Mysterien der Geburt und Tumbheit, Zwifel und Saelde: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Mysterien der Geburt''' führten den [[Geistesschüler]] zu einem [[Erleben]], wie es der [[Mensch]] sonst in der [[Embryo]]nalzeit hat, ohne sich später daran erinnern zu können.
'''Tumbheit''' (auch {{mhd|tumpheit}} „Dumpfheit, [[Einfalt]]“), '''Zwifel''' (auch {{mhd|zwîvel}} „[[Zweifel]]“) und '''Saelde''' ({{mhd|}} „[[Seligkeit]]“ sind drei Stufen der [[Seele|seelischen]] Entwicklung, die auf dem [[Einweihungsweg]] zu erklimmen sind. Sie werden vor allem in den [[mittel]]alterlichen [[Dichtung]]en des 12., 13. und 14. Jahrhunderts in der Morgenröte des nahenden [[Bewusstseinsseelenzeitalter]]s etwa von [[Wikipedia:Hartmann von Aue|Hartmann von Aue]], [[Wikipedia:Gottfried von Straßburg|Gottfried von Straßburg]] und namentlich von [[Wikipedia:Wolfram von Eschenbach|Wolfram von Eschenbach]] in seinem «[[Parzival]]» beschrieben.


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{{GZ|Man unterschied bei der Einführung in die Mysterien drei Stufen,
"Der Mensch, der wachend in der Welt drinnensteht,
durch die der Mensch hindurchgehen mußte. Die erste Stufe war die
erlebt außerhalb des Schlafzustandes die äußere Sinneswelt, er erlebt
Dumpfheit, die zweite Stufe war der «Zwifel», die dritte Stufe war die
seine Erinnerung, er kann durch die Erinnerung sein eigenes Leben
«Saelde». Die erste Stufe war die, auf welcher der Mensch von allem
innerlich zurückerleben, wenn auch vielleicht mit vielfachen Unterbrechungen,
Vorurteil der Welt hinweggeführt wurde, hingewiesen wurde auf
bis zu einem gewissen Punkt seines Lebens, der ein
die Kraft seiner eigenen Seele, seine eigene Liebeskraft, damit er das
paar Jahre nach der Geburt liegt. Bei dem Menschen nun, der in den
innere Licht leuchten sehen konnte. Die zweite Stufe war der Zwifel,
Mysterien durch harte Übungen gegangen war, leuchtete in sein
Zweifel. Dieser Zweifel an allem kommt auf der zweiten Stufe der
Bewußtsein etwas ganz anderes herein als das, was er in seinem
Einweihung, und er wird auf einer höheren Stufe hinaufgehoben in
gewöhnlichen Bewußtsein haben konnte. Man drückte das in den
die innere Seligkeit &#61; Saelde. Dies war die dritte Stufe, das bewußte
alten Mysterien dadurch aus, daß man das, was der Mensch da
Zusammenführen mit den Göttern.
erlebte, eine «Wiedergeburt» nannte. Warum nannte man das eine
Wiedergeburt? Weil in der Tat bei dem Menschen dadurch ein Bewußtsein
auftrat von einer Art embryonalen Erfahrens; ein Bewußtsein
trat auf von der Art und Weise des Lebens, das der Mensch
durchmacht während der Embryonalzeit. Nun ist es während der
Embryonalzeit so, daß der Mensch innerlich nur so erlebt, wie wir
sonst Gedanken erleben, während er dasjenige, was die Sinne wahrnehmen,
durch den mütterlichen Leib erlebt. Dieses scheinbar mittelbare,
aber eigentlich viel unmittelbarere Erleben der Welt, das
wurde in dem Mysterienschüler erweckt. Ein embryonales Erleben
wurde erweckt; deshalb nannte man dies die «Wiedergeburt». Man
ging die Zeit des embryonalen Erlebens durch bis zur Geburt, und
so, wie sonst Erinnerungen auftauchen, so tauchte durch das, was
da erlebt wurde, auf, daß der Mensch sich herauskommend fühlte
aus einer geistigen Welt, wie noch halb zusammenhängend mit einer
geistigen Welt. Das waren die Mysterien der Geburt, und darunter
verstand man in der Zeit der Blüte der Mysterien dasjenige, was der
Mensch durch eine solche Einweihung erhalten konnte. Dasjenige,
was er durch eine solche Einweihung erhielt, das betrachtete rnan als
ein abgeschattetes Wissen von einem solchen Zustande, [in dem der
Mensch war,] bevor er in die Sinneswelt heruntergefallen ist. Also
durch die «Wiedergeburt» versetzte man sich in einer gewissen
Weise zurück in eine sündenfreie menschliche Daseinsform. Und
man nannte [in früherer Zeit] nur das Wissen «[[Theologie]]», das nicht
von dieser Welt war, sondern das nur zu gewinnen war durch Zurückgehen
auf ein Wissen, das der Mensch vor [dem Eintreten in]
diese Welt hatte, und das korrumpiert worden ist, indem der
Mensch in diese Welt eingezogen ist.


Ich schildere Ihnen diese Dinge, und wir werden sie natürlich
Perceval - dringe durch das Tal! -, so wurden im Mittelalter solche
später in bezug auf unser heutiges Bewußtsein zu betrachten haben.
Einzuweihende genannt.|97|266}}
Theologie war [in der alten Zeit] eine Gabe Gottes, die nur erlangt
werden konnte durch solche Übungen, die den Menschen aus der
Welt der Sinne heraushoben, ihn wieder zurückbrachten wenigstens
bis zu dem Erleben im mütterlichen Leibe, und ihn dadurch fähig
machten, dasjenige [Wissen] wiederum aufzunehmen, das noch unkorrumpiert
war. Aber das kann man nicht so aufnehmen, daß man
es [in der Form] moderner logischer Begriffe bekommt. In den
Mysterien bekamen die Leute nicht logische Begriffe im modernen
Sinn, sondern sie bekamen Bilder. Alles Wissen, das auf diese Weise
errungen wird, wird in Bildern, in Anschauungen errungen." {{Lit|{{G|343a|25f}}}}
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== Literatur ==
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II'', [[GA 343a]] (1993), ISBN 3-7274-3430-9 {{Vorträge|343a}}
 
#Rudolf Steiner: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II. Dokumentarische Ergänzungen'' [[GA 343b]]{{Vorträge|343b}}
#Rudolf Steiner: ''Das christliche Mysterium'', [[GA 97]] (1998), ISBN 3-7274-0970-3 {{Vorträge|097}}
 
{{GA}}
{{GA}}


[[Kategorie:Schulungsweg]] [[Kategorie:Einweihung]] [[Kategorie:Mysterien]]
[[Kategorie:Christentum]] [[Kategorie:Mittelalter]] [[Kategorie:Schulungsweg]] [[Kategorie:Parzival]]

Version vom 2. März 2017, 10:51 Uhr

Tumbheit (auch mhd. tumpheit „Dumpfheit, Einfalt“), Zwifel (auch mhd. zwîvelZweifel“) und Saelde (mhd.Seligkeit“ sind drei Stufen der seelischen Entwicklung, die auf dem Einweihungsweg zu erklimmen sind. Sie werden vor allem in den mittelalterlichen Dichtungen des 12., 13. und 14. Jahrhunderts in der Morgenröte des nahenden Bewusstseinsseelenzeitalters etwa von Hartmann von Aue, Gottfried von Straßburg und namentlich von Wolfram von Eschenbach in seinem «Parzival» beschrieben.

„Man unterschied bei der Einführung in die Mysterien drei Stufen, durch die der Mensch hindurchgehen mußte. Die erste Stufe war die Dumpfheit, die zweite Stufe war der «Zwifel», die dritte Stufe war die «Saelde». Die erste Stufe war die, auf welcher der Mensch von allem Vorurteil der Welt hinweggeführt wurde, hingewiesen wurde auf die Kraft seiner eigenen Seele, seine eigene Liebeskraft, damit er das innere Licht leuchten sehen konnte. Die zweite Stufe war der Zwifel, Zweifel. Dieser Zweifel an allem kommt auf der zweiten Stufe der Einweihung, und er wird auf einer höheren Stufe hinaufgehoben in die innere Seligkeit = Saelde. Dies war die dritte Stufe, das bewußte Zusammenführen mit den Göttern.

Perceval - dringe durch das Tal! -, so wurden im Mittelalter solche Einzuweihende genannt.“ (Lit.:GA 97, S. 266)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Das christliche Mysterium, GA 97 (1998), ISBN 3-7274-0970-3 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.