Sri Aurobindo und Urzelle des Wirtschaftslebens: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Sri aurobindo.jpg|thumb|Aurobindo Ghose um 1900]]
Die '''Urzelle des Wirtschaftslebens''' spricht sich nach [[Rudolf Steiner]] dadurch aus, dass jeder Mensch im [[Wirtschaftsleben]] in der Lage sein muss, für dasjenige, was er hervorbringt, so viel einzutauschen, dass er von dem Eingetauschten seine [[Bedürfnis]]se befriedigen kann, bis er ein gleiches Produkt wie das hervorgebrachte wieder hervorbringen kann. Daraus ergibt sich der in einer [[Assoziation (Wirtschaftsleben)|assoziativen Wirtsschaft]] festzulegende [[Preis (Wirtschaft)|Preis]] für das Produkt. Eingerechnet muss dabei auch alles dasjenige werden, was abgegeben werden muss für jene, die nicht unmittelbar in der Gegenwart wirtschaftlich produktiv tätig sein können, z.B. für die Kinder und ihre Erziehung, für die Alten, Armen und Kranken usw.
[[Datei:Sri Aurobindo sign.jpg|rahmenlos|hochkant=0.85|rechts|Unterschrift von Sri Aurobindo]]
'''Sri Aurobindo''' oder auch '''Aurobindo Ghose'''; * 15. August 1872 in Kalkutta; † 5. Dezember 1950 in [[wikipedia:Pondicherry|Pondicherry]]) war ein indischer Politiker, [[Philosoph]], [[wikipedia:Hinduismus|Hindu]]-[[Mystiker]], [[Yoga|Yogi]] und [[Guru]]. Seine Briefe, Gedichte und philosophischen Schriften sind mit '''Sri Aurobindo''' unterschrieben und unter diesem Namen veröffentlicht. Er verbindet in seiner Person die humanistische Bildung und das Wissen des Westens mit den Weisheitslehren und spirituellen Traditionen Indiens.  


== Leben ==
== Die Urzelle der assoziativen Wirtschaft ==
=== Kindheit in Kulna, Darjiling und Manchester (1872–1884) ===
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Aurobindo Ghose wurde am 15. August 1872 in [[wikipedia:Kalkutta|Kalkutta]] geboren. Seine frühe Kindheit verlebte er in [[wikipedia:Kulna|Kulna]] in Bengalen. Sein Vater Dr. Krishna Dhan Ghose war 1864 mit neunzehn Jahren mit der damals zwölfjährigen Swarnalata Bose verheiratet worden. Seine Eltern wurden nach den Riten des [[wikipedia:Brahmo Samaj|Brahmo Samaj]], einer Reformbewegung des [[wikipedia:Hinduismus|Hinduismus]], getraut. Nach Aussage von Aurobindo war sein Vater aber [[Atheismus|Atheist]]. Er war durch seine anglisierte Geisteshaltung, gefördert durch einen zweijährigen Aufenthalt in England (1869–1871) zur Weiterbildung in Medizin, der [[wikipedia:Bengalen|bengalischen]] und [[wikipedia:Indien|indischen]] Kultur entfremdet. Folgerichtig versuchte er, seine Kinder von indischen Einflüssen fernzuhalten und ihnen eine ausschließlich europäische Ausbildung zu geben. So besuchten Aurobindo und seine Geschwister in den Jahren 1877–1879 zunächst die Loreto-Klosterschule in [[wikipedia:Darjiling|Darjiling]]. Aurobindo hatte vier Geschwister: zwei ältere Brüder, Benoy Bhushan und Mono Mohan, und eine jüngere Schwester mit Namen Sarojini; ein dritter Bruder, Barindra, wurde 1879 in Croydon in England geboren.
" . . . In das Wirtschaftsleben hat sich hineingeschlichen dadurch gerade, daß der
moderne Kapitalismus mit seiner Sehnsucht nach der Rente, der Konkurrenz des
Kapitals, das Auf-den-Markt-werfen und Regeln nach Angehot und Nachfrage - es
hat sich in dieses Wirtschaftsleben hineingeschlichen eine Verwaltungsart eben durch
den Kapitalismus, die durch die Natur des Wirtschaftslebens nicht notwendig in
diesem Wirtschaftsleben stehen muß. Denn was braucht man in diesem Wirtschaftsleben?
Man braucht den Boden mit seiner Möglichkeit, Produkte für den Menschen
hervorzubringen; man braucht im industriellen Wirtschaftsleben die Produktionsmittel;
man braucht den Arbeiter an den Produktionsmitteln, den Handarbeiter auf
der einen Seite, den geistigen Arbeiter auf der anderen Seite. Einzelne Menschen
haben immer eingesehen, daß ein Wirtschaftsleben in sich vollendet ist, welches hat
den Boden, welches hat den physischen und den geistigen Arbeiter. Deshalb haben
stärkere Denker des Wirtschaftslebens, einer sogar, der in der Lage war, ein preußischer
Minister zu werden, das Wort ausgesprochen: «Das Kapital ist das fünfte Rad
am Wagen des Wirtschaftslebens.» Man kann sich nicht wegdenken aus dem Wirtschaftsleben
den geistigen Verwalter der Produktionsmittel und des Bodens, man
kann sich nicht wegdenken den physischen Arbeiter, man kann sich wegdenken,
ohne daß die Wirtschaft gestört wird, das Wirken des Kapitals.
Daß das eine volkswirtschaftliche Wahrheit ist, das empfindet der heutige Proletarier;
er empfindet es durch das, was ihm das Wirtschaftsleben an Leib und Seele
bringt. Was ist in einem Wirtschaftsleben drinnen, in dem wirklich nur dasjenige
herrscht, was ich eben angeführt habe? Arbeit, geistige und physische und dasjenige,
was die Produktionsmittel und der Boden liefern. Die Leistung entsteht, die notwendig
macht im menschlichen Leben Gegenleistung, und es entsteht das '''Urgebilde des Wirtschaftslebens'''. Dieses '''Urgebilde des Wirtschaftslebens''' heute reinlich herauszuarbeiten,
das ist vonnöten, damit soziale Erkenntnis möglich werde. Tritt der
Mensch ein in das Wirtschaftsleben - er muß produzieren für sich und für die
anderen Menschen. Das ist der Maßstab, daß er in seinen Leistungen sich und die
anderen Menschen wirtschaftlich halten kann. Das ist die große Frage, so einfach sie
klingt, für alles Wirtschaftsleben. Die große Frage für alles Wirtschaftsleben ist
diese: Ich muß imstande sein, innerhalb des Wirtschaftslebens, welcher Art der
Hervorbringung ich mich auch hingebe: - ich muß imstande sein, für dasjenige, was
ich hervorbringe, so viel einzutauschen aus der übrigen Wirtschaft heraus, daß ich
meine Bedürfnisse des Lebens aus dem Eingetauschten befriedigen kann, bis ich
imstande bin, eine gleiche Produktion wie das Hervorgebrachte wieder hervorzubringen.
Eingerechnet muß werden in dasjenige, was da in Betracht kommt, ich
möchte sagen, als das '''Atom des Wirtschaftslebens''', als das '''Urelement des Wirtschaftslebens''',
- eingerechnet muß werden alles dasjenige, was ich abgeben muß für die,
welche nicht unmittelbar in der Gegenwart produktiv tätig sein können; eingerechnet
muß werden alles dasjenige, was für die Kinder, für ihre Erziehung usw.
notwendig ist; eingerechnet muß werden die Quote, die ich für Arme, Kranke,
Witwen, als Altersunterstützung zu geben habe. Das alles ist einzurechnen in diese
'''Urzelle des Wirtschaftslebens''', die sich eben dadurch ausspricht, daß jeder Mensch im
Wirtschaftsleben in die Lage kommen muß, für dasjenige, was er hervorbringt, so
viel einzutauschen, daß er von dem Eingetauschten seine Bedürfnisse befriedigen
kann, bis er ein gleiches Produkt wie das hervorgebrachte wieder hervorbringt. Man
sieht es aber dieser '''Urzelle des Wirtschaftslebens''' an, daß sie nur geregelt werden
kann, wenn sie in dem Kreislauf des Wirtschaftslebens nichts anderes drinnen hat,
als die Leistungen selber; wenn man nichts anderes im Kreislauf des Wirtschaftslebens
hat als dasjenige, was der einzelne arbeitet als seine Leistung, und was die
anderen mit ihm als ihre Leistungen eintauschen können. Innerhalb dieses Kreislaufes
des Wirtschaftslebens hat nicht Ort und Stelle all dasjenige, was man nennen
kann «Kapital»; das dringt nur ein, um dieses Wirtschaftsleben zu stören und diesen
Wirtschaftsprozeß zu verunreinigen. Der Wirtschaftsprozeß wird nur reinlich, wenn
in ihm der durch das Leben aus seiner '''Urzelle des Wirtschaftslebens''' heraus gebotene
Wertausgleich der Güter stattfinden kann..." (Aus einem Vortrag von Rudolf Steiner, Tübingen, 2. Juni 1919, zitiert nach [[Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe]], {{BE|103|18f}})
</div>


Laut Aurobindo hatte sein Vater, der sich wünschte, dass alle seine Söhne bedeutende Persönlichkeiten werden sollten, ihm in einer plötzlichen Inspiration den Namen Aurobindo gegeben, den bis dahin noch niemand in Indien oder der ganzen Welt erhalten hatte, damit er später unter den Großen der Welt einzigartig mit seinem Namen dastünde. Doch die Ironie der Welt wollte es, dass der Vater starb, bevor Aurobindo nach Indien zurückkehrte und die Bekanntheit seines Namens im Umfeld der indischen Freiheitsbemühungen zu einer häufigen Verwendung dieses Vornamens führte.<ref>Dilip Kumar Roy, Sri Aurobindo kam zu mir, S. 207</ref>  
Aus dem Prinzip dieser Urzelle, wie sie Rudolf Steiner hier charakterisiert, ergibt sich ''keine'' Einkommensdifferenzierung wegen unterschiedlicher Leistungen aufgrund von Befähigung. Eine bessere Bezahlung eines besonders fähigen Mitarbeiters würde zu privater Kapitalbildung in der Hand dieses Mitarbeiters führen, wenn er es nicht einfach nur verschwendet für Luxusreisen usw. Er erhielte mehr für seine Arbeit, als er benötigt. Diese Kapitalweggabe aufgrund der Überbezahlung bedeutete auf der anderen Seite aber eine Verteuerung der Ware. Solche Kapitalbildung ginge daher zu Lasten der Gemeinschaft, und hat im eigentlichen Wirtschaftsprozeß aus der Urzelle heraus nichts zu suchen. Man staunt daher, daß z.B. [[Wolfgang Latrille]] eine Einkommensdifferenzierung von bis zu 1:10 vorschlägt<ref>[[Christoph Strawe]]: ''Bedürfnislohn oder Leistungslohn?
Zur Auflösung einer falschen Fragestellung'', Rundbrief Dreigliederung des sozialen Organismus, Nr. 1, 1994, S. 9, [http://www.sozialimpulse.de/fileadmin/sozialimpulse/pdf/Beduerfnislohn_oder_Leistungslohn.pdf PDF]</ref>. Man kann solche Vorschläge nur als einen Rückfall in die Entgeltungsvorstellung bezeichnen, nach der ein Mitarbeiter danach bezahlt wird, was er dem Unternehmen wert ist, insofern seine Fähigkeiten knapp sind. Um einen fähigen Mitarbeiter nicht zu verlieren, zahlt man ihm mehr, als er für seinen Bedarf benötigt: Dadurch verteuern sich die Waren, die das Unternehmen anbietet, und auf der anderen Seite wird das Bankkonto des fähigen Mitarbeiters fetter: Das ist ein Vorgang, der zu falschen Preisen führt und das Wirtschaftsleben wenn nicht schädigt, so doch belastet.


Im Alter von sieben Jahren wurde Aurobindo 1879 mit seinen Brüdern nach England geschickt. Sie wohnten in [[wikipedia:Manchester|Manchester]] bei dem Geistlichen William H. Drewett. Während seine Brüder zur Schule gingen, wurde er von Reverend Drewett in Englisch, Latein und Griechisch und von dessen Mutter, Mrs. Drewett, in Geschichte, Geographie, Arithmetik und Französisch unterrichtet.
{{GZ|Dasjenige, was man heute
ein Existenzminimum nennt, das ist noch immer auf das Lohnverhältnis
hin gedacht. Diese Art des Denkens, die wird beim selbständigen
Wirtschaftsleben nicht in derselben Weise stattfinden
können. Da wird die Frage reinlich aus dem Wirtschaftsleben heraus
gestellt werden müssen. Diese Frage wird sich dann so stellen,
daß der Mensch, indem er irgendeine Leistung vollbringt, indem er
irgend etwas hervorbringt, für diese Leistung so viel an anderen
Menschheitsleistungen durch Austausch wird zu bekommen haben,
als er nötig hat, um seine Bedürfnisse und die Bedürfnisse
derjenigen, die zu ihm gehören, zu befriedigen, bis er ein neues,
gleichartiges Produkt hervorgebracht hat. Dabei muß nur in Anrechnung
kommen all das, was der Mensch für seine Familie an
Arbeit und dergleichen zu leisten hat. Dann wird man eine gewisse,
ich möchte sagen '''Urzelle des Wirtschaftslebens''' finden. Und dasjenige,
was diese '''Urzelle des Wirtschaftslebens''' zu dem machen wird,
was eben den Menschen seine Bedürfnisse wird befriedigen lassen,
bis er ein gleichartiges, neues Produkt hervorbringt, das gilt für alle
Zweige des geistigen und materiellen Lebens. Das wird so zu ordnen
sein, daß die Assoziationen, die Koalitionen, die Genossenschaften
von der Art, wie ich sie vorhin dargestellt habe, zu sorgen
haben werden, daß diese '''Urzelle des Wirtschaftslebens''' bestehen
kann. Das heißt, daß ein jegliches Produkt im Vergleich mit anderen
Produkten denjenigen Wert hat, der gleichkommt den anderen
Produkten, die man braucht zu Befriedigung der Bedürfnisse bis
zur Herstellung eines neuen, gleichartigen Produkts. Daß diese
Urzelle des Wirtschaftslebens heute noch nicht besteht, das beruht
eben darauf, daß im Angebot und Nachfrage des heutigen Marktes
zusammenfließen Arbeit, Ware und Recht und daß diese drei
Gebiete in der Zukunft getrennt werden müssen im dreigeteilten,
gesunden sozialen Organismus.|337a|82f}}


=== Jugend in London (1884–1890) ===
{{GZ|Und gleichsam die '''Urzelle dieses Wirtschaftslebens''', das nur auf Sachkenntnis und Fachtüchtigkeit gegründet sein soll, die Preisbildung, wie wird sie sich vollziehen müssen?
1884 siedelten die Brüder unter der Obhut von Frau Drewett nach London um. Aurobindo besuchte dort fünf Jahre lang die  St. Paul’s School in West [[wikipedia:Kensington (London)|Kensington]]. Die alte Frau Drewett war eine glühende Missionarin und versuchte die drei Jungen zum christlichen Glauben zu bekehren. Als dies nicht gelang, mussten sie ihr Haus verlassen. Es folgte nun eine Zeit bitterer Armut. Die Geldsendungen des Vaters, die nicht hoch waren und nur unregelmäßig eintrafen, reichten oft zum Leben kaum aus. Obwohl sie sparsam lebten, hatten sie oft nichts zu essen, ihre Kleidung war nicht warm genug für den Winter und die Wohnungen, in denen sie lebten, waren feucht und kalt. Trotz dieser äußeren Bedingungen entwickelte sich Aurobindo zu einem guten Schüler. Wenn er seine Hausaufgaben erledigt hatte, las er englische und französische Literatur, Werke über die Geschichte Europas und lernte Italienisch, etwas Deutsch und ein wenig Spanisch. Viel Zeit verwendete er auf seine eigenen Dichtungen. Er gewann Preise in Geschichte und Literatur.
Nicht durch den Zufall des sogenannten freien Marktes, wie es bisher
in der Volkswirtschaft und in der Weltwirtschaft der Fall war! So wird
sie sich vollziehen müssen, daß auf dem Boden von Assoziationen, die
sachgemäß zwischen den einzelnen Produktionszweigen und den Konsumgenossenschaften
entstehen, durch Menschen, die sachkundig und
fachtüchtig aus diesen Genossenschaften hervorgehen, organisch das
erreicht werde, vernünftig erreicht werde, was heute krisenhaft der
Zufall des Marktes hervorbringt. Es wird in der Zukunft, wenn die
Feststellung von Art und Charakter der menschlichen Arbeitskraft in
den Rechtsstaat fällt, ungefähr innerhalb des Wirtschaftslebens sich zutragen
müssen, daß der Mensch für irgend etwas, was er arbeitend vollbringt,
so viel an Austauschwerten erhält, daß er seine Bedürfnisse dadurch
befriedigen kann, bis er ein gleiches Produkt wieder hervorgebracht
hat.|333|85f}}


=== Studium in Cambridge (1890–1892) ===
{{GZ|Sehen Sie, bei der heutigen Struktur der Gesellschaft läßt sich
Aurobindo erhielt von der St. Paul's School ein Stipendium von 80 Pfund jährlich, das ihm den Besuch des King's College in [[wikipedia:Cambridge|Cambridge]] ermöglichte. Wegen der oft fehlenden Geldzuwendungen von Seiten seines Vater war auch diese Zeit äußerlich von großer Armut geprägt. Wie seine Zeugnisse bestätigten, betrieb Aurobindo dennoch seine akademischen Studien mit regem Interesse und großen Erfolgen. So erhielt er zahlreiche Preise und einer seiner Professoren bezeichnete ihn als „einen brillanten jungen [[wikipedia:Altphilologie|Altphilologen]]“.
eigentlich gar nicht anders produzieren als im Hinblick auf den
Profit. Das Prinzip, zu produzieren, um zu konsumieren, das muß
erst geschaffen werden! Und von diesem Prinzip wird wiederum
abhängen, ob in einer entsprechenden Weise Wege für eine Güterverteilung
gefunden werden können. Es wird viel davon abhängen,
daß man über einen großen Bereich hin, ich möchte sagen, eine
'''wirtschaftliche Urzelle''' findet.
Diese '''wirtschaftliche Urzelle''' - ich möchte wenigstens mit ein
paar Worten kurz von ihr sprechen -, worin besteht sie denn?
Geht man nicht vom Produzieren, sondern vom Konsumieren,
von der Befriedigung der Bedürfnisse aus, so handelt es sich darum,
daß wir erst zu einem praktikablen Ergebnis dessen kommen
müssen, was im Sinne der Bedürfnisbefriedigung zu einer sachgemäßen
Preisbildung führt. Das geschieht nämlich heute in anarchisch-
chaotischer Weise durch Angebot und Nachfrage, und da
steckt viel drinnen von der Unmöglichkeit, heute überhaupt zu
etwas zu kommen. Mit der Formel von Angebot und Nachfrage
wird man nicht zu dem Ziel kommen, zu produzieren, um zu
konsumieren. Nicht wahr, um zu dem Ziel zu gelangen, ist es
notwendig, daß das, was ich produziere, im Vergleich zu anderen
Gütern so viel wert sein muß, daß ich dafür eintauschen kann,
ganz gleich, wie sich der Tausch gestaltet, alle diejenigen Güter, die
meine Bedürfnisse befriedigen bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich ein
gleiches Produkt wie jetzt hervorgebracht habe. Dabei muß dann
alles das mit eingerechnet werden, was man als Beitrag zu leisten
hat für diejenigen, die zur Zeit nicht unmittelbar selbst produzieren
können, also für Kinder, die erzogen werden müssen, für Arbeitsunfähige
und so weiter. Wovon man also ausgehen muß, das ist,
sich klar zu werden über diese '''wirtschaftliche Urzelle'''. Erst dadurch
wird es möglich, auf wirtschaftlichem Boden eine gerechte
Preisbildung zu erreichen, so daß man dann in der Zukunft nicht
wiederum, wenn man auf der einen Seite mehr verdient, auf der
anderen Seite mehr ausgeben muß, weil die Dinge selbstverständlich
unter dem Einfluß des Mehrverdienstes teurer werden.|331|128f}}


Nach Abschluss seiner Studien sollte er auf Wunsch seines Vaters die Beamtenlaufbahn einschlagen. Durch Kontakte mit der Familie des Gouverneurs von Bengalen hatte der Vater bereits eine gute Stelle für seinen Sohn im Arrah-Distrikt ausfindig gemacht.
Die praktischen Erfahrungen mit den Urzellen und den Preisen, die sich bilden, würden dann auch eine Pauschalisierung ermöglichen, was ein Mensch generell durchschnittlich bei gegebenen Wirtschaftsverhältnissen an Einkommen benötigt, um seinen Bedarf zu decken:


Der Sohn legte dem Vater zuliebe die Aufnahmeprüfung für die Beamtenlaufbahn ab. Später jedoch verabscheute er eine entsprechende Tätigkeit. So kam es, dass er, trotz guter Noten in den schriftlichen Prüfungen, dem Test im Reiten immer wieder auswich, bis [[wikipedia:John Wodehouse, 1. Earl of Kimberley|Lord Kimberley]] ihn schließlich als Kandidat für den indischen Staatsdienst disqualifizierte.
{{GZ|Daß aber ein wirklich auf sich selbst gestelltes
Wirtschaftsleben erst recht sorgen kann für Witwen und Waisen
und so weiter, das habe ich in meinem Buche «Die Kernpunkte der
Sozialen Frage» des breiteren ausgeführt. Ich habe es sogar vorhin
schon angedeutet, daß eingerechnet werden muß in die '''wirtschaftliche Urzelle''' dasjenige, was ein jeder als Quote beizusteuern hat zu
dem, was Witwen und Waisen, überhaupt sonstige nicht arbeitsfähige
Menschen - wie in meinem Buche ausgeführt ist, auch für die
Kinder, für die ich das Erziehungsrecht in Anspruch nehme -, zu
bekommen haben. Der Maßstab dafür wird sich ergeben einfach
aus der Lebenshaltung der übrigen Personen. Da man mit der '''wirtschaftlichen Urzelle''' einen Maßstab hat für die Lebenshaltung einer
Person nach dem bestehenden wirtschaftlichen Gesamtwohlstande,
so ist damit zu gleicher Zeit auch die Möglichkeit gegeben, einen
Maßstab zu schaffen für das Leben derjenigen, die wirklich nicht
arbeiten können.|337a|91}}


Zu dieser Entscheidung trug sicher auch die Tatsache bei, dass Aurobindo keineswegs wie sein Vater von England begeistert war. Er war tief berührt worden von englischer und westlicher Literatur, von Philosophie und Geschichtsschreibung, aber nicht von den Menschen, denen er begegnete.  
Es ist nicht ganz klar, ob Steiner hier mit dem Maßstab der Lebenshaltung "einer" Person, den Bedarf der einen leistungerbringenden Person für sich allein, im Unterschied zum Famlienbedarf verstehen will, oder einen durchschnittlichen Familienbedarf. Sollen die Preise sich nicht aus [[Angebot und Nachfrage]] ergeben, sondern entsprechend den Bedarfen sich bilden, wird für die Regelung allerdings dann eine gewisse Pauschalierung notwendig werden, die von Steiner hier angedeutet ist. Es könnte da dann auch unterschiedliche Einkommensstufen oder -klassen geben. Eine unterschiedliche Entlohnung aufgrund unterschiedlicher Befähigung und daher anderem Leistungsausmaß läßt sich daraus jedoch nicht ableiten.
Als Mitglied und zeitweilig als Sekretär der „Indischen Majlis“, eines nationalen Studentenverbandes, hielt er revolutionäre Reden, die mit dazu beitrugen, dass er vom Staatsdienst ausgeschlossen wurde.  


1893 kehrte er nach Indien zurück. Vierzehn seiner einundzwanzig Jahre hatte der junge Aurobindo in England verbracht.
== Komponenten von Bedarf, Zeitbedarf, Leistung und Preis ==
Sein Vater verstarb kurz vor der Ankunft des Schiffes an Herzversagen.
Gemäß dem Konzept der Urzelle hat man zum Verständnis der Entstehung der Preise zunächst diese Urzelle selbst näher zu untersuchen, und nicht etwa z.B. Auswirkungen von Gesamtangebot einer Ware oder nachgefragtem Bedarf. Diese gehören zu den Faktoren, die auf die Urzelle einwirken, und erst über diese Einwirkung einen Einfluß auf den Preis einer Ware haben können.  


=== Berufliche und politische Aktivitäten (1893–1908) ===
Genauso hat die Bewertung einer Leistung in ihrer Inanspruchnahme zunächst keine Bedeutung für den Preis, da dieser sich aus Bedarf und Zeitbedarf für die Hervorbringung der Leistung ergibt. Wenn durch die Fähigkeit des Leistungserbringers die benötigte Zeit für die Produktion sich verringert, dann wird dadurch eine Ware nicht teurer, sondern billiger.  
Da Aurobindo nicht zum englischen Staatsdienst in Indien zugelassen war, vermittelte ein wohlgesinnter Verwandter des Gouverneurs von Bengalen ihm einen Posten in der Verwaltung des Fürstenstaats [[wikipedia:Baroda (Staat)|Baroda]]. Hier war er zunächst in der Abteilung für Briefmarken, Steuern und Post zuständig, bevor er auf eigenen Wunsch 1900 zum Professor für Englisch und Englische Literatur am Baroda College ernannt wurde. Er wurde schließlich Vice-Principal (stellvertretender Rektor) dieser Einrichtung. Daneben war Aurobindo Sekretär und Redenschreiber des [[wikipedia:Maharaja|Maharaja]]s.
In [[wikipedia:Vadodara|Baroda]] lernte er [[Sanskrit]] und verschiedene andere indische Sprachen, besonders [[wikipedia:Marathi|Marathi]], [[wikipedia:Gujarati|Gujarati]] und seine Muttersprache [[wikipedia:Bengalische Sprache|Bengalisch]].
Während der Baroda-Zeit, im April 1901, heiratete Aurobindo Ghose Mrinalini Bose, die 1918 einen frühen Tod starb.


1906 verließ Aurobindo Baroda und ging als Vorstand des neu gegründeten „Nationalen Bengalischen College“ nach [[wikipedia:Kolkata|Kolkata]].
=== Bedarf ===
Ebenfalls 1906 begann Aurobindo mit der Herausgabe des Journals „Bande Mataram“, das zum Sprachrohr der „Nationalist Party“ wurde. Er wollte die Idee der Unabhängigkeit im Denken seiner Landsleute festigen und gleichzeitig eine Partei und schließlich die ganze Nation zu intensiver und organisierter politischer Aktivität bewegen, die zur Verwirklichung dieses Ideals führen sollte. Aurobindos erstes Anliegen in dem Journal war, die vollständige Unabhängigkeit Indiens als politisches Ziel offen und nachhaltig zu propagieren; er war der erste Politiker in Indien, der den Mut aufbrachte, dies öffentlich zu tun.
Der Bedarf besteht nicht nur in dem, was der Leistungserbringer für seinen Lebensunterhalt benötigt, sondern es gehört dazu auch der Unterhalt der Angehörigen, der abhängigen Familie. Man macht  sich die Dimension dieser Preiskomponente nicht richtig klar, wenn man unter Mißachtung des Prinzips der Urzelle z.B. Krankenversicherung auf den Preis fiktiv aufschlägt, gewissermaßen, nachdem er schon der Urzelle entsprungen ist, ihn im Nachherein manipuliert. Der Aufpreis für eine Krankenversicherung kann nur ein Äquivalent sein für dasjenige am Bedarf, was für den Leistungserbringer wegen Krankheitsmöglichkeit veranschlagt werden muß.
Diese Tätigkeit als Herausgeber von Bande Mataram brachte ihn ins Rampenlicht der Öffentlichkeit. Von da an war er, was er faktisch schon eine Zeit lang gewesen war, der prominenteste Führer der Partei.  


Während dieser Zeit politischer Aktivität wandte sich Aurobindo verstärkt der Ausübung und dem Studium der indischen [[Yoga]]-Lehren und Yoga-Übungen zu. Eine entscheidende Entwicklung nahmen diese Bemühungen, als er im Dezember 1907 mit dem Guru Vishnu Bhaskar Lele aus Maharashtra zusammentraf. Durch dessen Hilfe vertieften sich seine Kenntnisse und Erfahrungen der Yoga-Inhalte so sehr, dass er fortan seiner eigenen Idee der Yoga-Entwicklung folgte.
Desgleichen entsteht auch die Preiskomponente für die Alterssicherung in der Urzelle selbst, und wird nicht im nachherein aufgeschlagen. In einer unentwickelten Wirtschaft gehören zur Familie auch die Kranken und Alten. Der Leistungserbringer muß für seine Ware einen Preis erhalten, der nicht nur die Kinder, sondern auch die nicht mehr tätigen Großeltern, ''sowie auch den beschäftigten Auszubildenden'', und z.B. einen behinderten Onkel, der mit in der Familie lebt, ernähren kann.


Nachdem Aurobindo 1908 unter der Anklage der Aufwiegelung ins Gefängnis kam, schrieb [[wikipedia:Rabindranath Tagore|Rabindranath Tagore]] ein Gedicht, in dem er Aurobindo als einen vom Himmel entsandten Befreier pries:
Arbeiten im wirtschaftlichen Sinne (d.h. für familienfremden Bedarf) in solch einer Lebens- bzw. Hausgemeinschaft zwei Personen, dann erhöht sich dadurch selbstverständlich keineswegs der Bedarf für den Lebensunterhalt dieser Familie, abgesehen von den direkt produktionsbezogenen Bedarfen<ref>Wenn Kinder da sind, kann dazu auch die Beschäftigung einer Haushaltshilfe und/oder die Kosten für eine Kindertagestätte gehören.</ref>. Wenn die Partnerin eines Schusters Kleider herstellt, und die Familie daher nicht nur Schuhe produziert, sondern Schuhe ''und'' Kleider, sind dadurch die Preise für Schuhe und Kleider verbilligt.


:''Vor dir, o Aurobindo, neigt Rabindranath sich tief!''
Ein differenzierter Bedarf, wie [[Wolfgang Latrille]] ihn vorschlägt, macht allerdings dann Sinn, wenn man bedenkt, dass der gebildetere Angestellte andere kulturelle und bildungsmäßige Interessen hat, als der vergleichsweise ungebildete angelernte Arbeiter. Zudem benötigt der qualifizierte Angestellte, über seinen Beruf hinaus auch einen Mehr-Bedarf für die notwendige Fortbildung und die Erlangung beruflicher und allgemeiner Information (z.B. durch Zeitungen und Zeitschriften).
:''O Freund, Freund meiner Heimat, aus dem Indien's Seele rief,''
<ref><<Ein wesentlicher Reformvorschlag, den auch Katja
:''In dir verkörpert und befreit. Dein Los ist nicht gekrönt''
Kipping (MdB) kürzlich ins Gespräch brachte, enthält
:''Von trägem Ruhm. Bequemlichkeit und Lohn hast du verpönt,''
eine Begrenzung der Ungleichheit bei Einkommen:
“Die Höchsteinkommen sollen für die gleiche volle
Arbeitszeit nicht mehr als das Zehnfache des
gesetzlichen Mindestlohns betragen dürfen –
oberhalb dieser Grenze würde ein
Einkommenssteuersatz von hundert Prozent greifen.
Derzeit liegt das Verhältnis zwischen Höchst- und
Mindesteinkommen in Österreich beim Faktor 800, in
Deutschland beim Faktor 5000 und in den USA beim
Faktor 350000.“>>. Zitiert nach [[Michael Heinen-Anders]], Dem Teufel auf der Spur..., BOD, Norderstedt 2012, S. 24</ref>


:''Das mut'ge Herz, auf dornenreichen Pfaden aufwärts steigend;''
=== Zeitbedarf ===
:''Vor deren Flamme die Nachlässigkeit, beschämt sich neigend,''
Gemäß diesem Konzept der wirtschaftlichen Urzelle ist der Preis einer Ware umso höher, je mehr Zeit für ihre Produktion benötigt wird. Dafür ist es zunächst unerheblich, ob durch andere Produzenten die Ware billiger produziert werden kann, weil sie weniger Zeit dafür benötigen. Wenn der Schuster für ein paar Schuhe eine Woche benötigt, wird der Preis für ''diese'' paar Schuhe dem Bedarf für eine Woche Lebensunterhalt entsprechen müssen. Dabei ist es völlig egal, ob andere Schuster für das betreffende Wirtschaftsgebiet Schuhe gleicher Qualität an einem Tag schaffen können. Wenn man nun meint, ein Preis für die Schuhe, der 1 Woche Lebensunterhalt entspricht, sei zu hoch, worauf könnte sich so ein Urteil gründen?
:''Das Haupt dem Strahlenglanze niederbeugt, und wo der Tod''
:''Die Furcht vergißt ...''


=== Konversion zum Yogi in Alipur (1908–1909) ===
Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten, hat sich aber strikt am Prinzip der Urzelle zu orientieren, und nicht etwa an der Beobachtung, daß die Nachfrage nach preisgünstigen Schuhen höher ist als diejenige nach teuren.
Seine endgültige [[Konvertiten|Konversion]] vom aktiven Nationalisten zum Hindu-Weisen und [[Seher]] geschah während des einen Jahres, in dem er im Gefängnis in [[wikipedia:Alipur|Alipur]] bei Kolkata inhaftiert war. Dort las und [[Meditation|meditierte]] er über die [[Bhagavad Gita]], was ihn zu folgender Aussage über das Wesen der Hindu-Religion brachte: „Das ist die Religion, die zum Heil der Menschheit in der Abgeschlossenheit dieses Landes seit alters wertgehalten worden ist. Diese Religion zu vermitteln, dazu erhebt sich Indien. Indien erhebt sich nicht, wie andere Länder es tun, um seiner selbst willen oder um die Schwachen niederzutreten, wenn es stark geworden ist. Indien erhebt sich, um das ewige Licht, das ihm anvertraut ist, über die Welt auszubreiten.


Der seiner Untersuchungshaft in einer Einzelzelle folgende [[wikipedia:Prozess (Recht)|Prozess]] war eines der bedeutendsten Verfahren für die indische nationale Bewegung. 49 Personen waren angeklagt und 206 Zeugen geladen, 400 Dokumente wurden zu den Akten genommen und 5.000 Beweisstücke vorgelegt, einschließlich Bomben und Revolver. Der englische Richter C. B. Beechcroft war wie Aurobindo Student in Cambridge gewesen.
Ein Grund dafür, daß der Schuster eine ganze Woche für ein paar Schuhe benötigt, könnte sein, daß der Schuster in Teilzeit arbeitet. Er arbeitet z.B. nicht wie die anderen Schuster "Vollzeit", angenommen 40 Stunde die Woche, sondern nur ein 1/7 davon, ca. 6 Stunden die Woche.  
Die [[wikipedia:Strafverteidiger|Strafverteidigung]] Aurobindos wurde von [[wikipedia:Chittaranjan Das|Chittaranjan Das]] übernommen. Der Prozess dauerte ein volles Jahr. Aurobindo wurde als einziger Angeklagter am 6. Mai 1909 freigesprochen.


=== Ashram in Pondicherry (1910–1950) ===
Fall 1.
1910 fuhr Aurobindo nach Pondicherry in Südindien, wo er für den Rest seines Lebens blieb. Hier entwickelte er den [[wikipedia:Integraler Yoga|„Integralen Yoga“]] (Integral = umfassend; Yoga = Bewusstseinsentwicklung) im Sinne einer modernen, zukunftsweisenden, umfassenden Bewusstseinsentwicklung.
Die übrigen 6/7 verwendet der Schuster auf ein anderes Produktionsgebiet, er ist nämlich auch Schneider. Als Schneider arbeitet er ca. 34 Stunden die Woche.


Im Jahr 1914 lernte Aurobindo [[wikipedia:Mira Alfassa|Mira Alfassa]] und ihren Ehemann Paul Richard kennen. Auf dessen Idee hin brachte er dann die philosophische Zeitschrift ''Arya'' heraus, in der bis 1920 die meisten seiner Hauptwerke zum ersten Mal veröffentlicht wurden<ref>Otto Wolf, Sri Aurobindo, Rowohlts Monographien S. 66</ref>. In dieser Zeit begann er, seine Briefe und Artikel mit „Sri Aurobindo“ zu unterzeichnen.
Fall 2.
Da der Schuster im fortgeschrittenen Alter ist, etwas altersschwach, kann er nicht mehr so schnell arbeiten wie in den besten Jahren. Er braucht die doppelte Zeit wie früher, arbeitet aber weiterhein "Vollzeit".


1920 – nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Japan – kam Mira Alfassa zu Aurobindo nach Puducherry zurück und blieb für den Rest ihres Lebens dort. Sie leitete den Haushalt, der sich um Sri Aurobindo gebildet hatte und ab 24. November 1926 [[wikipedia:Sri Aurobindo Ashram|Sri Aurobindo Ashram]] genannt wurde. An diesem Tag hatte sich für Sri Aurobindo – nach seiner eigenen Aussage – die Bewusstseinsebene des Overmind (Übermentals) verwirklicht. Der Tag wurde fortan „Siddhi Day“ genannt. Der Ashram zählte zu dieser Zeit nicht mehr als 24 Schüler. Aurobindo entschied im Dezember des gleichen Jahres, sich gänzlich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Er übertrug die volle Verantwortung für den Ashram auf Mira Alfassa, die er mit der Göttlichen Mutter identifizierte.  
Fall 3.
Da der Schuster im fortgeschrittenen Alter ist, etwas altersschwach, kann er nicht mehr 8 Stunden pro Tag arbeiten, er arbeitet 5 Tage á 4 Stunden, "Teilzeit", aber so schnell wie früher. Das Paar Schuhe ist nach einer Woche fertig wie in Fall 2.


1927 zogen Sri Aurobindo und „Die Mutter“ in die Rue Francois Martin, wo sie für die restliche Zeit ihres Lebens blieben. Im Jahr 1928 zählte der [[wikipedia:Ashram|Ashram]] rund 80 Mitglieder, davon nur wenige Kinder. Erst ab 1940 stieg die Zahl der Einwohner weiter merklich an und es wurden auch immer mehr Eltern mit Kindern aufgenommen.
Fall 4.
Der Schuster ist jung und arbeitet auch am Wochenende sowie abends, insgesamt 100 Stunden die Woche. Das paar Schuhe ist gleichwohl erst in einer Woche fertig, da der Schuster das Produktionsverfahren ''während der Produktion der Schuhe'' optimiert.


Während der [[wikipedia:Zeit des Nationalsozialismus|Zeit des Nationalsozialismus]] und des [[wikipedia:Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wandten sich Aurobindo und Mira Alfassa entschieden gegen Hitler und den Nationalsozialismus, hinter denen sie zutiefst unmenschliche Kräfte und die Mächte des Bösen sahen, „deren Sieg die Versklavung der Menschheit an die Tyrannei des Bösen bedeutet hätte und einen Rückschritt auf dem Weg der [[Evolution]], und besonders der spirituellen Evolution der Menschheit, der nicht nur zur Versklavung Europas, sondern auch von Asien und damit von Indien führen würde ...“ (Aurobindo). Da es nach Aurobindos Ansicht um eine Verteidigung der Zivilisation ging, trat er (auch aktiv spirituell)<ref>''Abendgespräche mit Sri Aurobindo'', S. 902</ref> für die [[wikipedia:Alliierte|Alliierte]]n ein, obschon Indien damals von England beherrscht wurde. Er erhoffte sich nach dem Zweiten Weltkrieg eine Ära von Frieden und Eintracht unter den Nationen.
Fall 5.
Der Schuster benötigt 3,5 Tage für die Produktion der Schuhe. In den übrigen 3,5 Tagen widmet er sich der Aufgabe, das Produktionsverfahren zu optimieren, produziert in dieser halben Woche also keine Schuhe.


Sri Aurobindo sah es als seine Aufgabe an, das „Supramentale“<ref>Engl. Supermind. Der Begriff wird z.T. auch mit "Übergeist" wiedergegeben.</ref> in das Erdbewusstsein herabzubringen oder diese Herabkunft zumindest zu ermöglichen.
Fall 6.
Der Schuster arbeitet nicht wie gewöhnlich 40 Stunden die Woche, sondern eine Zeitlang 80 Stunden die Woche, und lagert die zusätzlich produzierten Schuhe. Nach einem Jahr stehen 52 paar Schuhe im Lager. Im folgenden Jahr läßt er die 52 Paar von einem Händler abholen, und widmet sich ausschließlich der Kindererziehung, sowie Renovierung der Privatwohnung und dergleichen.


Nach 1945 entwickelten Aurobindo und Mira Alfassa Pläne für eine internationale Sri-Aurobindo-Universität und konzipierten das Modell einer zukunftsorientierten Stadt geistiger Freiheit, die eine Heimat für Menschen aus aller Welt sein sollte, die ein Leben des Friedens und der bewussten Selbstentwicklung führen wollen.
Fall 7.
Wie 6, jedoch ohne private Haushaltsproduktion, und statt dessen 1 Jahr "[[wikipedia:Sabbatical|Sabbatical]]".


Aurobindo verstarb im Dezember 1950 nach kurzer Krankheit in dem zu [[wikipedia:Französisch-Indien|Französisch-Indien]] gehörenden Pondichéry. Zu dieser Zeit lebten im Ashram ca. 800 Menschen.  
Fall 8.
Wie 7, jedoch anstatt 80 Stunden, arbeitet der Schuster nur 40 Stunden, es gibt also keine zusätzlichen 52 Paar, die ein Händler abholen kann. Trotzdem gönnt sich der Schuster ein Jahr sabattical.  


Am 29. Februar 1956, dem "Goldenen Tag", hatte Mira Alfassa nach eigenen Berichten während einer Meditation auf dem Ashram-Sportplatz eine innere Erfahrung, welche für sie das Ereignis der "Supramentalen Manifestation auf Erden" symbolisierte. In dieser Vision sah sie, wie sie einem massiven goldenen Tor gegenüberstand, das die Welt vom Göttlichen trennte. Dann zertrümmerte sie das Tor mit einem einzigen Schlag, woraufhin das supramentale Licht und die supramentale Kraft in einem beständigen Fluss auf die Erde herabströmten.<ref>Wilfried, Die Mutter - Eine Kurzbiographie (Pondicherry, Sri Aurobindo Society 1986), S.86–87</ref> Mira Alfassa stellte jedoch klar, dass es weiterhin große Widerstände in der Welt gebe und dass daher künftig keine plötzlichen Wunder zu erwarten seien, aber doch ein beschleunigter und stabilisierter evolutionärer Prozess möglich sei.
Fall 9.
Der Schuster hat einen Sohn, der im Betrieb mitarbeitet, der aber, obwohl fleißig, nicht sonderlich befähigt ist, sodaß ein Teil der Schuhe mit Fehlern behaftet sind, die in der Folge zum Schuster zwecks Reparatur zurückgebracht werden.


== Philosophische und spirituelle Werke ==
=== Leistung ===
=== Zentrale Werke ===
Der oben angegebene Fall 9 ist von besonderem Interesse, weil an ihm deutlich wird, daß der Preis der Schuhe einmal vom Bedarf abhängt (denn durch die Zugehörigkeit des minderbefähigten Sohnes zur Familiengemeinschaft muß der Preis der Schuhe höher sein), als auch von der Leistung, die sich aus angewendeter Fähigkeit ergibt (die Minderleistung des Sohnes führt dazu, daß der Schuster generell seine Schuhe etwas teurer machen muß.)
Auf Anregung von Paul Richard begann  Sri Aurobindo 1914 die philosophische Zeitschrift ''Arya'' herauszugeben. In dieser 64 Seiten starken Monatszeitschrift veröffentlichte er die nächsten sechs Jahre die meisten seiner bedeutenden Werke in Folgen. Diese Werke sind :
''The Life Divine'' ( Das Göttliche Leben), ''The Synthesis of Yoga'' ( Synthese des Yoga),'' Essays on the Gita'' (Essays über die Gita), ''The Secret of The Veda'' (Das Geheimnis des Veda), ''Hymns to the Mystic Fire'', ''The Upanishads'', ''The Foundations of Indian Culture'' (Die Grundlagen der Indischen Kultur), ''War and Self-determination''  (Heraklit; Krieg und Selbstbestimmung), ''The Human Cycle'' (Zyklus der menschlichen Entwicklung), ''The Ideal of Human Unity'' (Das Ideal einer geeinten Menschheit) und ''The Future Poetry'' (Die Dichtung der Zukunft).
Bevor sie in Buchform erschienen, wurden einige dieser Titel von Sri Aurobindo überarbeitet.


=== Epos ''Savitri'' ===
Man könnte dies auf die Formel bringen, daß Bedarf und Leistung sich gegenseitig aufheben. Je höher die Leistung, desto geringer fällt der Bedarf aus. Nimmt man den Bedarf für den Lebensunterhalt für konstant an, ergibt sich ein Überschuß, wenn die Leistung höher ausfällt. Dies führt zur Bildung von [[Kapital]]. Die im Fall 6 aufgelagerten 52 paar Schuhe sind solches Kapital. Im Fall 4 kommt es durch die Verbesserung des Produktionsverfahrens zur Kapitalbildung. Im Fall 5 an sich genauso, jedoch wird es durch entsprechend höheren Bedarf wieder aufgebraucht, was in Fall 4 nicht der Fall ist.
Nach dieser intensiven Arbeitsphase gab es außer einigen Gedichten und Aufsätzen nur noch ein literarisches Werk, sein rund 24.000 Verse beziehungsweise Zeilen umfassendes, episches Gedicht [[wikipedia:Savitri|Savitri]], an dem er bis zu seinem Lebensende arbeitete und das weltweit als umfangreichstes episches Werk in englischer Sprache gilt. Viele Äußerungen Sri Aurobindos machen deutlich, dass er "Savitri" für sein wichtigstes Werk hielt. Nirodbaran hat in seinem Buch "Zwölf Jahre mit Sri Aurobindo" ausführlich die Entstehungsgeschichte des Epos beschrieben und dargelegt, wie Sri Aurobindo den Text mit viel Zeitaufwand immer neu redigiert und verbessert hat.


Auch die Mutter sah "Savitri" als seine bedeutendste literarische Schöpfung an. Sie sagte:„Lies ein paar Zeilen, und das genügt, um einen Kontakt mit deinem innersten Wesen herzustellen... Sri Aurobindo  hat das ganze Weltall in ein einziges Buch gepackt. Alles ist darin, Mystik, Okkultismus, Philosophie, die Geschichte der Evolution, die des Menschen, der Götter, der Schöpfung, der Natur, wie die Welt geschaffen wurde, warum, zu welcher Bestimmung. Alle Geheimnisse, die der Mensch besitzt, und auch alle, die in der Zukunft auf ihn warten, sind in den Tiefen von Savitri zu finden....“<ref>Dilip Kumar Roy, Sri Aurobindo kam zu mir, S. 289</ref>
Man kann bei solchen Überschüssen, die das Wort Leistung im eigentlichen Sinne erst verdienen (Überschuß-Leistung = Leistung - Bedarf) noch nicht von der Produktivkraft des Kapitals als solcher sprechen, denn dieses wird zunächst nur erst gebildet. Ist aber das bessere Produktionsverfahren für Schuhe erst einmal etabliert, generiert es dauerhaft (Überschuß-)Leistungen. Dies sind dann Leistungen des Kapitals, und nicht etwa die des Schusters, dessen Leistungen diesbezüglich mit Fertigstellung des Produktionsverfahrens abgeschlossen sind.


Das zugrundeliegende Motiv des Epos ist eine gleichnamige Legende aus dem [[Mahabharata]]: Die Prinzessin Savitri heiratet den Prinzen Satyavan, obwohl der Götterbote [[Narada]] ihr sagt, dass ihr Gemahl in genau einem Jahr sterben werde. Als der Zeitpunkt gekommen ist und der Todesgott Yama erscheint, fordert Savitri ihn in einem mutigen Dialog heraus und erreicht schließlich, dass Yama Satyavans Seele wieder freigibt.
=== Preis ===
==== Lohn und Preis im kapitalistischen System ====
[[Datei:Krupp Rheinhausen.jpg|mini|hochkant=1.5|rechts|Die [[wikipedia:Hütten- und Bergwerke Rheinhausen|kruppschen Hüttenwerke Rheinhausen]] um 1900]]
Die Eigentümer eines typischen kapitalistischen Wirtschaftsbetriebes betrachten das Kapital, das aus Überschuß-Leistungen von Mitarbeitern gebildet wird, als ihr Eigentum, und verwenden es mit privater Verfügungsgewalt, soweit keine rechtlichen Einschränkungen gegeben sind. Soweit die Gewinne nicht als Investition im Betrieb bleiben, können sie den Eigentümern als Einkommen zukommen, oder sonstwie verwendet werden (Gründen einer Stiftung, Parteispenden, Förderung der Kunst etc). Auch der Staat bezieht zwangsweise aus solchen Überschüssen Gelder.


Sri Aurobindo greift diese Legende auf und unterlegt sie als Grundmotiv seinem Epos, welches in großen Teilen eine Beschreibung seiner eigenen spirituellen Erfahrungen darstellt und in dichterischer Form sein Anliegen einer Transformation des Lebens behandelt. Im Verlaufe dieser Transformation sollen, nach seiner Vision, die Kräfte der Unwissenheit und des Todes überwunden und in Kräfte des Lichts und des Lebens verwandelt werden. Aber Sri Aurobindo spricht in dem Epos auch viele weitere Themen an aus dem Bereich von Religion, Mythologie, Geschichte, Philosophie und traditionellen Yoga-Wegen.
Entgegengesteuert wird dem in der etablierten Wirtschaftsordnung durch das Spiel von Angebot und Nachfrage in Verbindung mit dem Konkurrenzkampf. Der Versuch, am Markt zu bestehen, führt (zumindest im Ideal-Modell des vollkommenenen Marktes) dazu, daß die eigenen Produkte möglichst billig abgegeben werden, um die Konkurrenz zu unterbieten.  


"Savitri" wurde in Blankvers geschrieben, d.h. ohne Reim, aber mit einem bestimmten "mantrischen" Rhythmus, wie Sri Aurobindo es nannte. Es liegen zwei vollständige deutsche Übersetzungen (von Peter Steiger und Heinz Kappes) des teils sehr schwierigen englischen Originaltextes vor.
Durch solche Verbilligung der Waren fließt Kapital an die Konsumenten ab. Auf der anderen Seite fließt Kapital ab durch bessere Bezahlung der Mitarbeiter. Würden diese entsprechend ihrer Leistung bezahlt, entstünde im Unternehmen deswegen keinerlei Kapital. Es wird also im Interesse der Eigentümer, oder gemäß anderen wirtschaftlichen Gesichtspunkten, dem Mitarbeiter nicht die volle Leistung entgolten. Dennoch gilt die Regel, daß je höher die (Überschuß-)Leistung, ein Mitarbeiter umso besser bezahlt wird. Man denkt sich die Arbeit auch als durch Angebot und Nachfrage geregelt, und ein Mitarbeiter hat einen "Preis", nämlich den, den ein anderes Unternehmen bereit wäre zu zahlen, um den Mitarbeiter für sich zu gewinnen.


=== Korrespondenz: ''Briefe über Yoga'' ===
Aus diesem Konglomerat von Fakten, Werten, Einstellungen und rechtlichen Regelungen ergibt sich die Vorstellung vom Lohn gemäß Leistung, bzw. die Idee der Beteiligung der Mitarbeiter am Überschuß der Leistungen je nach ihrem "Verdienst", und ihre erzwungene Umsetzung. Im Idealmodell der "freien Marktwirtschaft" führt dies zu optimaler [[wikipedia:Allokation (Wirtschaftswissenschaft)|Allokation]], gerechten, angemessenen Preisen für Waren, und gerechten, angemessenen Einkommen.
Nach seinem vollkommenen Rückzug aus der Öffentlichkeit ab 1926 unterhielt er eine umfangreiche Korrespondenz mit seinen Schülern.  
Ein Teil seiner mehr als  tausend  Briefe wurde später in drei Bänden, genannt ''Letters on Yoga'' (Briefe über Yoga), veröffentlicht.


=== Glossarium zum Verständnis der Fachbegriffe ===
Man muß daher die Entlohnung nach Leistung als Bestandteil eines Wirtschaftens innerhalb eines solchen kapitalistischen Systems ansehen, in dem die Preisbildung durch das Spiel von Angebot und Nachfrage auf den Märkten geregelt wird. Im Interesse des eigenen Profits bzw. aus wirtschaftlicher Überlebensnotwendigkeit sucht man Preise und Löhne zu manipulieren, um über den Bedarf hinaus zu konsumieren, um besser dazustehen als die Konkurrenz, oder um für die Zukunft vorzusorgen.
Sri Aurobindo hat fast all seine Werke in englischer Sprache verfasst. Während der Zeit seiner politischen Tätigkeit schrieb er auch eine Reihe von Artikeln in Bengali, hinzu kommen einige wenige Texte auf Sanskrit. Seine englischen Werke enthalten zahlreiche Sanskrit-Begriffe und Sanskrit-Zitate (insbesondere aus der Bhagavad Gita), zu deren Erklärung der Sri Aurobindo Ashram 1978 ein Glossar ("Glossary of Terms in Sri Aurobindo's Writings") herausgab.


=== Übersetzungen der Hauptwerke ===
==== Lohn und Preis gemäß der wirtschaftlichen Urzelle ====
Seine Hauptwerke wurden später in viele Sprachen übersetzt, in indische Sprachen wie Hindi, Bengali, Oriya, Gujarati, Marathi, Sanskrit, Tamil, Telugu, Kannada und Malayalam, aber auch in Französisch, Deutsch, Italienisch, Holländisch, Spanisch, Chinesisch, Portugiesisch, Slowenisch und Russisch. Viele seiner Arbeiten sind auch online in russischer Übersetzung erhältlich. Für den deutschsprachigen Raum sind seit 1972 die englischen Hauptschriften Sri Aurobindos nach und nach (beginnend mit "Die Synthese des Yoga") durch den 1988 verstorbenen früheren Leiter des deutschsprachigen Zweigs der Internationalen Sri-Aurobindo-Gesellschaft, den Pfarrer i.R. [[wikipedia:Heinz Kappes|Heinz Kappes]], Karlsruhe, ins Deutsche übersetzt und in Zusammenarbeit mit dem Verlag Hinder + Deelmann, Bellnhausen über Gladenbach (Hessen), in Buchform publiziert worden.
===== Einkommen und Warenpreise =====
In einer assoziativen Wirtschaft gemäß der Dreigliederungsidee des sozialen Organismus gibt es Arbeitslohn im Sinne einer preismäßigen Bezahlung des Einkaufs von Arbeit als Produktionsfaktor nicht mehr. Gegen die Weiterverwendung der Bezeichnung "Lohn" für das Einkommen, das ein am Wirtschaftsleben teilnehmender Produzent, oder auch "Gehalt", erhält, spricht aber nichts, soweit man sich darüber klar ist, daß darunter keine bezahlten Preise zu verstehen sind.


== Lehre ==
Wenn man an einem "Leistungslohn" festhalten will, dann kann das nur dadurch möglich sein, daß man den über den eigentlichen Bedarf hinausgehenden Betrag als eine Zahlung ansieht, die aus anderen Gründen gezahlt wird, ''nicht'' für eine erbrachte Leistung. Man muß sich dann aber darüber im Klaren sein, daß solche Zahlungen dazu führen, daß andernorts weniger Geld da ist.
=== Voraussetzungen ===
==== Überschreitung bisheriger Grenzen ====
Aurobindos Lehre geht – nach seiner eigenen Aussage – über das Wissen der Vergangenheit hinaus. 
In seinen Anfängen war Aurobindo vor allem durch die  Bhagavad Gita beeinflusst.<ref>Otto Wolf, Sri Aurobindo, S. 55</ref> Zu einem späteren Zeitpunkt analysierte und kommentierte er die Bhagavadgita, die Upanishaden und den Veda. So sehr er auch die spirituelle Vergangenheit von Indien schätzte, erkannte er doch, dass spirituelles Wissen niemals für alle Zeiten festgelegt sein kann. Die geistige Entwicklung der Menschheit sah er als einen fortdauernden Prozess an. Er begründete diese Aussage mit der Bemerkung, dass die Entdeckung der Wahrheit ein unendlicher Vorgang sei, der es notwendig mache, dass Personen zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Erkenntnisse haben. Sri Aurobindo verstand es als seine Aufgabe, der Menschheit einen neuen Weg aufzuzeigen, der bis dahin blockiert war.
Ziel seiner eigenen Entwicklung war es demnach, das ''Supramentale Bewusstsein'' für den Menschen erreichbar zu machen (siehe: Bewusstseinsebenen).
Er selbst sagte, dass er das Wesentliche der alten Yoga-Wege in seine Lehre aufgenommen habe, sein Standpunkt, seine Ziele und die Ganzheit seiner Methode aber neu seien.
Christliche Gottesvorstellungen nehmen in der Lehre Aurobindos nur einen geringen Platz ein. </br>
Er selbst bezeichnete seine Lehre als reinen [[Monismus]].


==== Die Realität der phänomenalen Welt ====
Genauer ist zu untersuchen, inwieweit solche monetären Rückübertragungen der Leistungsüberschüsse von Mitarbeitern sich auf die Preisbildung auswirken, bzw. wie Verfälschungen der Preise durch solche Kapitalübertragungen vermieden werden können.
Die phänomenale Welt, die der Mensch täglich erlebt, sei eine Selbstmanifestation des Ewigen; sie sei nicht so sehr [[Maya (Religion)|Maya]], eine Scheinwelt oder ein Trugbild, dem ein höher zu bewertendes [[Nirwana|Nirvana]] gegenüberstehe, sondern sie sei real, wiewohl sie jedoch nicht die gesamte [[Realität]] umfasse. Das göttliche Wesen wohne im tiefsten Wesen des Menschen. Das Verhältnis von Absolutem und Relativem wird also nicht als Gegensatz angesehen, sondern als Identität in der Verschiedenheit. Die Antwort auf die Frage, weshalb das Eine die Vielheit wurde, warum das in Brahman integrierte Universum [[wikipedia:Transformation|transformiert]] wurde, sucht Aurobindo im ''Göttlichen Spiel'', das auch als ''[[wikipedia:Lila (Hinduismus)|Lila]]'' bezeichnet wird. Desintegration und Umwandlung sieht er als den notwendigen Ausdruck von Brahmans wesentlicher Macht.


=== Ziele ===
Generell ist mit solchen Übertragungen natürlich eine Verteuerung der Waren verbunden. Das ist aber auch sonst der Fall, wenn ein gebildetes Kapital nicht in niedrigere Preise abfließt, und insofern eigentlich unproblematisch. Es besteht jedoch die Besonderheit, daß durch solche höheren Einkommen als der Bedarf die Überschußleistungen von produzierenden Mitarbeitern wieder (teilweise) rückgängig gemacht werden. Es wird dadurch dem jeweiligen Betrieb und allgemein dem Wirtschaftsleben genau dort Kapital entzogen, wo es gebildet wird. Die Produktionsleistung eines Mitarbeiters wird durch seine Bezahlung über den Bedarf des Lebensunterhalts hinaus aus dem Wirtschaftsleben wieder hinausgestoßen.  
Das Ziel des integralen Yoga ist eine schrittweise Vereinigung mit dem Göttlichen und, verbunden damit, dessen wachsende Offenbarung in allen Bereichen des menschlichen Lebens.


"In die Wahrheit und die Macht des Geistes hineinzuwachsen und durch das direkte Handeln jener Macht ein rechtes Strombett zu werden, durch das jener sich selbst ausdrücken kann, ein Leben des Menschen in Gott und ein göttliches Leben des Geistes in der Menschheit, - das ist darum das Prinzip und das ganze Ziel eines integralen Yoga der Selbstvollendung."<ref>Otto Wolf: Der Integrale Yoga, S. 59 (Übersetzung aus ''The Synthesis of Yoga'' , 1955)</ref>
Auf der anderen Seite hat ein Mitarbeiter, dem ein solches über seinen Bedarf hinausgehendes Einkommen zukommt, einen monetären Kontozuwachs. Dieses Geld ist da dann zunächst einmal nicht wirtschaftendes Kapital, sondern aus dem Wirtschaftsleben herausgefallen. Es wurde dem Betrieb aus Gründen entzogen, die keine wirtschaftlichen sein können.


Laut Aurobindo genügt es nicht, wenn die Seele aufsteigt und sich mit dem Göttlichen vereint, oder der Geist im ''Nirvana'' aufgeht.  Ein Aufstieg zum Göttlichen allein kann nicht das Ziel sein; eine Herabkunft des Göttlichen in die Welt muss folgen.  
Man muß daher zunächst ganz allgemein einen gewissen Schaden konstatieren, den die Wirtschaft erleidet (inwieweit dieser Vorgang ein vertretbarer ist, durch einen später eintretenden kompensatorischen Prozeß, hängt dann von der Verwendung des Zahlbetrages durch den Mitarbeiter ab). Aber wie wirkt sich dieser wirtschaftsfremde Zahlvorgang auf die Preisbildung aus?
Damit aber die Welt transformiert werden könne, dürfen keine Stufen des Weges übersprungen werden. Nur wer die Stufen der gesamten Leiter gehe, also alle Persönlichkeitsanteile bewusst dem Göttlichen zuwende, könne  auch wieder den Weg zurückkehren und das Göttliche in die Welt bringen.


Eine wesentliche Rolle bei der Erlangung dieses Ziels spielt das "psychische Wesen", der Funken des Göttlichen im Menschen, die individuelle Seele, die seine Evolution von Leben zu Leben unterstützt.<ref>Das psychische Wesen (engl. ''psychic being'', teils auch mit "seelisches Wesen" übersetzt) ist nicht identisch mit dem [[Atman]] oder [[Purusha]], dem ewigen, unveränderlichen Selbst, sondern es ist ein Teilaspekt von ihm in der Welt des Werdens. Aurobindo nennt es auch Chaitya Purusha oder Purusha im Herzen, d.h. im spirituellen Herzzentrum.</ref>
Man hat gewöhnlich bei solcher Praxis im Unternehmen eine Hierarchie vorliegen, die durchaus auch gewollt sein kann. Je höher die Befähigung eines Mitarbeiters, desto mehr Befugnisse, auch Weisungsbefugnisse, wird man ihm im Betrieb übertragen. Es ist damit ein gewisser Status, eine Reputation usw. verbunden, die sich auch im Gehalt spiegelt. Die Vorstandssekretärin wird besser bezahlt als der Lagerarbeiter an der Rampe. Die Überprüfung, welchen Anteil der einzelne Mitarbeiter am Unternehmenserfolg hat, wird dabei üblicherweise gar nicht erst versucht.
=== Methode ===
→ &nbsp; ''Hauptartikel mit zugehöriger, weiterführender Literatur'': &nbsp; [[wikipedia:Integraler Yoga|Integraler Yoga]] <br />


'''Der integrale Yoga''' ist die praktische Anwendung von Aurobindos Philosophie. Es handelt sich jedoch nicht um eine Form des Yoga mit fest definierten Übungen wie z.B. im [[Hatha Yoga]].
Will man die Preise aus der Urzelle hervorgehen lassen, wäre es aber dann doch genauer zu untersuchen, welchen Leistungsbeitrag der einzelne Mitarbeiter erbringt. Lagerarbeitern will man aber von vornherein gar nicht erst im erörterten Sinne besondere Extrazahlungen zukommen lassen. Diese werden umso mehr gewährt, je höher die Position im Unternehmen ist. Denn nur ''das'' kann sich ein Unternehmen leisten. Würden Extrazahlungen auf alle Mitarbeiter ausgedehnt, wie sie an den angeblich besonders befähigten und außerordentliche Leistungen erbringenden Vorstand gezahlt werden, könnte der Betrieb nicht weiter funktionieren.
Wesentlicher als Asanas ist nach Aurobindo die vollkommene Hingabe, in der der Übende oder [[wikipedia:Sadhak|Sadhak]] alle seine Handlungen, Worte und Gedanken dem Göttlichen widmet. Dieser Yoga heißt ''integral'', weil die traditionellen Disziplinen ''[[Jnana Yoga]]'', ''[[Karma-Yoga]]'' und ''[[Bhakti Yoga]]'' miteinander verknüpft werden <ref> wie Aurobindo es in seinem Hauptwerk ''Synthese des Yoga'' beschreibt </ref>. Integral sei er aber auch deshalb, weil er die Welt nicht ablehnt oder überwinden will, sondern sie mit dem Göttlichen zu durchdringen sucht. Dazu müssen alle Wesensteile des Menschen umgewandelt und von der göttlichen [[Shakti]] erfüllt werden. </br>
* Bei den folgenden Wesensteilen werden jeweils ein äußerer und ein innerer, eigentlicher Bereich unterschieden, der hinter dem äußeren und diesem zugrunde liegt:<ref>Licht auf Yoga S. 20-25</ref>
:* Physis,
:* Vitale Ebene,
:* Mentale Ebene.
Über und hinter diesen Ebenen steht nach Aurobindo das "Zentrale Wesen", der [[wikipedia:Antaratman|Antaratman]]. In seinem Aspekt als ewiges Selbst, über den drei Ebenen stehend, wird er [[wikipedia:Jivatman|Jivatman]] genannt. Hinter Mental, Leben und Körper stehend und deren Evolution fördernd, wird er als psychisches Wesen bezeichnet.
* Die dreifache Anstrengung zur Transformation des Menschen äußert sich in:
:* Streben nach dem Göttlichen ohne Vorbedingungen,
:* Zurückweisung von Ideen, Vorlieben usw.,
:* Hingabe an das Göttliche.
Letztlich kann nur das Göttliche selbst diese Umwandlung bewirken, was ein Zurücktreten des Individuums voraussetzt.<br />
* Die dreifache Wandlung ist:
:* die psychische Transformation,
:* die spirituelle Transformation,
:* die supramentale Transformation.
Nur mit letzterer könne die vollständige Transformation von Körper, Leben und Geist beginnen.
<br />


'''Die Bewusstseinsebenen''': in Aurobindos Stufenmodell gibt es verschiedene geistige Ebenen:
Wie will man die richtige Höhe solcher wirtschaftsfremden Zahlungen, die man dem Vorstand, Abteilungsleitern usw. gewährt, bestimmen können? Dies ist in keiner Weise möglich, da es nur Zahlungen aus den Überschüssen des Unternehmens sein können, nicht jedoch Zahlungen, die sich aus der Urzelle heraus ergeben. Diese hat gar nicht die Möglichkeit, einen Leistungslohn zu fixieren, sondern kann sich nur danach richten, was ein Mitarbeiter an Bedarf für Lebensunterhalt hat.
* das normale Mental, das höhere Mental, das erleuchtete Mental, das intuitive Mental
* das Übermental (Overmind)
* das Supramental, das alles in einer einzigen Vision und zugleich den Blickwinkel jeder einzelnen Sache sieht; auf diese Weise soll es das Göttliche auf neue Art mit seiner Schöpfung verbinden.


'''Chakren oder Zentren''': die zentralen Begriffe in Aurobindos yogischer Psychologie lassen sich zum traditionellen [[Chakra]]-System des [[Tantra]] in Beziehung setzen. Aurobindos Yoga unterscheidet sich jedoch dadurch, dass sein Weg - etwas verallgemeinert - von '''oben nach unten''' die Chakren langsam entwickelt, und nicht von unten nach oben wie im klassischen [[Kundalini-Yoga]].
In willkürlicher Weise wird einigen Mitarbeitern mehr gezahlt, als sie zum Unterhalt benötigen, und das Geld wird aus dem allgemeinen Gewinn des Unternehmens genommen. Durch solchen Vorgang ist der Betrieb nicht mehr in der Lage, aus seinem Wirtschaften heraus gerechte Preise für seine Waren zu bestimmen. Die Preise müssen nicht nur höher sein, sondern sie sind geradezu willkürlich erhöht, je nach dem, was sich der Vorstand usw. an Extrazahlungen zukommmen lassen zu können meint. Die Preisbildung durch die Urzelle ist auf Betriebsebene in dem gleichen Sinne ausgehebelt oder jedenfalls gestört, wie sie durch einen nicht leistungsbereiten, faulen Mitarbeiter in der Urzelle direkt gestört wird.  
<br />


'''Die Psychische Transformation''': nach Aurobindo steht die Seele (das Psychische Wesen) hinter der Persönlichkeit des Menschen. Sie ist der Träger von Körper, Leben und Mental. Es ist deshalb die Aufgabe des Sadhaks, die Kräfte des Körpers, des Vitalen und Mentalen unter den seelischen Einfluss zu bringen und nach und nach sich immer mehr dem Psychischen Wesen zu überantworten.  
Ein Unternehmen, das die beschriebenen Extrazahlungen<ref>Zu den betriebs- und wirtschaftsfremden Extrazahlungen sind nicht Zahlungen zu rechnen, die wegen Sonderbedarfe z.B. wegen besonders anstrengender Arbeit gezahlt werden, wenn die Folgen von Überbeanspruchung der Mitarbeiter oder seine Familie selbst zu tragen hat. (Wie z.B. Kosten für eine Haushaltshilfe oder die Kosten für teure Kuraufenthalte wegen Erschöpfungszuständen, die aus eigener Tasche gezahlt werden müssen.)</ref> an Mitarbeiter tätigt, arbeitet nicht ordentlich, genauso wie ein fauler Mitarbeiter nicht ordentlich arbeitet. Solche faulen Wirtschaftsbetriebe müssen in ihrer Minderleistung, die aus den beschriebenen, wirtschaftlich nicht gerechtfertigten Rückübertragungen resultieren, durch die allgemeine Wirtschaft mitgetragen werden. Es sind Betriebe, die sich erlauben, willkürlich Kapital der Wirtschaft zu entziehen, und nach Gutdünken versuchen, diese Beträge auf die Preise aufzuschlagen.  
<br />


'''Die Bedeutung der Tat''': Sri Aurobindo fordert in seinem Yoga ein Tätigsein für den [[Ishvara]], den Herrn der Schöpfung, in der Welt. Die Tat soll ohne Anhaften an den Erfolg und in vollkommener Gelassenheit erfolgen. In  einer letzten Stufe sollen die Handlungen  des Sadhak ganz und gar den göttlichen Willen ausdrücken.
Da solche Unternehmen, die nicht die Einkommen nach Bedarf herausgeben, ihre Preise willkürlich setzen müssen, können die entsprechenden Preissignale von den Assoziationen, die die Preisverhältnisse zwischen den Waren überwachen und regelnd eingreifen, nicht richtig eingeschätzt werden. Je mehr solcher faulen Unternehmen in einem Wirtschaftsgebiet tätig sind, desto schwieriger wird es für die assoziative Wirtschaft insgesamt, für gerechte Preise zu sorgen<ref>Näheres zur Rolle der Assoziationen im Hinblick auf Preisbildung und Preisbestimmung sowie generell zur Problematik solcher Wirtschaftssteuerung siehe [[Assoziation (Wirtschaft)]]. Ein fiktives Beispiel: Angenommen, ein Betrieb stellt Lederschuhe her und beschäftigt ausschließlich alleinstehende Menschen ohne Familienanhang. Ein anderer Betrieb stellt Gummistiefel her, und beschäftigt ausschließlich Mitarbeiter, die Familie haben, z.B. alle haben vier Kinder. Die Folge davon ist, daß die Gummistiefel im Verhältnis zu den Lederschuhen zu teuer sein werden, andere Preisfaktoren außenvor gelassen. Die Assoziationen haben in solchen Fällen die Aufgabe, darauf hinzuwirken, daß sich das Preisverhältnis zwischen Lederschuhen und Gummistiefeln verbessert, z.B. indem Mitarbeiter aus der Gummistiefelfabrik veranlaßt werden, zur Schuhfirma zu wechseln, und umgekehrt. Wenn das nicht in ausreichendem Maße möglich ist, müssen Transferzahlungen z.B. stattfinden, oder andere Maßnahmen, etwa Zusammenlegung der beiden Betriebe. Denn selbstverständlich haben die Mitarbeiter mit Familie einen erheblich größeren Bedarf und müssen entsprechend Einkommen beziehen, daran läßt sich direkt nichts ändern. Ähnliches ergibt sich bei zwei Firmen, die gleiche Produkte herstellen oder der Substitutionsgrad der Produkte hoch ist, und die Preise zu stark differieren. Weitere Beispiele siehe unter [[Assoziation (Wirtschaft)]].</ref>.


=== Evolution des Bewusstseins ===
Nun hat allerdings Rudolf Steiner selbst Überlegungen angestellt, die auf eine Orientierung des Einkommens an der erbrachten Leistung (im Sinne des "Wertschöpfungsbeitrags", wie es Strawe formuliert) hinauslaufen könnten (vgl. dazu den genannten Aufsatz von Strawe).  
Nach Aurobindo soll das jetzige, mentale Bewusstsein der Menschheit nicht die letzte Stufe der Evolution sein. Ähnlich wie in der Vergangenheit über das vitale Bewusstsein des Tieres hinaus das mentale Bewusstsein durch den  Menschen in der Evolution auftauchte, soll in der Zukunft ein nunmehr das mentale Bewusstsein des Menschen überschreitendes, neues Bewusstsein möglich sein, das er als Wahrheitsbewusstsein oder Supramentales Bewusstsein bezeichnete.
Er sah  es als seine eigentliche Lebensaufgabe an, dieses Supramentale Bewusstsein zur Erde herabzubringen oder wenigstens für die Zukunft zu ermöglichen.<ref>Dilip Kumar Roy, Sri Aurobindo kam zu mir, S. 241</ref>
Das '''Supramental''' stellt laut Aurobindo einen Bereich zwischen der höheren Triade, ''[[Sat-Chit-Ananda|Sat – Chit – Ananda]]'' (‚Sein‘ – ‚Bewusstsein‘ – ‚Seligkeit‘), die Kennzeichen des [[Brahman (Philosophie)|Brahman]] sind, und der niederen Triade, ''Mental – Vital – Physis'' (‚Geist‘ – ‚Leben, Emotionen‘ – ‚Körper‘) dar.<br/> Das Supramental soll alle Gegensätze in sich vereinen und ein inneres Wissen um alle Dinge besitzen.  Aurobindo postuliert eine Supramentalisierung allen Lebens auf der Erde, die die nächste Stufe der Evolution darstelle. Das Supramental würde sich seine eigenen Instrumente im Menschen und auf der Welt schaffen, doch dafür sei ein Streben des Menschen zum Göttlichen hin notwendig. Die Konzeption eines geeigneten Instrumentes auf der Ebene des Menschen bezeichnete Aurobindo als ''Übermensch''.


=== Der Übermensch bei Aurobindo ===
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Zukünftiger Träger und Instrument eines dem ''Supramental'' geöffneten Bewusstseins nach Aurobindo soll der »Übermensch« sein, der mittels des ''Superminds'' als individualisiertes supramentales Bewusstsein der über dem Mental liegenden supramentalen Bewusstseinssphäre Ausdruck verleiht. In seiner Zeitschrift ''Arya'' veröffentlichte Aurobindo 1920 einen Artikel mit dem Titel ''Der Übermensch'': dort stellte er dem [[wikipedia:Übermensch|Übermensch]] [[Friedrich Nietzsche|Nietzsches]] seine Darstellung und Konzeption eines Übermenschen (engl. superman) der »integralen Selbsttranszendenz« gegenüber, der »in Einheit mit aller Welt lebt und alle Dinge akzeptiert, um sie zu verwandeln.« Wichtig dabei sei es, die eigenen egoistischen Instinkte zu überwinden. Gelinge das, würde der transzendente Mensch Wissen nicht durch mühsame, mit Irrtum verbundene Forschung ausschließlich durch den Verstand erwerben, sondern durch Identität erlangen; er würde somit die Gesetzmäßigkeit im Handeln der anderen Lebewesen unmittelbar erlebend erkennen und sie von innen heraus verstehen. Aus diesem Verständnis wachse dann Mitgefühl, weil er in ihnen auch einen Teil von sich selbst erkenne.
"Durch soziale Einrichtungen, die in der Richtung des hier
: '' Man darf das aber nicht mit vergangenen oder gegenwärtigen Vorstellungen von Übermenschentum verwechseln. Denn in der mentalen Vorstellung besteht das Übermenschentum darin, dass ein Mensch über die normale menschliche Stufe hinauskommt, und zwar nicht durch eine höhere Art, sondern nur durch einen höheren Grad derselben Art: durch ausgeweitete Persönlichkeit, ein vergrößertes und übertriebenes Ich, vermehrte Macht des Mentals, erhöhte Vitalkraft und verfeinerte oder verdichtete und massive Übertreibung der Kräfte der menschlichen Unwissenheit... Das wäre ein Übermenschentum vom Typus Nietzsches.  Es wäre keine Evolution, sondern ein Rückfall in die alte verbissen-gewalttätige Barbarei...Was jetzt hervortreten muss, ist etwas viel Schwierigeres und zugleich etwas viel Einfacheres. Es ist ein Wesen, das sein Selbst verwirklicht; es baut auf das spirituelle Selbst auf; die Seele wird stärker, und es wächst ihr Drängen; ihr Licht, ihre Macht und ihre Schönheit werden entbunden und gewinnen an Souveränität. Das ist kein ichhaftes Übermenschentum, das sich durch mentale und vitale Herrschaft über die Menschheit durchsetzt, sondern die Souveränität des Geistes gegenüber seinen eigenen Werkzeugen.... Das ist die einzige wahre Möglichkeit für einen Schritt nach vorn in der evolutionären Natur.'' <small>Sri Aurobindo in ''Das Göttliche Leben'' (''The Life Divine'' 1951), Übersetzung Heinz Kappes, Schlusskapitel, S. 498 f.</small></br>
Dargestellten liegen, wird der Boden geschaffen für ein
Aurobindo verurteilt eindeutig die im III. Reich propagierte Vorstellung eines 'Herrenmenschentums' über 'Untermenschen'. Die Frage, wie das Zusammenleben zwischen »Übermenschen« und anderen Menschen funktionieren und gestaltet werden soll, beantwortet er allerdings nicht.
wirklich freies Vertragsverhältnis zwischen Arbeitleiter und
Arbeitleister. Und dieses Verhältnis wird sich beziehen nicht
auf einen Tausch von Ware (beziehungsweise Geld) für
Arbeitskraft, sondern auf die Festsetzung des Anteiles, den
eine jede der beiden Personen hat, welche die Ware gemeinsam
zustande bringen." {{Lit|{{G|023|99}}}} (Festsetzung des Anteiles kann sich sowohl auf die Bedarfsanteile gemäß Urzelle, als auch auf die Leistungsanteile am gemeinsamen Produkt (Gewinnanteil) beziehen.)
</div>


=== Aussagen zu anderen Lehren ===
Dies setzt allerdings zunächst einmal voraus, daß die Leistungsanteile, die in einer gemeinsam erbrachten Produktion enthalten sind, auch zugerechnet werden könnten. Aber auch wenn das möglich sein sollte, widerspricht es dem Prinzip der Urzelle, nämlich eine Leistung entsprechend so zu bezahlen, daß sie vom Mitarbeiter erneut erbracht werden kann, d.h. gemäß Deckung seines Bedarfs. Das Einkommen gemäß einem Wertschöpfungsbeitrag zu geben, steht dazu im Widerspruch. Wenn es aber möglich wäre, gemäß Wertschöpfungsbeitrag zu zahlen, würde dies notwendig kompensatorisch zu den höheren Einkommen für Mehrleister, ein geringeres Einkommen für Minderleister bedingen. Die Preise, die das Unternehmen bei einer solchen internen Verteilung für seine Waren festsetzen muß, stimmen dann mit den Preisen, die sich aus der Einkommensgabe nach Bedarf ergeben, überein, worauf auch Strawes Argumentation und die anderer Vertreter einer Leistungskomponente des Einkommens hinausläuft.  
*Seine Toleranz gegenüber anderen Meinungen zeigt folgende Aussage:
**'' „Das spirituelle Leben ist keine Sache, die man mittels einer engstirnigen Definition darstellen kann oder die gebunden ist an eine starre mentale Regel; es ist ein weiter Entfaltungsbereich, ein immenses Königreich, .... Nur durch diese Art zu verstehen, kann man Spiritualität  wirklich begreifen, sei es in ihrer Vergangenheit oder Zukunft, oder kann an ihre Stelle die spirituellen Menschen der Vergangenheit und der Gegenwart stellen oder die verschiedenen Ideale, Stufen usw. vergleichen, die im Laufe der spirituellen Evolution des Menschen entstanden sind.“ ''(D.K. Roy: Sri Aurobindo kam zu mir, S.193).
*Über die Lehre vom '''Scheincharakter der Welt''' sagte er:
**''Ich erhebe keinen Widerspruch, wenn jemand die Lehre vom Scheincharakter des Seins als seines Geistes und seiner Seele Wahrheit annimmt, oder als den Ausweg aus der Schwierigkeit des kosmischen Problems. Ich erhebe nur Widerspruch, wenn jemand versucht, mir oder der Welt jene Lehre als die einzig mögliche, befriedigende und allumfassende Erklärung der Dinge die Kehle hinabzupressen. Denn das ist sie ganz und gar nicht.“'' (Otto Wolf: Der integrale Yoga, S.11,12).


* Zu Askese, Kasteiung (Tapas oder Tapasya) sagte er in einem persönlichen Gespräch zu D.K. Roy am 4. Februar 1943:
Es ist jedoch schwer zu sehen, wie bei Zugrundelegung solcher Wertschöpfungsbeiträge die Preisbildung noch funktionieren soll, da ja die Bestimmung der Wertschöpfung und der jeweiligen Mitarbeiteranteile die Preise, die die richtigen für die Waren sind, schon voraussetzt.  
** ''... es gibt im Wesentlichen zwei Wege. Einer ist der des Buddha, der, wie du weißt, der Ansicht war, dass, obgleich du eine gewisse Hilfe oder Anleitung von anderen erhalten kannst, gleichgültig ob sie ein Guru sind oder nicht, du deinen Weg doch allein gehen musst; das heißt, mittels deiner eigenen Bemühung den Weg durch das Unterholz schlagen musst; anders gesagt, ist dies der Uralte Pfad der Tapasya (intensiver spiritueller Übungen). Der andere Weg ist, den Guru als Stellvertreter des Göttlichen anzusehen, der den Weg kennt und darum klarerweise in der Lage ist, anderen dabei zu helfen, ihn zu finden. Das ist der Weg, dem die hiesigen Aspiranten im Ashram folgen - der Weg des Guruvad.''


* Über die Psychoanalyse schrieb er:
Da kommt wieder die Vorstellung in die Überlegungen hinein, daß ein Unternehmen am Markt einen Gewinn erziele, und das Erträgnis dann an die Mitarbeiter verteilt würde. Das Unternehmen hätte sich also vom Markt die Preise bestimmen lassen (Rückfall in die Angebot/Nachfrage-Steuerung). Man kann dies nur als eine logische Inkonsequenz ansehen, wenn es nicht gar bei näherer Untersuchung dem Prinzip der Urzelle als Preisbildner fundamental widerspricht und damit auch der assoziativen Wirtschaft.
** ''Moderne Psychologie ist eine Wissenschaft in den Kinderschuhen, gleichzeitig vorschnell, unbeholfen und grob. Wie jede Wissenschaft, die noch in den Kinderschuhen steckt, läuft hier die weitverbreitete Angewohnheit des menschlichen Verstandes, eine beschränkt oder in Einzelfällen zutreffende Wahrheit unzulässig zu verallgemeinern und damit einen ganzen Bereich der Natur zu erklären, vollkommen Amok. Die Psychoanalyse (vor allem die von [[Sigmund Freud|Freud]]) nimmt einen bestimmten Teil, und zwar den dunkelsten, gefährlichsten, ungesundesten Teil der Natur,... und misst ihm Auswirkungen bei, die in keinem Verhältnis mehr zu ihrem wirklichen Stellenwert innerhalb der menschlichen Natur stehen...''


== Entwicklungen nach Sri Aurobindos Tod ==
Abgesehen davon, daß gezahlte Leistungseinkommen nicht so recht zur Urzelle passen wollen, sich aus ihr nicht ableiten lassen, was darauf hindeutet, daß es sich um nicht wirtschaftsbedingte Zahlungen handelt, entsprechen sie bzw. der über den Bedarf hinaus wegen Leistung gezahlte Betrag dem von Rudolf Steiner kritisierten [[Selbstversorgerprinzip]], wie sich leicht zeigen ließe, und widersprechen darüber hinaus dem Gebot der Trennung von Arbeit und Einkommen ([[Soziales Hauptgesetz]]). Vgl. auch {{G|340|98}}: "Und wir dürfen nicht sagen, dass da unmittelbar im Arbeitsverhältnis ein Mehrwert entstünde." Woraus sich eindeutig ergibt, daß ein Leistungsüberschuß ''nicht'' bezahlt werden kann. Man kann da nur in die Richtung überlegen, ob nicht die angestellten Arbeiter in gewissen Hinsichten Mitunternehmer sind, sich selbst gewissermaßen im Betrieb angestellt haben. Ist man der Auffassung, der Unternehmer könne über den Betriebsgewinn als Eigentümer der durch den Betrieb realisierten Werte verfügen, indem er sich die entsprechenden Beträge auf sein privates Konto auszahlen läßt, würden dann Arbeitern als Mitunternehmern ebenso entprechende Gewinnbeträge auf ihr privates Konto transferiert werden können, entsprechend den zustehenden Anteilen am Betriebsgewinn. Man muß solche Zahlungen aus dem Gewinn dann aber strikt unterscheiden von allem, was in der Urzelle an Preisbildung vorgeht und in Bedarfseinkommen resultiert. Und es ist ''jeder'' der Wirtschaft entzogene Betriebsgewinn ein Störfaktor für die Preisbildung, was schon implizit angedeutet wurde, andernorts aber noch näher ausgeführt werden wird. Indem man die Mitarbeiter zu Mitunternehmern macht, wird eine schlechte Sache, nämlich Gewinnausschüttung, nicht besser. Noch nicht einmal den guten Aspekt der gerechteren Verteilung kann man darin sehen, da sich ein Maß der gerechten Zuteilung nicht finden lassen wird. Ist ein auszuschüttender Gewinn gegeben, scheint ein gleicher Anteil für jeden Mitarbeiter inkl. dem Unternehmer selbst das einzig moralisch vertretbare zu sein. Das Problem, daß der Gewinn der Wirtschaft entzogen wird und nicht für Investitionen zur Verfügung steht, ist damit nicht gelöst, und dieses läßt sich nur dadurch lösen, daß eben ''kein'' Gewinn ausgeschüttet wird, denn es ist nicht möglich, betriebswirtschaftlich eine richtige Höhe zu bestimmen, bzw. sie kann betriebswirtschaftlich nur Null sein<ref>Da in einer assoziativen Wirtschaft die Mitarbeiter von sich aus die ihnen mögliche optimale Leistung erbringen, wären monetäre Leistungsanreize aus betriebswirtschaftlicher Sicht Verschwendung.</ref>. Volkswirtschaftlich darf sie nur Null sein, weil sonst die Waren des Betriebes überteuert sind, es sei denn, sie würde von den Assoziationen gewährt. Den Betrieben nach gewissen Gesichtspunkten gewährte Quoten von ihrem Gewinn zur Auszahlung auf private Konten könnte ein gangbarer Weg sein, solche Ausschüttungen in die Preisbildung zu integrieren, wie ja auch sonst auf die Preise so einiges wird aufgeschlagen werden müssen. Solche wirtschaftsfremden Vorgänge müssen aber insbesondere in ihrer Höhe der Willkür von Betriebseigentümern entzogen bleiben, da Kapital ausschließlich im Interesse des Gemeinwohls zu verwenden ist.
[[Datei:Auroville dome.jpg|thumb|Das „Matrimandir“ in Auroville]]
1952 gründete [[wikipedia:Mira Alfassa|Mira Alfassa]] in Puducherry das ''Sri Aurobinhdo International University Centre'', das 1959 umbenannt wurde in ''Sri Aurobindo International Centre of Education''.  


1956 gründete Mira Alfassa gemeinsam mit dem Inder Surendranath Jauhar den Sri Aurobindo Ashram in Delhi.
Der Ansatz, die Angestellten zu Mitunternehmern und eventuell auch Miteigentümern zu machen, führt dann weiter in die Richtung, auf die Unterscheidung zwischen Unternehmer und Arbeiter ganz zu verzichten. Dies löste auch das Problem des Wertetausches im Betrieb und die im Grunde unplausible Lösung Steiners für diesen, der Arbeiter verkaufe zwar nicht seine Arbeitskraft, sondern das Produkt derselben an den Unternehmer. Will man die Kritik zurückweisen können, wo denn da praktisch der Unterschied sei, wird es wohl darauf hinaus laufen zuzugestehen, daß es da um eine reichlich fiktive Sache geht, weshalb es auch noch keinem Dreigliederer bisher gelungen ist, diesen fiktiven Wertetausch zu beziffern, ohne Arbeit dann implizit doch wieder zur Ware zu machen.  


1968 gründete Mira Alfassa das Stadtprojekt [[wikipedia:Auroville|Auroville]] als Ausweitung des [[wikipedia:Sri Aurobindo Ashram|Sri Aurobindo Ashram]]s in Puducherry. Der renommierte Pariser Architekt Roger Anger leitete die Stadtplanung.
Die Ursachen dieser Schwierigkeiten liegen wohl in dem eigentumsrechtlichen Unternehmer-Arbeiter-Verhältnis, das Steiner nicht damit aus der Welt geschafft hat, daß er die Umbenennung in Arbeitsleiter und Arbeitsleister vorschlug. Aus diesem rechtlichen Verhältnis quillt der Warencharakter der Arbeit heraus, und das läßt sich nicht mit fiktiven Überlegungen aus der Welt schaffen. Das Unternehmer-Arbeiterverhältnis im eigentumsrechtlichen Sinne wäre abzuschaffen, und daraus ergäbe sich dann der Wegfall des Warencharakters der Arbeit von allein, könnte man als These aufstellen. (Vgl. auch FN11).


2008 Abschluss der Arbeiten am [[wikipedia:Matrimandir|Matrimandir]], dem spirituellen Zentrum Aurovilles.
Der Zusammenfall von Unternehmer und Arbeiter in eine Person ist bei den Solo-Unternehmern, d.h. Unternehmern ohne Angestellte, exemplarisch gegeben. Besonders aufschlußreich dürfte der Charakter von [[Dienstleistung]]en sein, die, je nachdem, besondere Aspekte des Warencharakters (bzw. des Nichtgegebenseins desselben) von Arbeit bzw. deren Produkten beleuchten. Vgl. auch [[wikipedia:Freier Mitarbeiter|Freier Mitarbeiter]], [[wikipedia:Subunternehmer|Subunternehmer]] und [[wikipedia:Scheinselbständigkeit|Scheinselbständigkeit]].


=== Die Sri-Aurobindo-Bewegung in Europa ===
Da es hier lediglich darum geht, das Nichtzusammenpassen von Leistungseinkommen und Bedarfseinkommen gemäß Urzelle und die Folgen für die Preisbildung zu erörtern, kann das Thema [[Warencharakter der menschlichen Arbeit|Warencharakter der Arbeit]] hier nicht weiter verfolgt werden. Es ist aber z.B. wohl nicht allzu weit hergeholt, daß, wenn denn tatsächlich der Arbeiter dem Unternehmer sein Arbeitsprodukt verkauft, daß in diesem Arbeitsprodukt auch die Weisungsbefugnis und Befehlsgewalt, also ein Recht, enthalten sein müßte, denn der Arbeitgeber bezahlt den Arbeiter insbesondere auch dafür, ihn kommandieren zu dürfen. In diesem Sich-Kommandierenlassen liegt eine Leistung des Arbeiters. Arbeiter, die sich nicht darauf verstehen, werden entlassen bzw. gar nicht erst eingestellt. Aber wie kann diese Leistung eine Ware sein? Deshalb scheint der Versuch, das Arbeitsverhältnis im Betrieb so darzustellen, daß der Arbeiter sein Produkt verkaufe, nicht tragfähig zu sein, es sei denn, man wollte so etwas wie die Bereitschaft, sich kommandieren zu lassen, als Ware, bzw. Dienstleistung ansehen.


In einigen Ländern bestehen Zweigorganisationen der in Puducherry beheimateten Sri Aurobindo Society.
===== Einkommen und Bedarf =====
Die Praxis des Integralen Yogas ist auch Thema des weltweiten [[wikipedia:Auroville International|Auroville International]] Netzwerkes. In Europa sind derzeit AVI Center in Spanien, Italien, Großbritannien, Niederlande, Schweiz, Frankreich, Deutschland, Schweden, Norwegen und Russland.  
Die Preisbildung in der Urzelle geschieht gemäß der Bedarfe, für die Einkommen gegeben wird. Dadurch, daß für die Bedürfnisse ein Einkommen gegeben wird, können Leistungen erbracht werden. Bei den Überschußleistungen handelt es sich um die eigentliche Wertschöpfung, Kapitalbildung. Diese Leistungen liegen den Preisen zugrunde. Sie können daher nicht umgekehrt durch vorausgesetzte Preise bestimmt werden, wie sie Vertreter eines Leistungslohns annehmen müssen.  


Der Musiker und Künstler [[wikipedia:Michel Montecrossa|Michel Montecrossa]] (früher Michel Klostermann) gründete am 15. August 1978 [[wikipedia:Mirapuri|Mirapuri]] als "europäische Friedensstadt" in Norditalien und einige Jahre später [[wikipedia:Miravillage|Miravillage]] in [[wikipedia:Gauting|Gauting]] bei München als erste Zweigstelle von Mirapuri. Beide Orte werden rechtlich durch den eingetragenen Verein der Mirapuri Freunde vertreten. Mirapuri gründet sich auf das Werk von Sri Aurobindo und Mira Alfassa und ist ein Lebensgemeinschafts- und Stadtprojekt in Norditalien.</br>
Dies gilt auch für die interne Verteilung innerhalb eines Unternehmens. Wenn der Gesamtleistungsbetrag eines Unternehmen nicht via erzielte Preise von außen bestimmt sein soll, dann ist auch die interne Verteilung in keiner Weise durch Leistungsbeiträge bestimmt, sondern ausschließlich durch den von den Mitarbeitern geltend gemachten Bedarf. Einen nicht vorhandenen Kuchen kann man nicht in berechtigte Anteile aufteilen<ref>Angenommen, man wolle den "berechtigten" Anteil eines Designers bestimmen, der einen Gebrauchsgegenstand äußerlich hinsichtlich Formschönheit usw. gestaltet hat: Es geht ohnehin nicht, aber ohne den Preis schon zu kennen, ist die Bewertung des Anteils des Designers erst recht nicht möglich. Wenn die Ware zum Flop wird, wird dann im nachherein möglicherweise auch die Designerleistung als mit verantwortlich dafür angesehen werden müssen. Es ist daher ausgeschlossen, die (Leistungs-)Anteile zu bestimmen, bevor überhaupt ein Preis gebildet ist. Man kann feststellen, wie lange der Designer für den Entwurf und die Umsetzung gebraucht hat, und ''danach'', d.h. Bedarfsanteil, den Anteil am Produkt bestimmen.</ref>. Eine Einkommensdifferenzierung innerhalb des Unternehmens, die sich nicht an den Bedarfen orientiert ist nur möglich, wenn die Warenpreise bereits gegeben sind. Die Warenpreise sollen sich ja aber gerade erst aus dem ergeben, was die Mitarbeiter an Einkommen benötigen, (um es zu wiederholen, was das Prinzip der wirtschaftlichen Urzelle ausmacht, das von Rudolf Steiner klar definiert ist und an dem es nichts rum zu interpretieren gibt).
Mirapuri ist eine sich demokratisch und freiheitlich-ökologisch selbstgestaltende Gemeinschaft mit dem Anliegen einen konkreten Beitrag zur Verwirklichung des humanistisch-spirituellen Ideals des menschlichen Geeintseins zu leisten. In Mirapuri gibt es keine autoritär-hierarchischen Strukturen. Entscheidungen werden mehrheitlich getroffen. Es gibt sowohl Privat- als auch Gemeinschaftsbesitz. Unternehmen und Arbeitsbereiche werden von sowohl rechtlich als auch finanziell unabhängigen Personengesellschaften geführt. Der Zusammenhalt der Gemeinschaft ist rein ideell. Es gibt keine rechtlichen Verpflichtungen außer denen, die im jeweiligen Land (Italien und Deutschland) allgemein gültig sind.</br>
Mirapuri und Miravillage sind heute die beiden größten Zentren in Europa für das Studium und die Anwendung des Integralen Yoga. Beide Plätze kann man jederzeit besuchen.
Das Gesamtwerk von Sri Aurobindo und Mira Alfassa steht der Öffentlichkeit in Form von Büchern, Filmen, Tondokumenten uneingeschränkt zur Verfügung. Mirapuri und Miravillage organisieren auf dieser Basis während dem ganzen Jahr eine Vielzahl von kulturellen Veranstaltungen, die im Geiste der Völkerverständigung und der Friedensförderung Plattformen für Kunst, Wissenschaft, Philosophie und moderne Bewusstseinsforschung sind. Im praktischen Leben von Mirapuri und Miravillage werden diese Ziele durch selbstständig geführte Betriebe unterstützt, die in den Bereichen Multimedia, Druck, Verlag, Film- und Videoproduktion, erneuerbare Energien, ökologisches Bauen, angewandte Umwelttechnologien, Landwirtschaft, Wellness, Gastronomie, Erholung und Fortbildung tätig sind.


Neben Gruppen, die sich im engeren Sinne auf Sri Aurobindo beziehen, werden Aurobindos Impulse und Erkenntnisse zunehmend auch von anderen Denkern und Schulen aufgenommen und auch in akademische Bereiche integriert. Sie spielten u.a. eine inspirierende Rolle für die Entwicklung der integrierten [[wikipedia:Sozialökologie|Sozialökologie]] durch [[wikipedia:Rudolf Bahro|Rudolf Bahro]] und [[wikipedia:Maik Hosang|Maik Hosang]].
Eine Einkommensdifferenzierung nach Leistung ist daher ein sekundäres Spätphänomen, das jedenfalls für die erste Einrichtung einer assozitiven Wirtschaft mit dem Ziel von gerechten Warenpreisen zunächst erstmal gar keine Rolle spielt<ref>Man findet denn auch solche betriebsinterne Einkommensdifferenzierung typischerweise in Neugründungen alternativer Betriebe kaum. Es ist mehr ein Phänomen älterer und gewachsener Betriebe, wohl vornehmlich aus organisations- und kontrollpolitischen Gründen. Man muß dabei im übrigen auch die unterschiedliche Lebenssituation derjenigen bedenken, die als Familienmitglieder von dem Einkommen eines Einkommensbeziehers mitleben. Die Kinder von einkommensschwachen Ernährern können schließlich nichts dafür, daß dieser nur eine Minderleistung in seiner Firma erbringt.</ref>.


== Aurobindo und Nationalismus ==
Ein anderes, fundamentaleres Problem ist die nähere, konkrete Bestimmung der Bedarfe der Mitarbeiter, da jedenfalls zunächst die Einkommen sich ausschließlich an diesen orientieren müssen, bis überhaupt erstmal Preise für die Waren da sind. Wenn die Preise, die gemäß gegebener Einkommen für Bedarfe genommen werden müssen, zu hoch sind, so ist das zwar eine unangenehme Sache, aber daraus ergibt sich doch nicht, daß sich die Bedarfe ändern, daß ein geringeres Einkommen für die Leistungserbringungen benötigt wird, oder etwa doch? Ändern sich die Bedürfnisse der Mitarbeiter, weil sich die Waren eines Betriebes wegen ihrer hohen Preise nicht oder schlecht verkaufen? Sind die Bedürfnisse variabel, je nach dem, was an Einkommen da ist? Der Lagerarbeiter von der Rampe fügt sich in eine bescheidene Lebenshaltung, während der Vorstandschef sich an einen großzügigen Lebenstil gewöhnt, euphemistisch als Repräsentationsaufwand bemäntelt, zu dem dann auch ein größerer Wagen gehört als derjenige, den der Lagerarbeiter fährt.  
Aurobindo war ein (anfangs revolutionärer) Kämpfer für die indische Unabhängigkeit und als solcher indischer Nationalist. In seinen Veröffentlichungen trat er unter anderem für den Boykott ausländischer Waren, für passiven Widerstand und Nicht-Zusammenarbeit ein. Auch als Philosoph und Guru war er Nationalist: er forderte eine »nationale Erziehung«, sah die Nationen als natürliche Organisationsformen der Menschen an und sprach jeder Nation eine Seele zu. Dass sich Konflikte in den Menschen als Kriege zwischen Nationen manifestieren, fand er in der Natur des Menschen liegend und unabdingbar – solange nicht alle Menschen Erleuchtung erlangt haben.  


Er hegte bereits damals eine große Verehrung für [[Wikipedia:Deutschland|Deutschland]] als Kulturnation und las einige der deutschen Klassiker im  deutschen Original. Dieses Interesse veranlasste ihn, sich in seinem während des Ersten Weltkriegs begonnenen und nach dem Zweiten Weltkrieg überarbeiteten Buch [[wikipedia:The Human Cycle|The Human Cycle]] (dt. 1952 als ''Der Menschliche Zyklus'') nunmehr sehr eingehend und kritisch mit dem deutschen Nationalsozialismus auseinanderzusetzen, dessen Entwicklung er sehr genau verfolgt und dessen Gefahrenpotential er ebenso genau beschrieben hatte. Dieser habe zwar auch die ''Subjektivierung'' zum Ziel gehabt – ein zentraler Begriff in Aurobindos Philosophie –, sei aber beim Streben danach vom rechten Weg abgekommen und habe ihn in sein Gegenteil verkehrt. Mit Aufrufen an die indische Bevölkerung und Politiker zur finanziellen Unterstützung der Engländer bei ihren Verteidigungs- und Kriegskosten unternahm er - auch aktiv spirituell - alle in seinen Kräften stehenden Anstrengungen, die Alliierten in ihrem Kampf gegen den Hitler-Faschismus zu unterstützen <ref>vgl. Georges van Vrekhem: ''Hitler and his God - The Background to the Hitler phenomenon'', 2006 und ''Abendgespräche mit Sri Aurobindo'', S. 902</ref>.
Das Problem der gerechten, richtigen Warenpreise wandelt sich in das Problem der Anerkennung geltend gemachter Bedürfnisse der Leistungserbringer. Hier tun sich Abgründe auf, die an dem Prinzip der Urzelle als Preisbildner zweifeln lassen, und es resultiert aus den Schwierigkeiten der Bedarfsbestimmung, bzw. der Schwierigkeit, geltend gemachte Bedarfe auch anzuerkennen (anerkennen zu können), auch die Tendenz, in die Auffassung, daß die Märkte mit dem Spiel von Angebot und Nachfrage letztlich doch die Preise diktieren, zurückzufallen, da sich daraus natürlich ein wohlfeiles Argument gegen scheinbar überzogene Gehaltsforderungen gewinnen läßt. Und was in keiner Weise etwas anderes ist, als an der Auffassung, Arbeit werde als Ware bezahlt, festzuhalten.


== Rezeption von Aurobindos Werk ==
Ein nicht unüblicher Versuch, diesen Schwierigkeiten auszuweichen, anstatt sie zu lösen, besteht darin, die Behauptung aufzustellen (und dann entsprechend zu handeln), daß sich die Sachlage in der Tat so darstelle, allerdings weil die assoziative Wirtschaft noch nicht (vollständig) realisiert wäre. Man habe sich daher zunächst weiterhin mit dem Preisdiktat der Märkte abzufinden.  
Die Nobelpreisträgerinnen [[wikipedia:Gabriela Mistral|Gabriela Mistral]] und [[wikipedia:Pearl S. Buck|Pearl S. Buck]] schlugen Sri Aurobindo 1950 für den Literatur-Nobelpreis vor und erklärten, Sri Aurobindo sei einer, „der zu der Familie der Seher und Weisen der Welt gehört“.


[[wikipedia:Rabindranath Tagore|Rabindranath Tagore]] schrieb nach einer Begegnung, Aurobindo habe „die Seele gesucht und gefunden“. Er nannte ihn ferner einen „Hindu-Seher“, und man warte darauf, das „Wort“ von ihm zu empfangen.
Wenn dies so wäre, würde dann aber eine evolutive Entwicklung des heutigen Kapitalismus hin zu einer assoziativen Wirtschaft ausgeschlossen sein, wenn diese sich aus den Urzellen des Wirtschaftslebens, wie dargestellt, aufbauen soll.


Der französische Dichter [[wikipedia:Romain Rolland|Romain Rolland]] erklärte, Sri Aurobindo sei „der größte Interpret Indiens“, der die vollkommenste Synthese realisiert habe, welche das Genie des Westens und des Ostens wohl überhaupt erreichen könne.
== Die Polarität von Haushalt und Markt und die Urzelle ==
An dem Konzept der Urzelle, wie zunächst dargestellt, fällt auf die Außenvorlassung des [[Markt]]es und die Einbeziehung des Einkommens für die Familie, für diejenigen, deren Lebensunterhalt von dem Einkommen des Leistungserbringers mit abhängt.


Die Philosophen [[Jean Gebser]] und [[Ken Wilber]] sind von Aurobindo inspiriert worden.
Die Dimension des Familienanhangs, die Veranschlagung des Bedarfes im Grunde für einen ganzen, mehr oder weniger beliebig großen privaten (nicht der eigentlichen Wirtschaft zugehörigen) Haushalt läßt sich nicht runterbrechen auf eine pauschale Gewährung etwa eines Kinderzuschlags oder dergleichen. Die Dimension des Haushalts ist wie die Dimension des Marktes als ein Faktor anzusehen, der auf die Preisbildung in der Urzelle einwirkt. Da sich letztlich ja aber sowohl Haushalt als auch Markt aus der "Ur"zelle erst entwickeln, kann man auch von den beiden Polen Haushalt und Markt der Urzelle sprechen.


In einem Interview mit der Zeitschrift ''Auroville Today'' erklärte der [[Dalai Lama]] im Dezember 1994, bei einer Begegnung mit der Mutter im Jahr 1973 habe eine bedeutungsvolle Atmosphäre geherrscht, er habe mit ihr über die Zukunft seines Landes gesprochen. Über Auroville sagte er, die umfassenden Erfahrungen, die dort mit der Aufforstung gewonnen worden seien, könnten vielleicht eines Tages auch für eine Hochgebirgsregion wie Ladakh oder Tibet genutzt werden. Er würdigte den Gemeinschaftssinn und die Vision der Aurovillaner ebenso wie deren „klare Akzeptanz des Wertes spiritueller Dinge“. Man habe dort eine gute Synthese von praktischem Fortschritt und Spiritualität gefunden. Das Schulsystem in Auroville sei ein „wunderbares Experiment“.<ref>Quellen: Otto Wolff, Sri Aurobindo, S. 148-149; ''Yoga Abenteuer Meditation - die besten Artikel aus internationalen Zeitschriften'' (ISBN 3-931172-09-0), S. 94-103</ref>
Es wäre gemäß solcher Auffassung ganz falsch, einer Bedarfskomponente, wie sie sich in der Urzelle bildet, einen Marktpreis als Korrektiv entgegen zu setzen. Man hat es vielmehr mit einer Polarität zu tun. Sowohl die Haushaltskomponente eines Warenpreises als auch die Marktkomponente bilden sich aus der Urzelle heraus, Haushalt und Markt sind Entwicklungen der Urzelle und wirken auf diese zurück.


== Werke (Auswahl) ==
=== Die Dimension des Marktes ===
'''Hauptwerke'''
<div style="margin-left:20px">
* ''Das Göttliche Leben'' 3 Bände zus. 1213 Seiten ISBN 3-87348-141-3, Bd. 1 ISBN 3-87348-144-8, Bd. 2 ISBN 3-87348-145-6, Bd. 3 ISBN 3-87348-146-4
"Man produziert
* ''Savitri - Legende und Sinnbild'', Epos in der Übersetzung von Heinz Kappes, Verlag Hinder+Deelmann, Gladenbach 1985, ISBN 3-87348-119-7; 743 S.
immer mehr und mehr darauf los, man gründet Fabriken, man fragt
* ''Die Synthese des Yoga'', Verlag Hinder + Deelmann, Gladenbach (2.Aufl.) 1976, ISBN 3-87348-082-4
nicht: Wieviel wird gebraucht? - wie es einmal der Fall war, als es
* ''Die Dichtung der Zukunft'', Karlsruhe 1990, Eigenverlag und Übersetzung aus dem Englischen von Wilfried Huchzermeyer mit freundlicher Genehmigung des Sri Aurobindo Trust
Schneider im Dorf gab, die nur dann einen Anzug machten, wenn er
* ''Abendgespräche mit Sri Aurobindo'', Aufgezichnet von A.B. Purani, Aquamarin Vlg., Grafing 2012, ISBN 978-3-89427-609-6
bestellt wurde. Da war es der Konsument, der angab, wieviel erzeugt
werden soll, jetzt wird für den Markt produziert, die Waren werden
zusammengestapelt, soviel als nur möglich. Die Produktion arbeitet
ganz nach dem Prinzip, nach dem die Natur schafft. Die Natur wird
in die soziale Ordnung hinein fortgesetzt. Das wird zunächst immer
mehr überhandnehmen. Aber hier betreten wir das Feld des Materiellen.
Im äußeren Leben hat das geistige Gesetz, weil es eben für die
geistige Welt gilt, keine Anwendung, und es entsteht etwas sehr Merkwürdiges.
Da wir unter uns sind, können wir ja solche Dinge sagen.
Die Welt freilich wird uns heute darin kein Verständnis entgegenbringen.
Es wird also heute für den Markt ohne Rücksicht auf den Konsum
produziert, nicht im Sinne dessen, was in meinem Aufsatz «Geisteswissenschaft
und soziale Frage»<ref>1905/06, enthalten in [[GA 34]].</ref> ausgeführt worden ist, sondern man
stapelt in den Lagerhäusern und durch die Geldmärkte alles zusammen,
was produziert wird, und dann wartet man, wieviel gekauft wird.
Diese Tendenz wird immer größer werden, bis sie sich - wenn ich
jetzt das Folgende sagen werde, werden Sie finden, warum - in sich
selber vernichten wird. Es entsteht dadurch, daß diese Art von Produktion
im sozialen Leben eintritt, im sozialen Zusammenhang der
Menschen auf der Erde genau dasselbe, was im Organismus entsteht,
wenn so ein Karzinom entsteht."  {{G|153|174}} (1914)
</div>


'''Anthologien'''
Ein [[Handel]], der Austausch zweier Güter mit ihren [[Wert (Wirtschaft)|Werten]], ist noch kein Markt. Ein Minimalmarkt ist erst gegeben, wenn es mindestens zwei Güter auf der einen Seite gibt, gegenüber dem einen Gut auf der anderen Seite bzw. einem [[Geld]]betrag, der für einen bestimmten wirtschaftlichen Wert steht<ref>Das Alternativgut muß nur imaginiert sein, in einem anvisierten Austausch von zwei Gütern, bzw. Geld und Gut, der nicht zustande kommt, liegt das marktmäßige insofern schon, als das Geld für ein anderes Gut zurückbehalten wird.</ref>. Es wird gewählt, für welches Gut das Geld gegeben wird, darin besteht das marktmäßige. Weiterhin wird das eine Gut nicht gekauft, es bleibt liegen. Ein großer Markt hat notwendigerweise eine große Menge solcher liegenden Güter, die nicht unmittelbar getauscht werden, sondern darauf warten. Auf der anderen Seite gibt es Geld, das nicht unmittelbar sofort ausgegeben wird. Man hat es also mit einer Aufstauung von Waren zu tun, der Warenfluß vom Produzenten zum Konsumenten ist gestockt.
* ''Sri Aurobindo: Vorbote eines neuen Zeitalters'', Eine Einführung und Werkauswahl von Robert McDermott, Aquamarin Verlag, Grafing 1991, ISBN 3-89427-004-7


'''Werkvergleiche'''
Gemäß den Prinzipien der assoziativen Wirtschaft werden auf den Märkten die Preise der Waren nicht verhandelt, sondern sie sind bereits mit ihren schon ermittelten Werten gegeben (vorbehaltlich einer von den Assoziationen zu veranlassenden Korrektur). Für einen Geldbetrag wird eine Ware ausgewählt, die andere bleibt liegen. In diesem Liegenbleiben der Waren (bzw. dem Liegenbleiben des Geldes bei gesuchten, fehlenden Waren) muß man den Einfluß der Märkte auf die Preisbildung suchen, nicht in dem Austausch zweier gehandelter Güter. Denn deren Wert ist bereits betragsmäßig gegeben, wird nur jetzt realisiert, und ändert sich keineswegs, z.B. falls der Händler den Käufer übervorteilt.
* Udo Knipper: ''Anthroposophie im Lichte indischer Weisheit. Sri Aurobindo und Rudolf Steiner'', Vlg. Hinder+Deelmann, Gladenbach 1986, ISBN 3-87348-121-9
* Klaus J. Bracker: ''Veda und lebendiger Logos. Anthroposophie und Integraler Yoga im Dialog'', Mayer/Info3-Vlg., Frankfurt a.M. 2014, ISBN 978-3-95779-009-5


'''Aphorismen'''
Gemäß dem gängigen Modell von der Preisbildung durch Angebot und Nachfrage würde die Übervorteilung des Kunden, durch den der Händler einen höheren Preis erzielt als gerechtfertigt ist, tendentiell zu einer generellen Preiserhöhung der entsprechenden Ware führen. Umgekehrt führt eine unangemessene Vergünstigung, um einen konkurrierenden Händler auszustechen, tendentiell zu einer generellen Preissenkung. Eine solche Betrachtungsweise der Preisbildung ist in einer assoziativen Wirtschaft nicht möglich.  
* ''Gedanken und Aphorismen mit Erläuterungen der Mutter'', Copyright: Sri Aurobindo Ashram Trust; Verlag: Sri Aurobindo Ashram, Publication Department, Puducherry 1979, o.ISBN


'''Übersetzungen'''
<div style="margin-left:20px">
* aus dem Sanskrit ins Englische: ''Bhagavadgita'', (Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche), Verlag Hinder+Deelmann, Gladenbach 1981, ISBN 3-87348-110-3
"In der primitiven Wirtschaft ist die Dorfwirtschaft die einzige Wirtschaftsform.
Dann geht es über zu den Märkten. Diese Benennungen
sind volkswirtschaftlich viel richtiger, als man denkt. Solange der
Markt da ist und Dörfer darum herum, so lange bedeutet der Markt,
auch wenn er unter dem Prinzip von Angebot und Nachfrage steht,
etwas wirtschaftlich viel weniger Schädliches - wenn nicht eben
Halunken da sind, was eine persönliche Sache ist -, als wenn die
Stadtwirtschaft dazukommt. Durch diese wird das gesamte Verhältnis
zwischen Produzenten und Konsumenten radikal geändert. Dann
haben wir nicht mehr Dörfer, die von selbst ihren Markt regulieren,
sondern dann haben wir allen Möglichkeiten Tür und Tor geöffnet,
welche bestehen, wenn das Verhältnis zwischen Konsumenten
und Produzenten kein klares mehr ist, wenn es sich vermischt." {{G|341|46}}
</div>
<div style="margin-left:20px">
"Sagen wir, irgendein Handwerker verfertigt irgend etwas in einem Dorf und er wird krank. Er wird, sagen wir, unter gewissen Verhältnissen, wenn er an einen ungeschickten Arzt kommt, drei Wochen im Bett liegen müssen und seine Dinge nicht verfertigen können. Da wird er den volkswirtschaftlichen Prozess sehr wesentlich stören; denn es werden durch drei Wochen hindurch, wenn der Betreffende, sagen wir, Schuhe verfertigt hat, die Schuhe nicht auf den Markt gebracht werden - Markt im weitesten Sinne verstanden. Nehmen wir aber an, er kommt an einen sehr geschickten Arzt, der ihn in acht Tagen gesund macht, so dass er nach acht Tagen wieder arbeiten kann, dann können Sie die Frage in ernsthaftem Sinn entscheiden: Wer hat denn dann durch diese vierzehn Tage hindurch die Schuhe fabriziert? Der Schuhmacher oder der Arzt? Eigentlich hat der Arzt die Schuhe fabriziert." {{G|340|85}}f.
</div>


'''Autobiographische Aufzeichnungen'''
<div style="margin-left:20px">
* ''Über sich selbst'', (Verlag Hinder und Deelmann), Gladenbach 1994, ISBN 3-87348-157-X
"Da gibt es eine Tatsache, die spielt sich ab unmittelbar auf dem Markt bei Verkauf und Kauf, wenn ich dasjenige, was ich bekomme, gleich bezahle. Es kommt nicht einmal darauf an, dass ich es gleich mit Geld bezahle, ich kann es auch noch, wenn es Tauschhandel ist, mit der entsprechenden Ware bezahlen, die der Betreffende annehmen will. Es kommt darauf an, dass ich zunächst gleich bezahle, das heißt überhaupt zahle. Und jetzt haben wir wieder nötig, an dieser Stelle (siehe Zeichnung 4) von der gewöhnlichen trivialen Betrachtung zur volkswirtschaftlichen Betrachtung überzugehen. Es spielen nämlich in der Volkswirtschaft die einzelnen Begriffe fortwährend ineinander, und die Gesamterscheinung, die Gesamttatsache, ergibt sich aus dem Zusammenspiel der verschiedensten Faktoren. Sie können sagen: Es wäre ja auch denkbar, dass durch irgendeine Maßregel überhaupt niemand gleich bezahlen würde - dann gäbe es das Gleichzahlen nicht. Man würde also immer erst, sagen wir, nach einem Monat zahlen oder nach irgendeiner Zeit. Ja, es handelt sich nur darum, dass man dann in einer ganz falschen Begriffsbildung drinnen ist, wenn man sagt: Heute übergibt mir jemand einen Anzug und ich bezahle ihn nach einem Monat. Ich bezahle eben nach einem Monat nicht mehr diesen Anzug allein, sondern ich bezahle dann in diesem Moment etwas anderes: ich bezahle dasjenige, was unter Umständen durch eine Steigerung oder Erniedrigung der Preise etwas anderes ist, ich bezahle ein Ideelles dazu. Also der Begriff des A-tempo-Zahlens, der muss durchaus da sein, und der ist beim einfachen Kauf da. Und etwas wird eine Ware des Marktes dadurch, dass ich es gleich bezahle."
* ''Tagebuch einer Gefangenschaft.'' (edition-sawitri.de/ Karlsruhe)  ISBN 3-931172-12-0
</div>


'''Biographie'''
<div style="margin-left:20px">
* Otto Wolff: ''Sri Aurobindo'', rororo Monographie, Reinbek b. Hamburg 1995, ISBN 3-499-50121-X
"Wert in der Volkswirtschaft kann ja nur entstehen - das haben wir schon ersehen können - im Austausch der Erzeugnisse, im Austausch der Waren oder überhaupt volkswirtschaftlicher Erzeugnisse. Auf eine andere Weise kann Wert nicht entstehen. Aber Sie können leicht einsehen : Wenn nur auf diese Weise Wert entstehen kann, und wenn der Preis des Wertes so zustande kommen will, wie ich das gestern auseinandergesetzt habe, dass berücksichtigt werden soll, wie für jemand, der ein Erzeugnis hervorgebracht hat, ein solcher Gegenwert für das Erzeugnis erhältlich sein soll, dass er die Bedürfnisse befriedigen kann, die er hat, um ein gleiches Erzeugnis wieder herzustellen - wenn das möglich sein soll, so müssen ja die Erzeugnisse sich gegenseitig bewerten. Und schließlich ist es ja nicht schwer, einzusehen, dass im volkswirtschaftlichen Prozess sich die Erzeugnisse gegenseitig bewerten. Es wird nur kaschiert dadurch, dass das Geld zwischen dasjenige tritt, was ausgetauscht wird. Aber das ist nicht das Bedeutsame an der Sache. An dem Geld hätten wir nicht das geringste Interesse, wenn es nicht das Austauschen der Erzeugnisse förderte, bequemer machte und auch verbilligte. Wir hätten Geld nicht nötig, wenn es nicht so wäre, dass derjenige, der ein Erzeugnis auf den Markt liefert - unter dem Einfluss der Arbeitsteilung -, zunächst sich nicht abmühen will, um dasjenige, was er braucht, da zu holen, wo es vorhanden ist, sondern eben Geld dafür nimmt, um dann sich wiederum in der entsprechenden Weise zu versorgen. Wir können also sagen: In Wirklichkeit ist es die gegenseitige Spannung, welche zwischen den Erzeugnissen eintritt im volkswirtschaftlichen Prozess, die mit der Preiserzeugung zu tun haben muss."


'''Titel Deutsch-Sanskrit'''
"Betrachten wir von diesem Gesichtspunkt aus einmal das sogenannte Lohnverhältnis, das Arbeitsverhältnis. Wir können nämlich gar nicht Arbeit gegen irgend etwas austauschen, weil es zwischen Arbeit und irgend etwas eigentlich keine gegenseitige Bewertungsmöglichkeit gibt. Wir können uns einbilden - und die Einbildung realisieren, indem wir eben das Lohnverhältnis eintreten lassen -, dass wir die Arbeit bezahlen; in Wirklichkeit tun wir es nicht. Was in Wirklichkeit geschieht, ist etwas ganz anderes. Was in Wirklichkeit geschieht, ist dieses: dass auch im Arbeits- oder Lohnverhältnis Werte ausgetauscht werden. Der Arbeiter erzeugt unmittelbar etwas, der Arbeiter liefert ein Erzeugnis; und dieses Erzeugnis kauft ihm in Wirklichkeit der Unternehmer ab. Der Unternehmer bezahlt tatsächlich bis zum letzten Heller die Erzeugnisse, die ihm die Arbeiter liefern - wir müssen schon die Dinge in der richtigen Weise anschauen -, er kauft die Erzeugnisse dem Arbeiter ab."
* ''Sriaravindopanishad'' (Savitri Bhavan Dtld. - savitri.de) ISBN 3-937701-03-6
{{G|340|97}}f.
</div>


== Literatur ==
So problematisch solche Auffassung der Leistungserbringung im Betrieb auch sein mag (das ist in diesem Zusammenhang nicht weiter zu erörtern)<ref>Eine alternative Auffassung, die aber hier nicht näher geprüft werden soll, könnte darin bestehen, einen durchlaufenden Posten wie die heutige Mehrwertsteuer, in variabler Höhe, anzunehmen, der aber nicht an den Staat abgeführt wird, sondern individuell nach dem Bedarf auf die beteiligten Haushalte aufgeteilt wird. Monetär kommt es auf das gleiche hinaus, vermutlich auch dem tatsächlichen Vorgang nach. Einen Wertetausch welcher Art auch immer muß es dabei anscheinend geben, da die Warenpreise, die der Betrieb erzielt, nicht unmittelbar direkt auf die Haushaltseinkommen abgebildet werden können.</ref>: man hat bei diesem Werteaustausch zwischen betriebsinternem Produkt und entsprechendem Einkommenswert keinen Marktprozeß, denn gemäß obiger Definition des Marktes fehlt die Wahlmöglichkeit, die Aufstauung, sowie die von Steiner angeführte Unmittelbarkeit (Sofortzahlung), wie sie für den Markt gilt.
'''Biografische Darstellungen'''
 
* Wolfgang Gantke: ''Aurobindos Philosophie interkulturell gelesen'', Bautz, Traugott 2007, ISBN 978-3883092324 <small>Religionswissenschaftliche, biographische Darstellung Aurobindos Philosophie unter Bezugnahme auf Aurobindos Potential zur Bewältigung aktueller Krisen. </small>
Unter Berücksichtigung auch des haushaltsinternen Werteaustausches, wie von Steiner in dem Beispiel des kranken Schusters erläutert, der von seiner Krankheit je nach Leistung des Arztes früher oder später kuriert wird, gibt es dann drei Orte eines volkswirtschaftlichen Werteaustausches: haushaltsintern, betriebsintern und marktintern.
* Wilfried Huchzermeyer: ''Sri Aurobindo – Leben und Werk'', edition sawitri, Karlsruhe 2010, ISBN 978-3-931172-29-9 <small>Aktuelle Biographie unter Einbeziehung der Auswertungen seines Yoga-Tagebuches, das erstmals 2001 als Buch (engl.) veröffentlicht wurde. Die Biographie legt explizit die Werke Aurobindos dar und setzt sie in den Kontext der Lebensabschnitte; Ergänzung durch 20 Seiten s/w- und Farbfotos, Aussagen Aurobindos über Deutschland, Zeugnisse über sein Wirken hinsichtlich Indien und Europa, Symbol-Erläuterung, Zeittafel, Glossar, Literatur (haupts. dt. Publ.), Internet-Adressen und Register. </small>
 
* [[wikipedia:Georges van Vrekhem|Georges van Vrekhem]]: ''Beyond Man - The Life and Work of Sri Aurobindo and The Mother'', HarperCollins Publishers India, New Delhi 1999, ISBN 81-7223-327-2. <small> Doppelbiographie auf der Basis der bis 1999 neu hinzugekommenen und freigegebenen Quellen. Leben und Werk werden in biographischem, politischem, philosophischem und yogischem Kontext gesehen. </small>
Es ist leicht zu sehen, daß sollen die haushaltsinternen Vorgänge nicht zu den eigentlich wirtschaftlichen gerechnet werden, auch das Marktgeschehen aus dem Gebiet des Wirtschaftens im engeren Sinne herausfallen muß. Auf dem Markt wird nicht mehr gewirtschaftet, sondern nur noch getauscht.
* Otto Wolff: ''Sri Aurobindo'', Monographie, Rowohlt Taschenbuch, Reinbek bei Hamburg 1988 (Erstaufl. 1967), ISBN 3-499-50121-X <small>Grundlegende Darstellung innerhalb der Monographien-Reihe des Verlages mit Zitaten aus den Werken, Quellennachweisen, Zeittafel, Zeugnisse/Einschätzungen von Zeitgenossen, Bibliographie (Stand:1967) sowie Namenregister; der Band enthält ca. 70 s/w-Fotos und ist nur noch antiquarisch erhältlich (Stand: Februar 2008). </small>
 
==== Markt und Händlertum ====
[[Datei:Spices1.jpg|miniatur|[[Gewürz]]e auf dem Markt im marokkanischen [[wikipedia:Agadir|Agadir]]]]
Der Handel, das Händlertum, ist der Marktsphäre zuzurechnen und ist nicht als produktiver Beruf im wirtschaftlichen Sinne zu verstehen. Ob Handel eine Dienstleistung im üblichen Sinne ist, darüber sei hier nichts ausgemacht. Er ist jedenfalls dazu da, das Liegenbleiben der Waren zu bekämpfen. Er transportiert die Waren von Ort zu Ort, um die Übergaben zwischen Produzenten und Konsumenten zu ermöglichen. Lagerung kann als ein zeitlicher Übergabeprozeß angesehen werden. Ein Produkt kann nicht immer genau dann fertig sein, wenn es auch gebraucht werden kann. All diese händlerischen Tätigkeiten und weitere wie das Maklertum etc. verursachen eine Menge Kosten, die gewissermaßen den Bedarf des Marktes darstellen und auf die Preise aufgeschlagen werden müssen. Dies ist für die Wirtschaft insgesamt nötig. Die Waren würden sonst liegen bleiben und könnten nicht verkauft werden, die erwirtschafteten Werte würden sich nicht realisieren lassen. <!--Der Bedarf, den das Marktmanagement an Einkommen hat, muß dem entsprechen, was auf die Preise ab Werk noch aufgeschlagen wird, andernfalls würden Handelsgewinne aus der Wirtschaft abfließen.-->
 
Trotz des Aufschlags auf die Preise, der wegen des Bedarfs des Marktes gemacht werden muß, führt das Marktgeschehen zu einer Verbilligung der Waren. Der Aufschlag ist viel geringer als das, was die Wirtschaft durch den Markt spart. In dieser Verbilligung hat man den Einfluß des Marktes auf die Preisbildung zu sehen. Je besser der Markt funktioniert, desto geringere Warenpreise. Die Verbilligung ist jedoch nicht für alle Waren gleichmäßig. Für einzelne Waren kann es auch zu einer Verteuerung kommen. Wobei Verbilligung oder Verteuerung nicht immer auch in entsprechenden Preisänderungen und schließlich erzielten Preisen zum Ausdruck kommen.
 
Im schließlich erzielten Preis sollten eigentlich präzise die enthaltenen Bedarfe aller am Warenherstellungsprozeß mit ihren Arbeitern und Arbeiterinnen beteiligten Haushalte (die Unternehmer hier eingerechnet als Arbeiter, die Haushalte versorgen), zuzüglich Aufschläge wie Steuern etc. enthalten sein, und abzüglich der Verbilligung durch die Marktprozesse. In den wenigsten Fällen werden die von den Assoziationen vorgegebenen Warenpreise dem exakt entsprechen können, auch wenn sie noch so gut, informiert durch Produzenten, Händler und Konsumenten, ihre Entscheidungen fällen. Notwendig wird es Abweichungen der tatsächlich realisierten Marktpreise von den vorgegebenen Preisen geben müssen. Diese Preissignale werden beobachtet und das fließt in die weitere Preisfeststellung oder auch in Einwirkungsversuche auf die Preisbildungsprozesse ein.
 
Eine Schwierigkeit besteht jedoch darin, daß mit diesen Abweichungen sich auch die Bedarfe der Haushalte ändern. Denn wenn für eine Ware, z.B. Benzin, die Preise stark unter die Veranschlagung sinken, dann sinken auch die Bedarfe der Haushalte, es wurde also zuviel Einkommen gezahlt. Generell stimmt aber zumindest idealerweise die auf den Märkten erzielte Preissumme mit der Einkommenssumme der Haushalte überein. Die Marktpreise sind daher nur die Kehrseite der Bedarfseinkommen, die Gesamtsumme ist die der Einkommen, die nach dem, was die Haushalte auf den Märkten gemäß ihrem Bedarf einkaufen, bestimmt sind.
 
Die Betriebe, wie Raffenerien oder Tankstellen, die direkt an der Produktion von Benzin beteiligt sind, sind vom Fallen des Benzinpreises in besonderer Weise betroffen. Werden tatsächlich die kritisierten Gewinnausschüttungen getätigt, sind diese natürlich zuerst zu kürzen. Dann aber und wenn sonst keine Einsparungen möglich sind, kommt der Betrieb unter Druck, die Haushaltseinkommmen zu kürzen. Dies ist aber eigentlich nicht möglich, da diese sich am Bedarf orientieren, und auch müssen.
 
Solch ein Preisverfall einer Ware sollte eigentlich gar nicht eintreten, aber man mag sich Gründe vorstellen, die auch in einer gesunden Wirtschaft vorkommen. Die Assoziationen haben hier einzugreifen, und können, solange der Preis für Benzin selbst nicht wieder normalisiert werden kann, Ausgleichszahlungen an die betroffenen Betriebe zahlen, damit die Haushaltseinkommen weiterhin gedeckt sind. (Solche Ausgleichszahlungen werden aus einer allgemeinen Abgabe auf alle Preise finanziert.)
 
Eine dauerhafte Senkung des Benzinpreises sollte es eigentlich nicht geben, es sei denn, eine Verringerung und schließlich sogar tendentiell das ganze Wegfallen des Bedarfes liegt vor. Dies kann dann zu solchen Maßnahmen wie Betriebsschließungen und dergleichen führen, wodurch sich der Preis für Benzin dann wieder erhöht.
 
Funktioniert der Markt nicht richtig, können, abgesehen von den Maßnahmen der Assoziationen, die Betriebe selbst Marktmanagementfunktionen übernehmen oder unterstützend zuarbeiten. Das ist zwar weniger effizient, aber besser, als wenn der Absatz ins Stocken gerät oder gar ganz zum Erliegen kommt.
 
=== Die Dimension des Haushalts ===
Eine grundsätzliche Frage ist es, welchen Wert es hat, daß die Haushaltseinkommen von den Betrieben gezahlt werden, in denen die Arbeiter und Arbeiterinnen, die den Haushalten zugehören, tätig sind, wenn es sich bei den gezahlten Einkommen nicht um Lohn handelt, mit dem eingekaufte Arbeit entgolten wird. Die Zusammengehörigkeit von beruflicher Tätigkeit und einem Einkommen gemäß Haushaltsbedarf muß einen ökonomischen Sinn haben, auch wenn sich dieser nicht monetär ausdrücken läßt.
 
Man könnte ja sonst die Haushaltseinkommen nicht ''vor'' dem Wirtschaften geben, sondern ''im Nachherein'' auf die Warenpreise pauschal aufschlagen. In der Tat gibt es solche Aufschläge auf die Preise im nachherein auch, die in Haushaltseinkommen einfließen. Die Frage ist anscheinend nicht ganz einfach zu beantworten, oder wie könnte es sonst so viele Befürworter eines bedingungslosen [[Grundeinkommen]]s geben? Solch ein Einkommen würde aus Preisaufschlägen auf Waren gezahlt werden, wie auch natürlich die heutigen Sozialleistungen von Staats wegen, und sich von den Haushaltseinkommen, wie sie in einer assoziativen Wirtschaft ''vor'' dem Wirtschaften gezahlt werden sollen, fundamental unterscheiden. Welches ist der ''ökonomisch'' wesentliche Unterschied?
 
Welchen ''ökonomischen'' Unterschied macht es, um ein prominentes Beispiel zu nehmen, wenn ein Kindergeld nicht aus Preisaufschlägen ''nach'' dem Wirtschaften gezahlt wird (via Steuern oder Sozialkasse), sondern in den Haushaltsbedarf integriert ist und als Bedarfseinkommen von den Betrieben gezahlt wird?
 
Bei Zugrundelegung der heute noch herrschenden Auffassung, Arbeit werde als Ware eingekauft, ist die Frage leicht zu beantworten, da Elternteile mit Kindern für den Betrieb teurer wären, als alleinstehende Singles, und Betriebe daher Zurückhaltung übten, wenn ein Familienvater mit 16 Kindern um Anstellung nachsucht.  
 
Nur wenn der Familienvater ein Gehalt fordert, das dem entspricht, was sich der Betrieb als Vorteil, monetär berechnet, von seiner Einstellung verspricht (nach Möglichkeit wird weniger als dieser Vorteil gezahlt), kann er den Job erhalten. Gleichwohl sollen von staatswegen die Kinder nicht verhungern, und es wird der Lebensunterhalt dann z.T. aus der Staatskasse gezahlt, d.h. aus Geldern, die den Betrieben ''nach'' dem Wirtschaften abgezogen werden. Zum Teil mag die Finanzierung eines solchen kinderreichen Haushalts auch durch Gewinnbeteiligungen möglich sein, nicht notwendigerweise durch solche am eigenen Unternehmen, es können auch Aktien anderer Unternehmen sein, oder durch private Armutsfürsorge.
 
Man geht also von einer monetär berechenbaren Arbeitsleistung aus, und nur die kann der Betrieb selbst auch zahlen. Das übrige, was zur Finanzierung besonderer dadurch nicht gedeckter Haushaltsbedarfe notwendig ist, muß von woanders her kommen, gleichwohl aber erwirtschaftet sein. Der Betrieb, der den Familienvater beschäftigt, beteiligt sich schon daran mit den ihm auferlegten allgemeinen Steuern und Sozialabgaben, aber andere, ertragreichere Unternehmen schießen einen größeren Teil zu (entsprechende Gewinnbesteuerung vorausgesetzt).
 
Man glaubt nach der herrschenden ökonomischen Theorie, auf solche Art Arbeitskraft optimal zu allokieren. Die optimale Allokation würde gestört, wenn der Familienvater nicht ausschließlich aufgrund seiner monetär kalkulierten Leistung an den richtigen Platz in einem Betrieb käme. Gleiche Arbeit kann nur gleich bezahlt werden, sonst käme die gesamte Betriebsrechnung durcheinander. Daher kann ein Familienvater mit 16 Kindern grundsätzlich nicht besser bezahlt werden, als eine alleinstehende Person, wenn die Arbeitsleistung die gleiche ist.
 
Auch wenn man diese Auffassung für falsch hält, so ist sie doch aus ihren Voraussetzungen logisch und entbehrt nicht ökonomischer Plausibilität.
 
Die assoziative Wirtschaft sieht Arbeit jedoch nicht als Ware an und macht darüber hinaus geltend, daß dies allgemein gelten solle, bzw. ein menschenrechtliches Faktum ist. Die Bedarfe für die Haushaltseinkommen werden entsprechend nicht als Lohn aufgefaßt, in monetärer Hinsicht ist die Arbeit im Betrieb von der Betriebsrechnung abgekoppelt und kann nicht als Kosten in den Betriebsbilanzen auftauchen. Was in den Bilanzen als Posten steht, sind die gezahlten Haushaltseinkommen, und die wirken sich auf die Warenpreise aus, die genommen werden müssen.
 
Würde der Unterhalt für die 16 Kinder nicht vom Betrieb bezahlt, sondern von staatswegen aus allgemeinen Aufschlägen, würde sich die Betriebsbilanz positiver darstellen, die Warenpreise niedriger ausfallen. Warum trotzdem die Haushalte nach Bedarf bezahlen, und dann sich z.B. im Nachherein von einer Ausgleichskasse der Assoziationen Zuschüsse zahlen lassen, wegen der vielen Familienväter im Betrieb? Worin besteht der ''ökonomische'' Sinn der ''vollen'' Haushaltsbedarfszahlungen ''vor'' dem Wirtschaften?
 
Ein volkswirtschaftlicher Grund wurde bereits genannt: Da gemäß dem Prinzip der Urzelle die gerechten Preise für Waren sich aus dem zusammensetzen, was die an ihrem Zustandekommen beteiligten Arbeiter (inkl. Unternehmer) mit ihren jeweiligen Haushalten an Lebensunterhalt benötigen, um die Waren erneut produzieren zu können, würde eine (Mit-)finanzierung im Nachherein über eine pauschale, wirtschaftsweite Abgabe notwendigerweise zu ungerechten, zu hohen oder zu niedrigen Preisen der Waren der jeweiligen Betriebe führen. Man muß dabei bedenken, daß es für die meisten Waren, bis sie zum Konsum kommen, eine lange Produktionskette gibt, an der unzählige Betriebe beteiligt sind. Werden jetzt Haushalte mit zu groß für die jeweiligen Betriebe erscheinenden Bedarfen betriebsextern bezuschußt, kommen aus all diesen Betrieben in der Produktionskette nicht mehr die richtigen Preise heraus. Auch wenn die Assoziationen im Interesse gleicher Preise für bestimmte Güter auf regional zu bestimmenden Gebieten im nachherein für Ausgleiche sorgen, damit für die gleiche Ware keine unterschiedlichen Preise bestehen, müssen dort für solchen Ausgleich die richtigen Preise, wie sie aus den Betrieben "herauskommen", erstmal da sein. Werden sie im vornherein manipuliert durch betriebsexterne Zahlungen in die Haushalte hinein, sodaß diese dann gegenüber den Betrieben einen geringeren Bedarf geltend machen müssen, ist das Prinzip der Urzelle ausgehebelt und es ist dann nicht absehbar, wie man auf künstliche Weise sich dann mit Manipulationen den gerechten Preisen dann noch soll annähern können, da man sie nicht kennt.<ref>Wie sich leicht zeigen ließe, führte dies mit notwendiger Konsequenz dazu, sich an Preisen zu orientieren zu müssen, wie sie sich aus dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage ergeben, und die assoziative Wirtschaft bliebe wegen Mißachtung des Urzellenprinzips im Anfang stecken und käme nicht raus aus dem Kapitalismus.</ref>  
 
Eine andere Frage als diese volkswirtschaftliche ist der betriebswirtschaftliche Aspekt an der Sache. Unter dem Thema Dimension des Haushalts soll jedoch nun erstmal untersucht werden, ob es für die ''Haushalte'' bzw. die Arbeiter und Arbeiterinnen einen Unterschied macht, woher das Geld für den Lebensunterhalt kommt.
 
Natürlich ist es jeweils eine individuelle Angelegenheit, über die nur durch Befragung etwas ausgemacht werden kann. Die Hauptsache für jeden Haushalt wird aber wohl meist sein, daß überhaupt genug Geld da ist, egal von woher. Es könnte also auch [[Schenkungsgeld]] sein. Die Haushalte in gewissen Hinsichten als Organe oder Zellen des [[Geistesleben]]s anzusehen, liegt ohnehin nahe.
 
Wenn man davon ausgeht, daß Zahlungen ''nach'' dem Wirtschaften in die Haushalte hinein eigentlich nur Schenkungsgeld sein können, die Zahlungen ''vor'' dem Wirtschaften jedoch immer [[Kaufgeld]] sind, gäbe es eine interessante Lösungsmöglichkeit für das Problem unterschiedlich großer Famlienhaushalte: Sie könnten zum Teil durch Schenkungsgeld finanziert werden.
 
Alternativ könnten es Zahlungen sein, die aus der Ersparnis durch das Marktmanagement kommen. Denn diese Ersparnis ist nicht dem Wirtschaften in den Betrieben zuzurechnen, wie oben dargestellt. Im Unterschied zu den Schenkungsgeldern, die von den Betrieben erwirtschaftet werden, hätte man einen Teil der Haushaltseinkommen aus einer anderen "Wertquelle" zu bewerkstelligen, die jedoch ziffernmäßig in der Buchrechnung so nicht auftaucht. Es ist in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung so, als hätten die Betriebe selbst das erwirtschaftet, was aus der Ersparnis des Marktmanagements kommt. Aus dieser Wertquelle könnten die Gelder geschöpft werden, um einen Teil der Haushaltseinkommen zu finanzieren. Denn da es ein Kreislauf ist, könnte man das Marktmanagement auch als eine Verlängerung der Haushalte ansehen. Man würde die Haushaltsdimension das komplette Marktgeschehen umfassen lassen, und die Wertaustauschgrenze direkt an die Betriebe (Waren ab Werk, wie man es nennt), heranschieben. (In solcher Sichtweise hätte man eine metamorphosierte [[Selbstversorgung]] der Haushalte, die aber durch ihre Integration in die Volkswirtschaft als Marktmanagement unschädlich gemacht wäre.)
 
Dann hätte man eine Art Anspruch für die Haushalte auf die Gelder begründet, und diese müßten nicht um Schenkungsgelder bitten.
 
Sowohl diese als auch die Lösung via Schenkungsgelder würde jedoch an der Grundformel der Urzelle, wie sie Steiner konzipiert hatte, eine Modifikation vornehmen müssen: Es müßte davon abgekommen werden, daß der richtige Preis, der aus der Urzelle entsteht, sich zwingend 1:1 mit dem Bedarf des im Grunde ''beliebig'' großen Haushaltes, der zu einem Leistungserbringer gehört, ändert. Der richtige Preis in der Urzelle würde sich nunmehr ergeben aus dem Bedarf der Haushalte abzüglich des Betrages, den die Haushalte nicht benötigen, da sie von woanders her auch Einkommen beziehen, betriebsfremdes Einkommen. Damit die Urzelle als Preisbildner weiter funktionieren kann, muß den Assoziationen sowohl die Größe dieses betriebsfremden Einkommens eines jeden Haushaltes bekannt sein, als auch die jeweiligen ''Verhältnisse'' dieser Beträge zu den Einkommen aus betrieblicher Tätigkeit. Eine einfache Angabe gegenüber dem Betrieb: Wir benötigen soundso viel, genügt nicht mehr, denn es muß den Assoziationen bekannt sein, weshalb. Es wird deshalb auch die Beliebigkeit des [[wikipedia:Warenkorb|Warenkorb]]es eingeschränkt werden müssen, sowohl hinsichtlich Volumen, als auch der Zusammensetzung nach, (wobei selbstverständlich ein genügendgroßer Betrag für völlig freie (Bedarfs-)Verwendung, sowie auch die Sparmöglichkeit für die Haushalte erhalten bleibt).
 
Wenn z.B. pauschal 500 Euro pro Kind an Einkommen gegeben würde für Erziehungskosten wie Schulgeld, Kindergarten, Tagesstätte oder Haushaltshilfe wg. Kinderbetreuung, so würden z.B. diese 500 an kinderlose Paare nicht gegeben werden können, aber auch nicht für das Finanzieren des Studiums von erwachsenen Kindern, die noch mit im Haushalt leben.
 
Falls so eine Studiums-Finanzierung von Erwachsenen vorgesehen werden soll, müßte es sich um einen besonderen Posten, verschieden von dem für die Erziehungskosten für kleine Kinder und Jugendliche handeln, da in vielen Fällen die erwachsenen Kinder eines Haushalts, statt einem Studium nachzugehen, bereits berufstätig sein werden und damit auch betriebliches Einkommen in den Haushalt hineinbringen. Es wäre also nicht möglich, bei den Studiengeldern eine pauschale Gleichbehandlung der Haushalte vorzunehmen. Daher muß so ein Posten im Warenkorb nach anderen, individuelleren und konkreteren Kriterien gewährt werden wie die Erziehungsgelder. Usw.
 
==== Hausarbeit und Erziehungsarbeit ====
Ist die Haus- und Erziehungsarbeit in ihrem Lebensunterhalt abhängig von dem Einkommen eines "Haushaltsvorstands", der auswärts in einem Betrieb arbeitet und ''deshalb'' ein Einkommen für sich und für "die Seinen", seine "abhängigen", seinem oder ihrem Familien"anhang" erhält, so kann diese Abhängigkeit der Haushaltsmitglieder von dem- oder derjenigen, dem oder der das Einkommen auf das Konto gezahlt wird, auch manche weniger schöne Züge aufweisen.
 
Patriachalistische Verhältnisse und Einstellungen als überwunden angenommen (der Haushaltsvorstand könnte auch eine Frau sein, was in diesem Zusammenhang auf das gleiche hinausliefe), kann es daher im allgemeinen aus Sicht des Haushalts nur zu begrüßen sein, wenn seine Einkommen nicht ausschließlich aus Betriebseinkommen bestehen, und sogar intern teilweise den Tätigkeiten der Hausarbeit, Erziehungsarbeit, und auch Beziehungsarbeit und dergleichen zugeordnet werden können. Volkswirtschaftlich ist diese Zuordnung sinnvoll, da in diesen Arbeiten, auch wenn es sich noch um keine volkswirtschaftlichen im eigentlichen Sinne handelte, die schließlich mögliche Entstehung von Wirtschaftswerten vorbereitet wird.
 
Mit einem Teil solcher Leistungen kann der Haushalt mit seinen Mitgliedern aber auch indirekt den Wertetausch seiner Mitglieder in externen Betrieben beeinflußen, wie Rudolf Steiner an dem oben angeführten Beispiel von dem kranken Schuster, der je nach Fähigkeit des Arztes früher oder später kuriert wird, erläutert hat.
 
Es ist oftmals so, daß die Leistung eines Arbeiters in einem Betrieb dadurch höher ist, daß ihm vom Haushalt her der Rücken frei gehalten oder auch gestärkt wird, um die unzähligen und kaum im einzelnen identifizierbaren Zuarbeitungen mit einer Redewendung zu benennen. Ein Teil der Produktionsleistung in den Betrieben oder auch bei negativer Bilanz Minderleistung hat ihre Ursache letztlich nicht in den Arbeitsleistern in den Betrieben selbst, sondern hat ihren Ursprung im Haushalt, in den im Haushalt lebenden Mitgliedern, bzw. entsteht aus dem gemeinschaftlichen Leben dort heraus, zu dem auch die Nachbarschaft usw. dazu gehören kann.
 
Aus solcher Sicht sind die Waren und Dienstleistungen, die die Haushaltsmitglieder haushaltsextern in Betriebszusammenhängen produzieren, eine ''Gemeinschaftsleistung'' des Haushalts, deren jeweile Anteile daran, die die Haushaltsmitglieder produzieren, ''genausowenig monetär bestimmbar sind, wie die "Leistungsanteile" der Mitarbeiter bei der betrieblichen Warenproduktion''.


'''Entwicklung des Menschen'''
Das Problem des richtigen Preises, wie er aus der Urzelle herauskommen soll, wandelt sich unter solchen Gesichtspunkten in die Frage des richtigen ''Verhältnisses'' zwischen den Bedarfseinkommen aus Betriebstätigkeit und den Bedarfseinkommen, die aus anderen Quellen, letztlich aber aus einer Umlage<ref>Die Umlage selbst ist ein Thema für sich. Neben einem Anteil, der in einer gleichen Höhe wirtschaftsweit erhoben wird, wird es, sogar in besonderem Maße, eine Differenzierung nach Wirtschaftskraft der Regionen, Branchen usw. geben müssen.</ref>, die von der Wirtschaft insgesamt getragen wird, stammen, (andere Quellen wie Erbschaft usw. außenvor gelassen).
* Wilfried Huchzermeyer: ''Der Übermensch bei Friedrich Nietzsche und Sri Aurobindo.''(Verlag Hinder und Deelmann) ISBN 3-87348-123-5 <small>'Der Übermensch' bei Aurobindo spielt eine zentrale Rolle in seinem Werk. Der Begriff wird hier abgesetzt gegen die Vorstellungen Nietzsches.</small>
* Maggi Lidchi-Grassi: ''Das Licht, das in den Abgrund schien'', Sri Aurobindo Ashram Press, 1994, ISBN 81-7058-517-1. <small>Darlegungen der Zielvorstellungen Aurobindos von der geistig-spirituellen Höherentwicklung des Menschen in der Konfrontation mit und vor dem Hintergrund der Nazi-Ideen eines 'Herrenmenschentums'. </small>
* Jürgen Axer: Integrale Erziehung - Ein pädagogisches Konzept auf der Grundlage der Philosophie Sri Aurobindos; Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1983 (Dissertation) Universität Köln, ISBN 3-8046-8621-4
* [[wikipedia:Dilip Kumar Roy|Dilip Kumar Roy]], Indira Devi ''Der Weg der großen Yogis - ein autobiographischer Bericht'' München 1987 Wilhelm Heyne Verlag, ISBN 3-453-02450-8
* [[wikipedia:Hugo M. Enomiya-Lassalle|Hugo M. Enomiya-Lassalle]]. Am Morgen einer besseren Welt. Der Mensch im Durchbruch zu einem neuen Bewußtsein. Freiburg - Basel - Wien (Herder) 1984, ISBN 3-451-08164-4 <small>(mit Bezug auf Sri Aurobindo und Auroville insbesondere S. 96 bis 115)</small>


'''Philosophie'''
Im folgenden wird zu zeigen sein, daß das Verhältnis in der Urzelle zwischen dem Bedarfseinkommen aus Betriebseinkommen und dem Bedarfseinkommen aus einer Umlage dem Verhältnis zwischen der Wertschöpfung durch die Betriebe und der Wertschöpfung durch die Marktprozesse (annähernd und in sich differenziert nach Regionen, Branchen usw.) entsprechen muß, soll die Wirtschaft eine gesunde sein. Dabei kann z.B. in einer Region die Wertschöpfungsleistung der Betriebe höher sein, in einer anderen die der Marktprozesse.
* Andries Gustav Barnard: ''The Religous Philosophy of Consciousness of Sri Aurobindo'', [http://uir.unisa.ac.za/bitstream/handle/10500/1993/thesis.pdf;jsessionid=A0BA18A6B581BD0CE2FF88E06344B7B1?sequence=1 Dissertation], University of South Africa 2005. (<small>Spiegelt die Theorie des Bewusstseins an den Philosophen [[wikipedia:Alfred North Whitehead|Alfred North Whitehead]] und [[wikipedia:William James|William James]]</small>)
* Eric M. Weiss: ''The Doctrine of the Subtle Worlds. Sri Aurobindo's Cosmology, Modern Science and the Metaphysics of Alfred North Whitehead'', [http://www.ericweiss.com/papers/pdf/THE%20DOCTRINE%20OF%20THE%20SUBTLE%20WORLDS.pdf Dissertation], California Institute of Integral Studies, San Francisco 2003 (<small>Sri Aurobindos Kosmologie und Whiteheads Theorie von Raum und Zeit werden mit modernen Weltbildern der Wissenschaften konfrontiert.</small>)


'''Anthroposophische Literatur'''
<div style="margin-left:20px">
* Fred Poeppig: ''Yoga oder Meditation. Der Weg des Abendlandes'', Verlag die Kommenden, Freiburg i. Br., 2. erw. Aufl. 1965
Durch die Stadtwirtschaft "wird das gesamte Verhältnis
* [[Klaus J. Bracker]]: ''Veda und lebendiger Logos. Anthroposophie und Integraler Yoga im Dialog'', Mayer/Info3-Vlg., Frankfurt a.M. 2014
zwischen Produzenten und Konsumenten radikal geändert. Dann
* Udo Knipper: ''Anthroposophie im Lichte indischer Weisheit. Sri Aurobindo und Rudolf Steiner'', Vlg. Hinder + Deelmann, Gladenbach 1986
haben wir nicht mehr Dörfer, die von selbst ihren Markt regulieren,
sondern dann haben wir allen Möglichkeiten Tür und Tor geöffnet,
welche bestehen, wenn das Verhältnis zwischen Konsumenten
und Produzenten kein klares mehr ist, wenn es sich vermischt.
Und das ist der Fall, wenn die Menschen in den Städten zusammenwohnen.
Das Verhältnis zwischen Produzenten und Konsumenten kann nicht
anders überschaut werden, als daß man sich assoziativ gliedert. Dann
ändern sich aber die Verhältnisse, die unter der Verwuselung entstanden sind. Denn das assoziative Wesen ist etwas, was nicht nur
organisieren soll, sondern etwas, das wirtschaftet. Es würde sich
unter dem assoziativen Wesen ergeben, daß aus jedem einzelnen
Glied - darauf beruht das Zusammenwirken der drei Glieder des
sozialen Organismus - die Gesundheit des anderen zu gleicher Zeit
hervorgeht.
Im Laufe längerer Zeiträume, aber dennoch nicht allzulanger Zeiträume,
würde sich ergeben, daß in den Städten im wesentlichen
die Verwaltungsbeamten und die zentralen Schulen und so weiter,
also im wesentlichen Geistesleben und Rechtsleben zusammen sein
würden, während Wirtschaftsleben und Rechtsleben zusammen dezentralisiert
sein würden. Also das Zusammenleben würde sich auch
räumlich teilen, aber nicht so, daß man nun drei ganz verschiedene
Glieder hätte, sondern so, daß die Städte im wesentlichen ein Durcheinanderverwobensein
des Geisteslebens mit einer zentraleren, einer
größeren horizontischen Verwaltung darstellen würden. Und kleinere
Verwaltungen im Kreise von Wirtschaftsbetrieben würden mehr dezentralisiert
daliegen. Das würde voraussetzen, daß die Verkehrsverhältnisse
noch viel wirksamer würden als bisher. Diese sind nur
nicht so weit vorgeschritten, weil man eben den Verkehr nicht nötig
hat für die Produktion, wenn die Produzenten sich in die Städte
zusammensetzen." ({{G|341|46}}f.)
</div>


'''Glossar'''
==== Preisbildung in der Urzelle und Grundeinkommen ====
* ''Glossary of Terms in Sri Aurobindo's Writings'', Sri Aurobindo Ashram (Hrsg.), Puducherry 1978, 1.Aufl., o. ISBN <small> Sämtliche wichtigen Begriffe in Aurobindos Werk werden hier alphabetisch erläutert und z.T. durch Abschnittszitate in ihren Bezügen und Zusammenhängen verdeutlicht. </small>
Für die Frage, inwiefern ein bedingungsloses [[Grundeinkommen]] mit dem Prinzip der Urzelle kompatibel sein könnte, ergibt sich als ein Zwischenergebnis, daß dieses dann und ''nur'' dann der Fall wäre, wenn das Grundeinkommen, das an einen ''Haushalt'' gezahlt wird, die Höhe des Bedarfseinkommens hat, das aus einer Umlage zu zahlen ist, wie oben erläutert.


== Weblinks ==
Das bedeutet, daß ein Grundeinkommen nicht personenbezogen, sondern nur haushaltsbezogen, und auch nicht unabhängig von den übrigen Einkommen, insbesondere aus Berufstätigkeit, die in einen Haushalt fließen, gezahlt werden kann. Grundeinkommen wäre den Haushalten in der Höhe zu gewähren, die den Bedarf, der nicht durch Betriebseinkommen von Mitgliedern des Haushaltes gedeckt ist, befriedigen kann.
{{commonscat|Sri Aurobindo}}
* {{DNB-Portal|118505157}}
{{Wikiquote|Sri Aurobindo|Aurobindo}}
* [http://www.savitribysriaurobindo.com/ Savitri, das größte Werk Aurobindos], eng.
* [http://www.heinz-kappes.de/ht/index.php?option=com_wrapper&view=wrapper&Itemid=132 Die Savitri-Lesung von Heinz Kappes (deutsch)]
* [http://www.evolutionsforschung.org/SA.htm Wichtige Werke]
* [http://www.sriaurobindosociety.org.in/15aug.htm Die Botschaft Sri Aurobindos zur Indischen Unabhängigkeit (15. August 1947) am Vortag gesendet vom All India Radio], eng.
* [http://www.aurobindo.de/Aurobindo/deutschland.html Aurobindo über Deutschland]
* [http://www.here-now4u.de/die_integrale_philosophie_sri_.htm Vortrag über Aurobindos Philosophie]
* [http://www.sriaurobindoashram.org/ashram/sriauro/writings.php Aurobindos Bücher als PDF],eng.
* [http://http://mirapuri-enterprises.com/de/index.shtml Homepage der europäischen Friedensstadt Mirapuri]


== Quellen ==
Würde ein pauschales Grundeinkommen pro Haushalt gezahlt, differenziert nach Zahl und Alter der Mitglieder, müßte von dem Betrag des Haushaltsgrundeinkommens der Betrag, den Mitglieder des Haushalts via Berufstätigkeit erzielen, abgezogen werden, um das Prinzip der Urzelle und damit eine gesunde Preisbildung in der Volkswirtschaft nicht auszuhebeln.
<references />


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[wikipedia:Integrale Theorie|Integrale Theorie]]
[[Preisbildung]]
* [[wikipedia:Integraler Yoga|Integraler Yoga]]
* [[wikipedia:Sri Aurobindo Ashram|Sri Aurobindo Ashram]]


[[Kategorie:Philosoph]]
[[Assoziation (Wirtschaft)]]
[[Kategorie:Autor]]
[[Kategorie:Yoga]]
[[Kategorie:Mystiker]]
[[Kategorie:Spiritueller Lehrer]]
[[Kategorie:Inder]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Personendaten
== Nachweise, Anmerkungen ==
|NAME=Ghose, Aurobindo
<references/>
|ALTERNATIVNAMEN=Arabinda Ghosh (Transkription)
== Literatur ==
|KURZBESCHREIBUNG=indischer Politiker, Philosoph, Yoga-Meister und Guru
#Rudolf Steiner: ''Betriebsräte und Sozialisierung'', [[GA 331]] (1989), ISBN 3-7274-3310-8 {{Vorträge|331}}
|GEBURTSDATUM=15. August 1872
#Rudolf Steiner: ''Gedankenfreiheit und soziale Kräfte'', [[GA 333]] (1985), ISBN 3-7274-3330-2 {{Vorträge|333}}
|GEBURTSORT=[[Kalkutta]]
#Rudolf Steiner: ''Soziale Ideen – Soziale Wirklichkeit – Soziale Praxis. Band I: Frage- und Studienabende des Bundes für Dreigliederung des sozialen Organismus in Stuttgart'', [[GA 337a]] (1999), ISBN 3-7274-3371-X {{Vorträge|337a}}
|STERBEDATUM=5. Dezember 1950
#Walter Kugler u.a.: ''Alle Macht den Räten? Rudolf Steiner und die Betriebsrätebewegung 1919. Vorträge, Berichte, Dokumente'', Zusammengestellt und kommentiert von Walter Kugler, Rudolf-Steiner-Nachlaßverwaltung, [[Beiträge]] zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr. 103, 1989, [http://fvn-archiv.net/PDF/Beitraege/BE-103-1989.pdf pdf]
|STERBEORT=[[Pondicherry]]
#Wolfgang Latrille: ''Assoziative Wirtschaft. Ein Weg zur sozialen Neugestaltung.'' Die pragmatischen Aspekte der sozialen Dreigliederung. Stuttgart 1985
}}


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[[Kategorie:Wirtschaft]][[Kategorie:Arbeit]][[Kategorie:Soziales Leben]][[Kategorie:Geld]]

Version vom 7. Januar 2016, 13:52 Uhr

Die Urzelle des Wirtschaftslebens spricht sich nach Rudolf Steiner dadurch aus, dass jeder Mensch im Wirtschaftsleben in der Lage sein muss, für dasjenige, was er hervorbringt, so viel einzutauschen, dass er von dem Eingetauschten seine Bedürfnisse befriedigen kann, bis er ein gleiches Produkt wie das hervorgebrachte wieder hervorbringen kann. Daraus ergibt sich der in einer assoziativen Wirtsschaft festzulegende Preis für das Produkt. Eingerechnet muss dabei auch alles dasjenige werden, was abgegeben werden muss für jene, die nicht unmittelbar in der Gegenwart wirtschaftlich produktiv tätig sein können, z.B. für die Kinder und ihre Erziehung, für die Alten, Armen und Kranken usw.

Die Urzelle der assoziativen Wirtschaft

" . . . In das Wirtschaftsleben hat sich hineingeschlichen dadurch gerade, daß der moderne Kapitalismus mit seiner Sehnsucht nach der Rente, der Konkurrenz des Kapitals, das Auf-den-Markt-werfen und Regeln nach Angehot und Nachfrage - es hat sich in dieses Wirtschaftsleben hineingeschlichen eine Verwaltungsart eben durch den Kapitalismus, die durch die Natur des Wirtschaftslebens nicht notwendig in diesem Wirtschaftsleben stehen muß. Denn was braucht man in diesem Wirtschaftsleben? Man braucht den Boden mit seiner Möglichkeit, Produkte für den Menschen hervorzubringen; man braucht im industriellen Wirtschaftsleben die Produktionsmittel; man braucht den Arbeiter an den Produktionsmitteln, den Handarbeiter auf der einen Seite, den geistigen Arbeiter auf der anderen Seite. Einzelne Menschen haben immer eingesehen, daß ein Wirtschaftsleben in sich vollendet ist, welches hat den Boden, welches hat den physischen und den geistigen Arbeiter. Deshalb haben stärkere Denker des Wirtschaftslebens, einer sogar, der in der Lage war, ein preußischer Minister zu werden, das Wort ausgesprochen: «Das Kapital ist das fünfte Rad am Wagen des Wirtschaftslebens.» Man kann sich nicht wegdenken aus dem Wirtschaftsleben den geistigen Verwalter der Produktionsmittel und des Bodens, man kann sich nicht wegdenken den physischen Arbeiter, man kann sich wegdenken, ohne daß die Wirtschaft gestört wird, das Wirken des Kapitals. Daß das eine volkswirtschaftliche Wahrheit ist, das empfindet der heutige Proletarier; er empfindet es durch das, was ihm das Wirtschaftsleben an Leib und Seele bringt. Was ist in einem Wirtschaftsleben drinnen, in dem wirklich nur dasjenige herrscht, was ich eben angeführt habe? Arbeit, geistige und physische und dasjenige, was die Produktionsmittel und der Boden liefern. Die Leistung entsteht, die notwendig macht im menschlichen Leben Gegenleistung, und es entsteht das Urgebilde des Wirtschaftslebens. Dieses Urgebilde des Wirtschaftslebens heute reinlich herauszuarbeiten, das ist vonnöten, damit soziale Erkenntnis möglich werde. Tritt der Mensch ein in das Wirtschaftsleben - er muß produzieren für sich und für die anderen Menschen. Das ist der Maßstab, daß er in seinen Leistungen sich und die anderen Menschen wirtschaftlich halten kann. Das ist die große Frage, so einfach sie klingt, für alles Wirtschaftsleben. Die große Frage für alles Wirtschaftsleben ist diese: Ich muß imstande sein, innerhalb des Wirtschaftslebens, welcher Art der Hervorbringung ich mich auch hingebe: - ich muß imstande sein, für dasjenige, was ich hervorbringe, so viel einzutauschen aus der übrigen Wirtschaft heraus, daß ich meine Bedürfnisse des Lebens aus dem Eingetauschten befriedigen kann, bis ich imstande bin, eine gleiche Produktion wie das Hervorgebrachte wieder hervorzubringen. Eingerechnet muß werden in dasjenige, was da in Betracht kommt, ich möchte sagen, als das Atom des Wirtschaftslebens, als das Urelement des Wirtschaftslebens, - eingerechnet muß werden alles dasjenige, was ich abgeben muß für die, welche nicht unmittelbar in der Gegenwart produktiv tätig sein können; eingerechnet muß werden alles dasjenige, was für die Kinder, für ihre Erziehung usw. notwendig ist; eingerechnet muß werden die Quote, die ich für Arme, Kranke, Witwen, als Altersunterstützung zu geben habe. Das alles ist einzurechnen in diese Urzelle des Wirtschaftslebens, die sich eben dadurch ausspricht, daß jeder Mensch im Wirtschaftsleben in die Lage kommen muß, für dasjenige, was er hervorbringt, so viel einzutauschen, daß er von dem Eingetauschten seine Bedürfnisse befriedigen kann, bis er ein gleiches Produkt wie das hervorgebrachte wieder hervorbringt. Man sieht es aber dieser Urzelle des Wirtschaftslebens an, daß sie nur geregelt werden kann, wenn sie in dem Kreislauf des Wirtschaftslebens nichts anderes drinnen hat, als die Leistungen selber; wenn man nichts anderes im Kreislauf des Wirtschaftslebens hat als dasjenige, was der einzelne arbeitet als seine Leistung, und was die anderen mit ihm als ihre Leistungen eintauschen können. Innerhalb dieses Kreislaufes des Wirtschaftslebens hat nicht Ort und Stelle all dasjenige, was man nennen kann «Kapital»; das dringt nur ein, um dieses Wirtschaftsleben zu stören und diesen Wirtschaftsprozeß zu verunreinigen. Der Wirtschaftsprozeß wird nur reinlich, wenn in ihm der durch das Leben aus seiner Urzelle des Wirtschaftslebens heraus gebotene Wertausgleich der Güter stattfinden kann..." (Aus einem Vortrag von Rudolf Steiner, Tübingen, 2. Juni 1919, zitiert nach Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe, Beiträge 103, S. 18f)

Aus dem Prinzip dieser Urzelle, wie sie Rudolf Steiner hier charakterisiert, ergibt sich keine Einkommensdifferenzierung wegen unterschiedlicher Leistungen aufgrund von Befähigung. Eine bessere Bezahlung eines besonders fähigen Mitarbeiters würde zu privater Kapitalbildung in der Hand dieses Mitarbeiters führen, wenn er es nicht einfach nur verschwendet für Luxusreisen usw. Er erhielte mehr für seine Arbeit, als er benötigt. Diese Kapitalweggabe aufgrund der Überbezahlung bedeutete auf der anderen Seite aber eine Verteuerung der Ware. Solche Kapitalbildung ginge daher zu Lasten der Gemeinschaft, und hat im eigentlichen Wirtschaftsprozeß aus der Urzelle heraus nichts zu suchen. Man staunt daher, daß z.B. Wolfgang Latrille eine Einkommensdifferenzierung von bis zu 1:10 vorschlägt[1]. Man kann solche Vorschläge nur als einen Rückfall in die Entgeltungsvorstellung bezeichnen, nach der ein Mitarbeiter danach bezahlt wird, was er dem Unternehmen wert ist, insofern seine Fähigkeiten knapp sind. Um einen fähigen Mitarbeiter nicht zu verlieren, zahlt man ihm mehr, als er für seinen Bedarf benötigt: Dadurch verteuern sich die Waren, die das Unternehmen anbietet, und auf der anderen Seite wird das Bankkonto des fähigen Mitarbeiters fetter: Das ist ein Vorgang, der zu falschen Preisen führt und das Wirtschaftsleben wenn nicht schädigt, so doch belastet.

„Dasjenige, was man heute ein Existenzminimum nennt, das ist noch immer auf das Lohnverhältnis hin gedacht. Diese Art des Denkens, die wird beim selbständigen Wirtschaftsleben nicht in derselben Weise stattfinden können. Da wird die Frage reinlich aus dem Wirtschaftsleben heraus gestellt werden müssen. Diese Frage wird sich dann so stellen, daß der Mensch, indem er irgendeine Leistung vollbringt, indem er irgend etwas hervorbringt, für diese Leistung so viel an anderen Menschheitsleistungen durch Austausch wird zu bekommen haben, als er nötig hat, um seine Bedürfnisse und die Bedürfnisse derjenigen, die zu ihm gehören, zu befriedigen, bis er ein neues, gleichartiges Produkt hervorgebracht hat. Dabei muß nur in Anrechnung kommen all das, was der Mensch für seine Familie an Arbeit und dergleichen zu leisten hat. Dann wird man eine gewisse, ich möchte sagen Urzelle des Wirtschaftslebens finden. Und dasjenige, was diese Urzelle des Wirtschaftslebens zu dem machen wird, was eben den Menschen seine Bedürfnisse wird befriedigen lassen, bis er ein gleichartiges, neues Produkt hervorbringt, das gilt für alle Zweige des geistigen und materiellen Lebens. Das wird so zu ordnen sein, daß die Assoziationen, die Koalitionen, die Genossenschaften von der Art, wie ich sie vorhin dargestellt habe, zu sorgen haben werden, daß diese Urzelle des Wirtschaftslebens bestehen kann. Das heißt, daß ein jegliches Produkt im Vergleich mit anderen Produkten denjenigen Wert hat, der gleichkommt den anderen Produkten, die man braucht zu Befriedigung der Bedürfnisse bis zur Herstellung eines neuen, gleichartigen Produkts. Daß diese Urzelle des Wirtschaftslebens heute noch nicht besteht, das beruht eben darauf, daß im Angebot und Nachfrage des heutigen Marktes zusammenfließen Arbeit, Ware und Recht und daß diese drei Gebiete in der Zukunft getrennt werden müssen im dreigeteilten, gesunden sozialen Organismus.“ (Lit.:GA 337a, S. 82f)

„Und gleichsam die Urzelle dieses Wirtschaftslebens, das nur auf Sachkenntnis und Fachtüchtigkeit gegründet sein soll, die Preisbildung, wie wird sie sich vollziehen müssen? Nicht durch den Zufall des sogenannten freien Marktes, wie es bisher in der Volkswirtschaft und in der Weltwirtschaft der Fall war! So wird sie sich vollziehen müssen, daß auf dem Boden von Assoziationen, die sachgemäß zwischen den einzelnen Produktionszweigen und den Konsumgenossenschaften entstehen, durch Menschen, die sachkundig und fachtüchtig aus diesen Genossenschaften hervorgehen, organisch das erreicht werde, vernünftig erreicht werde, was heute krisenhaft der Zufall des Marktes hervorbringt. Es wird in der Zukunft, wenn die Feststellung von Art und Charakter der menschlichen Arbeitskraft in den Rechtsstaat fällt, ungefähr innerhalb des Wirtschaftslebens sich zutragen müssen, daß der Mensch für irgend etwas, was er arbeitend vollbringt, so viel an Austauschwerten erhält, daß er seine Bedürfnisse dadurch befriedigen kann, bis er ein gleiches Produkt wieder hervorgebracht hat.“ (Lit.:GA 333, S. 85f)

„Sehen Sie, bei der heutigen Struktur der Gesellschaft läßt sich eigentlich gar nicht anders produzieren als im Hinblick auf den Profit. Das Prinzip, zu produzieren, um zu konsumieren, das muß erst geschaffen werden! Und von diesem Prinzip wird wiederum abhängen, ob in einer entsprechenden Weise Wege für eine Güterverteilung gefunden werden können. Es wird viel davon abhängen, daß man über einen großen Bereich hin, ich möchte sagen, eine wirtschaftliche Urzelle findet. Diese wirtschaftliche Urzelle - ich möchte wenigstens mit ein paar Worten kurz von ihr sprechen -, worin besteht sie denn? Geht man nicht vom Produzieren, sondern vom Konsumieren, von der Befriedigung der Bedürfnisse aus, so handelt es sich darum, daß wir erst zu einem praktikablen Ergebnis dessen kommen müssen, was im Sinne der Bedürfnisbefriedigung zu einer sachgemäßen Preisbildung führt. Das geschieht nämlich heute in anarchisch- chaotischer Weise durch Angebot und Nachfrage, und da steckt viel drinnen von der Unmöglichkeit, heute überhaupt zu etwas zu kommen. Mit der Formel von Angebot und Nachfrage wird man nicht zu dem Ziel kommen, zu produzieren, um zu konsumieren. Nicht wahr, um zu dem Ziel zu gelangen, ist es notwendig, daß das, was ich produziere, im Vergleich zu anderen Gütern so viel wert sein muß, daß ich dafür eintauschen kann, ganz gleich, wie sich der Tausch gestaltet, alle diejenigen Güter, die meine Bedürfnisse befriedigen bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich ein gleiches Produkt wie jetzt hervorgebracht habe. Dabei muß dann alles das mit eingerechnet werden, was man als Beitrag zu leisten hat für diejenigen, die zur Zeit nicht unmittelbar selbst produzieren können, also für Kinder, die erzogen werden müssen, für Arbeitsunfähige und so weiter. Wovon man also ausgehen muß, das ist, sich klar zu werden über diese wirtschaftliche Urzelle. Erst dadurch wird es möglich, auf wirtschaftlichem Boden eine gerechte Preisbildung zu erreichen, so daß man dann in der Zukunft nicht wiederum, wenn man auf der einen Seite mehr verdient, auf der anderen Seite mehr ausgeben muß, weil die Dinge selbstverständlich unter dem Einfluß des Mehrverdienstes teurer werden.“ (Lit.:GA 331, S. 128f)

Die praktischen Erfahrungen mit den Urzellen und den Preisen, die sich bilden, würden dann auch eine Pauschalisierung ermöglichen, was ein Mensch generell durchschnittlich bei gegebenen Wirtschaftsverhältnissen an Einkommen benötigt, um seinen Bedarf zu decken:

„Daß aber ein wirklich auf sich selbst gestelltes Wirtschaftsleben erst recht sorgen kann für Witwen und Waisen und so weiter, das habe ich in meinem Buche «Die Kernpunkte der Sozialen Frage» des breiteren ausgeführt. Ich habe es sogar vorhin schon angedeutet, daß eingerechnet werden muß in die wirtschaftliche Urzelle dasjenige, was ein jeder als Quote beizusteuern hat zu dem, was Witwen und Waisen, überhaupt sonstige nicht arbeitsfähige Menschen - wie in meinem Buche ausgeführt ist, auch für die Kinder, für die ich das Erziehungsrecht in Anspruch nehme -, zu bekommen haben. Der Maßstab dafür wird sich ergeben einfach aus der Lebenshaltung der übrigen Personen. Da man mit der wirtschaftlichen Urzelle einen Maßstab hat für die Lebenshaltung einer Person nach dem bestehenden wirtschaftlichen Gesamtwohlstande, so ist damit zu gleicher Zeit auch die Möglichkeit gegeben, einen Maßstab zu schaffen für das Leben derjenigen, die wirklich nicht arbeiten können.“ (Lit.:GA 337a, S. 91)

Es ist nicht ganz klar, ob Steiner hier mit dem Maßstab der Lebenshaltung "einer" Person, den Bedarf der einen leistungerbringenden Person für sich allein, im Unterschied zum Famlienbedarf verstehen will, oder einen durchschnittlichen Familienbedarf. Sollen die Preise sich nicht aus Angebot und Nachfrage ergeben, sondern entsprechend den Bedarfen sich bilden, wird für die Regelung allerdings dann eine gewisse Pauschalierung notwendig werden, die von Steiner hier angedeutet ist. Es könnte da dann auch unterschiedliche Einkommensstufen oder -klassen geben. Eine unterschiedliche Entlohnung aufgrund unterschiedlicher Befähigung und daher anderem Leistungsausmaß läßt sich daraus jedoch nicht ableiten.

Komponenten von Bedarf, Zeitbedarf, Leistung und Preis

Gemäß dem Konzept der Urzelle hat man zum Verständnis der Entstehung der Preise zunächst diese Urzelle selbst näher zu untersuchen, und nicht etwa z.B. Auswirkungen von Gesamtangebot einer Ware oder nachgefragtem Bedarf. Diese gehören zu den Faktoren, die auf die Urzelle einwirken, und erst über diese Einwirkung einen Einfluß auf den Preis einer Ware haben können.

Genauso hat die Bewertung einer Leistung in ihrer Inanspruchnahme zunächst keine Bedeutung für den Preis, da dieser sich aus Bedarf und Zeitbedarf für die Hervorbringung der Leistung ergibt. Wenn durch die Fähigkeit des Leistungserbringers die benötigte Zeit für die Produktion sich verringert, dann wird dadurch eine Ware nicht teurer, sondern billiger.

Bedarf

Der Bedarf besteht nicht nur in dem, was der Leistungserbringer für seinen Lebensunterhalt benötigt, sondern es gehört dazu auch der Unterhalt der Angehörigen, der abhängigen Familie. Man macht sich die Dimension dieser Preiskomponente nicht richtig klar, wenn man unter Mißachtung des Prinzips der Urzelle z.B. Krankenversicherung auf den Preis fiktiv aufschlägt, gewissermaßen, nachdem er schon der Urzelle entsprungen ist, ihn im Nachherein manipuliert. Der Aufpreis für eine Krankenversicherung kann nur ein Äquivalent sein für dasjenige am Bedarf, was für den Leistungserbringer wegen Krankheitsmöglichkeit veranschlagt werden muß.

Desgleichen entsteht auch die Preiskomponente für die Alterssicherung in der Urzelle selbst, und wird nicht im nachherein aufgeschlagen. In einer unentwickelten Wirtschaft gehören zur Familie auch die Kranken und Alten. Der Leistungserbringer muß für seine Ware einen Preis erhalten, der nicht nur die Kinder, sondern auch die nicht mehr tätigen Großeltern, sowie auch den beschäftigten Auszubildenden, und z.B. einen behinderten Onkel, der mit in der Familie lebt, ernähren kann.

Arbeiten im wirtschaftlichen Sinne (d.h. für familienfremden Bedarf) in solch einer Lebens- bzw. Hausgemeinschaft zwei Personen, dann erhöht sich dadurch selbstverständlich keineswegs der Bedarf für den Lebensunterhalt dieser Familie, abgesehen von den direkt produktionsbezogenen Bedarfen[2]. Wenn die Partnerin eines Schusters Kleider herstellt, und die Familie daher nicht nur Schuhe produziert, sondern Schuhe und Kleider, sind dadurch die Preise für Schuhe und Kleider verbilligt.

Ein differenzierter Bedarf, wie Wolfgang Latrille ihn vorschlägt, macht allerdings dann Sinn, wenn man bedenkt, dass der gebildetere Angestellte andere kulturelle und bildungsmäßige Interessen hat, als der vergleichsweise ungebildete angelernte Arbeiter. Zudem benötigt der qualifizierte Angestellte, über seinen Beruf hinaus auch einen Mehr-Bedarf für die notwendige Fortbildung und die Erlangung beruflicher und allgemeiner Information (z.B. durch Zeitungen und Zeitschriften). [3]

Zeitbedarf

Gemäß diesem Konzept der wirtschaftlichen Urzelle ist der Preis einer Ware umso höher, je mehr Zeit für ihre Produktion benötigt wird. Dafür ist es zunächst unerheblich, ob durch andere Produzenten die Ware billiger produziert werden kann, weil sie weniger Zeit dafür benötigen. Wenn der Schuster für ein paar Schuhe eine Woche benötigt, wird der Preis für diese paar Schuhe dem Bedarf für eine Woche Lebensunterhalt entsprechen müssen. Dabei ist es völlig egal, ob andere Schuster für das betreffende Wirtschaftsgebiet Schuhe gleicher Qualität an einem Tag schaffen können. Wenn man nun meint, ein Preis für die Schuhe, der 1 Woche Lebensunterhalt entspricht, sei zu hoch, worauf könnte sich so ein Urteil gründen?

Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten, hat sich aber strikt am Prinzip der Urzelle zu orientieren, und nicht etwa an der Beobachtung, daß die Nachfrage nach preisgünstigen Schuhen höher ist als diejenige nach teuren.

Ein Grund dafür, daß der Schuster eine ganze Woche für ein paar Schuhe benötigt, könnte sein, daß der Schuster in Teilzeit arbeitet. Er arbeitet z.B. nicht wie die anderen Schuster "Vollzeit", angenommen 40 Stunde die Woche, sondern nur ein 1/7 davon, ca. 6 Stunden die Woche.

Fall 1. Die übrigen 6/7 verwendet der Schuster auf ein anderes Produktionsgebiet, er ist nämlich auch Schneider. Als Schneider arbeitet er ca. 34 Stunden die Woche.

Fall 2. Da der Schuster im fortgeschrittenen Alter ist, etwas altersschwach, kann er nicht mehr so schnell arbeiten wie in den besten Jahren. Er braucht die doppelte Zeit wie früher, arbeitet aber weiterhein "Vollzeit".

Fall 3. Da der Schuster im fortgeschrittenen Alter ist, etwas altersschwach, kann er nicht mehr 8 Stunden pro Tag arbeiten, er arbeitet 5 Tage á 4 Stunden, "Teilzeit", aber so schnell wie früher. Das Paar Schuhe ist nach einer Woche fertig wie in Fall 2.

Fall 4. Der Schuster ist jung und arbeitet auch am Wochenende sowie abends, insgesamt 100 Stunden die Woche. Das paar Schuhe ist gleichwohl erst in einer Woche fertig, da der Schuster das Produktionsverfahren während der Produktion der Schuhe optimiert.

Fall 5. Der Schuster benötigt 3,5 Tage für die Produktion der Schuhe. In den übrigen 3,5 Tagen widmet er sich der Aufgabe, das Produktionsverfahren zu optimieren, produziert in dieser halben Woche also keine Schuhe.

Fall 6. Der Schuster arbeitet nicht wie gewöhnlich 40 Stunden die Woche, sondern eine Zeitlang 80 Stunden die Woche, und lagert die zusätzlich produzierten Schuhe. Nach einem Jahr stehen 52 paar Schuhe im Lager. Im folgenden Jahr läßt er die 52 Paar von einem Händler abholen, und widmet sich ausschließlich der Kindererziehung, sowie Renovierung der Privatwohnung und dergleichen.

Fall 7. Wie 6, jedoch ohne private Haushaltsproduktion, und statt dessen 1 Jahr "Sabbatical".

Fall 8. Wie 7, jedoch anstatt 80 Stunden, arbeitet der Schuster nur 40 Stunden, es gibt also keine zusätzlichen 52 Paar, die ein Händler abholen kann. Trotzdem gönnt sich der Schuster ein Jahr sabattical.

Fall 9. Der Schuster hat einen Sohn, der im Betrieb mitarbeitet, der aber, obwohl fleißig, nicht sonderlich befähigt ist, sodaß ein Teil der Schuhe mit Fehlern behaftet sind, die in der Folge zum Schuster zwecks Reparatur zurückgebracht werden.

Leistung

Der oben angegebene Fall 9 ist von besonderem Interesse, weil an ihm deutlich wird, daß der Preis der Schuhe einmal vom Bedarf abhängt (denn durch die Zugehörigkeit des minderbefähigten Sohnes zur Familiengemeinschaft muß der Preis der Schuhe höher sein), als auch von der Leistung, die sich aus angewendeter Fähigkeit ergibt (die Minderleistung des Sohnes führt dazu, daß der Schuster generell seine Schuhe etwas teurer machen muß.)

Man könnte dies auf die Formel bringen, daß Bedarf und Leistung sich gegenseitig aufheben. Je höher die Leistung, desto geringer fällt der Bedarf aus. Nimmt man den Bedarf für den Lebensunterhalt für konstant an, ergibt sich ein Überschuß, wenn die Leistung höher ausfällt. Dies führt zur Bildung von Kapital. Die im Fall 6 aufgelagerten 52 paar Schuhe sind solches Kapital. Im Fall 4 kommt es durch die Verbesserung des Produktionsverfahrens zur Kapitalbildung. Im Fall 5 an sich genauso, jedoch wird es durch entsprechend höheren Bedarf wieder aufgebraucht, was in Fall 4 nicht der Fall ist.

Man kann bei solchen Überschüssen, die das Wort Leistung im eigentlichen Sinne erst verdienen (Überschuß-Leistung = Leistung - Bedarf) noch nicht von der Produktivkraft des Kapitals als solcher sprechen, denn dieses wird zunächst nur erst gebildet. Ist aber das bessere Produktionsverfahren für Schuhe erst einmal etabliert, generiert es dauerhaft (Überschuß-)Leistungen. Dies sind dann Leistungen des Kapitals, und nicht etwa die des Schusters, dessen Leistungen diesbezüglich mit Fertigstellung des Produktionsverfahrens abgeschlossen sind.

Preis

Lohn und Preis im kapitalistischen System

Die kruppschen Hüttenwerke Rheinhausen um 1900

Die Eigentümer eines typischen kapitalistischen Wirtschaftsbetriebes betrachten das Kapital, das aus Überschuß-Leistungen von Mitarbeitern gebildet wird, als ihr Eigentum, und verwenden es mit privater Verfügungsgewalt, soweit keine rechtlichen Einschränkungen gegeben sind. Soweit die Gewinne nicht als Investition im Betrieb bleiben, können sie den Eigentümern als Einkommen zukommen, oder sonstwie verwendet werden (Gründen einer Stiftung, Parteispenden, Förderung der Kunst etc). Auch der Staat bezieht zwangsweise aus solchen Überschüssen Gelder.

Entgegengesteuert wird dem in der etablierten Wirtschaftsordnung durch das Spiel von Angebot und Nachfrage in Verbindung mit dem Konkurrenzkampf. Der Versuch, am Markt zu bestehen, führt (zumindest im Ideal-Modell des vollkommenenen Marktes) dazu, daß die eigenen Produkte möglichst billig abgegeben werden, um die Konkurrenz zu unterbieten.

Durch solche Verbilligung der Waren fließt Kapital an die Konsumenten ab. Auf der anderen Seite fließt Kapital ab durch bessere Bezahlung der Mitarbeiter. Würden diese entsprechend ihrer Leistung bezahlt, entstünde im Unternehmen deswegen keinerlei Kapital. Es wird also im Interesse der Eigentümer, oder gemäß anderen wirtschaftlichen Gesichtspunkten, dem Mitarbeiter nicht die volle Leistung entgolten. Dennoch gilt die Regel, daß je höher die (Überschuß-)Leistung, ein Mitarbeiter umso besser bezahlt wird. Man denkt sich die Arbeit auch als durch Angebot und Nachfrage geregelt, und ein Mitarbeiter hat einen "Preis", nämlich den, den ein anderes Unternehmen bereit wäre zu zahlen, um den Mitarbeiter für sich zu gewinnen.

Aus diesem Konglomerat von Fakten, Werten, Einstellungen und rechtlichen Regelungen ergibt sich die Vorstellung vom Lohn gemäß Leistung, bzw. die Idee der Beteiligung der Mitarbeiter am Überschuß der Leistungen je nach ihrem "Verdienst", und ihre erzwungene Umsetzung. Im Idealmodell der "freien Marktwirtschaft" führt dies zu optimaler Allokation, gerechten, angemessenen Preisen für Waren, und gerechten, angemessenen Einkommen.

Man muß daher die Entlohnung nach Leistung als Bestandteil eines Wirtschaftens innerhalb eines solchen kapitalistischen Systems ansehen, in dem die Preisbildung durch das Spiel von Angebot und Nachfrage auf den Märkten geregelt wird. Im Interesse des eigenen Profits bzw. aus wirtschaftlicher Überlebensnotwendigkeit sucht man Preise und Löhne zu manipulieren, um über den Bedarf hinaus zu konsumieren, um besser dazustehen als die Konkurrenz, oder um für die Zukunft vorzusorgen.

Lohn und Preis gemäß der wirtschaftlichen Urzelle

Einkommen und Warenpreise

In einer assoziativen Wirtschaft gemäß der Dreigliederungsidee des sozialen Organismus gibt es Arbeitslohn im Sinne einer preismäßigen Bezahlung des Einkaufs von Arbeit als Produktionsfaktor nicht mehr. Gegen die Weiterverwendung der Bezeichnung "Lohn" für das Einkommen, das ein am Wirtschaftsleben teilnehmender Produzent, oder auch "Gehalt", erhält, spricht aber nichts, soweit man sich darüber klar ist, daß darunter keine bezahlten Preise zu verstehen sind.

Wenn man an einem "Leistungslohn" festhalten will, dann kann das nur dadurch möglich sein, daß man den über den eigentlichen Bedarf hinausgehenden Betrag als eine Zahlung ansieht, die aus anderen Gründen gezahlt wird, nicht für eine erbrachte Leistung. Man muß sich dann aber darüber im Klaren sein, daß solche Zahlungen dazu führen, daß andernorts weniger Geld da ist.

Genauer ist zu untersuchen, inwieweit solche monetären Rückübertragungen der Leistungsüberschüsse von Mitarbeitern sich auf die Preisbildung auswirken, bzw. wie Verfälschungen der Preise durch solche Kapitalübertragungen vermieden werden können.

Generell ist mit solchen Übertragungen natürlich eine Verteuerung der Waren verbunden. Das ist aber auch sonst der Fall, wenn ein gebildetes Kapital nicht in niedrigere Preise abfließt, und insofern eigentlich unproblematisch. Es besteht jedoch die Besonderheit, daß durch solche höheren Einkommen als der Bedarf die Überschußleistungen von produzierenden Mitarbeitern wieder (teilweise) rückgängig gemacht werden. Es wird dadurch dem jeweiligen Betrieb und allgemein dem Wirtschaftsleben genau dort Kapital entzogen, wo es gebildet wird. Die Produktionsleistung eines Mitarbeiters wird durch seine Bezahlung über den Bedarf des Lebensunterhalts hinaus aus dem Wirtschaftsleben wieder hinausgestoßen.

Auf der anderen Seite hat ein Mitarbeiter, dem ein solches über seinen Bedarf hinausgehendes Einkommen zukommt, einen monetären Kontozuwachs. Dieses Geld ist da dann zunächst einmal nicht wirtschaftendes Kapital, sondern aus dem Wirtschaftsleben herausgefallen. Es wurde dem Betrieb aus Gründen entzogen, die keine wirtschaftlichen sein können.

Man muß daher zunächst ganz allgemein einen gewissen Schaden konstatieren, den die Wirtschaft erleidet (inwieweit dieser Vorgang ein vertretbarer ist, durch einen später eintretenden kompensatorischen Prozeß, hängt dann von der Verwendung des Zahlbetrages durch den Mitarbeiter ab). Aber wie wirkt sich dieser wirtschaftsfremde Zahlvorgang auf die Preisbildung aus?

Man hat gewöhnlich bei solcher Praxis im Unternehmen eine Hierarchie vorliegen, die durchaus auch gewollt sein kann. Je höher die Befähigung eines Mitarbeiters, desto mehr Befugnisse, auch Weisungsbefugnisse, wird man ihm im Betrieb übertragen. Es ist damit ein gewisser Status, eine Reputation usw. verbunden, die sich auch im Gehalt spiegelt. Die Vorstandssekretärin wird besser bezahlt als der Lagerarbeiter an der Rampe. Die Überprüfung, welchen Anteil der einzelne Mitarbeiter am Unternehmenserfolg hat, wird dabei üblicherweise gar nicht erst versucht.

Will man die Preise aus der Urzelle hervorgehen lassen, wäre es aber dann doch genauer zu untersuchen, welchen Leistungsbeitrag der einzelne Mitarbeiter erbringt. Lagerarbeitern will man aber von vornherein gar nicht erst im erörterten Sinne besondere Extrazahlungen zukommen lassen. Diese werden umso mehr gewährt, je höher die Position im Unternehmen ist. Denn nur das kann sich ein Unternehmen leisten. Würden Extrazahlungen auf alle Mitarbeiter ausgedehnt, wie sie an den angeblich besonders befähigten und außerordentliche Leistungen erbringenden Vorstand gezahlt werden, könnte der Betrieb nicht weiter funktionieren.

Wie will man die richtige Höhe solcher wirtschaftsfremden Zahlungen, die man dem Vorstand, Abteilungsleitern usw. gewährt, bestimmen können? Dies ist in keiner Weise möglich, da es nur Zahlungen aus den Überschüssen des Unternehmens sein können, nicht jedoch Zahlungen, die sich aus der Urzelle heraus ergeben. Diese hat gar nicht die Möglichkeit, einen Leistungslohn zu fixieren, sondern kann sich nur danach richten, was ein Mitarbeiter an Bedarf für Lebensunterhalt hat.

In willkürlicher Weise wird einigen Mitarbeitern mehr gezahlt, als sie zum Unterhalt benötigen, und das Geld wird aus dem allgemeinen Gewinn des Unternehmens genommen. Durch solchen Vorgang ist der Betrieb nicht mehr in der Lage, aus seinem Wirtschaften heraus gerechte Preise für seine Waren zu bestimmen. Die Preise müssen nicht nur höher sein, sondern sie sind geradezu willkürlich erhöht, je nach dem, was sich der Vorstand usw. an Extrazahlungen zukommmen lassen zu können meint. Die Preisbildung durch die Urzelle ist auf Betriebsebene in dem gleichen Sinne ausgehebelt oder jedenfalls gestört, wie sie durch einen nicht leistungsbereiten, faulen Mitarbeiter in der Urzelle direkt gestört wird.

Ein Unternehmen, das die beschriebenen Extrazahlungen[4] an Mitarbeiter tätigt, arbeitet nicht ordentlich, genauso wie ein fauler Mitarbeiter nicht ordentlich arbeitet. Solche faulen Wirtschaftsbetriebe müssen in ihrer Minderleistung, die aus den beschriebenen, wirtschaftlich nicht gerechtfertigten Rückübertragungen resultieren, durch die allgemeine Wirtschaft mitgetragen werden. Es sind Betriebe, die sich erlauben, willkürlich Kapital der Wirtschaft zu entziehen, und nach Gutdünken versuchen, diese Beträge auf die Preise aufzuschlagen.

Da solche Unternehmen, die nicht die Einkommen nach Bedarf herausgeben, ihre Preise willkürlich setzen müssen, können die entsprechenden Preissignale von den Assoziationen, die die Preisverhältnisse zwischen den Waren überwachen und regelnd eingreifen, nicht richtig eingeschätzt werden. Je mehr solcher faulen Unternehmen in einem Wirtschaftsgebiet tätig sind, desto schwieriger wird es für die assoziative Wirtschaft insgesamt, für gerechte Preise zu sorgen[5].

Nun hat allerdings Rudolf Steiner selbst Überlegungen angestellt, die auf eine Orientierung des Einkommens an der erbrachten Leistung (im Sinne des "Wertschöpfungsbeitrags", wie es Strawe formuliert) hinauslaufen könnten (vgl. dazu den genannten Aufsatz von Strawe).

"Durch soziale Einrichtungen, die in der Richtung des hier Dargestellten liegen, wird der Boden geschaffen für ein wirklich freies Vertragsverhältnis zwischen Arbeitleiter und Arbeitleister. Und dieses Verhältnis wird sich beziehen nicht auf einen Tausch von Ware (beziehungsweise Geld) für Arbeitskraft, sondern auf die Festsetzung des Anteiles, den eine jede der beiden Personen hat, welche die Ware gemeinsam zustande bringen." (Lit.: GA 023, S. 99) (Festsetzung des Anteiles kann sich sowohl auf die Bedarfsanteile gemäß Urzelle, als auch auf die Leistungsanteile am gemeinsamen Produkt (Gewinnanteil) beziehen.)

Dies setzt allerdings zunächst einmal voraus, daß die Leistungsanteile, die in einer gemeinsam erbrachten Produktion enthalten sind, auch zugerechnet werden könnten. Aber auch wenn das möglich sein sollte, widerspricht es dem Prinzip der Urzelle, nämlich eine Leistung entsprechend so zu bezahlen, daß sie vom Mitarbeiter erneut erbracht werden kann, d.h. gemäß Deckung seines Bedarfs. Das Einkommen gemäß einem Wertschöpfungsbeitrag zu geben, steht dazu im Widerspruch. Wenn es aber möglich wäre, gemäß Wertschöpfungsbeitrag zu zahlen, würde dies notwendig kompensatorisch zu den höheren Einkommen für Mehrleister, ein geringeres Einkommen für Minderleister bedingen. Die Preise, die das Unternehmen bei einer solchen internen Verteilung für seine Waren festsetzen muß, stimmen dann mit den Preisen, die sich aus der Einkommensgabe nach Bedarf ergeben, überein, worauf auch Strawes Argumentation und die anderer Vertreter einer Leistungskomponente des Einkommens hinausläuft.

Es ist jedoch schwer zu sehen, wie bei Zugrundelegung solcher Wertschöpfungsbeiträge die Preisbildung noch funktionieren soll, da ja die Bestimmung der Wertschöpfung und der jeweiligen Mitarbeiteranteile die Preise, die die richtigen für die Waren sind, schon voraussetzt.

Da kommt wieder die Vorstellung in die Überlegungen hinein, daß ein Unternehmen am Markt einen Gewinn erziele, und das Erträgnis dann an die Mitarbeiter verteilt würde. Das Unternehmen hätte sich also vom Markt die Preise bestimmen lassen (Rückfall in die Angebot/Nachfrage-Steuerung). Man kann dies nur als eine logische Inkonsequenz ansehen, wenn es nicht gar bei näherer Untersuchung dem Prinzip der Urzelle als Preisbildner fundamental widerspricht und damit auch der assoziativen Wirtschaft.

Abgesehen davon, daß gezahlte Leistungseinkommen nicht so recht zur Urzelle passen wollen, sich aus ihr nicht ableiten lassen, was darauf hindeutet, daß es sich um nicht wirtschaftsbedingte Zahlungen handelt, entsprechen sie bzw. der über den Bedarf hinaus wegen Leistung gezahlte Betrag dem von Rudolf Steiner kritisierten Selbstversorgerprinzip, wie sich leicht zeigen ließe, und widersprechen darüber hinaus dem Gebot der Trennung von Arbeit und Einkommen (Soziales Hauptgesetz). Vgl. auch GA 340, S. 98: "Und wir dürfen nicht sagen, dass da unmittelbar im Arbeitsverhältnis ein Mehrwert entstünde." Woraus sich eindeutig ergibt, daß ein Leistungsüberschuß nicht bezahlt werden kann. Man kann da nur in die Richtung überlegen, ob nicht die angestellten Arbeiter in gewissen Hinsichten Mitunternehmer sind, sich selbst gewissermaßen im Betrieb angestellt haben. Ist man der Auffassung, der Unternehmer könne über den Betriebsgewinn als Eigentümer der durch den Betrieb realisierten Werte verfügen, indem er sich die entsprechenden Beträge auf sein privates Konto auszahlen läßt, würden dann Arbeitern als Mitunternehmern ebenso entprechende Gewinnbeträge auf ihr privates Konto transferiert werden können, entsprechend den zustehenden Anteilen am Betriebsgewinn. Man muß solche Zahlungen aus dem Gewinn dann aber strikt unterscheiden von allem, was in der Urzelle an Preisbildung vorgeht und in Bedarfseinkommen resultiert. Und es ist jeder der Wirtschaft entzogene Betriebsgewinn ein Störfaktor für die Preisbildung, was schon implizit angedeutet wurde, andernorts aber noch näher ausgeführt werden wird. Indem man die Mitarbeiter zu Mitunternehmern macht, wird eine schlechte Sache, nämlich Gewinnausschüttung, nicht besser. Noch nicht einmal den guten Aspekt der gerechteren Verteilung kann man darin sehen, da sich ein Maß der gerechten Zuteilung nicht finden lassen wird. Ist ein auszuschüttender Gewinn gegeben, scheint ein gleicher Anteil für jeden Mitarbeiter inkl. dem Unternehmer selbst das einzig moralisch vertretbare zu sein. Das Problem, daß der Gewinn der Wirtschaft entzogen wird und nicht für Investitionen zur Verfügung steht, ist damit nicht gelöst, und dieses läßt sich nur dadurch lösen, daß eben kein Gewinn ausgeschüttet wird, denn es ist nicht möglich, betriebswirtschaftlich eine richtige Höhe zu bestimmen, bzw. sie kann betriebswirtschaftlich nur Null sein[6]. Volkswirtschaftlich darf sie nur Null sein, weil sonst die Waren des Betriebes überteuert sind, es sei denn, sie würde von den Assoziationen gewährt. Den Betrieben nach gewissen Gesichtspunkten gewährte Quoten von ihrem Gewinn zur Auszahlung auf private Konten könnte ein gangbarer Weg sein, solche Ausschüttungen in die Preisbildung zu integrieren, wie ja auch sonst auf die Preise so einiges wird aufgeschlagen werden müssen. Solche wirtschaftsfremden Vorgänge müssen aber insbesondere in ihrer Höhe der Willkür von Betriebseigentümern entzogen bleiben, da Kapital ausschließlich im Interesse des Gemeinwohls zu verwenden ist.

Der Ansatz, die Angestellten zu Mitunternehmern und eventuell auch Miteigentümern zu machen, führt dann weiter in die Richtung, auf die Unterscheidung zwischen Unternehmer und Arbeiter ganz zu verzichten. Dies löste auch das Problem des Wertetausches im Betrieb und die im Grunde unplausible Lösung Steiners für diesen, der Arbeiter verkaufe zwar nicht seine Arbeitskraft, sondern das Produkt derselben an den Unternehmer. Will man die Kritik zurückweisen können, wo denn da praktisch der Unterschied sei, wird es wohl darauf hinaus laufen zuzugestehen, daß es da um eine reichlich fiktive Sache geht, weshalb es auch noch keinem Dreigliederer bisher gelungen ist, diesen fiktiven Wertetausch zu beziffern, ohne Arbeit dann implizit doch wieder zur Ware zu machen.

Die Ursachen dieser Schwierigkeiten liegen wohl in dem eigentumsrechtlichen Unternehmer-Arbeiter-Verhältnis, das Steiner nicht damit aus der Welt geschafft hat, daß er die Umbenennung in Arbeitsleiter und Arbeitsleister vorschlug. Aus diesem rechtlichen Verhältnis quillt der Warencharakter der Arbeit heraus, und das läßt sich nicht mit fiktiven Überlegungen aus der Welt schaffen. Das Unternehmer-Arbeiterverhältnis im eigentumsrechtlichen Sinne wäre abzuschaffen, und daraus ergäbe sich dann der Wegfall des Warencharakters der Arbeit von allein, könnte man als These aufstellen. (Vgl. auch FN11).

Der Zusammenfall von Unternehmer und Arbeiter in eine Person ist bei den Solo-Unternehmern, d.h. Unternehmern ohne Angestellte, exemplarisch gegeben. Besonders aufschlußreich dürfte der Charakter von Dienstleistungen sein, die, je nachdem, besondere Aspekte des Warencharakters (bzw. des Nichtgegebenseins desselben) von Arbeit bzw. deren Produkten beleuchten. Vgl. auch Freier Mitarbeiter, Subunternehmer und Scheinselbständigkeit.

Da es hier lediglich darum geht, das Nichtzusammenpassen von Leistungseinkommen und Bedarfseinkommen gemäß Urzelle und die Folgen für die Preisbildung zu erörtern, kann das Thema Warencharakter der Arbeit hier nicht weiter verfolgt werden. Es ist aber z.B. wohl nicht allzu weit hergeholt, daß, wenn denn tatsächlich der Arbeiter dem Unternehmer sein Arbeitsprodukt verkauft, daß in diesem Arbeitsprodukt auch die Weisungsbefugnis und Befehlsgewalt, also ein Recht, enthalten sein müßte, denn der Arbeitgeber bezahlt den Arbeiter insbesondere auch dafür, ihn kommandieren zu dürfen. In diesem Sich-Kommandierenlassen liegt eine Leistung des Arbeiters. Arbeiter, die sich nicht darauf verstehen, werden entlassen bzw. gar nicht erst eingestellt. Aber wie kann diese Leistung eine Ware sein? Deshalb scheint der Versuch, das Arbeitsverhältnis im Betrieb so darzustellen, daß der Arbeiter sein Produkt verkaufe, nicht tragfähig zu sein, es sei denn, man wollte so etwas wie die Bereitschaft, sich kommandieren zu lassen, als Ware, bzw. Dienstleistung ansehen.

Einkommen und Bedarf

Die Preisbildung in der Urzelle geschieht gemäß der Bedarfe, für die Einkommen gegeben wird. Dadurch, daß für die Bedürfnisse ein Einkommen gegeben wird, können Leistungen erbracht werden. Bei den Überschußleistungen handelt es sich um die eigentliche Wertschöpfung, Kapitalbildung. Diese Leistungen liegen den Preisen zugrunde. Sie können daher nicht umgekehrt durch vorausgesetzte Preise bestimmt werden, wie sie Vertreter eines Leistungslohns annehmen müssen.

Dies gilt auch für die interne Verteilung innerhalb eines Unternehmens. Wenn der Gesamtleistungsbetrag eines Unternehmen nicht via erzielte Preise von außen bestimmt sein soll, dann ist auch die interne Verteilung in keiner Weise durch Leistungsbeiträge bestimmt, sondern ausschließlich durch den von den Mitarbeitern geltend gemachten Bedarf. Einen nicht vorhandenen Kuchen kann man nicht in berechtigte Anteile aufteilen[7]. Eine Einkommensdifferenzierung innerhalb des Unternehmens, die sich nicht an den Bedarfen orientiert ist nur möglich, wenn die Warenpreise bereits gegeben sind. Die Warenpreise sollen sich ja aber gerade erst aus dem ergeben, was die Mitarbeiter an Einkommen benötigen, (um es zu wiederholen, was das Prinzip der wirtschaftlichen Urzelle ausmacht, das von Rudolf Steiner klar definiert ist und an dem es nichts rum zu interpretieren gibt).

Eine Einkommensdifferenzierung nach Leistung ist daher ein sekundäres Spätphänomen, das jedenfalls für die erste Einrichtung einer assozitiven Wirtschaft mit dem Ziel von gerechten Warenpreisen zunächst erstmal gar keine Rolle spielt[8].

Ein anderes, fundamentaleres Problem ist die nähere, konkrete Bestimmung der Bedarfe der Mitarbeiter, da jedenfalls zunächst die Einkommen sich ausschließlich an diesen orientieren müssen, bis überhaupt erstmal Preise für die Waren da sind. Wenn die Preise, die gemäß gegebener Einkommen für Bedarfe genommen werden müssen, zu hoch sind, so ist das zwar eine unangenehme Sache, aber daraus ergibt sich doch nicht, daß sich die Bedarfe ändern, daß ein geringeres Einkommen für die Leistungserbringungen benötigt wird, oder etwa doch? Ändern sich die Bedürfnisse der Mitarbeiter, weil sich die Waren eines Betriebes wegen ihrer hohen Preise nicht oder schlecht verkaufen? Sind die Bedürfnisse variabel, je nach dem, was an Einkommen da ist? Der Lagerarbeiter von der Rampe fügt sich in eine bescheidene Lebenshaltung, während der Vorstandschef sich an einen großzügigen Lebenstil gewöhnt, euphemistisch als Repräsentationsaufwand bemäntelt, zu dem dann auch ein größerer Wagen gehört als derjenige, den der Lagerarbeiter fährt.

Das Problem der gerechten, richtigen Warenpreise wandelt sich in das Problem der Anerkennung geltend gemachter Bedürfnisse der Leistungserbringer. Hier tun sich Abgründe auf, die an dem Prinzip der Urzelle als Preisbildner zweifeln lassen, und es resultiert aus den Schwierigkeiten der Bedarfsbestimmung, bzw. der Schwierigkeit, geltend gemachte Bedarfe auch anzuerkennen (anerkennen zu können), auch die Tendenz, in die Auffassung, daß die Märkte mit dem Spiel von Angebot und Nachfrage letztlich doch die Preise diktieren, zurückzufallen, da sich daraus natürlich ein wohlfeiles Argument gegen scheinbar überzogene Gehaltsforderungen gewinnen läßt. Und was in keiner Weise etwas anderes ist, als an der Auffassung, Arbeit werde als Ware bezahlt, festzuhalten.

Ein nicht unüblicher Versuch, diesen Schwierigkeiten auszuweichen, anstatt sie zu lösen, besteht darin, die Behauptung aufzustellen (und dann entsprechend zu handeln), daß sich die Sachlage in der Tat so darstelle, allerdings weil die assoziative Wirtschaft noch nicht (vollständig) realisiert wäre. Man habe sich daher zunächst weiterhin mit dem Preisdiktat der Märkte abzufinden.

Wenn dies so wäre, würde dann aber eine evolutive Entwicklung des heutigen Kapitalismus hin zu einer assoziativen Wirtschaft ausgeschlossen sein, wenn diese sich aus den Urzellen des Wirtschaftslebens, wie dargestellt, aufbauen soll.

Die Polarität von Haushalt und Markt und die Urzelle

An dem Konzept der Urzelle, wie zunächst dargestellt, fällt auf die Außenvorlassung des Marktes und die Einbeziehung des Einkommens für die Familie, für diejenigen, deren Lebensunterhalt von dem Einkommen des Leistungserbringers mit abhängt.

Die Dimension des Familienanhangs, die Veranschlagung des Bedarfes im Grunde für einen ganzen, mehr oder weniger beliebig großen privaten (nicht der eigentlichen Wirtschaft zugehörigen) Haushalt läßt sich nicht runterbrechen auf eine pauschale Gewährung etwa eines Kinderzuschlags oder dergleichen. Die Dimension des Haushalts ist wie die Dimension des Marktes als ein Faktor anzusehen, der auf die Preisbildung in der Urzelle einwirkt. Da sich letztlich ja aber sowohl Haushalt als auch Markt aus der "Ur"zelle erst entwickeln, kann man auch von den beiden Polen Haushalt und Markt der Urzelle sprechen.

Es wäre gemäß solcher Auffassung ganz falsch, einer Bedarfskomponente, wie sie sich in der Urzelle bildet, einen Marktpreis als Korrektiv entgegen zu setzen. Man hat es vielmehr mit einer Polarität zu tun. Sowohl die Haushaltskomponente eines Warenpreises als auch die Marktkomponente bilden sich aus der Urzelle heraus, Haushalt und Markt sind Entwicklungen der Urzelle und wirken auf diese zurück.

Die Dimension des Marktes

"Man produziert immer mehr und mehr darauf los, man gründet Fabriken, man fragt nicht: Wieviel wird gebraucht? - wie es einmal der Fall war, als es Schneider im Dorf gab, die nur dann einen Anzug machten, wenn er bestellt wurde. Da war es der Konsument, der angab, wieviel erzeugt werden soll, jetzt wird für den Markt produziert, die Waren werden zusammengestapelt, soviel als nur möglich. Die Produktion arbeitet ganz nach dem Prinzip, nach dem die Natur schafft. Die Natur wird in die soziale Ordnung hinein fortgesetzt. Das wird zunächst immer mehr überhandnehmen. Aber hier betreten wir das Feld des Materiellen. Im äußeren Leben hat das geistige Gesetz, weil es eben für die geistige Welt gilt, keine Anwendung, und es entsteht etwas sehr Merkwürdiges. Da wir unter uns sind, können wir ja solche Dinge sagen. Die Welt freilich wird uns heute darin kein Verständnis entgegenbringen. Es wird also heute für den Markt ohne Rücksicht auf den Konsum produziert, nicht im Sinne dessen, was in meinem Aufsatz «Geisteswissenschaft und soziale Frage»[9] ausgeführt worden ist, sondern man stapelt in den Lagerhäusern und durch die Geldmärkte alles zusammen, was produziert wird, und dann wartet man, wieviel gekauft wird. Diese Tendenz wird immer größer werden, bis sie sich - wenn ich jetzt das Folgende sagen werde, werden Sie finden, warum - in sich selber vernichten wird. Es entsteht dadurch, daß diese Art von Produktion im sozialen Leben eintritt, im sozialen Zusammenhang der Menschen auf der Erde genau dasselbe, was im Organismus entsteht, wenn so ein Karzinom entsteht." GA 153, S. 174 (1914)

Ein Handel, der Austausch zweier Güter mit ihren Werten, ist noch kein Markt. Ein Minimalmarkt ist erst gegeben, wenn es mindestens zwei Güter auf der einen Seite gibt, gegenüber dem einen Gut auf der anderen Seite bzw. einem Geldbetrag, der für einen bestimmten wirtschaftlichen Wert steht[10]. Es wird gewählt, für welches Gut das Geld gegeben wird, darin besteht das marktmäßige. Weiterhin wird das eine Gut nicht gekauft, es bleibt liegen. Ein großer Markt hat notwendigerweise eine große Menge solcher liegenden Güter, die nicht unmittelbar getauscht werden, sondern darauf warten. Auf der anderen Seite gibt es Geld, das nicht unmittelbar sofort ausgegeben wird. Man hat es also mit einer Aufstauung von Waren zu tun, der Warenfluß vom Produzenten zum Konsumenten ist gestockt.

Gemäß den Prinzipien der assoziativen Wirtschaft werden auf den Märkten die Preise der Waren nicht verhandelt, sondern sie sind bereits mit ihren schon ermittelten Werten gegeben (vorbehaltlich einer von den Assoziationen zu veranlassenden Korrektur). Für einen Geldbetrag wird eine Ware ausgewählt, die andere bleibt liegen. In diesem Liegenbleiben der Waren (bzw. dem Liegenbleiben des Geldes bei gesuchten, fehlenden Waren) muß man den Einfluß der Märkte auf die Preisbildung suchen, nicht in dem Austausch zweier gehandelter Güter. Denn deren Wert ist bereits betragsmäßig gegeben, wird nur jetzt realisiert, und ändert sich keineswegs, z.B. falls der Händler den Käufer übervorteilt.

Gemäß dem gängigen Modell von der Preisbildung durch Angebot und Nachfrage würde die Übervorteilung des Kunden, durch den der Händler einen höheren Preis erzielt als gerechtfertigt ist, tendentiell zu einer generellen Preiserhöhung der entsprechenden Ware führen. Umgekehrt führt eine unangemessene Vergünstigung, um einen konkurrierenden Händler auszustechen, tendentiell zu einer generellen Preissenkung. Eine solche Betrachtungsweise der Preisbildung ist in einer assoziativen Wirtschaft nicht möglich.

"In der primitiven Wirtschaft ist die Dorfwirtschaft die einzige Wirtschaftsform. Dann geht es über zu den Märkten. Diese Benennungen sind volkswirtschaftlich viel richtiger, als man denkt. Solange der Markt da ist und Dörfer darum herum, so lange bedeutet der Markt, auch wenn er unter dem Prinzip von Angebot und Nachfrage steht, etwas wirtschaftlich viel weniger Schädliches - wenn nicht eben Halunken da sind, was eine persönliche Sache ist -, als wenn die Stadtwirtschaft dazukommt. Durch diese wird das gesamte Verhältnis zwischen Produzenten und Konsumenten radikal geändert. Dann haben wir nicht mehr Dörfer, die von selbst ihren Markt regulieren, sondern dann haben wir allen Möglichkeiten Tür und Tor geöffnet, welche bestehen, wenn das Verhältnis zwischen Konsumenten und Produzenten kein klares mehr ist, wenn es sich vermischt." GA 341, S. 46

"Sagen wir, irgendein Handwerker verfertigt irgend etwas in einem Dorf und er wird krank. Er wird, sagen wir, unter gewissen Verhältnissen, wenn er an einen ungeschickten Arzt kommt, drei Wochen im Bett liegen müssen und seine Dinge nicht verfertigen können. Da wird er den volkswirtschaftlichen Prozess sehr wesentlich stören; denn es werden durch drei Wochen hindurch, wenn der Betreffende, sagen wir, Schuhe verfertigt hat, die Schuhe nicht auf den Markt gebracht werden - Markt im weitesten Sinne verstanden. Nehmen wir aber an, er kommt an einen sehr geschickten Arzt, der ihn in acht Tagen gesund macht, so dass er nach acht Tagen wieder arbeiten kann, dann können Sie die Frage in ernsthaftem Sinn entscheiden: Wer hat denn dann durch diese vierzehn Tage hindurch die Schuhe fabriziert? Der Schuhmacher oder der Arzt? Eigentlich hat der Arzt die Schuhe fabriziert." GA 340, S. 85f.

"Da gibt es eine Tatsache, die spielt sich ab unmittelbar auf dem Markt bei Verkauf und Kauf, wenn ich dasjenige, was ich bekomme, gleich bezahle. Es kommt nicht einmal darauf an, dass ich es gleich mit Geld bezahle, ich kann es auch noch, wenn es Tauschhandel ist, mit der entsprechenden Ware bezahlen, die der Betreffende annehmen will. Es kommt darauf an, dass ich zunächst gleich bezahle, das heißt überhaupt zahle. Und jetzt haben wir wieder nötig, an dieser Stelle (siehe Zeichnung 4) von der gewöhnlichen trivialen Betrachtung zur volkswirtschaftlichen Betrachtung überzugehen. Es spielen nämlich in der Volkswirtschaft die einzelnen Begriffe fortwährend ineinander, und die Gesamterscheinung, die Gesamttatsache, ergibt sich aus dem Zusammenspiel der verschiedensten Faktoren. Sie können sagen: Es wäre ja auch denkbar, dass durch irgendeine Maßregel überhaupt niemand gleich bezahlen würde - dann gäbe es das Gleichzahlen nicht. Man würde also immer erst, sagen wir, nach einem Monat zahlen oder nach irgendeiner Zeit. Ja, es handelt sich nur darum, dass man dann in einer ganz falschen Begriffsbildung drinnen ist, wenn man sagt: Heute übergibt mir jemand einen Anzug und ich bezahle ihn nach einem Monat. Ich bezahle eben nach einem Monat nicht mehr diesen Anzug allein, sondern ich bezahle dann in diesem Moment etwas anderes: ich bezahle dasjenige, was unter Umständen durch eine Steigerung oder Erniedrigung der Preise etwas anderes ist, ich bezahle ein Ideelles dazu. Also der Begriff des A-tempo-Zahlens, der muss durchaus da sein, und der ist beim einfachen Kauf da. Und etwas wird eine Ware des Marktes dadurch, dass ich es gleich bezahle."

"Wert in der Volkswirtschaft kann ja nur entstehen - das haben wir schon ersehen können - im Austausch der Erzeugnisse, im Austausch der Waren oder überhaupt volkswirtschaftlicher Erzeugnisse. Auf eine andere Weise kann Wert nicht entstehen. Aber Sie können leicht einsehen : Wenn nur auf diese Weise Wert entstehen kann, und wenn der Preis des Wertes so zustande kommen will, wie ich das gestern auseinandergesetzt habe, dass berücksichtigt werden soll, wie für jemand, der ein Erzeugnis hervorgebracht hat, ein solcher Gegenwert für das Erzeugnis erhältlich sein soll, dass er die Bedürfnisse befriedigen kann, die er hat, um ein gleiches Erzeugnis wieder herzustellen - wenn das möglich sein soll, so müssen ja die Erzeugnisse sich gegenseitig bewerten. Und schließlich ist es ja nicht schwer, einzusehen, dass im volkswirtschaftlichen Prozess sich die Erzeugnisse gegenseitig bewerten. Es wird nur kaschiert dadurch, dass das Geld zwischen dasjenige tritt, was ausgetauscht wird. Aber das ist nicht das Bedeutsame an der Sache. An dem Geld hätten wir nicht das geringste Interesse, wenn es nicht das Austauschen der Erzeugnisse förderte, bequemer machte und auch verbilligte. Wir hätten Geld nicht nötig, wenn es nicht so wäre, dass derjenige, der ein Erzeugnis auf den Markt liefert - unter dem Einfluss der Arbeitsteilung -, zunächst sich nicht abmühen will, um dasjenige, was er braucht, da zu holen, wo es vorhanden ist, sondern eben Geld dafür nimmt, um dann sich wiederum in der entsprechenden Weise zu versorgen. Wir können also sagen: In Wirklichkeit ist es die gegenseitige Spannung, welche zwischen den Erzeugnissen eintritt im volkswirtschaftlichen Prozess, die mit der Preiserzeugung zu tun haben muss."

"Betrachten wir von diesem Gesichtspunkt aus einmal das sogenannte Lohnverhältnis, das Arbeitsverhältnis. Wir können nämlich gar nicht Arbeit gegen irgend etwas austauschen, weil es zwischen Arbeit und irgend etwas eigentlich keine gegenseitige Bewertungsmöglichkeit gibt. Wir können uns einbilden - und die Einbildung realisieren, indem wir eben das Lohnverhältnis eintreten lassen -, dass wir die Arbeit bezahlen; in Wirklichkeit tun wir es nicht. Was in Wirklichkeit geschieht, ist etwas ganz anderes. Was in Wirklichkeit geschieht, ist dieses: dass auch im Arbeits- oder Lohnverhältnis Werte ausgetauscht werden. Der Arbeiter erzeugt unmittelbar etwas, der Arbeiter liefert ein Erzeugnis; und dieses Erzeugnis kauft ihm in Wirklichkeit der Unternehmer ab. Der Unternehmer bezahlt tatsächlich bis zum letzten Heller die Erzeugnisse, die ihm die Arbeiter liefern - wir müssen schon die Dinge in der richtigen Weise anschauen -, er kauft die Erzeugnisse dem Arbeiter ab." GA 340, S. 97f.

So problematisch solche Auffassung der Leistungserbringung im Betrieb auch sein mag (das ist in diesem Zusammenhang nicht weiter zu erörtern)[11]: man hat bei diesem Werteaustausch zwischen betriebsinternem Produkt und entsprechendem Einkommenswert keinen Marktprozeß, denn gemäß obiger Definition des Marktes fehlt die Wahlmöglichkeit, die Aufstauung, sowie die von Steiner angeführte Unmittelbarkeit (Sofortzahlung), wie sie für den Markt gilt.

Unter Berücksichtigung auch des haushaltsinternen Werteaustausches, wie von Steiner in dem Beispiel des kranken Schusters erläutert, der von seiner Krankheit je nach Leistung des Arztes früher oder später kuriert wird, gibt es dann drei Orte eines volkswirtschaftlichen Werteaustausches: haushaltsintern, betriebsintern und marktintern.

Es ist leicht zu sehen, daß sollen die haushaltsinternen Vorgänge nicht zu den eigentlich wirtschaftlichen gerechnet werden, auch das Marktgeschehen aus dem Gebiet des Wirtschaftens im engeren Sinne herausfallen muß. Auf dem Markt wird nicht mehr gewirtschaftet, sondern nur noch getauscht.

Markt und Händlertum

Gewürze auf dem Markt im marokkanischen Agadir

Der Handel, das Händlertum, ist der Marktsphäre zuzurechnen und ist nicht als produktiver Beruf im wirtschaftlichen Sinne zu verstehen. Ob Handel eine Dienstleistung im üblichen Sinne ist, darüber sei hier nichts ausgemacht. Er ist jedenfalls dazu da, das Liegenbleiben der Waren zu bekämpfen. Er transportiert die Waren von Ort zu Ort, um die Übergaben zwischen Produzenten und Konsumenten zu ermöglichen. Lagerung kann als ein zeitlicher Übergabeprozeß angesehen werden. Ein Produkt kann nicht immer genau dann fertig sein, wenn es auch gebraucht werden kann. All diese händlerischen Tätigkeiten und weitere wie das Maklertum etc. verursachen eine Menge Kosten, die gewissermaßen den Bedarf des Marktes darstellen und auf die Preise aufgeschlagen werden müssen. Dies ist für die Wirtschaft insgesamt nötig. Die Waren würden sonst liegen bleiben und könnten nicht verkauft werden, die erwirtschafteten Werte würden sich nicht realisieren lassen.

Trotz des Aufschlags auf die Preise, der wegen des Bedarfs des Marktes gemacht werden muß, führt das Marktgeschehen zu einer Verbilligung der Waren. Der Aufschlag ist viel geringer als das, was die Wirtschaft durch den Markt spart. In dieser Verbilligung hat man den Einfluß des Marktes auf die Preisbildung zu sehen. Je besser der Markt funktioniert, desto geringere Warenpreise. Die Verbilligung ist jedoch nicht für alle Waren gleichmäßig. Für einzelne Waren kann es auch zu einer Verteuerung kommen. Wobei Verbilligung oder Verteuerung nicht immer auch in entsprechenden Preisänderungen und schließlich erzielten Preisen zum Ausdruck kommen.

Im schließlich erzielten Preis sollten eigentlich präzise die enthaltenen Bedarfe aller am Warenherstellungsprozeß mit ihren Arbeitern und Arbeiterinnen beteiligten Haushalte (die Unternehmer hier eingerechnet als Arbeiter, die Haushalte versorgen), zuzüglich Aufschläge wie Steuern etc. enthalten sein, und abzüglich der Verbilligung durch die Marktprozesse. In den wenigsten Fällen werden die von den Assoziationen vorgegebenen Warenpreise dem exakt entsprechen können, auch wenn sie noch so gut, informiert durch Produzenten, Händler und Konsumenten, ihre Entscheidungen fällen. Notwendig wird es Abweichungen der tatsächlich realisierten Marktpreise von den vorgegebenen Preisen geben müssen. Diese Preissignale werden beobachtet und das fließt in die weitere Preisfeststellung oder auch in Einwirkungsversuche auf die Preisbildungsprozesse ein.

Eine Schwierigkeit besteht jedoch darin, daß mit diesen Abweichungen sich auch die Bedarfe der Haushalte ändern. Denn wenn für eine Ware, z.B. Benzin, die Preise stark unter die Veranschlagung sinken, dann sinken auch die Bedarfe der Haushalte, es wurde also zuviel Einkommen gezahlt. Generell stimmt aber zumindest idealerweise die auf den Märkten erzielte Preissumme mit der Einkommenssumme der Haushalte überein. Die Marktpreise sind daher nur die Kehrseite der Bedarfseinkommen, die Gesamtsumme ist die der Einkommen, die nach dem, was die Haushalte auf den Märkten gemäß ihrem Bedarf einkaufen, bestimmt sind.

Die Betriebe, wie Raffenerien oder Tankstellen, die direkt an der Produktion von Benzin beteiligt sind, sind vom Fallen des Benzinpreises in besonderer Weise betroffen. Werden tatsächlich die kritisierten Gewinnausschüttungen getätigt, sind diese natürlich zuerst zu kürzen. Dann aber und wenn sonst keine Einsparungen möglich sind, kommt der Betrieb unter Druck, die Haushaltseinkommmen zu kürzen. Dies ist aber eigentlich nicht möglich, da diese sich am Bedarf orientieren, und auch müssen.

Solch ein Preisverfall einer Ware sollte eigentlich gar nicht eintreten, aber man mag sich Gründe vorstellen, die auch in einer gesunden Wirtschaft vorkommen. Die Assoziationen haben hier einzugreifen, und können, solange der Preis für Benzin selbst nicht wieder normalisiert werden kann, Ausgleichszahlungen an die betroffenen Betriebe zahlen, damit die Haushaltseinkommen weiterhin gedeckt sind. (Solche Ausgleichszahlungen werden aus einer allgemeinen Abgabe auf alle Preise finanziert.)

Eine dauerhafte Senkung des Benzinpreises sollte es eigentlich nicht geben, es sei denn, eine Verringerung und schließlich sogar tendentiell das ganze Wegfallen des Bedarfes liegt vor. Dies kann dann zu solchen Maßnahmen wie Betriebsschließungen und dergleichen führen, wodurch sich der Preis für Benzin dann wieder erhöht.

Funktioniert der Markt nicht richtig, können, abgesehen von den Maßnahmen der Assoziationen, die Betriebe selbst Marktmanagementfunktionen übernehmen oder unterstützend zuarbeiten. Das ist zwar weniger effizient, aber besser, als wenn der Absatz ins Stocken gerät oder gar ganz zum Erliegen kommt.

Die Dimension des Haushalts

Eine grundsätzliche Frage ist es, welchen Wert es hat, daß die Haushaltseinkommen von den Betrieben gezahlt werden, in denen die Arbeiter und Arbeiterinnen, die den Haushalten zugehören, tätig sind, wenn es sich bei den gezahlten Einkommen nicht um Lohn handelt, mit dem eingekaufte Arbeit entgolten wird. Die Zusammengehörigkeit von beruflicher Tätigkeit und einem Einkommen gemäß Haushaltsbedarf muß einen ökonomischen Sinn haben, auch wenn sich dieser nicht monetär ausdrücken läßt.

Man könnte ja sonst die Haushaltseinkommen nicht vor dem Wirtschaften geben, sondern im Nachherein auf die Warenpreise pauschal aufschlagen. In der Tat gibt es solche Aufschläge auf die Preise im nachherein auch, die in Haushaltseinkommen einfließen. Die Frage ist anscheinend nicht ganz einfach zu beantworten, oder wie könnte es sonst so viele Befürworter eines bedingungslosen Grundeinkommens geben? Solch ein Einkommen würde aus Preisaufschlägen auf Waren gezahlt werden, wie auch natürlich die heutigen Sozialleistungen von Staats wegen, und sich von den Haushaltseinkommen, wie sie in einer assoziativen Wirtschaft vor dem Wirtschaften gezahlt werden sollen, fundamental unterscheiden. Welches ist der ökonomisch wesentliche Unterschied?

Welchen ökonomischen Unterschied macht es, um ein prominentes Beispiel zu nehmen, wenn ein Kindergeld nicht aus Preisaufschlägen nach dem Wirtschaften gezahlt wird (via Steuern oder Sozialkasse), sondern in den Haushaltsbedarf integriert ist und als Bedarfseinkommen von den Betrieben gezahlt wird?

Bei Zugrundelegung der heute noch herrschenden Auffassung, Arbeit werde als Ware eingekauft, ist die Frage leicht zu beantworten, da Elternteile mit Kindern für den Betrieb teurer wären, als alleinstehende Singles, und Betriebe daher Zurückhaltung übten, wenn ein Familienvater mit 16 Kindern um Anstellung nachsucht.

Nur wenn der Familienvater ein Gehalt fordert, das dem entspricht, was sich der Betrieb als Vorteil, monetär berechnet, von seiner Einstellung verspricht (nach Möglichkeit wird weniger als dieser Vorteil gezahlt), kann er den Job erhalten. Gleichwohl sollen von staatswegen die Kinder nicht verhungern, und es wird der Lebensunterhalt dann z.T. aus der Staatskasse gezahlt, d.h. aus Geldern, die den Betrieben nach dem Wirtschaften abgezogen werden. Zum Teil mag die Finanzierung eines solchen kinderreichen Haushalts auch durch Gewinnbeteiligungen möglich sein, nicht notwendigerweise durch solche am eigenen Unternehmen, es können auch Aktien anderer Unternehmen sein, oder durch private Armutsfürsorge.

Man geht also von einer monetär berechenbaren Arbeitsleistung aus, und nur die kann der Betrieb selbst auch zahlen. Das übrige, was zur Finanzierung besonderer dadurch nicht gedeckter Haushaltsbedarfe notwendig ist, muß von woanders her kommen, gleichwohl aber erwirtschaftet sein. Der Betrieb, der den Familienvater beschäftigt, beteiligt sich schon daran mit den ihm auferlegten allgemeinen Steuern und Sozialabgaben, aber andere, ertragreichere Unternehmen schießen einen größeren Teil zu (entsprechende Gewinnbesteuerung vorausgesetzt).

Man glaubt nach der herrschenden ökonomischen Theorie, auf solche Art Arbeitskraft optimal zu allokieren. Die optimale Allokation würde gestört, wenn der Familienvater nicht ausschließlich aufgrund seiner monetär kalkulierten Leistung an den richtigen Platz in einem Betrieb käme. Gleiche Arbeit kann nur gleich bezahlt werden, sonst käme die gesamte Betriebsrechnung durcheinander. Daher kann ein Familienvater mit 16 Kindern grundsätzlich nicht besser bezahlt werden, als eine alleinstehende Person, wenn die Arbeitsleistung die gleiche ist.

Auch wenn man diese Auffassung für falsch hält, so ist sie doch aus ihren Voraussetzungen logisch und entbehrt nicht ökonomischer Plausibilität.

Die assoziative Wirtschaft sieht Arbeit jedoch nicht als Ware an und macht darüber hinaus geltend, daß dies allgemein gelten solle, bzw. ein menschenrechtliches Faktum ist. Die Bedarfe für die Haushaltseinkommen werden entsprechend nicht als Lohn aufgefaßt, in monetärer Hinsicht ist die Arbeit im Betrieb von der Betriebsrechnung abgekoppelt und kann nicht als Kosten in den Betriebsbilanzen auftauchen. Was in den Bilanzen als Posten steht, sind die gezahlten Haushaltseinkommen, und die wirken sich auf die Warenpreise aus, die genommen werden müssen.

Würde der Unterhalt für die 16 Kinder nicht vom Betrieb bezahlt, sondern von staatswegen aus allgemeinen Aufschlägen, würde sich die Betriebsbilanz positiver darstellen, die Warenpreise niedriger ausfallen. Warum trotzdem die Haushalte nach Bedarf bezahlen, und dann sich z.B. im Nachherein von einer Ausgleichskasse der Assoziationen Zuschüsse zahlen lassen, wegen der vielen Familienväter im Betrieb? Worin besteht der ökonomische Sinn der vollen Haushaltsbedarfszahlungen vor dem Wirtschaften?

Ein volkswirtschaftlicher Grund wurde bereits genannt: Da gemäß dem Prinzip der Urzelle die gerechten Preise für Waren sich aus dem zusammensetzen, was die an ihrem Zustandekommen beteiligten Arbeiter (inkl. Unternehmer) mit ihren jeweiligen Haushalten an Lebensunterhalt benötigen, um die Waren erneut produzieren zu können, würde eine (Mit-)finanzierung im Nachherein über eine pauschale, wirtschaftsweite Abgabe notwendigerweise zu ungerechten, zu hohen oder zu niedrigen Preisen der Waren der jeweiligen Betriebe führen. Man muß dabei bedenken, daß es für die meisten Waren, bis sie zum Konsum kommen, eine lange Produktionskette gibt, an der unzählige Betriebe beteiligt sind. Werden jetzt Haushalte mit zu groß für die jeweiligen Betriebe erscheinenden Bedarfen betriebsextern bezuschußt, kommen aus all diesen Betrieben in der Produktionskette nicht mehr die richtigen Preise heraus. Auch wenn die Assoziationen im Interesse gleicher Preise für bestimmte Güter auf regional zu bestimmenden Gebieten im nachherein für Ausgleiche sorgen, damit für die gleiche Ware keine unterschiedlichen Preise bestehen, müssen dort für solchen Ausgleich die richtigen Preise, wie sie aus den Betrieben "herauskommen", erstmal da sein. Werden sie im vornherein manipuliert durch betriebsexterne Zahlungen in die Haushalte hinein, sodaß diese dann gegenüber den Betrieben einen geringeren Bedarf geltend machen müssen, ist das Prinzip der Urzelle ausgehebelt und es ist dann nicht absehbar, wie man auf künstliche Weise sich dann mit Manipulationen den gerechten Preisen dann noch soll annähern können, da man sie nicht kennt.[12]

Eine andere Frage als diese volkswirtschaftliche ist der betriebswirtschaftliche Aspekt an der Sache. Unter dem Thema Dimension des Haushalts soll jedoch nun erstmal untersucht werden, ob es für die Haushalte bzw. die Arbeiter und Arbeiterinnen einen Unterschied macht, woher das Geld für den Lebensunterhalt kommt.

Natürlich ist es jeweils eine individuelle Angelegenheit, über die nur durch Befragung etwas ausgemacht werden kann. Die Hauptsache für jeden Haushalt wird aber wohl meist sein, daß überhaupt genug Geld da ist, egal von woher. Es könnte also auch Schenkungsgeld sein. Die Haushalte in gewissen Hinsichten als Organe oder Zellen des Geisteslebens anzusehen, liegt ohnehin nahe.

Wenn man davon ausgeht, daß Zahlungen nach dem Wirtschaften in die Haushalte hinein eigentlich nur Schenkungsgeld sein können, die Zahlungen vor dem Wirtschaften jedoch immer Kaufgeld sind, gäbe es eine interessante Lösungsmöglichkeit für das Problem unterschiedlich großer Famlienhaushalte: Sie könnten zum Teil durch Schenkungsgeld finanziert werden.

Alternativ könnten es Zahlungen sein, die aus der Ersparnis durch das Marktmanagement kommen. Denn diese Ersparnis ist nicht dem Wirtschaften in den Betrieben zuzurechnen, wie oben dargestellt. Im Unterschied zu den Schenkungsgeldern, die von den Betrieben erwirtschaftet werden, hätte man einen Teil der Haushaltseinkommen aus einer anderen "Wertquelle" zu bewerkstelligen, die jedoch ziffernmäßig in der Buchrechnung so nicht auftaucht. Es ist in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung so, als hätten die Betriebe selbst das erwirtschaftet, was aus der Ersparnis des Marktmanagements kommt. Aus dieser Wertquelle könnten die Gelder geschöpft werden, um einen Teil der Haushaltseinkommen zu finanzieren. Denn da es ein Kreislauf ist, könnte man das Marktmanagement auch als eine Verlängerung der Haushalte ansehen. Man würde die Haushaltsdimension das komplette Marktgeschehen umfassen lassen, und die Wertaustauschgrenze direkt an die Betriebe (Waren ab Werk, wie man es nennt), heranschieben. (In solcher Sichtweise hätte man eine metamorphosierte Selbstversorgung der Haushalte, die aber durch ihre Integration in die Volkswirtschaft als Marktmanagement unschädlich gemacht wäre.)

Dann hätte man eine Art Anspruch für die Haushalte auf die Gelder begründet, und diese müßten nicht um Schenkungsgelder bitten.

Sowohl diese als auch die Lösung via Schenkungsgelder würde jedoch an der Grundformel der Urzelle, wie sie Steiner konzipiert hatte, eine Modifikation vornehmen müssen: Es müßte davon abgekommen werden, daß der richtige Preis, der aus der Urzelle entsteht, sich zwingend 1:1 mit dem Bedarf des im Grunde beliebig großen Haushaltes, der zu einem Leistungserbringer gehört, ändert. Der richtige Preis in der Urzelle würde sich nunmehr ergeben aus dem Bedarf der Haushalte abzüglich des Betrages, den die Haushalte nicht benötigen, da sie von woanders her auch Einkommen beziehen, betriebsfremdes Einkommen. Damit die Urzelle als Preisbildner weiter funktionieren kann, muß den Assoziationen sowohl die Größe dieses betriebsfremden Einkommens eines jeden Haushaltes bekannt sein, als auch die jeweiligen Verhältnisse dieser Beträge zu den Einkommen aus betrieblicher Tätigkeit. Eine einfache Angabe gegenüber dem Betrieb: Wir benötigen soundso viel, genügt nicht mehr, denn es muß den Assoziationen bekannt sein, weshalb. Es wird deshalb auch die Beliebigkeit des Warenkorbes eingeschränkt werden müssen, sowohl hinsichtlich Volumen, als auch der Zusammensetzung nach, (wobei selbstverständlich ein genügendgroßer Betrag für völlig freie (Bedarfs-)Verwendung, sowie auch die Sparmöglichkeit für die Haushalte erhalten bleibt).

Wenn z.B. pauschal 500 Euro pro Kind an Einkommen gegeben würde für Erziehungskosten wie Schulgeld, Kindergarten, Tagesstätte oder Haushaltshilfe wg. Kinderbetreuung, so würden z.B. diese 500 an kinderlose Paare nicht gegeben werden können, aber auch nicht für das Finanzieren des Studiums von erwachsenen Kindern, die noch mit im Haushalt leben.

Falls so eine Studiums-Finanzierung von Erwachsenen vorgesehen werden soll, müßte es sich um einen besonderen Posten, verschieden von dem für die Erziehungskosten für kleine Kinder und Jugendliche handeln, da in vielen Fällen die erwachsenen Kinder eines Haushalts, statt einem Studium nachzugehen, bereits berufstätig sein werden und damit auch betriebliches Einkommen in den Haushalt hineinbringen. Es wäre also nicht möglich, bei den Studiengeldern eine pauschale Gleichbehandlung der Haushalte vorzunehmen. Daher muß so ein Posten im Warenkorb nach anderen, individuelleren und konkreteren Kriterien gewährt werden wie die Erziehungsgelder. Usw.

Hausarbeit und Erziehungsarbeit

Ist die Haus- und Erziehungsarbeit in ihrem Lebensunterhalt abhängig von dem Einkommen eines "Haushaltsvorstands", der auswärts in einem Betrieb arbeitet und deshalb ein Einkommen für sich und für "die Seinen", seine "abhängigen", seinem oder ihrem Familien"anhang" erhält, so kann diese Abhängigkeit der Haushaltsmitglieder von dem- oder derjenigen, dem oder der das Einkommen auf das Konto gezahlt wird, auch manche weniger schöne Züge aufweisen.

Patriachalistische Verhältnisse und Einstellungen als überwunden angenommen (der Haushaltsvorstand könnte auch eine Frau sein, was in diesem Zusammenhang auf das gleiche hinausliefe), kann es daher im allgemeinen aus Sicht des Haushalts nur zu begrüßen sein, wenn seine Einkommen nicht ausschließlich aus Betriebseinkommen bestehen, und sogar intern teilweise den Tätigkeiten der Hausarbeit, Erziehungsarbeit, und auch Beziehungsarbeit und dergleichen zugeordnet werden können. Volkswirtschaftlich ist diese Zuordnung sinnvoll, da in diesen Arbeiten, auch wenn es sich noch um keine volkswirtschaftlichen im eigentlichen Sinne handelte, die schließlich mögliche Entstehung von Wirtschaftswerten vorbereitet wird.

Mit einem Teil solcher Leistungen kann der Haushalt mit seinen Mitgliedern aber auch indirekt den Wertetausch seiner Mitglieder in externen Betrieben beeinflußen, wie Rudolf Steiner an dem oben angeführten Beispiel von dem kranken Schuster, der je nach Fähigkeit des Arztes früher oder später kuriert wird, erläutert hat.

Es ist oftmals so, daß die Leistung eines Arbeiters in einem Betrieb dadurch höher ist, daß ihm vom Haushalt her der Rücken frei gehalten oder auch gestärkt wird, um die unzähligen und kaum im einzelnen identifizierbaren Zuarbeitungen mit einer Redewendung zu benennen. Ein Teil der Produktionsleistung in den Betrieben oder auch bei negativer Bilanz Minderleistung hat ihre Ursache letztlich nicht in den Arbeitsleistern in den Betrieben selbst, sondern hat ihren Ursprung im Haushalt, in den im Haushalt lebenden Mitgliedern, bzw. entsteht aus dem gemeinschaftlichen Leben dort heraus, zu dem auch die Nachbarschaft usw. dazu gehören kann.

Aus solcher Sicht sind die Waren und Dienstleistungen, die die Haushaltsmitglieder haushaltsextern in Betriebszusammenhängen produzieren, eine Gemeinschaftsleistung des Haushalts, deren jeweile Anteile daran, die die Haushaltsmitglieder produzieren, genausowenig monetär bestimmbar sind, wie die "Leistungsanteile" der Mitarbeiter bei der betrieblichen Warenproduktion.

Das Problem des richtigen Preises, wie er aus der Urzelle herauskommen soll, wandelt sich unter solchen Gesichtspunkten in die Frage des richtigen Verhältnisses zwischen den Bedarfseinkommen aus Betriebstätigkeit und den Bedarfseinkommen, die aus anderen Quellen, letztlich aber aus einer Umlage[13], die von der Wirtschaft insgesamt getragen wird, stammen, (andere Quellen wie Erbschaft usw. außenvor gelassen).

Im folgenden wird zu zeigen sein, daß das Verhältnis in der Urzelle zwischen dem Bedarfseinkommen aus Betriebseinkommen und dem Bedarfseinkommen aus einer Umlage dem Verhältnis zwischen der Wertschöpfung durch die Betriebe und der Wertschöpfung durch die Marktprozesse (annähernd und in sich differenziert nach Regionen, Branchen usw.) entsprechen muß, soll die Wirtschaft eine gesunde sein. Dabei kann z.B. in einer Region die Wertschöpfungsleistung der Betriebe höher sein, in einer anderen die der Marktprozesse.

Durch die Stadtwirtschaft "wird das gesamte Verhältnis zwischen Produzenten und Konsumenten radikal geändert. Dann haben wir nicht mehr Dörfer, die von selbst ihren Markt regulieren, sondern dann haben wir allen Möglichkeiten Tür und Tor geöffnet, welche bestehen, wenn das Verhältnis zwischen Konsumenten und Produzenten kein klares mehr ist, wenn es sich vermischt. Und das ist der Fall, wenn die Menschen in den Städten zusammenwohnen. Das Verhältnis zwischen Produzenten und Konsumenten kann nicht anders überschaut werden, als daß man sich assoziativ gliedert. Dann ändern sich aber die Verhältnisse, die unter der Verwuselung entstanden sind. Denn das assoziative Wesen ist etwas, was nicht nur organisieren soll, sondern etwas, das wirtschaftet. Es würde sich unter dem assoziativen Wesen ergeben, daß aus jedem einzelnen Glied - darauf beruht das Zusammenwirken der drei Glieder des sozialen Organismus - die Gesundheit des anderen zu gleicher Zeit hervorgeht. Im Laufe längerer Zeiträume, aber dennoch nicht allzulanger Zeiträume, würde sich ergeben, daß in den Städten im wesentlichen die Verwaltungsbeamten und die zentralen Schulen und so weiter, also im wesentlichen Geistesleben und Rechtsleben zusammen sein würden, während Wirtschaftsleben und Rechtsleben zusammen dezentralisiert sein würden. Also das Zusammenleben würde sich auch räumlich teilen, aber nicht so, daß man nun drei ganz verschiedene Glieder hätte, sondern so, daß die Städte im wesentlichen ein Durcheinanderverwobensein des Geisteslebens mit einer zentraleren, einer größeren horizontischen Verwaltung darstellen würden. Und kleinere Verwaltungen im Kreise von Wirtschaftsbetrieben würden mehr dezentralisiert daliegen. Das würde voraussetzen, daß die Verkehrsverhältnisse noch viel wirksamer würden als bisher. Diese sind nur nicht so weit vorgeschritten, weil man eben den Verkehr nicht nötig hat für die Produktion, wenn die Produzenten sich in die Städte zusammensetzen." (GA 341, S. 46f.)

Preisbildung in der Urzelle und Grundeinkommen

Für die Frage, inwiefern ein bedingungsloses Grundeinkommen mit dem Prinzip der Urzelle kompatibel sein könnte, ergibt sich als ein Zwischenergebnis, daß dieses dann und nur dann der Fall wäre, wenn das Grundeinkommen, das an einen Haushalt gezahlt wird, die Höhe des Bedarfseinkommens hat, das aus einer Umlage zu zahlen ist, wie oben erläutert.

Das bedeutet, daß ein Grundeinkommen nicht personenbezogen, sondern nur haushaltsbezogen, und auch nicht unabhängig von den übrigen Einkommen, insbesondere aus Berufstätigkeit, die in einen Haushalt fließen, gezahlt werden kann. Grundeinkommen wäre den Haushalten in der Höhe zu gewähren, die den Bedarf, der nicht durch Betriebseinkommen von Mitgliedern des Haushaltes gedeckt ist, befriedigen kann.

Würde ein pauschales Grundeinkommen pro Haushalt gezahlt, differenziert nach Zahl und Alter der Mitglieder, müßte von dem Betrag des Haushaltsgrundeinkommens der Betrag, den Mitglieder des Haushalts via Berufstätigkeit erzielen, abgezogen werden, um das Prinzip der Urzelle und damit eine gesunde Preisbildung in der Volkswirtschaft nicht auszuhebeln.

Siehe auch

Preisbildung

Assoziation (Wirtschaft)

Nachweise, Anmerkungen

  1. Christoph Strawe: Bedürfnislohn oder Leistungslohn? Zur Auflösung einer falschen Fragestellung, Rundbrief Dreigliederung des sozialen Organismus, Nr. 1, 1994, S. 9, PDF
  2. Wenn Kinder da sind, kann dazu auch die Beschäftigung einer Haushaltshilfe und/oder die Kosten für eine Kindertagestätte gehören.
  3. <<Ein wesentlicher Reformvorschlag, den auch Katja Kipping (MdB) kürzlich ins Gespräch brachte, enthält eine Begrenzung der Ungleichheit bei Einkommen: “Die Höchsteinkommen sollen für die gleiche volle Arbeitszeit nicht mehr als das Zehnfache des gesetzlichen Mindestlohns betragen dürfen – oberhalb dieser Grenze würde ein Einkommenssteuersatz von hundert Prozent greifen. Derzeit liegt das Verhältnis zwischen Höchst- und Mindesteinkommen in Österreich beim Faktor 800, in Deutschland beim Faktor 5000 und in den USA beim Faktor 350000.“>>. Zitiert nach Michael Heinen-Anders, Dem Teufel auf der Spur..., BOD, Norderstedt 2012, S. 24
  4. Zu den betriebs- und wirtschaftsfremden Extrazahlungen sind nicht Zahlungen zu rechnen, die wegen Sonderbedarfe z.B. wegen besonders anstrengender Arbeit gezahlt werden, wenn die Folgen von Überbeanspruchung der Mitarbeiter oder seine Familie selbst zu tragen hat. (Wie z.B. Kosten für eine Haushaltshilfe oder die Kosten für teure Kuraufenthalte wegen Erschöpfungszuständen, die aus eigener Tasche gezahlt werden müssen.)
  5. Näheres zur Rolle der Assoziationen im Hinblick auf Preisbildung und Preisbestimmung sowie generell zur Problematik solcher Wirtschaftssteuerung siehe Assoziation (Wirtschaft). Ein fiktives Beispiel: Angenommen, ein Betrieb stellt Lederschuhe her und beschäftigt ausschließlich alleinstehende Menschen ohne Familienanhang. Ein anderer Betrieb stellt Gummistiefel her, und beschäftigt ausschließlich Mitarbeiter, die Familie haben, z.B. alle haben vier Kinder. Die Folge davon ist, daß die Gummistiefel im Verhältnis zu den Lederschuhen zu teuer sein werden, andere Preisfaktoren außenvor gelassen. Die Assoziationen haben in solchen Fällen die Aufgabe, darauf hinzuwirken, daß sich das Preisverhältnis zwischen Lederschuhen und Gummistiefeln verbessert, z.B. indem Mitarbeiter aus der Gummistiefelfabrik veranlaßt werden, zur Schuhfirma zu wechseln, und umgekehrt. Wenn das nicht in ausreichendem Maße möglich ist, müssen Transferzahlungen z.B. stattfinden, oder andere Maßnahmen, etwa Zusammenlegung der beiden Betriebe. Denn selbstverständlich haben die Mitarbeiter mit Familie einen erheblich größeren Bedarf und müssen entsprechend Einkommen beziehen, daran läßt sich direkt nichts ändern. Ähnliches ergibt sich bei zwei Firmen, die gleiche Produkte herstellen oder der Substitutionsgrad der Produkte hoch ist, und die Preise zu stark differieren. Weitere Beispiele siehe unter Assoziation (Wirtschaft).
  6. Da in einer assoziativen Wirtschaft die Mitarbeiter von sich aus die ihnen mögliche optimale Leistung erbringen, wären monetäre Leistungsanreize aus betriebswirtschaftlicher Sicht Verschwendung.
  7. Angenommen, man wolle den "berechtigten" Anteil eines Designers bestimmen, der einen Gebrauchsgegenstand äußerlich hinsichtlich Formschönheit usw. gestaltet hat: Es geht ohnehin nicht, aber ohne den Preis schon zu kennen, ist die Bewertung des Anteils des Designers erst recht nicht möglich. Wenn die Ware zum Flop wird, wird dann im nachherein möglicherweise auch die Designerleistung als mit verantwortlich dafür angesehen werden müssen. Es ist daher ausgeschlossen, die (Leistungs-)Anteile zu bestimmen, bevor überhaupt ein Preis gebildet ist. Man kann feststellen, wie lange der Designer für den Entwurf und die Umsetzung gebraucht hat, und danach, d.h. Bedarfsanteil, den Anteil am Produkt bestimmen.
  8. Man findet denn auch solche betriebsinterne Einkommensdifferenzierung typischerweise in Neugründungen alternativer Betriebe kaum. Es ist mehr ein Phänomen älterer und gewachsener Betriebe, wohl vornehmlich aus organisations- und kontrollpolitischen Gründen. Man muß dabei im übrigen auch die unterschiedliche Lebenssituation derjenigen bedenken, die als Familienmitglieder von dem Einkommen eines Einkommensbeziehers mitleben. Die Kinder von einkommensschwachen Ernährern können schließlich nichts dafür, daß dieser nur eine Minderleistung in seiner Firma erbringt.
  9. 1905/06, enthalten in GA 34.
  10. Das Alternativgut muß nur imaginiert sein, in einem anvisierten Austausch von zwei Gütern, bzw. Geld und Gut, der nicht zustande kommt, liegt das marktmäßige insofern schon, als das Geld für ein anderes Gut zurückbehalten wird.
  11. Eine alternative Auffassung, die aber hier nicht näher geprüft werden soll, könnte darin bestehen, einen durchlaufenden Posten wie die heutige Mehrwertsteuer, in variabler Höhe, anzunehmen, der aber nicht an den Staat abgeführt wird, sondern individuell nach dem Bedarf auf die beteiligten Haushalte aufgeteilt wird. Monetär kommt es auf das gleiche hinaus, vermutlich auch dem tatsächlichen Vorgang nach. Einen Wertetausch welcher Art auch immer muß es dabei anscheinend geben, da die Warenpreise, die der Betrieb erzielt, nicht unmittelbar direkt auf die Haushaltseinkommen abgebildet werden können.
  12. Wie sich leicht zeigen ließe, führte dies mit notwendiger Konsequenz dazu, sich an Preisen zu orientieren zu müssen, wie sie sich aus dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage ergeben, und die assoziative Wirtschaft bliebe wegen Mißachtung des Urzellenprinzips im Anfang stecken und käme nicht raus aus dem Kapitalismus.
  13. Die Umlage selbst ist ein Thema für sich. Neben einem Anteil, der in einer gleichen Höhe wirtschaftsweit erhoben wird, wird es, sogar in besonderem Maße, eine Differenzierung nach Wirtschaftskraft der Regionen, Branchen usw. geben müssen.

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Betriebsräte und Sozialisierung, GA 331 (1989), ISBN 3-7274-3310-8 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Gedankenfreiheit und soziale Kräfte, GA 333 (1985), ISBN 3-7274-3330-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Soziale Ideen – Soziale Wirklichkeit – Soziale Praxis. Band I: Frage- und Studienabende des Bundes für Dreigliederung des sozialen Organismus in Stuttgart, GA 337a (1999), ISBN 3-7274-3371-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Walter Kugler u.a.: Alle Macht den Räten? Rudolf Steiner und die Betriebsrätebewegung 1919. Vorträge, Berichte, Dokumente, Zusammengestellt und kommentiert von Walter Kugler, Rudolf-Steiner-Nachlaßverwaltung, Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr. 103, 1989, pdf
  5. Wolfgang Latrille: Assoziative Wirtschaft. Ein Weg zur sozialen Neugestaltung. Die pragmatischen Aspekte der sozialen Dreigliederung. Stuttgart 1985
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
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