physiologisch etwas metamorphosiert, nur einerlei Art von
Nerven gibt es.|319|56f}}
 
{{GZ|Die
sogenannten motorischen Nerven sind nur dazu da, um so, wie die
sogenannten sensitiven Nerven die äußeren Wahrnehmungen vermitteln,
ebenso die inneren Wahrnehmungen zu vermitteln, wenn wir
gehen oder wenn wir den Arm bewegen. Die motorischen Nerven sind
auch sensitive Nerven; sie sind dazu da, unsere Bewegungen selber zu
empfinden. Und daß man glaubt, die rnotorischen Nerven seien die
Willensträger, das kommt nur davon her, daß man in Unkenntnis ist
über den eigentlichen Willensträger. Ihn lernt man erst erkennen, wenn
man diese Selbstzucht des Willens wirklich übt, von der ich gesprochen
habe. Wenn einem das auch zur Aktivität wird, sich selbst zu erziehen.
Wenn man in dieser Erziehung unabhängig wird von dem, was gewissermaßen
der Leib selber mit einem macht. Dann lernt man erkennen,
daß es nicht die motorischen Nerven sind, die den Willen
erzeugen, sie nehmen nur die Bewegungen durch den Willen wahr,
sondern daß es ein drittes Glied der menschlichen Wesenheit ist, ein
übersinnliches Glied, dasjenige, was man die eigentliche Seelenwesenheit
nennen könnte. Ich habe es in meinen Schriften, wenn auch der
Ausdruck der Gegenwart noch nicht gefällt, den Astralleib genannt.
Man lernt dieses übersinnliche Glied dermenschlichen Wesenheit kennen
wiederum durch eine unmittelbare Schauung, die man sich anerzieht
durch diese Selbstzucht des Willens, man lernt diesen Seelenleib, wenn
ich es so nennen darf, kennen als dasjenige, was geistig-seelisch allen
Willensbewegungen, allen Bewegungen des Leibes zugrunde liegt. Nerven
sind nur dazu da, die Wahrnehmung der Bewegung zu vermitteln.
 
Man muß allerdings dann, wenn man immer weiter und weiter fortsetzt
diese Willenszucht, von der ich gesprochen habe, aufsteigen von
dem bloß [[Imagination|imaginativen]] Erkennen, das ich eben angedeutet habe, zu
dem [[Inspiration|inspirierten]] und [[Intuition|intuitiven]] Erkennen, wie ich es in meinem eben
genannten Buche bezeichnet habe. Dann gelangt tnan dazu, ein noch
höheres Glied, als es der Ätherleib oder Bildekräfteleib des Menschen
ist, in diesem Seelenglied der menschlichen Natur zu erkennen. Und
man lernt dieses Seelenglied erkennen als dasjenige, was man nicht
erleben kann in sich, was man nur erleben kann dadurch, daß man in
äußerer Aktivität ist, was man erleben kann dadurch, daß einem die
Antriebe des Willens etwas Bewußtes werden. Hat man es dahin gebracht,
dieses eigentliche Seelenglied in sich zu entdecken, diesen zweiten
Teil des übersinnlichen Menschen, dann erkraftet sich der Wille
immer mehr und mehr, und es erweist sich dasjenige, was unser Empfindungsleib
ist. Dasjenige, was unser Leib in Kraft setzt, indem er
seine Bewegungsglieder und was damit zusammenhängt gebraucht, erweist
sich als von ganz anderer Organisation als die Hauptesorganisation.
Es erweist sich die Gliedmaßennatur des Menschen als diejenige
Organisation, welche - im Gegensatz zum Haupte, das, wie ich es
charakterisiert habe, in fortwährendem teilweisen Sterben ist-, fortwährend
in geistigem Geborenwerden, in fortwährender Erhöhung
und Fortentwickelung des Lebens ist. So erlebt man auf der einen Seite
durch die Hauptesorganisation ein fortwährendes Absterben, auf der
anderen Seite in der Willensnatur, in dem zweiten übersinnlichen Glied
der Menschenwesenheit, ein fortwährendes Fortsetzen des Geborenwerdens.
Und aus diesem Fortsetzen des Geborenwerdens, aus dieser
Erhöhung des Lebens, die aus unserem ganzen Menschen kommen muß,
da strahlt uns wieder zurück die wahre, jetzt höhere übersinnliche
Natur des Ich und durchsetzt uns dasjenige, was wir hineingeprägt
haben in den Leib. Unser Ich steht wie aus einem Grabe des teilweise
absterbenden Hauptes immer von neuem auf. Das ist dasjenige, was
man in sich erleben kann durch eine entsprechende Ausbildung des
Seelenlebens, dieses fortwährende Wirken von Sterben und Geborenwerden.
Und man lernt erkennen, daß wir nicht nur im Anfange unseres
Lebens geboren werden und am Ende unseres Lebens sterben, sondern
daß in Sterben und Geborenwerden sich Kräfte ausdrücken, die
durch unser ganzes Leben mit unserer Organisation gehen.|330|364ff}}
 
=== Der Wille greift unmittelbar in die Wärmeprozesse ein ===
 
{{GZ|Wir haben zunächst den menschlichen Organismus. Wir verfolgen
die zentripetalen und die zentrifugalen, die sogenannten sensitiven
und motorischen Nerven. Ja, dieser Tatbestand ergibt sich. Ich kann
diese Gründe voll würdigen, kann auch würdigen, wie man die Zwiefachheit
des Nervensystems stützt durch die Tabes dorsalis und so
weiter.
 
Aber wenn man die höheren Wesensglieder kennt, dann werden
einem die Nerven etwas Einheitliches, man schaut die Einheitlichkeit
des Nervensystems. Die sensitiven sind darauf veranlagt, Sinneseindrücke
zu vermitteln; die motorischen haben mit dem Willen nichts
zu tun, sondern sie haben die Aufgabe, die Empfindungen, die in der
Peripherie sind, zu vermitteln, die chemisch-physiologischen Vorgänge
in den Beinen und so weiter. Die motorischen Nerven sind sensitiv für
die inneren Vorgänge des Organismus, während man tatsächlich dazu
kommt, so paradox das für die heutige Wissenschaft klingt, den Willen
unmittelbar in der Seele zu schauen und für die Entstehung der Bewegung
und der Willenseffekte einen unmittelbaren, direkten Einfluß
des Geistig-Seelischen auf das Physische anzunehmen.
 
Ich möchte Sie auf den Weg hinweisen, der dazu führen kann, diese
Anschauung zu finden. Denn als heutiger Anatom steht einem das Seelisch-
Geistige als etwas gegenüber, was zu allen möglichen Hypothesen
führen kann, es ist aber dasjenige, was man sich heute mehr mit
einer abstrakten Inhaltlichkeit vorstellt. ''[[Theodor Ziehen|Ziehen]]'' spricht nur von «Gefühlsbetonung» der Vorstellungen. Das, was man sich als Seele vorstellt,
ist etwas so abstraktes, dünn gewordenes, daß man nicht dazu
kommt, das Eingreifen dieses Seelischen in das Physische zu verstehen.
 
In dem Augenblicke, wo man sich klar wird, daß der physische
Leib vom Festen zum Flüssigen, Luftförmigen, bis zur Wärme heraufgeht,
dann kommt man schon mehr heran an das Geistige. Es ist natürlich
unmöglich, sich vorzustellen, daß das Geistige in den Organismus
eingreift, den die heutige Wissenschaft sich vorstellt. Aber sobald
man einen Wärmeorganismus annimmt, ist es nicht so schwer, sich
vorzustellen, daß das innere Kräften des Bildekräfteleibes eingreift
in die Wärmedifferenzierungen des menschlichen Organismus. In einer
Beziehung werden wir vieles durchzumachen haben, bis wir dazu
kommen, das lebendig zu machen, was heute in der Erkenntnis erstarrt
ist. Man wird den Übergang finden von dem feiner gewordenen
Physischen zu dem kraftvoller gewordenen Seelischen. Und man wird
sich sagen können: was Willenswesen ist, greift unmittelbar in die
Wärmeprozesse ein, von da in den Luftorganismus, von da in den
wäßrigen Organismus. Und es ist etwas ganz anderes vorhanden als
das, was die heutige Wissenschaft glaubt in bezug auf die motorischen
Nerven; da ist vorhanden ein geistig-seelisches-physisches Wirken, das
durch die motorischen Nerven zum Bewußtsein gebracht wird.|319|83f}}
 
=== Körperbewegung und Ich-Wesenheit ===
[[Datei:GA201_Tafel_17.jpg|mini|400px|Tafel 17 aus [[GA 201]]]]
 
{{GZ|Sehen Sie, wenn heute der materialistisch gesinnte Physiologe
von dem Willen spricht, der sich zum Beispiel in einer menschlichen
Gliedbewegung offenbart, so denkt er, da wird irgendein telegraphisches
Zeichen vom Zentralorgan, vom Gehirn abgeschickt, geht
durch den sogenannten motorischen Nerv und bewegt dann, sagen
wir, das rechte Bein. Aber das ist als solches wirklich eine ganz unbegründete
Hypothese, und es ist auch eine unrichtige Hypothese.
Denn die geistige Beobachtung zeigt das Folgende. Wenn wir den
Menschen schematisch nehmen (Tafel 17), so ist das so: Wenn das
rechte Bein gehoben wird durch den Willen, so geschieht von der
Ich-Wesenheit des Menschen, von der wirklichen Ich-Wesenheit ein
unmittelbarer Einfluß auf das Bein, und das Bein wird unmittelbar
durch die Ich-Wesenheit gehoben. Nur verläuft das alles so, wie die
Tätigkeit des Schlafens. Das Bewußtsein weiß nichts davon. Daß hier
Nerven eingeschaltet sind, die dann zum Zentralorgan gehen, das
unterrichtet uns bloß davon, daß wir ein Bein haben, das unterrichtet
uns nur fortwährend von der Anwesenheit dieses Beines. Dieser
Nerv hat als solcher nichts zu tun mit der Wirkung des Ich auf das
Bein. Es ist eine unmittelbare Korrespondenz zwischen dem Bein
und dem Willen, der beim Menschen verknüpft ist mit der Ich-Wesenheit, beim Tiere verknüpft ist mit dem astralischen Leib.
 
Alles, was die Physiologie zu sagen hat zum Beispiel auch mit Bezug
auf die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des sogenannten Willens,
das müßte umgedacht werden dahingehend, daß man es zu tun hat
mit der Fortpflanzungsgeschwindigkeit, die sich bezieht auf die
Wahrnehmung des betreffenden Gliedes. Natürlich können diejenigen,
die dressiert sind auf die heutige Physiologie, mit einem Dutzend
Einwendungen kommen. Ich kenne diese Einwände sehr gut;
aber man muß nur versuchen zurechtzukommen mit einem wirklich
logischen Denken und man wird finden, daß dasjenige, was ich hier
sage, in Übereinstimmung steht mit den Beobachtungstatsachen,
nicht aber das, was Sie heute in den physiologischen Lehrbüchern
finden.|201|134f}}
 
{{GGZ|Nun mache ich Sie auf eine
Tatsache aufmerksam, welche eine große Rolle gespielt hat in der
ganzen älteren, sagen wir, Welterkenntnis. Diese ältere Welterkenntnis
hat zum Beispiel folgende Zuordnung gemacht. Sie hat
gesagt: Zugeordnet ist der Ausgangspunkt für die unteren Gliedmaßen
dem Monde. Zugeordnet ist gewissermaßen der Zusammenlaufungspunkt
für die oberen Gliedmaßen da in der Kehlkopfgegend,
zugeordnet ist diese Partie dem Mars (Mond und Mars werden
in die Zeichnung 17 eingezeichnet).|201|136}}
 
{{GGZ|Sehen Sie, was ich jetzt eben gesagt habe, daß der Mensch mit
Bezug auf seine Willens-Stoffwechselnatur ein schlafendes, ein fortwährend
schlafendes Wesen ist, das drückt sich am intensivsten aus
in den unteren Gliedmaßen. Man könnte eigentlich sagen: Durch
jene metamorphosische Umformung, welche Arme und Hände
beim Menschen erlangt haben, trotzt der Mensch der Unbewußtheit
ab, was eigentlich Schlafesnatur des Gliedmaßenmenschen ist. Sie
werden auch wahrnehmen können, wenn Sie sich ein wenig das
innere Erleben für solche Dinge schärfen, daß doch ein beträchtlicher
Unterschied besteht zwischen den Bewegungen der Beine und
den Bewegungen der Arme. Die Bewegungen der Arme sind frei, sie
folgen in einer gewissen Weise Empfindungen. Die Bewegungen der
Beine sind nicht so frei - ich meine jetzt die Gesetzmäßigkeit, durch
die wir die Beine in Bewegung bringen. Allerdings, dies ist etwas,
was nicht immer beachtet und nicht immer in der richtigen Weise
gewürdigt wird, denn sehen Sie, ein größerer Teil des Eurythmiebesuchenden
Publikums ist natürlich daraufhin dressiert, mehr passiv
sich den Vorstellungen hinzugeben; der empfindet dann bei
unserer Eurythmie die geringer artikulierte Beinbewegung gegenüber
der mehr artikulierten Armbewegung und Händebewegung.
Aber das kommt nur davon her, daß eben, um die Armbewegungen
zu verstehen, schon ein Mitarbeiten der Seele notwendig ist von Seiten
des Zuschauers.|201|137f}}
 
{{GGZ|Also am intensivsten unbewußt ist dasjenige, was sich auf die
Bewegung der unteren Gliedmaßen bezieht. Da schläft der Mensch
in gewisser Weise ganz. Wie der Wille in die Beine hineinwirkt, wie
der Wille schon im Unterleibe wirkt, das ist etwas, was total verschlaschlafen
wird. Da ist gewissermaßen der Mensch immer seiner bewußten
Natur abgekehrt. Da sendet ihm die eigene Natur nur das
zurück, was Reflexion ist. Sie verfolgen ja natürlich auch die Bewegung
Ihrer Beine, aber eben durch Ihren Nervenapparat, durch die
Wahrnehmung; wie der Wille hineinschießt, das verfolgen Sie nicht,
sondern bekommen es nur in der Reflexion in die Wahrnehmung
herein. Die untere Natur kehrt Ihnen gewissermaßen die eine Seite
immer ab und nur die eine Seite immer zu, je nachdem Sie sie beleuchten
von Ihrem oberen Menschen aus. Das ist aber genau ebenso,
wie es der Mond macht (Tafel 17, rechts). Der Mond geht, wie
Sie ja wissen, um die Erde herum. Er ist ein höflicher Herr; er wendet
immer nur die eine Seite der Erde zu. Während er um die Erde
kreist, dreht er sich nicht so, daß er einmal seine Vorderseite zeigt,
das andere Mal seine Rückseite, sondern er wendet der Erde nie seine
Rückseite zu. Man hat aber auch zugleich niemals irgend etwas Eigenes
von dem Monde, sondern immer das zurückgesendete, das reflektierte
Licht. Da ist durchaus ein innerer Parallelismus zwischen
der Mondennatur und der ganzen inneren menschlichen Wesenheit.
Sie schauen hinauf nach dem Monde, und verstehen Sie ihn auch
nur dieser äußeren formalen Seite nach, so müssen Sie darin die
innere Verwandtschaft mit der unteren Organisation des Menschen
empfinden.|201|138f}}
 
{{GGZ|Und nehmen wir jetzt die andere Tatsache, nehmen wir die Tatsache,
daß die Arme, in ihrer Verbindung mit dem Oberen des mittleren
Menschen, in einer gewissen Weise, ich möchte sagen, im
Menschen selber aufwachen, daß die Armbewegung wenigstens
traumhaft wird, dann fühlen wir, daß alles, was die Arme betrifft,
mehr Verwandtschaft hat mit der menschlichen Bewußtheit, als dasjenige,
was die Beinbewegung betrifft. Der elementarisch empfindende
Mensch wird daher sehr häufig schon ganz naturgemäß die
Arme ein wenig zu Hilfe nehmen, wenn es sich um die Sprache
handelt, die ja mit dem mittleren Menschen sehr viel zu tun hat.
Eine Unterstützung des Redens mit den Armen wird uns naheliegen.
Ich glaube aber nicht, daß es sehr viele Redner gibt, die zu
gleicher Zeit durch Beingesten ihre Rede unterstützen, oder viele
Zuhörer, welche an diesen Beingesten Gefallen finden würden.
Also Sie brauchen nur in der richtigen Weise solch ein Bedürfnis des
Menschen zu fühlen, dann fühlen Sie die Verwandtschaft heraus,
die nun wirklich besteht zwischen den Armen und Händen - die ja
zum Gliedmaßenmenschen gehören -, diesem höheren Teil des
Gliedmaßenmenschen und dem mittleren Menschen, dem rhythmisehen
Menschen, der zu seinem seelischen Gegenbilde das Gefühlsmäßige
des Menschen hat. Vorzugsweise versuchen wir ja die Rede,
die sehr leicht abstrakt wird, durch Gebärden der Arme und Gebärden
der Hände zu unterstützen. Das Gefühlsmäßige suchen wir in
die Rede hineinzubringen durch diese Unterstützung.|201|139f}}
 
{{GGZ|Das wiederum wurde gefühlt, indem
man Sprache und Armbewegung zusammenfassend mit dem
Mars in eine gewisse Beziehung gebracht hat. Der Mars steht ja nicht
in so inniger Verbindung mit der Erde, wie der Mond, und dasjenige,
was dem Sprachorganismus und dem Armorganismus zugrunde
liegt, steht auch nicht mit dem irdischen Menschen in einer
so innigen Verbindung wie das, was dem Beinorganismus und dem
Unterleibsorganismus zugrunde liegt. Wir können sagen: In einer
gewissen Beziehung wirkt das, was den unteren Gliedmaßen als
Tätigkeiten entspricht, sehr stark auf den unbewußten Menschen;
auf den halbbewußten Menschen wirkt aber ungeheuer stark das,
was den Armen und Händen entspricht. Und es ist schon so: Jemand,
der ganz ungeschickte Hände hat, der also zum Beispiel gar
nicht mit den Fingern geschickte Bewegungen ausführen kann, der
wird auch kein sehr feinsinniger Denker sein. Er wird in einer gewissen
Weise mehr nach groben Gedankenmaschen suchen als nach feinen
Gedankengliedern. Er wird, wenn er grobklotzige Hände hat,
viel eher sich für den Materialismus eignen, als wenn er geschickte
Handbewegungen hat.|201|140f}}
 
==== Bedeutung für die Pädagogik ====
 
{{GZ|All diese Dinge werden von einer umfassenden Pädagogik durchaus
ins Auge gefaßt... Das alles sind Dinge, die durchaus aus dem Ganzen
dieses Waldorfschulgeistes herauskommen, denn da handelt es sich
wirklich nicht darum, daß man in einigen abstrakten programmatischen
Sätzen dies oder jenes schreibt, sondern daß man das ernst
nimmt, daß der ganze Unterricht von Menschenerkenntnis ausgehen
soll; daß man wissen soll als Lehrer, was es für eine Bedeutung
hat, wenn ich geschickt die Finger zu bewegen verstehe - wenn ich
unter Umständen sogar ordentlich den Mittelfinger über den Zeigefinger
zu geben vermag, so wie einen Merkurstab, oder wenn ich das
durchaus nicht zu machen vermag -, was das für einen großen Unterschied
macht für das Denken. Unsere Fingerbewegungen sind in
hohem Maße Lehrer der Elastizität unseres Denkens. Diese Dinge
können aber nun auch erkennend weiter verfolgt werden. Sie werden
verhältnismäßig leicht sich die Fertigkeit aneignen, den mittleren
Finger über den Zeigefinger elastisch drüberzulegen, so daß Sie
eine Schlange um den Merkurstab zuwege bringen, aber Sie werden
das mit der mittleren Zehe gegenüber der zweiten Zehe weniger
leicht zustande bringen. Daraus sehen Sie den Unterschied der ganzen
Organisation. Es ist sehr wichtig, das ins Auge zu fassen, denn
die Fußkonstruktion hängt innig zusammen mit unserer ganzen
menschlichen Erdennatur. Durch unsere Handorganisation erheben
wir uns über die Erdennatur. Wir erheben uns zum Außerirdischen.
Dieses Sich-Erheben zum Außerirdischen im Menschen, das fühlte
die alte Weisheit, indem sie sagte: Der untere Mensch ist dem Mond
zugeteilt; der sich über die Erdennatur erhebende Mensch ist dem
Mars zugeteilt.|201|141f}}
 
=== Die Sphärenharmonie als Ursache der Muskelbewegung ===
 
Nach Rudolf Steiner werden die [[Muskeln]] durch die als [[Astralleib]] ''[[Person|persönlich]]'' gewordene [[Sphärenharmonie]] bewegt.
 
{{GZ|So wird heute noch manches so angesehen werden, daß diejenigen
«von Sinnen» sind, welche aufmerksam machen auf die selbstverständliche
Weisheit, daß die heute gebräuchliche Einteilung der Nerven in
motorische und sensorische ein Unding ist. Nerven, die motorische
sein sollen, gibt es nicht. Es gibt nur Empfindungsnerven. Die motorischen
Nerven sind auch Empfindungsnerven; nur sind sie dazu da,
die entsprechenden Bewegungen in den Muskeln selbst zur Empfindung
zu bringen. Es wird gar nicht viel Zeit dazu gehören, so werden
die Menschen es einsehen, daß der Muskel allerdings nicht in Bewegung
gebracht wird durch Nerven, sondern daß er in Bewegung kommt
durch unsern astralischen Leib, und zwar durch das in unserem Astralleibe,
was in diesem zunächst nicht unmittelbar so wahrgenommen
wird, wie es ist. Denn das ist ein Gesetz, daß das, was wirken soll,
nicht unmittelbar wahrgenommen wird. Was den Muskel in Bewegung
bringt, was irgendeine Bewegung des Muskels hervorruft, das
hängt zusammen mit dem Astralleib, und zwar so, daß im Astralleib
selber zur Bewegung des Muskels eine Art Tonentwickelung, eine
Art Schallentwickelung stattfindet. Etwas wie eine Art Musikalisches
durchdringt unsern Astralleib, und der Ausdruck dieser Tonentwickelung
ist die Muskelbewegung. Es ist wirklich so, wie wenn wir bei
den bekannten Chladnischen Klangfiguren leicht beweglichen Staub
auf eine Metallplatte bringen und diese dann mit einem Violinbogen
streichen: da bekommen wir eine Figur. Von lauter solchen Figuren
- die aber Tonfiguren sind - ist auch unser Astralleib durchzogen, die
zusammen bewirken, daß unser Astralleib eine bestimmte Lage annimmt.
Das ist eingeprägt in dem Astralleib. Ganz trivial können sich
die Menschen davon überzeugen, wenn sie den Bizeps, den Oberarmmuskel,
recht anspannen und ihn dann ans Ohr bringen: wenn sie
sich einige Übung dafür aneignen, nur den Muskel recht anspannen
und den Daumen anlegen, dann können sie den Ton hören. Es soll
das kein Beweis sein, sondern nur etwas, wodurch man trivial illustrieren
kann, was damit gemeint ist. - So sind wir musikalisch durchdrungen
und leben es aus in unsern Muskelbewegungen. Und daß wir
etwas von unsern Muskelbewegungen kennen, dazu haben wir die
motorischen Nerven, wie man sie unrichtig nennt. Es spricht heute,
wie die Dinge in der Physiologie gruppiert werden, noch vieles dagegen,
aber nur scheinbar.
 
Dies ist jedoch nur eine Art von solchen Wahrheiten, die immer
mehr und mehr die Menschen davon überzeugen werden, daß der
Mensch wirklich ein geistiges Wesen ist, wirklich eingesponnen ist in
die Weltensphärenharmonien, bis in seine Muskeln hinein. Und gerade
die Geisteswissenschaft, die berufen ist, den sechsten Zeitraum in
bezug auf die geistige Erfassung der Welt vorzubereiten, wird es mit
allem einzelnen in bezug auf solche Wahrheiten vom Menschen als
von einem Geistwesen zu tun haben. Gerade wie der Ton in einer
gewissen Beziehung in eine höhere Sphäre heraufkommt, wenn er aus
dem musikalischen Ton zum menschlichen gesprochenen Wort wird,
so ist es auch im Weitenzusammenhange: die Sphärenharmonie wird
etwas Höheres, wenn sie zum Weltenwort, zum Logos wird. Das
wird sie, wenn alles, was als Sphärenharmonie wirkt, Wort, Logos
wird. Nun haben wir in der physischen Organisation des Menschen
als das nächst Höhere - physiologisch - das Blut. Gerade so nun, wie
der Muskel eingespannt ist in die Sphärenharmonien, so ist das Blut
eingespannt in den Logos und kann immer mehr und mehr Ausdruck
des Logos werden, wie es dies unbewußt seit der Menschwerdung ist.
Das heißt, es besteht auf dem physischen Plan die Tendenz, daß in
seinem Blut, das der Ausdruck des Ich ist, vom Menschen bewußt der
Ausdruck des Logos empfunden wird. Und wenn die Menschen im
sechsten Kulturabschnitt sich als Geistwesen kennengelernt haben,
werden sie nicht mehr an der Phantasterei festhalten, daß die Muskeln
durch die motorischen Nerven in Bewegung kommen, sondern
sie werden erkennen, daß die Muskeln aus der persönlich gewordenen
Sphärenharmonie heraus bewegt werden. Und im siebenten Kulturzeitraum
werden dann die Menschen bis in das Blut hinein sich
durchsetzt fühlen können vom Logos und werden dann erst fühlen
können, was eigentlich im Johannes-Evangelium ausgedrückt ist. Denn
erst im siebenten Kulturzeitraum wird das Johannes-Evangelium erkannt
werden können in seiner Wissenschaftlichkeit.|124|162f}}
 
{{GZ|Der Seher sieht, wie vom Ätherleib und Astralleib
flutende Ströme ausgehen, die dann sich in den Bewegungen der
Gliedmaßen ausdrücken können, die halb zurückgehalten werden
in den Sprachorganen, im Kehlkopf, und da den Laut bilden und
dann starr zurückgehalten werden im Kopf des Menschen, Gehirn
und Schädeldecke, Gehirnlappen.|265|295}}
 
=== Die Willenstätigkeit wird nicht zentral gesteuert ===
 
{{GZ|Das Nervenleben hat nicht die Beziehung zum Wollen,
die man ihm gewöhnlich zuschreibt, sondern der Wille hat unmittelbar
eine Beziehung zum Stoffwechsel, und diese Beziehung zum
Stoffwechsel nimmt der vorstellende Mensch erst wiederum wahr durch
das Nervensystem. Das ist die wirkliche Beziehung. Das Nervensystem
hat keine andere Aufgabe, als vorzustellen. Ob vorgestellt wird irgendein
äußerer Gegenstand, ob vorgestellt wird dasjenige, was durch den
Willen im Zusammenhange mit dem Stoffwechsel geschieht, der Nerv
hat immer die gleiche Aufgabe. Die heutige Wissenschaft unterscheidet
sensitive Nerven, die da sein sollen, um von der Körperperipherie aus
gewissermaßen die Eindrücke der Außenwelt zum Zentralorgan, wie
man sagt, zu tragen; dann wiederum sollen motorische Nerven da
sein, welche dasjenige, was vom Zentralsystem als Willensimpuls ausgehen soll, nach der Peripherie des Körpers zu tragen haben. Man hat,
ich werde davon noch genauer reden, sehr geistreiche - geistreich sind
sie ja, die Dinge -, sehr geistreiche Theorien ersonnen, um nachzuweisen,
wie man durch Durchschneiden und so weiter von Nerven beweisen
könne, daß ein solcher Unterschied besteht zwischen sensitiven
und motorischen Nerven. Aber in Wirklichkeit existiert er nicht. Und
viel bedeutungsvoller als alle im Laufe der Zeit geistreich ersonnenen
Theorien über den Unterschied von motorischen und sensitiven Nerven
ist die andere Tatsache, daß man allerdings den sogenannten motorischen
Nerv zerschneiden kann, sein Ende zusammenstückeln kann
mit dem Ende eines ebenfalls durchschnittenen sensitiven Nervs, und
daß dies dann wiederum einen Nerv von einer Nervenart gibt. Das
ist viel mehr sprechend als alles übrige, was sonst ersonnen worden
ist, daß ein Unterschied in der wirklichen Funktion zwischen motorischen
und sensitiven Nerven nicht gefunden werden kann. Er kann
auch in anatomisch-physiologischer Beziehung nicht gefunden werden.
Die sogenannten motorischen Nerven sind nicht dasjenige, was den
Willensimpuls vom Zentralorgan zu der Peripherie des Menschen
trägt, sondern diese motorischen Nerven sind in Wirklichkeit auch
sensitive Nerven. Sie sind dazu da, sagen wir, wenn ich zum Beispiel
einen Finger bewege, daß eine unmittelbare Beziehung zwischen dem
Willensentschluß und dem Stoffwechsel des Fingers zustande kommt,
daß der unmittelbare Einfluß, der vom Willen ausgeübt wird, den
Stoffwechsel des Fingers ergreift. Diese Stoffwechseländerung, dieser
Stoffwechselvorgang wird durch den sogenannten motorischen Nerv
wahrgenommen. Und wenn ich den Stoffwechselvorgang nicht wahrnehme,
dann erfolgt auch kein Willensentschluß, weil der Mensch
darauf angewiesen ist, dasjenige, was in ihm vorgeht, ebenso wahrzunehmen,
wenn er dadurch etwas wissen soll, sich beteiligen soll
daran, wie irgend etwas in der äußeren Welt wahrzunehmen ist, wenn
er daran beteiligt sein soll.
 
Es ist geradezu, ich möchte sagen, diese Unterscheidung von sensitiven
Nerven und motorischen Nerven der bequemste Knecht des
Materialismus, allerdings ein Knecht, der nur hat heraufziehen können
in der materialistischen Wissenschaft dadurch, daß man einen billigen
Vergleich gefunden hat in dieser neueren Zeit, nämlich den des Telegraphen.
Man telegraphiert von einer Station zur anderen hin, und
dann telegraphiert man wiederum zurück. Nach diesem Bilde des Telegraphierens stellt man sich ungefähr heute die Vorgänge vor von der
Peripherie nach dem Zentralorgan und wiederum zurück durch sensitive
und motorische Nerven. Das ganze Bild ist natürlich nur möglich in
einem Zeitalter, in dem eben gerade die Telegraphie eine solche Rolle
zu spielen hat wie im 19. Jahrhundert. Wäre die Telegraphie nicht da,
so hätte man ja auch dieses Bild nicht gefunden, und man wäre vielleicht
zu einer naturgemäßeren Anschauung der entsprechenden Vorgänge
gekommen.
 
Sehen Sie, es sieht aus, als wenn man, ich möchte sagen, aus einem
gewissen Radikalismus heraus, aus Kritikasterei dasjenige in Grund
und Boden treten wollte, mit dem sich so viele Menschen soviel ernstliche
Mühe gegeben haben. Aber glauben Sie nicht, daß das leicht ist.
Glauben Sie nicht, daß einem das leicht wird. Ich habe mich als ganz
junger Mann zu beschäftigen angefangen mit der Nervenlehre, und
es war für mich etwas Erschütterndes, zu bemerken, wie gerade diese
Nervenlehre der schlechte Knecht des Materialismus ist, weil dasjenige,
was ein unmittelbarer seelischer Einfluß des Willens auf den Stoffwechsel
ist, dadurch vermaterialisiert wird, daß man sich vorstellt, der
materielle Nervenstrang trage den Willensimpuls vom Zentralorgan
zu der Peripherie des Menschen, das heißt zum Muskel, zum Bewegungsorgan.
Man zeichnet so die materiellen Prozesse in den Organismus
hinein.
 
In Wahrheit ist bei einem Willensakt zunächst durchaus ein unmittelbarer
Zusammenhang zwischen dem, was der seelische Willensimpuls
ist, und irgendeinem Prozeß des Stoffwechsels. Der Nerv ist eben
nur dazu da, um die Wahrnehmung dieses Prozesses zu vermitteln.|301|30ff}}
 
{{GZ|Sehen Sie, heute hat sich ja alles, möchte ich sagen, was der Mensch
über den Menschen denkt, nach dem Kopfe hin geschlagen, und obwohl
uns der Kopf selber fortwährend in das Materielle hineindrängt,
eigentlich uns jeden Tag totschlagen will, wendet sich alle Menschenbetrachtung
heute im Grunde genommen dem Kopfe zu. Das ist das
Ungesunde der heutigen Menschenbetrachtung. Sie geht eigentlich von
der Wissenschaft aus, diese Menschenbetrachtung, denn man denkt
sich: im Kopfe ist das Gehirn, alles wird vom Gehirn aus dirigiert.
Nun weiß ich nicht, wie man es gemacht hätte, wenn man diese Theorie
in einem Zeitalter ausgebildet hätte, wo es noch keine Telegraphen
gegeben hat, wo man also nicht von Telegraphenleitungen die Analogie
hat hernehmen können. Aber das braucht uns ja auch nicht weiter zu
interessieren. Die Theorie von dem Nervensystem ist ja ausgebildet
worden, nachdem man die Telegraphenleitungen als einen Anhaltspunkt
hatte, um eine Analogie zu bilden. Und so hat man denn das
Gehirn als eine Art Zentralstation, sagen wir, London. (Es wird gezeichnet.)
Dann hat man, wenn das das Zentrum ist, dann hat man
vielleicht da Oxford, da Dover. Und nun, indem man London als das
Zentrum betrachtet, sagt man sich: es geht eine Leitung von Oxford
nach London; da wird umgeschaltet, und das geht darm^ weiter nach
Dover. Man kann sich das ja unter gewissen Fällen so vorstellen.
Nun, so stellt man sich das Gehirn vor. Der Nerv geht zu dem
Sinnesorgan hin, die Sensation tritt auf, wird bis zum Gehirn geleitet;
da im Gehirn ist die Zentralstation, das menschliche London. Dann
geht der motorische Nerv vom Gehirn zu den Bewegungsorganen hin
und treibt in Gemäßheit der Gedanken, die da irgendwie dazwischen
sitzen, das Wollen, die Bewegung hervor.
 
Man kann, wenn man eine solche Theorie ausgesonnen hat, sogar
die Tatsachen so registrieren, daß sie diese Theorie zu bestätigen scheinen.
Sie können ja heute jedes Physiologiebuch in die Hand nehmen
und Sie werden, wenn Sie nicht sehr vorurteilsvoll sind - denn die
Dinge schauen alle sehr plausibel aus -, da einfach sehen, wie die Experimente
mit dem Nervenzerschneiden gemacht werden, wie die Konklusionen
gezogen werden aus der Reaktion und so weiter, und alles
stimmt wunderbar. Es stimmt nur nicht vor einer eindringlichen Menschenerkenntnis.
Da ist es schließlich nicht so.
 
Ich will ganz absehen davon, daß ja schließlich die sensitiven von
den motorischen Nerven anatomisch fast gar nicht zu unterscheiden
sind; die einen sind höchstens etwas dicker als die anderen; aber in
bezug auf die Struktur ist wirklich ein wesentlicher Unterschied nicht
vorhanden. Was anthroposophische Forschung in dieser Beziehung
lehrt - ich kann das nur andeuten, nur Ergebnisse mitteilen, ich müßte
sonst anthroposophische Physiologie vortragen -, das ist dieses, daß die
Nerven durchaus einheitliche Organe sind, daß es ein Unding ist, von
zweierlei Nerven, von sensitiven und motorischen Nerven zu sprechen.
Da im Seelischen das Willensmäßige und Empfindungsmäßige überall
durchgebildet ist, stelle ich es jedem frei, motorisch oder sensitiv zu
sagen, aber er muß einheitlich werten, denn sie sind absolut einheitlich,
es gibt keinen Unterschied. Der Unterschied liegt nämlich nur in
der Richtung der Funktion. Wenn der sensitive Nerv nach dem Auge
hingeht, so öffnet er sich den Eindrücken des Lichtes, und es wirkt
wiederum dasjenige, was an der Peripherie des Menschen liegt, auf
einen anderen Nerv, den die heutige Physiologie als einen motorischen
Nerv anspricht. Wenn er nun vom Gehirn ausgeht nach dem übrigen
Organismus, so ist dieser Nerv dazu da, daß er dasjenige wahrnimmt,
was bei einer Bewegung vorgeht.|301|206f}}
 
=== Moralische Handlungen ===
 
{{GZ|Also es gibt nicht diese zweierlei Nerven, die heute in der materialistischen
Wissenschaft spuken, sondern nur einerlei Nerven. Die sogenannten
motorischen Nerven sind nur da, damit die Bewegung wahrgenommen
werden kann; sie sind auch Wahrnehmungsnerven, indem
innerlich gelegene Wahrnehmungsnerven sich nach der Peripherie des
Körpers hin erstrecken, um wahrzunehmen. Doch, wie gesagt, das wird
man erst nach und nach erkennen; und dann erst wird man das Verhältnis
einsehen können, in dem die Moralität zum Willen und unmittelbar
zum ganzen Menschen steht, weil die Moralität wirklich
unmittelbar auf das wirkt, was wir das Ich nennen. Von da aus wirkt
es dann herunter in den Astralleib, in den Ätherleib, und von da in den
physischen Leib. Wenn also aus Moralität eine Handlung begangen
wird, so strahlt gewissermaßen der Moralitätsimpuls in das Ich, von
da in den Astralleib, von da in den Ätherleib, von da in den physischen
Leib. Da wird er Bewegung, da wird er dasjenige, was der Mensch
äußerlich tut, was erst wahrgenommen werden kann durch die sogenannten
motorischen Nerven.
 
Moralität ist wirklich etwas, was unmittelbar aus der geistigen Welt
in den Menschen hereinwirkt, was stärker aus der geistigen Welt heraus
wirkt, als zum Beispiel Schönheit und Wahrheit.|170|65f}}
 
=== [[Blut]] und Nerv ===
 
{{GZ|Das Blut ist wirklich ein «ganz besonderer Saft». Denn es ist derjenige
Saft, welcher, wenn wir ihn aus dem menschlichen Leibe entfernen
könnten - was innerhalb der irdischen Bedingungen nicht geht -,
so daß er noch Blut bliebe und durch die anderen physischen Agenzien
nicht vernichtet würde, dann als Geist aufwirbeln würde. Damit
nicht das Blut als Geist aufwirbele, damit wir es so lange, als wir auf
der Erde sind, bis zum Tode in uns behalten können, deshalb muß es
vernichtet werden. Daher haben wir immerwährend in uns: Bildung
des Blutes - Vernichtung des Blutes, Bildung des Blutes - Vernichtung
des Blutes und so weiter durch Einatmung und Ausatmung.
Wir haben einen polarischen Prozeß in uns. Wir haben diejenigen
Prozesse in uns, die längs des Blutes, der Blutbahnen laufen, die fortwährend
die Tendenz haben, unser Dasein ins Geistige hinauszuleiten.
Von motorischen Nerven so zu reden, wie dies üblich geworden ist, ist
ein Unsinn, weil die motorischen Nerven eigentlich die Blutbahnen
wären. Im Gegensatz zum Blut sind alle Nerven so veranlagt, daß sie
fortwährend im Absterben, im Materiellwerden begriffen sind. Was
längs der Nervenbahnen liegt, das ist eigentlich ausgeschiedene Materie;
der Nerv ist eigentlich abgesonderte Materie. Das Blut will immer
geistiger werden, der Nerv immer materieller; darin besteht der polarische
Gegensatz.
 
Wir werden in den späteren Vorträgen diese hiermit gegebenen
Grundprinzipien weiter verfolgen und werden sehen, wie ihre Verfolgung
uns wirklich das geben kann, was uns auch in bezug auf die
hygienische Gestaltung des Unterrichtes dienlich sein wird, damit wir
das Kind zur seelischen und leiblichen Gesundheit heranerziehen und
nicht zur geistigen und seelischen Dekadenz. Es wird deshalb so viel
mißerzogen, weil so vieles nicht erkannt wird. So sehr die Physiologie
glaubt, etwas zu haben, indem sie von sensitiven und motorischen Nerven
spricht, so hat sie darin doch nur ein Spiel mit Worten. Von motorischen
Nerven wird gesprochen, weil die Tatsache besteht, daß der
Mensch nicht gehen kann, wenn gewisse Nerven beschädigt sind, zum
Beispiel die, welche nach den Beinen gehen. Man sagt, er könne das
nicht, weil er die Nerven gelähmt hat, die als «motorische» die Beine
in Bewegung setzen. In Wahrheit ist es so, daß man in einem solchen
Fall nicht gehen kann, weil man die eigenen Beine nicht wahrnehmen
kann. Dieses Zeitalter, in dem wir leben, hat sich eben notwendigerweise
in eine Summe von Irrtümern verstricken müssen, damit wir
wieder die Möglichkeit haben, uns aus diesen Irrtümern herauszuwinden,
selbständig als Menschen zu werden.|293|36ff}}
 
=== Ein sozial verträglicher Begriff der menschlichen [[Arbeit]] ===
 
Ein sozial verträglicher [[Begriff]] der menschlichen [[Arbeit]] lässt sich nur finden, wenn man erkennt, dass die [[Wille]]nstätigkeit des [[Mensch]]en nicht durch die sogenannten motorischen Nerven bedingt ist, sondern durch ein unmittelbares Zusammensein der [[Seele]] mit der Außenwelt:
 
{{GZ|Kein Mensch kann in irgendeiner Sozialwissenschaft ein richtiges
Verständnis des Menschen für sein Verhältnis zur Arbeit gewinnen,
der auf der vertrackten Unterscheidung zwischen sensitiven und
motorischen Nerven seine Begriffe, seine Vorstellungen aufbaut. Denn
man wird stets kuriose Begriffe von dem bekommen, was menschliche
Arbeit in Wirklichkeit ist, wenn man einerseits fragt: Was geht
eigentlich im Menschen vor, wenn er arbeitet, wenn er seine Muskeln
in Bewegung bringt? - und andererseits keine Ahnung davon hat,
daß dieses In-Bewegung-Bringen der Muskeln nicht auf den sogenannten
motorischen Nerven beruht, sondern auf dem unmittelbaren
Zusammensein der Seele mit der Außenwelt [...]
 
Wenn ich mit einer Maschine in Berührung komme, muß ich als
ganzer Mensch mit ihr in Berührung kommen; da muß ich ein Verhältnis
herstellen vor allen Dingen zwischen meinen Muskeln und
dieser Maschine. Dieses Verhältnis ist dasjenige, worauf des Menschen
Arbeit wirklich beruht. Auf dieses Verhältnis kommt es an, wenn man
die Arbeit sozial werten will, auf das ganz besondere Verhältnis des
Menschen zu der Arbeitsgrundlage.
 
Mit was für einem Arbeitsbegriff arbeiten wir denn heute? Das, was
im Menschen vorgeht, wenn er, wie man sagt, arbeitet, das ist nicht
verschieden, ob er nun an einer Maschine sich abmüht, ob er Holz
hackt, oder ob er zu seinem Vergnügen Sport treibt. Er kann sich
geradeso mit dem Sportvergnügen abnützen, er kann ebensoviel
Arbeitskraft konsumieren bei dem sozial überflüssigen Sport wie bei
dem sozial nützlichen Holzhacken. Und die Illusion über den Unterschied
zwischen motorischen und sensitiven Nerven ist es, die psychologisch
die Menschen ablenkt davon, auch einen wirklichen Arbeitsbegriff
zu erfassen, der nur erfaßt werden kann, wenn man den Menschen
nicht darnach betrachtet, wie er sich abnützt, sondern darnach,
wie er sich in ein Verhältnis stellt zur sozialen Umgebung. Ich glaube
Ihnen, daß Sie davon noch keinen deutlichen Begriff bekommen
haben, weil die Begriffe, die man heute von diesen Dingen erhalten
kann, so verkehrt sind durch unser Schulwesen, daß es erst einige
Zeit dauern wird, bis man den Übergang von dem sozial unsinnigen
Arbeitsbegriff, von dem wahnsinnigen wissenschaftlichen Begriff der
Unterscheidung der sensitiven und motorischen Nerven, finden wird.
Aber in diesen Dingen liegt zugleich der Grund dafür, warum wir so
unpraktisch denken. Denn wie kann eine Menschheit praktisch über
das Praktische denken, die sich der wahnsinnigen Vorstellung hingibt:
in unserem Inneren waltet ein Telegraphenapparat, und die
Drähte gehen hin zu irgend etwas im Gehirn und werden dort umgeschaltet
in andere Drähte, sensitive und motorische Nerven? Von
unserer, einem verkehrten Schulwesen entspringenden Unwissenschaft,
an die das breite Publikum, verführt durch die Zeitungspest,
glaubt, geht aus das Unvermögen, wirklich sozial zu denken.|192|154f}}
 
== Im Nervensystem wird beständig Materie erzeugt ==
 
Im gleichen Maß, in dem im [[Stoffwechsel-Gliedmaßensystem]] [[Materie]] vernichtet wird, entsteht beständig im [[Nerven-Sinnessystem]] neue Materie.
 
{{GZ|Wir wissen ja, ich habe es wenigstens andeutungsweise ausgeführt
in meinem Buche «Von Seelenrätseln», daß der Mensch ein dreigliedriges
Wesen ist: als Nerven-Sinnesmensch Träger des Gedankenlebens,
des Wahrnehmungslebens, als rhythmischer Mensch - Atmung, Blutzirkulation
- Träger des Gefühlslebens, als Stoffwechselmensch Träger
des Willenslebens. Aber wie entfaltet sich denn, wenn der Wille
immer mehr und mehr in Liebe entwickelt wird, im Menschen der
Stoffwechsel? Indem der Mensch ein Handelnder ist, so, daß eigentlich
der Stoff fortwährend überwunden wird. Und was entfaltet sich
im Menschen, indem er sich als freies Wesen in das reine Denken, das
aber eigentlich wiliensmäßiger Natur ist, hineinentwickelt? Es entsteht
der Stoff. Wir sehen hinein in Stoffentstehung. Wir tragen selbst in
uns dasjenige, was den Stoff entstehen macht: unseren Kopf; und wir
tragen in uns das, was den Stoff vernichtet, wo wir es sehen können,
wie der Stoff vernichtet wird: unseren Gliedmaßen-, unseren Stoffwechselorganismus.|202|211}}
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Nervensystem|}}
* {{WikipediaDE|Neurologie}}


== Literatur ==
== Literatur ==
 
* Rudolf Steiner: ''Die Beantwortung von Welt- und Lebensfragen durch Anthroposophie'', [[GA 108]] (1986), ISBN 3-7274-1081-7 {{Vorträge|108}}
* [[Wolfgang Schad]] (Hrsg.): ''Die menschliche Nervenorganisation und die Soziale Frage: Teil 1: Ein anthropologisch-anthroposophisches Gespräch'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1991, ISBN 978-3772504068
* Wolfgang Schad (Hrsg.): ''Die menschliche Nervenorganisation und die Soziale Frage: Teil 2: Dokumentarischer Anhang'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1992, ISBN 978-3772504075
* [[Karl Ballmer]]: ''Briefwechsel über die motorischen Nerven'', erweiterte Neuausgabe, Edition LGC 2013, ISBN 978-3-930 964-22-2
* Peter Wyssling: ''Rudolf Steiners Kampf gegen die motorischen Nerven. Das Schicksal einer Weltanschauungsentscheidung in Karl Ballmer und Gerhard Kienle.'' 3., erweiterte und verbesserte Auflage, Edition LGC 2016, ISBN 978-3-930 964-26-0
* [[Peter Heusser]]: ''Anthroposophie und Wissenschaft: Eine Einführung. Erkenntniswissenschaft, Physik, Chemie, Genetik, Biologie, Neurobiologie, Psychologie, Philosophie des Geistes, Anthropologie, Anthroposophie, Medizin'', Verlag am Goetheanum, Dornach 2016, ISBN 978-3723515686
*Johannes W. Rohen: ''Funktionelle Neuroanatomie: Lehrbuch und Atlas'', Schattauer, F.K. Verlag 2001, ISBN 978-3794521289
*Johannes W. Rohen, Elke Lütjen-Drecoll: ''Funktionelle Anatomie des Menschen: Lehrbuch der makroskopischen Anatomie nach funktionellen Gesichtspunkten'', Schattauer; Auflage: 11., überarb. u. erw. Aufl. (September 2005), ISBN 978-3794524402
*Johannes W. Rohen: ''Eine funktionelle und spirituelle Anthropologie: unter Einbeziehung der Menschenkunde Rudolf Steiners'', 1. Aufl., Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2009, ISBN 978-3772520983
*Johannes W. Rohen, Chihiro Yokochi, Elke Lütjen-Drecoll: ''Anatomie - Der fotografische Atlas der systematischen und topografischen Anatomie des Menschen'', 8. Aufl., Schattauer, 2015, ISBN 978-3-7945-2981-0 (Print) und ISBN 978-3-7945-6804-8 (eBook PDF) [http://www.schattauer.de/de/book/detail/product/1162-anatomie.html]
*Johannes W. Rohen: ''Morphologie des menschlichen Organismus'', 4. Aufl., Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2016, ISBN 978-3772519987
*Rudolf Steiner: ''Von Seelenrätseln'', [[GA 21]] (1983), ISBN 3-7274-0210-5; '''Tb 637''', ISBN 978-3-7274-6370-9 {{Schriften|021}}
*Rudolf Steiner/Ita Wegman: ''Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen'', [[GA 27]] (1991), ISBN 3-7274-0270-9; '''Tb 701''', ISBN 978-3-7274-7010-3 {{Schriften|027}}
*Rudolf Steiner: ''Die Erkenntnis des Übersinnlichen in unserer Zeit'', [[GA 55]] (1983), ISBN 3-7274-0550-3 {{Vorträge|055}}
*Rudolf Steiner: ''Geist und Stoff, Leben und Tod'', [[GA 66]] (1988), ISBN 3-7274-0660-7 {{Vorträge|066}}
*Rudolf Steiner: ''Bewußtsein – Leben – Form '', [[GA 89]] (2001), ISBN 3-7274-0890-1 {{Vorträge|089}}
*Rudolf Steiner: ''Exkurse in das Gebiet des Markus-Evangeliums'', [[GA 124]] (1995), ISBN 3-7274-1240-2 {{Vorträge|124}}
*Rudolf Steiner: ''Das Rätsel des Menschen. Die geistigen Hintergründe der menschlichen Geschichte'', [[GA 170]] (1992), ISBN 3-7274-1700-5 {{Vorträge|170}}
*Rudolf Steiner: ''Zeitgeschichtliche Betrachtungen. Das Karma der Unwahrhaftigkeit – Zweiter Teil'', [[GA 174]] (1983), ISBN 3-7274-1740-4 {{Vorträge|174}}
*Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Behandlung sozialer und pädagogischer Fragen'', [[GA 192]] (1991), ISBN 3-7274-1920-2 {{Vorträge|192}}
*Rudolf Steiner: ''Entsprechungen zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos'', [[GA 201]] (1987), ISBN 3-7274-2012-X {{Vorträge|201}}
*Rudolf Steiner: ''Die Brücke zwischen der Weltgeistigkeit und dem Physische des Menschen'', [[GA 202]] (1993), ISBN 3-7274-2020-0 {{Vorträge|202}}
*Rudolf Steiner: ''Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik'', [[GA 293]] (1992), ISBN 3-7274-2930-5 {{Vorträge|293}}
*Rudolf Steiner: ''Zur Geschichte und aus den Inhalten der erkenntniskultischen Abteilung der Esoterischen Schule von 1904 bis 1914'', [[GA 265]] (1987), ISBN 3-7274-2650-0 {{Schule|265}}
*Rudolf Steiner: ''Die Erneuerung der pädagogisch-didaktischen Kunst durch Geisteswissenschaft'', [[GA 301]] (1991), ISBN 3-7274-3010-9 {{Vorträge|301}}
*Rudolf Steiner: ''Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft. Zur Therapie und Hygiene'', [[GA 314]] (1989), ISBN 3-7274-3141-5 {{Vorträge|314}}
*Rudolf Steiner: ''Anthroposophische Menschenerkenntnis und Medizin'', [[GA 319]] (1994), ISBN 3-7274-3190-3 {{Vorträge|319}}
*Rudolf Steiner: ''Das Verhältnis der verschiedenen naturwissenschaftlichen Gebiete zur Astronomie'', [[GA 323]] (1997), ISBN 3-7274-3230-6 {{Vorträge|323}}
*Rudolf Steiner: ''Neugestaltung des sozialen Organismus'', [[GA 330]] (1983), ISBN 3-7274-3300-0 {{Vorträge|330}}
*Rudolf Steiner: ''Über Gesundheit und Krankheit. Grundlagen einer geisteswissenschaftlichen Sinneslehre'', [[GA 348]] (1997), ISBN 3-7274-3480-5 {{Vorträge|348}}
*Rudolf Steiner: ''Rhythmen im Kosmos und im Menschenwesen. Wie kommt man zum Schauen der geistigen Welt?'', [[GA 350]] (1991), ISBN 3-7274-3500-3 {{Vorträge|350}}


{{GA}}
{{GA}}


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Denken]] [[Kategorie:Geometrie]] [[Kategorie:Architektur]] [[Kategorie:Technik]]
 
<references />
 
[[Kategorie:Organsystem]]
[[Kategorie:Organismus]]
[[Kategorie:Anatomie]]
[[Kategorie:Nervensystem|!]]
[[Kategorie:Nerven-Sinnes-System]]
[[Kategorie:Medizin nach Fachgebiet]]
[[Kategorie:Medizinisches Fachgebiet]]
[[Kategorie:Neurowissenschaft nach Fachgebiet]]
[[Kategorie:Neurowissenschaftliches Fachgebiet]]
[[Kategorie:Philosophie des Geistes]]
[[Kategorie:Neurobiologie]]

Version vom 19. August 2019, 19:01 Uhr

Die Grundlage jeder Konstruktion (von lat. construere „zusammenbauen, zusammenschichten“, aus con „zusammen“ und struere „aufbauen, schichten“) ist der systematische gedankliche Aufbau einer Sache bzw. eines Gedankengebäudes.

Im engeren Sinn bedeutet Konstruieren:

Begriffsbildung durch innerliches Konstruieren

Begriffe werden durch innerliches Konstruieren gebildet. Im Gegensatz zum Gestalten, das einen intuitiv ganzheitlichen Charakter hat, ist das begriffliche Denken diskursiv, indem es von einem bestimmten Begriff zu einem bestimmten anderen logisch fortschreitet und das ganze Gedankengebilde Schritt für Schritt gedanklich lückenlos nachvollziehbar aus seinen Teilen aufbaut, wie es für eine wissenschaftliche Betrachtung unerlässlich ist.

„Die Vorstellung steht mit der äußeren Wahrnehmung in Verbindung, der Begriff ist entstanden durch inneres Konstruieren. Immer haben die Menschen so innerlich konstruiert, die wirklich logisch dachten. So hat Kepler, als er seine Gesetze aufstellte, diese innerlich konstruiert, und er fand sie dann in Harmonie mit der äußeren Wirklichkeit.

Der Begriff ist also nichts anderes als ein Gedankenbild, er hat seine Genesis, seinen Ursprung im Gedanken. Eine äußere Illustration ist nur eine Krücke, ein Hilfsmittel, um den Begriff anschaulich zu machen. Nicht durch äußere Wahrnehmung wird der Begriff gewonnen, er lebt zunächst nur in der reinen Innerlichkeit.

Unsere heutige Geisteskultur ist in ihrem Denken eigentlich - außer in der Mathematik - noch nicht über das bloße Vorstellen hinausgekommen. Für den Geistesforscher ist es manchmal grotesk zu sehen, wie wenig die Menschen hinausgekommen sind über das bloße Vorstellen. Die Menschen glauben meistens, der Begriff stamme aus der Vorstellung und sei nur blasser, weniger inhaltsvoll als diese. Sie glauben zum Beispiel zum Begriff des Pferdes zu gelangen, indem sie nacheinander große, kleine, braune, weiße und schwarze Pferde in ihrer Wahrnehmung auftauchen sehen; und nun nehme ich mir - so urteilen die Menschen weiter - aus der Wahrnehmung dieser verschiedenen Pferde das allen Pferden Gemeinsame heraus und lasse das Trennende weg, und so gewinne ich den Begriff des Pferdes. - Man bekommt so aber nur eine abstrakte Vorstellung, niemals aber gelangt man so im strengen Sinne des Wortes zu dem Begriff des Pferdes. Ebensowenig kommt man zu einem Begriff des Dreiecks, wenn mann alle Arten von Dreiecken nimmt, das Gemeinsame nimmt und das Trennende wegläßt. Zu einem Begriff des Dreiecks kommt man nur, wenn man sich innerlich konstruiert die Figur dreier sich schneidender Linien. Mit diesem innerlich konstruierten Begriff treten wir an das äußere Dreieck heran und finden es dann mit dem innerlich konstruierten Bilde harmonierend.

Nur in bezug auf mathematische Dinge können die Menschen unserer heutigen Kultur sich aufschwingen zum Begriff. Zum Beispiel beweist man durch innerliche Konstruktion, daß die Winkelsumme im Dreieck gleich hundertachtzig Grad ist. Wenn aber einmal jemand anfängt, Begriffe auch anderer Dinge innerlich zu konstruieren, so erkennt ein großer Teil unserer Philosophen das gar nicht an. Goethe hat die Begriffe «Urpflanze», «Urtier» durch inneres Konstruieren geschaffen; nicht das Verschiedene wurde nur weggelassen, das Gleiche festgehalten, - wie vorhin am Beispiel des Pferdes gesagt. Die Urpflanze und das Urtier sind solche innerliche Geisteskonstruktionen. Aber wie wenige erkennen das heute an. Erst wenn man durch innerliche Konstruktion sich den Begriff des Pferdes, der Pflanze, des Dreiecks und so weiter aufbauen kann, und wenn dies sich mit der äußeren Wahrnehmung deckt, erst dann kommt man zum Begriff einer Sache. Die meisten Menschen wissen heute kaum mehr, worum es sich handelt, wenn man von begrifflichem Denken spricht.

Nehmen wir einmal nicht mathematische Begriffe, und nehmen wir auch nicht Goethes Organik, wo er in wahrhaft grandioser Weise Begriffe geschaffen hat, sondern nehmen wir einmal den Begriff der Tugend. Man kann ja eine blasse allgemeine Vorstellung von der Tugend haben. Will man aber zu einem Begriffe der Tugend kommen, so muß man innerlich konstruieren, und man muß zu Hilfe nehmen den Begriff der Individualität. Man muß den Begriff der Tugend so konstruieren, wie man den Begriff des Kreises konstruiert. Es ist einige Mühe dazu notwendig, und es müssen verschiedene Elemente zusammengetragen werden, aber es ist ebenso möglich, wie das Konstruieren von mathematischen Begriffen. Die Moralphilosophen haben stets versucht, einen sinnlichkeitsfreien Begriff der Tugend zu geben. Es hat vor einiger Zeit einen Philosophen gegeben, der sich einen sinnlichkeitsfreien Begriff der Tugend nicht vorstellen konnte, und der diejenigen für Phantasten hielt, die derartiges behaupteten. Er erklärte, wenn er an die Tugend denke, so stelle er sich die Tugend vor als eine schöne Frau. Er trug also noch Sinnliches in den un-sinnlichen Begriff hinein. Und weil er sich keinen sinnlichkeitsfreien Begriff der Tugend vorstellen konnte, sprach er dies auch anderen ab.

Vertiefen Sie sich in die Ethik von Herbart, so finden Sie, daß bei ihm «Wohlwollen» und «Freiheit», diese ethischen Begriffe, nicht dadurch gebildet sind, daß man das Gemeinsame nimmt und das Trennende wegläßt, sondern er sagt zum Beispiel, das Wohlwollen umfasse das Verhältnis zwischen den eigenen Willensimpulsen und den vorgestellten Willensimpulsen einer anderen Person. - Er gibt also eine reine Begriffsbestimmung. So könnte man die ganze Moral durch reine Begriffe aufbauen wie die Mathematik, und wie es Goethe mit seiner Organik versuchte. Die allgemeine Vorstellung von der Tugend darf also nicht verwechselt werden mit dem Begriff der Tugend. Zu dem Begriff kommen die Menschen nach und nach auf dem Wege innerlicher Konstruktion.“ (Lit.:GA 108, S. 200ff)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.