Sprache und Aporie: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Sprache''' des [[Mensch]]en ist ''primär'' als unmittelbar '''gesprochene Sprache''' eine [[Artikulation|artikulierte]], in weiten Grenzen frei gestaltbare [[Laute|Lautsprache]]. Sie ist aus einer ursprünglichern '''gesungenen Sprache''' hervorgegangen, die auch durch die Elemente der [[Musik]] getragen war, insbesondere in der '''kultischen Sprache''', wie sie in den alten [[Mysterien]] gepflegt wurde und sich in [[Religion|religiösen]] Zusammenhängen bis heute erhalten hat. In der [[Antike]] wurde der Vortrag der [[Lyrik]] oder auch der [[Epik]] noch ganz als [[Gesang]] empfunden. Erst allmählich und insbesondere seit dem Anbruch des [[Bewusstseinsseelenzeitalter]]s haben sich Sprache und Gesang beinahe vollständig voneinander geschieden. So wurde etwa das [[w:Lied|Lied]] namentlich durch [[w:Franz Schubert|Franz Schubert]] zu einer hochkomplexen [[Kunst]]form weiterentwickelt, und die Sprache, insbesondere auch durch den Einfluss des [[Latein]]ischen, zu einem [[Logik|logisch]] strukturierten Werkzeug geschmiedet, um Tatsachenzusammenhänge und Handlungsanweisungen nüchtern und [[objektiv]] ohne [[emotion]]ale Beteiligung zu kommunizieren. Eine moderne Mischform zwischen Sprache und Gesang ist der '''Sprechgesang''', der auch zeitgenössische Kunstformen wie [[w:Hip Hop (Musik)|Hip-Hop]] und [[w:Rap|Rap]] einschließt.
Unter '''Aporie''' ([[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] ''ἀπορία'' (aporía), Ratlosigkeit, von gr. ''o πόρος'', der Weg, ''a poros'' eigtl. „Ausweglosigkeit“, "Weglosigkeit") versteht man ein in der Sache oder in den zu klärenden Begriffen liegendes Problem oder eine auftretende Schwierigkeit, weil man zu verschiedenen entgegengesetzten und widersprüchlichen Ergebnissen kommt.


Sprache kann sekundär auch durch [[schrift]]lich festgehaltene [[Zeichen]] als '''geschriebene Sprache''' bzw. durch entsprechende [[Gebärde]]n als [[Gebärdensprache]] [[Kommunikation|kommuniziert]] werden. [[Wissenschaft]]lich wird die Sprache im Rahmen der '''Sprachwissenschaft''' (auch '''Linguistik''', von {{LaS|lingua}} „Sprache, Zunge“) untersucht. Die [[Wahrnehmung]] der Sprache ''als'' Sprache, egal ob in gesprochener, geschriebener oder durch Gebärden vermittelter Form, erfolgt laut [[Rudolf Steiner]] durch einen [[funktionell]] eigenständigen [[Sprachsinn]]. Die [[Fähigkeit]], die eigenen [[Erlebnis]]sse, [[Erfahrung]]en, [[Gefühl]]e und [[Gedanke]]n in weitestem Umfang '''verbalisieren''', d.h. in [[Wort]]en ausprechen zu können, ist dem [[Mensch]]en vorbehalten. Im [[Tierreich]] zeigt sie sich höchstens ansatzweise ([[#Menschensprache und Tiersprache|siehe unten]]).
Bei [[Sokrates]] ist die Aporie eine unauflösbare theoretische Problemstellung, die die [[paradox]]e Erkenntnis des eigenen Nichtwissens ermöglicht: Sokrates führt seine Gesprächspartner dabei mit Hilfe der [[Mäeutik]] in die Aporie, um sie so auf die Suche nach [[Wahrheit]] ({{ELSalt|αλήθεια}} ''aletheia'') zu leiten. Insbesondere die frühen platonischen Dialoge als Zeugnisse dieser philosophischen Strategie enden sämtlich ''aporetisch''.


== Natürliche und künstliche Sprachen ==
Bei [[Aristoteles]] ist eine Aporie eine anzugehende Aufgabe, die am Anfang einer Untersuchung steht und das Ergebnis von in gleicher Weise überzeugenden Argumenten mit sich widersprechenden Schlussfolgerungen sind. Für Aristoteles ist [[Aporetik]] als die Kunst, unlösbare oder schwer zu lösende [[Aporem|Probleme]] zu durchdenken und zu erörtern, eine eigene Forschungsmethode.


Die '''natürliche Sprache''' des Menschen, die sich in den [[Einzelsprache]]n der verschiedenen [[Volk|Völker]] offenbart, ist in der Regel [[mehrdeutig]] und ermöglicht gerade durch ihre Unschärfe den lebendigen Reichtum der menschlichen [[Kommunikation]], öffnet aber auch das Tor zu Missverständnissen. Die '''Umgangssprache''' ist darüber hinaus durch regionale [[Dialekt]]e gefärbt, die zusätzliche differenzierte Ausdrucksmöglichkeiten bieten, die über die normierte '''Standardsprache''' (auch '''Schriftsprache''', '''geschriebene Sprache''') und [[Bildungssprache]] hinausreichen. Allgemeine Aussagen über Zustände oder Veränderungsprozesse der Sprache (z.B. Lautverschiebungen) werden in der [[Linguistik]] durch entsprechende '''Sprachgesetze''' beschrieben.
In der [[Scholastik]] fand die ''aporetische Methode'' als ''[[Quaestio|Quaestio-Methode]]'' Eingang in die scholastische Philosophie des Mittelalters<ref>Hügli, Anton; Poul Lübcke (Hrsg.): ''Philosophielexikon.'' - 5. Auflage. - Rowohlt, Reinbek 2003: ''Aporie.''</ref>.


=== Wortschatz ===
Aporie wird in der [[Wikipedia:Minne|Minne]]lyrik auch als Unvereinbarkeit gesehen, z.&nbsp;B. die Unvereinbarkeit zwischen minne und [[Wikipedia:Ehre|êre]], wie sie [[Wikipedia:Reinmar von Hagenau|Reinmar]] in seinen Liedern postuliert.
Die Gesamtheit aller [[Wörter]], über die eine Sprache verfügt, bildet deren '''Wortschatz''' (auch: '''Vokabular''', ''Lexikon'' oder '''Lexik'''), wobei der einzelne Sprecher selten den gesamten Wortschatz seiner [[Muttersprache]] und noch weniger den einer erlernten [[Fremdsprache]] ausschöpft. Dabei wird unterschieden zwischen dem '''passiven Wortschatz''' (''rezeptiver Wortschatz''), der die Wörter umfasst, die der Sprecher kennt oder erkennt, und dem '''aktiven Wortschatz''' (''produktiver Wortschatz'') der Wörter, die er aktiv verwendet. Die Theorie, die sich mit dem gesamten Wortschatz und seiner inneren [[Bedeutung]]sstruktur beschäftigt, wird in der [[Linguistik]] als '''Lexikologie''' bezeichnet. Eine praktische Anwendung ist die Erstellung von [[Wörterbuch|Wörterbüchern]].


=== Sprachebenen und Register ===
In der [[Rhetorik]] ist die ''aporia'' eine [[Rhetorische Figur|Redefigur]], die die Zweifelhaftigkeit einer Aussage durch den Sprecher verdeutlicht.


Bezüglich des bevorzugten Wortschatzes und der [[Grammatik|grammatischen]] Konstruktion der Sprache kann man verschiedene '''Sprachebenen''' unterscheiden. So spricht man etwa in einer formellen Situation zumeist anders als unter Freunden. Die für einen bestimmten Kommunikationsbereich charakteristische Rede- und Schreibweise wird in der [[Linguistik]] als '''Register''' bezeichnet. So ist etwa die [[Bildungssprache]] nach [[Jürgen Habermas]] (1977) dasjenige sprachliche Register, in dem man sich mit den Mitteln der (höheren) Schulbildung ein grundlegendes [[Orientierungswissen]] verschaffen kann.
Aporetische Struktur und Funktion hat im weiteren Sinn auch das [[Koan]] in der zenbuddhistischen [[Meditation]].  
 
=== Sprachtod ===
 
Sprachen unterliegen vielfach auch einem Prozess des Absterbens, der schließlich in den '''Sprachtod''' (auch ''Linguizid'' genannt) mündet, wenn es keine [[Muttersprache|Muttersprachler]] mehr gibt. Gibt es überhaupt keine Sprecher mehr, die diese Sprache pflegen, handelt es sich um eine '''ausgestorbene Sprache'''. Wird eine '''tote Sprache''' dennoch weitergepflegt, wie z.B. [[Latein]] oder [[Altgriechisch]], unterliegt sie nicht mehr der normalen lebendigen Entwicklung und Veränderung, wie sie für eine '''lebende Sprache''' typisch ist. Vielfach sind tote Sprachen auch durch entsprechende Verwandlung in ihren Nachfolgesprachen aufgegangen wie beispielsweise das [[Vulgärlatein]] in den [[Romanische Sprachen|romanischen Volkssprachen]].
 
=== Künstliche Sprachen ===
 
Neben den natürlichen gibt es auch '''konstruierte''' bzw. '''künstliche Sprachen'''. Insofern sie - wie etwa [[Wikipedia:Esperanto|Esperanto]] - der unmittelbaren menschlichen Kommunikation dienen, werden sie auch als '''Plansprachen''' bezeichnet. Eine künstlich geschaffene, rein '''formale Sprache''', wie sie etwa in der [[Logik]], [[Informatik]] und [[Linguistik]] und anderen [[Formalwissenschaften]] verwendet wird, ist hingegen [[eindeutig]], d. h. jedem [[Zeichen]] ist genau ''eine'' streng formal definierte [[Bedeutung]] zugewiesen.
 
== Sprachgestaltung - Ein neuer künstlerischer und geistgemäßer Zugang zur Sprache ==
 
{{Hauptartikel|Sprachgestaltung}}
 
Wesentliche Impulse für einen neuen [[Kunst|künstlerischen]] und [[geist]]gemäßen Zugang zur Sprache wurden von [[Rudolf Steiner]] und [[Marie Steiner]] durch die gemeinsam entwickelte [[Sprachgestaltung]] gegeben.
 
{{GZ|Man muss sich ein starkes Bewusstsein dafür aneignen, dass
artikuliertes Sprechen ''menschliches'' Eigentum ist. Der Mensch
muss sich auch zum Bewusstsein bringen, wie er in der Welt
den anderen drei Reichen der Natur gegenübersteht. Wenn er
sich dessen bewusst ist, weiss er, dass sein Ich wesentlich mitbedingt
ist durch alles, was Sprache ist ... Glauben, dass der
Sprachgenius in dem Aufbau der Sprache wirkt, das ist von
einer grossen Bedeutung ... Indem man sich bewusst hineinlebt
in das Gefüge der Sprache, lernt man von dem Sprachgenius
selbst sehr viel. Und etwas Konkretes empfinden lernen
von dem Wirken und Weben des Sprachgeistes, das ist von
ausserordentlicher Wichtigkeit ... Wir verdanken vieles in
unserem Ichgefühl, dass wir uns als Persönlichkeit fühlen, gerade
der Sprache. Und es kann sich schon im Menschen sogar
bis zu etwas wie Gebetsstimmung das Gefühl erheben: «Ich
höre sprechen in der Sprache um mich her; da fliesst die Kraft
der Sprache in mich herein!»|280|47}}
 
== Menschensprache und Tiersprache ==
 
Die sogenannten [[Wikipedia:Tiersprache|Tiersprache]]n, etwa die [[Wikipedia:Bienensprache|Bienensprache]], die eine durch eine Art Tanz ausgedrückte Zeichensprache ist, aber auch die teilweise sehr komplexen Lautsprachen bei [[Vogel|Vögel]]n, [[Wikipedia:Delfine|Delfine]]n oder [[Primaten]], unterscheiden sich grundsätzlich von denen des Menschen. Eine wichtige Voraussetzung für die [[Wikipedia:Artikulation (Linguistik)|Artikulationsfähigkeit]] des Menschen ist der abgesenkte [[Kehlkopf]]. Diese Absenkung des Kehlkopfes erfolgt beim [[Wikipedia:Säugling|Säugling]] in den ersten Lebensjahren. Nur wenige Tierarten, wie beispielsweise [[Wikipedia:Papageien|Papageien]], [[Wikipedia:Robben|Robben]] oder [[Wikipedia:Delphine|Delphine]] können den Kehlkopf in ähnlicher Weise absenken und daher die menschliche Sprache innerhalb gewisser Grenzen nachahmen.
 
Bei den Tiersprachen hat jeder Laut bzw. jedes Zeichen eine feste [[Bedeutung]], während der Mensch die Laute in weitgehend freier Weise zu höheren Bedeutungseinheiten gruppieren kann. Diese [[Fähigkeit]] zur '''Verbalisierung''' zeichnet den Menschen vor allen anderen irdischen [[Lebewesen]] aus. Wie schon [[Wikipedia:Wilhelm von Humboldt|Wilhelm von Humboldt]] festgestellt hat, erreicht der Mensch dadurch mit begrenzten Mitteln praktisch unbegrenzten Kombinationsmöglichkeiten. Verfügt ein Tier über 30 verschiedene Sprachzeichen (das können Laute, Bewegungsformen, aber auch chemische Signale sein), so kann es damit auch nur 30 feststehende Bedeutungen ausdrücken. Kann das Tier 1000 oder mehr solcher Sprachzeichen bilden, ist seine Ausdrucksfähigkeit zwar wesentlich höher, aber immer noch grundsätzlich sehr begrenzt.
 
== Neurologische Grundlage der Sprache ==
 
An der Produktion und am Verständnis der Sprache sind auch verschiedene [[Sprachzentren]] im [[Gehirn]] beteiligt, die nach [[Rudolf Steiner]] durch den Gebrauch der Sprache ausgebildet werden. An der '''Sprachproduktion''' ist vornehmlich das [[Broca-Areal]] beteiligt und am '''Sprachverständnis''' das [[Wernicke-Zentrum]]. Rudolf Steiner hat Leistung von [[Wikipedia:Paul Broca|Paul Broca]] (1824–1880), der das nach ihm benannte Sprachzentrum 1861 entdeckte, ausführlich gewürdigt und sah darin eine nachdrückliche Bestätigung der [[geisteswissenschaft]]lichen [[Entwicklung]]slehre.
 
{{GZ|Als Broca im April 1861 gefunden
hatte, daß das Werkzeug des Sprechens in der dritten Stirnwindung
des Großhirns liegt und daß dieses Werkzeug in der
Ordnung sein muß, wenn der Mensch die Sprachlaute verstehen
will, und ebenso ein anderer Teil, wenn er sie aussprechen soll,
war ein wichtiger Fortschritt getan, der geisteswissenschaftlich
verwertet werden kann und ein Beleg für die geisteswissenschaftlichen
Tatsachen ist. Warum? Weil sich gerade daran, wie dieses
Sprachzentrum sich ausbildet, zeigt, daß die äußeren Bewegungen
des Menschen, die Bewegungen seiner Hände, also das, was der
Mensch halb unbewußt im Leben vollzieht, mitwirkt an der Konfiguration
dieses Sprachzentrums. Warum ist dieses Sprachzentrum
bei den Menschen auf der linken Seite besonders ausgebildet?
Weil der Mensch nach den bisherigen Kulturbedingungen die
rechte Hand besonders gebrauchte. So ist es der ätherische und
astralische Leib, der aus dem Unterbewußtsein die Gesten der
Hände ausführt, der hineinwirkt in das Gehirn und dieses formt.
Anschaulich lehren heute die Anthropologen, daß von außen herein
durch makrokosmische Welttätigkeit das Gehirn geformt wird.
Wenn dieser Teil verletzt oder gelähmt wird, dann gibt es keine
Sprachfähigkeit. Wenn darauf gesehen wird, daß, wenn die eine
Seite des Gehirns, die gewöhnlich durch unsere Rechtshändigkeit
stark ausgebildet ist, von der linken Seite aus entfesselt wird, was
zum Beispiel in der Kindheit noch möglich ist und in der späteren
Zeit nicht mehr, dann zeigt sich, daß wirklich von außen durch
systematisierte Tätigkeit das Gehirn so geformt werden kann, daß
es ein Sprachzentrum erhält in der dritten entsprechenden Hirnwindung
dann auf der rechten Seite. Müssen wir da nicht sagen:
Es ist das Irrtümlichste, was wir uns vorstellen können, wenn wir
denken, daß die Sprachfähigkeit durch Gehirnanlage gebildet
wird? - Nein, die Gehirnanlagen machen sie nicht, sondern der
Mensch in seiner Tätigkeit, die er entwickelt. Aus dem Makrokosmos
heraus bildet sich die Sprachfähigkeit im Gehirn. Das Sprachorgan
kommt von der Sprache, nicht die Sprache von dem Sprachorgan.
Das ist es, was durch diese bedeutsame physiologische
Tatsache des Broca gefunden worden ist. Dadurch, daß die Götter
oder Geister der Hierarchien den Menschen verholfen haben,
solche Tätigkeiten auszuführen, welche ihm seine Sprachzentren
schaffen, ist von außen das Sprachzentrum gebildet worden. Aus
der Sprache entsteht das Sprachzentrum, nicht umgekehrt.|129|214ff}}
 
== Undinen und Sprachorgane ==
 
Die [[Undinen]] bildeten den [[Kehlkopf]] zum Sprachorgan um.
 
<div style="margin-left:20px">
"Jetzt wollen wir uns die Frage vorlegen, welche besondere Aufgabe
in der Entwickelung diese Elementarwesen des Wassers haben
und welche diejenigen des Luftelementes. In lang vergangenen Entwickelungsepochen,
als der Mensch noch eine ganz andere Zusammensetzung
seiner höheren Glieder hatte als jetzt, wirkten diese
Elementarwesen auch noch ganz anders. Der Mensch hatte damals
noch nicht, was wir die Sprache nennen. In den Atmungsorganen
liegen ja eingeschaltet die Sprachorgane, die uns die Sprache ermöglichen.
Der Mensch gebraucht die Sprache, um sein Seelisches zum
Ausdruck zu bringen oder auch nur für die Konversation, aber das
ist nur so im materialistischen Zeitalter, wie wir es jetzt durchleben.
In dem Zeitalter, das unserem materialistischen vorangegangen ist,
waren die Sprachorgane zu gleicher Zeit Wahrnehmungsorgane. Die
Sprache nun ist dadurch entstanden, daß die Wasser-Elementarwesen,
während sie in die Keimesorgane (Keimanlage) des Kehlkopfes
eindrangen, diese langsam und allmählich zum Sprachorgan
verwandelten, wie es heute ist.
 
Die Menschen der damaligen Zeit machten sich noch nicht durch
Worte verständlich, so wie wir jetzt miteinander verkehren. Da sie
noch im Besitz des alten Hellsehens waren, schauten sie in die geistige
Welt, in die Welt der Elemente. Und sie erlebten die schwirrenden
Elementarwesen um sich herum, während sie Laute wie unsere
Vokale A, I, U aussprachen, indem sie aus ihrem Innern erklingen
ließen, was sie in Bildern erlebten. So drückten sie auch ihre Empfindungen
und Gefühle aus, wenn zum Beispiel dasjenige, was sie
schauten, ihnen Sympathie oder Antipathie einflößte. So auch,
wenn sie das Wort Tao aussprachen, das durch die ganze Natur hindurchklang;
dann wußten sie von dem Großen Geist, der Ursache
alles Seienden.
 
Dieses Wort, das also zugleich geistige Wahrnehmung war, ist verlorengegangen,
seit Atmungs- und Sprachorgane mehr unabhängig
voneinander geworden sind, als sie damals waren." {{Lit|{{G|265|359f}}}}
</div>
 
== Die Entwicklung der Sprache ==
 
=== Der geistige Hintergrund der Sprachentwicklung ===
 
{{GZ|Wir sind Menschen
durch unsere [[Kehlkopf]]einrichtung und durch alles,
was damit zusammenhängt. Was uns von außen als
dieses wunderbare künstlerische Organ des Kehlkopfes
im Zusammenhange mit den übrigen Stimm- und
Sprachwerkzeugen eingeformt ist, ist aus dem herausgearbeitet,
was die Luft geistig ist. Goethe hat so schon in
bezug auf das Auge gesagt: Das Auge ist am Lichte für
das Licht gebildet!|59|23f}}
 
{{GGZ|Die Sprachwerkzeuge sind etwas, was zunächst
für die Form des Menschen das eigentlich maßgebende
ist. Daher hebt gerade die Sprache den Menschen
über die Tierheit hinaus, weil jenes geistige Wesen, das
wir den Geist der Luft nennen, zwar auch in der Tierheit
geformt und gearbeitet hat, aber nicht so, daß diese
Wirksamkeit bis dahin gelangt wäre, wo sich ein Sprachorganismus
entwickeln konnte, wie ihn der Mensch hat.
Alles, mit Ausnahme dessen, was das Ich unbewußt,
zum Beispiel als Gehirn herausgearbeitet hat, was es an
den Sinnen vervollkommnet hat, alles, mit Ausnahme
dessen, was Ich-Tätigkeit ist, ist eine vor dieser Ich-Tätigkeit
des Menschen liegende Tätigkeit, die darauf bedacht
war, den Menschenleib so auszubilden, daß er ein
weiterer Ausdruck dieses Sprachorganes ist.|59|24f}}
 
{{GGZ|So sehen wir, wie der Mensch innerlich schon in
seinen Sprachorganen organisiert gewesen ist, bevor er
zu seinem jetzigen Denken, zu seinem Gemüt und seinem
Willen gekommen ist, das heißt zu allem, was mit
dem Ich zusammenhängt. Nun werden wir es begreiflich
finden, daß diese geistigen Tätigkeiten nur so am physischen
Leib formen konnten, daß der Mensch zuletzt
gleichsam ein Anhangorgan seiner Sprachwerkzeuge
wurde, indem sie den astralischen Leib, den Ätherleib,
den physischen Leib durch die Einflüsse, durch die
Konfiguration der Luft ausbauten. Nachdem der
Mensch so fähig geworden war, in sich ein Organ zu
haben, das dem entspricht, was wir die geistige Wesenheit
der Luft nennen, geradeso wie das Auge der geistigen
Wesenheit des Lichtes entspricht, konnte er da
hineinkonfigurieren, was sein Ich als Verstand, als Bewußtsein,
Empfindung, Gemüt sich selber einprägte. So
müssen wir eine dreifache Tätigkeit im Unterbewußten
suchen, eine gleichsam vor dem Ich liegende Tätigkeit
für den physischen Leib, den Ätherleib und den astralischen
Leib. Wir finden Anhaltspunkte dazu, indem wir
wissen, daß dies die Gruppenseele gewesen ist, und daß
die Gruppenseele in einer unvollkommenen Tätigkeit am
Tier gearbeitet hat.|59|25f}}
 
{{GGZ|Wie Begierde und Genuß im astralischen Leib, so
stehen sich gegenüber im Ätherleibe Bildhaftigkeit, Symbolik
und äußerer Reiz. Das ist das Wesentliche, daß wir
diese vor dem Ich liegende Tätigkeit unseres Atherleibes
so auffassen, daß sie sich von der Ich-Tätigkeit im
Ätherleib unterscheidet. Wenn unser Ich tätig ist als
Verstandesseele oder Gemütsseele, so sucht es auf der
heutigen Entwickelungsstufe des Menschen sozusagen
eine Wahrheit, die möglichst ein getreues Abbild der
äußeren Dinge ist. Was nicht genau den äußeren Dingen
entspricht, nennt man nicht wahr. Diejenigen geistigen
Tätigkeiten, die vor der Wirksamkeit unseres Ich liegen,
arbeiteten nicht so; sie arbeiteten mehr symbolisch,
mehr bildhaft, wie etwa der Traum arbeitet. Der Traum
arbeitet zum Beispiel so, daß jemand träumt, es werde
ein Schuß abgefeuert, und wenn er aufwacht, sieht er,
daß der Stuhl neben seinem Bett umgefallen ist. Was
äußerliches Geschehnis und äußerer Eindruck ist - der
umgefallene Stuhl -, wird im Traum in ein Sinnbild
umgewandelt, in den abgefeuerten Schuß.|59|26}}
 
{{GGZ|Dann arbeiteten diese geistigen Wesenheiten an dem
menschlichen physischen Leib, indem sie den Menschen
zu dem machten, was man nennen kann Entsprechung
von äußeren Geschehnissen, äußeren Tatsachen und
Nachahmung. Nachahmung ist etwas, was wir zum
Beispiel beim Kind finden, wenn noch die anderen Seelenglieder
wenig entwickelt sind. Nachahmung ist etwas,
was zum unterbewußten Wesen der Menschennatur gehört.|59|27}}
 
{{GGZ|Was jetzt auseinandergesetzt worden ist: der Nachahmungstrieb
im physischen Leibe gegenüber den äußeren
Tätigkeiten, das Symbolisieren im Ätherleibe gegenüber
dem äußeren Reiz, und das, was wir nennen können das
Entsprechen von Begierde und Genuß im astralischen
Leib, das alles denken wir uns ausgearbeitet mit Hilfe
des Werkzeuges der Luft und hineingearbeitet in uns so,
daß gleichsam ein plastischer, ein künstlerischer Eindruck
davon entstanden ist in unserem Kehlkopf und in
unserem ganzen Stimmapparat. Dann werden wir uns
sagen können: Diese vor dem Ich liegenden Wesenheiten
arbeiteten am Menschen so, daß sie durch die Luft an
dem Menschen in der Weise formten und gliederten, daß
nach dieser dreifachen Richtung hin die Luft im Menschen
zum Ausdruck kommen konnte.
 
Wenn wir nämlich im wahren Sinne des Wortes das
Sprachvermögen betrachten, so müssen wir fragen: Ist es
der Ton, was wir hervorbringen? - Nein, der Ton ist es
nicht. Was wir tun, das ist, daß wir von unserem Ich aus
dasjenige in Bewegung setzen und formen, was durch
die Luft in uns hineingeformt und hineingegliedert ist.
Gerade so, wie wir das Auge in Bewegung setzen, um
das aufzunehmen, was äußerlich als Licht wirkt, während
das Auge selbst zu dieser Aufnahme von Licht da
ist, so sehen wir, wie in uns selber vom Ich aus jene
Organe in Bewegung gesetzt werden, die aus dem Geistigen
der Luft heraus gebildet worden sind. Wir setzen die
Organe in Bewegung durch das Ich; wir greifen in die
Organe ein, die dem Geist der Luft entsprechen, und wir
müssen abwarten, bis der Geist der Luft, von dem die
Organe gebildet sind, uns selber - als Echo unserer
Lufttätigkeit - den Ton entgegentönt. Den Ton erzeugen
wir nicht, wie auch nicht die einzelnen Teile einer Pfeife
den Ton erzeugen. Wir erzeugen von uns aus dasjenige,
was unser Ich als Tätigkeit entfalten kann durch die
Benutzung jener Organe, die aus dem Geiste der Luft
heraus gebildet sind. Dann müssen wir es dem Geist der
Luft überlassen, daß die Luft wieder in Bewegung
kommt durch jene Tätigkeit, durch welche die Organe
erzeugt worden sind, so daß das Wort erklingt.|59|27f}}
 
{{GGZ|So sehen wir in der Tat, wie die menschliche Sprache
auf diesem dreifachen Entsprechen, das wir angeführt
haben, beruhen muß. Aber, was soll sich entsprechen?
Worauf soll gerade die Nachahmung im physischen
Leibe beruhen? Die Nachahmung im physischen Leibe
muß darauf beruhen, daß wir dasjenige, was wir als
äußerliche Tätigkeiten, als äußere Dinge wahrnehmen,
was einen Eindruck auf uns macht, in den Bewegungen
unserer Stimmorgane nachahmen, daß wir alles, was wir
zunächst als Ton widerklingend hören, hervorbringen,
indem wir durch das Prinzip des physischen Leibes
Nachahmende dessen sind, was einen äußeren Eindruck
auf uns macht, geradeso wie der Maler eine Szene nachahmt,
die in ganz anderen Elementen als Farbe und
Leinwand, Hell und Dunkel besteht. Wie der Maler mit
Hell und Dunkel nachahmt, so ahmen wir nach, was
äußerlich an uns herantritt, indem wir unsere Organe
nachahmend in Bewegung setzen, jene Organe, die aus
dem Element der Luft gebildet worden sind. Deshalb ist
das, was wir im Laut hervorbringen, eine wirkliche
Nachahmung des Wesens der Dinge, und unsere Konsonanten
und Vokale sind nichts anderes als Abbilder und
Nachahmungen dessen, was von außen einen Eindruck
auf uns macht.
 
Was wir dann im Ätherleib haben, ist eine bildhafte
Arbeit. Da wird in den Ätherleib hineingearbeitet, was
wir Symbolik nennen können. Daher müssen wir es
begreiflich finden, daß allerdings zuerst durch Nachahmung
dasjenige entstanden ist, was die ersten Elemente
unserer Sprache sind, daß dies dann aber fortgebildet
wurde, indem es sich gleichsam losriß von den äußeren
Eindrücken und dann weiterverarbeitet wurde. Da verarbeitet
der Ätherleib in der Symbolik, wie beim Traum,
dasjenige, was den äußeren Eindrücken nicht mehr ähnlich
ist, und darinnen besteht das Fortwirkende des
Lautes.|59|28f}}
 
{{GGZ|Das dritte Element, wo sich innerlich, seelenhaft,
Lust und Leid, Schmerz und Freude, Entsetzen und so
weiter im Ton ausdrückt, das muß erst suchen, was ihm
entspricht. Bei der Nachahmung ist der äußere Eindruck
nachgeahmt, das innere Tonbild oder dasjenige, was als
Symbol entstanden ist, ist eine Weiterbildung. Aber
dasjenige, was der Mensch nur aus innerer Freude,
Schmerz und so weiter ertönen ließe, das würde ja nur
eine Ausstrahlung sein, dem nichts entsprechen könnte.
Was hier die Entsprechung zwischen äußerem Wesen
und innerem Erleben ist, das heißt, was hier geschieht,
das können wir fortwährend bei unseren Kindern beobachten,
wenn sie sprechen lernen. Da können wir sehen,
wie das Kind beginnt, irgend etwas, was es fühlt, in den
Ton umzusetzen. Wenn das Kind zuerst Ma und Pa
schreit, so ist das nichts anderes als ein innerliches
Umgießen des Affektes in den Laut. Es ist nur die
Äußerung eines Inneren. Wenn aber dieses Kind sich so
äußert, dann kommt zum Beispiel die Mutter herbei,
und das Kind merkt dann, daß demjenigen, was sich
innerlich als Freude äußert, indem es sich umgießt in den
Laut Ma, ein äußeres Ereignis entspricht. Das Kind fragt
natürlich nicht, wie das geschieht, daß es in diesem Falle
dem Herbeieilen der Mutter entspricht. Da gesellt sich
zusammen inneres Erlebnis von Freude oder Schmerz
und äußerer Eindruck, und es verbindet sich das, was
von innen hervorstrahlt mit dem äußeren Eindruck. Das
ist eine dritte Art, wie die Sprache wirkt. Daher können
wir sagen: Die Sprache ist ebensosehr von außen nach
innen durch Nachahmung entstanden, wie sie entstanden
ist durch das, was man nennen kann das Hinzugesellen
der äußeren Wirklichkeit zu dem, was unser Inneres
äußert. Denn das, was dazu geführt hat aus einer inneren
Äußerung - Ma, Pa - die Worte Mama und Papa zu
bilden, weil diese Äußerung sich im Herbeieilen von
Mutter oder Vater befriedigt fühlte, das geschieht in
unzähligen Fällen. Überall, wo der Mensch sieht, daß
irgend etwas auf eine innere Äußerung folgt, da verbindet
sich für ihn das, was der Ausdruck der inneren
Wesenheit ist, mit einem Äußeren.
 
Das alles geschieht ohne Zutun des Ich. Erst später
übernimmt das Ich diese Tätigkeit.|59|30f}}
 
=== Die Ursprache der Menschheit ===
{{Hauptartikel|Ursprache}}
 
Die [[Ursprache]] der [[Menschheit]] wurde vornehmlich auf der alten [[Atlantis]] ausgebildet, wenngleich die Anfänge bereits in der [[Lemuria|spätlemurischen Zeit]] liegen. Die dafür nötige Ausbildung des [[Kehlkopf]]es setzt einerseits bereits die [[aufrechte Haltung]] voraus, hängt aber anderseits eng mit der West-Wanderung der Menschheit von der [[Lemuria]] auf die Atlantis zusammen.
 
<div style="margin-left:20px">
"In theosophischen Schriften wird die erste Unterrasse<ref name=Unterrasse>Der Begriff ''[[Unterrasse]]'' entstammt der damals gebräuchlichen Terminologie der [[Theosophische Gesellschaft|Theosophischen Gesellschaft]] und wurde von [[Rudolf Steiner]] später ebenso wie der Begriff «[[Wurzelrasse]]» nicht mehr verwendet. Steiner hat wiederholt darauf hingewiesen, dass der Begriff «[[Rasse]]» in der [[Kulturepochen|nachatlantischen Zeit]] eigentlich nicht mehr berechtigt ist, da nun nicht mehr die körperliche, sondern die seelisch-geistige Entwicklung in den Vordergrund rückt. Die Gliederung der Menschheit in Rassen wird allmählich völlig überwunden werden und ist schon heute für die geistige Entwicklung der Menschheit bedeutungslos.</ref> der Atlantier [[Rmoahals]] genannt. Das Gedächtnis dieser Rasse war vorzüglich auf lebhafte Sinneseindrücke gerichtet. Farben, die das Auge gesehen hatte, Töne, die das Ohr gehört hatte, wirkten lange in der Seele nach. Das drückte sich darin aus, daß die Rmoahals Gefühle entwickelten, die ihre lemurischen Vorfahren noch nicht kannten. Die Anhänglichkeit zum Beispiel an das, was in der Vergangenheit erlebt worden ist, gehört zu diesen Gefühlen.
 
An der Entwickelung des Gedächtnisses hing nun auch diejenige der Sprache. Solange der Mensch das Vergangene nicht bewahrte, konnte auch eine Mitteilung des Erlebten durch die Sprache nicht stattfinden. Und weil in der letzten lemurischen Zeit die ersten Ansätze zu einem Gedächtnisse stattfanden, so konnte damals auch die Fähigkeit ihren Anfang nehmen, das Gesehene und Gehörte zu benennen. Nur Menschen, die ein Erinnerungsvermögen haben, können mit einem Namen, der einem Dinge beigelegt ist, etwas anfangen. Die atlantische Zeit ist daher auch diejenige, in welcher die Sprache ihre Entwickelung fand. Und mit der Sprache war ein Band hervorgebracht zwischen der menschlichen Seele und den Dingen außer dem Menschen. Dieser erzeugte das Lautwort in seinem Innern; und dieses Lautwort gehörte zu den Gegenständen der Außenwelt. Und auch ein neues Band entsteht zwischen Mensch und Mensch durch die Mitteilung auf dem Wege der Sprache. Das alles war zwar bei den Rmoahals noch in einer jugendlichen Form; aber es unterschied sie doch in tiefgehender Art von ihren lemurischen Vorvätern.
 
Nun hatten die Kräfte in den Seelen dieser ersten Atlantier noch etwas Naturkräftiges. Diese Menschen waren gewissermaßen noch verwandter den sie umgebenden Naturwesen als ihre Nachfolger. Ihre Seelenkräfte waren noch mehr Naturkräfte als die der gegenwärtigen Menschen. So war auch das Lautwort, das sie hervorbrachten, etwas Naturgewaltiges. Sie benannten nicht bloß die Dinge, sondern in ihren Worten lag eine Macht über die Dinge und auch über ihre Mitmenschen. Das Wort der Rmoahals hatte nicht bloß Bedeutung, sondern auch Kraft. Wenn man von einer Zaubermacht der Worte spricht, so deutet man etwas an, was für diese Menschen weit wirklicher war als für die Gegenwart. Wenn der Rmoahalsmensch ein Wort aussprach, so entwickelte dieses Wort eine ähnliche Macht wie der Gegenstand selbst, den es bezeichnete. Darauf beruht es, daß Worte in dieser Zeit heilkräftig waren, daß sie das Wachstum der Pflanzen fördern, die Wut der Tiere zähmen konnten, und was ähnliche Wirkungen mehr sind. All das nahm an Kraft bei den späteren Unterrassen der Atlantier immer mehr und mehr ab. Man könnte sagen, die naturwüchsige Kraftfülle verlor sich allmählich. Die Rmoahalsmenschen empfanden diese Kraftfülle durchaus als eine Gabe der mächtigen Natur; und dieses ihr Verhältnis zur Natur trug einen religiösen Charakter. Insbesondere die Sprache hatte für sie etwas Heiliges. Und der Mißbrauch gewisser Laute, denen eine bedeutende Kraft innewohnte, ist etwas Unmögliches gewesen. Jeder Mensch fühlte, daß solcher Mißbrauch ihm einen gewaltigen Schaden bringen müßte. Der Zauber derartiger Worte hätte in sein Gegenteil umgeschlagen; was, in richtiger Art gebraucht, Segen gestiftet hätte, wäre, frevelhaft angewendet, dem Urheber zum Verderben geworden. In einer gewissen Unschuld des Gefühles schrieben die Rmoahals weniger sich selbst, als vielmehr der in ihnen wirkenden göttlichen Natur ihre Macht zu." {{Lit|{{G|11|34f}}}}
</div>
 
=== Der Weg von der Willenssprache über die Gefühlssprache zur Gedankensprache ===
 
{{GZ|Wenn wir heute das Verhältnis des Menschen zu seiner Sprache ins
Auge fassen, so finden wir ja, daß wir eigentlich in den Worten der
Sprache kaum mehr anderes haben als Zeichen für das, was außer uns
ist und worauf mit den Worten der Sprache hingewiesen werden soll.|224|175}}
 
{{GGZ|Heute ist das Gefühl dafür abgelähmt, daß das Wort «Pflug» so
erlebt werden kann wie die Tätigkeit, die mit diesem Ackerinstrumente
ausgeführt wird. Es ist das Wort ein Zeichen geworden. Aber
vor verhältnismäßig kurzer Zeit - wir brauchen vielleicht nur an
kaum eineinhalb Jahrtausende zu denken -, da wurden die Worte
noch in den nördlicheren Gegenden Europas so gefühlt, daß tatsächlich
das Gefühl beim Pflügen ein ähnliches war, wie innerlich das
Gefühl war bei dem Worte, das dazumal den Pflug bezeichnete. Es war
also damals an der Empfindung vom Worte weniger der Gedanke
beteiligt, sondern es war das Gefühl des Menschen daran beteiligt.
 
Und wenn wir in ganz alte Zeiten der Menschheit zurückgehen,
dann finden wir, daß nicht nur das Gefühl daran beteiligt ist, sondern
daß der Wille intensiv bei der Wortbildung beteiligt ist. Aber wenn
wir jene Zeit betrachten wollen, in der die Menschen vor allen Dingen
ihr Willensverhältnis zu der äußeren Natur betrachteten, indem sie in
der Sprache lebten, da müssen wir schon zurückgehen bis in die
späteren atlantischen Zeiten. Es sind eben durchaus lange Zeitepochen,
in denen sich die Sprache in der Weise, wie ich es eben jetzt
angedeutet habe, entwickelt. Und in der Sprache lebt ja der [[Sprachgenius]].
Die Sprache unterliegt ja nicht der menschlichen Willkür in
ihrer Entwickelung, sondern in der Sprache lebt der Sprachgenius.
Und der Sprachgenius gehört im wesentlichen der Hierarchie der
[[Archangeloi]] an. Indem der Mensch spricht, also sozusagen um die
Erde herum eine Atmosphäre bereitet, in der die zur Sprache artikulierten
Lautbildungen des Menschen leben, ist diese Sprachatmosphäre
das Element der Archangeloi. Deshalb sind die Archangeloi die Volksgeister,
wie Sie aus einem Vortragszyklus von mir wissen können.
 
Es ist also eigentlich dasjenige, was in der menschlichen Sprachentwickelung
auf Erden erscheint, innig zusammenhängend mit der
Entwickelung der Archangeloi. Man möchte sagen: Was sich in der
Sprachentwickelung ausdrückt, ist ein Bild der Archangeloientwickelung.|224|175f}}
 
=== Die Sprache als Bild der Entwicklung der Archangeloi ===
 
{{GZ|Wenn Sie die Beschreibungen nehmen, die ich in meinen verschiedenen
Büchern über das Wesen der [[Intuition]] gegeben habe, dann
haben Sie mit dieser Intuition auch diejenige Tätigkeit geschildert,
welche die Archangeloi ausübten, sagen wir, in den letzten Zeiten der
atlantischen Entwickelung, um den Menschen die damalige Willenssprache
zu übermitteln. Dann aber rückten diese Archangeloi in ihrer
eigenen Entwickelung vorwärts.|224|178}}
 
{{GGZ|Das Fortschreiten der Archangeloi in bezug auf die Sprache liegt
darin, daß sie in der älteren Fähigkeit der Intuition vor allen Dingen
in den Welten höherer Hierarchien darinstanden, sich hingaben an die
Welten höherer Hierarchien, so daß sie eigentlich mit der Sprache
etwas bekamen, was das Wesen höherer Hierarchien war, als die Erzengelhierarchie
ist. Die Erzengel gaben sich, solange die sprachbildende
Kraft bei ihnen auf der Intuition beruhte, der nächsthöheren
Hierarchie hin, den [[Kyriotetes]], [[Dynamis]], [[Exusiai]]. Da standen sie
darinnen. Und aus dem, was sie erlebten durch ihr intuitives Darinstehen
in dieser Hierarchie, konnten sie dem Erdenleben die sprachbildende
Kraft einflößen.
 
In der nächsten Epoche schritten die Archangeloi so vorwärts, daß
ihre sprachbildende Kraft nicht mehr aus der Intuition floß, sondern
aus der Inspiration. Sie gaben sich nicht mehr völlig der nächsthöheren
Hierarchie hin, sondern was sie durch die Hingabe an diese
höhere Hierarchie bekamen, war ihnen etwas anderes geworden als
das, was sie als Sprache den Menschen vermittelten. Sie lauschten jetzt
auf die [[Inspiration]]en der ersten Hierarchie, der [[Throne]], [[Cherubim]],
[[Seraphim]], und aus dieser Inspiration heraus flößten sie dem Erdenleben
die sprachbildende Kraft ein.
 
Wenn wir in die ersten Zeiten der nachatlantischen Entwickelung,
selbst noch bis ins Ägyptertum und Chaldäertum zurückgehen, so
finden wir überall, wie der Quell, aus dem heraus die Erzengel schöpfen,
um dem Menschen die Sprache zu vermitteln, die Inspiration ist.
Da wird die Sprache so - sie macht eine Metamorphose durch -, daß
vor allen Dingen die Worte Ausdruck werden für menschliche [[Sympathie und Antipathie]], für menschliche Gefühle und Empfindungen
überhaupt. An die Stelle der alten Willens spräche tritt eine Gefühlssprache.
Und es ist vorzugsweise jener Zustand vorhanden, wo gefühlt
wird an dem äußeren Vorgang oder dem äußeren Wesen dasjenige,
was auch gefühlt wird, wenn aus den Tiefen der Menschenwesenheit
durch die Sprachorgane die zum Worte artikulierten Laute
kamen.|224|178f}}
 
{{GGZ|Und wenn man auf ein besonderes Element hinschaut, auf die
Sprache, dann ist das eben so, daß bis ins Griechentum herein die
Gefühlssprache geherrscht hat zum Beispiel unter den Philosophen
bis zu [[Plato]]. Der erste philosophische Philister ist der große universelle
Geist [[Aristoteles]]. Sie werden sich verwundern, daß ich die zwei
Attribute hintereinander sage, aber man versteht Aristoteles nicht,
wenn man ihn nicht als den ersten philosophischen Philister und als
den universellen Geist zugleich auffaßt. Er ist groß in einer gewissen
Beziehung, aber er ist in einer andern Beziehung eben der erste philosophische
Philister, der aus den Worten die Gedankenkategorien herausklaubt.
Das wäre den älteren Griechen gar nicht eingefallen, aus
den Worten Gedankenkategorien herauszuklauben, denn sie hatten
noch ein Gefühl dafür, daß die Worte etwas sind, was hereininspiriert
wird in die Menschen. Sie fühlten die höheren Geister, indem die
Sprache entstand.
 
Bis in die Griechenzeit herein und für die äußere Menschheit -
die in bezug auf gewisse Dinge gewiß sehr zurück ist, aber in bezug
auf geistige Dinge oftmals weniger zurück ist als die Philosophen -,
für diese übrige Menschheit, die also in bezug auf die sprachbildende
Kraft länger die Inspirationen behielt als die Philosophen, können wir
wirklich sagen: Wir vernehmen noch überall in der sprachbildenden
Kraft das inspirierende Element, das aber allerdings in der Seele der
Erzengel lebt, bis zum [[Mysterium von Golgatha]] hin. Natürlich ist das
approximativ. In der einen Gegend der Erde dauert es länger, in der
andern kürzer.|224|180f}}
 
{{GGZ|Dann kommen wir an die Zeitepochen heran, wo die Erzengel,
indem sie dem Menschen die Sprache vermitteln, nicht mehr der
Inspiration unterliegen, sondern der [[Imagination]] (siehe Schema). Und
die Sprache wird zur Gedankensprache. Die Menschen sprechen immer
mehr und mehr aus den Gedanken heraus, die Sprache kommt gewissermaßen
an das abstrakte Element des Menschen heran.
 
Dem liegt etwas sehr Bedeutsames zugrunde. Die Intuitionen haben
die Archangeloi empfangen von der zweiten Hierarchie; sie selber
gehören zur dritten Hierarchie. Die Inspirationen haben sie empfangen
von Seraphim, Cherubim und Thronen, von der ersten Hierarchie.
Die Imagination - ja, da gibt es zunächst keine Hierarchie über die
erste hinaus! Diese Imaginationen konnten sie zunächst nicht von den
Hierarchien empfangen, die zum Beispiel noch bei [[Dionysius Areopagita|Dionysius dem Areopagiten]] verzeichnet sind. Da gab es über die erste Hierarchie hinaus keine. Daher haben gewisse Erzengelwesen dazu greifen müssen,
 
[[Datei:GA224 182.gif|center|400px|Zeichnung aus GA 224, S. 182 (Tafel 2)]]
 
nun die Imaginationen, das heißt, die Bilder der sprachbildenden
Kraft - denn das sind die Imaginationen - aus der Vergangenheit
herzuholen, also Früheres fortzusetzen. Es hörte die unmittelbare
quellende Kraft, Sprache zu bilden, auf. In die Sprache kam ein ahrimanisches
Element herein, weil sie herübergenommen wurde aus
einer früheren Stufe. Das ist etwas ungeheuer Bedeutungsvolles. Und
dieses, was da die Archangeloi über sich im Oberen fühlten, das
drückte sich in der Menschheit dadurch aus, daß die Sprache immer
mehr und mehr sich abschliff, ablähmte, nicht mehr als etwas so
Lebendiges vorhanden war wie in früheren Zeiten.
 
Bedenken Sie, was für ein ungeheuer Bedeutsames sich in dieser
Tatsache ausspricht. In das Menschenleben kommt etwas herein, was
eigentlich eine höhere Hierarchie brauchte, als die erste Hierarchie ist.|224|181f}}
 
=== Die Belebung des Sprachschöpferischen durch den Christus ===
 
{{GZ|Es ist das ein Faktum, auf das ich schon öfter hingewiesen habe.
Die Götter, die in den verschiedenen Hierarchien über dem Menschen
stehen, haben nur Verwandlungen, Metamorphosen von einer Lebensform
in die andere kennengelernt. Das eigentliche Ereignis des Todes
im Leben war vor dem Mysterium von Golgatha keine Göttererfahrung.
Der Tod ist ins Leben hereingekommen durch die luziferischen
und ahrimanischen Einflüsse, durch zurückgebliebene oder das Vorwärtsstürmen
zu schnell treibende Götterwesen. Aber der Tod ist
eigentlich nicht etwas, was als eine Lebenserfahrung der höheren
Hierarchien vorhanden war. Das tritt ein als eine Erfahrung für diese
höheren Hierarchien in dem Augenblick, als der Christus durch das
Mysterium von Golgatha, das heißt, durch den Tod geht; als der
Christus mit dem Schicksal der Erdenmenschheit sich so weit vereinigte,
daß er mit dieser Erdenmenschheit das gemeinsam haben
wollte, daß er den Tod durchgemacht hat. Es ist also dieses Ereignis
von Golgatha nicht bloß ein Ereignis des Erdenlebens, es ist dieses
Ereignis von Golgatha ein Ereignis des Götterlebens. Was sich auf der
Erde abgespielt hat, und was im menschlichen Gemüt als eine Erkenntnis
von dem Ereignis von Golgatha auftritt, das ist das Abbild
von etwas ungeheuer viel Umfassenderem, Großartigerem, Gewaltigerem,
Erhabenerem, das sich abgespielt hat in den Götterwelten
selber. Und des Christus Durchgang durch den Tod auf Golgatha ist
ein Ereignis, durch das die erste Hierarchie in ein höheres Gebiet
hinaufreichte. Daher mußte ich Ihnen immer sagen: Die [[Trinität]] liegt
eigentlich über den Hierarchien. Aber dazu ist sie erst im Laufe der
Entwickelung gekommen. Entwickelung findet überall statt.
 
Also mit Bezug auf diejenigen Hierarchien selbst, welche bei Dionysius
dem Areopagiten verzeichnet sind, verlieren die Erzengel die
Möglichkeit, die Imaginationen von oben zu bilden. Der Mensch verliert
die Möglichkeit, seine Sprache lebendig fortzugestalten. In der
Götterwelt geht etwas vor, dessen irdisches Abbild das Ereignis von
Golgatha ist. Und deshalb hängt mit dem Ereignis von Golgatha
unter vielem andern auch das zusammen, daß, wenn die Menschen
nach und nach immer mehr und mehr den Christus-Impuls aufnehmen,
sie durch den Christus-Impuls wiederum den lebendigen Sprachquell
erhalten.
 
Wir haben heute, man möchte sagen, die auslaufenden bloß natürlichen
Sprachen. Und wenn man unbefangen genug ist, kann man in
den auslaufenden natürlichen Sprachen, insbesondere je weiter man
vom Osten nach dem Westen geht, vernehmen, wie diese Sprachen
ein absterbendes Element in sich tragen, wie sie immer mehr und mehr
zur Hülle werden. In Asien ist es noch weniger der Fall, gegen den
Westen hin aber ist es immer mehr und mehr so, daß die Sprachen
ein absterbendes Element in sich tragen.
 
Eine Belebung des Sprachschöpferischen im Menschenwesen kann
nur dadurch eintreten, daß die Menschen immer mehr den Christus-
Impuls als ein Lebendiges wieder ergreifen, damit der Christus-Impuls
gerade das Sprachschöpferische werde. Und unter all den Dingen, die
man anführen muß, wenn man die Bedeutung des Christus-Impulses
für die MenschheitsentWickelung darlegen will, ist auch dieses, daß
die Menschheit in der Zeit, in der sie zur Freiheit aufrückte, herauskam
aus dem göttlich-geistigen Durchströmt- und Durchwebtsein
der Sprachen. Wäre die Sprache so geblieben, wie sie im alten Griechenland
war, der Mensch hätte sich nicht zur Freiheit entwickeln
können. Es brauchte einmal, ich möchte sagen, dieses Absurde, daß
die Sprache nur zum Zeichen da ist, daß die Archangeloi die Möglichkeit
verloren haben, die Imaginationen aus der Gegenwart zu bilden,
daß sie aus der Vergangenheit sie bilden mußten. In dieser Zeit, an
deren Beginn sich der Christus angekündigt hat, in der er niederschreiben
ließ das Geheimnis seines Wesens und seiner Tätigkeit in
den Evangelien, in dieser Zeit ist aber die Christus-Erkenntnis nicht
vollständig unter die Menschen gekommen, weil sie nicht geistig
genug, weil sie oftmals nur traditionell war. Erst wenn das Wort des
Evangeliums belebt wird von einem Christus-Verständnis aus, das in
der Gegenwart selber von dem fortwirkenden, immer auf den Menschen
Einfluß habenden Christus kommt, erst dann wird auch die
sprachbildende Kraft von diesem Christus-Impuls, von dem lebendigen
Christus-Impuls ausgehen.
 
Aber schreiben wir jetzt auf, was ich Ihnen hier angedeutet habe
(siehe Schema). Machen wir uns ganz klar, daß da oben etwas vorgeht,
wodurch Götter erhöht werden, daß da unten etwas vorgeht, wodurch
die Menschen den Christus-Impuls immer mehr haben, aber
auch immer mehr zur Freiheit vorrücken. Stellen wir uns nur vor,
daß, indem der Mensch eine Erhöhung durchmacht, diese Erhöhung
des Menschen auch eine Erhöhung der höheren Hierarchien ausmacht.
Seien wir uns klar darüber, daß die Imaginationen der Archangeloi
gegenwärtig lebendige Imaginationen werden, wenn die Archangeloi
immer mehr hineinbekommen von dem Christus, der seinen Wohnplatz
in den Herzen der Menschen auf der Erde gefunden haben wird,
der als ein Impuls in die Imaginationen der Erzengel einzieht.
 
[[Datei:GA224 185.gif|center|400px|Zeichnung aus GA 224, S. 185 (Tafel 2)]]
 
Es wird dann eine ganz andere Art der sprachbildenden Kraft kommen.
Eine besondere Art der sprachbildenden Kraft wird eben kommen.|224|183ff}}
 
== Laute, Worte und Sätze ==
 
Die menschliche Sprache hat drei Gliederungsebenen, deren erste die Laute selbst bilden. Auf der zweiten Gliederungsebene werden aus den [[Laute]]n [[Silbe]]n und [[Wort]]e gebildet, welche schließlich auf der dritten Ebene zu Phrasen (Wortgruppen) und [[Wikipedia:Satz (Grammatik)|Sätzen]] verbunden werden. Während die ersten beiden Ebenen weitgehend durch Nachahmung der Muttersprache erworben werden und daher nur wenig Raum für individuelle Variationen lassen, kann sich auf der dritten Ebene die individuelle Ausdrucksfähigkeit des Menschen weitgehend frei entfalten. Die Bildung der [[Wikipedia:Wortform|Wort-]] und [[Wikipedia:Satz (Grammatik)|Satzformen]] folgt dabei gewissen Regeln, die durch die [[Wikipedia:Grammatik|Grammatik]] beschrieben werden. Die Summe der Wörter, die ein Mensch aktiv zu bilden oder passiv zu verstehen vermag, bestimmt seinen [[Wikipedia:Wortschatz|Wortschatz]].
 
=== Die Laute - Vokale und Konsonanten ===
 
Die [[Vokale]] sind das klingende, musikalische Element der Sprache und werden durch die schwingenden [[Wikipedia:Stimmlippe|Stimmlippe]]n erzeugt und durch die entsprechenden [[Wikipedia:Resonanz|Resonanz]]räume des [[Körper]]s verstärkt; in ihnen drückt sich das [[seelisch]]e Innenleben des [[Mensch]]en aus. Die [[Konsonanten]] entstehen durch Verformungen und Verengungen des Stimmtrakts als durch die [[Wikipedia:Artikulationart|Artikulationart]] und den [[Wikipedia:Artikulationsort|Artikulationsort]] in typischer Weise geprägte Strömungsgeräusche in der ausgeatmeten [[Atem]]luft. In ihnen werden äußere Formen durch die entsprechende [[Wikipedia:Artikulation|Artikulation]] nachgebildet.
 
<div style="margin-left:20px">
"Wie herb ist es bisher beurteilt worden, daß ich in meiner kleinen Schrift «Die
geistige Führung des Menschen und der Menschheit» den Satz ausgesprochen habe,
daß alles Vokalische früher darauf ausging, das Innere des Menschen zu bezeichnen.
Alles Konsonantische darauf ausging, die äußeren Vorgänge, die man sieht,
oder sonst wahrnimmt, nachzubilden. Immer dasjenige, was der Mensch perzipiert,
drückt sich im Konsonantisieren aus, im Vokalisieren die inneren Erlebnisse, Gefühle,
Emotionen und dergleichen. Damit hängt dann die eigentümliche Art und
Weise zusammen, wie im Hebräischen der Konsonant verschieden von dem Vokal
in der Schrift behandelt wurde. Damit hängt es auch zusammen, daß in Gegenden,
in denen primitivere Völker wohnen, die kein stark entwickeltes Innenleben haben,
vorzugsweise konsonantisierte Sprachen auftreten, nicht vokalisierte. Das geht oft
sehr weit, die Art und Weise des in die Konsonanten Gehens der Sprachen, man
denke nur, was afrikanische Sprachen an Konsonanten bis zu Schnalzlauten haben." {{Lit|{{BE|53|24}}}}
</div>
 
=== Luftlautformen ===
 
{{Hauptartikel|Luftlautformen}}
 
[[Bild:Luftlautform_s.gif|thumb|Stimmloses «S» wie in «Hast» als [[Luftlautform]]; Skizze nach Johanna F. Zinke]]
[[Luftlautformen]] sind charakteristische, in ihrer typischen Gestalt reproduzierbare Gebilde, die der durch den [[Atem]] ausströmenden [[Luft]] durch die [[Artikulation|artikulierten]] [[Laute]] der [[mensch]]lichen Sprache flüchtig aufgeprägt werden. Sie können durch geeignete Methoden, etwa die Toeplersche Schlierenoptik, sichtbar gemacht werden. Johanna F. Zinke hat darüber ausführliche Untersuchungen angestellt {{Lit|Zinke 2001}}.
 
{{GZ|Alles dasjenige, was wir aussprechen, zeichnet in die
Luft hinein eine gewisse Form, die man nur nicht sieht, die man aber
durchaus als vorhanden voraussetzen muß, von der man sich sogar
denken könnte, daß sie durch wissenschaftliche Mittel ohne die
menschliche Zeichnung fixiert würde.|279|47}}
 
=== Lautformen im Blut des Menschen ===
 
{{Siehe auch|Blut}}
 
Untersuchungen des [[Anthroposophie|anthroposophischen]] Arztes [[Armin Husemann]] haben gezeigt, dass beim Sprechen auch charakteristische Lautformen in dem zum [[Herz]]en zurückströmenden [[venös]]en Blut gebildet werden.
 
{{LZ|Hat das Kind gelernt, aufrecht zu ''gehen'', so lernt es
''sprechen''. Schließlich beginnt es zu begreifen, was es
spricht, und lernt denken, auch ohne zu sprechen. Das
Erwachen der Seele im Leib nimmt also den Weg aus
den Beinen über die Atemgestaltung im Wort bis zur
Gedankenbildung im Kopf - von unten nach oben.
Dieser Weg der Ausatmung ist die Fortsetzung des
venösen Blutweges, der aus den Füßen bis zum Herz
von unten nach oben strömt und sich als Ausscheidungsweg von Kohlensäure und Wasser unmittelbar
in die Ausatmungsluft bis zum Kehlkopf fortsetzt.
Hier wird diese Luft zu Klang und Sprache geformt.
''Venöser Blutstrom'', ''Ausatmungsluft'' und ''gestaltetes Wort''
sind drei ''Lebensprozesse der Sprachbildung''.
 
80 % unseres Blutvolumens strömt in Venen, 20 % in
Arterien. Während der arterielle Blutstrom vom Herzen
rhythmisiert wird, fehlt dieser Puls im Venenblut.
Dieses ist in seiner Strömung ganz von der Atmung
abhängig. Hält ein Mensch in Wut die Luft an, so
schwillt ihm die «Zornader» (Venen der Stirn- und
Schläfenhaut also), weil das venöse Blut von der angehaltenen
Atmung gestaut wird. Die Laute der Sprache
sind verschiedenartig differenzierte Stauungen der Atmung,
was besonders bei den Stoßlauten auffällt. Die
Stoßlaute, aber auch andere Konsonanten und sogar
die Vokale, stauen deshalb den venösen Blutstrom, formen
die venöse Strömung. Mit der Doppler-Ultraschall-
Untersuchung der großen Beinvenen kann man
hörbar und in einer farblichen Codierung sichtbar machen,
wie jeder Laut spezifisch gestaltend in den venösen
Blutstrom eingreift...
 
Wir finden hier, nach innen gespiegelt, ein komplementäres
Phänomen zu den [[Luftlautformen]] der Sprache:
die Lautformen der Sprache im Blut. Eine künftige
Forschung wird vielleicht nachweisen können, daß
und in welcher Weise die Art der Sprache eines Menschen
die feinere Säftezirkulation über den venösen
Blutstrom und damit den Stoffwechsel der Organe,
besonders der Leber, beeinflußt.|Zinke, S. 75ff.}}
 
Dass sowohl die gesprochene als auch die gehörte Sprache einen deutlichen Einfluss auf das [[Herz-Kreislauf-System]] hat, wurde von dem amerikanischen [[Psychologe]]n und [[Physiologie|Physiologen]] ''James J. Lynch'', der nach neuen Behandlungsmöglichkeiten für Bluthochdruck-Patienten suchte, 1985 in seinem Buch «''The Language of the Heart''» beschrieben. Zuvor schon hatte er erkannt, dass Bluthochdruck viel mehr von seelischen als rein physiologischen Faktoren abhängt {{Lit|Lynch 1983}}.
 
{{LZ|Dies sollte dazu führen, dass wir eine völlig neue Behandlungsform entwickelten, die auf dem Verständnis der Verbindung zwischen menschlicher Kommunikation und dem Herz-Kreislaufsystem basiert. Denn Computertechnologie ermöglichte uns die Beobachtung, dass der
Blutdruck deutlich ansteigt, sobald jemand zu sprechen beginnt, dass
das Herz schneller schlägt und mikroskopisch kleine Blutgefäße in den
äußersten Körperpartien sich ebenfalls verändern. Umgekehrt sinkt der
Blutdruck gewöhnlich und die Herzfrequenz verringert sich - häufig
bis unter das normale Ruheniveau-, wenn man dem Sprechen anderer
zuhört oder sich in entspannter Weise intensiv auf seine Umgebung
konzentriert.|Lynch 1987, S. 16}}
 
=== Zusammenhang der Sprache mit den rhythmischen Bewegungen des Gehirnwassers ===
 
{{Siehe auch|Liquor cerebrospinalis}}
 
[[Armin Husemann]] hat auch auf den möglichen Zusammenhang der Sprache mit den Bewegungen der [[Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit]] ([[Liquor cerebrospinalis]]) aufmerksam gemacht. [[Rainer Patzlaff]] berichtet:
 
{{LZ|Armin Husemann wies im Anschluss an seine Entdeckung der Lautformen im Blut
mündndlich daraufhin, dass es einen weiteren Organbereich gibt, der vom
gesprochenen Wort betroffen ist: das Wasser im Rückenmark und im Gehirn,
der ''Liquor cerebrospinalis'', wie ihn der Mediziner nennt. Es ist als sicher anzunehmen, dass die gesprochenen Laute (die ja durch die Knochenleitung des Schalls auch in das Körperinnere dringen) in der Flüssigkeit
des Rückenmarks Bewegungsformen erzeugen, Wirbel, die sich bis zu
dem vom Liquor umschlossenen Gehirn fortpflanzen. Aber was spielt sich
dort ab? Man wagt kaum sich vorzustellen, wie die dynamischen Wasserbewegungen
auf das noch weiche, in Entwicklung befindliche Gehirn eines
Kindes einwirken. Und sofort taucht die Frage auf: Geschieht dieser
Vorgang auch schon in der Zeit, in der das Kind zwar hören, aber noch
nicht selber sprechen kann, also ab dem letzten Drittel der Schwangerschaft und in den Monaten bis zum Beginn des eigenen Sprechens?
 
Da nachgewiesen ist, dass der hörfahige Fötus nicht nur die Sprache der
Mutter wahrnimmt, sondern in einem gewissen Maße auch die von außen kommende Sprache z.B. des Vaters, sehen wir uns vor Fragen gestellt,
auf die zuvor niemand gekommen wäre: Nehmen die Eltern und andere Personen in der Umgebung durch ihre Sprache Einfluss auf die Gehirnbildung des Kindes schon vor der Geburt und auch danach? Angenommen, dem wäre so, dann drängt sich geradezu erschütternd der Gedanke auf, welch eine gewaltige Verantwortung den Erwachsenen zukommt, auf ihre Sprache zu achten, denn wenn sie einen Einfluss hat, dann ist die Wirkung auch von der Beschaffenheit dieser Sprache abhängig. [...]
 
Was tatsächlich geschieht, wissen wir nicht, weil die Lautformen im Venenblut während des Hörens
noch nicht untersucht sind und weil es für die Vorgänge im Liquor des
Gehirns derzeit wohl keine ethisch vertretbare Technik zur Beobachtung
gibt. Aber wir werden in jedem Falle gut daran tun, Steiners Wort von
der ''leibgestaltenden'' Kraft der Sprache absolut wörtlich zu nehmen, noch
tiefergehend, als wir es zuvor getan haben. Im Übrigen kann uns alles, was
bisher aus der Forschung bekannt ist, in der Gewissheit bestärken, dass der
Mensch im Sprechen und Hören mit der Sprache inniger verwoben ist,
als es sich der aufgeklärte neuzeitliche Verstand jemals hätte träumen lassen. Sprache ergreift den Menschen bis in die Tiefen seines Leibesseins.|Patzlaff, S. 281ff}}
 
Auf einen entsprechenden Zusammenhang mit dem [[musik]]alischen Erleben hatte schon [[Rudolf Steiner]] hingewiesen:
 
{{GZ|Dieses Leben im Musikalischen,
es ist der allerbeste Beweis - zunächst einer von vielen, wir werden
noch verschiedene kennenlernen, aber vielleicht einer der besten Beweise
- für die besondere Zuordnung des Gefühlslebens zum rhythmischen
Leben des Organismus. Dieses rhythmische Leben wird in
seinem Zusammenhang mit dem Gefühlsleben wahrgenommen von
dem Vorstellungsleben, das an den Nerven-Sinnes-Organismus gebunden
ist. Wenn wir etwas Musikalisches hören, ja, wenn wir irgendwie
uns einem Tonbilde hingeben, dann ist das allerdings scheinbar
zunächst aufgenommen durch den Sinn. Aber diejenigen Physiologen,
die etwas feiner beobachten können, merken, wie innerlich beteiligt ist
an dem Verfolgen eines Tonbildes das Atmen, und wie wirklich unser
Atmen etwas zu tun hat mit dem, was wir als dasjenige in uns erleben,
was uns das Tonbild erscheinen läßt als etwas, das ästhetisch zu beurteilen
ist, das in das Gebiet der Kunst zu versetzen ist.
 
Wir müssen uns nämlich klar sein, welch komplizierter Prozeß
eigentlich in uns fortwährend vorgeht. Nehmen Sie einmal diesen unseren
Organismus an. Dieser Nerven-Sinnes-Organismus, der zentralisiert
ist im menschlichen Gehirn, er ist ja so zentralisiert, daß das
Gehirn eigentlich nur zum geringsten Teil in einem gewissen festen
Zustande ist; das ganze Gehirn schwimmt im Gehirnwasser. Ich versuche
dasjenige, was da zugrunde liegt, durch folgendes klarzumachen:
Es würde unser Gehirn, wenn es nicht im Gehirnwasser wirklich
schwimmen würde, fortwährend auf die an der Schädelunterlage befindlichen
Blutgefäße drücken und diese fortwährend zerdrücken. Unser
Gehirn erleidet nämlich dadurch, daß es im Gehirnwasser schwimmt,
einen fortwährenden Auftrieb - was man nach dem Archimedischen
Prinzip den Auftrieb nennt, wie Sie aus der Physik wissen -, so daß
von dem reichlich 1300 bis 1500 Gramm wiegenden Hirn eigentlich
auf die Unterlage des Schädels höchstens 20 Gramm drücken. So daß
also dadurch, daß das Gehirn einen mächtigen Auftrieb erleidet, auf
die Unterlage des Schädels sehr wenig gedrückt wird. Aber dieses Gehirnwasser,
das ist nicht minder beteiligt an unserem ganzen menschlichen
Erleben als etwa das Feste des Gehirnes. Dieses Gehirnwasser,
das ist nämlich in einer stetigen Auf- und Abbewegung. Es bewegt sich
das Gehirnwasser rhythmisch auf und ab vom Gehirn durch den
Rückenmarkskanal, strahlt dann aus in die Bauchhöhlung, wird bei
der Einatmung zurückgestoßen in die Gehirnhöhlung, wieder herausgestoßen,
und bei der Ausatmung fließt es wieder herunter. In fortwährendem
Auf- und Abbewegen ist dieses Gehirnwasser, das heißt,
seine Fortsetzung in den übrigen Organismus hinein, so daß eine fortwährende
vibrierende Bewegung stattfindet, die im Grunde genommen
den ganzen Menschen erfüllt und die mit dem Atmen zusammenhängt.
 
Indem wir irgendeiner Folge von Tönen gegenüberstehen, stehen
wir ihr als atmende Menschen gegenüber. Fortwährend wird das Wasser
aufwärts und abwärts getrieben. Und indem wir hören, schlägt
innerlich der Rhythmus des auf- und absteigenden Wassers an dasjenige
an, was da durch die Töne in uns im Gehörorgan als Sinneswahrnehmung
figuriert, und ein fortwährendes Zusammenschlagen der
innerlichen Vibrationsmusik unseres Atmens findet statt mit dem, was
als Wahrnehmungsvorgang an unser Ohr schlägt. Darinnen besteht
eigentlich das musikalische Erlebnis, in diesem Ausgleich zwischen der
Gehörwahrnehmung und dem rhythmischen Atmungsprozeß. Und der
schildert ganz falsch, der etwa das musikalische Wahrnehmen, das ja
überall im wesentlichen durchzogen ist vom Fühlen, nur in Beziehung
bringen möchte direkt mit den Nervenvorgängen. Die sind eigentlich
beim musikalischen Wahrnehmen nur dazu da, daß wir dasjenige, was
eigentlich vorgeht, tiefer mit unserem Ich verbinden, daß wir es so
recht wahrnehmen, daß wir es ins Vorstellen umsetzen.|301|34ff}}
 
== Die zukünftige Sprache ==
 
<div style="margin-left:20px">
"Nicht nur in den Lungen haben wir einen Atmungsvorgang, sondern
auch in den Augen. Nur daß dort keine Luft ein- und ausgeatmet
wird, sondern Wärme. Wenn wir eine rote Farbe sehen, wird
Wärme ausgeatmet (rot, orange, gelb). Wird eine kalte Farbe wie
Blau, Indigo, Violett wahrgenommen, dann atmet das Auge ein.
Dasjenige, was den Augen ätherisch zugrundeliegt - so wie Luft der
physischen Lunge zugrundeliegt -, ist Wärme und wird ein- und
ausgeatmet. Im Grunde ist jedes Sinnesorgan ein Atmungsorgan.
Höhere Wesen, die unmittelbar über den Menschen stehen, haben
weder solche Augen, noch eine solche Sprache wie der Mensch. Sie
richten irgendwo Wärme hin und an der Stelle leuchtet eine Farbe
auf. Dadurch drücken sie ihr Wesen aus und so reden sie miteinander.
Wer die Farben jemals so in ihrer lebendigen Gestalt wahrgenommen
hat, der empfindet Schmerz, wenn er die festen Farben
sieht, die an den physischen Gegenständen haften - so wie überhaupt
die ganze physische Welt ihn schmerzt anfänglich. Der
Schmerz hört erst auf, wenn man lernt, die Farben moralisch zu
empfinden. Dann empfindet man im Rot die Bestrafung des Egoismus,
im Blau die Belohnung für die Überwindung des Egoismus.
Dann fangen die Farben an, eine Sprache zu sprechen, die auch die
zukünftige Sprache der Menschen sein wird.
 
In dem Maße, wie die Menschen sich dem Jupiterdasein nähern,
wird ihr Sprechen immer mehr zugleich ein Wahrnehmen werden;
dann wird Atmungs- und Sprachorgan nicht mehr so getrennt sein
wie heute. Auch das Sehen und die Wärmeempfindung werden sich
vereinigen. Es war notwendig für die Entwickelung des selbständigen
Ich, daß diese Prozesse eine Zeitlang getrennt waren. Wäre das
nicht geschehen, dann würde der Mensch zwar immer wahrgenommen
haben, was in seiner Umgebung geschieht, aber nicht zum
Selbstbewußtsein gekommen sein. In der Zukunft wird man anfangen,
einen Zusammenhang zu empfinden zwischen dem gesprochenen
Worte und den Farben. Man wird Grün empfinden, wenn von
gleichgültigen Dingen geredet wird; Gelb wird auftauchen, wenn
man egoistisch spricht; Rot wird da sein, wenn der Egoismus bekämpft
wird.<ref>In Notizen von einer anderen Hand heißt es: Die rote Farbe wird empfunden werden wie
die Strafe für das Schlechte, das überwunden werden soll; das Gelb zeigt an das Egoistische
des Menschen, das Blau das Himmlische, das uns vorschwebt.</ref>
 
Dieses Einswerden der Organe erreicht man im Grunde nur im
Verständnis von dem Mysterium von Golgatha. Nur das kann uns
befähigen, die ganze Natur moralisch zu empfinden. Wenn man
dann aufschaut zu den Wolken und den Blitz daraus hervorschießen
sieht, dann wird man darin den Christus sehen können in seiner
Äthergestalt. Mit den «Wolken», das heißt mit den Elementen,
kommt er in seiner Geistgestalt. Dieses Gesicht wird einmal für
jeden Menschen auftreten, sei es früher oder später. Nur der Vater
weiß Tag und Stunde - wie das Evangelium sagt.<ref>In den gleichen Notizen von anderer Hand heißt es am Schluß: «Heiliger Dienst oder Esoterik führt allmählich zum Schauen. Wenige werden nur durch Gnade, als Auserwählte, zum Schauen durch den Christus berufen, die anderen müssen sich durch Meditation und durch heiligen Dienst dazu entwickeln. Tag und Stunde für jeden weiß nur der Vater allein, aber sie wird für jeden kommen. < Im Urbeginne war das Wort und das Wort war bei Gott und ein Gott war das Wort. >»</ref>" {{Lit|{{G|265|360f}}}}
</div>
 
== Begriffliche Erkenntnis und Sprache ==
Rudolf Steiner beschreibt in seiner '[[Philosophie der Freiheit]]' das Erkennen als einen Vorgang, der begriffliche Idee und sinnlich Wahrgenommenes wieder zu der Einheit zusammenführt, die durch die leibliche Organisation des Menschen in zwei ihm unwirkliche Teile, denkend hervorgebrachte Idee und gegebenes Wahrnehmliches, getrennt war. Die durch die denkende Intuition hervorgebrachte Idee verbindet, wiedervereinigt sich mit einem gegebenen Wahrnehmlichen. Der durch die menschliche Organisation verursachte Hiatus zwischen Denken und Wahrnehmung wird durch das Erkennen, indem das Denken zum Wahrnehmlichen übergeht, überbrückt. Wie ist solche Überbrückung, das Übergehen, das Sichfinden von Denken und Wahrnehmung möglich?
 
Andreas Amwald ist der Ansicht, daß die Sprache des Menschen diesen Übergang ermöglicht. Die Sprache, heute auf der Seite des begrifflichen Erkennens stehend, hat von ihrem Ursprung her noch eine Verbindung zum Wahrnehmlichen. Sie ist die Brücke, über die hinüber sich Denken und Wahrnehmen zur Erkenntnis verbinden können.
 
{{LZ|Aber der Mensch hat das Ideelle einst vorbewußt unmittelbar wahrgenommen, (...) und er hat das sinnlich-geistig wahrgenommene Ideele im Vollzug eines echohaften Ant-wortens klanglich Gestalt werden lassen: als Sprache. Er hat, die Erscheinung wahrnehmend, zugleich deren Idee klanglich, später bildhaft, auf sinnlich-übersinnliche Weise wahrgenommen. Er hat der sinnlich erfahrenen Erscheinung das übersinnliche <Wort> - ''ihr'' <Wort> - hell-hörend abgelauscht. Und dieses herausgelauschte Ideelle hat auf dem Weg über die Atemluft und die sie formenden Sprechorgane sein sinnlich erscheinendes, laut-musikalisches, klang-gestisches Wort inspiriert.
 
Von jenem Charakter des unmittelbar inspirativ Wahrgenommenen ist der begrifflichen Sprache in ihren lautlich-klanglichen Kräften ein letzter Nachhall geblieben. Mit seiner Hilfe schlägt die Sprache dem Denken eine Brücke. Über sie hinweg ist es dem denkenden Erkennen möglich, Erscheinung und Idee wieder zu verbinden. In der Sprache wirkt die Ur-Intensität unmittelbarer Wesens-Wahrnehmung noch immer, wenn auch abgedunkelt, so stark nach, daß die Verbindung von Idee und Erscheinung durch diese ganz im Verborgenen geschehende Wirkung möglich wird.
 
In der Sprache, als dem Ausdruck des einst unmittelbar Wahrgenommenen, wird uns noch ein Zipfel dieses Wahrgenommenen gereicht. Ihn begreift unser Denken und bildet aus ihm das Band, das Erscheinung und Idee im Erkenntnisakt wieder vereint. Das Wort ist noch immer Ausdruck des zum Gedanken, zum Begriff abgeblaßten einstigen sinnlich-übersinnlichen Wahrnehmungs-Inhaltes, wenn auch seine Ausdruckskraft diesen Inhalt nur noch ganz abgeschwächt aufzubewahren vermag. Aber das einst unmittelbar Wahrgenommene lebt doch noch als Funke in ihm, ein Funke unter der Aschenschicht des Begrifflichen. An ihm entzündet sich das Erkenntnisfeuer des Denkens, in dessen Licht die beiden getrennten <Hälften>: die gegebene Erscheinung und die hervorgebrachte Idee, verbunden, erst zur vollen Wirklichkeit vereint werden.
 
Wir könnten nicht denkend erkennen, wenn uns dieses letzte Erbe eines sinnnlich-geistigen wahrnehmend Erkannten nicht in der Sprache aufbewahrt worden wäre.|Amwald: Erkenntnis und Sprache, S. 66}}


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
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* {{WikipediaDE|Sprache}}
* [[Sprachgestaltung]]
* [[Sprache und Dichtkunst]]
* [[Ursprache]]
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* {{WikipediaDE|Sprachwissenschaft}}
== Literaturhinweise ==
*Rudolf Steiner: ''Aus der Akasha-Chronik'', [[GA 11]] (1904 - 1908), Kapitel ''Unsere atlantischen Vorfahren'' {{Schriften|11}}
*Rudolf Steiner: ''Metamorphosen des Seelenlebens – Pfade der Seelenerlebnisse. Zweiter Teil'', [[GA 59]] (1984), ISBN 3-7274-0595-3 {{Vorträge|059}}
*Rudolf Steiner: ''Weltenwunder, Seelenprüfungen und Geistesoffenbarungen'', [[GA 129]] (1992), ISBN 3-7274-1290-9 {{Vorträge|129}}
*Rudolf Steiner: ''Die menschliche Seele in ihrem Zusammenhang mit göttlich-geistigen Individualitäten. Die Verinnerlichung der Jahresfeste.'', [[GA 224]] (1992), ISBN 3-7274-2240-8 {{Vorträge|224}}
*Rudolf Steiner: ''Zur Geschichte und aus den Inhalten der erkenntniskultischen Abteilung der Esoterischen Schule von 1904 bis 1914'', [[GA 265]] (1987), ISBN 3-7274-2650-0 {{Schule|265}}
*Rudolf Steiner: ''Methodik und Wesen der Sprachgestaltung'', [[GA 280]] (1983), ISBN 3-7274-2800-7 {{Vorträge|280}}
* Rudolf Steiner: ''Die Erneuerung der pädagogisch-didaktischen Kunst durch Geisteswissenschaft'', [[GA 301]] (1991), ISBN 3-7274-3010-9 {{Vorträge|301}}
*Rudolf Steiner: ''Sprechen und Sprache'', Vorträge, ausgew. u. hrsg. von Christoph Lindenberg, Themen aus dem Gesamtwerk, Bd. 2, Verlag Freies Geistesleben, 4. Aufl. 2010, ISBN  978-3-7725-2102-7
*Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe, Heft 53: ''Sprache und Sprachgestaltung. Erste Folge'', Rudolf Steiner-Nachlaßverwaltung, Dornach 1975 {{BE|53}}
*Rudolf Steiner: Zweiter Vortrag in: ''Anthroposophie, soziale Dreigliederung und Redekunst. Orientierungskurs für die öffentliche Wirksamkeit mit besonderem Hinblick auf die Schweiz.'', [[GA 339]] (1984), ISBN 3-7274-3390-6 {{Vorträge|339}}
*Andreas Amwald: ''Erkenntnis und Sprache. Elemente der Sprachentstehung'', 1980, Reihe Logoi Bd. 6, Verlag Freies Geistesleben, ISBN 3772507158, ''"In dieser Schrift wird versucht, die Beziehungen, die zwischen Erkenntnis und Sprache wirken, zu bedenken und auf diese Weise der Genese der Sprache nachzusinnen. Im Gang der Betrachtung werden zwei Einsichten entwickelt und begründet, die die Leitideen bilden für das, was hier über das Wesen der Sprache gesagt wird: Erkenntnis und Sprache bilden auf jeder Stufe der Sprach-Entwicklung eine Einheit. 2. Die Strukturen der Sprache - das Begriffliche, das Metaphorische, das Klang-Lautliche und das Rhythmische - machen es möglich, Rückschlüsse zu ziehen auf die Art der Erkenntnis, die jeweils einer dieser Strukturen in ferner Vergangenheit entsprochen hat oder - mit dem Blick auf das begriffliche Erkennen, das Denken - seit Jahrhunderten entspricht." (Aus der Vorbemerkung); "Das Phänomen der Sprache wird in den erkenntnistragenden Elementen gründlich betrachtet und seine genetischen Wurzeln im Strom der Geistesentwicklung der Menschheit herausgestellt. (...) Die Beziehung von Erkenntnis und Sprache erschöpft sich nicht in gegenseitiger Trägerschaft; sie läßt sich bis an den Ursprung des menschlichen Geistes zurückverfolgen. Die Stufen des übersinnlichen Erkenntnisweges in Imagination, Inspiration und Intuition offenbaren Stadien der Sprachentwicklung, die sich in den Elementen der lebendigen Sprache niedergeschlagen haben (Sprach-Bild, Sprach-Klang, Sprach-Rhythmus)." (Aus dem Klappentext)'' ; (''Obwohl Amwald mit der Art der Darstellung den Eindruck erweckt, es würden eigene Einsichten dargelegt, beruhen, obwohl Rudolf Steiner kaum zitiert wird, Amwalds Überlegungen auf Steiners Aussagen über die menschliche Sprache, auch auf Äußerungen von mehr problematischem Charakter, wobei eine kritische Reflektion nicht stattfindet.'')
*[[Herbert Witzenmann]]: ''Die Egomorphose der Sprache'', in: Intuition und Beobachtung Bd.2, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1978 {{IT|16|http://www.das-seminar.ch/das%20Seminar/page24/files/cdbb79aee3a84b79f73bbd4af8450432-13.php|Inhaltsangabe}}
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/philosophie_grundriss9_sprachphilosophie.pdf Sprachphilosophie] PDF
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/philosophie_sprechakttheorie2.pdf Neue Sprechakttheorie] PDF
*Johanna F. Zinke, Rainer Patzlaff (Hrsg.): ''Luftlautformen sichtbar gemacht. Sprache als plastische Gestaltung der Luft.'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2001, ISBN 3-7725-1856-7
* [[Rainer Patzlaff]]: ''Sprache – das Lebenselixier des Kindes: Moderne Forschung und die Tiefendimensionen des gesprochenen Wortes'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2017, ISBN 978-3772528583


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* [[Wikipedia:Paradoxon|Paradoxon]]
* [[Wikipedia:Antinomie|Antinomie]]


== Weblinks ==
==Weblinks==
* [http://www.zeno.org/Philosophie/M/Humboldt,+Wilhelm+von/Ueber+die+Verschiedenheiten+des+menschlichen+Sprachbaues Wilhelm von Humboldt: ''Ueber die Verschiedenheiten des menschlichen Sprachbaues''] - Online-Text bei [http://www.zeno.org zeno.org]
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== Einzelnachweise ==
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Version vom 25. November 2019, 10:20 Uhr

Unter Aporie (griech. ἀπορία (aporía), Ratlosigkeit, von gr. o πόρος, der Weg, a poros eigtl. „Ausweglosigkeit“, "Weglosigkeit") versteht man ein in der Sache oder in den zu klärenden Begriffen liegendes Problem oder eine auftretende Schwierigkeit, weil man zu verschiedenen entgegengesetzten und widersprüchlichen Ergebnissen kommt.

Bei Sokrates ist die Aporie eine unauflösbare theoretische Problemstellung, die die paradoxe Erkenntnis des eigenen Nichtwissens ermöglicht: Sokrates führt seine Gesprächspartner dabei mit Hilfe der Mäeutik in die Aporie, um sie so auf die Suche nach Wahrheit (griech. αλήθεια aletheia) zu leiten. Insbesondere die frühen platonischen Dialoge als Zeugnisse dieser philosophischen Strategie enden sämtlich aporetisch.

Bei Aristoteles ist eine Aporie eine anzugehende Aufgabe, die am Anfang einer Untersuchung steht und das Ergebnis von in gleicher Weise überzeugenden Argumenten mit sich widersprechenden Schlussfolgerungen sind. Für Aristoteles ist Aporetik als die Kunst, unlösbare oder schwer zu lösende Probleme zu durchdenken und zu erörtern, eine eigene Forschungsmethode.

In der Scholastik fand die aporetische Methode als Quaestio-Methode Eingang in die scholastische Philosophie des Mittelalters[1].

Aporie wird in der Minnelyrik auch als Unvereinbarkeit gesehen, z. B. die Unvereinbarkeit zwischen minne und êre, wie sie Reinmar in seinen Liedern postuliert.

In der Rhetorik ist die aporia eine Redefigur, die die Zweifelhaftigkeit einer Aussage durch den Sprecher verdeutlicht.

Aporetische Struktur und Funktion hat im weiteren Sinn auch das Koan in der zenbuddhistischen Meditation.

Siehe auch

Weblinks

 Wiktionary: Aporie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Hügli, Anton; Poul Lübcke (Hrsg.): Philosophielexikon. - 5. Auflage. - Rowohlt, Reinbek 2003: Aporie.


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