Spaltung der Persönlichkeit und Hostie: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Spaltung der Persönlichkeit''' ist eine notwendige Folge einer entsprechend weit vorangeschrittenen [[Geistesschulung]], die dazu führt, dass sich die [[Seelenkräfte]] des [[Denken]]s, [[Fühlen]]s und [[Wollen]]s, die normalerweise mehr oder weniger eng miteinander verbunden sind, sich vollständig voneinander trennen:
[[Datei:Communion Table.jpg|mini|400px|[[Kommunion]]stisch mit [[Brot]] und [[Wein]].]]


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Als '''Hostie''' ({{laS|''hostia''}} ‚Vergeltung‘, ‚Opfer‘, ‚Opferlamm‘, ‚Opfertier‘ oder ‚Opfergabe‘) wird in vielen [[christlich]]en Kirchen das bei der [[Eucharistie]] verwendete [[Brot]] bezeichnet. In der Westkiche wird dazu ein ''ungesäuerter'' Teig aus Weizenmehl und Wasser verwendet, der seit der [[Wikipedia:Karolinger|karolingischen Zeit]] (8./9. Jahrhundert) in Form von [[Wikipedia:Oblate|Oblate]]n zubereitet wird. In der Ostkirche wird dem Brot hingegen [[Wikipedia:Sauerteig|Sauerteig]] zugesetzt, was zum [[Wikipedia:Azymenstreit|Azymenstreit]] führte, der mit ein Vorwand für das [[Wikipedia:Morgenländisches Schisma|morgenländische Schisma]] von 1054 zwischen Ost- und Westkirche wurde. Die in der [[Heilige Messe|Heiligen Messe]] durch die [[Wandlung]] [[Konsekration|konsekrierte]] Hostie ist nach [[Wikipedia:Römisch-katholische Kirche|römisch-katholischem]] [[Glaube]]n der „[[Leib Christi]]“ und wird auch in anderen christlichen Konfessionen als solcher im Zuge der [[Abendmahl]]feier gereicht. Durch die [[Kommunion]] erfolge die [[sakramental]]e Vereinigung der [[Gemeinschaft]] der [[Christen]] mit dem [[Auferstehung|auferstandenen]] [[Christus]]. Dabei geht man von der [[Realpräsenz]] des [[Christus]] aus, d.h. von der „wirkliche Gegenwart“ von Leib und Blut Christi, deren Art und Dauer aber in den verschiedenen Konfessionen unterschiedlich aufgefasst wird.
"Große Veränderungen gehen allerdings mit den obengenannten feineren Leibern ([[Ätherleib]], [[Astralleib]]) beim Geheimschüler vor sich. Solche Veränderungen hängen mit gewissen Entwickelungsvorgängen der drei Grundkräfte der Seele, mit Wollen, Fühlen und Denken zusammen. Diese drei Kräfte stehen vor der Geheimschulung des Menschen in einer ganz bestimmten, durch höhere Weltgesetze geregelten Verbindung. Nicht in beliebiger Weise will, fühlt oder denkt der Mensch. Wenn zum Beispiel eine bestimmte Vorstellung im Bewußtsein auftaucht, so schließt sich an sie nach natürlichen Gesetzen ein gewisses Gefühl oder es folgt auf sie ein gesetzmäßig mit ihr zusammenhängender Willensentschluß. Man betritt ein Zimmer, findet es dumpfig und öffnet die Fenster. Man hört seinen Namen rufen und folgt dem Rufe. Man wird gefragt und gibt Antwort. Man sieht ein übelriechendes Ding und bekommt ein Gefühl von Unlust. Das sind einfache Zusammenhänge zwischen Denken, Fühlen und Wollen. ,Wenn man aber das menschliche Leben überschaut, so wird man finden, daß sich alles in diesem Leben auf solche Zusammenhänge aufbaut. Ja, man bezeichnet das Leben eines Menschen nur dann als ein «normales», wenn man in demselben eine solche Verbindung von Denken, Fühlen und Wollen bemerkt, die in den Gesetzen der menschlichen Natur begründet liegt. Man fände es diesen Gesetzen widersprechend, wenn ein Mensch zum Beispiel beim Anblick eines übelriechenden Gegenstandes ein Lustgefühl empfände oder wenn er auf Fragen nicht antwortete. Die Erfolge, die man sich von einer richtigen Erziehung oder einem angemessenen Unterricht verspricht, beruhen darauf, daß man voraussetzt, man könne eine der menschlichen Natur entsprechende Verbindung zwischen Denken, Fühlen und Wollen beim Zögling herstellen. Wenn man diesem gewisse Vorstellungen beibringt, so tut man es in der Annahme, daß sie später mit seinen Gefühlen und Willensentschlüssen in gesetzmäßige Verbindungen eingehen. - Alles das rührt davon her, daß in den feineren Seelenleibern des Menschen die Mittelpunkte der drei Kräfte, des Denkens, Fühlens und Wollens, in einer gesetzmäßigen Art miteinander verbunden sind. Und diese Verbindung in dem feineren Seelenorganismus hat auch ihr Abbild in dem groben physischen Körper. Auch in diesem stehen die Organe des Wollens in einer gewissen gesetzmäßigen Verbindung mit denen des Denkens und Fühlens. Ein bestimmter Gedanke ruft regelmäßig daher ein Gefühl oder eine Willenstätigkeit hervor. - Bei der höheren Entwickelung des Menschen werden nun die Fäden, welche die drei Grundkräfte miteinander verbinden, unterbrochen. Zuerst geschieht diese Unterbrechung nur in dem charakterisierten feineren Seelenorganismus; bei noch höherem Aufstieg aber erstreckt sich die Trennung auch auf den physischen Körper. (Es zerfällt bei der höheren geistigen Entwickelung des Menschen tatsächlich zum Beispiel sein Gehirn in drei voneinander getrennte Glieder. Die Trennung ist allerdings eine solche, daß sie für die gewöhnliche sinnliche Anschauung nicht wahrnehmbar und auch durch die schärfsten sinnlichen Instrumente nicht nachweisbar ist. Aber sie tritt ein, und der Hellseher hat Mittel, sie zu beobachten. Das Gehirn des höheren Hellsehers zerfällt in drei selbständig wirkende Wesenheiten: das Denk-, Fühl- und Willensgehirn.)


Die Organe des Denkens, Fühlens und Wollens stehen sodann ganz frei für sich da. Und ihre Verbindung wird nunmehr durch keine ihnen selbst eingepflanzten Gesetze hergestellt, sondern muß durch das erwachte höhere Bewußtsein des Menschen selbst besorgt werden. - Das ist nämlich die Veränderung, welche der Geheimschüler an sich bemerkt, daß kein Zusammenhang zwischen einer Vorstellung und einem Gefühl oder einem Gefühl und einem Willensentschluß und so weiter sich einstellt, wenn er nicht selbst einen solchen schafft. Kein Antrieb führt ihn von einem Gedanken zu einer Handlung, wenn er diesen Antrieb nicht frei in sich bewirkt. Er kann nunmehr völlig gefühllos vor einer Tatsache stehen, die ihm vor seiner Schulung glühende Liebe oder ärgsten Haß eingeflößt hat; er kann untätig bleiben bei einem Gedanken, der ihn vorher zu einer Handlung wie von selbst begeistert hat. Und er kann Taten verrichten aus Willensentschlüssen heraus, für welche bei einem nicht durch die Geheimschulung hindurchgegangenen Menschen auch nicht die geringste Veranlassung vorliegt. Die große Errungenschaft, welche dem Geheimschüler zuteil wird, ist, daß er die vollkommene Herrschaft erlangt über das Zusammenwirken der drei Seelenkräfte; aber dieses Zusammenwirken wird dafür auch vollständig in seine eigene Verantwortlichkeit gestellt.
== Die Hostie als Mittel zur Wahrnehmung der geistigen Welt ==
[[Datei:Sanzio, Raffaello - Disputa del Sacramento - 1508-1511 - hi res.jpg|mini|400px|[[Raffael]]: ''[[Disputa del Sacramento]]'' (1508-1511), Wandfresko in der [[Wikipedia:Stanza della Segnatura|Stanza della Segnatura]] der [[Wikipedia:Vatikanische Museen|Vatikanischen Museen]].]]


Erst durch diese Umwandlung seines Wesens kann der Mensch in bewußte Verbindung treten mit gewissen übersinnlichen Kräften und Wesenheiten. Denn es haben seine eigenen Seelenkräfte zu gewissen Grundkräften der Welt entsprechende Verwandtschaft. Die Kraft zum Beispiel, die im Willen liegt, kann auf bestimmte Dinge und Wesenheiten der höheren Welt wirken und diese auch wahrnehmen. Aber sie kann das erst dann, wenn sie frei geworden ist von ihrer Verbindung mit dem Fühlen und Denken innerhalb der Seele. Sobald diese Verbindung gelöst ist, tritt die Wirkung des Willens nach außen hervor. Und so ist es auch mit den Kräften des Denkens und Fühlens. Wenn mir ein Mensch ein Haßgefühl zusendet, so ist dieses für den Hellseher sichtbar als eine feine Licht-Wolke von bestimmter Färbung. Und ein solcher Hellseher kann dieses Haßgefühl abwehren, wie der Sinnes-Mensch einen physischen Schlag abwehrt, der gegen ihn geführt wird. Der Haß wird in der übersinnlichen Welt eine anschaubare Erscheinung. Aber nur dadurch kann ihn der Hellseher wahrnehmen, daß er die Kraft, die in seinem Gefühle liegt, nach außen zu senden vermag, wie der Sinnesmensch die Empfänglichkeit seines Auges nach außen richtet. Und so wie mit dem Haß ist es mit weit bedeutungsvolleren Tatsachen der sinnlichen Welt. Der Mensch kann mit ihnen in bewußten Verkehr treten durch die Freilegung der Grundkräfte seiner Seele." {{Lit|GA 10, S 184ff}}
Nach [[Rudolf Steiner]] ist die konsekrierte Hostie tatsächlich ein Mittel, um in die [[geistige Welt]] hineinzuschauen, wie es [[Raffael]] in seiner [[Disputa del Sacramento]] dargestellt hat.
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{{GZ|Wir müssen
"In dem Augenblicke, wo der Mensch in die geistige Welt hineintritt, da wird
wiederum dazu kommen - alle diejenigen, die sich um das spirituelle
er sogleich ein dreifaches Wesen. Sein Denken geht eigene Wege, sein Fühlen geht
Leben bemühen wollen - , daß verstanden werden kann, warum
eigene Wege, sein Wollen geht eigene Wege. Diese Gliederung, diese Spaltung in
eigentlich Raffael diese «Disputa» aus seinem Zeitbewußtsein heraus
drei macht er sogleich durch, wenn er in die geistige Welt eintritt. Und Sie können
gemalt hat. Da oben sind die himmlischen Welten mit der Dreifaltigkeit,
in der geistigen Welt denken, Gedanken haben, die gar nichts zu tun haben mit
unten das Sanctissimum auf dem Altar und die Kirchenväter
Ihrem Wollen: dann aber sind diese Gedanken Illusionen. Sie können Gefühle
und Theologen. Das alles ist aber nicht das Wesentliche in dem Bilde,
haben, die nichts zu tun haben mit Ihrem Wollen: dann sind diese Gefühle etwas,
sondern das Wesentliche ist, daß ein Theologe, der nicht ein Frivolling
was zu Ihrer Vernichtung, nicht zu Ihrer Förderung beiträgt.
war - das waren ja allerdings dazumal schon viele -, der es noch
ernst meinte mit seiner Theologie und aus dessen Seele heraus RaflFael
malte, das Bewußtsein hatte: Wenn die Hostie, das Sanctissimum,
konsekriert ist und man durch sie hindurchschaut, dann schaut man
auf die Welt, die Raffael im oberen Teil der «Disputa» gemalt hat. -
Es ist wirklich die konsekrierte Hostie das Mittel, um durchzuschauen
und in die geistige Welt hineinzuschauen. Deshalb hat
Raffael die Sache gemalt.|191|64f}}


Das ist das Wesentliche, daß der Mensch in dem Augenblick, wo er an die
== Die Hostie im Zusammenhang mit Sonne und Mond - der Heilige Gral ==
Schwelle zur geistigen Welt herantritt, sich so vorkommt, als flöge sein Denken
in die Weltenweiten, als gehe sein Fühlen hinter seine Erinnerungen zurück.
Beachten Sie das letztere, was ich gesagt habe. Sehen Sie, die Erinnerung ist
tatsächlich etwas, was hart an die Schwelle zur geistigen Welt herankommt. Denken
Sie, Sie haben vor zehn Jahren etwas erlebt. Es kommt in der Erinnerung wieder
herauf. Das Erlebnis steht da. Sie sind zufrieden, mit Recht zufrieden für die
physische Welt, wenn Sie bis zu einer recht lebhaften Erinnerung kommen. Aber
derjenige, der in die geistige Welt eintritt, bei dem ist es wirklich so, als ob er die
Erinnerung durchstoßen würde, als ob er weiter gehen würde, als die Erinnerung
reicht. Vor allen Dingen geht er weiter, als seine Erinnerungen reichen können
für das physische Erdenleben. Er geht hinter die Geburt zurück.


Und wenn man in die geistige Welt eintritt, so fühlt man sofort, daß das Fühlen
{{GZ|[...] die Transsubstantiation, die Wandlung, besteht
gar nicht bei einem bleibt. Das Denken wenigstens geht noch hinaus in die gegenwärtige
darin, daß symbolisch dargestellt wird jenes Bewußtsein, das sich im
Welt. Es zerstreut sich gewissermaßen in dem Weltenraum. Das Fühlen
Menschen entwickelt, wenn in ihm gefühlt wird die göttliche Substanz,
geht aus der Welt hinaus, und man muß sich sagen, wenn man dem Fühlen nachgehen
wenn er in seiner eigenen Seele erfühlt die göttliche Substanz.
will: Ja, wo bist du jetzt eigentlich? Wenn du im Leben 50 Jahre alt geworden
Für den Christen ist diese Wandlung nichts anderes als der Ausdruck
bist, so bist du eigentlich weiter zurückgegangen als 50 Jahre in der Zeit; du bist
des paulinischen Wortes: [[Nicht ich, sondern der Christus in mir]]. - Er
70 Jahre, 90 Jahre, 100 Jahre, 150 Jahre zurückgegangen. Das Fühlen führt Sie ganz
opfert sich nicht nur, er wird sich bewußt, daß das Übersinnliche in
heraus aus der Zeit, die Sie miterlebt haben von Kleinkindheit auf.
ihm selber lebt. Das ist dasjenige, was im Bilde der Transsubstantiation
Und das Wollen, wenn Sie es im Ernste fassen, führt Sie noch weiter zurück,
einem entgegentritt. Und es bleibt immer eine schöne, eine
in die vorigen Erdenleben. Das ist etwas, was sogleich auftritt, meine Lieben, wenn
bedeutsame Begleiterscheinung der Transsubstantiation, daß, während
man an die Schwelle der geistigen Welt wirklich herantritt. Der Zusammenhalt
das Sanktissimum erhoben wird, über den Kelch hinaufgehoben
des physischen Leibes hört auf. Man fühlt sich nicht mehr in den Grenzen seiner
wird, die Gläubigen eigentlich ihre Augen zu schließen haben, also in
Haut eingeschlossen, aber man fühlt sich zerteilt.
sich zu kehren haben das Bewußtsein, so daß sie miterleben die
Transsubstantiation nicht durch äußerliches Anschauen, sondern im
innersten Bewußtsein. Es ist ja auch bedeutsam, daß das Sanktissimum
eigentlich besteht aus dem Brot und dem Brothalter, der mondförmige
Gestalt hat, so daß in der Tat im Sakraments-Symbolum, das
ja das Sanktissimum umhüllt (siehe Zeichnung S. 100), Sonne und
Mond im Bilde vorhanden sind, was ja deutlich darauf hinweist, daß
in den Zeiten, in denen das Meßopfer ausgestaltet worden ist in seiner
Urform, ein Bewußtsein vorhanden war von dem Zusammenhange
des Christus mit der Sonne und des Jahve mit dem Monde.  


Man fühlt, wie wenn ausstrahlen würde das Denken, das man früher zusammengehalten
[[Datei:GA342_100.gif|center|150px|Zeichnung aus GA 342, S. 100]]
hat in seinem Gefühl, wie wenn das Denken ausstrahlen würde in die
Weltenweiten und Weltengedanken werden würde. Man fühlt sich in der Zeit
zurückgehend mit seinem Fühlen unmittelbar in der geistigen Welt drinnen, die
man zwischen dem letzten Tode und dem diesmaligen Erdenleben durchgemacht
hat. Und man fühlt sich in vorigen Erdenleben mit seinem Wollen.
Gerade aber diese Spaltung des menschlichen Wesens - ich habe sie beschrieben
in meinem Buche «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» -, gerade
diese Spaltung des menschlichen Wesens, die macht Schwierigkeiten beim Betreten
der geistigen Welt, denn die Gedanken verbreitern sich. Dasjenige, was man zusammengehalten
hat, geht in alle Welt über. Damit aber wird es zugleich fast unwahrnehmbar.
Und man muß sich erwerben die Fähigkeit, diejenigen Gedanken noch
wahrzunehmen, die in solche Weiten hinausgehen.


Das Fühlen ist nicht mehr von Gedanken jetzt durchsetzt - denn die Gedanken
Dasjenige, was die Welt empfangen hat in dem Christentum und was sich
sind einem gewissermaßen davongegangen -, das Fühlen kann sich nur in allgemeiner
auferbaut hat auf der Mondreligion des Jahve, das drückt sich in
Hochschätzung, Hingabe, gebetartiger Stimmung wenden an diejenigen Wesen,
diesem Aufsitzen der Hostie auf der Mondform durchaus aus, und es
mit denen man das Leben zwischen dem Tode und der Geburt, bevor man die
ist wirklich ein Symbolum für das Zusammenfließen des Sterblichen
Erde betreten hat, durchlaufen hat. Aber wenn man sein Leben heranerzogen hat
im Menschen mit dem Unsterblichen.|342|99f}}
für solches verehrendes Fühlen der geistigen Welt, so geht das noch.
In dem Augenblicke aber, wo man sich dem Wollen hingibt, das hin will in die
vorigen Erdenleben, da tritt für den Menschen eben die große Schwierigkeit ein,
daß er eine ungeheure Anziehungskraft in der Seele bekommt für alles dasjenige,
was niedrig ist in seiner Wesenheit. Und hier wirkt am stärksten dasjenige, was
ich vorhin sagte, daß es schwierig ist, zwischen Schein und Wirklichkeit zu unterscheiden.
Denn der Mensch bekommt da einen wahren Hang dazu, sich dem
Scheine hinzugeben. Ich will das so erzählen.


Wenn der Mensch beginnt zu meditieren, wenn er wirklich mit innerer Hingabe
{{GZ|Von dem Augenblick
sich durchsetzt mit seinem Meditationsstoff - er möchte diese Meditation in möglichster
an, wo wir des morgens aufwachen bis wir des abends uns
Gleichgültigkeit ablaufen lassen; er möchte nicht, daß ihn die Meditation
zur Ruhe begeben, umgibt uns Sonnenhaftes. Wir haben als unvorbereitete
herausreißt aus der Behaglichkeit des Lebens. Und dieser Trieb, möglichst still zu
Menschen zunächst keine Ahnung davon, was alles in dem
sein, möglichst nicht herausgerissen zu werden aus der Behaglichkeit des Lebens,
Sonnenlichte lebt, das uns umflutet. Wir sehen das Sonnenlicht zurückgeworfen
dieser Trieb ist ein starker Illusionserzeuger, ein starker Scheinerzeuger. Denn gibt
an einzelnen Gegenständen, wir sehen es zunächst in
man sich restlos ehrlich der Meditation hin, dann kommt ganz notwendig herauf
Farben sich spiegeln, aber ob dieses Sonnenhafte durch die Farben
aus den Tiefen der Seele die Empfindung: Was ist eigentlich alles an Anlage zu
hindurch in uns Menschen, indem es durch uns hindurchflutet,
Bösem in dir! Man kann gar nicht anders, als durch die Meditation, durch jenes
noch Besonderes erregt und verlebendigt, das ahnen wir zunächst
innerliche Vertieftsein, man kann gar nicht anders als wirklich fühlen, tief fühlen:
nicht. Wir befinden uns einfach im Lichte vom Aufwachen bis zum
Da ist alles Mögliche da, was du eigentlich tun könntest, wozu du fähig wärest.
Einschlafen, und dann wenden wir uns in mondenheller Nacht zum
Aber nur - der Trieb ist so stark, sich das ja nicht zu gestehen, so daß man sich
Monde, schauen ihn an mit offenen Menschenherzen, wie er umgeben
der Illusion hingibt: man ist eigentlich ein guter, ein recht guter Mensch seinen
ist von den ihn begleitenden Sternen, und gehen über zu der
innersten Anlagen nach.
ersten Empfindung, die wir da haben können, zu der Empfindung,
Die wirkliche Erfahrung als Folge der Meditation gibt das nicht. Die zeigt einem,
daß, wenn ich in die Sonne sehe, gerade dann, wenn die Sonne am
wie man beseelt sein kann von allen möglichen Eitelkeiten, wie man beseelt sein
lebendigsten mit ihrem Licht mich umflutet, mein Auge geblendet
kann von allem möglichen Überschätzen seines eigenen Wesens und Unterschätzen
wird. Der Sonne Licht ist an Intensität zu stark, als daß sich ohne
des Wesens der anderen, wie man ganz durchsetzt ist davon, auf das Urteil von
weiteres das Auge zur Sonne hinwenden könnte. Sehe ich in den
Leuten nicht nur deshalb etwas zu geben, weil sie von uns als Menschen empfunden
Mond, so kann ich es, der Mond gibt mir der Sonne Licht zurück,
werden, die etwas zu sagen haben, sondern weil man sich eben sonnen will in dem
er schickt mir das Licht so, daß ich es aufnehmen kann. Die Blendung gegenüber dem Sonnenlicht ist eine Hinwegnahme der Besonnenheit.
Urteil der anderen. Aber das sind noch die geringsten Dinge. Derjenige, der wirklich
Diese Besonnenheit bleibt mir, wenn ich hinauf schaue zum
ehrlich meditiert, wird sehen, welche Triebe in seiner Seele eigentlich leben, zu
Mondenlicht. Die Strahlen der Sonne haben eine zu majestätische
was allem er eigentlich fähig wäre. Da tritt schon die niedere Menschennatur in
Intensität, als daß sie mir nicht die Besonnenheit rauben müßten,
einer starken Weise vor die innere Schau der Seele. Und diese Ehrlichkeit muß im
wenn ich mich ihnen entgegenwende. Ich darf mich ihnen entgegenwenden,
Meditieren sein." {{Lit|GA 270/1, S 45ff}}
wenn sie mir vom Monde her wiedergegeben werden. Wie
</div>
mache ich das zum eigenen inneren Erlebnis? Ich darf und kann
mich als Mensch vereinigen mit demjenigen, was mir vom Monde
an Licht zurückgegeben wird; ich darf, wenn ich es als Symbolum
vor mich hinstelle, darin dasjenige haben, mit dem ich mich vereinigen
darf. Ich darf mir von dem, was im Mondenlicht mir entgegenkommt,
ein solches Bild machen, das ich mit mir vereinigen kann.
Mit anderen Worten, ich darf mir ein Bild von der Sonne machen,
welche durch das Mondenlicht sich mir darstellt, und das ist da in
der Hostie, die ich verzehren darf. Aber ich habe darin etwas, was
zu intensiv, zu majestätisch groß ist, als daß ich mich unmittelbar
ihm aussetzen darf. Wenn ich das im Bilde mir darstelle, so muß ich
es in anderer Weise darstellen. Ich muß eine Beziehung herstellen,
die nur im Anschauen ähnlich ist, und die stelle ich her, indem ich
dasjenige, was die Wegzehrung werden darf, [die Hostie,] umgebe
mit demjenigen, was bloß angeschaut werden darf, mit der Monstranz
(Zeichnung Tafel 4), und ich habe aus meinem Verhältnis zur
Welt herausgeboren ein dualistisches Gleichnis, die zweifache Art,
wie ich etwas zum Bilde mache mit dem Einschluß der Monstranz.
In der Wegzehrung, in der Hostie habe ich dasjenige, das ich mit
mir vereinigen kann. In demjenigen, was die Hostie umgibt, habe
ich das, was die zum Bilde abgeschwächten Strahlen der Sonne sind.
In mir muß durch die Kommunion dasjenige rege werden, was in
Abschwächung erscheint, wenn ich das Mondenlicht fühle, das ich
aber nicht mehr fühlen darf in seiner unmittelbaren Sonnenwirkung,
sonst werde ich geblendet. Zwischen beiden mittendrin liegt die
Kommunion: Ich ordne mich ein in den Weltenzusammenhang.
Das, was im Kosmos Sonne und Mond miteinander zu sprechen
haben, das begegnet sich im Menschen, der Mensch steht mittendrinnen
und macht es lebendig durch die Kommunion.|343a|164f}}


Eine weitere Folge dieser Entwicklung ist daher, dass wir lernen, aus unserem höheren Wesen auf unsere niedere, irdische [[Persönlichkeit]] zurückzublicken:
=== Die Gralsimagination und der Ätherleib des Menschen ===


<div style="margin-left:20px">
{{Hauptartikel|Grals-Imagination}}
"Daher ist es wichtig, wirklich festzuhalten, daß in dem
Augenblick, wo das Hellsehen beginnt und man dadurch zur Offenbarung
höherer Welten hinaufsteigt, wirklich eine Art Spaltung der
Persönlichkeit stattfindet. Die eine Persönlichkeit, die man auf dem
physischen Plan ist, die läßt man zurück. Man ist nun eine andere Persönlichkeit,
indem man hinaufsteigt in eine höhere Welt. Und so wie
wir angeschaut werden in der höheren Welt von den Wesenheiten der
höheren Hierarchien, wie wir wahrgenommen werden von den Wesen
der höheren Hierarchien, so schauen wir unsere gewöhnliche Persönlichkeit
von unserem höheren Gesichtspunkt aus selbst an. Wir
schauen, indem wir mit dem höheren Wesen aus dem niederen Wesen
herausgegangen sind, als höheres Wesen unser niederes Wesen an. So daß
wir gut tun, wenn wir irgend etwas Gültiges für die höheren Welten
aussprechen wollen, zu warten, bis wir in die Lage kommen, zu sagen:
Das bist du, den du selbst da siehst in deinem hellsichtigen Felde,
das bist du. - Dieses «Das bist du» entspricht auf dem höheren Plane
dem «Das bin ich» auf dem physischen Plane. Dieses «Das bin ich»,
verwandelt sich auf dem höheren Plan in das «Das bist du». Es ist
eigentlich mehr gesagt mit dem eben Ausgesprochenen, als man gewöhnlich
denkt. Versetzen Sie sich einmal in den Fall, Sie blickten von
Ihrem heutigen Gesichtspunkt zurück auf den Zeitpunkt, wo Sie
acht oder dreizehn oder fünfzehn Jahre alt waren, und Sie versuchten,
ein kleines Stück Ihres Lebens aus der Erinnerung zu rekonstruieren
aus dem achten, dem dreizehnten oder dem fünfzehnten Jahre. Stellen
Sie sich lebhaft vor dieses Zurückblicken in Ihre eigene Gedankenwelt,
indem Sie die Erinnerungen aus der Gedankenwelt zurückkonstruieren.
Nun vergegenwärtigen Sie sich das Gefühl, das Sie gegenüber diesem
acht- oder dreizehn- oder fünfzehnjährigen Knaben oder Mädchen,
der oder das Sie selbst waren, nun haben. Vergegenwärtigen Sie sich
lebhaft Ihr gegenwärtiges Gefühl gegenüber diesen vergangenen Erlebnissen.
Sobald man von dem physischen Plan in die höhere Welt
hinaufkommt, wird der Augenblick, in dem wir unmittelbar jetzt leben,
sogleich eine solche Erinnerung, wie die eben charakterisierte. Man
schaut auf das, was man auf dem physischen Plan jetzt ist und auf das,
was man noch werden kann in dem Rest seines physischen Lebens, so
zurück, wie Sie zurückschauen von dem jetzigen Gesichtspunkt aus
auf die Erlebnisse im achten, dreizehnten, fünfzehnten Jahr. Es ist
durchaus wahr: Was wir fühlen, was wir denken, was wir vorstellen,
was wir handeln auf dem physischen Plan, in dem Augenblick, wo wir
die höhere Welt betreten, ist das alles, was wir zusammenfassen unter
unserem Selbst auf dem physischen Plan, eine Erinnerung. Wir schauen
herunter auf den physischen Plan und sind uns, sobald wir in der höheren
Welt leben, eine Erinnerung geworden. Und wie wir auseinanderhalten
einen gegenwärtigen Standpunkt unseres Erlebens von einem
längst verflossenen, so müssen wir auseinanderhalten dasjenige, was wir
erleben in höheren Welten und dasjenige, was wir erleben auf dem
physischen Plan." {{Lit|GA 154, S 98f}}
</div>


Tritt diese Spaltung der Persönlichkeit in abnormer Weise auf, was auch ohne gezielte Geistesschulung spontan durch eine starke seelische Erschütterung geschehen kann, so kann das zur Erscheinung unseres [[Doppelgänger]]s führen. Das gilt namentlich für unser gegenwärtiges [[Bewusstseinsseelenzeitalter]], da heute die drei [[Seelenkräfte]] schon durch die natürliche Entwicklung sehr weitgehend voneinander geschieden sind.
Wenn der [[Mensch]] schläft, heben sich [[Ich]] und [[Astralleib]] teilweise aus der menschlichen Organisation heraus und lassen [[Ätherleib]] und den [[Physischer Leib|physischen Leib]] zurück. Das menschliche Bewusstsein dämpft sich dabei zu dem des [[Schlaf-Bewusstsein|traumlosen Schlafes]] ab. Kann das [[Bewusstsein]] aber durch entsprechende geistige Schulung aufrechterhalten werden, verwandelt sich vor dem geistigen Blick der zurückgelassene physische Leib zur [[Paradieses-Imagination]]. In weiterer Folge verdichtet sich die geistige Anschauung des Ätherleibes zur [[Grals-Imagination]].


==Literatur==
{{GZ|So ist es, wenn man in seinen eigenen Ätherleib hineindringt,
#Rudolf Steiner: ''Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?'', [[GA 10]] (1993), ISBN 3-7274-0100-1; '''Tb 600''', ISBN 978-3-7274-6001-2 {{Schriften|010}}
wie wenn man an einem Abgrunde ankommen würde und über
#Rudolf Steiner: ''Wie erwirbt man sich Verständnis für die geistige Welt?'', [[GA 154]] (1985), ISBN 3-7274-1540-1 {{Vorträge|154}}
diesen Abgrund hinweg in seinem Ätherleibe sehen würde, was der
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Unterweisungen für die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum 1924'', [[GA 270/1]], Band I (1999), ISBN 3-7274-2700-0 {{Vorträge1|160}}
da macht; und das erscheint alles in mächtigen Bildern, die Vorgänge
des geistigen Menschen während des Schlafes darstellen.
Dieses Ich und der astralische Leib, dieser geistige Mensch, der
untertaucht in die Burg, die gebildet wird aus dem, was eben sich
nur symbolisch in der Schädeldecke darstellt, wo schlafend, verwundet
vom Blut, der Mensch liegt, dem man es ansieht, wie Gedanken
seine Stärke sind — das, was sich da ernähren lassen muß
von alledem, was aus den Reichen der Natur heraufdringt, was in
seinem edelsten Teile von jenem Feinsten bedient werden muß, das
da gekennzeichnet worden ist —, dieses alles in Bilder gebracht, gab
die Gralssage. Und die Sage von dem Heiligen Gral kündet uns von
jener Wunderspeise, die zubereitet ist aus den feinsten Wirkungen
der Sinneseindrücke und aus den feinsten Wirkungen der mineralischen
Extrakte, die dazu berufen sind, den edelsten Teil des Menschen
zu ernähren sein Leben hindurch, wie er es physisch zubringt
auf der Erde; denn durch alles andere würde er getötet. Diese Himmelsspeise
ist das, was in dem Heiligen Gral drinnen ist.|145|113f}}


{{GA}}  
{{GGZ|Parzival ist zunächst nicht so weit innerlich offen, daß er in
selbstbewußter Weise fragt: Wozu der Gral? — Was braucht es nun?
— Bei dem Fischerkönig brauchte es, daß er sein persönliches Interesse
abtötete und sein Interesse so weit machte wie das Interesse der
allgemeinen Menschheit bei dem Christus Jesus. Bei Parzival ist
notwendig, daß er hinaufhebt sein Interesse über das bloß unschuldige
Anschauen zum innerlichen Verstehen dessen, was in jedem
Menschen dasselbe ist, was der ganzen Menschheit zukommt, die
Gabe des Heiligen Gral. So schwebt in einer wunderbaren Weise
zwischen Parzifal und Amfortas oder dem ursprünglichen Fischerkönig
mitten drinnen das Ideal des Mysteriums von Golgatha. Und
es wird in zarter Weise so angedeutet gerade an der entscheidenden
Stelle der Legende, daß auf der einen Seite der Fischerkönig zuviel
Persönlichkeit bis in die Sphären des astralischen Leibes mitgenommen
hat und auf der anderen Seite Parzival steht, der noch zu
wenig allgemeines Welteninteresse dort hinaufgetragen hat, der
noch zu naiv, zu wenig fühlend ist mit dem allgemeinen Welteninteresse.
Das ist gerade auch das ungeheuer Pädagogische der
Gralslegende, daß sie so in die Seelen hereinwirken konnte bei den
Schülern des Heiligen Gral, daß man etwas vor sich hatte wie eine
Waage: auf der einen Seite das, was bei Amfortas war, und auf der
anderen das, was bei Parzifal war; daß man dann wußte, das Gleichgewicht
ist herzustellen. Wenn der astralische Leib seinem ureigensten
Interesse folgt, wird er sich hinaufheben zu jenem Horizont
allgemeinster Menschlichkeit, der dann erreicht wird, wenn zur
Wahrheit das Wort gemacht wird: Wo zwei in meinem Namen
vereinigt sind, bin ich mitten unter ihnen, gleichgültig, wo in der
Erdenentwicklung diese zwei sich finden.|145|126}}


[[Kategorie:Schulungsweg]]
=== [[Ganganda greida]], die hinwandelnde Wegzehrung ===
 
{{GZ|Wo also ist der Gral, der heute so gefunden werden muß, daß
darauf steht der Name des Parzival, wo ist er zu finden? Nun, Sie
sehen, im Verlaufe meiner Forschung hat sich mir ergeben, daß er
in der Sternenschrift gesucht werden muß — zunächst der Name -.
Und dann ergab es sich mir eines Tages, den ich als einen für mich
besonders bedeutsamen ansehen muß, wo die goldglänzende Schüssel
in ihrer Realität zu finden ist; zunächst so, daß wir durch sie —
da, wo sie sich durch ihr Sternenschriftsymbolum ausdrückt — geführt
werden auf das Geheimnis des Gral. Und da sah ich denn in
der Sternenschrift dasjenige, was jeder sehen kann — nur findet er
zunächst nicht das Geheimnis der Sache. Denn eines Tages erglänzte
mir, als ich mit innerem Schauen verfolgte die goldglänzende Mondsichel,
wenn sie am Himmel so erscheint, daß der dunkle Mond darin
wie eine große Scheibe schwach sichtbar ist, so daß man schaut
äußerlich-physisch den goldglänzenden Mond — [[Ganganda greida]],
die hinwandelnde Wegzehrung — und darin die große Hostie, die
dunkle Scheibe, das, was man nicht sieht vom Monde, wenn man
nur oberflächlich hinschaut, was man sieht, wenn man genauer hinschaut.
Denn dann sieht man die dunkle Scheibe, und in wunderbaren
Lettern der okkulten Schrift auf der Mondessichel — den Namen
Parzival! Das, meine lieben Freunde, war zunächst die Sternenschrift.
Denn in der Tat, im richtigen Licht gesehen, ergibt dieses
Lesen der Sternenschrift für unser Herz und unseren Sinn etwas —
wenn vielleicht auch noch nicht alles — von dem Parzival-Geheimnis,
von dem Geheimnis des heiligen Gral.|149|91f}}
 
{{GGZ|Dasjenige, was hier als die goldglänzende Sichel entsteht, entsteht
ja dadurch, daß die physischen Sonnenstrahlen auf den Mond
auftreffen. Weil die Sonne von hierher scheint, beleuchtet sie den
Mond auf dieser Seite, und der beleuchtete Teil erscheint als die
goldglänzende Schale. In ihr ruht die dunkle Hostie: physisch, der
unbeleuchtete Teil, der dunkel bleibende Teil, wohin die Sonnenstrahlen
nicht dringen können; geistig noch etwas anderes. Wenn
die Sonnenstrahlen auf den einen Teil des Mondes auffallen und
goldglänzend zurückgeworfen werden, so geht trotzdem etwas durch
die physische Materie durch. Das, was durchgeht, ist das in den
Sonnenstrahlen lebende Geistige. Die geistige Kraft der Sonne
wird nicht so wie die physische Kraft der Sonne aufgehalten und
strahlt zurück. Sie geht durch, und indem sie durch die Kraft des
Mondes aufgehalten wird, sehen wir gerade in dem, was hier in der
Goldschale ruht, in Wirklichkeit die geistige Kraft der Sonne. So
daß wir sagen können: In dem dunklen Teile des Mondes, den wir
da sehen, schauen wir die geistige Kraft der Sonne. In dem goldglänzenden
Teil, in dem Schalenteil, sehen wir die physische Kraft
der Sonne, die als Strahlenkraft zurückgeworfen wird. Der Geist
der Sonne ruht in der Schale der physischen Kraft der Sonne, wenn
wir die Sonne also ansehen. So daß der Sonnengeist in Wahrheit
ruht in der Mondenschale. Und jetzt nehmen wir alles zusammen,
was wir über diesen Sonnengeist und seine Beziehung zum Christus
jemals gesprochen haben, und es wird uns das als ein wichtiges Symbolum
erscheinen, was der Mond physisch tut. Dadurch, daß er die
Sonnenstrahlen zurückwirft und so die goldglänzende Schale hervorbringt,
erscheint er uns als der Träger des Sonnengeistes: dieser
ist drinnen in Form der hostienartigen Scheibe.
 
Und nun erinnern wir uns daran, daß in der Parzivalsage betont
wird, daß an jedem Karfreitag, also zum Osterfeste, vom Himmel
herunterkommt die Hostie, in den Gral versenkt wird, erneuert
wird, wie eine Verjüngungsnahrung in den Gral versenkt wird am
Osterfest, wo von neuem auch Parzival durch den Klausner hingewiesen
wird zum Gral, durch den Einsiedler, _ am Osterfest, dessen
Bedeutung für den Gral auch durch Wagners Parzival der Menschheit
wiederum nahegelegt worden ist.
 
Nun erinnern wir uns, daß in Gemäßheit einer alten Tradition,
einer jener Traditionen, welche zu dem gehören, was ich gestern
angedeutet habe: zu dem in den Untergründen der Seele vor sich
gehenden Fortwirken des Christus-Impulses, — daß in Gemäßheit
dieser Tradition die Festsetzung des Osterfestes geschieht. Auf welchen
Tag ist denn das Osterfest festgesetzt? Wenn die Frühlingssonne,
also die in ihrer Kraft zunehmende Sonne — unser Symbolum
für den Christus — ihren Tag, ihren Sonntag hat nach dem
Frühlingsvollmond. Wie steht denn nun der Frühlingsvollmond
am Himmel zum Osterfest? Wie muß er immer am Himmel stehen
zum Osterfest? Nun, er muß beginnen, zum mindesten ein wenig,
wenn er Vollmond war, Sichel zu werden. Etwas muß sichtbar werden
von diesem dunklen Teile, etwas von dem Sonnengeiste, der
seine Frühlingskraft bekommen hat, muß drinnen sein. Das heißt:
nach einer alten Tradition muß am Osterfest dieses Bild des heiligen
Gral am Himmel erscheinen. So muß es sein. Es kann also jeder
das Bild des heiligen Gral am Osterfest schauen. Dazu ist das Osterfest
nach einer uralten Tradition in entsprechender Weise eingesetzt.|149|94ff}}
 
== Literatur ==
* [[Rudolf Steiner]]: ''Welche Bedeutung hat die okkulte Entwicklung des Menschen für seine Hüllen (physischer Leib, Ätherleib, Astralleib) und sein Selbst?'', [[GA 145]] (2005), ISBN 3-7274-1450-2 {{Vorträge|145}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Christus und die geistige Welt. Von der Suche nach dem heiligen Gral'', [[GA 149]] (2004), ISBN 3-7274-1490-1 {{Vorträge|149}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Soziales Verständnis aus geisteswissenschaftlicher Erkenntnis'', [[GA 191]] (1989), ISBN 3-7274-1910-5 {{Vorträge|191}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, I'', [[GA 342]] (1993), ISBN 3-7274-3420-1 {{Vorträge|342}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II'', [[GA 343a]] (1993), ISBN 3-7274-3430-9 {{Vorträge|343a}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II. Dokumentarische Ergänzungen'' [[GA 343b]] {{Vorträge|343b}}
 
{{GA}}
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Hosts|Hostie}}
{{Wiktionary}}
 
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[[Kategorie:Ritus]]

Version vom 17. März 2020, 02:37 Uhr

Kommunionstisch mit Brot und Wein.

Als Hostie (lat. hostia ‚Vergeltung‘, ‚Opfer‘, ‚Opferlamm‘, ‚Opfertier‘ oder ‚Opfergabe‘) wird in vielen christlichen Kirchen das bei der Eucharistie verwendete Brot bezeichnet. In der Westkiche wird dazu ein ungesäuerter Teig aus Weizenmehl und Wasser verwendet, der seit der karolingischen Zeit (8./9. Jahrhundert) in Form von Oblaten zubereitet wird. In der Ostkirche wird dem Brot hingegen Sauerteig zugesetzt, was zum Azymenstreit führte, der mit ein Vorwand für das morgenländische Schisma von 1054 zwischen Ost- und Westkirche wurde. Die in der Heiligen Messe durch die Wandlung konsekrierte Hostie ist nach römisch-katholischem Glauben der „Leib Christi“ und wird auch in anderen christlichen Konfessionen als solcher im Zuge der Abendmahlfeier gereicht. Durch die Kommunion erfolge die sakramentale Vereinigung der Gemeinschaft der Christen mit dem auferstandenen Christus. Dabei geht man von der Realpräsenz des Christus aus, d.h. von der „wirkliche Gegenwart“ von Leib und Blut Christi, deren Art und Dauer aber in den verschiedenen Konfessionen unterschiedlich aufgefasst wird.

Die Hostie als Mittel zur Wahrnehmung der geistigen Welt

Raffael: Disputa del Sacramento (1508-1511), Wandfresko in der Stanza della Segnatura der Vatikanischen Museen.

Nach Rudolf Steiner ist die konsekrierte Hostie tatsächlich ein Mittel, um in die geistige Welt hineinzuschauen, wie es Raffael in seiner Disputa del Sacramento dargestellt hat.

„Wir müssen wiederum dazu kommen - alle diejenigen, die sich um das spirituelle Leben bemühen wollen - , daß verstanden werden kann, warum eigentlich Raffael diese «Disputa» aus seinem Zeitbewußtsein heraus gemalt hat. Da oben sind die himmlischen Welten mit der Dreifaltigkeit, unten das Sanctissimum auf dem Altar und die Kirchenväter und Theologen. Das alles ist aber nicht das Wesentliche in dem Bilde, sondern das Wesentliche ist, daß ein Theologe, der nicht ein Frivolling war - das waren ja allerdings dazumal schon viele -, der es noch ernst meinte mit seiner Theologie und aus dessen Seele heraus RaflFael malte, das Bewußtsein hatte: Wenn die Hostie, das Sanctissimum, konsekriert ist und man durch sie hindurchschaut, dann schaut man auf die Welt, die Raffael im oberen Teil der «Disputa» gemalt hat. - Es ist wirklich die konsekrierte Hostie das Mittel, um durchzuschauen und in die geistige Welt hineinzuschauen. Deshalb hat Raffael die Sache gemalt.“ (Lit.:GA 191, S. 64f)

Die Hostie im Zusammenhang mit Sonne und Mond - der Heilige Gral

„[...] die Transsubstantiation, die Wandlung, besteht darin, daß symbolisch dargestellt wird jenes Bewußtsein, das sich im Menschen entwickelt, wenn in ihm gefühlt wird die göttliche Substanz, wenn er in seiner eigenen Seele erfühlt die göttliche Substanz. Für den Christen ist diese Wandlung nichts anderes als der Ausdruck des paulinischen Wortes: Nicht ich, sondern der Christus in mir. - Er opfert sich nicht nur, er wird sich bewußt, daß das Übersinnliche in ihm selber lebt. Das ist dasjenige, was im Bilde der Transsubstantiation einem entgegentritt. Und es bleibt immer eine schöne, eine bedeutsame Begleiterscheinung der Transsubstantiation, daß, während das Sanktissimum erhoben wird, über den Kelch hinaufgehoben wird, die Gläubigen eigentlich ihre Augen zu schließen haben, also in sich zu kehren haben das Bewußtsein, so daß sie miterleben die Transsubstantiation nicht durch äußerliches Anschauen, sondern im innersten Bewußtsein. Es ist ja auch bedeutsam, daß das Sanktissimum eigentlich besteht aus dem Brot und dem Brothalter, der mondförmige Gestalt hat, so daß in der Tat im Sakraments-Symbolum, das ja das Sanktissimum umhüllt (siehe Zeichnung S. 100), Sonne und Mond im Bilde vorhanden sind, was ja deutlich darauf hinweist, daß in den Zeiten, in denen das Meßopfer ausgestaltet worden ist in seiner Urform, ein Bewußtsein vorhanden war von dem Zusammenhange des Christus mit der Sonne und des Jahve mit dem Monde.

Zeichnung aus GA 342, S. 100
Zeichnung aus GA 342, S. 100

Dasjenige, was die Welt empfangen hat in dem Christentum und was sich auferbaut hat auf der Mondreligion des Jahve, das drückt sich in diesem Aufsitzen der Hostie auf der Mondform durchaus aus, und es ist wirklich ein Symbolum für das Zusammenfließen des Sterblichen im Menschen mit dem Unsterblichen.“ (Lit.:GA 342, S. 99f)

„Von dem Augenblick an, wo wir des morgens aufwachen bis wir des abends uns zur Ruhe begeben, umgibt uns Sonnenhaftes. Wir haben als unvorbereitete Menschen zunächst keine Ahnung davon, was alles in dem Sonnenlichte lebt, das uns umflutet. Wir sehen das Sonnenlicht zurückgeworfen an einzelnen Gegenständen, wir sehen es zunächst in Farben sich spiegeln, aber ob dieses Sonnenhafte durch die Farben hindurch in uns Menschen, indem es durch uns hindurchflutet, noch Besonderes erregt und verlebendigt, das ahnen wir zunächst nicht. Wir befinden uns einfach im Lichte vom Aufwachen bis zum Einschlafen, und dann wenden wir uns in mondenheller Nacht zum Monde, schauen ihn an mit offenen Menschenherzen, wie er umgeben ist von den ihn begleitenden Sternen, und gehen über zu der ersten Empfindung, die wir da haben können, zu der Empfindung, daß, wenn ich in die Sonne sehe, gerade dann, wenn die Sonne am lebendigsten mit ihrem Licht mich umflutet, mein Auge geblendet wird. Der Sonne Licht ist an Intensität zu stark, als daß sich ohne weiteres das Auge zur Sonne hinwenden könnte. Sehe ich in den Mond, so kann ich es, der Mond gibt mir der Sonne Licht zurück, er schickt mir das Licht so, daß ich es aufnehmen kann. Die Blendung gegenüber dem Sonnenlicht ist eine Hinwegnahme der Besonnenheit. Diese Besonnenheit bleibt mir, wenn ich hinauf schaue zum Mondenlicht. Die Strahlen der Sonne haben eine zu majestätische Intensität, als daß sie mir nicht die Besonnenheit rauben müßten, wenn ich mich ihnen entgegenwende. Ich darf mich ihnen entgegenwenden, wenn sie mir vom Monde her wiedergegeben werden. Wie mache ich das zum eigenen inneren Erlebnis? Ich darf und kann mich als Mensch vereinigen mit demjenigen, was mir vom Monde an Licht zurückgegeben wird; ich darf, wenn ich es als Symbolum vor mich hinstelle, darin dasjenige haben, mit dem ich mich vereinigen darf. Ich darf mir von dem, was im Mondenlicht mir entgegenkommt, ein solches Bild machen, das ich mit mir vereinigen kann. Mit anderen Worten, ich darf mir ein Bild von der Sonne machen, welche durch das Mondenlicht sich mir darstellt, und das ist da in der Hostie, die ich verzehren darf. Aber ich habe darin etwas, was zu intensiv, zu majestätisch groß ist, als daß ich mich unmittelbar ihm aussetzen darf. Wenn ich das im Bilde mir darstelle, so muß ich es in anderer Weise darstellen. Ich muß eine Beziehung herstellen, die nur im Anschauen ähnlich ist, und die stelle ich her, indem ich dasjenige, was die Wegzehrung werden darf, [die Hostie,] umgebe mit demjenigen, was bloß angeschaut werden darf, mit der Monstranz (Zeichnung Tafel 4), und ich habe aus meinem Verhältnis zur Welt herausgeboren ein dualistisches Gleichnis, die zweifache Art, wie ich etwas zum Bilde mache mit dem Einschluß der Monstranz. In der Wegzehrung, in der Hostie habe ich dasjenige, das ich mit mir vereinigen kann. In demjenigen, was die Hostie umgibt, habe ich das, was die zum Bilde abgeschwächten Strahlen der Sonne sind. In mir muß durch die Kommunion dasjenige rege werden, was in Abschwächung erscheint, wenn ich das Mondenlicht fühle, das ich aber nicht mehr fühlen darf in seiner unmittelbaren Sonnenwirkung, sonst werde ich geblendet. Zwischen beiden mittendrin liegt die Kommunion: Ich ordne mich ein in den Weltenzusammenhang. Das, was im Kosmos Sonne und Mond miteinander zu sprechen haben, das begegnet sich im Menschen, der Mensch steht mittendrinnen und macht es lebendig durch die Kommunion.“ (Lit.:GA 343a, S. 164f)

Die Gralsimagination und der Ätherleib des Menschen

Hauptartikel: Grals-Imagination

Wenn der Mensch schläft, heben sich Ich und Astralleib teilweise aus der menschlichen Organisation heraus und lassen Ätherleib und den physischen Leib zurück. Das menschliche Bewusstsein dämpft sich dabei zu dem des traumlosen Schlafes ab. Kann das Bewusstsein aber durch entsprechende geistige Schulung aufrechterhalten werden, verwandelt sich vor dem geistigen Blick der zurückgelassene physische Leib zur Paradieses-Imagination. In weiterer Folge verdichtet sich die geistige Anschauung des Ätherleibes zur Grals-Imagination.

„So ist es, wenn man in seinen eigenen Ätherleib hineindringt, wie wenn man an einem Abgrunde ankommen würde und über diesen Abgrund hinweg in seinem Ätherleibe sehen würde, was der da macht; und das erscheint alles in mächtigen Bildern, die Vorgänge des geistigen Menschen während des Schlafes darstellen. Dieses Ich und der astralische Leib, dieser geistige Mensch, der untertaucht in die Burg, die gebildet wird aus dem, was eben sich nur symbolisch in der Schädeldecke darstellt, wo schlafend, verwundet vom Blut, der Mensch liegt, dem man es ansieht, wie Gedanken seine Stärke sind — das, was sich da ernähren lassen muß von alledem, was aus den Reichen der Natur heraufdringt, was in seinem edelsten Teile von jenem Feinsten bedient werden muß, das da gekennzeichnet worden ist —, dieses alles in Bilder gebracht, gab die Gralssage. Und die Sage von dem Heiligen Gral kündet uns von jener Wunderspeise, die zubereitet ist aus den feinsten Wirkungen der Sinneseindrücke und aus den feinsten Wirkungen der mineralischen Extrakte, die dazu berufen sind, den edelsten Teil des Menschen zu ernähren sein Leben hindurch, wie er es physisch zubringt auf der Erde; denn durch alles andere würde er getötet. Diese Himmelsspeise ist das, was in dem Heiligen Gral drinnen ist.“ (Lit.:GA 145, S. 113f)

„Parzival ist zunächst nicht so weit innerlich offen, daß er in selbstbewußter Weise fragt: Wozu der Gral? — Was braucht es nun? — Bei dem Fischerkönig brauchte es, daß er sein persönliches Interesse abtötete und sein Interesse so weit machte wie das Interesse der allgemeinen Menschheit bei dem Christus Jesus. Bei Parzival ist notwendig, daß er hinaufhebt sein Interesse über das bloß unschuldige Anschauen zum innerlichen Verstehen dessen, was in jedem Menschen dasselbe ist, was der ganzen Menschheit zukommt, die Gabe des Heiligen Gral. So schwebt in einer wunderbaren Weise zwischen Parzifal und Amfortas oder dem ursprünglichen Fischerkönig mitten drinnen das Ideal des Mysteriums von Golgatha. Und es wird in zarter Weise so angedeutet gerade an der entscheidenden Stelle der Legende, daß auf der einen Seite der Fischerkönig zuviel Persönlichkeit bis in die Sphären des astralischen Leibes mitgenommen hat und auf der anderen Seite Parzival steht, der noch zu wenig allgemeines Welteninteresse dort hinaufgetragen hat, der noch zu naiv, zu wenig fühlend ist mit dem allgemeinen Welteninteresse. Das ist gerade auch das ungeheuer Pädagogische der Gralslegende, daß sie so in die Seelen hereinwirken konnte bei den Schülern des Heiligen Gral, daß man etwas vor sich hatte wie eine Waage: auf der einen Seite das, was bei Amfortas war, und auf der anderen das, was bei Parzifal war; daß man dann wußte, das Gleichgewicht ist herzustellen. Wenn der astralische Leib seinem ureigensten Interesse folgt, wird er sich hinaufheben zu jenem Horizont allgemeinster Menschlichkeit, der dann erreicht wird, wenn zur Wahrheit das Wort gemacht wird: Wo zwei in meinem Namen vereinigt sind, bin ich mitten unter ihnen, gleichgültig, wo in der Erdenentwicklung diese zwei sich finden.“ (S. 126)

Ganganda greida, die hinwandelnde Wegzehrung

„Wo also ist der Gral, der heute so gefunden werden muß, daß darauf steht der Name des Parzival, wo ist er zu finden? Nun, Sie sehen, im Verlaufe meiner Forschung hat sich mir ergeben, daß er in der Sternenschrift gesucht werden muß — zunächst der Name -. Und dann ergab es sich mir eines Tages, den ich als einen für mich besonders bedeutsamen ansehen muß, wo die goldglänzende Schüssel in ihrer Realität zu finden ist; zunächst so, daß wir durch sie — da, wo sie sich durch ihr Sternenschriftsymbolum ausdrückt — geführt werden auf das Geheimnis des Gral. Und da sah ich denn in der Sternenschrift dasjenige, was jeder sehen kann — nur findet er zunächst nicht das Geheimnis der Sache. Denn eines Tages erglänzte mir, als ich mit innerem Schauen verfolgte die goldglänzende Mondsichel, wenn sie am Himmel so erscheint, daß der dunkle Mond darin wie eine große Scheibe schwach sichtbar ist, so daß man schaut äußerlich-physisch den goldglänzenden Mond — Ganganda greida, die hinwandelnde Wegzehrung — und darin die große Hostie, die dunkle Scheibe, das, was man nicht sieht vom Monde, wenn man nur oberflächlich hinschaut, was man sieht, wenn man genauer hinschaut. Denn dann sieht man die dunkle Scheibe, und in wunderbaren Lettern der okkulten Schrift auf der Mondessichel — den Namen Parzival! Das, meine lieben Freunde, war zunächst die Sternenschrift. Denn in der Tat, im richtigen Licht gesehen, ergibt dieses Lesen der Sternenschrift für unser Herz und unseren Sinn etwas — wenn vielleicht auch noch nicht alles — von dem Parzival-Geheimnis, von dem Geheimnis des heiligen Gral.“ (Lit.:GA 149, S. 91f)

„Dasjenige, was hier als die goldglänzende Sichel entsteht, entsteht ja dadurch, daß die physischen Sonnenstrahlen auf den Mond auftreffen. Weil die Sonne von hierher scheint, beleuchtet sie den Mond auf dieser Seite, und der beleuchtete Teil erscheint als die goldglänzende Schale. In ihr ruht die dunkle Hostie: physisch, der unbeleuchtete Teil, der dunkel bleibende Teil, wohin die Sonnenstrahlen nicht dringen können; geistig noch etwas anderes. Wenn die Sonnenstrahlen auf den einen Teil des Mondes auffallen und goldglänzend zurückgeworfen werden, so geht trotzdem etwas durch die physische Materie durch. Das, was durchgeht, ist das in den Sonnenstrahlen lebende Geistige. Die geistige Kraft der Sonne wird nicht so wie die physische Kraft der Sonne aufgehalten und strahlt zurück. Sie geht durch, und indem sie durch die Kraft des Mondes aufgehalten wird, sehen wir gerade in dem, was hier in der Goldschale ruht, in Wirklichkeit die geistige Kraft der Sonne. So daß wir sagen können: In dem dunklen Teile des Mondes, den wir da sehen, schauen wir die geistige Kraft der Sonne. In dem goldglänzenden Teil, in dem Schalenteil, sehen wir die physische Kraft der Sonne, die als Strahlenkraft zurückgeworfen wird. Der Geist der Sonne ruht in der Schale der physischen Kraft der Sonne, wenn wir die Sonne also ansehen. So daß der Sonnengeist in Wahrheit ruht in der Mondenschale. Und jetzt nehmen wir alles zusammen, was wir über diesen Sonnengeist und seine Beziehung zum Christus jemals gesprochen haben, und es wird uns das als ein wichtiges Symbolum erscheinen, was der Mond physisch tut. Dadurch, daß er die Sonnenstrahlen zurückwirft und so die goldglänzende Schale hervorbringt, erscheint er uns als der Träger des Sonnengeistes: dieser ist drinnen in Form der hostienartigen Scheibe.

Und nun erinnern wir uns daran, daß in der Parzivalsage betont wird, daß an jedem Karfreitag, also zum Osterfeste, vom Himmel herunterkommt die Hostie, in den Gral versenkt wird, erneuert wird, wie eine Verjüngungsnahrung in den Gral versenkt wird am Osterfest, wo von neuem auch Parzival durch den Klausner hingewiesen wird zum Gral, durch den Einsiedler, _ am Osterfest, dessen Bedeutung für den Gral auch durch Wagners Parzival der Menschheit wiederum nahegelegt worden ist.

Nun erinnern wir uns, daß in Gemäßheit einer alten Tradition, einer jener Traditionen, welche zu dem gehören, was ich gestern angedeutet habe: zu dem in den Untergründen der Seele vor sich gehenden Fortwirken des Christus-Impulses, — daß in Gemäßheit dieser Tradition die Festsetzung des Osterfestes geschieht. Auf welchen Tag ist denn das Osterfest festgesetzt? Wenn die Frühlingssonne, also die in ihrer Kraft zunehmende Sonne — unser Symbolum für den Christus — ihren Tag, ihren Sonntag hat nach dem Frühlingsvollmond. Wie steht denn nun der Frühlingsvollmond am Himmel zum Osterfest? Wie muß er immer am Himmel stehen zum Osterfest? Nun, er muß beginnen, zum mindesten ein wenig, wenn er Vollmond war, Sichel zu werden. Etwas muß sichtbar werden von diesem dunklen Teile, etwas von dem Sonnengeiste, der seine Frühlingskraft bekommen hat, muß drinnen sein. Das heißt: nach einer alten Tradition muß am Osterfest dieses Bild des heiligen Gral am Himmel erscheinen. So muß es sein. Es kann also jeder das Bild des heiligen Gral am Osterfest schauen. Dazu ist das Osterfest nach einer uralten Tradition in entsprechender Weise eingesetzt.“ (S. 94ff)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

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 Wiktionary: Hostie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen