Charon und Fünfunddreißigstes Lebensjahr: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Charon by Patenier.jpg|miniatur|''Überfahrt in die Unterwelt''<br>([[Wikipedia:Joachim Patinir|Joachim Patinir]], 1515-1524, [[Wikipedia:Museo del Prado|Museo del Prado]], Madrid)]]
Mit dem '''fünfunddreißigsten Lebensjahr''' wird die [[Bewusstseinsseele]] des [[Mensch]]en geboren. Die leibliche Entwicklung hat damit zugleich ihren Höhepunkt erreicht bzw. überschritten und die Abbauprozesse im Körper beginnen die Aufbauprozesse zu überwiegen.
[[Datei:Luca Giordano 009.jpg|miniatur|''Die Barke des Charon''<br>[[Wikipedia:Luca Giordano|Luca Giordano]], 1684-1686, [[Wikipedia:Fresko|Fresko]] in der Galerie des [[Palazzo Medici Riccardi]], Florenz)]]
[[Datei:Charon by Dore.jpg|miniatur|hochkant|Charon – Illustration aus [[Dante]]s ''[[Göttliche Komödie|Göttlicher Komödie]]''<br>([[Gustave Doré]], 1861)]]
[[Datei:CarontediMichelagelo.jpg|miniatur|hochkant|Charon treibt die Verdammten aus seinem Boot in die Hölle.<br>(Ausschnitt des [[Wikipedia:Jüngstes Gericht|Jüngsten Gerichts]], [[Wikipedia:Michelangelo|Michelangelo]], 1536-41, Fresko in der [[Wikipedia:Sixtinische Kapelle|Sixtinischen Kapelle]], Vatikan)]]
'''Charon''' ({{ELSalt|Χάρων}}) ist in der [[Wikipedia:Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] der düstere greise [[Wikipedia:Fährmann|Fährmann]], der die Toten für einen [[Wikipedia:Obolus|Obolus]] (Münze) über den Totenfluss [[Acheron]] (häufig werden auch die Flüsse [[Lethe (Mythologie)|Lethe]] und [[Styx]] genannt) setzte, damit sie ins Reich des Totengottes [[Hades]] gelangen konnten.


== Mythos ==
{{GZ|Der Höhepunkt des Menschenlebens liegt gegenwärtig um das
Er war der Sohn der [[Nyx]] (Nacht) und des [[Erebos]] (Finsternis). Seine Geschwister sind [[Ker]], [[Moros]], [[Hypnos (Mythologie)|Hypnos]], [[Aither]], [[Hemera]], [[Thanatos (Mythologie)|Thanatos]], [[Momos]], [[Eris (Mythologie)|Eris]], [[Nemesis (Mythologie)|Nemesis]].
fünfunddreißigste Jahr herum. Warum ist das so? Warum beginnt
[[Dante]] seine Reise mit fünfunddreißig Jahren, in der Mitte des Menschenlebens?
Weil zu diesem Zeitpunkt der Mensch, dessen Aktivität
bis dahin auf die Ausarbeitung der leiblichen Hüllen konzentriert
war, zu den geistigen Regionen aufsteigt und seine Aktivität
darauf verwenden kann, schauend zu werden. So wird auch Dante
mit fünfunddreißig Jahren hellsehend. Zu diesem Zeitpunkt hören
die physischen Kräfte auf, den geistigen Einfluß für sich in Anspruch
zu nehmen. Diese vom Leiblichen frei gewordenen Kräfte
können sich jetzt in [[Hellsichtigkeit]] verwandeln.|94|70}}


Charon brachte die Toten über den Fluss Acheron zum Eingang des [[Hades]]. Auf die [[Wikipedia:Fähre|Fähre]] dieses unbestechlichen Fährmannes durfte nur, wer die [[Wikipedia:Begräbnis|Begräbnis]]riten empfangen hatte und dessen Überfahrt mit einer [[Wikipedia:Münze|Geldmünze]], dem sogenannten „Charonspfennig“<ref>http://www.offenbach.de/offenbach/themen/unterwegs-in-offenbach/kultur/haus-der-stadtgeschichte-museum-und-archiv/schausammlung/article/Fruehmittelalterliche_Goldmuenze.html</ref> (→&nbsp;[[Wikipedia:Obolus|Obolus]]), bezahlt worden war. Diese Münzen bekamen die Toten unter die Zunge gelegt. Unbestattete Tote, denen Charon den Zugang verwehrte, mussten hundert Jahre am Ufer des Acheron als Schatten umherirren.
In seinen "Entwicklungsgeschichtlichen Unterlagen zur Bildung eines sozialen Urteils" gibt [[Rudolf Steiner]] das notwendige Reifealter mit 35 Jahren an."Sie wissen, der einzelne Mensch als Einzelmensch ist heute in der Entwicklung der Bewußtseinsseele begriffen, das heißt, er wird eigentlich nur so recht in die Kräfte eingeführt, die ihm sein Zeitalter geben kann, wenn er über das 35. Jahr hinaus lebt." (Rudolf Steiner: Entwicklungsgeschichtliche Unterlagen zur Bildung eines sozialen Urteils, [[GA 185a]], Dornach 1963, S. 136)


Die erste Erwähnung von Charon in der griechischen Literatur scheint ein durch [[Wikipedia:Pausanias|Pausanias]] erwähntes Gedicht [[Wikipedia:Minyen|Minyen]] zu sein. Das Gedicht gibt der Legende von Charon einen ägyptischen Ursprung, was durch [[Wikipedia:Diodor|Diodor]] aus Sizilien bestätigt wird.
== Siehe auch ==
* [[Siebenjahresperioden]]


== Darstellungen ==
== Literatur ==
Die Griechen dachten sich Charon als einen finsteren und grämlichen Alten, mit einem dunklen Schifferkittel bekleidet, wie er z. B. auf dem Gemälde des [[Wikipedia:Polygnot|Polygnot]] in [[Delphi]] zu sehen war und vielfach auch auf [[Wikipedia:attisch|attisch]]en Gräbervasen abgebildet ist.


== Charon in anderen Kulturen ==
#Rudolf Steiner: ''Kosmogonie'', [[GA 94]] (2001), ISBN 3-7274-0940-1 {{Vorträge|094}}
Die [[Wikipedia:Etrusker|Etrusker]] kannten den Gott [[Wikipedia:Charun|Charun]], eine Art von Würger mit halbtierischem Äußeren und mit einem großen Hammer bewaffnet. Er war Krieger wie auch Wache am Eingang an der Grabpforte und war der Geleiter Verstorbener in die Unterwelt, wie der griechische [[Hermes]].
#Rudolf Steiner: ''Entwicklungsgeschichtliche Unterlagen zur Bildung eines sozialen Urteils'', [[GA 185a]] (1963)


== Nachleben ==
{{GA}}
=== Charon in der Kunst ===
In den Liedern der Neugriechen lebt Charon fort als '''''Charos''''' oder '''''Charontas''''', der mürrische Greis, der wie ein schwarzer Vogel auf sein Opfer niederschießt, oder als fließender Reiter die Scharen der Verstorbenen durch die Lüfte zum Totenreich führt. Weitere Erwähnung findet er in [[Wikipedia:Vergil|Vergil]]s [[Wikipedia:Aeneis|Aeneis]] und später von [[Dante Alighieri]], der ihn in seiner „[[Die Göttliche Komödie|Göttlichen Komödie]]“ in die [[Wikipedia:Christliche Mythologie|Christliche Mythologie]] überträgt.


In der Novelle [[Wikipedia:Der Tod in Venedig|Der Tod in Venedig]] von [[Wikipedia:Thomas Mann|Thomas Mann]] tritt Charon in der Gestalt des Gondoliers auf, der den Protagonisten Aschenbach durch die Kanäle Venedigs fährt.
[[Kategorie:Pädagogik]] [[Kategorie:Lebenslauf|L35]]
In [[Wikipedia:Friedrich Dürrenmatt|Friedrich Dürrenmatt]]s Werk [[Wikipedia:Der Richter und sein Henker|Der Richter und sein Henker]] wird das Auto des erschossenen Polizisten Schmied in Anspielung auf die mythologische Bedeutung der „blaue Charon“ genannt.
In dem Film ''Shadow of the Vampire'' heißt der Zug, mit dem die Protagonisten in das Gebiet des Vampirs fahren, Charon.
In dem Buch ''Kopf hoch, Norbert'' von Patoso/Drente bringt Charon die Seelen von Enten in die Unterwelt.
 
=== Charon als Namensgeber ===
Nach Charon war der ''[[Wikipedia:Charonkreis|Charonkreis]]'' benannt, der sich anfangs des 20. Jahrhunderts um die Dichter [[Wikipedia:Otto zur Linde|Otto zur Linde]] und [[Wikipedia:Karl Röttger|Karl Röttger]] gebildet hatte. Außerdem gibt er einem [[Wikipedia:Satellit (Astronomie)|Mond]] des [[Pluto]] seinen Namen → [[Wikipedia:Charon (Mond)|Charon]].
Weiterhin sind mehrere Softwareprojekte nach Charon benannt. Unter anderem ein (mittlerweile veraltetes) Astrometrieprogramm<ref>{{Internetquelle | url=http://www.projectpluto.com/charon.htm | titel=CHARON Users Manual | zugriff=2012-12-20}}</ref> und eine modulare Bildverarbeitungssoftware.
<ref>{{Internetquelle | url=http://sourceforge.net/apps/trac/charon-suite/ | titel=charon-suite | zugriff=2012-12-20}}</ref>
== Einzelnachweise ==
<references />
 
== Weblinks und Quellen ==
{{commons|Charon (mythology)|Charon}}
* [http://www.britannica.com/eb/article-9022639/Charon Charon] in der [[Wikipedia:Encyclopædia Britannica|Encyclopædia Britannica]] Online (englisch)
* [http://www.theoi.com/Khthonios/Kharon.html Charon] im Theoi Project (englisch)
 
[[Kategorie:Mythologie]] [[Kategorie:Griechische Mythologie]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 1. September 2018, 08:09 Uhr

Mit dem fünfunddreißigsten Lebensjahr wird die Bewusstseinsseele des Menschen geboren. Die leibliche Entwicklung hat damit zugleich ihren Höhepunkt erreicht bzw. überschritten und die Abbauprozesse im Körper beginnen die Aufbauprozesse zu überwiegen.

„Der Höhepunkt des Menschenlebens liegt gegenwärtig um das fünfunddreißigste Jahr herum. Warum ist das so? Warum beginnt Dante seine Reise mit fünfunddreißig Jahren, in der Mitte des Menschenlebens? Weil zu diesem Zeitpunkt der Mensch, dessen Aktivität bis dahin auf die Ausarbeitung der leiblichen Hüllen konzentriert war, zu den geistigen Regionen aufsteigt und seine Aktivität darauf verwenden kann, schauend zu werden. So wird auch Dante mit fünfunddreißig Jahren hellsehend. Zu diesem Zeitpunkt hören die physischen Kräfte auf, den geistigen Einfluß für sich in Anspruch zu nehmen. Diese vom Leiblichen frei gewordenen Kräfte können sich jetzt in Hellsichtigkeit verwandeln.“ (Lit.:GA 94, S. 70)

In seinen "Entwicklungsgeschichtlichen Unterlagen zur Bildung eines sozialen Urteils" gibt Rudolf Steiner das notwendige Reifealter mit 35 Jahren an."Sie wissen, der einzelne Mensch als Einzelmensch ist heute in der Entwicklung der Bewußtseinsseele begriffen, das heißt, er wird eigentlich nur so recht in die Kräfte eingeführt, die ihm sein Zeitalter geben kann, wenn er über das 35. Jahr hinaus lebt." (Rudolf Steiner: Entwicklungsgeschichtliche Unterlagen zur Bildung eines sozialen Urteils, GA 185a, Dornach 1963, S. 136)

Siehe auch

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Kosmogonie, GA 94 (2001), ISBN 3-7274-0940-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Entwicklungsgeschichtliche Unterlagen zur Bildung eines sozialen Urteils, GA 185a (1963)
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.