Morgenstern: Unterschied zwischen den Versionen

Aus AnthroWiki
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
Als '''Morgenstern''' ({{ELSalt|Φώσφορος}}, Phosphoros, „Lichtträger“, „Lichtbringer“; [[Latein|lat.]] [[Lucifer]]) wird generell das hellste [[Gestirn]] bezeichnet, das vor Sonnenaufgang am [[Wikipedia:Morgenhimmel|Morgenhimmel]] erscheint. In der Regel handelt es sich dabei um die [[Venus]], die jeweils für etwa sechs bis acht Monate am morgendlichen Himmel erscheint, um dann für etwa drei Monate für das freie Auge ob ihrer Sonnennähe unsichtbar zu werden, und danach für weitere sechs bis acht Monate als [[Abendstern]] ({{ELSalt|Ἕσπερος}}, [[Hesperos]]; [[latein|lat.]] Hesperus) zu erglänzen. Aufgrund der [[Wikipedia:Synodische Periode|synodischen Umlaufzeit]] der Venus von etwa 583,92 Tagen dauert der gesamte Zyklus rund 19 Monate. Ursprünglich hielt man den Abendstern und den Morgenstern für eigenständige Gestirn und auch nach der Entdeckung ihrer Identität hielt man in der [[Wikipedia:Antike|Antike]] weiterhin an ihrer Trennung fest.
Als '''Morgenstern''' ({{ELSalt|Φώσφορος}}, Phosphoros, „Lichtträger“, „Lichtbringer“; [[Latein|lat.]] [[Lucifer]]) wird im [[esoterisch]]en Sinn der [[Merkur]] bezeichnet, der maßgeblich die zweite Hälfte der [[Erdentwicklung]] bestimmt. Ausgehend von den Aussagen im [[Wikipedia:Neues Testament|Neuen Testament]] in {{B|Offb|22|16}} und {{B|2 Petr|1|19}} wird [[Christus]] selbst als Morgenstern bezeichnet, wofür der später nicht mehr verstandene Ausspruch «'''Christus verus Lucifer'''» geprägt wurde.
 
<div style="margin-left:20px">
"In den ersten Zeiten des Christentums hatte man einen Spruch,
der lautete: «Christus verus Lucifer», Christus ist der wahre Lichtträger
—, denn Lucifer heißt Lichtträger. Warum wird Christus der
wahre Lichtträger genannt? Weil jetzt durch ihn berechtigt worden
ist, was früher unberechtigt war. Früher war es ein Auseinanderreißen;
die Menschen waren noch nicht reif zur Selbständigkeit.
Jetzt waren die Menschen durch den Ich-Impuls, den sie durch den
Christus Jesus bekommen haben, so weit, daß sie trotz des Ichs sich
in Liebe zueinander entwickeln konnten. So wurde das, was Luzifer
sozusagen vorausnehmend der Menschheit geben wollte, als diese
noch unreif war, durch den wahren Lichtträger, durch den Christus
Jesus, der Menschheit gebracht. Er brachte den Impuls zur Verselbständigung,
aber auch die geistige Liebe, die zusammenführt,
was nicht blutsverwandt ist. Durch ihn kam die Epoche, wo die
Menschheit heranreifte zu dem, was Luzifer früher schon bewirken
wollte. Dieser Ausspruch: «Christus verus Lucifer» ist später nicht
mehr verstanden worden. Derjenige allein, der ihn richtig versteht,
lernt die ersten Lehren des Christentums kennen." {{Lit|{{G|104|148}}}}
</div>
 
Aus [[astronomisch]]er Sicht wird generell das hellste [[Gestirn]], das vor Sonnenaufgang am [[Wikipedia:Morgenhimmel|Morgenhimmel]] erscheint, als Morgenstern bezeichnet. In der Regel handelt es sich dabei um die [[Venus]], die jeweils für etwa sechs bis acht Monate am morgendlichen Himmel erscheint, um dann für etwa drei Monate für das freie Auge ob ihrer Sonnennähe unsichtbar zu werden, und danach für weitere sechs bis acht Monate als [[Abendstern]] ({{ELSalt|Ἕσπερος}}, [[Hesperos]]; [[latein|lat.]] Hesperus) zu erglänzen. Aufgrund der [[Wikipedia:Synodische Periode|synodischen Umlaufzeit]] der Venus von etwa 583,92 Tagen dauert der gesamte Zyklus rund 19 Monate. Ursprünglich hielt man den Abendstern und den Morgenstern für eigenständige Gestirn und auch nach der Entdeckung ihrer Identität hielt man in der [[Wikipedia:Antike|Antike]] weiterhin an ihrer Trennung fest.


Auch der [[Merkur]] kann, allerdings weniger auffällig, als Morgenstern erscheinen und ist in [[Mitteleuropa]] im Herbst für max. zwei Monate am Morgenhimmel sichtbar.
Auch der [[Merkur]] kann, allerdings weniger auffällig, als Morgenstern erscheinen und ist in [[Mitteleuropa]] im Herbst für max. zwei Monate am Morgenhimmel sichtbar.


[[Rudolf Steiner]] hat darauf hingewiesen, dass die mittelalterlichen [[Okkultismus|Okkultisten]] allerdings Venus und Merkur bewusst aus Gründen der [[Geheimhaltung]] vertauscht hätten. In Wahrheit sei der Merkur im esoterischen Sinn als Morgenstern anzusprechen, da er die künftige zweite Hälfte der [[Erdentwicklung]] maßgeblich bestimme. Die ursprüngliche und jetzt [[okkulte Reihenfolge der Planeten]] bildet auch die Grundlage für die sogenannte [[Chaldäische Reihe]], an der sich noch heute die Anordnung unserer [[Wochentag]]e orientiert.
[[Rudolf Steiner]] hat darauf hingewiesen, dass die mittelalterlichen [[Okkultismus|Okkultisten]] Venus und Merkur bewusst aus Gründen der [[Geheimhaltung]] vertauscht hätten. Die ursprüngliche und jetzt [[okkulte Reihenfolge der Planeten]] bildet auch die Grundlage für die sogenannte [[Chaldäische Reihe]], an der sich noch heute die Anordnung unserer [[Wochentag]]e orientiert.


In seinen Vorträgen über «[[Die Apokalypse des Johannes]]» ([[GA 104]]) bemerkte Rudolf Steiner dazu:
In seinen Vorträgen über «[[Die Apokalypse des Johannes]]» ([[GA 104]]) bemerkte Rudolf Steiner dazu:

Version vom 14. Juni 2015, 17:27 Uhr

Als Morgenstern (griech. Φώσφορος, Phosphoros, „Lichtträger“, „Lichtbringer“; lat. Lucifer) wird im esoterischen Sinn der Merkur bezeichnet, der maßgeblich die zweite Hälfte der Erdentwicklung bestimmt. Ausgehend von den Aussagen im Neuen Testament in Offb 22,16 EU und 2 Petr 1,19 EU wird Christus selbst als Morgenstern bezeichnet, wofür der später nicht mehr verstandene Ausspruch «Christus verus Lucifer» geprägt wurde.

"In den ersten Zeiten des Christentums hatte man einen Spruch, der lautete: «Christus verus Lucifer», Christus ist der wahre Lichtträger —, denn Lucifer heißt Lichtträger. Warum wird Christus der wahre Lichtträger genannt? Weil jetzt durch ihn berechtigt worden ist, was früher unberechtigt war. Früher war es ein Auseinanderreißen; die Menschen waren noch nicht reif zur Selbständigkeit. Jetzt waren die Menschen durch den Ich-Impuls, den sie durch den Christus Jesus bekommen haben, so weit, daß sie trotz des Ichs sich in Liebe zueinander entwickeln konnten. So wurde das, was Luzifer sozusagen vorausnehmend der Menschheit geben wollte, als diese noch unreif war, durch den wahren Lichtträger, durch den Christus Jesus, der Menschheit gebracht. Er brachte den Impuls zur Verselbständigung, aber auch die geistige Liebe, die zusammenführt, was nicht blutsverwandt ist. Durch ihn kam die Epoche, wo die Menschheit heranreifte zu dem, was Luzifer früher schon bewirken wollte. Dieser Ausspruch: «Christus verus Lucifer» ist später nicht mehr verstanden worden. Derjenige allein, der ihn richtig versteht, lernt die ersten Lehren des Christentums kennen." (Lit.: GA 104, S. 148)

Aus astronomischer Sicht wird generell das hellste Gestirn, das vor Sonnenaufgang am Morgenhimmel erscheint, als Morgenstern bezeichnet. In der Regel handelt es sich dabei um die Venus, die jeweils für etwa sechs bis acht Monate am morgendlichen Himmel erscheint, um dann für etwa drei Monate für das freie Auge ob ihrer Sonnennähe unsichtbar zu werden, und danach für weitere sechs bis acht Monate als Abendstern (griech. Ἕσπερος, Hesperos; lat. Hesperus) zu erglänzen. Aufgrund der synodischen Umlaufzeit der Venus von etwa 583,92 Tagen dauert der gesamte Zyklus rund 19 Monate. Ursprünglich hielt man den Abendstern und den Morgenstern für eigenständige Gestirn und auch nach der Entdeckung ihrer Identität hielt man in der Antike weiterhin an ihrer Trennung fest.

Auch der Merkur kann, allerdings weniger auffällig, als Morgenstern erscheinen und ist in Mitteleuropa im Herbst für max. zwei Monate am Morgenhimmel sichtbar.

Rudolf Steiner hat darauf hingewiesen, dass die mittelalterlichen Okkultisten Venus und Merkur bewusst aus Gründen der Geheimhaltung vertauscht hätten. Die ursprüngliche und jetzt okkulte Reihenfolge der Planeten bildet auch die Grundlage für die sogenannte Chaldäische Reihe, an der sich noch heute die Anordnung unserer Wochentage orientiert.

In seinen Vorträgen über «Die Apokalypse des Johannes» (GA 104) bemerkte Rudolf Steiner dazu:

"Hier komme ich an eine Stelle, wo wir sozusagen ein kleines Geheimnis lüften müssen, das im Grunde genommen nur an dieser Stelle gelüftet werden darf. Man hat nämlich im Okkultismus für diejenigen, die die Geisteswissenschaft nur mißbrauchen würden und namentlich in älteren Zeiten mißbraucht hätten, immer gehabt das, was man nennen möchte eine Maske. Man hat sich nicht direkt ausgedrückt, sondern hat hingestellt etwas, was die wahre Sachlage verhüllen sollte. Nun hat sich die mittelalterliche Esoterik nicht anders zu helfen gewußt als durch grobe Mittel. Sie hat den Merkur Venus genannt und die Venus Merkur. In Wahrheit müßten wir, wenn wir im Sinne der Esoterik sprechen wollen, wie es der Apokalyptiker getan hat, den Merkur als Morgenstern ansprechen. Er meint mit Morgenstern den Merkur: Ich habe deinem Ich gegeben die Richtung nach aufwärts, durch den Morgenstern, den Merkur. — Sie können auch noch in gewissen, wirklich die Sachlage treffenden Büchern des Mittelalters finden, daß die Sterne unseres Planetensystems so aufgezählt werden: Saturn, Jupiter, Mars, und auf die Erde folgen nicht wie jetzt Venus, Merkur, sondern umgekehrt Merkur, Venus. Daher heißt es hier: «Wie Ich von meinem Vater empfangen habe; und will ihm geben den Morgenstern.»" (Lit.: GA 104, S. 83)

Tatsächlich liegt dem okkulten System vermutlich nicht die äußere räumliche Anordnung der Planeten nach wachsender Distanz von der Erde bzw. von der Sonne zugrunde, die in der Antike auch noch nicht mit genügender Genauigkeit bestimmt werden konnte, sondern man orientierte sich an den Planetenrhythmen. Ordnet man die Planeten im geozentrischen System ausgehend von der Erde nach ihren siderischen Umlaufzeiten (das ist die Zeit, nach der der Planet wieder für die visuelle Beobachtung in der Nähe der selben Fixsterne steht), so ergibt sich die okkulte Reihung: Mond (27,3 Tage) – Merkur (88 Tage) – Venus (224,7 Tage) – Sonne (365,25 Tage = 1 Jahr) – Mars (687 Tage) – Jupiter (4332.6 Tage = ca. 12 Jahre) – Saturn (10759.2 Tage = ca. 30 Jahre).

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Die Apokalypse des Johannes, GA 104 (1985), ISBN 3-7274-1040-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.