Platons ungeschriebene Lehre und Psilocybinhaltige Pilze: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Athens Plato Academy Archaeological Site 3.jpg|thumb|Die Ausgrabungsstätte der Platonischen Akademie, wo Platons Schüler über die Urprinzipien diskutierten]]
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Als '''ungeschriebene Lehre''' bezeichnet man eine dem antiken Philosophen [[Platon]] (428/427–348/347 v. Chr.) zugeschriebene [[Metaphysik|metaphysische]] Lehre. Sie wird in der neueren Forschung '''Prinzipienlehre''' genannt, denn sie handelt von zwei höchsten [[Prinzip]]ien, auf die alles zurückgeführt wird. Die Bezeichnung „ungeschriebene Lehre“ bezieht sich auf die Annahme, dass Platon sein Konzept zwar mündlich dargelegt, aber nie schriftlich fixiert hat.  
[[Datei:Semilanceata.JPG|mini|Getrocknete Spitzkegelige Kahlköpfe]]
[[Datei:Golden teacher kookoskuidussa 2.jpg|mini|Im Haus aufgezogene ''[[Psilocybe cubensis]]'']]
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'''Psilocybinhaltige Pilze''', auch als '''Zauberpilze, magic mushrooms''' oder '''halluzinogene Pilze''' bezeichnet, sind [[psychoaktive Pilze]]. Die in ihnen enthaltenen Stoffe [[Psilocybin]] und [[Psilocin]] wirken als [[Psychedelika]]. Psilocybinhaltige Pilze sind weltweit verbreitet, die meisten finden sich in der Gattung der [[Psilocybe|Kahlköpfe]]. Insgesamt sind über 180 Arten bekannt.<ref>G. Guzmán, J. W. Allen, J. Gartz: [http://www.erowid.org/plants/mushrooms/mushrooms_info12.shtml ''A Worldwide Geographical Distribution of the Neurotropic Fungi, An Analysis and Discussion.''] In: ''Annali dei Museo civico di Roverto.'' Italien, 2000, Band 14.</ref> Besonders verbreitet in Mitteleuropa ist der [[Spitzkegeliger Kahlkopf|Spitzkegelige Kahlkopf]] (''Psilocybe semilanceata''), der häufig auf natürlich gedüngten Weiden anzutreffen ist. Zum Kauf (legal oder illegal) werden oft [[Kubanischer Kahlkopf|Kubanische Kahlköpfe]] (''Psilocybe cubensis'') angeboten.


Die Glaubwürdigkeit der einschlägigen Quellen ist umstritten. Ihnen zufolge war Platon der Meinung, bestimmte Teile seiner Lehre seien nicht zur Veröffentlichung geeignet. Da diese Lehrinhalte nicht auf allgemeinverständliche Weise schriftlich dargelegt werden könnten, müsse ihre Verbreitung in schriftlich fixierter Form zu Missverständnissen führen. Daher soll sich Platon darauf beschränkt haben, die ungeschriebene Lehre in seiner Philosophenschule, der [[Wikipedia:Platonische Akademie|Akademie]], fortgeschrittenen Schülern zu erläutern. Aus dem mündlichen Unterricht sollen die überlieferten Angaben über den Inhalt stammen.  
== Bezeichnungen ==
Es gibt von Kultur zu Kultur unterschiedliche Bezeichnungen für psilocybinhaltige Pilze, wie z.&nbsp;B. ''Fleisch der Götter'' in Teilen Amerikas, oder ''Narrische Schwammerl'' in Österreich. Andere Bezeichnungen bringen eher die Wirkart zum Ausdruck, wie ''halluzinogene'' oder ''psychoaktive Pilze''. Westliche Konsumenten verwenden auch Begriffe wie ''Zauberpilze, magic mushrooms, Psilos, Shrooms, Paddo'' etc.


Ab der Mitte des 20. Jahrhunderts haben Philosophiehistoriker den großangelegten Versuch unternommen, die Grundzüge der „ungeschriebenen Lehre“ systematisch zu rekonstruieren. Dieses Vorhaben einer Forschergruppe, die „Tübinger Platonschule“ genannt wird, hat bei vielen Altertumswissenschaftlern Anklang gefunden. Andererseits haben aber auch zahlreiche Forscher Vorbehalte geltend gemacht oder die Rekonstruktion insgesamt verworfen. Manche Kritiker halten die Quellengrundlage der Tübinger Rekonstruktion für unzureichend, andere bestreiten sogar die Existenz einer ungeschriebenen Lehre Platons oder bezweifeln zumindest ihren systematischen Charakter und betrachten sie als ein unausgearbeitetes Konzept. Die intensive und teilweise scharfe Auseinandersetzung zwischen Befürwortern und Gegnern des „Tübinger Platonbilds“ wird von beiden Seiten mit großem Nachdruck geführt und von den Befürwortern als [[Paradigmenwechsel]] in der Platonforschung eingestuft.
== Geschichte ==
Es wird angenommen, dass psilocybinhaltige und andere psychoaktive Pilze in vielen [[Kultur]]en bekannt waren und vor allem für religiöse Zwecke genutzt wurden. Erste Funde, die auf einen Gebrauch schließen lassen, datieren auf 1000 bis 500 v. Chr., weitere Belege für einen Gebrauch finden sich in den folgenden Jahrhunderten aus unterschiedlichen Kulturen, vereinzelt bis in die Gegenwart. Der traditionelle religiöse Gebrauch wird im Artikel ''[[Psychoaktive Pilze#Anwendung als Entheogene|Psychoaktive Pilze, Abschnitt Anwendung als Entheogene]]'' genauer dargestellt.


== Terminologie ==
=== Mittel- und Südamerika ===
[[Datei:Psilocybe Mushrooms statues.jpg|mini|hochkant=1.2|links|Pilzsteine, etwa 30 cm]]
Am bekanntesten ist die schamanische Nutzung psychoaktiver Pilze in [[Lateinamerika]]. Dort finden sich sogenannte Pilzsteine, die auf 1000–500 v. Chr. datiert werden. Das erste schriftliche Zeugnis einer Nutzung halluzinogener Pilze in westlichen Aufzeichnungen stellt das Buch ''Historia general de las cosas de Nueva España'' von [[Bernardino de Sahagún]] aus dem 16. Jahrhundert dar. Darin wird an mehreren Stellen der Gebrauch und die Wirkung des von den [[Azteken]] so bezeichneten „Teonanacatl“<ref>„Es gibt in diesem Lande kleine Pilze, die Teonanacatl genannt werden, […] wer solche isst, erlebt Visionen“; zitiert nach: A. Cerletti: ''[http://www.erowid.org/references/refs_view.php?ID=2604&S=psilocybin&SField=All Teonanacatl und Psilocybin.]'' In: ''Deutsche Medizinische Wochenschrift'', Nr. 52, vom 25. Dezember 1959, S.&nbsp;2317.</ref> (meist übersetzt als Fleisch Gottes/der Götter, heilige oder göttliche Pilze) dargestellt. So beschreibt er etwa eine Feier von Geschäftsleuten:


Der Ausdruck „ungeschriebene Lehren“ ({{Polytonisch|ἄγραφα δόγματα}} ''ágrapha dógmata'') zur Bezeichnung von schulinternen Lehrinhalten Platons ist erstmals bei dessen Schüler [[Aristoteles]] bezeugt. In seiner ''[[Physik (Aristoteles)|Physik]]'' schreibt Aristoteles, Platon habe in seinem [[Platonischer Dialog|Dialog]] ''[[Timaios]]'' einen Begriff anders verwendet als „in den sogenannten ungeschriebenen Lehren“.<ref>Aristoteles, ''Physik'' 209b13–15.</ref> Auf diesen antiken Ausdruck greifen die modernen Befürworter der Authentizität der Prinzipienlehre zurück. Aristoteles verwendet hier das Wort „sogenannt“ nicht ironisch, sondern wertneutral.          
{{Zitat|Bei der festlichen Zusammenkunft [] aßen sie Pilze. Sie nahmen keine andere Nahrung ein; sie tranken die ganze Nacht nur Schokolade. Sie aßen die Pilze zusammen mit Honig. Als die Pilze zu wirken begannen, wurde getanzt und geweint […] Einige sahen in ihren Visionen, wie sie im Krieg starben []‚ einige, wie sie wohlhabend wurden und Sklaven kaufen konnten […]‚ einige, wie sie Ehebruch begingen und wie sie dann gesteinigt und ihre Schädel eingeschlagen wurden […]‚ einige, wie sie im Wasser ertranken []‚ einige, wie sie im Tod die Ruhe fanden [] Alle diese Dinge sahen sie. Als die Wirkung der Pilze nachließ, saßen sie zusammen und erzählten einander, was sie in ihren Visionen gesehen hatten.}}


In der Forschungsliteratur ist auch von der „esoterischen Lehre“ Platons die Rede. Mit [[Esoterik]] im heute geläufigen Sinn des Wortes hat dies aber nichts zu tun, und es ist auch keine Geheimlehre gemeint. Der Begriff soll nur ausdrücken, dass die ungeschriebene Lehre für einen inneren Kreis von Philosophieschülern bestimmt war, die über die nötigen Vorkenntnisse verfügten und sich bereits mit der [[Exoterik|exoterischen]] [[Ideenlehre]] auseinandergesetzt hatten.<ref>Siehe zu dieser Terminologie Hans-Georg Gadamer: ''Platos ungeschriebene Dialektik''. In: Hans-Georg Gadamer: ''Gesammelte Werke'', Band 6: ''Griechische Philosophie II'', Tübingen 1985, S. 129–153, hier: 130; Thomas Alexander Szlezák: ''Platon und die Schriftlichkeit der Philosophie'', Berlin 1985, S. 400–405; Detlef Thiel: ''Die Philosophie des Xenokrates im Kontext der Alten Akademie'', München 2006, S. 139f.; Michael Erler: ''Platon'' (= Hellmut Flashar (Hrsg.): ''Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike'', Band 2/2), Basel 2007, S. 409.</ref>  
In späteren Aufzeichnungen der Kolonialisten über die indigenen Völker wird der Gebrauch von Pilzen seltener erwähnt. In den Augen der christlichen [[Missionar]]e waren die [[Ritual]]e heidnisch und daher zu bekämpfen. Insbesondere die Annahme der Indios, dass durch bestimmte Pflanzen oder hier Pilze Gott direkt zu ihnen spreche, stand im Gegensatz zur christlichen Heilslehre, in der die Kirche das Wort Gottes verkündet. Für die christlichen Missionare sprach der Teufel aus den Pilzen. Aufgrund dessen wurden die Rituale immer mehr zu Geheimkulten, weshalb sie wohl auch erst zu Mitte des 20. Jahrhunderts im Westen wiederentdeckt wurden. Die in [[Mittelamerika]] vorkommenden Arten werden zum Teil noch immer in [[Schamanismus|schamanistischen]] Ritualen verwendet. Sie dienen oder dienten der Kontaktaufnahme mit Ahnen oder Göttern, wurden in Heilritualen eingesetzt, und auch zu rituell-feierlichen Anlässen genutzt.<ref>Vergleiche bspw. Albert Hofmann: ''[http://www.erowid.org/references/refs_view.php?ID=2630&S=psilocybin&SField=All Die psychotropen Wirkstoffe der mexikanischen Zauberpilze]''. Basel 1960; Wasson: ''Seeking the magic mushroom.'' In: ''Life magazine'' vom 10. Juni 1957.</ref>


Die modernen Befürworter der Rekonstruierbarkeit der ungeschriebenen Lehre werden manchmal verkürzend und salopp als „Esoteriker“ bezeichnet, die Vertreter von skeptischen Gegenpositionen als „Anti-Esoteriker“.<ref>Beispielsweise bei Konrad Gaiser: ''Platons esoterische Lehre''. In: Konrad Gaiser: ''Gesammelte Schriften'', Sankt Augustin 2004, S. 317–340, hier: 324.</ref> Da die Rekonstruktion in erster Linie von Forschern der [[Eberhard Karls Universität Tübingen|Universität Tübingen]] unternommen und verteidigt wurde, spricht man von den „Tübingern“, der „Tübinger Schule“ oder – zur Unterscheidung von einer theologischen [[Tübinger Schule]] – von der „Tübinger Platonschule“. Das aus der Rekonstruktion resultierende neue Bild von Platons Metaphysik wird „Tübinger [[Paradigma]]“ genannt. Seit die Tübinger Platon-Interpretation in dem Mailänder Gelehrten [[Giovanni Reale]] einen engagierten Fürsprecher gefunden hat, ist auch von der „Tübinger und Mailänder Schule“ die Rede. Reale hat für die Prinzipienlehre die Bezeichnung „[[Protologie]]“ (Lehre vom Ersten) eingeführt, weil sie von den ersten Prinzipien handelt.
=== Entdeckung und Erforschung im Westen ===
Die Existenz psychoaktiver Pilze, wie sie in frühen Zeugnissen aus Mittelamerika beschrieben wurden, wurde von vielen für unwahrscheinlich oder einen Mythos gehalten. 1915 kam beispielsweise der [[Ethnobotanik]]er W. Safford nach einigen Studien zum Schluss, dass die Aufzeichnungen früher Kolonialisten ein Irrtum seien. Er nahm an, dass der getrocknete [[Peyotl]]-Kaktus versehentlich für einen Pilz gehalten worden war. Dagegen äußerte der aus Österreich stammende mexikanische Arzt [[Blas Pablo Reko]] ab den 1920er Jahren immer wieder die Behauptung, dass die Pilze tatsächlich existieren würden, identifizierte diese jedoch als [[Fliegenpilz]]e. Letztlich gelang es erst [[R. Gordon Wasson]] und seiner Frau Valentina mit Hilfe der Schamanin [[Maria Sabina]] die Existenz der Pilze zur Mitte des Jahrhunderts zu beweisen. Nach dem Zusammentragen von Hinweisen aus der Literatur kamen sie zu dem Schluss, diese in Mexiko zu suchen. 1953 konnte Wasson ein Pilz-Ritual beobachten, das Elemente christlicher und traditioneller Religion enthielt. 1955 konnte er gemeinsam mit Allen Richardson selbst aktiv an einer Zeremonie teilnehmen und sich so selbst von der Wirkung überzeugen.<ref>[http://www.erowid.org/plants/mushrooms/mushrooms_article5.shtml ''Wasson’s First Voyage. The Rediscovery of Entheogenic Mushrooms.''] In: John Allen: ''Mushroom Pioneers.'' 2002.</ref>


== Quellenlage und Indizien ==
1956 unternahm er mit dem französischen Mykologen [[Roger Heim]] eine weitere Expedition und Teilnahme an einem Ritual. In Folge wurden von Heim entsprechende Pilze gesammelt, kultiviert und bestimmt. Zwischen 1953 und 1962 unternahm Wasson insgesamt zehn Feldstudien, unter anderem mit Personen wie Gastón Guzmán oder [[Albert Hofmann]]. Diesem gelang es schließlich 1958 den Hauptwirkstoff Psilocybin sowie das Psilocin zu isolieren. In den letzten 20 Jahren publizierte J. Gartz die meisten Arbeiten zur Chemie der Pilze in führenden botanischen Zeitschriften. Weitere Publizisten zur Mykologie und Ethnobotanik sind P. Stamets, J. Ott sowie G. Samorini mit einer großen Anzahl Artikeln und mehreren Büchern.


Die Argumentation für das Tübinger Paradigma erfolgt in zwei Schritten. Der erste Schritt besteht in der Präsentation der Belege und Indizien für die Existenz philosophisch relevanter Sonderinhalte von Platons mündlichem Unterricht. Damit soll gezeigt werden, dass [[Platonischer Dialog|Platons Dialoge]], die alle erhalten geblieben sind, nicht seine gesamte Philosophie darstellen, sondern nur deren zur schriftlichen Verbreitung bestimmten Teil. Im zweiten Schritt wird der Quellenbefund für die mutmaßlichen Inhalte der ungeschriebenen Lehre ausgewertet und der Versuch unternommen, ein kohärentes System zu rekonstruieren.  
=== Pilzkultur im Westen ===
Breite Bekanntheit erlangten psychoaktive Pilze durch einen 1957 von Gordon Wasson verfassten [[Life (Magazin)|Life]]-Artikel, in dem er seine Erkenntnisse darlegte.<ref name="hm6">[http://www.emcdda.europa.eu/html.cfm/index31208EN.html ''Hallucinogenic mushrooms.''] EMCDDA, Lissabon Juni 2006. S.&nbsp;6.</ref> Ähnlich wie LSD wurden die Pilze innerhalb von alternativen Gesellschaftsgruppen konsumiert, wie auch teilweise in Künstler- und Intellektuellenkreisen (siehe auch [[psychedelische Kunst]]). Sie erlangten jedoch nie die Bedeutung von LSD.


=== Argumente für die Existenz einer ungeschriebenen Lehre ===
Ab den 1990er Jahren verstärkte sich das Interesse an psychoaktiven Pilzen wieder. Dies wurde zurückgeführt auf den entstandenen kommerziellen Vertrieb in [[Smartshop]]s und ebenso in Verbindung gebracht mit einem zunehmenden Trend „Zurück zur Natur“ sowie vollkommen veränderten Vertriebs- und Informationsmöglichkeiten durch das Internet.<ref name="hm6" /> Die Smartshops agierten in unklaren gesetzlichen Bereichen bzw. vom Gesetzgeber offengelassenen oder geduldeten Lücken. In Smartshops wurden nicht nur fertige Pilze verkauft, sondern auch Material zum Eigenanbau. Es wurde auf die seit den 1960er Jahren entwickelten Techniken zur Kultivierung von Pilzen unter einfachen Bedingungen zurückgegriffen, die wesentlich durch Experimente mit psychoaktiven Pilzen vorangetrieben wurden. So waren Pilze nicht nur in vielen Gegenden sammelbar, sondern ebenso legal oder illegal käuflich erhältlich, genauso wie die Materialien und das Wissen über ihre Aufzucht. Während der Verkauf in den Niederlanden de facto legalisiert wurde, begann ab den 2000er Jahren ein Trend zu einer Verschärfung der gesetzlichen Lage in einigen Ländern Europas, was schließlich auch wieder zu einer Verschärfung der niederländischen Gesetze führte.<ref name="hm4">[http://www.emcdda.europa.eu/html.cfm/index31208EN.html ''Hallucinogenic mushrooms.''] EMCDDA, Lissabon Juni 2006. S.&nbsp;4.</ref> Es finden sich trotzdem weiterhin im EU-Raum legale oder halblegale Angebote, was den Pilzen eine Sonderstellung ähnlich dem Cannabis einräumt, wenn auch meist restriktiver. Ähnlich dem Cannabis gibt es im Internet auch Interessengruppen, meistens in Form von Informationsforen, worauf auch die [[Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht]] zum Informationsgewinn zurückgreift.<ref name="emcdda">''Hallucinogenic Mushrooms: An Emerging Trend Case Study.'' [[Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht]] [http://www.emcdda.europa.eu/attachements.cfm/att_31215_EN_TP_Hallucinogenic_mushrooms.pdf PDF-Datei], Lissabon, Juni 2006.</ref>


Für die Existenz einer ungeschriebenen Lehre werden hauptsächlich folgende Belege angeführt und Argumente vorgebracht:
Der Konsum von Pilzen blieb immer ein gesellschaftliches Randphänomen, wie auch die Einnahmen bei den meisten Konsumenten auf einige Versuche beschränkt bleibt. Die größte Benutzergruppe stellen drogenerfahrene Personen dar.<ref name="hm4" /> Auch für spirituelle und selbstfindende oder bewusstseinserweiternde Zwecke werden psilocybinhaltige Pilze konsumiert.
* Stellen in der ''[[Wikipedia:Metaphysik (Aristoteles)|Metaphysik]]'' und der ''Physik'' des Aristoteles, insbesondere eine Stelle in der ''Physik'', wo er ausdrücklich auf „sogenannte ungeschriebene Lehren“ Platons Bezug nimmt.<ref>Aristoteles, ''Physik'' 209b13–15.</ref> Hierzu wird geltend gemacht, dass Aristoteles ein langjähriger Schüler Platons und Kenner des Unterrichtsbetriebs in der Akademie war und daher als gut informiert gelten kann.
* Der Bericht des [[Wikipedia:Aristoxenos|Aristoxenos]], eines Schülers des Aristoteles, über Platons öffentlichen Vortrag „Über das Gute“.<ref>Aristoxenos, ''Elementa harmonica'' 2,30–31. Text und deutsche Übersetzung bei [[Wikipedia:Heinrich Dörrie|Heinrich Dörrie]], [[Wikipedia:Matthias Baltes|Matthias Baltes]]: ''Der Platonismus in der Antike'', Band 1, Stuttgart-Bad Cannstatt 1987, S. 74–76 (Kommentar S. 278–282).</ref> Wie Aristoxenos mitteilt, pflegte Aristoteles zu erzählen, der Vortrag habe mathematische und astronomische Darlegungen enthalten und Platon habe auch [[das Eine]] – das höchste Prinzip – thematisiert. Die letztere Angabe und der Titel des Vortrags lassen erkennen, dass es um die Prinzipienlehre ging. Nach der Darstellung des Aristoteles stieß der Vortrag bei dem philosophisch unkundigen Publikum auf Unverständnis.   
* Platons „Schriftkritik“ in den Dialogen. In mehreren unzweifelhaft echten Dialogen artikuliert Platon seine Skepsis gegenüber der Schrift als Medium des Wissenstransfers und bringt seine Bevorzugung mündlicher Wissensvermittlung zum Ausdruck. Eine ausführliche Erläuterung seiner Position bietet er im Dialog ''[[Phaidros]]''. Dort begründet er die Überlegenheit mündlicher gegenüber schriftlicher Verbreitung philosophischer Lehren mit der weitaus größeren Flexibilität des mündlichen Diskurses, die ein entscheidender Vorteil sei. Der Autor eines Textes könne sich nicht auf den Kenntnisstand und die Bedürfnisse der einzelnen Leser einstellen, er könne weder deren Fragen beantworten noch auf Kritik eingehen. All dies sei nur im Gespräch möglich; dort sei die Sprache lebendig und beseelt. Das Geschriebene sei nur ein Abbild des Gesprochenen. Das Schreiben und Lesen führe nicht nur zu einer Schwächung des Gedächtnisses, sondern sei auch zur Vermittlung von Weisheit ungeeignet; diese könne nur durch mündlichen Unterricht erfolgen. Nützlich seien geschriebene Worte nur als Gedächtnisstütze für diejenigen, die schon Bescheid wissen. Literarische Tätigkeit sei nur Spielerei. Das Wesentliche seien die persönlichen Gespräche mit Schülern, bei denen die Worte auf jeweils individuelle Weise in die Seele geschrieben würden. Nur wer so lehren könne, sei als Philosoph zu betrachten. Wer hingegen nichts „Wertvolleres“ (''timiōtera'') habe als schriftliche Texte, an deren Formulierung er lange gefeilt hat, der sei nur Schriftsteller. Das „Wertvollere“ – die Deutung dieser Stelle ist sehr umstritten – wird als Hinweis auf die ungeschriebene Lehre gedeutet.<ref>Platon, ''Phaidros'' 274b–278e. Siehe dazu Ernst Heitsch: ''Platon: Phaidros. Übersetzung und Kommentar'', Göttingen 1993, S. 188–218 und zur Frage der ''timiotera'' Thomas Alexander Szlezák: ''Zum Kontext der platonischen τιμιώτερα''. In: ''Würzburger Jahrbücher für die Altertumswissenschaft'' Neue Folge 16, 1990, S. 75–85; Thomas Alexander Szlezák: ''Platon lesen'', Stuttgart-Bad Cannstatt 1993, S. 69–76, 86; Ernst Heitsch: ''ΤΙΜΙΩΤΕΡΑ''. In: Ernst Heitsch: ''Gesammelte Schriften'', Band 3, München 2003, S. 338–347; Hans Joachim Krämer: ''Die grundsätzlichen Fragen der indirekten Platonüberlieferung''. In: Hans-Georg Gadamer, Wolfgang Schadewaldt (Hrsg.): ''Idee und Zahl'', Heidelberg 1968, S. 124–128. Kritik an Heitschs ''Phaidros''-Interpretation übt Hans Krämer: ''Neue Literatur zum neuen Platonbild''. In: ''Allgemeine Zeitschrift für Philosophie'' 14, 1989, S. 59–81, hier: 59–72.</ref>
* Die Schriftkritik im [[Siebter Brief (Platon)|Siebten Brief]], dessen Echtheit umstritten ist, aber von der Tübinger Schule angenommen wird. Dort äußert sich Platon – falls er tatsächlich der Verfasser ist – zu seinen nur mündlich vermittelten Lehren (das, „womit es mir ernst ist“). Er stellt nachdrücklich fest, es gebe darüber von ihm keine Schrift und werde auch niemals eine geben, denn dieser Stoff lasse sich keineswegs so wie andere Lerngegenstände mitteilen. Vielmehr entstehe das Verständnis in der Seele aus intensiver gemeinsamer Bemühung und aus dem gemeinsamen Leben. Dies geschehe plötzlich, wie ein übergesprungener Funke ein Licht entzündet. Eine schriftliche Fixierung sei schädlich, denn sie würde nur in den Lesern Illusionen erzeugen: entweder die Verachtung von Unverstandenem oder die Arroganz des Scheinwissens.<ref>Platon, ''Siebter Brief'' 341b–342a. Siehe dazu den Kommentar von Rainer Knab: ''Platons Siebter Brief'', Hildesheim 2006, S. 261–268. Vgl. Hans Joachim Krämer: ''Die grundsätzlichen Fragen der indirekten Platonüberlieferung''. In: Hans-Georg Gadamer, Wolfgang Schadewaldt (Hrsg.): ''Idee und Zahl'', Heidelberg 1968, S. 117–124.</ref>
* Die „Aussparungsstellen“ in den Dialogen. In den Dialogen finden sich zahlreiche Stellen, an denen ein besonders wichtiges Thema zwar angesprochen, aber nicht näher erörtert wird. In manchen Fällen bricht die Diskussion gerade dort ab, wo sie sich dem Kern eines Problems nähert. Dabei geht es um Fragen, die für die Philosophie von grundlegender Bedeutung sind. Die Befürworter des Tübinger Paradigmas deuten die Aussparungsstellen als Hinweise auf Inhalte der ungeschriebenen Lehre, die in den Dialogen nur angedeutet werden können.      
* Der Umstand, dass eine Unterscheidung zwischen „exoterischem“, zur Verbreitung in weiten Kreisen bestimmtem Wissen und „esoterischem“, nur für den Unterricht in einer Schule geeignetem Stoff nicht ungewöhnlich war. Auch Aristoteles hat eine solche Unterscheidung vorgenommen.<ref>Hans Joachim Krämer: ''Die platonische Akademie und das Problem einer systematischen Interpretation der Philosophie Platons''. In: Konrad Gaiser (Hrsg.): ''Das Platonbild'', Hildesheim 1969, S. 198–230, hier: 208.</ref>
* Die in der Antike verbreitete Auffassung, dass der Gehalt derjenigen Lehren Platons, die mündlicher Mitteilung vorbehalten blieben, wesentlich über das in den Dialogen Dargelegte hinausging.
* Platons beständiger Versuch, Individuelles auf Allgemeines und Vielheit auf Einheit zurückzuführen. Mit der Ideenlehre reduzierte er die Mannigfaltigkeit der Erscheinungswelt auf die geringere Vielfalt der den Erscheinungen zugrunde liegenden Ideen. Innerhalb des hierarchisch geordneten Ideenreichs ließ er die vielen spezielleren Ideen von den weniger zahlreichen allgemeineren, umfassenden Ideen abhängen. Daraus ergibt sich die Vermutung, dass die Einführung der Ideen nur eine Etappe auf seinem Weg von der maximalen Vielheit zur größtmöglichen Einheit war. Es läge in der Konsequenz seines Denkens, die Zurückführung von Vielheit auf Einheit zum Abschluss zu bringen. Dies müsste in einer unveröffentlichten Theorie von den höchsten Prinzipien geschehen sein.<ref>Michael Erler: ''Platon'', München 2006, S. 162–164; Detlef Thiel: ''Die Philosophie des Xenokrates im Kontext der Alten Akademie'', München 2006, S. 143–148.</ref>


=== Die Quellenbasis der Rekonstruktion ===
== Arten und Verbreitung ==
[[Datei:Psilocybe-cubensis-range-map.png|mini|angenommene Verbreitung ''Psilocybe cubensis''. Anmerkung: Eine Verbreitung des Pilzes ist auch für Südafrika nachgewiesen]]
[[Datei:Psilocybe cyanescens range-map.png|mini|angenommene Verbreitung ''Psilocybe cyanescens'']]


Platon hat die schriftliche Verbreitung angeblicher Inhalte der ungeschriebenen Lehre zwar – falls der Siebte Brief echt ist – scharf missbilligt, doch gab es keine Schweigepflicht der „Eingeweihten“. Der „esoterische“ Charakter der Lehre ist nicht im Sinne einer Geheimhaltungsvorschrift oder eines Aufzeichnungsverbots zu verstehen. Vielmehr fertigten Schüler in der Akademie Aufzeichnungen an, die sie später veröffentlichten oder bei der Abfassung eigener Werke verwerteten.<ref>Siehe dazu Michael Erler: ''Platon'' (= Hellmut Flashar (Hrsg.): ''Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike'', Band 2/2), Basel 2007, S. 421–425.</ref> Dies spricht für die Rekonstruierbarkeit von Platons nur mündlich dargelegter Lehre anhand der „indirekten Tradition“, der Angaben anderer Autoren.
Insgesamt sind weltweit 186 Arten bekannt, davon 116 in der Gattung ''[[Psilocybe]]'' (Kahlköpfe). Weitere Arten finden sich in den Gattungen ''[[Gymnopilus]]'' (Flämmlinge) (14), ''[[Panaeolus]]'' (Düngerlinge) (13), ''[[Copelandia]]'' (12), ''[[Hypholoma]], [[Inocybe]], [[Pluteus]]'' (jeweils 6), ''[[Conocybe]], [[Paneolina]]'' (jeweils 4), ''[[Gerronema]]'' (2), ''[[Agrocybe]], [[Galerina]]'' und ''[[Mycena]]'' (jeweils 1).<ref>G. Guzmán, J. W. Allen, J. Gartz: [http://files.shroomery.org/cms/World%20Wide%20Distribution%20of%20Magic%20Mushrooms.pdf ''World Wide Distribution of Magic Mushrooms.''] In: ''Annali del Museo civico di Rovereto'' Band 14, 1998, S.&nbsp;198–280 (PDF-Datei; 1,9&nbsp;MB).</ref>


Für die Rekonstruktion der ungeschriebenen Lehre sind vor allem folgende Quellen herangezogen worden:
Im Spätsommer und Herbst wächst in Deutschland und den Nachbarländern oftmals der [[Spitzkegeliger Kahlkopf|Spitzkegelige Kahlkopf]] auf natürlich gedüngten Weiden. Jedoch breitete sich [[Psilocybe cyanescens]] auf Holzresten in den letzten 15 Jahren stark aus und ist lokal in Massen zu finden, wie z.&nbsp;B. in Mitteldeutschland. Ihre starke Blauverfärbung bei Druck und im Alter ist für den Pilz charakteristisch und sonst in Europa nur noch bei den Röhrlingen zu finden, die jedoch nicht psychoaktiv sind. Auch im [[Grünlichgrauer Dachpilz|Grünlichgrauen Dachpilz]] (Pluteus salicinus) wurden die psychoaktiven Substanzen Psilocybin und Psilocin nachgewiesen.<ref>A. Gminder, T. Böhning: ''Kosmos Naturführer: Pilze.'' Franckh Kosmos Verlag, ISBN 3-440-10797-3.</ref> Psilocybe-Pilze können verhältnismäßig leicht mit anderen Arten verwechselt werden, von denen einige tödliche Vergiftungen auslösen können (z.&nbsp;B. [[Galerina marginata]], [[Galerina autumnalis]] oder [[Galerina venenata]]).
* Die ''Metaphysik'' (Bücher Α, Μ und N) und die ''Physik'' (Buch Δ) des Aristoteles
* Fragmente von Aristoteles’ verlorenen Schriften ''Über das Gute'' und ''Über die Philosophie''
*  Die ''Metaphysik'' [[Theophrastos von Eresos|Theophrasts]], eines Schülers des Aristoteles
* Zwei Fragmente der verlorenen Schrift ''Über Platon'', die Platons Schüler Hermodoros von Syrakus verfasste<ref>Text und deutsche Übersetzung bei [[Heinrich Dörrie]], [[Matthias Baltes]]: ''Der Platonismus in der Antike'', Band 1, Stuttgart-Bad Cannstatt 1987, S. 82–86, Kommentar S. 296–302. Siehe dazu Heinz Happ: ''Hyle'', Berlin 1971, S. 137–140.</ref> 
* Ein Fragment eines verlorenen Werks von Platons Schüler [[Speusippos]]<ref>Text und deutsche Übersetzung bei Heinrich Dörrie, Matthias Baltes: ''Der Platonismus in der Antike'', Band 1, Stuttgart-Bad Cannstatt 1987, S. 86–89, Kommentar S. 303–305. Siehe dazu Heinz Happ: ''Hyle'', Berlin 1971, S. 142f.</ref>
* Die Schrift ''Adversus mathematicos'' des [[Sextus Empiricus]] (10. Buch). Die dort dargestellten Lehren werden von Sextus allerdings nicht ausdrücklich Platon zugeschrieben, sondern als [[Pythagoreer|pythagoreisch]] bezeichnet. Dass Platon ihr Urheber sei, ist eine nur auf Indizien gestützte [[Hypothese]].<ref>Siehe dazu Heinz Happ: ''Hyle'', Berlin 1971, S. 140–142; Marie-Dominique Richard: ''L’enseignement oral de Platon'', 2. Auflage, Paris 2005, S. 163–168; Konrad Gaiser: ''Quellenkritische Probleme der indirekten Platonüberlieferung''. In: Konrad Gaiser: ''Gesammelte Schriften'', Sankt Augustin 2004, S. 205–263, hier: 240–262; Detlef Thiel: ''Die Philosophie des Xenokrates im Kontext der Alten Akademie'', München 2006, S. 343–348.</ref>
* Platons Dialoge ''[[Politeia]]'' und ''[[Parmenides (Platon)|Parmenides]]''. Wenn man Platon aufgrund der indirekten Tradition die Prinzipienlehre zuschreibt, erscheinen manche Äußerungen und Gedankengänge in diesen beiden Dialogen in einem anderen Licht. Die so interpretierten Dialogtexte tragen dann ihrerseits zur schärferen Konturierung des Bildes von der Prinzipienlehre bei. Auch Erörterungen in anderen Dialogen – etwa dem ''[[Philebos]]'' und dem ''[[Timaios]]'' – können dann anders verstanden und in das System des Tübinger Paradigmas eingeordnet werden. Sogar in frühen Dialogen sind Anspielungen auf die Prinzipienlehre vermutet worden.<ref>Jens Halfwassen: ''Der Aufstieg zum Einen. Untersuchungen zu Platon und Plotin'', 2. Auflage, Leipzig 2006, S. 31f. und Anm. 73; Giovanni Reale: ''Zu einer neuen Interpretation Platons'', 2. Auflage, Paderborn 2000, S. 257–313.</ref>


== Der mutmaßliche Inhalt ==
== Wirkstoffkonzentration ==
Der Gehalt an Psilocybin und Psilocin in Pilzen variiert signifikant zwischen unterschiedlichen Spezies und auch innerhalb dieser, über unterschiedliche Variationen bis hin von Pilz zu Pilz. Auch ist der Wirkstoffgehalt innerhalb der Pilze unterschiedlich verteilt. Bei der Spezies [[Psilocybe samuiensis]] wurde beispielsweise die höchste Konzentration in der Kappe nachgewiesen.<ref name="ethnom">J. Gartz, J. W. Allen, M. D. Merlin: ''Ethnomycology, biochemistry, and cultivation of Psilocybe samuiensis Guzmán, Bandala and Allen, a new psychoactive fungus from Koh Samui, Thailand.'' In: ''Journal of ethnopharmacology.'' Band 43, Nummer 2, Juli 1994, S.&nbsp;73–80, {{ISSN|0378-8741}}. PMID 7967658.</ref> Generell liegt der Gehalt an Psilocybin und Psilocin bei getrockneten Pilzen zwischen 0,1–2 % des Gewichts bzw. bei 0,01–0,2 % bei frischen Pilzen.<ref name="erowid2">{{Cite web|url=http://www.erowid.org/plants/mushrooms/mushrooms_dose.shtml|title=Dosage Chart for Psychedelic Mushrooms|accessdate=2006-12-01|publisher=Erowid|year=2006|author=|format=shtml}}</ref>


Die Befürworter des Tübinger Paradigmas haben sich anhand der verstreuten Angaben und Indizien in den Quellen intensiv um die Rekonstruktion der Prinzipienlehre bemüht. Sie sehen in dieser Lehre das Kernstück der Philosophie Platons. Obwohl viele wichtige Einzelheiten unbekannt oder strittig sind, zeichnet sich ein relativ geschlossenes Bild ihrer Grundzüge ab.<ref>Übersichtsdarstellungen geben Michael Erler: ''Platon'' (= Hellmut Flashar (Hrsg.): ''Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike'', Band 2/2), Basel 2007, S. 425–429 und Konrad Gaiser: ''Gesammelte Schriften'', Sankt Augustin 2004, S. 295–340.</ref> Ein wichtiger Aspekt des Tübinger Paradigmas ist die Annahme, dass die ungeschriebene Lehre nicht zusammenhanglos neben der geschriebenen steht, sondern dass zwischen ihnen eine enge und notwendige Verbindung besteht.
{| class="wikitable sortable" style="text-align:center"
|+ Ungefähre Alkaloidkonzentration getrockneter Psilocybinpilze<ref>{{Cite web|url=http://www.erowid.org/plants/mushrooms/mushrooms_info4.shtml |title=Approximate Alkaloid Content of selected Psilocybe mushrooms |publisher=www.erowid.org |date=2009-03-27 |accessdate=2010-05-30}}</ref>
|-
! Name !! Psilocybin [%] !! Psilocin [%] !! Baeocystin [%] !! Total [%]
|-
|''[[Conocybe cyanopus]]''
|0,930–0,450<ref name="slabfaq">{{Cite web|url=http://www.sporelab.com/faq-psil.htm#Panaeolus%20subbalteatus |title=The Psilocybe Mushroom FAQ, Version 1.2 |publisher=sporelab.com |accessdate=2010-01-04 }}</ref>
|0,70–0,00<ref name="slabfaq" />
|0,030–0,100<ref name="slabfaq" />
|1,03–0,55
|-
|''[[Conocybe smithii]]''
|n/a
|n/a
|0,40–0,80
|0,40–0,80+<ref name="slabfaq" />
|-
| ''[[Gymnopilus purpuratus]]''
| 0,34
| 0,29
| 0,05
| 0,68<ref name="drgartz">{{Cite web|url=http://www.tacethno.com/info/psilocybe/gartz1.txt |title=Dr. Gartz Series Extraction (tacethno.com) |date= |accessdate=2011-02-23}}</ref>
|-
|''[[Gymnopilus validipes]]''
|0,12<ref name="books-10HiGVo94FUC-183">Paul Stamets: ''Psilocybin Mushrooms of the World.'' Ten Speed Press, 1996, ISBN 978-0-89815-839-7, S.&nbsp;183 ({{Google Buch|BuchID=10HiGVo94FUC|Seite=183}}).</ref>
| –
| –
| 0,12+
|-
|[[Datei:Panaeolus.subbalteatus.3.jpg|x150px|]]<br />''[[Panaeolus cinctulus]]''
| 0,150–0,600<ref name="slabfaq" />
| 0,00<ref name="slabfaq" />
| 0,001–0,005<ref name="slabfaq" />
| 0,151–0,605
|-
| [[Datei:P.azurescens.Dan.K.jpg|x150px|]]<br />''[[Psilocybe azurescens]]''
| 1,78
| 0,38
| 0,35
| 2,51
|-
| ''[[Psilocybe baeocystis]]''
| 0,85
| 0,59
| 0,10
| 1,54
|-
| [[Datei:Psilocybe.bohemica.gkoller.jpg|x150px|]]<br />''[[Psilocybe bohemica]]''
| 0,93<ref name="drgartz" />–1,34
| 0,11–0,28<ref name="drgartz" />
| 0,02<ref name="drgartz" />
| 1,06–1,47
|-
|[[Datei:Psilocybe Cubensis.JPG|x150px|]]<br />''[[Psilocybe cubensis]]''
| 0,63<ref name="drgartz" />
| 0,25<ref name="drgartz" />–0,60
| 0,02<ref name="drgartz" />–0,025
| 0,90–1,26
|-
| [[Datei:Psilocybe cyanescens Blauender Kahlkopf 2.jpg|x150px|]]<br />''[[Psilocybe cyanescens]]''
| 0,85
| 0,36
| 0,03
| 1,24
|-
| ''[[Psilocybe cyanofibrillosa]]''
| 0,21
| 0,04
| n/a
| 0,25+
|-
| ''[[Psilocybe hoogshagenii]]''
| 0,60
| 0,10
| n/a
| 0,70+
|-
| ''[[Psilocybe liniformans]]''
| 0,16
| n/a
| 0,005
| 0,17+
|-
| [[Datei:Mushroom-IMG 4742.JPG|x150px|]]<br />''[[Psilocybe semilanceata]]''
| 0,98
| 0,02
| 0,36
| 1,36
|-
| ''[[Psilocybe stuntzii]]''
| 0,36
| 0,12
| 0,02
| 0,5
|-
| [[Datei:Psilocybe.tampanensis.two.jpg|x150px|]]<br />''[[Psilocybe tampanensis]]''
| 0,68
| 0,32
| n/a
| 1,00+
|-
| ''[[Psilocybe weilii]]''
| 0,61
| 0,27
| 0,05
| 0,93
|}


Sofern das Tübinger Paradigma der authentischen Lehre Platons entspricht, hat er mit der Prinzipienlehre in der Metaphysik einen neuen Weg beschritten. In der Ideenlehre hatte er manche Vorstellungen der [[Eleaten]], einer Richtung der [[Vorsokratiker]], aufgegriffen. Die Prinzipienlehre hingegen bricht mit der Grundüberzeugung der Eleaten, wonach nichts über dem vollkommenen, unwandelbaren Sein steht. Sie ersetzt diese Vorstellung durch das neuartige Konzept einer absoluten [[Transzendenz]], das über das Sein hinausführt. Jenseits der seienden Dinge wird ein schlechthin vollkommener Bereich des „Überseienden“ oder „Seinstranszendenten“ angenommen. Dort soll der Ursprung aller seienden Dinge zu suchen sein. „Seinstranszendent“ nennt man das, was das Sein transzendiert (übersteigt), das heißt: sich auf einer höheren Ebene als die seienden Dinge befindet. In einem solchen Modell ist alles Seiende als solches in gewisser Hinsicht unvollkommen, da der Übergang vom absolut transzendenten Übersein zum Sein bereits eine Einschränkung der ursprünglichen absoluten Vollkommenheit darstellt.
== Wirkung ==
[[Datei:Psilocybn.svg|mini|Strukturformel des Psilocybins]]
[[Datei:Psilocin Structural Formulae V.1.svg|mini|Strukturformel des Psilocins]]


=== Die beiden Urprinzipien und ihr Zusammenwirken ===
Die Wirkung der Pilze ähnelt jener von [[LSD]], ist aber von kürzerer Dauer. Generell ist eine Veränderung der Wahrnehmung und des Bewusstseins zu beobachten. Wie bei vielen [[Psychedelika|psychedelischen Drogen]] sind die Effekte sehr individuell und können bei unterschiedlichen Konsumenten unterschiedlichste Effekte hervorrufen. Verfassung des Konsumenten, Umgebung ([[Set und Setting]]) sowie die Dosis sind von entscheidender Bedeutung.<ref name="erowid">{{Cite web|url=http://www.erowid.org/plants/mushrooms/mushrooms_effects.shtml|title=Effects of Psilocybin Mushrooms|accessdate=2006-12-01|publisher=Erowid|year=2006|author=Erowid and contributors|format=shtml}}</ref><ref name="goodguide">{{Cite web|url=http://www.thegooddrugsguide.com/mushrooms/psychedelic.htm|title=Psychedelic Effects of Magic Mushrooms|accessdate=2006-12-01|publisher=The Good Drugs Guide|author=}}</ref> Die Wirkung tritt etwa 10 bis 120 Minuten nach der Einnahme auf, erreicht ihren Höhepunkt nach 1,5–3 Stunden und dauert etwa 3–8 Stunden. In seltenen Fällen kann die Wirkung länger andauern. Durch die Veränderung der Zeitwahrnehmung kann sie länger erscheinen.


Mit der Ideenlehre führt Platon die sinnlich wahrnehmbare Welt auf vollkommene, unveränderliche [[Idee]]n zurück. Für ihn ist das Reich der „platonischen“ Ideen eine objektiv existierende metaphysische Realität, die unabhängig vom Dasein der Sinnesobjekte besteht. Die Ideen, nicht die Objekte der Sinneserfahrung, stellen die eigentliche Wirklichkeit dar. Sie sind die im eigentlichen Sinne seienden Dinge. Als prägende Muster der einzelnen vergänglichen Sinnesobjekte sind sie die Ursachen von deren Beschaffenheit und verleihen ihnen die Existenz.
=== Pharmakologie ===
Neben den hauptsächlich wirkenden [[Tryptamine]]n [[Psilocybin]] und [[Psilocin]] enthalten Psilocybin-Pilze oft auch die ähnlich aber schwächer wirkenden Stoffe [[Baeocystin]] und [[Norbaeocystin]]. Psilocin ist ein [[Hydrolyse]]-Produkt des Psilocybins und als solches die eigentlich psychoaktive Form des Psilocybins. Im Körper wird Psilocybin durch Abspaltung einer Phosphatgruppe in Psilocin überführt. Beide Stoffe ähneln dem [[Neurotransmitter]] [[Serotonin]]. Psilocin ist ein [[Partialagonist]] mit hoher [[Affinität (Biochemie)|Affinität]] am [[5-HT-Rezeptor#5-HT2-Rezeptoren|5-HT<sub>2A</sub>-Rezeptor]]<ref>David E. Nichols (2004): ''Hallucinogens.'' In: ''[[Pharmacol Ther]].'' 101: 131–181, [http://www.erowid.org/references/refs_view.php?A=ShowDocPartFrame&ID=6318&DocPartID=5883 PDF].</ref> („Serotonin-Rezeptor“) und gehört damit zu den klassischen Halluzinogenen. Es wirkt jedoch nicht wie LSD auf die [[Dopamin-Rezeptor]]en.


So wie die Ideenlehre die Existenz und Vielfalt der Erscheinungswelt erklären soll, dient die Prinzipienlehre als einheitliche Erklärung für die Existenz und Vielfalt des Ideenreichs. Die Zusammenfügung der beiden Theorien zielt somit auf ein vereinheitlichtes Modell von allem. Mit der Prinzipienlehre wird die Existenz der Ideen und damit auch diejenige der Sinnesobjekte auf nur zwei Urprinzipien zurückgeführt.<ref>Giovanni Reale: ''Zu einer neuen Interpretation Platons'', 2. Auflage, Paderborn 2000, S. 199–201; Michael Erler: ''Platon'' (= Hellmut Flashar (Hrsg.): ''Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike'', Band 2/2), Basel 2007, S. 425; Detlef Thiel: ''Die Philosophie des Xenokrates im Kontext der Alten Akademie'', München 2006, S. 190.</ref>  
=== Wirkstoffklasse ===
Es gibt keinen Konsens darüber, mit welchem Begriff die Wirkung der Pilze am besten beschrieben werden kann.<ref>[http://www.emcdda.europa.eu/html.cfm/index31208EN.html ''Hallucinogenic mushrooms.''] EMCDDA, Lissabon Juni 2006, S.&nbsp;7.</ref> Allgemein sind die Wirkstoffe der Pilze ''[[Psychoaktive Substanz|psychoaktiv bzw. psychotrop]]'', d.&nbsp;h. die Psyche verändernd. [[Aldous Huxley]] prägte mit seinem Text [[The Doors of Perception]] aus 1954 über seine Versuche mit [[Meskalin]] den Begriff ''[[Halluzinogen]]''. Dementsprechend werden die Pilze auch oftmals definiert, was jedoch problematisch ist, da äußerst selten echte [[Halluzination]]en auftreten und auch [[Pseudohalluzination]]en und andere Veränderungen im Sehen nur einen Aspekt der Wirkung darstellen, der erst bei moderaten Dosen und in voller Entfaltung erst in hohen Dosen auftritt, während andere Veränderungen des Bewusstseins ausgeklammert werden. Pilze wurden in Anschluss an [[Humphry Osmond]] oder auch [[Timothy Leary]] als [[psychedelisch]]e Substanzen, d.&nbsp;h. „die Seele hervorbringende“ Stoffe definiert. Eng an diese Vorstellung anknüpfend wird auch von [[Bewusstseinsveränderung|bewusstseinsverändernden]] Stoffen gesprochen. Sowohl der Begriff Halluzinogen als auch der Begriff Psychedelika wurde von [[Ethnopharmakologie|Ethnopharmakologen]], unter anderem Gordon Wasson, als entlehnt aus der psychiatrischen Medizin kritisiert. Halluzinationen würden oftmals mit Psychosen in Verbindung gebracht und die Wahl dieses Begriffs bedeute daher eine Verkennung der Wirklichkeit. Um traditionelle Rauschmittel und deren Wirkung zu beschreiben, wählten sie den Begriff „[[entheogen]]“, was bedeuten sollte, dass die Stoffe „in einem selbst Gott hervorbringen“ würden. Es wurden bei dieser Definition besonders die oftmals auftretenden Einsichten, Inspirationen, und mystischen oder spirituellen Erlebnisse betont.<ref>C. A. Ruck, J. Bigwood, D. Staples, J. Ott, R. G. Wasson: ''Entheogens.'' In: ''Journal of psychedelic drugs.'' Band 11, Nummer 1–2, 1979, {{ISSN|0022-393X}}, S.&nbsp;145–146, PMID 522165.</ref>


Die beiden fundamentalen Urprinzipien sind das Eine als Prinzip der Einheit und Bestimmtheit und die „unbegrenzte“ oder „unbestimmte“ Zweiheit (''ahóristos dyás''). Die unbestimmte Zweiheit soll Platon als „das Große und Kleine“ oder „das Groß-Kleine“ (''to méga kai to mikrón'') beschrieben haben.<ref>Aristoteles, ''Metaphysik'' 987b; vgl. ''Physik'' 209b–210a.</ref> Sie ist das Prinzip der Verminder- und Vermehrbarkeit, des Zweideutigen und Unbestimmten und der Vielheit. Dabei handelt es sich nicht um Unbegrenztheit im Sinne einer räumlichen oder quantitativen Unendlichkeit, sondern die Unbestimmtheit besteht im Fehlen einer Festlegung und damit einer Gestaltung. Mit der Bezeichnung „unbestimmt“ wird die Zweiheit als Urprinzip von der bestimmten Zweiheit – der Zahl Zwei – unterschieden und als meta-mathematisch gekennzeichnet.<ref>Giovanni Reale: ''Zu einer neuen Interpretation Platons'', 2. Auflage, Paderborn 2000, S. 205–207.</ref>
=== Körper ===
Einige oftmals beobachtete Wirkungen sind gesteigerte Energie und Herzschlag, körperliches Wohlgefühl, [[Mydriasis|erweiterte Pupillen]], Entspanntheit, Muskelentspannung, Appetitverlust, Kältegefühl in den Extremitäten, leichter Schwindel; seltener Übelkeit, Schwächegefühl, Schüttelfrost, Muskel-, Bauchschmerzen. Somatische Nebenwirkungen, die gemeinhin von geringer Bedeutung sind, können auch durch das Pilzmaterial selbst, und nicht den Wirkstoff, bedingt sein.<ref name="Körper/Wahrnehmung">Vergleiche bspw. [http://www.emcdda.europa.eu/html.cfm/index31208EN.html ''Hallucinogenic mushrooms.''] EMCDDA, Lissabon Juni 2006. S. 21; {{Cite web|url=http://www.erowid.org/plants/mushrooms/mushrooms_effects.shtml|title=Effects of Psilocybin Mushrooms|accessdate=2006-12-01|publisher=Erowid|year=2006|author=Erowid and contributors|format=shtml}}</ref>


Die Einheit und die unbestimmte Zweiheit sind die Anfangsgründe von allem, denn aus ihrem Zusammenwirken resultiert die Ideenwelt und damit die Gesamtwirklichkeit. Die ganze Mannigfaltigkeit der Sinnesphänomene beruht letztlich auf nur zwei Faktoren. Die formgebende Einheit ist die erzeugende Instanz, die formlose unbestimmte Zweiheit dient der Wirksamkeit der Einheit als Substrat. Ohne das Substrat könnte die Einheit nichts hervorbringen. Alles Sein beruht darauf, dass das Eine auf die unbestimmte Zweiheit einwirkt, indem sie dem Formlosen Grenzen setzt, ihm Form und Merkmale verleiht und damit als [[Individuationsprinzip]] die einzelnen [[Entität]]en in die Existenz bringt. In allem Seienden liegt eine Mischung der beiden Urprinzipien vor.<ref>Heinrich Dörrie, Matthias Baltes: ''Der Platonismus in der Antike'', Band 4, Stuttgart-Bad Cannstatt 1996, S. 154–162 (Quellen mit Übersetzung), 448–458 (Kommentar); Michael Erler: ''Platon'' (= Hellmut Flashar (Hrsg.): ''Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike'', Band 2/2), Basel 2007, S. 426f.</ref>
=== Wahrnehmung ===
Es finden je nach Dosis im Rahmen einer allgemeinen [[Wahrnehmung#Veränderungen der Wahrnehmung|Veränderung der Wahrnehmung]] mehr oder minder ausgeprägte Änderungen im Seh-, Hör- und Tastsinn statt.<ref name="Körper/Wahrnehmung" /> Betreffend des Sehsinns ist eine verstärkte Wahrnehmung von Farben und Kontrasten zu beobachten, sowie eine verstärkte Sehschärfe, und Lichter werden außergewöhnlich hell empfunden. Oberflächen erscheinen als würden sie sich kräuseln, schimmern, oder atmen. Es finden komplexe Visionen von Gegenständen oder Bildern bei geöffneten oder geschlossenen Augen statt. Objekte verziehen, verwandeln sich, oder ändern ihre Farbe. Ein Gefühl des Verschmelzens mit der Umwelt kann eintreten. Geräusche werden klarer gehört, Musik kann an Rhythmus und Tiefe gewinnen. Teilweise wird von [[Synästhesie]]n berichtet, wie Töne zu sehen, Farben zu schmecken, und ähnliche.


Je nachdem, ob das eine oder das andere Urprinzip überwiegt, herrscht in den Entitäten Ordnung oder Unordnung vor. Je chaotischer etwas ist, desto stärker tritt darin die Präsenz des Zweiheitsprinzips hervor.<ref>Hans Joachim Krämer: ''Arete bei Platon und Aristoteles'', Heidelberg 1959, S. 144f.; Konrad Gaiser: ''Platons ungeschriebene Lehre'', 3. Auflage, Stuttgart 1998, S. 18f.; Michael Erler: ''Platon'', München 2006, S. 167.</ref>
=== Psyche ===
Da Psilocybin ähnlich wie LSD wirkt, kann auch für dieses angenommen werden, dass es eine Art [[Modellpsychose]] hervorruft. Psychosen, die Wirkung halluzinogener Stoffe und der Traumvorgang werden mit ähnlichen Vorgängen im Gehirn in Zusammenhang gebracht und weisen ähnliche Muster in Verlauf und Wahrnehmung dieser Erlebnisse auf. Es tritt eine veränderte Wahrnehmung und Empfindung der eigenen Person und der Umwelt ein. Die Wirkung ist prinzipiell sehr variabel, sie kann sowohl größte Glücksgefühle als auch schlimmste Ängste hervorrufen. Als positive Effekte werden oftmals beschrieben: Euphorie, Lachdrang, kreativer, philosophischer Gedanken- und Ideenfluss, [[assoziative Lockerung]], verwunderliche Wahrnehmungen, Alltägliches erscheint faszinierend, ein tiefgehendes Verständnis der Dinge, lebensverändernde, oft als spirituell erlebte Erfahrungen. Des Weiteren wurde das paradoxe Gefühl beschrieben, zugleich eine normale und eine stark veränderte Psyche zu besitzen, emotional sensibel zu sein ([[Entaktogen]]), eine besondere Verbindung oder Einheit mit anderen Menschen oder der Welt zu empfinden, ein verändertes Zeit- und Raumgefühl zu besitzen. Es können [[Verdrängung (Psychoanalyse)|verdrängte]], bzw. sich im [[Das Unbewusste|Unbewussten]] befindende Gedanken oder Erinnerungen hervortreten. Dies geht oftmals mit kurzfristig als tiefgehend und lebensverändernd empfundenen Erlebnissen oder Einsichten einher. Gleichzeitig besteht gerade durch die Reaktivierung von unterdrückten Erinnerungen oder Empfindungen auch die Gefahr, während der Wirkung ein schmerzhaftes Erlebnis oder Gefühl zu durchleben. Es können angstvoll erlebte [[Derealisation]]s- und [[Depersonalisation]]sprozesse auftreten. Da die Reizverarbeitung beeinflusst ist, kann gerade bei vielen äußeren Reizen eine Reizüberflutung eintreten, die verwirrend oder beängstigend wirkt.<ref>Vergleiche bspw. [http://www.emcdda.europa.eu/html.cfm/index31208EN.html ''Hallucinogenic mushrooms.''] EMCDDA, Lissabon Juni 2006, S. 21.; Albert Hofmann: [http://www.erowid.org/references/refs_view.php?ID=2630&S=psilocybin&SField=All ''Die psychotropen Wirkstoffe der mexikanischen Zauberpilze.''] Basel 1960, S. 254f.; H. Heimann: ''[http://www.erowid.org/references/refs_view.php?ID=2619&S=psilocybin&SField=All Ausdrucksphanomenologie der Modellpsychosen (Psilocybin): Vergleich mit Selbstschilderung und psychischem Leistungsausfall.]'' [[Psychiatria et Neurologia]] 1961.; {{Cite web|url=http://www.erowid.org/plants/mushrooms/mushrooms_effects.shtml|title=Effects of Psilocybin Mushrooms|accessdate=2006-12-01|publisher=Erowid|year=2006|author=Erowid and contributors|format=shtml}}; {{Cite web|url=http://www.thegooddrugsguide.com/mushrooms/psychedelic.htm|title=Psychedelic Effects of Magic Mushrooms|accessdate=2006-12-01|publisher=The Good Drugs Guide|author=The Good Drugs Guide}}</ref>


Nach dem Tübinger Paradigma prägt das Konzept der beiden gegensätzlichen Urprinzipien nicht nur die [[Ontologie]], sondern auch die [[Logik]], die [[Ethik]], die [[politische Philosophie]], die [[Kosmologie]], die [[Erkenntnistheorie]] und die [[Seele]]nlehre Platons. In der Ontologie entspricht dem Prinzipiengegensatz der Gegensatz von Sein und Nichtsein; je mehr sich in einem Ding der Einfluss des Zweiheitsprinzips geltend macht, desto geminderter ist sein Sein und desto niedriger daher sein ontologischer Rang. In der Logik steht die Einheit für Identität und Gleichheit, die unbestimmte Zweiheit für Verschiedenheit und Ungleichheit. Der ethischen Einstufung zufolge bedeutet die Einheit „Gutheit“ ''([[Arete|aretḗ]])'', die unbestimmte Zweiheit Schlechtigkeit. Im Staat ist die Einheit der Bürger das, was ihn zum Staat macht und seinen Fortbestand ermöglicht, während die Zweiheit sich als das spaltende, chaotisierende und auflösende Prinzip bemerkbar macht. In der Kosmologie zeigt sich die Einheit in der Ruhe, in der Beständigkeit und Ewigkeit der Welt, aber auch in der Belebtheit des Kosmos und im planmäßigen Handeln des Schöpfergottes ([[Demiurg]]en); die unbestimmte Zweiheit ist dort das Prinzip der Bewegung und Veränderung, insbesondere der Vergänglichkeit und speziell des Todes. Erkenntnistheoretisch steht die Einheit für das philosophische Wissen, das auf Kenntnis der unwandelbaren platonischen Ideen beruht, die unbestimmte Zweiheit für das von den Sinneseindrücken abhängige bloße Meinen. Im Seelenleben entspricht der Einheit die Vernunft, der unbestimmten Zweiheit der Bereich der Triebe und körpergebundenen [[Affekt]]e.<ref>Konrad Gaiser: ''Platons ungeschriebene Lehre'', 3. Auflage, Stuttgart 1998, S. 18f., 73–81; Vittorio Hösle: ''Wahrheit und Geschichte'', Stuttgart-Bad Cannstatt 1984, S. 490–506; Hans Joachim Krämer: ''Arete bei Platon und Aristoteles'', Heidelberg 1959, S. 279f., 287f.</ref>  
=== Wirkphasen, Eigen- und Fremdwahrnehmung ===
In einer frühen Studie (1961) mit Medizinern als Versuchspersonen wurde versucht, die Wirkung in unterschiedliche Phasen zu unterteilen. Dabei wurden sowohl äußerlich beobachtbare Veränderungen als auch subjektive Wahrnehmungen erfasst.<ref>H. Heimann: ''[http://www.erowid.org/references/refs_view.php?ID=2619&S=psilocybin&SField=All Ausdrucksphanomenologie der Modellpsychosen (Psilocybin): Vergleich mit Selbstschilderung und psychischem Leistungsausfall.]'' In: ''[[Psychiatria et Neurologia]]'' 1961, S.&nbsp;75–89.</ref>


=== Monismus und Dualismus ===
Als erste Phase wurde eine ''Wendung nach Innen'' definiert, die etwa 15–25 Minuten nach Einnahme auftrat und nur geringe äußere Anzeichen zeigte. So wurde eine Verringerung der typischen Zuwendungshaltung zu Gesprächspartnern, nämlich sich nach vorne zu lehnen, festgestellt. Es trat eine Verringerung der Mimik und Gestik auf, die Stimme wurde leiser, melodischer, die Stimmhöhe stieg an; ein gehäuftes Seufzen wurde festgestellt. Die Versuchspersonen beschrieben in dieser Phase ein verändertes Körpererleben, das als merkwürdig, fremdartig oder gar beängstigend empfunden wurde.


Die Annahme zweier Urprinzipien wirft die Frage auf, ob die Prinzipienlehre und damit im Fall ihrer Authentizität Platons gesamte Philosophie [[Monismus|monistisch]] oder [[Dualismus (Ontologie)|dualistisch]] ist. Monistisch ist das Modell, falls dem Gegensatz zwischen der Einheit und der unbestimmten Zweiheit ein einziges Prinzip zugrunde liegt. Dies ist der Fall, wenn das Vielheitsprinzip auf das Einheitsprinzip zurückgeführt und diesem dadurch untergeordnet wird. Eine andere monistische Interpretation der Prinzipienlehre besteht in der Annahme einer übergeordneten Meta-Einheit, die den beiden gegensätzlichen Prinzipien zugrunde liegt und sie vereinigt. Wenn hingegen die unbegrenzte Zweiheit als für sich getrennt bestehendes, von jeglicher Einheit unabhängiges Urprinzip aufgefasst wird, handelt es sich um eine dualistische Lehre.
Als zweite Phase wurde eine ''Wendung nach Außen'' definiert, die etwa 30–60 Minuten nach Einnahme auftrat. Es wurden lebhaftere Bewegungen und ein häufigerer Haltungswechsel verzeichnet. Es kam zu einer Verstärkung von Mimik und Gestik, Anzeichen von Bewusstseinstrübung waren nicht gegeben. Es wurde eine Faszination an Gegenständen der unmittelbaren Umgebung vernommen, und eine nur bedingte Zuwendung zu Gesprächspartnern. Oftmals wurde auch von Lachen berichtet. Die Sprechstimme war wie zuvor verändert, Sätze wurden oft nicht beendet. Die Versuchspersonen beschrieben eine Veränderung des visuellen Erlebens. Ihre Umgebung nahmen sie affektbetont, ästhetisch, und auf das eigene Erleben bezogen wahr. Der Raum außerhalb des faszinierenden Erlebens wurde zunehmend unbedeutend.


Den Angaben der Quellen lässt sich nicht eindeutig entnehmen, wie man sich das Verhältnis der beiden Urprinzipien vorzustellen hat. Klar ist immerhin, dass dem Einen ein höherer Rang zugewiesen wird als der unbestimmten Zweiheit<ref>Christina Schefer: ''Platons unsagbare Erfahrung'', Basel 2001, S. 186f.</ref> und dass nur das Eine als absolut transzendent betrachtet wird. Dies spricht für eine monistische Interpretation der Prinzipienlehre und passt zu Äußerungen Platons in seinen Dialogen, die eine monistische Denkweise erkennen lassen. Im Dialog ''[[Menon]]'' schreibt er, dass alles in der Natur unter sich verwandt sei,<ref>Platon, ''Menon'' 81c–d.</ref> und in der ''[[Politeia]]'' ist zu lesen, dass es einen Ursprung (''[[Arché|archḗ]]'') von allem gebe, den die Vernunft ergreifen könne.<ref>Platon, ''Politeia'' 511b.</ref>
Als eine dritte Phase wurde die ''Versunkenheit'' definiert, die etwa 90–120 Minuten nach Einnahme auftrat, jedoch nur bei höheren Dosen von etwa 10 mg, bzw. 0,15 mg pro kg Körpergewicht. Es wurde ein Rückgang der Motorik gegenüber der vorherigen Phase bis zu öfterer Bewegungslosigkeit und eine grundsätzlich schlaffere Haltung festgestellt. Ebenso kam es zu einem Rückgang der Mimik, oftmals zu einem starren Blick, jedoch zu keinen Anzeichen von Bewusstseinstrübung. Ein weiterer Rückgang des Redebedürfnisses wurde verzeichnet. Gleichzeitig kam es zu einer radikalen Veränderung der Sprechstimme. Sie zeichnete sich aus durch eine (sehr) geringe Lautstärke, eine Verminderung in Dynamik, Tonhöhe und Melodik, und konnte auch als monoton und akzentlos bezeichnet werden. Innerlich wurde von einigen Versuchspersonen eine Versunkenheit nach innen festgestellt, von anderen einer Versunkenheit nach außen, bei der die Faszination der Außenwahrnehmungen im Zentrum stand. Angaben über den Zustand und das Erleben während dieser Phase fielen den Testpersonen schwer. Sie erschienen ihnen in Worten unvermittelbar. Generell waren [[Derealisation]]s- und [[Depersonalisation]]sprozesse gegeben.


Bei den Befürwortern des Tübinger Paradigmas sind die Meinungen zu dieser Frage geteilt.<ref>Eine Forschungsübersicht bietet Michael Erler: ''Platon'' (= Hellmut Flashar (Hrsg.): ''Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike'', Band 2/2), Basel 2007, S. 428f.</ref> Nach dem vorherrschenden Lösungsansatz betrachtete Platon zwar die unbestimmte Zweiheit als unentbehrlichen Grundbestandteil der Weltordnung, nahm aber ein allem übergeordnetes Einheitsprinzip an und war daher Monist. Diese Position haben [[Jens Halfwassen]], Detlef Thiel und [[Vittorio Hösle]] ausführlich begründet.<ref>Jens Halfwassen: ''Monismus und Dualismus in Platons Prinzipienlehre''. In: Thomas Alexander Szlezák (Hrsg.): ''Platonisches Philosophieren'', Hildesheim 2001, S. 67–85; Detlef Thiel: ''Die Philosophie des Xenokrates im Kontext der Alten Akademie'', München 2006, S. 197–208; Vittorio Hösle: ''Wahrheit und Geschichte'', Stuttgart-Bad Cannstatt 1984, S. 459–506.</ref> Nach Halfwassens Lösung kann Platons unbestimmte Zweiheit nicht aus dem Einen abgeleitet werden, da sie damit ihren Status als Urprinzip verlöre und weil das absolut transzendente Eine keine latente Vielheit in sich enthalten könne. Die unbestimmte Zweiheit ist aber dem Einen nicht gleichursprünglich und gleichmächtig, sondern von ihm abhängig. Damit erweise sich Platons Philosophie als letztlich monistisch. [[John Niemeyer Findlay]] plädiert ebenfalls nachdrücklich für ein monistisches Verständnis der Prinzipienlehre.<ref>John N. Findlay: ''Plato. The Written and Unwritten Doctrines'', London 1974, S. 322–325.</ref> Für Cornelia de Vogel ist der monistische Aspekt der Lehre der überwiegende.<ref>Cornelia J. de Vogel: ''Rethinking Plato and Platonism'', Leiden 1986, S. 83f., 190–206.</ref> Von einem System mit teils monistischen, teils dualistischen Zügen gehen [[Hans Krämer (Philosoph)|Hans Joachim Krämer]]<ref>Hans Joachim Krämer: ''Der Ursprung der Geistmetaphysik'', 2. Auflage, Amsterdam 1967, S. 329–334; Hans Joachim Krämer: ''Neues zum Streit um Platons Prinzipientheorie''. In: ''[[Philosophische Rundschau]]'' 27, 1980, S. 1–38, hier: 27.</ref> und [[Konrad Gaiser]]<ref>Konrad Gaiser: ''Platons ungeschriebene Lehre'', 3. Auflage, Stuttgart 1998, S. 10, 12f., 200f., 352; Konrad Gaiser: ''Platons esoterische Lehre''. In: Konrad Gaiser: ''Gesammelte Schriften'', Sankt Augustin 2004, S. 317–340, hier: 330f.</ref> aus. Christina Schefer meint, der Prinzipien-Gegensatz sei logisch unaufhebbar und weise daher über sich hinaus. Er verweise auf eine „unsagbare“ intuitive Urerfahrung, die Platon gemacht habe: die Erfahrung des Gottes [[Apollon]] als des gemeinsamen Grundes hinter den beiden Urprinzipien.<ref>Christina Schefer: ''Platons unsagbare Erfahrung'', Basel 2001, S. 57–60.</ref> Auch dieser Ansatz läuft somit auf eine monistische Gesamtkonzeption hinaus.
=== Lokalisation der Wirkung im Gehirn ===
Es besteht heute Einigkeit darüber, dass die Wirkung der psychoaktiven Sekundärsubstanz Psilocin, wie bei anderen [[Psychedelika|psychedelischen Substanzen]], vor allem über den [[Serotonin]]-[[Rezeptor (Biochemie)|Rezeptor]] des Typs [[Serotonin-Rezeptor#5-HT2-Rezeptoren|5-HT<sub>2A</sub>]] ausgelöst wird.<ref>D. E. Nichols: ''Hallucinogens.'' In: ''Pharmacol Ther.'' Band 101, 2004, S.&nbsp;131–181, PMID 14761703 (Review).</ref>


Obwohl die Prinzipienlehre nach der heute vorherrschenden Forschungsmeinung als letztlich monistisches System angelegt ist, hat sie auch einen dualistischen Aspekt. Dieser wird von den Vertretern monistischer Interpretationen nicht bestritten, doch meinen sie, dass er der monistischen Gesamtstruktur untergeordnet ist. Die dualistische Seite des Konzepts besteht darin, dass nicht nur die Einheit, sondern auch die unbestimmte Zweiheit als Urprinzip aufgefasst wird. Diese Ursprünglichkeit der Zweiheit betont Giovanni Reale. Er hält aber den Begriff Dualismus für unpassend und spricht lieber von einer „bipolaren Struktur des Wirklichen“. Dabei berücksichtigt Reale aber auch, dass die beiden Pole nicht gleichgewichtig sind. Er stellt fest, dass die Einheit „der Zweiheit hierarchisch überlegen bleibt“.<ref>Giovanni Reale: ''Zu einer neuen Interpretation Platons'', 2. Auflage, Paderborn 2000, S. 207f., 309–311.</ref> Gegen jede Ableitung der Zweiheit aus einem übergeordneten Einheitsprinzip und damit für einen konsequenten Dualismus Platons plädieren [[Heinz Happ]],<ref>Heinz Happ: ''Hyle'', Berlin 1971, S. 141–143.</ref> Marie-Dominique Richard<ref>Marie-Dominique Richard: ''L’enseignement oral de Platon'', 2. Auflage, Paris 2005, S. 231f.</ref> und Paul Wilpert.<ref>Paul Wilpert: ''Zwei aristotelische Frühschriften über die Ideenlehre'', Regensburg 1949, S. 173–174.</ref> Sie glauben, dass ein ursprünglicher Dualismus Platons später monistisch umgedeutet worden sei.   
Neuronale Erregung über diesen Rezeptor führt ihrerseits zu einer Zunahme [[γ-Aminobuttersäure|GABA]]-vermittelter, hemmender Signale in wichtigen Schaltzentren des Gehirns. Untersuchungen der sichtbaren Wirkung von Psilocin im Gehirn durch [[Bildgebendes Verfahren (Medizin)|bildgebende Verfahren]] zeigten denn auch mehrere bedeutende Zentren mit herabgesetzter Aktivität. Je stärker die von den Versuchspersonen erlebte Wirkung von Psilocin war, umso mehr war die neuronale Aktivität dieser Zentren herabgesetzt. Gehirnregionen gesteigerter Aktivität wurden dagegen – zur Überraschung der Forscher – nicht gefunden. Als mögliche Erklärung wurde vorgeschlagen, dass durch Psilocin das normale Gleichgewicht neuronaler Informationsflüsse gestört wird.<ref name="PMID22308440">R. L. Carhart-Harris, D. Erritzoe u.&nbsp;a.: ''Neural correlates of the psychedelic state as determined by fMRI studies with psilocybin.'' In: ''Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America.'' Band 109, Nummer 6, Februar 2012, {{ISSN|1091-6490}}, S.&nbsp;2138–2143, [[doi:10.1073/pnas.1119598109]], PMID 22308440, {{PMC|3277566}}.</ref>


Wenn die Prinzipienlehre authentisch und ihre monistische Deutung richtig ist, erhält Platons Metaphysik einen Charakter, der stark an die [[Neuplatonismus|neuplatonischen]] Modelle aus der [[Römische Kaiserzeit|römischen Kaiserzeit]] erinnert. In diesem Fall ist das neuplatonische Verständnis seiner Philosophie in einem zentralen Bereich historisch richtig. Dann ist der Neuplatonismus weniger neuartig, als er ohne die Prinzipienlehre erschiene. Vertreter des Tübinger Paradigmas weisen auf diese Konsequenz hin. Sie sehen in [[Plotin]], dem Begründer des Neuplatonismus, den konsequenten Fortsetzer einer von Platon selbst begründeten Denkrichtung. Plotins metaphysisches System sei in seinen Grundzügen schon der Generation von Platons Schülern vertraut gewesen. Dies entspricht Plotins eigener Sichtweise, denn er betrachtete sich nicht als Neuerer, sondern als getreuen Ausleger der Lehre Platons.<ref>Detlef Thiel: ''Die Philosophie des Xenokrates im Kontext der Alten Akademie'', München 2006, S. 197f. und Anm. 64; Jens Halfwassen: ''Der Aufstieg zum Einen. Untersuchungen zu Platon und Plotin'', 2. Auflage, Leipzig 2006, S. 17–33, 183–210.</ref>
== Gefahren ==
[[Datei:Drogen-schadenspotenzial-nutt-2010.svg|mini|hochkant=1.4|Vergleich der Schadenspotenziale geläufiger psychotroper Substanzen und psilocybinhaltiger Pilze in Großbritannien (nach [[David Nutt]], 2010).<ref name="DOI10.1016/S0140-6736(10)61462-6">David J Nutt, Leslie A King, Lawrence D Phillips: ''Drug harms in the UK: a multicriteria decision analysis.'' In: ''The Lancet.'' 376, 2010, S.&nbsp;1558–1565, [[doi:10.1016/S0140-6736(10)61462-6]].</ref> ]]
[[Datei:Drug danger and dependence-de.svg|hochkant=1.4|mini|Vergleich von Abhängigkeitspotential und Verhältnis zwischen üblicher und tödlicher Dosis verschiedener [[Psychotrope Substanz|psychoaktiver Substanzen]] und Psilocybin/psilocybinhaltiger Pilze nach ''R. S. Gable''.<ref>{{Internetquelle |url=https://rgable.wordpress.com/drug-toxicity/ |titel=Drug Toxicity |hrsg=Rober Gable |zugriff=2015-12-14}}</ref><ref>R. S. Gable: ''Acute toxicity of drugs versus regulatory status.'' In: J. M. Fish (Hrsg.): ''Drugs and Society: U.S. Public Policy.'' Rowman & Littlefield Publishers, Lanham, MD 2006, S. 149–162.</ref> ]]
In einer Klassifikationstudie zur Schädlichkeit von Drogen für Individuum und Umfeld aus Großbritannien 2010 wurden psychoaktive Pilze als am wenigsten schädliche der untersuchten Drogen klassifiziert.<ref name="DOI10.1016/j.yrtph.2011.01.006">Jan van Amsterdam, Antoon Opperhuizen, Wim van den Brink: ''Harm potential of magic mushroom use: A review.'' In: ''Regulatory Toxicology and Pharmacology.'' 59, 2011, S.&nbsp;423, {{DOI|10.1016/j.yrtph.2011.01.006}}.</ref><ref>{{Internetquelle|url=http://www.wissenschaft-online.de/artikel/1053306 |titel=The Lancet – Pressemeldung – Alkohol ist die schä… |autor= |werk=wissenschaft-online.de |datum=2010-11-05 |zugriff=2015-02-18}}</ref><ref name="PMID21036393">D. J. Nutt, L. A. King, L. D. Phillips: ''Drug harms in the UK: a multicriteria decision analysis.'' In: ''Lancet.'' Band 376, Nummer 9752, November 2010, {{ISSN|1474-547X}}, S.&nbsp;1558–1565, {{DOI|10.1016/S0140-6736(10)61462-6}}, PMID 21036393.</ref> Die nicht-abhängigkeitserzeugende Wirkung und die geringe Giftigkeit der Wirkstoffe sind dabei entscheidende Faktoren. Gefahren beim Konsum von Pilzen bestehen vor allem in psychischen Gesundheitsrisiken, in Unfällen und der Verwechslung mit anderen Pilzen.<ref name="DOI10.1016/j.yrtph.2011.01.006" /> Risikobewertungen von 2000 und 2007 durch das ''Coordination Centre for the Assessment and Monitoring of new drugs (CAM)'' für das niederländische Gesundheitsministerium und ein Review von 2011 kommen zu ähnlichen Einschätzungen.<ref name="DOI10.1016/j.yrtph.2011.01.006" /><ref>CAM., 2000. Risk Assessment report relating to paddos (psilocin and psilocybin). Coordination Centre for the Assessment and Monitoring of New Drugs (CAM) / Coordinatiepunt Assessment en Monitoring nieuwe drugs (CAM) p/a Inspektion des Gesundheitsamts (IGZ)-CAM, Den Haag (Studie zur rechtlichen Einordnung und den Gefahren psychoaktiver Pilze). [http://www.erowid.org/plants/mushrooms/mushrooms_health1.pdf (PDF)]</ref><ref>CAM. 2007. Report of Coordination point Assessment and Monitoring new drugs (CAM). Aanvullende informatie paddoincidenten in Amsterdam.</ref> Die Berichte des CAM kamen zu dem Schluss, dass das physische und psychologische Abhängigkeitspotential der Zauberpilze gering ist. Die akute Toxizität sei moderat und die chronische Toxizität niedrig. Die kombinierte Verwendung von Pilzen und Alkohol und die [[Set und Setting|geistige Einstellung]], mit welcher die Zauberpilze verwendet werden, verdienen jedoch Aufmerksamkeit, so das CAM.<ref name="DOI10.1016/j.yrtph.2011.01.006" />


=== Das Gute in der ungeschriebenen Lehre ===
=== Abhängigkeitspotenzial und somatische Risiken ===
Pilze rufen keine physische oder psychische Abhängigkeit oder Entzugserscheinungen hervor.<ref name="emcdda" />{{Rp|S.&nbsp;22.}} Ihre Wirkstoffe gelten daher als [[Abhängigkeitspotenzial|nicht-abhängigkeitserzeugende]] Substanzen. Der Bewusstseinsforscher Ronald Siegel beschrieb 1981, als Sachverständiger der WHO, dass Konsumenten die Pilze im Durchschnitt höchstens zehnmal nahmen, und dies in Abständen von mehreren Wochen.<ref name="Gartz1999">Jochen Gartz: ''Narrenschwämme – Psychotrope Pilze in Europa.'' Nachtschatten-Verlag, Solothurn 1999.</ref> Beim Konsum von Pilzen an mehreren Tagen hintereinander bildet sich eine [[Toleranz (Medizin)|Toleranz]] aus, die jedoch nach einigen Tagen wieder verschwindet.


Ein wichtiges Forschungsproblem ist die umstrittene Frage nach der Stellung der [[Das Gute|Idee des Guten]] in dem metaphysischen System, das sich aus der Kombination von Ideenlehre und rekonstruierter Prinzipienlehre ergibt. Die Klärung dieser Frage hängt davon ab, wie man den Status deutet, den Platon der Idee des Guten im Rahmen der Ideenlehre zugedacht hat. In der ''Politeia'' grenzt er sie scharf von den übrigen Ideen ab. Er weist ihr eine einzigartige Vorrangstellung zu, denn nach seiner Überzeugung verdanken alle anderen Ideen ihr Sein dieser einen Idee. Somit sind sie ihr ontologisch untergeordnet.<ref>Eine Zusammenfassung einschlägiger Aussagen in der ''Politeia'' bietet Thomas Alexander Szlezák: ''Die Idee des Guten in Platons Politeia'', Sankt Augustin 2003, S. 111f. Übersichten über die Positionen in der Forschungskontroverse bieten Rafael Ferber: ''Ist die Idee des Guten nicht transzendent oder ist sie es doch? Nochmals Platons ΕΠΕΚΕΙΝΑ ΤΗΣ ΟΥΣΙΑΣ''. In: Damir Barbarić (Hrsg.): ''Platon über das Gute und die Gerechtigkeit'', Würzburg 2005, S. 149–174, hier: 149–156 und Michael Erler: ''Platon'' (= Hellmut Flashar (Hrsg.): ''Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike'', Band 2/2), Basel 2007, S. 402–404.</ref>   
Die US-amerikanischen [[Centers for Disease Control and Prevention]] bewerten Psilocybin weniger [[toxisch]] als [[Aspirin]].<ref name="goodguidefaq">{{Cite web|url=http://www.thegooddrugsguide.com/mushrooms/faq.htm#01|title=Magic Mushrooms–Frequently Asked Questions|accessdate=2007-01-04|publisher=The Good Drugs Guide|author=|work=}}</ref> Die angenommene tödliche Dosis übersteigt eine durchschnittliche Konsumdosis um das 2000-fache. Es wird gemeinhin angenommen, dass eine Wirkstoff-Überdosierung mit Todesfolge mit psilocybinhaltigen Pilzen allein aufgrund der Menge an zu konsumierenden Pilzmaterial nahezu unmöglich ist. Es sind keine Verursachungen von Organschäden bekannt.


Den Ausgangspunkt der Forschungskontroverse bildet das umstrittene Verständnis des griechischen Begriffs [[Ousia]] – wörtlich „Seiendheit“ –, der gewöhnlich mit „Sein“ oder „Wesen“ wiedergegeben wird. In der ''Politeia'' ist zu lesen, das Gute sei „nicht die Ousia“, sondern „jenseits der Ousia“ und übertreffe sie an Ursprünglichkeit<ref>Griechisch ''presbeía'' „Altersvorrang“, auch mit „Würde“ übersetzt.</ref> und Macht.<ref>Platon, ''Politeia'' 509b.</ref> Wenn hier nur das Wesen gemeint ist oder wenn die Stelle frei ausgelegt wird, lässt sich die Idee des Guten innerhalb des Ideenbereichs, des Bereichs der seienden Dinge, verorten. In diesem Fall kommt ihr keine absolute Transzendenz zu. Sie ist dann nicht seinstranszendent oder überseiend, sondern nimmt nur unter den seienden Dingen eine Vorrangstellung ein.<ref>Abgelehnt wird die Seinstranszendenz der Idee des Guten u. a. von Theodor Ebert: ''Meinung und Wissen in der Philosophie Platons'', Berlin 1974, S. 169–173, Matthias Baltes: ''Is the Idea of the Good in Plato’s Republic Beyond Being?'' In: Matthias Baltes: ''Dianoemata. Kleine Schriften zu Platon und zum Platonismus'', Stuttgart 1999, S. 351–371 und Luc Brisson: ''L’approche traditionelle de Platon par H.F. Cherniss''. In: Giovanni Reale, Samuel Scolnicov (Hrsg.): ''New Images of Plato'', Sankt Augustin 2002, S. 85–97.</ref> Nach dieser Interpretation ist sie nicht Gegenstand der Prinzipienlehre, sondern nur der Ideenlehre. Wenn hingegen mit Ousia das Sein gemeint ist und die Stelle wörtlich ausgelegt wird, ist „jenseits der Ousia“ im Sinne von Seinstranszendenz zu verstehen.<ref>Eine zusammenfassende Darstellung dieser Position bietet Thomas Alexander Szlezák: ''Die Idee des Guten in Platons Politeia'', Sankt Augustin 2003, S. 67f. Vgl. Rafael Ferber: ''Ist die Idee des Guten nicht transzendent oder ist sie es doch? Nochmals Platons ΕΠΕΚΕΙΝΑ ΤΗΣ ΟΥΣΙΑΣ''. In: Damir Barbarić (Hrsg.): ''Platon über das Gute und die Gerechtigkeit'', Würzburg 2005, S. 149–174, hier: 154–160 und Giovanni Reale: ''Zu einer neuen Interpretation Platons'', 2. Auflage, Paderborn 2000, S. 275–281.</ref> Dieser Deutung zufolge hat Platon die Idee des Guten als absolut transzendent betrachtet. Dann muss sie in den Bereich, mit dem sich die Prinzipienlehre befasst, eingeordnet werden.
In Kombination mit [[Antidepressivum|Antidepressiva]] aus der Gruppe der [[Monoaminooxidase-Hemmer|MAO-Hemmer]] kommt es zu einer [[Arzneimittelwechselwirkung|Wechselwirkung]], welche die Aspekte Verstärkung und Verlängerung beinhaltet.


Falls Platon die Idee des Guten als seinstranszendent aufgefasst hat, stellt sich das Problem ihres Verhältnisses zum Einen. Die meisten Verfechter der Existenz der ungeschriebenen Lehre meinen, dass das Eine und die Idee des Guten für Platon identisch waren. Ihrer Argumentation zufolge ergibt sich die Identität daraus, dass es im Bereich der absoluten Transzendenz keine Bestimmungen und damit auch keine Unterscheidung zweier Prinzipien geben kann. Außerdem berufen sich die Vertreter der Identitätshypothese auf Angaben des Aristoteles.<ref>Jens Halfwassen: ''Der Aufstieg zum Einen. Untersuchungen zu Platon und Plotin'', 2. Auflage, Leipzig 2006, S. 21–23 und S. 221 Anm. 4; Thomas Alexander Szlezák: ''Die Idee des Guten in Platons Politeia'', Sankt Augustin 2003, S. 70f.; Hans Krämer: ''Die Idee des Guten. Sonnen- und Liniengleichnis (Buch VI 504a–511e)''. In: [[Otfried Höffe]] (Hrsg.): ''Platon: Politeia'', 3. Auflage, Berlin 2011, S. 135–153, hier: 142–145; Giovanni Reale: ''Zu einer neuen Interpretation Platons'', 2. Auflage, Paderborn 2000, S. 258–280; Konrad Gaiser: ''Plato’s enigmatic lecture ‚On the Good’''. In: Konrad Gaiser: ''Gesammelte Schriften'', Sankt Augustin 2004, S. 265–294, hier: 265–268.</ref> Eine abweichende Meinung vertritt [[Rafael Ferber]]; er geht zwar von der Existenz einer ungeschriebenen Lehre aus, deren Gegenstand das Gute gewesen sei, aber lehnt die Gleichsetzung des Guten mit dem Einen ab.<ref>Rafael Ferber: ''Platos Idee des Guten'', 2., erweiterte Auflage, Sankt Augustin 1989, S. 76–78.</ref>
{{Siehe auch|Monoaminooxidase-Hemmer#Gezielte nichtmedizinische Verwendung|Monoaminooxidase-Hemmer#Wechselwirkungen|titel1=Gezielte nichtmedizinische Verwendung|titel2=Wechselwirkungen bei Monoaminooxidase-Hemmern}}


=== Die idealen Zahlen ===
=== Psychische Risiken und Unfälle ===
Es können Angststörungen und Panikattacken eintreten (so genannter „[[Horrortrip]]“, teilweise auch länger anhaltend, [[Hallucinogen persisting perception disorder]]).<ref name="DOI10.1016/j.yrtph.2011.01.006" /> Grundsätzlich besteht die Gefahr der Aktivierung einer latent vorhandenen [[Substanzinduzierte_Psychose#Halluzinogene|Psychose]]. Bei starker Erregung ist unter anderem medizinische Behandlung indiziert. {{"|Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics}} schlägt hier 20&nbsp;mg [[Diazepam]] [[peroral]] vor. [[Talk down|Beruhigende Gespräche]] haben sich als wirksam erwiesen und sind daher als erste Maßnahme angezeigt. [[Neuroleptikum|Antipsychotika]] können das Erleben verstärken und sind daher kontraindiziert.<ref>{{"|Severe agitation may respond to diazepam (20 mg orally). “Talking down” by reassurance also is effective and is the management of first choice. Antipsychotic medications may intensify the experience and thus are not indicated.}} Laurence Brunton, Bruce A. Chabner, Bjorn Knollman: ''[[:en:Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics|Goodman and Gilman’s Manual of Pharmacology and Therapeutics]].'' 12. Auflage. McGraw-Hill, 2011, ISBN 978-0-07-176939-6, S. 1537.</ref>


Dem Bericht des Aristoxenos über Platons Vortrag „Über das Gute“ ist zu entnehmen, dass Ausführungen über die Zahlenlehre einen wesentlichen Teil der Argumentation ausmachten.<ref>Aristoxenos, ''Elementa harmonica'' 30.</ref> Diese Thematik hat demnach in der ungeschriebenen Lehre eine wichtige Rolle gespielt. Es handelt sich dabei nicht um Mathematik, sondern um eine Philosophie der Zahlen. Platon unterscheidet zwischen den mathematischen Zahlen und metaphysischen „idealen“ (eidetischen) Zahlen. Im Gegensatz zu mathematischen Zahlen lassen sich metaphysische keinen arithmetischen Operationen unterziehen. Beispielsweise ist, wenn es um ideale Zahlen geht, mit der Zwei nicht die Zahl 2, sondern das Wesen der Zweiheit gemeint.<ref>Giovanni Reale: ''Zu einer neuen Interpretation Platons'', 2. Auflage, Paderborn 2000, S. 211, 219–221; Detlef Thiel: ''Die Philosophie des Xenokrates im Kontext der Alten Akademie'', München 2006, S. 210f.; Hans Joachim Krämer: ''Arete bei Platon und Aristoteles'', Heidelberg 1959, S. 250f.</ref>
Aus der veränderten Wahrnehmung der Umwelt können während der Psilocybin-Wirkung für den Konsumenten und das Umfeld Risiken entstehen, beispielsweise die falsche Einschätzung von Gefahren beim Überqueren stärker befahrener Straßen oder beim Lenken eines Fahrzeugs.


Die idealen Zahlen nehmen eine Mittelstellung zwischen den Urprinzipien und den Ideen ein. Sie stellen die ersten Entitäten dar, die aus den Urprinzipien hervorgehen. Das Hervorgehen ist – wie bei allen metaphysischen Erzeugungen – nicht zeitlich als Ereignis, sondern nur im Sinne einer ontologischen Abhängigkeit zu verstehen. Beispielsweise entsteht aus dem Zusammenwirken des Einen – des bestimmenden Faktors – und der unbestimmten Zweiheit – des Vielheitsprinzips – die Zweiheit im Bereich der idealen Zahlen. Diese ist als Produkt der beiden gegensätzlichen Urprinzipien von beiden geprägt: Sie ist die bestimmte Zweiheit. Ihre Bestimmtheit zeigt sich darin, dass sie das Verhältnis zwischen einem bestimmten Übertreffenden (dem Doppelten) und einem bestimmten Übertroffenen (dem Halben) ausdrückt. Sie ist keine Zahl, sondern eine Beziehung zwischen zwei Größen, von denen die eine das Doppelte der anderen ausmacht.<ref>Giovanni Reale: ''Zu einer neuen Interpretation Platons'', 2. Auflage, Paderborn 2000, S. 212f.; Rafael Ferber: ''Platos Idee des Guten'', 2., erweiterte Auflage, Sankt Augustin 1989, S. 162–206; Konrad Gaiser: ''Platons ungeschriebene Lehre'', 3. Auflage, Stuttgart 1998, S. 117–123.</ref>
Das Erleben eines Horrortrips (englisch ''bad trip''), also eines negativ empfundenen Rauscherlebnisses, hängt einerseits mit der grundsätzlichen Erwartungshaltung an den Konsum und der subjektiven Bewertung eines Erlebnisses zusammen, andererseits mit der Umgebung sowie mit der Dosierung. Häufigkeit, Stärke, Art und Inhalt negativer Empfindungen sind ebenso individuell und unterschiedlich wie die Wirkung der Pilze im Allgemeinen. Negative Empfindungen sind wie die Wirkung im Allgemeinen entscheidend durch die Verfassung des Konsumenten, die Umgebung ([[Set und Setting]]) sowie durch die Dosierung geprägt. Akute Verwirrungs-, Angst- und Panikzustände sind insbesondere bei schlechten Ausgangsfaktoren, wie beispielsweise einem bedrohlichen Umfeld, psychischen Problemen, fehlendem Wissen oder hohen Dosierungen, wahrscheinlich. Sie führen jedoch bei den meisten Konsumenten zu keinen längerfristigen psychischen Beeinträchtigungen und verschwinden mit dem Abklingen der Wirkung. Ein Horrortrip kann jedoch ebenso der Auslöser bzw. die erste Erscheinung einer latent vorhanden Psychose sein.


Indem das Eine als bestimmender Faktor auf die unbestimmte Zweiheit, die in der Prinzipienlehre „das Große und Kleine“ genannt wird, einwirkt, eliminiert es deren Unbestimmtheit, die jedes Verhältnis zwischen Großem und Kleinem, Übertreffendem und Übertroffenem einschließt. So erzeugt das Eine durch Bestimmung der unbestimmten Vielheit die bestimmten Größenverhältnisse, die in der Prinzipienlehre als ideale Zahlen aufgefasst werden. Es entsteht die bestimmte Zweiheit, die je nach Betrachtungsperspektive als Doppeltheit oder Halbheit erscheint. Ebenso werden auch die übrigen idealen Zahlen aus den Urprinzipien abgeleitet. In den idealen Zahlen ist die Raumstruktur angelegt, aus ihnen ergeben sich die Dimensionen des Räumlichen. Wesentliche Einzelheiten dieser überzeitlichen „Entstehungsvorgänge“ sind aber nicht überliefert; wie man sie sich vorzustellen hat, wird in der Forschung kontrovers diskutiert.<ref>Giovanni Reale: ''Zu einer neuen Interpretation Platons'', 2. Auflage, Paderborn 2000, S. 211–218. Zu den Einzelheiten siehe Detlef Thiel: ''Die Philosophie des Xenokrates im Kontext der Alten Akademie'', München 2006, S. 212–217, 221–225. Vgl. Rafael Ferber: ''Platos Idee des Guten'', 2., erweiterte Auflage, Sankt Augustin 1989, S. 206–208; Konrad Gaiser: ''Platons ungeschriebene Lehre'', 3. Auflage, Stuttgart 1998, S. 81–88; Hans Joachim Krämer: ''Arete bei Platon und Aristoteles'', Heidelberg 1959, S. 251–256, 261–265; [[Julia Annas]]: ''Aristotle’s Metaphysics. Books M and N'', Oxford 1976, S. 42–62.</ref>  
Es gibt keine gesicherten Angaben über die Häufigkeit von schlechten Trips oder Horrortrips, was neben wenigen Studien auch mit der prinzipiellen Problematik einer stark subjektiven Wirkung der Substanz und der subjektiven Bewertung eines Erlebnisses verbunden ist. Es gibt unterschiedliche Studien und Erhebungen, die eine grobe Einschätzung ermöglichen. In einer Studie über die Häufigkeit von schlechten Trips zwischen der Popularisierung psychedelischer Stoffe Anfang der 1960er Jahre bis 1975 wurde ein kontinuierlicher Rückgang beobachtet. Wurden in den ersten Jahren von etwa 50 % der Befragten schlechte Trips berichtet, sank diese Zahl bis 1975 auf etwa 30 %. Dies wurde zurückgeführt auf das in den Konsumentenkulturen produzierte Wissen betreffend der Anwendung psychedelischer Stoffe.<ref>Richard Bunce: {{Webarchiv | url=http://www.drugtext.org/library/articles/socpolsor.htm | wayback=20021020050240 | text=''Social and political sources of drug effects: The case of bad trips on psychedelics.''}} In: E. Zinberg, W. M. Harding (Hrsg.): ''Control Over Intoxicant Use: Pharmacological, Psychological, and Social Considerations.'' Human Sciences Press. 1982, S.&nbsp;105–125.</ref>


=== Erkenntnistheoretische Aspekte ===
In einem Clubbing-Magazin für elektronische Musik aus Großbritannien wurde 2005 eine Erhebung durchgeführt, bei der etwa ein Viertel der teilnehmenden Pilzkonsumenten angab, im Vorjahr eine Panikattacke erlebt zu haben. Gleichwohl gaben in einer späteren Umfrage des Magazins alle Befragten zu 21 % an, wegen psychischer Probleme behandelt worden zu sein. Zugleich waren die meisten Befragten Konsumenten vieler anderer psychoaktiver Substanzen, weshalb ein Rückschluss auf die Pilze unter diesen Umständen nur bedingt möglich ist.<ref>Vgl. [http://www.emcdda.europa.eu/html.cfm/index31208EN.html ''Hallucinogenic mushrooms.''] EMCDDA, Lissabon Juni 2006, S.&nbsp;22.; {{Webarchiv | url=http://www.mixmag.net/2010/12/09/mixmag-classic-feature-the-drugs-survey-2010/ | wayback=20101212052528 | text=mixmag drugs survey 2010}}.</ref>


Aussagen über das höchste Prinzip zählte Platon zum Zuständigkeitsbereich des [[Dialektik]]ers, des methodisch folgernden Philosophen. Somit hat er die Prinzipienlehre – falls er ihr Urheber ist – auf diskursivem Weg entwickelt und argumentativ begründet. Dabei ergab sich für ihn, dass ein höchstes Prinzip notwendig sei; er hat das Eine indirekt aus dessen Wirkungen erschlossen. Ob oder inwieweit er außerdem einen unmittelbaren Zugang zum absolut transzendenten Bereich der ursprünglichen Einheit für möglich gehalten oder gar für sich in Anspruch genommen hat, ist in der Forschung umstritten. Es stellt sich die Frage, ob sich im Rahmen seiner Lehre aus der Seinstranszendenz eine Erkenntnistranszendenz ergeben musste oder ob er das höchste Prinzip zumindest theoretisch für erkennbar hielt.<ref>Eine Übersicht über die einschlägigen Forschungsdebatten bietet Michael Erler: ''Platon'' (= Hellmut Flashar (Hrsg.): ''Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike'', Band 2/2), Basel 2007, S. 370–372.</ref>
In einer Studie aus dem Jahr 2006, bei der 36 Testpersonen eine hohe Dosis Psilocybin (30 mg / 70 kg) verabreicht wurde, um spirituelle Erlebnisse genauer zu untersuchen, berichteten elf Testpersonen von erheblichen Ängsten während einer Phase der Wirkung, vier von Ängsten während eines erheblichen Zeitraums, und vier weitere sahen das Erlebnis durch Ängste dominiert. Zugleich ordneten 67 % der Testpersonen den Rausch nach zwei Monaten als eine der fünf bedeutungsvollsten Erfahrungen im Leben ein, und 71 % als eine der fünf spirituell bedeutendsten Erlebnisse im Leben.<ref name="PMID16826400">R. R. Griffiths, W. A. Richards u.&nbsp;a.: [http://www.csp.org/psilocybin/Hopkins-CSP-Psilocybin2006.pdf ''Psilocybin can occasion mystical-type experiences having substantial and sustained personal meaning and spiritual significance.''] In: ''Psychopharmacology.'' Band 187, Nummer 3, August 2006, {{ISSN|0033-3158}}, S.&nbsp;268–283, [[doi:10.1007/s00213-006-0457-5]], PMID 16826400.</ref>


Auf diskursivem Weg konnte Platon nur bis zur Einsicht gelangen, dass das höchste Prinzip zwar ein Erfordernis seiner Metaphysik ist, dass dem absolut Transzendenten aber mit den Mitteln des Verstandes –  der Dialektik – nicht beizukommen ist. Somit blieb ihm für ein Erfassen des Einen – und des Guten, falls er dieses mit dem Einen gleichsetzte – nur die Möglichkeit eines intuitiven Zugangs.<ref>Konrad Gaiser: ''Platons ungeschriebene Lehre'', 3. Auflage, Stuttgart 1998, S. 4f.; Konrad Gaiser: ''Platons esoterische Lehre''. In: Konrad Gaiser: ''Gesammelte Schriften'', Sankt Augustin 2004, S. 317–340, hier: 331–335.</ref> Strittig ist, ob er diesen Weg tatsächlich beschritten hat. Wenn er es getan hat, bedeutete dies, auf den Anspruch zu verzichten, im philosophischen Diskurs über jeden Erkenntnisschritt Rechenschaft ablegen zu können. Hinsichtlich der Idee des Guten schließt [[Michael Erler]] aus Äußerungen in der ''Politeia'', dass Platon sie für intuitiv erkennbar gehalten hat.<ref>Michael Erler: ''Platon'' (= Hellmut Flashar (Hrsg.): ''Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike'', Band 2/2), Basel 2007, S. 370–372.</ref> Gegen eine eigenständige Rolle der Intuition im Erkenntnisprozess wenden sich hingegen u. a. [[Peter Stemmer]],<ref>Peter Stemmer: ''Platons Dialektik. Die frühen und mittleren Dialoge'', Berlin 1992, S. 214–225; S. 220 Anm. 116 Aufzählung weiterer Gegner der Intuitionshypothese.</ref> [[Kurt von Fritz]]<ref>Kurt von Fritz: ''Beiträge zu Aristoteles'', Berlin 1984, S. 56f.</ref> und Jürgen Villers.<ref>Jürgen Villers: ''Das Paradigma des Alphabets. Platon und die Schriftbedingtheit der Philosophie'', Würzburg 2005, S. 231–233.</ref> [[Jens Halfwassen]] meint, dass die Intuition zwar als ein unmittelbares Erfassen durch nichtsinnliche Anschauung für die Erkenntnis der Ideenwelt eine zentrale Rolle spiele, das höchste Prinzip aber erkenntnistranszendent sei. Das Eine sei für Platon zwar das Prinzip der Erkennbarkeit und der Erkenntniskraft, es selbst aber bleibe jeder Erkenntnis und Sagbarkeit entzogen.<ref>Jens Halfwassen: ''Der Aufstieg zum Einen. Untersuchungen zu Platon und Plotin'', 2. Auflage, Leipzig 2006, S. 224–234, 247–262, 400–404.</ref> Auch Christina Schefer geht davon aus, dass Platon sowohl in der geschriebenen als auch in der ungeschriebenen Lehre einen wie auch immer gearteten philosophischen Zugang zum absolut Transzendenten ausgeschlossen hat. Nach ihrer Hypothese hat Platon diesen Zugang aber auf einem anderen Weg gefunden: in einer „unsagbaren“ religiösen Erfahrung, der [[Theophanie]] des Gottes [[Apollon]].<ref>Christina Schefer: ''Platons unsagbare Erfahrung'', Basel 2001, S. 60ff.</ref> Sie trägt Indizien für ihre Ansicht vor, wonach im Zentrum von Platons Weltbild weder die Ideenlehre noch die Prinzipienlehre gestanden habe, sondern die Apollon-Erfahrung, die keinen Lehrinhalt begründete. Das Tübinger Paradigma sei zwar tatsächlich ein wichtiger Bestandteil von Platons Philosophie, aber die Prinzipienlehre führe in [[Aporie]]n (Ausweglosigkeiten), in eine [[Paradoxon|Paradoxie]] und damit in eine Sackgasse.<ref>Christina Schefer: ''Platons unsagbare Erfahrung'', Basel 2001, S. 5–62.</ref> Platons Äußerungen sei jedoch zu entnehmen, dass er einen Ausweg gefunden habe, der über die Prinzipienlehre hinausführe. In dieser Platon-Deutung erhält somit auch die ungeschriebene Lehre den Charakter von etwas Vorläufigem.<ref>Anderer Meinung ist hierzu Hans Joachim Krämer: ''Arete bei Platon und Aristoteles'', Heidelberg 1959, S. 464f.</ref>
=== Pilzverwechslung ===
Es besteht die Gefahr, halluzinogene Pilze mit Giftpilzen zu verwechseln. In den Jahren ab 1980 und besonders nach 1995 sind in Mittel- und Süddeutschland mehrere Verwechslungen vorgekommen, bei denen besonders ''Psilocybe cyanescens'' spontan im Garten auf Holzresten wuchs und sowohl für den [[Hallimasch]] als auch für den [[Kulturträuschling]] gehalten wurde.
{{Siehe auch|Pilzvergiftung#Psilocybin-Syndrom|titel1=Psilocybin-Syndrom bei Pilzvergiftung}}


Hinsichtlich der Gewissheit, mit der Platon die Prinzipienlehre für wahr hielt, gehen in der Forschung die Meinungen weit auseinander. Die Tübinger Schule unterstellt ihm einen erkenntnistheoretischen Optimismus. Besonders weit geht dabei Hans Krämer. Er ist der Ansicht, Platon habe für sich selbst mit dem höchsten möglichen Gewissheitsgrad den Anspruch auf eine Erkenntnis der Wahrheit dieser Lehre erhoben, sei also bezüglich der ungeschriebenen Lehre „Dogmatiker“ gewesen. Andere Forscher, darunter insbesondere Rafael Ferber, vertreten die Gegenposition, wonach die ungeschriebene Lehre für Platon nur eine möglicherweise irrige Hypothese war.<ref>Rafael Ferber: ''Hat Plato in der „ungeschriebenen Lehre“ eine „dogmatische Metaphysik und Systematik“ vertreten?'' In: ''Méthexis'' 6, 1993, S. 37–54; Christopher Gill: ''Platonic Dialectic and the Truth-Status of the Unwritten Doctrines''. In: ''Méthexis'' 6, 1993, S. 55–72.</ref> Konrad Gaiser meint, Platon habe die ungeschriebene Lehre zusammenhängend formuliert und als in sich geschlossene Konzeption vorgetragen, aber nicht als „Summe von dogmatisch feststehenden, doktrinär vertretenen, autoritär verkündeten Lehrsätzen“, sondern als kritisch überprüfbares, verbesserungsfähiges, auf ständige Weiterentwicklung angelegtes Modell.<ref>Konrad Gaiser: ''Prinzipientheorie bei Platon''. In: Konrad Gaiser: ''Gesammelte Schriften'', Sankt Augustin 2004, S. 295–315, hier: 295f.</ref>     
== Konsumenten ==
Innerhalb des europäischen Raums haben je nach Land etwa 0–8 % der 15- bis 24-jährigen zumindest einmal in ihrem Leben psychoaktive Pilze konsumiert, am meisten in den Niederlanden und Tschechien sowie Großbritannien und Deutschland, am wenigsten in Litauen, Ungarn, Frankreich und Polen. Ein Konsum im letzten Jahr liegt bei 0–5 %, ein Konsum im letzten Monat bei 0–1,5 %. Der erste Konsum findet statistisch betrachtet oftmals im 18. oder 19. Lebensjahr statt. Personen, die auch schon einmal andere Halluzinogene, Ecstasy, Amphetamine oder Kokain konsumiert haben, neigen besonders dazu, auch Pilze zu konsumieren. Die Konsumrate von Pilzen liegt bei Personen aus der Clubbingszene höher als im Durchschnitt. Es wird angenommen, dass es mehr männliche als weibliche Konsumenten gibt.


Wesentlich ist für Platon die Verknüpfung der Erkenntnistheorie mit der Ethik. Er betont, dass der Zugang zu den mündlich vermittelten Einsichten nur jenen Seelen offenstehe, welche die charakterlichen Voraussetzungen erfüllten. Der Philosoph, der mündlichen Unterricht erteile, habe jeweils zu prüfen, ob beim Schüler die erforderliche charakterliche Disposition vorhanden sei. Es gehe nicht um ein Begreifen mit dem Intellekt; vielmehr werde die Einsicht als Frucht langwieriger Bemühungen von der gesamten Seele erworben. Zwischen der Seele, der etwas vermittelt werden soll, und dem, was ihr zu vermitteln ist, müsse eine innere Verwandtschaft bestehen.<ref>Christina Schefer: ''Platons unsagbare Erfahrung'', Basel 2001, S. 49–56.</ref>
Die meisten Konsumenten betrachten den Pilzkonsum als Experiment und stellen den Konsum von Pilzen nach einigen Versuchen wieder ein. Die Wirkung bzw. der Rausch wird oftmals als anstrengendes, zwiespältiges Erlebnis empfunden, eine positive oder als angenehm empfundene Stimmungsveränderung, wie sie bei Drogen üblich ist, ist hier nicht immer gegeben.<ref name="emcdda" />{{Rp|S.&nbsp;8–13.}}


== Die Datierungsfrage und die historische Einordnung ==
== Medizinische Nutzung ==
Ab Mitte der 1950er Jahre, als psilocybinhaltige Pilze im Westen wissenschaftlich erschlossen wurden, bis zur weitgehenden Kontrolle Ende der 60er Jahre wurden vor allem im psychiatrischen Bereich Studien und Therapien mit Psilocybin oder LSD durchgeführt. Einerseits erhoffte man sich ein besseres Verständnis von psychotischem Verhalten: Der Stoff wurde angewandt, um sogenannte Modellpsychosen hervorzurufen, um die Vorgänge während einer Psychose besser verstehen zu können.<ref name="PMID26841800">D. E. Nichols: ''Psychedelics.'' In: ''Pharmacological reviews.'' Band 68, Nummer 2, April 2016, S.&nbsp;264–355, {{DOI|10.1124/pr.115.011478}}, PMID 26841800, {{PMC|4813425}} (Review).</ref> Anderseits erhoffte man sich, dass sich damit der Psychiater besser in Personen mit Psychosen versetzen könne. Da die Stoffe möglicherweise auch verdrängte Empfindungen und Gedanken offenlegen und bearbeitbar machen könnten, wurden sie ebenfalls in Psychotherapien verwendet. Dies wurde oft als [[Psycholytische Therapie]] bezeichnet. Es wurden Versuche mit ersten positiven Ergebnissen durchgeführt, [[Alkoholkrankheit|Alkoholkranke]] zu behandeln.<ref name="PMID26841800" /><ref name="DOI10.1177/2045125316638008">R. G. dos Santos, F. L. Osorio u.&nbsp;a.: ''Antidepressive, anxiolytic, and antiaddictive effects of ayahuasca, psilocybin and lysergic acid diethylamide (LSD): a systematic review of clinical trials published in the last 25 years.'' In: ''Therapeutic Advances in Psychopharmacology.'' 6, 2016, S.&nbsp;193, {{DOI|10.1177/2045125316638008}}.</ref> Ab Mitte der 1980er Jahre wurden vereinzelt wieder Studien und Therapien mit Halluzinogenen zugelassen, meist mit Patienten, die auf andere Behandlungsmethoden nicht reagierten.<ref name="PMID26841800" /><ref name="PMID27067625">M. C. Mithoefer, C. S. Grob, T. D. Brewerton: ''Novel psychopharmacological therapies for psychiatric disorders: psilocybin and MDMA.'' In: ''The lancet. Psychiatry.'' Band 3, Nummer 5, Mai 2016, S.&nbsp;481–488, {{DOI|10.1016/S2215-0366(15)00576-3}}, PMID 27067625 (Review).</ref> Es fanden Therapien mit [[Krebs_(Medizin)|Krebs]]kranken im Endstadium statt, um ihnen einen möglicherweise besseren Umgang mit dem Tod zu ermöglichen.<ref>Pahnke WN: The psychedelic mystical experience in the human encounter with death. Harv Theol Rev 1969;62 (1) 1- 21</ref><ref name="PMID20819978">C. S. Grob, A. L. Danforth, G. S. Chopra, M. Hagerty, C. R. McKay, A. L. Halberstadt, G. R. Greer: ''Pilot study of psilocybin treatment for anxiety in patients with advanced-stage cancer.'' In: ''Archives of general psychiatry.'' Band 68, Nummer 1, Januar 2011, S.&nbsp;71–78, {{DOI|10.1001/archgenpsychiatry.2010.116}}, PMID 20819978.</ref> Studien untersuchten die Wirkung von Psilocybin bei [[Depressionen]], [[Migräne]] und [[Clusterkopfschmerz]]en.<ref name="PMID25083275">D. Baumeister, G. Barnes, G. Giaroli, D. Tracy: ''Classical hallucinogens as antidepressants? A review of pharmacodynamics and putative clinical roles.'' In: ''Therapeutic advances in psychopharmacology.'' Band 4, Nummer 4, August 2014, S.&nbsp;156–169, {{DOI|10.1177/2045125314527985}}, PMID 25083275, {{PMC|4104707}} (Review).</ref><ref name="DOI10.1177/2045125316638008" /><ref name="PMID27931907">S. Patra: ''Return of the psychedelics: Psilocybin for treatment resistant depression.'' In: ''Asian journal of psychiatry.'' Band 24, Dezember 2016, S.&nbsp;51–52, {{DOI|10.1016/j.ajp.2016.08.010}}, PMID 27931907 (Review).</ref><ref name="PMID27210031">R. L. Carhart-Harris, M. Bolstridge, J. Rucker, C. M. Day, D. Erritzoe, M. Kaelen, M. Bloomfield, J. A. Rickard, B. Forbes, A. Feilding, D. Taylor, S. Pilling, V. H. Curran, D. J. Nutt: ''Psilocybin with psychological support for treatment-resistant depression: an open-label feasibility study.'' In: ''The lancet. Psychiatry.'' Band 3, Nummer 7, Juli 2016, S.&nbsp;619–627, {{DOI|10.1016/S2215-0366(16)30065-7}}, PMID 27210031.</ref><ref name="PMID27856684">J. J. Rucker, L. A. Jelen, S. Flynn, K. D. Frowde, A. H. Young: ''Psychedelics in the treatment of unipolar mood disorders: a systematic review.'' In: ''Journal of psychopharmacology.'' Band 30, Nummer 12, Dezember 2016, S.&nbsp;1220–1229, {{DOI|10.1177/0269881116679368}}, PMID 27856684 (Review).</ref>


Umstritten ist, wann Platon seinen öffentlichen Vortrag über das Gute gehalten hat.<ref>Eine Übersicht über die gegensätzlichen Positionen bietet Marie-Dominique Richard: ''L’enseignement oral de Platon'', 2. Auflage, Paris 2005, S. 72–76.</ref> Für die Befürworter des Tübinger Paradigmas hängt damit die Frage zusammen, ob die ungeschriebene Lehre zu Platons Spätwerk gehört oder schon relativ früh ausgearbeitet wurde. Bei der Beantwortung dieser Frage spielt auch der Gegensatz zwischen „Unitariern“ und „Revisionisten“ eine Rolle. Während die Unitarier meinen, Platon habe in der Metaphysik durchgängig eine kohärente Position vertreten, unterscheiden die Revisionisten verschiedene Entwicklungsphasen seines Denkens und nehmen an, dass er durch auftauchende Probleme genötigt worden sei, seine Auffassung gravierend zu ändern.
== Rechtslage ==
Während einige Staaten in den 1960er Jahren begannen, die im Westen populärer werdenden halluzinogenen Substanzen zu verbieten, waren die Stoffe dem internationalen Recht noch unbekannt. Erst durch die 1971 in Kraft getretene [[Konvention über psychotrope Substanzen]] der [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] wurden die Wirkstoffe Psilocybin und Psilocin im Westen und weiten Teilen der Welt zu kontrollierten Substanzen erklärt.<ref>[http://www.emcdda.europa.eu/html.cfm/index31208EN.html ''Hallucinogenic mushrooms.''] EMCDDA Lissabon Juni 2006, S.&nbsp;23.</ref> Der Rechtsstatus der Pilze selbst dagegen wurde und wird jedoch unterschiedlich interpretiert. Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass die Pilze geographisch weit verbreitet sind und natürlich wachsen.


In der älteren Forschung herrschte die Auffassung, „Über das Gute“ sei eine „Altersvorlesung“ gewesen, die Platon an seinem Lebensende gehalten habe. Die Entstehung der ungeschriebenen Lehre wurde meist in die späte Phase seiner philosophischen Aktivität gesetzt. In der neueren Forschung mehren sich jedoch die Stimmen für eine Frühdatierung der ungeschriebenen Lehre. Dies kommt dem Ansatz der Unitarier entgegen. Ob schon frühe Dialoge Anspielungen auf die ungeschriebene Lehre enthalten, ist umstritten.<ref>Siehe zur Forschungsgeschichte Michael Erler: ''Platon'' (= Hellmut Flashar (Hrsg.): ''Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike'', Band 2/2), Basel 2007, S. 419f.</ref> 
In manchen Ländern werden halluzinogene Pilze (entweder spezifische Arten, oder allgemeiner alle Psilocybin enthaltenden Arten) ausdrücklich als kontrollierte Substanz erwähnt, in anderen werden die Pilze einfach als Trägersubstanz für die Wirkstoffe betrachtet. Zum Teil wird Kultivierung und Besitz nur bei missbräuchlicher Verwendung zur Herstellung kontrollierter Substanzen verboten. Manche Länder bestimmten die Legalität danach, ob die Pilze in irgendeiner Art und Weise weiterverarbeitet wurden, getrocknet etc. Teilweise fallen die Pilze unter allgemeine Gesetze, die die Verarbeitung von Organismen zur Produktion psychoaktiver Stoffe generell verbieten. Ob Sporen kontrolliert sind, wird auch in vielen Ländern unterschiedlich gehandhabt. In manchen Ländern bleibt die Rechtsprechung unklar, da es zu wenig Fälle von Gesetzesanwendungen gibt. Die [[Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht]] bietet eine grobe [http://www.emcdda.europa.eu/html.cfm/index17341EN.html ''Übersicht über den (wahrscheinlichen) Rechtsstatus halluzinogener Pilze in der EU''].


Der herkömmlichen Einordnung des öffentlichen Vortrags als Altersvorlesung widerspricht Hans Krämer energisch. Er meint, der Vortrag sei in der Frühzeit von Platons Lehrtätigkeit gehalten worden. Außerdem sei „Über das Gute“ nicht nur eine einmalige öffentliche Vorlesung gewesen. Vielmehr handle es sich um eine Vortragsreihe, von der nur der erste, einführende Vortrag versuchsweise vor einem breiteren, unvorbereiteten Publikum gehalten worden sei. Nach dem Fehlschlag des öffentlichen Auftritts habe Platon die Konsequenz gezogen, diesen Stoff nur noch Philosophieschülern zu unterbreiten. Die Vorträge über das Gute mit Diskussion hätten eine Gesprächsreihe gebildet, mit der Platon jahrzehntelang regelmäßig seinen Schülern die ungeschriebene Lehre zu erläutern und plausibel zu machen versucht habe. Dies habe er bereits zur Zeit seiner ersten Sizilienreise (um 389/388) getan, also schon vor der Gründung der Akademie.<ref>Hans Joachim Krämer: ''Arete bei Platon und Aristoteles'', Heidelberg 1959, S. 20–24, 404–411, 444. Später hat Krämer diese Auffassung bekräftigt; siehe seine Aufsätze ''Neues zum Streit um Platons Prinzipientheorie''. In: ''Philosophische Rundschau'' 27, 1980, S. 16–18 Anm. 33, ''Aristoxenos über Platons ΠΕΡΙ ΤΑΓΑΘΟΥ''. In: ''[[Hermes (Zeitschrift)|Hermes]]'' 94, 1966, S. 111–112 und ''Die grundsätzlichen Fragen der indirekten Platonüberlieferung''. In: Hans-Georg Gadamer, Wolfgang Schadewaldt (Hrsg.): ''Idee und Zahl'', Heidelberg 1968, S. 112–115. Anderer Meinung ist [[Philip Merlan]]: ''War Platons Vorlesung „Das Gute“ einmalig?'' In: ''Hermes'' 96, 1968, S. 705–709. Vgl. Margherita Isnardi Parente: ''La akroasis di Platone''. In: ''[[Museum Helveticum]]'' 46, 1989, S. 146–162 und Margherita Isnardi Parente: ''L’eredità di Platone nell’accademia antica'', Milano 1989, S. 34–36.</ref> 
In den 2000er Jahren fand in einigen EU-Ländern eine Klarstellung oder Verschärfung der gesetzlichen Lage statt.


Von den Philosophiehistorikern, die den öffentlichen Vortrag spät datieren, sind verschiedene zeitliche Eingrenzungen vorgeschlagen worden: der Zeitraum 359/355 ([[Karl-Heinz Ilting]]),<ref>Karl-Heinz Ilting: ''Platons ‚Ungeschriebene Lehren’: der Vortrag ‚über das Gute’''. In: ''Phronesis'' 13, 1968, S. 1–31, hier: 5, 30.</ref> der Zeitraum 360/358 ([[Hermann Schmitz (Philosoph)|Hermann Schmitz]]),<ref>Hermann Schmitz: ''Die Ideenlehre des Aristoteles'', Band 2: ''Platon und Aristoteles'', Bonn 1985, S. 312–314, 339f.</ref> um 352 (Detlef Thiel)<ref>Detlef Thiel: ''Die Philosophie des Xenokrates im Kontext der Alten Akademie'', München 2006, S. 180f.</ref> und die Zeit zwischen [[Dion von Syrakus|Dions]] Tod 354 und Platons Tod 348/347 (Konrad Gaiser). Gaiser betont dabei, dass er seine Spätdatierung des öffentlichen Vortrags nicht mit der Annahme verbindet, die ungeschriebene Lehre sei spät entstanden. Vielmehr sei diese Lehre schon früh in der Akademie Unterrichtsstoff gewesen, wohl bereits zur Zeit von Platons Schulgründung.<ref>Konrad Gaiser: ''Gesammelte Schriften'', Sankt Augustin 2004, S. 280–282, 290, 304, 311. Gaisers Datierung wird mit weiteren Argumenten unterstützt von Walter Eder: ''Die ungeschriebene Lehre Platons: Zur Datierung des platonischen Vortrags „Über das Gute“''. In: Hansjörg Kalcyk u.a. (Hrsg.): ''Studien zur Alten Geschichte'', Bd. 1, Rom 1986, S. 207–235, hier: 222–235.</ref>
=== Deutschland ===
In Deutschland sind die Wirkstoffe Psilocybin und Psilocin (jedoch nicht die Pilze explizit) als nicht verkehrsfähige Betäubungsmittel in {{§§|btmg_1981|juris|seite=anlage_i.html|text=Anlage I}}  des [[Betäubungsmittelgesetz (Deutschland)|Betäubungsmittelgesetzes]] (BtMG) erfasst. Der Besitz von und Handel mit psilocybinhaltigen Pilzen kann daher als Betäubungsmittelbesitz oder -handel (mit eng begrenzten Ausnahmen, beispielsweise zum Zweck pilzkundlicher Sammlungen) ausgelegt werden und ist damit in Deutschland strafbar.


Unklar ist, warum Platon anspruchsvolle Inhalte der ungeschriebenen Lehre öffentlich vor einem philosophisch ungebildeten Publikum vortrug, bei denen er – wie nicht anders zu erwarten – auf Unverständnis stieß. Gaiser vermutet, dass er vor die Öffentlichkeit trat, um verzerrten Darstellungen der ungeschriebenen Lehre entgegenzutreten und damals kursierende Gerüchte zu entkräften, denen zufolge die Akademie ein Hort staatsfeindlicher Umtriebe war.<ref>Konrad Gaiser: ''Plato’s enigmatic lecture ‚On the Good’''. In: Konrad Gaiser: ''Gesammelte Schriften'', Sankt Augustin 2004, S. 265–294, hier: 282–291. Zustimmung findet Gaiser bei Detlef Thiel: ''Die Philosophie des Xenokrates im Kontext der Alten Akademie'', München 2006, S. 174–181.</ref>
Nach einem Urteil des [[Oberlandesgericht Koblenz|Oberlandesgerichts Koblenz]] vom 15. März 2006 waren Pilze von der alten Gesetzesfassung des BtMG nicht umfasst, da zu diesem Zeitpunkt nur der Besitz von „Pflanzen“ und „Pflanzenteilen“ unter Strafe gestellt war, Pilze aber nach neuerer Ansicht nicht zum Reich der Pflanzen gehören.<ref>OLG Koblenz, Urteil vom 15. März 2006, Az. 1 Ss 341/05.</ref> Mit Urteil vom 25. Oktober 2006 hat der Bundesgerichtshof unter Az. 1 Str 384/06 das Revisionsurteil des Koblenzer Oberlandesgerichtes aufgehoben. Am 23. Juli 2009 ist die alte Aufzählung durch den Begriff „Pilze“ ersetzt worden (Änderung des {{§|2|BtMG 23.07.2009|buzer}} BtMG).


== Rezeption ==
=== Niederlande ===
=== Nachwirkung bis zum Beginn der Moderne ===
Seit dem 1. Dezember 2008 sind u.&nbsp;a. Verkauf und Besitz von psychoaktiven Pilzen in den Niederlanden verboten. Als Grund für die Gesetzesänderung nannte der Sprecher des Justizministeriums den unbekannten Psilocybingehalt und die daraus resultierende unkalkulierbare Wirkung.<ref name="sz-344851">{{Internetquelle | url=http://www.sueddeutsche.de/panorama/niederlande-regierung-verbietet-magic-mushrooms-1.344851 | titel=Niederlande – Regierung verbietet Magic Mushrooms | autor= | werk=[[Süddeutsche Zeitung|sueddeutsche.de]] | datum=2010-05-17 |zugriff=2015-02-18}}</ref> Die verbotenen Pilzarten sind Teil der zweiten Liste der ''Opiumwet'' (niederländisches Opiumgesetz), zu der auch Rauschmittel wie [[Haschisch]] gehören.<ref>[http://wetten.overheid.nl/cgi-bin/deeplink/law1/title=Opiumwet ''Wet- en regelgeving: Opiumwet.''] In: ''Overheid.nl'', abgerufen am 2. Dezember 2008.</ref> Das ''Openbaar Ministerie'' (niederländische [[Staatsanwaltschaft]]) gab bekannt, dass es beim Besitz von bis zu 0,5 Gramm getrockneter Pilze oder 5 Gramm frischer Pilze nicht zur strafrechtlichen Verfolgung kommen werde.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.om.nl/actueel/nieuws-_en/@149236/paddoverbod_van/ | wayback=20111002193831 | text=Paddoverbod van kracht}}. Openbaar Ministerie, abgerufen am 2. Dezember 2008.</ref>


In der Generation von Platons Schülern war die Erinnerung an seinen mündlichen, von manchen Schülern aufgezeichneten Unterricht noch lebendig. Sie beeinflusste das heute großenteils verlorene philosophische Schrifttum dieser Zeit. Auf entschiedenen Widerspruch stieß die ungeschriebene Lehre bei Aristoteles, der sich in zwei nur fragmentarisch erhaltenen Abhandlungen – ''Über das Gute''  (drei Bücher) und ''Über die Philosophie'' – mit ihr auseinandersetzte und unter anderem auch in seinen Werken ''Metaphysik'' und ''Physik'' auf das Thema einging. Auch Aristoteles’ Schüler Theophrast befasste sich in seiner ''Metaphysik'' damit.<ref>Siehe aber zur Schwierigkeit der Interpretation von Theophrasts Darstellung Margherita Isnardi Parente: ''Théophraste, Metaphysica 6 a 23 ss.'' In: ''Phronesis'' 16, 1971, S. 49–64. Vgl. Marie-Dominique Richard: ''L’enseignement oral de Platon'', 2. Auflage, Paris 2005, S. 103–105, 152–158.</ref> 
== Siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Psilocybinhaltige Pilze}}
Als sich in der Epoche des [[Hellenismus]] der [[Skeptizismus]] in der Akademie durchsetzte, konnte prinzipientheoretisches Lehrgut – soweit es noch bekannt war – kaum noch Interesse finden. Diese Ausrichtung des Interesses änderte sich zwar in der Zeit des [[Mittelplatonismus]] und des Neuplatonismus, doch war den damaligen Philosophen anscheinend von der Prinzipienlehre nicht viel mehr bekannt als den modernen Gelehrten.<ref>Konrad Gaiser: ''Prinzipientheorie bei Platon''. In: Konrad Gaiser: ''Gesammelte Schriften'', Sankt Augustin 2004, S. 295–315, hier: 297f.</ref>   
 
Nach der Wiederentdeckung der im [[Mittelalter]] verschollenen Originaltexte Platons in der [[Renaissance]] dominierte in der [[Frühe Neuzeit|Frühen Neuzeit]] ein vom Neuplatonismus geprägtes Bild der Metaphysik Platons, zu dem auch die aus Aristoteles’ Darstellung bekannten Grundzüge der Prinzipienlehre gehörten. Zum Vorherrschen der neuplatonischen Platon-Interpretation hatte insbesondere der [[Renaissance-Humanismus|Humanist]] [[Marsilio Ficino]] (1433–1499) mit seinen Übersetzungen und kommentierenden Schriften beigetragen. Noch der einflussreiche populärwissenschaftliche Schriftsteller und Platon-Übersetzer [[Thomas Taylor (Schriftsteller)|Thomas Taylor]] (1758–1835) ordnete sich in diese Tradition der Platondeutung ein. Zwar wurde das neuplatonische Paradigma im 18. Jahrhundert zunehmend als problematisch eingeschätzt, doch gelang es nicht, es durch eine konsistente Alternative zu ersetzen.<ref>Giovanni Reale: ''Zu einer neuen Interpretation Platons'', 2. Auflage, Paderborn 2000, S. 65f.</ref> Die Existenz der ungeschriebenen Lehre wurde weiterhin akzeptiert; [[Wilhelm Gottlieb Tennemann]] stellte in seiner 1792–95 erschienenen Untersuchung ''System der Platonischen Philosophie'' fest, Platon habe nie beabsichtigt, seine Philosophie vollständig schriftlich darzustellen.     
 
=== 19. Jahrhundert ===
 
Im 19. Jahrhundert begann eine bis heute anhaltende Forschungsdiskussion um die Frage, ob es tatsächlich eine ungeschriebene Lehre gab, die gegenüber den Dialogen einen philosophischen Überschuss aufweist.
 
[[Datei:Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher.jpg|miniatur|Friedrich Schleiermacher]]
Nachdem bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts das neuplatonische Paradigma vorgeherrscht hatte, führte [[Friedrich Schleiermacher]] mit der 1804 publizierten Einleitung zu seiner Platonübersetzung<ref>Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher: ''Über die Philosophie Platons'', hrsg. und eingeleitet von Peter M. Steiner, Hamburg 1996, S. 21–119.</ref> eine radikale Wende herbei, deren Folgen bis in die Gegenwart spürbar sind. Schleiermacher war der Überzeugung, der gesamte Gehalt von Platons Philosophie sei in den Dialogen enthalten. Eine inhaltlich darüber hinausgehende mündliche Lehre habe es nicht gegeben. Nach Schleiermachers Verständnis ist die Dialogform kein literarischer Zusatz zur platonischen Philosophie, sondern Form und Inhalt sind untrennbar verbunden; das platonische Philosophieren ist seiner Natur nach ausschließlich dialogisch darstellbar. Damit ist eine ungeschriebene Lehre mit philosophisch relevanten Sonderinhalten ausgeschlossen.<ref>Siehe dazu Thomas Alexander Szlezák: ''Schleiermachers „Einleitung“ zur Platon-Übersetzung von 1804''. In: ''[[Antike und Abendland]]'' 43, 1997, S. 46–62.</ref> 
 
Schleiermachers Auffassung fand bald breite Zustimmung und setzte sich durch.<ref>[[Gyburg Uhlmann|Gyburg Radke]]: ''Das Lächeln des Parmenides'', Berlin 2006, S. 1–5.</ref> Zu ihren vielen Befürwortern zählte [[Eduard Zeller]], ein führender Philosophiehistoriker des 19. Jahrhunderts, der in seinem nachhaltig einflussreichen Handbuch ''Die Philosophie der Griechen in ihrer geschichtlichen Entwicklung'' Argumente gegen die „angebliche Geheimlehre“ vorbrachte.
 
Zwar stieß Schleiermachers strikte Ablehnung einer mündlichen Lehre von Anfang an auch auf Widerspruch, doch blieben die Kritiker vereinzelt. 1808 teilte der später berühmte [[Gräzistik|Gräzist]] [[August Boeckh]] in einer Rezension von Schleiermachers Platonübersetzung mit, dass ihn die Argumente gegen die ungeschriebene Lehre nicht überzeugen. Es gebe eine große Wahrscheinlichkeit, dass Platon „ein Esoterisches hatte“, Lehren, über die er sich in seinen Schriften nicht unverhohlen äußerte, sondern nur in dunklen Winken; „was er hier nicht bis zur höchsten Spitze hinaufgeführt hatte, diesem setzte er im mündlichen Unterrichte den Gipfel und den Schlussstein auf“.<ref>August Boeckh: ''Kritik der Uebersetzung des Platon von Schleiermacher''. In: August Boeckh: ''Gesammelte kleine Schriften'', Band 7, Leipzig 1872, S. 1–38, hier: 6f.</ref> [[Christian August Brandis]] sammelte und kommentierte die Quellenaussagen zur ungeschriebenen Lehre,<ref>Christian August Brandis: ''Diatribe academica de perditis Aristotelis libris de ideis et de bono sive philosophia'', Bonn 1823.</ref> [[Friedrich Adolf Trendelenburg]] und [[Christian Hermann Weisse]] wiesen in ihren Untersuchungen auf die Bedeutung dieser Überlieferung hin.<ref>Friedrich Adolf Trendelenburg: ''Platonis de ideis et numeris doctrina ex Aristotele illustrata'', Leipzig 1826; Christian Hermann Weisse: ''De Platonis et Aristotelis in constituendis summis philosophiae principiis differentia'', Leipzig 1828.</ref> Auch [[Karl Friedrich Hermann]] wandte sich in einer 1849 publizierten Untersuchung über Platons schriftstellerische Motive gegen Schleiermachers These, indem er die Ansicht vertrat, Platon habe den Kern seiner Lehre in den Schriften nur angedeutet und auf direkte Weise nur mündlich dargelegt.<ref>Karl-Friedrich Hermann: ''Über Platos schriftstellerische Motive''. In: Konrad Gaiser (Hrsg.): ''Das Platonbild'', Hildesheim 1969, S. 33–57 (Nachdruck).</ref>
 
=== 20. und 21. Jahrhundert ===
 
Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war in der Platonforschung die „antiesoterische“ Richtung die eindeutig vorherrschende. Allerdings nahmen schon vor der Jahrhundertmitte einige Forscher an, dass es eine nur mündlich vermittelte Lehre Platons gegeben hat. Zu ihnen zählten [[John Burnet (Philologe)|John Burnet]], [[Julius Stenzel]], [[Alfred Edward Taylor]], Léon Robin, Paul Wilpert und [[Heinrich Gomperz]]. Seit 1959 konkurriert das detailliert ausgearbeitete „Tübinger Paradigma“ mit der „antiesoterischen“ Interpretation. 
 
'''Harold Cherniss'''
 
Im 20. Jahrhundert war der profilierteste Vertreter der „antiesoterischen“ Richtung [[Harold Cherniss]]. Er bezog schon ab 1942 Stellung, also vor der Erarbeitung und Veröffentlichung des Tübinger Paradigmas. Sein Hauptanliegen war die Entkräftung der Glaubwürdigkeit von Aristoteles’ Angaben, die er auf dessen antiplatonische Haltung und auf Missverständnisse zurückführte. Cherniss meinte, Aristoteles gebe im Rahmen seiner Polemik gegen Platon dessen Auffassung verfälschend wieder und widerspreche sich dabei selbst. Er bestritt rundweg einen inhaltlichen Überschuss von Platons mündlichen Lehren gegenüber den Dialogen. Moderne Hypothesen über den philosophischen Unterricht in der Akademie seien haltlose Spekulationen. Es bestehe ein grundlegender Widerspruch zwischen der Ideenlehre der Dialoge und den Angaben des Aristoteles. Platon habe durchgängig die Ideenlehre vertreten und es gebe kein plausibles Argument für die Annahme, dass er sie durch den angeblichen Inhalt einer ungeschriebenen Lehre fundamental modifiziert habe. Der Siebte Brief komme als Quelle nicht in Betracht, da er unecht sei.<ref>Die Publikationen, in denen Cherniss seine Position darlegt, sind ''Die ältere Akademie. Ein historisches Rätsel und seine Lösung'', Heidelberg 1966 (Übersetzung von: ''The Riddle of the Early Academy'', Berkeley 1945; enthält drei Vorträge von 1942) und ''Aristotle’s Criticism of Plato and the Academy'', Bd. 1, Baltimore 1944. Eingehende Kritik an Cherniss’ Position übt Hans Joachim Krämer: ''Arete bei Platon und Aristoteles'', Heidelberg 1959, S. 380–447. Kritisch äußert sich auch Cornelia J. de Vogel: ''Probleme der späteren Philosophie Platons''. In: Jürgen Wippern (Hrsg.): ''Das Problem der ungeschriebenen Lehre Platons'', Darmstadt 1972, S. 41–87.</ref>           
 
'''Die antisystematische Interpretation von Platons Philosophie'''
 
Im 20. und beginnenden 21. Jahrhundert ist es zu einer Radikalisierung von Schleiermachers „dialogischem“ Ansatz gekommen. Zahlreiche Forscher haben sich für eine „antisystematische“ Interpretationsweise ausgesprochen, die auch als „Dialogtheorie“ bekannt ist. Diese Richtung verwirft jede Art von „dogmatischer“ Platondeutung und insbesondere die Möglichkeit einer „esoterischen“ ungeschriebenen Lehre. Sie wendet sich grundsätzlich gegen die Annahme, Platon habe eine bestimmte systematische Lehre besessen und als Wahrheit verkündet. Die antisystematischen Ansätze stimmen darin überein, dass das Wesentliche am platonischen Philosophieren nicht die Durchsetzung einzelner, für wahr befundener inhaltlicher Positionen sei, sondern die gemeinsame dialogische Reflexion und speziell die Erprobung von Analysemethoden. Dieses Philosophieren sei – was schon Schleiermacher betont hatte – durch seine Prozesshaftigkeit charakterisiert, deren Dynamik den Leser zum Weiterdenken anrege. Es ziele nicht auf dogmatisch fixierte endgültige Wahrheiten, sondern bestehe in einem nie zum Abschluss kommenden Fragen und Antworten. Diese Weiterentwicklung von Schleiermachers Dialogtheorie kehrte sich schließlich gegen ihn selbst: Ihm wurde vorgeworfen, aus den Dialogen zu Unrecht eine systematische Philosophie herausgelesen zu haben.<ref>Zur Nachwirkung von Schleiermachers Sichtweise siehe Gyburg Radke: ''Das Lächeln des Parmenides'', Berlin 2006, S. 1–62. Eine Zusammenfassung der Kernpunkte der modernen Dialogtheorie gibt Thomas Alexander Szlezák: ''Platon und die Schriftlichkeit der Philosophie'', Berlin 1985, S. 332–336 (und Kritik daran S. 337–375).</ref>
 
Einen Widerspruch zwischen Platons prinzipieller Schriftkritik und der Annahme, er habe seine gesamte Philosophie schriftlich der Öffentlichkeit mitgeteilt, sehen die Befürworter der antisystematischen Interpretation nicht. Sie meinen, die Schriftkritik beziehe sich nur auf Lehrschriften. Da die Dialoge keine Lehrschriften sind, sondern den Stoff in der Gestalt fiktiver Gespräche darbieten, seien sie nicht von der Schriftkritik betroffen.<ref>Franco Ferrari: ''Les doctrines non écrites''. In: Richard Goulet (Hrsg.): ''Dictionnaire des philosophes antiques'', Band 5, Teil 1 (= V a), Paris 2012, S. 648–661, hier: 658. Vgl. Hans Joachim Krämer: ''Retraktationen zum Problem des esoterischen Platon''. In: ''Museum Helveticum'' 21, 1964, S. 137–167, hier: 148f.; Thomas Alexander Szlezák: ''Platon und die Schriftlichkeit der Philosophie'', Berlin 1985, S. 342–347, 376–400; Konrad Gaiser: ''Schriftlichkeit und Mündlichkeit''. In: Konrad Gaiser: ''Gesammelte Schriften'', Sankt Augustin 2004, S. 29–41, hier: 31–39.</ref>
 
'''Die Entstehung und Verbreitung des Tübinger Paradigmas'''
 
Bis in die fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts stand die Frage, ob man aus den Quellenzeugnissen auf die tatsächliche Existenz einer ungeschriebenen Lehre schließen darf, im Mittelpunkt der Diskussion. Seit die Tübinger Schule ihr neues Paradigma vorgetragen hat, dreht sich die lebhafte und kontroverse Debatte überdies um die Tübinger Hypothese, wonach die ungeschriebene Lehre in ihren Grundzügen rekonstruierbar ist und die Rekonstruktion den Kern von Platons Philosophie erschließt.
 
Das Tübinger Paradigma wurde erstmals von Hans Joachim Krämer formuliert und eingehend begründet. Er veröffentlichte seine Ergebnisse 1959 in einer umgearbeiteten Fassung seiner von [[Wolfgang Schadewaldt]] betreuten Dissertation von 1957.<ref>Hans Joachim Krämer: ''Arete bei Platon und Aristoteles'', Heidelberg 1959, S. 380–486.</ref> 1963 habilitierte sich Konrad Gaiser, der ebenso wie Krämer ein Schüler Schadewaldts war, in Tübingen mit einer umfangreichen Monographie über die ungeschriebene Lehre.<ref>Konrad Gaiser: ''Platons ungeschriebene Lehre'', Stuttgart 1963, 2. Auflage mit neuem Nachwort Stuttgart 1968.</ref> In der Folgezeit erläuterten und verteidigten die beiden Tübinger Gelehrten das Paradigma in einer Reihe von Publikationen.<ref>Die wichtigsten einschlägigen Arbeiten Krämers sind aufgelistet bei Jens Halfwassen: ''Monismus und Dualismus in Platons Prinzipienlehre''. In: ''Bochumer philosophisches Jahrbuch für Antike und Mittelalter'' 2, 1997, S. 1–21, hier: S. 1f. Anm. 1. Mehrere Aufsätze Gaisers sind zusammengestellt in dem Band Konrad Gaiser: ''Gesammelte Schriften'', Sankt Augustin 2004.</ref>
 
[[Datei:Szlezák.jpg|miniatur|hochkant|Thomas A. Szlezák, ein profilierter Vertreter der Tübinger Schule]]
Weitere namhafte Vertreter des Paradigmas sind [[Thomas Alexander Szlezák]], der von 1990 bis 2006 ebenfalls in Tübingen lehrte und sich insbesondere mit der Schriftkritik und den Aussparungsstellen befasst hat,<ref>Thomas Alexander Szlezák: ''Platon und die Schriftlichkeit der Philosophie'', Berlin 1985, S. 327–410; Thomas Alexander Szlezák: ''Zur üblichen Abneigung gegen die agrapha dogmata''. In: ''Méthexis'' 6, 1993, S. 155–174; Thomas Alexander Szlezák: ''Die Idee des Guten in Platons Politeia'', Sankt Augustin 2003, S. 5–14, 133–146; Thomas Alexander Szlezák: ''Platon lesen'', Stuttgart-Bad Cannstatt 1993, S. 27–30, 42–48, 56–105, 148–155.</ref> der Heidelberger Philosophiehistoriker [[Jens Halfwassen]], der vor allem die Geschichte der Prinzipienlehre vom 4. Jahrhundert v. Chr. bis zum Neuplatonismus erforscht hat, und [[Vittorio Hösle]].<ref>Vittorio Hösle: ''Wahrheit und Geschichte'', Stuttgart-Bad Cannstatt 1984, S. 374–392.</ref> Zustimmung zum Tübinger Platonbild kam etwa von [[Michael Erler]],<ref>Michael Erler: ''Platon'', München 2006, S. 162–171.</ref> Jürgen Wippern,<ref>Jürgen Wippern: ''Einleitung''. In: Jürgen Wippern (Hrsg.): ''Das Problem der ungeschriebenen Lehre Platons'', Darmstadt 1972, S. VII–XLVIII.</ref> [[Karl Albert (Philosoph)|Karl Albert]],<ref>Karl Albert: ''Platon und die Philosophie des Altertums'', Teil 1, Dettelbach 1998, S. 380–398.</ref> [[Heinz Happ]],<ref>Heinz Happ: ''Hyle'', Berlin 1971, S. 85–94, 136–143.</ref> [[Willy Theiler]],<ref>Willy Theiler: ''Untersuchungen zur antiken Literatur'', Berlin 1970, S. 460–483, hier: 462f.</ref> [[Klaus Oehler]],<ref>Klaus Oehler: ''Die neue Situation der Platonforschung''. In: Thomas Alexander Szlezák (Hrsg.): ''Platonisches Philosophieren'', Hildesheim 2001, S. 31–46; Klaus Oehler: ''Der entmythologisierte Platon''. In: ''[[Zeitschrift für philosophische Forschung]]'' 19, 1965, S. 393–420.</ref> [[Hermann Steinthal]],<ref>Hermann Steinthal: ''Ungeschriebene Lehre''. In: [[Christian Schäfer (Philosoph)|Christian Schäfer]] (Hrsg.): ''Platon-Lexikon'', Darmstadt 2007, S. 291–296. Steinthal hält es aber nicht für wahrscheinlich, dass man den Inhalt der ungeschriebenen Lehre „in feststehenden Lehrsätzen mit mehr oder weniger dürren Worten wiedergeben kann“; sie sei nichts Endgültiges gewesen, sondern habe Unfertigkeiten enthalten; siehe Hermann Steinthal: ''Zur Form der mündlich-persönlichen Lehre Platons''. In: ''Grazer Beiträge'' 23, 2000, S. 59–70, hier: 68f. Vgl. Hermann Steinthal: ''Sieben Erwägungen zur Ungeschriebenen Lehre Platons''. In: ''[[Gymnasium (Zeitschrift)|Gymnasium]]'' 111, 2004, S. 359–379.</ref> [[John Niemeyer Findlay]],<ref>John N. Findlay: ''Plato. The Written and Unwritten Doctrines'', London 1974, S. 6f., 19–23, 80, 350f., 455–473.</ref> Marie-Dominique Richard,<ref>Marie-Dominique Richard: ''L’enseignement oral de Platon'', 2. Auflage, Paris 2005, S. 235–242.</ref> [[Herwig Görgemanns]],<ref>Herwig Görgemanns: ''Platon'', Heidelberg 1994, S. 113–119.</ref> [[Walter Eder]],<ref>Walter Eder: ''Die ungeschriebene Lehre Platons: Zur Datierung des platonischen Vortrags „Über das Gute“''. In: Hansjörg Kalcyk u.a. (Hrsg.): ''Studien zur Alten Geschichte'', Bd. 1, Rom 1986, S. 207–235, hier: 209.</ref> [[Josef Seifert]],<ref>Siehe Seiferts Nachwort in Giovanni Reale: ''Zu einer neuen Interpretation Platons'', 2. Auflage, Paderborn 2000, S. 541–558, hier: 558.</ref> Joachim Söder,<ref>Joachim Söder: ''Zu Platons Werken''. In: [[Christoph Horn]] u. a. (Hrsg.): ''Platon-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung'', Stuttgart 2009, S. 19–59, hier: 29f.</ref> [[Carl Friedrich von Weizsäcker]],<ref>Carl Friedrich von Weizsäcker: ''Der Garten des Menschlichen'', 2. Auflage, München 1977, S. 337; Carl Friedrich von Weizsäcker: ''Platon. Ein Versuch''. In: [[Enno Rudolph]] (Hrsg.): ''Polis und Kosmos. Naturphilosophie und politische Philosophie bei Platon'', Darmstadt 1996, S. 123–143, hier: 123f., 127f.</ref> Detlef Thiel<ref>Detlef Thiel: ''Die Philosophie des Xenokrates im Kontext der Alten Akademie'', München 2006, S. 137–225.</ref> und – mit einem neuen, weitergehenden Ansatz – Christina Schefer,<ref>Christina Schefer: ''Platons unsagbare Erfahrung'', Basel 2001, S. 2–4, 10–14, 225.</ref> mit Vorbehalt auch von Cornelia J. de Vogel,<ref>Cornelia J. de Vogel: ''Rethinking Plato and Platonism'', Leiden 1986, S. 190–206.</ref> Rafael Ferber,<ref>Rafael Ferber: ''Warum hat Platon die „ungeschriebene Lehre“ nicht geschrieben?'', 2. Auflage, München 2007 (mit Forschungsbericht S. 80–84).</ref> [[John M. Dillon]],<ref>John M. Dillon: ''The Heirs of Plato'', Oxford 2003, S. VII, 1, 16–22.</ref> Jürgen Villers,<ref>Jürgen Villers: ''Das Paradigma des Alphabets. Platon und die Schriftbedingtheit der Philosophie'', Würzburg 2005, S. 215–250. Villers sieht in der Prinzipienlehre eine mit innerer Widersprüchlichkeit behaftete und daher nicht systematisierbare Arbeitshypothese Platons.</ref> Christopher Gill,<ref>Christopher Gill: ''Platonic Dialectic and the Truth-Status of the Unwritten Doctrines''. In: ''Méthexis'' 6, 1993, S. 55–72.</ref> Enrico Berti<ref>Enrico Berti: ''Über das Verhältnis von literarischem Werk und ungeschriebener Lehre bei Platon in der Sicht der neueren Forschung''. In: Jürgen Wippern (Hrsg.): ''Das Problem der ungeschriebenen Lehre Platons'', Darmstadt 1972, S. 88–94; Enrico Berti: ''Eine neue Rekonstruktion der ungeschriebenen Lehre Platons''. In: Jürgen Wippern (Hrsg.): ''Das Problem der ungeschriebenen Lehre Platons'', Darmstadt 1972, S. 240–258; Enrico Berti: ''Nuovi studi aristotelici'', Bd. 2: ''Fisica, antropologia e metafisica'', Brescia 2005, S. 539–551.</ref> und [[Hans-Georg Gadamer]].<ref>Hans-Georg Gadamer: ''Dialektik und Sophistik im siebenten platonischen Brief''. In: Hans-Georg Gadamer: ''Gesammelte Werke'', Band 6: ''Griechische Philosophie II'', Tübingen 1985, S. 90–115, hier: 111–113; Hans-Georg Gadamer: ''Platos ungeschriebene Dialektik''. In: Hans-Georg Gadamer: ''Gesammelte Werke'', Band 6: ''Griechische Philosophie II'', Tübingen 1985, S. 11–13, 28. Vgl. Giuseppe Girgenti (Hrsg.): ''Platone tra oralità e scrittura. Un dialogo di Hans-Georg Gadamer con la Scuola di Tubinga e Milano e altri studiosi (Tubinga, 3 settembre 1996)'', Milano 2001, S. 9–15.</ref> Da der Mailänder Philosophiehistoriker Giovanni Reale in einer eingehenden Untersuchung das Tübinger Paradigma weiterentwickelt hat, spricht man heute auch von einer „Tübinger und Mailänder Schule“.<ref>Rafael Ferber: ''Warum hat Platon die „ungeschriebene Lehre“ nicht geschrieben?'', 2. Auflage, München 2007, S. 81; Michael Erler: ''Platon'' (= Hellmut Flashar (Hrsg.): ''Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike'', Band 2/2), Basel 2007, S. 409. Giovanni Reales einschlägiges Hauptwerk ''Per una nuova interpretazione di Platone'' liegt auch in deutscher Sprache vor: ''Zu einer neuen Interpretation Platons. Eine Auslegung der Metaphysik der großen Dialoge im Lichte der „ungeschriebenen Lehren“'', 2. Auflage, Paderborn 2000.</ref> In Italien haben sich auch Maurizio Migliori<ref>Maurizio Migliori: ''Dialettica e Verità'', Milano 1990, S. 69–90. Vgl. Giovanni Reale (Hrsg.): ''Autotestimonianze e rimandi dei dialoghi di Platone alle „dottrine non scritte“'', Milano 2008, S. 252–254.</ref> und Giancarlo Movia<ref>Giancarlo Movia: ''Apparenze, essere e verità'', Milano 1991, S. 43, 60f.</ref> für die Authentizität der ungeschriebenen Lehre ausgesprochen. Nachdrücklich tritt Reales Schülerin Patrizia Bonagura für das Tübinger Paradigma ein.<ref>Patrizia Bonagura: ''Exterioridad e interioridad. La tensión filosófico-educativa de algunas páginas platónicas'', Pamplona 1991, S. 33–54.</ref>
 
'''Die Kritik am Tübinger Paradigma'''
 
Unterschiedliche skeptische Gegenpositionen haben besonders im englischsprachigen, aber auch im deutschsprachigen Raum Resonanz gefunden.<ref>Einige dieser Positionen sind zusammenfassend dargestellt bei Marie-Dominique Richard: ''L’enseignement oral de Platon'', 2. Auflage, Paris 2005, S. 30–35. Zu den englischsprachigen „Antiesoterikern“ siehe Thomas Alexander Szlezák: ''Schleiermachers „Einleitung“ zur Platon-Übersetzung von 1804''. In: ''Antike und Abendland'' 43, 1997, S. 46–62, hier: 61f.</ref> In den USA haben [[Gregory Vlastos]] und Reginald E. Allen gegen die Tübinger Platondeutung Stellung genommen,<ref>Gregory Vlastos: ''Platonic Studies'', 2. Auflage, Princeton 1981, S. 379–403; Reginald E. Allen: ''Plato’s Parmenides'', Oxford 1983, S. 272.</ref> in Italien Franco Trabattoni<ref>Franco Trabattoni: ''Scrivere nell’anima'', Firenze 1994.</ref> und Francesco Fronterotta.<ref>Francesco Fronterotta: ''Une énigme platonicienne: La question des doctrines non-écrites''. In: ''Revue de philosophie ancienne'' 11, 1993, S. 115–157.</ref> In Frankreich hat dem Tübinger Paradigma Luc Brisson<ref>Luc Brisson: ''Premises, Consequences, and Legacy of an Esotericist Interpretation of Plato''. In: ''Ancient Philosophy'' 15, 1995, S. 117–134; Luc Brisson: ''Lectures de Platon'', Paris 2000, S. 43–110.</ref> widersprochen, in Schweden Eugène Napoléon Tigerstedt.<ref>Eugène Napoléon Tigerstedt: ''Interpreting Plato'', Stockholm 1977, S. 63–91. Eine Gegenargumentation bietet Hans Krämer: ''Neues zum Streit um Platons Prinzipientheorie''. In: ''Philosophische Rundschau'' 27, 1980, S. 1–38, hier: 14–22.</ref>  Zu den deutschsprachigen Kritikern zählen [[Theodor Ebert (Philosoph)|Theodor Ebert]],<ref>Theodor Ebert: ''Meinung und Wissen in der Philosophie Platons'', Berlin 1974, S. 2–4.</ref> [[Ernst Heitsch]],<ref>Ernst Heitsch: ''ΤΙΜΙΩΤΕΡΑ''. In: Ernst Heitsch: ''Gesammelte Schriften'', Band 3, München 2003, S. 338–347.</ref> Fritz-Peter Hager<ref>Fritz-Peter Hager: ''Zur philosophischen Problematik der sogenannten ungeschriebenen Lehre Platos''. In: ''Studia philosophica'' 24, 1964, S. 90–117. Hager hält die Prinzipienlehre für unvereinbar mit Platons in den Dialogen dargestellter Philosophie. Eine Gegenargumentation bietet Hans Joachim Krämer: ''Die grundsätzlichen Fragen der indirekten Platonüberlieferung''. In: Hans-Georg Gadamer, Wolfgang Schadewaldt (Hrsg.): ''Idee und Zahl'', Heidelberg 1968, S. 107f. Anm. 9.</ref> und [[Günther Patzig]].<ref>Günther Patzig: ''Platons politische Ethik''. In: Günther Patzig: ''Gesammelte Schriften'', Band 3, Göttingen 1996, S. 32–54, hier: S. 36 Anm. 3. Vgl. die Kritik von Hans Krämer: ''Kritische Bemerkungen zu den jüngsten Äußerungen von W. Wieland und G. Patzig über Platons ungeschriebene Lehre''. In: ''Rivista di Filosofia neo-scolastica'' 74, 1982, S. 579–592, hier: 586–592.</ref>
 
Eine radikal skeptische Position lautet, Platon habe mündlich nichts gelehrt, was nicht in den Dialogen steht. Gemäßigte Skeptiker gehen zwar von einer ungeschriebenen Lehre aus, kritisieren aber die Tübinger Rekonstruktion als spekulativ, unzureichend begründet und zu weitreichend.<ref>Dies ist beispielsweise die Meinung von [[Michael Bordt]]; siehe Michael Bordt: ''Platon'', Freiburg 1999, S. 51–53.</ref> Manche Kritiker des Tübinger Paradigmas bestreiten zwar nicht die Authentizität der Prinzipienlehre, sehen aber in ihr einen späten Einfall Platons, den er nicht systematisch ausgearbeitet und nicht in seine frühere Philosophie integriert habe. Sie meinen, es handle sich bei der Prinzipienlehre nicht um den Kern von Platons Philosophie, sondern nur um ein unausgereiftes Konzept aus der Endphase seiner philosophischen Aktivität. Er habe dieses Konzept als Hypothese eingeführt, aber nicht mit der Metaphysik seiner Dialoge zu einem stimmigen Ganzen verbunden. Zu den Vertretern dieser Deutung gehören [[Dorothea Frede]],<ref>Dorothea Frede: ''Platon: Philebos. Übersetzung und Kommentar'', Göttingen 1997, S. 403–417. Sie bestreitet insbesondere, dass Platon die Ableitbarkeit der gesamten Wirklichkeit aus den zwei Urprinzipien behauptete; siehe Dorothea Frede: ''Die wundersame Wandelbarkeit der antiken Philosophie in der Gegenwart''. In: [[Ernst-Richard Schwinge]] (Hrsg.): ''Die Wissenschaften vom Altertum am Ende des 2. Jahrtausends n. Chr.'', Stuttgart 1995, S. 9–40, hier: 28–33.</ref> [[Karl-Heinz Ilting]]<ref>Karl-Heinz Ilting: ''Platons ‚Ungeschriebene Lehren’: der Vortrag ‚über das Gute’''. In: ''Phronesis'' 13, 1968, S. 1–31, hier: 5, 29.</ref> und Holger Thesleff.<ref>Holger Thesleff: ''Platonic Patterns'', Las Vegas 2009, S. 486–488.</ref> Ähnlich urteilen Andreas Graeser, der die ungeschriebene Lehre auf „schulinterne Diskussionsbeiträge“ reduziert,<ref>Andreas Graeser: ''Die Philosophie der Antike 2: Sophistik und Sokratik, Plato und Aristoteles'', 2. Auflage, München 1993, S. 130–132. Kritik an einzelnen Argumenten Krämers übt Graeser in dem seinem Lehrer Harold Cherniss gewidmeten Aufsatz ''Kritische Retraktationen zur esoterischen Platon-Interpretation''. In: ''Archiv für Geschichte der Philosophie'' 56, 1974, S. 71–87.</ref> und [[Jürgen Mittelstraß]], der „ein vorsichtiges Fragen und hypothetische Beantwortungsvorschläge“ Platons annimmt.<ref>Jürgen Mittelstraß: ''Ontologia more geometrico demonstrata''. In: ''Philosophische Rundschau'' 14, 1967, S. 27–40, hier: 39.</ref> Rafael Ferber meint, Platon habe die Prinzipienlehre unter anderem auch deswegen nicht schriftlich fixiert, weil er sie nicht als Wissen, sondern als bloße Meinung betrachtet habe.<ref>Rafael Ferber: ''Warum hat Platon die „ungeschriebene Lehre“ nicht geschrieben?'', 2. Auflage, München 2007, S. 19–27, 92–94. Vgl. Thomas Alexander Szlezák: ''Die Idee des Guten in Platons Politeia'', Sankt Augustin 2003, S. 135–146.</ref> [[Margherita Isnardi Parente]] bestreitet nicht die Möglichkeit einer ungeschriebenen Lehre, schätzt aber die Überlieferung als unzuverlässig ein und hält das Tübinger Paradigma für unvereinbar mit der Philosophie der Dialoge, in denen die authentische Auffassung Platons zu finden sei. Die Darstellung des Aristoteles beziehe sich auf eine nicht von Platon selbst, sondern von Akademieangehörigen stammende Systematisierung platonischen Gedankenguts.<ref>Margherita Isnardi Parente: ''Il problema della „dottrina non scritta“ di Platone''. In: ''La Parola del Passato'' 41, 1986, S. 5–30; Margherita Isnardi Parente: ''Platone e il problema degli ágrapha''. In: ''Méthexis'' 6, 1993, S. 73–93; Margherita Isnardi Parente: ''L’eredità di Platone nell’accademia antica'', Milano 1989, S. 31–48. Kritisch äußert sich zu Isnardi Parentes Position Hans Krämer: ''Neues zum Streit um Platons Prinzipientheorie''. In: ''Philosophische Rundschau'' 27, 1980, S. 1–38, hier: 4–6.</ref> Auch Franco Ferrari führt die Systematisierung nicht auf Platon zurück.<ref>Franco Ferrari: ''Les doctrines non écrites''. In: Richard Goulet (Hrsg.): ''Dictionnaire des philosophes antiques'', Band 5, Teil 1 (= V a), Paris 2012, S. 648–661, hier: 660.</ref> [[Wolfgang Kullmann]] lehnt die Authentizität der Zweiprinzipienlehre nicht ab, sieht aber einen fundamentalen Widerspruch zwischen ihr und der Philosophie Platons in den Dialogen.<ref>Wolfgang Kullmann: ''Platons Schriftkritik''. In: ''Hermes'' 119, 1991, S. 1–21, hier: 19–21.</ref> [[Wolfgang Wieland (Philosoph)|Wolfgang Wieland]] geht von der Rekonstruierbarkeit der ungeschriebenen Lehre aus, stuft ihre philosophische Relevanz aber sehr niedrig ein und meint, es könne sich nicht um den Kern von Platons Lehre handeln.<ref>Wolfgang Wieland: ''Platon und die Formen des Wissens'', 2. Auflage, Göttingen 1999, S. 40–50, 328–330, 340. Ähnlich beurteilen die philosophische Relevanz Jürgen Mittelstraß: ''Platon''. In: Otfried Höffe (Hrsg.): ''Klassiker der Philosophie'', Bd. 1, München 1981, S. 38–62, hier: 59f. und Philip Merlan: ''Bemerkungen zum neuen Platobild''. In: ''Archiv für Geschichte der Philosophie'' 51, 1969, S. 111–126, hier: 123–126. Kritik an Wielands Auffassung übt aus der Sicht der „Tübinger“ Hans Krämer: ''Kritische Bemerkungen zu den jüngsten Äußerungen von W. Wieland und G. Patzig über Platons ungeschriebene Lehre''. In: ''Rivista di Filosofia neo-scolastica'' 74, 1982, S. 579–592, hier: 579–585.</ref> [[Franz von Kutschera]] hält die Existenz einer ungeschriebenen Prinzipientheorie Platons für kaum ernstlich bestreitbar, meint aber, die indirekte Überlieferung bewege sich philosophisch auf so niedrigem Niveau, dass ein sinnvoller Rekonstruktionsversuch von den Dialogen ausgehen müsse.<ref>Franz von Kutschera: ''Platons Philosophie'', Band 3, Paderborn 2002, S. 149–171, 202–206.</ref> Domenico Pesce bejaht die Existenz einer ungeschriebenen Lehre, deren Gegenstand das Gute gewesen sei, verwirft aber deren Rekonstruktion durch die Tübinger Schule und insbesondere die Annahme, dass Platon die Wirklichkeit für bipolar gehalten habe.<ref>Domenico Pesce: ''Il Platone di Tubinga'', Brescia 1990, S. 20, 46–49.</ref>         
 
Eine auffällige Begleiterscheinung der teils mit großer Schärfe geführten Auseinandersetzungen um das Tübinger Paradigma ist, dass Vertreter beider Seiten der jeweiligen Gegenseite eine weltanschauliche Voreingenommenheit unterstellt haben.<ref>Solche Vorwürfe sind vor allem von den „Tübingern“ erhoben worden; zu ihrer Sichtweise siehe Thomas Alexander Szlezák: ''Zur üblichen Abneigung gegen die agrapha dogmata''. In: ''Méthexis'' 6, 1993, S. 155–174; Thomas Alexander Szlezák: ''Methodische Bemerkungen zur Diskussion um die mündliche Philosophie Platons''. In: ''Philotheos'' 5, 2005, S. 174–190; Hans Krämer: ''Altes und neues Platonbild''. In: ''Méthexis'' 6, 1993, S. 95–114, hier: 112–114. Weltanschauliche Befangenheit der „Tübinger“ vermutet Francesco Fronterotta: ''Une énigme platonicienne: La question des doctrines non-écrites''. In: ''Revue de philosophie ancienne'' 11, 1993, S. 115–157, hier: 156f.</ref> Zu diesem Aspekt der Debatte bemerkt Konrad Gaiser: „In diesem Streit spielen, wohl auf beiden Seiten, eigene, moderne Vorstellungen von dem, was vorbildliche Philosophie ist, unbewusst mit; und deswegen ist auf eine Einigung in diesem Streit kaum zu hoffen.“<ref>Konrad Gaiser: ''Prinzipientheorie bei Platon''. In: Konrad Gaiser: ''Gesammelte Schriften'', Sankt Augustin 2004, S. 295–315, hier: 299.</ref>
 
== Quellen ==
 
* Margherita Isnardi Parente (Hrsg.): ''Testimonia Platonica'' (= ''Atti della Accademia Nazionale dei Lincei, Classe di scienze morali, storiche e filologiche, Memorie'', Reihe 9, Band 8 Heft 4 und Band 10 Heft 1). Rom 1997–1998 (kritische Ausgabe mit italienischer Übersetzung und Kommentar)
** Heft 1: ''Le testimonianze di Aristotele'', 1997
** Heft 2: ''Testimonianze di età ellenistica e di età imperiale'', 1998
* Giovanni Reale (Hrsg.): ''Autotestimonianze e rimandi dei dialoghi di Platone alle „dottrine non scritte“''. Bompiani, Milano 2008, ISBN 978-88-452-6027-8 (Zusammenstellung einschlägiger Texte Platons mit italienischer Übersetzung und ausführlicher Einleitung, in der Reale auch auf Kritik an seiner Position eingeht)


== Literatur ==
== Literatur ==
'''Übersichtsdarstellungen'''
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* Jochen Gartz (Hrsg.): ''Halluzinogene in historischen Schriften. Eine Anthologie von 1913–1968''. Nachtschatten-Verlag, Solothurn 1999, ISBN 3-907080-48-3.
* Franco Ferrari: ''Les doctrines non écrites''. In: Richard Goulet (Hrsg.): ''Dictionnaire des philosophes antiques'', Band 5, Teil 1 (= V a), CNRS Éditions, Paris 2012, ISBN 978-2-271-07335-8, S. 648–661 
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'''Untersuchungen'''
* R. R. Griffiths, W. A. Richards, U. McCann, R. Jesse: ''[http://csp.org/psilocybin/Hopkins-CSP-Psilocybin2008.pdf Mystical-type experiences occasioned by psilocybin mediate the attribution of personal meaning and spiritual significance 14 months later]'' (PDF; 628&nbsp;kB). In: ''Journal of Psychopharmacology'' 2008, S.&nbsp;621–632.
* [[Wikipedia:Rafael Ferber|Rafael Ferber]]: ''Warum hat Platon die „ungeschriebene Lehre“ nicht geschrieben?'' 2. Auflage, Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-55824-5
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* Hans Joachim Krämer: ''Platone e i fondamenti della metafisica. Saggio sulla teoria dei principi e sulle dottrine non scritte di Platone''. 6. Auflage, Vita e Pensiero, Milano 2001, ISBN 88-343-0731-3 (besser verwendbar als die sehr mangelhafte englische Übersetzung: ''Plato and the Foundations of Metaphysics. A Work on the Theory of the Principles and Unwritten Doctrines of Plato with a Collection of the Fundamental Documents''. State University of New York Press, Albany 1990, ISBN 0-7914-0434-X)
* Christian Rätsch, Roger Liggenstorfer (Hrsg.): ''Maria Sabina. Die Botin der heiligen Pilze. Vom traditionellen Schamanentum zur weltweiten Pilzkultur.'' Lizenzausgabe. AT-Verlag, Aarau 1998, ISBN 3-85502-627-0.
* Giovanni Reale: ''Zu einer neuen Interpretation Platons. Eine Auslegung der Metaphysik der großen Dialoge im Lichte der „ungeschriebenen Lehren“''. 2., erweiterte Auflage, Schöningh, Paderborn 2000, ISBN 3-506-77052-7 (allgemeinverständliche Darstellung, daher als Einführung geeignet)
* M. Sercl, J. Lovarik, O. Jaros: ''[http://www.erowid.org/references/refs_view.php?ID=2634&S=psilocybin&SField=All Klinische Erfahrungen mit Psilocybin].'' In: ''Psychiatria et Neurologia.'' 1961.
* Marie-Dominique Richard: ''L’enseignement oral de Platon. Une nouvelle interprétation du platonisme''. 2., überarbeitete Auflage, Les Éditions du Cerf, Paris 2005, ISBN 2-204-07999-5 (enthält S. 243–381 eine Zusammenstellung der Quellentexte ohne kritischen Apparat mit französischer Übersetzung)
* Paul Stamets: ''Psilocybinpilze der Welt. Ein praktischer Führer zur sicheren Bestimmung.'' Mit einem Vorwort von Andrew Weil. AT-Verlag, Aarau 1999, ISBN 3-85502-607-6.
*  R. Verres (Hrsg., 2008): ''Therapie mit psychoaktiven Substanzen. Praxis und Kritik der Psychotherapie mit LSD, Psilocybin und MDMA.'' Huber, Bern, ISBN 3-456-84606-1.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.emcdda.europa.eu/publications/drug-profiles/mushrooms/de Halluzinogene Pilze], Informationen der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht.
* [http://www.erowid.org/plants/mushrooms/ Psilocybin Mushrooms], Erowid.


* [http://www.nd.edu/~plato/plato2issue/Szlezak.htm Vortrag] von Thomas Alexander Szlezák: ''Friedrich Schleiermacher und das Platonbild des 19. und 20. Jahrhunderts''
== Einzelnachweise ==
<references />


== Anmerkungen ==
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<references />


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Aktuelle Version vom 12. Mai 2018, 01:55 Uhr

Frische Spitzkegelige Kahlköpfe
Getrocknete Spitzkegelige Kahlköpfe
Im Haus aufgezogene Psilocybe cubensis
Psilocybe cubensis, getrocknet

Psilocybinhaltige Pilze, auch als Zauberpilze, magic mushrooms oder halluzinogene Pilze bezeichnet, sind psychoaktive Pilze. Die in ihnen enthaltenen Stoffe Psilocybin und Psilocin wirken als Psychedelika. Psilocybinhaltige Pilze sind weltweit verbreitet, die meisten finden sich in der Gattung der Kahlköpfe. Insgesamt sind über 180 Arten bekannt.[1] Besonders verbreitet in Mitteleuropa ist der Spitzkegelige Kahlkopf (Psilocybe semilanceata), der häufig auf natürlich gedüngten Weiden anzutreffen ist. Zum Kauf (legal oder illegal) werden oft Kubanische Kahlköpfe (Psilocybe cubensis) angeboten.

Bezeichnungen

Es gibt von Kultur zu Kultur unterschiedliche Bezeichnungen für psilocybinhaltige Pilze, wie z. B. Fleisch der Götter in Teilen Amerikas, oder Narrische Schwammerl in Österreich. Andere Bezeichnungen bringen eher die Wirkart zum Ausdruck, wie halluzinogene oder psychoaktive Pilze. Westliche Konsumenten verwenden auch Begriffe wie Zauberpilze, magic mushrooms, Psilos, Shrooms, Paddo etc.

Geschichte

Es wird angenommen, dass psilocybinhaltige und andere psychoaktive Pilze in vielen Kulturen bekannt waren und vor allem für religiöse Zwecke genutzt wurden. Erste Funde, die auf einen Gebrauch schließen lassen, datieren auf 1000 bis 500 v. Chr., weitere Belege für einen Gebrauch finden sich in den folgenden Jahrhunderten aus unterschiedlichen Kulturen, vereinzelt bis in die Gegenwart. Der traditionelle religiöse Gebrauch wird im Artikel Psychoaktive Pilze, Abschnitt Anwendung als Entheogene genauer dargestellt.

Mittel- und Südamerika

Pilzsteine, etwa 30 cm

Am bekanntesten ist die schamanische Nutzung psychoaktiver Pilze in Lateinamerika. Dort finden sich sogenannte Pilzsteine, die auf 1000–500 v. Chr. datiert werden. Das erste schriftliche Zeugnis einer Nutzung halluzinogener Pilze in westlichen Aufzeichnungen stellt das Buch Historia general de las cosas de Nueva España von Bernardino de Sahagún aus dem 16. Jahrhundert dar. Darin wird an mehreren Stellen der Gebrauch und die Wirkung des von den Azteken so bezeichneten „Teonanacatl“[2] (meist übersetzt als Fleisch Gottes/der Götter, heilige oder göttliche Pilze) dargestellt. So beschreibt er etwa eine Feier von Geschäftsleuten:

„Bei der festlichen Zusammenkunft […] aßen sie Pilze. Sie nahmen keine andere Nahrung ein; sie tranken die ganze Nacht nur Schokolade. Sie aßen die Pilze zusammen mit Honig. Als die Pilze zu wirken begannen, wurde getanzt und geweint […] Einige sahen in ihren Visionen, wie sie im Krieg starben […]‚ einige, wie sie wohlhabend wurden und Sklaven kaufen konnten […]‚ einige, wie sie Ehebruch begingen und wie sie dann gesteinigt und ihre Schädel eingeschlagen wurden […]‚ einige, wie sie im Wasser ertranken […]‚ einige, wie sie im Tod die Ruhe fanden […] Alle diese Dinge sahen sie. Als die Wirkung der Pilze nachließ, saßen sie zusammen und erzählten einander, was sie in ihren Visionen gesehen hatten.“

In späteren Aufzeichnungen der Kolonialisten über die indigenen Völker wird der Gebrauch von Pilzen seltener erwähnt. In den Augen der christlichen Missionare waren die Rituale heidnisch und daher zu bekämpfen. Insbesondere die Annahme der Indios, dass durch bestimmte Pflanzen oder hier Pilze Gott direkt zu ihnen spreche, stand im Gegensatz zur christlichen Heilslehre, in der die Kirche das Wort Gottes verkündet. Für die christlichen Missionare sprach der Teufel aus den Pilzen. Aufgrund dessen wurden die Rituale immer mehr zu Geheimkulten, weshalb sie wohl auch erst zu Mitte des 20. Jahrhunderts im Westen wiederentdeckt wurden. Die in Mittelamerika vorkommenden Arten werden zum Teil noch immer in schamanistischen Ritualen verwendet. Sie dienen oder dienten der Kontaktaufnahme mit Ahnen oder Göttern, wurden in Heilritualen eingesetzt, und auch zu rituell-feierlichen Anlässen genutzt.[3]

Entdeckung und Erforschung im Westen

Die Existenz psychoaktiver Pilze, wie sie in frühen Zeugnissen aus Mittelamerika beschrieben wurden, wurde von vielen für unwahrscheinlich oder einen Mythos gehalten. 1915 kam beispielsweise der Ethnobotaniker W. Safford nach einigen Studien zum Schluss, dass die Aufzeichnungen früher Kolonialisten ein Irrtum seien. Er nahm an, dass der getrocknete Peyotl-Kaktus versehentlich für einen Pilz gehalten worden war. Dagegen äußerte der aus Österreich stammende mexikanische Arzt Blas Pablo Reko ab den 1920er Jahren immer wieder die Behauptung, dass die Pilze tatsächlich existieren würden, identifizierte diese jedoch als Fliegenpilze. Letztlich gelang es erst R. Gordon Wasson und seiner Frau Valentina mit Hilfe der Schamanin Maria Sabina die Existenz der Pilze zur Mitte des Jahrhunderts zu beweisen. Nach dem Zusammentragen von Hinweisen aus der Literatur kamen sie zu dem Schluss, diese in Mexiko zu suchen. 1953 konnte Wasson ein Pilz-Ritual beobachten, das Elemente christlicher und traditioneller Religion enthielt. 1955 konnte er gemeinsam mit Allen Richardson selbst aktiv an einer Zeremonie teilnehmen und sich so selbst von der Wirkung überzeugen.[4]

1956 unternahm er mit dem französischen Mykologen Roger Heim eine weitere Expedition und Teilnahme an einem Ritual. In Folge wurden von Heim entsprechende Pilze gesammelt, kultiviert und bestimmt. Zwischen 1953 und 1962 unternahm Wasson insgesamt zehn Feldstudien, unter anderem mit Personen wie Gastón Guzmán oder Albert Hofmann. Diesem gelang es schließlich 1958 den Hauptwirkstoff Psilocybin sowie das Psilocin zu isolieren. In den letzten 20 Jahren publizierte J. Gartz die meisten Arbeiten zur Chemie der Pilze in führenden botanischen Zeitschriften. Weitere Publizisten zur Mykologie und Ethnobotanik sind P. Stamets, J. Ott sowie G. Samorini mit einer großen Anzahl Artikeln und mehreren Büchern.

Pilzkultur im Westen

Breite Bekanntheit erlangten psychoaktive Pilze durch einen 1957 von Gordon Wasson verfassten Life-Artikel, in dem er seine Erkenntnisse darlegte.[5] Ähnlich wie LSD wurden die Pilze innerhalb von alternativen Gesellschaftsgruppen konsumiert, wie auch teilweise in Künstler- und Intellektuellenkreisen (siehe auch psychedelische Kunst). Sie erlangten jedoch nie die Bedeutung von LSD.

Ab den 1990er Jahren verstärkte sich das Interesse an psychoaktiven Pilzen wieder. Dies wurde zurückgeführt auf den entstandenen kommerziellen Vertrieb in Smartshops und ebenso in Verbindung gebracht mit einem zunehmenden Trend „Zurück zur Natur“ sowie vollkommen veränderten Vertriebs- und Informationsmöglichkeiten durch das Internet.[5] Die Smartshops agierten in unklaren gesetzlichen Bereichen bzw. vom Gesetzgeber offengelassenen oder geduldeten Lücken. In Smartshops wurden nicht nur fertige Pilze verkauft, sondern auch Material zum Eigenanbau. Es wurde auf die seit den 1960er Jahren entwickelten Techniken zur Kultivierung von Pilzen unter einfachen Bedingungen zurückgegriffen, die wesentlich durch Experimente mit psychoaktiven Pilzen vorangetrieben wurden. So waren Pilze nicht nur in vielen Gegenden sammelbar, sondern ebenso legal oder illegal käuflich erhältlich, genauso wie die Materialien und das Wissen über ihre Aufzucht. Während der Verkauf in den Niederlanden de facto legalisiert wurde, begann ab den 2000er Jahren ein Trend zu einer Verschärfung der gesetzlichen Lage in einigen Ländern Europas, was schließlich auch wieder zu einer Verschärfung der niederländischen Gesetze führte.[6] Es finden sich trotzdem weiterhin im EU-Raum legale oder halblegale Angebote, was den Pilzen eine Sonderstellung ähnlich dem Cannabis einräumt, wenn auch meist restriktiver. Ähnlich dem Cannabis gibt es im Internet auch Interessengruppen, meistens in Form von Informationsforen, worauf auch die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht zum Informationsgewinn zurückgreift.[7]

Der Konsum von Pilzen blieb immer ein gesellschaftliches Randphänomen, wie auch die Einnahmen bei den meisten Konsumenten auf einige Versuche beschränkt bleibt. Die größte Benutzergruppe stellen drogenerfahrene Personen dar.[6] Auch für spirituelle und selbstfindende oder bewusstseinserweiternde Zwecke werden psilocybinhaltige Pilze konsumiert.

Arten und Verbreitung

angenommene Verbreitung Psilocybe cubensis. Anmerkung: Eine Verbreitung des Pilzes ist auch für Südafrika nachgewiesen
angenommene Verbreitung Psilocybe cyanescens

Insgesamt sind weltweit 186 Arten bekannt, davon 116 in der Gattung Psilocybe (Kahlköpfe). Weitere Arten finden sich in den Gattungen Gymnopilus (Flämmlinge) (14), Panaeolus (Düngerlinge) (13), Copelandia (12), Hypholoma, Inocybe, Pluteus (jeweils 6), Conocybe, Paneolina (jeweils 4), Gerronema (2), Agrocybe, Galerina und Mycena (jeweils 1).[8]

Im Spätsommer und Herbst wächst in Deutschland und den Nachbarländern oftmals der Spitzkegelige Kahlkopf auf natürlich gedüngten Weiden. Jedoch breitete sich Psilocybe cyanescens auf Holzresten in den letzten 15 Jahren stark aus und ist lokal in Massen zu finden, wie z. B. in Mitteldeutschland. Ihre starke Blauverfärbung bei Druck und im Alter ist für den Pilz charakteristisch und sonst in Europa nur noch bei den Röhrlingen zu finden, die jedoch nicht psychoaktiv sind. Auch im Grünlichgrauen Dachpilz (Pluteus salicinus) wurden die psychoaktiven Substanzen Psilocybin und Psilocin nachgewiesen.[9] Psilocybe-Pilze können verhältnismäßig leicht mit anderen Arten verwechselt werden, von denen einige tödliche Vergiftungen auslösen können (z. B. Galerina marginata, Galerina autumnalis oder Galerina venenata).

Wirkstoffkonzentration

Der Gehalt an Psilocybin und Psilocin in Pilzen variiert signifikant zwischen unterschiedlichen Spezies und auch innerhalb dieser, über unterschiedliche Variationen bis hin von Pilz zu Pilz. Auch ist der Wirkstoffgehalt innerhalb der Pilze unterschiedlich verteilt. Bei der Spezies Psilocybe samuiensis wurde beispielsweise die höchste Konzentration in der Kappe nachgewiesen.[10] Generell liegt der Gehalt an Psilocybin und Psilocin bei getrockneten Pilzen zwischen 0,1–2 % des Gewichts bzw. bei 0,01–0,2 % bei frischen Pilzen.[11]

Ungefähre Alkaloidkonzentration getrockneter Psilocybinpilze[12]
Name Psilocybin [%] Psilocin [%] Baeocystin [%] Total [%]
Conocybe cyanopus 0,930–0,450[13] 0,70–0,00[13] 0,030–0,100[13] 1,03–0,55
Conocybe smithii n/a n/a 0,40–0,80 0,40–0,80+[13]
Gymnopilus purpuratus 0,34 0,29 0,05 0,68[14]
Gymnopilus validipes 0,12[15] 0,12+

Panaeolus cinctulus
0,150–0,600[13] 0,00[13] 0,001–0,005[13] 0,151–0,605

Psilocybe azurescens
1,78 0,38 0,35 2,51
Psilocybe baeocystis 0,85 0,59 0,10 1,54

Psilocybe bohemica
0,93[14]–1,34 0,11–0,28[14] 0,02[14] 1,06–1,47

Psilocybe cubensis
0,63[14] 0,25[14]–0,60 0,02[14]–0,025 0,90–1,26

Psilocybe cyanescens
0,85 0,36 0,03 1,24
Psilocybe cyanofibrillosa 0,21 0,04 n/a 0,25+
Psilocybe hoogshagenii 0,60 0,10 n/a 0,70+
Psilocybe liniformans 0,16 n/a 0,005 0,17+

Psilocybe semilanceata
0,98 0,02 0,36 1,36
Psilocybe stuntzii 0,36 0,12 0,02 0,5

Psilocybe tampanensis
0,68 0,32 n/a 1,00+
Psilocybe weilii 0,61 0,27 0,05 0,93

Wirkung

Strukturformel des Psilocybins
Strukturformel des Psilocins

Die Wirkung der Pilze ähnelt jener von LSD, ist aber von kürzerer Dauer. Generell ist eine Veränderung der Wahrnehmung und des Bewusstseins zu beobachten. Wie bei vielen psychedelischen Drogen sind die Effekte sehr individuell und können bei unterschiedlichen Konsumenten unterschiedlichste Effekte hervorrufen. Verfassung des Konsumenten, Umgebung (Set und Setting) sowie die Dosis sind von entscheidender Bedeutung.[16][17] Die Wirkung tritt etwa 10 bis 120 Minuten nach der Einnahme auf, erreicht ihren Höhepunkt nach 1,5–3 Stunden und dauert etwa 3–8 Stunden. In seltenen Fällen kann die Wirkung länger andauern. Durch die Veränderung der Zeitwahrnehmung kann sie länger erscheinen.

Pharmakologie

Neben den hauptsächlich wirkenden Tryptaminen Psilocybin und Psilocin enthalten Psilocybin-Pilze oft auch die ähnlich aber schwächer wirkenden Stoffe Baeocystin und Norbaeocystin. Psilocin ist ein Hydrolyse-Produkt des Psilocybins und als solches die eigentlich psychoaktive Form des Psilocybins. Im Körper wird Psilocybin durch Abspaltung einer Phosphatgruppe in Psilocin überführt. Beide Stoffe ähneln dem Neurotransmitter Serotonin. Psilocin ist ein Partialagonist mit hoher Affinität am 5-HT2A-Rezeptor[18] („Serotonin-Rezeptor“) und gehört damit zu den klassischen Halluzinogenen. Es wirkt jedoch nicht wie LSD auf die Dopamin-Rezeptoren.

Wirkstoffklasse

Es gibt keinen Konsens darüber, mit welchem Begriff die Wirkung der Pilze am besten beschrieben werden kann.[19] Allgemein sind die Wirkstoffe der Pilze psychoaktiv bzw. psychotrop, d. h. die Psyche verändernd. Aldous Huxley prägte mit seinem Text The Doors of Perception aus 1954 über seine Versuche mit Meskalin den Begriff Halluzinogen. Dementsprechend werden die Pilze auch oftmals definiert, was jedoch problematisch ist, da äußerst selten echte Halluzinationen auftreten und auch Pseudohalluzinationen und andere Veränderungen im Sehen nur einen Aspekt der Wirkung darstellen, der erst bei moderaten Dosen und in voller Entfaltung erst in hohen Dosen auftritt, während andere Veränderungen des Bewusstseins ausgeklammert werden. Pilze wurden in Anschluss an Humphry Osmond oder auch Timothy Leary als psychedelische Substanzen, d. h. „die Seele hervorbringende“ Stoffe definiert. Eng an diese Vorstellung anknüpfend wird auch von bewusstseinsverändernden Stoffen gesprochen. Sowohl der Begriff Halluzinogen als auch der Begriff Psychedelika wurde von Ethnopharmakologen, unter anderem Gordon Wasson, als entlehnt aus der psychiatrischen Medizin kritisiert. Halluzinationen würden oftmals mit Psychosen in Verbindung gebracht und die Wahl dieses Begriffs bedeute daher eine Verkennung der Wirklichkeit. Um traditionelle Rauschmittel und deren Wirkung zu beschreiben, wählten sie den Begriff „entheogen“, was bedeuten sollte, dass die Stoffe „in einem selbst Gott hervorbringen“ würden. Es wurden bei dieser Definition besonders die oftmals auftretenden Einsichten, Inspirationen, und mystischen oder spirituellen Erlebnisse betont.[20]

Körper

Einige oftmals beobachtete Wirkungen sind gesteigerte Energie und Herzschlag, körperliches Wohlgefühl, erweiterte Pupillen, Entspanntheit, Muskelentspannung, Appetitverlust, Kältegefühl in den Extremitäten, leichter Schwindel; seltener Übelkeit, Schwächegefühl, Schüttelfrost, Muskel-, Bauchschmerzen. Somatische Nebenwirkungen, die gemeinhin von geringer Bedeutung sind, können auch durch das Pilzmaterial selbst, und nicht den Wirkstoff, bedingt sein.[21]

Wahrnehmung

Es finden je nach Dosis im Rahmen einer allgemeinen Veränderung der Wahrnehmung mehr oder minder ausgeprägte Änderungen im Seh-, Hör- und Tastsinn statt.[21] Betreffend des Sehsinns ist eine verstärkte Wahrnehmung von Farben und Kontrasten zu beobachten, sowie eine verstärkte Sehschärfe, und Lichter werden außergewöhnlich hell empfunden. Oberflächen erscheinen als würden sie sich kräuseln, schimmern, oder atmen. Es finden komplexe Visionen von Gegenständen oder Bildern bei geöffneten oder geschlossenen Augen statt. Objekte verziehen, verwandeln sich, oder ändern ihre Farbe. Ein Gefühl des Verschmelzens mit der Umwelt kann eintreten. Geräusche werden klarer gehört, Musik kann an Rhythmus und Tiefe gewinnen. Teilweise wird von Synästhesien berichtet, wie Töne zu sehen, Farben zu schmecken, und ähnliche.

Psyche

Da Psilocybin ähnlich wie LSD wirkt, kann auch für dieses angenommen werden, dass es eine Art Modellpsychose hervorruft. Psychosen, die Wirkung halluzinogener Stoffe und der Traumvorgang werden mit ähnlichen Vorgängen im Gehirn in Zusammenhang gebracht und weisen ähnliche Muster in Verlauf und Wahrnehmung dieser Erlebnisse auf. Es tritt eine veränderte Wahrnehmung und Empfindung der eigenen Person und der Umwelt ein. Die Wirkung ist prinzipiell sehr variabel, sie kann sowohl größte Glücksgefühle als auch schlimmste Ängste hervorrufen. Als positive Effekte werden oftmals beschrieben: Euphorie, Lachdrang, kreativer, philosophischer Gedanken- und Ideenfluss, assoziative Lockerung, verwunderliche Wahrnehmungen, Alltägliches erscheint faszinierend, ein tiefgehendes Verständnis der Dinge, lebensverändernde, oft als spirituell erlebte Erfahrungen. Des Weiteren wurde das paradoxe Gefühl beschrieben, zugleich eine normale und eine stark veränderte Psyche zu besitzen, emotional sensibel zu sein (Entaktogen), eine besondere Verbindung oder Einheit mit anderen Menschen oder der Welt zu empfinden, ein verändertes Zeit- und Raumgefühl zu besitzen. Es können verdrängte, bzw. sich im Unbewussten befindende Gedanken oder Erinnerungen hervortreten. Dies geht oftmals mit kurzfristig als tiefgehend und lebensverändernd empfundenen Erlebnissen oder Einsichten einher. Gleichzeitig besteht gerade durch die Reaktivierung von unterdrückten Erinnerungen oder Empfindungen auch die Gefahr, während der Wirkung ein schmerzhaftes Erlebnis oder Gefühl zu durchleben. Es können angstvoll erlebte Derealisations- und Depersonalisationsprozesse auftreten. Da die Reizverarbeitung beeinflusst ist, kann gerade bei vielen äußeren Reizen eine Reizüberflutung eintreten, die verwirrend oder beängstigend wirkt.[22]

Wirkphasen, Eigen- und Fremdwahrnehmung

In einer frühen Studie (1961) mit Medizinern als Versuchspersonen wurde versucht, die Wirkung in unterschiedliche Phasen zu unterteilen. Dabei wurden sowohl äußerlich beobachtbare Veränderungen als auch subjektive Wahrnehmungen erfasst.[23]

Als erste Phase wurde eine Wendung nach Innen definiert, die etwa 15–25 Minuten nach Einnahme auftrat und nur geringe äußere Anzeichen zeigte. So wurde eine Verringerung der typischen Zuwendungshaltung zu Gesprächspartnern, nämlich sich nach vorne zu lehnen, festgestellt. Es trat eine Verringerung der Mimik und Gestik auf, die Stimme wurde leiser, melodischer, die Stimmhöhe stieg an; ein gehäuftes Seufzen wurde festgestellt. Die Versuchspersonen beschrieben in dieser Phase ein verändertes Körpererleben, das als merkwürdig, fremdartig oder gar beängstigend empfunden wurde.

Als zweite Phase wurde eine Wendung nach Außen definiert, die etwa 30–60 Minuten nach Einnahme auftrat. Es wurden lebhaftere Bewegungen und ein häufigerer Haltungswechsel verzeichnet. Es kam zu einer Verstärkung von Mimik und Gestik, Anzeichen von Bewusstseinstrübung waren nicht gegeben. Es wurde eine Faszination an Gegenständen der unmittelbaren Umgebung vernommen, und eine nur bedingte Zuwendung zu Gesprächspartnern. Oftmals wurde auch von Lachen berichtet. Die Sprechstimme war wie zuvor verändert, Sätze wurden oft nicht beendet. Die Versuchspersonen beschrieben eine Veränderung des visuellen Erlebens. Ihre Umgebung nahmen sie affektbetont, ästhetisch, und auf das eigene Erleben bezogen wahr. Der Raum außerhalb des faszinierenden Erlebens wurde zunehmend unbedeutend.

Als eine dritte Phase wurde die Versunkenheit definiert, die etwa 90–120 Minuten nach Einnahme auftrat, jedoch nur bei höheren Dosen von etwa 10 mg, bzw. 0,15 mg pro kg Körpergewicht. Es wurde ein Rückgang der Motorik gegenüber der vorherigen Phase bis zu öfterer Bewegungslosigkeit und eine grundsätzlich schlaffere Haltung festgestellt. Ebenso kam es zu einem Rückgang der Mimik, oftmals zu einem starren Blick, jedoch zu keinen Anzeichen von Bewusstseinstrübung. Ein weiterer Rückgang des Redebedürfnisses wurde verzeichnet. Gleichzeitig kam es zu einer radikalen Veränderung der Sprechstimme. Sie zeichnete sich aus durch eine (sehr) geringe Lautstärke, eine Verminderung in Dynamik, Tonhöhe und Melodik, und konnte auch als monoton und akzentlos bezeichnet werden. Innerlich wurde von einigen Versuchspersonen eine Versunkenheit nach innen festgestellt, von anderen einer Versunkenheit nach außen, bei der die Faszination der Außenwahrnehmungen im Zentrum stand. Angaben über den Zustand und das Erleben während dieser Phase fielen den Testpersonen schwer. Sie erschienen ihnen in Worten unvermittelbar. Generell waren Derealisations- und Depersonalisationsprozesse gegeben.

Lokalisation der Wirkung im Gehirn

Es besteht heute Einigkeit darüber, dass die Wirkung der psychoaktiven Sekundärsubstanz Psilocin, wie bei anderen psychedelischen Substanzen, vor allem über den Serotonin-Rezeptor des Typs 5-HT2A ausgelöst wird.[24]

Neuronale Erregung über diesen Rezeptor führt ihrerseits zu einer Zunahme GABA-vermittelter, hemmender Signale in wichtigen Schaltzentren des Gehirns. Untersuchungen der sichtbaren Wirkung von Psilocin im Gehirn durch bildgebende Verfahren zeigten denn auch mehrere bedeutende Zentren mit herabgesetzter Aktivität. Je stärker die von den Versuchspersonen erlebte Wirkung von Psilocin war, umso mehr war die neuronale Aktivität dieser Zentren herabgesetzt. Gehirnregionen gesteigerter Aktivität wurden dagegen – zur Überraschung der Forscher – nicht gefunden. Als mögliche Erklärung wurde vorgeschlagen, dass durch Psilocin das normale Gleichgewicht neuronaler Informationsflüsse gestört wird.[25]

Gefahren

Vergleich der Schadenspotenziale geläufiger psychotroper Substanzen und psilocybinhaltiger Pilze in Großbritannien (nach David Nutt, 2010).[26]
Vergleich von Abhängigkeitspotential und Verhältnis zwischen üblicher und tödlicher Dosis verschiedener psychoaktiver Substanzen und Psilocybin/psilocybinhaltiger Pilze nach R. S. Gable.[27][28]

In einer Klassifikationstudie zur Schädlichkeit von Drogen für Individuum und Umfeld aus Großbritannien 2010 wurden psychoaktive Pilze als am wenigsten schädliche der untersuchten Drogen klassifiziert.[29][30][31] Die nicht-abhängigkeitserzeugende Wirkung und die geringe Giftigkeit der Wirkstoffe sind dabei entscheidende Faktoren. Gefahren beim Konsum von Pilzen bestehen vor allem in psychischen Gesundheitsrisiken, in Unfällen und der Verwechslung mit anderen Pilzen.[29] Risikobewertungen von 2000 und 2007 durch das Coordination Centre for the Assessment and Monitoring of new drugs (CAM) für das niederländische Gesundheitsministerium und ein Review von 2011 kommen zu ähnlichen Einschätzungen.[29][32][33] Die Berichte des CAM kamen zu dem Schluss, dass das physische und psychologische Abhängigkeitspotential der Zauberpilze gering ist. Die akute Toxizität sei moderat und die chronische Toxizität niedrig. Die kombinierte Verwendung von Pilzen und Alkohol und die geistige Einstellung, mit welcher die Zauberpilze verwendet werden, verdienen jedoch Aufmerksamkeit, so das CAM.[29]

Abhängigkeitspotenzial und somatische Risiken

Pilze rufen keine physische oder psychische Abhängigkeit oder Entzugserscheinungen hervor.[7]:S. 22. Ihre Wirkstoffe gelten daher als nicht-abhängigkeitserzeugende Substanzen. Der Bewusstseinsforscher Ronald Siegel beschrieb 1981, als Sachverständiger der WHO, dass Konsumenten die Pilze im Durchschnitt höchstens zehnmal nahmen, und dies in Abständen von mehreren Wochen.[34] Beim Konsum von Pilzen an mehreren Tagen hintereinander bildet sich eine Toleranz aus, die jedoch nach einigen Tagen wieder verschwindet.

Die US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention bewerten Psilocybin weniger toxisch als Aspirin.[35] Die angenommene tödliche Dosis übersteigt eine durchschnittliche Konsumdosis um das 2000-fache. Es wird gemeinhin angenommen, dass eine Wirkstoff-Überdosierung mit Todesfolge mit psilocybinhaltigen Pilzen allein aufgrund der Menge an zu konsumierenden Pilzmaterial nahezu unmöglich ist. Es sind keine Verursachungen von Organschäden bekannt.

In Kombination mit Antidepressiva aus der Gruppe der MAO-Hemmer kommt es zu einer Wechselwirkung, welche die Aspekte Verstärkung und Verlängerung beinhaltet.


Psychische Risiken und Unfälle

Es können Angststörungen und Panikattacken eintreten (so genannter „Horrortrip“, teilweise auch länger anhaltend, Hallucinogen persisting perception disorder).[29] Grundsätzlich besteht die Gefahr der Aktivierung einer latent vorhandenen Psychose. Bei starker Erregung ist unter anderem medizinische Behandlung indiziert. „Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics“ schlägt hier 20 mg Diazepam peroral vor. Beruhigende Gespräche haben sich als wirksam erwiesen und sind daher als erste Maßnahme angezeigt. Antipsychotika können das Erleben verstärken und sind daher kontraindiziert.[36]

Aus der veränderten Wahrnehmung der Umwelt können während der Psilocybin-Wirkung für den Konsumenten und das Umfeld Risiken entstehen, beispielsweise die falsche Einschätzung von Gefahren beim Überqueren stärker befahrener Straßen oder beim Lenken eines Fahrzeugs.

Das Erleben eines Horrortrips (englisch bad trip), also eines negativ empfundenen Rauscherlebnisses, hängt einerseits mit der grundsätzlichen Erwartungshaltung an den Konsum und der subjektiven Bewertung eines Erlebnisses zusammen, andererseits mit der Umgebung sowie mit der Dosierung. Häufigkeit, Stärke, Art und Inhalt negativer Empfindungen sind ebenso individuell und unterschiedlich wie die Wirkung der Pilze im Allgemeinen. Negative Empfindungen sind wie die Wirkung im Allgemeinen entscheidend durch die Verfassung des Konsumenten, die Umgebung (Set und Setting) sowie durch die Dosierung geprägt. Akute Verwirrungs-, Angst- und Panikzustände sind insbesondere bei schlechten Ausgangsfaktoren, wie beispielsweise einem bedrohlichen Umfeld, psychischen Problemen, fehlendem Wissen oder hohen Dosierungen, wahrscheinlich. Sie führen jedoch bei den meisten Konsumenten zu keinen längerfristigen psychischen Beeinträchtigungen und verschwinden mit dem Abklingen der Wirkung. Ein Horrortrip kann jedoch ebenso der Auslöser bzw. die erste Erscheinung einer latent vorhanden Psychose sein.

Es gibt keine gesicherten Angaben über die Häufigkeit von schlechten Trips oder Horrortrips, was neben wenigen Studien auch mit der prinzipiellen Problematik einer stark subjektiven Wirkung der Substanz und der subjektiven Bewertung eines Erlebnisses verbunden ist. Es gibt unterschiedliche Studien und Erhebungen, die eine grobe Einschätzung ermöglichen. In einer Studie über die Häufigkeit von schlechten Trips zwischen der Popularisierung psychedelischer Stoffe Anfang der 1960er Jahre bis 1975 wurde ein kontinuierlicher Rückgang beobachtet. Wurden in den ersten Jahren von etwa 50 % der Befragten schlechte Trips berichtet, sank diese Zahl bis 1975 auf etwa 30 %. Dies wurde zurückgeführt auf das in den Konsumentenkulturen produzierte Wissen betreffend der Anwendung psychedelischer Stoffe.[37]

In einem Clubbing-Magazin für elektronische Musik aus Großbritannien wurde 2005 eine Erhebung durchgeführt, bei der etwa ein Viertel der teilnehmenden Pilzkonsumenten angab, im Vorjahr eine Panikattacke erlebt zu haben. Gleichwohl gaben in einer späteren Umfrage des Magazins alle Befragten zu 21 % an, wegen psychischer Probleme behandelt worden zu sein. Zugleich waren die meisten Befragten Konsumenten vieler anderer psychoaktiver Substanzen, weshalb ein Rückschluss auf die Pilze unter diesen Umständen nur bedingt möglich ist.[38]

In einer Studie aus dem Jahr 2006, bei der 36 Testpersonen eine hohe Dosis Psilocybin (30 mg / 70 kg) verabreicht wurde, um spirituelle Erlebnisse genauer zu untersuchen, berichteten elf Testpersonen von erheblichen Ängsten während einer Phase der Wirkung, vier von Ängsten während eines erheblichen Zeitraums, und vier weitere sahen das Erlebnis durch Ängste dominiert. Zugleich ordneten 67 % der Testpersonen den Rausch nach zwei Monaten als eine der fünf bedeutungsvollsten Erfahrungen im Leben ein, und 71 % als eine der fünf spirituell bedeutendsten Erlebnisse im Leben.[39]

Pilzverwechslung

Es besteht die Gefahr, halluzinogene Pilze mit Giftpilzen zu verwechseln. In den Jahren ab 1980 und besonders nach 1995 sind in Mittel- und Süddeutschland mehrere Verwechslungen vorgekommen, bei denen besonders Psilocybe cyanescens spontan im Garten auf Holzresten wuchs und sowohl für den Hallimasch als auch für den Kulturträuschling gehalten wurde.


Konsumenten

Innerhalb des europäischen Raums haben je nach Land etwa 0–8 % der 15- bis 24-jährigen zumindest einmal in ihrem Leben psychoaktive Pilze konsumiert, am meisten in den Niederlanden und Tschechien sowie Großbritannien und Deutschland, am wenigsten in Litauen, Ungarn, Frankreich und Polen. Ein Konsum im letzten Jahr liegt bei 0–5 %, ein Konsum im letzten Monat bei 0–1,5 %. Der erste Konsum findet statistisch betrachtet oftmals im 18. oder 19. Lebensjahr statt. Personen, die auch schon einmal andere Halluzinogene, Ecstasy, Amphetamine oder Kokain konsumiert haben, neigen besonders dazu, auch Pilze zu konsumieren. Die Konsumrate von Pilzen liegt bei Personen aus der Clubbingszene höher als im Durchschnitt. Es wird angenommen, dass es mehr männliche als weibliche Konsumenten gibt.

Die meisten Konsumenten betrachten den Pilzkonsum als Experiment und stellen den Konsum von Pilzen nach einigen Versuchen wieder ein. Die Wirkung bzw. der Rausch wird oftmals als anstrengendes, zwiespältiges Erlebnis empfunden, eine positive oder als angenehm empfundene Stimmungsveränderung, wie sie bei Drogen üblich ist, ist hier nicht immer gegeben.[7]:S. 8–13.

Medizinische Nutzung

Ab Mitte der 1950er Jahre, als psilocybinhaltige Pilze im Westen wissenschaftlich erschlossen wurden, bis zur weitgehenden Kontrolle Ende der 60er Jahre wurden vor allem im psychiatrischen Bereich Studien und Therapien mit Psilocybin oder LSD durchgeführt. Einerseits erhoffte man sich ein besseres Verständnis von psychotischem Verhalten: Der Stoff wurde angewandt, um sogenannte Modellpsychosen hervorzurufen, um die Vorgänge während einer Psychose besser verstehen zu können.[40] Anderseits erhoffte man sich, dass sich damit der Psychiater besser in Personen mit Psychosen versetzen könne. Da die Stoffe möglicherweise auch verdrängte Empfindungen und Gedanken offenlegen und bearbeitbar machen könnten, wurden sie ebenfalls in Psychotherapien verwendet. Dies wurde oft als Psycholytische Therapie bezeichnet. Es wurden Versuche mit ersten positiven Ergebnissen durchgeführt, Alkoholkranke zu behandeln.[40][41] Ab Mitte der 1980er Jahre wurden vereinzelt wieder Studien und Therapien mit Halluzinogenen zugelassen, meist mit Patienten, die auf andere Behandlungsmethoden nicht reagierten.[40][42] Es fanden Therapien mit Krebskranken im Endstadium statt, um ihnen einen möglicherweise besseren Umgang mit dem Tod zu ermöglichen.[43][44] Studien untersuchten die Wirkung von Psilocybin bei Depressionen, Migräne und Clusterkopfschmerzen.[45][41][46][47][48]

Rechtslage

Während einige Staaten in den 1960er Jahren begannen, die im Westen populärer werdenden halluzinogenen Substanzen zu verbieten, waren die Stoffe dem internationalen Recht noch unbekannt. Erst durch die 1971 in Kraft getretene Konvention über psychotrope Substanzen der Vereinten Nationen wurden die Wirkstoffe Psilocybin und Psilocin im Westen und weiten Teilen der Welt zu kontrollierten Substanzen erklärt.[49] Der Rechtsstatus der Pilze selbst dagegen wurde und wird jedoch unterschiedlich interpretiert. Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass die Pilze geographisch weit verbreitet sind und natürlich wachsen.

In manchen Ländern werden halluzinogene Pilze (entweder spezifische Arten, oder allgemeiner alle Psilocybin enthaltenden Arten) ausdrücklich als kontrollierte Substanz erwähnt, in anderen werden die Pilze einfach als Trägersubstanz für die Wirkstoffe betrachtet. Zum Teil wird Kultivierung und Besitz nur bei missbräuchlicher Verwendung zur Herstellung kontrollierter Substanzen verboten. Manche Länder bestimmten die Legalität danach, ob die Pilze in irgendeiner Art und Weise weiterverarbeitet wurden, getrocknet etc. Teilweise fallen die Pilze unter allgemeine Gesetze, die die Verarbeitung von Organismen zur Produktion psychoaktiver Stoffe generell verbieten. Ob Sporen kontrolliert sind, wird auch in vielen Ländern unterschiedlich gehandhabt. In manchen Ländern bleibt die Rechtsprechung unklar, da es zu wenig Fälle von Gesetzesanwendungen gibt. Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht bietet eine grobe Übersicht über den (wahrscheinlichen) Rechtsstatus halluzinogener Pilze in der EU.

In den 2000er Jahren fand in einigen EU-Ländern eine Klarstellung oder Verschärfung der gesetzlichen Lage statt.

Deutschland

In Deutschland sind die Wirkstoffe Psilocybin und Psilocin (jedoch nicht die Pilze explizit) als nicht verkehrsfähige Betäubungsmittel in Anlage I des Betäubungsmittelgesetzes (BtMG) erfasst. Der Besitz von und Handel mit psilocybinhaltigen Pilzen kann daher als Betäubungsmittelbesitz oder -handel (mit eng begrenzten Ausnahmen, beispielsweise zum Zweck pilzkundlicher Sammlungen) ausgelegt werden und ist damit in Deutschland strafbar.

Nach einem Urteil des Oberlandesgerichts Koblenz vom 15. März 2006 waren Pilze von der alten Gesetzesfassung des BtMG nicht umfasst, da zu diesem Zeitpunkt nur der Besitz von „Pflanzen“ und „Pflanzenteilen“ unter Strafe gestellt war, Pilze aber nach neuerer Ansicht nicht zum Reich der Pflanzen gehören.[50] Mit Urteil vom 25. Oktober 2006 hat der Bundesgerichtshof unter Az. 1 Str 384/06 das Revisionsurteil des Koblenzer Oberlandesgerichtes aufgehoben. Am 23. Juli 2009 ist die alte Aufzählung durch den Begriff „Pilze“ ersetzt worden (Änderung des § 2Vorlage:§/Wartung/buzer BtMG).

Niederlande

Seit dem 1. Dezember 2008 sind u. a. Verkauf und Besitz von psychoaktiven Pilzen in den Niederlanden verboten. Als Grund für die Gesetzesänderung nannte der Sprecher des Justizministeriums den unbekannten Psilocybingehalt und die daraus resultierende unkalkulierbare Wirkung.[51] Die verbotenen Pilzarten sind Teil der zweiten Liste der Opiumwet (niederländisches Opiumgesetz), zu der auch Rauschmittel wie Haschisch gehören.[52] Das Openbaar Ministerie (niederländische Staatsanwaltschaft) gab bekannt, dass es beim Besitz von bis zu 0,5 Gramm getrockneter Pilze oder 5 Gramm frischer Pilze nicht zur strafrechtlichen Verfolgung kommen werde.[53]

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

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  2. „Es gibt in diesem Lande kleine Pilze, die Teonanacatl genannt werden, […] wer solche isst, erlebt Visionen“; zitiert nach: A. Cerletti: Teonanacatl und Psilocybin. In: Deutsche Medizinische Wochenschrift, Nr. 52, vom 25. Dezember 1959, S. 2317.
  3. Vergleiche bspw. Albert Hofmann: Die psychotropen Wirkstoffe der mexikanischen Zauberpilze. Basel 1960; Wasson: Seeking the magic mushroom. In: Life magazine vom 10. Juni 1957.
  4. Wasson’s First Voyage. The Rediscovery of Entheogenic Mushrooms. In: John Allen: Mushroom Pioneers. 2002.
  5. 5,0 5,1 Hallucinogenic mushrooms. EMCDDA, Lissabon Juni 2006. S. 6.
  6. 6,0 6,1 Hallucinogenic mushrooms. EMCDDA, Lissabon Juni 2006. S. 4.
  7. 7,0 7,1 7,2 Hallucinogenic Mushrooms: An Emerging Trend Case Study. Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht PDF-Datei, Lissabon, Juni 2006.
  8. G. Guzmán, J. W. Allen, J. Gartz: World Wide Distribution of Magic Mushrooms. In: Annali del Museo civico di Rovereto Band 14, 1998, S. 198–280 (PDF-Datei; 1,9 MB).
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  23. H. Heimann: Ausdrucksphanomenologie der Modellpsychosen (Psilocybin): Vergleich mit Selbstschilderung und psychischem Leistungsausfall. In: Psychiatria et Neurologia 1961, S. 75–89.
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  53. Paddoverbod van kracht (Memento vom 2. Oktober 2011 im Internet Archive). Openbaar Ministerie, abgerufen am 2. Dezember 2008.
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