Meister Jesus und Tumbheit, Zwifel und Saelde: Unterschied zwischen den Seiten

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Zu [[Rudolf Steiner]]s Lebzeiten spielte die Frage nach den [[Meister]]n, anfänglich in der Theosophischen Gesellschaft, später dann auch in der Anthroposophischen Gesellschaft eine nicht zu unterschätzende Rolle.
'''Tumbheit''' (auch {{mhd|tumpheit}} „Dumpfheit, [[Einfalt]]“), '''Zwifel''' (auch {{mhd|zwîvel}} „[[Zweifel]]“) und '''Saelde''' ({{mhd|}} „[[Seligkeit]]“ sind drei Stufen der [[Seele|seelischen]] Entwicklung, die auf dem [[Einweihungsweg]] zu erklimmen sind. Sie werden vor allem in den [[mittel]]alterlichen [[Dichtung]]en des 12., 13. und 14. Jahrhunderts in der Morgenröte des nahenden [[Bewusstseinsseelenzeitalter]]s etwa von [[Wikipedia:Hartmann von Aue|Hartmann von Aue]], [[Wikipedia:Gottfried von Straßburg|Gottfried von Straßburg]] und namentlich von [[Wikipedia:Wolfram von Eschenbach|Wolfram von Eschenbach]] in seinem «[[Parzival]]» beschrieben.
Dabei spielte dann auch zunehmend der Gegensatz zwischen den Meistern des Orients und
den Meistern des Okzidents eine bedeutsame Rolle.
Bereits in [[GA 264]], lässt sich bei Rudolf Steiner über das Verhältnis von
westlicher und östlicher esoterischer Schule nachlesen:
„Früher war die westliche Schule der östlichen nur angeschlossen,
untergeordnet; nun aber sind beide nur noch brüderlich verbunden,
gehen aber ganz unabhängig nebeneinander her. Die westliche Schule
ist von jetzt ab der des Orients nicht mehr subordiniert, sondern
koordiniert. (...)
Im Westen bestehen fortan die christliche Schulung und die christlich-rosenkreuzerische
Schulung. Die erstere bildet aus durch das Gefühl, die andere durch den Verstand. Die absterbenden ...(Kulturepochen) im Osten brauchen noch die orientalische Schulung. Die westliche Schulung ist die für die ... (Kulturepochen) der Zukunft.“ ([[GA 264]], S. 332).
Als [[Meister]] der esoterischen Schule des Westens benennt Rudolf Steiner in GA
264 vor allem '''Meister Jesus''' und [[Christian Rosenkreuz]].
Letztere sind auch die Führer der Menschheit im Übergang von der fünften zur sechsten Kulturepoche.


Häufig wird [[Rudolf Steiner]] selbst mit '''Meister Jesus''' (''[[Zarathustra-Jesus]]'') identifiziert.
{{GZ|Man unterschied bei der Einführung in die Mysterien drei Stufen,
durch die der Mensch hindurchgehen mußte. Die erste Stufe war die
Dumpfheit, die zweite Stufe war der «Zwifel», die dritte Stufe war die
«Saelde». Die erste Stufe war die, auf welcher der Mensch von allem
Vorurteil der Welt hinweggeführt wurde, hingewiesen wurde auf
die Kraft seiner eigenen Seele, seine eigene Liebeskraft, damit er das
innere Licht leuchten sehen konnte. Die zweite Stufe war der Zwifel,
Zweifel. Dieser Zweifel an allem kommt auf der zweiten Stufe der
Einweihung, und er wird auf einer höheren Stufe hinaufgehoben in
die innere Seligkeit = Saelde. Dies war die dritte Stufe, das bewußte
Zusammenführen mit den Göttern.


Entsprechende Aussagen findet man bei [[Valentin Tomberg]] und auch bei [[Hermann Keimeyer]]. Einige enge Schüler von Rudolf Steiner werden allerdings gelegentlich als Kronzeugen dafür angeführt, dass Rudolf Steiner nicht der Meister Jesus sein könne, so z.B. [[Friedrich Rittelmeyer]] und [[Walter Johannes Stein]].
Perceval - dringe durch das Tal! -, so wurden im Mittelalter solche
Es wird in diesem Zusammenhang gelegentlich auch angeführt [[Rudolf Steiner]] könne gar nicht '''Meister Jesus''' sein, denn nach seinen eigenen Worten sei er sowohl durch [[Christian Rosenkreuz]], als auch durch ''Meister Jesus'' eingeweiht worden. Wenn aber der eine Meister, [[Rudolf Steiner]] selber war, der zu dem Schauen seines eigenen Höheren Selbstes durch [[Christian Rosenkreuz]] gekommen war, wie sollte er sich anders als zitiert aussprechen – ohne überheblich zu wirken? Dass er diese [[Meister]] nicht wiederholt physisch sehen muss, deutet – wenn man möchte, auch darauf hin. Dass er, wie er wiederholt sagte, „nicht allein“ sei, sagt – unter Umständen – bereits schon das Gleiche aus.
Einzuweihende genannt.|97|266}}
Auch der Text der [[GA 148]], R. Steiner: "Aus der Akasha-Forschung. Das Fünfte Evangelium" führt uns selbst auf diese Spur.
Nur der damals Eingeweihte und am Geschehen Beteiligte ist in der Lage derart intime Aussagen über die Persönlichkeit des [[Zarathustra-Jesus]] (d.h. Meister Jesus) zu machen.


Dennoch überzeugt auch diese Argumentation recht viele Anthroposophen nicht.
== Literatur ==
In einem einschlägigen Werk von [[Werner-Christian Simonis]] heißt es daher: "Eine andere Charakterisierung erfährt die Persönlichkeit Rudolf Steiners noch durch eine private Äußerung von Frau Marie Steiner, in der sie ihren Kummer zum Ausdruck brachte, dass keines der Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft erkannt habe, dass Rudolf Steiner der '''Meister Jesus''' gewesen sei!" {{Lit|Simonis}}. Ob Marie Steiners Aussage in diesem Sinn gedeutet werden kann, gilt allerdings nicht als gesichert und wurde von [[Klaus J. Bracker]] richtig gestellt bzw. entkräftet. Bracker vermutet vielmehr, dass Rudolf Steiner ein Abbild des Jesus-Ichs einverwoben gewesen wäre, das nach dem Kreuzestod nach dem [[Prinzip der spirituellen Ökonomie]] vervielfältig worden war {{Lit|Bracker, S 189ff}}. 


Es stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, zu wem [[Rudolf Steiner]] zeitlebens ein engeres Verhältnis hatte, zu [[Geistesschüler]]n, wie [[Friedrich Rittelmeyer]] es ohne Zweifel war - oder - und das scheint hier in diesem Zusammenhang die treffendere Antwort zu sein - zu [[Marie Steiner-von Sivers]]?
#Rudolf Steiner: ''Das christliche Mysterium'', [[GA 97]] (1998), ISBN 3-7274-0970-3 {{Vorträge|097}}
Zu einer anderen, aber gut begründeten Auffassung, dass [[Rudolf Steiner]] auch als der [[Meister Serapis]] anzusehen sei, kommt neuerdings [[Judith von Halle]].


== Siehe auch ==
{{GA}}


[[Meister Serapis]]
[[Kategorie:Christentum]] [[Kategorie:Mittelalter]] [[Kategorie:Schulungsweg]] [[Kategorie:Parzival]]
 
==Literatur==
 
*Rudolf Steiner: ''Zur Geschichte und aus den Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen Schule 1904 bis 1914'', [[GA 264]] (1996)
*Rudolf Steiner: ''Aus der Akasha-Forschung. Das Fünfte Evangelium'', [[GA 148]] (1992)
*Werner-Christian Simonis:  ''Im Schutze der Meister'', Freiburg i.Brsg. 1977, S. 43
*Hermann Keimeyer: ''Wie findet man die Meister in höheren Welten?'', 2 Bände, Überlingen 2004/2005
*Michael Heinen-Anders: ''Aus anthroposophischen Zusammenhängen'', BOD, Norderstedt 2010
*Michael Heinen-Anders: ''Aus anthroposophischen Zusammenhängen - Band II'', BOD, Norderstedt 2012
*Judith von Halle: ''Rudolf Steiner - Meister der weissen Loge. Zur okkulten Biographie'', Vlg. für Anthroposophie, Dornach 2011
*Klaus J. Bracker: ''Grals-Initiation: Anthroposophische Esoterik und die künftige Jesus-Offenbarung.'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2009

Version vom 2. März 2017, 10:51 Uhr

Tumbheit (auch mhd. tumpheit „Dumpfheit, Einfalt“), Zwifel (auch mhd. zwîvelZweifel“) und Saelde (mhd.Seligkeit“ sind drei Stufen der seelischen Entwicklung, die auf dem Einweihungsweg zu erklimmen sind. Sie werden vor allem in den mittelalterlichen Dichtungen des 12., 13. und 14. Jahrhunderts in der Morgenröte des nahenden Bewusstseinsseelenzeitalters etwa von Hartmann von Aue, Gottfried von Straßburg und namentlich von Wolfram von Eschenbach in seinem «Parzival» beschrieben.

„Man unterschied bei der Einführung in die Mysterien drei Stufen, durch die der Mensch hindurchgehen mußte. Die erste Stufe war die Dumpfheit, die zweite Stufe war der «Zwifel», die dritte Stufe war die «Saelde». Die erste Stufe war die, auf welcher der Mensch von allem Vorurteil der Welt hinweggeführt wurde, hingewiesen wurde auf die Kraft seiner eigenen Seele, seine eigene Liebeskraft, damit er das innere Licht leuchten sehen konnte. Die zweite Stufe war der Zwifel, Zweifel. Dieser Zweifel an allem kommt auf der zweiten Stufe der Einweihung, und er wird auf einer höheren Stufe hinaufgehoben in die innere Seligkeit = Saelde. Dies war die dritte Stufe, das bewußte Zusammenführen mit den Göttern.

Perceval - dringe durch das Tal! -, so wurden im Mittelalter solche Einzuweihende genannt.“ (Lit.:GA 97, S. 266)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Das christliche Mysterium, GA 97 (1998), ISBN 3-7274-0970-3 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.