Emisch und etisch und Impuls (Physik): Unterschied zwischen den Seiten

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'''Emisch''' und '''Etisch''' ({{EnS|''Emic'' and ''etic''}}) sind in den [[Kultur]]- und [[Sozialwissenschaft]]en gebräuchliche Begriffe, die 1954 von dem von dem amerikanischen Linguisten [[Wikipedia:Kenneth L. Pike|Kenneth Lee Pike]] (1912-2000,) geprägt wurden, um damit zwei gegensätzliche Perspektiven zu charakterisieren, unter denen man kulturelle [[System]]e oder [[Soziale Gemeinschaft|soziale Gemeinschaften]] [[wissenschaft]]lich-[[Methode|methodisch]] betrachten kann.
Der '''Impuls''' (von [[lat.]] ''impellere''‚ „einschlagen, antreiben, veranlassen“) <math>\vec p</math> ist eine [[vektor]]ielle [[physikalische Größe]], die den ''Bewegungszustand'' eines [[physik]]alischen [[Objekt]]s [[Mathematik|mathematisch]] durch das Produkt aus [[Masse]] und [[Geschwindigkeit]] charakterisiert und deshalb früher auch '''Bewegungsgröße''' genannt wurde. Umgangssprachlich wird er auch etwas ungenau als '''Wucht''' bezeichnet. Seine [[Einheit]] wird im [[Wikipedia:Internationales Einheitensystem|Internationalen Einheitensystem (SI)]] in [[Kilogramm|kg]]·[[Wikipedia:Meter|m]]·[[Wikipedia:Sekunde|s]]<sup>−1</sup>&nbsp;= [[Wikipedia:Newton (Einheit)|N]]·[[Wikipedia:Sekunde|s]] angegeben.


'''Emisch''' bedeutet, dass man dabei die ''Innenperspektive'', die Perspektive eines Insiders annimmt, d. h. eines Menschen, der der betreffenden Kultur oder Gemeinschaft angehört. Dieser Standpunkt ist weder neutral noch objektiv und allgemeinverbindlich, eröffnet aber meist erst einen wirklichen Einblick in das eigentliche [[Wesen]] der betreffenden Kultur oder Gemeinschaft.
: <math>\vec p = m \cdot \vec v</math>


'''Etisch''' ist die ''Außenperspektive'', d. h. heißt, dass man den möglichst neutralen Standpunkt eines Outsiders, also eines außenstehenden Beoabachters einnimmt und dadurch leichter objektive und allgemeinverbindliche Erkenntnisse gewinnen kann. Hier lässt sich vor allem die Beziehung zu anderen kulturellen Systemen leichter mit einem freien Blick ins Auge fassen.
In einem fest gewählten [[Inertialsystem]] ist der Impuls eine [[Erhaltungsgröße]], d.h., dass ein Objekt, auf das von außerhalb des [[System]]s keine [[Kraft|Kräfte]] einwirken, behält unabhängig von etwaigen inneren Vorgängen seinen Gesamtimpuls nach Betrag und Richtung bei. Der '''Impulserhaltungssatz''' folgt nach dem 1918 von [[Wikipedia:Emmy Noether|Emmy Noether]] formulierten [[Wikipedia:Noether-Theorem|Noether-Theorem]] aus der [[Homogenität]] des [[Raum]]es.


Beide Blickpunkte können wichtige Erkenntnisse liefern, haben aber auch ihre spezifischen Einseitigkeiten.
Der Begriff wurde zuerst von [[Isaac Newton]] in seiner [[Wikipedia:Philosophiae Naturalis Principia Mathematica|Philosophiae Naturalis Principia Mathematica]] eingeführt:


Besonders schwierig ist die wissenschaftliche Erfassung [[esoterisch]]er Systeme. Ohne tiefgehende Insiderkenntnisse wird man sie kaum in ihrer eigentlichen Bedeutung erfassen können. Anderseits muss auch objektiv betrachtet werden, wie sie sich wirkend in ihre Umgebung hineinstellen. [[Arthur Versluis]] (* 1959) von der [[Wikipedia:Michigan State University|Michigan State University]], der sich intensiv mit Esoterikforschung auf wissenschaftlichem Niveau beschäftigt, hat vorgeschlagen, beide Betrachtungsweisen zu einem „mitfühlenden Empirismus“ ({{EnS|sympathetic empiricism}}) zusammenzuführen.
{{Zitat |Text=Quantitas motus est mensura ejusdem orta ex velocitate et quantitate materiae conjunctim. |Übersetzung=Die Größe der Bewegung wird durch die Geschwindigkeit und die Größe der Materie vereint gemessen. |ref=<ref name="Newton Latein">''[http://gdz.sub.uni-goettingen.de/dms/load/img/?PPN=PPN512261393&DMDID=DMDLOG_0010&LOGID=LOG_0010&PHYSID=PHYS_0035 Digitalisat der Ausgabe der Principia Mathematica von 1726.]'' Abgerufen am 15. April 2018.</ref>}}


{{Zitat|Mit "mitfühlendem Empirismus" hingegen beziehe ich mich auf eine Zwischenstellung, die
== Siehe auch ==
das Beste aus ''emischen'' und ''etischen'' Ansätzen vereint. Im Bereich der westlichen Esoterik, wie
allgemeiner noch in allen Religionsstudien, ist es wichtig, einerseits die Tugenden der
Gelehrsamkeit, die einen Standard der Objektivität anstrebt, und andererseits die Tugenden eines
Ansatzes, der versucht, das Thema einfühlsam zu verstehen, es sozusagen von innen her zu verstehen, in ein ausgewogenes Gleichgewicht bringt. Anthropologen haben seit langem die Bedeutung des Ausgleichs von ''etic'' und ''emic'' verstanden, einerseits in eine Kultur einzutreten, um sie zu verstehen, andererseits aber auch den Status des Beobachters und des Analytikers beizubehalten. Wenn es das Laster einer zu ''emischen'' Position ist, zum Apologeten zu werden, so ist es das Laster einer zu ''etischen'' Position noch etwas größer: man scheitert daran, zu verstehen und zu vermitteln, was man eigentlich studiert. Wenn das Laster des extrem emischen Ansatzes die zu große Sympathie ist, so ist es beim extrem ''etischen'' Ansatzes die Ignoranz und Feindseligkeit gegenüber dem Subjekt, sogar wenn sie unter der Maske einer gelehrsamen Neutralität erscheint.|ref=<ref>Im englischen Original:
:„By “sympathetic empiricism,” on the other hand, I am referring to an intermediate position that incorporates the best of both emic and etic approaches. In the field of Western esotericism, as in that of religious studies more generally, it is important to balance on the one hand the virtues of scholarship that strives to achieve a standard of objectivity, and on the other hand the virtues of an approach that seeks to sympathetically understand one’s subject, to understand it from the inside out, so to speak. Anthopologists have long understood the importance of balancing etic and emic approaches, of on the one hand entering into a culture in order to understand it while on the other hand retaining the status of observer and analyst. If the vice of a too emic position is that of becoming an apologist, the vice of a too etic position is if anything greater: a failure to understand and accurately convey what one is studying. If the vice of the extreme emic approach is too great a sympathy, that of the extreme etic approach is ignorance of and hostility to one’s subject, even if under the guise of a studied neutrality.“ (Arthur Versluis: ''What is Esoteric? Methods in the Study of Western Esotericism'' [http://www.esoteric.msu.edu/VolumeIV/Methods.htm])</ref><ref>vgl. auch: Arthur Versluis: ''Methods in the Study of Esotericism, Part II. Mysticism and the Study of Esotericism'' [http://www.esoteric.msu.edu/VolumeV/Mysticism.htm]</ref>}}


== Literatur ==
* {{WikipediaDE|Impuls (Physik)}}
 
* Headland, Thomas; Pike, Kenneth; Harris, Marvin (eds): ''Emics and Etics: The Insider/Outsider Debate'', Sage (1990)
* Jardine, Nick: ''Etics and Emics (Not to Mention Anemics and Emetics) in the History of the Sciences'' (2004), ''History of Science'', 42: 261–278 [http://hos.sagepub.com/content/42/3/261.refs?patientinform-links=yes&legid=sphos;42/3/261]
* [[Wikipedia:Gerhard Kubik (Musikethnologe)|Gerhard Kubik]]: ''Emics and Etics Re-Examined, Part 1: Emics and Etics: Theoretical Considerations.'' In: ''African Music,'' Vol. 7, No. 3, 1996, S. 3–10
* {{Literatur | Autor = Theodor Lewandowski | Titel = Linguistisches Wörterbuch | Auflage = 4., neu bearbeitete | Verlag = Quelle & Meyer | Ort = Heidelberg | Jahr = 1985 | ISBN = 3-494-02050-7 | Kapitel = Stichwort: emische Analyse }}
* {{Literatur | Autor = [[Wikipedia:Kenneth Lee Pike|Kenneth Lee Pike]] | Titel = Language in Relation to a Unified Theory of Structure of Human Behavior | Reihe = Janua Linguarum, Series Maior | Band = Band 24 | Verlag = Mouton | Ort = Den Haag | Auflage = 2. | Jahr = 1967 }}
* [[Arthur Versluis]]: ''Magic and Mysticism: An Introduction to Western Esoteric Traditions'', Rowman & Littlefield Publishers 2007, ISBN 978-0742558366


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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<references />
<references />


[[Kategorie:Kultur]] [[Kategorie:Sozialwissenschaften]] [[Kategorie:Esoterik]]
[[Kategorie:Physik]]
[[Kategorie:Physikalische Größenart]]
[[Kategorie:Klassische Mechanik]]

Version vom 31. Dezember 2018, 20:02 Uhr

Der Impuls (von lat. impellere‚ „einschlagen, antreiben, veranlassen“) ist eine vektorielle physikalische Größe, die den Bewegungszustand eines physikalischen Objekts mathematisch durch das Produkt aus Masse und Geschwindigkeit charakterisiert und deshalb früher auch Bewegungsgröße genannt wurde. Umgangssprachlich wird er auch etwas ungenau als Wucht bezeichnet. Seine Einheit wird im Internationalen Einheitensystem (SI) in kg·m·s−1 = N·s angegeben.

In einem fest gewählten Inertialsystem ist der Impuls eine Erhaltungsgröße, d.h., dass ein Objekt, auf das von außerhalb des Systems keine Kräfte einwirken, behält unabhängig von etwaigen inneren Vorgängen seinen Gesamtimpuls nach Betrag und Richtung bei. Der Impulserhaltungssatz folgt nach dem 1918 von Emmy Noether formulierten Noether-Theorem aus der Homogenität des Raumes.

Der Begriff wurde zuerst von Isaac Newton in seiner Philosophiae Naturalis Principia Mathematica eingeführt:

„Quantitas motus est mensura ejusdem orta ex velocitate et quantitate materiae conjunctim.“

„Die Größe der Bewegung wird durch die Geschwindigkeit und die Größe der Materie vereint gemessen.“[1]

Siehe auch

Einzelnachweise