Wut und Passionssonntag: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Wut''' (auch {{laS|'''''Furor'''''}} ‚Raserei, Leidenschaft, Wahnsinn‘ oder [[Französische Sprache|französisch]] '''''{{lang|fr|Rage}}''''' [{{IPA|ʀaʒ}}] ‚Raserei, [[Zorn]], Toben‘) ist eine sehr heftige [[Emotion]] und häufig eine [[Impulsivität|impulsive]] und [[Aggression|aggressive]] Reaktion ([[Affekt]]), die durch eine als unangenehm empfundene Situation oder Bemerkung, z. B. eine [[Kränkung]], ausgelöst worden ist. Wut ist heftiger als der [[Ärger]] und schwerer zu beherrschen als der Zorn. Wer häufig in Wut gerät, gilt als [[Wüterich (Person)|Wüterich]]. Implizit ist damit ausgesagt: Wer leicht in Wut gerät, ist weniger gut imstande, sich selbst zu kontrollieren.
[[Datei:StMartin43-53.JPG|mini|Symbol der Passionszeit – das verhüllte Kruzifix]]
Der '''Passionssonntag''' ({{laS|''Dominica de passione''}}) ist nach dem [[Missale Romanum]] von 1570 der dem [[Palmsonntag]] vorausgehende fünfte [[Fastensonntag|Sonntag der Fastenzeit]] und wird nach seinem [[Wikipedia:Introitus (Gesang)|Introitus]] auch {{lang|la|'''Judica'''}} genannt. Das [[Missale Romanum]] von 1962 nennt ihn „erster Passionssonntag“ ({{lang|la|''Dominica I. Passionis''}}) und den folgenden Sonntag  „zweiter Passions- oder Palmsonntag“ ({{lang|la|''Dominica II. Passionis seu in palmis''}}). Das Meßbuch in der Fassung von 2002 bezeichnet den Passionssonntag als 5. Fastensonntag und den [[Palmsonntag]] als „Palm- und Passionssonntag“ ({{lang|la|''Dominica in palmis de Passione Domini''}}), doch ist die ältere Bezeichnung des fünften Fastensonntags als „Passionssonntag“ weiterhin verbreitet.


Die Ableitung des [[Italienische Sprache|italienischen]] ''Furore'' für „rasenden Beifall“ sowie „Leidenschaftlichkeit“ wird im Zusammenhang mit ''Furore machen'' als „großes Aufsehen erregen“ und „Beifall erringen“ definiert.
Ab diesem Sonntag werden traditionell die [[Kruzifix|Kruzifixe]] und Kreuze in den Kirchen mit violetten (dunklen) Tüchern verhüllt. Sind [[Wikipedia:Triptychon|Triptychen]] und [[Wikipedia:Flügelaltar|Flügelaltäre]] vorhanden, werden diese häufig zugeklappt und zeigen die einfacher gestaltete Rückseite der Flügel.


== Sicht der Psychologie ==
== Liturgische Besonderheiten ==
Psychologen grenzen die Wut von Zorn und Ärger ab, indem sie von einem „höheren Erregungsniveau“ und stärkerer Intensität sprechen. „Von Zorn spricht man dann, wenn die Angelegenheit, die uns ärgert, nicht primär auf unser Ich bezogen ist, sondern auf etwas Übergreifendes... Der Zorn ist etwas distanzierter als die Wut ()([[Verena Kast]], ''Vom Sinn des Ärgers'').
Wenn die [[Heilige Messe]] in der [[Tridentinischer Ritus|außerordentlichen Form]] des [[Römischer Ritus|römischen Ritus]] gefeiert wird, so entfällt vom Passionssonntag an bis zum [[Gründonnerstag]] im [[Wikipedia:Stufengebet|Stufengebet]] der Psalm Judica, im [[Wikipedia:Introitus (Gesang)|Introitus]] und im Psalm zum [[Wikipedia:Lavabo (Ritus)|Lavabo]] das [[Wikipedia:Gloria Patri]].


Die Entstehung von Wut wird psychologisch analog zur Entstehung von Aggressionen erklärt. Dazu gibt es im Wesentlichen drei Theorien:
[[Kategorie:Ostern]]
* Die ''[[Triebtheorie]]'' nach [[Sigmund Freud]]. Sie geht von einem angeborenen ''Aggressionstrieb'' aus. Wird er prinzipiell unterdrückt, kommt es zu seelischen Störungen.
[[Kategorie:Karwoche]]
* Die ''[[Frustrations-Aggressions-Hypothese|Frustrations-Aggressions-Theorie]]'' geht davon aus, dass Aggressionen grundsätzlich Reaktionen auf [[Frustration]] sind. Wut ist demnach eine Abreaktion.
* Die ''[[Lerntheorie]]'' nach [[Albert Bandura]] stellt Aggression als erlerntes Verhalten dar. Sie sei ein Verhaltensmuster, das durch bestimmte Erfahrungen und das Lernen von Vorbildern antrainiert werde.
Es gibt in der Psychologie jedoch auch übergreifende Ansätze, in denen mehrere Erklärungen aufgegriffen werden.
 
Die Äußerungen von Wut und Aggression gehen nach [[Rainer Schandry]] (s. u.) in den Grundelementen auf genetische Fundierungen zurück, bei der Ausgestaltung der Wutausbrüche in bestimmten konkreten Situationen jedoch auf Lernvorgänge und  kognitive Prozesse. Form und Art der Wutausbrüche, das konkrete Verhalten eines Wutausbruchs orientieren sich demnach an sozialen Normen und Vorbildern, die sich in verschiedenen Gesellschaften und Gesellschaftsarealen unterschiedlich entwickeln können.
 
== Wutanfall ==
 
=== Allgemeines ===
Unter ''Wutanfall'' versteht man einen meist kurzzeitigen partiellen oder völligen Verlust der Kontrolle über das Gefühl der Wut; man spricht hier vom [[Affekt]]. Wutanfälle richten sich gegen Personen, Tiere, Institutionen oder auch Sachen und haben oft einen konkreten Auslöser, der aber nicht zwangsläufig identisch mit dem Ziel der damit verbundenen Attacke sein muss. Der Wutanfall wird auch als ''Überreaktion'' bezeichnet und gilt deshalb in den meisten Kulturkreisen als Charakterschwäche. Analog gilt es oft als Charakterstärke, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, sondern die [[Contenance]] zu wahren bzw. kühl zu bleiben.
 
Prinzipiell kann in Ausnahmesituationen und unter starkem Stress jeder Mensch einen Wutanfall erleiden, wobei jedoch eine Neigung zu solchen bei Erwachsenen als [[Choleriker|cholerisch]] gilt. Bei Kleinkindern gehören Wutanfälle in einer bestimmten Phase zur psychischen Entwicklung.
 
Wutanfälle sind auch typisch für einige psychische Störungen wie beim [[Hospitalismus|Hospitalismus/Deprivationssyndrom]], bei [[Autismus]] ([[Kanner-Syndrom]] oder [[Asperger-Syndrom]]). Hier treten Wutanfälle außergewöhnlich oft, überdurchschnittlich lang und meist auch sehr intensiv auf. Auch bei geistig behinderten Menschen kommt es leichter zu Wutanfällen, da deren Fähigkeit zur Kontrolle und Verarbeitung so starker Emotionen oft eingeschränkt ist.
 
Ein Wutanfall kann absichtlich oder unabsichtlich evoziert werden. Dazu genügen oft schon kleine Reizworte oder Handlungen, die für sich genommen eigentlich keine Bedeutung hätten. Die Redewendung „jemanden auf die Palme bringen“ beschreibt dies bildlich. Neben dem externen Auslöser gibt es auch die Möglichkeit, sich selbst in einen Wutanfall zu steigern.
 
=== Wutanfälle beim Kind ===
Bei Kindern im Alter von ein bis vier Jahren sind Wutanfälle ein weit verbreitetes und normales Verhalten. Enttäuschungen führen bei vielen Kindern in dieser Altersgruppe zu eskalierenden körperlichen und verbalen Reaktionen wie Sich-auf-den-Boden-Werfen, Weinen, Schreien, Treten, Schlagen und Werfen von Objekten.<ref name="Wegman">John Wegmann: ''[http://health.discovery.com/encyclopedias/illnesses.html?article=2743 Temper tantrums in children]'', 2007</ref> Müdigkeit und Hunger können das Verhalten verstärken.<ref>Susan Scott Ricci, Terry Kyle: ''Maternity and Pediatric Nursing'', S. 824 ({{Google Buch|BuchID=gaYtFuND7VIC|Seite=824|Linktext=Eingeschränkte Online-Version|Land=US}})</ref> In Elternratgebern wird meist empfohlen, Wutanfälle zu ignorieren, Ruhe zu bewahren und das Kind Selbstbeherrschung durch ein gutes Vorbild zu lehren.<ref>Susan Scott Ricci, Terry Kyle: ''Maternity and Pediatric Nursing'', S. 824; Don Mordasini: ''Wild Child: How You Can Help Your Child with Attention Deficit Disorder (ADD)'', S. 112 ({{Google Buch|BuchID=gvfygGut_58C|Seite=112|Linktext=Eingeschränkte Online-Version|Land=US}}); Farooq Mirza: ''Keep Children Healthy in Body and Mind: Birth Through 10'', S. 204 ({{Google Buch|BuchID=8SGhJnMzDfoC|Seite=204|Linktext=Eingeschränkte Online-Version|Land=US}})</ref> Wenn Kinder die Erfahrung machen, dass sie sich mit Wutanfällen wirkungsvoll durchsetzen, können diese zu einer erlernten Angewohnheit werden.<ref>Philip Whitaker, Helen Joy, David Edwards, Jane Harley: ''Challenging Behavior and Autism: Making Sense – Making Progress'', S. 47ff</ref> Der amerikanische Kinderarzt [[William Sears (Mediziner)|William Sears]] unterscheidet allerdings zwischen manipulativen Wutanfällen einerseits, die durch Nichtbeachtung entmutigt werden sollten, und Enttäuschungs-Wutanfällen andererseits, in denen das Kind wirklich Trost und Zuspruch benötigt, um die Aufgabe, an der es zu scheitern fürchtet, doch noch zu bewältigen.<ref>[http://www.askdrsears.com/html/6/t063300.asp Taming Toddler Tantrums]; vgl. auch Ronald Mah: ''The One-Minute Temper Tantrum Solution: Strategies for Responding to Children’s Challenging Behaviors'', S. 5 ({{Google Buch|BuchID=1xWnb3mUIVsC|Seite=5|Linktext=Eingeschränkte Online-Version|Land=US}})</ref>
 
In vielen Elternratgebern werden nicht nur Techniken des Krisenmanagements beschrieben, sondern auch Methoden der Prävention und der frühzeitigen Deeskalation sich anbahnender Wutanfälle.<ref>Joni Levine: ''The Everything Parent’s Guide to Tantrums: The Only Book you Need to Prevent Outbursts, Avoid Public Scenes, and Help Your Child Stay Calm'', S. 188 ({{Google Buch|BuchID=8FTQBTuE4nkC|Seite=188|Linktext=Eingeschränkte Online-Version|Land=US}}); Robin Goldstein, Janet Gallant: ''The New Baby Answer Book: From Birth to Kindergarten, Answers to the Top 150 Questions about Raising a Young Child'', S. 52 ({{Google Buch|BuchID=kz3AvrELPgwC|Seite=52|Linktext=Eingeschränkte Online-Version|Land=US}})</ref> In vielen Schulen wird heutzutage ein Training gepflegt, in dem Kinder lernen, Konflikte verbal auszutragen.
 
Lässt das Verhalten mit dem Heranreifen –&nbsp;besonders mit der Entfaltung der Verbalisationsfähigkeit&nbsp;– nicht nach oder besteht über das vierte Lebensjahr hinaus fort, so könnte es sich chronifiziert haben oder auf eine der Diagnostik bedürftige Störung hinweisen, und ein Kinderpsychologe sollte zu Rate gezogen werden.<ref name="Wegman" />
 
== Umgang mit Wut ==
Die Wut gilt in den meisten Kulturkreisen als verwerflich und ist gesellschaftlich nicht akzeptiert. Sie entspricht nicht dem erwarteten [[Sozialverhalten]]. Dennoch hilft sie in vielen Fällen, den [[Wille]]n durchzusetzen.
 
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass häufig unterdrückte Wut Krankheiten hervorrufen kann, vergleichbar mit ständiger Belastung durch [[Stress]]. Als beobachtete Gesundheitsfolgen werden unter anderem erhöhter [[Cholesterinspiegel]], [[Bluthochdruck]], erhöhtes [[Herzinfarkt]]risiko und Erkrankungen des [[Herz-Kreislauf-System]]s genannt. Dennoch vermindert das ständige Ausleben von Aggressionen das Risiko nicht, die genannten Erkrankungen zu erleiden. Im Gegenteil, es nimmt sogar zu. Die Erklärung dafür ist, dass Ärger die Produktion von [[Adrenalin]] und [[Noradrenalin]] steigert, also von Stresshormonen. Diese haben unter anderem Einfluss auf die Blutgerinnung.
 
Manche Psychologen gehen davon aus, dass unterdrückte Wut eine Ursache von [[Depression]]en, [[Essstörung]]en und [[Alkoholismus]] ist.
 
In der Ratgeberliteratur wird häufig empfohlen, Wut angemessen auszudrücken oder zu kanalisieren, etwa durch Sport, Gespräche, [[Imagination]]en, kreativen Ausdruck oder [[Entspannungstechnik|Entspannungsmethoden]].
 
== Filmische Erwähnung ==
* Beim [[Endzeit]]-[[Horrorfilm]] ''[[28 Days Later]]'' (2002) und dessen [[Fortsetzung (Film)|Fortsetzung]] ''[[28 Weeks Later]]'' (2007) dreht sich die Handlung um das sogenannte „Wut-[[Viren|Virus]]“, welches den Betroffenen innerhalb von zehn bis zwanzig Sekunden in einen des Sprechens unfähigen Rasenden ohne menschliche Vernunft transformiert, der jeden Nichtinfizierten sofort bestialisch angreift und somit ebenfalls infiziert.
 
* Der namensgebende [[Fernsehfilm]] ''[[Wut (Fernsehfilm)|Wut]]'' (2006) beschreibt die Eskalation eines Konflikts zwischen einer Familie des [[Bildungsbürgertum]]s und einem [[Türken|türkischstämmigen]] [[Jugend]]lichen aus einfachen Verhältnissen.
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Wut}}
* {{WikipediaDE|Aggression}}
* {{WikipediaDE|Jähzorn}}
* {{WikipediaDE|Furor Teutonicus}}
* {{WikipediaDE|Amok}}
* {{WikipediaDE|Zorn}}
* {{WikipediaDE|Ärger}}
 
== Literatur ==
* Verena Kast: ''Vom Sinn des Ärgers''. Kreuz, Stuttgart 1985, ISBN 3-7831-1659-7; Herder, Freiburg, Basel, Wien 2010, ISBN 978-3-451-06011-3
* Heidi Kastner: "Wut. Plädoyer für ein verpöntes Gefühl". Wien 2014. ISBN 978-3-218-00929-4
* Anne-Bärbel Köhle: ''Wut lass nach! Kreativer Umgang mit einem starken Gefühl''. Kreuz, Stuttgart 1998, ISBN 3-268-00218-8
* Johannes F. Lehmann, Im Abgrund der Wut. Zur Kultur- und Literaturgeschichte des Zorns, Freiburg i. Br. 2012, ISBN 978-3-7930-9690-0
* Rainer Schandry: Biologische Psychologie, Verlag Beltz PVU, Weinheim, Berlin, Basel, 2003
* Seneca: ''De ira / Über die Wut'', ISBN 978-3-15-018456-1 (lateinisch, deutsch)
* Anita Timpe: ''Ich bin so wütend! Nutzen Sie die positive Kraft Ihrer Wut!'' BoD, Norderstedt 2014, ISBN 978-3-735-76022-7
 
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
{{Commonscat|Anger|Wut}}
{{Wikiquote}}
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
[[Kategorie:Fühlen]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 22. August 2017, 21:11 Uhr

Symbol der Passionszeit – das verhüllte Kruzifix

Der Passionssonntag (lat. Dominica de passione) ist nach dem Missale Romanum von 1570 der dem Palmsonntag vorausgehende fünfte Sonntag der Fastenzeit und wird nach seinem Introitus auch Judica genannt. Das Missale Romanum von 1962 nennt ihn „erster Passionssonntag“ (Dominica I. Passionis) und den folgenden Sonntag „zweiter Passions- oder Palmsonntag“ (Dominica II. Passionis seu in palmis). Das Meßbuch in der Fassung von 2002 bezeichnet den Passionssonntag als 5. Fastensonntag und den Palmsonntag als „Palm- und Passionssonntag“ (Dominica in palmis de Passione Domini), doch ist die ältere Bezeichnung des fünften Fastensonntags als „Passionssonntag“ weiterhin verbreitet.

Ab diesem Sonntag werden traditionell die Kruzifixe und Kreuze in den Kirchen mit violetten (dunklen) Tüchern verhüllt. Sind Triptychen und Flügelaltäre vorhanden, werden diese häufig zugeklappt und zeigen die einfacher gestaltete Rückseite der Flügel.

Liturgische Besonderheiten

Wenn die Heilige Messe in der außerordentlichen Form des römischen Ritus gefeiert wird, so entfällt vom Passionssonntag an bis zum Gründonnerstag im Stufengebet der Psalm Judica, im Introitus und im Psalm zum Lavabo das Wikipedia:Gloria Patri.


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