Isis und Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Polarität: Unterschied zwischen den Seiten

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{{Infobox Ägyptische Gottheit
== Polarität (1805) ==
|TITEL = Isis
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|NAME-ERKLÄRUNG = Ast / Aset<br /> ''{{Unicode|3}}st''<br /> ''Sitz, Thron''
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|BILD2-BESCHREIBUNG = Trauernde Isis ([[w:Ptolemäer|Ptolemäer]]zeit ([[w:Terracotta|Terracotta]]); [[w:Louvre|Louvre]], [[Paris]])
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[[Bild:Isis.jpg|mini|left|hochkant|Isis]]
Zwei Forderungen entstehn in uns bei Betrachtung der Naturerscheinungen: die Erscheinungen selbst vollständig kennenzulernen, und uns dieselben durch Nachdenken anzueignen. Zur Vollständigkeit führt die Ordnung, die Ordnung fordert Methode, und die Methode erleichtert die Vorstellungen. Wenn wir einen Gegenstand in allen seinen Teilen übersehen, recht fassen und ihn im Geiste wieder hervorbringen können, so dürfen wir sagen, daß wir ihn im eigentlichen und im höhern Sinne anschauen, daß er uns angehöre, daß wir darüber eine gewisse Herrschaft erlangen. Und so führt uns das Besondere immer zum Allgemeinen, das Allgemeine zum Besondern. Beide wirken bei jeder Betrachtung, bei jedem Vortrag durcheinander.
[[Datei:Egypt Statue of Isis with Horus.jpg|mini|left|hochkant|Isis mit dem [[Horus]]knaben (''Isis Lactans''), zwischen 1650 und 1085 v. Chr.]]
Einiges Allgemeine gehe hier voraus.
[[Datei:Re-Osiris.jpg|mini|left|hochkant|Isis (rechts) und ihre Schwester Nephthys (links) mit dem widderköpfigen Sonnengott Re, Grab der [[w:Nefertari (19. Dynastie)|Nefertari]] ([[w:19. Dynastie|19. Dynastie]])]]


'''Isis''' (auch '''Iset''' oder '''Isidis''') ([[Ägyptische Sprache|ägypt.]] 'Sitz, Thron') ist nach der [[Ägyptische Mythologie|ägyptischen Mythologie]] die Tochter des [[Geb (Ägyptische Mythologie)|Geb]] und der [[Nut (Ägyptische Mythologie)|Nut]] und die Schwester der [[Nephthys (Ägyptische Mythologie)|Nephthys]] und des [[Seth (Ägyptische Mythologie)|Seth]], sowie die Schwester und Gemahlin des [[Osiris]].
Dualität der Erscheinung als Gegensatz:


== Darstellung ==
<poem>
Wir und die Gegenstände
Licht und Finsternis
Leib und Seele
Zwei Seelen
Geist und Materie
Gott und die Welt
Gedanke und Ausdehnung
Ideales und Reales
Sinnlichkeit und Vernunft
Phantasie und Verstand
Sein und Sehnsucht.
Zwei Körperhälften
Rechts und Links
Atemholen.
Physische Erfahrung:
Magnet
</poem>


Am häufigsten wurde Isis als zierliche, kniende oder aufrecht stehende junge Frau mit einem auf dem Kopf befindlichen Thronsitz dargestellt, seit dem späteren [[w:Altes Reiche|Alten Reich]] auch mit [[Kuhhörner]]n und einer [[Sonnenscheibe]] dazwischen. Seit dem [[w:Mittleres Reich|Mittleren Reich]] sind Figuren erhalten, die sie mit dem [[Horusknabe]]n zeigen. Andere Darstellungen zeigen sie als [[w:Schwarzmilan|Schwarzmilan]], in späterer Zeit auch mit einem Menschenkopf.
Unsere Vorfahren bewunderten die Sparsamkeit der Natur. Man dachte sie als eine verständige Person, die, indessen andere mit vielem wenig hervorbringen, mit wenigem viel zu leisten geneigt ist. Wir bewundern mehr, wenn wir uns auch auf menschliche Weise ausdrücken, ihre Gewandtheit, wodurch sie, obgleich auf wenige Grundmaximen eingeschränkt, das Mannigfaltigste hervorzubringen weiß.


== Isis und die Jungfrau Sophia ==
Sie bedient sich hierzu des Lebensprinzips, welches die Möglichkeit enthält, die einfachsten Anfänge der Erscheinungen durch Steigerung ins Unendliche und Unähnlichste zu vermannigfaltigen.


Im Bilde der Isis deutet die [[Ägyptische Mythologie|ägyptische Mythologie]] auf den reinen, von sinnlichen Begierden freien [[Astralleib]] hin. Ihr entspricht in verwandelter Form in den christlichen Mysterien die «[[Jungfrau Sophia]]». So findet man in den Madonnenbildern auf christlich erneuerte Weise das wieder, was die Ägypter im Bild der Isis mit dem [[Horusknabe]]n darstellten. Insoferne physische Erkrankungen letzlich aus seelischen Ursachen entspringen, also aus desorganisierten Strukturen des Astralleibes, war das imaginative Bild der Isis für den in der ägyptischen Heilkunst gepflegten heilenden [[Tempelschlaf]] besonders bedeutsam. Die sinnliche Begierde zerstört die reinen Wachstumskräfte des Ätherleibes. Heilend kann die Isis wirken, weil gerade in ihr die keusche, reine, von aller sinnlichen Begierde freie, ungeschlechtliche jungfräuliche [[Fortpflanzungskraft]] lebt:
Was in die Erscheinung tritt, muß sich trennen, um nur zu erscheinen. Das Getrennte sucht sich wieder, und es kann sich wieder finden und vereinigen; im niedern Sinne, indem es sich nur mit seinem Entgegengestellten vermischt, mit demselben zusammentritt, wobei die Erscheinung Null oder wenigstens gleichgültig wird. Die Vereinigung kann aber auch im höhern Sinne geschehen, indem das Getrennte sich zuerst steigert und durch die Verbindung der gesteigerten Seiten ein Drittes, Neues, Höheres, Unerwartetes hervorbringt.


:"Erst als dem Menschen mit der geschlechtlichen Fortpflanzung sein Ich ausgeliefert wurde, da erst zogen Krankheit und Tod in die Menschheit ein. Wenn wir das alles uns richtig vorstellen, dann müssen wir sagen: Damals wurde das Menschenwesen nicht von seinesgleichen befruchtet, sondern so, wie es heute atmet, so nahm es damals die Stoffe aus seiner Umgebung in sich auf; und in dieser Umgebung waren die Kräfte der Befruchtung enthalten. Was da eindrang, das befruchtete ihn, das veranlaßte ihn, seinesgleichen hervorzubringen. Und das waren gesunde Kräfte im Menschen selber und in dem, was er als seinesgleichen hervorbrachte. Die alten ägyptischen Priester aber wußten das, und sie sagten sich: Je weiter man das Anschauen der Menschen zurücklenkt in frühere Zustände, desto mehr bringt man ihn in die Bedingungen, wo es keine Krankheiten gibt. — Schon das Anschauen der alten atlantischen Göttergestalten konnte gesundend wirken, mehr aber noch war das der Fall, wenn die Priester die Gesichte so lenkten, daß der Tempelschläfer jene uralten Menschengestalten vor sich hatte, die noch nicht von ihresgleichen befruchtet wurden, die aus der Umgebung heraus ihre Befruchtung erhielten. Da stand vor dem im Tempelschlaf liegenden Kranken die Gestalt der Gebärerin ihresgleichen ohne die Befruchtung durch ihresgleichen. Da stand vor ihm die hervorbringende Frau, die Frau mit dem Kinde, die da jungfräulich ist, die Göttin, die in jener lemurischen Zeit eine Genossin der Menschen war, und die mittlerweile dem Blick der Menschheit entschwunden ist. Die nannte man die heilige Isis im alten Ägypten." {{lit|{{G|105|40f}}}}
[[Kategorie:Goethe (Text)]]
 
In der Isis haben sich die Seelenkräfte des [[Alter Mond|alten Mondes]] bewahrt, verinnerlicht und zu reinen Reproduktionskräften verdichtet:
 
:"Wir sind heute umstellt mit der physischen Wirklichkeit, mit Sonne, Mond und Sternen. Was im alten Mondendasein den Menschen von außen umgab, das hat er heute in sich. Die Kräfte des Mondes leben heute im Menschen selbst. Wäre der Mensch nicht auf dem Monde gewesen, so hätte er diese Kräfte nicht. Deshalb nennt die ägyptische Geheimlehre im Esoterischen den Mond die Isis, die Göttin aller Fruchtbarkeit. Die Isis ist die Seele des Mondes, die Vorgängerin der Erde. Da lebten rundherum alle die Kräfte, die jetzt in den Pflanzen und Tieren leben zum Zwecke der Fortpflanzung. So wie jetzt Feuer, chemische Kräfte, Magnetismus und so weiter um uns herum sind und die Erde umgeben, so umgaben den Mond die Kräfte, die im Menschen, in Tieren und Pflanzen jetzt Fortpflanzungskräfte sind. Die jetzigen die Erde umgebenden Kräfte werden in Zukunft eine gesonderte Rolle spielen im Menschen. Was heute zwischen Mann und Weib wirkt, waren damals auf dem Monde äußere physische Kräfte wie heute Eruptionen von Vulkanen. Diese Kräfte umgaben den Menschen während des Mondendaseins und er sog sie ein durch seine Mondensinne, um sie jetzt zu evolvieren. Was der Mensch auf dem Monde involviert hatte, kam auf der Erde als Evolution heraus. Was der Mensch nach der lemurischen Zeit als sexuelle Kraft herausgegliedert hat, das ist Isis, die Seele des Mondes, die jetzt im Menschen weiterlebt. Das ist die Verwandtschaft zwischen dem Menschen und dem heutigen Monde. Er hat bei dem Menschen seine Seele gelassen und ist deshalb selbst zur Schlacke geworden." {{lit|{{G|93a|108}}}}
 
== Das verschleierte Bild zu Sais ==
[[Datei:LOWTH(1855) - 1.006 RUINS OF SAIS IN THE DELTA.jpg|mini|300px|Die Ruinen von Sais im Nildelta (1855)]]
[[Datei:Dessau,Luisium,Das verschleierte Bild zu Saïs.jpg|mini|300px|Skulptur ''Das verschleierte Bild zu Saïs'' im Park [[w:Luisium|Luisium]], einem Teil des [[w:Dessau-Wörlitzer Gartenreich|Dessau-Wörlitzer Gartenreich]]s.]]
[[Datei:Anatome Animalium frontispiece.jpg|mini|300px|Frontispiz zu [[w:Gerhard Blasius|Gerhard Blasius]]: ''Anatome Animalium'',1681. Eine Priesterin enthüllt dem entsprechend vorbereiteten Adepten die verschleierte Göttin.]]
{{Hauptartikel|Das verschleierte Bild zu Sais}}
 
[[Plutarch]] beschreibt die verschleierte Statue der Isis oder [[Athene]], die es in [[Wikipedia:Sais|Sais]] gegeben haben soll und folgende Aufschrift getragen habe:
 
{{Zitat|In Sais hatte das Standbild der Athene, die man auch für die Isis hält, folgende Inschrift «ich bin das All, das Vergangene Gegenwärtige und Zukünftige, meinen Schleier hat noch kein Sterblicher gelüftet.»|Plutarch|''Über Isis und Osiris'', C9<ref>[http://books.google.at/books?id=IcpOTDlUz1gC&hl=de&pg=PA14#v=onepage&q&f=false Plutarch: ''Über Jsis und Osiris'']</ref>}}
 
Der [[Jüngling zu Sais]] soll verbotenerweise diesen Schleier gelüftet haben. Er wurde nach den Angaben [[Rudolf Steiner]]s später als der [[Jüngling zu Nain]] wiedergeboren, der im [http://www.bibleserver.com/go.php?lang=de&bible=LUT&ref=Lk7%2C11-17 7. Kapitel] des [[Lukas-Evangelium]]s erwähnt und durch den [[Christus]] von den [[Totenerweckung|Toten auferweckt]] wurde. In ihm war die ganze [[ägyptisch-chaldäische Kultur]] lebendig und diese feierte durch die [[Erweckung]], die zugleich eine [[Einweihung]] war, ihre Auferstehung im [[christlich]]en Sinn. Dadurch konnte dieser große [[Eingeweihter|Eingeweihte]] in der nächstfolgenden [[Inkarnation]]  der Religionsstifter [[Mani (Religionsstifter)|Mani]] ([[Manes]]) werden, der den [[Manichäismus]] begründete.
 
== Die neue Isis ==
 
Unser gegenwärtiges [[Bewusstseinsseelenzeitalter]], in dem sich die [[ägyptisch-chaldäische Kultur]] in gewisser Weise spiegelt, bedarf einer '''neuen Isis-Legende'''. Seit sich der [[Christus]] auf Erden inkarniert hat und durch das [[Mysterium von Golgatha]] gegangen ist, weilt er unter uns. Er kann uns nicht so verloren gehen, wie einst den Ägyptern [[Osiris]] verloren ging. Der [[Christus]] ist mit uns, doch fehlt uns die göttliche Weisheit, ihn in seinem wahren Wesen zu erkennen. In der ägyptischen Zeit wirkte Luzifer im Inneren des Menschen und gerade deshalb sah er die äußere Welt in [[ahriman]]ischer Gestalt. Heute ist es gerade umgekehrt. Ahriman wirkt in unserem Inneren und darum ist unser äußeres Weltbild, wie es namentlich die [[Naturwissenschaft]]en zeichnen, luziferisch. Uns ist die Isis-Sophia, verlorengegangen. Sie wurde durch [[Luzifer]] getötet. Heute müssen wir die '''neue Isis''' durch unser bewusstes Geistesstreben erwecken. In einem Vortrag [[Rudolf Steiner]]s vom [[24. Dezember]] [[1920]] heißt es:
 
{{GZ|In der Zeit, in der das Mysterium von Golgatha sich vollzogen hat,
da wirkte dasjenige, was den Menschen befähigt, in die Welt erkennend
hineinzuschauen, in einer zweifachen Weise als die göttliche Sophia,
als die die Welt durchschauende Weisheit. Durch die Offenbarung
an die armen Hirten auf dem Felde, durch die Offenbarung an die
Magier aus dem Morgenlande wirkte die göttliche Sophia, die himmlische
Weisheit. Diese Weisheit, die in ihrer letzten Gestalt bei den
Gnostikern vorhanden war, von denen sie genommen haben die ersten
christlichen Kirchenväter und Kirchenlehrer, um damit das Mysterium
von Golgatha zu begreifen, diese Weisheit hat sich nicht hereinverpflanzen
können in die neuere Zeit; sie ist überwältigt, sie ist getötet
worden durch Luzifer, wie einstmals Osiris durch Ahriman-Typhon.
Uns ist nicht Osiris beziehungsweise Christus verlorengegangen, uns
ist verlorengegangen dasjenige, was wir an der Stelle der Isis haben.
Luzifer hat sie uns getötet. Und nicht wie Typhon den Osiris in den
Nil gesenkt und dann zunächst in die Erde hinein versenkt hat dasjenige,
was getötet worden ist, sondern in die Weltenräume hinausversetzt
ist das von Luzifer getötete Isiswesen, die göttliche Weisheit;
sie ist in den Weltenozean hinaus versenkt worden. Indem wir in diesen
Ozean hinausblicken und nur nach mathematischen Linien die
Sternenzusammenhänge sehen, ist in ihnen dasjenige begraben, was
geistig diese Welt durchsetzt, getötet die göttliche Sophia, getötet diese
Nachfolgerin der Isis.
 
Wir müssen diese Legende bilden, denn sie stellt die Wahrheit unserer
Zeit dar. Wir müssen sprechen in demselben Sinne von der getöteten
und uns verlorengegangenen Isis beziehungsweise der göttlichen
Sophia, wie der alte Ägypter gesprochen hat von dem verlorengegangenen
und getöteten Osiris. Und wir müssen mit demjenigen, was wir
nicht begreifen, was aber in uns ist, mit der Kraft des Christus, mit
der neuen Osiriskraft ausziehen und den Leichnam der modernen Isis
suchen, den Leichnam der göttlichen Sophia. Wir müssen herangehen
an die luziferische Naturwissenschaft und müssen suchen den Sarg der
Isis, das heißt, wir müssen finden aus dem, was uns die Naturwissenschaft
gibt, dasjenige, was innerlich anregt zu Imagination, zu Inspiration,
zu Intuition. Denn dadurch erwerben wir die Hilfe des Christus
in uns, der uns dennoch dunkel, der uns finster bleibt, wenn wir ihn
nicht durch die göttliche Weisheit uns erleuchten. Wir müssen, ausgerüstet
mit dieser Christus-Kraft, mit dem neuen Osiris, auf die Suche
nach der Isis, nach der neuen Isis gehen. Nicht zerstückeln wird Luzifer
diese Isis, wie Typhon-Ahriman den Osiris zerstückelt hat. Nein,
im Gegenteile: diese Isis ist in ihrer wahren Gestalt ausgebreitet in der
Schönheit des ganzen Kosmos. Diese Isis ist dasjenige, was uns in vielen
leuchtenden Farben aurisch aus dem Kosmos entgegenleuchtet. Sie müssen
wir verstehen, indem wir hineinblicken in den Kosmos und den
Kosmos aurisch sehen in seinen leuchtenden Farben.
 
Aber wie einstmals Ahriman-Typhon gekommen ist, um den Osiris
zu zerstückeln, so kommt Luzifer, der diese Farben in ihrer Differenzierung
auslöscht, der die Teile, die schön ausgebreitet sind, die Glieder
der neueren Isis, jene Glieder, die das ganze Himmelszelt bilden, ineinander
verschwimmen macht, der sie vereinigt, der sie zusammenballt.
So wie der Typhon den Osiris zerstückelt hat, so setzt Luzifer
aus dem, was in vielfältigen aurischen Farben aus dem Weltenall zu
uns hereinglänzt, das eine, einheitliche weiße Licht zusammen, das
die Welt durchstrahlt, dieses luziferische einheitliche Licht, gegen das
sich Goethe in seiner Farbenlehre gewendet hat, indem er dagegen
opponiert, daß in ihm enthalten sein sollen die Farben — die aber ausgebreitet
sind über die geheimnisvollen Taten des ganzen Weltenalls, in
ihrer Vielfältigkeit geheimnisvollen Taten.
 
Wir aber müssen hindurchdringen auf unserer Suche und die Isis
wieder finden! Und wir müssen die Möglichkeit gewinnen, dasjenige,
was wir ergründen, indem wir die Isis wiederum zurückgefunden haben,
hinauszuversetzen in das Weltenall. Wir müssen das, was wir
durch die wiedergefundene Isis gewinnen, vor uns lebendig hinstellen
können, so daß es geistig für uns das Himmelsall, der Kosmos wird.
Wir müssen aus dem Inneren erfassen Saturn, Sonne, Mond, Erde, Jupiter,
Venus, Vulkan. Wir müssen in die Himmel hinaus versetzen
das, was Luzifer aus der Isis gemacht hat, wie die Isis in die Erde
versenkt hat dasjenige, was Typhon-Ahriman aus den Stücken des
Osiris gemacht hat. Wir müssen begreifen, daß wir durch die Christus-
Kraft eine innere Astronomie zu finden haben, welche uns wiederum
das Weltenall hervorgehend und wirkend in der Kraft des Geistes
zeigt. Dann, dann wird in diesem Durchschauen des Weltenalls die
wiedergefundene Isiskraft, die aber jetzt die Kraft der göttlichen Sophia
ist, durch diese wiedergefundene Isiskraft der Christus, der seit
dem Mysterium von Golgatha mit dem Erdendasein vereinigt ist, in
dem Menschen auch zur rechten Wirksamkeit, weil zur rechten Erkenntnis,
kommen. Nicht der Christus fehlt uns, die Erkenntnis des
Christus, die Isis von Christus, die Sophia von Christus fehlt uns.|202|237ff}}
 
Sehr ausführlich spricht [[Rudolf Steiner]] über die neue Isis in einem am [[6. Januar]] [[1918]] in [[Dornach SO|Dornach]] gehaltenen Vortrag, und zeigt, wie das verschleierte Bild zu Sais nun eine Gestalt annimmt. Er spricht hier ...
 
{{GZ|... von jenem wichtigen
inneren Impuls, der an die Menschenseele herantreten muß,
wenn die Menschenseele das finden soll, was sie für die Zukunft so
notwendig hat, was allein eine ganze, volle Ergänzung dessen sein
kann, was die Naturwissenschaft auf der einen Seite bringt.
Dann werden Sie sehen, warum an die Seite der alten Osiris-Isismythe
die neue Isismythe treten kann, und warum für den Menschen
der Gegenwart beide zusammen notwendig sind; warum hinzugefügt
werden muß zu den Worten, die vom alten Ägypten herüberklingen
vom Standbilde zu Sais: Ich bin das All, ich bin die Vergangenheit,
die Gegenwart, die Zukunft; meinen Schleier hat noch kein Sterblicher
gelüftet -, warum hineintönen muß in diese Worte ein anderes, warum
heute diese Worte nicht mehr einseitig nur an die menschliche
Seele heranklingen dürfen, sondern dazu klingen müssen die Worte:
Ich bin der Mensch. Ich bin die Vergangenheit, die Gegenwart und
die Zukunft. Meinen Schleier sollte jeder Sterbliche lüften.|180|189}}
 
==Literatur==
 
* [[Rudolf Steiner]]: ''Grundelemente der Esoterik'', [[GA 93a]] (1976), XIV, Berlin, 9. Oktober 1905 {{Vorträge|93a}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Welt, Erde und Mensch'', [[GA 105]], Zweiter Vortrag, Stuttgart, 5. August 1908 {{Vorträge|105}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Mysterienwahrheiten und Weihnachtsimpulse. Alte Mythen und ihre Bedeutung'', [[GA 180]] (1980), ISBN 3-7274-1800-1 {{Vorträge|180}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Brücke zwischen der Weltgeistigkeit und dem Physische des Menschen'', [[GA 202]] (1993), ISBN 3-7274-2020-0 {{Vorträge|202}}
 
{{GA}}
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Isis|Isis}}
* [https://sophiafoundation.org/wp-content/uploads/2017/04/sophia-kosmisch-und-menschlich-revised.pdf Klaus J. Bracker, "Die heilige Sophia – kosmisch und menschlich"] - Eine anthroposophische Spurensuche
** [https://sophiafoundation.org/wp-content/uploads/2020/04/THE-HOLY-SOPHIA-%E2%80%93-Cosmic-and-Human.pdf Klaus J. Bracker: ''THE HOLY SOPHIA – COSMIC AND HUMAN''] - An Anthroposophical Quest
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
[[Kategorie:Neunheit von Heliopolis]] [[Kategorie:Ägyptische Mythologie]] [[Kategorie:Ägyptische Gottheit]] [[Kategorie:Weibliche Gottheit]] [[Kategorie:Schöpfungsgottheit]]
[[Kategorie:Die 7. Posaune]]

Version vom 4. Juni 2009, 00:26 Uhr

Polarität (1805)

Zwei Forderungen entstehn in uns bei Betrachtung der Naturerscheinungen: die Erscheinungen selbst vollständig kennenzulernen, und uns dieselben durch Nachdenken anzueignen. Zur Vollständigkeit führt die Ordnung, die Ordnung fordert Methode, und die Methode erleichtert die Vorstellungen. Wenn wir einen Gegenstand in allen seinen Teilen übersehen, recht fassen und ihn im Geiste wieder hervorbringen können, so dürfen wir sagen, daß wir ihn im eigentlichen und im höhern Sinne anschauen, daß er uns angehöre, daß wir darüber eine gewisse Herrschaft erlangen. Und so führt uns das Besondere immer zum Allgemeinen, das Allgemeine zum Besondern. Beide wirken bei jeder Betrachtung, bei jedem Vortrag durcheinander. Einiges Allgemeine gehe hier voraus.

Dualität der Erscheinung als Gegensatz:

Wir und die Gegenstände
Licht und Finsternis
Leib und Seele
Zwei Seelen
Geist und Materie
Gott und die Welt
Gedanke und Ausdehnung
Ideales und Reales
Sinnlichkeit und Vernunft
Phantasie und Verstand
Sein und Sehnsucht.
Zwei Körperhälften
Rechts und Links
Atemholen.
 
Physische Erfahrung:
Magnet

Unsere Vorfahren bewunderten die Sparsamkeit der Natur. Man dachte sie als eine verständige Person, die, indessen andere mit vielem wenig hervorbringen, mit wenigem viel zu leisten geneigt ist. Wir bewundern mehr, wenn wir uns auch auf menschliche Weise ausdrücken, ihre Gewandtheit, wodurch sie, obgleich auf wenige Grundmaximen eingeschränkt, das Mannigfaltigste hervorzubringen weiß.

Sie bedient sich hierzu des Lebensprinzips, welches die Möglichkeit enthält, die einfachsten Anfänge der Erscheinungen durch Steigerung ins Unendliche und Unähnlichste zu vermannigfaltigen.

Was in die Erscheinung tritt, muß sich trennen, um nur zu erscheinen. Das Getrennte sucht sich wieder, und es kann sich wieder finden und vereinigen; im niedern Sinne, indem es sich nur mit seinem Entgegengestellten vermischt, mit demselben zusammentritt, wobei die Erscheinung Null oder wenigstens gleichgültig wird. Die Vereinigung kann aber auch im höhern Sinne geschehen, indem das Getrennte sich zuerst steigert und durch die Verbindung der gesteigerten Seiten ein Drittes, Neues, Höheres, Unerwartetes hervorbringt.