Hektorlied und Al-Uzza: Unterschied zwischen den Seiten

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{{SEITENTITEL:al-ʿUzzā}}
'''Hektors Abschied''' ist ein Gedicht von [[Friedrich Schiller]]. Es wird in Schillers [[Die Räuber|''Räubern'']] von Amalia von Edelreich in der 2. Szene des 2. Aktes gesungen. Karl Moor, der sich als Graf von Brand ausgibt, wurde von seiner Geliebten Amalia, die ihn für tot hält, noch nicht erkannt, als Amalia das Hektorlied anstimmt.
[[Datei:Al-Uzza.png|mini|Darstellung al-ʿUzzās]]


Inhaltlich geht es im Gedicht um eine klassische Abschiedsszene – aus der ''[[Ilias]]'' [[Homer]]s, in der der Vorkämpfer der Trojaner, der Held [[Hektor]], sich zu seinem voraussehbar letzten Zweikampf gegen [[Achilleus]] von seiner Frau [[Andromache]] trennen muss. Motivisch wird damit gleichzeitig die Tiefe des Gefühls der beiden Singenden füreinander betont.
'''Al-'Uzzā''' ({{arS|العزى|d=al-ʿUzzā|b=die Mächtigste}}; etymologisch verwandt mit „[[w:Aziz|Aziz]]“, von {{arS|عزیز|d=ʿazīz|b=mächtig, lieb, teuer}}) war die [[Altarabische Gottheiten|altarabische Göttin]] des [[Venus (Planet)|Morgenstern]]s ''Venus''.<ref>[[w:Hans Jansen (Arabist)|Hans Jansen]]: ''Mohammed. Eine Biographie.'' (2005/2007) Aus dem Niederländischen von Marlene Müller-Haas. C.H. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-56858-9, S. 182 und 184 f.</ref>
Sie war in vorislamischer Zeit neben [[al-Lāt]] und [[al-Manat]] eine der drei in [[w:Mekka|Mekka]] verehrten Hauptgottheiten. Ihr Sitz wurde in einem roten Stein angenommen und bei Wallfahrten wurden ihr Weihgeschenke und Schlachtopfer dargebracht. [[Mohammed]] bekämpfte den [[Kult]] der Göttin als Unglauben und ließ durch seinen Feldherrn [[w:Chālid ibn al-Walīd|Chālid ibn al-Walīd]] das [[Heiligtum]] der al-Uzza, in dem sich nach einigen Überlieferungen auch ein [[Orakel]] befunden haben soll, nach der Eroberung Mekkas zerstören.


Von Schiller mehrfach überarbeitet, wurde dies Lied dann zu einem seiner berühmtesten Gedichte: '''''Hektors Abschied''''' (auch als: '''''Hektor und Andromache''''' noch in: ''Gedichte,'' 1800). Schiller nannte es „eins meiner besten“ (Brief an Körner, 27. Mai 1793).<ref>vgl. [http://www.friedrich-schiller-archiv.de/briefe-schillers/briefwechsel-mit-gottfried-koerner/schiller-an-gottfried-koerner-27-mai-1793/ Brief Schillers an Körner, 27. Mai 1793] im [http://www.friedrich-schiller-archiv.de Friedrich Schiller Archiv]</ref>
== Überlieferung ==
al-Uzza wird im [[Koran]], [[Sure 53]], Vers 19 bis 23 und 27, 28 neben al-Lāt und al-Manat erwähnt:


== Text ==
{{Zitat|(19) Habt ihr al-Lat und al-Uzza gesehen,<br />
<poem style="margin-left:2em;font-style:italic;">
(20) und auch al-Manat, diese andere, die dritte?<br />
Andromache
(21) Ist denn für Euch das, was männlich ist, und für Ihn das, was weiblich ist, bestimmt?<br />
(22) Das wäre dann eine ungerechte Verteilung.<br />
[…] Jene sind nur leere Namen, welche ihr und eure Väter für die Götzen ausdachtet, wozu Allah keine Erlaubnis gegeben hat.}}


Will sich Hektor ewig von mir wenden,
Eine (größtenteils mit schwachen [[w:Isnād|Überlieferungsketten]] ausgestattete) Überlieferung behauptet, zunächst habe es wegen einer Art teuflischen Einflüsterung ([[Satanische Verse]]) während des Vortrags des Propheten vorübergehend geheißen:
Wo Achill mit den unnahbarn Händen
{{Zitat|(19) Habt ihr al-Lat und al-Uzza gesehen,<br />
Dem Patroklus schrecklich Opfer bringt?
(20) und auch al-Manat, diese andere, die dritte?<br />
Wer wird künftig deinen Kleinen lehren
(21) Das sind die erhabenen Kraniche.<br />
Speere werfen und die Götter ehren,
(22) Auf ihre Fürbitte darf man hoffen.|ref=<ref>Rudi Paret: ''Der Koran''. Kommentar und Konkordanz. Kohlhammer, Stuttgart 1980. S. 461; ders.: ''Mohammed und der Koran''. Kohlhammer. Stuttgart. 8. Auflage. 2001. S. 65–68</ref>}}
Wenn der finstre Orkus dich verschlingt?


Hektor
Im ''[[Altarabische_Gottheiten#Das „Götzenbuch“ von Ibn al-Kalbi|Götzenbuch]]'' des [[w:Ibn al-Kalbī|Ibn al-Kalbī]] heißt es über al-'Uzzā:
{{Zitat|Sie ist jünger als al-Lāt und Manāt. […] Die Araber und die [[w:Quraisch|Quraisch]] benannten (ihre Kinder) mit den Namen 'Abd al-'Uzzā. Sie war das höchste Idol bei den Quraisch. Sie pflegten sie zu besuchen, ihr Geschenke zu bringen und bei ihr zu opfern. Wir haben gehört, daß der Gesandte Gottes (Gott segne ihn und gebe ihm Heil) sie eines Tages erwähnte; er sagte: ‚Ich habe al-'Uzzā ein rötlich weißes Schaf dargebracht, zur Zeit da ich mich noch zum Kulte meines Volkes bekannte‘. Die Quraisch pflegten die Kaaba zu umkreisen, indem sie sagten: „Bei al-Lāt und bei al-'Uzzā und bei Manāt, der dritten, der anderen! Sie sind die allerhöchsten Schwäne und auf ihre Fürbitte (bei Gott) darf man hoffen“. Die Quraisch hatten ihr ein himā geschaffen, in einer Bergschlucht des Wadi Hurād, namens Suqām. Sie schufen damit ein Seitenstück zum Haram, dem heiligen Bezirke der Kaaba … al-'Uzzā besaß einen Schlachtplatz, auf dem ihre Opfer geschlachtet wurden; er hieß al-Ghabghab.|ref=<ref>Übersetzung: Rosa Klinke-Rosenberger, S.&nbsp;38–40.<br />''The Book of Idols'' (Kitab Al-Asnam) by Hisham Ibn Al-Kalbi: [http://answering-islam.org/Books/Al-Kalbi/uzza.htm Al-'Uzza]<br />Über al-'Uzza siehe: ''The Encyclopaedia of Islam.'' New Edition. Bd. 10. S. 967.<br />Julius Wellhausen: ''Reste arabischen Heidentums.'' S. 39; 44–45</ref>}}


Teures Weib, gebiete deinen Tränen,
== Sonstiges ==
Nach der Feldschlacht ist mein feurig Sehnen,
Es ist bisher nicht wissenschaftlich geklärt, ab wann diese drei alten Göttinnen zu Töchtern des Hochgottes, [[Allah]], umgedeutet wurden. Überlieferungen zu den oben erwähnten Koranversen aus Sure 53 zeigen nach Meinung einiger, dass Mohammed anfangs versuchte, diese bei den alten Arabern sehr beliebten Göttinnen einzubeziehen (Siehe auch [[Satanische Verse]]). Im Jahr der Eroberung Mekkas durch die islamische Gemeinde von [[w:Medina|Medina]] befahl der Prophet seinem Vetter [[w:ʿAlī ibn Abī Tālib|ʿAlī ibn Abī Tālib]], das Heiligtum zu zerstören.
Diese Arme schützen Pergamus.
Kämpfend für den heilgen Herd der Götter
Fall ich, und des Vaterlandes Retter
Steig ich nieder zu dem stygschen Fluß.


Andromache
Als 'Uzzayan fand al-'Uzzā Eingang in die spätere [[w:Altes Südarabien|altsüdarabische]] Götterwelt.


Nimmer lausch ich deiner Waffen Schalle,
In der Antike wurde sie der griechischen [[Aphrodite Urania]] gleichgestellt.
Müßig liegt dein Eisen in der Halle,
Priams großer Heldenstamm verdirbt.
Du wirst hingehn, wo kein Tag mehr scheinet,
Der Cocytus durch die Wüsten weinet,
Deine Liebe in dem Lethe stirbt.


Hektor
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Al-Uzza}}
* {{WikipediaDE|Han-’Ilat}}


All mein Sehnen will ich, all mein Denken
== Literatur ==
In des Lethe stillen Strom versenken,
* Hartmut Gese, [[w:Maria Höfner|Maria Höfner]], Kurt Rudolph: ''Die Religionen Altsyriens, Altarabiens und der Mandäer'' (= ''[[w:Die Religionen der Menschheit|Die Religionen der Menschheit]].'' Band 10,2). Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1970.
Aber meine Liebe nicht.
Horch! der Wilde tobt schon an den Mauern,
Gürte mir das Schwert um, laß das Trauern,
Hektors Liebe stirbt im Lethe nicht.
</poem>
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Hektorlied}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wikisource|Die Räuber/2. Akt|Hektorlied}}
* Hisham Ibn Al-Kalbi: The Book of Idols (Kitab Al-Asnam): [http://answering-islam.org/Books/Al-Kalbi/uzza.htm Al-Uzza]
* [http://www.friedrich-schiller-archiv.de/dramen/die-raeuber/ Volltext ''Die Räuber'' einschließlich Zusammenfassung und Materialien im Friedrich Schiller Archiv]
* {{PGDW|schiller/raeuber/raeub2|Die Räuber, 2. Akt, 2. Szene mit dem Hektorlied|[[Friedrich Schiller]]}}
* {{PGDW|schiller/gedichte/chap002|Hektors Abschied|[[Friedrich Schiller]]}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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[[Kategorie:Altarabische Gottheit]]
[[Kategorie:Lyrisches Werk von Friedrich Schiller]]
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{{Wikipedia}}
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Aktuelle Version vom 6. April 2020, 18:29 Uhr

Darstellung al-ʿUzzās

Al-'Uzzā (arab. العزى, DMG al-ʿUzzā ‚die Mächtigste‘; etymologisch verwandt mit „Aziz“, von arab. عزیز, DMG ʿazīz ‚mächtig, lieb, teuer‘) war die altarabische Göttin des Morgensterns Venus.[1] Sie war in vorislamischer Zeit neben al-Lāt und al-Manat eine der drei in Mekka verehrten Hauptgottheiten. Ihr Sitz wurde in einem roten Stein angenommen und bei Wallfahrten wurden ihr Weihgeschenke und Schlachtopfer dargebracht. Mohammed bekämpfte den Kult der Göttin als Unglauben und ließ durch seinen Feldherrn Chālid ibn al-Walīd das Heiligtum der al-Uzza, in dem sich nach einigen Überlieferungen auch ein Orakel befunden haben soll, nach der Eroberung Mekkas zerstören.

Überlieferung

al-Uzza wird im Koran, Sure 53, Vers 19 bis 23 und 27, 28 neben al-Lāt und al-Manat erwähnt:

„(19) Habt ihr al-Lat und al-Uzza gesehen,
(20) und auch al-Manat, diese andere, die dritte?
(21) Ist denn für Euch das, was männlich ist, und für Ihn das, was weiblich ist, bestimmt?
(22) Das wäre dann eine ungerechte Verteilung.
[…] Jene sind nur leere Namen, welche ihr und eure Väter für die Götzen ausdachtet, wozu Allah keine Erlaubnis gegeben hat.“

Eine (größtenteils mit schwachen Überlieferungsketten ausgestattete) Überlieferung behauptet, zunächst habe es wegen einer Art teuflischen Einflüsterung (Satanische Verse) während des Vortrags des Propheten vorübergehend geheißen:

„(19) Habt ihr al-Lat und al-Uzza gesehen,
(20) und auch al-Manat, diese andere, die dritte?
(21) Das sind die erhabenen Kraniche.
(22) Auf ihre Fürbitte darf man hoffen.“[2]

Im Götzenbuch des Ibn al-Kalbī heißt es über al-'Uzzā:

„Sie ist jünger als al-Lāt und Manāt. […] Die Araber und die Quraisch benannten (ihre Kinder) mit den Namen 'Abd al-'Uzzā. Sie war das höchste Idol bei den Quraisch. Sie pflegten sie zu besuchen, ihr Geschenke zu bringen und bei ihr zu opfern. Wir haben gehört, daß der Gesandte Gottes (Gott segne ihn und gebe ihm Heil) sie eines Tages erwähnte; er sagte: ‚Ich habe al-'Uzzā ein rötlich weißes Schaf dargebracht, zur Zeit da ich mich noch zum Kulte meines Volkes bekannte‘. Die Quraisch pflegten die Kaaba zu umkreisen, indem sie sagten: „Bei al-Lāt und bei al-'Uzzā und bei Manāt, der dritten, der anderen! Sie sind die allerhöchsten Schwäne und auf ihre Fürbitte (bei Gott) darf man hoffen“. Die Quraisch hatten ihr ein himā geschaffen, in einer Bergschlucht des Wadi Hurād, namens Suqām. Sie schufen damit ein Seitenstück zum Haram, dem heiligen Bezirke der Kaaba … al-'Uzzā besaß einen Schlachtplatz, auf dem ihre Opfer geschlachtet wurden; er hieß al-Ghabghab.“[3]

Sonstiges

Es ist bisher nicht wissenschaftlich geklärt, ab wann diese drei alten Göttinnen zu Töchtern des Hochgottes, Allah, umgedeutet wurden. Überlieferungen zu den oben erwähnten Koranversen aus Sure 53 zeigen nach Meinung einiger, dass Mohammed anfangs versuchte, diese bei den alten Arabern sehr beliebten Göttinnen einzubeziehen (Siehe auch Satanische Verse). Im Jahr der Eroberung Mekkas durch die islamische Gemeinde von Medina befahl der Prophet seinem Vetter ʿAlī ibn Abī Tālib, das Heiligtum zu zerstören.

Als 'Uzzayan fand al-'Uzzā Eingang in die spätere altsüdarabische Götterwelt.

In der Antike wurde sie der griechischen Aphrodite Urania gleichgestellt.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

  • Hisham Ibn Al-Kalbi: The Book of Idols (Kitab Al-Asnam): Al-Uzza

Einzelnachweise

  1. Hans Jansen: Mohammed. Eine Biographie. (2005/2007) Aus dem Niederländischen von Marlene Müller-Haas. C.H. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-56858-9, S. 182 und 184 f.
  2. Rudi Paret: Der Koran. Kommentar und Konkordanz. Kohlhammer, Stuttgart 1980. S. 461; ders.: Mohammed und der Koran. Kohlhammer. Stuttgart. 8. Auflage. 2001. S. 65–68
  3. Übersetzung: Rosa Klinke-Rosenberger, S. 38–40.
    The Book of Idols (Kitab Al-Asnam) by Hisham Ibn Al-Kalbi: Al-'Uzza
    Über al-'Uzza siehe: The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Bd. 10. S. 967.
    Julius Wellhausen: Reste arabischen Heidentums. S. 39; 44–45
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