Nathanischer Jesus und Marie Eugenie Delle Grazie: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:The Adoration of the Shepherds by Guido Reni.jpg|mini|350px|[[Wikipedia:Guido Reni|Guido Reni]]: ''Die Anbetung der Hirten'' ;ca. 1640, [[Wikipedia:National Gallery|National Gallery]] ([[Wikipedia:London|London]])]]
[[Bild:Grazie.jpg|thumb|Marie Eugenie Delle Grazie (1864 - 1931)]]
'''Marie Eugenie Delle Grazie''' (* [[Wikipedia:14. August|14. August]] [[Wikipedia:1864|1864]] in [[Wikipedia:Bela Crkva|Bela Crkva]]; † [[Wikipedia:19. Februar|19. Februar]] [[Wikipedia:1931|1931]] in [[Wikipedia:Wien|Wien]]) war eine [[Wikipedia:Schriftsteller|Schriftsteller]]in, [[Wikipedia:Dramatiker|Dramatiker]]in und [[Wikipedia:Dichter|Dichter]]in, die aus der K.K. Monarchie [[Wikipedia:Österreich-Ungarn|Österreich-Ungarn]] stammt.


Als '''nathanischer Jesus''' wird jener [[Jesus]]knabe bezeichnet, von dem das [[Lukas-Evangelium]] berichtet. [[Rudolf Steiner]] war durch seine [[geisteswissenschaft]]liche Forschung zu der Ansicht gelangt, dass zur Zeitenwende nicht nur ein, sondern ''zwei'' Jesusknaben geboren wurden. Tatsächlich weisen auch die [[Evangelium|Evangelien]] bei genauerer Betrachtung in diese Richtung. Die Geburtserzählung im Lukas-Evangelium unterscheidet sich in wesentlichen Punkten von der im [[Matthäus-Evangelium]], insbesondere sind in beiden Evangelien auch deutlich unterschiedliche Abstammungslinien angegeben. Der Jesusknabe, den das Lukas-Evangelium schildert, entstammt der priesterlichen ''nathanischen'' Linie des Hauses [[Wikipedia:David|David]], die - anders als beim [[Salomonischer Jesus|salomonischen Jesus]] - bis zu [[Adam]] zurückgeführt wird - und ''„der war Gottes“''. Gemeinsam ist beiden Jesusknaben, dass ihre [[Eltern]] im [[Wikipedia:Neues Testament|Neuen Testament]] [[Josef]] und [[Maria]] genannt werden - Namen, die damals in [[Wikipedia:Palästina|Palästina]] weit verbreitet waren.
== Leben ==


{{Zitat|vor=|nach=|23 Und Jesus war, als er auftrat, etwa dreißig Jahre alt und wurde gehalten für einen Sohn Josefs, der war ein Sohn Elis,
Die Tochter eines Bergbaudirektors entstammt väterlicherseits einem venezianischen Herrschergeschlecht, mütterlicherseits einer bürgerlichen Familie aus dem [[Wikipedia:Banat|Banat]]. Nach dem Tod des Vaters zog sie nach Wien und studierte dort an der Lehrerinnenbildungsanstalt. Seit ihrer frühesten Jugend schrieb sie, und schon mit 19 wurde ihr als Anerkennung ihrer Arbeit ein Stipendium verliehen. Der Theologe und Ethiker Prof. [[Laurenz Müllner]] förderte und unterstützte sie. Sie arbeitete als freie Schriftstellerin in [[Wikipedia:Wien|Wien]]. Dort starb sie am 19. Februar 1931 unverheiratet.
24 der war ein Sohn Mattats, der war ein Sohn Levis, der war ein Sohn Melchis, der war ein Sohn Jannais, der war ein Sohn Josefs,
25 der war ein Sohn Mattitjas, der war ein Sohn des Amos, der war ein Sohn Nahums, der war ein Sohn Heslis, der war ein Sohn Naggais,
26 der war ein Sohn Mahats, der war ein Sohn Mattitjas, der war ein Sohn Schimis, der war ein Sohn Josechs, der war ein Sohn Jodas,
27 der war ein Sohn Johanans, der war ein Sohn Resas, der war ein Sohn Serubbabels, der war ein Sohn Schealtiëls, der war ein Sohn Neris,
28 der war ein Sohn Melchis, der war ein Sohn Addis, der war ein Sohn Kosams, der war ein Sohn Elmadams, der war ein Sohn Ers,
29 der war ein Sohn Joschuas, der war ein Sohn Eliësers, der war ein Sohn Jorims, der war ein Sohn Mattats, der war ein Sohn Levis,
30 der war ein Sohn Simeons, der war ein Sohn Judas, der war ein Sohn Josefs, der war ein Sohn Jonams, der war ein Sohn Eljakims,
31 der war ein Sohn Meleas, der war ein Sohn Mennas, der war ein Sohn Mattatas, der war ein Sohn Nathans, der war ein Sohn Davids,
32 der war ein Sohn Isais, der war ein Sohn Obeds, der war ein Sohn des Boas, der war ein Sohn Salmons, der war ein Sohn Nachschons,
33 der war ein Sohn Amminadabs, der war ein Sohn Admins, der war ein Sohn Arnis, der war ein Sohn Hezrons, der war ein Sohn des Perez, der war ein Sohn Judas,
34 der war ein Sohn Jakobs, der war ein Sohn Isaaks, der war ein Sohn Abrahams, der war ein Sohn Terachs, der war ein Sohn Nahors,
35 der war ein Sohn Serugs, der war ein Sohn Regus, der war ein Sohn Pelegs, der war ein Sohn Ebers, der war ein Sohn Schelachs,
36 der war ein Sohn Kenans, der war ein Sohn Arpachschads, der war ein Sohn Sems, der war ein Sohn Noahs, der war ein Sohn Lamechs,
37 der war ein Sohn Metuschelachs, der war ein Sohn Henochs, der war ein Sohn Jereds, der war ein Sohn Mahalalels, der war ein Sohn Kenans,
38 der war ein Sohn des Enosch, der war ein Sohn Sets, der war ein Sohn Adams, der war Gottes.|[[Lukasevangelium]]|{{BB|Lk|3|23-38|LUT}}}}


{{GZ|Nehmen wir einmal die Tatsachen. Der Schreiber des Matthäus-
== Wirken ==
Evangeliums schildert, daß vorherverkündet wird die Geburt des
Schöpfers des Christentums, daß diese Geburt erfolgt, daß Magier
kommen aus dem Morgenlande, die den Stern wahrgenommen haben,
daß der Stern sie geführt hat an die Stätte, wo der Erlöser geboren
wird. Er schildert ferner, daß Herodes dadurch aufmerksam gemacht
wird und daß, um zu entgehen der Maßnahme des Herodes, die in dem
bethlehemitischen Kindermord besteht, das Elternpaar des Erlösers mit
dem Kinde nach Ägypten flieht. Als Herodes tot ist, wird Joseph, dem
Vater des Jesus, angezeigt, daß er wieder zurückkehren kann, und er
kehrt nun aus Furcht vor dem Nachfolger des Herodes nicht zurück
nach Bethlehem, sondern er geht nach Nazareth. - Ich will heute noch
absehen von der Ankündigung des Täufers. Ich will aber schon darauf
aufmerksam machen, daß, wenn wir das Lukas-Evangelium und das
Matthäus-Evangelium miteinander vergleichen, in den beiden Evangelien
die Vorverkündigung des Jesus von Nazareth ganz verschieden
erfolgt: das eine Mal erfolgt sie dem Joseph, das andere Mal der Maria.
Wir sehen dann aus dem Lukas-Evangelium, wie die Eltern des Jesus
von Nazareth ursprünglich in Nazareth wohnen und dann bei einer
Gelegenheit nach Bethlehem gehen, nämlich zur Zählung. Während sie
dort sind, wird der Jesus geboren. Dann erfolgt nach acht Tagen die
Beschneidung - nichts von einer Flucht nach Ägypten - ; und nach
einiger Zeit, die nicht weit danach liegt, wird das Kind dargestellt im
Tempel. Wir sehen, daß das Opfer dargebracht wird, das üblich ist, und
daß danach die Eltern mit dem Kinde nach Nazareth zurückziehen
und dort leben. Und dann wird uns ein merkwürdiger Zug erzählt, der
Zug, wie der zwölfjährige Jesus bei einem Besuch, den seine Eltern in
Jerusalem gemacht haben, im Tempel zurückbleibt, wie sie ihn suchen,
wie sie ihn dann wiederfinden im Tempel zwischen denen, welche die
Schrift auslegen, wie er ihnen da entgegentritt als ein Kundiger in der
Schriftauslegung, wie er sich verständig und weise im Kreise der Schriftgelehrten
ausnimmt. Dann wird erzählt, wie sie das Kind wiederum
mit nach Hause nehmen, wie es heranwächst; und wir hören nichts
Besonderes mehr von ihm bis zur Johannes-Taufe.
Da haben wir zwei Geschichten des Jesus von Nazareth vor der
Aufnahme des Christus.|114|27f}}


Rudolf Steiner erläutert dazu weiter:
Gemeinsam mit [[Wikipedia:Marie von Ebner-Eschenbach|Marie von Ebner-Eschenbach]] war delle Grazie um 1900 eine der prominentesten österreichischen Schriftstellerinnen. Schon mit 19 Jahren erhielt sie für ihr Werk "Saul" von der "[[Wikipedia:Schwestern-Fröhlich-Stiftung|Schwestern-Fröhlich-Stiftung]]" ein Stipendium. Sowohl ihr erzählerisches wie ihr lyrisches Werk spricht von persönlicher Reife. Sie schrieb neben Populärliteratur auch gesellschaftskritische Werke, in denen sie für Freiheit und Menschenwürde eintrat. Literarhistorisch wird sie zum [[Wikipedia:Realismus|Realismus]] gezählt. Nach dem Tod ihres Mentors Müllner im Jahre 1912 zog sie sich in die Steiermark zurück, wandte sich vom freigeistigen Denken ab und ersetzte es für sich durch den [[Wikipedia:Katholizismus|Katholizismus]].


{{GZ|Diese Wesenheit, die
== Delle Grazie im Leben von Rudolf Steiner ==
in dem nathanischen Jesusknaben wirkte, war zum ersten Male in
[[Bild:DelleGrazie.jpg|thumb|left|Marie Eugenie delle Grazie]]
eine physische Verkörperung getreten in dem Jesus von Bethlehem.
[[Rudolf Steiner]] lernte Delle Grazie 1886 kennen, war dann in seiner weiteren Wiener Studentenzeit mit ihr befreundet und brach in Zeitungen mehr als einmal für sie als Schriftstellerin eine Lanze. Er ist sich über ihre künstlerische Zweitrangigkeit im Klaren, bewundert aber ihre menschliche Größe. Obwohl der Kontakt durch seinen Umzug nach Weimar und dann nach Berlin abbrach, blieb sie für ihn eine Freundin, die er in Wien auch später noch suchte. Über seine Lebensbegenung mit ihr schreibt er:
Vorher hatte sie von der geistigen Welt aus Anteil genommen an der
Menschheitsentwickelung, nie aber in einem physischen Menschenleib
gelebt. Sie hatte mitgelebt die Zeiten, als die Menschenhüllen geschaffen
wurden, mitgelebt die Saturnzeit, in der der Keim zum physischen
Leib veranlagt wurde, die Sonnen- und Mondenzeit, wo
Äther- und Astralleib sich bildeten, mitgelebt auch die die großen
Zeitperioden wiederholenden kleineren Etappen. Als aber das Menschen-
Ich in der lemurischen Zeit herabstieg in die drei Hüllen, da
war dieses Wesen gleichsam als ein Teil des göttlichen Menschenseins
zurückgeblieben in den geistigen Welten und hatte nicht mitgemacht
die Entwickelung des Ich in den drei Hüllen und seine Verführung
durch den luziferisch-ahrimanischen Einschlag. Dieser sich in den geistigen
Welten zurückhaltende Teil des göttlichen Menschenwesens,
dieses Geisteswesen ist zum ersten Male in einen physischen Leib
herabgestiegen als nathanischer Jesusknabe, um als solcher sich von
dem Christus durchleuchten zu lassen. Die Johannestaufe stellt dar
die Durchdringung des Jesus von dem Christus-Geist.|152|93}}
 
Nach Angaben Rudolf Steiners wurde der nathanische Jesus einige Monate ''nach'' dem [[Salomonischer Jesus|salomonischen Jesus]] geboren und entging so dem von [[Wikipedia:Herodes der Große|Herodes dem Großen]] angeordneten Kindermord, von dem das Matthäus-Evangelium kündet. Der salomonische Jesus konnte nur durch die [[Flucht nach Ägypten]] dem Massaker entrinnen; im Lukas-Evangelium, das mit seiner Erzählung etwas später beginnt, wird der Kindermord gar nicht mehr geschildert.
 
In der [[Lemurische Zeit|lemurischen Zeit]] war der Funke des ''menschlichen'' [[Ich]]s dadurch entzündet worden, dass die [[Elohim]] ihr Ich hingeopfert hatten. Doch ging nicht die ganze Ich-Substanz in die irdischen  [[Inkarnation]]en der [[Mensch]]en ein. Ein Teil wurde zurückbehalten in der [[Geistige Welt|geistigen Welt]] und aufbewahrt für den späteren nathanischen Jesusknaben:


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<div style="margin-left:20px">
"Wir müssen uns darüber klar sein, daß  alles, was vor  der lemurischen  Zeit lag,  eigentlich nur eine Wiederholung war des Saturn-, Sonnen- und Mondendaseins, und daß erst da die erste Keimanlage — als Möglichkeit — in den Menschen gelegt worden ist, so daß er das vierte Glied seiner Wesenheit in der Erdentwickelung annehmen konnte: das Ich. Wenn wir die ganze Strömung der Menschheitsentwickelung nehmen, müssen wir sagen: Die Menschheit, wie sie sich über die Erde verbreitet hat — Sie haben diese Weiterverbreitung genauer in der «Geheimwissenschaft im Umriß» dargestellt —, ist in der lemurischen Zeit auf gewisse menschliche Vorfahren dieser Anfangsperiode unserer heutigen Erde zurückzuführen. Und wir müssen dabei in der lemurischen Zeit einen Zeitpunkt festsetzen, nach welchem im heutigen Sinne erst richtig vom Menschengeschlecht gesprochen werden kann. Was vorher war, kann noch nicht so besprochen werden, daß man sagen könnte, es wären schon jene Iche in den Erdenmenschen vorhanden gewesen, die sich dann immer weiter und weiter inkarniert haben. Das war nicht der Fall. Vorher war das Ich des Menschen keineswegs noch abgetrennt von der Substanz derjenigen Hierarchie, die zunächst zu diesem Ich des Menschen die Veranlassung gegeben hat, von der Hierarchie der Geister der Form. Wir können uns nun vorstellen — das zeigt die okkulte Forschung —, daß gleichsam ein Teil der Substanz der Geister der Form eingegangen ist in die menschlichen Inkarnationen zur menschlichen Ich-Bildung. Aber als damals der Mensch seinen fleischlichen Inkarnationen auf der Erde übergeben worden ist, wurde von dem, was Mensch werden sollte, etwas zurückbehalten. Es wurde also gleichsam eine Ich-Substanz zurückbehalten, die nicht in den Strom der fleischlichen Inkarnationen geleitet wurde. Wenn wir uns diesen Strom der fleischlichen Inkarnationen des Menschen vorstellen wollten, der da beginnt mit dem, was die Bibel den Stammvater des Menschengeschlechtes, den Adam nennt, so müßten wir einen weitverzweigten Stammbaum zeichnen. Aber wir können uns einfach vorstellen: was von den Geistern der Form heruntergeströmt worden ist, das fließt nun fort; nur wurde gleichsam etwas zurückbehalten, gleichsam ein Ich, das nun bewahrt wurde vor dem Eingehen in die fleischlichen Inkarnationen — ein Ich, das nicht immer als Mensch wiedererschien, sondern das jene Gestalt, jene Substantialität behielt, die der Mensch hatte, bevor er zu seiner ersten Erdeninkarnation fortgeschritten war. Also ein Ich, das fortlebte neben der übrigen Menschheit, und das bis zu der Zeit, von der wir jetzt sprechen, wo die Ereignisse von Palästina geschehen sollten, noch nicht in einem menschlichen physischen Leibe jemals verkörpert gewesen war, ein Ich, das noch in derselben Lage war wie — wenn wir jetzt biblisch sprechen wollten — das Ich des Adam vor seiner ersten irdischen fleischlichen Verkörperung. Ein solches Ich war immer vorhanden.
"In derselben Zeit war es, daß ich einmal zu Schröer kam. Er war ganz erfüllt von einem Eindruck, den er eben erhalten hatte. Er war mit den Dichtungen Marie Eugenie delle Grazies bekannt geworden. Es lagen von ihr damals vor: ein Bändchen Gedichte, ein Epos «Herman», ein Drama «Saul» und eine Erzählung «Die Zigeunerin». Schröer sprach mit Enthusiasmus von diesen Dichtungen. «Und das alles hat eine junge Persönlichkeit vor Vollendung ihres sechzehnten Jahres geschrieben», sagte er. Er fügte hinzu: Robert Zimmermann habe gesagt, das sei das einzige wirkliche Genie, das er in seinem Leben kennen gelernt habe.


Wenn wir nun die okkulten Erkenntnisse über dieses Ich, die natürlich für den heutigen Menschen etwas ungeheuer Törichtes sind, ein wenig berühren, so sehen wir, daß dieses Ich, das gleichsam in Reserve zurückbehalten wurde, nicht in einen Menschenleib geleitet worden ist, sondern eigentlich nur übergeben worden ist den heiligen Mysterien, wie sie bestanden haben durch die atlantischen Zeiten, durch die nachatlantischen Zeiten hindurch. In einer wichtigen Mysterienstätte war es wie in einem Tabernakel aufbewahrt. Dieses Ich hatte dadurch ganz besondere Eigentümlichkeiten; es hatte die Eigentümlichkeit, daß es unberührt war von allem, was überhaupt ein menschliches Ich jemals auf der Erde hatte lernen können. Es war also auch unberührt von allen luziferischen und ahrimanischen Einflüssen; war überhaupt etwas, was wir uns gegenüber den anderen Ichen der Menschen vorstellen können wie eine leere Kugel, eigentlich nur wie etwas, was noch vollständig jungfräulich war gegenüber allen Erdenerlebnissen, ein Nichts, ein Negatives gegenüber allen Erdenerlebnissen. Daher sah es so aus, als ob jener nathanische Jesusknabe, den das Lukas-Evangelium schildert, überhaupt kein Menschen-Ich hätte, als ob er nur bestünde aus physischem Leib, Ätherleib und Astralleib. Und es genügt vollständig, wenn wir zunächst sagen: ein so entwickeltes Ich, wie es sich durch die atlantische und nachatlantische Zeit entwickelt hatte, ist bei dem Lukas-Jesusknaben gar nicht vorhanden." {{Lit|{{G|131|177ff}}}}
Schröers Enthusiasmus führte mich dazu, die Dichtungen in einem Zuge nun auch zu lesen. Ich schrieb ein Feuilleton über die Dichterin. Das brachte mir die große Freude, sie besuchen zu können. Bei diesem Besuche konnte ich ein Gespräch mit der Dichterin haben, das mir oft im Leben vor der Seele gestanden hat. Sie hatte sich damals bereits an eine Aufgabe größten Stiles gemacht, an ihr Epos «Robespierre». Sie sprach über die Grundideen dieser Dichtung. Schon damals tönte durch ihre Reden eine pessimistische Grundstimmung durch. Mir erschien ihre Empfindung so, als ob sie in einer Persönlichkeit wie Robespierre die Tragik alles Idealismus darstellen wollte. Ideale entstehen in der Menschenbrust; aber sie haben keine Macht gegenüber dem ideenlosen, grausamen, zerstörenden Wirken der Natur, die allem Idealen ihr unerbittliches «du bist nur Illusion, ein Scheingeschöpf von mir, das ich immer wieder ins Nichts zurückwerfe» entgegenschreit.
</div>


Als der nathanische Jesus zu [[Wikipedia:Bethlehem|Bethlehem]] geboren wurde, überstrahlte ihn der [[Nirmanakaya]] des [[Buddha]] [[Shakyamuni]]. Der Nirmanakaya erschien als eine Vielheit von [[Wesenheit]]en, die sich in der [[Engel]]schar offenbarte, die den Hirten auf dem Felde die Geburt Jesusknaben verkündete:
Das war ihre Überzeugung. Die Dichterin sprach dann zu mir von einem weiteren dichterischen Plan, einer «Satanide». Sie wollte das Gegenbild Gottes als das Urwesen darstellen, das in der grausamen, ideenlosen, zermalmenden Natur die für den Menschen sich offenbarende Macht ist. Sie sprach mit wahrer Genialität von dieser aus dem Abgrund des Seins herauf dieses Sein beherrschenden Gewalt. Ich ging tief erschüttert von der Dichterin weg. Die Größe, mit der sie gesprochen hatte, stand vor mir; der Inhalt ihrer Ideen war das Gegenbild alles dessen, was mir als Anschauung von der Welt vor dem Geiste stand. Aber ich war niemals geneigt, dem, was mir als groß erschien, meine Bewunderung und mein Interesse zu versagen, auch wenn es mir inhaltlich ganz widerstrebte. Ja, ich sagte mir: solche Gegensätze in der Welt müssen irgendwo doch ihre Harmonie finden. Und das machte mir möglich, verständnisvoll dem Widerstrebenden so zu folgen, als ob es in der Richtung meiner eigenen Seelenverfassung läge.


<div style="margin-left:20px">
Kurz darauf wurde ich eingeladen zu delle Grazie. Sie sollte vor einer Anzahl von Persönlichkeiten, zu denen auch Schröer und seine Frau, sowie eine Freundin des Schröer'sehen Hauses gehörten, aus ihrem «Robespierre» vorlesen. Wir hörten Szenen von hohem dichterischem Schwung, aber in pessimistischem Grundton, von farbenreichem Naturalismus; das Leben von seinen erschütterndsten Seiten gemalt. Vom Schicksal innerlich betrogene Menschengrößen tauchten auf und sanken hinunter in ergreifender Tragik. Das war mein Eindruck. Schröer wurde unwillig. Für ihn durfte die Kunst nicht in solche Untiefen des «Schrecklichen» hinuntersteigen. Die Damen entfernten sich. Sie hatten eine Art von Krämpfen bekommen. Ich konnte mit Schröer nicht übereinstimmen. Denn er schien mir von dem Gefühle ganz durchdrungen, daß zur Dichtung niemals werden dürfe, was schreckliches Erlebnis in der Seele eines Menschen ist, auch wenn dieses Schreckliche ehrlich erlebt ist. Bald darnach erschien von delle Grazie ein Gedicht, in dem die Natur als höchste Macht besungen wird, aber so, daß sie Hohn spricht allem Idealen, das sie nur ins Dasein ruft, um den Menschen zu betören, und das sie ins Nichts zurückwirft, wenn die Betörung erreicht ist.
"Der Nirmanakaya des Buddha erschien den Hirten in der Form der Engelscharen. Da erstrahlte der Buddha in seinem Nirmanakaya und offenbarte sich auf diese Weise den Hirten." {{Lit|{{G|114|72}}}}
</div>


Später, als der nathanische Jesus in seinem 12. Lebensjahr stand und mit der [[Geschlechtsreife]] seine jugendliche [[astral]]ische Mutterhülle abstreifte, verband und durchdrang sich der Nirmanakaya des Buddha mit dieser und wurde selbst verjüngt. Durch seinen verjüngten übersinnlichen Leib konnte der Buddha seine Lehre in völlig neuer, kindlich frischer Art geben und damit den Schreiber des [[Lukas-Evangelium]]s [[Inspiration|inspirieren]].  
Ich schrieb in Anknüpfung an dieses Gedicht einen Aufsatz «Die Natur und unsere Ideale», den ich nicht veröffentlichte, sondern in einer geringen Anzahl von Exemplaren drucken ließ. Darin sprach ich von dem Scheine der Berechtigung, welche die Anschauung delle Grazies hat. Ich sagte, daß mir eine Anschauung, die sich nicht verschließt vor dem Feindlichen, das in der Natur gegenüber den menschlichen Idealen liegt, höher stehe als ein «flacher Optimismus», der für die Abgründe des Seins keinen Blick hat. Aber ich sprach auch davon, daß die innere freie Wesenheit des Menschen aus sich erschafft, was dem Leben Sinn und Inhalt gibt, und daß diese Wesenheit sich nicht voll entfalten könnte, wenn ihr von außen, durch eine glückspendende Natur zukäme, was im Innern entstehen soll.


{{GZ|Woher also kam die große belebende Kraft des Jesusleibes? Sie kam
Durch diesen Aufsatz erlebte ich einen großen Schmerz. Als ihn Schröer empfangen hatte, schrieb er mir, daß, wenn ich so über den Pessimismus denke, wir uns nie verstanden hätten. Und wer von der Natur so spreche wie ich in diesem Aufsatze, der zeige damit, daß er Goethes Worte «Erkenne dich und leb' mit der Welt in Frieden» nicht tief genug nehmen könne.
aus der großen Mutterloge der Menschheit, die der große Sonnen-
Eingeweihte, der Manu, lenkt. In das Kind, das dem Elternpaare
geboren wurde, das im Lukas-Evangelium Joseph und Maria genannt
wird, wurde hineingesenkt eine große individuelle Kraft, die gehegt
und gepflegt worden war in der großen Mutterloge, in dem großen
Sonnenorakel. Es wurde in dieses Kind hineingesenkt die beste, die
stärkste jener Individualitäten. Welche Individualität?
Wenn wir die Individualität, die in das Kind Jesus damals hineinversenkt
wurde, kennenlernen wollen, so müssen wir weit zurückgehen,
bis in die Zeit vor dem luziferischen Einfluß auf die Menschheit,
bevor sich in den Astralleib der Menschen der luziferische Einfluß hineinerstreckt
hat. Dieser luziferische Einfluß kam an die Menschen
heran in derselben Zeit, als das Urmenschenpaar, das menschliche
Hauptpaar die Erde bevölkerte. Dieses menschliche Hauptpaar war
zwar stark genug, um die Menschensubstanz sozusagen zu überwinden,
so daß es sich verkörpern konnte, aber es war nicht stark genug, um
dem luziferischen Einfluß Widerstand zu leisten. Der luziferische Einfluß
kam heran, erstreckte seine Wirkungen auch in den astralischen
Leib dieses Hauptpaares, und die Folge war, daß es unmöglich war,
alle die Kräfte, die in Adam und Eva waren, auch herunterfließen zu
lassen in die Nachkommen, durch das Blut der Nachkommen. Den
physischen Leib mußte man durch alle die Geschlechter herunter sich
fortpflanzen lassen, aber von dem Ätherleib behielt man in der Leitung
der Menschheit etwas zurück. Das drückte man eben dadurch aus, daß
man sagte: Die Menschen haben genossen von dem Baume der Erkenntnis
des Guten und Bösen, das heißt, was von dem luziferischen
Einfluß kam; aber es wurde auch gesagt: Jetzt müssen wir ihnen die
Möglichkeit nehmen, auch zu genießen von dem Baume des Lebens!
Das heißt, es wurde eine gewisse Summe von Kräften des Ätherleibes
zurückbehalten. Die flossen jetzt nicht auf die Nachkommen herunter.
Es war also in Adam eine gewisse Summe von Kräften, die ihm nach
dem Sündenfalle genommen wurden. Dieser noch unschuldige Teil des
Adam wurde aufbewahrt in der großen Mutterloge der Menschheit,
wurde dort gehegt und gepflegt. Das war sozusagen die Adam-Seele,
die noch nicht berührt war von der menschlichen Schuld, die noch
nicht verstrickt war in das, wodurch die Menschen zu Fall gekommen
sind. Diese Urkräfte der Adam-Individualität wurden aufbewahrt.
Sie waren da, und sie wurden jetzt als «provisorisches Ich» dahin geleitet,
wo dem Joseph und der Maria das Kind geboren wurde, und in
den ersten Jahren hatte dieses Jesuskind die Kraft des ursprünglichen
Stammvaters der Erdenmenschheit in sich.|114|88f}}


{{GGZ|Das sind aber nicht alle Tatsachen, durch die wir das wunderbare
Ich war im tiefsten meiner Seele betroffen, als ich diese Zeilen von der Persönlichkeit empfing, an die ich mit stärkster Anhänglichkeit hingegeben war. Schröer konnte in leidenschaftliche Erregung kommen, wenn er eine Versündigung gegen die als Schönheit wirkende Harmonie in der Kunst wahrnahm. Er wandte sich von delle Grazie ab, als er diese Versündigung nach seiner Auffassung bemerken mußte. Und er betrachtete bei mir die Bewunderung, die ich für die Dichterin behielt, als einen Abfall von ihm und von Goethe zugleich. Er sah in meinem Aufsatze nicht, was ich von dem aus dem eigenen Innern die Hemmnisse der Natur überwindenden Menschengeiste sagte; er war davon verletzt, daß ich von der natürlichen Außenwelt behauptete, sie könne nicht die Schöpferin der wahren inneren Befriedigung des Menschen sein. Ich wollte die Bedeutungslosigkeit des Pessimismus trotz seiner Berechtigung innerhalb gewisser Grenzen darstellen; Schröer sah in jeder Hinneigung zum Pessimismus etwas, was er «die Schlacke ausgebrannter Geister» nannte.
Mysterium von Palästina verstehen können, das ist nur eine Seite. Wir
verstehen jetzt, wer in Bethlehem geboren worden ist, nachdem von
Nazareth Joseph und Maria dorthin gereist sind, und wer den Hirten
verkündet worden ist. Aber das ist noch nicht alles. In der Zeit am
Beginne unserer Zeitrechnung geschah so mancherlei Seltsames und
Bedeutungsvolles, um das größte Ereignis der Menschheitsentwickelung
zustande zu bringen. Um das verständlich zu machen, was allmählich
zu diesem großen Ereignisse hinaufführte, müssen wir folgendes noch
betrachten.


Es gab innerhalb des althebräischen Volkes das David-Geschlecht.
Im Hause Marie Eugenie delle Grazies verlebte ich schöne Stunden meines Lebens. Sie hatte jeden Sonnabend Besuchsabend. Es waren Persönlichkeiten vieler Geistesrichtungen, die sich da einfanden. Die Dichterin bildete den Mittelpunkt. Sie las aus ihren Dichtungen vor; sie sprach im Geiste ihrer Weltauffassung mit entschiedener Wortgeberde; sie beleuchtete mit den Ideen dieser Auffassung das Menschenleben. Es war keine Sonnenbeleuchtung. Eigentlich immer Mondendüsterkeit. Drohender Wolkenhimmel. Aber aus den Wohnungen der Menschen stiegen in die Düsternis Feuerflammen hinauf, wie die Leidenschaften und Illusionen tragend, in denen sich die Menschen verzehren. Alles aber auch menschlich ergreifend, stets fesselnd, das Bittere von dem edlen Zauber einer ganz durchgeistigten Persönlichkeit umflossen." {{Lit|{{G|028|91ff}}}}
Diejenigen, welche wir die «davidischen Geschlechter» nennen, leiteten
</div>
sich alle auf ihren Stammvater David zurück. Sie können es nun aus
der Bibel ersehen, daß David zwei Söhne hatte, Salomo und Nathan
(2. Samuelis 5, 14). Zwei Geschlechterfolgen, die salomonische Linie
und die nathanische Linie, stammen also von David ab. Wenn wir
daher die Zwischenglieder unberücksichtigt lassen, können wir sagen:
In der Zeit, als unsere Zeitrechnung beginnt, sind in Palästina vorhanden
die Nachkommen sowohl der salomonischen Linie wie auch
der nathanischen Linie des davidischen Geschlechtes. Und es lebt als
ein Nachkomme aus derjenigen Linie, die wir die nathanische Linie
des davidischen Geschlechtes nennen, ein Mann unter dem Namen
Joseph in Nazareth. Er hat zu seiner Gemahlin eine Maria. Und es lebt
ein Nachkomme der salomonischen Linie des David-Geschlechtes in
Bethlehem, der auch Joseph heißt. Es ist nicht weiter wunderbar, daß
da zwei Menschen leben aus dem Geschlechte Davids, welche beide
Joseph heißen, und daß beide mit einer Maria, wie sie die Bibel nennt,
vermählt sind. Wir haben also zwei Elternpaare im Beginne unserer
Zeitrechnung in Palästina; beide tragen die Namen Joseph und Maria.
Das eine Elternpaar führt seine Abkunft auf die salomonische Linie
des Geschlechtes David zurück, das heißt auf die «königliche Linie»;
das andere Elternpaar, dasjenige in Nazareth, führt seine Abkunft
zurück auf die nathanische Linie, das heißt auf die «priesterliche Linie».
Dieses letztere Elternpaar aus der nathanischen Linie nun hatte das
Kind, das ich Ihnen gestern und heute geschildert habe. Und dieses
Kind lieferte einen solchen astralischen Mutterleib, der hinaufgenommen
werden konnte von dem Nirmanakaya des Buddha. Dieses Elternpaar
aus der nathanischen Linie ging damals, als das Kind geboren
werden sollte, von Nazareth nach Bethlehem - wie Lukas sagt — «zur
Schätzung» (Lukas 2, 4-5). Das schildert uns das Geschlechtsregister
des Lukas-Evangeliums.


Das andere Elternpaar, das gar nicht in Nazareth ursprünglich
== Werke ==
wohnte - man muß die Evangelien nur wörtlich nehmen - , lebte in
Bethlehem, und das wird uns geschildert von dem Schreiber des Matthäus-Evangeliums (Matthäus 2, 1). Die Evangelien schildern immer
die Wahrheit - man braucht gar nicht zu klügeln - , und die Menschen
werden durch die Anthroposophie schon wieder dahin kommen, die
Evangelien wörtlich zu nehmen. Diesem Elternpaar der salomonischen
Linie wird ein Kind geboren, das auch Jesus heißt. Dieses Kind hat
auch eine mächtige Individualität innerhalb seines Leibes. Aber dieses
Kind hatte zuerst eine andere Aufgabe - die Weisheit der Welt ist
tief -, dieses Kind sollte nicht dazu berufen sein, dem astralischen
Mutterleibe die jugendfrischen Kräfte abzugeben, sondern es war dazu
berufen, dasjenige der Menschheit zu bringen, was man nur bringen
kann, wenn man eine reife Seele ist. Dieses Kind wurde durch alle
Kräfte, die dabei in Betracht kamen, so gelenkt, daß es die Verkörperung
jener Individualität sein konnte, die einstmals in Persien den
Ahura Mazdao gelehrt hat, die einstmals ihren Astralleib abgeben
konnte an Hermes und ihren Ätherleib an Moses und die wiedererschien
als der große Lehrer des Pythagoras, als Zarathas oder Nazarathos,
der große Lehrer im alten Chaldäa: es ist keine andere Individualität
als die Zarathustra-Individualität. Die Ichheit des Zarathustra wurde
wiederverkörpert in dem Kinde, von dem uns der Matthäus-Evangelist
erzählt, daß es geboren wurde von einem Elternpaare Joseph und
Maria, welches aus der königlichen Linie, aus der salomonischen Linie
des davidischen Geschlechtes stammte und ursprünglich schon in Bethlehem
wohnte.|114|92f}}


{{GGZ|Die Statur, die äußere Gestalt, was sich in der äußeren Gestalt unmittelbar
''Auswahl:''
ausdrückt, und «des Lebens ernstes Führen», was mit dem
Charakter des Ich zusammenhängt, das ererbt der Mensch von dem
väterlichen Element. Deshalb mußte der salomonische Jesus vor allem
von dem väterlichen Element die Kraft erben, weil es immer seine Mission
war: die Überführung dessen in die Welt, was die Welt im Räume
an göttlichen Kräften umstrahlt. Das drückt der Schreiber des Matthäus-
Evangeliums so großartig aus, wie man es nur ausdrücken kann.
Daß sich eine besondere Individualität verkörpern wird, das wird aus
der geistigen Welt heraus als ein bedeutsames Ereignis verkündet, und
es wird nicht der Maria, sondern dem Vater, dem Joseph, verkündet
(Matthäus 1, 20-21). Hinter alledem verbergen sich die tiefsten Wahrheiten;
nicht als Zufälliges darf man so etwas nehmen. - Auf den Jesus
aus der nathanischen Linie gingen über die innerlichen Eigenschaften,
die sich von der Mutter vererben. Daher mußte der Jesus des Lukas-
Evangeliums der Mutter verkündet werden, und wir sehen auch im
Lukas-Evangelium die Verkündigung an die Mutter geschehen (Lukas
1, 26-38). So tief drücken sich die Tatsachen in den religiösen Schriften
aus.|114|105f}}


== Die Beziehung des nathanischen Jesus zu Johannes dem Täufer ==
*Saul
*Jugend
*Blauer Falter
*Liebe [http://www.literature.at/elib/www/wiki/index.php/Liebe_%28Marie_Eugenie_Delle_Grazie%29 (eLib Austria Volltext)]
*Robespierre
*Der Schatten, Drama [http://www.literature.at/elib/www/wiki/index.php/Der_Schatten_%28Marie_Eugenie_Delle_Grazie%29 (eLib Austria Volltext)]
*Ver Sacrum, Drama
*Vor dem Sturm (1910)
*Schlagende Wetter, Drama [http://www.literature.at/elib/www/wiki/index.php/Schlagende_Wetter_%28Marie_Eugenie_Delle_Grazie%29 (eLib Austria Volltext)]
*Stille Geschichte
*Der Liebe und des Ruhmes Kränze. Ein Roman auf die viola d'amour (1920)
*Die weißen Schmetterlinge von Clairvoux. Novelle (1925)


{{GZ|Ein solches Ich
''Gedichte''
wie das Ich Johannes des Täufers wird hineingeboren in einen Leib
unmittelbar unter der Lenkung und Leitung der großen Mutterloge der
Menschheit, der Zentralstätte des irdischen Geisteslebens. Aus derselben
Stätte stammte das Johannes-Ich, aus der auch das Seelenwesen
für das Jesuskind des Lukas-Evangeliums stammte, nur daß dem Jesus
mehr jene Eigenschaften übergeben wurden, die noch nicht durchdrungen
waren von dem egoistisch gewordenen Ich, das heißt, eine
junge Seele wird dorthin gelenkt, wo der wiedergeborene Adam inkarniert
werden soll.


Es wird Ihnen sonderbar erscheinen, daß hier einmal von der großen
*Dornröschen [http://www.literature.at/elib/www/wiki/index.php/Gedichte_%28Marie_Eugenie_Delle_Grazie%29 (eLib Austria Volltext)]
Mutterloge aus an eine Stätte eine Seele hingelenkt werden konnte
*Kindheit [http://www.literature.at/elib/www/wiki/index.php/Gedichte_%28Marie_Eugenie_Delle_Grazie%29 (eLib Austria Volltext)]
ohne ein eigentliches ausgebildetes Ich. Denn dasselbe Ich, das im
*Neapel [http://www.literature.at/elib/www/wiki/index.php/Gedichte_%28Marie_Eugenie_Delle_Grazie%29 (eLib Austria Volltext)]
Grunde genommen dem Jesus des Lukas-Evangeliums vorenthalten
*Vergessen [http://www.literature.at/elib/www/wiki/index.php/Gedichte_%28Marie_Eugenie_Delle_Grazie%29 (eLib Austria Volltext)]
wird, das wird dem Körper Johannes des Täufers beschert, und dieses
beides, was als Seelenwesen lebt im Jesus des Lukas-Evangeliums und
was als Ich im Täufer Johannes lebt, das steht von Anfang an in einer
innerlichen Beziehung. Wenn sich der menschliche Keim im mütterlichen
Leibe entwickelt, dann vereinigt sich allerdings in der dritten
Woche das Ich mit den anderen Gliedern der menschlichen Organisation,
aber es kommt erst in den letzten Monaten vor der Geburt nach
und nach zur Wirksamkeit. Da erst wird das Ich eine innerliche, bewegende
Kraft. Denn in einem normalen Falle, wo das Ich in gewöhnlicher
Weise wirkt, um den Menschenkeim zur Bewegung zu bringen,
da haben wir es mit einem Ich zu tun, das aus früheren Inkarnationen
herstammt und den menschlichen Keim zur Bewegung bringt. Hier
aber, bei dem Johannes, haben wir es mit einem Ich zu tun, das in
Zusammenhang steht mit der Seelenwesenheit des nathanischen Jesus.
Daher muß sich im Lukas-Evangelium die Mutter des Jesus zu der
Mutter des Täufers Johannes begeben, als diese im sechsten Monate
der Schwangerschaft ist, und was sonst durch das eigene Ich angeregt
wird in der eigenen Persönlichkeit, das wird hier angeregt durch die
andere Leibesfrucht. Das Kind der Elisabeth beginnt sich zu bewegen,
als sich ihm nähert die Frau, die das Jesuskind in sich trägt; denn es
ist das Ich, durch welches das Kind in der anderen Mutter angeregt
wird (Lukas 1, 39-44). So tief ist der Zusammenhang zwischen demjenigen,
der da wirken sollte zu dem Zusammenströmen der beiden
Geistesströmungen, und dem, der ihn vorherverkünden sollte.|114|106f}}


{{GGZ|So sehen wir zwei Jesuskinder heranwachsen, einmal den Sohn des
''Sekundärliteratur:''
nathanischen Elternpaares Joseph und Maria, und wir sehen diesen
Sohn geboren werden von einer jungen Mutter - im Hebräischen würde
man das Wort Alma dafür gebraucht haben - ; denn das, was als eine
junge Seele wirken sollte, mußte von einer ganz jungen Mutter geboren
werden. Mit diesem Sohne wohnte das Elternpaar nach der Rückkehr
aus Bethlehem wieder in Nazareth. Sie hatten keine anderen
Kinder. Es war der Mutter aufgespart, einzig und allein die Mutter
dieses Jesus zu sein.- Dann haben wir den Jesus des Elternpaares Joseph
und Maria aus der salomonischen Linie. Nachdem dieses Elternpaar aus
Ägypten zurückgekehrt und nach Nazareth übergesiedelt war, bekam
es noch eine Reihe von Kindern, die Sie im Markus-Evangelium angeführt
finden: Simon, Judas, Joses, Jakobus und auch zwei Schwestern
(Markus 6, 3). — Die beiden Jesuskinder wachsen heran. Das Kind,
welches die Zarathustra-Individualität in sich birgt, entwickelt nach
und nach mit einer ungeheuer schnellen Reifung diejenigen Kräfte,
die es entwickeln muß, wenn eine so mächtige Individualität in dem
Körper tätig ist. Die Individualität, die in dem Körper des anderen
Jesus tätig ist, ist von anderer Art. Das Wichtigste ist ja an ihr der
Nirmanakaya des Buddha. Das ist etwas, was auf diesem Kinde ruht.
Daher wird uns auch gesagt, als die Eltern von Jerusalem zurückkommen:
Das Kind ist voll Weisheit - das heißt, in seinem Ätherleibe
ist es durchströmt von Weisheit - , und die Gnade des Gottes ist über
ihm (Lukas 2, 40). Aber es wuchs so heran, daß es die gewöhnlichen
menschlichen Eigenschaften, die sich auf Verstehen und Erkennen in
der äußeren Welt beziehen, außerordentlich langsam entwickelte. Der
triviale Mensch würde gerade dieses Jesuskind ein «verhältnismäßig
zurückgebliebenes Kind» genannt haben, wenn er nur auf das gesehen
hätte, was Kräfte zum Verstehen und Begreifen der äußeren Welt
sind. Dafür aber entwickelte sich gerade in diesem Kinde das, was herunterströmte
aus dem es beschattenden Nirmanakaya des Buddha. Es
entwickelte eine Tiefe der Innerlichkeit, die sich mit nichts an Innerlichkeit
in der Welt vergleichen läßt. Es entwickelte sich eine Gefühlstiefe
in dem Knaben, die auf die ganze Umgebung in außerordentlicher
Art wirkte. — So sehen wir eine gefühlstiefe Wesenheit in dem nathanischen
Jesus heranwachsen, und wir sehen eine Individualität mit
einer ungeheuren Reife, mit einem tiefen Weltverständnis in dem salomonischen
Jesus heranwachsen.


Nun war der Mutter des nathanischen Jesus, jenes gefühlstiefen
*M. Flaschberger: ''M. E. delle Grazie, eine österreichische Dichterin der Jahrhundertwende.'' Dissertation, Graz 1978.
Kindes, Bedeutsames gesagt worden. Schon als Simeon dem neugeborenen
Kinde gegenüberstand und es überstrahlt sah von dem, den er
einst in Indien als Buddha noch nicht hatte sehen können, da sagte er
voraus das Große und Gewaltige, was sich jetzt vollziehen sollte; aber
er sagte auch die großen, bedeutungsvollen Worte von dem «Schwert,
das der Mutter durch das Herz gehen» sollte (Lukas 2, 35). Auch dieses
Wort bezieht sich auf etwas, was wir heute noch verstehen lernen
wollen.


In unmittelbarer Nachbarschaft und unter den freundschaftlichen
== Literatur ==
Beziehungen der Eltern wuchsen die beiden Kinder heran und entwickelten
#Rudolf Steiner: ''Mein Lebensgang'', [[GA 28]] (2000), ISBN 3-7274-0280-6
sich beide ungefähr bis zu ihrem zwölften Jahre. Als das
zwölfte Jahr des nathanischen Jesus herankam, begaben sich dessen
Eltern nach Jerusalem, wie gesagt wird, der Sitte gemäß, um an dem
Osterfeste teilzunehmen, und sie nahmen das Kind mit, wie es gebräuchlich
war, wenn die Kinder reif wurden. Nun findet sich im
Lukas-Evangelium in außerordentlich geheimnisvoller Weise eine Erzählung
von dem zwölfjährigen Jesus im Tempel. Es heißt da: Als sich
die Eltern wieder zurückbegaben von dem Fest, vermißten sie plötzlich
den Knaben, und als sie ihn nirgends unter der Reisegesellschaft
fanden, da begaben sie sich wieder zurück und fanden ihn im Tempel
mitten unter den großen Lehrern, alle erstaunend durch seine Weisheit
(Lukas 2, 41-50).


Was war da geschehen? Fragen wir darüber die unvergängliche
{{GA}}
Akasha-Chronik. Die Tatsachen der Welt sind nicht so ganz einfach.
Was hier geschehen war, das geschieht in anderer Weise auch sonst in
der Welt. Es kommt vor, daß eine Individualität auf einer gewissen
Entwickelungsstufe andere Bedingungen braucht, als sie ihr von Anfang
an gegeben wurden. Daher kommt es immer wieder vor, daß ein
Mensch bis zu einem gewissen Lebensalter heranwächst - und dann auf
einmal in Ohnmacht fällt und wie tot ist. Da geht dann eine Umwandlung
vor sich: es verläßt ihn sein eigenes Ich, und ein anderes Ich
nimmt in seiner Körperlichkeit Platz. Eine solche Umlagerung des Ich
findet auch in anderen Fällen statt; das ist eine Erscheinung, die jeder
Okkultist kennt. Hier, bei dem zwölfjährigen Jesus war folgendes
geschehen: Jene Ichheit, die bis dahin als Zarathustra-Ichheit den Körper
des Jesus aus der königlichen Linie des davidischen Geschlechtes
gebrauchte, um auf die Höhe seiner Zeit zu kommen, drang aus dem
Körper des salomonischen Jesusknaben heraus und übertrug sich auf
den nathanischen Jesus, der daher wie ein Verwandelter erschien. Die
Eltern erkannten ihn nicht wieder, sie verstanden seine Worte nicht.
Denn jetzt sprach aus dem nathanischen Jesus das Zarathustra-Ich,
das sich auf ihn übertragen hatte. Das war der Zeitpunkt, als der
Nirmanakaya des Buddha sich mit dem ausgeschiedenen astraüschen
Mutterleibe vereinigte, und das war auch der Zeitpunkt, da sich das
Zarathustra-Ich mit dem nathanischen Jesus vereinigte. Jetzt lebte das
Zarathustra-Ich in dem nathanischen Jesus. Und dieses Kind, das so
verwandelt war, daß es die Eltern nicht verstehen konnten, das nahmen
sie jetzt mit nach Hause.
 
In nicht zu ferner Zeit starb dann die Mutter dieses Jesuskindes, so
daß dieses Kind, in dem das Zarathustra-Ich jetzt wohnte, von mütterlicher
Seite her verwaist war. Wir werden sehen, daß die Tatsache, daß
diese Mutter starb und das Kind verwaist zurückließ, noch auf einen
besonders tiefen Zusammenhang hinweist. - Auch das andere Kind
konnte nicht unter gewöhnlichen Verhältnissen fortleben, als das Zarathustra-
Ich es verlassen hatte. Der Joseph aus der salomonischen Linie
war schon früher gestorben, und die Mutter des salomonischen Jesuskindes
mit ihren Kindern, dem Jakobus, Joses, Judas, Simon und den
beiden Töchtern, wurde in dem Hause des nathanischen Joseph aufgenommen,
so daß also der Zarathustra jetzt wieder zusammenlebte
mit derjenigen Familie, in die er sich hineininkarniert hatte, bis auf den
Vater. Auf diese Weise haben sich die beiden Familien in eine zusammengesetzt,
und so lebt denn die Mutter der Geschwister - wir können
sie Geschwister nennen, denn nach dem Ich hin sind sie Geschwister -
in dem Hause des nathanischen Joseph mit dem Jesus, der aber seiner
Vaterstadt nach, leiblich, in Nazareth heimisch war. So lebte er mit
ihnen zusammen.
 
So sehen wir im Konkreten den Zusammenfluß des Buddhismus und
des Zarathustrismus.|114|108ff}}


== Literatur ==
== Weblinks ==


#Rudolf Steiner: ''Das Lukas-Evangelium'', [[GA 114]] (2001), ISBN 3-7274-1140-6 {{Vorträge|114}}
*{{Wikisource|Marie Eugenie Delle Grazie}}
#Rudolf Steiner: ''Von Jesus zu Christus'', [[GA 131]] (1988), ISBN 3-7274-1310-7 {{Vorträge|131}}
*[http://www.literature.at/elib/www/wiki/index.php/Marie_Eugenie_Delle_Grazie Marie Eugenie Delle Grazie bei eLibrary Austria]
#Rudolf Steiner: ''Vorstufen zum Mysterium von Golgatha '', [[GA 152]] (1990), ISBN 3-7274-1520-7 {{Vorträge|152}}
*[http://www.onb.ac.at/ariadne/vfb/bio_dellegrazie.htm Ariadne]


{{GA}}
{{SORTIERUNG:Delle Grazie, Marie Eugenie}}
[[Kategorie:Schriftsteller (19. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Schriftsteller (20. Jahrhundert)]]
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[[Kategorie:Evangelium]] [[Kategorie:Jesus]] [[Kategorie:Christologie]]
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 25. November 2018, 01:48 Uhr

Datei:Grazie.jpg Marie Eugenie Delle Grazie (* 14. August 1864 in Bela Crkva; † 19. Februar 1931 in Wien) war eine Schriftstellerin, Dramatikerin und Dichterin, die aus der K.K. Monarchie Österreich-Ungarn stammt.

Leben

Die Tochter eines Bergbaudirektors entstammt väterlicherseits einem venezianischen Herrschergeschlecht, mütterlicherseits einer bürgerlichen Familie aus dem Banat. Nach dem Tod des Vaters zog sie nach Wien und studierte dort an der Lehrerinnenbildungsanstalt. Seit ihrer frühesten Jugend schrieb sie, und schon mit 19 wurde ihr als Anerkennung ihrer Arbeit ein Stipendium verliehen. Der Theologe und Ethiker Prof. Laurenz Müllner förderte und unterstützte sie. Sie arbeitete als freie Schriftstellerin in Wien. Dort starb sie am 19. Februar 1931 unverheiratet.

Wirken

Gemeinsam mit Marie von Ebner-Eschenbach war delle Grazie um 1900 eine der prominentesten österreichischen Schriftstellerinnen. Schon mit 19 Jahren erhielt sie für ihr Werk "Saul" von der "Schwestern-Fröhlich-Stiftung" ein Stipendium. Sowohl ihr erzählerisches wie ihr lyrisches Werk spricht von persönlicher Reife. Sie schrieb neben Populärliteratur auch gesellschaftskritische Werke, in denen sie für Freiheit und Menschenwürde eintrat. Literarhistorisch wird sie zum Realismus gezählt. Nach dem Tod ihres Mentors Müllner im Jahre 1912 zog sie sich in die Steiermark zurück, wandte sich vom freigeistigen Denken ab und ersetzte es für sich durch den Katholizismus.

Delle Grazie im Leben von Rudolf Steiner

Marie Eugenie delle Grazie

Rudolf Steiner lernte Delle Grazie 1886 kennen, war dann in seiner weiteren Wiener Studentenzeit mit ihr befreundet und brach in Zeitungen mehr als einmal für sie als Schriftstellerin eine Lanze. Er ist sich über ihre künstlerische Zweitrangigkeit im Klaren, bewundert aber ihre menschliche Größe. Obwohl der Kontakt durch seinen Umzug nach Weimar und dann nach Berlin abbrach, blieb sie für ihn eine Freundin, die er in Wien auch später noch suchte. Über seine Lebensbegenung mit ihr schreibt er:

"In derselben Zeit war es, daß ich einmal zu Schröer kam. Er war ganz erfüllt von einem Eindruck, den er eben erhalten hatte. Er war mit den Dichtungen Marie Eugenie delle Grazies bekannt geworden. Es lagen von ihr damals vor: ein Bändchen Gedichte, ein Epos «Herman», ein Drama «Saul» und eine Erzählung «Die Zigeunerin». Schröer sprach mit Enthusiasmus von diesen Dichtungen. «Und das alles hat eine junge Persönlichkeit vor Vollendung ihres sechzehnten Jahres geschrieben», sagte er. Er fügte hinzu: Robert Zimmermann habe gesagt, das sei das einzige wirkliche Genie, das er in seinem Leben kennen gelernt habe.

Schröers Enthusiasmus führte mich dazu, die Dichtungen in einem Zuge nun auch zu lesen. Ich schrieb ein Feuilleton über die Dichterin. Das brachte mir die große Freude, sie besuchen zu können. Bei diesem Besuche konnte ich ein Gespräch mit der Dichterin haben, das mir oft im Leben vor der Seele gestanden hat. Sie hatte sich damals bereits an eine Aufgabe größten Stiles gemacht, an ihr Epos «Robespierre». Sie sprach über die Grundideen dieser Dichtung. Schon damals tönte durch ihre Reden eine pessimistische Grundstimmung durch. Mir erschien ihre Empfindung so, als ob sie in einer Persönlichkeit wie Robespierre die Tragik alles Idealismus darstellen wollte. Ideale entstehen in der Menschenbrust; aber sie haben keine Macht gegenüber dem ideenlosen, grausamen, zerstörenden Wirken der Natur, die allem Idealen ihr unerbittliches «du bist nur Illusion, ein Scheingeschöpf von mir, das ich immer wieder ins Nichts zurückwerfe» entgegenschreit.

Das war ihre Überzeugung. Die Dichterin sprach dann zu mir von einem weiteren dichterischen Plan, einer «Satanide». Sie wollte das Gegenbild Gottes als das Urwesen darstellen, das in der grausamen, ideenlosen, zermalmenden Natur die für den Menschen sich offenbarende Macht ist. Sie sprach mit wahrer Genialität von dieser aus dem Abgrund des Seins herauf dieses Sein beherrschenden Gewalt. Ich ging tief erschüttert von der Dichterin weg. Die Größe, mit der sie gesprochen hatte, stand vor mir; der Inhalt ihrer Ideen war das Gegenbild alles dessen, was mir als Anschauung von der Welt vor dem Geiste stand. Aber ich war niemals geneigt, dem, was mir als groß erschien, meine Bewunderung und mein Interesse zu versagen, auch wenn es mir inhaltlich ganz widerstrebte. Ja, ich sagte mir: solche Gegensätze in der Welt müssen irgendwo doch ihre Harmonie finden. Und das machte mir möglich, verständnisvoll dem Widerstrebenden so zu folgen, als ob es in der Richtung meiner eigenen Seelenverfassung läge.

Kurz darauf wurde ich eingeladen zu delle Grazie. Sie sollte vor einer Anzahl von Persönlichkeiten, zu denen auch Schröer und seine Frau, sowie eine Freundin des Schröer'sehen Hauses gehörten, aus ihrem «Robespierre» vorlesen. Wir hörten Szenen von hohem dichterischem Schwung, aber in pessimistischem Grundton, von farbenreichem Naturalismus; das Leben von seinen erschütterndsten Seiten gemalt. Vom Schicksal innerlich betrogene Menschengrößen tauchten auf und sanken hinunter in ergreifender Tragik. Das war mein Eindruck. Schröer wurde unwillig. Für ihn durfte die Kunst nicht in solche Untiefen des «Schrecklichen» hinuntersteigen. Die Damen entfernten sich. Sie hatten eine Art von Krämpfen bekommen. Ich konnte mit Schröer nicht übereinstimmen. Denn er schien mir von dem Gefühle ganz durchdrungen, daß zur Dichtung niemals werden dürfe, was schreckliches Erlebnis in der Seele eines Menschen ist, auch wenn dieses Schreckliche ehrlich erlebt ist. Bald darnach erschien von delle Grazie ein Gedicht, in dem die Natur als höchste Macht besungen wird, aber so, daß sie Hohn spricht allem Idealen, das sie nur ins Dasein ruft, um den Menschen zu betören, und das sie ins Nichts zurückwirft, wenn die Betörung erreicht ist.

Ich schrieb in Anknüpfung an dieses Gedicht einen Aufsatz «Die Natur und unsere Ideale», den ich nicht veröffentlichte, sondern in einer geringen Anzahl von Exemplaren drucken ließ. Darin sprach ich von dem Scheine der Berechtigung, welche die Anschauung delle Grazies hat. Ich sagte, daß mir eine Anschauung, die sich nicht verschließt vor dem Feindlichen, das in der Natur gegenüber den menschlichen Idealen liegt, höher stehe als ein «flacher Optimismus», der für die Abgründe des Seins keinen Blick hat. Aber ich sprach auch davon, daß die innere freie Wesenheit des Menschen aus sich erschafft, was dem Leben Sinn und Inhalt gibt, und daß diese Wesenheit sich nicht voll entfalten könnte, wenn ihr von außen, durch eine glückspendende Natur zukäme, was im Innern entstehen soll.

Durch diesen Aufsatz erlebte ich einen großen Schmerz. Als ihn Schröer empfangen hatte, schrieb er mir, daß, wenn ich so über den Pessimismus denke, wir uns nie verstanden hätten. Und wer von der Natur so spreche wie ich in diesem Aufsatze, der zeige damit, daß er Goethes Worte «Erkenne dich und leb' mit der Welt in Frieden» nicht tief genug nehmen könne.

Ich war im tiefsten meiner Seele betroffen, als ich diese Zeilen von der Persönlichkeit empfing, an die ich mit stärkster Anhänglichkeit hingegeben war. Schröer konnte in leidenschaftliche Erregung kommen, wenn er eine Versündigung gegen die als Schönheit wirkende Harmonie in der Kunst wahrnahm. Er wandte sich von delle Grazie ab, als er diese Versündigung nach seiner Auffassung bemerken mußte. Und er betrachtete bei mir die Bewunderung, die ich für die Dichterin behielt, als einen Abfall von ihm und von Goethe zugleich. Er sah in meinem Aufsatze nicht, was ich von dem aus dem eigenen Innern die Hemmnisse der Natur überwindenden Menschengeiste sagte; er war davon verletzt, daß ich von der natürlichen Außenwelt behauptete, sie könne nicht die Schöpferin der wahren inneren Befriedigung des Menschen sein. Ich wollte die Bedeutungslosigkeit des Pessimismus trotz seiner Berechtigung innerhalb gewisser Grenzen darstellen; Schröer sah in jeder Hinneigung zum Pessimismus etwas, was er «die Schlacke ausgebrannter Geister» nannte.

Im Hause Marie Eugenie delle Grazies verlebte ich schöne Stunden meines Lebens. Sie hatte jeden Sonnabend Besuchsabend. Es waren Persönlichkeiten vieler Geistesrichtungen, die sich da einfanden. Die Dichterin bildete den Mittelpunkt. Sie las aus ihren Dichtungen vor; sie sprach im Geiste ihrer Weltauffassung mit entschiedener Wortgeberde; sie beleuchtete mit den Ideen dieser Auffassung das Menschenleben. Es war keine Sonnenbeleuchtung. Eigentlich immer Mondendüsterkeit. Drohender Wolkenhimmel. Aber aus den Wohnungen der Menschen stiegen in die Düsternis Feuerflammen hinauf, wie die Leidenschaften und Illusionen tragend, in denen sich die Menschen verzehren. Alles aber auch menschlich ergreifend, stets fesselnd, das Bittere von dem edlen Zauber einer ganz durchgeistigten Persönlichkeit umflossen." (Lit.: GA 028, S. 91ff)

Werke

Auswahl:

  • Saul
  • Jugend
  • Blauer Falter
  • Liebe (eLib Austria Volltext)
  • Robespierre
  • Der Schatten, Drama (eLib Austria Volltext)
  • Ver Sacrum, Drama
  • Vor dem Sturm (1910)
  • Schlagende Wetter, Drama (eLib Austria Volltext)
  • Stille Geschichte
  • Der Liebe und des Ruhmes Kränze. Ein Roman auf die viola d'amour (1920)
  • Die weißen Schmetterlinge von Clairvoux. Novelle (1925)

Gedichte

Sekundärliteratur:

  • M. Flaschberger: M. E. delle Grazie, eine österreichische Dichterin der Jahrhundertwende. Dissertation, Graz 1978.

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Mein Lebensgang, GA 28 (2000), ISBN 3-7274-0280-6
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks


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