Mittelhandknochen und Fingerknochen: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Mittelhandknochen''' (''Ossa metacarpi'', MC) bilden die [[Knochen|knöcherne]] Grundlage der Mittelhand zwischen [[Handwurzel]] und [[Finger]]n. Es handelt sich um [[Röhrenknochen]], die in eine Basis (''Basis metacarpi''), einen Körper (''Corpus metacarpi'') und den Richtung [[Fingerknochen]] gelegenen Kopf (''Caput metacarpi'') untergliedert werden.
Die '''Fingerknochen''' ([[Latein|lat.]] ''Ossa digiti manus'') sind die [[Knochen|knöchernen]] Stützelemente der [[Finger]]. Bei [[Säugetiere]]n hat jeder vollausgebildete Finger drei knöcherne Stützelemente, die als ''Phalanx proximalis'', ''media'' und ''distalis'' („körpernaher, mittlerer und körperferner Fingergliedknochen“), auch [[Phalanx (Anatomie)|Phalanx]] I, II und III; (von [[Altgriechische Sprache|altgr.]] ''[[phalanx]]'' „Schlachtreihe von Kriegern“ „Baumstamm“, „Walze“, oder „Rolle“) bezeichnet werden. Der menschliche [[Daumen]] besitzt nur zwei Phalangen. Die Verbindungen zwischen [[Mittelhandknochen]] und ''Phalanx proximalis'' und den Fingergliedknochen untereinander sind die [[Fingergelenke]].


Durch den Aufbau der Mittelhand ist die Elastizität der [[Hand]] gewährleistet. Daneben ist der erste Mittelhandknochen maßgeblich an der Gegenüberstellung (''[[Opposition (Anatomie)|Opposition]]'') des Daumens gegenüber anderen Fingern beteiligt.
== Aufbau beim Menschen ==


== Mittelhandknochen des Menschen ==
Die Fingerknochen sind vom Aufbau typische [[Röhrenknochen]]. Man unterscheidet von körpernah (proximal) nach körperfern (distal) Fingerknochenbasis (''Basis phalangis''), -körper (''Corpus phalangis'') und -kopf (''Caput phalangis'').
[[Bild:Scheme human hand bones-de.svg|thumb|Hand des Menschen, Mittelhandknochen braun]]


Beim Menschen existieren insgesamt fünf Mittelhandknochen, die nahezu parallel angeordnet sind. Der zweite und dritte Mittelhandknochen sind am längsten, der erste ist am kürzesten. Die Zwischenräume zwischen den Mittelhandknochen (''Spatia interossea metacarpi'') sind von den [[Musculi interossei (Hand)|Musculi interossei]] ausgefüllt. Die fünf Mittelhandknochen werden vom Körperstamm ferner gelegen (''[[Lage- und Richtungsbezeichnungen|lateral]]'') zum Körperstamm näher gelegen (''medial'') durchnummeriert, wobei der leicht abgespreizte erste Mittelhandknochen den [[Daumen]] trägt:
Die Fingerknochenbasis der Phalanx proximalis trägt eine konkave Gelenkfläche für das Fingergrundgelenk, die Gelenkflächen der Basis der unteren Fingergliedknochen einen [[Sagittalebene|sagittal]] gestellten Führungskamm. Die Gelenkflächen des Kopfes an Phalanx proximalis und media werden als ''Trochlea'' bezeichnet. Der Kopf des Endgliedes ist abgeflacht und trägt handflächenseitig (palmar) eine Rauhigkeit, die ''Tuberositas phalangis distalis manus'', an die sich die Haltebänder der [[Fingerbeere]]n (''Retinacula cutis'') anheften.


* ''Os metacarpale primum'' (MC I) oder ''Os metacarpale pollicis'' („Mittelhandknochen des Daumens“)
== Vergleichende Anatomie ==
* ''Os metacarpale secundum'' (MC II)
Die Zahl der Fingergliedknochen der einzelnen Finger beim Menschen (2-3-3-3-3) entspricht dem Grundbauplan der [[Säugetiere]], bei primitiven [[Reptilien]] findet man die Phalangenformel 2-3-4-5-3. Stärkere Abwandlungen innerhalb der Säugetiere gibt es bei den [[Wale]]n, bei denen zusätzliche Fingerglieder ausgebildet sind ([[Hyperphalangie]], Formel 2-12-8-1).<ref>Alfred Sherwood Romer, Thomas S. Parsons: ''The Vertebrate Body''. Holt-Saunders International Philadelphia, 1977, ISBN 0-03-910284-X, S. 203–204.</ref>
* ''Os metacarpale tertium'' (MC III)
* ''Os metacarpale quartum'' (MC IV)
* ''Os metacarpale quintum'' (MC V)


Die breite Basis der Mittelhandknochen hat eine kubische Grundform. Ihre nach innen gewölbten (''[[Linse (Optik)|konkaven]]'') [[Knorpel|hyalinen Knorpelflächen]] stehen mit der distalen Reihe der [[Handwurzelknochen]] (''Ossa carpi'') der [[Handwurzel]] (''Carpus'') in Verbindung und bilden in ihrer Gesamtheit die [[Handgelenk|Karpometakarpalgelenke]], von denen das erste als [[Daumensattelgelenk]] bezeichnet wird. Die Basis des dritten Mittelhandknochen trägt einen Griffelfortsatz (''Processus styloideus''), an dem der [[Musculus extensor carpi radialis brevis]] ansetzt.
Bei [[Huftiere]]n werden die drei Fingergliedknochen als [[Fesselbein|Fessel-]], [[Kronbein|Kron-]] und [[Hufbein]] bezeichnet, bei [[Raubtiere]]n wird die Endphalanx auch als „Krallenbein“ bezeichnet. An der Basis der Phalanx media befindet sich bei den vierfüßigen Säugetieren handrückenseitig ein Fortsatz (Processus extensorius) zum [[Ursprung und Ansatz|Ansatz]] des [[Musculus extensor digitorum lateralis]] und handflächenseitig eine Rauigkeit (''Tuberosits flexoria'') zum Ansatz des [[Musculus flexor digitorum superficialis]].<ref name="Salomon">Franz-Viktor Salomon: ''Bewegungsapparat.'' In: Franz-Viktor Salomon u. a. (Hrsg.): ''Anatomie für die Tiermedizin''. 2. erw. Auflage. Enke-Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8304-1075-1, S. 22–234.</ref>


Der Schaft besitzt einen dreieckigen Querschnitt. In der [[Anatomische Lage- und Richtungsbezeichnungen|anatomischen Grundposition]] – auch anatomische Nullstellung genannt (Handflächen nach vorne) – zeigt die Spitze des Dreieckes nach vorne, die Basis zum Handrücken. Diese Seite ist im distalen Abschnitt der Mittelhandknochen eine nahezu plane Knochenfläche, über welche die [[Sehne (Anatomie)|Sehnen]] der Strecker laufen. Die beiden anderen Seiten, d. h. die mediale und laterale Seite der Mittelhandknochen, sind nach innen gewölbt. Hier setzen die [[Musculi interossei (Hand)|Musculi interossei]] an. Vorne stoßen sie in einem Knochengrat zusammen.
Die Phalanx distalis zeigt aufgrund der unterschiedlichen Fußung bei den vierfüßigen Säugetieren deutlichere Unterschiede zum Menschen. Hier unterscheidet man in der Tieranatomie eine Gelenkfläche (''Facies articularis''), eine Wandfläche (''Facies parietalis'') und eine Sohlenfläche (''Facies solearis''). An der Gelenkfläche der Phalanx distalis liegt eine Gelenkfläche für das [[Strahlbein]] (''Facies articularis sesamoidea''). Die Sohlenfläche trägt die Ansatzstelle für den [[Musculus flexor digitorum profundus]], die als ''Tuberculum flexorium'' (Wiederkäuer, Raubtiere, Schweine) bzw. ''Facies flexoria'' (Pferde) bezeichnet wird. Am vorderen Kronrand erhebt sich der ''Processus extensorius'' zum Ansatz des [[Musculus extensor digitorum communis]].<ref name="Salomon" />


Der Kopf der Mittelhandknochen besitzt eine nach außen gewölbte (''konvexe'') Knorpelfläche, deren Ausdehnung in vorderer-hinterer (''anterio-posteriorer'') Richtung größer ist als in horizontaler (''transversaler'') Richtung. Diese Knorpelflächen bilden den Gelenkkopf der [[Fingergelenke|Fingergrundgelenke]]. Zu beiden Seiten des Köpfchens finden sich kleine Höckerchen (''Tubercula''). Von hier nehmen die fünf Fingerstrahlen der Hand ihren Ausgang. Die Mittelhand ist durch [[Band (Anatomie)|Bänder]] straff geführt und stabilisiert, in seitlicher Richtung sind an den Höckerchen jeweils die Seitenbänder (Kollateralbänder) der Fingergrundgelenke befestigt. Der Kopf des ersten Mittelhandknochens trägt handflächenseitig zwei kleine Gelenkfacetten, die zur Verbindung mit den [[Sesambein]]en des [[Musculus abductor pollicis brevis]] beziehungsweise [[Musculus flexor pollicis brevis]] dienen.
Bei [[Vögel]]n besitzen der kleine Finger (''Digitus minor'') und der [[Alula|Eckfittichfinger]] (''Digitus alulae'') nur eine Phalanx, der große Finger (''Digitus major'') hat zwei Fingergliedknochen.<ref>Franz-Viktor Salomon, Maria-Elisabeth Krautwald-Junghanns: ''Anatomie der Vögel.'' In: Franz-Viktor Salomon u. a. (Hrsg.): ''Anatomie für die Tiermedizin''. 2. erw. Auflage. Enke Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8304-1075-1, S. 754–814.</ref>
 
== Vergleichende Anatomie ==
[[Bild:Handskelett MK1888.png|thumb|550px|Vergleichend-anatomische Darstellung des Handskeletts]]
Bei den Lauftieren kommt es mit der Reduzierung der Vorderzehenanzahl auch zu Rückbildungen und/oder Verschmelzungen der Knochen im Mittelhandbereich. So ist bei [[Pferde]]n nur noch ein kräftiger Mittelhandknochen (MC III, „Röhrbein“) ausgebildet, der auf beiden Seiten von je einem dünnen Mittelhandknochen (MC II und IV, „Griffelbeine“) flankiert wird.  
 
[[Vögel]] haben nur einen Mittelhandknochen, der mit der unteren Reihe der Handwurzelknochen verwachsen ist und als ''Carpometacarpus'' bezeichnet wird (→ [[Vogelskelett]]).
   
   
== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Mittelhandknochen}}
* {{WikipediaDE|Fingerknochen}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* Walther Graumann, Rolf Baur: ''Bewegungsapparat.'' In: ''CompactLehrbuch Anatomie.'' Bd. 2, Schattauer, Stuttgart 2004, ISBN 3-7945-2062-9, S. 316–317.
* Walther Graumann, Rolf Baur: ''CompactLehrbuch Anatomie''. Schattauer Verlag, 2004, ISBN 3-7945-2062-9, S. 317.
*Franz-Viktor Salomon: ''Knöchernes Skelett.'' In: Franz-Viktor Salomon u. a. (Hrsg.): ''Anatomie für die Tiermedizin.'' Enke-Verlag Stuttgart, 2. erw. Aufl. 2008, ISBN 978-3-8304-1075-1, S. 37–110.  
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Human metacarpus}}


{{Normdaten|TYP=s|GND=4170229-3}}
== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:Knochen]]
[[Kategorie:Knochen]]

Version vom 19. Dezember 2017, 22:25 Uhr

Fingerknochen des Menschen

Die Fingerknochen (lat. Ossa digiti manus) sind die knöchernen Stützelemente der Finger. Bei Säugetieren hat jeder vollausgebildete Finger drei knöcherne Stützelemente, die als Phalanx proximalis, media und distalis („körpernaher, mittlerer und körperferner Fingergliedknochen“), auch Phalanx I, II und III; (von altgr. phalanx „Schlachtreihe von Kriegern“ „Baumstamm“, „Walze“, oder „Rolle“) bezeichnet werden. Der menschliche Daumen besitzt nur zwei Phalangen. Die Verbindungen zwischen Mittelhandknochen und Phalanx proximalis und den Fingergliedknochen untereinander sind die Fingergelenke.

Aufbau beim Menschen

Die Fingerknochen sind vom Aufbau typische Röhrenknochen. Man unterscheidet von körpernah (proximal) nach körperfern (distal) Fingerknochenbasis (Basis phalangis), -körper (Corpus phalangis) und -kopf (Caput phalangis).

Die Fingerknochenbasis der Phalanx proximalis trägt eine konkave Gelenkfläche für das Fingergrundgelenk, die Gelenkflächen der Basis der unteren Fingergliedknochen einen sagittal gestellten Führungskamm. Die Gelenkflächen des Kopfes an Phalanx proximalis und media werden als Trochlea bezeichnet. Der Kopf des Endgliedes ist abgeflacht und trägt handflächenseitig (palmar) eine Rauhigkeit, die Tuberositas phalangis distalis manus, an die sich die Haltebänder der Fingerbeeren (Retinacula cutis) anheften.

Vergleichende Anatomie

Die Zahl der Fingergliedknochen der einzelnen Finger beim Menschen (2-3-3-3-3) entspricht dem Grundbauplan der Säugetiere, bei primitiven Reptilien findet man die Phalangenformel 2-3-4-5-3. Stärkere Abwandlungen innerhalb der Säugetiere gibt es bei den Walen, bei denen zusätzliche Fingerglieder ausgebildet sind (Hyperphalangie, Formel 2-12-8-1).[1]

Bei Huftieren werden die drei Fingergliedknochen als Fessel-, Kron- und Hufbein bezeichnet, bei Raubtieren wird die Endphalanx auch als „Krallenbein“ bezeichnet. An der Basis der Phalanx media befindet sich bei den vierfüßigen Säugetieren handrückenseitig ein Fortsatz (Processus extensorius) zum Ansatz des Musculus extensor digitorum lateralis und handflächenseitig eine Rauigkeit (Tuberosits flexoria) zum Ansatz des Musculus flexor digitorum superficialis.[2]

Die Phalanx distalis zeigt aufgrund der unterschiedlichen Fußung bei den vierfüßigen Säugetieren deutlichere Unterschiede zum Menschen. Hier unterscheidet man in der Tieranatomie eine Gelenkfläche (Facies articularis), eine Wandfläche (Facies parietalis) und eine Sohlenfläche (Facies solearis). An der Gelenkfläche der Phalanx distalis liegt eine Gelenkfläche für das Strahlbein (Facies articularis sesamoidea). Die Sohlenfläche trägt die Ansatzstelle für den Musculus flexor digitorum profundus, die als Tuberculum flexorium (Wiederkäuer, Raubtiere, Schweine) bzw. Facies flexoria (Pferde) bezeichnet wird. Am vorderen Kronrand erhebt sich der Processus extensorius zum Ansatz des Musculus extensor digitorum communis.[2]

Bei Vögeln besitzen der kleine Finger (Digitus minor) und der Eckfittichfinger (Digitus alulae) nur eine Phalanx, der große Finger (Digitus major) hat zwei Fingergliedknochen.[3]

Siehe auch

Literatur

  • Walther Graumann, Rolf Baur: CompactLehrbuch Anatomie. Schattauer Verlag, 2004, ISBN 3-7945-2062-9, S. 317.

Einzelnachweise

  1. Alfred Sherwood Romer, Thomas S. Parsons: The Vertebrate Body. Holt-Saunders International Philadelphia, 1977, ISBN 0-03-910284-X, S. 203–204.
  2. 2,0 2,1 Franz-Viktor Salomon: Bewegungsapparat. In: Franz-Viktor Salomon u. a. (Hrsg.): Anatomie für die Tiermedizin. 2. erw. Auflage. Enke-Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8304-1075-1, S. 22–234.
  3. Franz-Viktor Salomon, Maria-Elisabeth Krautwald-Junghanns: Anatomie der Vögel. In: Franz-Viktor Salomon u. a. (Hrsg.): Anatomie für die Tiermedizin. 2. erw. Auflage. Enke Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8304-1075-1, S. 754–814.


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