Versuchung Christi und Reim: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Joachim Stiller
 
imported>Joachim Stiller
 
Zeile 1: Zeile 1:
Die '''Versuchung Christi''' (auch '''Versuchung Jesu''') wird nur in den drei [[Synoptische Evangelien|synoptischen Evangelien]], ''nicht'' aber im [[Johannes-Evangelium]] geschildert. Sie soll nach [[Christentum|christlicher]] Überlieferung auf dem [[Berg der Versuchung]] nahe [[Wikipedia:Jericho|Jericho]] im heutigen [[Wikipedia:Westjordanland|Westjordanland]] stattgefunden haben, nachdem sich der [[Christus]] nach der [[Jordan-Taufe]] zu [[40]]-tägigem [[Fasten]] in die [[Einsamkeit]] der [[Wüste]] zurückgezogen hatte.
Der '''Reim''' ist im weiteren Sinne eine Verbindung von Wörtern mit ähnlichem Klang. Im engeren Sinne ist der Reim der Gleichklang eines betonten [[Vokal]]s und der ihm folgenden Laute. Dieser Laut kann je nach Dichtungstradition am Anfang des Wortes ([[Wikipedia:Anlaut|Anlaut]]), in der Mitte oder am Ende stehen. Beispiel: lauf – sauf; laufen – saufen; Laufender – Saufender. In der linguistisch orientierten [[Lyrik]]theorie werden Reime als [[Wikipedia:Phonologie|phonologische]] Überstrukturierung aufgefasst.


{{Zitat|12 Danach trieb der Geist Jesus in die Wüste. 13 Dort blieb Jesus vierzig Tage lang und wurde vom Satan in Versuchung geführt. Er lebte bei den wilden Tieren und die Engel dienten ihm.|[[Markus-Evangelium]]|{{BB|Mk|1|12-13}}}}
Das mittelhochdeutsche Wort ''rîm'' ist entlehnt aus dem Französischen: Das Substantiv ''rime'' für Reim stellt eine Rückbildung des Verbs ''rimer'' für „in Reihen ordnen, reimen“ dar (fränkisch und althochdeutsch ''rīm'' „Reihe“). Die englische Schreibweise ''rhyme'' beruht darauf, dass zu Zeiten der Einführung des Modernen Englisch fälschlicherweise eine Verbindung zum griechischen ''rhythmos'' angenommen wurde.


Ausführlicher wird die Versuchungsgeschichte im [[Matthäus-Evangelium|Matthäus]]- und [[Lukas-Evangelium]] erzählt:
== Geschichte ==
Der Begriff „Reim“ bezeichnete bis ins 17. Jahrhundert den ganzen gereimten [[Vers]]. [[Wikipedia:Martin Opitz|Martin Opitz]] (1597–1639), Dichter des Barock und Verfasser der ersten deutschsprachigen Poetik, begründete die heutige Definition: „Ein reim ist eine vber einstimmung des lautes der syllaben vnd wörter zue ende zweyer oder mehrer verse /welche wir nach der art die wir vns fürgeschrieben haben zusammen setzen.“<ref>Martin Opitz: ''[http://www.zeno.org/Literatur/M/Opitz,+Martin/Theoretische+Schrift/Buch+von+der+deutschen+Poeterei/Das+7.+Capitel Buch von der deutschen Poeterei.]'' 7. Kapitel.</ref> Die ursprüngliche Bedeutung hat sich aber noch in Ausdrücken wie ''Kinderreim'' und ''Kehrreim'' erhalten.


{|
In [[Wikipedia:Kaiserreich China|China]] wurde der Reim bereits zwischen dem 10. und dem 7. Jahrhundert v. Chr. verwendet, was durch das [[Wikipedia:Buch der Lieder (China)|Buch der Lieder]], die älteste Sammlung von Gedichten und die größte aus vorchristlicher Zeit, bezeugt ist.
|-
! <center>[[Matthäus-Evangelium]] {{BB|Mt|4|1-11}} </center> !! <center>[[Lukas-Evangelium]] {{BB|Lk|4|1-13}}</center>
|-
| valign="top" width="50%" style="padding-right:10px;" | <poem>1 Dann wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt; dort sollte er vom Teufel in Versuchung geführt werden.
2 Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, bekam er Hunger.
3 Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass aus diesen Steinen Brot wird.
4 Er aber antwortete: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht nur von Brot, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.
5 Darauf nahm ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt, stellte ihn oben auf den Tempel
6 und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich hinab; denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich auf ihren Händen zu tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.
7 Jesus antwortete ihm: In der Schrift heißt es auch: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.
8 Wieder nahm ihn der Teufel mit sich und führte ihn auf einen sehr hohen Berg; er zeigte ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht
9 und sagte zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest.
10 Da sagte Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen.
11 Darauf ließ der Teufel von ihm ab und es kamen Engel und dienten ihm.</poem> 
| valign="top" width="50%" style="padding-left:10px;" | <poem>1 Erfüllt vom Heiligen Geist, verließ Jesus die Jordangegend. Darauf führte ihn der Geist vierzig Tage lang in der Wüste umher,
2 und dabei wurde Jesus vom Teufel in Versuchung geführt. Die ganze Zeit über aß er nichts; als aber die vierzig Tage vorüber waren, hatte er Hunger.
3 Da sagte der Teufel zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden.
4 Jesus antwortete ihm: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht nur von Brot.
5 Da führte ihn der Teufel (auf einen Berg) hinauf und zeigte ihm in einem einzigen Augenblick alle Reiche der Erde.
6 Und er sagte zu ihm: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen und ich gebe sie, wem ich will.
7 Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören.
8 Jesus antwortete ihm: In der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen.
9 Darauf führte ihn der Teufel nach Jerusalem, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier hinab;
10 denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich zu behüten;
11 und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.
12 Da antwortete ihm Jesus: Die Schrift sagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.
13 Nach diesen Versuchungen ließ der Teufel für eine gewisse Zeit von ihm ab.</poem>
|}


In seinen Ausführungen über das «[[Fünftes Evangelium|Fünfte Evangelium]]» geht [[Rudolf Steiner]] auch ausführlich auf die in der Versuchungsgeschichte geschilderte Begegnung mit [[Luzifer]], dem [[Teufel]], und [[Ahriman]], dem [[Satan]], ein:
Die heidnische und christliche [[Dichtung]] der [[Wikipedia:Spätantike|Spätantike]] im germanischen Sprachraum ist geprägt durch den [[Wikipedia:Stabreim|Stabreim]]. Der Endreim wurde vermutlich über die christlich-lateinische Hymnendichtung eingeführt. Das [[Wikipedia:Altes Testament|alte Testament]] kennt den Reim aber ebenso wenig wie die [[Dichter]] der griechischen und römischen Antike, die den Gleichklang der Laute als unschön ablehnten.


{{GZ|Diese Christus-Wesenheit wurde zunächst geführt - das zeigt uns
Der [[Wikipedia:Koran|Koran]], der im 7. Jahrhundert entstand, ist in [[Wikipedia:Reimprosa|Reimprosa]] abgefasst. Diese literarische Form, die durch Endreime am Satzende oder an [[Wikipedia:Syntax|syntaktischen]] Einschnitten ohne Bindung an ein Versmaß getragen wird, war damals auf der arabischen Halbinsel sehr verbreitet.
auch die Akasha-Chronik des Fünften Evangeliums - in die Einsamkeit.
Der Jesus von Nazareth, in dessen Leib die Christus-Wesenheit
war, hatte ja dahingegeben alles, was ihn früher mit der übrigen Welt
verbunden hatte. Die Christus-Wesenheit war eben angekommen auf
der Erde. Zunächst zog es diese Christus-Wesenheit zu dem hin, was
durch die Eindrücke des Leibes, die wie im Gedächtnis geblieben
waren, im Astralleibe am heftigsten sich eingegraben hatte. Gleichsam
sagte sich die Christus-Wesenheit: Ja, das ist der Leib, der den
fliehenden Ahriman und Luzifer erlebt hat, der gespürt hat, daß die
strebenden Essäer Ahriman und Luzifer zu den anderen Menschen
hinstoßen. - Zu ihnen fühlte der Christus sich hingezogen, zu Ahriman
und Luzifer, denn er sagte sich: Das sind die geistigen Wesen,
mit denen die Menschen auf Erden zu kämpfen haben. - So zog es die
Christus-Wesenheit, die zum ersten Male in einem Menschenleibe, in
einem Erdenleibe wohnte, zunächst hin zum Kampf mit [[Luzifer]] und
[[Ahriman]] in der Einsamkeit der Wüste.


Ich glaube, daß die Szene von der Versuchung, so wie ich sie nun
Die geistliche und weltliche lateinische Dichtung des europäischen Mittelalters ist entweder akzentuierend und reimend, oder sie erscheint reimlos und quantitierend, d.&nbsp;h., es werden die antiken [[Wikipedia:Verslehre|Metren]] verwendet, vor allem der [[Wikipedia:Hexameter|Hexameter]]. Eine Ausnahme bildet der [[Wikipedia:Leoninischer Vers|leoninische Vers]], der die Quantitäten mit dem Reim verband.
erzählen werde, durchaus richtig ist. Aber es ist sehr schwierig, solche
Dinge in der Akasha-Chronik zu lesen. Deshalb bemerke ich ausdrücklich,
daß das eine oder andere unbeträchtlich modifiziert werden
könnte bei einer weiteren okkulten Untersuchung. Aber das
Wesentliche ist da, und dieses Wesentliche habe ich Ihnen zu erzählen.
Die Versuchungsszene steht ja in verschiedenen Evangelien. Aber
diese erzählen von verschiedenen Seiten her. Das habe ich ja öfters
hervorgehoben. Ich habe mich bemüht, diese Versuchungsszene so
zu gewinnen, wie sie wirklich war und ich möchte unbefangen erzählen,
wie sie wirklich war.


Zuerst begegnete die Christus-Wesenheit im Leibe des Jesus von
Als erste in Endreimen abgefasste deutsche (althochdeutsche) Schriftdichtung gilt das [[Wikipedia:Evangelienbuch|Evangelienbuch]] [[Wikipedia:Otfrid von Weißenburg|Otfrids von Weißenburg]] (um 870). Seit dem 12. Jahrhundert tritt der Reim den Siegeszug in der Dichtung aller europäischen Volkssprachen an, und er behält seine vorherrschende Stellung, bis diese sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stark abschwächt. Die moderne Lyrik verzichtet häufig auf die klassischen poetischen Mittel von Reim und [[Wikipedia:Versmaß|Versmaß]] und verwendet den ''[[Wikipedia:Freier Vers|freien Vers]],'' der im 19. Jahrhundert in Frankreich als ''[[Wikipedia:vers libre|vers libre]]'' entwickelt wurde. Durch den völligen Verzicht auf die Regeln der Metrik nähert sich der ''freie Vers'' der [[Wikipedia:Prosa|Prosa]] an.
Nazareth in der Einsamkeit Luzifer, Luzifer, wie er waltet und wirkt
und an die Menschen versuchend herankommt, wenn sie sich selbst
überschätzen, wenn sie zu wenig Selbsterkenntnis und Demut haben.
Herantreten an den falschen Stolz, den Hochmut, an die Selbstvergrößerung
der Menschen: das will Luzifer ja immer versuchen. Jetzt
trat Luzifer dem Christus Jesus entgegen und sagte zu ihm ungefähr
die Worte, die ja auch in den anderen Evangelien stehen: Sieh mich
an! Die anderen Reiche, in welche der Mensch versetzt ist, die von
den anderen Göttern und Geistern gegründet worden sind, die sind
alt. Ich aber will ein neues Reich gründen; ich habe mich losgelöst von
der Weltordnung; ich will dir alles geben, was an Schönheit und Herrlichkeit
in den alten Reichen ist, wenn du in mein Reich eintrittst.
Aber abtrennen sollst du dich von den anderen Göttern und mich
anerkennen! - Und alle Schönheit und Herrlichkeit der luziferischen
Welt schilderte Luzifer, alles, was zur Menschenseele sprechen müßte,
wenn sie auch nur ein wenig Hochmut in sich hätte. Aber die Christus-
Wesenheit kam eben aus den geistigen Welten; sie wußte, wer
Luzifer ist und wie das Verhalten der Seele zu den Göttern ist, die
nicht auf Erden von Luzifer verführt werden will. Die Christus-
Wesenheit kannte zwar nichts von der luziferischen Verführung in
der Welt, aus der sie kam; sie wußte aber, wie man den Göttern
dient, und sie war so stark, um Luzifer zurückzuweisen.


Da machte Luzifer eine zweite Attacke, aber jetzt holte er sich
Versuche deutscher Dichter im 18. Jahrhundert, den Reim durch den [[Wikipedia:Blankvers|Blankvers]] und antike Metren zu ersetzen ([[Wikipedia:Friedrich Gottlieb Klopstock|Klopstock]], [[Wikipedia:Voss|Voss]], [[Wikipedia:Johann Wolfgang von Goethe|Goethe]], [[Wikipedia:Friedrich Schiller|Schiller]], [[Wikipedia:Friedrich Hölderlin|Hölderlin]]), bleiben eine – wenn auch sehr bedeutsame – Episode.
Ahriman zu seiner Unterstützung heran, und sie sprachen jetzt beide
zum Christus. Der eine wollte seinen Hochmut aufstacheln: Luzifer;
der andere wollte zu seiner Furcht sprechen: Ahriman. Dadurch kam
zustande, daß ihm der eine sagte: Durch meine Geistigkeit, durch das,
was ich dir zu geben vermag, wenn du mich anerkennst, wirst du
nicht bedürfen dessen, wessen du jetzt bedarfst, weil du als Christus in
einen menschlichen Leib getreten bist. Dieser physische Leib unterwirft
dich, du mußt in ihm das Gesetz der Schwere anerkennen. Er
hindert dich, das Gesetz der Schwere zu übertreten, ich aber werde
dich erheben über die Gesetze der Schwere. Wenn du mich anerkennst,
werde ich die Folgen des Sturzes aufheben und es wird dir nichts
geschehen. Stürze dich hinunter von der Zinne! Es steht ja geschrieben:
Ich will den Engeln befehlen, daß sie dich behüten, daß du
deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest. - Ahriman, der wirken
wollte auf seine Furcht, sprach: Ich werde dich behüten vor der
Furcht! Stürze dich hinunter!


Und beide drangen auf ihn ein. Aber da sie beide auf ihn einstürmten
Sehr lebendig ist der Reim auch noch im 21. Jahrhundert innerhalb der [[Wikipedia:Rap|Rap]]-Poetry und beim [[Wikipedia:Spoken Word|Spoken Word]], wo er auf vielfältigste Weise und bei weitem nicht nur auf den Endreim beschränkt als Stilmittel verwandt wird.
und sich gleichsam in ihrem Drängen die Waage hielten, konnte er
sich vor ihnen retten. Und er fand die Kraft, die der Mensch finden
muß auf Erden, um sich über Luzifer und Ahriman zu erheben.


Da sagte Ahriman: Luzifer, ich kann dich nicht brauchen, du
== Funktion ==
hemmst mich nur, du hast meine Kräfte nicht vermehrt, sondern vermindert,
Eine Funktion des Reims im Gedicht ist es, zusätzlich zu der [[Wikipedia:Verslehre|metrischen]] Struktur der Silben, eine Struktur der Reime zu eröffnen, und damit diese beiden Perzeptionsebenen zu einer übergeordneten komplexeren Ebene in Beziehung zu setzen. Reim dient also nicht bloß der ‚Gliederung‘, sondern die Reimstruktur bildet eine eigene ästhetische Dimension der Lyrik.
ich werde ihn allein versuchen. Du hast verhindert, daß diese
Seele uns verfällt. - Da schickte Ahriman den Luzifer weg und machte
die letzte Attacke, als er allein war, und er sagte dasjenige, was ja nachklingt
im Matthäus-Evangelium: Wenn du dich göttlicher Kräfte rühmen
willst, dann mache das Mineralische zu Brot, oder wie es im
Evangelium steht: Mache die Steine zu Brot! - Da sagte die Christus-Wesenheit
zu Ahriman: Die Menschen leben nicht von Brot allein,
sondern von dem, was als Geistiges aus den geistigen Welten kommt. -
Das wußte die Christus-Wesenheit am besten, denn sie war ja eben erst
herabgestiegen aus den geistigen Welten. Da antwortete Ahriman:
Wohl magst du recht haben. Aber daß du recht hast und inwiefern du
recht hast, das kann mich eigentlich nicht hindern, dich doch in einer
gewissen Weise zu halten. Du weißt nur, was der Geist tut, der aus
den Höhen heruntersteigt. Du warst aber noch nicht in der menschlichen
Welt. Da unten in der menschlichen Welt gibt es noch ganz
andere Menschen, die haben wahrhaftig nötig, Steine zu Brot zu machen,
die können unmöglich sich bloß vom Geiste nähren.


Das war der Moment, wo Ahriman zu Christus etwas sprach, was
Lyrik hat eine musikalische Dimension. Der Gleichlaut ist vergleichbar mit einem phonetischen Idiom, das die Rückkehr zu bzw. das Ausgehen von einem Referenzpunkt (s. [[Wikipedia:Kadenz (Verslehre)|Kadenz]]) ermöglicht. Er schmeichelt dem Ohr und wirkt nach dem ästhetischen Prinzip der Einheit in der Vielfalt vor allem dann überzeugend, wenn die Reimwörter in ihrer Bedeutung und ihren [[Wikipedia:Konnotation|Konnotation]]en weit auseinander liegen. Als Echo des Gedankens haben reimende Wörter oft für die Sinngebung der Dichtung ein besonderes Gewicht. Karl Kraus vertrat die Ansicht, dass ein Reim umso höher zu bewerten sei, je mehr Widerstand er zu überwinden hätte, sei es, dass ein einsilbiges Wort auf ein mehrsilbiges reimt oder die beiden Reimwörter aus verschiedenen sprachlichen Sphären stammen.<ref>''[http://www.lyrikmond.de/gedichte-schreiben/reimwiderstand.php Die Lehre vom Reimwiderstand nach Karl Kraus.]''</ref>
man zwar auf der Erde wissen konnte, was aber der Gott, der eben
erst die Erde betreten hatte, noch nicht wissen konnte. Er wußte
nicht, daß es unten auf der Erde notwendig ist, das Mineralische, das
Metall zu Geld zu machen, damit die Menschen Brot haben. Da sagte
Ahriman, daß die armen Menschen da unten auf der Erde gezwungen
sind, mit dem Gelde sich zu ernähren. Das war der Punkt, an dem
Ahriman noch eine Gewalt hatte. Und ich werde - sagte Ahriman -
diese Gewalt gebrauchen!


Dies ist die wirkliche Darstellung der Versuchungsgeschichte. Es
Gereimtes bleibt zudem besser im Gedächtnis haften, daher haben [[Wikipedia:Sprichwort|Sprichwörter]], [[Wikipedia:Wetterregeln|Wetterregeln]], [[Wikipedia:Merkspruch|Merkverse]], [[Wikipedia:Werbespruch|Werbesprüche]] und dergleichen oft die Form des Reims. So hat das Reimen von Botschaften auch einen pragmatischen Nutzen, z.&nbsp;B. bei den [[Wikipedia:Wandersänger|Wandersängern]] des Mittelalters und der Renaissance zur Übermittlung von Nachrichten.
war also ein Rest geblieben bei der Versuchung. Nicht endgültig waren
 
die Fragen gelöst; wohl die Fragen Luzifers, aber nicht die Fragen
Der Endreim markiert das Ende der Zeile und setzt die einzelnen Zeilen zueinander in Beziehung. Diese Funktion ist besonders wichtig in französischen Gedichten, in denen der Vers nur durch die Silbenzahl (z.&nbsp;B. im [[Wikipedia:Alexandriner|Alexandriner]] zwölf oder dreizehn [[Wikipedia:Silbe|Silben]]) bestimmt wird.
Ahrimans. Um diese zu lösen, war noch etwas anderes notwendig.|148|85ff}}
 
== Reimformen ==
Reime können nach ihrer Silbenzahl, der Stellung im Vers, ihrer phonologischen und morphologisch-lexikalischen Struktur und ihrem Reimschema beschrieben werden. Regelmäßige Reimschemata deuten in Zusammenhang mit bestimmten [[Wikipedia:Versdichtung|Versformen]] auf festgelegte lyrische [[Wikipedia:Strophenform|Strophenformen]] hin. Bertolt Brechts Gedicht ''Erinnerung an die Marie A.'' mag als Beispiel dienen:
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|Und über uns im schönen Sommerhimmel
War eine Wolke, die ich lange <u>sah</u>
Sie war sehr weiß und ungeheuer oben
Und als ich aufsah, war sie nimmer <u>da</u>.|[[Wikipedia:Bertolt Brecht|Bertolt Brecht]] in [[Wikipedia:Erinnerung an die Matia A.|Erinnerung an die Marie A.]]}}</poem>
 
Das Reimpaar „sah/da“ beispielsweise ist einsilbig (Silbenzahl), endreimend (Stellung im Vers), rein (phonologisch) und reimt nur jede zweite Zeile (Reimschema). Morphologisch-lexikalisch weist es keine Besonderheiten auf. Formal steht Brechts Gedicht damit der [[Wikipedia:Volksliedstrophe|Volksliedstrophe]] nah.
 
=== Reime nach der Silbenzahl ===
{{Hauptartikel|Kadenz (Verslehre)|Katalexe}}
 
==== {{Anker|Männlicher Reim|Stumpfer Reim|Einsilbiger Reim}} Männlich oder stumpf, einsilbig ====
Die Zeile endet auf einer betonten Silbe.
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|Es stand vor eines Hauses <u>Tor</u>
Ein Esel mit gespitztem <u>Ohr</u>.|[[Wikipedia:Wilhelm Busch|Wilhelm Busch]]}}</poem>
Der männliche Reim wird auch als ''Maskulinus'' bezeichnet.
 
==== {{Anker|Weiblicher Reim|Klingender Reim|Zweisilbiger Reim}} Weiblich oder klingend, zweisilbig ====
Beide Zeilen enden auf reimenden Silben, die erste ist betont, die zweite unbetont.
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|Womit man denn bezwecken <u>wollte</u>,
dass sich der Esel ärgern <u>sollte</u>.|[[Wikipedia:Wilhelm Busch|Wilhelm Busch]]}}</poem>
Der weibliche Reim wird auch als ''Femininus'' bezeichnet.
 
==== {{Anker|Gleitender Reim|Reicher Reim|Dreisilbiger Reim}} Gleitend oder reich, dreisilbig ====
Beide Zeilen reimen auf drei Silben, deren erste betont ist.
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|Wunderschön <u>Prächtige</u>,
Große und <u>Mächtige</u>|[[Wikipedia:Maria, Gnadenmutter zu Freyberg|Maria, Gnadenmutter zu Freyberg]] in [[Wikipedia:Des Knaben Wunderhorn|Des Knaben Wunderhorn]]}}</poem>
 
Zu Reimformen, die mehr als die letzte betonte Silbe einbeziehen, siehe [[Wikipedia:#Erweiterter Reim|erweiterter Reim]].
 
Das Merkmal der Silbenzahl beim Reim wird auch als [[Wikipedia:Reimgeschlecht|Reimgeschlecht]] bezeichnet. Wechseln männliche und weibliche Reime regelmäßig ab, so bezeichnet man das als [[Wikipedia:Reimalternanz|Reimalternanz]].
 
=== Reime nach der Stellung im Vers ===
 
==== {{Anker|Ausgangsreim}} Endreim ====
Beim Endreim oder auch '''Ausgangsreim''' stehen die Reimworte am Ende des Verses. Dies ist die im Deutschen und zahlreichen anderen Sprachen häufigste Reimform.
 
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|Klingt im Wind ein Wiegen<u>lied</u>,
Sonne warm hernieder<u>sieht</u>,
Seine Ähren senkt das <u>Korn</u>,
Rote Beere schwillt am <u>Dorn</u>,
Schwer von Segen ist die <u>Flur</u> –
Junge Frau, was sinnst du <u>nur</u>?|[[Wikipedia:Theodor Storm|Theodor Storm]]: ''Juli''}}</poem>
 
==== Binnenreim ====
{{Hauptartikel|Binnenreim}}
Beim Binnenreim stehen die Reimworte ganz oder teilweise im Versinneren.
Nach der jeweiligen Stellung der Reimworte werden mehrere Formen unterschieden:
* [[Wikipedia:Innenreim|Innenreim]] oder Inreim: Reimworte am Versende und im Versinneren desselben Verses
* [[Wikipedia:Mittelreim|Mittelreim]]: Reimwörter im Inneren aufeinanderfolgender Verse. Eine spezielle Form des Mittelreims ist der [[Zäsurreim]], bei dem die Reimworte vor einer Zäsur stehen.
* [[Wikipedia:Mittenreim|Mittenreim]]: ein Wort am Versende reimt mit einem Wort im Inneren des folgenden oder vorangehenden Verses
* [[Wikipedia:Schalgreim|Schlagreim]]: Reimwörter folgen unmittelbar aufeinander. Spezielle Formen des Schlagreims sind:
** [[Wikipedia:Echogedicht|Echoreim]]: die Wiederholung der Reimsilben bildet ein Echo nach
** [[Wikipedia:Übergehender Reim|Übergehender]] oder überschlagender Reim: Reimworte sind durch ein Versende getrennt
 
==== Anfangsreim ====
Beim Anfangsreim oder auch '''Eingangsreim''' reimen die ersten Wörter zweier Verse.
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|<u>Zeilen</u>, die sich hinten reimen,
nennt man darum ein Gedicht.
<u>Feilen</u> muss man da nicht lange.
Kennt man eine andre Form?|Michael Schönen}}</poem>
 
==== Pausenreim ====
Beim Pausenreim steht das Reimpaar am Anfang und am Ende der reimenden Verse. Der Vers mit dem Reimwort am Anfang erscheint deshalb reimlos und erweckt den Eindruck der Pause. Beispiele finden sich hauptsächlich in [[Minnesang|Minne-]] und [[Meistersang]].
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|<u>wol</u> vierzec jar hab ich gesungen oder me
von minnen und als iemen <u>sol</u>.|[[Wikipedia:Walther von der Vogelweide|Walther von der Vogelweide]]|ref=<ref>''Der Alterston.'' In: Walther von der Vogelweide: ''Die Lieder Walthers von der Vogelweide.'' Bd. 1: ''Die religiösen und die politischen Lieder.'' 3. Auflage. Hrsg. von Friedrich Maurer. Niemeyer, Tübingen 1967, S. 14.</ref>}}</poem>
 
=== Reime nach phonologischer Struktur ===
 
==== Reiner Reim ====
In einem reinen Reim stimmt die hörbare Lautfolge ab dem letzten betonten Vokal genau überein: ''H<u>erz</u>'' – ''Schm<u>erz</u>;'' ''R<u>ose</u>'' – ''D<u>ose</u>''
 
[[File:Schiller Musenalmanach 1800 254.jpg|thumb|''Das Lied von der Glocke'' (1800)]]
==== Unreiner Reim ====
{{Hauptartikel|Unreiner Reim}}
Beim '''unreinen Reim''' stimmt die hörbare Lautfolge der Reimsilben nur annähernd überein, Abweichungen treten in Klangfärbung und Betonung auf.
<poem>
:Wie ein Gebild aus Himmels <u>Höh’n</u>,
:mit züchtigen, verschämten Wangen
:sieht er die Jungfrau vor sich <u>stehn.</u>
::[[Friedrich Schiller]]: [[Das Lied von der Glocke]]</poem>
 
Zu den Formen des unreinen Reims gehören insbesondere:
* [[historischer Reim]]: war zur Zeit seiner Entstehung rein, ist es aber heute aufgrund anderer Sprechgewohnheiten nicht mehr (''prove'' – ''love;'' ''slay'' – ''shey'')
* [[unebener Reim]]: zwar Gleichklang der reimenden Silben, jedoch unterschiedliche Betonung (''Zeit'' – ''Ewigkeit'')
* [[Assonanz (Verslehre)|Assonanz]]: nur die Vokale, aber nicht die Konsonanten stimmen überein (''wagen'' – ''laben'')
* [[Konsonanz (Verslehre)|Konsonanz]]: nur die Konsonanten, nicht aber die Vokale stimmen überein; die [[Vokalquantität]] bleibt erhalten (''wagen'' – ''Wogen'')
* [[Endsilbenreim]]: reimt zwischen unbetonten oder nebentonigen Endsilben
 
==== Erweiterter Reim ====
{{Hauptartikel|Erweiterter Reim}}
Der „erweiterte Reim“ ist ein unscharfer Oberbegriff für Formen des Reims, bei denen die Übereinstimmung der Reimwörter über den, für den Endreim maßgeblichen Teil ab der letzten betonten Silbe, hinausgeht. Zu den erweiterten Reimformen zählen:
 
* [[Doppelreim]]: Reim ab der vorletzten und der letzten betonten Silbe (''W<u>inde</u> w<u>ehen</u>'' – ''L<u>inde</u> g<u>ehen</u>'')
* [[Mehrfachreim]]: Reim mit zwei oder mehr betonten Silben, also Verallgemeinerung des Doppelreims.
* [[vokalischer Halbreim]]: Reim mit dem letzten betonten und dem vorhergenden, unbetonten Vokal, also eine Abschwächung gegenüber dem Doppelreim. (''l<u>icht</u> w<u>ar</u>'' – ''s<u>icht</u>b<u>ar</u>'')
* [[rührender Reim]]: Reimt auch den [[Anlaut]] der Reimsilbe mit, das heißt auch die Konsonanten vor dem Vokal der betonten Reimsilbe klingen gleich. Spezialfälle des rührenden Reims:
** [[äquivoker Reim]]: reimt [[homophon]]e Wörter (''Wald'' – ''wallt,'' ''lehren'' – ''leeren'')
** [[identischer Reim]]: Reim durch Wortwiederholung
* [[Schüttelreim]]: Doppelreim mit zwei Anfangslauten oder -lautgruppen, die den Platz tauschen
 
=== Reime nach morphologisch-lexikalischen Besonderheiten ===
==== Gespaltener Reim ====
Der '''gespaltene Reim''' ist ein mehrsilbiger Reim, bei dem sich mindestens eines der Reimglieder auf zwei oder mehrere, meist kurze Worte erstreckt.
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|Es gibt nichts <u>Gutes</u>
außer: Man <u>tut es</u>.|[[Erich Kästner]]}}</poem>
 
==== Gebrochener Reim ====
Der '''gebrochene Reim''' ist ein Reim, der durch ein [[morphologisches Enjambement]] (einen Zeilenwechsel mitten im Wort) möglich wird.
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|Ehe, ehe die so<u>mali</u>-
braune Nacht die Sterne bleckt,
schmelze, was mir als mo<u>rali</u>-
sches Gesetz im Halse steckt.|[[Peter Rühmkorf]] ''Das Zeitvertu-Lied''}}</poem>
 
==== Augenreim ====
Beim '''Augenreim''' gibt es eine Übereinstimmung nur vom Schriftbild her, die lautliche Entsprechung ist unvollständig oder fehlt.
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|Greif im Aldi in der <u>Schlange</u>
Aus dem Wagen die <u>Orange</u>.
Aber ach, welche <u>Blamage</u>:
Jene sah schon bessre <u>Tage</u>.
Auch das falbe Cordon <u>Bleu</u>:
Nicht mehr nigelnagel<u>neu</u>.
Dieser Einkaufsvormit<u>tag</u>
Taugt noch als Gedichte-<u>Gag</u>.|[[Lino Wirag]]}}</poem>
 
==== Grammatischer Reim ====
{{Hauptartikel|Grammatischer Reim}}
Der '''grammatische Reim''' verbindet Wörter des gleichen Stammes, zum Beispiel ''Glaube'' – ''glauben,'' oder Flexionsformen desselben Wortes ohne Rücksicht auf Gleichklang.
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|Es ist eine <u>Schande</u>,
sie so zu <u>schänden</u>.}}</poem>
 
==== Zwillingsreim ====
Eine Mischform aus gleichlautendem, mehrsilbigem und gespaltenem Reim ist der '''Zwillingsreim''' (nach [[Günter Nehm]]): Er reimt Wörter mit gleichem Buchstabenmaterial, die an jeweils anderer Stelle durchtrennt werden.
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|Böse Diebe klauten Waren,
Böse die Beklauten waren.|Günter Nehm}}</poem>
 
==== Vexierreim ====
Der '''Vexierreim''' (von lat. ''vexare'' = plagen, vgl. [[Vexier]] und [[Vexierbild]]) steuert auf ein naheliegendes Reimwort (oft mit frivolem oder kompromittierendem Hintergrund) zu, bevor er ein anderes vergibt. In Liedform spricht man von einem [[Vexierlied]].
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|Wir ziehen los mit ganz großen <u>Schritten</u>,
und Erwin faßt der Heidi von hinten an die <u>Schulter</u>.|aus dem [[Refrain]] des Stimmungsliedes ''[[Polonäse Blankenese]]'' (Interpret: [[Gottlieb Wendehals]])}}</poem>
 
Das erwartete Reimwort kann auch durch eine gesamte Phrase ersetzt werden:
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|Denn jetzt kommt [[Tutti Frutti (Show)|Tutti Frutti]] auf [[RTL Television|RTL]],
da ham’ die Frauen fast nichts <u>drunter</u>.
Ich sitz’ in meinem Sessel, der Puls geht schnell,
und dann hole ich mir einen – <u>Beutel Kartoffelchips aus der Küche</u>.|Aus dem Lied ''So. 22:40 RTL [do it yourself]'' (Interpret: [[Norbert und die Feiglinge]])}}</poem>
 
=== Stabreim ===
{{Hauptartikel|Stabreim}}
Der Stabreim ist ein strenges Versilbungsprinzip der altgermanischen Sprachen, das sich der [[Alliteration]] bedient, das also gleiche Anlaute von betonten [[Stammsilbe]]n an bestimmten Positionen im Vers fordert. Vor allem im [[Altenglisch|Alt-]] und [[Mittelenglisch]]en, [[Altnordisch]]en, [[Altsächsisch]]en und [[Althochdeutsch]]en sind Dichtungen in Stabreimversen überliefert.
 
In den Literaturen der Neuzeit wird der Stabreim nur historisierend verwendet ([[Richard Wagner]]). Alliteration ist dagegen ein seit jeher und bis heute häufig gebrauchtes sprachliches Schmuckmittel, allerdings kann es nur im weitesten Sinne als Reim gelten, wenn es nicht mit metrischer Regelhaftigkeit eingesetzt wird.
 
=== Reimfolgen ===
Die '''Reimfolge,''' das heißt die Abfolge und Art der Korrespondenzen in einer Strophe oder einem Gedicht, wird in der Verslehre durch ein sogenanntes [[Reimschema]] in abstrahierender Form beschrieben. Dabei entspricht jedem Vers ein (Klein-) Buchstabe, für reimende Verse werden gleiche Buchstaben verwendet.
 
Nicht reimende Verse werden als [[Waise (Verslehre)|Waisen]] bezeichnet und im Reimschema mit {{Reim|x}} notiert.
 
==== Paarreim ====
Reim je zweier aufeinander folgender Verse. Zwei durch Paarreim verbundene Verse werden dementsprechend ''Reimpaar'' genannt.
 
Schema: {{Reim|aabb ccdd …}}
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|{{Reim|a}}&nbsp;&nbsp; Ich geh’ im Urwald für mich hin…
{{Reim|a}}&nbsp;&nbsp; Wie schön, dass ich im Urwald bin:
{{Reim|b}}&nbsp;&nbsp; Man kann hier noch so lange wandern,
{{Reim|b}}&nbsp;&nbsp; Ein Urbaum steht neben dem andern.|[[Wikipedia:Heinz ERhardt|Heinz Erhardt]]}}</poem>
 
==== Kreuzreim, auch Wechselreim ====
{{Hauptartikel|Kreuzreim}}
Schema: {{Reim|abab cdcd …}}
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|{{Reim|a}}&nbsp;&nbsp; Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
{{Reim|b}}&nbsp;&nbsp; so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
{{Reim|a}}&nbsp;&nbsp; Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
{{Reim|b}}&nbsp;&nbsp; und hinter tausend Stäben keine Welt.|[[Rainer Maria Rilke]]
}}</poem>
 
==== {{Anker|Umarmender Reim|Blockreim|Umschließender Reim|Eingebetteter Reim}} Umarmender Reim, Blockreim ====
Auch ''umfassender Reim, umschließender Reim'' oder ''eingebetteter Reim'' genannt.
 
Schema: abba cddc …
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|a &nbsp;&nbsp; Ein reiner Reim ist sehr begehrt,
b &nbsp;&nbsp; doch den Gedanken rein zu haben,
b &nbsp;&nbsp; die edelste von allen Gaben,
a &nbsp;&nbsp; das ist mir alle Reime wert.|Goethe}}</poem>
 
Das heißt, ein Reimpaar fasst ein anderes ein, „umarmt“ es bildlich gesehen also.
 
==== Verschränkter Reim ====
Die Reimfolge ist beim verschränkten Reim: abc abc …. Man kann sich vorstellen, die Reimpaare seien wechselweise ineinander verschoben, also ‚verschränkt‘ worden.
 
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|a &nbsp;&nbsp; Der Tag ist karg an liebesüßen Wonnen,
b &nbsp;&nbsp; Es schmerzt mich seines Lichtes eitles Prangen
c &nbsp;&nbsp; Und mich verzehren seiner Sonne Gluthen.
a &nbsp;&nbsp; Drum birg dich Aug’ dem Glanze ird’scher Sonnen!
b &nbsp;&nbsp; Hüll’ dich in Nacht, sie stillet dein Verlangen
c &nbsp;&nbsp; Und heilt den Schmerz, wie Lethes kühle Fluten|[[Wikipedia:Karoline von Günderrode|Karoline von Günderrode]]}}</poem>
 
==== Haufenreim ====
Beim Haufenreim wiederholt sich der Reim mehr als zweimal hintereinander.
 
{{Anker|Dreireim}}
Eine spezielle Form des Haufenreims ist der '''Dreireim''' mit drei aufeinanderfolgenden Reimen, der in der [[Stollenstrophe]] das Strophenende markiert (Schema: ababccc). Sonst ist der Dreireim selten.
 
{{Anker|Einreim|Reihenreim|Tiradenreim}}
Wird der Reim viermal oder öfter wiederholt und verknüpft alle Verse einer Strophe oder eines Gedichtabschnitts, so spricht man von '''Einreim,''' '''Reihenreim''' oder '''Tiradenreim.'''
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|a &nbsp;&nbsp; Ich bin ein Bote und nichts mehr,
a &nbsp;&nbsp; Was man mir gibt, das bring’ ich her,
a &nbsp;&nbsp; Gelehrte und polit’sche Mär;
a &nbsp;&nbsp; Von Ali Bei und seinem Heer,
a &nbsp;&nbsp; Vom Tartar-Khan, der wie ein Bär
a &nbsp;&nbsp; Die Menschen frisst am schwarzen Meer
a &nbsp;&nbsp; (Der ist kein angenehmer Herr),
a &nbsp;&nbsp; Von Persien, wo mit seinem Speer
a &nbsp;&nbsp; Der Prinz Heraklius wütet sehr.
a &nbsp;&nbsp; Vom roten Gold, vom Sternenheer,
a &nbsp;&nbsp; Von Unschuld, Tugend, die noch mehr
a &nbsp;&nbsp; Als Gold und Sterne sind – … |[[Wikipedia:Mathias Claudius|Matthias Claudius]] aus der Ankündigung des Wandsbecker Boten}}</poem>
 
==== {{Anker|Schweifreim|Zwischenreim}} Schweifreim, auch Zwischenreim ====
Schema: aa b cc b …
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|a &nbsp;&nbsp; Ja, ich weiß, woher ich stamme,
a &nbsp;&nbsp; Ungesättigt gleich der Flamme
b &nbsp;&nbsp; Glühe und verzehr’ ich mich.
c &nbsp;&nbsp; Licht wird alles, was ich fasse,
c &nbsp;&nbsp; Kohle alles, was ich lasse,
b &nbsp;&nbsp; Flamme bin ich sicherlich|[[Friedrich Nietzsche]] in [[Wikipedia:Ecce_homo_(Nietzsche)|Ecce homo]]}}</poem>
 
==== {{Anker|Kettenreim|Terzinenreim}} Kettenreim, auch Terzinenreim ====
{{Hauptartikel|Terzine}}
Die einzelnen Reimgruppen sind beim Kettenreim dadurch miteinander verknüpft, dass ein Wort der vorhergehenden Reimgruppe in der darauf folgenden Reimgruppe als Reimwort aufgenommen wird.
 
Schema: aba bcb cdc ded …
<poem>{{Zitat|vor=|nach=|a &nbsp;&nbsp; Auf halbem Weg des Menschenlebens fand
b &nbsp;&nbsp; ich mich in einen finstern Wald verschlagen,
a &nbsp;&nbsp; Weil ich vom rechten Weg mich abgewandt.
 
b &nbsp;&nbsp; Wie schwer ist’s doch, von diesem Wald zu sagen,
c &nbsp;&nbsp; Wie wild, rauh, dicht er war, voll Angst und Not;
b &nbsp;&nbsp; Schon der Gedank’ erneuert noch mein Zagen.
 
c &nbsp;&nbsp; Nur wenig bitterer ist selbst der Tod;
d &nbsp;&nbsp; etc.|[[Dante]] in der [[Göttliche Komödie|Göttlichen Komödie]]}}</poem>
 
==== Kehrreim ====
{{Hauptartikel|Refrain}}
Regelmäßige Wiederholung von Versen innerhalb von strophischen Gedichten und Liedern an entsprechender Position. Nach Position wird unterschieden:
* Endkehrreim
* Binnenkehrreim
* Anfangs- oder Gegenkehrreim
 
==== {{Anker|Körnerreim}} Körner ====
'''Körner''' (auch: ''Körnerreime'') sind Verszeilen, deren Reim nicht in der eigenen Strophe, sondern erst in der (den) folgenden seine Entsprechung hat und die einzelnen Strophen und deren Aussagen miteinander durch Reimklang umschlingt. Körner spielen im [[Wikipedia:Meistersang|Meistersang]] eine Rolle.
 
== Siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Vers}}
* {{WikipediaDE|Reim}}
* {{WikipediaDE|Liste rhetorischer Stilmittel}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Rudolf Steiner]]: ''Aus der Akasha-Forschung. Das Fünfte Evangelium'', [[GA 148]] (1992), ISBN 3-7274-1480-4 {{Vorträge|148}}


{{GA}}
* Bernhard Asmuth: ''Reim.'' In: Gert Ueding (Hrsg.): ''Historisches Wörterbuch der Rhetorik.'' Band&nbsp;7: ''Pos – Rhet.'' Niemeyer, Tübingen 2005, ISBN 3-484-68107-1, Sp.&nbsp;1115–1144.
* Ulrich Ernst, Peter-Erich Neuser (Hrsg.): ''Die Genese der europäischen Endreimdichtung.'' (= ''Wege der Forschung'' 444). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1977, ISBN 3-534-06717-7.
* Gerhard Grümmer: ''Spielformen der Poesie.'' 2. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1988, ISBN 3-323-00204-0.
* Rüdiger Zymner, Harald Fricke: ''Einübung in die Literaturwissenschaft. Parodieren geht über Studieren.'' (= ''UTB'' 1616 ''Literaturwissenschaft''). 5., überarbeitete und erweiterte Auflage. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2007, ISBN 978-3-8252-1616-0.
* [[Joachim Stiller]: [http://joachimstiller.de/download/aesthetik_material_poetik.pdf Materialien zur Poetik] PDF
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Rhymes}}
{{Wiktionary}}
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
[[Kategorie:Dichtung]]
[[Kategorie:Lyrik]]


[[Kategorie:Bibel]] [[Kategorie:Neues Testament|W]] [[Kategorie:Christentum]] [[Kategorie:Christus]] [[Kategorie:Christologie]] [[Kategorie:Widersacher]] [[Kategorie:Luzifer]] [[Kategorie:Ahriman]]
{{Wikipedia}}

Version vom 19. August 2017, 21:16 Uhr

Der Reim ist im weiteren Sinne eine Verbindung von Wörtern mit ähnlichem Klang. Im engeren Sinne ist der Reim der Gleichklang eines betonten Vokals und der ihm folgenden Laute. Dieser Laut kann je nach Dichtungstradition am Anfang des Wortes (Anlaut), in der Mitte oder am Ende stehen. Beispiel: lauf – sauf; laufen – saufen; Laufender – Saufender. In der linguistisch orientierten Lyriktheorie werden Reime als phonologische Überstrukturierung aufgefasst.

Das mittelhochdeutsche Wort rîm ist entlehnt aus dem Französischen: Das Substantiv rime für Reim stellt eine Rückbildung des Verbs rimer für „in Reihen ordnen, reimen“ dar (fränkisch und althochdeutsch rīm „Reihe“). Die englische Schreibweise rhyme beruht darauf, dass zu Zeiten der Einführung des Modernen Englisch fälschlicherweise eine Verbindung zum griechischen rhythmos angenommen wurde.

Geschichte

Der Begriff „Reim“ bezeichnete bis ins 17. Jahrhundert den ganzen gereimten Vers. Martin Opitz (1597–1639), Dichter des Barock und Verfasser der ersten deutschsprachigen Poetik, begründete die heutige Definition: „Ein reim ist eine vber einstimmung des lautes der syllaben vnd wörter zue ende zweyer oder mehrer verse /welche wir nach der art die wir vns fürgeschrieben haben zusammen setzen.“[1] Die ursprüngliche Bedeutung hat sich aber noch in Ausdrücken wie Kinderreim und Kehrreim erhalten.

In China wurde der Reim bereits zwischen dem 10. und dem 7. Jahrhundert v. Chr. verwendet, was durch das Buch der Lieder, die älteste Sammlung von Gedichten und die größte aus vorchristlicher Zeit, bezeugt ist.

Die heidnische und christliche Dichtung der Spätantike im germanischen Sprachraum ist geprägt durch den Stabreim. Der Endreim wurde vermutlich über die christlich-lateinische Hymnendichtung eingeführt. Das alte Testament kennt den Reim aber ebenso wenig wie die Dichter der griechischen und römischen Antike, die den Gleichklang der Laute als unschön ablehnten.

Der Koran, der im 7. Jahrhundert entstand, ist in Reimprosa abgefasst. Diese literarische Form, die durch Endreime am Satzende oder an syntaktischen Einschnitten ohne Bindung an ein Versmaß getragen wird, war damals auf der arabischen Halbinsel sehr verbreitet.

Die geistliche und weltliche lateinische Dichtung des europäischen Mittelalters ist entweder akzentuierend und reimend, oder sie erscheint reimlos und quantitierend, d. h., es werden die antiken Metren verwendet, vor allem der Hexameter. Eine Ausnahme bildet der leoninische Vers, der die Quantitäten mit dem Reim verband.

Als erste in Endreimen abgefasste deutsche (althochdeutsche) Schriftdichtung gilt das Evangelienbuch Otfrids von Weißenburg (um 870). Seit dem 12. Jahrhundert tritt der Reim den Siegeszug in der Dichtung aller europäischen Volkssprachen an, und er behält seine vorherrschende Stellung, bis diese sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stark abschwächt. Die moderne Lyrik verzichtet häufig auf die klassischen poetischen Mittel von Reim und Versmaß und verwendet den freien Vers, der im 19. Jahrhundert in Frankreich als vers libre entwickelt wurde. Durch den völligen Verzicht auf die Regeln der Metrik nähert sich der freie Vers der Prosa an.

Versuche deutscher Dichter im 18. Jahrhundert, den Reim durch den Blankvers und antike Metren zu ersetzen (Klopstock, Voss, Goethe, Schiller, Hölderlin), bleiben eine – wenn auch sehr bedeutsame – Episode.

Sehr lebendig ist der Reim auch noch im 21. Jahrhundert innerhalb der Rap-Poetry und beim Spoken Word, wo er auf vielfältigste Weise und bei weitem nicht nur auf den Endreim beschränkt als Stilmittel verwandt wird.

Funktion

Eine Funktion des Reims im Gedicht ist es, zusätzlich zu der metrischen Struktur der Silben, eine Struktur der Reime zu eröffnen, und damit diese beiden Perzeptionsebenen zu einer übergeordneten komplexeren Ebene in Beziehung zu setzen. Reim dient also nicht bloß der ‚Gliederung‘, sondern die Reimstruktur bildet eine eigene ästhetische Dimension der Lyrik.

Lyrik hat eine musikalische Dimension. Der Gleichlaut ist vergleichbar mit einem phonetischen Idiom, das die Rückkehr zu bzw. das Ausgehen von einem Referenzpunkt (s. Kadenz) ermöglicht. Er schmeichelt dem Ohr und wirkt nach dem ästhetischen Prinzip der Einheit in der Vielfalt vor allem dann überzeugend, wenn die Reimwörter in ihrer Bedeutung und ihren Konnotationen weit auseinander liegen. Als Echo des Gedankens haben reimende Wörter oft für die Sinngebung der Dichtung ein besonderes Gewicht. Karl Kraus vertrat die Ansicht, dass ein Reim umso höher zu bewerten sei, je mehr Widerstand er zu überwinden hätte, sei es, dass ein einsilbiges Wort auf ein mehrsilbiges reimt oder die beiden Reimwörter aus verschiedenen sprachlichen Sphären stammen.[2]

Gereimtes bleibt zudem besser im Gedächtnis haften, daher haben Sprichwörter, Wetterregeln, Merkverse, Werbesprüche und dergleichen oft die Form des Reims. So hat das Reimen von Botschaften auch einen pragmatischen Nutzen, z. B. bei den Wandersängern des Mittelalters und der Renaissance zur Übermittlung von Nachrichten.

Der Endreim markiert das Ende der Zeile und setzt die einzelnen Zeilen zueinander in Beziehung. Diese Funktion ist besonders wichtig in französischen Gedichten, in denen der Vers nur durch die Silbenzahl (z. B. im Alexandriner zwölf oder dreizehn Silben) bestimmt wird.

Reimformen

Reime können nach ihrer Silbenzahl, der Stellung im Vers, ihrer phonologischen und morphologisch-lexikalischen Struktur und ihrem Reimschema beschrieben werden. Regelmäßige Reimschemata deuten in Zusammenhang mit bestimmten Versformen auf festgelegte lyrische Strophenformen hin. Bertolt Brechts Gedicht Erinnerung an die Marie A. mag als Beispiel dienen:

Und über uns im schönen Sommerhimmel
War eine Wolke, die ich lange sah
Sie war sehr weiß und ungeheuer oben
Und als ich aufsah, war sie nimmer da.

Das Reimpaar „sah/da“ beispielsweise ist einsilbig (Silbenzahl), endreimend (Stellung im Vers), rein (phonologisch) und reimt nur jede zweite Zeile (Reimschema). Morphologisch-lexikalisch weist es keine Besonderheiten auf. Formal steht Brechts Gedicht damit der Volksliedstrophe nah.

Reime nach der Silbenzahl

Männlich oder stumpf, einsilbig

Die Zeile endet auf einer betonten Silbe.

Es stand vor eines Hauses Tor
Ein Esel mit gespitztem Ohr.

Der männliche Reim wird auch als Maskulinus bezeichnet.

Weiblich oder klingend, zweisilbig

Beide Zeilen enden auf reimenden Silben, die erste ist betont, die zweite unbetont.

Womit man denn bezwecken wollte,
dass sich der Esel ärgern sollte.

Der weibliche Reim wird auch als Femininus bezeichnet.

Gleitend oder reich, dreisilbig

Beide Zeilen reimen auf drei Silben, deren erste betont ist.

Wunderschön Prächtige,
Große und Mächtige

Zu Reimformen, die mehr als die letzte betonte Silbe einbeziehen, siehe erweiterter Reim.

Das Merkmal der Silbenzahl beim Reim wird auch als Reimgeschlecht bezeichnet. Wechseln männliche und weibliche Reime regelmäßig ab, so bezeichnet man das als Reimalternanz.

Reime nach der Stellung im Vers

Endreim

Beim Endreim oder auch Ausgangsreim stehen die Reimworte am Ende des Verses. Dies ist die im Deutschen und zahlreichen anderen Sprachen häufigste Reimform.

Klingt im Wind ein Wiegenlied,
Sonne warm herniedersieht,
Seine Ähren senkt das Korn,
Rote Beere schwillt am Dorn,
Schwer von Segen ist die Flur
Junge Frau, was sinnst du nur?

Theodor Storm: Juli

Binnenreim

Hauptartikel: Binnenreim

Beim Binnenreim stehen die Reimworte ganz oder teilweise im Versinneren. Nach der jeweiligen Stellung der Reimworte werden mehrere Formen unterschieden:

  • Innenreim oder Inreim: Reimworte am Versende und im Versinneren desselben Verses
  • Mittelreim: Reimwörter im Inneren aufeinanderfolgender Verse. Eine spezielle Form des Mittelreims ist der Zäsurreim, bei dem die Reimworte vor einer Zäsur stehen.
  • Mittenreim: ein Wort am Versende reimt mit einem Wort im Inneren des folgenden oder vorangehenden Verses
  • Schlagreim: Reimwörter folgen unmittelbar aufeinander. Spezielle Formen des Schlagreims sind:
    • Echoreim: die Wiederholung der Reimsilben bildet ein Echo nach
    • Übergehender oder überschlagender Reim: Reimworte sind durch ein Versende getrennt

Anfangsreim

Beim Anfangsreim oder auch Eingangsreim reimen die ersten Wörter zweier Verse.

Zeilen, die sich hinten reimen,
nennt man darum ein Gedicht.
Feilen muss man da nicht lange.
Kennt man eine andre Form?

Michael Schönen

Pausenreim

Beim Pausenreim steht das Reimpaar am Anfang und am Ende der reimenden Verse. Der Vers mit dem Reimwort am Anfang erscheint deshalb reimlos und erweckt den Eindruck der Pause. Beispiele finden sich hauptsächlich in Minne- und Meistersang.

wol vierzec jar hab ich gesungen oder me
von minnen und als iemen sol.

Reime nach phonologischer Struktur

Reiner Reim

In einem reinen Reim stimmt die hörbare Lautfolge ab dem letzten betonten Vokal genau überein: HerzSchmerz; RoseDose

Das Lied von der Glocke (1800)

Unreiner Reim

Beim unreinen Reim stimmt die hörbare Lautfolge der Reimsilben nur annähernd überein, Abweichungen treten in Klangfärbung und Betonung auf.

Wie ein Gebild aus Himmels Höh’n,
mit züchtigen, verschämten Wangen
sieht er die Jungfrau vor sich stehn.
Friedrich Schiller: Das Lied von der Glocke

Zu den Formen des unreinen Reims gehören insbesondere:

  • historischer Reim: war zur Zeit seiner Entstehung rein, ist es aber heute aufgrund anderer Sprechgewohnheiten nicht mehr (provelove; slayshey)
  • unebener Reim: zwar Gleichklang der reimenden Silben, jedoch unterschiedliche Betonung (ZeitEwigkeit)
  • Assonanz: nur die Vokale, aber nicht die Konsonanten stimmen überein (wagenlaben)
  • Konsonanz: nur die Konsonanten, nicht aber die Vokale stimmen überein; die Vokalquantität bleibt erhalten (wagenWogen)
  • Endsilbenreim: reimt zwischen unbetonten oder nebentonigen Endsilben

Erweiterter Reim

Der „erweiterte Reim“ ist ein unscharfer Oberbegriff für Formen des Reims, bei denen die Übereinstimmung der Reimwörter über den, für den Endreim maßgeblichen Teil ab der letzten betonten Silbe, hinausgeht. Zu den erweiterten Reimformen zählen:

  • Doppelreim: Reim ab der vorletzten und der letzten betonten Silbe (Winde wehenLinde gehen)
  • Mehrfachreim: Reim mit zwei oder mehr betonten Silben, also Verallgemeinerung des Doppelreims.
  • vokalischer Halbreim: Reim mit dem letzten betonten und dem vorhergenden, unbetonten Vokal, also eine Abschwächung gegenüber dem Doppelreim. (licht warsichtbar)
  • rührender Reim: Reimt auch den Anlaut der Reimsilbe mit, das heißt auch die Konsonanten vor dem Vokal der betonten Reimsilbe klingen gleich. Spezialfälle des rührenden Reims:
  • Schüttelreim: Doppelreim mit zwei Anfangslauten oder -lautgruppen, die den Platz tauschen

Reime nach morphologisch-lexikalischen Besonderheiten

Gespaltener Reim

Der gespaltene Reim ist ein mehrsilbiger Reim, bei dem sich mindestens eines der Reimglieder auf zwei oder mehrere, meist kurze Worte erstreckt.

Es gibt nichts Gutes
außer: Man tut es.

Gebrochener Reim

Der gebrochene Reim ist ein Reim, der durch ein morphologisches Enjambement (einen Zeilenwechsel mitten im Wort) möglich wird.

Ehe, ehe die somali-
braune Nacht die Sterne bleckt,
schmelze, was mir als morali-
sches Gesetz im Halse steckt.

Peter Rühmkorf Das Zeitvertu-Lied

Augenreim

Beim Augenreim gibt es eine Übereinstimmung nur vom Schriftbild her, die lautliche Entsprechung ist unvollständig oder fehlt.

Greif im Aldi in der Schlange
Aus dem Wagen die Orange.
Aber ach, welche Blamage:
Jene sah schon bessre Tage.
Auch das falbe Cordon Bleu:
Nicht mehr nigelnagelneu.
Dieser Einkaufsvormittag
Taugt noch als Gedichte-Gag.

Grammatischer Reim

Der grammatische Reim verbindet Wörter des gleichen Stammes, zum Beispiel Glaubeglauben, oder Flexionsformen desselben Wortes ohne Rücksicht auf Gleichklang.

Es ist eine Schande,
sie so zu schänden.

Zwillingsreim

Eine Mischform aus gleichlautendem, mehrsilbigem und gespaltenem Reim ist der Zwillingsreim (nach Günter Nehm): Er reimt Wörter mit gleichem Buchstabenmaterial, die an jeweils anderer Stelle durchtrennt werden.

Böse Diebe klauten Waren,
Böse die Beklauten waren.

Günter Nehm

Vexierreim

Der Vexierreim (von lat. vexare = plagen, vgl. Vexier und Vexierbild) steuert auf ein naheliegendes Reimwort (oft mit frivolem oder kompromittierendem Hintergrund) zu, bevor er ein anderes vergibt. In Liedform spricht man von einem Vexierlied.

Wir ziehen los mit ganz großen Schritten,
und Erwin faßt der Heidi von hinten an die Schulter.

aus dem Refrain des Stimmungsliedes Polonäse Blankenese (Interpret: Gottlieb Wendehals)

Das erwartete Reimwort kann auch durch eine gesamte Phrase ersetzt werden:

Denn jetzt kommt Tutti Frutti auf RTL,
da ham’ die Frauen fast nichts drunter.
Ich sitz’ in meinem Sessel, der Puls geht schnell,
und dann hole ich mir einen – Beutel Kartoffelchips aus der Küche.

Aus dem Lied So. 22:40 RTL [do it yourself] (Interpret: Norbert und die Feiglinge)

Stabreim

Hauptartikel: Stabreim

Der Stabreim ist ein strenges Versilbungsprinzip der altgermanischen Sprachen, das sich der Alliteration bedient, das also gleiche Anlaute von betonten Stammsilben an bestimmten Positionen im Vers fordert. Vor allem im Alt- und Mittelenglischen, Altnordischen, Altsächsischen und Althochdeutschen sind Dichtungen in Stabreimversen überliefert.

In den Literaturen der Neuzeit wird der Stabreim nur historisierend verwendet (Richard Wagner). Alliteration ist dagegen ein seit jeher und bis heute häufig gebrauchtes sprachliches Schmuckmittel, allerdings kann es nur im weitesten Sinne als Reim gelten, wenn es nicht mit metrischer Regelhaftigkeit eingesetzt wird.

Reimfolgen

Die Reimfolge, das heißt die Abfolge und Art der Korrespondenzen in einer Strophe oder einem Gedicht, wird in der Verslehre durch ein sogenanntes Reimschema in abstrahierender Form beschrieben. Dabei entspricht jedem Vers ein (Klein-) Buchstabe, für reimende Verse werden gleiche Buchstaben verwendet.

Nicht reimende Verse werden als Waisen bezeichnet und im Reimschema mit [x] notiert.

Paarreim

Reim je zweier aufeinander folgender Verse. Zwei durch Paarreim verbundene Verse werden dementsprechend Reimpaar genannt.

Schema: [aabb ccdd …]

[a]   Ich geh’ im Urwald für mich hin…
[a]   Wie schön, dass ich im Urwald bin:
[b]   Man kann hier noch so lange wandern,
[b]   Ein Urbaum steht neben dem andern.

Kreuzreim, auch Wechselreim

Hauptartikel: Kreuzreim

Schema: [abab cdcd …]

[a]   Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
[b]   so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
[a]   Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
[b]   und hinter tausend Stäben keine Welt.

Umarmender Reim, Blockreim

Auch umfassender Reim, umschließender Reim oder eingebetteter Reim genannt.

Schema: abba cddc …

a    Ein reiner Reim ist sehr begehrt,
b    doch den Gedanken rein zu haben,
b    die edelste von allen Gaben,
a    das ist mir alle Reime wert.

Goethe

Das heißt, ein Reimpaar fasst ein anderes ein, „umarmt“ es bildlich gesehen also.

Verschränkter Reim

Die Reimfolge ist beim verschränkten Reim: abc abc …. Man kann sich vorstellen, die Reimpaare seien wechselweise ineinander verschoben, also ‚verschränkt‘ worden.

a    Der Tag ist karg an liebesüßen Wonnen,
b    Es schmerzt mich seines Lichtes eitles Prangen
c    Und mich verzehren seiner Sonne Gluthen.
a    Drum birg dich Aug’ dem Glanze ird’scher Sonnen!
b    Hüll’ dich in Nacht, sie stillet dein Verlangen
c    Und heilt den Schmerz, wie Lethes kühle Fluten

Haufenreim

Beim Haufenreim wiederholt sich der Reim mehr als zweimal hintereinander.

Eine spezielle Form des Haufenreims ist der Dreireim mit drei aufeinanderfolgenden Reimen, der in der Stollenstrophe das Strophenende markiert (Schema: ababccc). Sonst ist der Dreireim selten.

Wird der Reim viermal oder öfter wiederholt und verknüpft alle Verse einer Strophe oder eines Gedichtabschnitts, so spricht man von Einreim, Reihenreim oder Tiradenreim.

a    Ich bin ein Bote und nichts mehr,
a    Was man mir gibt, das bring’ ich her,
a    Gelehrte und polit’sche Mär;
a    Von Ali Bei und seinem Heer,
a    Vom Tartar-Khan, der wie ein Bär
a    Die Menschen frisst am schwarzen Meer
a    (Der ist kein angenehmer Herr),
a    Von Persien, wo mit seinem Speer
a    Der Prinz Heraklius wütet sehr.
a    Vom roten Gold, vom Sternenheer,
a    Von Unschuld, Tugend, die noch mehr
a    Als Gold und Sterne sind – …

Matthias Claudius aus der Ankündigung des Wandsbecker Boten

Schweifreim, auch Zwischenreim

Schema: aa b cc b …

a    Ja, ich weiß, woher ich stamme,
a    Ungesättigt gleich der Flamme
b    Glühe und verzehr’ ich mich.
c    Licht wird alles, was ich fasse,
c    Kohle alles, was ich lasse,
b    Flamme bin ich sicherlich

Kettenreim, auch Terzinenreim

Die einzelnen Reimgruppen sind beim Kettenreim dadurch miteinander verknüpft, dass ein Wort der vorhergehenden Reimgruppe in der darauf folgenden Reimgruppe als Reimwort aufgenommen wird.

Schema: aba bcb cdc ded …

a    Auf halbem Weg des Menschenlebens fand
b    ich mich in einen finstern Wald verschlagen,
a    Weil ich vom rechten Weg mich abgewandt.

b    Wie schwer ist’s doch, von diesem Wald zu sagen,
c    Wie wild, rauh, dicht er war, voll Angst und Not;
b    Schon der Gedank’ erneuert noch mein Zagen.

c    Nur wenig bitterer ist selbst der Tod;
d    etc.

Kehrreim

Regelmäßige Wiederholung von Versen innerhalb von strophischen Gedichten und Liedern an entsprechender Position. Nach Position wird unterschieden:

  • Endkehrreim
  • Binnenkehrreim
  • Anfangs- oder Gegenkehrreim

Körner

Körner (auch: Körnerreime) sind Verszeilen, deren Reim nicht in der eigenen Strophe, sondern erst in der (den) folgenden seine Entsprechung hat und die einzelnen Strophen und deren Aussagen miteinander durch Reimklang umschlingt. Körner spielen im Meistersang eine Rolle.

Siehe auch

Literatur

  • Bernhard Asmuth: Reim. In: Gert Ueding (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Band 7: Pos – Rhet. Niemeyer, Tübingen 2005, ISBN 3-484-68107-1, Sp. 1115–1144.
  • Ulrich Ernst, Peter-Erich Neuser (Hrsg.): Die Genese der europäischen Endreimdichtung. (= Wege der Forschung 444). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1977, ISBN 3-534-06717-7.
  • Gerhard Grümmer: Spielformen der Poesie. 2. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1988, ISBN 3-323-00204-0.
  • Rüdiger Zymner, Harald Fricke: Einübung in die Literaturwissenschaft. Parodieren geht über Studieren. (= UTB 1616 Literaturwissenschaft). 5., überarbeitete und erweiterte Auflage. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2007, ISBN 978-3-8252-1616-0.
  • [[Joachim Stiller]: Materialien zur Poetik PDF

Weblinks

Commons: Rhymes - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wiktionary: Reim – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Martin Opitz: Buch von der deutschen Poeterei. 7. Kapitel.
  2. Die Lehre vom Reimwiderstand nach Karl Kraus.
  3. Der Alterston. In: Walther von der Vogelweide: Die Lieder Walthers von der Vogelweide. Bd. 1: Die religiösen und die politischen Lieder. 3. Auflage. Hrsg. von Friedrich Maurer. Niemeyer, Tübingen 1967, S. 14.


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Reim aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.